Wann er muß durch Fluten waden /

Trägt vergebens seinen Sin

Nach dem fernen Ufer hin.

 

6

Herz / jezt lernestu gar eben /

Mehr zu nehmen als zu geben;

Solte das nun Tugend seyn;

Währstu voller Tugendschein.

 

7

Doch du hast zwar nehmen müssen.

Drumb wird Gott zu lohnen wissen /

Was ein schwacher Schuldes-Mann

Durch sich nicht ersetzen kan.

 

Der GroßFürst erhohlete sich unterdessen / und die weiblichen Trähnen wurden gestillet / daß auch Arbianes sich wieder erinnern kunte / wo er wahr / und gab Herr Mazeus nach GroßFürstlichem Befehl / unserm Herkuliskus diese Antwort: Durchleuchtiger /und von Himlischer Gunstreichbegabeter Herr Herkuliskus; GroßFürstl. Durchl. allerseits / hält die hohe Danksagung vor überflüssig / weil sie ichtwas geleistet zuhaben / sich nicht erinnern können / das eure Vollkommenheit nicht hundertfach verdienet hätte; wünschen nichts mehr / als daß ihnen Freyheit gegönnet werde / euch zeit ihres Lebens Elter- und Brüderliche Liebe zu erweisen / erbieten sich bey GroßFürstlichen Ehren / es an keinem ermangeln zulassen / was in ihrem Vermögen stehet. Auch wird mein Herr sich erinnern / was unser allerseits Gn. GroßFurst sich neulich gegen ihn erboten / aber er selbst åidlich geunwilliget / und sich widersetzet hat. Seine GF. Durchl. aber zweifelt nicht / ihm werde gelegenheit zustossen / auch am bewusten Orte ihm seine gewogenheit und våterliches Herz sehen zulassen. Darauff trat Herkuliskus zu dem GroßFürsten / setzete sich auff seine Knie / und kussete ihm die Hände in kindlicher Neigung / biß ihn derselbe auffrichtete / und zu ihm sagte: Mein geliebter Sohn / ich hoffe / die gütigen Götter werden uns verleihen / uns untereinander bessere Freundschafft zuleisten / als bißher geschehen. Er hingegen wendete ein / er håtte schon gar ein übriges empfangen / machte sich hin zu der GroßFürstin / und wolte sich auch vor ihr niderlegen / welche ihn aber umfing / und nach erteiletem mütterlichen Kusse sagete: Mein Sohn / die Götter wollen euch beystehen; ein mehres wolte die herzbewägende Traurigkeit nicht zulassen. Arbianes meynete / die Ordnung würde nun an ihm seyn / empfand aber in seinem Gemüht nicht / wie er sich verhalten solte; welches Herkuliskus merkend / zu ihm sagete: Hochgeliebter Fürst / wir werden hernach allein bequemere gelegenheit haben / uns vor dißmahl zuletzen; wendete sich zu Pharnabazus / ihm Ehre zubeweisen / welches er aber nicht zugeben wolte / sondern ihm wider seinen Willen die zarte Hand küssete / einwendend /es wåhre gar zu viel / daß er sich auch gegen seine Wenigkeit bedanket hätte / da ihm doch keine Gelegenheit zustossen wollen / ihm auffzudienen / die er gleichwol zusuchen / höchst wolte geflissen seyn. Mazeus taht desgleichen / und erboht sich mit alle seinem Vermögen. Hernach trat er hin zu Frl. Barsenen /die sein halbzitternd erwartete / küssete ihr die Hand /und meldete in Höfligkeit / wie er sich der erzeigeten Gunst unwirdig schätzete / baht umb stetswehrende gewogenheit / und verpflichtete sich mit vielfältigem erbieten / ihr steter Diener zubleiben / als viel sein Vermögen ohn einige Bedingung leisten könte; wie ihm dann sein Herz eigentlich zutrüge / sie würden in beståndiger Freundschafft noch manniche Zeit leben. Das Fräulein währe lieber mit ihm allein gewesen /umb ihre Liebe zu guter lezt zubezeugen / und seiner Zusage ihn zuerinnern / weil es aber Zeit und Orts gelegenheit nit gönnete / muste sie es vertragen / wünschete ihm mit gebrochener Stimme des HimelsSchutz / und bedankete sich aller geschehenen Ehre. Es hatte Fr. Roxane seine Worte angehöret / welche sie alle ungleich deutete / und auff eine hitzige Liebe zog; Sie wuste fast nicht / ob sie ihm hold oder ungeneigt seyn solte / weil sie in den Gedanken stund / er ginge mit gefährlichem Vorsatz umb / ihre Frl. Schwester zuverleiten / und war ihr nicht so gar unangenehm / daß er seine Reise nunmehr fortsetzen würde. Herkuliskus hatte aus unterschiedlichen Stachelreden / auch von dem Fräulein selbst vernommen / wessen sie gegen ihn gesiñet war / welches er ihr doch nicht verargete /stellete sich auch vor dißmahl überaus freundlich gegen sie / und nach geendigter Danksagung / hielt er bitlich an / mit ihm einen kurzen Abtrit zunehmen /weil vor seinem Abscheide er gar ein wenig mit ihr absonderlich zureden hätte. Sie besturzete hierüber /und zweifelte nicht / es würde die Offenbahrung seiner Liebe gegen das Frl. betreffen / welche einzuwilligen sie durchaus nicht gesinnet wahr / weil sie mit der Groß-Fürstin die Heyraht ihres Bruders zimlicher massen schon beredet hatte; wegerte sich demnach höflich / mit ihm zugehen / biß ihr Gemahl ihr solches gebot. So bald sie im Neben Gemache sich allein befunden / küssete er ihr die Hand / und brachte vor / er hätte vorerst ihr eine grosse Heimligkeit zuentdecken / und hernach eine freundliche Bitte abzulegen / wañ er ihrer Verschwiegenheit könte versichert seyn. Sie bildete ihr den vorigen Wahn so fest ein / daß sie gänzlich meynete / es würde die Anwerbung darauff erfolgen / und gab ihm zur Antwort: Es möchte vielleicht eine solche Heimligkeit seyn / welche sie zuwissen nicht begehrete; wann dann eine unmögliche Bitte darzu kommen solte / wurde er nur ihre gute gewogenheit in Zweifel zihen da sie ihm doch von herzen alles gutes gönnete. Herkuliskus lachete dieser Sorge bey ihm selber / wolte sie doch etwas besser prüfen / und sagte weiter: Sein höchstes Vertrauen hätte er auff ihre Gütigkeit gebauet / wolte auch nicht hoffen / dz sie ihm ihre Gutwilligkeit versagen würde; Die Heimligkeit währe so beschaffen / daß sie noch zur Zeit kein Mensch / als sie / wissen dürffte / deren Nohtwendigkeit die hinzugefügete Bitte åusserst erfoderte / so daß er sich billich vor unglükselig schätzen müste / wann er bey ihr solte einen blossen schlagen. Ach mein geliebter Herkuliskus / antwortete sie / die Götter wissen / wie gerne ich ihm zugefallen bin / wegere mich auch nicht / nach seinem begehren zuschalten / dafern nur meine Frl. Schwester nicht mit eingemenget wird / weil dieselbe nicht mehr frey / sondern von der GroßFürstin und mir / einem trefflichen Herrn / ihrem nahen Anverwanten ehelich versprochen ist /ob sie gleich dessen selbst noch keine Wissenschafft träget. Ich erfreue mich von Hertzen / sagte er / daß mein hochwertes Fräulein zu gutem Glük sol ausgesteuret werden / und weil meine liebe Freundin nicht gerne sihet / daß das Fräulein mit zugezogen werde /so ist solches eben mein begehren / frage nur noch einmahl / ob ich mich auf eure Verschwiegenheit verlassen darff; solte dann meine Bitte nicht können stat finden / woran ich doch im geringsten nicht zweifele /wil ich derselben gerne sie erlassen. Aber was frage ich lange nach eurem guten Willen / der mir durch so manniche Erweisung mehr als zu kund ist? Vernehme demnach meine hochwerte Freundin / meine grösseste Heimligkeit / die ich noch keinem fremden offenbahret habe; und was meynet ihr / herzgeliebete Frau Roxane / mit wem ihr redet? etwa mit Herkuliskus? Ja mit dem / der allen andern biß dahin Herkuliskus bleibet / nur allein euch nicht als meiner allervertrautesten Freundin. Es fing Fr. Roxane an vor Furcht zuzittern uñ beben / nicht anders gedenkend / er würde sich ihr offenbahren / daß er ein warhafftiger Gott währe; Er aber taht / als merkete er ihre Furcht nicht / und fuhr also fort: So höret nun meine Freundin / diese Heimligkeit / und wisset / daß ich so wenig mänliches Geschlechtes bin / als eure Frl. Schwester / sondern ihr sehet vor euch eines mächtigen Königes Tochter / des so offtgedachten Herkules Wase und versprochene Braut / Valiska. Ich sehe wol / meine Freundin / dz ihr gedenket / ich scherze; aber ach nein: die Merkzeichen sollen bald zeugen / was ich rede; öffnete hiemit ihren Busem / und ließ ihre zarten Brüste sehen; daß Fr. Roxane sich in höchster Verwunderung befand /und ihr diese Antwort gab: Allergnädigstes Fräulein /ich bedanke mich untertåhnigst der erzeigeten Gnade /wodurch sie ihre höchste Heimligkeit mir vertrauen wollen / und gelobe ihr hiemit äidlich / daß ich keinem einigen Menschen dieser Welt solches offenbahren wil / als lange sie es verschwiegen zuhalten mir gnådigst anbefihlet; uñ weil ich durch blinden Irtuhm eine sehr unbedachtsame Grobheit begangen / bitte ich umb gnädigste Vergebung. Herkuliskus fiel ihr umb den Hals / küssete sich lange mit ihr / und taht ihr zuwissen / daß um Erhaltung ihrer Jungfräulichen Keuscheit sie Jünglings gestalt angenommen / bähte /ihr nicht zuverdenken / daß sie Arbianes Schlafgeselle zuseyn sich bereden lassen / weil er sie noch diese Stunde vor einen Jüngling hielte / wiewol sie meist deswegen mit ihrer Reise eilete / dz sie des Verdachts möchte enthoben werden; Demnach sie aber nicht wüste / ob ihre Verstellung zu Charas gelten würde /möchte sie gerne auf allen fall uñ ingeheim ein weiblich Kleid bey sich haben / welches zu bezahlen sie Mittel gnug hätte / und diß währe die Bitte / welche sie zugleich ablegen wolte. Warumb gedenket mein Gn. Fråulein der Zahlung? antwortete sie; ich bin ja derselben wegen jezt erzeigeter Gnade mit viel einem mehren verbunden / und weil ich meiner Schwester gestriges Tages ein neues Kleid verfertigen lassen / da der UnterRock von einem Silberstük mit allerhand Farben durchwirketem Blumwerk / das Oberkleid aber von zarter weisser Seide ist / mit Perlen gestikt /wobey Strümpfe / Schuh / und anderer gebührlicher Zierraht sich findet / als wolle Eure Durchl. solches von mir gnådigst annehmen / und meines bereitwilligsten Herzens dabey eingedenke seyn. Herkuliskus bedankete sich davor herzlich / baht / sein mit grossen Königlichen Ehren-Nahmen zuverschonen / und erboht sich / wegen des versprochenen wolgefålligen Kleides alle Dankbarkeit sehen zulassen; håtte aber noch eine Bitte bey ihr abzulegen / als nehmlich / daß sie etliche geträue reitende Diener aussenden wolte /des Weges / welchen er kommen währe / um / in den mit diesem Bild Merkmahl bezeichneten Herbergen zuerforschen / ob nicht ein oder ander fremder Ritter daselbst gewesen / der entweder nach Herkuliskus oder Valiska gefraget / massen sie nicht zweifelte / ihr Herkules oder wol andere mehr / würden nicht unterlassen / ihre Erlösung zubefodern. Fr. Roxane lobete ihr träulich an / ein solches erstes Tages ins Werk zurichten / und weil sie beyderseits sich fürchteten / es möchte ihr langes Gespräch den anwesenden verdächtig fallen / gingen sie wieder in den Saal / da Frl. Barsene in Furcht stund / er würde ihrer Fr. Schwester ihre Liebe anvertrauet haben. Es war die lezte Nacht /daß Arbianes seinen geliebeten Herkuliskus im Arme schlaffen hatte / bey dem er anhielt / es von seinem H. Vater zuerbitten / daß ihm möchte vergünstiget werden / mit nach Parthen zureisen / damit er umb so viel länger seiner lieben Geselschafft und Gegenwart zugeniessen hätte; welches er ihm zwar versprach / und doch zuleisten nicht gesoñen wahr / dann es wolte ihm der junge Herr schon zu geheim werden; daher er wegen der instehenden Reise sich nicht wenig freuete. Des folgenden Morgens lieferte ihm Roxane das Kleid in einem Wetscher / und betrübete sich Arbianes sehr / daß ihm mitzuzihen durchaus nicht wolte erläubet werden / und er also von seinem Herkuliskus den endlichen Abscheid zunehmen gezwungen ward /welchen er mit diesen Worten anredete: Die Götter sind meine Zeugen / herzgeliebeter Bruder / daß in Abwendung seines Unglüks / welches ihn vielleicht treffen möchte / ich weder Gut noch Blut sparen wolte / wann sich einige gelegenheit erzeigen würde; nachdem ich aber bey meinem Herr Vater nicht erhalten kan / daß mir die Reise gegönnet werde / bin ich gezwungen / mich auff dißmahl mit dem grösten Teil meiner Seele zuletzen / daß ich auch nicht weiß / ob mir das Glük verleihen wird / ihn dereins wieder zu sehen; wiewol ich das Vertrauen zu den himlischen Göttern habe / sie werden nicht zugeben / dz die allerschönste tugendhaffteste Menschenzucht in Ehren-und Lebensgefahr gerahte; welche Hoffnung mir die Verheissung tuht / ich solle meinen Herzensfreund nicht gar verlieren / sondern (welches ich wünsche) in hohem Ehrenstande mit Koniglichen Gnaden überhäuffet / wieder antreffen; Inzwischen wil ich ihm des Himmels Schutz helffen erbitten / nicht zweifelnd / er werde mir sein versprochenes in der ferne nicht ersterben lassen / sondern die angefangene Freundschafft und tråue Auffrichtigkeit halten / welches bey Verpfändung meiner Seele von mir sol geleistet werden; fiel ihm mit diesen Worten umb den Hals / und in dem er ihn unterschiedliche mahl küssete / sagete er: O wie glükselig würde ich seyn / wann mir vergönnet währe / des Unglüks helffte über mich zunehmen / da meinem Seelen-freunde sonst einiges von dem Verhängniß angedräuet wird. Mein hochwerter Fürst /antwortete Herkuliskus / er wolle sich / bitte ich /meines künfftigen ergehens so hoch nicht annehme /sondern vielmehr sich versichern / daß mein Muht dem Himel noch viel ein mehres trauet / da ich ihm dann hiemit brüderlich verheisse / aus diesen Morgenländern nicht zuweichen / ehe und bevor ich an seiner beliebeten Gegenwart auffs neue mich ergetzet / und die angeschürzete Liebes Bande fester geknüpffet habe. Wendete sich darauff zu der GroßFürstin und anderen anwesenden / und nach abermahl genommenem Abscheide / befahl er sich ihrer beharlichen Gnade und Gewogenheit / setzete sich neben den GroßFürsten auff seine Leib-Gutsche / und in Begleitung 200 Reuter / die von Pharnabazus und Mazeus geführet wurden / eileten sie auffs geschwindeste fort / die Parthische Häuptstadt Charas zuerreiche.

