/ ihr müsset Teutsche Freiheit verfechten; aber wer wil euch solche dann wol streitig machen? etliche mutwillige Buben sind es / die euch solches einbilden / ob wolten eures GroßFürsten Herrn Söhne in diesen beyden Stücken euch eintrag tuhn. Sie liegens / ja sie liegens durch ihren Halß / die Gottschändichte Auffwiegeler; und wollet ihr mir gläuben; es ist ein Geticht zu eurem verderben ausgesträuet. Wollet ihr mir nicht gläuben / O ihr Teutsche Herzen / so lasset mir einen einzigen in meine gegenwart kommen / der ein wiedriges wahr mache. Kan ers; gut; ich wil alsdann leider seyn / und an hochgedachter Herren stat mich eurer wilkührlichen Straffe unterwerffen. Bringet er aber verleumdungen vor / so sol ihm diese weibliche Hand / wie schwach sie auch scheinet / abstraffen /wiewol ehemahl ein Boshafter durch dieselbe ist gezüchtiget worden. Aber ich wil schliessen / ihr redliche Teutschen / und euch zu allem überflusse zu gemüht gezogen haben / was euer GroßFürst sich zu unterschiedlichen mahlen erkläret hat / nehmlich / er wolle in seinem ganzen Reiche keinen einigen Menschen zu einem neuen Glauben oder Gottesdienst zwingen / auch nicht ansuchen noch bereden lassen /sondern ein jeder / hoch und niedrig / reich und arm /Geist- und Weltlich möge seines alten Glaubens leben / wie es ihm gefält / und von alters gebräuchlich ist. So sol auch euer Gottesdienst an keinem Orte / weder gehindert noch beschimpfet / vielweniger verbohten werden. Eure weltliche Gerechtigkeit / Freiheit / und was dem anhängig ist / bestätiget er / daß sie seyn und bleiben sollen / wie sie Zeit seiner Herschaft stets und unverrücket gewesen sind / nichts durchaus davon ausgeschlossen. Ja er lässet durch mich seine Schwieger Tochter allen seinen Untertahnen eine algemeine durchgehende Verzeihung noch- und zum leztenmahl ankündigen / und solches aus sonderlicher angebohrner Gnade / nur etliche wenige der Straffe vorbehaltend / die als Uhrheber dieses unverantwortlichen Auffstandes etwa möchten überzeuget werden / und zwar also / daß deren Anzahl nicht über 30 seyn solle. Ob ihr nun dieses sein Großfürstliches gnädigstes Erbieten annehmen / euer eigen bestes beobachten / dem Lande Friede und Ruhe gönnen / und das äusserste Verderben durch mutwillige halßstarrige Wiederspenstigkeit euch nicht selbst über den Halß zihen wollet /solches sollet und müsset ihr euch inwendig 30 Stunden erklären / dann hernach wird die Gnaden-Tühr versperret seyn. Ich vor mein Häupt wil mich hiemit erbohten und verpflichtet haben / bey eurem GroßFürsten alles dasselbe zu werben / was euch seinen Untertahnen kan ersprießlich / und seiner Hocheit und dessen Herren Söhnen nicht nachteilig oder schimpflich seyn; welches nicht eins zubegehren / ihr selbst verständig gnug seyn werdet. Hiemit gab sie ihrer Rede ein Ende / und erwartete der Antwort. Der Adel und das gemeine Volk wahren im Herzen so gerühret / daß sie nichts mehr begehreten / als bey ihrem GroßFürsten auff solchen Vortrag ausgesöhnet zu seyn; aber die Pfaffheit / und welche sich der Auffruhr schuldig wusten / wolten diesen Weg nicht hinaus /daher fing der Vornehmste unter ihnen also an: Ihr redliche Teutsche Gott ergebene Herzen und auffrichtige Biederleute; euch ist / meine ich / nicht unbewust / was gestalt bißher die mächtigen Schuzgötter Teutschlandes / Krodo / Freia / IrmenSäul / und andere mehr / euch vor aller ausländischen Herschaft behütet / und allen Gewalt der Reichsfeinde kräftig hintertrieben und abgekehret haben / und wir uns daher schuldig wissen / uns denselben dankbar zuerzeigen uñ auf alle Wege zuverhüten / dz ihnen kein Spot oder Schimpf angetahn / vielweniger sie gar verworffen oder von unser Obrigkeit bey seite gesetzet werde. Ihr habt von dieser gnug schönen uñ beredsame jungen Fürstin halte ich / wolverstanden / wessen euer G Fürst sich anerbeut (dañ dz übrige berühre ich nicht / nur wz zur sache dienet) nehmlich / seine Hocheit wolle allen uñ jeden Untertahne den uralte Gottesdienst frey lassen. Je / möchte jemand sagen /genug genug / wann wir dieses haben / das ist eben was wir suchen / was wolten wir mehr? Aber ist dieses gnug ihr meine lieben Söhne / ist dieses gnug? Weit O weit gefehlet! unsere Götter wollen trauen nicht allein der Untertahnen / sondern auch der Obrigkeit ihren Gehorsam / Herz und Ehrerbietung habe /sonst straffen sie die Verachtung ihnen angelegt / so wol an den Untertahnen als an den Verächtern selbst. Ich wil von unserm jetzigen Großfürsten nicht muhtmassen / daß er sich bald eines andern bedenken / die Zusage endern / und seine Nachfolger es wol gar aufheben könten; nur dieses einige gebe ich euch ingesamt zuerwägen / ob sich nicht gebühre; ja ob nicht des ganzen Reichs Heil und Wolfahrt es erfodere /daß Obrigkeit und Untertahne einen gleichmässigen Glauben / einen durchgehenden Gottesdienst / einen Gott haben. O wie jammert mich schon des Elendes /welches aus den unterschiedlichen / ja / wiederwärtigen Gottesdiensten entstehen wird. Der Herr wird zu dem Knechte sagen; warum machestu es nicht nach /wie ich dirs vormache / damit du meine Gnade behaltest / und zu hohen Ehrenämtern befordert werdest? der Knecht wird sich mit seinem Gewissen schützen /er könne die uhralten Götter nicht hindan setzen / und durch deren Verwerffung alle seine VorEltern übern Hauffen verdammen. Dann wird sein Herr fortfahren: O du elender Narr / was uhralte Götter / was uhralte Götter? das alte gilt nicht mehr / es klappert / aber das neue klinget und ist angenehm; deine Götter sind falsche Götzen / Lügen-Götzen / tüchtige Götzen; deine VorEltern sind durch Irtuhm verführet; sie habens nicht besser gelernet / die himlische Erkäntnis und Wissenschafft ist ihnen nicht mit geteilet. Dieses darff der Knecht nicht aus dem Grunde wiederlegen /wie leicht es ihm auch währe / wo er sonst nicht ohn Kopf nach Hause gehen wil / (aus welcher Ursach ohn Zweifel meine sechs Liebe und hochselige MitBrüder haben müssen ihr unschuldiges Leben lassen) / er darf nicht spreche; Herr woher wisset ihrs / daß meine und eure Vor Eltern geirret haben / und ihr nicht irret? Er darf nicht wieder antworten; Herr euer Gott ist ein solcher / wie ihr die meinen mit unwarhaftem Maule aus schreihet / sondern er mus alles stilschweigend in sich fressen; das wird ihm ein Schwert im Herzen /ein Brand in der Seele / ein Denkmahl im Gewissen seyn / und ihn von der schuldigen Träue abwendig machen / weil er seinen Herrn vor einen Feind der Götter halten muß. Ist er dann ein Bidermann / wird er die Götter gerne geschützet sehen / und kan ers selber nicht / muß er wol ausländische Hülffe herzu ruffen. Ey ich meine / da werde es alsdann ein schön fressen geben / da werde es an ein Katzebalgen gehen / welches nicht auffhören kan / biß Teutschland der Feinde Beute / und der auslåndischen Spot worden ist. Was sol ich aber von Recht und Gerichte sagen? die Ehrgeizigen unter uns / wann sie kein ander Mittel sehen / über andere zusteigen / werden bey der Obrigkeit sich melden / ihr alter Gottesdienst gefalle ihnen nicht mehr / sie haben Lust ihrer Obrigkeit sich gleich zu halten und ihren Gott anzunehmen / damit werden sie Gnade erlangen / und zu Ehrenämtern befodert werden; ja diese werden unsere Richter seyn / und die Urtel nicht nach Billigkeit und Recht / sondern nach Gunst und Gewogenheit abfassen / insonderheit / da ein Liebhaber der alten Götter mit einem Neuling oder Christen wird über den Fuß gespannet seyn. Da wird jener in seiner gerechtesten Sache unterliegen müssen / und dieser wird Freyheit haben / dem Richter vorzuschreiben / wie er sprechen sol. Es wird kommen / ihr redliche Teutschen / ja es wird kommen / und dahin gelangen / daß wann der im alten Glauben beständiger / wil hülffe haben / wird er zuvor seinen Göttern müssen ungeträu werden / und den Glauben endern: Und also wird Teutschland sich verwundern müssen / über sich selbst / wie es so schleunig von seinem heilsamen Gottesdienst abgeführet / und eine Gottes-Verläugnerin worden ist; aber man wirds müssen an Gütern / Hals und Bauche empfinden / wann Gott Krodo seine Keule zücken / und Göttin Freia die Steine zum Wurf fasse wird / daß alles über und über gehen muß / und kein verschonen wird zu hoffen seyn biß Teutschland zur Einöde / und ihre Einwohner zu Staub und Koht worden sind. Bedenket dieses wol / O ihr in Gefahr schwebende Teutschen / bedenket es /und bauet im Anfange vor / daß ihr nicht ansehen dürfet / wie eure Weiber und Kinder in Dienstbarkeit weggeschleppet / und ihr alle miteinander jämmerlich abgeschlachtet werdet. Bestehet festiglich auff dem gemachten Schlusse / daß unser Großfürst und alle seine Kinder / Erben / Nachfolger und Angehörige sich äyd- und schriftlich verbinden / nicht allein den Untertahnen de uhralten Gottesdienst frey zulassen /sondern auch selbst vor sich denselben schlechter Dinge zubehalten / und durchaus keinen fremden Gott / wie der auch Nahmen haben möge / neben einzuführen. Werden sie sich dessen wegern / alsdann müssen ablangliche Mittel an die Hand genommen werden /oder aber Teutschland ist schon so gut / oder vielmehr / schon so schlim als eine Wüsteney und Mordgrube; wohin es aber mit der Götter Hülffe nimmermehr kommen sol. O Krodo / O Irmen Seul / O Freia / O ihr Teutschen Götter groß und klein / sehet an die Noht und Gefahr eures / ja eures Teutschlandes /schützet euch selbst und eure Ehr / auch zugleich alle / die eurem Dienste auffrichtig ergeben sind. Die aber so euch wiederstreben / und andere Götter einzufüren sich bemühen / die greiffet an mit Drüsen / Pestilenz und fallender Sucht / daß vor Angst / weh und Schmerzen sie nicht wissen / wo sie daheime sind /biß nach eurer billichen Rache sie durch ihr eigen Schwerdt sich gefället haben / und ihre innerliche Galle ihnen zu SchlangenGifft gedeie / der ihnen das gottlose Hertz brenne und brate / biß sie ihre verfluchte Seele hinden und fornen / und zu allen Löchern außspeyen. Die Großfürstin hatte seine Rede mit grossem Verdruß angehöret / aber wegen dieser teuflischen Verwündschung meinete Sie vor Zorn zu bersten; doch weil Sie sahe / daß der Pfaffe nicht geringen Beyfall bekam / ob gleich niemand öffentlich redete / mässigte Sie sich selbst als best Sie kunte /und gab ihm diese Antwort: Heilloser Pfaffe / wann du so wol behten und segnen köntest / als du fluchen gelernet hast / müste deines gleichen in frommer Andacht erst gebohren werden; weil aber dein gottloser Fluch nur in den Wind gehet / und keine Christen treffen kan (dann Trotz allen deinen Götzen / daß sie ihn an mir erfüllen) / so wil vor dißmahl ich deiner unergründlichen Bosheit nicht antworten. Eines lobe ich an dir / daß du es mit dem Vaterlande gut meynest /wo sonst deine Reden / wie ich sehr fürchte / nicht wegen deines Eigennutzes ausgestossen sind. Daß du aber dich unternehmen darffst / deine dir von Gott vorgesetzete Obrigkeit dergestalt zu verunglimpfen /und sie ungescheuhet zubeschuldigen / als würde sie Recht und Gerechtigkeit verkehre / und die Urtel nach eigenen Lüsten sprechen und sprechen lassen / daran handelst du als ein meinäidiger Bösewicht. Wohin aber sol ich diesen deinen teuflischen Frevel rechnen /daß du schlimmer Bube dir die Gewalt zueignest /deiner höchsten Obrigkeit nach deinem Willen Gesetze vorzuschreiben / und sie zunöhtigen / daß sie ihr Gewissen besudeln? Gläubet mir ihr redlichen Teutschen; Obrigkeit und Untertahnen können gar wol in weltlichem Friede und guter Einigkeit leben / ob sie gleich nit einen Glauben habe; nur allein dieser schmähsüchtige Pfaffe gebrauchet sich dieses Grundes / euch wider euren geträuen GroßFürsten zu eurem Verderben auffzuwiegeln. Dann ist es nicht ein unbesonnenes Vornehmen / dz er seine Großfürstl. Hocheit und dessen Herren Söhne zur äid- und schrifftlichen Versicherung zwingen wil / nach seinem gefallen / wider ihre Ehre uñ Gewissen / als ob er sie schon im Stokhause sitzen hätte / da euch schwehr fallen wird / ihrer Waffen Macht zuentgehen / wo es nicht durch Bitte und untertähnigstem Gehorsam geschihet? Bist du der Mann / Pfaffe / dem ich nachgefraget habe / daß er des GroßFürsten Stuel besitzen wil? Zum Zungendröscher bistu schier gut genug /was die Glocke betrifft / wann das Geläute nur nicht so gar garstig währe; aber Herr und GroßFürst zuspielen / bistu viel zu unbesonnen. Du hast viel Geifers ausgespeiet / welcher deines GroßFürsten und seiner Herren Söhne HochFürstund Königliche Ehre dermassen geschändet / daß du verdienet hast / man schnitte dir Riemen aus dem Leibe / und henkete dich dran. Aber es tuht mir leid / daß über dich Unflat ich meinen viel zu ädlen Zorn auslasse. Euch rede ich forthin an / ihr redliche Teutschen / schlaget meinen Raht ja nicht aus / wollet ihr sonst leben. Nehmet die angebohtene Gnade und eingewilligte unbrüchige Sicherheit eures Gottesdienstes ohn ferner bedenken an /und fürchtet euch nicht vor den schwarzen Raben /welche dieser Schänder nur mit Wasserfarbe mahlet /und nimmermehr ausgehecket werden sollen. Er wird nur bloß von den bösen Teufel getrieben / welcher an dem gestrigen Blutbade noch kein genügen hat / sondern euer noch viel tausend gerne auff die Fleischbank opfern wolte / woran er eine grosse Freude haben würde / dafern es ihm nach Wunsch gerahten solte. So sey nun euch ädlen erläubet zureden / ja auch den verständigen aus der Gemeine / was eure weitere Anfoderung seyn möchte; ich wil euch gnädigst hören / und meinem Gn. Herr Vater alles gerne hinterbringen; aber was Pfaffe ist und heisset / das schweige hinfüro / dann deren Geifer ist so hoher Ehren nicht wirdig /werde mich auch nach diesem mit keinem mehr einlassen / es geschehe