Fünfzehn

Zurück in der Zukunft

Captain Robert Swann, US Special Forces, saß seit fast drei Jahren in einem geheimen Hochsicherheitsgefängnis in der Wüste jenseits der letzten Ausläufer von Santa Mondega. In der ganzen Zeit hatte er nicht einen einzigen Besucher gehabt. Das Gleiche konnte man von den meisten anderen Gefangenen auch sagen. Es waren Männer, die man vergessen hatte, deren frühere Leben, jedenfalls die meisten, aus sämtlichen Aufzeichnungen getilgt worden waren. Von den vierhundert Insassen würde höchstens eine Handvoll das Glück haben, je wieder die Sonne als freier Mann aufgehen zu sehen. Ihnen allen war eines gemeinsam: Sie wussten etwas, das sie nicht hätten wissen sollen, oder sie hatten jemandem etwas getan, mit dem sie sich nicht hätten anlegen sollen. Sie waren quasi im Todestrakt, ohne jede Aussicht darauf, getötet zu werden, um ihren Qualen ein Ende zu setzen.

Swann gehörte zu der ganz üblen Sorte. Er war ein Serienvergewaltiger, und er hatte den Fehler begangen, die Tochter von jemandem zu vergewaltigen, der weit oben in der Hierarchie der Regierung stand. Sein Opfer war so traumatisiert gewesen von der Brutalität des Aktes, dass es sich kurze Zeit später das Leben genommen hatte. Wie es der Zufall wollte, war das Swann zugutegekommen – ihr Tod bedeutete, dass es nicht genügend Beweise gab für ein ordentliches Kriegsgericht. Nicht nur das, er hatte außerdem auch noch das Glück gehabt, nicht heimlich wegen seines Verbrechens exekutiert zu werden. Er war tatsächlich nicht einmal unehrenhaft aus der Army entlassen worden – rein technisch betrachtet war er sogar immer noch Offizier.

Swann hatte eine Sache auf seiner Seite, die ihn am Leben hielt. Sie war der Grund, warum er das Glück hatte, in diesem geheimen Gefängnis seine Zeit abzusitzen. Er war ein hochdekorierter Army-Veteran, ein Mann mit solch unglaublich seltenen Talenten auf dem Gebiet des Kampfes, dass seine eigene Regierung sich nicht überwinden konnte, ihn zu eliminieren. Außerdem hatte er dem White House Director of Communications einmal das Leben gerettet. All das reichte gerade aus, um seinen Hals zu retten, auch wenn es verdammt knapp gewesen war. Swann war ein Ausnahmesoldat, furchtlos und bereit, für sein Land zu sterben – er schaffte es nur nicht, die Schlange im Käfig zu lassen. Selbst jetzt, im Alter von siebenunddreißig Jahren, war er immer noch ein nicht zu bändigendes Sexmonster, und das lange Eingesperrtsein in der Zelle hatte seinen Appetit unersättlich werden lassen.

In den frühen Morgenstunden des siebzehnten Oktober wurde Swann in seiner Zelle von zwei bewaffneten Wachen geweckt. Er war schlau genug, keinen Widerstand zu leisten, als sie ihn unsanft mit Handschellen fesselten. Und obwohl sie nicht reagierten auf seine Frage, was das zu bedeuten hätte, machte er keine Schwierigkeiten, einfach deshalb, weil er froh war über die Abwechslung in seiner alltäglichen, von Langeweile beherrschten Routine.

Er wurde durch endlose Korridore und Gänge bis in das Büro des Direktors eskortiert. Sie stießen ihn in einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Er war erst ein einziges Mal in diesem Büro gewesen, gleich an seinem ersten Tag, als Direktor Warden Gunton ihm die Gefängnisregeln eingetrichtert hatte.

Das Büro war doppelt so groß wie die erbärmliche Zelle, in welcher Swann die letzten Jahre verbracht hatte. An allen vier Wänden standen Regale mit Büchern und Kunstgegenständen, und in den Lücken zwischen den Regalen hingen Gemälde. Zwischen den beiden Fenstern hinter dem Schreibtisch hing ein lebensgroßes Gemälde des grauhaarigen, lederhäutigen Gunton, wie um zu betonen, welch ein eitler Mann er war. Er trug einen schicken grauen Anzug auf diesem Porträt – keine Überraschung für diejenigen, die ihn kannten. Der Mann besaß zehn Anzüge, alle identisch, alle grau und alle gleich langweilig. Was den gesamten Charakter des Mannes perfekt beschrieb.

