Fünftes Kapitel

 

Sie wollten das Kopfgeld. Sie wollten es so sehr, dass sie mich aus den Händen einer Greiferin entführten. Eigentlich ein guter Plan. Totaler Wahnsinn, aber gut.

»Was ist mit dem Mädchen, das mit mir in dem Karren war?«, fragte ich, als sie mir die Hände banden.

»Keine Ahnung. Ist mir auch egal«, sagte der Onkel und rieb sich die Schulter. »Vielleicht ist sie inzwischen frei. Die Männer auf den Docks waren ziemlich unglücklich, weil man zwei Löser festgenommen hatte.«

Der Junge nickte. »Besonders der eine Typ, richtig, Fjeso? Du hättest hören sollen, wie er pausenlos erklärt hat, dass du eine Heldin bist. Er hat den gesamten Liegeplatz rebellisch gemacht.«

Danello.

»Ach ja.« Fjeso lachte und schüttelte den Kopf, als könne er sich nie und nimmer vorstellen, für einen anderen Menschen den Hals zu riskieren. »Resik hat eine Minute zugehört und dann gegrinst.«

»Ja, da ist mir die Idee gekommen.« Der Junge, Resik, nehme ich an, zwinkerte ihm zu und tippte sich an die Schläfe. »Wir lassen sie die riskante Arbeit machen, und wenn sie das geschafft haben, fischen wir dich ihnen direkt unter der Nase weg.«

Diese Kerle sahen zu, wie Soldaten Häuser in Brand steckten, und nahmen das als Vorwand, um alles zu stehlen, was noch übrig war. Meine Aussichten auf Flucht waren gering. Ich hatte nur wenig Schmerzen zur Verwendung und mit gebundenen Händen konnte ich ihnen kaum wegrennen. Ich war ja auch nicht sicher, ob die anderen entkommen waren. Vielleicht hatte Vyand alle gefangen genommen.

»Was wollt ihr mit mir machen?«, fragte ich.

»Töten«, erklärte der Onkel völlig ungerührt.

»Köpfe dienen als Beweis, richtig?«, fügte Fjeso hinzu. »Wir haben irgendwo eine Kiste. Köpfe machen eine furchtbare Sauerei.«

Mein Magen drohte, gleich eine Sauerei zu machen. »Das müsst ihr doch nicht tun.«

»Hast du fünftausend Oppa? Dann lassen wir dich laufen.«

»Wartet! Auf den Steckbriefen steht nicht, dass sie mich tot haben wollen.« Sie machten eine Pause. »Der Herzog will mich lebendig haben. Bringt mich um, dann bekommt ihr gar nichts.«

Fjeso runzelte die Stirn. »Niemand will Verbrecher lebendig haben.«

»Der Herzog schon. Er braucht mich.« Wofür wusste ich nicht genau, und ich hoffte, sie würden nicht fragen. Zum Glück hatte ich nicht den Eindruck, dass sie die intelligentesten Fische im Teich waren. Ich wollte auch nicht dem Herzog übergeben werden, aber das war immer noch besser, als den Kopf abgeschlagen zu bekommen. Es ist schwierig, sich ohne Kopf einen Fluchtplan auszudenken.

»Das glaube ich nicht.« Fjeso hob eine Axt vom Tisch auf, die ich noch nicht gesehen hatte.

Bitte, heilige Saea, nein!

Resik hob die Hand. »Warte! Was ist, wenn sie recht hat?«

»Ein Kopf lässt sich aber viel leichter nach Baseer tragen«, meinte Fjeso mürrisch.

»Nicht, wenn er uns nichts einbringt.« Der Onkel starrte Resik an, als könne er die Zukunft auf dem Muster der Sommersprossen lesen. Nach einer Minute ging er zum Tisch und setzte sich neben Fjeso. »Es wird mühsamer, sie dorthin zu bringen, aber was der Junge sagt, klingt vernünftig. Auf den Steckbriefen steht nichts von töten, und normalerweise schreiben sie das drauf. Die Kutsche ist groß genug, um sie zu fahren.«

»Aber nicht groß genug, um sie zu verstecken.«

»Resik«, sagte der Onkel und winkte ihn zu sich. »Hol die Truhe von der Kutsche. Sie müsste reinpassen.«

»Wäre es nicht einfacher, wenn ihr mich zu Fuß gehen lasst?«, fragte ich.

