36. Kapitel
Sam saß im Liegestuhl und streichelte Charons schwarzes Fell. Die Dämmerung brach herein und verdunkelte den Himmel. Es war vorbei. Endlich. Aber die Nachwirkungen würden sie ewig verfolgen. So viele Menschen, die sie kannte, waren tot, als Letzte war auch noch Melanie Davis ermordet worden … die Frau, die sich nach Einschätzung der Polizei als Annie ausgegeben hatte. Die Geschichte war noch immer bruchstückhaft, aber wie es aussah, war Melanie mit Kent Seger gegangen – er war der neue Freund gewesen, der ›Richtige‹, von dem sie Sam erzählt hatte.
»Es ist schon merkwürdig«, sagte sie zu ihrem Kater.
Kents Leben hing noch immer am seidenen Faden, er lag unter Polizeiaufsicht im Krankenhaus, und die Presse war allgegenwärtig, auf der Suche nach einer Story. Sam hatte ihr Telefon ausgestöpselt und ging auch nicht an die Tür. Sie brauchte Zeit, um sich zu fassen, um sich über so manches klar zu werden, um zu überlegen, was sie mit ihrem Leben nun anfangen sollte.
Falls Kent überlebte, erhielt sie vielleicht die gewünschten Antworten. Er würde auf alle Fälle für immer ins Gefängnis wandern. Es war wirklich ein Glückstreffer, dass er überhaupt gestellt worden war. Die Drogen in seinem Körper, eine Kombination aus PCP und Crack, hatten ihn halluzinieren und vor ein Auto laufen lassen, und zwar kurz nachdem er mit Sam telefoniert hatte.
Und das war eigenartig. Von einem Kontrollverlust war während seines Anrufs nichts zu spüren gewesen. Aber er hatte ja auch nicht viel gesagt.
Sam dehnte die Nackenmuskeln und verfolgte den Flug eines Schmetterlings über dem Gras nahe am Wasser.
Und was mache ich nun? Vielleicht sollte ich den Job in L.A. annehmen. »Wie wär’s mit einem Ortswechsel?«, wandte sie sich an Charon, der unter ihren streichelnden Fingern einen Buckel machte. »Dann würdest du zu einem Hollywood-Kater.«
Sie wäre in der Nähe ihres Vaters – weit weg von all dem Kummer hier. Noch immer hatte sie nichts von Peter gehört. Sie hatte halb damit gerechnet, einen Anruf von ihm zu erhalten, sobald die Nachricht bekannt wurde, dass der Serientäter gefasst war, doch weder bei ihr noch bei ihrem Vater hatte er sich gemeldet. Manche Dinge änderten sich eben nicht.
Könntest du Ty denn verlassen?
Bei dem Gedanken an Ty wurde ihr Herz ganz weit. Sie blickte hinaus auf den See und erkannte sein Boot, die Strahlender Engel, die übers Wasser schwebte. Sie hätte Ty vielleicht doch lieber begleiten sollen, doch sie hatte sich dagegen entschieden. Sie brauchte zunächst einmal ein bisschen Zeit für sich, um gründlich nachzudenken. Ty hatte beschlossen, Sasquatch zu Hause abzuholen und per Boot zu ihr zurückzukommen. Nachdem sie geduscht hätte, wollten sie zusammen das Abendbrot zubereiten. Als sie nun Tys Hund, die Nase im Wind, an Deck sitzen sah, lächelte sie.
Seit sie in der vergangenen Nacht ihre Sendung beendet hatte, waren erst achtzehn Stunden verstrichen, doch in dieser Zeit hatte sich ihr Leben verändert.
Melanie war tot.
Wie Leanne.
Wie Annie.
Wie all die anderen, die das Unglück gehabt hatten, Kent Seger über den Weg zu laufen.
Ihr tat das Herz weh bei dem Gedanken an das ehrgeizige Mädchen, das sich, wie die Polizei vermutete, in der Hoffnung, irgendwie Sams Job an sich reißen zu können, auf Kent Seger eingelassen hatte. Melanie war schon immer übertrieben ehrgeizig gewesen, und am Ende war ihr genau das zum Verhängnis geworden. Sam stand auf und winkte, und Ty, der am Steuer stand, winkte zurück. War es erst ein paar Wochen her, dass sie geglaubt hatte, die Strahlender Engel, mit einem dunklen Fremden an Bord, auf den nachtdunklen Wellen schaukeln zu sehen?
Mehrere Verlage hatten inzwischen Interesse an Tys Buch bekundet, und sein Agent warb weiter mit seiner Idee. Man munkelte von einer Auktion.
So viel hatte sich binnen achtzehn Stunden ereignet.