Das einzig Merkwürdige an diesem dunklen Morgen war die Tatsache, dass der Direktor nicht auf seinem Sessel hinter dem Schreibtisch saß, wie Swann es vielleicht erwartet hätte. Stattdessen saß ein anderer Mann dort. Kein wieselartiger kleiner Mistkerl wie der Direktor, sondern ein großer, breitschultriger Schweinehund, der aussah wie ein Nachtklub-Türsteher. Der gleiche graue Anzug wie der Direktor, ein anderes Gesicht. Andere Ausstrahlung. Dieser Mann hier hatte einen kahl rasierten, blassen Schädel, und eine dunkle Sonnenbrille verbarg seine Augen. Die Brille ist eindeutig Show – immerhin haben wir mitten in der Nacht, sinnierte Swann. Oder ist der Typ vielleicht blind? Hmmm. Unwahrscheinlich.

Die beiden Wachleute, die Swann hergebracht hatten, nickten dem Unbekannten hinter dem Schreibtisch zu und zogen sich durch dieselbe Tür zurück, durch die sie gekommen waren. Der Mann starrte Swann durch seine dunklen Gläser mit ausdrucksloser Miene an, bis sich der Gefangene fragte, ob er ihn vielleicht wegen seines vollen braunen Haarschopfs beneidete. Wahrscheinlich eher nicht, obwohl – möglich war alles. Eine halbe Minute lang redete keiner der beiden ein Wort. Swann hielt es schließlich nicht länger aus.

»Okay, ich gebe auf. Was?«, fragte er und sah bewusst aus dem Fenster, um dem anderen deutlich zu machen, dass er ihm keine Angst einjagen konnte.

»Möchten Sie die Handschellen abgenommen haben?«, fragte der Fremde.

»Sicher. Warum nicht?«

»Hände auf den Tisch.«

Es war ein Befehl, und Swann nahm nur höchst ungern Befehle von jemandem entgegen, den er nicht kannte. Doch er war immer noch ein Gefangener, und dieser Typ war vielleicht ein hohes Tier vom Secret Service oder irgendeiner ähnlichen Organisation, also spielte er artig mit und hielt ihm seine Hände über den Schreibtisch hin. Der bullige Mann ergriff Swanns Handgelenke. Er hatte einen sehr festen Griff. Indem er Swanns Hände in den stählernen Fesseln herumdrehte, brachte er sie ohne einen erkennbaren Trick und ohne größeres Getue dazu, an drei Stellen zu brechen, so dass sie sich von Swanns Gelenken lösten und klappernd auf die Tischplatte fielen.

Swann war beeindruckt. Das war ein ordentlicher Trick, kein Zweifel. Nichtsdestotrotz ließ er sich nicht anmerken, wie beeindruckt er war, und lehnte sich ohne ein Wort des Dankes auf seinem Stuhl zurück.

»So. Sie wollen raus hier, nehme ich an?«, fragte der Mann im Sessel des Direktors.

»Swann heiße ich, Robert Swann. Wo Sie schon nicht danach fragen.«

»Ich weiß, wie Sie heißen, danke sehr.«

»Und trotzdem machen Sie sich nicht die Mühe, sich vorzustellen. Ist ziemlich unhöflich, wenn Sie mich fragen.«

»Ich habe Sie zwar nicht gefragt«, entgegnete der Kahlköpfige grinsend, »aber Sie können mich Mr. E nennen.«

»Den mysteriösen Mr. E?«

»Nein, nur Mr. E.«

»Meinetwegen, lassen Sie sich deswegen die Haare nicht zu Berge stehen, okay?«

Mr. E lächelte. Swann konnte spüren, dass der Mann sein Verhalten bewunderte. Und er irrte sich nicht. Swann hatte ganz genau die Art von arroganter, unerschrockener, durchtriebener Persönlichkeit, nach der Mr. E suchte.

»Ich habe eine volle Begnadigung für Sie erwirkt, Mr. Swann.«

»Danke. Nun, ich schätze, dann werde ich mal von hier verschwinden«, sagte Swann und erhob sich von seinem Stuhl.

