daß er bey den meisten KriegsBeamten / ja auch Reichs Bedieneten mehr als der König selber galt /fing er an dergestalt zuschnarchen / und seine dem Reich geleistete Dienste zuerheben / auch schon zu dräuen / daß er seine Hand abzihen wolte / daß der König gnug zuschaffen hatte / ihn wieder zubegütigen / dann ausser Agiß / Hyppasus und Amythaon / hingen ihm alle Feld Herren und vornehme Obersten an /weil sie durch seine Befoderung gestiegen wahren / so gar / daß welche der König gesezt hatte / fast nichts golten / wiewol dieselben durch des Königes Gegenwart nunmehr anfingen / das Häupt auffzurichten /weil sie bey dem neuen Heer eine grosse Anzahl ihres gleichen funden. Agiß und Pyrechmes schlugen sich zwischen die Uneinigkeit des Königes und seines Feld Herrn / da dann die Furcht einer Auffruhr an seiten Mnata / und das böse Gewissen bey Dropion die Vegleichung leicht befoderte / und ward bald darauff algemeine Kriegsbesichtigung gehalten / da sie ihre zusammen gestossene Macht also beschaffen befunden / daß sie sich getraueten ein kurzes Spiel zumachen / brache des dritten Tages nach der unsern Abzuge auff / und führeten 90000 Fußknechte in der Mitte / und an beyden Seiten die Reuter / jeden Flügel 80000 stark / alle miteinander auserlesene Kriegsleute; hatten auch ihre Rustwagen bey sich / welche auff 6 Wochen Speise gnug nachführeten. Siegward und Olaf waren völlig wieder genesen / und kamen zween Tage nach der Unsern Wiederkunft mit 10000 gesamlete Böhmischen Reutern an / dz ihr ganzes Heer in 160000 Mañ bestund / unter denen aber der vierde Teil zum Kriege nit abgerichtet war. Sie verscharrete bey ihrer Ankunfft die erschlagenen Pañonier in die Erde / umfassete ihr Lager etwz weiter / uñ befestigten es dergestalt / dz es fast unüberwindlich war. Fleisch / Butter / Brod / Mehl / Salz uñ Wein hatten sie überflüssig von der mitgebrachten Beute / richtete auch eine grosse menge Baköfen uñ gemeine Küchen zu / dz die Völker / hoch und nidrig wol verpfleget /uñ im Gewehr ohn unterlaß geübet wurden / weil sie nit zweifelte sie würden den Feind bald wieder unter dem Wahle haben / wiewol ihre Leute sehr muhtig wahren und ihre Ankunft wünscheten / damit der Krieg bald zum Ende gebracht würde. Neda und Prinsla musten mit 6000 Reutern gegen Feindes Land zureiten / und 200 Mañ je vier und vier eine Meileweges lang vor sich hergehen lassen / mit dem Befehl / daß so bald die ersten etwas gewisses vernehmen würden solten sie ein Zeichen geben / und so fortan / daß die hintersten es schleunig an sie bringen könten. Am sechsten Tage nach der unsern Wiederkunft meldeten diese an / dz der Feind mit einer schier ungläublichen Macht und Menge ihrer Ritterschaft im Anzuge währe / und mit solcher Grausamkeit fort gingen / daß sie keines fruchtbahren Baumes verschonete / auch die Steine auf den guten Acker mit Hauffen außstreueten /ihn zuverderben. Die unsern hielten hierauff Kriegsraht / und teileten ihre Völker solcher gestalt /daß König Henrich / Ladisla / Leches / Prinsla und Gallus das Lager mit 9000 Fußknechten bewahren /die Reuter Flügel aber an beiden Seiten verborgen (wie vormahls) halten solten / jeder 50000 Köpffe /da Herkules / Arbianes / Klodius und Neda den Rechten; Siegward / Olaf / Markus / und Herr Bertram /ein Frey-Herr von der Weser den Linken zubefehlen hatten. Der Feind schlug sein Häuptlager eine gute Meile von den unsern / uñ erkundigte sich fleissig /wessen man sich an dieser Seite verhielte / erfuhren auch daß das Lager mit gnugsamer Manschaft besetzet / und beide Reuter-Flügel in Ansehung des vortelhaften Ortes zur Gegenwehr düchtig und stark genug währe / so daß man sie weder einschliessen noch hintergehen könte; währe also kein besser Mittel / als daß man den Feind zur Schlacht außfoderte. Diesem ward alsbald des ersten Tages nach ihrer Ankunft folge geleistet; aber die unsern gaben zur Antwort; hätten sie auff ihrem Grund und Bodem sich gewegert zu schlagen / solte ihnen ein solches noch zur Zeit ebener gestalt versaget seyn; doch gefiele ihnen wol /daß sie nunmehr beginneten Kriegsart vorzunehmen /und die unredlichen Mordbrenner und Räuber Stükchen angäben / deren sie doch wol auff dem jetzigen Zuge wieder auffs neue gnug möchten betrieben haben / wie wol man ihnen darzu keine Ursach gegeben / noch in ihrem Lande einen einzigen Baum / geschweige ein Haus oder Dorff durchs Feur beschädiget hätte. Agiß hatte dem Könige es zuvorgesaget /daß sie abschlägige Antwort bekommen würde / und der Feind ausser Zweifel den Krieg etwas in die Harre zuspielen gesonnen währe. Ward darauff von ihnen aufs neue umgefraget was vor ein Mittel zum schleunigen Siege vorzunehmen seyn würde. Dropion stimmete abermahl auf eine gewaltsame Bestürmung des feindlichen Lagers / Agiß hielt vor rahtsamst / daß man etwas wieder zurük wiche / und hernach an einem añoch unverderbeten Ort zum Lande nach der HäuptStad zu / hinein ginge / da ihnen der Feind folgen / oder ohn ein befestigtes Lager ihnen entgegen zihen müste. Welche Meinung ihm der König nicht übel gefallen ließ / würde auch wol mit der unsern grossem Schaden ins Werk gerichtet seyn / wañ nicht Dropions ergebene ihn überstimmet hätte / daß auch Hyppasus einwenden nicht geachtet ward / in dem er mit guten Gründen ihnen vorstellete / daß solcher Sturm viel Volk fressen / und die Erstreitung des überaus festen Lagers dannoch sehr mißlich seyn würde. Dann Dropion brachte dagegen vor / es mangelte ihnen an gute Wegweisern / uñ würde man auf den engen Durchzügen auffgehalten werde / welche dem Feinde alle miteinander kündig; hingegen / wañ das Lager erobert währe / würde damit die Schlacht zugleich erhalten / der Feind zustreuet / und das ganze Land auff einmahl unter den Gehorsam gebracht; dem der König Beifal gab / insonderheit als sich Dropion mit hohen Schwüren verfluchete / er wolte den empfangenen Schimpf und Schaden rächen / oder darüber zu Grunde gehen / auch durchaus weder Gnade erzeigen noch begehren; welches sehen zulassen er durch stränges anhalten den König darzu bewägete / daß er alles wiedrige rahtens / so von etlichen geschahe / ungeachtet einwilligte / daß ein hoher neuer Galgen vor unser Helden Augen auffgerichtet ward / und man zugleich einen Trometer an das Lager schickete / welcher ohn gesuchten freien Abzug ihne ankündigte /dafern sie sich nit stündlich ergeben / das Gewehr niederlegen / und umb Gnade wegen des geschehenen Verbrechens anhalten würden / solte im ganzen Königreich Böhmen keine lebendige Seele bleiben auch des Kindes in Mutter Leibe nicht verschonet werden; das ganze Land müste zur Wüsteney gedeyen / und König Ladisla nebest allen seinen Anverwanten den jezt auffgerichteten Galgen bekleiden Ladisla hörete dieses mit dem aller bewäglichste Eifer an / ließ ihn hinein führe / und fragete ihn mit grimmigen Angesicht / wer ihn so verwägen gemacht hätte / daß er einem Könige in seinem Reiche den Galgen andräuen dürffte; befahl schleunigst einen Galgen oben auff der Brustwehr zu richten / und den frechen Buben daran zuhängen; aber durch König Heinrichs Vorbitte schenckete er jhm das Leben / weil er vorgab / er wolte endlich gerne am Galgen sterben / und es vor eine Gnade rechnen / massen / wann er sich im geringsten gewegert hätte diese Werbung abzulegen /würde ihm der schmerzhafteste Tod auff Dropions Befehl angetahn worden seyn. Doch ließ ihn Ladisla Mutternacket außzihen / mit Koht beschmieren / die Hände auff den Rücken / und einen schäbichten Hund auff die Schulder binden / hernach ruklings ihn auff ein reudiges Pferd setzen / und einen gefangenen Pannonier / nach zustümmelten Fingern / Nase / und Ohren / zugeben / der ihn unter solchen Schmerzen bey dem Zügel hinleiten muste / gab ihm auch diese Antwort / seinem Könige zubringen: Redliche Teutschen und Böhmen währen bißher nicht gewohnet /sich auff Gnade und Ungnade zuergeben / noch ehe sie angegriffen würden / viel weniger dem Diebs-Henker den Hals zum Stricke darzubieten; währe Mnata ein redlicher König / würde er deßgleichen Beschimpffung keinem König- oder Fürstlichem Blute anmuhten; er vor sein Häupt achtete seiner Dräuungen gar nicht / durch welche er sich nicht als ein König /sondern als ein schändlicher Wüterich erzeigete / dem er aber sein Schwert entgegen setzen / und ihn versichern wolte / dafern die Galgen Bedräuung nit in 24 Stundenfrist widerruffe würde / wolte er eben denselben daran henken lassen / der ihn auffzurichten befohlen hätte. Hiebey gab er ihm einen offenen Außfoderungs-Brief an Mnata / welcher also lautete:
Mnata / währestu ein redlicher König / würdestu Königl. Hocheit nimmermehr biß an den Diebes-Galgen beschimpffen / insonderheit / weil man dir nicht / als Kriegsrecht / und zwar anff gelinde Weise hat wiederfahren lassen. Weil dann dieser Schimpff gar zu schändlich /und der Anstiffter dessen nicht wert ist / daß er eines Königes Nahmen tragen sol / hastu dich solcher Benennung selbst beraubet / die ich dir sonst nicht würde gewegert haben. Damit du aber sehest / wie gering ich deinen Troz halte und schätze / habe ich dir deinen Bohten in solcher gestalt wieder geschikt / wie du es verdienet hast; Und dafern noch eine Ader eines redlichen Königes und Ritters an dir ist / so stelle dich mit rittermässigem Gewehr ein zwischen meinem und deinem Lager / woselbst ich deiner warten / und von dir nicht scheiden wil / es sey dann / daß du oder ich durch das Straff-Schwert abgeschlachtet werde. Wegerstu dich dessen / so schrecket dich deines Gewissens Brandmahl / und machest dich selbst zu einem solchen / der keines redlichen Königes Schwerts wirdig sey.
Ladisla dein geschworner Feind.
Der elende Trometer brachte seinem Könige diese Antwort nebest dem Absagsbrieffe; welcher nebest seinem Dropion und den andern Obersten / sich nicht anderst geberdete / als wolten sie unsinnig werden. Das Ausfoderungs-Schreiben ward gelesen / und umbgefraget / was zu tuhn währe; da Dropion zwar den Kampf nicht rahten durfte / und ihn doch herzlich gerne gesehen hätte / währe ihm auch lieber gewesen /daß sein König / als Ladisla den kürzern gezogen hätte. Aber Agiß erwies durch hochwichtige Ursachen / daß solchen Kampf sein Heer keines weges zulassen könte noch solte; wobey es auch sein verbleiben hatte. Doch erkläreten sie sich einhellig / den Schimpf noch vor der Soñen Untergang grausamlich zu rächen / daß keinem hinfort gelüsten solte / dem Pannonischen Könige und seinem unuberwindlichen Kriegsheer einen schäbichten Hund zuzuschicken. Es musten 10000 Reuter absitzen / und zu dem Fußvolke treten / daß ihre Zahl auff 100000 vol ward. Das Lager besetzeten sie mit Fuhrleuten und andern unnützen Gesinde / und teilete Mnata mit Dropion die Reuterey gleich / daß jeder 75000 Pferde führete / welche Zeit des Sturms in voller Schlachtordnung halten solten. Dropion wahr so stolz / daß er an seinen König begehren durfte / ihm den Bömischen König zur Straffe überzulassen / so bald er würde gefangen seyn; befahl auch dem Fußvolk / sie solten ihn nicht erschlagen / sondern lebendig greiffen. Mnata munterte die seinen zur Herzhaftigkeit auff / sie solten nur betrachten / was vor einen unablöschlichen Schimpf man ihrem ganzen Volke durch überschickung des schäbichten Hundes angelegt hätte / welchen auszudeuten man keines Dolmetschers bedürfte / gestaltsam der nichtige Böhme (so nennete er Ladisla) schon im vorigen Zuge die Pannonier vor Hunde / und ihre Anfoderung vor ein Hundisches bellen hätte schelten dürffen; es währe solcher Hohn tausendmahl bitterer / als der Tod selbst; dann dieser brächte einem redlichen Mañe keine Schande / jenes aber beschimpfete ihn so hoch /als weit ein Hund geringer dann ein Mensch währe. Abbitte währe davor viel zu schlecht / es müste solcher Frevel mit dessen Blute ausgesöhnet werden / der ihn begangen hätte; deswegen solten sie ihrer angebohrnen und durch die ganze Welt beschriehenen Mannheit eingedenke seyn / und mit wenigen zu sagen / nur sich erinnern daß sie Pannonier währen /alsdann würde einem jeden seine Schuldigkeit es schon zuruffen / was ihm gebühren wolte; er selbst währe willens / den rechten Flugel anzuführen / wann der Feind mit seiner Reuterey loßbrechen wurde / biß dahin er auff einem Hügel halten / und eigentlich acht drauff geben wolte / wer seine Tapferkeit am besten gebrauchen würde / wiewol er an keinem im geringsten nicht zweifelte. König Henrich unterließ nicht /den seinen den Muht gleichergestalt zuerwecken; sie solten nicht des Feindes menge ansehen / noch sein wüstes Geschrey achten / sondern ihnen nach de Fäusten sehen / uñ sie daselbst angreiffen / wo ihnen am besten beyzukomen währe / welches allen und jeden nicht solte unvergolten bleiben / ungeachtet sie schuldig währen / vor das Vaterland und vor ihre Könige streitend zu sterben. Damit höreten sie / daß das Zeichen zum Sturm gegeben ward / und ein so gräuliches Geruffe sich erhuhb / daß wol ein gnug herzhaftiger dadurch solte bewäget seyn / und wahr inwendig einer halben Stunde der doppelte Graben an zehn Orten 25 Schuch breit ausgefüllet. Weil dann die Pannonier die Gefahr des ehemaligen Sturmes noch in frischem Gedächtnis hatten / macheten sie sich mit Hacken und Schauffeln an den auffgeworffenen Wahl / der meinung / ihn niderzureissen / und einen ebenen Eingang zumachen / welches ihnen anfangs glüklich von statten ging / dz sie drey zimliche Strassen zur helfte hindurch arbeiteten. Ladisla entsetzete sich in etwas vor dem gräuliche toben / aber sein unüberwindliches Herz fassete bald festen Stand / und befahl er / daß 6000 Mann ausfallen und die Arbeiter angreiffen solten / welches so wol glückete / daß sie ohn verlust eines einzigen Mannes / 2000 niderschlugen / und ihr Werkzeug davon ins Lager brachten; doch wolte sichs in die harre nicht treiben / dann der Feind drang gewaltig auff sie zu / umb ihnen den Weg nach der Seitenpforte / von dannen sie kommen wahren / abzuschneiden; daher sie sich wieder davon machen musten / und verlohren im Abzuge 300 Mann / nahmen doch dabey 1400 Feinde mit sich in den Tod / und wurden ihres wolverhaltens von Freunden und Feinden gepreiset. Nach ihrem Abscheide ging das Hacken von neuen an / doch nicht mit vorigem Eifer /weil sie sich eines abermahligen überfalles besorgeten / welcher ihnen auch bald über den Hals kam; dann auff der andern Seite ließ König Henrich 8000 hinaus eilen / die mit kurzem Gewehr ein heftiges Gemätsche triebe / daß endlich die Gräber die Flucht nahmen /nachdem ihrer 3000 erschlagen / und so viel verwundet wahren / davon hernach nicht 300 lebendig blieben; sie aber dagegen auch 400 einbüsseten. Der feindselige König muste dieses mit Augen ansehen /und kunte ihnen doch den Entsaz nicht so eilig zuschicken / daher er das niderreissen verbieten / und zum Sturm auffblasen ließ. Inwendig dem Lager hatten die unsern nicht gefeiret / sondern hinter dem Wahle / da der Feind arbeitete / tieffe Wolfes- gruben auffgeworffen / und mit dünnen Reisich bedecket /welcher anschlag sehr wol gelung / dann weil an solchen Orten der Wahl am leichtesten zuersteigen wahr / lieffen die Feinde daselbst mit grossem Eifer an /und als ihnen wenig Wiederstand von forne zu geschahe / drungen sie leicht hinüber in das Lager / und stürzeten sich hauffens weise in die Gruben / worinnen sie jämmerlich und mit grossem Geschrey / teils sich mit ihren Schwertern beschädigten / teils sich unter einander erdrücketen / daß ihrer auff solche weise 1600 umbs Leben kahmen / und die Nachfolger zücketen / die nicht hinüber wolten / weil sie sahen /wie erbärmlich es den ihren erging. Draussen wuste man nicht was der anlauffenden Stuz bedeutete; dann ob diese gleich die Ursach anmeldeten / kunte mans doch wegen des vielfältigen Geschreyes nicht vernehmen / biß sie endlich den Betrug muhtmasseten / und diese Lücken verlassend / den ganzen Wahl teils hinauff kletterten / teils mit Leitern bestiegen / aber von den unsern mit langen Spiessen dergestalt empfangen wurden / daß ihrer im ersten Anlauffe 3000 Tod zurük fielen / welches alles ihr König ansahe / und mit ihnen zwar mitleiden trug / aber aus heftigem Grim nicht desto weniger befahl / den Sturm unauffhörlich fortzusetzen. Da ging es nun uber und über; die ganze Seite des Wahles wahr im Augenblik mit Feinden erfüllet / die mit Steinwerffen den unsern sehr gedrange tahten / und man ihnen durchaus nicht steuren kunte / daß sie drey unterschiedliche Löcher durch den Wahl brachen / durch deren äusserstes nach der Rechten zu / sechs Mann neben einander streitend hindurch dringen kunten; wehrete auch nit lange / daß in die 4000 Feinde inwendig des Lagers sich befunden / welche mit den unsern einen herben Streit anfingen / und zugleich der ihren immer mehr und mehr an sich zogen / welches doch Ladisla mit willen geschehen ließ / biß ohngefehr 10000 durchgedrungen wahren / da muste Leches und Gallus von der Rechten /Fabius und Prinsla von der Linken die Lücke verhauen / daß niemand mehr durchdringen kunte; Ladisla aber trat mit grossem Volke auff sie zu / schloß sie enge ein / und hörete nicht auff / biß sie alle niedergesäbelt wahren; worüber sie doch 3000 im Stiche liessen / weil jene aus verzweifelung fochten / uñ nicht ungerochten sterben wolten. Es wahr ein solches Elend und Jammer / desgleichen nie mochte gesehen seyn / dann aus den Tohren des Lagers flossen Bächlein Blut hinaus / und stelleten sich die unsern so häuffig auff den Wahl / daß der Feind