»Nicht, wenn du wegrennst.«

»Und wenn ich verspreche, das nicht zu tun?«

»Köpfe reden nicht so viel«, sagte Fjeso zu seinem Onkel.

Ich schwieg.

Resik lachte.

»Hol die Truhe, damit wir abhauen können.«

Das war gar nicht gut. Ich sah mich unauffällig im Raum um und hoffte, irgendetwas würde mich zum perfekten Fluchtplan inspirieren. Ein Tisch, zwei Schlägertypen, drei Stühle, vier Bettrollen. Keine Fenster. Nur eine Tür. Der Onkel hatte bewiesen, dass er mich wie in einem Schraubstock festhalten konnte, und Fjeso war größer und breiter und hatte so viele Narben, dass es ihm offensichtlich nichts ausmachte, in einem Kampf ein bisschen Blut zu vergießen.

Der Onkel kümmerte sich nicht um mich. Er studierte mit gesenktem Kopf Papiere, die auf dem Tisch ausgebreitet waren. Ein flüchtiger Blick verriet mir, dass es Landkarten waren. Fjeso beobachtete mich mit ausdrucksloser Miene die ganze Zeit über.

Fjeso gluckste plötzlich. Wenn Krokodile lachen könnten, würde es genauso klingen. »Sie ist ein schlaues Luder. Seht sie euch an - sie plant die Flucht.«

»Stimmt überhaupt nicht«, protestierte ich.

»O doch! Ich hab gesehen, wie die hübschen braunen Augen alles angesehen haben.«

»Wir können ihr ja eine Augenbinde umlegen«, meinte der Onkel, ohne von den Karten aufzuschauen.

Fjeso stand auf und ging zu den Bettrollen. »Und knebeln. Zehn Oppa, dass sie sonst den ganzen Weg zur Herberge brüllt, wenn wir das nicht machen.«

Der Onkel nickte. »Ja, prima.«

Fjeso holte ein paar Stoffstreifen aus einem Bündel und kam zu mir. Ich hatte keine Ahnung, wofür die Streifen vorher benutzt worden waren, aber sie sahen weder sauber noch weich aus. Je näher er kam, desto deutlicher konnte ich sie riechen. Irgendwie sauer.

»Bitte, nicht.«

»Schaut euch das an«, sagte er und knüpfte einen dicken Knoten. »Manieren und Hinterhältigkeit.«

»Maul auf!«

Ich schüttelte den Kopf. Er packte meinen Unterkiefer und drückte mir die Finger in die Wangen. Mein Mund öffnete sich, und er stopfte mir den Knoten hinein. Dann band er die Enden hinter meinem Kopf zusammen. Ich zuckte zusammen, als er mir dabei ein paar Haare ausriss.

Fjeso grinste und nahm den zweiten Stoffstreifen zwischen die Hände. Staub flog heraus und tanzte mir um den Kopf. Ich hielt die Luft an, damit ich nicht niesen musste.

»Vielleicht besser, wenn du die Augen zumachst.« Er trat hinter mich. »Der ist ein bisschen dreckig.«

Ich kniff die Augen zusammen, als er den Fetzen um meinen Kopf band. Wenigstens war es jetzt leichter, die Tränen zurückzuhalten.

 

Schwere Schritte, gedämpfte Stimmen. Die ersten Laute, die ich seit ungefähr einer Stunde hörte. Ich hatte die Minuten gezählt, aber bei zwanzig und etwas war ich aus dem Takt gekommen, weil jemand geniest hatte. Ich hoffte, es sei Fjeso, obwohl das eigentlich keine richtige Rache war.

Die Tür ging auf und das Rumpeln wurde lauter.

»Warum habt ihr so lang gebraucht?«, fragte der Onkel.