Ladisla und Fabius samt Leches und ihren neuen Dienern / hatten in Assyrien gute Geselschafft angetroffen / mit denen sie in zimlicher Sicherheit fast die Persischen Grenzen beruhreten / da dem guten Fabius gar ein schweres Ungluk zusties / als sie im Gehölze eine engen Weg ritten / und wegen Räuberischen anfalles gute Auffsicht haben musten / welcher Ursach halben Ladisla vor dem Hauffen / Leches in der Mitte / und Fabius hinten nach ritte. Als nun dieser / umb das sein Pferd stallen wolte / sich ein wenig bey einem trummen umbwege verspåtete / und eines Steinwurffs zu rücke blieb / nahmen dessen vier junge verwågene Räuber wahr / die ihm Pusche sich verborgen hielten / schossen ihm das Pferd alsbald nieder /und sprungen auff ihn zu / da er unter dem Pferde lag / hielten ihm das Maul zu / bunden ihm die Hånde /und führeten ihn mit sich ins Gesträuche / da sie ihm die Augen verbunden / den Harnisch abzogen / und alsbald zuerstechen dräueten / dafern er nicht willig mit fort gehen würde. Fabius wahr übermañet / muste mit springen / und wahr ihm das ungelegenste / daß man ihm das Maul geknebelt hatte / und sich solcher Gestalt eine grosse Meile muste treiben lassen; endlich / da er dieser Beschwerung entnommen wahr /gab er mit wenig Persischen Worten zuverstehen / sie möchten ihn als einen Ritter handeln / er wolte als ein Gefangener ihres Willens leben. Diese aber kehreten sich hieran wenig / sondern führeten ihn mit gefesselten Armen nach dem Fürstentuhm Susiana / und da sie etliche Meilen ohn auffhören fortgelauffen wahren / und sich keiner Nachfolge mehr zubefahren hatten /frageten sie / wer er wåhre / und ob er Geld bey sich hätte. Er gab vor / er hiesse Kleon / währe ein gebohrner Grieche / håtte mit niemand Feindschaft / triebe auch kein gewerbe / ohn daß er als ein schweiffender Ritter seinem Glük nachzöge: Die Geselschaft / mit denen er gereiset / währen reiche Kauffleute / deren einer ihm ein zusammen gewickeltes kleines Tuchlein zuverwahren gegeben / möchte wol köstliche Sachen drinnen seyn / die er ihnen gerne einhåndigen wolte; überreichte ihnen hiemit etliche zusamen gebundene Kleinot ohngefehr 8000 Kronen an wert; über welche die Räuber sich höchlich freueten / und ihm die Wahl zur sonderlichen Gnade gaben / ob er lieber sterben /oder sich verkäuffen lassen wolte. Er empfand hieraus schlechten Trost / und gab ihnen zur Antwort; dafern er so bittselig seyn könte / das ihm Leben und Freyheit geschenket würde / wolte er sich äidlich verpflichten / es an ihrer keinem zueifern; währe es aber ja nicht zuerhalten / bähte er um Lebensfristung / und daß sie ihn einem vornehmen Herrn verkauffen möchten. Nein antworteten sie / wir bieten dich nicht weiter aus / als an einen / welcher dich nach Willen selbst behalten / oder weiter verhandeln wird. Weil er nun die Bremsen nicht reizen / noch diese Buben mit unangenehmen bitten erzürnen wolte / ergab er sich ihrem Willen / nur daß sie ihm die Hände frey lassen möchten / nachdem er ihnen nicht entlauffen könte; welche Gnade er in so weit erhielt / daß ihm dannoch die Arme mit einem Stricke aneinander gebunden wahren / und er deren sich nicht frey gebrauchen kunte. Er gelebete noch immer der Hoffnung / Ladisla würde seines abwesens zeitig inne werden / und umb seine Erlösung sich bemühen: aber alles vergeblich /weil die ganze Geselschaft ihn vor spätem Abend / 6 Stunden nach seinem Verlust / nicht misseten / da sie auff einem breiten Platze sich samleten / und Ladisla nach ihm umsahe / endlich ihm mit Nahmen rieff /und fleissig nachfragete / ob nicht jemand umb ihn Wissenschaft trüge. Man befand zwar / daß er nach gemachtem Schlusse sich anfangs hinter der Schaar gehalten / währe aber in 6 Stunden daselbst nicht gesehen / so daß man gedacht / er wurde neben hin geritten seyn / und unter andere sich vermischet haben. O mein Bruder / sagte hierauff Ladisla / so bistu gewißlich in Unfal gerahten / und wol gar erschlagen; wendete damit sein Pferd umb / in meynung / den Rükweg zunehmen / und ihn zusuchen; aber Leches redete ihm ein; es währe später Abend und in der Wildnis / da nicht allein Räuber sondern auch die wilden Tihre zu furchten; so müste man einen Weg von sechs Stunden reiten / welches den Pferden ja unmöglich fallen würde; zwar er wåhre bereit zu folgen /doch hielte er vor rahtsam / den Pferden etliche Stunden Futter und Ruhe zu gönnen / ob man etliche von der Geselschaft vermögen könte / in früher MorgenStunde mit zu reiten / und Nachsuchung zu tuhn. Ach Leches / antwortete er; inzwischen kan er gar umb sein Leben kommen. Die Götter werden ihn behuten /gab er zur Antwort / und solche Unfal von ihm abwenden. Ladisla sahe daß er gezwungen diesem Raht folgen muste / hielt auch bey der Geselschaft an / des folgenden tages in dem Flecken zu verweilen / biß er entweder seinen Gesellen angetroffen / oder zum wenigsten einige Kundschaft von ihm eingezogen hätte; die zehrungs kosten / wie hoch sie lauffen würden /wolte er gerne abtragen. Dieses erhielt er nicht allein bey ihnen / sondern sie erbohten sich uberdaß / mit ihm zu reiten; machten sich auch früh Morgens auff /und zogen des vorigen Weges / biß sie sein erschlagenes Pferd antraffen / auff welchem der Wetscher noch unversehret / unter dem Reitmantel gefunde ward / welchen sie ablöseten / uñ zu sich nahmen /weil auff die 150000 Kronen wert Kleinot darinnen wahren. Ladisla gingen die Augen über / und kunte nicht ersinnen / wie diß möchte zugangen seyn / biß einer aus der Geselschaft anzeigete; er erinnerte sich /daß er dieses Orts etwas zurücke blieben wåhre / und musten etliche verborgene Räuber ihn unversehens überfallen / und mit sich hinweg geführet haben. Dessen muß ich gewissere Zeichen suchen / sagte Ladisla; stieg mit XXV Mannen ab / und durch kroch die Püsche hin und wieder / biß sie sein Harnisch und Schwert funden / woraus sie gewisse Hoffnung fasseten / er müste nicht erschlagen / sondern gefangen hinweg geführet seyn; zweiffelte auch nicht / er würde seiner Verschlagenheit nach / schon Mittel finden /sich loß zu machen / worzu ihm die kostbahren Kleinot / die er bey sich fuhrete / könten behülfflich seyn. Also kehrete Ladisla mit der Geselschaft wieder umb / und nam Fabius Harnisch / Schwert und Pferde Zeug mit sich. Inzwischen muste der Gefangene Kleon (also werden wir Fabius eine Zeitlang nenen) auch noch diesen ganzen Tag bey geringer Speise biß in die sinkende Nacht eilig fort traben / wie auch des folgenden tages biß an den Mittag / da sie in einem geringen Flecken ankahmen / und bey ihrem bekanten Wirt einkehreten / dem sie den Gefangenen umb 100 Kronen zukauffe bohten; nachdem aber Kleon auff des Wirts Frage / was er gelernet håtte / zur Antwort gab / daß er ein Kriegsman / und keines Handwerks kündig währe; sagete dieser: Mit solchem nichts werten Menschen ist nichts bessers anzufahen / als daß man ihn erschlägt; dañ weil ich ihn nirgend zu lassen weis / werde ich nicht hundert Pfennige vor ihn außzahlen. Kleon wahr in augenscheinlicher Gefahr seines Lebens / weil die Räuber der Mühe verdroß / welche sie / ihn mit zuführen / angewendet hatten / daher sie sich über ihn machten / ihm die Kleider abzuzihen / uñ nachgehends den Kopf einzuschlagen; würde auch dem tode nicht entgangen seyn / wo er nicht diese List erdacht / und bey dem Wirt angehalten hätte / er möchte ihm ein Wort absonderlich hören /so wolte er ihm schon Ursach melden / warumb er ihn käuffen solte; uñ als sie allein wahren / sagte er zu ihm: Mein Herr / da ich von diesen vieren gefangen ward / und verstund / daß ich solte verkauft werden /wuste aber / daß ich keine Handkünste gelernet hatte /wolte ich dannoch meinem Käuffer in andere Wege Ergezligkeit machen / und habe diesen Schaz heimlich bey mir verwahret / welchen ich euch liefern wil /möget euch wol versichern / daß er mit gutem Willen umb 6000 Kronen-kan verkauft werden: So nehmet ihn nun zu euch / daß es diese nicht erfahren / und ich mein Leben behalten möge / weil ja niemande mit meinem Blut kan gedienet seyn; ob ich auch gleich kein Künstler bin / wil ich mich doch in die Hand Arbeit / und was einem Knechte oblieget / wol zuschicken wissen; uberdaß findet sich wol ein grosser Herr der mich käufft / daß ich ihm die Pferde abrichte /oder wol seine Kinder in fremden Sprachen unterweise. Der Wirt nahmens Orsillos / besichtigte die Kleinot / fand sie köstlich / und sagete: Du hast durch diese Bedachtsamkeit kluglich gehandelt / und nun zweifele nicht / ich wil dich käuffen / und umb ein geringes Geld dich einem guten Herrn zuführen. O wie froh ward Kleon / daß er Lebensversicherung bekam; er erboht sich zu aller mögliche Auffwartung / und ging mit dem Wirt in die Stuben / welcher zu den Räubern sagete; es hätte ihn dieser arme Tropf durch viel bitten vermocht / daß er ihn kåuffen wolte; ward also mit ihnen umb 80 Kronen eins / die er baar erlegte / und seinen Kleon alsbald in den Pferdestal jagete /denselben außzumisten; wohin er sich willig verfügete / umb daß er daselbst seine annoch übrigen Kleinot / die er unter den Kleidern am Leibe trug / verbergen möchte / welche eine Tonne Schaz am wert ubertraffen; nach welcher verrichtung er mit der Arbeit / ehe man sichs versahe / fertig wahr / da ihn gleich einer nach dem Hause rieff / die Kleider abzulegen / welche die Räuber bey dem kauffe ihnen vorbehalten hatten. Nun wahr er hierzu gar willig / uñ mit den geflicketen Lumpen / die man ihm zuwarf / wol zufrieden; weil er aber im außzihen merkete / daß noch ein Ring in dem Hosenfutter verborgen wahr / gab er seinem Herrn einen Wink / daß Kleid nicht aus der Hand zu lassen /ob ers gleich dreyfach bezahlen solte; welcher seine Rechnung leicht machete / daß noch ein Vortel müste verhanden seyn / uñ daher die Räuber mit 30 Kronen befriedigte; vorgebend / es stünde das Kleid seinem Leibeigenen so zierlich / daß er in demselben ihn umb ein zimliches teurer als sonst zuverkäuffen hoffete; und zwar dz außgelegte Geld reuete ihn nicht / massen nach der Råuber Abscheid er einen Demant Ring auff 1200 Kronen dariñen fand / dessen er sich freuete / und zu Kleon sagete; weil du mir auch noch diesen Vortel hast gönnen wollen / soltu mich wieder gnädig finden / und wil dich in Speise und Kleidung besser als die andern halten. Also muste dieser Held allhier 5 Wochen als ein Leibeigener dienen / da ihm täglich gar ein wenig warme Speise zum groben Brodte / und ein TrunkWasser gereichet ward / muste unterdessen die Viehställe misten / die unflätigen Winkel reinigen Holz hauen / Wasser tragen / und dergleichen schwere und unflätige Haußarbeit mehr verrichten / und zwar ohn einige gegöñete Tagesruhe biß in die sinkende Nacht; alsdañ gab man ihm eine dünne Sträu im Viehstalle / worauff er mit geschlossenen Füssen ruhen muste. Drey Mägde wahren im Hause / von zimlicher Frecheit / welche sich seiner guten Gestalt gelüsten liessen / und ihm sehr nachgingen / daß er Mühe hatte / sich ihrer zu erwehren / ja des Wirts Weib selber / wie alt sie gleich wahr / begunte ihn ungebührlich anzusprechen. Vier Tage verschonete ihn sein Herr mit schlågen / aber am fünfften suchte er Ursach an ihn / umb zuerforschen / wie er sich in die Peitsche schicken wurde / striegelte ihn auch so elendig ab / daß er fast am ganzen Leibe blutstrimig wahr; welches er vor dißmahl mit möglicher Geduld auffnam; als ihm aber solches zu unterschiedlichen Zeiten begegnete / nam er ihm vor / diesen Jammer durch den Tod zu endigen / und zuvor seinen wuterischen Herrn zuermorden; jedoch erhohlete er sich durch Standhaftigkeit / und ward nach Verlauff dreier Wochen zu rahte / denselben zu bitten / er möchte ihn etwa in eine Stad führen / ob sich irgend ein Kaufman fünde / der ihn seinethalben vergnugete. Dieses setzete er folgendes tages ins Werk / aber mit seinem grossen Unglük; dañ Orsillos schlug ihn mit einem Ochsenstecken so jåmmerlich / daß er drüber in Ohmacht niederfiel; hernach redete er ihn mit diesen an: Du leichfertiger fauler Schelm / woltestu mir vorschreiben / wie ichs mit dir anschlagen sol? Eja / bistu meiner Knechtschaft bereit überdrüssig? harre nur / wir mussen uns was besser beriechen / ehe wir uns scheiden; ich habe etliche Tage her an dir wol gespuret /daß du nicht mehr so hurtig zur Arbeit bist wie vorhin; aber ich werde dir den Brodkorb umb so viel höher knupfen / daß dir der Kitzel vergehe; wobey dieser Ochsenstecken das seine auch tuhn sol: Du ungeschikter Esel kanst mir kinen Groschen erwerben /wovor sol ich dir dañ das fressen geben? Der gute Kleon verdåuete auch noch dieses Fruhstük mit Geduld / uñ nach dem er sich erhohlet hatte / gab er zur Antwort: Mein lieber Herr / eben dieses / dz ich nichts verdienen kan / gehet mir auch zu Herzen / daß ich gedachte / euch möchte etwa mit dem Gelde mehr / als mit mir gedienet seyn; weil ich aber sehe / daß euch solches nicht zuwillen ist / wil nach diesem mit so ungenehmer Anmuhtung ich euch nicht mehr beschwerlich seyn. Daß wil ich dir auch nicht rahten /antwortete er / wo du Hund sonst dieser Schläge forthin mussig gehen wilt; ich bedarf deines nicht werten Rahts gar nicht / und werde schon selber wissen / wie ichs mit dir anfahen sol. Mit diesem Troste ging der elende Kleon wieder an seine Arbeit / und stunden ihm die Augen vol Trähnen. Ach ihr Götter / sagte er / wodurch habe ich dise schwere Busse verdienet? O Herkules! O Ladisla! O mein lieber Vater! O meine Ursul! werdet ihr euch auch wol einbilden können / in was vor Schmach ich mein unseliges Leben fuhre? Hiemit ergreif er eine Holzaxt / des Vorsatzes seinen Herrn damit zuerschlagen; aber sein guter Geist mahnete ihn noch dißmahl ab; jedoch schwur er bey sich selbst einen äid / dafern sein Elend inwendig drey Wochen nicht solte gelindert werden / wolte er versuchen außzureissen / ob er gleich daruber sterben solte. Es verlieffen aber nur zwo Wochen / daß ein Frey Herr desselben Landes daselbst durchreisete / welcher zwar in eine andere Herberge einkehrete / aber doch etliche Diener bey Orsillos einlegete; mit deren einem machete Kleon Kundschaft / und fragete ihn / ob nicht sein Herr eines Knechtes benöhtiget währe / der ihm junge Pferde abrichtete / dz Gewehr putzete / oder seine junge Herrlein in Lateinischer und Griechischer Sprache unterrichten und zu allerhand Ritterspielen anführen könte / alsdann wolte er nicht allein ihm tråulich dienen / sondern das Geld / welches er heimlich verborgen hätte / selbst außzahlen / damit er seinem jetzigen Herrn könte abgekauffet werden. Dieser zeigete ihm an / ob sein Herr solches gleich gerne tuhn wolte / dürfte er ohn seines Gemahls vorwissen es nicht wol wagen / als welche ihn nicht anders als einen StokNarren handelte. Mein Freund / antwortete er / lieber seyd mir zugefallen mit dieser Werbung /und wann ihrs dahin bringet / verspreche ich euch einen Ring von 50 Kronen zur Verehrung. Dieser meynete nicht / daß ein so lausichter und lumpichter Knecht (massen er vol Unziefer wahr) von solchen Mitteln seyn solte / daher wolte er den Ring zuvor sehen; welcher ihm nicht allein gezeiget / sondern alsbald geschenket ward / mit trähnender Bitte / ihm behülfflich zu seyn / daß er diesem unbarmherzigen Herrn möchte entrissen werden. Dieser trug Mitleiden mit ihm / sahe aus seinen Geberden / daß er kein gemeiner Sudelknecht wahr / und ging hin zu seinem Herrn / ihn alles zuberichten; welcher antwortete: Ein guter Bereiter stünde mir nicht übel an / und wann ich ihn uber das noch ohn meine Kosten erhalten kan /habe ich nicht ursach / ihn auszuschlagen. Der Knecht verständigte Kleon dessen / welcher mit ihm anlegete / wie er sich weiters verhalten solte; der auch alsbald hin zu Orsillos ging / und ihn fragete / ob sein leibeigener Kleon ihm feil währe; sein Herr währe eines benöhtiget / den er mit dem Fürsten verspielet hätte /und möchte ihm so bald diese Gelegenheit / ein zimlich Stück Geldes aus ihm zulösen / nicht zustossen. Orsillos gab zuverstehen: Der Leibeigene währe ihm lieb / weil er dreyer Mannes Arbeit verrichten könte /jedoch schlüge er ihn wol loß / wann er ihm gebührlich bezahlet würde; aber unter 1500 Kronen währe er ihm nicht feile / gegen deren Auszahlung er ihn in guter Ritterlicher Kleidung liefern wolte. Das währe viel vor einen solchen Sudelknecht / antwortete dieser; jedoch wil ichs meinem Herrn hinterbringen; ging aber zuvor nach Kleon / und taht ihm bericht wegen des hohen Preises. Demselben sprang das Herz vor Freuden in seinem Leibe / stellete sich doch traurig /und sagete: Es wurde nicht raht seyn / ihn mit vielem Dingkauffe aufzuhalten / damit er nicht rükfällig würde / und wuste doch eigentlich nit / ob er so viel zuwege bringen könte; er hätte ein Kleinot / in welchem alles sein Vermögen bestunde / verhoffete auch / wann er in einer grossen Stad wäre / solte mans so hoch wol ausbringen. Davon weiß ich guten Bericht zugeben / sagte dieser / weil ich V Jahr bey einem Kleinod-macher gedienet habe / und möchte vielleicht mein Herr das Geld wol selber vor das Kleinot erlegen / da es so viel austragen kan. Kleon nam aus seinem Winkel ein weiblich Bruststük hervor / welches über 2500 Kronen gelten kunte / boht es diesem dar /und sagete mit trauriger Stimme: O ihr Götter / gebet / daß dieser mein Schatz mich selber zubezahlen /gültig gnug seyn möge. Der Diener / nach kurzer Besichtigung / sahe / daß es doppelt so viel gelten kunte / als Orsillos foderte / ließ sichs doch nicht merken /sondern erboht sich / Fleiß anzuwenden / daß es verkaufft würde; und wann ich (sagte er mit lachen) es einem über seinem Wert anschmieren könte / wurde mir ja solcher Vortel wol gegönnet seyn. Ja wanns viel tausend Kronen austrüge / antwortete er / wolte ich ihm solches von herzen gönnen; nur bitte ich /mein Freund wolle nicht seumen / damit mein Herr sich nicht eines andern bedenke. Dieser verfügete sich alsbald zu seinem Herrn / zeigete an / der Leibeigene håtte ein Kleinot / welches nicht sonders köstlich /hoffete aber / es dem Wirte in dem begehreten Preise anzubringen / daß der Leibeigene damit gekaufft würde; ging auff erlangete Vollmacht zu Orsillos /lieferte ihm das Kleinot Pfandsweise / und zeigete an /weil sein Herr jetzo auff der Reise so viel Baarschafft nicht entrahten könte / solte es drey Wochen bey ihm stehen / und alsdann mit 1500 Kronen ausgelöset werden. Also ward Kleon ins Haus geruffen / zu dem sein Herr sagete: Deine Haut ist nun verkaufft / so nim nun diese deine vorigen Kleider / und lege sie an / weil ich dich zuliefern gedenke / wie ich dich empfangen habe. Dieser kunte vor Freuden nicht antworten / taht doch nicht / als wann ihm groß drumb währe / wiewol er sich auffs beste putzete / seinem neuen Herrn zugefallen / nachdem er seine treffliche Kleinot wieder zu sich genommen hatte. Orsillos führete ihn hin / trat anfangs allein vor Nabarzanes / und berichtete / er währe da / seinen verkaufften Leibeigenen zuliefern / welcher auch alsbald hinein gefodert ward. Bey seinem Eintrit taht er seinem Herrn grosse Ehrerbietung / der ihn auff Griechisch fragete / aus welchem Lande er kähme / und was sein Gewerbe wåhre. Er hingegen ließ gnugsam erscheinen / daß ob er gleich einen grossen Teil seines Fleisches verlohren /er doch sein gutes Herz und Höfligkeit annoch unverlezt hätte / und fing also an: Hochgebohrner gnädiger Herr; daß Eure Gn. von der schnöden unsaubern Arbeit mich loßzuwirken / gnädig eingewilliget hat / davor bedanke ich mich untertähnig und von herzen; mein Stand / der Geburt nach / ist ohn Ruhm zumelden / frey / und von Griechischem Adel / und bin nie dienstbar gewesen / ohn daß vor wenig Wochen mich etliche Råuber hinterlistiger weise gefangen /und gegenwårtigem Orsillos dem unbarmherzigen und Feinde alles ådlen Geblüts / verkaufft haben; Ich bin von Jugend auf zu den freyen Künsten / nachgehends zu den Waffen gehalten; im Pferde bereiten hoffe ich die Gebühr zuleisten / und was sonst vor ritterliche übungen von mir erfodert werden. Einem solchen Diener / sagte Nabarzanes / habe ich lange nachgetrachtet / und währe unbillich / daß du mit unflätiger Arbeit länger soltest beladen seyn; Wirst du dich nun getråu und fleissig bey mir halten / soltu bessern und gelindern Herrn dir nicht wünschen. Kleon bedankete sich der angebohtenen Gnade untertähnig / und hielt um Vergunstigung an / wenig Worte mit gegenwärtigem Orsillos zureden / nach deren Erlangung er zu ihm sagete: Höret ihr greulicher Wüterich; ich erinnere euch zugleich / was vor einen ansehnlichen Schatz ich euch bald anfangs eingeliefert / und dadurch eure Gunst und freundlichere Pflegung wol verdienet hätte / wie ihr mir aber solches vergolten / und diese fünff Wochen mit mir umbgesprungen seyd / wird euch noch in frischem Andenken seyn / verheisse demnach hinwiederum und an äides-stat / daß wann mir schier heut oder morgen vor meine geträue Dienste meine Freyheit wieder werden solte / ich nicht ruhen wil / biß ich euch aller Woltaht halber baar und mit vollem masse bezahlet habe / weil meine begierden mich ohn das allemal zur Dankbarkeit anreizen / und ich nicht gerne schuldig bleibe / erbiete mich daneben / daß ich mit der Götter hülffe bald kommen / und meine versetzeten Kleinot samt dem lezten Ringe (weil sie mir nur mit Schlägen haben wollen bezahlet werden) einlösen wil. Ja kom nur / wañ dichs gelüstet / sagte der verwågene Orsillos / die Kleinot (ich meyne den Ochsenstecken und die Peitsche) hangen noch an ihrem gewöhnlichen Orte / und können dir / so offt du mit lusten darnach bist / zu aller gnüge mitgeteilet werden /wiewol ich mich von herzen herme / daß ich dich verkaufft / und nicht vielmehr lebendig ans Kreuz geheftet / oder den Hunden zur