dann zu seinem Verderben / und zu Erhaltung meiner Fürst- und Königlichen Ehre. Die Pfaffen sahen wol / wo dieses hinaus wolte /daher sie nicht bedacht wahren / ihnen die Zunge hemmen zulassen / sondern der vorige / Nahmens Wilken / fing seine Schmachrede von neuen also an: Ich wil ja nimmermehr hoffen / daß die hochädle tapffere Teutsche Ritterschafft / und die ganze Gemeine /sich von einer jungen Frauen / welche erst von dem Spiegel hinweg getreten ist / werde vorschreiben / und von unserm hochlöblichen Werke abwendig machen lassen; ich meyne ja nicht / daß dem Adel es Nachteil geben könne / wann sie mit der Geistligkeit an einem Joche zihen / und zwar daselbst / wo man vom Gottesdienst handelt. Es würde trauen dem Teutschen Abel höchst schimpflich seyn / daß man heut oder morgen sagen solte / sie hätten den gemachten Bund auff Einrede einer schönen jungen Frauen / welche sie vor niemahls gesehen / zerfliessen lassen / und des Vaterlandes Wolfahrt zurük gestellet. Bißher haben wir Männer in Teutschland unsere Weiber befehlichet / und ihnen nicht gegönnet / sich in Reichshändel zumischen; und nunmehr scheinet es / als würden wir unwerd geachtet / mit denen man durch Männer handele / daß diese Jungefrau geharnischten Männern Gesetze vorschreiben / und im Nahmen der höchsten Obrigkeit antragen sol. Valiska wolte ihm länger nicht zuhören / und fing an: Was sagestu schändlicher Verleumder? Wiltu mir antichten / ob solte ich den löblichen Teutschen Adel zu unverantwortlichen Sachen anreizen wollen? Ja hastu so gelernet / deines angebornen jungen GroßFürsten und künfftigen Herschers Ehegemahl zuehren / daß du sie einem gemeinen Weibe vergleichest / uñ unwert ausschreihest / die im Namen ihres Gn. Herrn Schwiegervaters mit dessen Untertahnen zu ihren eigenen besten handele? Dieser Schimpff müste auff mich nicht ersitzen / oder ich unwirdig seyn / eines Fürsten Gemahl zuheissen. Fassete hiemit ihren Bogen / und schoß ihm einen Pfeil ins Herz / daß er ohn Wortsprechen niderstürzete. Die Pfaffen lieffen geschwinde zu / huben den zappelnden auff / in meynung / er würde dem Tode noch so nahe nicht seyn / daher ihm einer zurief: Herr Wilken /Herr Wilken / was vor ein Mordpfeil hat euch übereilet? Dieser verkehrete die Augen im Kopffe / brüllete wie in Ochse / und fuhr damit zu seinem Gott Krodo. Das anwesende Pfaffengeschmeiß fing darauff ihr Zetergeschrey an / und ermahneten die ihrigen zu Rache; nun sähe man augenscheinlich / wie es gemeynet währe; ohn zweifel würden alle ihre abgeschikte Amts Brüder schon solcher gestalt hingerichtet seyn /auff daß man die gesamte Geistligkeit abschlachtete /uñ keiner übrig bliebe / der sich ihrer Götter geträulich annähme / und den alten Gottesdienst erhielte. Aber Valiska fiel ihnen in die Rede / und fing mit freundlichen Geberden an: Ihr redliche fromme Teutschen / lasset euch ja von diesen Buben nicht zu weiterem Auffruhr verleiten; Ihr sehet / daß man euch gewachsen ist; befodert euren Untergang nicht selber mutwillig; ich habe den Schand Buben wegen seiner Lästerung billich gestraffet / ihr aber sollet so viel grössere Gnade zugewarten haben. Doch rahte ich euch als eure geträue Freundin; lasset die Pfaffen abtreten / oder zum wenigsten das Schände-Maul halten / dann sie verhindern eure Wolfahrt; und erkläret euch / ob ihr eures gnädigsten GroßFürsten gehorsame Untertahnen oder muhtwillige Auffrührer seyn wollet; werdet ihr aber länger schweigen / muß man solches vor eine augenscheinliche Widerspenstigkeit halten /welche euch den garaus machen wird. Das gemeine Volk / ohndas der Pfaffheit ergeben / ward hierüber entrüstet / meineten / man verführe mit ihnen gar zu stränge / begunten sich auch fertig zum Streit zumachen / und wahr an dem / daß sie den Angriff auff Herkules Völker wagen wolten. Aber der Abel begütigete sie / mit dem versprechen / es würde noch alles nach ihrem Willen ergehen / lauffen und kauffen wolte nicht zu hauffe; die ansehnliche GroßFürstin hätte den ihr angelegten Schimpf nach Teutsche Gebrauch gerochen; Der Pfaffe solte höflicher gefahren seyn / dessen ungestüme verächtliche Reden kein vernünftiger Mensch billichen könte; Könige und Fürsten müsten dannoch ihre Wirde und Hocheit behalten / und währe kein Untertahn befuget / dieselbe solcher gestalt zubeschimpffen / massen auch fremde den hohen Häuptern Ehrerbietigkeit zuerzeigen schuldig währen. Herkules / so bald er des Pövels Vorhaben merkete / taht den 20000 Reutern die ihm folgeten /Befehl / umb des Feindes Völker herzuhauen / und ihnen den Weg nach ihrem Lager zuverlegen / seine 40000 Reuter aber stellete er ihnen entgegen in einer ausgedehneten ansehnlichen Schlachtordnung / und wahren 8000 Schützen aus den fünff Schanzen mit herzugefodert. Die Kriegserfahrne unter den Auffrührern sahen wol / mit was Vorsaz Herkules (den sie noch nicht kenneten) umging / daß er sie einschliessen / und aller gelegenheit zur Gegenwehr berauben wolte / daher sie die Obersten warnete / ihres Tuhns wahrzunehmen / und sich weit genug von einander zusetzen; aber ehe sie dieses ins werk richten kunten /waren sie dergestalt schon eingefasset / daß ihnen unmöglich war / sich der unsern zuerwehren; worüber der Adel höchlich erschrak / den großsprechigen Pfaffen ihren Hochmuht verwieß / und zu ihnen sagte: Weil sie alles nach ihrem steiffen Sinne richten wolten / solten sie sich nun auch des Streits annehmen /und die Schlacht ordnen / nun sie von allen Seiten her umgeben währen / daß sie sich nicht regen noch wenden / noch das Gewehr gebrauchen könten. Herkules fuhr in seiner Bereitschafft immer fort / hatte sein Reuterheer in zween gleiche Flügel geteilet / die sich von beyden Seiten zimlich nahe an den Feind gehenket hatten. Hinter ihnen / wie gesagt / stunden auch 20000 Reuter unter Prinsla Auführung / und die Schützen hielten Stand vor dem Feinde. Neklam muste mit 500 Reutern nahe hinzu / und ihnen anmelden / es tähte dem Großfürstlichen Heerführer leid /daß er gezwungen seines GroßFürsten Untertahnen niederschlagen müste / und wegen ihrer Widersezligkeit doch nicht anders könte / weil sie den Anfang zum Treffen an ihrer Seite gemacht / welches verfolget seyn müste / es währe dann / daß sie das Gewehr niderlegeten / Gnade begehreten / und die sämtlichen Pfaffen auslieferten / als welche an allem Unheil allein Schuld trügen; denen doch nicht ärgers wiederfahren solte / als daß sie zu den übrigen schon gefangenen solten hingeführet werden; würden sie dessen aber sich wegern / solte es ihnen allen das Leben kosten. Die Völker sahen / daß ihnen unmöglich wahr /sich gebührlich zur Gegenwehr zusetzen / willigten deswegen ein / daß sie die Pfaffen zurük lassen / aber mit ihrem Gewehr Abscheid nehmen wolten. Neklam vermahnete sie abermahl / die Gnade / so ihnen gebohten würde / anzunehmen / und zu ihrem GroßFürsten zutreten / damit sie ihr Leben retten möchten; Und als sie sich dessen wegerten / drücketen die Schützen loß / stelleten 3000 nider / und verwundeten 5000 / daß sie zum Gefechte undüchtig wahren. Nach solchem Treffen setzeten die Reuter von allen dreyen Seiten in sie hinein / und trieben sie dergestalt enge in einander / daß sie sich nicht regen kunten / und sich unter einander selbst hätten erdrücken müssen / weil sie nicht eins gelegenheit hatten / sich an einem Ort durchzuschlagen. Es wurden über die vorgemeldete noch 4000 nidergehauen / und 600O verwundet / biß Herkules abermahl an sich hielt / ob sie sich eines bessern bedenken würden / da sie dann das Gewehr von sich wurffen / umb Gnade bahten / und sich erklärete / zu ihrem GroßFürsten zutreten / und unter dessen völligen gehorsam sich zubegeben; worauff sie als gefangene / 32000 stark in vier achttausichte Schaaren nach des Großfürsten Lager hingeführet /die 11000 verwundete aber zurük nach den ihren gelassen wurden / wiewol 40 verwundete vom Adel lieber mit dem grösten Hauffen nach ihren Fürsten mit wolten / daher man sie verband / und gerne mit nahm. Als diese grosse Menge gefangene bey dem Lager ankahmen / ritte der GroßFürst zu ihnen hinaus / und fragete sie mit gütlichen Worten: Aus was ursachen sie sich wider ihn aufflehneten / da er doch keinen Menschen zubeleidigen willens währe. Die gefangene fielen nider / bahten umb Gnade / und entschuldigten sich / daß sie von den Pfaffen darzu angetrieben währen / unter dem hochbeteurlichen Vorgeben / die junge Herschafft wolte die alten Götter abschaffen / neue einführen / und das ganze Vaterland den Römern zinßbar und unterwürffig machen. Es funden sich bey diesem Hauffen 33 Pfaffen / und 17 wahren im Treffen drauff gangen / der von Valisken erschossene mitgerechnet. Der GroßFürst hieß dieselben vor sich treten / und fragete sie ingesamt / welcher hellische Geist ihnen eingeblasen hätte / solchen algemeinen Auffstand des Landes zumachen. Welches ihrer 10 beantworteten: Die Pflicht / damit sie ihren Göttern verbunden währen / hätte solches von ihnen erzwungen. Es wurden diese Worthalter allein gestellet / und fing der GroßFürst abermahl mit sanfftmühtiger Rede an: Dafern ihr dieses gnugsam werdet behäupten können / wil ich euch recht geben / und euer Vornehmen loben; darumb beweiset mirs / ob dann jemand sey /welcher gewilliget ist / eure Götter euch zunehmen /und euch den gewöhnlichen Gottesdienst zuverbieten. Dieses / antworteten jene / währe die kundbahre Warheit / und unleugbar / daß die junge Herschafft solchen Vorsaz hätten. Ihr tuht wol / daß ihr mir solches anzeiget / sagte der GroßFürst / und wann ihr solches behäupten könnet / werde ich wissen / meine Kinder deswegen ernstlich anzusehen; Befahl auch / daß seine Söhne und König Ladisla alsbald hervor gefodert würden; welche geschwinde da wahren / und der 10 Pfaffen Beschuldigung von ihrem Herr Vater anhöreten. Da sagte nun Herkules zu denselben: Haltet ihr eure Anklage vor die kundbahre Warheit / wolan so überweiset uns dessen / als dann sind wir bereit /des Landes Straffe über uns zunehmen; Wir aber wissen uns dessen unschuldig / und ist solcher Vorsaz nie in unser Herz kommen. Diese Pfaffen wahren ihnen eines solchen gerichtlichen Verfahrens nicht vermuhten / schwiegen stille / und sahen sich nach ihren übrigen Amts Brüdern umb / daß sie zu ihnen treten solten; Aber der Großfürst zeigete an / die übrigen solten schweigen / oder so etliche unter ihnen währen / die sich getraueten die Anklage gebührlich zubehäupte /solten sie zu den zehnen nahen; dessen sich doch keiner unterstehen wolte; Und drängete er stark in die Zehne / ihren Beweißtuhm wieder seine Söhne zuführen / und sich zu versichern / daß ihnen dessen volkommene Freiheit hiemit solte gegeben seyn. Dieses machte ihnen einen Muht / und fing der eine also an: Es ist eine preißwirdige Liebe zur Gerechtigkeit / daß eure Großfürstl. Hocheit in diesem Gerichte uns die Freiheit gibt / des Landes Notturft wieder ihre Söhne zubehäupten / als welche ihre alten Land-götter verläugnet / und einen neuen angenommen haben; welches / weil sie es nicht werden in abrede seyn / halte ich daher unsere Anklage vor schon erwiesen. Herkules wolte / daß Baldrich dz Wort führen solte / welcher darauff sagte: Nein Pfaffe / deine und deiner Gesellen Klage ist dadurch nicht erwiesen; massen dein voriges also lautete; eure junge Herschaft währe gewilliget / eure alten Götter euch zu nehmen / und euren Gottesdienst euch zuverbieten; dieses mustu und deine Mitkläger als eine kündliche Warheit darstellen; dann ob mein H. Bruder und ich einen andern Gott erkennen / und wissen daß eure Götter falsche Götter sind / ist ganz eine andere Frage / und gestehe ich dir nicht / mich deswegen zubesprechen; deswegen führe einen redlichen Beweiß deiner beschuldigung / oder wisse / daß ich dich als einen lügenhaften Verleumder peinlich anklagen werde. Dem Pfaffen entfiel das Herz / wuste hierauff nichts gründliches zu antworten / und brachte halb zitternd vor / er könte nicht anders schliessen als daß die junge Herschaft den uhralten Gottesdienst auffzuheben würde gesinnet seyn / weil sie denselben vor sich abgelegt hätten. Hat niemand unter euch Pfaffen einen bessern Beweißtuhm als diesen? fragete der GroßFürst; dann die jungen Fürsten wahren auff getahne Antwort wieder davon geritten. Die Pfaffen schwiegen alle / biß der Worthalter anfing: Gott Krodo und die Göttin Freia hätten es selbst angedeutet / daß die junge Herschaft mit solcher Verenderung umginge. Ja mein Pfaffe / sagte der Großfürst / so mustu solche Zeugen darstellen / oder als ein Lügener und Verleumder gestraffet werden. So ruffe nun deine Götter herzu / daß sie dich vertreten / sonst wirstu den Ausspruch des Rechtens bald zuvernehmen haben. Wendete sich darauff zu den Gefangenen ädlen / und fragete sie / was sie meineten / solche Untertahnen verdienet zu haben / welche ihrer angebohrnen höchsten Obrigkeit dessen schuld gäben / daß allerdinge falsch und ertichtet währe / und sie nicht desto weniger dadurch eine algemeine Auffruhr erwecketen. Diese nach kurzer unterredung antworteten: Es hätten solche Untertahnen verdienet / daß sie lebendig gespiesset würden. Und solches währe ihr rechter Lohn / sagte der Großfürst. Weil mir nun bewust ist / daß meine lieben Söhne dieser Beschuldigung allerdinge unschuldig sind / ich auch solches meinen Untertahnen habe anmelden /und ihres Glaubens Freiheit sie versichern lassen /diese gottlose Pfaffen aber nicht desto weniger auff solcher Verleumdung steiff bestehen / und deren doch den allergeringsten Beweißtuhm nicht führen köñen /solte ihnen zwar die Straffe der Spiessung angelegt werden / aber meine angebohrne Gnade und Barmherzigkeit ihnen wiederfahren zu lassen / sollen sie mit dem