»Es ist eine Truhe. Sehr schwer«, sagte Resik, gefolgt von einem lauten Knall. »Und da draußen ist ein Haufen Leute, die brüllen und Zeug schmeißen. Auf den Straßen ist die Hölle los.«

Hände packten meinen Arm, rissen mich auf die Beine und schleppten mich zu - ich nehme an - der Truhe.

»Hochheben«, sagte Fjeso und Hände hoben meine Füße. Ich wehrte mich, aber sie packten mich nur fester. Ich streckte die Hände aus und fand Haut, vielleicht einen Arm, und drückte meinen schmerzenden Kopf dagegen. Ein Mann schrie auf und ließ mich in etwas fallen, das nach Fisch und Schimmel stank.

Etwas traf mich gegen den Kopf, als ich mich aufrichten wollte, und alle lachten.

»Hinlegen!«, befahl Resik, als wäre ich ein Hund.

Der Deckel wurde zugeknallt und das wenige Licht, das unter der Augenbinde zu mir drang, verlosch. Ich konnte meine Hände soweit bewegen, dass ich die Augenbinde wegschieben konnte. Dann riss ich den Knebel aus dem Mund. Mein Mund war staubtrocken, aber sobald ich die Menschenmenge hörte, würde ich mir die Lunge aus dem Leib brüllen.

Ein Ende der Truhe hob sich, und ich stieß mir den Kopf an. Die andere Seite hob sich gleich darauf ebenfalls, und wir bewegten uns. Nach wenigen Minuten hörte ich gedämpfte Geräusche, die mit jedem Schaukeln lauter wurden. Ich schwankte im Rhythmus der Truhe und rollte gegen die Seiten, als wir die Vorderstufen hinuntergingen. Ich hatte nie unter Seekrankheit zu leiden, aber die Hitze und das Schwanken setzten meinem Magen zu.

Ich lauschte und spitzte die Ohren, ob ich Stimmen von Menschen hören konnte, die mir vielleicht helfen würden, wenn ich rief. Ich betete, dass die anderen in Sicherheit und auf dem Weg zu Barnikoff waren.

Stimmen riefen - befehlende Stimmen. Sicher Soldaten oder Wachen. »Stellt das ab, sonst werdet ihr festgenommen«, befahl jemand, der ein Soldat sein musste.

»Hilfe!« Ich trat um mich und hämmerte mit den Fäusten gegen die Seiten der Truhe. »Hilfe!«

Die Truhe landete hart auf dem Boden. Ich stieß und brüllte weiter, bis eine Sechs-Zoll-Klinge durch den Deckel kam und mich an der Wange verletzte. Ich presste den Kopf beiseite und drückte die Hand auf die Wunde. Einen Herzschlag später wurde die Klinge herausgezogen.

»Beim nächsten Mal ramm ich sie dir in die Seite«, sagte Fjeso durch das Loch. Ich presste mich flach mit dem Rücken gegen die Truhe. »Ich will das Geld nicht riskieren, andererseits - Köpfe versuchen nicht zu fliehen.«

Ich verhielt mich still. Ganz ruhig, trotz des Brennens in meiner Wange und des Bluts, das mir über den Hals tropfte. Der Geruch des Gerbens von Leder drang durch die Ritzen der Truhe und vermischte sich eklig mit dem von Fisch und Schimmel. Der Fischgeruch wurde stärker. Pferde wieherten, Holz knarzte und Wellen schlugen gegen das Pfahlwerk des Docks.

Wir befanden uns offenbar in der Herberge auf den Docks, der einzigen mit Stallungen. Wenn man nicht zum Militär gehörte oder sehr reich war, waren weder Pferde noch Wagen auf den Inseln erlaubt. Allerdings hinderte das die Leute nicht, sie zu ihnen überzusetzen. Der Herbergsbesitzer Gilnari verdiente sehr gut daran, beides in seinen Ställen unterzubringen.

Sobald ich in ihrer Kutsche und von der Insel fort war, hatte mein letztes Stündlein geschlagen. Ich musste fliehen, ehe sie an Bord der Fähre gingen.