nicht mehr belieben trug hinan zuklimmen / weil sie keinen lebendigen wiederkommen sahen. Mnata hätte den Sturm gerne weiter fortgesetzet / aber Agiß und etliche geträue Obersten mehr / wiederrieten solches; es währe gar zu kühn gewaget / eine so grosse menge der Feinde in ihrem Vortel anzugreiffen / da ihrer zehn so gut drinnen / als 60 draussen währen; man müste den Feind durch Hunger (welches doch unmöglich) oder durch eine andern Einfal zur Feldschlacht dringe /sonst würde die Gefahr und der Verlust zu groß / auch der Gewin oder Sieg zu zweifelhaftig seyn; wodurch er sich dann bereden ließ / daß er den Abzug gönnete / dessen die unsern wol zu frieden wahren / weil die tapfersten sich sehr abgemattet / 7000 überal eingebüsset / und 5000 beschädigte hatten; da hingegen der Feinde 28000 geblieben und 13000 hart verwundet wahren. Auch hatte König Henrich funff / wiewol geringe Wunden bekommen / dañ vor dißmahl hatte er den härtesten Stand gehalten. Dannoch aber wolte Ladisla seinen Heldenmuht sehen lassen / und befahl Leches und Prinsla / mit 15000 Mann auff den abzihenden Feind auszufallen / welche dann gnug spüren liessen / wie gehässig sie den Landverderbern wahren. Aber die Feinde stelleten ihnen auch keine Kinder entgegen / daher ein hartes Treffen entstund / welches schier eine ganze Stunde wehrete / weil ein jeder den seinen frischen Entsaz zuschickete / daß endlich die Feinde den unsern zu schwer fallen wolten / als welche im offenen Felde ihrem Könige zu zeigen sich bemüheten / daß es ihnen weder an Kraft noch herzen gefehlet / sondern nur des Orts ungelegenheit hinderlich gewesen währe; daher dauchte den unsern am rahtsamsten seyn / sich zurücke zuzihen / uñ dem Gefechte anstand zu geben / nachdem hieselbst an Feindes seiten 5000 / und der unsern 4000 gestrecket lagen. Ladisla wagete diesen Ausfal wieder Herkules gutheissen / als welcher solches ernstlich wiederrahten hatte / und dem Treffen zusahe / fand aber keine Gelegenheit / dem Fußvolk mit der Reuterey zu helffen / biß dieser Abzug geschahe / da nam er seiner Schanze wahr / brach mit 4000 Teutschen / deren 1500 Schlachtschwerter führeten / dem Feindes Fußvolk zur seite ein / und fing ein solches Gehacke an /dz ihm 20000 weichen musten / deren er doch 6000 in den Tod schickete. Der Feind wolte diesem Unwesen länger nicht zusehen / und ließ 8000 Reuter auff ihn ansetzen / die mit grosser mühe durch ihr eigen Fußvolk hindurch brachen / und deren nicht wenig ertraten / ehe sie Herkules erreichen kunten / der sie zeitig gnug kommen sahe / noch 3000 der seinen zu sich foderte / und die herandringenden ganz unerschrocken und mit guter vorsichtigkeit in geschlossener fester Ordnung empfing / die doch nach kurzem Gefechte sich bald wieder zurük zogen / teils / weil sie vor den grossen Schwertern nicht bestehen kunten / teils in meinung / die unsern zu locken / daß sie mit der Menge umbgeben / und also erschlagen werden könten. Aber Herkules roch den Braten / und folgete nicht so hitzig nach / hatte doch mühe / die seinen abzuhalten / welches er noch endlich mit dem Trometen-zeichen tuhn muste. Der Feind ward mit 6000 gestärket /und ging auffs neue auff ihn an / dessen er sich mit seinem Häuflein nicht wegerte / mischete sich freudig unter sie mit seinem ädlen Blänken / und hielt ein so ernstliches Treffen / daß / ungeachtet der Feind an Mañschaft fast eins so stark wahr / er sie dannoch auff die Weichseite brachte / nachdem er ihren obersten Führer / und fünff andere ansehnliche Ritter mit seiner Faust erleget hatte. Die Feinde liessen noch 5000 im stiche / und büsseten die unsern nur 600 ein. Es zog sich eine feindliche Schaar 8000 stark / enge zusammen / des vorsatzes ihm von hinten zu den Weg zuverlegen / aber weil er seine Bestreiter schon auff die Flucht gebracht hatte / nahm er seinen Abzug /ehe diese ihm so nahe kommen kunten. Dropion hatte an seinem Orte dieses Reutertreffens Kundschafft erhalten / ließ deswegen auch eine Schaar 9000 stark sich gegen Siegward nahen / dem Olaf mit gleicher Anzahl entgegen ging und sich dergestalt bezeigete /daß in kurzem 4000 Pañonier absattelten / uñ die übrigen sich nach Entsaz umbsahen / welcher ihnen auch 15000 stark / zeitig gnug kam; aber Olaf wuste /daß man nicht willens wahr / eine Feldschlacht zu wagen / daher zog er sich wieder nach seinem Gewarsam / und hinterließ 1600 Todten. Gegen Herkules hatten sich auch 16000 ins offene Feld gesetzet / aber niemand fand sich / der ihnen begegnen wolte; welches der Feind ersehend / schier rasend worden währe / durffte doch mit den Reutern sich nicht zu weit vertuhn / weil er allerhand hinterlistige Auffsätze befahrete / und gereuete ihn schon / daß in Auffrichtung des Galgen er eingewilliget / ja den unnötigen Krieg angefangen hatte / weil er nicht allein sahe / daß die unsern sich ihrer Haut redlich erwehren / und umb den Sieg mit ihnen spielen wolten / sondern auch handgreifflich zumerken begunte / daß Dropion alles zu seinem eigenen besten getrieben hatte. Hingegen zierete Ladisla seinen blutigen Wahl mit 60 Fähnlein aus / welche der Feind zurücke gelassen hatte / freuete sich auch des von Gott verliehenen Sieges / massen der Feind diesen Tag 39300 zu Fusse / und 10000 zu Roß eingebüsset / und sie dagegen nur 11000 Fußknechte / und 2200 Reuter zugesetzet hatten. Als der Feind sahe / daß er sein Schart vor dißmahl nicht auswetzen kunte / ließ er zwey absonderliche Reuter-Heer / jedes 14000 stark / von beyden Seiten ins Land gehen / mit Befehl / alle Menschen zuerwürgen / Flecken und Dörffer anzuzünden / und das Vieh überzutreiben. Daß er aber die unsern in der Furcht behielte /und ihnen die Nachfolge wehrete / stellete er sich zur HauptSchlacht; das übrige gesunde Fußvolk 48000 in die Mitte / und zu beyden Seiten henkete er die Reuterey als zween Flügel an / jeden zu 50000 stark / und musten die übrigen 12000 Pferde / teils umb ihr Lager her halten / teils hin und wieder im Felde reiten / umb zuerforschen / ob die unsern den ausgeschikten nachgehe würden. So bald Herkules dessen inne ward / erklärete er sich / den Feind im offenen Felde durch eine algemeine Schlacht anzugreiffen / weil er ihm gewachsen war / taht Ladisla und Siegwarden solches zuwissen / und zog alle Völker zusammen. König Henrich blieb wegen seiner Verwundung mit 6000 im Lager; Ladisla / Fabius und Gallus führeten 38000 heraus zur Schlacht. Herkules / Arbianes / Leches und Klodius nahmen den rechten Flügel 48000 Reuter; Siegward / Olaff / Neda / Markus und Prinsla den Linken 50000 stark. Mnata ward dessen zeitig berichtet / zog nicht allein die 12000 Reuter wieder an sich /sondern sendete auch den beyden ausgeschikten Schaaren eilige Botschafft zu / mit Befehl / alsbald wieder umzukehren; wolte sich doch nicht in das offene Feld zihen / sondern blieb nahe bey seinem Lager stehen / und erwartete des Angriffs in seinem Vortel; welches Herkules nicht schreckete / sondern Leches mit 6000 loßbrechen ließ / dem eine gleiche Schaar begegnete / aber mit solcher Vorsichtigkeit / daß von den unsern mehr als der Feinde verwundet wurden /und Leches es abzuwenden umsonst bemühet wahr /ursach / er hatte grossen teils unerfahrne Böhmen bey sich. Im andern Flügel taht Neda mit 7000 den ersten Anfal / aber ehe er sichs versahe / gingen ihm 9000 gerade auff den Leib / dz er bald im Anfange 1600 einbüssete / und hinter sich zuweichen gezwungen ward / biß ihn Prinsla mit 3000 entschüttete / da brachte er den Schimpff bald wieder ein / und erschlug der Feinde 2200. Leches wolte nicht nachlassen / so wahr sein verschlagener Wiedersacher nicht willens / mit ganzer Macht anzubeissen / worüber er seine Völker zu weit wagete / daß ihm 1600 mehrenteils Böhmen hart verwundet / und 1400 erschlagen wurden / daher Klodius ihn zuentsetzen befehlichet ward / der mit 3000 auff den listigen Feind anging /gar zeitig durchbrach / und mit Leches Hülffe 2000 fellete / und 600 verwundete. Herkules ließ Ladisla und Siegwarden zuentbieten / sie solten in Gottes Namen mit der ganzen Macht den Angriff tuhn / und ging er gleicher gestalt so eiferig loß / daß er gnug sehen ließ / daß er nicht willens währe / ohn eine sonderliche Taht abzuzihen. Aber die Feinde wolten doch nicht mehr / als der unsern Anfal Beschützungsweise ablehnen / daher das Schwert nichts sonderliches verrichtete / ohn Ladisla mit dem Fußvolke wirkete das meiste / daß des Feindes / bey welchem der König selber wahr / gar zeitig zurük wiche / und sich in des beschanzete Lager zog. Als nun Ladisla hierüber zu kühn ward / fiel ihm Dropion mit 9000 Reutern zur seite ein / uñ taht ihm nit geringe schade / biß Siegward selbst mit 12000 zu hülffe ging / und der Pannonier sich an dem verrichtete wol vergnüge ließ; wiewol er im Abzuge 1000 Reuter einbüssete / nachdem er 2500 von unsern Fußvölkern erschlage hatte jedoch auch dz Pañonische Fußvolk 4000 auff dem Platze ließ / und von den unsern nur 600 auffrieben. Endlich drang Herkules kräftige Faust durch an seinem Orte /daß bey diesem Flügel es zum vollen Treffen kam / uñ ein grosses Blutbad vorging / da hingegen Siegward und Olaff die ihrigen mit grosser Mühe von der Flucht abhielten; Ladisla aber gar nichts mehr verrichten kunte / weil Mnata wieder seine Gewohnheit sich mit den Fußvölkern im Lager enthielt / uñ der Reuterey gleicher Gestalt Befehl erteilete / hinter sich zuweichen; wodurch Siegward Luft bekam / und Herkules den völligen Sieg nicht behaupten kunte; über dessen Gefechte Mnata sich am meisten verwunderte /und in Furchten stund / er würde ihm den ganzen Flügel zuschanden machen. Wie nun solcher Gestalt der Feind weder schlagen noch weichen wolte / sahen die unsern von beiden Seiten einen grossen Staub auffgehen / und merketen bald / daß es des Feindes abgeschikte Völker wahren / deßwegen nahmen sie den Abzug / und wahren zimlich betrübet / daß so viel Volk darauff gangen / und doch nichts Hauptsachliches verrichtet wahr; dañ über vorgedachte hatte Siegward noch 4000 uñ Herkules 600 verlohren / ingesamt 7600 Reuter / 3100 Fußknechte. Hingegen missete Agiß im linken Flügel 8800 Mann über die obgedachten / und Dropion im rechten noch 2000; ingesamt 16000 zu Pferde und 4000 zu Fusse. König Mnata / wie streitbahr er sonst wahr / wolte vor dismahl nicht mit fechten / dann ein Pannonischer Pfaffe / welcher ihm zu unterschiedlichen mahlen zukünfftige Dinge vorher angezeiget hatte / warnete ihn heimlich / kurz vor der Schlacht / er solte diesen Tag sich nicht ins Gefechte begeben / wo er sonst nicht seine Gesundheit / oder wol gar seyn Leben verlieren wolte; deßwegen hielt er sich zwischen dem Fußvolke / und taht Befehl / wessen man sich verhalten solte / wodurch er aber die seinigen zaghaft machete / weil sie dessen an ihm nicht gewohnet wahren; insonderheit entsetzete sich die Reuterey sehr darüber / daß er mit dem Fußvolke so zeitig den Abzug ins Lager nam da er doch stärker als der Feind wahr / und noch keinen sonderlichen Abbruch erlitten hatte / viel weniger sich befürchten durffte / daß ihm von des Feindes Reuterey Einfal geschähe / weil die Flügel ihm Sicherheit gnug hielten. Der hochmuhtige Dropion / welcher schon etliche Jahr her mit gefährlichen Sachen wieder seinen König schwanger ging / und ihn nur des gemeinen Volks Liebe zu ihrem Könige abhielt / sein Vorhaben ins Werk zurichten / meinete hieselbst Gelegenheit zuhaben / ihm eins anzuwerffen / und beschwerete sich gegen die Obersten / niemand als der König hätte den Sieg durch sein furchtsames weichen verhindert /dann sein Gegener wie kühn er auch gefochten / hätte sich kaum in der Ordnung halten koñen / welchen er in einer halben Stunde Schachmat wolte gemacht /und hernach dem andern Flügel auch seine Faust zuerkennen gegeben haben; nun hätte man an Stat der Uberwindung nur Schande / an stat der Ritterlichen Ehre / Verachtung erstritten. Der meiste Teil war der Meinung / es könte nicht schaden / daß man den König drüber zu Rede stellete / und seines Abzuges Ursach zu wissen begehrete; aber ihrer etliche hielten solches zustränge. Er Mnata selbst zweifelte nicht /die Reuterey würde seinen Abwich nicht zum besten empfunden haben / dessen / die Warheit zusagen / die Furcht Ursach wahr / hatte sich aber doch einer Entschuldigung besonnen / ging zu den versamleten Obersten / und fragete was ihre Beredung währe; worauff Dropion zur Antwort gab; sie beklageten untereinander ihren Unfal / daß wegen Ausweichung des Fußvolks ihr herlicher Sieg / welchen sie schon mehrenteils in Händen gehabt / ihnen entrissen währe. Der König gab zur Antwort; sein Abzug währe nit aus Furcht oder Unvorsichtigkeit geschehen / sondern als er de Feind hätte so stark auf ihn zudringen gesehen /währe er hinter sich gangen / seinen Reutern Raum zumachen / daß sie von beiden Seiten in der Feinde Volk fallen / und ohn verlust ihr FußHeer auffreiben solten / welches Feldmarschalk Dropion an seinem Orte sehr wol verrichtet / wann nur der ander Flügel sich gleicher gestalt auch bezeiget hätte; welcher aber nit allein diese Gelegenheit aus der acht gelasse / sondern auch des FeindesReutern schlechten Wiederstand geleistet hätte. Agiß der Reichs Marschalk hatte diesen Flügel geführet / und vorsichtig gnug gefochten /nur daß ers mit Herkules zutuhn hatte. Er wahr des Königes allergeträuester Raht und Diener / hatte auch von Anfang her ihm diesen Krieg wiederrahten / aber durch andere überstimmet / einwilligen müssen / und taht ihm sehr weh / daß er sich unverschuldeter Sache muste rechtfertigen lassen / deßwegen er diese Schuzrede vorbrachte. Allergnädigster König; wie ich mich bißher in meinen Ritterdiensten im Kriege und Feldzügen verhalten / weiß ihre Königl. Hocheit selbst / und das ganze Land; scheuhe mich auch nit /dessen allemahl Rede und Antwort zugeben; ich gestehe aber gerne / daß die meinen vordißmahl den lezten Stand nicht gehalten / noch des Feindes Wuht abtreiben können / dann sie hattens auch nicht mit Böhmischen Bauren / sondern mit dem außerlesensten Kern der Teutschen Ritterschaft und SchlachtSchwertern zutuhn; so wahr ihr Führer nicht ein ungeübeter wehrloser / sondern der in aller Welt gepreisete Herkules / wie man ihn an seinen Tahten und unbendigem Pferde leicht hat erkennen mögen / und haben mich die Götter nicht darzu ersehen / daß ich der erste ihm ansiegen sol; dann warumb solte ich diesem Helden sein Lob nicht göñen / welches in unsers ganzen Heers Munde schwebet? Ich gestehe / daß ich ihm nicht habe können die Wage halten / noch seinen hefftigen Einbruch verhindern / wiewol ich ihm dannoch nicht entlauffen bin. Darff ich aber / gnädigster König / darff ich die Ursach meiner Niederlage bekennen? so träget des Fußvolks Abzug daran die gröste Schuld /dann hiedurch ward mir die Iñerseite geblösset / und zwar mir unbewust / und wider alles mein vermuhten / dessen der Feind sich gar wol hat wissen zu nutze zumachen. Aber Ihre Königl. Hocheit beschuldigen mich / ich hätte es übersehen / und des Feindes Fußvolk nicht angefallen. Sehr gut / gnädigster König /wann ich einen ohmächtigen und geringen Feind vor mir gehabt hätte. Weil ich aber schon beyden Fäusten Arbeit fand / wie kunte ich dann noch einen neuen Feind anfallen / da mir der eine schon mehr als gewachsen wahr? Herkules lässet sich nicht nur oben hin auffhalten; an welchem Orte derselbe fechtet / ist die ganze / nicht nur halbe Auffsicht und Krafft nöhtig. Man frage nur diese drumb / welche schon heut mit ihm sich versuchet / und mit gedoppelter Macht zuweichen sind gezwungen worden / da ich kaum eine gleiche Manschafft mit ungleichem Gewehr wider ihn angeführet. Zwar ich möchte wünschen / daß ich nicht allein ihn hätte auffhalten / sondern gar lebendig fahen können / aber in meiner Krafft / gestehe ich gerne / ist es nicht gestanden; solte ich nun deswegen straffbar seyn / was würden dann die heutigen Bestürmer ihres Lagers zuverantworten haben? Schließlich weiß Eure Königl. Hocheit / daß wegen meines herzu kriechenden Alters ich mich entschuldiget und gebehten habe / dieses hohe Amt einem andern auffzutragen; Ich wolte gerne mit fechten / auch allen möglichen Raht aussinnen helffen / aber es hat mir ja so gut nicht werden können; bitte demnach untertähnigst und von Herzen / Ihre Königl. Hocheit wolle mich allergnädigst entschuldiget halten / und sich versichern / daß dieselbe mich nicht allein unter ihre geträuesten Diener / sondern auch eiferigsten Liebhaber des Vaterlandes und Ihres Königlichen Stuels wol zählen darff. Feldmarschalk Dropion hatte sich vor diesem Manne stets am meisten / wegen seiner Auffrichtigkeit und Träue gefürchtet / und viel Mittel angewendet / ihn auff seine Seite zubringen /aber bißher vergebens / weil er nicht den Eigennuz /sondern des Reichs und seines Königes Wolfahrt suchete. Hier aber meinete er ihn zustreicheln / und wider den König anzuhetzen / und fing nach dessen geendigter Rede also an: Je wann ein redlicher Ritter und KriegsOberster deswegen zurecht stehen sol / daß er des Feldherrn verschwiegene Gedanken nicht hat sehen / und denen sich gemäß bezeigen können /wolte ich lieber ein gemeiner Landsknecht seyn; Ich zeuge / und alle die zugegen sind / daß Herr Agiß GroßOber Wachtmeister an seinem Ort keine Mögligkeit hat ermangeln lassen / sondern das Glük ist ihm zuwider / und auff seines Feindes seite gewesen. Der König hörete schon / wo dieser hinaus wolte / fiel ihm deswegen in die Rede / und sagete: Ich