Speise vorgeworffen habe. Behaltet diese Antwort in eurem Gedåchtniß / sagete Kleon / ich hoffe euch derselben dereins in aller Güte zuerinnern / da euch erst der jeztgedachte Reuel recht kommen dürffte. Dein dräuen / und eines Sperlinges zwitzern gilt mir gleich / sagte Orsillos / und wann ich übel wolte / könte ich mit dir als einem Leibeigenen verfahren / dz du einem freyen Persen und Susianer dräuen darffst. Ich habe kein Dräuwort aus meinem Munde gehen lassen / antwortete er / und wollet ihr mit mir vor die hohe Landes Fürstliche Obrigkeit treten / hoffe ich euch zuüberbringen / daß ihr ein Feind und Schänder des ganzen Adels seyd. Dieser wolte sich so weit nicht einlassen / sagte mit wenigem: Ein leibeigener hat keine Ehre / einen Freyen zubeschuldigen / als welcher immerzu Lügen redet wider seinen Herrn / der ihm hart gewesen ist / welches du mehr / als nie keiner / verdienet hast; und ging damit hinweg. Nabarzanes wolte seinen neuen Diener prüfen / wie ihm das reiten anstünde / und befand ihn darin so vortrefflich / daß er bekennete / ihm währe seines gleichen nie vorkommen. Des folgenden Tages sehr früh brach er mit seinem Gesinde auff /daß er noch vor Abends sein Schloß erreichen möchte; Er hatte sechs gewapnete freye Knechte / und drey Leibeigene bey sich / da Kleon den vierden gab / der seinen Herrn fragete / ob ihm wegen der Gefahr der Räuber nicht vergönnet währe / Harnisch anzulegen /damit er auff Begebenheit vor seinen Herrn streiten /und sein Blut behutsam wagen könte. Nun wahr Nabarzanes ein hochmuhtiger Narr / und gewaltiger Großsprecher / aber dabey so eine feige Mämme / daß ihn der Blåttergeräusch an den Bäumen erschrecken kunte / dannoch wolte er seinen neuen Diener nicht offentlich beschimpffen / sondern sagte auff sein begehren: Gib dich zu frieden Kleon / und fürchte dich nicht zuhart deiner Haut / ich bin meiner Fäuste selbst mächtig gnug / und solt vor Wunden schon geschützet werden; überdas habe ich wehrhaffte freye Diener gnug bey mir / und wil dich zu nirgend / als meine zween junge Söhne erster Ehe zulehren / und etwa ein junges Pferd abzurichten / gebrauche / woneben du meine Rüstkammer unter handen haben / und die Waffen fein sauber halten solt. Kleon durffte nicht widersprechen / insonderheit / da er der Tohrheit seines Herrn innen ward / und beklagete seine Leibeigenschafft nicht so sehr / als daß er keinen rechtschaffenen Herrn hatte. So verdroß es die freyen Knechte nicht wenig / daß er sich unternehmen wolte / Waffen zufuhren / daher sie ihm viel Schimpffs erwiesen /auch endlich gar mit Maulschellen dråueten / welches alles er geduldig erlitte / unter der Hoffnung / es ihnen einzubringen. Um den Mittag / da sie den halben Weg hinter sich gelegt hatten / sahen sie sechs gewapnete Ritter von ferne auff sie zureiten / dessen Nabarzanes nicht wenig erschrak / und anfangs willens wahr /auszureissen / bedachte sich doch wieder / und hoffete / es würden etwa bekante oder sonst aufrichtige Ritter seyn. Jene kahmen in guter Ordnung auff sie angesetzet / und merkete Kleon bald / was ihr Vorhaben wahr / daher er zu seinem Herrn sagete: Diese werden uns gewißlich mit ihren Schwertern grüssen / und hätte ich Waffen / würde ich nicht unterlassen / ihrer Gn. ein dienstwilliges Herz in Bestreitung dieser vermuhtlichen Räuber sehen zulassen. Nabarzanes kunte sich vor Angst kaum auff dem Pferde halten / und antwortete ihm mit zitternder Stimme: Weil du dann so gute Lust hast zu fechten / wil ich dir vor dißmahl meine Waffen überlassen / weil ich wegen eines Fiebers mich sehr übel befinde. So lassen ihre Gn. die Diener voraus reiten / sagte er / und da sie solten angefallen werden / den Streit anfahen / daß ich Zeit gewinne /mich zuwapnen. So bald jene auff diese stiessen /griffen sie nach kurzer Wortwechselung zu den Schwertern / und schlugen frisch auff die sechs Diener loß / welche zwar den ersten Anfall aushielten / aber endlich hinter sich getrieben wurde / gleich da Kleon gewapnet wahr / welcher sie also anfuhr: Schämet ihr euch nicht / daß in eures Herrn gegenwart ihr euch auff die Flucht begeben dürffet? ein solches trifft ja mit eurem heutigen Troz bey weitem nicht ein; so folget mir nun / wollet ihr sonst nicht an eurem Herrn Verrähter spielen / und euch aller Ritterschafft unwirdig machen; traff hiemit auff die Feinde mit solchem Ernst / daß er im ersten Angriff einen niderhieb / und den andern tödlich verwundete; welches die Diener ersehend / wieder einen Muht fasseten / und auf die Feinde losgingen; wurden aber dergestalt empfangen /daß ihrer viere stürzeten; dahingegen Kleon ein solches Gemätsche hielt / daß sie vor ihm wichen / biß sie alle auff einen / teils erschlagen / teils zum Gefechte undüchtig gemacht wurde. Nabarzanes hielt von ferne hinter einer Hecke / und sahe mit Verwunderung zu / wie sein neuer Knecht Raum machete /daß er im Herzen bekennen muste / er hätte ohn seine hülffe sich vor dem Tode oder Gefängniß nicht beschützen können; Als er nun sahe / daß die Räuber biß auff einen erlegt waren / gab er sich aus dem verborgenen hervor / und rief Kleon zu / er solte niemand leben lassen / sondern den lezten auch hinrichten; dann weil dieser ein fester Ritter wahr / gab er ihm viel zuschaffen / wiewol man leicht sahe / daß ers in die harre nicht treiben würde; ließ doch sein gutes Herz nicht sinken / und sagte zu Kleon: Ritter / ihr seyd der meinen Tod gewesen / welches ich billich rächen muß. Ritter / antwortete er / mannichem mißlinget die Rache / drum lasset euch genügen / es dürffte euch sonst gereuen. Darauff muß es gewaget seyn /sagte jener / und hielt sich wol / biß Kleon ein Stoß geriet / mit welchem er ihm den garaus machete. Hiemit wahr der Streit geendiget / jedoch auch Kleon an etlichen Orten seines Leibes zimlich verwundet. Nabarzanes aber stund und beklagete seine Diener / welche da gestrekt lagen / sagte auch zu Kleon: Du hast dich zwar zimlich gehalten / aber håtte ich selbst gefochte / solte meiner Diener keiner beschädiget seyn. Dieser seuffzete über seines Herrn Tohrheit / und merkete aus seinen Reden / was hinter ihm steckete /hoffete doch bessere Gelegenheit bey ihm / als bey dem vorigen zuhaben / daß er seine Zeit ersehend /sich davon machen könte; wolte ihn aber dißmahl mit genehmer Lauge zwagen / und gab ihm zur Antwort: Ja / gn. Herr / an eurer unbegreiflichen Stärke / und Heldenmutiger Herzhaftigkeit / trage weder ich noch jemand Zweifel / auch ist mir hingegen meine Schwacheit wol bekant; aber gewißlich muß Euer Gn. Dienern das Ungluk sehr übel gewolt haben / daß von diesen nichtwerten Råubern sie dergestalt gezüchtiget sind / da sie vorhin vor Hochmut bersten wolten / uñ der Waffen mich unwirdig schåtzeten / wiewol ich ihne das Leben gerne geschützet hätte / da es in meinem Vermögen gewesen. Nabarzanes antwortete mit wenigem: Hin währe hin / und könte nicht wiederbracht werden / nur låge ihm am meisten dran / daß er in so schlechter Begleitung auff sein Schloß reiten solte. Damit hieß er ihm die Waffen wieder geben /und von den erschlagenen die besten zu sich nehmen /welches er willig verrichtete. Die beyde annoch ubrige freye Knechte ritten mit ihrem Herrn fort / aber ehe sie das Schloß erreicheten / stürzeten sie von ihren Pferden und verschieden / da Kleon uñ die drey Leibeigenen aller erschlagenen Pferde zusammen kuppeln /und mit sich führen musten. Als sie das Schloß ins Gesicht bekahmen / erkennete Kleon / daß vor einen so ungeschlieffenen Herrn es viel zu gut war / und im Einzuge befand er nicht geringe Zeichen seines Reichtuhms. Die Frau / ein junges und schönes Bild / die mit seiner Ursulen dem Angesichte nach / sich in vielen sehr verglieche / stund im innern Platze / sehr prächtig gekleidet / und hatte sechs Leibdienerinnen hinter ihr stehen / empfing aber ihren Nabarzanes solcher gestalt / daß Kleon die Haar davor zu Berge stunden. Feiner Herr / sagete sie / wie bleibet man über die bestimmete Zeit so lange aus? ich meyne /man habe den Weg vergessen; Jedoch / grosse Narren (Herren wolte ich sagen) müssen sich erlustigen /damit die Speisen ihnen desto besser schmecken. Hier wirds gewiß nicht ohn Haar rauffen abgehen / gedachte Kleon / und legte schon über / wessen Beystand er seyn wolte; wie er aber hörete / daß dieser Tropf die Pillen geduldig verschluckete / ja vom Pferde herunter stieg / und ihr liebkosete / gedachte er; Oho gehets hier so zu / must du der Frauen zu dienste stehen /alsdann wirstu wol hindurch kommen; sprang gleich damit vom Pferde / setzete sich vor ihr auff die Knie /und redete sie mit diesen Worten an: Hochgebohrne Gn. Frau; nachdem das Glük in meinem höchsten Unfall mich so beseliget / einer so trefflichen Frauen untertähnig auffzuwarten / habe über meinen bißher erlittenen Verlust ich nicht zuklagen; wunsche nur bloß / daß meine geringschätzige Dienste also möchten beschaffen seyn / daß Ihrer Gn. selbe gefallen könten /welche ohn Sparung meines Blutes anzuwenden / ich bereit und willig bin / bitte in tieffster Demuht und Untertähnigkeit / meine Gn. Frau wolle mit beharlichen Gnaden ihrem unwirdigsten Knechte gewogen bleiben. Fr. Statira sahe Kleon inständig an; sein Angesicht und Höfligkeit gaben / daß er kein gemeiner Knecht wahr; hieß ihn demnach auffstehen / und fragete Nabarzanes / von wannen ihm dieser Diener kähme / und wo sein ander Gesinde währe / auch was die Kuppelpferde wolten; sie hoffete ja nicht / daß er gar zum Pferdetåuscher gedienen. Hieselbst fing nun dieser Gecken seine Ruhmrähtigkeit weidlich an: Dieser sein Kleon / Griechisches Adels / wåhre ihm von einem vornehmen Persischen Herrn vor leibeigen geschenket; Vier Meilen von hinnen hätte er einen harten Stand wider eine grosse Anzahl Råuber ausgehalten / und alle seine Diener zugesetzet; sein Arm währe von vielem Gefechte ihm erstarret / und entsetzete sich vor den Blutbächen / die sein Schwert heute rinnen gemacht. O du Auffschneider / sagte sie / schämestu dich dann keiner Lügen mehr? Ja wañ dein Hasenherz mir unbekant wåhre / möchtestu mir dieses Kletchen anwerffen; Vielleicht hast du hinter einem Baum gehalten / und zugesehen / wie deine Diener nidergeschlagen sind. Unter dieser Rede ward sie gewahr /daß noch etliche Blutstropfen von Kleon fielen / und sagte zu ihm: Tapffer Ritter / hat euch Unglük etwa in Dienstbarkeit gestürzet / so trauet den Göttern uñ eurem Glük / die euch in vorigen Stand wieder setzen können; meine Gutwilligkeit sol euch unversagt seyn /wann ihr euch (wie ich dann nicht zweifeln wil) gebuhrlich verhalten werdet. Befahl auch alsbald einer Magd / den Arzt zufodern / damit ihm seine Wunden verbunden würden / und gefiel ihr dieser Diener so wol / daß sie nichts so sehr / als seine völlige Gesundheit begehrete / insonderheit / da sie sein tapfferes Gefecht von dem einen Leibeigenen rühmen hörete.