Bitte, heilige Saea, tu etwas. Ich habe keine Ideen mehr.

Stimmen drangen an mein Ohr, aber ich konnte nichts verstehen. Wahrscheinlich wendete der Onkel die Kutsche und schirrte die Pferde an.

»Ich helfe dir dabei«, rief jemand.

»Nein, schaff ich selbst«, sagte Fjeso und schlug gegen die Seite der Truhe, gegen die ich meinen Rücken presste. »Wenn du schreist«, murmelte er gegen das Loch in der Truhe, »dann stirbt jeder, der dir helfen will, ebenfalls.«

Im nächsten Moment grunzte jemand, und ich schwankte. Die Truhe glitt gegen ein Ende und knallte gegen meinen Kopf. Dann ein heftiger Stoß, Schieben und alles war wieder im Gleichgewicht.

Mein Herz und meine Hoffnung sanken. Jetzt war ich in der Kutsche.

»Kann sie da drin atmen?« Die Stimme war gedämpft, klang aber wie die des Onkels.

»Ich hab ihr ein Luftloch gemacht«, antwortete Fjeso.

»Sie wird mehr als eins brauchen.«

Die Kutsche setzte sich rumpelnd in Bewegung. Dann bohrte sich die Klinge durch den Deckel - zwei, drei, vier Mal - und noch einmal vorn. Ich drückte mich noch mehr gegen eine Seite.

»Ist das genug?«

»Mach sie lieber noch ein bisschen größer.«

Wieder kam die Klinge und drehte sich in jedem Loch, bis Lichtstrahlen hereindrangen. »Glücklich?«

»Ja, sie wird nicht verbrutzeln. Gibt das nicht eine Sauerei da drinnen?«

»Nicht, wenn wir sie nicht füttern.«

Trotz der zunehmenden Hitze in der Truhe zitterte ich. Über die Straße waren es vier, vielleicht fünf Tage bis Baseer. Ich hatte schon drei Tage überstanden, ohne etwas zu essen, aber nie länger. Ich kannte Menschen, die das gekonnt hatten, also würde ich es wohl auch schaffen, aber wie lang würde ich ohne Wasser überleben?

»Alle an Bord der Fähre!«

»Wird auch Zeit«, meinte der Onkel. »Heilige, mein Kopf bringt mich um. Weck mich, wenn wir auf dem Festland sind. Ich hau mich erst mal aufs Ohr.«

Eine Tür quietschte und schloss sich. Dann fuhr die Kutsche an.

Die geschifteten Schmerzen. Wie lang würde es dauern, bis es das Blut des Onkels verdickte und seinen Körper auszehrte? Bei Danello und seinen Brüdern hatte es nur einen Tag gedauert, bis sie krank wurden, nachdem ich die Schmerzen des Vaters auf sie übertrug, aber die waren damals sehr viel stärker gewesen. Wie lange also, bis der Onkel krank wurde?

Wie lange, bis er starb?

Hoffnung und Schuld mischten sich zu einem quälenden Knoten in meinen Eingeweiden. Ich hatte ihn so sicher getötet, als hätte ich ihn erstochen. Aber das wusste er nicht. Es erschien mir unwahrscheinlich, dass einer von ihnen zu einem Heiler ging. Vielleicht zu einem Schmerzenshändler, aber ich bezweifelte, dass einer auf dem Weg lag.

Ich sollte mich nicht schuldig fühlen. Er hätte mich innerhalb eines Herzschlags umgebracht und meinen Kopf allein für das Geld abgeschlagen. Aber dennoch! Heiler nahmen keine Leben.

Die Schreie der Menge hallten mir wieder in den Ohren: »Abschaum! Mörderin!«

Ich war keine Heilerin und würde nie eine sein. Mein Pfad verlief anders: Heldin oder Mörderin.

Die Heiligen mögen mir verzeihen, aber ich fühlte mich mehr als letztere denn die andere.