Mit Charon auf dem Arm ging Sam ins Haus, schloss gewohnheitsmäßig die Haustür ab und stieg die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Sie ließ die Tür einen Spaltbreit offen, damit der Kater nach Belieben ein und aus gehen konnte und nicht vor der Tür maunzte und kratzte. Tys Hose hing über dem Fußende des Betts. Er war noch nicht aus ihrem Haus ausgezogen, und Sam war nicht sicher, ob sie es überhaupt wollte. Sie passten gut zueinander, sagte sie sich, während sie aus dem Strandkleid und der Unterwäsche schlüpfte. Sie schlenderte ins Bad und drehte die Dusche auf. Durch das Fenster, das sie gekippt hatte, um den Wasserdampf hinauszulassen, hörte sie Hannibals vertrautes Bellen. Hannibal hielt unentwegt Ausschau nach Eichhörnchen und allen möglichen anderen Tierchen. Sam schaltete das Radio ein und hörte Ramblin’ Robs raue Stimme, die dem Publikum erklärte, er würde jetzt ins Archiv gehen und mit einem Patsy-Cline-Hit zurückkommen. Der erste Anrufer, der das Jahr nennen könne, in dem der Song in den Charts war, erhalte als Preis einen Becher mit der Aufschrift WSLJ.
Sam wickelte sich ein Handtuch um den Kopf und trat unter die pulsierenden Wasserstrahlen. Sie schloss die Augen und versuchte, ihre Dämonen zu verscheuchen. Wie hatte ihr entgehen können, dass Melanie neidisch auf sie war? Wie hatte sie Nacht für Nacht mit dem Mädchen zusammenarbeiten, ihr Haus und ihren Kater ihrer Obhut anvertrauen können? Sie dachte an David. Sein Betrug war noch schlimmer. Er hatte das Problem mit John ausnutzen wollen, in der Hoffnung, sie zurück in seine Arme zu zwingen.
Sie hatte sogar einen Anruf von ihrem Exmann erhalten – Jeremy Leeds, der bedeutende Professor, hatte ihr sagen wollen, dass ihm leidtue, was sie habe durchmachen müssen. Doch Sam bezweifelte, dass Jeremy jemals etwas leidgetan hatte.
Sie seifte sich ein und hörte Patsy Clines klare, melancholische Stimme über das Rauschen der Dusche hinweg. Am meisten beschäftigte sie Kent Seger, ein Mann, der besessen gewesen war, von seiner Schwester und dann von Samantha. Er hatte Sam die Schuld an Annies Tod gegeben, doch tatsächlich hatte er seine Schwester umgebracht, hatte den Mord wie einen Selbstmord erscheinen lassen, denn er war eifersüchtig auf Ryan Zimmerman gewesen, den Jungen, von dem er nicht gewusst hatte, dass er sein Halbbruder war.
Widerlich, das alles war so widerlich!
Sam spülte die Seife ab und dachte an Estelle, die am Vorabend in ihrem Pool gefunden worden war – tot. Sie hatte Selbstmord begangen, weil sie einen neuerlichen Skandal nicht verkraftet hätte. Als Ty ihren ersten Mann, Annies Vater Wally, benachrichtigt hatte, war dieser schockiert gewesen und hatte sich selbst die Schuld an allem gegeben.
Eine Menge Leute waren an diesem Tag auf dem Schuldtrip …
Als Sam die Hähne zudrehte, hörte sie, wie die Hintertür geöffnet wurde. Wahrscheinlich hatte Ty mittlerweile an ihrem Steg angelegt und betrat nun ihr Haus. Sie zog sich das Handtuch vom Kopf und schlüpfte in ihren Bademantel. »Ich habe noch nicht mit Kochen angefangen. Schenk dir erst einmal einen Drink ein«, rief sie die Treppe hinunter, während sie den Gürtel knotete und aus dem Fenster schaute. Am Horizont sah sie die vertrauten Masten und Segel der Strahlender Engel.
Aber das war unmöglich. Wie konnte die Schaluppe noch auf dem Wasser dahingleiten, obwohl Sam sicher war, gehört zu haben, wie unten eine Tür geöffnet wurde? Wie eine abgeschlossene Tür geöffnet wurde! Die feinen Härchen in ihrem Nacken sträubten sich. »Ty?«, rief sie und schalt sich selbst eine dumme Kuh. Kent Seger war im Krankenhaus, und Ryan Zimmerman war von jeglichem Verdacht freigesprochen worden. Außerdem besaß niemand außer ihr und Ty einen Schlüssel zum Haus.
Dann vernahm sie Schritte. Eilig stieg jemand die Treppe herauf. O Gott. Ihr Herz schlug heftig. Panik stieg in ihr auf. Sie sah aus dem Fenster, sah das Segelboot, das dem Ufer zustrebte. Ty stand am Steuer, Sasquatch saß neben ihm. Charon schlüpfte fauchend durch die offene Schlafzimmertür und verkroch sich unter dem Bett.