habe ja meinen GroßOber Wachtmeister und Reichs Marschalk weder angeklaget noch vor das Kriegs-Recht gefodert / sondern bloß nur meine Meynung angedeutet; bin ich nun in derselben betrogen worden / wie ich nunmehr gestehe / werde ich ja deßwegen noch zu keiner Rechtferngung gehalten seyn. Ich wil bekennen / daß mein Abzug der sehr wol gemeynet wahr / übel gerahten ist; aber euer Abzug / Feldmarschalk biß an des ReichsGrenzen hat uns auch wenig Vortel gebracht /welches ich euch sagen muß / weil ihr euch nicht scheuhet / mich euren König zurechtfertigen; und haben unsere Feinde sich vor dißmahl nicht groß zurühmen / massen der Schade noch nicht so übergroß /und an beyden Seiten fast gleich seyn wird; möchte auch wünschen / daß bey dem heutigen ganz unglüklichen Sturm ich deren Raht gefolget hätte / welche mir den zeitigern Abzug rieten / solches solte mir ungleich grössern Vortel / als mein heutiger Abzug Schaden / gebracht haben. Die Ankunfft der ausgeschicketen ReuterSchaaren hinderten ihn weiter zureden; dann als diese eine so grosse Menge der erschlagenen / und doch keine Feinde sahen / riessen sie alle / wo dann ihr König / und ob er noch im Leben währe; daher er sich ihnen zeigen / und sie befriedigen muste. Dropion hatte grossen Verdruß daran / daß der König ihm so verweißlich zuredete; weil es aber noch nit Zeit wahr / sich zurächen / fraß ers in sich / und nahm mit seinen Verschwornen gefährliche Händel vor. Agis aber suchete Gelegenheit / mit seinem Könige absonderlich zureden / und da er bey ihm allein wahr / sagete er zu ihm: Eure Königl. Hocheit erinnern sich gnädigst / Mastyes und meiner mehrmahligen geträuen Warnung / den Feldmarschalk betreffend / und versichern sich / daß er noch diese Stunde nicht mit guten Gedanken umgehet; die Götter wenden nur gnädig ab / daß eben er nicht ein grösser Feind seines Königes / als der Böhmische König sey; eines weiß ich versichert / daß er diesen Krieg weder unserm Reiche noch seinem Könige zum besten angestifftet hat / sondern dieses ist seine Andacht / wann er König in Böhmen ist / wolle er Pannonien auch wol behäupten. Und warumb hindert er / daß Eure Hocheit nicht wieder heyrahten sol? Je daß kein gebohrner Erbe zur ReichsNachfolge seyn möge / nachdem der einzige vor zwey Jahren / durch unvermuhtlichen Tod unter augenscheinlichen Gifftzeichen beyseit geschaffet ist. Eure Königl. Hocheit weiß sehr wol / wie geträulich ich und Mastyes diesen Krieg wiederrahten /da wir uns nicht so sehr vor den Feind / als vor unsern eigenen Feldherrn gefürchtet / und dazumahl es so teutsch nit ausbeichten dürffen / und wolte Gott / man hätte unsere eingeführte Ursachen auf die Wage der gesunden Vernunfft geleget; doch die jungen Rahtgeber / die von Dropion alle mit einander wahren zu Ehren gebracht / musten mit ihrer grossen Menge der einträchtigen Stimmen durchdringen / in welchen sie gewißlich mehr Beleidigungen richteten / als uns angetahn sind; aber lebet auch noch wol die Helffte von ihnen? 6 sind von den Feinden auffgeknüpffet / und 15 in Stürmen und Schlachten drauff gangen / da sie zweifels ohn ihren blutgierigen und ungeträuen meinäidigen Raht viel zuspät werden bereuet haben. Jedoch / weil der Streit angefangen ist / muß er redlich ausgeführet werden / und verhoffe ich nicht lebendig /als nur wie ein Obsieger aus Böhmen zuzihen. Eure Hocheit setzen ein Geboht / (ich rede dieses aus den allerhochwichtigsten Ursachen / auff welchen meines Königes Heil und Leben beruhet) daß wer inkünfftig aus der Schlacht entrinnet / und das Feld verlässet / er sey hoch oder niedrig / solle Ehr / Gut / und Leben verwirket haben. Aber diß ist mein Raht / daß man alle mögliche Mittel ergreiffe / den Feind zur Schlacht zubringen / ehe uns ein ander Feind mördlich anfalle. Ich weiß wol / was vor Reden ich schon von dem Feldmarschalk gehöret habe: Dem Könige sey das Herz entfallen; Er dürffe bey der Reuterey nicht fechten / halte sich hinter dem Fußvolke / und meide die Wunden. Was kan hieraus entstehen / als Auffruhr? Ich rede mit meinem Könige vertraulich / und wolte wol ein mehres reden / wanns nicht noch zur Zeit zu unzeitig währe. Dieses versichere sich Eure Königl. Hocheit / daß ich des Feldmarschalks Gnade und Heuchelgewogenheit / nach bewuster ehmaliger Beschimpff- und Verfolgung leicht haben könte / welche er mir durch sich selbst und durch andere anbeut; aber ich wil lieber unter dem MeuchelSchwert / wie schon andern geschehen ist / sterben / als an meinem Könige im geringsten träuloß werden. Ists aber möglich / so unterdrücke Ihre Königl. Hocheit meine vertrauliche Reden / biß sie wieder in ihr Land kommen / und des äusserlichen Feindes entladen sind / alsdann wil derselben ich ihren innerlichen viel schädlichern mit solchen unfehlbaren Beweißtuhmen vor Augen stellen / daß Sie sich selbst verwundern wird / wie sie dem Verderben hat können entgehen. Im Felde fürchten sich dieselbe nicht / und befehlen mir allemahl in beysein Dropions oder anderer / daß Ihrer Hocheit ich die mir genenneten Häuptleute mit ihre Schaaren zur Leibwache herschaffen solle. Auch ordnen dieselbe es nach diesem / da es ihr gelieben kan / also / daß der Feldmarschalk wider des Feindes rechten Flügel / in welchem Herkules / gewißlich ein treflicher und ehrliebender Held streitet / gehen möge. Der Ruhm / welchen er mir gab / ging nit von Herzen / sondern von Eurer Hocheit mich abzuzihe / war es angesehe / und währe dieselbe ihm nit in die Rede gefallen würde er seine Boßheit wider seine König erst recht ausgeschüttet habe; aber alles der Zeit uñ Geduld befohle; ich wil nit unterlassen / vor meines Königs Heil uñ wolfahrt zuwache / welches ich durch dieses mittel bißher glüklich verrichtet / dz des gemeinen Volkes Träue zu ihrem Könige ich in festem Stande erhalten habe. Der König erschrak dieser Rede nicht wenig /bedankete sich der Träue / welche unvergolten nicht bleiben solte / und hieß in ja schweigen / daß nicht zur unzeit eine Aufruhr entstünde; er hoffete diesem Tokmäuser dergestalt zubegegnen / daß es ihm zun Augen ausgehen solte. Ließ alle Völker versamlen /hielt gemeine Heerbeschauung / und befand / daß er noch 44000 gesunder Mañschaft zu Fusse / welche von den Fuhrleuten (an deren stat die Troßbuben treten musten) auff 50000 ergänzet wurden; die Reuterey aber in 124000 Mann bestund; und weil er sein gröstes Vertrauen auff die Ritterschaft gestellet hatte / musten von den Fußknechten noch 10000 beritten gemacht werden. Die grund Ursach aber / daß Agiß seinen König so träulich vor dißmahl warnete / wahr diese; es hatte Dropion einen Leibdiener / dem er sein geheimstes vertrauete / ungeachtet er vor etlichen Jahren dessen Vater wegen einer Mordtaht gebührlich hatte hinrichten lassen / welches aber dem Sohn nicht aus dem Sinne wolte / wie viel gutes ihm gleich von seinem Herrn geschahe / welcher ihm den hohen Adelstand in künftig versprochen / und schon zimliche Landgüter zugeschanzet hatte. Dieser machte sich des vorigen Abends in stiller geheim zu einem Fähndrich / seinem nahen Anverwanten / welchen er wuste sehr gut Könisch seyn / beklagete anfangs seines lieben Königes Gefahr / und daß er ihm solche zu offenbahren zu ihm kähme / mit begehren / es Herrn Agiß anzumelden / welcher schon auff Raht würde bedacht seyn. Du handelst redlich mein Oheim / antwortete dieser / daß du die von deinem Herrn empfangene Guttaht geringer / als deines Königes Heyl und Wolfahrt achtest / weil ich leicht ermässen kan / kein Mensch als eben dieser / gehe mit gefährlichen sachen zu unsers Königes verderben umb. Dem ist also / sagete dieser; massen ich euch wol versichern kan / daß mein König in Leib und Lebensgefahr schwebet / er gewinne oder verliere die künftige Feldschlacht; weil ich mit meinen Ohren den Rahtschlag angehöret / daß wo das Glük uns den Sieg gönnen wird / solle der König / wo nicht durch Feindes Hand / doch gewiß durch MördersSchwert in der Schlacht gefellet werden; welchem bestelleten Mörder zwar drey Tonnen Schaz versprochen sind / aber er wird alsbald durch einen andern Mörder unter dem Schein der eiferigen Rache nidergemacht werden / auff daß der Anschlag schier heut oder Morgen nicht unter die Leute komme; solte aber der Feind Meister spielen / wird mein Herrn der Feldmarschalk mit den seinen (einer sehr grossen menge von beyden Flügeln) aus der Schlacht reissen /unter dem vorschutze / man müsse dem Vaterlande zu helffen / sich auffmachen; da dann der gute König solle in der Feinde Hände gerahten / und wegen des auffgerichteten Galgen / erhenket werden; hernach könne mein Herr mit den Feinden Rachtung treffen /und durch seinen grossen Anhang die Pannonische Kron leicht erlangen. Der Fähndrich hatte dieses kurz vor dem Sturme bey Agiß vertraulich abgelegt / welcher aber biß hieher keine gelegenheit gehabt hatte /den König zu warnen. Gleich als nun Agiß von dem Könige weg gehen wolte / kam sein Leibdiener / und reichete ihm ein wolvermachetes Schreiben von dem Stathalter Mastyes ein / welcher in des Königes Abwesenheit die Herschaft verwaltete / und ihm ernstlich ließ angelegen seyn / hinter Dropions künste zukommen / auch so viel erfuhr / daß der König gewiß auff diesem Zuge / er gewönne / oder verspielete / sein Leben einbüssen würde; welchem Unheil vorzubauen / er in seines Königes Nahmen und Befehl eine Macht von 80000 zu Roß in aller eile versamlete / und an Agiß schrieb; er solte vor allen dingen den König abrahten / daß so lieb ihm sein Heyl und Leben währe /er in keine Schlacht sich mit dem Feinde einliesse /ehe und bevor er ihm noch einen ansehnlichen Entsaz würde zugeführet haben / welcher des fünfften Tages nach empfahung dieses / ihm nicht weit mehr seyn solte. Hernach / daß er nicht in dem Reuterflügel sich streitend finden liesse / bey welchem Dropion währe; und endlich / daß man dem Bömischen Könige keine ehren verkleinerliche Beschimpfung antuhn liesse. Agiß hielt vor nöhtig / es dem Könige zu offenbahren / verschwieg doch des Fähndrichs anbringen / und bewägete den König / daß er nun mehr völlig gläubete /daß Dropion ihm nach Leben und Kron stünde / ging auch mit Agiß hin nach dem Heer / und sagete beydes hohen und nidrigen selbst an; ein jeder solte an seinem Orte fleissig und wachsam seyn; dann nach verlauff fünff Tagen müste es durch eine algemeine Schlacht redlich ausgetragen werden / ob der Böhme ihm / oder er dem Böhmen zugebieten hätte / inzwischen solten sie ingesamt fein ausruhen und alles volauf haben. Dropion verdroß solches heftig / daß er die Zeit zur Schlacht vor gehaltenem Kriegsraht / oder doch ohn sein vorwissen bestimmete; meinete auch /er hätte Agiß / der ihm allernähest stund / und sich freundlich gegen ihn bezeigete / nunmehr gar auff seiner Seite / daher sagete er zu ihm: Hui! wie wil unser König nun ohn unsern Raht wieder gut machen / was er allein verderbet hat? wie aber / wañ das Heer ihm nicht folgen wolte? Ich möchte wünschen / antwortete Agiß / daß unser König darüber Raht gehalten / oder zum wenigsten es mit dem Herrn Feldmarschalk beredet hätte; weil es aber ihrer Hocheit also gefället /deren Befehl und Wille unser Gesez seyn mus / so wenden ja die Götter dieses Unglük gnädig ab / daß das Heer sich ihrem gekröneten Oberhäupte entgegen richten wolte; ich vor mein Häupt wolte mich lieber selbst umbringen / damit ich ein solches Unglük nicht sehen dürfte; dann was könte dem Feinde angenehmers auff der Welt begegnen? und würde auff diesen Fal besser seyn / daß der Herr Feldmarschalk den König eines andern beredete / wann seinem hohen verstande nach / er dieses vornehmen vor undienlich befinden solte / wobey ich dz meine geträulich tuhn wil. Ich wil auch nicht hoffen / gab dieser Schalk zur Antwort / daß die Völker sich sperren werden; und weil vor dißmahl dem Könige es also gefallen / daß er seinem eigenen Raht folgen wollen / wil ichs mit gut heissen; gab damit an den Tag / daß ihm schon leid wahr / sich gegen Agiß so weit heraus gelassen zu haben / weil derselbe nach seiner Leier nicht tanzen wolte. Der König stund ein wenig / als voller Gedanken / welche ihm dañ im Kopffe rechtschaffen herumb lieffen / und man leicht muhtmassen kunte / dz sein Herz beschweret wahr. Dropion aber gedachte / es währe ein Zeichen der Scham / wegen seines heutigen versehens; doch erhohlete er sich bald / nahm eine sonderbare freundliche Herzhaftigkeit an sich / und redete die versamleten Kriegshäupter also an: Liebe Geträue; ich habe aus höchstwichtigen Ursachen /welche schier künftig sollen gemeldet werden / bey mir beschlossen / mit den Feinden einen viertägigen Anstand zu machen / unter dem Scheine / dz man Zeit habe und sicherheit / die Erschlagenen beyderseits zubegraben / welches sie ohn zweifel gerne eingehen werden. Ist demnach mein gnädigstes Gesinnen / mir eure Meinung hierüber anzudeuten. Dropion gab zur Antwort; er könte sich hier weder mit ja noch mit nein heraus lassen / es währe dann / daß er die wahren Ursachen solches vornehmens hörete / alsdann wolte er auff dieses ganz unvermuhtliche vorbringen sich gehorsamlich erklären. Gar wol / antwortete der König /und warumb solte ich meinen Kriegsfürsten und Rähten solche Ursachen verhehlen / wañ sie dieselben zuwissen begehren? ich habe bey meinem Auszuge aus meinem Reiche / es mit meinem hinterlassenen Stathalter Mastyes verabscheidet / er solle auff allen Nohtfall noch ein Reuter Heer 80000 stark samlen /und mir solches eiligst nachschicken; weil ich dann heut nach gehaltenem Treffen von ihm Zeitung erhalten / daß nach Verlauff vier Tagen er bey uns seyn wolle / bin ich durchaus nicht willens / die Häupt Sache dem Glük zuuntergeben / biß solcher Entsaz in der nähe sey / von welchem ich bißdaher nichts habe melden wollen / damit den Feinden es nicht verkundschaffer würde. Dropion entsetzete sich des Vorbringens / sahe daß ers nicht hintertreiben kunte / und doch seinen Wiederwillen anzuzeigen / fing er mit verwirretem Gemüht also an: Ich weiß nicht / ob es rahtsam seyn würde / dem Feinde einigen Anstand zugeben / wann er darumb anhalten solte / wiewol er darzu viel zu hochmühtig ist / und nun wollen wir selbst darumb ansuchen? Ich schätze unsere Macht stark genug seyn / dem Feinde anzusiegen / deswegen fodere man ihn aus auff Morgen zur Schlacht / ehe er die Kühnheit zu treffen ableget / und durch Zeitung wegen des Entsatzes / der mich sehr / und nicht ohn ursach befremdet / davon abgeschrecket werde. Marschalk / warumb befremdet euch der Entsaz? sagte der König; meinet ihr / daß er uns so gar unnöhtig / und ein lauter überfluß sey? Haben wir doch schon über 80000 Mann / die Verwundeten mitgerechnet / heut diesen Tag eingebüsset. Und warumb schriebet ihr mir dann nechten / wir dürfften dem Feinde nicht unter 250000 Mann in der Schlacht unter Augen stellen? Aber GroßOber Wachtmeister Agiß / was ist hierüber eure Meinung? Allergnädigster König / antwortete er; es kan seyn / daß der Herr Feldmarschalk sein hoch vernünfftiges absehen habe / welches ich nicht wissen kan / aber meiner unvorgreiflichen Meinung nach / hat Eure Königl. Hocheit sehr vorsichtig gehandelt / daß dieselbe auff einen Entsaz ist bedacht gewesen / weil wir andern solches aus der acht gelassen; wundere mich gleichwol nicht wenig / daß Ihre Hocheit ein solches / ohn aller deren Vorwissen / welche mit derselben ausgezogen find / vorgenommen /und mit Herr Mastyes abgeredet hat. Der mehrenteil der übrigen / ungeachtet sie gut Feldmarschalkisch wahren / stimmeten mit zu / dann sie sahen nicht /was ihnen der Entsaz schaden könte / weil ihnen das eigentliche Vorhaben des Dropions (welches kaum ihrer sechse wusten) annoch nicht entdecket wahr. Aber Dropion dachte den Sachen etwas tieffer nach /und befahrete sich / Mastyes würde diesen gewaltigen Hauffen nicht allein führen / sondern dabey solche Befehlichshaber ordnen / welche zu steiff Königsch währen / und ihm alle seine Vorschläge zunichte machen dürfften / hatte doch das Herz nicht / weiter zuwiderspreche / nur sagete er / seine Meinung währe noch / daß man mit dem Feinde ein Treffen wagete /ehe der Entsaz sich mit ihnen zusammen tähte; dann vor erst würden alsdann die Feinde aus ihrem unüberwindlichen Lager nicht zubringen seyn; hernach dürffte das alte Heer es ungleich verstehen / daß die frischen Völker an der Beute anteil haben solten / welche dieselbe durch ihre Mühe und Blut schier erworben und in Fäusten hätten. Der König bedachte sich ein wenig / und gab zur Antwort: Ich nehme diese wichtige Ursachen billich zu herzen und so wenig ich an meines geträuen Marschalks Auffrichtigkeit und Träue zuzweifeln habe / so gewiß bin ich auch / dz er den Krieg wol verstehet; wolle demnach die Schlacht auff gut Glük mit dem jetzigen Heer wagen / doch nicht ehe / biß daß unser Entsaz auff zwo Stunden hinter uns ligen wird / da wir uns dessen gar nicht /als nur auff den äussersten Nohtfal gebrauchen wollen / und sie dañoch an der Beute keinen Teil haben sollen; ist eins. Uberdas trage ich euch meinen unbrüchigen Schluß vor / welchen ich mir ganz ins Herz gepflanzet / und als ein Gesez gestifftet habe / dem ich mich selbst ohn Ausrede mit gutem Wolbedacht unterwerffen wil / daß wer vor erhaltenem Siege den Abzug durch die Flucht oder aus anderem Vorgeben /nehmen wird / sol an Gut / Ehr und Leben gestraffet /oder / da man ihn nicht ertappen kan / als ein Verrähter des Vaterlandes durchächtet werden. Dieses nun wahr Dropion ganz ungelegen / wie auch den Vornehmsten seines Anhangs / welche obgedachten Anschlag über den König gemacht hatten; daher er zur Antwort gab: Er vor sein Häupt und andere redliche Kriegs Helden bedurfften solches Gesetzes nicht / als welche daselbst zubleiben willens währen / wo der gröste Hauffe ihrer Völker bleiben würde. Und diesem fielen alle seine ergebene freimühtig zu / daß Agiß und andere Geträue nicht stark dawider seyn durfften. Der König aber erdachte diese List / und sagete: Wolan / weil wir uns hierüber nicht vergleichen können / und meinen Obersten mein Vorschlag / den ich gerne ins Werk gerichtet haben möchte / nicht gefallen kan / ich aber dabey besorge / daß wann die Unter Häuptleute und gemeinen Knechte solche Wegerung erfahren solten / sie es ungleich auffnehmen möchten / so wollen wir alsbald hingehen / und des ganzen Heers Meinung darüber vernehmen / welche uns allen wolgefallen muß; ging vor hinaus / hieß die andern folgen / und gab es den Völkern mit sonderlicher Leutseligkeit zuverstehen / welche einmühtig rieffen: Dieses Königliche Gesez würde der unbewägliche Grund ihres künfftigen Sieges seyn. Daher die Obersten sichs also gefallen lassen wusten / und ward Dropion / welcher sich noch keiner Verrähterey befahrete / die Karte heßlich verstecket. Noch desselben Abends schickete Mnata einen Heerhold an die unsern ab / welcher sich gebührlich meldete / und wie ihm befohlen wahr / diese Werbung vorbrachte: Der Großmächtigste Unüberwindlichste König des ädlen hochbenahmten Pannonischen Volkes / nachdem er dem Böhmischen Könige seinem Feinde die Schärffe seines Schwerts in etwas zuerkennen gegeben / auch willens wahr / mit demselben ein absonderliches Treffen auff Leib und Leben zuhalten / wann von seinen Untertahnen es ihm hätte können gegönnet werden / lässet den Böhmischen König durch mich seinen Heerhold / auff den fünfften Tag nach diesem / zu einer auffrichtigen offentlichen Feldschlacht einladen / da seine Königliche Hocheit alles Vortels sich begeben /und die Sache auff das Glük und seine Faust setzen wil; inmittelst schläget seine Königliche Hocheit einen viertägigen Anstand vor / daß die erschlagenen allerseits mögen begraben / und den Leibern nach ihrem tapfferen Tode die Ruhe gegeben werden; im übrigen ist seine Königliche Hocheit nicht gesinnet /dieses Land zuverlassen / biß sie / die ihrem Trometer angefügte Schmach Königlich gerochen haben wird. Ja Königlich gerochen / antwortete Ladisla / solches währe ehrlich und wol zuerdulden / wie es auch Gott fügen möchte; aber Galgen vor gebohrne uñ herschende Könige auffzurichten / das ist noch lange kein Königlich Stük. Wer weiß / sagete der Herhold / wer diesen schnöden Galgen auffzurichten angeordnet hat? meinethalben wolte ich / der Uhrheber henkete schon dran / so versichert bin ich / daß es nicht aus meines Königes Geheiß geschehen sey. Dieses sagete er auff Agiß außdrüklichen Befehl / weil er dessen und des Königes geträuer wahr; und gerieten die unsern hiedurch in wunderliche Gedanken; doch beantworteten sie es nicht / sondern Ladisla gab diesen endlichen Bescheid: Sage deinem Könige / oder vielmehr dem Pannonischen Wüterich; ich und gegenwärtige meine hohe Anverwanten / werden schon wissen / wann es Zeit seyn wird eine Feldschlacht zuliefern. Er hat sich gegen mein Land und Volk nicht als ein Feind / sondern als ein Mörder und Mordbrenner erzeiget /worinnen ich mich ihm nicht habe wollen gleich stellen / wie ich leicht gekunt hätte / sondern geschonet was mich nicht beleidiget. Vordismahl haben wir ihm eine Mummen Schanze gebracht / und lassen seine großpralichte Dränungen auff ihrem Unwerd beruhen; die begehrete Frist wegen Begrabung der Todten wird ihm eingewilliget / er handelt auch dabey redlicher (wo sonst keine Tokmäuserey dahinten stecket) als sein Gott und Ehr vergessener Dropion / welcher seine erschlagene den Raben und wilden Tihren übergab / womit er bekennete / daß seine hingerichtete Strassen Räuber und Mordbrenner vielmehr den Galgen und das Rad bekleiden solten / als mit der Erden überkleidet werden; jedoch könte es Gott schicken /daß / ehe sechs Tage verfliessen / er mehr ursach /deßgleichen Anstand zubegehren / haben möchte. Also wurden zu beiden Teilen die Geisel eingeschikt /und liessen Ladisla und Herkules die ihren nicht allein ehrlich begraben / sondern hielten ihnen auch bey dem Heer öffentliche Lobreden ihrer Mañheit. Die Feinde aber wurden nur schlechts hin in die Erde verscharre / nach dem sie von den unsern geplündert wahren / und hielten die Pannonier ein abscheuliches Geheule und Geklapper der Waffen bey dem Begräbniß. Zeitwehrendes Anstandes funden sich an beiden Seiten etliche Ritter und Knechte / welche von ihrem Könige Urlaub begehreten eine gleichmässige Schaar zum absonderlichen Kampfe außzufodern; aber Herkules wolte es an seiner Seite nit gut heissen / darum daß man der geübtesten in der Schlacht würde benöhtiget seyn / die Ungeübeten aber leicht einen Schimpff durch verwägenen Unverstand einlegen /und dadurch bey dem Heer eine Furcht erwecken könten / weil die Abergläubischen allemahl aus solchem Verlauff / als aus einem Vorbilde und Spiegel das künfftige Glük oder Unglük der algemeinen Schlacht zu urteilen pflegeten / wodurch sie dann entweder sicher oder furchtsam gemacht würden. Agiß hätte gleicher gestalt gerne an Pannonischer Seite ein solches gehindert / aber Dropions Frevel ging vor / daß man nicht allein solchen ritterlichen Leuten diese wolständige und preißwirdige Ubung gerne gönnen und zulassen solte / sondern rühmete die / welche sich angaben / öffentlich vor dem Heer / und versprach ihnen eine Verehrung / da sie sich Pannonisch / das ist / wie er sagete / unüberwindlich erzeigen würden. Es wahr aber eine Schaar ganz verwägener Buben / 120 Mann stark / welche in vier absonderlichen Hauffen die Freyheit zum Kampff begehreten / deswegen sie in eine Schwade gesetzet / und ihre vier Häuptleute ümb den obersten Befehl mit würffeln spielen musten /welcher dem Frechesten unter allen zufiel. Weil dann der König auch wolgefallen daran hatte / vermahnete er sie zur Tapfferkeit / und daß ein ieder unter ihnen /nicht weniger eines andern als seine eigene Gefahr und Verwundung abzuwenden gefliessen seyn / auch zuschlagen und stechen nit ablassen solten / biß sie den Feind auf die Weichseite gebracht hätten. Bald darauff schickete er den vorigen Heerhold ab an die unsern / uñ ließ ihnen anzeigen / weil den Arbeitsamen Männern die Zeit im Müssigange lange wehrete /und man in Zelten des Würffel- und KartenSpiels auch müde würde / meldeten an Pannonischer Seiten sich eine ritterliche ädle Schaar 120 stark / und nicht mehr / hiemit an / ob eine gleiche Anzahl von Feinden so viel Herzens hätte / zwischen beiden Lagern mit ihrem ritterlichen Gewehr zuerscheinen / damit man sähe / an welcher Seite / die rechtmässigste Sache /und tapffermuhtigsten Kämpffer sich fünden / jedoch mit diesem außdrüklichen Vorbehalt / daß dieses anmuhten dem gemachten Anstande nicht im geringsten solte nachteilig seyn. Die unsern beredeten sich nach geendigter Anwerbung hierüber / und ob sie gleich wusten / daß es dergleichen Wagehälse unter den Pannoniern nicht wenig gab / welche durch frevelmuhtige Raserey oft wahrer Tugend überlegen währen / wolten sie doch solchen Schimpff auff sich nicht ersitzen lassen / und gaben die Antwort / daß weil es schon zimlich spät / solte auff morgen geliebts Gott / der Streit auff begehrete masse hiemit angenommen seyn / daß er mit ritterlichem Gewehr / als Speer und Schwert /in vollem Harnisch außgeführet würde; könten demnach die Außfoderer zwo Stunden nach der Soñen Auffgang / unter der Begleitung anderer 500 Reuter /und nicht mehr / erscheinen alsdann wolten sie mit gleicher Anzahl verhanden seyn / doch unter diesem Vorbehalt / es fiele der Sieg auff eine oder andere Seite / solten die 500 doch kein Schwertzücken / sondern den Kämpfern ihren freyen Willen gönnen / auch zu mehrer Versicherung / solche Begleitung ohn Harnisch verrichten. Mnata und Dropion wahren dieser Einwilligung froh / durchsucheten ihre Kämpffer fleissig / ob ihnen ichtwas an guten Pferden oder Gewehr mangelte / welches sie auffs fleissigste verbesserten / und ihnen / da sie siegen würden / eine Tonne Schaz außzuteilen / versprachen. Die unsern / damit dieser Kampff desto glüklicher ablauffen möchte /wurden eins / daß Ladisla / Herkules / Siegward /Olaff / und Arbianes unerkanter Weise selbst mit Kämpffen wolten; und daß solches desto unvermerketer geschehen möchte / ward Leches zum Obersten Führer bestellet / welcher dessen anfangs sich demühtig wegerte / und endlich aus Untertähnigkeit gehorsamlich über sich nam. Neda / Prinsla / Klodius /Markus Gallus / wie auch Fabius / wolten nicht zurük bleiben; die Dänen Harald und Humbold / die vornehme Teutsche Herren und sehr handfeste Ritter /Oswald / Sebald / Gebhard / Burchard / Bertram von der Weser / Walfried / Günther / Erhard / Ernst / Künebald / Gotfried / Adelbert / Roland / Gothard / Willibald / Arnhold / und Ludwieg / alle vornehme Obersten / bahten sehr inständig / daß sie möchten gewirdiget werden / diesen ritterlichen Zug mit zutuhn. Neklam / und der neue Ritter Grozemisla bekahmen dessen auch Urlaub. Zu diesen wurden noch 30 nahmhaffte Teutschen / 16 Böhmen / 6 Friesen / 8 Wenden / und 27 Parther gewählet / da insonderheit die lezt genenneten darümb ganzflehentlich anhielten. Sie gingen zu rechter Zeit loß / alle mit schneeweissen Feldzeichen / und hatten 500 von den tapffersten zur Begleitung mit sich genommen / welche nach dem Pannonischen Begleitern ritten / und sich ihnen zeigeten /daß sie ganz keine Waffen / als das Seiten Gewehr bey sich hatten / alle mit Himmelblauen Feldzeichen und statlichen rohten Federbüschen außgezieret / funden auch ihre Feinde redlich und ohn heimliche Waffe / die mit rohten Feldbinden (wie auch ihre Kämpffer) sich angelegt hatten / und wahren Mnata und Dropion selbst mit unter ihnen / üm den Streit desto besser zu sehen. Unsere Christen hatte vor ihrem Auszuge ihr andächtiges Gebeht gehalten / und nach angelegten festen Waffen sich in fünff Schaaren / jede 34. Köpffe stark / verteilet; den Ersten führete Leches und wahr bey demselben Ladisla; bey dem Andern Herkules und Arbianes; bey dem Dritten Siegward; bey dem Vierden Olaff; und bey dem Fünfften Fabius / hatten sonst die tapffersten Ritter gleich unter sich geteilet. Es wolten die Pannonier mit dem Speer nicht zuschaffen habe / sondern nur das kurze Gewehr gebrauchen /daher die unsern / um alle Verdacht der Furcht abzuwenden gerne einwilligten / jedoch ihnen diesen Verweiß zuentbohten; Redliche Ritter verachteten das Speer nicht / als welches ihr Ehren-Gewehr währe /und dabey insonderheit erkennet würden. Sie setzeten Fuß vor Fuß auff ein ander an / biß sie sich erreichen kunten / und jede Schaar eine gleiche Anzahl zubestreiten hatte. Anfangs gingen sie beyderseits sehr behutsam / insonderheit spareten unsere Helden ihre Kräffte nach Mögligkeit / und liessen ihre Leute fechten / welche sich zwar als redliche Kriegsleute hielten / und doch dem Feinde keinen Fußbreit abgewinnen kunten / auch schier mehr Wunden annahmen als sie bezahleten. Als Mnata solches sahe / sagete er zu Dropion: Der Feind hat unsern Rittern keine Kinder entgegen gestellet / wie auch alle ihre Begleiter sehr ansehnliche / tapffere und unerschrockene Ritter sind /deren gleichen ich mich bey ihnen kaum versehen hätte / jedoch ist die Oberhand an unser Kämpfer Seite; aber dieser stolze Ruhm währete nit lange; dann Herkules / Ladisla / Siegward / Olaff und Fabius nahmen jeder sechs handfeste Ritter zu sich / schwänketen sich damit von der Seite ab in den Feind / und schlugen dergestalt von sich / daß im ersten Anfalle ein jeder seinen ersten Mann zu grunde richtete / wodurch die übrigen in zimliche Verwirrung gerieten. Als die andern diese Lufftung von fornen her empfunden / setzeten sie nicht minder eiferig hinein / da ihre Verwundeten vor Zorn weder Müdigkeit noch Schmerzen empfunden. Ladisla traff auff den obersten Führer / und befand / daß er guter Fäuste wahr /brachte ihm aber gar bald einen Stoß unter den Krebs an / damit er ihm die Seele mit samt dem Blute auszapfete. Als die unsern diesen grossen Vortel erstritten hatten / und noch keiner von ihnen gefellet wahr /sie auch in behaltener festgeschlossener Ordnung mit getrenneten stritten / sahe Dropion bald / daß solches kein gut tuhn würde / worüber er vor Zorn und Eifer anfing zu fluchen und schänden / daß alle ihre Kämpfer seine Bernheuter und Narren seyn musten / die sich nur auff ihre unerfahrne Frecheit verlassen / und sich einer Sache unterfangen hätten / deren sie durchaus nicht bestand währen; sahe doch endlich mit etwas vergnügung an / daß die übrigen algemach sich in kleine Schaaren setzeten / und ein Häuflein / 36 stark / eine neue Ordnung schloß / welches aber Herkules gar zu zeitig inne ward / nam 24 Mann nebest Neda und Prinsla zu sich / und befahl den andern / die annoch getrenneten fein warm zu halten / weil sie ihnen ohndas an Mañschaft überlegen wahren / und stürmete er dergestalt auff diese Schaar / daß sie alsbald hinter sich zu weichen gezwungen ward / da Herkules Beystand in sie hinein brach / und nicht auffhöreten / biß sie alle gestrekt lagen / dañ hie wahr alle Gnade auffgeruffen. Als Mnata und seine Leute dieses sahen / bereueten sie ihre Tohrheit / aber zu späht /kehreten auch mit ihren 500 Reutern umb / und gingen nach ihrem Lager zu / als hätten die Kämpfer ihnen nicht zugehöret / weil sie das Elend länger nicht ansehen kunten / und von den ihren nit 30 lebendige mehr übrig wahren / welche schon heftig verwundet /ohn gegenwehr nidergehauen wurden / worauff man sie nacket auszohe / die Köpfe ihnen abschlug / und sie auff den Wahl auff Stangen steckete / ihre Pferde /Gewehr und Kleider mit nahmen / und mit einem Freudengeschrey von der Streitbahn hinweg ritten /weil nur drey Böhmen zwey Teutsche und ein Friese das Leben eingebüsset hatten / auch alle verwundete wieder geheilet wurden. Die Fürsten und genennete Ritter kahmen alle / ausgenommen Günter / Adelbert und Arnold / unbeschädiget davon / und wurden doch diese drey mit köstlichen Salben in 24 Stunden geheilet. Mit so geringem Verlust wahr der kleine aber ansehnliche Sieg erstritten / worüber unser Heer so frölich wahr / als währe der Feind gar aus dem Felde geschlagen. Hingege schämete sich Mnata / sein Kriegsheer anzusehen / welche in voller Schlachtordnung stunden / ihre überwinder zu empfahen; aber als sie keinen einzigen wieder zurük kommen sahen / begunten ihrer viel zu spotten / und rieffen / die verwägene Narren hätten ihren verdienten Lohn empfangen / in dem sie auff ihre Mannheit getrotzet / und ihnen eingebildet / wann unter den andern sie mit föchten /würde man ihre tapffere Tahten so eigentlich nicht können sehen / als wañ sie allein dz Schwert gebraucheten; welches Dropion sehr verdroß / weil er zu diesem Spiel am meisten gerahten hatte. Agiß redete dem Heer ein mit guter freundligkeit / hielt nachgehends sein absonderliches Gespräch mit dem Könige / und baht sehr / in dergleichen vornehmen hinfüro nit zugehehlen. Die Götter wolten keinen Troz von uns Menschen haben / und pflegten allemahl von solchen verwägenen ihre Hand abzuzihen. Sie wolten weiters mit einander reden; aber es ward angemeldet / daß ein Bömischer Trommelschläger sich vor dem Lager meldete / mit begehren / daß jemand zu ihm heraus kähme / dem er etwas an seinen König zu bringen /anzeigen wolte; und als ihm einer seines gleichen zugeschicket ward / gab er demselben etliche Würffel und Kartenspiel mit diesen Worten: Sihe da mein Kerl / unsere tapfere Kämpfer / deren nur sechs auff der Wahlstat blieben / und 27 untödlich verwundet sind / überschicken eurem Könige und seinen Leuten dieses / die übrige Zeit des anstandes damit zuvertreiben / weil sie damit besser / als mit dem Waffenspiel umbzugehen gelehret sind; sie haben an der ihren Niederlage sich wol zu spiegeln / und können daher /wo sie nicht verblendet sind / fein lernen / was vor einen Lohn der allerhöchste Gott den Räubern / Mördern und Mordbrennern mitzuteilen pflege. Der ander wahr nicht viel bey solchen werbungen gewesen / nam das eingereichete zu sich / und ging damit nach des Königes Zelt / da inzwische der unsere auff seinem schnellen Pferde glüklich davon kam / sonst würde man sein übel gewartet haben; dann so bald jener seinem Könige neben erzählung der Rede / die er fein behalten hatte / alles vortrug / ward er alsbald angeknüpfet / und fassete Mnata neben Dropion und andern Kriegs Obersten daher solchen Grim / daß sie schwuren / es ungerochen nicht zu lassen; ja / sagten etliche / es währe dieser Schimpf mit dem vorigen schäbichten Hunde fast gleich zu schätzen. Die übrigen beyden Tage des anstandes wurden ohn alle denkwürdige Begebnissen hingebracht / nur daß man allerseits die Völker übete / und das Gewehr wol versahe. Des lezten Abends bekam König Mnata bey eiliger Botschaft die Zeitung / daß sein treflicher Entsaz in der nähe währe / dessen er sich sehr freuete / lieferte die Bömischen Geisel / und foderte die seinen wieder ab / worauff er alsbald / noch desselbigen Abends /den vorigen Heerhold an König Ladisla schickete /und ihn erinnern ließ / daß die Zeit der offenen Feldschlacht Morgen früh seyn würde / dero behueff er zwo gute Meilen zurük gehen