 

Mein Magen rollte mit jedem Schwanken. Mir war übel von der Hitze und der Enge in der Truhe. Ich konzentrierte mich aufs Atmen - ein, aus, ein, aus. Ich gab mir größte Mühe, mich nicht zu übergeben. Ich glaubte nicht, dass Fjeso die Truhe aus irgendeinem Grund öffnen würde, ganz gleich, welche Geräusche ich machte oder welche Gerüche ich verbreitete.

Zügel schnalzten, und das Schwanken wurde schlimmer, als die Pferde schneller wurden. Vielleicht blieb ich am Leben, wenn wir schneller nach Baseer gelangten, aber es machte die Fahrt erheblich unbequemer. Ich prellte mir die Seiten, schlug gegen meine Blutergüsse. Die Wunde in der Wange öffnete sich wieder. Jeder Zoll schmerzte. Arme und Beine brannten, weil sie wie schmutzige Wäsche umhergeschleudert wurden, und ich bezweifelte, dass ich meinen Rücken je wieder gerade machen könnte. Zumindest würde ich über Schmerzen verfügen, die ich schiften konnte, wenn sie mich herausließen.

Und mehr Menschen töten?

Diesen Gedanken schluckte ich schnell herunter. Das waren keine Menschen, das waren Verbrecher - echte Mörder. Das sollte einen Unterschied machen, aber der Knoten in meinen Eingeweiden löste sich nicht. Vielleicht konnte ich entkommen, ohne zu schiften. Bisher war mir das stets gelungen, aber ich war auch noch nie in einer so schwierigen Lage gewesen.

Etliche Stunden später verschwand das Licht von den Löchern in der Truhe. Die Kutsche wurde langsamer und hielt. Wir konnten noch nicht in Baseer sein; sie hielten wohl, um zu übernachten.

Schritte.

Jemand machte sich an der Lasche zu schaffen und hob den Deckel. Frische Luft strömte herein und ich schluckte sie gierig wie Wasser. Die Nacht war hereingebrochen, und Sterne blitzten am Himmel über Resiks Schulter.

»Wenn du dich auch nur ein bisschen bewegst«, sagte er über mir mit einem Messer in der Hand, »dann schlage ich den Deckel so kräftig zu, wie ich kann.«

»Ich werde mich nicht rühren.«

Er ließ eine Wasserflasche in meinen Schoß fallen.

»Danke.« Schweiß lief mir in die Augen, aber ich wischte ihn nicht ab oder griff nach der Flasche.

Er zuckte mit den Schultern. »Wäre Geldverschwendung, wenn du uns wegstirbst.«

»Bist du wirklich so herzlos?«

Er schien verblüfft, sein Ausdruck war schockiert, dann schuldbewusst, dann wütend. »Es ist ein Geschäft. Nichts Persönliches.«

»Tausch mit mir den Platz, dann sehen wir, ob du immer noch so denkst.«

»Du würdest dasselbe machen.«

»Nein, würde ich nicht.«

»Ja, das sagst du jetzt. Aber versuch mal abzulehnen, wenn dir so ein Angebot gemacht wird. Das ist nicht so einfach.«

Ich lächelte, was ihn zu verunsichern schien. »Ich habe mehr Reichtum abgelehnt, als du je in deinem ganzen Leben sehen wirst.«

»Dann bist du eine Idiotin.« Er knallte den Deckel zu und verschloss ihn.

Ich seufzte, trank das Wasser und genoss die letzte frische Luft, ehe sie wieder stickig wurde. Vielleicht war ich eine Idiotin gewesen. Wo wäre ich jetzt, wenn ich tatsächlich Zertaniks Angebot angenommen hätte, den Pynvium-Block der Gilde geleert hätte, und ihm und dem Erhabenen geholfen hätte, ihn zu verkaufen? Würde ich in Verlatta stehen und dort den Menschen die leeren Heilsteine des unredlich erworbenen Pynvium zeigen und dafür ein Vermögen verlangen? Oder würde ich sorglos in meiner eigenen Villa mit Tali und Aylin leben?

Wahrscheinlich wäre ich tot oder würde mit beiden Männern eine Gefängniszelle teilen. Ich hatte das Gefühl, beides war besser als das, was der Herzog mit mir plante.