Schwert vom Leben zum Tode gebracht werden; wie dann solches alsbald an diesen zehnen volstrecket ward. Die übrige 23 Pfaffen wurden von dem GroßFürsten auch befraget / ob sie gnugsame Ursachen der Auffwiegelung anzuführen wüsten; welche sich aber durch ihrer Gesellen Unfal witzigen liessen / daß sie ingesamt mit einem Fußfal umb Gnade anhielten /und daß sie von andern verleitet währen. Hätten die andern auch also geredet / sagte der GroßFürst / solte ihnen gnädigste vergebung wiederfahren seyn; daß demnach diese zu den andern Gefangenen hingeführet wurden. Darauff nun wendete sich der Großfürst zu den Gefangenen Völkern / und verwieß ihnen ernstlich / daß sie von den leichtfertigen Pfaffen wieder ihre höchste Obrigkeit / deren sie mit Pflicht und äiden verwand / sich so leicht und unbesonnener weise hätten lassen in Harnisch bringen / wodurch sie ja ausser allem zweifel ihr Gut und Leben verwirket hätten. Doch Gott sey dank / sagte er / daß solche Auffrührer mich und die meinigen noch bey zeiten gewarnet haben / ich hätte sonst dürffen in Gefahr gerahten / da ich allem Unglük meinete schon entgangen seyn. Ihr aber erkläret euch alle miteinander / ob ich euer GroßFürst / und ihr meine Untertahnen seid / dañ ich wil wissen / wie ich mit euch dran bin / und was ich wieder euch vorzunehmen habe. Der Adel / welcher 3000 stark / allein getreten wahr / machte den Anfang mit einem Fußfalle / bahten umb Gnade und vergebung ihres unbesonnenen ungebührlichen und straffwirdigen Vornehmens; die Großfürstliche Erklärung währe ihnen bald anfangs völlig gnug gewesen /hätten aber mit fuge und ohn Lebensgefahr nicht können von der Versamlung sich loßwirken / hielten diese ihre Gefängnis vor ihr höchstes Glük / und währen so bereit als schuldig von neuen in ihm Hocheit Pflicht und äide zu treten / und ihr Leib / Gut und Blut bey derselben auffzusetzen. Als der gemeine Hauffe dieses hörete / rieffen sie gleicher gestalt umb Gnade / sie hätten nicht aus Bosheit noch unwille wieder ihre liebe Obrigkeit die Waffen ergriffen / sondern aus Andacht zu ihren Göttern / währen von den Pfaffen verleitet und hintergangen / auch nunmehr willig vor ihre Obrigkeit zu leben und zu sterben. Musten demnach ingesamt den äid ablegen / uñ sich auff weitern bescheid unbewehret bewachen lassen da ihnen vor ihre bezahlung Speise und Trank zur Notturft ausgefolget ward / weil man solches aus Frießland uñ andern orten gnug zuführete. So bald die Verwundeten bey der auffrührischen Versamlung ankahmen / und allen Verlauff erzähleten / da erhub sich ein solcher Auffstand / daß jederman meinete / es müste nun über und über gehen; dann es wurden die einfältige Bauren (deren Anzahl der gröste wahr) so rasend gemacht / daß sie als die Unsinnigen hin und wieder lieffen / und durch einander schrihen / man hätte dem dinge viel zu lange zugesehen; es währe vor den Landgöttern unverantwortlich / daß man keinen Ernst darzu tähte / dann auff solche weise würden sie endlich alle miteinander auffgerieben und gefangen werden / ehe man sichs versähe; der Götter gerechte Straffe träffe sie / weil man so schläfferig handelte /und die Hände als lahm sinken liesse. Endlich fingen sie auff der Pfaffen reizung an / auff den Adel loßzuzihen; es währe das gemeine Wesen ihnen kein Ernst; sie wolten und wolten auch nicht; mit dem linken Auge sähen sie nach den Göttern / doch nicht auffrichtig; mit dem rechten nach Großfürstlicher Gnade und eigener Ehre. Die ädlen traten zusammen / und entschuldigten sich / ihr Herz währe nicht so gesinnet / nur allein wünscheten sie / daß das Werk mit besserem Nachdenken und reiffer Vernunft beobachtet wurde / alsdann wåhre ihre Macht noch groß genug /die Obrigkeit dahin zu halten / daß dem algemeinen Landesbegehren ein genügen geschehen müste; erbohten sich auch / ihre redligkeit dergestalt sehen zu lassen / daß inwendig 24 Stunden alles auff einen festen Fuß gesetzet werden solte. Aber sie hatten kein Gehör; massen ein vewägener Schmid von den Pfaffen darzu angehetzet / aufftrat / und ungescheuhet vorbrachte; es währe das rahtsamste und sicherste / daß man die Befehlichshaber aus der Gemeine nähme /und den Adel dämpfete / oder zum wenigsten sie jagete / daß ihnen die Schuch entfielen / dann sie hätten bereit schon voriges tages erwiesen / wie unträulich sie den Göttern anhingen / und heut möchten sie es wol nicht besser gemacht haben / nachdem man vernehmen müste / daß sie des jungen Weibes Mord an dem vornehmen geistlichen Manne begangen / gebillichet hätten. Und was wolte man an ihrer Träulosigkeit zweifeln; hätten sie doch bey heutigem feindlichen Anfalle sich alsbald zufechten gewegert / und verlohren geben ehe sie angegriffen worden; so hätten die verwundete von Adel nicht mit den andern fortgewolt / sondern die willige Gefängnis davor gewählet. Dieses ward von vielen Handwerksleuten ganz begierig angenommen / und schüreten die Pfaffen es weidlich / daß die ädlen / so annoch 15000 stark wahren /sich in nicht geringer gefahr und furcht befunden / so gar / daß wann sie ihre entschuldigung vortragen wolten / man ihnen kein Gehör gab. Sie vereinbahreten sich aber untereinander / daß keiner von ihnen absonderlich austreten / vielweniger zu dem GroßFürsten weichen solte / damit die hinterbliebenen nicht gefähret und einer Verrähterey verdacht würden / und sie alle miteinander das Leben unter des Pövels Hand zusetzen müsten; beredeten sich demnach kürzlich / und liessen der Versamlung / die sich am gemeinen Volke auff 190000 Mann erstreckete / gütlich vortragen; es tähte ihnen schmerzlich weh / daß sie sich vor Verrähter müsten halten und austragen lassen / da sie doch nit weniger als andere dahin trachteten / daß der gemachte Schluß ins Werk gerichtet würde. Also wüsten sie sich in ihrem Gewissen der Bezichtigung frey und unschuldig. Nicht destoweniger / weil man ihnen mißtrauete / und die ämter abstrickete / wolten sie es dahin lassen gestellet seyn / und hiemit ihren Abscheid / nicht nach des Großfürsten Lager / dann deshalben währen sie nicht ausgezogen / sondern nach ihrer Behausung nehmen / weil sie nicht mehr könten gelitten werden. Wünscheten nicht destoweniger dem hinterbliebenen mächtigen Heer Glük und alle gedeiliche Wolfahrt / uñ daß sie dem Vaterlande ihre alten Götter und wolerstrittene Freyheit erhalten möchten. Die Pfaffen wahren schon im vollen werke begriffen /wie sie andere Häuptleute an ihre stelle verordnen möchten / und liessen sich gutenteils selbst gebrauchen / daß also ihr Wort nunmehr allenthalben ohn wiedersprechen galt / hätten auch ohn zweifel dem Adel grossen Schimpf angelegt / wann sie nicht deren Rache / nach vollendetem diesen Zuge sich befürchten müssen; und nur dieses hielt sie ein / daß sie ihre eigene Zunge mässigten / und den Handwerkern das Wort in den Mund legeten / was auff diese Werbung ihnen solte vor bescheid gegeben werden / da vorgedachter Schmid zur Antwort gab; man währe an den ädlen solcher geschmeidigen Worte ganz ungewohnet / denen man daher umb so viel weniger zu trauen hätte; solten aber wissen / dz wañ sie gleich nit wären / oder diese Stunde an des GroßFürsten seite stünden / sich dañoch aufrichtige Teutschen Herze anfinden würde / die vor ihre Götter / da es die noht erfoderte /auch zu sterbe bereit währe. Dz sie nun umb erlåubnis anhielte des freien abzuges / solte ihne derselbe nit gehindert werde / uñ möchte nur gehen / wohin sie es gelüstete. Der Adel war sehr froh dieses zimliche bescheides / beschleunigte ihren Abscheid also / dz sie alle ihre Speisewagen uñ Knechte unabgefodert hinterliessen / uñ umb die Abendzeit ihren Weg vor sich nahme / als wolten sie des geradesten nach ihrer Heimat reisen; aber da sie eine Viertelmeile vom Lager wahren / hieben sie zur linken umhin / nahmen einen Umschweiff auff drey Meilen / und kahmen vor der Sonnen Auffgang biß eine halbe Meile an des Großfürsten Lager / da sie 150 ihres Mittels an ihre Obrigkeit abschicketen / unter denen Friderich und Luther (deren im ersten Buche Meldung geschehen) mit wahren / als die von ihren Nachbahren gezwungen sich hatten in die Auffruhr mitbegeben müssen. Ihr vorbringen aber wahr dieses. Es hätte der Adel nunmehr in augenscheinliche Erfahrung bracht / daß die heilose Pfaffen diesen Auffstand mehr um ihres eigen Nutzes als des Gottesdienstes Willen angerichtet hätten / und weil sie in ihre unverschämte Boßheit nicht einwilligen können / währen sie fast alle miteinander um ihr Leben kommen / massen die Pfaffen den Pövel auff sie als Großfürstliche Geträue zu verhetzen / in vollem Werke schon begriffen gewesen / und sie ihrer rasichten Wuht zuentrinnen / sich aus dem Staube machen müssen; stelleten sich in der Gnadenzeit untertähnigst ein / bey ihrer Großfürstl. Hocheit ihres unbesonnenen verbrechens demühtigste Abbitte zutuhn / und als geträue Untertahnen / vor dessen Wolfart und Ehre / ihr Gut und Leben gerne aufzusetzen /nachdem an Großfürstlicher gnädigster Erklärung /wegen Glaubens und Landes Freyheit sie ein satsames Genügen hätten. Herkules / Ladisla und Baldrich wahren mit 300 Parthern hinaus geritten / ihre Werbung mit zugemachten Helmen / um nicht erkennet zuwerden / anzuhören / und als sie ihre Beräuung und erbieten vernahmen / sagten sie ihnen im Nahmen des Großfürsten völlige Vergebung und alle Gnade zu. Nun ward Herkules der beyden vorgedachten ohngefehr gewahr / wunderte sich ihrer Undankbarkeit / und ließ sie durch Neklam an die Seite absonderlich fodern / setzete den Helm ab und sagete zu ihne: Ist diß der dank / welchen ihr mir zu Padua versprochen habt? O ihr unbesonnenen / und habt euch mit in die Verbündniß können schreiben lassen / welche mich erbloß zumachen bedacht ist? Friderich kennete alsbald sein Angesicht / sprang vom Pferde / küssete ihm die Füsse / und sagete mit trähnenden Augen: Durchleuchtigster Großfürst / gnädigster Herr; die Götter sind meine Zeugen / daß ich aus Zwang / wie viel andere mehr / habe mitreiten müssen / da ich mir nicht den Hals wolte brechen lassen / aber habe ich oder dieser mein Geselle von eure Durchl. Gegenwart das geringste gewust oder bißher vernommen / wollen wir aller Straffe uns gerne unterwerffen; von Herzen lieb aber ist mirs / daß meines Erlösers Angesicht zusehen ich beglükseliget werde / und bitte untertähnigst / ihre Durchl. wolle wich in ihre Dienste auff und annehmen / so geringe und schlecht die Anbefehlung immer seyn mag / wil ich mich doch glükselig schätzen / wann ich solches erhalten werde. Luther baht desgleichen / daher Herkules ihnen zufolgen befahl / untergab auch alsobald jedem 4000 Mann zuführen / doch / sagete er / daß ihr mir die rechten Redlens Führer dieser Aufruhr geträulich / und ohn einigen Haß oder Gunst anzeiget. Ja warumb nicht / sagte Friederich / meldete auch von den schon Gefangenen annoch lebendigen Pfaffen 7 / und von denen die annoch bey den Auffrührern wahren 16. Die Gefangene wurden alsbald befraget / schuldig befunden / und mit dem Schwert gerichtet / gleich da Ethard mit den 20000 Friesen Fußvolk ohn Pfeiffen und Trummeln Schlag angezogen kahm mit welchen die gestriges Tages Gefangene 59000 Unädle Teutschen vermischet wurden / daß nunmehr ihr gesamtes Heer in die 180000 Mann stark wahr / und so wol gerüstet / daß Herkules und Ladisla sich vermassen / den halben Teil der Welt damit zuüberwältigen / wann ihnen Gott nicht zuwieder währe: wie sie dann schon des vorigen Abends den Schluß gemacht hatten / ob gleich Ekhard sich nicht stellen würde / wolten sie doch mit ihren Völkern aufbrechen / auf der Auffrührer Lager gerade zu zihen / und ihnen die oft angebohtene Gnade nochmahls vortragen / auch sonst allerhand gütliche mittel versuchen / daß sie in Ruhe stünden / und von der Empörung abliessen; würde aber in der Güte nichts zuerhalten seyn / wolten sie einen Angriff in Gottes Nahmen wagen / nicht zweifelnd / es würden solche zusammen gelauffene und grossen Teils unversuchte Bauren leicht auff die Flucht zubringen seyn; aber sie wurden von dem Ankommenden Adel berichtet / die Abtrünnigen würden sich diesen Tag unterstehen / ihren Willen entweder durch ihres Großfürsten Einwilligung / oder durch bewehrete Hand zuvergnügen; daher die unsern ihrer Ankunft um so viel lieber erwarten wolten. Dieselben nun wurden sehr froh / daß sie des Adels auff solche Weise wahren loß worden / hätten auch lieber ihren Vorsaz stündlich ins Werk gerichtet / als diese Nacht es auff geschoben; so bald aber die Morgenröhte hervorblickete / wahren sie munter / und gingen aus ihrem Lager loß / aber mit solcher Unordnung und Sicherheit / daß alle die des Kriegs ein wenig Verstand hatten / alsbald urteileten / es würde ihrem Frevel mit geringer Macht zusteuren seyn / wie wol sich dessen keiner wegen der Pfaffen Trotz durfte vernehmen lassen / als welche durch Abschaffung des Adels den höchsten Gewalt an sich gezogen hatten daß jederman ihnen ins Maul sahe / und ihre Worte nicht anders als eine göttliche Rede annam. Ehe sie aus ihrem Lager aufbrachen / trat ein sehr frecher und verwägener Pfaffe auf /nahmens Seifart / und deutete an / sein Gott Krodo /von seiner Schwester Freia und seinem Bruder Irmen Säul begleitet / währe ihm diese Nacht erschienen /hätte ihm ein feuriges Schwert in die Hand gegeben /und dabey diese Worte gebrauchet: Nim hin mein lieber geträuer Sohn dieses götliche Schwert / und haue damit nider / alles was sich mir und dir zuwiedersetzet; dann dieses ist eben das Schwert / welches vor 218 Jahren Großfürst Herman / Siegmeiers Sohn auff mein Geheiß und unter meiner Anführung wieder den Römer Quintilius Varus und seine Völker gebrauchet / und mein liebes Teutschland dadurch in