wolte / und ihnen raum gnug machen / sich zur Schlacht einzustellen. Aber Ladisla gab ihm kurzen Bescheid / ob seinem Könige irgend träumete; es währe ihm ja die Macht nicht eingeräumet / daß er ihm vorschreiben solte; wann seine Zeit zur Schlacht kommen würde / solte er noch mehr als zu früh erfahren / hoffete auch in kurzen ihm so nahe zu treten / daß er ihm freilich raum genung lassen solte. Mnata hatte sich dieses Abschlages nicht vermuhtet / nam nicht desto weniger seinen Abzug /und schickete diesen Heerhold abermahl an ihn / mit diesem vorbringen; ob die Böhmen unter der Teutschen Beschützung sich nicht schämeten / daß sie ihre Feinde mitten im Lande liegen hätten / und ohn wagung einer redlichen Schlacht / sie vor sich sehen könten; man hätte gedacht / sie würden durch das nähst erhaltene Sieglein / da 120 Teutsche und Bömische KriegsObersten / wieder so viel gemeine Pannonische Reuter gekämpfet / einen Muht geschöpfet haben / welches sich aber nicht finden wolte; währe Ladisla ein Kriegsheld / wie ihn etliche nennen dürften / solte er sich finden lassen / oder es nicht vor übel auffnehmen / daß man ihn mit einem grossen feigen Herzen abmahlete. Es kähme dem Pannonischen Könige glaubwirdig vor / ob solte er seine uralten Landgötter verleugnet / und an deren stat einen erhenketen angenommen haben; währe dem nun also / müste er gedenken / die Pannonier währen von den Bömischen Göttern aufgemahnet / ihren Schimpf zu rächen. Hätte er dann das Vertrauen zu seinem neugebackenen Gott / daß er mächtiger als die Alten währe / warumb stellete er sich dann so zaghaftig / und dürste auff die angebohtene Schlacht keinen richtigen Bescheid geben; er der Pannonische König währe schon vorhin / und hinter sich gewichen / den Böhmen raum zu machen /würden sie folgen / wolten sie auff gut Landknechtisch handeln / wo nicht / müste er ihm einen andern Streich sehen lassen / als einer der seiner guten Sache / seinem Glük und seinen Fäusten trauete. Ladisla empfand nichts über also hoch / als daß er die verächtliche Gotteslästerung anhören muste / wolte dem Heerhold keine Antwort geben / sondern ließ ihn verwahrlich anhalten / beredete sich mit den übrigen Fürsten / und hielt mit allen Christen (unter welchen nunmehr Olaff sich finden ließ) ein ernstliches Gebeht zu Gott / daß er seines Nahmens Ehre retten / und den unschuldigen Beystand leisten wolte. Die Heerschauung wahr schon des vorigen Tages geschehen / und ihnen ernstlich befohlen / sich alle Stunden zum Aufbruch fertig zu halten / und auff drey Tage Speise zu sich zu nehmen / welche ihnen zu aller gnüge ausgeteilet ward. Von Prag ab wurden ihne fast täglich unterschiedliche Schaaren von neuen Völkern zugeschicket / welche mit dem Pannonischen eroberten Waffen und Pferden gnugsam versehen wurden /so das ihr Heer vor dißmahl 100000 zu Roß / und 50000 zu Fusse stark wahr / welches er also austeilete / und gegen früh morgens fortgeführet ward. König Henrich / Fabius / Markus und Gallus hatten das Fußvolk in der mitte. Zur Rechten hatten Herkules / Arbianes / Olaff / Prinsla und Klodius 50000 Reuter. Zur Linken Ladisla / Siegward / Leches und Neda eine gleiche Anzahl / wovon Leches 6000 zum Vortrab führete. Sie nahmen den Pannonischen Gesanten mit sich / welcher über ihr grosses Heer sich verwunderte. Eine halbe Meile von des Feindes neuem Lager / stieß Leches auff 7000 Reuter / welche er beherzt angriff / und nach hartem Gefechte auf die Flucht brachte; zog von den Gefangenen alle Kundschaft ein / und taht es seinem Könige zu wissen / daher sie in gerichteter Schlachtordnung fortgingen / uñ ihre Völker vermahneten / Stand zu halten / und nicht / wie im ersten Treffen unter Siegwarden geschehen / ihre Ordnung brechen zulassen; liessen den Pannonischen Heerhold seines Weges reiten / und zogen fort / biß sie den Feind eine Meile von ihrem alten Lager dieser gestalt im Felde halten sahen. Das Fußvolk 44000 wolgeübete Manschafft hielt in der Mitte; Zur Rechten gegen Ladisla stund der König mit 65000 Reutern; zur Linken gegen Herkules führete Feldmarschalk Dropion eine gleichmässige Anzahl / wie sein König / aber die auserlesenste Ritterschafft / dann er hatte ihm gänzlich vorgenommen / vor dißmahl ein Königreich zuerstreiten / worzu ihm sein König nunmehr grosse Hoffnung gemacht hatte / umb seine Verrähterey zu hintertreiben dann er hatte sonst mit Agis und Hyppasus schon abgeredet / daß nach erhaltenem Siege er ihn vor Gericht stellen / seines Gottlosen Vorhabens ihn überzeugen / und ihn an den Galgen wolte henken lassen. Er wahr sonst nicht allein ruhmrätig / sondern von sehr grosser Leibeskrafft / und daneben vorsichtig und gerade / hatte auch 26 Römische Ritter in absonderlichen Kämpfen erleget. König Mnata sahe zwar / daß er den unsern an Manschafft nicht sonderlich groß überlegen wahr / aber er tröstete sich dessen / daß die seinen durchgehend wol geübet /und unter den unsern nicht wenig undüchtige gefunden wurden / welches auch unsere Helden am meisten betrachteten; Uberdas verließ er sich auff seinen treflichen Entsaz / welcher von lauter geübeten Grenzvölkern bestund / an deren stelle man ungeübete hingeschicket hatte / und taht den unsern den allergrösten Schaden / daß von diesem Entsatze sie nicht die allergeringeste Nachricht oder Muhtmassung hatten. An allen Seiten wahren die Feld Herren bemühet / den ihren ein Herz einzusprechen. König Mnata hielt den seinen vor / die Götter hätten den Feind überredet /sich ins offene Feld zusetzen / da ihnen aller Vortel abgeschnitten währe / hinter welchem sie sich biß daher so munter beschirmet hätten; es währe jezt Zeit / der angefügeter Schmach eingedenke zuseyn / und den schäbichten Hund zuvergelten; und ob des Feindes Frecheit anfangs etwas gegenhalten würde / solten sie nur behutsam fahren / und keine angebrachte Wunde unvergolten lassen / als dann würden die ohmächtigen Böhmen wie das Wasser zerrinnen / die ohndas mit Ackerbau / Holzfellen und Handwerksübungen besser / als mit Waffen umzugehen wüsten. Er erinnerte sie seines neugemachten Gesetzes / und ließ ausruffen: Wer ihm den Böhmischen König oder seiner anbefreundeten Fürsten einen lebendig gefangen einliefern würde / solte 60000 Kronen / oder da er ein geschlagener Ritter währe / eine freie Herschafft von ihm zugewarten haben. Die unsern wusten auch /wie sie ihrem Volk den Muht aufftreiben solten; dann Herkules / dem hoch und nidrig / wegen seiner Freundligkeit gewogen wahr / sagte mit einem frischen lächelnden Angesicht: Es solte keiner der Pannonischen Räuber Köpffe (deren ohndas nicht mehr als der ihren währe) sondern ihre Herzen zählen /deren sich gar wenig finden würden; dann ihr Gewissen überzeugete sie ihrer Untaht und mördlichen Vornehmens. Vor fünff Tagen währe schon der dritte Teil ihrer Manschafft / und zwar die tapffersten nach ihrem Verdienste abgestraffet / und würde der Almächtige Gott / als ein gerechter Richter und Vergelter / den übrigen auch zulohnen wissen; man hätte an dieser Seite eine ungezweifelt-gerechte Sache; man stritte vor das Vaterland wider diese Mordbrenner; und ob gleich diese Feinde hart gegen halten solten /müste man doch biß auff den allerlezten Blutstropffen sich tapffer halten / weil man bey ihnen weder Gnade noch Lebensfristung / sondern nur den abscheuhlichsten Tod zugewarten hätte. Ey ihr lieben Brüder / sagete er / was hätten wir vor einen köstlichern Wetzestein unsern Schwertern und Herzen antreffen können / als die ädle Freiheit / die Beschirmung des Vaterlandes / die Beschützung unserer Weiber und Kinder / welches alles diese Mörder auf ein mahl zuverderben geschworen haben? So folget nun eure Anführern herzhaft und redlich / und versichert euch / alles was die Räuber vor Schätze bey sich führen / muß noch heut vor der Sonnen Untergang eure Beute und Reichtuhm seyn. Hierauf fing das ganze Heer ein algemeines Feldgeschrey an / und gaben dadurch zuverstehen / daß sie ungefochten abzuzihen nicht gemeinet währen. Jene tahten nicht minder / und schicketen sich gleich den unsern zum Angriff. An Herkules Seite taht Olaf den ersten Anfal mit seinen eigenen Dähnen und Friesen / welche aus Wendland zurük kommen waren / nahm darzu alle Wenden / und ging unverzaget loß / dem der verwägene Pannonier Pelegon mit 15000 Reutern entgegen geschicket ward / und tummelten sich diese beyde dermassen / nachdem keiner seines Vortels sich begeben wolte / daß Herkules leicht muhtmassete / der Sieg würde ohn hefftiges Blutvergiessen nicht zuerhalten seyn. Olaf ward des langen auffhaltens müde / setzete mit 600 Dänen gleich auff den feindlichen Obersten zu / und ging hieselbst es scharff daher / biß endlich Pelegon durch unterschiedliche schwere Hiebe taumlich gemacht ward / welches Glüks Olaff sich gebrauchete /ihn mit Gewalt vom Pferde riß / und 20 Dänen übergab / welche ihn König Henrichen zuführen musten; jedoch schlugen sie sich zuvor rechtschaffen umb diese Beute / weil die Pannonier ihr Häupt nicht gerne verlieren / und die unsern den erhascheten Raub ihnen nicht wieder nehmen lassen wolten; worüber etliche hundert beyderseits das Leben einbüsseten / uñ doch immerzu würgeten / daß es nicht anders schien / als hätten diese beyde Häuflein vor des ganzen Heers Wolfahrt kämpffen müssen / daß auch Olaf sich gar matt arbeitete / und ihn Herkules durch Klodius mit 8000 entsetzete / daß er mit den seinen freien Abzug bekam / nachdem er 150 Dänen / 400 Friesen / und 2000 Wenden eingebüsset / dagegen aber 5000 Feinde erschlagen hatte. Klodius bekam auch einen frischen Gegener / nahmens Bato / Dropions unehelichen Sohn / welchen er in seiner Jugend durch Blutschändung mit seines Vatern jüngster Schwester gezeuget hatte. Dieser ging mit 8000 loß / in Meinung /die unsern im erste Anfal zutrennen; aber Klodius hielt ritterlich Widerstand nebest dem Dänen Harald /der in diesem Treffen ein sonderliches Lob verdienete / und ihm nachgerühmet ward / daß er mit seiner Faust 12 Pannonier hätte zur Erden gestürzet. Er ward zwar drüber hart verwundet / aber doch aus dem Gedränge geführet / und beym Leben erhalten. Ladisla hatte nicht weniger den Anfang durch Siegwarden machen lassen / als dem er diese Ehre schon beym Auffbruche versprechen müssen; gab ihm 3000 wehrhaffte Teutschen und 7000 Böhmen zu / mit welchen er auff 14000 Pannonier ging / aber solchen Ruhm einlegete / daß alle Zuseher sein Herz / Krafft und Erfahrenheit rühmen musten. Er schonete seiner Völker / so viel möglich / und ging sehr behuhtsam / ungeachtet sein Feind Deon mit grossem wüten von sich schlug / und hatte derselbe einen verwägenen Obersten unter sich /welcher Siegwarden überfiel / in Meinung ihn hinzurichten / fand aber seinen Meister / der ihm mit einem Stosse in den Unterleib das Leben nam / und den andern der seinen Gesellen zurächen meinete / ohn Kopff springen lehrete. Seine Völker nahmen von ihm ein Beyspiel / und tahte nach allem Vermögen / so daß in kurzer Zeit sie in gleicher Anzahl 8000 gegen 8000 stritten. König Mnata sahe wol / daß es hieselbst über seine Leute ging / machete ihm auch die ganze Rechnung Herkules oder Ladisla richteten ihm die seinen dergestalt zu / und schickete einen Entsaz 8000 stark unter seinen geträuen Amnthaon aus / dem sich aber Leches mit 7000 entgegen stellete / so daß die ersten ihren Streit ungehindert fortsetzeten / daran Ladisla keine Spereung machen wolte / weil es Siegwarden so wol glückete. Aber der Pannonische König kunte der seinen Unfal länger nicht ansehe / weil dieser Hauffe kaum noch 6000 Mann übrig hatte / daher er ihm 12000 zu hülffe schickete / an welche Siegward sich nicht reiben wolte / sondern nachdem er über die vorigen noch 300 eingebüsset hatte / mit volkommener Ehre abzog als Neda mit 9000 den einbrechenden entgegen trabete. Klodius legete mit einem Pannonischen Obersten absonderlich an / dem er auch gnug gewachsen wahr / aber sein Pferd ward ihm von einem herzudringenden Pannonier erstochen / daß er drunter zuliegen kam / und währe ohn zweifel zutreten worden / wann nicht ein Teutscher und drey Böhmen das Leben vor ihm eingebüsset / welche mit ihrer ritterlichen Faust so heftige Gegenwehr tahten / daß er von den seinen hervor gerissen / und auff ein Pferd gesetzet ward. Er hat aber nachgehends den nachgelassenen Witwen und Kindern dieser vier geträuen Leute 40000 Kronen zur Dankbarkeit ausgezählet /und die Witwen überdas durch reiche Aussteur wieder verheirahtet. Nun suchete er gleichwol diesen Schimpff zuräche / wagete sich zum andern mahl an seinen Mann / und richtete ihn mit einem Stosse hin. Seinen Reutern ging es anfangs sehr hart / aber nach Endigung dieses Kampffes entfiel den Feinden das Herz / und wurden mit Hauffen niedergesäbelt / daß ihrer nur 4000 übrig wahren / und der rechte Führer Bato gefangen und verwundet hinweg geschleppet ward; welches / da es seinem Vater Dropion angemeldet ward / bekümmerte er sich nicht wenig / dann er liebete dieses unehrliche Laster-Früchtchen hefftig /weil er ihm im Frevel / Unzucht und Gottlosigkeiten fein nachartete. Er ließ auff Klodius 9000 loßgehen /aber derselbe sagete sich aus / und gab dem einbrechenden Arbianes Raum / welcher alle seine Parther und Meden nebest 5000 Teutschen (deren 1600 SchlachtSchwerter wahren) mit sich führete. Der heranstechende Pannonische Oberster entrüstete sich sehr / daß Klodius ihm entgehen solte / nachdem er von Dropion den ausdrüklichen Befehl hatte / ihn / weil er so grossen Schaden getahn / ungestraffet nicht abzihen zulassen; weil ihm aber solches gehindert ward (dann nach Hinterlassung 2000 erschlagener begab er sich in Sicherheit) / als wolte jener seinen Muht an Arbianes kühlen / dessen Schaar er auch mit solcher Macht anfiel / ob hätte er sie auff einmahl stürzen wollen; Seine Parther aber / welche durchaus den Vorzug nahmen / begegneten ihm mit solchem Muht /daß es schien / als hätten sie sich unter einander den Tod geschworen / und weil die Parther sich fleissig schützeten / nahmen sie viel geringern Schaden / als die Feinde / wahren auch so eiferig im fechten / als hätten sie alles allein ausrichten wollen; endlich erinnerten sie sich ihres Fürsten Befehls / welcher in die Mitte die tapfferen SchlachtSchwerter gestellet hatte /öfneten ihre Glieder / und gabe diesen den freien Zutrit / welche als geruhete dergestalt den abgearbeiteten Pannoniern einschenketen daß sie als Mücken von den Pferde stoben / auch ihr Führer selbst welcher schon zimlich verwundet wahr / in diesem Satze zu Grunde ging / und von den Pferden elendig zutreten ward / daher seine Leute aus Furcht sich zurük zogen / und nicht desto weniger niedergeschlagen wurden /biß ihnen 8000 zum Entsaz kahmen / da sie schon 5000 verlohren hatten. Diese frische Andränger hätten Arbianes schier zu schwer fallen sollen / dann er hatte auch 1500 verwundete unter sich / und 300 verlohren; so dauchte Herkules nit raht seyn / seine übrige Manschafft weiter zuschwächen deswegen setzete Olaff sich mit Arbianes zusammen / und zauseten den Feind an allen Orten / weil sie stärker an Manschafft als die Pannonier wahren. Neda mit seinen 9000 Böhmen muste einen schweren Stand halten / dann seine Völker wahren nicht sonderlich geübet / hingegen wuste sein Widersacher das Schwert wol zugebrauchen; nur die kühne Willigkeit vor das Vaterland zusterben /taht das beste bey der Sache / daß sie endlich mehr leisteten / als man ihnen beym Angriff hätte mögen zutrauen; massen / wann es ja solte gestorben seyn /gedachten sie / währe nichts bessers / als den Feind mit sich nehmen / oder ihn vorhin zuschicken; welcher Vorsaz ihnen dermassen glückete / daß sie 8000 niderschlugen / und dagegen nur halb so viel einbüsseten. Der zierlichste Streit ging zwischen Leches und Amythaon vor / massen dieser nur durch List zu siegen bemühet wahr / und jener zu tuhn hatte / die Stricke zumeiden / biß ihm endlich der Handel verdrießlich ward / und einen hefftigen Fall mit drey tausend Mann zur Seite hinein wagete / welches ihm so wol geriet / daß der Feind die Glieder nicht wieder schliessen kunte / sondern überal einbüssete / so daß er 3500 auff der Streitbahn ließ / und der unsern kaum 800 gefellet hatte; welches Mnata sehend / nunmehr Zeit seyn meinete / daß er mit den übrigen seines Flügels den algemeinen Ansaz wagete. Olaff und Arbianes wahren an ihrem Orte noch in voller Arbeit /dann es glückete ihnen / daß sie es vor dißmahl mit zimlich ungeübeten zu tuhn bekahmen / die zwar ihre Feinde zu fellen kühn gnug wahren / aber weil sie sich vor ihnen zu schützen nicht gelernet hatten / ging ihnen das Wasser über die Körbe / daß ihrer 5000 ins Graß bissen / und die unsern dagegen kaum 600 im Stiche liessen. Der Pannonische Feldmarschalk Dropion sahe / daß sein König sich begunte zusammen zuzihen / daher er jezt gedachten Hauffen / welcher sehr gedränget ward / durch 15000 entsetzete / brachte alle gesunde Mañschaft / und die das Gewehr zu führen annoch düchtig wahren / beyeinander / und ging damit gegen Herkules loß / welcher hierauff schon lange und mit schmerzen gewartet hattee / weil die absonderlichen Streite ihm zu viel Volk hinnahmen / und deswegen seinen ganzen Flügel geschwinde also zurichtete / daß die geruheten vorne an gehen musten / setzete auch seine 3000 Schlachtschwerter bey kleinen Schaaren von 50 Mann durch das ganze Volk / also daß gleichwol 600 die erste Spitze halten musten. Als sie aneinander gerieten / fielen sie wie