Zweiunddreißig
Nordküste der Insel 0ahu
»Sonne, Chief?«, fragte Larsen.
»Winziges Stück überm Horizont, Sir«, erwiderte Rowe. »Kann aber nicht mehr lange dauern.«
»Sehr gut, dann bringen Sie uns rauf.«
Die USS Virginia gelangte eine halbe Seemeile vor den wunderschönen Stränden der Nordküste Oahus schnell an die Oberfläche. Aus dieser Entfernung stellte sich die Frage nach der Lage an Land nicht mehr.
Die Luke wurde geöffnet. Seeluft rauschte hinein. Die hawaiianischen Untoten waren nun mehr als ein Bild auf den U-Boot-Sensoren. Ihr Ächzen überwand die Entfernung und kämpfte sich durch die Brandung zum Gehör der Mannschaft. Das U-Boot schien den Lärm wie eine Suppendose am anderen Ende eines Bindfadens zu verstärken.
Die Töne waren mehr als beunruhigend.
»Haltet die Schnauze, verdammt!«, schrie ein Seemann und hielt sich die Ohren zu.
»Und Sie halten die Klappe!«, bellte Larsen.
Das Ächzen war nicht zum Aushalten. Kil und der Captain stiegen die Leiter hinauf, durch den Turm, in die darüber befindliche Seeluft. Sie hatten ein Fernglas dabei, um die Lage zu begutachten, und nutzten den Vorteil der letzten noch vorhandenen Lichtstrahlen, die aus Richtung Westen heranschossen.
»Glauben Sie, die wissen, dass wir hier sind?«, fragte Larsen.
»Möglicherweise«, sagte Kil. »Sie können sehen. Wie gut, weiß ich nicht, aber sehen können sie jedenfalls. Aber das hat uns wahrscheinlich nicht verraten. Sie können verdammt gut hören. Fragen Sie mich nicht, woher ich es weiß. Kann es sein, dass wir beim Auftauchen Geräusche gemacht haben?«
»Ja, aber laut waren wir nicht.«
»Kann ich das mal haben?« Kil deutete auf Larsens Fernglas.
Er suchte den Strand eingehend ab und begutachtete die dort versammelten Gestalten. Obwohl es in der gegebenen Situation eigentlich nicht komisch war, glaubte er, wenn er sich lange genug konzentrierte und die Augen etwas zusammenkniff, in der Menge mehrere Hawaiihemden zu sehen. Als er Larsen das Glas zurückgab, musste er ein Lachen unterdrücken.
»Tja, wenn Sie hier schon auf Berater machen«, ulkte Larsen, »verlange ich auch, dass Sie beraten.«
»Ich habe meine Position artikuliert, Captain. Bis zum Höhleneingang sind es ungefähr fünfzehn Kilometer. Ein paar Stunden dauert der Aufbau, dann geht es fünfzehn Kilometer zurück. Ich kann Ihnen unmöglich sagen, dass ein Dreißig-Kilometer-Marsch, um einen unterirdischen Stützpunkt in Besitz zu nehmen, der unserem Auftrag vielleicht gar nicht helfen kann, etwaige Verluste aufwiegt. Die Virginia hat Sensoren, die das, was wir brauchen, ebenso besorgen können.«
Larsen dachte kurz über seine Antwort nach, dann sagte er: »Die Wheeler Air Base und der Stützpunkt Kunia sind nicht gerade das, was ich ›nahe an der Küste liegend‹ nennen würde. Sie haben selbst gesagt, dass diese Dinger sich vermutlich von der Inselmitte nach außen hin ausgebreitet haben, wobei die meisten wohl an den Stränden versammelt sind.«
»Vielleicht«, sagte Kil. »Wenn ich mich aber irre, könnte unser Sondereinsatzkommando vielleicht ein paar Tausend Verstrahlte am Hals haben. Ich habe mich schon mal geirrt.«
»Ich hab’s registriert.«
»Hat man Ihnen eigentlich genau gesagt, wie viele Atomraketen hier vor fast einem Jahr runtergekommen sind?«
»Laut Meldung nur eine. Sie ist über Honolulu detoniert. Der radioaktive Niederschlag dürfte bescheiden ausgefallen sein. Aufgrund der heutigen Meereslage konnten wir nicht auftauchen und Drohnen aufsteigen lassen. Wir lassen den infrarotfähigen Vogel heute Abend steigen, wenn das Team am Strand ist.«
»Ich gehe doch nicht fehl, wenn ich annehme, dass die Leute Schutzanzüge tragen werden, oder?«
»Natürlich nicht. Sie nehmen auch Dosimeter mit und werden ihre Belastung regelmäßig überprüfen. Die Rakete ist an der Südseite detoniert, nicht ganz fünfzig Kilometer südöstlich von hier, in einer Höhe von hundertfünfzig Metern über dem Stadtzentrum. Der Wind hat den größten Teil der Strahlung nach Osten, übers Meer, verteilt.«
»Der EMP der Luftexplosion wird den Versuch der Sicherung des Transports sehr erschweren«, sagte Kil. »Er könnte diverse Kfz-Elektroniken durchgebraten haben.«
»Sie sind wirklich ein negativ eingestellter Hundesohn, Kil.«
»Kann sein, aber ich habe fast ein Jahr auf dem amerikanischen Festland überlebt, während Sie sicher auf diesem Boot gesessen haben.«
»Das können Sie geschenkt haben«, sagte Larsen.