die Freyheit gesetzet hat. Dieser hatte solches kaum zu Ende gebracht / da entstund ein grosses Geschrey; Gott Krodo hätte klärlich hiemit andeuten wollen / daß dieser heilige tapfere Mann ihr Heerführer und algemeiner Feld Oberster seyn solte; welche Ehre dieser willig annam /als worauff seine Lügen eigentlich angesehen wahren / wie wol er des Kriegs aller Dinge unerfahren wahr /ob es ihm gleich an verwägener Kühnheit nicht mangelte. Ein ander Pfaffe trat alsbald zu ihm her / und nach getahnem Glükwunsche zu solchem wirdigen Amte sagte er / die Göttin Freia hätte ihm diese Nacht offenbahret / daß ihr älter Bruder Gott Krodo diesen heiligen Mann mit gnugsamer Weißheit und tapfferer Stärke ausgerüstet hätte / solches Amt zuverwalten. Womit dieser Schmeichler verdienete / daß der obgedachte ihn zu seinem obersten Statverweser einsetzete / und wahr sein Name Hardet. Dieser teilete hinwiederumb seinen guten SauffBrüdern die ämter aus /daß er desto grössern Anhang haben möchte. Sonst führeten sie ein greßliches geschrey durch einander: Es müste vor der Sonnen Untergang sich ausfündig machen / ob Teutschland noch von einem freien unbezwungenen Volke / oder von Römischen Sklaven bewohnet würde. Die unsern erfuhren ihren Auffbruch zeitig gnug dann der flüchtige Adel hatte gerahten /daß man die Schildwachten etwas weiter hinaus setzete / welche den unordentlichen Anzug anmeldeten /daher die Unsern nach genommener Speise eine artige ansehnliche Schlachtordnung ins Feld stelleten / ob sie gleich nicht willens wahren zu treffen. Die fünff Schanzen wahren diese Nacht viel stärker befestiget /und mit den Schützen besetzet / denen befohlen wahr / dem ankommenden Teutschen Heer anzudeuten /daß sie vor der Schanze stille hielten / es würden sich Gevolmächtigte von dem GroßFürsten zu ihnen verfügen / und alles ohn Schwertschlag in der güte beylegen. Aber ein solches wahr den hochmuhtigen Pfaffen ungelegen / darumb sie nach angehörter Werbung die Schanzen durch etliche Trommelschläger aufffoderten / unter der Bedräuung / dafern sie nicht alsbald abzihen / und sich bey ihnen unterstellen würden / solten sie alle gehenket werden. Prinsla / Friederich und Luther lagen mit in den Schanzen / liessen sich auff der Brustwehr sehen / und gaben zur Antwort: Sie währen nit bedacht / einigen Pfaffen der Antwort zuwirdigen; Ihr gnädigster GroßFürst / dem sie dieneten / hätte ihnen diese Schanzen anvertrauet / welche sie lebendig nicht verlassen wolten. Friederich und Luther wahren dem Heer sehr wol bekant / deren Führer nicht wusten / was sie gedenken solten / als sie ihrer ansichtig wurden / biß endlich ein Pfaffe rief: Oho Verrähterey / Verrähterey! der Adel ist GroßFürstlich worden und übergetreten; O hätten wir ihnen allen nur die Hälse gebrochen / oder das Genik eingedrükt! Friederich rief hinüber zur Antwort / nachdem er ihnen ein Friedenszeichen gegeben hatte: O ihr redliche Teutschen / bedenket euch eines bessern / wie wir ädle getahn haben / und ergebet euch eurer angebohrnen Obrigkeit zum Gehorsam / wie ihr schuldig seyd /damit ihr leben möget. Ihr Pfaffen aber gehet hin /und wartet eures Gottesdienstes abe / darzu ihr bestellet seyd / und führet diese unwissende einfältige Leute nicht muhtwillig auff die Fleischbank; dann was wollet ihr Kriege führen / darzu ihr gleich so geschikt seyd / als der Esel zum Lautenschlagen. Du abtrünniger Bube / antwortete der vorige Pfaffe; was hastu der Geistligkeit ihr vornehmen zulästern / dessen die Götter selbst Stiffter und Uhrheber sind / denen wir dich und deinen ganzen Beystand zum angenehmen Opfer abschlachten wollen; lieffen auch alsbald alle fünff Schanzen zugleich an / als blinde erzürnete Ochsen. Aber die Pfeile wurde ihnen in solcher Menge zugeschicket / daß / ungeachtet die vördersten mit Schilden wol versehen wahren / ihrer doch 5000 erschossen / und 6000 hart verwundet wurden / ehe sie den Graben erreicheten. Noch dannoch drang ihr Wuht durch; dann sie fülleten die Graben mit den Erschlagenen / und brauchten dieselben an stat einer Brücken / biß sie an den Wahl kahmen / da sie mit langen Spiessen / Morgensternen und anderem Bäurischen Gewehr elendig hingerichtet wurden / daß ihrer noch 12000 das Leben einbüsseten / und 14000 mit blutigen Köpffen zurük gingen; wodurch dann die übrigen sich warnen liessen / es nähern Kauffs zugeben / weil sie sahen / daß es mit dem Kopffe gegen den Stein gerennet wahr. Herkules gelebete der Hoffnung / wann sie ihre grosse Macht sähen / würden sie das Herz fallen lassen / deswegen er auff den Schanzen ein weisses Fähnlein zum Zeichen eines gütlichen Vergleichs ausstecken ließ; welches die Pfaffen den unsern zur Furchtsamkeit auslegeten / und die ihren zum andern Sturm anmahnete / nebest getahner Versicherung / der Feind würde nicht fuß halten. So bald Herkules solches merkete / und aber das Blutvergiessen nach aller Mögligkeit verhüten wolte / geboht er der Besatzung ohn weitere Gegenwehr alsbald abzuzihen / und zu den seinen sich hin zubegeben; Daß also die Aufrührer vor dißmahl sich der Schanzen ohn einigen Schwertschlag bemächtigten / uñ den Durchzug öffneten / auch fast im Augenblik die Schanzen schleiffeten. Da ging es nun an ein jauchzen und frohlocken; der Feind dürffte nicht stehen; Gott Krodo hätte sich ihnen in seiner greßlichen gestalt sehen lassen / daß sie vor Schrecken davon geflohen währen. Macheten darauff ihre Ordnung / und gingen auff die unsern freihmühtig zu / der gänzlichen Meinung / sie würden alle schon in der Flucht begriffen seyn; aber als sie ihre trefliche ausgedehnete Schlachtordnung sahen /stutzeten sie / und wolten Kriegs Raht halten / dann der Schrecken wahr sehr groß / weil Herkules seine Völker dergestalt im offenen Felde ausgebreitet hatte /daß es dreymahl grösser schiene als es wahr. Der GroßFürst und Olaff führeten das Fußvolk / 60000 stark; Herkules und Fabius den rechten; Ladisla und Baldrich den linken Flügel / jeden 60000 Reuter / da die geharnischten alle die vördersten Glieder halten /und bey den Auffrührern die Furcht mehren musten /welche nur zusammen gelauffene / und leichte Reuter mit Schwertern und Spiessen versehen wahren; So wusten die Pfaffen nicht / wie sie es angreiffen solten / daher sie fast vor Angst erstarreten / und kein Wort sprechen kunten; welches die unsern zeitig wahr nahmen / und Herkules an seiner Seiten mit der Helffte seiner Reuterey / Ladisla mit gleicher Menge an seinem Orte loßging / da doch Prinsla und Neklam /jeder mit 30 Pferden voraus setzeten / und ihnen ansagen musten: Ob sie dann ihre Vernunfft und alle Sinnen gefressen hätten / daß sie muhtwillig sterben / uñ wie das tume Vieh sich wolten nidermatzen lassen /da sie doch alle miteinander wol leben könten. Es tähte ihrem GroßFürsten noch diese Stunde leid / daß er in dem Blute seiner Untertahnen baden müste /deren er lieber tausend beym Leben erhalten / als einen einzigen erschlagen wolte. Er bliebe annoch bey seinem ersten und gnädigsten erbieten / welches ihre ädlen angenommen / und sich diesen Morgen samt und sonders eingestellet hätten / währen auch ohn einige Straffe oder verweißliche Rede gnädigst auff und angenommen / ja zu ihres GroßFürsten LeibSchuz verordnet. So möchte doch nun die Gemeine auch in sich gehen / als welche ihrem GroßFürsten ja so lieb als die ädlen währe / weil durch sie das Land müste gebauet und der Feind abgetrieben werden. Sie solten sich zu ihrem GroßFürsten nichts als aller Gnade und väterlichen Gewogenheit versehen / dafern sie ohn genommene Bedenkzeit sich bequemen / und umb Verzeihung anhalten würden; Wo nicht / solten sie alle nidergehauen / Weiber und Kinder erwürget / und ihre Güter den Böhmen / Friesen und Wenden vor erbeigen eingeräumet werden / welches dann keines weges ausse bleiben würde / gestaltsam sie vor Augen sähen / daß ihnen unmöglich währe / solchem überausgrossen und wolgerüsteten Heer zuwiderstehen. Die verzagtesten und unschuldigsten machten alhie den Anfang / trenneten die Ordnung / welche ohndas übel versehen wahr / wurffen das Gewehr von sich / liessen ihre Pferde lauffen / und gingen ganz gebücket den unsern entgegen / mit geängsteter Stime ruffend: Gnade / Gnade! Und belief die Anzahl dieses ersten Hauffen sich auff 25000 Mann; Woraus Herkules gewisse Hoffnung schöpffete / die übrigen würden sich auch finden; ließ aber doch 20000 Mann umb die Auffrührer hinhauen / ihnen den engen Durchzug von hinten zuverlegen / damit die Redlensführer nicht durch die Flucht sich davon machen / und heimlich entwischen möchten. Andere 18000 folgeten der vorigen Schaar nach / und macheten mit ihrem Abtrit /daß kein einziger mehr auff die Gegenwehr bedacht wahr. Herkules rennete unter der Begleitung 6000 Reuter dem übrigen grossen Hauffen mit eingestecketen Schwertern entgegen / schlug seinen Helm auff /und rief ihnen zu: Ihr redliche Teutschen / uñ meine geliebete Landsleute; was bedenket ihr euch noch lange / ob ihr lieber glüklich leben oder schändlich sterben wollet? Sehet ich bin Herkules / eures GroßFürsten älter Sohn / der ich schon in der Jugend mich eurer wider den Adel angenommen habe; darum so trauet mir / und versichert euch / daß ich euch allen alle Gnade und Vergebung bey meinem gn. Herr Vater schon erbehten habe / dafern ihr nur die Häupter und Uhrheber dieser unbefugten Auffruhr nicht werdet lassen davon streichen / als durch deren weniges und gottloses Blut aller Zorn und Eifer eures GroßFürsten kan gestillet und ausgelöschet werden. Damit wahr alles geschlichtet; Der ganze Hauffe trieb die Pfaffen / und die ihnen fest anhingen / in eine Schaar zusammen / ja wol mannicher Mitschuldiger stellete sich am unwürschesten wider die Pfaffen /auff daß sie ihres begangenen Frevels sich entbrechen möchten. Herkules taht seinen Helm gar ab / hub beyde Hände auff gen Himmel / und dankete dem grundgütigen Gott / daß er diesem Blutbade so gnädiglich gesteuret / und des mörderischen Kroden Teufels Anschläge zunichte gemacht hätte; ließ die ganze Menge der Auffrührer mit seinem Heer umgeben / und die Pfaffheit zusammen führen / zu welchen die schon gefangene auch hingeführet wurden / und ihre Anzahl sich auff 320 erstreckete; welche König Baldrich also anreden muste: O ihr meinäldige Pfaffen / was vor ein böser blutgieriger Geist und Teufel hat euch getrieben / ein solches unverantwortliches Wesen wider eure höchste Obrigkeit und seine Söhne anzurichten? Wer kan von eurem Vornehmen anders urteilen / als daß ihr in diesen Hochmuht gerahten seyn müsset / das ganze weltliche Gericht / uñ Oberbotmässigkeit an euch zubringen / und die Fürstliche Herschung übern hauffen zu werffen? Dann vorerst habt ihr alle Untertahnen wider euren GroßFürsten und dessen Söhne auffgewiegelt; nachgehends euch auch des ganzen Adels entlediget / die höchsten Kriegsbedienungen und ämter euch angemasset / eures GroßFürsten Schanzen unabgesagt bestürmet / und seiner angebornen Untertahnen / die in Pflicht und äiden sitzen / so manniche tausend auffgeopffert / ja mit wenigen zureden / alles das getahn und vorgenommen / was ihr nur eurem GroßFürsten und dessen Söhnen zu Troz habt erdenken können. Nun ist eure Boßheit euch auff eure Scheitel gefallen; Ihr stehet als die verlassene und auff dem Diebstahl ergriffene / wie es dann allemahl den Auffwiegelern zuergehen pfleget / daß sie doch endlich das Bad austragen müssen. So sprecht euch nun selbst die Urtel / was durch solche Boßheit ihr verdienet habet; könnet ihr einiges Recht in der Welt finden / welches euch zustatten kommen möchte / das wil man euch gerne gönnen. Aber euer eigenes Gewissen / der unbetriegliche Richter rufft eure Schuld und Straffe euch selber zu / welches ein jeder vernünfftiger euch vor der Stirne lesen kan. Damit ihr aber eures GroßFürsten und seiner Söhne angebohrne Gnade erkennen und geniessen möget / sol dem grössere Teil verzihen / und die Boßheit geschenket seyn; aber alsbald gebet eure Verführer und Auffwiegeler heraus /und die vor andern sich des Unwesens angenommen; lasset auch diesen vor allererst hertreten / welcher in Frießland von mir Urlaub baht / nach Hause zureisen / und sein schwangeres Weib zubesuchen / da er selbst von einem schändlichen Teufel geschwängert /mit der gottlosen Frucht der algemeinen Auffruhr beladen wahr / und wie mir schon bewust ist / die andern zu solchem übel angereizet hat. Derselbe nun trat willig hervor / weil er sahe / daß es doch nicht anders seyn kunte / und brachte ein; Er wäre vor diesem allemahl ein geträuer Großfürstlicher Diener gewesen /hätte dieses Werk nicht aus eigenem Getrieb getahn /sondern auff der grossen Göttin Freia ernstlichen Befehl und angehängte Dräuung verrichten müssen / die ihm nit allein glüklichen Fortgang / sondern auch Schuz und Schirm verheissen und zugesagt hätte; und währe er viel zu wenig gewesen / sich ihrer Macht und hohem Ansehen zuwidersetzen / deswegen er in solcher Verrichtung wol würde zuentschuldigen seyn. Zuentschuldigen? sagte König Baldrich; wolan / laß uns deine Entschuldigung besehen. Du wendest ein /deine Göttin Freia habe dichs geheissen. O mein Kerl; der boßhafftige Lügen Geist / der leidige Teuffel hat dich gereizet / du Erz-Bösewicht; derselbe hat gefallen an Unfrieden / Krieg und Blutstürzung / und ist ihm dannoch / dem allerhöchsten Gott sey Dank /nach seinem Willen nicht gelungen / dann er hatte euch allen viel ein grösseres Verderben zugeschnitten / wann nicht viel ein stärker es gnädigst abgewendet hätte; aber gesetzet / deine Freia habe es dir befohlen; hättestu dann nicht deiner weltlichen Herschafft es zuvor anzeigen sollen? Wie leicht hättestu mirs können sagen / als du umb Urlaub der Reise