grimmige Bähren und Löuen ineinander. Dropion hatte die tapfersten vorne an gestellet / wahr auch selbst nicht weit von ihnen / und versahe alles so wol / daß ihn Freund und Feind vor einen guten und verständigen Feldherrn halten musten. Olaf und Arbianes gingen an beyden seiten / Herkules in der mitte / und hatte jeder 300 auserlesene Teutschen umb sich /deren Schlachtschwerter gar bald von der Feinde Blut gefärbet wurden. Dropion trieb groß wunder mit seinem Gefechte / daß er sich den unsern bald bekant machete / Herkules ließ die Fäuste auch nicht sinken; so übete sich sein ädler Blänke dergestalt / daß er nicht minder als sein Reuter anfiel und die Feinde beschädigte; welches Dropion bald kund getahn ward /der diesem Unheil bey zeiten vor zubauen / 3000 gute Ritter zu sich nam / und sie also anredete: Komt ihr Brüder / ich mus versuchen / ob dann dieser Herkules auch ein wahrer Herkules sey / der mir meine beyden Brüder sol erschlagen haben; entweder ich mus der dritte / oder sie gerochen seyn. Herkules sahe ihn herzu dringen / gedachte wol / es würde sein Mañ seyn / nahm auch 3000 umb sich / und ließ sich von diesem Nachsucher gerne finden. Da ging es nun an ein eiferiges schlagen / so daß da kein weichen wahr /biß Mann oder Roß oder beyde gefellet / den folgenden Raum gaben / über sich hin zu reiten / da inzwischen Olaf und Arbianes auch das ihre tahten / und mit ihren Völkern den Feind rechtschaffen drängeten /weil sie nunmehr an Mañschaft gleich / oder doch stärker wahren. Nicht lange / da ward Herkules Dropions gewahr / und rieff ihm zu / er möchte gemach tuhn / vielleicht fünde er noch Arbeit vor der Sonnen Untergang. Ja kom her du Lecker / antwortete er / ich wil schon machen / daß dich das Zahnweh nicht lange plagen sol. O du Hund / bin ich dein Lecker? sagete er drauß; ging auch mit solchem Zorn auff ihn an /daß die Anwesende bekenneten / er müste des dinges vor mehr getrieben haben. Doch seumete der Pannonier auch nicht / sondern so bald sie einander abreichen kunten / stürmeten sie dergestalt auffeinander ein / daß sie beyderseits ihres wiederstreiters empfunden. Keiner ließ einiges Zeichen der Furcht noch machtlosigkeit spüre / aber die behendigkeit und grosse erfahrung zu streiten / sahe man auff Herkules seiten / welches doch der wilde Mensch nicht erkennen kunte /dañ er gedachte ihn mit schweren Hieben zu fellen /deren ihm doch keiner nach Wunsch angehen wolte /und er dagegen unterschiedliche Streiche über den Hals annehmen muste / daß ihm die Ohren sauseten /und endlich zu ihm sagete: Deines gleichen ist mir wenig vorkommen / aber doch rühme dich / daß du von einer ritterlichen Hand den Tod empfähest. O du rechnest dich viel zu nahe / antwortete er / und wirst vor dem Siege noch erst streiten müssen. Mit dem schlug der Blänke Dropions Pferd in die Seite / daß es niderstürzete / und wahr Herkules nicht faul / zuversuchen / ob er ihn also liegend hinrichten könte; aber die Pannonier umgaben ihn mit aller macht / rissen ihn unter dem Pferde hervor / und führeten ihn aus dem Gedränge; worüber ihrer wol 200 das Leben zusetzen musten. König Ladisla wahr mit Mnata auch schon in voller Arbeit / wiewol dieser nicht bald anfangs mit fochte / sondern in begleitung 500 seiner Geträuen hin und wieder rante / damit an allen Orten alles wol versehen währe. Siegward taht ihm an der rechten Seite sehr gedrange / hingegen litte Leches bey der Linken / schweren überfal / welches er seinem Könige / der in der mitte zimlichen fortgang hatte / zu wissen taht / bekam auch unter Neda anführung 2000 gute Teutschen zu hülffe / welche alles wieder ersetzeten / und mit den unversuchten Böhmen sich vermischeten / daß sie ihrem Beyspiel folgen / und von ihnen ein muster nehmen kunten. Herkules wahr sehr zornig / daß ihm der Braten aus den Fäusten hinweg gerissen wahr / und meinete / er würde etwa durch den Fal mit dem Pferde so viel schaden genommen haben / daß er zum weiteren Gefechte undüchtig worden währe / hoffete auch / weil er abwesend / die Feinde bald auff die Weichseite zu bringen / wie er dañ in warheit eine ernstliche Schlacht hielt / und des Pañonischen Blutes so viel vergoß / daß es wie kleine Bächlein ran / würde auch ohnzweifel sehr gefährlich umb sie gestanden seyn / wañ ihr Herz / der Feldmarschalk sich nicht wieder eingestellet hätte / der noch ohn allen Leibesschaden blieben wahr / und nur neue Waffen angelegt hatte / weil die ersten hin und wieder zerhacket wahren. So bald er sich wieder stellete und die seinen wanken sahe / rieff er über laut; wie schlaffet ihr / lieben Brüder / daß ihr euch so wenig reget? es schien nicht anders / als wann seine Stimme beydes Roß und Mann auffgemuntert hätte / dañ das Blad wendete sich alsbald / so daß die Weichende vor sich hinweg drungen / und die Treiber getrieben wurden; welches Olaf / der an diesem Orte fochte / nicht ohn bestürzung ansahe / und sein äusserstes anwendete /das Werk wieder in Stand zubringen; aber es fiel ihm zu schwer; dann weil er sich schon sehr abgemattet /und mit seiner Hand in einer Viertelstunde acht Feinde erlegt hatte / daß auch sein Pferd nicht wol mehr fort kunte / ward ihm dasselbe erschlagen / und er /wie heftig er sich gleich sträubete / gefange hinweg geführet / da man ihn dem Feldmarschalk einlieferte /welcher nach seinem Nahmen fragend / diese Antwort von ihm bekam; ich habe noch nie kein mahl meinen ehrlichen Nahmen gegen einen redlichen Ritter aus Furcht verleugnet / sondern gerne gestanden / daß ich Olaf gebohrner Fürst aus Dännemark bin und heisse. Worauff Dropion seinen Leuten befahl / ihn wol zuverwahren / daß er nicht entwieche. Er aber drang immerzu heftiger in die unsern / welche an diesem Orte nunmehr ohn ein Häupt fochten / und gleichwol Herkules des Fürsten Gefängnis zeittig wissen liessen /worüber er sich schmerzlich bekümmerte / befahl Klodius daselbst die Auffsicht / und ging mit 2000 Mann den bedrängeten zu hülffe / da ihn Dropion mit diesen Worten empfing; Komst du mir zum andermahl unter die Hände / du Herenmeister? O du verleumder / antwortete er / hastu dich in einem neuen Harnisch verstecket? fiel hiemit über ihn her / daß er sich kaum zur Gegenwehr gefasset machen kunte; worüber er schier rasend ward / insonderheit / da Herkules zu ihm sagete: Du läst dich gar vom Streite hinweg tragen / so furchtsam bistu / und deine Brüder schämeten sich davon zu lauffen. Das rasende Tihr kunte vor Eifer kein Wort sagen / sondern brach loß wie ein Unsinniger / meinete / es solte ihm nun nicht fehlen; wolte ihm auch den Blänken niderhauen / der ihm aber gar geschiklich aus dem Schlage sprang /bald unter seines Reuters Schutze sich wieder herbey machete / und ihn vom Pferde zur Erden niderrisse /würde ihn auch vollends gar zu treten haben / wann nicht seine Leute ihn zum andernmahl auffgehoben /und hinweg geschleppet hätten / da er im falle den linken Arm verrenkete / welchen er wieder muste einrichten und schmieren lassen / sich hoch verfluchend /nicht zu ruhen / biß er den Buben (so durfte er einen König nennen) mit samt dem Teuffelspferde erschlagen hätte. Zeit seines abwesens ging es über die Pañonier / dañ Herkules blieb hieselbst in Olafs stelle /und taht dem Feinde so gedrange / daß er umb Entsaz ausschicken muste. Bey dem andern Flügel gab es rechtschaffene Püffe / woselbst Siegward eine solche Furcht in die Feinde gebracht hatte / daß sie scheuh trugen / ihm zu nahen. König Ladisla / welches ein Teutscher Ritter gezählet / hatte 16 Pannonier in diesem lezten Treffen nidergehauen / und suchete hin und wieder / ob er den rechten Heerführer dieses Flügels nicht ertappen könte; welcher aber vor seines Entsatzes ankunft nicht willens wahr zu streiten / mehr aus Furcht wegen Dropions nachstellung / als des Feindes; blieb daher stets bey seiner kleinen geträuen Schaar / und hatte fleissige Aufsicht / daß den bedrängeten zeitige hülffe geschahe. Der gewaltige Hyppasus nam einen absonderlichen Kampf wieder Ladisla an / hielt sich auch eine gute Zeit / ehe er sich geben wolte / aber endlich siegete die Königliche Faust ob /und nam ihn hart verwundet gefangen / da ihn etliche Böhmen aus dem Gedränge nach König Henrich führen muste. Leches und Neda hatten sich zusammen gesetzet / stunden vor einen Mann / und schenketen ihren Feinden so tapfer ein / daß sie gnug daran hatten / dann je länger ihre ungeübete Böhmen das Ding trieben / je besser sie sich drein schicken kunten / und trug sich zu / daß da Leches einen grossen starken Böhmen / der sehr blutete / fragete / ob er hart verwundet währe / dieser zur Antwort gab; er sähe zwar das Blut hin und wieder hervor quellen / und fühlete doch keine Wunde / fochte auch in dem gefasseten Eifer immer vor sich weg / biß ihm die Seele ausfuhr /da er diese lezte Worte sagete; Ey wie ein süsser Tod ist es / vor das Vaterland sterben. Diesem ward nach erhaltener Schlacht / bey seiner bestattung eine sonderliche Lobrede gehalten. König Mnata sahe / daß die seinen allenthalben abbruch litten / und hauffensweise nidergeschlagen wurden / und wahr ihm leid /daß er den Entsaz nicht zeitiger hatte herzu fodern lassen / welcher doch nunmehr nicht gar weit mehr seyn müste; ließ auch bey seines Feldmarschalks Flügel vernehmen / wie es daselbst zuginge / und als er die Zeitung bekam / er währe schon zweimahl von Herkules zur Erde geschlagen / und allemahl gerettet /entsetzete er sich dessen / und befürchtete sich einer algemeinen Flucht / ehe der Entsaz würde verhanden seyn / dem er etliche Reuter nach einander zuschickete / daß er / so viel möglich / eilen solte. Ladisla hatte so viel Zeitung / der König währe selbst bey diesem Flügel im schwarzen Harnische / und führete auff dem Helme einen blauen Löuen / der einen Hund zuriß; deßwegen er mit 3000 Mann hin und her rante / biß er ihn mit seiner Geselschafft antraf / und überlaut rief: König Mnata / bistu Ritters wert / so laß deinen Feind König Ladisla empfinden / daß du ein Schwert führest. Diesen Schimpff durffte er wege seiner inheimischen Feinde nicht überhin wehen lassen / und stellete sich mit dieser Antwort: Wann ich mich vor deinem Schwert fürchtete / würde ich dir so nahe nicht kommen / noch so weit nachgezogen seyn. Sie zuhämmerten einander weidlich / dann ihre guten Schwerter kunten den festen Waffen nichts angewinnen / biß endlich Ladisla seinen Feind vom Pferde stürzete /welcher im Augenblik von den seinen umringet und auffgehoben ward / die ihn auch vor dißmahl ferneres Streits durchaus nicht gewehren wolten. Nun hatte Herkules an seinem Orte es schon so weit gebracht /daß die Feinde sich enge zusammen zogen / und die Hoffnung des Sieges albereit hatten fahren lassen; aber da ihr Feldmarschalk zum dritten mahl herzu kam / entzündete sich ihr Muht wieder von neuen; dann er traf auf Arbianes Hauffen / daß er gezwungen hinter sich weichen und den Feinden Plaz geben muste / deßwegen seiner Meden einer schleunig umhin rante / und Herkules diese Zeitung brachte; der seinen lieben Schwager zuretten nicht faul wahr / kam auch eben dazumahl an / als Arbianes sich mit ihm in einen absonderlichen Kampff eingelassen hatte / und durch seine Ringfertigkeit und Fechterkunst / die er sehr wol gefasset / ihn lange gnug auffhielt; aber endlich würde es den Stich nicht gehalten haben; dann der Pannonier taht ihm sehr gedrange / gleich da Herkules mit 800 Teutschen herzu rante / und ihn anschrihe: Du Hund / werde ich dich dann nicht schier gewiß fassen können? stellete sich in Arbianes Stelle /der wider seinen Willen abweichen muste / und griff ihn zum dritten mahl an; aber die Pannonischen Reuter wolten es durchaus nicht zugeben / trenneten sie mit Gewalt / uñ fingen mit den Teutschen einen solchen blutigen Kampff an / daß desgleichen den ganzen Tag nicht vorgangen wahr. Es hatte diese Schlacht schon über fünff Stunden gewehret / und wahren an des Pannonischen Feldmarschalks Seiten in diesem algemeinen Treffen 12000 erschlagen / und 5000 verwundet / da hingegen Herkules nur 4000 missete / und 2000 beschädigte hatte. In Königes Mnata Flügel wahren in diesem gemeinen Gefechte 14000 nidergehauen / und 7000 hart verwundet /daher ihnen nit möglich wahr / längern Stand zuhalten / weil auch Ladisla nur 600 verlohren / und 3000 Schadhaffte in seinem Heere fand. Als es nun gleich drauff stund / daß die Pannonier hinter sich weiche wolten / kahmen etliche Reuter herzu gerennet / mit der frölichen Zeitung / der Entsaz währe verhanden; welches doch die unsern nicht höreten / sondern immerzu muhtig ansetzeten / als die nunmehr an dem Siege nicht zweifelten / daß auch König Henrich sich gefasset machete / mit dem Fußvolke den Angriff zutuhn / dafern nicht Gott selbst ins Mittel getreten währe / ohn zweifel zu der unsern augenscheinlichem besten; dann es entstund ein solches erschrekliches Ungewitter mit Donner / Bliz und Regen / daß Mann und Roß sich entsetzete / und keiner das Gewehr brauchen kunte; ja der Sturm- und Wirbelwind wütete dergestalt / daß nicht allem die Hütten und Zelten in den Lägern übern hauffen fielen / sondern etliche Reuter / deren Pferde abgemattet wahren / wurden mit samt den Rossen zur Erde geworffen / daher dann die feindliche Völker von ander gingen / und jedes Heer sich absonderlich stellete / als hätte man den Friede ausgeblasen / oder einen Anstand des Gefechts gemacht. Das Wetter hielt keine halbe Stunde an / und so bald sichs gestillet hatte / musten die unsern Speise nehmen / dann sie wahren willens / dem Feinde vor Abends den Garaus zumachen / und wunderten sich über alle massen / daß die Pannonier nicht allein fest stunden / sondern auch ein grosses Freuden Geschrey ergehen liessen / dessen Ursach ihnen aber gar bald vor Augen gestellet ward; dann sie sahen die grosse Macht des Entsatzes in wolgeschlossener Ordnung mit neue unbekanten Fähnlein daher zihen / deren Anzahl sie auff 60000 schätzeten / und doch 80000 vol wahren. Unsere Christen traten alsbald zusammen /und fing Herkules dieses Gebeht überlaut an / welches ihm die andern im Herzen nachsprachen:
HErr JEsus Christ / du Sohn des Allmächtigen Gottes; du hast die Schändung deines heiligen Nahmens heut anhören müssen / in dem der Wüterich dein gespottet hat. O mein Heyland / rette du selbst deines Nahmens Ehre /wie du sie an dem stolzen Sanherib gerochen / und durch einen Engel ihm in einer Nacht 185000 gotlose freche Mordbrenner erwürget hast; wie du den Spötter Pharao mit seinem frechen Heer im Schilffmeer ersäuffet hast. Unser Häufflein ist geringe / und welches noch das ärgeste / ein abergläubisches Häufflein; aber O HErr sihe uns an deine Knechte / laß unser Schwert durchdringen / und erschrecke sie mit deiner Macht / wie du die Heidnischen Könige vor Abrahams wenigen Knechten hast furchtsam gemacht / auff daß ihnen ihre Gottslästerung nicht frey ausgehe. Du HErr kanst so wol durch Wenige und Matte / als durch Viel und Frische helffen; ja ietzt schon hastu uns gezeiget, daß wann dirs gefiele / du die ganze Welt mit einem einzigen Donnerschlage ümkehren / und in das ehmalige Nichts stürzen köntest. Nun HErr unser Gott /wir deine Kinder verlassen uns auff deinen Rahmen /dann unser Schwert kan uns nicht helffen; wir trauen auff deine Barmherzigkeit / dann unsere Macht ist gegen den Feind als nichts zu rechnen; aber wann du uns deine Hülffe sendest von deinem Heiligthum / alsdann werffen wir Panier auff / dann du HErr bist unsere Zuflucht in der Noht / und der Schild unsers Heils. Deswegen unverzaget / ihr meine Glaubigen / mit Gott wollen wir Tahten thun /er wird unsere Feinde untertreten.