»Nein. Nein, das werden Sie nicht. Setzen Sie sich. Mit Ihrer Klugscheißerei kommen Sie ziemlich weit, aber übertreiben Sie es nicht, okay? Es ist nicht cool, und Sie sind keine zwölf mehr, also hören Sie damit auf.«

Swann setzte sich wieder. Mission erfüllt. Er hatte den anderen genug gereizt. Jetzt war es Zeit, sich anzuhören, wie das Angebot lautete.

»Also schön, dann schießen Sie mal los«, sagte er, indem er sich erwartungsvoll die Hände rieb.

»Ich brauche einen Kerl mit Eiern aus Stahl, der verdeckt für mich arbeitet. Ein harter Job. Lebensgefährlich.«

»Verdeckt? Wo?«

»Santa Mondega.«

»Fick dich selbst.« Swanns Reaktion war rein instinktiv.

»Nicht so schnell. Es ist ein ganz besonderer Job, für den ich Sie brauche. Sie werden eine Bande von Vampiren infiltrieren.«

»Fick dich selbst, Arschloch. Sehe ich etwa aus wie eine Fotze oder was?«

»Ja. Und Sie hören nicht zu. Dieser Job ist nicht so schlimm, wie es im ersten Moment klingt. Lassen Sie mich zu Ende reden.« Mr. E blieb trotz Swanns aufbrausenden Beleidigungen und seines Benehmens ruhig. »Ein Mönch von Hubal ist mit dem Auge des Mondes nach Santa Mondega zurückgekehrt. Ich möchte, dass Sie ihn finden. Und das Auge des Mondes.«

Swann hörte immer noch nicht richtig zu. Diese Mission war für einen lebensmüden Idioten, und er war weder das eine noch das andere. »Und wie zum Teufel soll ich mich als ein verdammter Vampir ausgeben?«, fragte er missmutig.

»Sollen Sie gar nicht. Erstens will ich nur, dass Sie mir jemanden finden, der bereit ist, Undercover als Vampir zu arbeiten. Wir haben ein Serum entwickelt, das es gewöhnlichen Sterblichen ermöglicht, sich unter den Untoten zu bewegen, ohne dass sie merken, dass er keiner von ihnen ist. Ich brauche Ihre Fähigkeiten als Verhörspezialist und Ihre Erfahrung als Undercover-Agent. Sie sollen den neuen Mann trainieren, damit er nicht gleich in den ersten fünf Minuten erschossen wird.«

Swann atmete innerlich tief durch. Wenigstens wurde nicht von ihm erwartet, dass er selbst den neuen und demnächst untoten Undercover-Agenten spielte.

»Wer ist ›wir‹?«, fragte er misstrauisch.

»Das müssen Sie nicht wissen.«

»Aber es ist offiziell? Von ganz oben, quasi vom Oberboss des ganzen Landes?«

»Wie sonst könnte ich hier sein und mit Ihnen reden? Und was glauben Sie, wer sonst eine Begnadigung aussprechen könnte?«

»Ah – okay. Aber nur ein hirntoter und absoluter Trottel würde so einen Job übernehmen. Ich sage Ihnen ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass ich einem solchen Trottel schon mal begegnet bin.«

»Zugegeben«, erwiderte Mr. E. »Einem solchen Trottel sind Sie wahrscheinlich noch nicht begegnet. Noch nicht. Aber es gibt ihn.«

Swann schüttelte den Kopf. Er war sicher, dass er jeden bei den Special Forces kannte, der talentiert und mutig genug war, um die Top-Jobs zu übernehmen, und dieser Job klang, als stünde er ganz weit oben auf der kurzen Liste. Also musste es sich um jemand Neuen handeln. Jemanden, der in den wenigen Jahren von Swanns Abwesenheit durch die Ränge nach oben geflogen war.