bey mir anhieltest / und das währe deine Schuldigkeit gewesen. Aber Gott Lob / daß es schon so weit kommen ist /und du erkennest / auch bekennen must / deine vermeinete Göttin habe dich hinter das Licht geführet /weil du augenscheinlich sihest / daß dein Vornehmen den glüklichen Fortgang nicht erreichet; so wirstu auch diese Stunde empfinden / ob sie dir wider des Henkers Schwert Schuz halten werde; meinest du aber / daß die wahre Gottheit wol könne mit Lügen umgehen / und ichtwas wider die Warheit vorbringen? Nein; die gesunde Vernunfft lehret dichs ja / daß Gottheit / das volkomenste Gut / mit dem schändlichen Laster der Lügen und Betriegerey durchaus keine Gemeinschafft haben könne. Dann was Gott oder göttlich ist / das leuget nicht / und wz da leuget und treuget / das muß oder kan ja kein Gott seyn. Nach dieser RedeEndigung muste der angemassete Feldherr Großpfaffe Seifart mit seinem Statverweser Großpfaffen Hardek / und andern Redlensführern hervortreten /und die ganze Zahl der recht schuldigen mit ihrem ja bekräftigen / deren annoch 22 lebendige Pfaffen und 16 Handwerker uñ Bauren wahren / denen ihr Verbrechen vorgehalten / die Urtel gesprochen / und alle durch des Henkers Schwert abgetahn wurden. Die übrigen Pfaffen wurden vorgefodert / und befraget / ob sie mit ihres GroßFürsten und seiner Söhne gnädigstem anerbieten und gegebener Erklärung friedlich /und wie der Adel und Gemeine gutwillig getahn / solches anzunehmen bedacht währen; welche alle einen demühtigen Fußfal leisteten / ihren Irtuhm uñ Missetaht bekenneten und beräueten / auch allen Gehorsam versprachen / bahten daneben untertähnigst /daß die Großfürstliche Zusage wegen des alten Glaubensfreyheit in ihrer Kraft verbleiben möchte. Der Adel und die Gemeine bahten sehr vor ihr Leben /und bekahmen darauff ohn fernere nachforschung ihres verbrechens vollige verzeihung / und nochmahlige versicherung ihrer Geist- und weltlichen Freyheit; daher ein solches Frolocken unter den Völkern entstund / daß auch die Pfaffen selbst es bereulich beklageten / daß sie wieder solche fromme gnädige Herrn sich auffgelehnet hätten. Als nun der GroßFürst sahe /daß die Untertahnen überal ein gutes Herz gegen ihn gefasset hatten / ritte er selbst / von wenigen seines Landadels begleitet / bey ihnen umbher / hieß sie diesen Abend ruhen / die Todten begraben / und folgenden Morgens mit alle ihrem Gewehr erscheinen / so daß die Teutsche alle miteinander allein / die Böhmen und Friesen aber zur seite halten solten; welches alles nach seinem willen ging / da er den Elefanten ausrüsten hieß / und vor das Teutsche Heer stellen / stieg mit seinen Söhnen und Ladisla hinauff / welche sich Schneeweiß uñ Königlich gekleidet hatten / und musten von den ädlen / Pfaffen und gemeinem Manne 300 in gleicher Anzahl umb den Elefanten hertreten; er aber fing diese Rede zu allen Anwesende an: Liebe geträue Untertahnen und Landsassen; ich und wir alle miteinander haben Gott hoch zu danken / daß er des bösen Feindes Vorhaben gesteuret / und das angestiftete Elend gnädig abgewendet hat / da die Obrigkeit und Untertahnen / Väter und Kinder / Brüder und Anverwanten einander grimmig auffreiben solten; nun aber / Gott lob / an stat dessen / eine löbliche Vertrauligkeit und fester Friede angerichtet und gestiftet ist / nachdem gleichwol / welches ich hoch beklage /über die 30000 meiner Untertahnen dz Leben einbüssen müssen. Euch allen ist wol bewust / und bedarfs keines weitläuftigen erzählens / was gestalt vor wenig Jahren ich meinen herzlieben älteren Sohn / Fürst Herkules / aus meinem Reiche verbannet habe / umb daß er nicht allein einen fremden / uns unbekanten Gottesdienst in der Fremde angenommen / der uns überal abscheuhlich beschrieben ward / und wir doch weit anders befinden / sondern auch zugleich sich hiemit dem Römischen Reiche als ein Lehnträger und Untertahn verpflichtet hätte / so daß bey künftiger seiner Herschaft er der Römer Willen geleben / und ihnen die Teutschen Völker zinßbar machen wolte; welches gleichergestalt eine abgefeimete grobe Lügen ist / und die Ertichter und Aussträuer derselben ihren Lohn nach Gottes wunderbahrem Gerichte schon empfangen haben. Beklage deßwegen billich und von Herzen / daß durch falsches angeben ich mich dazumahl zu ungerechtem Zorn und Eiser wieder diesen meinen Sohn Herkules / der mir allernähest alhie zur Linken stehet / verleiten lassen / und ihn als einen Durchächteten halten müssen / welches doch mein eigen Herz dergestalt abgezehret hat / daß wo es länger hätte wehren sollen / ich in kurzer Zeit des Todes drüber seyn müssen / und mich dessen doch gegen niemand habe dürfen merken lassen. Wie hart und unbillich nun ich mich gleich gegen ihn erzeiget / so hat er doch hingegen seinen kindlichen Gehorsam von mir nicht abgekehret / sondern ist stets geblieben / der er vorhin wahr / nehmlich ein ergebener Sohn seiner Eltern / ein Freund der Tugend / uñ ein Liebhaber seines undankbahren Vaterlandes / welches augenscheinlich daher zusehen ist / daß ob ihm gleich der Römische Käyserliche Stuel (O welch eine Ehre den Teutschen!) angebohten und auffgetragen ist / er dañoch solchen nur deßwegen ausgeschlagen hat / weil er alsdann hätte müssen ein Feind seiner Teutschen werden / und sie nohtwendig bestreiten. Zweifele nun dann einer / ob er seinem Vaterlande die gebührliche Liebe und Träue erzeiget habe oder nicht. Den kindlichen Gehorsam wird kein Mensch an ihm leugnen können /wer nur betrachtet / daß so bald er meiner Entführung innen worden / er mit Leib und Lebensgefahr (dann er wahr ja ein Verbanneter) sich nach Teutschland gemacht / und zu reiten nicht auffgehöret / biß er mich und die meinen loßgerissen / und des gottlosen Räubers frevel gebührlich abgestraffet hat. Also wil ich euch nun diesen meinen Sohn länger nicht verbergen /welchen ihr gutenteils ohndas schon wieder kennet; denen aber seine glükliche Wiederkunft bißdaher unwissend gewesen / die sehen nur sein Angesicht an /sie betrachten seine Gestalt und Wesen / so werden sie befinden / daß er nicht so gar sich verendert hat /daß man ihn nicht mehr kennen solte. Von seinen herlichen Tahten zu rühmen / die er in Italien und andern weit abgelegenen Ländern begangen / wil mir als seinem Vater nicht anstehen / und sind etliche hundert Teutschen und Böhmen in dem Heer / welche als grossenteils sehende Zeugen / davon werden bericht geben können. Dem almächtigen grundgütigen Gott sey Lob und Dank gesaget / dz er den unschuldigen erretten / diesen meinen lieben Sohn dem Vaterlande zum besten hat wollen in der Fremde unter so mannicher grosser Gefahr erhalten / und sein Herz also lenken / daß er fremde angebohtene Herschaften ausgeschlagen / und nach seinem Teutschlande verlangen getragen hat. So vernehmet nun meinen ernstlichen Willen und Meynung / und richtet euch darnach; ihr wisset / daß diesem meinen Sohn Herkules / als dem erstgebohrnen / mein Teutsches Reich von Gott und Rechtswegen zustehet / (dann die ergangene Acht und der Ban mus Tod / rein abe / und als ungeschehen seyn) so daß er mit keinem fuge davon kan ausgeschlossen werden. Nun bin ich zwar euer GroßFürst annoch im Leben und zimlicher Gesundheit / wiewol den Abgang meiner Kräfte ich schon merke / habe aber mir gänzlich vorgenommen / meine übrigen Tage / wie weit sie noch reichen werden / in guter Ruhe und sanfter Stille zuzubringen / und meinem Gott zu dienen; daß nun gleichwol das Reich nicht ohn ein gewisses Häupt seyn möge / so wil ich gleich jezo diesen meinen Sohn Herkules euch vor erst als euren GroßFürsten hiemit vorgestellet haben / und zugleich des Aides / damit ihr mir verbunden seid / euch Kraft dieses erlassen / auch alsbald auff diesen euren GroßFürsten euch verweisen / dem ihr alsbald auff stehendem Fusse die Huldigung abstatten sollet; hingegen wird er sich verbinden / alles daß ungeendert zu halten / was ich euch heut und vorige Tage / GroßFürstlich versprochen habe. Damit aber unser Teutsches Reich sein ehmaliges Ansehen unter diesem euren jungen Herscher wieder bekommen möge / sol er forthin nicht mehr den Nahmen eines GroßFürsten / sondern Königes der Teutschen führen / wovor ihn unsere Reichsfeinde die Römer selbst ehren / halten und erkennen. Herkules erschrak dieses vorbringens von herzen / machete sich auch schon gefasset / die Antretung der Herschaft durch erhebliche Ursachen abzulehnen; aber die ganze Menge fing ein solches Freuden-geschrey an / daß die Erde erzitterte / uñ die Luft sich zerteilete / auch eine Viertelstunde nichts anders gehöret ward / als; Glük zu unserm neuen Könige Herkules; Glük zu unserm lieben Könige Herkules; Glük zu dem tapfern / glükhaften / unüberwindlichen Könige der Teutschen! Einem Ehrgeitzigen hätte kein angenehmer Lied können gesungen werden / aber der demühtige Herkules hörete es mit grosser ungeduld an / daß er auch dem Volke endlich durch unterschiedliche Zeichen andeutete / er wolte gerne gehöret seyn /da er also anhuhb: Gnädigster Herr uñ Vater / ich ruffe mein Gewissen zu zeugen / daß / wann ich dieses solte gemuhtmasset haben / ich eurem liebreichen Vaterherzen mich diese Stunde noch nicht hätte wollen zuerkennen geben; wie ich dann durchaus nicht willens bin / einen Fuß in die Königliche Herschaft zu setzen / als lange der grundbarmherzige Gott euch meinen Herr Vater bey Leben und Vernunft erhalten wird; nicht wegere ich mich dessen aus ungehorsam /sondern aus gebührlicher kindlicher Demuht / zweifele auch nicht / mein Herr Vater so wol / als das ganze hochlöbliche Königreich der Teutschen werde mich alles ungleichen verdachts gnädigst und freundlich erlassen / und wil ich zugleich meine herzliebe Brüder /König Ladisla und König Baldrich gebehten haben /da sonst einige rechtschaffene Liebe in ihre Herzen gege mich übrig ist / meinen Gn. Herr Vater dahin helffen zubereden / daß er seine gefassete Meynung Väterlich endern / und die wirkliche Beherschung Zeit seines lebens behalten wolle / sonsten / wann es ja so seyn müste / wil ich gerne einwilligen / daß ich vor einen erwähleten König uñ künftigen Herscher der Teutschen gehalten werde. Ladisla und Baldrich sahen seinen ernst / und nicht geringe Bewägung /daher sie allerhand Ursachen hervorsucheten / den GroßFürsten zur enderung seines Vortrages zubereden / unter welcher Zeit Herkules von dem Elefanten stieg / und sein liebes Gemahl vermochte / ihm bey seinem Vater zu hülffe zu treten / welche alle Reden wol vernommen hatte / dann sie hielt allernähest bey dem Elefanten auff ihrer Gutsche; stieg demnach willig abe / stellete sich gegen den GroßFürsten gleich über zu fusse / da Fürst Olaff ihr eine Sammete Decke hinspreiten ließ / und hielt diese Rede: Großmächtigster / gnädigster Herr Vater; euer väterliches Herz und hochgeneigter Wille gegen mich / ist in weniger Zeit mir dermassen bekant worden / daß ich eine Todsünde begehen würde / wann in denselben ich einigen zweifel setzete; daher ich dann die feste Zuversicht gefasset / es werde euer Vaterherz das untertähnige demühtige Ansuchen euer Hochheit ergebenen Tochter nicht verstossen / sondern ihr behägliche und erfreuliche Antwort wiederfahren lassen. Vor erst aber erkühne ich mich zu fragen / warumb doch mein Herr Vater meinen herzallerliebsten Gemahl Fürst Herkules so hart beschweren / und ihm alsbald die lastsame Bürde der Herschaft aufladen wil / da doch nicht allein mein Herr Vater sein Reich bißdaher so löblich beherschet / sondern auch noch stark / vermögen und verständig gnug ist / demselben weiter vorzustehen; hingegen mein Gemahl Fürst Herkules bißdaher vor wirkliche beherschung Land und Leute sich aufs höchste gehütet / uñ dazu sich durchaus nicht hat bereden können. Wil dann mein Herr Vater dieses nicht lassen gültig seyn / ey so endere ihre Hocheit doch diese ihre gefassete Meinung nur umb meinetwillen /uñ gönne mir nach so grossem ausgestandenen Herzleide / daß ich mich an meinem herzallerliebste Gemahl ein wenig ergetzen möge / welches die unaufhörlichen Reichsgeschäfte sonst nicht zulassen würden; massen / wann ich meinete / ich hätte ihn bey mir am Tische sitzen / würde er sich hinweg machen / den Königlichen Stuel besteigen / und den Untertahnen Recht sprechen müssen. Nun mir zweifelt nicht / mein Herr Vater werde diese meine erste öffentliche Bitte mir nicht ungnädig abschlagen / sondern uns ein wenig ruhe gönnen / nachdem wir bißdaher die weit abgelegenen Weltwinkel durchkrochen / und fast keinen Tag allein mit einander reden können; es ist uns gnug uñ übrig gnug / daß wir schon wissen / was wir nach unsers Herrn Vaters Tode (welchen Gott ja lange verhüten wolle) dereins seyn sollen / daß wir noch zur Zeit nicht begehren. Hierauff kehrete sie sich umb nach dem Heer / und redete dasselbe also an: O ihr unüberwindlichen Teutschen! wie könnet ihr mit geduldigen Ohren anhören / daß euer GroßFürst / der euch bißher so wol und redlich vorgestanden / sich euer gar abzutuhn vorhabens ist? lieber gebet nicht zu / daß durch seine abdankung eure schuldige dankbarkeit gehindert werde / welche zuerzeigen ihr nach eingepflanzetem Recht gehalten seid; deswegen helffet mir und meinem Gemahl bitten / daß euer GroßFürst /der euch bißdaher so wol geschützet / den Reichsstab in der Hand behalten / und ja nicht ablegen möge. O ruffet ihm den Nahmen eines Königes zu / dz wie ihr dem Bömischen / Frisischen und andern umliegenden Königreichen weder an Macht noch Adel / noch weitleuftigkeit ichtwas bevorgebet / auch an der Benahmung nicht geringer seid / weil eure Voreltern von undenklichen Jahren her / unter Königen gelebet haben. Sehet da; werdet ihr helffen / daß meine Bitte haften kan / wil ich dem ganzen Teutschen