Sam suchte das Zimmer verzweifelt nach einer Waffe ab. Das Fenster … Wenn sie Ty doch ein Zeichen geben könnte! Sie zog den Vorhang zurück und hörte die Tür knarren.
»Du Miststück!«
Johns Stimme. Nein!
»Ty!«, brüllte sie und fuhr dann herum. Der Einbrecher stand direkt hinter ihr, ein großer Mann mit dunkler Sonnenbrille und einem kalten, höhnischen Lächeln. »Wer bist du?«
»Dein schrecklichster Albtraum«, sagte er, und sie bemerkte das Taschentuch in seiner Hand.
Ein übler Geruch umwehte ihn. »Raus hier!«, schrie sie, und ihr Blut war kalt wie Eis. Sie hielt erneut wild nach einer Waffe Ausschau und erblickte die Lampe. Doch bevor sie sie ergreifen konnte, war er über ihr. Er hielt sie fest und versuchte, ihr den widerlichen Lappen aufs Gesicht zu pressen.
Sie trat um sich, kratzte und schrie, kämpfte wie eine Tigerin, doch er war so stark, dass er sie mit einem Arm festhalten und mit der freien Hand das Tuch auf ihr Gesicht drücken konnte. Sie bekam keine Luft, der Geruch, der grauenhafte Äthergeruch drang in ihre Nase und brannte in ihrem Hals. Ihre Augen tränten, sie hustete, konnte nicht atmen.
Der Geruch war übermächtig.
Sie versuchte zu schreien, was nur zur Folge hatte, dass sie noch mehr von dem Betäubungsmittel inhalierte. Schwärze wollte sich in ihr Bewusstsein senken. Sie kratzte durch sein Gesicht, und er lachte. Die Dunkelheit kam und ging. Ihre Arme und Beine waren so schwer, sie konnte die Augen nicht mehr offen halten und nicht mehr kämpfen.
Sie sah sein Lächeln und registrierte aus den Augenwinkeln ein blutrotes Blinken, das von einer Perlenschnur ausging.
»Wir haben den Falschen!« Bentz starrte auf die Krankenkarte am Fußende von Kent Segers Bett und fluchte unflätig. Ein uniformierter Wachtposten stand an der Tür des privaten Krankenzimmers, man hatte Polizisten in Zivil an diversen Punkten im Krankenhaus stationiert, aber das war jetzt unwichtig. Der Typ in dem Bett, angeschlossen an eine Vielzahl von Schläuchen, war nicht Kent Seger.
»Den Falschen?« Montoya aß eine Tüte Chips, die er sich in der Cafeteria aus dem Automaten gezogen hatte.
»Sieh dir die Blutgruppe an.«
»Aber –«
»Ich weiß nicht, wer zum Teufel dieser Kerl ist, aber er ist nicht Kent Seger, und er ist nicht John. Wir haben uns reinlegen lassen.« Bentz rannte aus dem Zimmer. »Bleib, wo du bist«, wies er den Posten an. »Lass niemanden rein oder raus. Nicht mal einen Arzt.«
»Aber –«
»Warum zum Henker hat denn niemand seine Blutgruppe geprüft?« Bentz zerrte sein Handy aus der Tasche und lief zum nächsten Ausgang.
Montoya folgte ihm dicht auf den Fersen. »Und wer ist er dann?«, fragte er, rannte zu seinem Wagen.
»Das ist jetzt egal. Egal ist allerdings nicht, dass unser Mann immer noch frei herumläuft.«
Bentz gab die Nummer der Einsatzleitung ein. »Ruft die Polizei in Cambrai an. Schickt jemanden raus zu Samantha Leeds’ Haus am Lake View Drive, und zwar sofort.« Er setzte sich hinters Steuer.
»Ich kann fahren«, bot Montoya an.
»Kommt nicht infrage. Du bist zu langsam. Steig ein.«
Montoya hatte sich noch nicht einmal angeschnallt, da drehte Bentz schon den Zündschlüssel herum, trat aufs Gas, raste wie der Teufel vom Parkplatz und schaltete die Sirene ein. Er warf Montoya sein Handy zu. »Ruf Samantha Leeds an. Sag ihr, was los ist.«
Während Montoya auf die Verbindung wartete, nahm Bentz Funkverbindung mit der Polizei auf und informierte die anderen Einheiten über die neuen Entwicklungen.
»Da meldet sich niemand«, sagte Montoya.
»Verdammte Scheiße! Dann versuch’s bei Ty Wheeler … auf dem Festnetz oder dem Handy. Ruf die Auskunft an, aber krieg ihn irgendwie an die Strippe!« Er bog zu schnell um eine Kurve, und die Reifen kreischten. Die Fahrt nach Cambrai dauerte für gewöhnlich zwanzig Minuten. Wenn er Glück hatte, schaffte er es in fünfzehn.
Er konnte nur hoffen, dass er nicht zu spät kam.