»Reden Sie weiter«, sagte er grinsend. »Klären Sie mich auf. Wer ist der Mann, der so viel Mumm hat, eine Bande von Vampiren zu infiltrieren und sich als einen von ihnen auszugeben mit nichts als einem Serum und weißer Grundierung als Tarnung? Ich möchte ihn gerne kennen lernen. Und selbst wenn er tapfer und dumm genug ist, den Job zu übernehmen – was ist sein Anreiz? Wie viel bezahlen Sie diesem Kamikaze-Joker?«

»Bezahlen? Pah!« Mr. E beugte sich über den Schreibtisch nach vorn und lächelte Swann an. »Unser Mann macht es nicht für Geld. Nein, er macht es ohne jede Bezahlung.«

Swann begann zu vermuten, dass Mr. E ihn auf den Arm nehmen wollte. Vielleicht machte er sich über ihn lustig, auf seine Kosten … trotzdem spielte er das Spiel weiter mit. »Jesses, dann ist er wirklich ein Volltrottel. Wie heißt der Bursche?«

Mr. E schob einen steifen braunen Umschlag über den Tisch. Der Gefangene nahm ihn hoch. Er war relativ leicht, was vermuten ließ, dass die Details über diesen mysteriösen Mann einigermaßen beschränkt waren. Er öffnete die Umschlagklappe und zog ein postkartengroßes Foto hervor, das einen Kerl in Terminator-Klamotten zeigte. Er legte das Bild auf den Tisch und nahm den restlichen Inhalt hervor, nicht mehr als ein paar mit Maschine geschriebene Seiten mit den persönlichen Daten des Mannes auf dem Foto. Swann brauchte nicht lange, um zu begreifen, dass der Typ keinerlei militärischen oder polizeilichen Hintergrund besaß. Er zog das letzte Blatt hervor, das überschrieben war mit »Missionsdetails«. Er überflog es rasch und sah, dass diese Scharade tatsächlich kaum Gefahr für ihn enthielt. Mr. E hatte die Wahrheit gesagt. Der andere Kerl war es, der den Kopf in die Schlinge steckte.

»Was zum Teufel …? Wer zum Teufel ist Dante Vittori? Und warum zum Teufel ist er Ihr Mann?«

Mr. E überraschte Swann, indem er sich zu einem leisen Kichern herabließ. Der kahle Schädel und die Sonnenbrille vermittelten den Eindruck, als hätte er sonst eher weniger Sinn für Humor.

»Ehrlich gesagt, dieser Mann ist mehr als qualifiziert für den Auftrag. Erstens weiß er Bescheid über die Vampire in Santa Mondega, also gibt es keine Probleme mit dem Bruch der Geheimhaltung. Er hat die Vampire mit eigenen Augen in Aktion gesehen.«

»Okay …« Swann klang genauso wenig überzeugt, wie er sich fühlte.

»Und zweitens ist er nicht nur ein vollkommener Trottel, sondern unsere Nachforschungen zeigen auch, dass er überhaupt keine Angst kennt – und wenn es nur daran liegt, dass er zu dämlich ist zu kapieren, wann er in Gefahr schwebt.« Er zögerte einen Moment. »Und drittens hat er einen Anreiz. Ich habe einen Film bei mir, den die Polizei von Santa Mondega gedreht hat. Es ist die nachgestellte Szene von einer Schießerei, die in der Tapioca Bar im Verlauf der Sonnenfinsternis des letzten Jahres stattgefunden hat. Der Barmann, ein gewisser Sanchez, war Augenzeuge der Ereignisse, und wir haben nach seinen Angaben einen Kurzfilm gedreht, der uns vielleicht helfen kann, die Schuldigen ausfindig zu machen. Der Film zeigt Dante Vittori, als Terminator verkleidet, wie er zusammen mit einem Mönch in einem Cobra-Kai-Outfit und dem berüchtigten Serienkiller namens Bourbon Kid den Laden zusammenschießt. Die drei Kerle landen ohne Ausnahme auf dem Stuhl, falls wir sie jemals lebendig schnappen. Hier, passen Sie auf.«

Mr. E wandte sich um und richtete eine Fernbedienung auf den tragbaren Fernseher des Direktors, der auf einem niedrigen Tisch in einer Ecke des Büros stand. Der Bildschirm wurde hell, und nach einigen Sekunden waren Details zu erkennen. Robert Swann begriff, dass er eine wahrscheinlich ziemlich genaue Rekonstruktion des Tapioca-Eklipse-Massakers sah. Mr. E begann die Szene zu kommentieren, die das Innere einer Bar zeigte. Ringsum lagen Puppen auf dem Boden verstreut und repräsentierten die große Anzahl Leichen, die man gefunden hatte, nachdem die Sonnenfinsternis vorbei und das Tageslicht wieder zurückgekehrt war.