KriegsHeer durch die Bank hin ein Denkgeschenk austeilen /und einem jeden ohn unterscheid zwo Kronen einreichen lassen. Die KriegsObersten liessen sich hierzu leicht bereden / traten vor den Elefanten / und fing ein vornehmer Herr unter ihnen also an: Großmächtigster / unüberwindlicher GroßFürst / gnädigster Herr und Landes-Vater; wie gnädig eure Hocheit sich gegen uns seine ungehorsame Untertahnen hat erzeiget / und nach erlassung aller mißhandelung und Straffe / ihren geliebten Herr Sohn den unvergleichlichen Held /GFürst Herkules / uns zur höchsten Obrigkeit vorstellen wollen / werden wir Zeit unsers Lebens zu preisen Ursach haben / und doch nimermehr gnug preisen können. Ob nun zwar an ihre Hochfürstl. Durchl. unserm gnädigsten Großfürsten / Herrn Herkules wir im geringsten nit zu tadeln haben / sondern bekennen müssen / auch willigst bekennen / daß seine preißwirdige Tahten des ganzen Teutschen Nahmens Ehre seyn und ewig bleiben werden / so ist doch auff dessen / wie auch der unvergleichlichen Großfürstin und Frauen / Fr. Valiska / inständiges begehren / an Eure Hocheit unser aller flehendliches suchen und untertähnigstes bitten / dieselbe wollen ihren Untertahnen nicht so schleunigst aufdanken / sondern denselben etwas Zeit gönnen / daß vor erzeigete väterliche Gnade sie ihr dankbegieriges Herz in etwas sehen lassen können. Damit aber Eure Hocheit sehe und gnädigst merke / wie genehme derselben Vortrag uns allen sey / so verpflichtet sich hiemit und Krafft dieses / das TeutscheReich / daß wir seine Großfürstl. Durchl. Herrn Herkules nicht weniger ehren / fürchten und lieben wollen / als ob er schon auff dem Reichs Stuel sässe / aber doch / wie schon erwähnet / wollen ihre Hocheit wir untertähnigst und demühtigst nochmahls ersuchet haben / dieselbe wolle bey Lebzeit /den ReichsStab nicht aus den Händen legen. Schließlich zeiget der Adel und die ganze Gemeine an / daß sie nach diesem nicht mehr zugeben können / daß ihre Hocheit den Nahmen eines Großfürsten / sondern Königes der Teutschen führe / wie denselben ihrer Hocheit Vorfahren vor langen Jahren / nicht ohn Schrecken der Feinde geführet haben; erklären auch hiemit dieselbe vor ihren König / wie dann seine Durchl. Großfürsten Herkules gleicher Gestalt vor ihren schon erwähleten und bestätigten König; als auch die beiden Durchl. Großfürstinnen und Frauen / Fr. Gertrud /und Fr. Valiska vor ihre allergnädigste Königinnen. Worauff das Geschrey wüste durcheinander ging / da etliche den beiden Königinnen Glük / Heil / Friede /Gesundheit und langes Leben zurieffen / daß der Redener sein Wort nicht ausführen kunte / welcher willens war vor das von Fr. Valisken angebohtene Gnadengeschenk untertähnigst zudanken / und Könige Baldrich im Nahmen der Teutschen Stände zu der Friesischen Kron glük zu wünschen. Der alte Großfürst sahe nunmehr / daß er seinen Vorsaz nicht kunte zu Werk richten / und gab sich in des Landes und seiner lieben Kinder Willen. Das übrige dieses Tages ward mit aller Fröligkeit zugebracht / und sahe man seinen wunder / wie die Teutschen Völker eine solche unzählige Anzahl Kränze / in Gestalt Königlicher Kronen von Laub / Graß / Korn / Kräutern / Blumen /und was sie haben kunten / flochten und herzu trugen / daß sie bey unterschiedlichen Hauffen in die zehn Ellen hoch / und eins so breit aufeinander lagen. Die Fürstlichen Häupter hielten sich in einem grossen Zelt beyeinander / da König Baldrich (weil sie von dem ergangenen Wendischen Kriege ihr Gespräch hatte) zu Königin Valisken sagete: Wann der allerhöchste Gott diese Welt und alle Königreiche mit Väterlichen Gnaden-Augen ansehen / und sie mit einander zum Christentuhm bringen möchte / alsdañ würde ohn Zweifel zuhoffen seyn / daß Krieg und Unfriede würde auffhören / und durchgehends vertrauliche Christliche Einigkeit gestifftet werden / nachdem unser Heiland seinen Jüngern und gläubigen in seinem heiligen Worte einen so gar ernstlichen Befehl erteilet hat / daß sie sich untereinander lieben / und nit allein alle ungebührliche Feindschaft ablegen / sondern man auch seinen Feinden gutes tuhn / und dem Beleidiger alle Freundschafft und Liebe-Dienste erweisen solle / welches alsdann ein jeder / hohes und niedriges Standes würde müssen in acht nehmen / wo er sonst nicht wolte vor einen Unchristen gehalten seyn. Valiska schwieg auff solche Rede ein wenig stille / bald hernach sagte sie zu Herkules: Ich muß bekennen / daß mein lieber Bruder / König Baldrich sehr wol und vernünfftig geurteilet hat / und halte ichs mit ihm / daß wann die Christliche Lehre durch alle Welt wird angenommen / und das Heidentuhm auffgehaben seyn / wie man ja dazu überaus grosse Hofnung hat / alsdann werde nicht allein das unbefugte BeleidigungsSchwert / sondern auch das eigentähtliche RachSchwert zubrochen / und aus der Welt verbannet werden. Aber Herkules gab ihr diese Antwort. Ja mein trauten Schatz / so müste es zwar billich seyn /wañ nach algemeiner Einführung des Christlichen Glaubens ein jeder / wes Standes er seyn möchte / seinen Glauben mit seinen Werken zuzeigen gefliessen seyn würde. Aber meinet ihr dann / daß der hellische Friedenstörer alsdann schlaffen / und die Menschen /insonderheit / hohe weltliche Häupter unangefochten lassen werde? Es hat ja der Sohn Gottes uns viel ein anders zuvor gesaget / daß nehmlich am Ende der Welt / oder in den lezten Zeiten man noch am allermeisten von Kriegen und Kriegsgeschrey hören werde; welches ohn zweifel von den Christen selbst zuverstehen ist / wann alle Welt sol Christlich werden. Valiska antwortete hierauff: Je was werden dann diese wol vor Christen seyn / welche wider ihres Heylandes Befehl und Willen so vorsezlich zuhandeln /uñ öffentliche Beledigungs Kriege anzufahen sich nicht scheuhen werden? Ach mein Seelichen / sagte er hierauff; weiß sie dann nicht / daß heut schon unter den Christen viel gefunden werden / welche sich zwar zur Kirchen Gemeinschafft bekennen / und nicht desto weniger einer und anderer Boßheit ihre Seele gewiedmet haben? Betrachtet nur den schänd- und schädlichen Lehr-Krieg / welcher von den Ketzern in der Kirche geführet wird / die sich alle vor Christen angeben / und dannoch biß auffs äusserste sich katzebalgen. Es werden aber / sagte Valiska / die Christlichen Lehrer und hohen Häupter der Kirchen wol durch ihr einreden und vermahnen / die unbefugten Kriege können hintertreiben / und durch angeführte Ursachen /deren sie aus Gottes Wort mehr als tausend zunehmen haben / die Könige und Fürsten zu friedliebenden gedanken bewägen. Ja / sagte Herkules / wañ dieselben allemahl möchten gehöret werden. Wie sol aber ein grosser König oder Fürst es machen / wann er von einem andern seines gleichen hefftig und hart beleidiget wird? sol er darzu stille schweigen / und solche Unbilligkeit zustraffen allerdinge vergessen seyn? Valiska / nach kurzem stilleschweigen und tieffem nachsinnen / gab zur Antwort: Es müsten alle Könige und Fürsten / die niemand vor ihren Obern / als Gott und das Schwert erkennen / dieselben / sage ich / müsten vermöge ihrer geistlichen Gemeinschafft dessen einig seyn / daß wann einer ihres Mittels / einem andern unrecht tuhn / oder sonst tähtliche Beleidigung anfüge würde / die andern sich alsbald darein mischen / und beyden Teilen aufflegen müsten / daß sie der übrigen allen Machtspruch sich unterwerffen / und der Beleidiger endlich dem Beleidigten gnugsame Erstattung leisten müste. Würde aber der eine Teil sich dessen wegern / so daß der beleidigte nicht wolte ohn Rache sich lassen befriedigen / oder der Beleidiger seinen Fehler nicht wolte erkennen noch verbessern / als dann stünden die übrigen alle an des Friedfertigen Seite / und zwünge den Kriegsüchtigen zur Billigkeit. O mein Schaz / antwortete Herkules / wie schwerlich würde sich dieses werkstellig machen lassen. Der eine würde einen Verwanten / einen sonderlich gewogenen Freund / einen geträuen Nachbar haben / umb dessen Beystand er sich würde bewerben / und dadurch unter allen Königen Uneinigkeit machen / daß sie leicht in zween Hauffen ritten / und beide streitende Teile ihren Anhang hätten / worauff es über uñ über gehen / und der böse Friedenstörer der leidige Satan keine bessere gelegenheit ihm wünschen könte / die ganze Christenheit aneinander zuhetzen; da er sich insonderheit würde bemühen / der Könige ihre hohen Bedienete zum Geiz zuverführen / durch dessen getrieb sie von den Gewalttähtern würden Geld nehmen / und mit Judas Ischarioth wol ihre Herren gar verrahten. Dann wo der Geiz herschet / oder die Geizigen gewalt und gehör habe / da hat Satan seine geträuen Leute im Spiel / durch welche er seinen Vorsaz / das ist / Krieg und Mord leicht erhalten kan. Sonsten gestehe ich gerne / daß wann die ganze Welt zum Christlichen Glauben gebracht währe / und ein jeder König oder grosser Herr sein Gewissen in acht nähme / insonderheit aber dessen sich erinnerte / daß er am grossen algemeinen Gerichts Tage / von alle dem Blute / welches auf seine Veranlassung vergossen ist / Rechenschafft geben müste / würde Satan nicht so leicht können blutige Kriege anzetteln / es währe dann / daß einer oder ander König das Christentuhm im Munde /und des bösen Teufels Willen im Herzen führen möchte. Zugeschweigen / daß zwischen etlichen Ländern und Völkern eine solche eingewurzelte Feindschafft ist / dz deren Vergleichung und Liebe scheinet eine lautere Unmögligkeit seyn. Ladisla redete mit darein / weil er sahe / dz seine Schwester hieselbst eine geraume Zeit ihre Antwort hinter hielt / uñ sagte: Ich vor mein Häupt wil diesen Sachen so weit nicht nachdenken / nur möchte ich gerne berichtet seyn / ob dann keinem Christlichen Könige von Gott zugelassen sey / einigen Beleidigungs Krieg anzufahe; dann daß er sich und seine Untertahnen wider frevelmühtige Anfälle wol schützen / und gewalt durch gemalt abtreiben dürffe / daran wil ich schier nicht zweifeln /demnach wir ja in Gottes Worte lesen / daß recht fromme gottselige Könige und Obrigkeiten / zeit des Alten Bundes / das Schuz Schwert mit gutem Gewissen / ja wol gar auff Gottes Befehl das Rach Schwert ergriffen / und dessen glüklich gebraucht haben. Diese Frage / mein geliebter Bruder / kan viel leichter erörtert werden / sagte Herkules; Und ist diß meine Meinung / daß so lange einiger beleidigten Obrigkeit der Weg Rechtens offen stehet und gegönnet wird /kan sie mit gutem Gewissen keinen Krieg ansahen noch führen / man möge den Krieg auch täuffen wie man wil. Solte aber dem beleidigten aller Weg Rechtens verlegt und abgeschnitten werden / dann wird derselbe nicht zuverdenken seyn / wann er mit dem Schwerte suchet / sich der Unbilligkeit und gefahr zuentschütten / oder auch sein Recht zusuchen. Wiewol eine Christliche Obrigkeit alle und jede Umstände vorher wol und fleissig zuerwägen hat / ehe sie den Harnisch anleget. Insonderheit muß alsdann solche Obrigkeit sich hüten / daß sie sich nicht lasse zu einer grösseren Rache verleiten / als die eingenommene Beleidigung erfodert; noch unschuldig Blut vergiesse /da sie dessen kan geübriget seyn. Dann Menschen Blut ist vor unserm Gotte sehr teur und wert geschätzet / und mag eine jede Obrigkeit sich dessen wol versichern / daß wann dieselbe Krieg und Blutvergiessen veranlasset / sie vor dem hohen Gericht des Allerhöchsten Gottes von solchem unschuldig vergossenen Blute wird Rede und Antwort geben müssen; Und O weh denen / die solches nicht vor ihres Lebens Ende erkennen und rechtschaffen bereuen; dene wird Gottes Strafhand gar zu schwer und unleidlich fallen. Betreffend die grossen und blutigen Kriege / welche Moses /Josua / David und andere wider die Ungläubigen geführet haben / damit hat es seine sonderliche Beschaffenheit; dann weil solche heydnische Völker / wider welche diese Kriege geführet wurden / durch ihre übermachte Sünden es dahin gebracht hatten / daß Gott über sie die Straffe der Ausrott- oder Vertilgung beschloß / und solches sein Gericht an ihnen zuverüben diesen seinen fromen Dienern anbefahl / waren solches keine menschliche / sondern des HErrn Kriege / wie sie auch in Gottes Wort genennet werden / über welche alhie kein Mensch seine Urtel fellen / sondern mit König David sagen muß: HErr du bist gerecht /und deine Gerichte sind gerecht. Sonsten daß unser Gott kein gefallen an dene Kriegen haben könne /welche unter Christen geführet werden möchten / solches wird wol niemand in Zweifel zihen / es währe dann / daß er Gottes Wort und Warheit wolte zu Lügen machen; Dann was der grosse Lehrer Paul den Christen insgemein gebeut / da er spricht: Ist es möglich / so viel an euch ist / so habt mit allen Menschen Friede. Und der Sohn Gottes: Selig sind die Friedfertigen / dann sie werden Gottes Kinder heissen; solches ist nicht allein den Untertahnen / sondern auch der Obrigkeit angesagt / und stehet an stat eines gnugsamen Beweißtuhms / daß alle Kriege / deren man irgend kan müssig gehen / den Gläubigen keines weges erläubet sind; haben auch solche Kriegsüchtige schon die gedräuete Straffe / daß sie Gott zustreuen wolle. Sie wurden endlich in dieser Unterredung verstöret /weil bey den Völkern ein überaus grosses Geschrey sich erhub / dessen ursach zu erfahren sie aus ihrem Gezelt hervor gingen / und sahen / daß etliche hundert Mann einen Kranz von Graß / Korn / Laub und Blumen hinzu trugen / in solcher grösse und weite / daß alle Fürsten sich dessen verwunderten; weil alle Träger in dessen Kreise stehen / und darinnen rings umher gehen kunten. Es wahren aber lauter Friesische Untertahnen / welche ihn gemacht hatten / brachten auch denselben ihrer neuen Königin Fr. Lukrezien herzu / legten ihn zu ihren Füssen / und wünscheten ihr