Nach gehaltenem Gebeht gingen sie zu Raht / wie sie es best anschlagen wolten. König Henrich meinete / man müste sich zurük setzen / ob man einen Vortel /und die alte Schanze wieder einbekommen könte / alsdañ währe man geborgen; aber Herkules hielt vors beste / weil ihre Reuter eine grosse Menge Pferde von den Feinden auffgefangen hatten / wolten sie alles Fußvolk beritten machen / alsdann könten sie noch 120000 Mann ins Feld führe / mit welcher Menge wol ehmahls 200000 geschlagen währen / woran doch die Feinde bey weitem nicht reichen könten / dann er wüste sicher / daß der Feinde an diesem Tage an die 80000 und mehr / erschlagen / und zur Gegenwehr undüchtig gemacht währen / welches man bey der geringen Zahl ihrer überbliebenen Reuterey leicht abnehmen könte; würde demnach nöhtig seyn / dem Volke einen Muht zumachen / und sie zuvertrösten /ihr Entsaz aus Teutschland würde gegen Abend verhanden seyn. Dieser Raht ward vor gut gehalten / und trat Herkules unter das traurige Heer / sie mit dieser Rede auffzumuntern; ihr redlichen und ritterlichen Spießgesellen / wie sehe ich euch doch so traurig / als ob ihr verschlagen oder Feldflüchtig währet / da ihr doch heute diesen Tag dem Feinde an die 100000 Mann abgeschlagen / und seine vorige und gröste Macht bey nahe gar zu Bodem gelegt habet; lieber lasset mich eure gewöhnliche Freidigkeit sehen / welche mich aller Furcht des Feindes benehmen kan. Eure Schwerter sind ja noch nicht zubrochen; eure Arme nicht Lahm oder ganz abgehauen. Zwar ich weiß wol / was euer etliche mir einwenden wollen; der Feind habe sich gestärket / und eine grosse Manschafft zum Entsaz bekommen; ja lieben Brüder /währe auch dieser nit herzugenahet / würden die übrigen uns nur ein viertel Stündichen gekostet haben. Meinet ihr aber / daß sie den Kern ihres Volks auffs lezte gesparret haben? es ist ein zusammen geraffetes Gesindle / welches durch die Menge sich selbst hindern und verderben wird. So ist ja der unsern so ein kleines Häufflein nicht / daß sie uns einschliessen und lebendig fressen könten; lasset ihrer den fünfften Teil mehr seyn als der unsern ist / stärker kan ich sie nicht schätzen; woltet ihr aber vor diesem kleinen Uberschusse euch entsetzen? ich versichere euch / meine Brüder / daß ihrer fünffe gegen der unsern einen auff der Wahlstat liegen; also halte ich unser einen so gut /als ihrer fünffe / ja als ihrer achte / nunmehr; dann ihre wehrhafftesten sind gefallen / und pochen sie uns nur mit der Zahl ihrer Verzageten. Wir haben noch ein herliches Fußvolk / 50000 Mañ / und ledige Pferde zum Uberfluß / damit wollen wir uns alle beritten machen / und 120000 redliche Reuter ins Feld setzen / mit welcher Menge ich wol ehmals zweymahl so viel Völker aus dem Felde geschlagen habe / als dorten vor uns halten; und deucht euch dieses noch nicht gnug seyn / werde ich euch nunmehr offenbahren müssen / was ich bißher aus sonderbahren Ursachen gar heimlich gehalten / nehmlich / daß mein Herr Vater noch ein starkes Reuter Heer aus Teutschland verschrieben hat / davon wir schon gewisse Zeitung haben / daß sie nicht gar weit mehr von uns liegen. Wollet ihr aber leiden / ihr meine Brüder / daß dieselben uns den schönen Sieg entwenden / und sich zueignen sollen? darzu haben wir gewißlich es uns schon gar zu saur werden lassen. Ja werdet ihrs mit geduldigen Augen ansehen können / daß sie uns den reichen Raub vor der Nase hinweg nehmen / der uns Arbeit und Blut gekostet hat? Ey lasset uns in Gottes Nahmen ansetzen / und die Mordbreñer vollends auffreiben; ich versichere euch / sie werden nicht lange Fuß halten / wann sie nur sehen / daß ihr den Muht habet /euch auffs neue mit ihne einzulassen. Als das Heer de Trost des Entsatzes hörete / fingen sie ein starkes Feld Geschrey an / daß es in der Lufft erschallete / welches der Feind meinete geschehen seyn / weil Fürst Olaff wieder zu ihnen kam. Dann unsere Könige hatten alsbald nach dem geendigten Ungewitter Leches an den Feind geschicket / und ihm andeuten lassen / dafern sie dem gefangenen Dänischen Fürste einiges Leid zufügen würden / solte es an den vier Obersten / welche sie in ihrer Hast hätten / sonderlich an Dropions Sohn ganz grausam gerochen werden / dere zween sie sonst gegen Fürst Olaff wolten loßgeben / wie sie es wählen würde. Dropion hörete solches gerne / uñ erboht sich alsbald / Fürst Olaf gege seinen Sohn uñ Pelegon der Haft zuerlasse. Zwar der König stund darauf / dz an Pelegons stat sein geträuer Hyppasus ausgewechselt würde; aber Dropion wendete ein /weil Olaff sein Gefangener währe / stünde es bey ihm / wz vor welche er tauschen wolte. Agis uñ Mastyes setzeten dagegen / daß ja Hyppasus dem Pelegon billich vorgezogen würde / weil er eine höhere Bedienung hätte; aber dieser antwortete / Pelegon hätte an seiner Seite gefochten; hätte der andere Flügel auch Gefangene / möchten sie die ihren auch außwechseln. Welches Mastyes nit allerdinge unbeantwortet lassen wolte / und zu ihm sagete; man wolte ja nicht hoffen /daß man die beiden unterschiedlichen Flügel ansehen wolte / als wans zwey unterschiedliche Heere währe /nachdem sie alle miteinander einem Könige dieneten /welcher auch billich dieser Sache den Ausschlag zugeben hätte. Dropion war nicht gewohnet / daß dieser ihm so geherzt einredete / und sagete mit höhnischen Worten; er hätte seiner Tahten noch wenig gesehen /uñ was er sich hieselbst einzumischen hätte / da er bey der Schlacht nicht eins währe zugegen gewesen? wir wollen uns hierüber nicht zweien / sagte Mastyes / aber das sollet ihr wissen / dz ich meinem Könige ja so redlich und träu diene als ihr / ob gleich meine Tahten schlecht und geringe sind / möchte auch wünschen / daß der Feldmarschalk den unzeitigen Eyfer einhalten könte. Mnata geboht ihnen beiden ein Stillschweigen / und sagte mit sonderlichem Ernste / so wenig als er einen Diener haben wolte / der sich unterstünde ihm vorzuschreibe / so wenig könte er gedulden / daß seine vornehmste Beamten sich untereinander zweien solten. Dropion entsetzete sich nit so sehr wegen des Königes Rede / als daß Mastyes ihn dergestalt anzapffen durffte / und begunte ihm sein Gewissen zusagen es müste sein Anschlag verrahten seyn; doch ließ er seine Furcht bald fallen / und fragete Mastyes / ob er so viel Herzens hätte / wegen geführeter nachteiliger Stachelrede es mit ihm außzutragen. Ja antwortete dieser / ich wil euch zu recht stehen / wie ihrs begehret; aber nicht ehe / als nach vollendeter Schlacht / und daß unser allerseits gnädigster König Richter sey. Mnata redete ihnen nochmahl ein /sich alles Gezänks zuenthalten / als lieb ihnen seine Gnade währe; ob sie sich untereinander beissen wolten / daß der Feind sie desto leichter fressen könte? es solte dem Feldmarschalk Dropion sein Begehren eingewilliget seyn / und hoffete er seinen liebe geträuen Hyppasus durch Schwertes Kraft bald loß zumachen. Dropion durffte fragen / unter wessen Befehl die neuen herzu geführeten Völker seyn solten. Welches den König verdroß / und zur Antwort gab; unter wessen sonst / als unter meinem / und welche ich darüber gesetzet habe? Ich frage nicht / gnädigster König /sagte er / nachdem höchsten Häupte / welches uns allen befielet / sondern welcher Statverweser sie führen sol. Der sie auff dem Wege hat befehliget / antwortete der König / der sol sie auch an den Feind führen / gleich wie ich und Agiß an Hyppasus Stat meinen ersten Entsaz; ihr aber den Uberschuß eures Heers und zwar in meinem Nahmen. Hier merkete Dropion / daß die Karte falsch seyn muste / wolte derwegen den König weiter nit reizen / sondern sagete in ertichteter Demuht; meines Königes Wille sol mein Befehl seyn / und desto weniger Völker ich unter mir haben werde / desto weniger werde ich auch zuverantworten haben; nam damit Abscheid in solcher Verwirrung / daß ihm das Gesicht schier dunkel worden währe; aber die Verwägenheit bließ ihm bald stolzere Gedanken ein. Er ließ Fürst Olaff vor sich bringen /und sagete zu ihm; du hast dich zuerfreuen Däne / daß dieses Mittel zu deiner Erlösung verhanden ist / sonsten hättestu mir gewißlich sollen den Galgen bescheissen / doch bekomme ich dich zum andernmahle / wil ich dieser Zusage unvergessen seyn. Dem Fürsten wolte das Herz im Leibe wegen des Schimpffes bersten / und antwortete ihm; höre du unbescheider Pannonier; wann in dir eines höflichen Ritters einziger Blutstropffen währe / würdestu dich in dein Herz und Blut schämen / einem Königlichen Füsten den Galgen anzumuhten / welcher dir nie kein Leid getahn / nur daß er in einem redlichen Feldzuge seinen besten Freunden zugefallen / gegen deinen König sich ohn einige Bitterkeit hat gebrauchen lassen. Ist dir aber der Galgen bescheret / kömstu noch zeitig gnug hinan. Dropion fragete ihn / ob er auch wüste mit wem erredete; ja / antwortete er / weil du nicht der König / sondern sein Diener bist / so rede ich mit einem der viel geringer ist als ich ein gebohrner Königlicher Fürst / und Erbe eines Königreichs. Der Pannonier hätte sich gerne gerochen / aber wegen der noch nit eingelieferten Gefangenen durffte er nicht. Also nahm Olaff einen freimuhtigen Abzug / und kam gleich dazumahl vor unserm Lager an / wie das FeldGeschrey erging; klagete / was vor Hohn im begegnet währe / und vermochte die ganze Fürstliche Geselschaft / daß sie sich verpflichteten / es zurächen; Nachgehends zeigete er an / daß der Feind alles Fußvolk zu Pferde setzete / und eine Macht in die 170000 stark beyeinander hätte / welche dannoch die grosse Menge ihrer erschlagenen sehr beklageten / welche sich über 70000 Mann belieffe; hätten auch den Schluß gemacht / die unsern zuumzihen / und von allen Orten her anzugreiffen. Worauff sie alsbald schlossen / auffzubrechen / und hinter sich zuweichen / damit ihnen die erschlagenen nicht am Gefechte hinderlich währen. Der Feind / da er ihren Abzug sahe /gedachte sie würden gar ausreissen / deßwegen sie mit grossem Geschrey folgete; woran aber Herkules /welcher den Nachzug hatte / sich nicht kehrete / sondern immer in guter Ordnung fortrückete / biß er einen guten Raum erhielt / und sich zum Treffen fertig machete. Ihre Ordnung hielten sie / wie zuvor / und muste König Henrich mit Fabius und seinen berittenen Fußvölkern in der Mitte halten. Herkules nam zu sich lauter Teutsche und andere Völker / aber keine Böhmen / 40000 Mann; Ladisla eine gleiche Anzahl mehrenteils Böhmen / und etliche tausend Teutschen /in gleicher Anzahl; und wurde König Henrich gleich so viel von den berittenen Fußvölkern gelassen. Hingegen führete König Mnata gegen Ladisla 60000 wolgeübete Reuter; Feldmarschalk Dropion gleich so viel wider Herkules / und zwar unter denen den besten Kern seiner geträuen. Mastyes aber in der Mitte 50000 gegen König Henrich. Der Feind meinete anfangs nur Schaars-weise zu streiten / und also die unsern gemählig aufzureiben / weil sie über Zuversicht dieselben stärker befunden / als sie nicht gegläubet hätten / daher sie an allen Orten 12000 / ingesamt 36000 Mann auf die unsern loßgehen liessen / denen zubegegnen die unsern anfangs bedenken trugen aber doch endlich diesen Saz wageten / und Olaff / Siegward und Fabius jeden mit 8000 wolgeübeten entgegen gehen liessen / welche auch im ersten Anfal dergestalt wirketen / daß der Feind sich der Herzhafftigkeit verwunderte; insonderheit wahr Olaff wegen des erwiesenen Schimpfs so giftig eiferig / daß er als ein blinder zufiel / und in kurzer Zeit seinen Feind drängete / daß er hinter sich weichen muste / nachdem er ihm 4000 abgeschlagen und 5000 verwundet hatte. Dropion stärkete sie mit 10000 wolgeübeter Manschafft / denen Olaff in guter Ordnung wiche / und seine Völker / deren nur 600 tod / aber 2000 wund wahren / abführete / weil Arbianes und Leches ihn mit 5000 entsetzeten; und als dieselben dem Feinde gar zu leicht fallen wolten / nam Olaff 3000 seiner vorigen Manschafft / und ging ihnen damit zu Hülffe /da er sich bezeigete / als ob er den ganzen Tag noch keinen Schwertschlag geführet hätte / daß die Feinde gedachten / er währe Herkules selbst in andern Waffen. Siegward taht auch sein bestes / aber er hatte einen hefftigen Feind / dz ihn Ladisla noch mit 1000 Mann unter Neda Anführung stärken muste / da waren sie gewachsen / und vergossen einen grossen Teil ihrer Feinde Blut / daß deren nicht 5000 ohn Wunden blieben / und 3000 gefellet wurden / da hingegen der unsern 1000 erschlagene / und 800 verwundete wahren. Als sie nun den lezten Anfal tahten / und ihren Feind gar auffzureiben die Rechnung macheten /sahen sie 12000 frische heran hauen / daher ihnen Leches mit 3400 zu Hülffe ging / daß sie diesen hefftigen Anfal zimlich auffhalten kunten. An seiner Seite schlief Fabius auch nicht / hieb und stach umb sich /daß ihm niemand nahen wolte / wie dañ seine Leute /halb Teutsche und halb Böhmen sich nicht träger erzeigeten / daß auch hieselbst der Feinde 3500 erschlagen / und 4300 verwundet wurden / die übrigen aber sich nach Entsaz umtahten / der ihnen nicht gewegert ward / dann Mastyes schikte ihnen 8000 zu hülffe /die empfangene Schlappe zurächen; aber Prinsla mit 5000 Mann trat zu Fabius / der sich noch wol befand / ungeachtet er 900 eingebüsset / und gleich so viel verwundete hatte; Da gab es nun von neuen an allen dreyen Orten sehr harte Stösse / daß zwar an Feindes Seiten die meisten erschlagen und verwundet wurden /aber dannoch der unsern eine zimliche Anzahl drauff ging / und Herkules den überschlag machete / daß wann man also fortfahren solte / es ihres Orts endlich an Manschafft gebrechen würde; taht deßwegen seinem Vater und Ladisla zuwissen / es würde am rahtsamsten seyn / daß man mit der ganzen Macht föchte / vielleicht schikte sichs / daß der Feinde ein oder ander Hauffe bald in die Flucht getrieben würde /alsdann könte man in gewisser Hoffnung des Sieges streiten. Weil dann dieser Raht vor best angenommen ward / schicketen sie sich gemehlich darzu / und naheten den streitenden / die sich rechtschaffen verwickelt hatten / und keiner dem andern eines Fusses breit weichen wolte. Die Feinde sahen dieses Vornehmen /rücketen mit ihrer grossen Menge auch fort / und sprachen den ihren ein frisch Herz ein: Sie solten nur eine halbe Stunde Mühe über sich nehmen / alsdann würde kein Feindes Hund mehr übrig seyn; gingen hiemit auff die unsern / nicht anders als die Wahnsinnige und Verzweifelte / weil sie des unbewäglichen Schlusses wahren / entweder zusiegen / oder nicht ungerochen zusterben. Dropion wolte sich auch als ein geträuer Diener seines Königes äusserlich bezeigen /dem nunmehr sein verrähterisches Herz mochte beginnen etwas leid zuwerden / nach dem er aus allerhand Reden und Vornehmen des Königes merkete / sein Anschlag würde ihm fehlen / oder wol schon gar verrahten seyn; wendete sich demnach zu seinem Könige / ihm des Feindes Vorhaben selbst zuhinterbringen /und redete ihn solcher gestalt an: Wie heftig ich mich gleich heut und voriger Tage bemühet habe / Euer Königl. Hocheit Ansehen zuverfechten / und den Feinden sehen zulassen / was Pannonische Krafft und unerschrockener Muht vermag / so wil ich doch in diesem Satze eine sonderliche Bewehrung tuhn / daß mein König Mnata wol sänfftere Schmeichler und verleumderische Ohrenbläser / aber keinen geträueren Diener und Ritter in seinem ganzen Reiche / als seinen Dropion habe / der aus wolbedachtem Muhte schwöret / von diesem Platze nicht lebendig zuweichen / biß der Räuberische Hauffe dort vor uns / erleget und vertrieben ist; vor welchen Dienst ich keine andere Belohnung begehre / als daß Eure Königl. Hocheit mit voriger Gewogenheit mir gnädigst zugetahn verbleibe / und das Angeben meiner boßhafften Feinde nicht zu Herzen nehme. Mein geträuer redlicher Stathalter und Feldmarschalk / antwortete ihm der König / ich erkenne diese Ergebenheit billich / wil sie auch unvergolten nit lassen; greiffet nur die Feinde an / und machet dem Sieg einen glüklichen Anfang /welcher ohndas mehrenteils auff euer Faust und Tapfferkeit bestehet; ich wil ritterlich nachfolgen / und entweder mit euch siegen / oder Königlich sterben. Wolan / sagte Dropion / das Feld ist unser. Fiel mit dem halben Heer in die unsern als ein toller Hund /nachdem er den seinen diese Dräuung hatte hören lassen: Wer vor dem Feinde weichen würde / solte von seinem Schwerte nidergehauen werden. Er setzete aber daselbst an / wo König Henrich mit seine berittenen Fußknechten hielt / welche solcher Hefftigkeit ungewohnet / sich vor diesen starken Streichen nicht zuschützen wusten / daher nicht allein ihrer etliche tausend alsbald niedergeschlagen wurden / sondern die übrigen gerieten in solche grosse Unordnung / daß unmöglich fiel / sie wieder einzurichten / uñ welches das ärgeste wahr / begunten ihrer viel schon Schaarsweise die Flucht zunehmen / und nach der Seiten auszureissen. König Henrich erschrak des Unfals nicht wenig / legete zwar allen fleiß an / den Schaden zuersetzen / und taht nicht geringen Abbruch denen /die sich an ihn wagen durfften; aber er wahr von Feinden übermannet / und von seinen Leuten verlassen /daß seine Bemühung wenig schaffen kunte. Herkules sahe diesen Unfal / und wahr gleich im Anzuge / seinen lieben Vater zuentsetzen; aber König Mnata ließ ihm durch seinen geträuen Agis mit 30000 Mann vorbeugen / damit Dropion in seinem glüklichen Treffen nicht gestöret würde. Dieses glückete dem Feinde so wol / daß Herkules sein Vorhaben nicht zu Werk richten kunte / deßwegen er Siegwarden mit 8000 Mann abschickete / den Entsaz zuversuchen / kam aber zu spät / und vernam mit grosser Herzensprast / daß König Henrich in Feindes Gewalt gerahten / und unbarmherziger weise an Händen und Füssen gebunden / davon geschleppet währe; daher dann seine Völker /weil sie ohn Häupt wahren / durchaus keinen Widerstand mehr tahten / sondern teils gefangen / teils nidergeschlagen wurden / nur Fabius / der König Henrichs Statverweser wahr / behielt irgend 8000 Mann umb sich / mit welchen er dem rasenden Dropion entgegen stund / und gleich in dem wahr / als Siegward sich zu ihm nahete / daß die seinen ausreissen wolten; wurden aber durch den Entsaz gestärket / und versucheten in fester Zusammensetzung ihr bestes. Nun wahr Herkules sehr ungehalten / daß er seinem Vater nicht beispringen kunte / und sagete ihm sein Herz schon zu / daß es nicht wol umb ihn stehen würde /noch ehe ihm die leidige Zeitung kam / deßwegen er einen Reuter an Ladisla abgehen ließ / ihn gegen Dropion auffzumahnen / dessen Völker albereit den Sieg ausrieffen; dann Siegwards Entsaz ließ nach kurzer Gegenwehr sich auch die Furcht einnehmen / daß sie anfangs gar verzagt stritten / und endlich mit Fabius Hauffen sich zur Flucht schicketen / daher diese beyde Helden nebest Prinsla / Markus und Gallus den Feinden lebendig in die Hände gerieten / weil sie lieber fechtend sterben / als schändlich ausreissen wolten /wurden aber übermannet / und wider ihren Willen hinweg geschleppet. Ladisla ward dieser Niederlage gewahr / und sahe wol / daß die Trennung dieses Hauffens dem ganzen Heer schädlich seyn wolte /ging aber doch mit den seinen unerschrocken fort /ließ auch die Flüchtigen zu sich samlen / als viel möglich wahr / und machte durch seine Ankunft Dropions Völker stutzen / daß sie sich zusammen zogen /und vom würgen abliessen / welches ihr Führer ihnen