»Hier unten am Bildschirmrand können Sie sehen, wie Dante Vittori in seinem Terminator-Outfit von der Toilette gestürmt kommt und kräftig mitmischt.« Mr. E hielt das Band für einen Augenblick an. »Und hier sehen Sie einen jungen Mönch von Hubal … hier. Er zielt mit seiner Waffe auf den Bourbon Kid. Und hier liegt eine junge Frau am Boden – hier –, die mehr tot als lebendig zu sein scheint.«

Swann war fasziniert. Nur einen winzigen Ausschnitt dieser aufregenden Szene ansehen zu dürfen war ein echtes Privileg. Seit er ins Gefängnis gesteckt worden war, hatte er kaum noch fernsehen dürfen, und was er gesehen hatte, war für die ganze Familie gewesen und kindertauglich. Mr. E setzte die Wiedergabe fort und berichtete weiter.

»Und hier sehen Sie, dass dieser Vittori, anstatt mit seiner Schrotflinte auf den Bourbon Kid zu zielen, der soeben ungefähr hundert Leute getötet hat, stattdessen auf den Hinterkopf unseres Mönches zielt. Das war der erste Hinweis für uns, dass es sich bei Vittori um einen Trottel handeln muss. Der Mönch diskutiert minutenlang mit unserem Mann, bevor er sich durch einen Hinterausgang zurückzieht. Dann kommt der zweite Hinweis darauf, dass unser Mann Dante Vittori ein totaler Schwachkopf ist. Anstatt den Bourbon Kid zu erschießen, zielt er im nächsten Moment auf die sterbende junge Frau am Boden. Der Bourbon Kid stellt sich dazu, und gemeinsam schießen die beiden ihr Opfer in Fetzen.«

Die beiden Männer betrachteten einige Minuten lang schweigend das Geschehen, bevor Mr. E mit seinem Kommentar fortfuhr.

»Danach wird es ein wenig albern. Der Barmann Sanchez, das ist dieser Kerl dort, als Barmann angezogen, springt über den Tresen und schlägt den Bourbon Kid in einem Faustkampf, bis der Kid davonrennt wie ein Feigling.«

»Wie bitte?«

»Ja. Aber niemand glaubt diesen Teil. Dieser Sanchez schwört, dass es die Wahrheit ist, und er war nicht bereit zu kooperieren, bis wir ihm garantiert haben, dass die Szene drinbleibt.«

»Was für ein Arschloch.«

»Ganz genau.«

»Was wurde aus diesem Dante nach der Schießerei?«

»Er ist verschwunden und glaubt wahrscheinlich, dass niemand etwas von seiner Beteiligung weiß. Aber er war mit dieser Braut in der Bar.« Mr. E schob die Vergrößerung eines Passbilds über den Schreibtisch zu Swann. Es zeigte eine hübsche, dunkelhaarige junge Frau. »Ihr Name lautet Kacy Fellangi, und Dante Vittori ist bereit, alles für sie zu tun. Wir müssen also nichts weiter unternehmen, als Dante zu finden, seine Freundin, und dann – bingo! Schon haben wir unseren Undercover-Vampir.«

Swann war immer noch nicht überzeugt, im Gegenteil. Er war ziemlich sicher, dass Mr. E ihn niemals überzeugen konnte.

»Ja, ja. Aber wenn der Kerl so ein Volltrottel ist, dann durchschauen ihn die Vampire doch in der ersten Sekunde?«

»Zugegeben, die Möglichkeit ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist ein Risiko, das wir eingehen müssen. Sie finden diesen Dante und seine Freundin Kacy Fellangi für mich. Wenn wir ihm erst ein Angebot unterbreitet haben, das er nicht ablehnen kann, und er den Eindruck hat, dass seine Freundin leiden wird, falls er nicht tut, was wir sagen, ist er mit an Bord.«

»Okay. Haben Sie eine Idee, wo ich anfangen soll, nach diesem Kerl zu suchen?«

»Es wird nicht sonderlich schwierig werden, so viel ist klar. Ich habe ihn seit einiger Zeit von einem Team suchen lassen. Die Jungs haben nur darauf gewartet, dass er den Kopf hebt und auf unserem Radar erscheint.« Er zögerte kurz, bevor er fortfuhr. »Sie erinnern sich, dass ich gesagt habe, er ist ein totaler Trottel?«

Swann spürte, dass Mr. E die Tatsache von Dantes Trottelhaftigkeit ein wenig stärker betonte, als vielleicht nötig gewesen wäre. Sie waren sich doch bereits einig, also warum brachte er den Punkt erneut aufs Tapet?