»Ich will gar nichts geschenkt haben, Captain. Ich bettele um nichts, aber ich gebe auch nichts.«
Das Vier-Mann-Team stand auf dem schaukelnden Deck des aufgetauchten U-Bootes und schaute über die vom Mond beschienenen hawaiianischen Gewässer hinweg. Die Wellen waren zu dieser Jahreszeit normalerweise höher; man konnte von Glück sagen, dass die nächtliche See so friedlich war. Ebenfalls an Deck befand sich die Drohnen-Mannschaft, die ihren Kram abschussbereit machte.
Sie hießen Rex, Huck, Griff und Rico. Es waren zwar nicht unbedingt ihre richtigen Namen, aber manche militärische Bräuche waren einfach nicht kaputt zu kriegen, nicht mal nach dem Weltuntergang. Namen spielten heutzutage keine Rolle mehr, aber dennoch rief man sich gegenseitig mit seinem Rufkürzel an.
Der Chinesisch-Übersetzer des U-Bootes stieg, den Tornister voll mit als geheim eingestuften Handbüchern in Sachen Höhlenstützpunkt, aus der Luke. Er nickte dem Team, das seinen Kram bereits zusammentrug, freundlich zu. Obwohl er in Wirklichkeit Benjamin hieß, hatte man ihn schnell Commie getauft. Dabei war er ein vierundzwanzig Jahre alter weißer Junge aus Boston und hatte noch nie einen Fuß auf chinesischen oder anderen kommunistischen Boden gesetzt. Commie hatte im kalifornischen Monterey Chinesisch gelernt, nachdem er ausgewählt worden war, als Linguist beim kryptologischen Dienst der US-Marine Dienst zu schieben.
Bevor sie an diesem Abend nach oben gegangen waren, hatten sie sich mit dem Offizier, der mit ihnen eingeflogen war, und seinem Partner, einem Burschen aus dem Mittleren Osten, zusammengesetzt.
»Zuallererst möchte ich sagen, dass ich nicht vorhabe, euch vorzuschreiben, wir ihr euren Auftrag durchzuführen habt. Ich möchte nur ein wenig von den Problemen erzählen, denen ich ausgesetzt war, und euch einige der Grundlagen vermitteln, die mir geholfen haben, die Zeit zu überleben, in der ich zu Fuß im von Untoten beherrschten Ödland von Louisiana und Texas unterwegs war. Einiges von diesem Zeug wird euch, je nachdem wer ihr seid und wo ihr herkommt, längst eine zweite Natur sein. Wie dem auch sei, ich habe mir während der Einsamkeit meines Marsches einige Notizen gemacht, die vielleicht auf eurem Weg zum Höhlenstützpunkt hilfreich sein könnten.«
Kil gab bewusst keinen Hinweis darauf, dass sein Tagebuch detaillierte Erlebniseinträge enthielt, weswegen er vorgab, sich nur ein paar Notizen gemacht zu haben.
Er begann damit, einige Hauptlektionen zu rezitieren, von denen manche buchstäblich mit Blut geschrieben worden war.