Ty erblickte Sam am Fenster. Sie winkte. Nein … sie zog den Vorhang zurück und rief ihm etwas zu. Dann sah er den Schatten – jemand war bei ihr im Badezimmer. Jemand, der schwarz gekleidet war. Jemand, der eine dunkle Sonnenbrille trug. Sam wehrte sich. Schrie. Wurde angefallen. Und er konnte nicht zu ihr. In dem Wissen, dass er es nie im Leben rechtzeitig schaffen konnte, holte er die Segel ein, warf den Motor an und gab Vollgas.
Er behielt das Fenster im Auge, ergatterte nur hier und da einen flüchtigen Blick auf das Grauen, das er überwunden geglaubt hatte. Nun wusste er, dass der Unhold noch auf freiem Fuß war. Irgendwie war die Bestie entwischt, und jetzt tötete er Samantha vor seinen Augen.
»Das schaffst du nicht, du Schwein«, gelobte Ty, umklammerte das Steuerrad, und die Schaluppe pflügte durchs Wasser. »Vorher bringe ich dich um.«
Es war dunkel … so dunkel – das erkannte sie selbst mit geschlossenen Augen. Und da waren Geräusche … merkwürdige Geräusche … ein tiefes grollendes Summen. Ihr Kopf dröhnte.
Sie wollte gern wieder einschlafen, doch irgendetwas zwang sie, die Augen einen Spaltbreit zu öffnen. Es war nach wie vor stockfinster. Sie spürte ein Holpern und realisierte, dass sie transportiert wurde, aber … Ihr Kopf schmerzte, ihr war übel. Wo war sie? Sie versuchte, sich zum Sitzen aufzurichten, und fühlte sich benommen. Eine Sekunde lang fürchtete sie, wieder das Bewusstsein zu verlieren, und dann kam die Erinnerung. Deutliche Bilder blitzten auf. Sie war in ihrem Schlafzimmer gewesen, und ein Mann mit einer dunklen Brille hatte sie überfallen … O Gott! John … Irgendwie war ihm die Flucht gelungen.
Sie tastete ihre Umgebung ab, sog tief die Luft in die Lungen und roch Benzin. Sie befand sich in irgendeinem Fahrzeug, vielleicht im Kofferraum … Nein, dazu war zu viel Platz … Sie lag auf der Ladefläche eines Pick-ups mit Abdeckplane, und John saß am Steuer, brachte sie irgendwohin – aber wohin?
Er drosselte das Tempo, und ihr ohnehin schon rasendes Herz hämmerte. Sie zweifelte nicht eine Sekunde lang daran, dass er sie umbringen würde. Er wollte es lediglich in seiner Privatsphäre tun, damit er mehr Zeit hatte. Sie dachte an seine Opfer, an die Qualen, die sie hatten ausstehen müssen, und ihr war klar, dass auch ihr dieser abscheuliche Todeskampf bevorstand.
Wenn sie sich doch nur orientieren könnte, wenn sie einen klaren Gedanken fassen könnte … In einem Pick-up gab es vielleicht Werkzeuge. John nahm eine scharfe Kurve, und sie glitt zur Seite … rollte gegen den Radkasten und stieß erneut mit dem Kopf an. Denk nach, Sam, denk nach, wohin bringt er dich wohl? Zu irgendeinem Ort, der abgelegen war. Die Polizei hatte schließlich doch ein paar Einzelheiten der Verbrechen für die Veröffentlichung freigegeben, und Sam hatte erfahren, dass der Mörder die Frauen für gewöhnlich in deren Wohnung mit einem Rosenkranz erwürgte … Sie tastete den Boden ab, ihre Finger fuhren über die Ladefläche, bis sie etwas fand … einen Werkzeugkasten. Dass sie so viel Glück hatte! Sie versuchte, den Kasten zu öffnen, doch er war verschlossen. Nicht in Panik geraten, nachdenken! Sie wollte mit Gewalt den Deckel abheben, doch er rührte sich nicht.
Reifen knirschten auf Kies. Der Wagen bewegte sich kaum noch vorwärts. Der Wagenheber! Wo war er? Ob sie ihn aus seiner Halterung lösen konnte? Sie befühlte die gesamte Ladefläche und die Radkästen – und fand nichts außer einer Angelrute. Aus Bambus. An einer Seite der Ladefläche befestigt. Nichts Schweres also. Verdammt!
Der Pick-up blieb stehen. Sam wog ihre Möglichkeiten ab. Wenn er die Heckklappe öffnete, konnte sie ihn anspringen, aber damit rechnete er wahrscheinlich. Nein, es war besser, so zu tun, als wäre sie noch immer bewusstlos, und wenn er versuchen sollte, ihr etwas über den Kopf zu streifen, musste sie reagieren.
Es fiel ihr ungeheuer schwer, still zu liegen, nicht zu verkrampfen, damit es so aussah, als wären ihre sämtlichen Muskeln erschlafft. In Wirklichkeit war sie so angespannt, dass sie kaum atmen konnte.