Unser Herkuliskus hatte gar eine glükliche Reise von Ekbatana nach Charas / woselbst er mit dem GroßFürsten und der ubrigen Geselschafft ohn einigen Anfall anlangete. Phraortes ließ sich bey Artabanus untertähnigst anmelden / daß ihm ein freier Zutrit allergnädigst möchte vergönnet seyn / aber es ward ihm solches nicht allein gewegert / sondern muste von einem nichtigen Kämmerlinge in sich fressen / was ihn so verwägen kühn machte / ungefodert vor seinem Groß Könige zuerscheinen. Dieser schändliche Hochmuht erschreckete unsern Herkuliskus in etwas / und vermuhtete daher wenig Höffligkeit und Liebe zur Tugend bey diesem Unholden. Hingegen kehrete sich Phraortes / als dem des Königes Stolz bekand wahr /gar nichts daran / sondern ließ zum andernmale seine alleruntertåhnigste Dienste anmelden / nebest andeutung / er wurde seine Königl. Hocheit zubemühen sich nicht unterstanden haben / wañ er nicht deroselben ein sonderliches einzuliefern hätte / nehmlich einen schönen ritterlichen / tugendliebenden fremden Jüngling / deßgleichen ihrer Königl. Hocheit sehr wenig oder wol gar keiner würde vorkommen seyn. Worauff er seines Ansuchens einwilligung bekam; stieg vor dem innersten Schloßtohr ab / und ließ Herkuliskus / von Pharnabazus und Mazeus begleitet /hinter ihm her treten / auff welchen alle Anwesende ihre Augen wendeten / und nicht anders meineten / er währe ein Engelisches Bilde. Anfangs hatte sich derselbe verwundert über dieser Stad grösse / uñ ihrem prächtigen Ansehen / aber hier entsetzete er sich wegen der ungläublichen Vortrefligkeit dieses Königlichen Schlosses / da alles auffs üppigste gebauet wahr / und man daß ganze Werk von dem außerlesensten Alabaster und kraußbunten Schein-Marmel auffgemauret sahe. Der Glanz der übergüldeten Dächer und gegossenen Bilder / welcher von den Sonnenstrahlen entstund / blendete den Anschauenden das Gesicht; des Schlosses Begriff wahr so weit / daß mans vor eine zimliche Stad schätzen mögen / und wahr nicht desto weniger ein jeder Stein auffs allerfleissigste außgearbeitet / so daß man Urteilen muste /hundert tausend Steinmätzen hätten es in etliche hundert Jahren nicht enden können; der zierlichen Windeltreppen / lustigen Umbgänge unter den Dächern /und der Hange-Garten wahr fast keine Zahl; und wann ich nur die vornehmsten Gemächer mit ihrer Zierligkeit entwerffen solte / würde ich ein zimliches Buch damit anfüllen. Eine sehr weite Windeltreppe /fast mitten am Gebäu Ostwerts / wahr die ansehnlichste / welche mit 60 Kriegsknechten und 20 Trabanten außwendig besetzet / niemand zu steigen erläubet wahr / ohn die außdrüklichen Königlichen geheiß bescheinigen kunten / und weil sie dahinauff begleitet wurden / muhtmassete Herkuliskus nicht vergebens /es wåhre der Gang zum Königlichen Gemache; deren dann drey in außgestrekter länge aneinander gebauet wahren / und kunte man durch alle drey hindurch von einem Ende zum andern sehen. Im hinterste saß der König / wann er Gehör vergünstigte / auff einem erhabenen Stuel mit güldenen Tuchern behänget / die von ädlen Steinen glänzeten. Außwendig vor der Tuhr legete der GroßFürst seinen Säbel ab / wie auch Herkuliskus / der mit Pharnabazus und Mazeus daselbst wartete / biß er hinein gefodert würde; dann Phraortes trat anfangs allein hinzu / fiel bald im Eingange nach Parthischem Gebrauch auff die Knie / und taht dem Könige den Fußfal / und da er dieses Gemachs Ende erreichet hatte / und zum mitteln eintrat / leistete er eben dieselbe Ehrerbietung / im dritten und innersten /blieb er liegen / biß Artabanus ihm durch Neigung des Reichsstabes auffstehen hieß / da er seine Rede diesergestalt führete. Allergroßmächtigster unüberwindlichster König / allergnädigster Herr: Die Götter verleihen euer Königl. Hocheit stetswierige Gesundheit und glükliche Herschung; befehle mich deroselben in tiefster Untertähnigkeit und Gehorsam / und zeige derselben demühtigst an / daß aus fernen Landen durch der Götter Vorschub mir von dem Glük ein wolständiger schöner Jüngling zugeführet ist / welcher / unangesehen seiner Jugend / im Schiessen /Fechten / Reiten / Jagen / Tanzen / Singen / und Seitenspielen sehr wol und außbündig geübet / doch unserer Morgenländischen Sprachen nicht allerdinge erfahren ist / sondern ins gemein Griechisch und Latein redet; vom Geschlecht ist er / seinem vorgeben nach /Fürstenstandes / und von Zierligkeit der Sitten in meinen Augen fast volkommen; wañ dann ihre Königl. Hocheit den ernstlichen Befehl ergehen lassen / daß die zierlichsten Junglinge und Jungfräulein / deroselben sollen zugeführet werden / habe ich solches gehorsamst verrichten wollen / untertähnigst bittend /Ihre Königl. Hocheit wollen dieses mein Tuhn allergnädigst vermerken / und mit beharlichen Gnaden mir / ihrem gehorsamst-untertähnigsten Knechte gewogen verbleiben. Artabanus neigete den Reichsstab zum Gnadenzeichen gegen ihn und sagte: Mein Fürst lasse zu uns den Knaben nach gebühr herein treten / wie er wird unterwiesen seyn; werden wir dann etwas sonderliches an ihm finden / sol es von uns allergnädigst erkennet werden. Phraortes eilete ihn hinein zu führen / der ihm unerschrocke folgete / und wie er unterrichtet wahr / taht er den gewöhnlichen Fußfall durch alle drey Gemächer. Da ihn nun der König in der nähe beschauete / ward er über seiner volkommenen Schönheit fast entzükt / neigete den Königsstab ziemlich tieff gegen ihn / und gab ihm dadurch Erläubnis zu reden / da er mit freudigem Angesicht / unerschrokenem Herzen und unverworrener Rede in Persischer Sprache (dann er hatte sich fleissig darzu geschicket) also anfing: Unüberwindlichster allergroßmächtigster König / allergnadigster Herr; es hat der Himmel aus sonderlicher Gunst gegen diese weitläuftige volkreiche Morgenlånder / eure Königliche Hocheit auff diesen großgebietenden Stuel setzen / und dero herliches Ansehen mir zuerkennen geben wollen / daß ihrer Hocheit unermäßliche Gewalt / volkomene Weißheit /und helleuchtende Tugend ich verhoffentlich dermahleins meinem weit abgelegenen Vaterlande anmelden /und dero pråchtigste Herligkeit kund machen solle. Zwar mannicher meines gleichen / würde lieber den Tod als diese Stelle / worauff ich stehe / wählen; ich aber / nach dem ich der festen gewißheit bin / daß /wie eure Königl. Hocheit mit Gewalt den Göttern am nähesten sitzet / dieselbe nicht weniger an Liebe zur Tugend und Erbarkeit ihne verwand seyn müsse /werde / diese hohe Glükseligkeit / eure Königl. Hocheit gesehen und angeredet zu haben / aus meinem Gedächtnis nimmermehr kommen lassen. Dafern nun eure Königl. Hocheit ein göttliches Werk der Barmherzigkeit / meiner Fr. Mutter / einer gebohrnen GroßFürstin aus Teutschland erzeigen / und mich /ihren lieben Erben derselben allergnädigst wieder zusenden wolte / würde die Parthische Gerechtigkeit daher ihre Strahlen umb so viel weiter werffen / angesehen / ich keines Feindes Kind / noch in einer Schlacht oder Fehde gefangen / sondern von boßhafften Räubern auffgefasset / und den meinen nicht ohn Blutvergiessen entführet bin / denen die göttliche Rache albereit ihren verdienten Lohn gegeben / und sie durch andere Räuber hat erschlagen lassen. So eröffne nun eure Königl. Hocheit ihr von Barmherzig-und Gerechtigkeit angefülletes Herz / mir / ihrem aller untertähnigsten Diener / und lasse mich unwirdigsten einen Teil ihrer Königlichen hohen Gnade unter die Leute außtragen / damit die weit abgelegene Welt erkenne / der grosse König Artabanus sey wirdig / von der Sonnen Auffgang / biß zu ihrem Niedergange den Reichsstab außzustrecken / als mit dessen Volkomenheit nichts unter dem Himmel kan verglichen werden. Allergerechtester König / ich halte nicht an / umb Königl. Geschenke; nicht umb Hulffe wieder måchtige Feinde; nicht umb wider gewinnung / was mir wiederwärtige Hand und Macht möchte genomen haben; sondern bloß / daß mir möge allergnådigst erläubet seyn / mich nach den meinen zuverfügen / ohn einiges Menschen beschwerung / Schaden und Mühe / die ich nicht doppelt zuerstatten mich verpflichten solte. Schließlich wünsche ihrer unvergleichlichen Königl. Hocheit ich untertähnigster / gesundes Leben / beständige Herschaft / Sieg wieder alle ihre Feinde / und glüklichen Fortgang alles Vornehmens / deren allergnädigsten Gewogenheit ich mich untertåhnigst empfele. Nach geschlossener dieser Rede / fiel er abermahl vor des Koniges Füssen nider / und bückete sich gar biß auff den Bodem. König Artabanus antwortete ihm mit keinem einzigen Worte / betrachtete nur seine innigliche Schönheit / und gab ihm mit dem Reichsstab ein Zeichen aufzustehen; nachfolgends saß er als ein Tiefsinniger / der im Herzen rahtschlaget / ob er der Bitte Stat geben wolle oder nicht; daß auch Phraortes und Herkuliskus selbst in hoffnungs Gedanken gerieten / er würde von der Tugend sich übermeistern lassen / und ihn den seinen wieder zusenden; aber sie wurden hierin sehr betrogen; dann er hatte keine Acht auff Herkuliskus Rede gewendet / sondern überlegete / wozu er ihn am besten gebrauchen würde. O / sagte er in seinem Herzen / daß dieser Jüngling in ein Weibsbild könte verwandelt werden / alsdann hätten meine Begierden den Zweg ihres Nachsuchens völlig erhalten. Endlich brach er mit diesen loß: Mein Fürst Phraortes / von wannen kömt euch dieser zierliche Knabe / welcher ohn zweiffel an Schönheit mein ganzes Frauenzimmer weit übertrift? Phraortes wiederhohlete sein voriges / und am Ende baht er / ihre Königl. Hocheit wolten die innerliche Seelen Schönheit dieses Fürstlichen Jünglinges / durch welche er an Tugend und Geschikligkeit leuchtete / ihr allergnädigst gefallen lassen. Ja er wird uns sehr lieb seyn /antwortete der König / sol auch diese Hulde spüren /deren noch kein ander genossen hat / wie seine Schönheit auch wol verdienet. Aber Jüngling / sagte er zu Herkuliskus / dich wird zuvor ein kleiner Schmerzen übergehen / nach dessen Vollendung dir höhere Glükseligkeit begegnen sol / als du dir niemahls hast einbilden können. Dieser wunderte sich /daß ihm so gar nichts auff seine Rede geantwortet ward; und ob er gleich in seinem Herzen gedachte /hier ist weniger Liebe zur Tugend / als bey einem abgesageten Feinde der Erbarkeit / wolte er doch noch eins versuchen / was durch Worte möchte zuerhalten seyn / und gab diese Antwort: Allergroßmächtigster König; ich weiß nicht / was vor Schmerzen der höchste Fürst auff Erden mir einem unschuldigen Jünglinge Fürstliches Geblüts anzulegen / gönnen oder zugeben könte / zumahl ich der allergeringsten übertretung mich nicht schuldig weiß; es währe dañ / daß dieses Königlichen Hofes Gebrauch mit sich brächte / daß man etwa einen Beweißtuhm der Demuht oder Geduld ablegen muste / dessen ich mich nicht wegern werde; dañ in meinem Vaterlande führet man mich und andere meines gleichen zu solcher Bewehrung oftmahls an; deßwegen wil ich mich umb so viel desto gefasseter darzu einstellen / und zwar in alle dem / was ohn verletzung meiner Zucht und Ehre gesehehen kan /wie ich mich dann dessen verlustes an diesem Orte nicht befahren darff / welchen wir als der Götter Siz anbehten müssen. Der König ließ hierauff ein greßliches Angesicht erscheinen / doch zwang er sich über seine Gewohnheit / und sagte zu Phraortes / es schiene dieser ein sehr frecher Knabe zu sein / daß er seiner Hocheit von Ehre und Zucht reden dürfte / da doch des Königes Wille der Ehre uñ Zucht die masse gäbe; hernach