»Und?«, fragte er skeptisch, neugierig, worauf sein zukünftiger Boss hinauswollte.

»Nun, wir wissen, dass er Santa Mondega gleich nach der Sonnenfinsternis zusammen mit Kacy verlassen hat. Und wir glauben, dass die beiden nach Florida gegangen sind, eine ziemlich vernünftige Entscheidung, wenn man weiß, dass Santa Mondega förmlich verseucht ist von Untoten. Richtig? Aber raten Sie, was jetzt kommt. Vor zwei Tagen hat er im Santa Mondega International Hotel angerufen und zum Ende diesen Monats die Honeymoon Suite gebucht. Und zwar eine ganze Woche.«

»Sie machen Witze.«

»Nichts da. Wie sich rausstellt, will er Kacy heiraten und die Flitterwochen mit ihr in Santa Mondega verbringen, als Überraschung quasi.«

Swann schüttelte den Kopf. »Was für ein bescheuerter Trottel.«

»Mein Gedanke.«

Die beiden Männer grinsten sich an. Sie waren sich einig geworden. Mr. E wusste, dass Swann clever genug war, um von hier aus selbst herauszufinden, was zur Durchführung des Auftrags erforderlich war, und er lieferte ihm nur noch einen letzten kleinen Leckerbissen an Information.

»In diesen Unterlagen dort finden Sie, soweit ich weiß, die gegenwärtige Adresse von Vittori und Fellangi. Wir haben sie anhand von Vittoris Kreditkartenbuchungen zurückverfolgt. Ich möchte, dass Sie losziehen und die beiden holen. Sobald Sie sie an Bord haben, schicken Sie den Typen auf seine Mission.«

Anstatt das Blatt mit den Einzelheiten der Mission zu studieren, das er aus dem braunen Umschlag gezogen hatte, nahm Swann das Foto von Kacy Fellangi zur Hand und betrachtete es eingehend.

»Das ist also das Mädchen, wie?«, fragte er, obwohl er es bereits wusste.

»Ja.«

»Und Sie wollen, dass beide eliminiert werden, sobald die Mission erfüllt ist, richtig?« Er sah Mr. E mit einem fragenden Blick an.

»Ich kann mich nicht erinnern, etwas in dieser Richtung gesagt zu haben.«

»Aber so laufen diese Dinge nun mal, habe ich recht, oder habe ich recht?«

»Ja, so laufen diese Dinge. Sie haben recht, und Sie haben recht.«

»Tsss, tsss, tsss«, machte Swann. »Eine Schande, wirklich. Ich könnte eine Menge Spaß haben mit dieser Mieze.«

Mr. E erhob sich von seinem Platz hinter dem Schreibtisch und wandte Swann den Rücken zu. Er zog es vor, das Gemälde zwischen den beiden Fenstern anzustarren, als er ihm antwortete.

»Dann ficken Sie sie meinetwegen, bevor Sie sie erledigen«, sagte er ohne erkennbare Regung. »Oder … erledigen Sie sie und ficken Sie sie hinterher. Was auch immer, es ist mir egal. Sorgen Sie einfach nur dafür, dass beide tot sind, sobald die Mission erledigt ist – ob mit Erfolg oder nicht.« Er zog einen kleinen weißen Umschlag aus der Innentasche seines grauen Anzugs und hielt ihn Swann hin. »Das hier ist Ihre Begnadigung. Datiert auf heute und unterschrieben vom Präsidenten persönlich. Verlieren Sie sie nicht – derartige Dokumente sind nicht ganz leicht zu beschaffen.«

Swann nahm den Umschlag entgegen und schob ihn zusammen mit dem Foto von Kacy und den restlichen Unterlagen über die Mission in den braunen Manila-Umschlag, dann erhob er sich zum Gehen.

»Alles klar, Boss. Ich achte darauf.« Er hob eine Augenbraue und grinste. »Betrachten Sie es als erledigt. Alles

Das Buch ohne Staben - Anonymus: Buch ohne Staben - The Eye of the Moon
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