Der Motor verstummte.
O Gott, hilf mir.
Sie hörte, wie sich knarrend die Fahrertür öffnete, dann näherten sich Schritte.
Ruhig bleiben. Sie lag still, atmete langsam, schloss die Augen, ganz locker – obwohl ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
Die Heckklappe schwang auf, warme, modrige Luft drang herein, und sie vernahm das nächtliche Quaken von Ochsenfröschen und das Summen der Insekten.
Sumpf, der Bayou. O Gott, hier würde man sie niemals finden!
»Bist du schon wach?«, fragte er mit verführerischer Stimme. »Dr. Sam?« Er rüttelte an ihrem bloßen Fuß, eine heiße Hand an ihren Zehen. Sie reagierte nicht. »Wach auf, zum Teufel!« Jetzt klang seine Stimme schon gereizter. Sie regte sich noch immer nicht. »Sinnlos, sich tot zu stellen.« Er kitzelte sie unterm Fuß, und sie zwang sich, schlaff zu bleiben. »Los jetzt.« Er zog sie von der Ladefläche, und sie ließ sich gegen ihn sinken und die Beine schleifen. Es kostete sie alle Willenskraft, ihn nicht zu treten, sondern ihre Füße schlapp über den Boden scharren zu lassen. Er schleppte sie ein paar Meter weit über den Kiesweg, dann wich das Knirschen unter seinen Füßen einem hohlen Ton, wie von Stiefelschritten auf Holz.
Sie öffnete die Augen einen winzigen Spaltbreit und sah die ausgebleichten Bohlen eines Anlegers.
»Vielleicht ist es ganz gut, dass du noch schläfst«, sagte er wie zu sich selbst. »Denn später werden wir eine Party feiern.« Er ließ sie in ein kleines, am Anleger festgemachtes Boot fallen. Sie sank in sich zusammen, als hätte sie keine Knochen. Innerlich ängstigte sie sich zu Tode. »So eine Art Party, die ich mit Melanie gefeiert habe … Nur werden wir dich dieses Mal nicht im Radio hören. Nein, wir müssen uns mit einer Aufzeichnung zufrieden geben. Ich habe alles auf Band, alle deine Sendungen. Eine Kassette habe ich mitgebracht.«
Sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. Dieses Ungeheuer hatte tatsächlich vor, sie zu töten – während er ihrer Stimme lauschte, die im Radio Anrufe beantwortete. Das konnte einfach nicht wahr sein! Er begann, das kleine Boot loszubinden. Sam benötigte eine Waffe, zumindest irgendetwas, das als Waffe taugte. Als er ihr den Rücken zukehrte, schlug sie leicht die Augen auf und suchte das Boot nach irgendeinem Instrument ab … nach irgendetwas Brauchbarem. Aus engen Augenschlitzen entdeckte sie eine Fischreuse unter der Bank, doch die nützte ihr nichts … Dann sah sie das Ruder. Wenn sie sich flink bewegte, konnte sie es ergreifen, ihm damit auf den Rücken schlagen und sich in den Sumpf gleiten lassen.
In diesem Sekundenbruchteil kamen ihr auch die Sumpfbewohner in den Sinn – Alligatoren, Schlangen, Fledermäuse … Aber was war schlimmer? Tiere oder dieser perverse Unhold? Ihr Verstand war noch immer ein bisschen umnebelt. Arbeitete träge.
Er stieß das Boot vom Anleger ab.
Jetzt!
Sie sprang auf, stolperte, packte das Ruder und schlug mit aller Kraft zu.
Das Ruder traf seinen Hinterkopf.
Er brüllte auf vor Schmerz, taumelte nach vorn. Sie hieb noch einmal auf seinen Kopf, doch beim dritten Versuch drehte er sich um.
»Du Miststück!« Er packte ihre behelfsmäßige Keule und riss sie ihr aus den Händen. »Du dumme, blöde Fotze!« Er wollte sich auf sie stürzen, und sie hechtete aus dem Boot. Sie versank im modrigen Wasser und versuchte zu schwimmen, doch sie hing fest. Er hatte den Saum ihres Bademantels zu fassen gekriegt und zog sie nun zurück. Sie bemühte sich, den Knoten des Gürtels zu lösen, doch er war zu stramm. Und nass.
Laut fluchend zerrte er sie rücklings zum Boot. Sie trat um sich, bestrebt, die Luft anzuhalten, zupfte an dem verdammten Knoten, doch der Abstand zum Boot verringerte sich stetig. Seine Finger berührten ihren Knöchel.
Nein! Nein! NEIN!
Ihre Lungen brannten, ihr Kopf schien jeden Moment zu platzen, ihre Finger nestelten noch immer an dem verdammten Knoten.