so mannichen glüklichen Tag / als Blumen / Graß / Kornhalme und Laub an diesem Kranze währen. Welches ihr Gemahl / König Baldrich mit guter Freundligkeit beantwortete / und allen Trägern eine sonderliche milde Gabe versprach. Sie machten sich darauf wieder in ihr Gezelt / uñ suchten durch allerhand Unterredungen sich zuergetzen; aber es wolte dañoch die Fröligkeit bey den Königl. Häuptern nit volkomen seyn / wegen der eingemischeten Trauer- uñ Leidgespräche / welche von dem verlorne Fräulein /bald von einem bald vom andern angeführet wurde; da insonderheit die liebe Mutter sich imerzu ängstete /und sich gar nit wolte bereden lassen / dz sie añoch im Leben seyn solte / insonderheit als ihr um dieselbe Zeit im Schlaffe vorkam / wie sie zwey tieffe Wasser sähe / in deren einem ihre liebe Tochter biß an de Halß wadete / uñ mañichmahl gar unter die Welle kam; in dem andern aber Fürst Arbianes noch grössere gefahr ausstund / weil unterschiedliche ungeheure Fische auff ihn ansetzeten / und ihn zuverschlingen dräueten. Sie erzählete solches ihren lieben Kindern nicht ohn Trähnen / welche daher auch wenig gutes zu deuten wusten / ohn daß Königin Valiska sie versicherte; es währe ihrer Gn. Fr. Mutter dieses zweifels ohn noch zum troste von Gott also vorgestellet / massen sie daher die sichere Hofnung fassete / daß sie noch beyderseits im leben / aber in unterschiedlicher Gefahr / auch wol von einander getrennet seyn möchten. In welcher Auslegung sie dann nicht umb ein Haar fehlete. Des andern Tages nach der geendigten Fehde ließ Baldrich seine Friesen wieder zurük gehen / gegen welche er sich gebührlich bedankete / uñ wegen geträuen beystandes ihnen alle Königliche Gnade versprach / neben der Verheissung / daß allen die ihm zugezogen währen noch ein halbes freies Jahr / nach dem schon versprochenen ganzen Jahre / solte geschenket seyn; über welche mildigkeit sie sich zum höchsten verwunderte. Er behielt aber auff Herkules gutachten deren 9000 bey sich / die er biß nach Prag mitführen solte / ob etwa der Teufel auch in Böhmen loß werden wolte / daß man einen nohtschuz bey sich hätte / und wurden dieselben mit den 6000 Wenden in ein Heer zusammen gesezt / doch daß jede Landes-Art ihre eigene Befehlichshaber und Geschwader hatten. Die Teutschen musten gleicher gestalt ausser 12000 /alle miteinander nach hause gehen / die genennete aber bey ihren nunmehr bestätigten Königen bleiben /da alles Volk nebest den Pfaffen angeloben musten /daß sie von der Christen Gott und ihrem Glauben nichts spöt- oder verächtliches / vielweniger lästerliches reden wolten; dagegen solten sie in ihrem Gottesdienste auch ungestöret / unangefochten und unbespottet bleiben; wiewol einem jeden Untertahnen freistehen solte / wann ihm aus ungezwungenem freien willen belieben würde / den Christlichen heiligen und allein seligmachende Glauben anzunehmen / wiewol gar wenig sich anfunden / deren Herz von Gottes Geiste zu solcher heilsamen Bekehrung gerühret ward /so gar wahren sie in ihrem heidnischen Irtuhm und väterlicher gewohnheit ersoffen. Als sie sich auff den Weg nach Magdeburg begaben / säumeten sie auff der Reise nicht lange / und behielt Ladisla umb mehrer sicherheit willen / alle seine Böhmen bey sich / biß sie zu Magdeburg anlangeten / da musten sie alsbald fort nach ihrer Heimat gehen / jedoch 9000 bey ihrem Könige verbleiben. Weil nun hieselbst auff fleissige Nachfrage kein Mensch das allergeringste von dem verlohrnen Fräulein zu sagen wuste (dann die Mutter hatte Hofnung gehabt / hieselbst etwas zuerfahren) da ging das Herzleid von neuen bey ihr an / so daß sie alle Hofnung verlohr / sie Zeit ihres lebens wieder zu sehen / drunge auch stark darauff / daß man ihres todeswegen die Trauer anlegen solte / welches sie aber nicht erhalten kunte. Ihr Hoffgesinde / so dem Heidentuhm annoch ergeben wahr / sucheten vor sich selbst bey ihren Pfaffen an / aus den Opffer-zeichen oder anderen üblichen nachforschungen ihnen anzumelden / wie es mit dem Fräulein möchte beschaffen seyn / dann sie ward von hohen und nidrigen wegen ihrer Demuht und Frömmigkeit überaus heftig geliebet; aber es wolten die Pfaffen sich weder durch schenkungen noch verheissung bewägen lassen / das allergeringste davon zu melden / aus furcht / sie würden ihre Obrigkeit dadurch beleidigen / weil ihnen bewust wahr / daß die Christen solches alles vor ein Affenwerk und Narrentand hielten. Ladisla währe gerne bald wieder zu Prag gewest / aber König Henrich wolte ihn vor seiner und seines Sohns Herkules beschehener Krönung nicht lassen / welche des neunden Tages nach ihrer Ankunft angesetzet wahr / und die Teutschen ädlen / so vor aus gezogen wahren / solches durch das ganze Land ausbreiten musten. Herkules ließ seine und seines Gemahls Krone bey schneller Botschaft von Prag hohlen / nebest etlichen Tonnen Goldes Baarschaft / vielen Kleinoten / und 50 Fuder der mitgebrachten köstlichsten Italianischen und Griechische Weine / ward auch eine herliche Bahn zum Ringelreñen vor dem Schlosse angeleget / und bemüheten sich die Jäger allerhand Wildbrät herbey zuschaffen / da die Fürsten selbst alle Tage dem Weidewerk oblagen. Der Ausschuß von den Landständen stelleten sich gebührlich ein / aber über dieselbe eine solche menge Volkes / welche der Königlichen Krönung zusehen wolten / daß umb das Königliche Schloß her von allen seiten fast eine halbe Meile Zelten und Hütten auffgerichtet wurden. König Henrich und Herkules wurden mit der Kron gekrönet / welche der Käyser selbst unserm Herkules zu Padua auffgesetzet hatte / die beyden Königinnen aber mit Valisken Kron / welche sie eben an dem Ort hatte empfangen / und ist unmöglich zubeschreiben was vor ein Freudengeschrey dabey getrieben ward. Man warff ganze Säcke vol Silbergeld / und ganze Tonnen vol güldener Münze bey der Krönung aus / dessen man dazumahl in Teutschland allerdinge ungewohnet wahr / und legten die einfältigen Bauren solches also aus /als wann sie es nur auflesen / und alles wieder einliefern müsten. Wie sie aber ein wiedriges vernahmen /daß ein jeder behalten solte / was er ergriffen hätte da speiete sich mannicher selber an / daß er das auffgelesene andern hingereichet hatte / und doch nicht wuste wem. Ja etliche durften fragen / wie viel Tage solches Geldaussäen wehren würde. Bey der Königlichen Gästerey ging alles prächtig zu / nur daß die rechte Kunstweise zu Singen und auff Seiten zu spielen /von König Henrich an seinem Hofe annoch nicht angeordnet wahr / daher nach gehaltener Mahlzeit Valiska an dem obersten Tische mit ihrer Lauten sich lustig machete / da die anwesende Abgeordente von den Ständen hinzudrungen / dem herlichen Spielwerk und eingerichteten Gesange zuzuhören / gleich als sie den 45sten Psalm des Königes David in einer lieblichen Weise sang / welcher also lautete.
Der XLV. Psalm.
1
Wie treibet mich mein Herz und Sin /
Und reisset mein Vermögen hin /
Ein Lied ein feines Lied zu tichten /
Vom Könige wil ich zurichten
Den aller lieblichsten Gesang;
Gleich wie ein schneller Schreiber führet
Die Feder / die er richtig spüret /
Sol klingen meiner Zungen Dank.
2
Du bist der allerschönste Mann /
Der unter Menschen leben kan /
Deß Lippen auch von Honig fliessen;
Drum wird dich Gott zusegnen wissen
Mit Freud und Wollust für und für.
Du starker Held in Unglüks Zeiten /
Dein blankes Schwert gürt an die Seiten /
Und schmücke dich mit Pracht und Zier.
3
Recht / daß der Streit und Kampf dir glükt /
Weil du so prächtig bist geschmükt.
Fahr her zu uns auff deinem Wagen
Der Wahrheit / und las dir behagen /
Was Sanfftmuht und das Recht begehrt;
So wird die Stärke deiner Rechten
Dich wunderbahrlich lehren fechten
Zu wieder dem der dich beschwehrt.
4
Scharff und durchdringend ist dein Pfeil /
Und stränger als kein Donner Keil /
Kein Volk mag dessen Schuß ertragen;
Zur Erden werden sie geschlagen /
Da wo der Feinde Schaar sich hält.
Dein Stuel O Gott kan nicht vergehen /
Dein Reichs Stab muß gerader stehen
Als wol kein ander in der Welt.
5
Gerechtigkeit die hältstu wert /
Und hassest den / der Gottloß fährt /
Es muß ihm fehlen allenthalben /
Drum hat dein Gott mit solchen Salben
Dich Gott und Herscher schön geschmiert /
Die Fröligkeit in uns entzünden /
Mehr als die sich bey dir empfinden /
So treflich bistu auß geziert.
6
Es riechen deine Kleider ja
Wie Aloes und Kasia /
Und wie die Myrren / wo du stehest /
Und her aus grossen Häusern gehest
Von Elffenbeinen auffgebaut.
So tritstu her in deinem Prangen /
Wie solchen Schmuk auch um sich hangen
Die Königs-Töchter und die Braut.
Zur rechten Seiten steht sie dir
In aller reinster Goldes Zier /
So gut als mans aus Ophir bringet.
O schönste Tochter / was hier klinget /
Da hör und sihe du nach aus /
Neig her die Ohren: Unterdessen
Must deines Volkes du vergessen
Und deines lieben Vaters Hauß.
8
So wird der König allemahl
Dich lieben wie sein Einig-Al /
Und deiner Schönheit stets begehren.
Er ist dein HErr / den mustu ehren /
Und ganz demühtig vor ihm stehn.
Die Tochter Zor wird Gaben bringen /
Und Reiche werden zu dir dringen
Daß sie vor deinen Augen flehn.
9
Der Königs-Tochter schöner Pracht
Ist innerlich vor höchst geacht /
Mit gülden Stük ist sie geschmücket /
Und ihre Kleider sind gesticket;
So wird sie an den König bracht;
Das Frauen Zimmer auch daneben /
Die ihr zu Dienst Gefärten geben
Sind allesamt in deiner Macht.
10
Die Heimfahrt ist mit Lust geschehn /
Ins Königs Hoff siht man sie gehn.
Du wirst viel schöner Kinder säugen
An Väter stat / und Fürsten zeugen
Der ganzen Welt. Zu aller Zeit
Wil deines Nahmens ich gedenken /
Drum werden dir die Völker schenken
Sehr hohen Dank in Ewigkeit.
Die heidnischen Zuhörer verstunden dieses Gesanges Inhalt ganz nit / meineten / es währe von eines irdischen Königes Tapferkeit und Heyraht getichtet / und hatten mehr gefallen an der gesanges Weise / als an den Worten. Ihre Fr. Mutter selbst / die alte Teutsche Königin / zweifelte / worauff sie zielete / deßwegen Valiska mit lauter Stimme zu ihr sagete: Gn. Fr. Mutter; dieser Gesang ist nichts anders / als ein Geistliches Lied / welches ein geistreicher weissagender König des Israelitischen Volkes / nahmens David /unserm Heylande und Erlöser Jesus Christ / uñ der glaubigen Christlichen Kirchen zu ehren getichtet hat / mehr als 1000 Jahr vorher / ehe derselbe unser Heyland seiner Menscheit nach an diese Welt gebohren ist / dañ der heilige Geist Gottes hat ihm solches eingegeben / er aber hat es auffgesetzet den damahligen Gläubigen zu trost / daß dieser versprochene Himmels König gewißlich kommen und nicht ausbleiben würde / wie lange sichs gleich damit verzöhe; Und rühmet alhie der Tichter den Sohn Gottes als einen himlischen Bräutigam seiner gläubigen Kirchen / wie derselbe so schön / freundlich-beredsam / mächtig und gerecht sey; seine Braut aber / daß dieselbe auch von ihrem Bräutigam treflich ausgeschmücket sey /durch welchen Schmuk die iñerliche Zierligkeit des Glaubens / der Hoffnung / Liebe / Geduld / und anderer Christlichen Tugenden verstanden wird; dañ vor dem heiligen Gotte gilt kein äusserlicher Pracht von Gold / Perlen und ädlen Steinen / sondern ein Herz /welches sich von den sündlichen Werken des Fleisches und von der Liebe der üppigen Wollust abzeuhet / und hingegen seinen Gott sich zu allem Gehorsam ergiebet. Diese Rede höreten alle im Saal versamlete Heiden mit grosser befremdung an / und begunten etliche zu sagen: Wañ der Christen Glaube also beschaffen währe / daß er nur zur übung der Tugenden anführete / so müsten es gottlose Verleumder seyn / die den Christen alle Freiheit zur Sünde uñ Schande aufbürdeten. Herkules nam auff seiner Fr. Mutter begehren die Laute auch zur Hand / und gab ihr zuvernehmen wie bereit er währe ihr zugehorsamen / nebest anzeige / er wolte ein Lied hören lassen /in welchem angezeiget würde / was vor einen herlichen und kräftigen Trost eine gläubige Seele daher zunehmen hätte / daß dieser unser himlischer Bräutigam JEsus Christ seiner Menscheit nach erhaben währe / und zur rechten der Kraft Gottes im Himmel sich gesetzet hätte; da er dañ nach einem und anderem kurzen Vorspiel (umb die reinstimmung der Lauten zuvernehmen) dieses Lied erschallen ließ.
Seelen-Trost
Uber unsers zur Rechten Gottes sitzenden Heylandes Vertretung seiner Gläubigen bey GOtt.
1
GOtt Lob! das Heil ist wieder bracht /
Die Noht ist überwunden;
Weil JEsus Christ in grossem Pracht
Sich hin zu Gott hat funden
Dann weil er nun im Himmel sitzt /
Und kräfftig seine Schaar beschützt /
Ist sie der Angst entbunden.
2
Der schwarze Satan stund vor Gott /
Der uns sehr hart verklagte;
Die Sünde macht' uns grosse Noht /
Die das Gewissen plagte;
Der Tod trat her mit vollem Lauff /
Die Helle taht den Rachen auff /
Daß alle Welt verzagte.
3
Der Eifer Gottes brante sehr /
Gesetzes Spruch wahr herbe;
Die Urtel drükte gar zu schwehr /
Wer sündiget der sterbe;
Dann Missetaht kan anders nicht /
Als daß sie stürzet ins Gericht /
Und raubt des Himmels Erbe.
4
Wie wiltu armer Sünder dann
Der Hellen Pein entgehen?
Kom schaue deinen Heiland an /
So wirstu wol bestehen;
Der dir zur Rettung ist gesand /
Sizt hoch zu Gottes rechten Hand /
Da horet er dein flehen.
5
Daselbst vertrit er dich mit Krafft
Und reinigt dich von Sünden.
Umsonst sucht Satan deine Hafft /
Dann Christ wil dichs entbinden.
Der Tod zeucht seine Klauen ein /
Die Helle muß verstopfet seyn /
Und was dich quählt / verschwinden.
6
Dein JEsus stillet Gottes Zorn /
So groß ist sein vermögen;
Bricht des Gesetzes steifes Horn /
Und macht aus Urtel Segen;
Ja alle deine Missetaht /
Die Gottes / Grim erwecket hat /
Muß sich in Abgrund legen.
7
Was fürchtestu O Sünder dann /
Was stehestu in Zagen?