befahl er dreien ädlen Trabanten / die im Gemach auffwarteten / sie solten den Jüngling hinführen / daß er verschnitten / und aufs fleissigste geheilet würde; welches Herkuliskus hörend / sich auff die Knie legete / und mit ganz bewäglicher Stimme also redete: Allergroßmächtigster König; euer Königl. Hocheit ich unwirdigster bitte uñ flehe demühtigst /mich dieser Schmach nicht zu unterwerffen / als nach deren gewaltsame anlegung ich mich vollends hinzurichten / gänzlich entschlossen bin. Mein Stand / in dem ich gezeuget / ist trauen nicht Knechtisch / und ein teutsches Herz untergibt sich lieber dem Henkerschwert / als dem schanden-Messer; meinet eure Königl. Hocheit / mich etwa im Frauenzimmer zugebrauchen? O nein! dem werde ich durch einen rühmlichen Tod leicht vorkommen; oder ist einer / der mir grössere Schande anmuhten dürfte? dem schwöre ich bey dem wahren Gott / daß ich seiner Viehischeit sehr teure Bezahlung suchen werde / eben da er am wenigsten sichs versehen möchte. Nicht rede ich solches euch grossem Könige zu Troz / davor mich der Himmel wol bewahren sol / dann wie könte zu demselbigen ich mich einiger Unmenschheit versehen? Nur ist mein allerdemütigstes flehen / eure Königl. Hochheit wolle ihren scharffen Befehl allergnädigst auffhebe. Der König stellete sich nochmals / als håtte er der Rede nicht wahrgenommen / sahe seine Diener greßlich an / und fragete: Ob sie seinen Befehl vernommen hätten. Dieselben fielen nider / bahten umb Gnade /und machten sich mit freundlicher Rede an Herkuliskus / er möchte ja durch seine wiederspenstigkeit des grossen Königes Zorn nicht auff sich laden / sondern willig mit ihnen gehen. Er wolte aber nicht / sondern blieb auff seinen Knien sitzen / und sahe den König mit helblinkenden Augen ins Angesicht / mit solchem frischen beständigen Muht / daß alle Anwesende sich davor höchlich entsetzeten; daher die Diener ihren König frageten / ob ihnen befohlen währe / den wiederspenstigen Jüngling mit Gewalt hinweg zu tragen. Nein / antwortete er / aber wird Phraortes nicht schaffen / daß der frevelmuhtige Knabe mit gutem Willen fort gehe / sol es an beyder Leben grausamlich gerochen werden. Der GroßFürst erzitterte hierob / trat zu ihm / und sagete: Mein geliebter Sohn / sollen wir dann beyde eines bösen todes sterben? doch mein Leben kan ohndaß so gar lange nicht mehr wehren. Er aber richtete sich freudig auff / neigete sich anfangs gegen den König / und gab zur Antwort: Ey daß wolte Gott nicht / daß so ein teurer ehrliebender Fürst meinetwegen in Lebensgefahr gerahten solte; neigete sich abermahl / und mit ernsthaffter Stime sagte er zu dem Parther: Grosser König / es hat mich keine todes Furcht von dieser Stelle auffgehoben / sondern euer Königl. Hocheit den ersten Gehorsam nicht zu wegern / gehe ich mit diesen Dienern hin; das übrige stelle ich Gott heim / zu Rettung euer Königl. Hocheit Ehren / auch zu meiner Zucht und Gesundheit / als lange sie können beysammen seyn; dann ich schwöre nochmals / daß alles beydes an mir untrenliche Schwestern sind / so daß der einen Verlust die andere willig nach sich zihen wird; dessen doch ungeachtet /eure Königl. Hocheit ich klårlich sehen lasse / wie hoch ich dero Befehl achte; neigete sich zum drittenmahl / und sagete zu den Dienern / komt bald / wir müssen auff Königlichen Befehl / diesen Weg vor uns nehmen / umb zu sehen / wie es Gott weiter schicken werde. Als sie aus dem lezten Gemach traten / nam er seinen Säbel von Timokles / hing ihn an / und befahl ihm / geschwinde nach der Gutsche zulauffen / und ihm seinen Kleiderwetscher zu holen; Pharnabazus und Mazeus aber baht er / in der nähe zu bleiben. Die drey Diener hatten alsbald einen treflichen Wund Arzt bey sich / der unserm Herkuliskus versprach / er wolte so säuberlich mit ihm verfahren / daß er des Schnittes kaum solte inne werden. Gingen also miteinander über den innersten Plaz nach einem Gemache / welches fein gezieret wahr / und an allen vier Seiten sehr klare Fenster hatte; in der Mitte stund ein langer Tisch / auff welchem etliche seidene Stricke lagen /und an den Fenstern umbher stunden allerhand erquikliche Kraftwasser in Kristlinen und Alabaster Geschirren / deren etliche sie hervor nahmen / und bald darauff begehreten / Herkuliskus solte die Kleider ablegen; gab aber zur Antwort; durchaus nicht / dann ich habe dessen von meinem Könige keinen Befehl /mich solcher Schmach zu unterwerffen / sondern nur mit zugehen / dem ich gehorsamst nachkommen bin. Diese lacheten der kalten Entschuldigung / und erinnerten ihn zum andernmahl / damit sie Hand anzulegen möchten geübriget seyn / drungen auch zugleich auff ihn hin / des Vorsatzes ihn zu entkleiden. Er sagte / sie solten gemach tuhn / legte den Medischen Rok von sich / riegelte die Tühr inwendig zu / trat an dieselbe / und sagte: Da liegen alle Kleider / die ich aus Zwang lebendig abzulegen willens bin / uñ nöhtige mich ja niemand zu einem mehreren. Die Diener kehreten sich hiran wenig / und wolten ihn bey den Armen erhaschen / da er ihnen entweich seinen Säbel zückete / und mit feurigen Augen zu ihnen sagete: Haltet ein ihr Buben / haltet ein / wo ihr mich nicht nöhtigen wollet / euch den Lohn vor verrichteter Arbeit zugeben. Weil sie nun immer begieriger auff ihn drungen / hieb er dem verwägensten den Schedel glat herunter; richtete sich gegen den andern / der ihn zuerschrecken / den Säbel entblössen wolte / aber ehe er sichs versahe / wahr ihm der Bauch auffgeschlitzet / daß ihm das Gedärm vor die Füsse fiel; der dritte ergriff ihm den Säbel bey dem Kreuz / aber er risse ihm seinen eigenen von der Seite / und spaltete ihm den Kopff biß an die Kinnebacken. Der Arzt versteckete sich hinter den Tisch; aber er sagte zu ihm: Du unflätiger Bube solt dieses schändliche Handwerk nit mehr brauchen; auff welches Wort er ihm den Säbel durchs Hirn schlug. Pharnabazus und Mazeus höreten draussen das Gematze / und macheten ihnen bald die Rechnung / was vor gehen müste / daher Pharnabazus verdecketer Weise sagete: Gilt mein Herr / wo unser Herkuliskus nicht durch diese Taht ganz in ein ander Geschlecht verwandelt wird / welches sich bald kund geben sol. Derselbe nun öffnete gleich das Gemach /ließ seine Auge nicht anders als zwo brennende Kerzen sehen und sagete: Geliebte Freunde / ich bin in eines unvergleichlichen Wütrigs Hand gerahten; doch wil ich ehe sterben als in Schande Leben / und wer mir Schmach anzufügen gedenket / sol gleich also /wie diese Buben / gelohnet werden worzu ich gute Mittel weiß / und wans gleich Artabanus selber wåhre. Sehet / diese Schandbuben haben aus mir einen Verschnittenen machen sollen / welches doch unmöglich / und wieder meine GeburtsArt ist / massen ich euch nunmehr offenbahren muß / daß ich kein Mannesbilde / sondern / ein Königliches Fråulein aus Böhmen / meines einig geliebeten Herkules verlobete Braut bin / wie solches / meiner muhtmassung nach /Herr Pharnabazus an mir schon gemerket hat. Aber dieser wolte solches gar nicht gestehen. Mazeus verwunderte sich zum hefftigsten / und stelleten sich beyde unwillig / daß sie ihr Geschlecht biß auff die lezte Stunde vertuschet hätte; Sie aber sagete; lasset euch nichts irren / nur machet euch beyseit / Unglük zuvermeiden / und daß mein Diener bald komme. Unter diesem Verlauff wahr niemand in grösser Angst / als Phraortes; Er bedachte bey ihm selbst / ob auch die Götter dem frommen Jüngling so grosse Schande und Schmach würden anlegen lassen; nimmermehr /sagte er in seinem Herzen / wird er sich hierzu bequemen / und wer weiß / ob er wol nicht schon tod ist? Der König sahe / daß er sehr verwirret wahr; Zwar es steckete demselben noch ein Zorn im Herzen / aber die Liebe trieb solchen gemehlig aus; Daß er nun des GroßFürsten Gedanken erforschen möchte / fragete er ihn / was er so bekümmert währe? Ich weiß nicht /allergnädigster König / antwortete er / was vor selzame Schwärmereyen mir im Kopffe umher schweben /nur bitte ich untertähnigst / Ihre Königl. Hocheit wollen mir keine Ungnade zulegen / da der Jüngling meinem vermuhten nach / sich sperren würde / welches ich höchlich fürchte / wann ich seiner lezten Rede mich erinnere. Was wolte er sich sperren? sagte der König / meine Diener werden ihn schon zähmen. O allergn. König / antwortete er / seine geschikligkeit in Waffen übertreffen alle Kräfte / dessen mein Fechter wol inne worden. Wir werdens bald erfahren / sagte der König / wie bendig er wird gemacht seyn / wann sie dessen die Zeichen bringen. Herkuliska (also wolte sie nunmehr geneñet seyn) so bald sie die weiblichen Kleider von Timokles bekam / legte sie dieselben auffs schleunigste an / schmückete sich mit Kleinoten und Perlen auffs prächtigste / und ging ohn einiges Menschenhinderung die bekante Steige wieder hinauff. Dem Könige begunte zu mißdünken / daß seine Diener so lange aussen blieben / und befahl einem ädelknaben / zuzusehen / was dessen die Ursach währe; Dieser begegnete dem Fräulein oben auff dem Gange / nahe vorm Gemache / und entsetzete sich vor ihrer Schönheit; Sie hingegen fragete ihn freundlich / wohin er eilete / und auff seine kurze Antwort sagte sie zu ihm: Mein / saget Fürsten Phraortes / es sey hier eine / die wolle ihm von allem Bericht geben. Dieser / nach erwiesener hoher Ehre wahr gehorsam / und sagete zu Phraortes: Mein Herr / ein himlisches Weibesbilde in trefflichem Schmucke /deren gleiche die Sonne wol nimmermehr beschienen hat / und dem weggefuhreten Jünglinge fast ähnlich ist / suchet Eure Gn. zusprechen / mit dem erbieten /von allem ergangenen bericht zutuhn. Ich weiß von keinem Weibesbilde / antwortete er / deren ich auch keine in meiner Geselschafft gehabt; doch ging er auff Befehl des Königes hin / es zuerfahren; und weil das Angesicht ihm wol bekant wahr / wiewol sie wegen angenommener freundlichen Geberden gar eine andere zu seyn schiene / wolte er doch nicht zweifeln / und sagte zu ihr: Mein Herkuliskus / was bedeutet diese Umkleidung? gedenket ihr etwa den König hiedurch zugewiñen? O ich furchte sehr / es werde keinen glüklichen Ausgang nehmen! Mein herzallerliebster Herr Vater / antwortete sie / Eure Gn. lassen sich dieses nicht befremden / und glåuben bey meinem äide / daß ich nie kein Mannesbilde gewesen / sondern zu Rettung meiner jungfräulichen Zucht / welches mir Gott Lob bißher geglücket / die Kleider gebraucht habe; weil mich aber dieselben nicht långer verbergen konnen / muß eine tapffere Erklärung mich würgen oder retten; Ihr werdet demnach gläuben / daß ich das verlohrne Böhmische Königliche Fråulein warhafftig bin / nur zeiget dem Könige an / was ihr sehet / und lasset die Göttliche Versehung vor das übrige sorgen. Dieses redete sie mit solcher ernsthafften Liebligkeit /daß er in die Gedanken geriet / sie währe warhafftig eine Göttin / welches zuerzeigen / er sich vor ihr niderlegen wolte; Sie aber sagete: Mein Herzen Herr Vater / umb Gottes Willen enthaltet euch dessen / und versichert euch / daß ich Fürst Herkules verlobete bin und bleiben werde. Ey nun dañ / antwortete er / so wil mit euer Liebe ich leben und sterben / wie es der Himmel verfehen hat. Ging hin / fiel vor dem Könige nider / und sagete: Allergnådigster König / die wunderselzamen Begebnissen durchgehen mein Gemüt /daß ich fast nicht reden kan; dann ich erfahre gleich jezt mit höchster Bestürzung / daß der Jüngling unter der Kleider Verstellung in der Warheit