Er riss heftig an dem Stoff. Griff wieder nach ihrem Bein. Sie trat zu – und der Knoten öffnete sich. Von Panik getrieben schlüpfte sie aus dem Bademantel und tauchte. Schnell. Tief. Schwamm nackt durch das modrige Wasser, weit unter der Oberfläche. Ihre Lungen schmerzten, doch sie ignorierte das Brennen, entfernte sich mit kräftigen Stößen immer weiter vom Anleger, bis sie glaubte, explodieren zu müssen.
Mit einem Platschen durchbrach sie den Wasserspiegel, kaum mehr als fünf Meter von ihm entfernt. Sie schöpfte tief Luft und tauchte wieder unter, doch da hatte der Strahl seiner Taschenlampe sie schon gefunden, und er lenkte das Boot in ihre Richtung.
Wie konnte sie ihn überlisten? Wie konnte sie sich retten? Wieder tauchte sie durchs träge, schlammige Wasser, floh vor dem Licht. Schneller, Sam, schneller! Du musst weg von hier! Als ihre Finger die Wurzeln einer Zypresse streiften, drohten ihre Lungen zu bersten. Auf der Rückseite des Baums stieg sie vorsichtig an die Oberfläche und atmete in tiefen Zügen, bemüht, so leise wie möglich zu sein und sich zu orientieren. Gott, steh mir bei, dachte sie verzweifelt, wusste jedoch, dass sie sich selbst helfen musste. Hier draußen war niemand. Sie befand sich mitten in der Wildnis von Louisiana.
Sie musste irgendwie entwischen – oder ihn umbringen.
Nackt und zitternd, aber endlich mit klarem Kopf, konnte sie über ihr wild schlagendes Herz hinweg kaum etwas hören. Nur mit äußerster Anstrengung wehrte sie die Panik ab, die Adrenalin durch ihre Adern pumpte. Sie spürte etwas Schlüpfriges an ihrem Bein, bewegte sich jedoch nicht, wagte es nicht aufzuschreien. Der Geruch des Sumpfes stach ihr in die Nase, die schwüle Luft fühlte sich kühl auf ihrer Haut an. Sie vernahm, wie die Ruder ins Wasser tauchten, sah, wie die Lampe eingeschaltet und rasch wieder ausgeschaltet wurde, um sie zu verwirren, damit sich ihre Pupillen weiteten und wieder zusammenzogen und es für sie schwieriger wurde, etwas zu erkennen.
»Du entkommst mir nicht«, sagte er gedehnt. Seine Stimme war dunkel und sanft und viel zu nahe. Wo war er? Wo?
Dann flammte das Licht wieder auf, in knapp drei Metern Entfernung. Geräuschlos glitt sie unter Wasser und schwamm leise unter den Seerosen hindurch, um in einem Gebüsch hoher, skelettartiger Bäume wieder aufzutauchen und sich hinter einer ausgebleichten Zypresse zu verstecken.
»Du hältst dich nicht mehr lange. Die Alligatoren holen dich. Oder sonst was. Komm raus, Samantha.« Seine Stimme sollte verführerisch klingen, doch sie hörte den enttäuschten Unterton. »Du hast angefangen, weißt du noch? Du hast Annie geraten, sich jemandem anzuvertrauen, und sie hat es Mutter gesagt.« Er schnalzte mit der Zunge. »Aber Mutter hat ihr nicht geglaubt. Nein, sie hat nicht geglaubt, dass ich tatsächlich meine kleine Schwester ficken würde.« Er lachte. »Und Annie … es hat ihr gefallen, ob sie es nun zugeben wollte oder nicht. Sie ist feucht für mich geworden … und du wirst es auch.«
Das Grauen fraß sich tief in ihr Herz. Sie musste fort von hier. Auf der Stelle. Bevor er sie entdeckte. Bevor die Erschöpfung sie überwältigte. Bevor das Glück sie verließ. Sie spähte vorsichtig um den Baumstamm herum und entdeckte den Umriss des Pick-ups, dessen Metall im Mondlicht glänzte. Er war ihre einzige Chance.
Lautlos tauchte Sam wieder unter. Ohne ein Geräusch entfernte sie sich von seiner Stimme und näherte sich dem Anleger. Hatte er den Zündschlüssel stecken lassen? Oder hatte er ihn mitgenommen? Hatte er die Türen verriegelt?
Sie brauchte ein Fahrzeug zur Flucht. Wie weit würde sie sonst kommen, nackt und barfuß?
Während sie sich durch die schleimige Entengrütze kämpfte, brannten ihre Lungen, immer stärker, bis sie auftauchte und so leise wie möglich einatmete.
Die Lampe flammte auf.
Der Lichtstrahl traf sie, abscheulich grell. Irgendwie hatte der Kerl ihren Weg verfolgt und begriffen, dass sie zurück zum Anleger wollte.