Nur schaue deinen Heyland an /
Der deine Schuld getragen;
Der ist / so weit der Himmel geht /
Hoch über Engels-Krafft erhöht /
Mehr als wir können sagen.
8
Dein Fleisch O Mensch / herscht überal
In JEsus deinem HErren /
Darum bewäget dich kein Fal /
Er sey nah oder ferren.
Wer könt uns doch / wo JEsus Christ
Dein Bruder Ober Meister ist /
Die Himmels Tühr versperren?
9
Er ist des Vaters liebster Sohn /
Dem Gott noch nichts versaget;
Durch sein Verdienst ist aller Hohn
Gott Lob / vor uns gejaget;
Als er vor uns sein teures Blut
Vergossen hat mit grosser Fluht /
Und sich in Tod gewaget.
10
Der herschet nun mit voller Macht
Als Gott und Mensch zusammen;
Und weil er uns zum besten wacht /
Wird uns wol nichts verdammen;
Der Teufel sey noch eins so groß /
So gibt ihm JEsus doch den Stoß
Und wirfft ihn in die Flammen.
11
Uns aber wil er nach dem Tod'
Aus Gnaden zu sich zihen /
Und schaffen / daß wir aller Noht
Durch seine Hulff' entfliehen.
Drum trit zu diesem JEsus her /
So wird dein Heyl je mehr und mehr
Auff wachsen und vol blühen.
12
Ach ja / du süsser JEsus Christ /
Der du hinauff gestiegen /
Und Herscher über alles bist /
Laß uns nicht unter liegen.
Vertrit dein armes Häuffelein /
Und gib / das wir nach dieser Pein
Uns hin zu dir verfügen. Amen.
Es ist ein überaus grosses / sagte seine Fr. Mutter nach dieses Liedes Endigung / daß ein armer sündiger Mensch von dem allerhöchsten Gott die Freiheit hat /sich in seinen Nöhten zu ihm durchs Gebeht hinzuwenden / und dessen hohe Kraft zu seinem besten zugebrauche. Zwar ich habe zeit meines Heydentuhms ja auch wol die Hofnung gehabt / meine damahlige vermeynte Götter würden zeit der Noht bey mir stehen / und mir Rettung widerfahren lassen / aber keine Zuversicht / kein Vertrauen wolte sich dabey eräugen /und wahr nicht viel anders / als wann mich der kalte Schweiß erwärmen solte. Ja gn. Fr. Mutter / antwortete Königin Valiska; wie kan man trauen / da kein grund ist? Wie kan man auff den Trieb Sand fest bauen? Ich muß ja vorhin in meiner Seele dessen versichert seyn / daß derselbe warhafftiger Gott sey / der mir helffen sol / ehe ich mich versichern kan / daß ich die gewisse Hülffe von ihm zugewarten habe. Ja ich muß zuvor auch wissen / ob derselbe geneigt und willig sey mir zuhelffen / zu dem ich meine Zuflucht nehmen sol. Dann wo es an diesem gedoppelten Grunde mangelt / da ist es dem listig-verschlagenen Teufel ein leichtes / des Menschen Herz aller Zuversicht zuberauben / und die völlige Verzweifelung ihm beyzubringen. Ja es hat noch Mühe gnug / daß ein gläubiger frommer Christ vor den Anfechtungs Pfeilen dieses Hundert-Tausend-Künstlers gesichert bleibe /deren freilich die Heiligen Kinder Gottes / als lange sie in dieser gebrechligkeit wallen / nicht können allerdinge enthoben seyn; massen dieser Feind unserer Seligkeit ein unverschämter Gast ist / und sich lieber einstellet / da er nichtgeladen wird / als da er seine Stelle schon weiß. Jedoch sind wir in der SchuzHand unsers Almächtigen Gottes / der uns mit seinem GnadenSchilde decket / daß die Anfechtungs-Schüsse leer und ohn Blut abgehen müssen. Aber uns lieget inzwischen ob / Gottes Barmherzigkeit hierüber inbrünstig anzuruffen / und dabey uns fleissig zuhüten / daß wir nicht durch unsere Sicherheit und üppiges getrieb den Schuz Gottes von uns wenden / und dem Versucher uns unbewaffnet darstellen. Wann wir nun hieselbst das unsere nach Vermögen tuhn / und mit Furcht und Zittern im Glauben unsere Seligkeit wirken / ob wir gleich zuzeiten aus Fleisches Schwacheit straucheln /wil doch Gott darumb nicht alsbald die Hand gar abzihen / sondern auf ergangene Bereuung gnädig seyn /und gerne wie der auffhelffen. Ich erinnere mich / daß meine gn. Fr. Mutter mir schon mehr als einmahl ihres Herzen Anliegen zuverstehen gegeben / daß sie den Anfechtunge nicht allemahl zusteuren wisse; aber wir müssen den Teuffel nicht zuviel hofiren / noch auff alle seine Einwürffe uns zur Verantwortung einlassen / sondern uns auff unsers Gottes Barmherzigkeit und seines lieben Sohns Verdienst beruffen / alsdann wird der Heilige Geist seinen kräfftigen Trost in unser Herz fest einsenken / daß Satan mit allen seinen Versuchungen zu schanden werden muß. Meine herzgeliebte Fr. Tochter hat mir vor etlichen Tagen auff der Reise / da wir auf dem Elefanten beyeinander wahren / ein tröstliches Lied hören lassen / sagte die alte Königin / dessen Anfang dieser wahr: Ach wie angst ist unser Seelen / wann der Teufel auff uns sticht; und möchte ich dasselbe noch gerne einmahl hören. Valiska gab zur Antwort: Mein Herr Bruder König Ladisla hat dasselbe auffgesetzet / uñ wird verhoffentlich seiner Fr. Mutter nicht versagen / es alsbald anzustimen. Ihr Bruder sagte mit einem Lachen: Geliebte Schwester / du weist allerhand Mittel zuerfinden / mich und andere zum Schuelrecht anzufodern / so daß man nicht bald gelegenheit haben kan / die dein begehren zuversagen; nam die Laute zur Hand /gab ihr eine andere Verstimmung / und sang dieses Lied darein.
Umb Beystand des Heiligen Geistes zeit der Anfechtung.
1
Ach wie angst ist unser Seelen
Wann der Teuffel auf uns sticht;
Wann er / Herz und Geist zu quählen /
Unser Trost-Stab gar zubricht;
Wann er seine Pfeil' ohn Ruh
Scheust auff uns Elenden zu /
Und macht uns mit seinen Waffen
Unerträglich viel zuschaffen.
2
O da ist kein Trost zu finden /
Da fält alle Freude hin:
Unsre Kräffte die verschwinden /
Und der hart geplagte Sin
Schreiet lauter weh und Ach /
Lässet keine Stunde nach /
Kan die Pein nicht mehr ertragen /
Noch sein Herzleid von sich sagen.
3
Geiliger Geist / du Kraft der schwachen /
Du im tunkeln helles Licht /
Wirstu über uns nicht wachen /
Wirstu uns erleuchten nicht /
So ist es um uns getahn.
Keiner ist der helffen kan /
Wann du wirst dein Heil versagen /
Und vor uns nicht Sorge tragen.
4
Schau' auff uns elende Kinder;
Ohn dich sind wir Vater loß
Satan bleibt wol Uberwinder
Wann du Gott uns lässest bloß.
Heiliger Geist / beut uns die Hand /
Und feucht unser dürres Land;
Las dich als ein Schützer finden /
Und Anfechtungs-Feur verschwinden.
5
Höchster Trost in allen Nöhten /
Sieh' uns arme Sünder an /
Und laß vor dich unser behten.
Nichts ist das uns retten kan /
Wann du nicht die Hand anlegst
Und den Feind zu rücke schlägst;
Nichts ist / das der Teuffel scheuhet /
Als wann deine Kraft ihm dräuet.
Dann weiß er nicht Fus zuhalten /
Sondern muß die Flucht angehn;
Sein' Anfechtung muß erkalten /
Wann dein Heil du lässest sehn;
Wann du uns zur Seite stehst /
Und zu unser Hülff' außgehst /
Dann so müssen seine Flammen
Ihn selbst brennen und verdammen.
7
O so kom du Rettungs-Bringer.
Unsre Seele sey dein Hauß.
So wird alle Noht geringer /
So reist Satan furchtsam aus /
Und des schwachen Menschen Muht
Wächset unter deiner Huht /
Daß er allem Teuffels-wüten
Und Anfechtung Troz kan bieten.
8
Wir sind willig unsre Herzen
Dir zu liefern; nim sie an /
Und laß deines Wortes Kerzen /
Welches dunkel brechen kan /
Bey uns scheinen für und für;
HErr entzünde die Begier /
Daß wir gläubig zu dir rennen /
Und von heisser Liebe brennen.
9
Dann sol aller Teuffel Schrecken
Uns forthin nicht schrecklich seyn /
Wann wir deinen Trost nur schmecken /
Wann du zu uns kehrest ein.
Ach erhör uns Gottes Geist /
Der du heilig bist und heist;
Dann so wollen wir dort oben /
Und hie niden dich stets loben. Amen.
Herkules wolte auch eines hinzu tuhn / welches gleiches Inhalts währe / und ließ dieses erschallen:
1
Wann unsre Macht des Satans List und Pfeil /
Und seine Wuht nicht kan zu rücke treiben;
Wann unser Fleisch uns selbsten alleweil
Verführen wil / auf böser Bahn zu bleiben;
Wann Sünden-Angst zu giftig auf uns schlägt /
So daß wir uns auch vor uns selbst entsetzen;
Und unsern Geist durch Zweifelmuht erlegt /
Daß gar kein Trost ihn wieder kan ergetzen;
2
Sotrit uns zu / du grosse Himmels Kraft /
Gott Heilger Geist / gib Kraft in solche Nöhten;
Las Satans Pfeil und List seyn abgeschaft /
Und daß der Geist das Fleisch mög' untertrete;
Die Sünden-Angst nim gnädig von uns hin /
Daß sie uns nicht in dieser Noht erdrücke;
Hilf wieder auf und stärke Muht und Sin /
Daß unser Geist sich / HErr Gott / zu dir schicke.
3
Du bist ia HErr der armen Sünder Trost /
Der schwachen Krafft / die Hofnung der Elenden;
Wann Satans Grim auff Sie gewaltig stost /
Pflegstu die Noht in Gnaden abzuwenden.
Du richtest auf was sonst er schlagen liegt;
Dein Gnaden-Strohm erquicket matte Seele;
Dein Schutz ist / der die frommen nicht betriegt /
Vñ unser Herz frey macht von Satans quähle.
4
Diß frischet uns / O höchster Tröster / an /
Daß wir nicht gar in diesem Kampf erliegen /
Den sonst kein Mensch zum Sieg' aus führe kan /
Wann wir nicht Kraft durch deine Gnade kriege.
Ach Heilger Geist / so steh uns schwachen bey /
Las deine Macht und Güte tröstlich scheinen;
Zu dir erhebt sich unser Noht-Geschrey /
Derwegen kom und rett' O Gott die deinen. Amen.
Fürst Olaff wunderte sich / daß diese Fürsten und Valiska das Seitenspiel und die Singekunst so wol begriffen hatten. Sein Leibdiener ein gebohrner Engeländer / wahr derselben auch wol erfahren / und hatte unterschiedliche anmuhtige Lieder aus den heydnischen Geschichten / die nicht uneben gesetzet wahren / welches Königin Valiska wuste / und ihm die Laute reichete / den anwesenden ädlen eines auffzumachen; Welcher in gebührlichem Gehorsam solches leistete /und aus dem Ovidius das Getichte von dem Pyramus und der Thysbe in diesen Reimen anstimmete:
Thysben Klage über ihres Pyramus Tod.
1
Pyramus mein bester Freund /
Meines Lebens Sonne;
Meine Freud und Wonne /
Der mich träulich hat gemeint!
Was vor Unglük hat dich troffen?
Wer hat dich alhie ermordt?
Stilstu so mein sehnlich hoffen /
O du meiner Seelen Hort?
Wer hat dich erschlagen?
Wiltu mirs nicht sagen?
2
Pyramus erhöre doch
Deiner Thysben Schreihen;
Wiltu so erfreuen
Ihr angst-schweres Liebe-Joch?
Ach was sol ich nun beginnen?
Weh O weh der grossen Noht!
Ach der Herzog meiner Sinnen
Ligt vor meinen Füssen tod!
Leiden über Leiden
Wirket Todes scheiden!
3
Mein Ziel wahr in dich gericht
Und dir wahr ergeben
Mein Herz / Geist und Leben;
Wo ist deine Schönheit blieben?
Warumb bistu doch so bleich?
Das zulieben mich getrieben /
Ist nun eine todte Leich'.
O du bittre Liebe /
Darin ich mich übe!
4
Dieses Schwert sey stets verflucht /
Welches hat dein Leben
In den Tod gegeben /
Vnd dein keusches Blut versucht.
Trag' ich schuld an deinem sterben /
Wie mir zeiget diß mein Kleid;
Bin mit dir gleich zuverderben
Ich ganz willig und bereit;
Wil mit meinen Händen
Gern mein Leben enden.
5
Ich wil dein Gefärte seyn /
Vnd dich nicht verlassen
Auff des Todes Strassen;
Dieses wünsch ich nur allein:
Unsre Leiber mögen liegen
Fein in eines Grabes Raum;
Darzu wil ich dieses fügen:
O du blutger MaulbeerBaum!
Deine Beerlein färbe
Blutroht / wann ich sterbe.
Valiska lobete den Tichter / und sagete zu Olaff: Solche und dergleichen weltliche Gesänge / die weder von Göttern noch Menschen schandbahre Sachen in sich begreiffen / sondern entweder der Warheit ähnliche Erzählungen / und keusche Liebes-Reden / oder sonst der Tugend Lob uns vorstellen / sind mir nicht unangenehm. Der Lauten Spieler hörete dieses / und ließ folgendes noch darzu erklingen:
Koridons Morgen-Seuffzer.
1
Nvn die finstre Nacht ist hin /
Hoffnung hat mich jezt umfangen.
Fillis liebste Schäfferin
Bistu schon hinweg gegangen!
Warumb geh' ich nicht mit dir?
O du Sonne meines lebens /
Lieb' ich dich dann so vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfür?
2
Zwar der Sonnen-Fackel wacht /
Und die Morgenröhte scheinet /
Alles Wild im Walde lacht;
Und mein Herz im Leibe weinet.
Fillis läufstu' noch vor mir?
O du Sonne meines lebens /
Lieb' ich dich dann so vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfür?
Höre doch die Nachtigal /
Wie sie schon ihr Stimlein fuhret /
Wann sie klaget ihren Fal /
Daß sie unkeusch ist berühret.
Fillis aller Wälder Zier /
O du Sonne meines lebens /
Lieb' ich dich dann so vergebens?
Bricht dein Glanz noch nicht herfür!
4
Schaue deine Schäffelein /
Wie sie in den Auen spielen /
Weil auch sie des Tages Schein
Und der Sonnen Hitze fühlen.
Fillis Fillis kom doch hier!
O du Sonne meines lebens /
Lieb' ich dich dann so vergebens /
Bricht dein Glanz noch nicht herfür?
5
Unsre Heerden weiden all /
Welche Berg und Tahl besteigen /
Und der Schäffer-Pfeiffen-Schall
Läst die Echo nimmer schweigen.
Fillis Fillis kömstu schier?
O du Sonne meines lebens
Lieb' ich dich dann so vergebens /
Bricht dein Glanz noch nicht herfür?
6