als eine unverantwortliche Faulheit verwieß / sie auffs neue mit herzhaften Worten auffmunterte / und eines starken Entsatzes sie vom Könige vertröstete / daher ihr Muht wieder zunam / daß sie auff Ladisla (dem sie an der Menge weit überlegen wahre) nicht anders angingen / als hätten sie noch keinen Schwertschlag geführet. Da ging es nun an ein mätschen und würgen; dann Ladisla durffte sich nicht enge zusammen zihen /daß er nicht umringet würde / darumb wurden seine Glieder geschwächet / und setzeten bald im Anfang einen grossen Teil der ihrigen zu. So verschlief Dropion seine Wolfahrt nit / sondern daß er auch diesem Feinde in kurzem den Garaus machen möchte / foderte er von seinem Könige noch 10000 zu hülffe / welche dergestalt ansetzeten / daß auch Ladisla Völker zuweichen begunten / und würden zeitig die Flucht genommen haben / dafern nicht Olaff und Klodius mit 3000 von Herkules zu ihnen gestossen währen / welche durch ihren ritterlichen Anfal den Feind auffhielten / daß Ladisla sich wieder setzen kunte. Herkules tummelte sich inzwischen weidlich mit Agis / der doch nicht recht anbeissen wolte / nachdem er befehlicht wahr / nur den Feind auffzuhalten / damit er gegen Dropion keinen Entsaz; schicke könte; aber sein Vorhaben wolte ihm nicht nach Willen glücken /dann Herkules schertzete nicht / sondern taht ihm so gedrange / daß er sich zurük auff seinen König zihen muste / der ihn mit 8000 stärkete / daß er zimlicher massen bestand wahr / daher Mnata mit seinen übrigen dem Dropion zu hülffe ging / der Hoffnung / an diesem Orte den völligen Sieg zu behäupten / dann hernach würde es leicht seyn / Herkules und sein Häuflein mit gesamter Macht anzugreiffen und niderzulegen. Nun müssen wir dannoch unserer elenden Gefangenen nicht gar vergessen / welche in Feindes Lager geführet wurden / woselbst man sie entwapnete / und alsbald scheidete / daß jeder absonderlich seyn /und verwahret werden muste. König Henrich empfand diesen Schimpff hefftiger als den Tod selbst / dann er ward von dreyen Pannoniern mit herben Spot angefahren / welche ihn erinnerten / er solte sich gefasset machen bald nach gehaltener Schlacht den Galgen mit seinem grauen Häupte zu zieren; und begegnete den übrigen Gefangenen keine geringere Schmach / welche sie doch / so best sie mochten / verschmerzeten /weil sie der Hoffnung lebeten / Gott würde den Sieg auff ihre Seite fallen lassen / daß sie mit andern ausgewechselt / und auff freyen Fuß gestellet würden. Ladisla / wie droben gemeldet / hatte sich gegen Dropion in etwas wieder gesetzet / so daß Gewin und Verlust in gleicher Wage hing / ja fast auff der unsern Seite ausschlagen wolte; aber Königes Mnata Ankunfft machete eine schleunige Enderung / als welcher sich bemühete / die unsern von der Seite her anzugreiffen / und ihre Ordnung zu trennen / welches ihm so wol geriet / daß er sich fast ohn Verlust hinein drang / und unter den abgematteten Böhmen eine hefftige Blutstürzung verursachete / welche Olaff gerne abgewendet hätte / oder zum wenigsten gemiltert; aber die Völker wahren gar zu erschrocke / und überdas mehrenteils schon verwundet / daher sie sich nach der Flucht umsahen / welche sie völlig vornahmen /als von den Feinden ausgeruffen ward / daß Herkules Hauffe erleget währe; dann hiedurch einfiel ihnen der Muht / die Fäuste sunken hin / und gedachten an keine Gegenwehr / sondern gingen bey tausenden uñ hunderten fort / als ob ihnen das lauffen angesagt /und die Gegenwehr verbohten währe. Zwar die beherzesten Teutschen hielte bey ihren Häuptern Fuß / wolten auch lieber sterben / als ihre Feld Herren schändlich verlassen / weil aber ihr Häuflein gar zu geringe wahr / wurden sie übermannet und abgetriebe / daher ihrer viel einbüsseten / und von den Feinden erleget wurden. Ladisla wahr Zeit seines Lebens in solcher Angst nicht gewesen / auch da er unter Büttels Hand sich befand; Er sahe / daß unmöglich wahr / den Sieg solcher gestalt zubehäupten / massen er kaum 3000 Mann bey sich hatte / welche von den Feinden von allen Seiten so gar eingeschlossen wahren / daß sie sich kaum regen kunten / und mit ihrem Gewehr sich selbst beschädigten über das wahr Olaff / Klodius und Neda schon in Feindes Händen / und hielt nur Leches bey ihm / welchen er in dieser Angst also anredete: Mein Freund / es hat dem lieben Gott gefallen / die Abgötterey meiner Untertahnen durch das Pannonische Schwert heimzusuchen und abzustraffen; Ja ich selbst habe mit meinen Sünden ein solches / und noch wol ein mehres verdienet; jedoch wil ich wider meinen gnädigen GOtt nicht murren / noch meinen Muht sinken lassen / sondern fechten / als lange mir das Schwert in der Faust bleibet; der barmherzige GOtt bewahre nur meinen lieben Herkules wegen seiner Frömmigkeit / daß er lebendig entrinnen möge / derselbe wird meinen Tod schon zu rächen wissen. Euer Königl. Hocheit Tod wende Gott in Gnaden ab / antwortete Leches / dessen Almacht kan uns retten / da wir keine rettung sehen; nur bemühe sich eure Hocheit / mit der Flucht davon zukommen / welches wol geschehen kan / so wil ich den Feind nach vermögen auffhalten / weil ich mein Blut in keiner Bedienung besser anzuwenden weiß; uñ vielleicht ist König Herkules schon in sicherheit / so daß er aus der Noht eine Tugend gemacht / und sein Leben auff ein besser Glük durch die Flucht erhalten hat. Aber Ladisla kunte sich hierzu durchaus nicht verstehen / sondern gab diese Antwort: Die Flucht ist zu spät / und die Schande zu nachteilig / deswegen folget mir / und lasset uns sehen / was Gottes Barmherzigkeit mit uns vor hat / ohn dessen willen kein Häärlein von unserm Häupte fallen kan. Macheten sich hiemit aus dem Gedränge / und in begleitung 800 Teutschen brachen sie durch / daß sie raum zu fechten gewonnen / und über 4000 der stärkesten Feinde niderschlugen / matteten sich aber so gar ab / daß ihnen die Arme entschlieffen / und die Schwerter aus den Fäusten fielen / dann sie hatten sich durch Arbeit in den schweren Waffen dergestalt erhitzet / daß ihnen die Zunge am Gaumen klebete / und sie wegen durstes vermeineten den Geist auffzugeben; es erkenneten aber die Feinde den Bömischen König an den Waffen / deswegen ward ihnen von Mnata und Dropion ernstlich gebohten / ihn nicht zu fellen / sondern lebendig anzunehmen / welches auch geschahe / daß er nebest Leches und 200 Reutern vom Pferde gerissen / mit Zäumen und Sattelriemen gebunden / und nach dem Lager geführet ward. Herkules wahr dieses unglüklichen falles nicht allein berichtet / sondern auch / daß sein H. Vater und andere mehr gefangen wahren / welches ihm die Seele durchschnitte / und in dieser Gefahr sich nicht zubegreiffen wuste; so hatte er keinen sonderlichen Kriegs verständigen mehr bey sich / als Arbianes / welchen zu retten er sich äusserst bemühete / und ihm deswegen ernstlich geboht / er solte straks angesichts sich mit 1000 wolberittenen durchschlagen / und nach Prag reiten / daselbst anzuordnen / daß die Stad mit nöhtiger Mañschaft und Speise versehen / und ganz Teutschland in Harnisch gebracht würde / weil vor dißmahl der Sieg vermuhtlich auff Feindes seite fallen dürffte; welchem Befehl er wieder seine willen nachkam / aber doch aus sonderlicher schickung Gottes /dann es glückete ihm nicht allein / daß er von Feinden unangegriffen blieb / sondern weil sein Hauffe zimlich ansehnlich wahr / und dannoch vor flüchtig angesehen ward / hieben ihm die andere Feldfluchtige gutesteils nach / uñ folgeten seinem Huefschlage; es wahren aber mehrenteils Parther und Meden / welche er anfangs mit sich nam / welche auch redlichen Stand bey ihm gehalten hatten / daß Herkules bekennete /wann ehmahls die Parther nur halb so träulich vor ihren König gefochten hätten / würde Artaxerxes die Feldschlacht nicht erhalten haben. Nicht lange wahr Arbianes hinweg / da ging die ganze Pannonische Macht auff Herkules an / und rieffen allenthalben ihren Sieg aus / welches er vernehmend / seine Leute also anredete: Gedenket / daß ihr freygebohrne Teutschen / und nicht gewohnet seid / Bande und Ketten der Leibeigenschaft zu tragen; ist unsere Stunde verhanden / so wollen wir ehrlich sterben / und gleichwol unser Blut so teur verkäuffen / als es immer gelten kan. Seine Leute wahren willig / mit ihm in den Tod zu gehen / ungeachtet sie sich albereit sehr abgearbeitet hatten / und grossen teils verwundet wahren; setzeten also 13000 stark dermassen in den Feind / daß alles was sie traffen / zu grunde gehen muste. Ihr Anfal geschahe zu gutem Glük auff König Mnata /und ob zwar die Pannonier alle Gegenwehr versucheten / ihn zu befreien / so drang dannoch sein Löuenmuht hindurch / da seine Völker die anfallenden auffhalten musten / daß er sein Schwert wieder den König recht gebrauchen kunte / auff welchen er dergestalt zuschlug / daß ihn von wenig streichen geschwand / ihn vom Pferde risse / und durch drey Teutschen ihm das Häupt entwapnen ließ / mit der bedräuung / wo er im geringsten sich wegern würde mit zu reiten / wohin man ihn führete / solte seines lebens nicht mehr seyn: sonst solte es ihm gehen wie es seine von ihm gefangene Anverwanten haben würden. Darauf schlossen ihn 200 wolberittene Teutschen zwischen sich / und nach Herkules Befehl gingen sie als Feldflüchtige des geradesten weges mit ihm nach Prag zu. Die Pannonier fingen hierauf ein starkes Geruffe an; Unser König ist gefangen / König Mnata ist gefangen; ja sie macheten sich hin zu Dropion / mit ermahnung / die versehung zu tuhn / daß eine starke Schaar nachgeschicket würde / ihn wieder loß zu machen; aber diesem wahr solche Zeitung ein gefunden Fressen / weil er hoffete seines Königes solchergestalt ohne zu werden; befahl deswegen die Feinde / so annoch gegenwärtig / anzugreiffen / und den völligen Sieg zu behäupten / alsdann solte sich ihr König schon wieder finden. Damit fielen sie als wilde Ochsen auff Herkules Leute / beklemmeten sie umb und umb / und würgeten alles vor sich weg / biß Herkules mit 5000 an einem Ende durch brach / in meinung /sich nach einer Enge zuzihen / und daselbst / als lange er lebete / Stand zu halten; aber seine Völker meineten nicht anders / als daß er die Flucht zu nehmen vorhabens währe / daher sucheten sie sich auch zu retten / und gingen zustreuet fort / was die Pferde lauffen kunte. Da befahl nun Herkules sich der barmherzigkeit Gottes / und schickete sich zum gewissenrühmlichen Tode. Sein Blänke wolte ihn zwar wieder seinen willen davon tragen / hätte auch ohnzweifel sich in sicherheit bringen können / aber er wolte nicht / und muste das Pferd gezwungen umbkehren / da er selb 300 auff eine Schaar 4000 stark anfiel / und mit seiner Faust 15 manliche Ritter erlegete; die seinen spareten sich auch nicht / und weil sie den gewissen Tod vor Augen sahen / trieben sie solch Wunder / daß ihrer keiner unter fünff oder sechs Feinde niderlegete /und die übrigen vor ihnen ausweichen musten; aber ein frischer Hauffe 6000 stark überfiel sie von neuen /trieb sie enge ineinander / daß sie biß auff 40 alle auffgerieben / und die übrigen / unter welchen Herkules wahr / von den Pferden gerissen / und hinweg geschleppet wurden. Hiemit wahr der vollige Sieg in Dropions Händen / wiewol durch sehr blutige überwindung; massen der Pannonier in diesem lezten Treffen 50000 erschlagen und 16000 heftig verwundet wahren. Der unsern dagegen lagen aus dieser lezten Schlacht 4000 gestrecket / und hatten sich über die Gesunden 20000 verwundete durch die Flucht errettet / auch unterschiedliche hohe Pannonische Befehlichshaber mit sich geführet. Dropion ward von des Königes Geträuen vermahnet / den Flüchtigen nachzusetzen / ob ihr König wieder könte loßgemacht werden; aber darzu kunten sie ihn nicht bewägen / dann er gab vor / das Heer währe durch den heftigen und langwierigen Streit abgemattet / und gäbe es vorwarts unterschiedliche enge Durchzüge / woselbst die Flüchtigen ohn zweifel sich samlen / und stand halten würden. Worauff Mastyes antwortete: Je so mus dannoch mein König nicht so gar verlassen seyn / solte auch alles übern hauffen gehen; ließ alsbald 12000 von seinen Leuten (denen Agiß 200 des weges erfahrne zu gab) nachhauen / welches gleichwol vergebens wahr. Das übrige Heer gesunde und verwundete 108000 stark ward durch den gewöhnlichen Pauken- und Trometenschal zusammen geruffen / und von der Nachfolge abgezoge. Der gefangene Herkules ward noch / ehe man ihn ins Lager brachte / vor Dropion geführet / welcher ihn bey den Waffen kennete / und im grimme ihn also anfuhr: Hastu unbendiger teutscher Hund nun dereins ausgeraset? ich wuste schon wol / daß die Pannonischen Schuzgötter nicht leiden würden / daß meines ersten Bruders Blut / und des andern Gefängnis ungerochen bliebe; darzu wird man dir vergelten / daß du meinen König hinweg geschicket hast / wiewol zu seinem besten / auff daß er das Königliche Schloß zu Prag einnehme / noch ehe ers bestürmet hat; du aber mit deinem anhange schicke dich zum standhaften Tode / und gedenke nur / daß ich die mir bewiesene Schmach mit eifern werde. Herkules sahe ihn Zeit solcher Rede mit gar freudigen Augen an / nicht anders /ob währe ihm nichts wiedriges begegnet / enderte auch wegen der Schmachrede und Dräuung seine Farbe nit im geringsten / und gab ihm diese Antwort: Dein schänden Dropion / mus ich verschmerzen / weil mein Gott wegen meiner Sünde mich dir in die Hände gegeben hat; dein König ist von mir ritterlich überwunden / und ohn einige angelegete Schmach in Sicherheit geführet / da man ihn Königlich halten wird /dann unser Zorn währet nicht länger als des Feindes Gegenwehr; deswegen wird dir obliegen / daß du gleicher weise mit mir und anderen gefangenen Königen /Fürsten und Rittern also umbgehest / wie es Kriegsgebrauch mit sich bringet / welcher noch nie keinem redlichen Sieger unbillichen Rachgier eingeblasen hat / und ob dir gleich diesesmahl das Glük die Uberwindung gegönnet / so gedenke doch nicht alsbald / daß du alles frey tuhn mögest / was dir gefält; meinestu aber durch unterschiedliche meine Siege von mir verlezt zu seyn / so nim mich vor nach Kriegs- und Rittersbrauch / alsdañ wil ich dir antworten / daß jederman meine Unschuld und Auffrichtigkeit sehen sol /nur laß nicht andere mit entgelten / wann du meinest von mir beleidiget zu seyn. Wiltu noch pochen und schnarchen / gab Dropion zur Antwort / da ich dich in meiner Gewalt habe? gab hiemit einem Kriegsknechte einen Wink / welcher hinzu trat / und den unvergleichlichen König mit der Faust ins Gesichte schlug; welcher Schimpff ihn so heftig schmerzete / daß er sich nicht enthalten kunte / ihn also anzureden: Du bist nicht wert Dropion / daß du eines Ritters Nahmen führest / weil du einen König und Ritter so schändlich halten darfst / und ich versichere dich bey meinen Ehren / daß Gottes Hand / ehe du es meinest / dich treffen wird. Er stellete sich aber / als hörete ers nicht / und redete unterdessen mit einem andern / befahl auch alsbald / man solte den Gefangenen Teutschen Hund ins Lager führen / damit ihm neben den andern seine Straffe angetahn würde. Bald darauff versamlete er alle seine verschworne / welche ihm träulich rieten / er solte Mastyes und Agiß neben anderen des Königes geträuen nicht aus dem Raht schliessen / in betrachtung / es sich leicht zutragen könte / daß sie einen solchen Auffstand macheten / in welchem ihnen allen die Hälse gebrochen würden / weil sie den mehren Teil der Völker auff ihrer Seite hätten; welcher Erinnerung er / wie wol ganz wieder seinen Willen / folgen muste / daß er ihrer sechse fodern ließ / dahingegen er der seinen achzehn bey sich hatte. Mastyes und Agiß beredeten sich kürzlich / gaben etlichen vornehmen Obersten Befehl / was Zeit ihres abwesens sie mit den Häuptleuten reden / und wie sie sich auff Erinnerung ferner bezeigen solten / und gingen mit den andern fort nach der Gerichts Stat. Als sie nun bey einander wahren / fing Dropion diese hochmuhtige Rede an: Die Pannonischen Götter haben nunmehr den Spot und Hohn gerochen / welchen die Teutschen und Böhmen unserm hohen Adel durch Ubersendung eines schäbichten Hundes angelegt haben; wird demnach unter uns sich keiner finden lassen / welchem die Rache an den Urhebern nicht gefallen solte / zumahl sie von unserm lieben Könige selbst bestimmet / und zu dem Ende der Galgen schon gerichtet ist. Was ich zur Behäuptung des Sieges durch meine Faust und Anführung verrichtet / mögen diese zeugen / so es gesehen haben und die meiner Streiche empfunden; einmahl ist gewiß / daß die Teutsche und Böhmische Macht dergestalt gebrochen ist / daß sie in Ewigkeit wieder die Pañonische Beherschung sich nit auffrichten / noch deren Joch von sich abwerffen sol. Hiemit schwieg er / und erwartete der Antwort mit sonderlichem Stolze. Niemand wolte hierauff Antwort geben /weil ers von keinem foderte / biß endlich Agiß zu Mastyes sagete: Herr Stathalter und Feldmarschalk Herr Mastyes / euch gebühret die Ehre der ersten Antwort /nachdem unser aller lieber König leider nicht zugegen ist / daß seine Hocheit nach eigenem belieben Anordnung machen könte / denen wir uns alle ohn Einrede gemäß uñ untertähnigst-gehorsam bezeigen müsten. Ja mein Freund / sagte Mastyes / ich werde euch gehorsamen / wann es den versamleten Pannonischen Helden und Landesvätern also gefället. Weil dañ niemand dawieder redete / jedoch auch niemand ihn weiters daran eriñerte / fuhr er dañoch also fort: Ruhmwirdiger Feldmarschalk und Reichs-Stathalter Herr