Schnell tauchte sie erneut unter, schwamm verzweifelt, suchte Schutz unter dem Anleger und streckte an der anderen Seite wieder den Kopf aus dem Wasser. Sie spähte über den Rand des faulenden Holzes hinweg und erblickte das gespenstische Schimmern der Lampe im aufsteigenden Nebel. Das Boot hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Hatte sie ihn etwa abgehängt? Würde er so schnell aufgeben? Wohl kaum, es sei denn, sie hatte ihn mit dem Ruder verletzt.
Behutsam hielt sie aufs Ufer zu und sah zwischen den Bäumen etwas aufblitzen – Scheinwerfer? Ihr Herz machte einen Satz. War das denn möglich? War noch jemand auf dieser verlassenen Straße unterwegs? Befand sie sich vielleicht in der Nähe einer Hauptstraße? Sie bewegte sich schneller, tastete mit den Füßen nach festem Halt auf dem schlammigen Untergrund. Sie spürte, wie etwas sie streifte. Ein Fisch? Ein Alligator? Eine Schlange?
Sie machte einen Schritt nach vorn.
Stahlharte Finger umschlossen ihren Knöchel.
Nein!
O Gott, er hatte sie aufgespürt! Sie trat um sich, aber ohne Erfolg.
Er stürzte sich auf sie. Entschlossen, sie mit seinem harten Körper unter Wasser zu drücken. Er hatte die Lampe eingeschaltet und das Boot treiben lassen, war ins Wasser gesprungen und ihr zielstrebig nachgeschwommen.
Seine Hand war wie eine Eisenfessel, zog sie tiefer, hinaus in tieferes Wasser. Sie schlug und trat um sich, rang keuchend nach Luft. Ihre Ferse traf auf etwas Hartes. Er durchbrach den Wasserspiegel und schleppte sie weiter mit sich. »Du verdammtes Miststück!«, fluchte er. Sein Oberkörper war nackt, die Haut schimmerte weiß in der dunklen Nacht, die Sonnenbrille war verschwunden, und große helle Augen starrten sie wütend an. »Dafür wirst du büßen«, sagte er. Wasser tropfte aus seinem dunklen Haar und rann über sein Gesicht. Er stand, den Kopf über Wasser, sie hingegen war kleiner und fand daher keinen Grund unter den Füßen. Sie japste, ging unter, schluckte das modrige Wasser und kam hustend und spuckend wieder hoch.
Abermals um sich schlagend und tretend zielte sie nach seinen Weichteilen, doch er drückte sie wieder nach unten. Erneut schluckte sie Wasser. Dann erreichte sie die Oberfläche. Keuchte. Hustete, spie, meinte zu ersticken.
Er packte sie mit der freien Hand. »Und jetzt: Bereue, Dr. Sam.«
»W–wie?«
»Bereue deine Sünden.«
Er presste sie wieder unter Wasser, hielt sie in der modrigen Brühe fest, gestattete ihr nicht zu atmen, bis sie in der Dunkelheit Bilder vor ihren Augen sah, dunkle Formen, die sich um seine Beine herumbewegten.
Mit hartem Griff riss er sie hoch, und sie konnte sich kaum noch rühren. »Los, stell dich ruhig tot. Du wirst schon sehen, was du davon hast«, sagte er und schleppte sie näher ans Ufer heran. Unter ihren Füßen spürte sie den Boden, und sie versuchte fortzulaufen, doch er hielt sie umklammert, griff unter Wasser in seine Hosentasche und zog seine schreckliche Waffe heraus. In der Dunkelheit sah sie die Perlen schimmern – sein Rosenkranz.
Sie kämpfte, doch es war sinnlos. Er war so viel stärker. So viel größer. Er kannte den Sumpf. Wenn sie doch nur irgendeine Waffe hätte, einen Stock, einen Stein, irgendetwas! In der Ferne zwischen den Bäumen bemerkte sie Scheinwerferlicht, das näher kam.
»Sprich dein letztes Gebet, Dr. Sam«, befahl Kent und streifte ihr die Schlinge über den Kopf. Die Perlen waren kalt wie Eis. Hart. Scharfkantig. Er zog die Schlinge zu, und sie rang nach Luft. In ihrem Hals brannte es. Er beugte sich vor. »Bereue und küss mich, du elendes Weibsstück«, verlangte er, und sie stieß vor, mit gebleckten Zähnen, und biss mit aller Macht in seine Wange.
Er heulte auf, ließ den Rosenkranz für eine Sekunde los, und Sam tauchte unter den Anleger, riss sich den abscheulichen Rosenkranz vom Hals und stieg an der anderen Seite wieder nach oben. Sie hörte ihn hinter sich, doch sie schwamm weiter zum Boot, packte die Lampe und schwang sie wild in Richtung der Scheinwerfer, die die Dunkelheit durchschnitten. Sie vernahm Motorengeräusche, das Knirschen von Reifen auf dem Kies.