»Geht nur nachts raus. Ihr wisst es bestimmt selbst, aber ich weise noch mal gesondert darauf hin, weil es auf meiner Liste ganz oben steht: Untote können, wie wir, im Dunkeln nicht gut sehen, deswegen seid ihr mit euren Nachtsichtgeräten im Vorteil. Überprüft eure Gewehre. Darüber brauche ich mich wohl nicht weiter auszulassen. Schlaft nicht auf dem Boden. Solange ihr nicht von einem ganzen Zug bewacht werdet, ist es gefährlich, irgendwo in Reichweite von Untoten zu übernachten. Sie stöbern euch auf. Bleibt oft stehen und spitzt die Ohren. Bleibt Landstraßen fern, geht neben ihnen her. Aus irgendeinem Grund werden diese Biester von Hauptstraßen angezogen. Lagert Wasser im Körper, das heißt: Trinkt, wann immer ihr es könnt. Sorgt dafür, dass eure Waffen immer so geölt sind, als stünde das nächste Feuergefecht unmittelbar bevor. Ich musste, nachdem ich einen Hubschrauberabsturz überlebt hatte, Motorenöl für meine Knarre verwenden. Etwas anderes hatte ich nicht, und glaubt mir, ich hab’s benutzt. Wenn ihr im Freien seid, bewegt euch schnell. Schützt eure Augen – wenn ihr jemanden erledigt und euch was von ihm ins Gesicht fliegt, könnt ihr euch infizieren.«
Die Männer hörten ihm zwar freundlich zu, doch Kil hatte irgendwie den Eindruck, dass sie ihn lediglich halbwegs ernst nahmen.
»Wenn ihr keine Wahl habt und auf Bodenniveau lagern müsst, geht wenigstens auf einen Hügel rauf und in ein Auto oder einen Laster und legt eine Hand auf die Handbremse. Dann könnt ihr sie, wenn ihr angegriffen werdet, loslassen und von der Bedrohung wegrollen. In kleinen Gruppen sind sie keine Herausforderung, aber sobald ihr zehn oder mehr von denen am Hals habt, können sie Scheiben einschlagen und einen wie Hummerfleisch aus der Schale rausziehen. Eines noch, wofür ich keine Erklärung habe: Einige dieser Dinger gehen erst nach zwei Kopfschüssen zu Boden.«
Einer der Burschen aus dem Team warf eine Frage ein. »Wie viele hattest du auf einmal am Hals?«
Kil empfand Verärgerung. Der Mann hatte die Meldungen allem Anschein nach nicht gelesen. Er holte tief Luft und sagte: »Huck, nicht wahr?«
»Yeah, ich bin Huck.«
»Tja, Huck, Saien und ich sind auf dem Rückweg einer Horde begegnet. Die Organisation, mit der wir zu dieser Zeit in Verbindung standen, gab durch, dass der Schwarm über eine halbe Million Köpfe stark war.«
»Wie habt ihr das überlebt, verdammt?«, fragte Huck skeptisch.
»Ist ’ne lange Geschichte. In ihr kommen ein Abrams-Panzer, ’ne Reaper-Drohne mit lasergesteuerten 500-Pfund-Bomben, ’ne Brücke und viel Glück vor. Erzähl ich dir später mal.«
Das Landungsteam war plötzlich an allem interessiert, was Kil zu sagen hatte. Mit dem Ausmaß der Probleme, die Saien und er auf dem Festland überstanden hatten, konnte kaum jemand angeben.