ein hochgebohrnes Fräulein ist / welches zuzeigen / sie sich mit weiblichen Kleidern angetahn hat / und umb allergnädigsten Urlaub / hereinzutrete anhält. Ey sagete er /die wird uns ein liebes Fräulein / und die Kron unsers Herzen seyn; daß wir sie nur bald sehen / und unser Königlichen Hulde sie versichern. Phraortes ging frölich hin / sie hinein zuführen / und rühmete ihr des Königes Gewogenheit; Sie aber gab zur Antwort: Seine Hulde muß noch viel anders beschaffen seyn /dafern ich meinem Herkules zum besten leben sol /dann demselben allein lebe ich / und sterbe sonst einem andern jedweden; über welcher Rede der GroßFürst in die Erde vermeynete zusinken / und sagte zu ihr: Ach mein Fräulein / ich bitte von herzen / dem Könige gelinde und vernünfftig mitzufahren. Er wolte ferner reden / sie aber fassete ihn bey der Hand / und ging mit ihm hinein / taht auch keinen Fußfall / biß sie vor den König kam / da sie sich auff ihre Knie legete / in Meynung / solcher gestalt ihre Rede vorzubringen; aber der König befahl dem GroßFürsten / er solte sie auffrichten / welches sie willig zuließ / und also anfing: Aller Großmächtigster König / allergnädigster Herr; Ich / Fräulein Herkuliska / gebohrne aus Königlichem und freyem GroßFürstlichen Stamme /stelle vor Ihrer Königl. Hocheit mich nunmehr in meiner gebührlichen Kleidung / nachdem mein Geschlecht ich weiter nicht verbergen kan / wie bißher /dem Himmel sey Dank / ohnvermerket geschehen ist /wodurch ich nicht allein vielem Unglük vorgebauet /und alle Schande von mir abgekehret / sondern auch dem Zorn der Götter biß auff diese Stunde mich entrissen habe. Dann Euer Königl. Hocheit gebe ich hiemit allergehorsamst zuvernehmen / was gestalt meine geliebete Eltern mich in der Stunde meiner Geburt /der grossen und keuschen Göttin Vesta / biß auff Vollendung meines XVIIden Jahrs verlobet / welches ich nachgehends frey eingewilliget / uñ mit höchster Verfluchung / da ich brüchig würde / bekråfftiget habe. Solte nun Ihrer Königl. Hocheit nicht belieben /mich in solchem meinem Gelübde Königlich zuschützen / sondern dieses zubrechen / mich zwingen oder nöhtigen wollen / so schwöre ich bey eurem Königlichen Häupte / welches das heiligste auff Erden ist /daß solcher Gewaltsamkeit vorzukommen / ich mich diese Stunde unterstehen wil / damit ich nicht hernach gezwungen werde / beydes mich und den Nöhtiger zugleich hinzurichten / worzu ich krafft meines der Göttin geleisteten äides verbunden bin; Und daß ich von meiner Göttin hierzu Stärcke und Muht gnug habe /sollen die drey Diener und der Arzt bezeugen / welche alle viere ich in so viel Streichen (ungeachtet sie mit dreyen entblösseten Säbeln auff mich angangen) hingerichtet habe / und zwar mit solchen kräfftigen Hieben / wie der Augenschein bezeugen wird / welche meinem schwachen Jungfräulichen Arme unmöglich währen / wann dersebe nicht von meiner Göttin währe geführet / und die Freveler erschrecket worden / umb /daß wider Königl. Befehl sie mich wolten entkleiden /und meiner Entschuldigung / daß ich ein Weibsbild währe / keinen Glauben zustellen. Nun fehlen mir an der Zeit meines Gelübdes annoch ein Jahr und zehn Wochen / nach deren Endigung ich mich nach Euer Königl. Hocheit / und meiner gnädigsten Fr. Mutter Willen zuverheyrahten / nicht abgeneiget bin. Hierauff trat sie fünff Schritte zurücke / legte ihre rechte Hand unter den OberRok / an den daselbst verborgenen Dolch / ließ dessen Gefäß sehen / und sagete weiter: Nun stelle Euer Königl. Hocheit ich die freye Wahl zu (dieses redete sie mit der allerherzbewåglichsten Freundligkeit) ob dieselbe mir wollen befehlen / alsbald zusterben / oder aber die jeztgemeldete Zeit allergnädigst und kräftigst versprechen; dañ ich wil lieber mich allein / als Eure Königl. Hocheit zugleich mit / niderstossen / ja ich wil lieber den allerruhmwirdigsten zeitlichen Tod / als ein unbeflektes reines Opffer der Götter / mir selbst antuhn /als von den bösen hellischen Geistern nach dieser kurzen Zeit mich immer und ewig quälen lassen. Der König sahe des Dolchen Handhabe / und schwebete dermassen zwischen Furcht und Begierde / daß er sich keiner gewißheit entschliessen kunte / biß Herkuliska also anfing: Nun du keusche Göttin Vesta / nim an mein Blut / welches ich vor den schändlichen Räubern in Manneskleidern beschützet habe / aber wider diesen Allermächtigsten König auf Erden nicht vertähtigen kan; Ich opffere dir / O meine Göttin / dasselbe / wie du weist / in eben derselben reinen Keuscheit / in welcher es von meiner Fr. Mutter an diese Welt kommen / und dir pflichtschuldig verbunden ist. Womit sie den Dolch begunte zu zücken / worüber Artabanus sich entsetzend / mit erhabener Stimme rief: Wir Artabanus / schwören bey unserm Häupte /Kron / Reichsstab und Schwert / euch allerschönstes Fräulein die Zeit eures Gelübdes unverstöret zugönnen / nach deren Verlauff aber / euch die königliche Kron / als unserm erhabenen Gemahl auffzusetzen /und biß dahin euch ein wolbewahretes Gemach und eigenes Frauenzimmer zuzuordnen / von dem ihr Königlich sollet geehret und auffgewartet werden. Ließ darauff alsbald einen erhabenen / mit güldenen Tüchern behängeten Stuel neben sich stellen / auff welchen Herkuliska nach königlichem befehl von Phraortes gesetzet ward; aus welcher Gnade sie gewisse Hoffnung schöpffete / ihr gröstes Unglük würde vorbey seyn / und Herkules Zeit genug gewinnen / ihre Erlösung zubefodern. Sie stund aber von ihrem Stuele bald wieder auff / stellete sich vor den König / und redete ihn folgender gestalt an: Allergroßmächtigster König / allergnädigster Herr; anfangs bitte ich demühtigst umb Verzeihung / daß mit diesem Dolche (welchen sie hiemit Phraortes reichete) vor eure Königl. Hocheit ich mich finden lassen / in ansehung /daß er zu nichts anders / als den Göttern das ihre zugeben / solte gebrauchet worden seyn / daher GroßFürst Phraortes ihn auch als einen geweiheten wird in ein fliessend grosses Wasser / oder in eine grundlose Erdengrube hinein werffen. Und weil die gar zu hohe /mir teils schon erzeigete / teils aufs künftige angebohtene Gnade mich dieses Opfers hat benehmen wollen /werde ich daher ursach haben / stets nachzusinnen /wie viel Euer Königl. Hocheit ich davor schuldig bin. O wie einen unsterblichen Ruhm wird meinem Allergnädigsten Könige diese allerlöblichste Taht erwerben / welche zuvergelten / sich der Himmel mit allen seinen Kräften bemühen wird. So ergebe nun Euer Königl. Hocheit ich mich ganz und gar / mit untertähnigster Bitte / dieselbe wollen ihrem hohen unwiderruflichen verspreche nach / mir ein keusches Frauenzimmer zuordnen / in deren Geselschafft ich meinen Jungfråulichen Stand / ohn einige ärgerniß und Furcht halten und führen möge. Der König ließ alsbald zwölff schöne ådle Jungfern / und vier ehrbare ådle Frauen herzu hohlen / welche er also anredete: Sehet da / was vor einen kostbaren Schatz wir euch anvertrauen / dieses unser herzallerliebstes Fräulein / mit welcher wir uns ehelich versprochen / und nach Vollendung einer gewissen Zeit sie zur GroßKönigin über unsere Landschafften krönen wollen; gehorsamet ihr /als eurer vollkommenen Gebieterin / zum Tode und Leben. Zwar es wird uns schwer fallen / das Königliche Beylager so lange auffzuschieben / aber doch versprechen wir über das vorige / daß wir die ganze Zeit über / unserm Fråulein so nahe nicht kommen wollen / als ein Mann mit dem Wurffspiesse abwerffen kan /auff daß sie daher erkeñen möge / wie willig wir sind / sie ihrer Bitte / auch mit unsern Schmerzen zugewehren. Dieses versprechens erfreuete sie sich höchlich / nam es mit Untertähnigkeit an / und in unterschiedlichen Gutschen wurde sie ingesamt nach einem andern Schlosse geführet / welches fast am Ende inwendig der Stad / eine gute Viertelstunde gehens /von dem Königlichen / Nordwest gelegen / und mit einem breiten auffgemaureten Graben / und sehr hoher Maur befestiget wahr. Pharnabazus muste auff ihr begehren zu ihr auff die Gutsche steigen / dem sie allen Verlauff kürzlich erzählete / und mit ihm Abrede nam / er möchte seinem Freunde Herkules zugefallen / unterschiedliche reitende Bohten auf die vornehmsten Landstrassen senden / umb zuvernehmen / ob nicht er selbst / oder einige andere unterweges währen / ihr nachzufragen; dann ich habe / sagte sie / über Jahrsfrist keine Gefahr / wo sonst Artabanus nit meinäidig wird; aber nach deren Verlauff sehe ich nicht / wie ich mein Leben retten sol / es sey dann / daß mein Herkules komme / der schon Mittel finden wird / mich loszumachen. Pharnabazus gelobete ihr alle Mögligkeit /mit Beteurung / wann er wissen solte / wo er anzutreffen währe / wolte er mit etlichen Geschwaden Reuter ihm entgegen zihen. Der gute Timokles hatte nun auch erfahren / was vor einem Herrn er bißher gedienet / lief neben der Gutsche her / und weinete vor Freuden; Herkuliska hieß ihn auffsitzen / und sagete zu ihm: Mein geträuer Freund / ich danke euch vor alle redliche Auffwartung / welche ihr mir bißher geleistet / und zweifele nicht / ihr werdet ferner geträu verbleiben / auff welchen fall ihr euch versichern sollet / daß ich aus euch einen grossen und reichen Herrn machen wil; leget euch in eine Herberge / nehmet von Herrn Pharnabazus Leuten einen Diener an / haltet euch adelich / verzehret meine Kleinot ohn sparen /stellet euch täglich etliche mahl bey meinem Schlosse ein / da ihr obe beym Fenster mein Zeichen werdet schwarz angemahlet sehen / und was euch Herr Pharnabazus weiter anvertrauen wird / dem komet fleissig nach / des sol euch dereins eine Herrschafft zu lohne werde. Ja mein Timokles / setzete Pharnabazus hinzu; ihr werdet in wichtigen Geschäfften als ein vornehmer Diener bestellet / drumb lasset euch kein Ding in der Welt zur Untråu verleiten / des wil ich euch bey meinen Ehren vor mein Häupt 50000 Kronen zur Vergeltung versprochen haben / und euch noch heut 6000 Kronen zustellen / nebest einem grossen und kleinen Diener / samt dreyen Pferden; zehret nur als ein Herr /und lebet nach eurem Willen. Diesem stunden die Augen vol Trähnen / bedankete sich des gar zu hohen erbietens / und verwünschete sich zu aller zeitlichen und ewigen Straffe / wo er nicht seinem Gn. Fräulein geträuer als ihm selber seyn wolte / als lange er lebete / welche Vorsatz weder Pein noch Tod ihm aus dem Herzen nehmen solte. Nachgehends redete sie mit Pharnabazus alle Nohtwendigkeit ab / und bedankete sich seines gutwilligen Herze. Nach der Fräulein Abscheide wahr der König mit Freuden und unzåhligen Begierden umgeben / rieff Phraortes zu sich / und sagete: Mein geliebter Fürst / weil ihr unser Herz mit der Volkommenheit dieser Fräulein befriediget habt /sollet ihr dessen zu Lohn alle Schatzungen eures GroßFürstentuhms vier Jahr lang vor euch heben /und in den geheimen Groß Königlichen Raht / als der fünffte in der Ordnung hiemit auffgenommen seyn. Ließ auch Mazeus vor sich kommen / belehnete ihn mit einer erledigten Herrschafft in Assyrien / und vermachete ihm als einem HofRaht jährlich 12000 Krone zur Bestallung. Bey der Abendmahlzeit erzählete Phraortes alles denkwirdige / wz sich mit dem Fräulein zugetrage / als wodurch ihnen aller Argwohn ihres weiblichen Geschlechtes benomen wäre; worüber der König sich höchlich erlustigte / und dermassen in Liebe entzündet ward / dz ihn schon gereuete /wessen er sich verbunden hatte / uñ doch eine Unmögligkeit fand / es zuwiederruffe.