Sie fand Boden unter den Füßen und watete verzweifelt in Richtung Ufer, hoffte, dass diejenigen, die sich näherten, rechtzeitig bei ihr sein würden. »Hier!«, schrie sie. »Hilfe!« Doch Kent war hinter ihr und stürzte sich, in dem Moment, als der Wagen hielt, auf sie.
Türen flogen auf. Zwei Männer und ein Hund stürmten aus dem Wagen.
»Polizei, Seger! Gib auf!«, brüllte eine Stimme.
Kents Hand klammerte sich um ihre Schultern. Er drückte sie unter die Wasseroberfläche.
Plötzlich erschallte ein Gewehrschuss über dem Bayou.
Kent schrie auf und fiel rücklings ins Wasser. Schlug um sich, dass es aufspritzte. Sein Blut färbte die Wellen rot. »Verdammte Scheiße«, tobte er, doch seine Stimme versagte, wurde zu einem Gurgeln.
Keuchend und zitternd hastete Sam auf das Ufer zu, watete durch Seerosen und Schlingpflanzen hindurch, schluchzte heftig, überzeugt, dass Kent wieder auftauchen und sie unter Wasser zerren würde.
»Samantha!« Tys Stimme hallte über den Sumpf.
Sam wäre beinahe in sich zusammengesunken.
»Hier!«, wollte sie rufen, doch es kam nur ein Flüstern über ihre Lippen. Sie zwang sich weiterzugehen, hatte das Gefühl, sich in Zeitlupe zu bewegen.
Dann sah sie seinen Umriss vor dem Licht der Scheinwerfer. Er rannte, gefolgt von seinem Hund, auf sie zu. Als er sie in die Arme nahm und fest an sich drückte, schluchzte sie wild und hemmungslos und konnte nicht wieder aufhören.
»Sam … Sam … Um Gottes willen, bist du gesund?«
»Ja … nein … ja …« Sie umklammerte ihn, rang um Fassung und vermochte sich doch nicht zu beruhigen.
»Hier drüben«, rief Ty, der sich zu dem Scharfschützen umgedreht hatte. »Bring eine Decke mit.« Er wandte sich wieder Samantha zu. »Samantha, ich hätte dich nicht aus den Augen lassen dürfen. Es tut mir leid, so furchtbar leid … Was hast du da?«
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie noch immer den verfluchten Rosenkranz in der Hand hielt. Als wäre dieser das Böse selbst, schleuderte sie ihn auf den schlammigen Boden. Sie bebte und war einer Ohnmacht nahe. Durch den Nebel in ihrem Kopf spürte sie, wie jemand eine Wolldecke um ihren nackten Körper legte, und sie erkannte Detective Bentz.
»Ich benötige eine Aussage«, erklärte er und wandte den Blick ab, als sie sich in die dünne Decke einwickelte.
»Später«, sagte Ty.
In der Ferne wurden weitere Scheinwerfer sichtbar.
»Die Kavallerie«, erklärte Bentz. In einem nahe gelegenen Baum schrie eine Eule. »Ich dachte, wir könnten Verstärkung brauchen.« Er blickte auf den Sumpf hinaus, fasste in seine Jackentasche und zog ein noch versiegeltes Päckchen Zigaretten heraus. »Wir sollten den Schweinehund wohl jetzt da rausholen«, sagte er. Er gab einem der Männer ein Zeichen. »Ich muss jetzt erst mal eine rauchen.« Die Waffe noch in der Hand, zündete er sich eine Zigarette an, trat bedächtig auf den Anleger und spähte in das dunkle Wasser. Die Zigarette glühte rot in der nebligen Finsternis.
»Wie … hast du mich gefunden?«, fragte Sam, die noch immer nicht wieder ganz bei sich war.
»Navarrone wusste, dass Kent hier einen Unterschlupf hat – das Einzige, was seine Mutter ihm gelassen hat, als sie ihm den Geldhahn zudrehte. In erster Linie hatten wir Glück.«
»Glück? Ich hatte gehofft, du würdest sagen, alles wäre nur der hervorragenden Polizeiarbeit zu verdanken.«
»Das auch, aber Glück spielte wohl die Hauptrolle.«
»Das beruhigt mich«, entgegnete sie, schüttelte den Kopf und zog die Decke fester um ihren zitternden Körper.
»Das soll es auch.«
Sie spürte den trocknenden Schlamm auf ihrer Haut und sah im Scheinwerferlicht rote Tropfen. Blut. Nicht ihr Blut, sondern Kents. Verdünnt mit dem Wasser des Sumpfes, lief es an ihren Beinen hinab. Schaudernd wischte sie die widerliche Flüssigkeit ab. »Können wir jetzt weg von hier?«, fragte sie.
»Selbstverständlich.« Ty pfiff nach seinem Hund und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Lass uns nach Hause fahren.«