»Noch ein paar Kleinigkeiten. Inzwischen sind wahrscheinlich alle Hunde verwildert. Ich würde ihnen aus dem Weg gehen. Ich habe sie Untote spontan angreifen sehen. Sie könnten auch euch angreifen; ich weiß es nicht. Wenn sie euch beißen, könntet ihr euch an verwesten Fleischresten anstecken, die zwischen ihren Zähnen klemmen. Und zu guter Letzt – und daran denkt bitte besonders – wurde Honolulu vor Monaten von einer Rakete getroffen. Captain Larsen glaubt, dass der hawaiianische Wetterkreislauf einen Teil der Strahlungspartikel übers Meer geweht hat. Ich würde trotzdem an allen großen metallenen Dingen wie Schulbussen oder Zugmaschinen vorbeigehen, wenn sie möglicherweise in Sichtweite der Atomexplosion standen. Sie sind vermutlich so heiß wie ein Feuerwehrauto in Tschernobyl. Das ist aber eigentlich eure geringste Sorge. Aus unbekannten Gründen hat sich die Strahlung grundlegend auf die Untoten ausgewirkt.«
Huck unterbrach ihn erneut. »In den Meldungen steht, dass sie etwas schneller sind als die anderen. Damit werden wir schon fertig.«
»Okay, Huck, wenn du schon alles weißt, kannst du den Auftrag jetzt in Angriff nehmen. Meine Arbeit hier ist getan. Viel Glück.«
»Halt die Schnauze, Huck, lass den Mann ausreden«, sagte ein anderer. »Ich mach mir Notizen. Es interessiert mich einen Scheiß, was du von den Meldungen hältst. Ich höre dir zu, Mann. Bleib bitte hier und mach mit dem Thema weiter.«
Kil hatte damit gerechnet, deswegen wandte er sich um und fuhr fort, als sei nichts geschehen. »Na schön, wie gesagt, die Strahlung macht sie schneller und gerissener. Ihr müsst euch aber nicht nur dessen ständig bewusst sein. Von mir aus nennt mich verrückt, es ist mir egal, aber in der Nacht des … Moment mal, ich muss kurz nachschlagen.«
Kil blätterte seine Notizen durch und suchte den Eintrag, bei dem Huck vielleicht ein Licht aufging. »Hier steht es. Ich war auf der Flucht. Ich hatte mich in einem verlassenen Haus verkrochen. Als ich das Parterre filzte, fiel etwas aus meinem Tornister, was eine Kreatur vor dem Haus auf mich aufmerksam machte. Sie ging mit einem Beil auf die Tür los, um reinzukommen. In dieser Nacht bin ich durch ein Fenster im ersten Stock entwischt. Am nächsten Tag bin ich auf die Motorhaube eines Schulbusses geklettert, um meinen Kram zu verstauen, doch dasselbe Ding ging wieder mit dem Beil auf mich los. Um wen es sich handelte, wusste ich, weil ich am Tag zuvor einen Blick durch das Guckloch in der Haustür riskiert hatte. Die Leiche unterschied sich eindeutig von den anderen. Ich hatte sie laufen und manchmal nachdenken sehen, zumindest auf einer niedrigen Ebene. Ich habe auch gesehen, dass manche sich nach einem Treffer tot stellten. Ich habe einen Marineinfanteristen auf einem Kutter der Küstenwache an sie verloren, einem Schiff, das von ein paar verstrahlten Untote übernommen wurde. Untote mit solchen Fertigkeiten nenne ich ›das begabte Zehntel‹. Ich habe festgestellt, dass einer von zehn anders ist als der Rest. Ich möchte auch noch etwas hinzufügen, das ich eigentlich nicht beweisen kann. Vielleicht tritt es aber irgendwann auf. Diese Insel wurde dort bombardiert, wo sie am bevölkerungsreichsten war. Ich gehe jede Wette ein, dass meine auf dem Festland gültige Begabtes-Zehntel-Theorie hier nicht gilt. Die Ratio ist wahrscheinlich zugunsten der Verstrahlten viel höher. Hier könnten vermutlich drei bis vier von zehn verstrahlt worden sein.«
Der Mann, der ihn Minuten zuvor gegen Huck verteidigt hatte, stellte nun ebenfalls eine Frage. »Ich heiße Rex, für den Fall, dass du’s vergessen hast. Ich möchte was über deine Erfahrungen in Sachen Bewegen und Ausweichen wissen. Gibt es da was, das wir unbedingt wissen sollten?«
»Gute Frage. Drei Meter Leerraum in meinem Umkreis war die beste Methode, Überraschungen aus dem Weg zu gehen. Du weißt schon, jene Art Überraschung, die einen durch ein offenes Fenster in einen Wagen reinzieht oder einem die Hand abbeißen will, wenn man in einem verlassenen Ladengeschäft in eine Tiefkühltruhe greift.«
»Häh?«, machte Rex verdattert.
»Es ist das Gegenteil von dem, was man gemacht hat, bevor die Toten wieder aufstanden«, fuhr Kil fort. »Früher war man eher geneigt, dicht an einer Deckung zu bleiben, an einer Mauer oder so. Heute bringt das einen angesichts dieser Kreaturen vielleicht um. Mit was für Nachtsichtgeräten seid ihr ausgerüstet?«
»Wir haben PVS-15er und PVS-23er. Wir haben auch ein sensorfusionsfähiges Zielfernrohr, Nachtsicht mit einer thermischen Überlagerung. Ist gut, um warme Körper visuell zu identifizieren. Warum?«
»Vielleicht wisst ihr es schon, aber die Augen von Untoten reflektieren sich in diesen Brillen nicht wie die von lebenden Menschen. Verlasst euch also nicht nur auf die Körperwärme.«
»Kapiert.«
Kil trat näher an die Männer heran und schüttelte ihnen die Hände. »Viel Glück, Männer. Ich meine es ernst.«
»Danke, Commander.«
Sie hatten die Ausrüstung schon auf dem Rücken, und das Festrumpfschlauchboot war bereit, sie ans Ufer zu bringen. Der Bordkaplan kam dorthin, wo die Gruppe sich versammelte, und bat darum, mit den Männern sprechen zu dürfen, bevor sie an Land gingen.
»Ich weiß, dass einige von euch nicht mehr an Gott glauben, aber andere eben doch, und ich ganz bestimmt, deswegen möchte ich ein Gebet für euch sprechen, wenn ihr nichts dagegen habt. Ein Gebet für eure sichere Rückkehr.«
»Leg los, Pastor«, sagte Rex.
»Lasset uns beten.« Die Männer schauten zu Boden. Der Kaplan fuhr fort. »Herr, obwohl diese Männer in Bälde durch das Tal der Schatten des Todes wandern werden, gib ihnen bitte die Kraft, nichts Böses zu fürchten. Leite sie auf ihrem Einsatz an, und leite sie gesund zur USS Virginia zurück. Wir wissen, wenn du es willst, werden sie Erfolg haben. Im Namen Jesu Christi, Amen.«
Auch aus der Gruppe kam das eine oder andere Amen, doch klang es zittrig. Wer gesehen hatte, dass die Toten jeden holten, den man liebte, neigte man dazu, religiöse Ansichten abzulegen und schnellstens zum Glauben des Fliegenden Spaghettimonsters überzutreten. Trotzdem gab man Militärgeistlichen immer die Zeit, die sie erbaten; vielleicht irrte man sich ja, und es gab doch einen Gott. So freute sich der Geistliche, und man selbst entging vielleicht einem vom Himmel herabzuckenden Blitz.
»Okay, Männer, viel Erfolg«, sagte Larsen.
Nachdem Rex dem Captain zugenickt hatte, führte er seine Leute zum Taucherspind, damit sie ihre Schutzkleidung überzogen, bevor es nach oben ging.
Kil wusste, dass die Männer wahrscheinlich nicht lebend zurückkehrten. Und wenn doch, dann nicht alle. Es muss ein anderes Motiv geben, dachte er. Obwohl seine Pflichten ihn nicht an Land, sondern in die Sicherheit des U-Bootes führen würden, ließ er den kleinen Waffenständer nicht aus den Augen. Saien, fiel ihm auf, verhielt sich nicht anders. Man kann nie wissen.
»Rico, wie ist das Schlauchboot?«, fragte Rex. Durch die Schutzhaube klang seine Stimme gedämpft.
»Beladen, betankt und bereit.«
»Dann rein damit ins Wasser.«
Rico und Huck schoben den Bug des Festrumpfschlauchbootes vom Deck des U-Bootes in den Ozean. Hinter dem Turm schoss die Drohnen-Bodenmannschaft ihren kleinen Aufklärungsflieger mit einem tragbaren Katapult in den Abendhimmel hinauf. Das Geräusch des winzigen Benzinmotors war dank des Getöses der Kreaturen am Strand kaum zu hören. Die Drohne stieg in den Himmel über Oahu hinauf.
Rex ging wieder hinter den Turm, um mit der Drohnen-Crew zu reden. »Danke, Leute, wir wissen euren Einsatz zu schätzen. Richtet den Piloten unten unsere besten Wünsche aus und unseren Dank dafür, dass sie ein Auge auf uns behalten.«
»Mach ich, Sir. Viel Glück.«
»Ihnen auch. Schönen Abend noch.«
Rex begab sich an Bord des Schlauchbootes. Es sprang beim ersten Versuch an. Ein gutes Zeichen.