Der geträue Liebhaber Valikules reisete unterdessen in Persen als in der Irre umher / weil er von der Spuhr abkommen wahr / und weder in Städten noch auff dem Lande seiner Fräulein Zeichen angeschrieben fand. Die Ursach dieses Irtuhms wahr / daß er den geradesten Weg nach Parthen vor sich nam / da sie von den Räubern Nordwerts geführet wahr. In dieser Ungewißheit nun befand er sich nicht wenig betrübet /daher er zu Gallus sagete: Ich bin sehr irre in meinem Gemüht / daß mein Leitstern sich nicht mehr finden wil / woraus ich muhtmasse / die Parther müssen einen andern Weg gezogen seyn / dessen Ungewißheit mich an meinem Vorhaben sehr verhindern dürffte; ja wer weiß / ob sie mein Fräulein nicht gar einen andern Herrn zugeführet haben? O mein Gott / sagte er mit gefaltenen Händen; zeige du mir den Weg meines Vorsatzes / und gib nicht zu / daß diese Unschuldige in Ehren- oder Lebensgefahr gerahte: Gallus antwortete ihm; Gn. Herr / wir werden in Mangel dieses Zeichens den geradesten Weg nach dem Königlichen Håuptsitze vornehmen / woselbst wir ohn zweiffel Zeitung von ihr haben werden. Ja gerade / sagte er /als ob ihr nicht auff der gefährlichen Reise ein Unglük hätte zustossen können / welches wegen Mangel des Zeichens ich nicht unbillig fürchte; müssen demnach den grundgütigen Gott bitten / daß er unser Führer und Gleitsman seyn wolle / damit unser Vorhaben zum gewünschten Ende außschlage. Des Abends kahmen sie in ein geringes Dörfflein / da sie Herberge nahmen / und mit schlechten Speisen zu friede wahren / weil ihre Pferde gute Futterung antraffen / welche sie diesen Tag sehr abgeritten hatten. Valikules brachte die ganze Nacht auff der Stråu mit dem Gebeht zu /ohn gegen Morgen überfiel ihn der Schlaff / und gedauchte ihn / wie ihm auff der Reise ein alter Mann den Zugel aus der Hand rückete / und da er Ostwerts reiten wolte / ihn straks gen Norden leitete / woruber er erwachete / auffsatteln ließ / uñ den Wirt fragete / was vor Landschafften gegen Norden gelegen währen. Als ihm nun Meden geneñet ward uñ er vernam / daß etliche Tagereisen nach der Häuptstad Ekbatana wåhren /sagete er: Nun so wil ich im nahmen Gottes den Streich vor mir nehmen / ob es gleich meiner Einbildung straks zuwieder läufft; bekam doch in sechs Tagen keine Hoffnung / wie eilend er auch mit seinen Wegweiser fortjagete / der ihn gegen Abend in einen Flecken brachte / dreissig guter Teutscher Meilen vom vorige Dorffe gelegen. Des siebenden Tages wahr er früh auff / und traf umb den Mittag einen Scheideweg an / deren einer in einen grossen Wald gerade gegen Norden; der ander nach einer weitläuftigen Wüsteney NordostWerts führete / und wie sehr ihm der Wegweiser zu diesem riet / wählete er doch durch sonderliche Eingebung den andern / da er sagete: Ich muß und wil Norden folgen / als lange ich innerhalb Meden bleibe / erinnerte doch Gallus / sein Gewehr fertig zu halten / daß man sich auff allen Fall schützen könte / weil der Ort gefährlich seyn schiene. Sie wahren eine Stunde im Walde geritten / da stiessen vier junge verwägene Räuber zu Pferde mit Streit Axten auff sie / mit Befehl / sie solten stille halten /und nicht näher rücken / woran Valikules sich wenig kehrete / nur daß er sich wegen seines Führers betrübete / welcher solches hörend / ohn einiges Wortsprechen außrieß / und der Streiche nicht erwarten wolte /wiewol ihn Valikules wieder seinen Willen nicht auffgehalten hätte / wann er ihm nur seinen Lohn entrichten können: Weil es aber nicht Zeit wahr / sich umb ihn zu bemühen / ließ er ihn reiten / und setzete immer seinen Weg fort; antwortete auch jenen vieren; es währe ihnen ungelegen / sich zuseumen / weil seines Fürsten Geschäfte eile erfoderten. Nicht desto weniger begegnete ihm deren einer / mit Begehren / er solte neben seinem Gesellen Gut oder Blut geben /auch alsbald den Harnisch ablegen: Die übrigen drey setzeten frisch nach / der Meinung geschwinde fertig zu werden / und vor ihrer Geselschafft Ankunft die beste Beute davon zu trecken; aber Valikules den Ernst sehend / machte nicht viel wesens / sondern mit Gallus mischete er sich unter sie / dergestalt / daß inwendig einer halben viertel Stunde sie alle vier gestrecket lagen; sie aber wolten hier nicht lange verzihen / fürchtend / es möchten bald mehr kommen / und dieser ihren Tod rächen / worin sie dann nicht irreten /massen in kurzem ihnen IIX begegneten / eiferig fragend / ob ihnen nicht viere mit lichtbraunen Pferden auffgestossen währen. Ja / sagte Valikules / aber so bald sie mich und meine folgende Schaar sahen / kehreten sie sich nach der rechten Hand / uns etwa vor Råuber haltend. Diese erschraken der Rede / namen kurzen Abscheid / und machten sich ausser Weges nach der Seite davon. Nicht lang hernach folgeten ihrer zehe / welche mit gleicher Antwort auff ihre ebenmässige Frage abgeschrecket wurden / daß sie den andern nachsetzeten. Hingegen dankete Valikules seinem Gott / vor die scheinbare Rettung / und jagete mit den seinen fort / als viel die Pferde es ertragen kunten / da er in kurzer Frist einen zimlichen Hauffen erschlagener und von dem Wilde fast gar verzehreter Leichnam antraff / auch zu gutem Glük seiner Fräulein Zeichen an dreien Bäumen gemahlet sahe / mit dieser Unterschrifft Cum aliis prædonibus Ecbatana tendo: Ich nehme mit andern Räubern meinen Weg nach Ekbatana. Er zeigete dieses Gallus mit freuden /und sagete: Dem barmherzigen Gott sey Lob und Dank gesagt / der uns diesen Weg geführet hat; dañ mein Herz trägt mirs zu / ich werde schier gewisse Zeitung haben. Ich hoffe solches mit / sagte Gallus; wir werden aber unsern Pferden rechtschaffen zusprechen müssen / es möchten die Räuber des betruges inne werden / und uns verfolgen; darauff sie dann nach äusserster Mögligkeit forteileten / welches ihnen wol zu statten kam; dañ jene / als sie keine Nachfolge merketen / gingen den rechtigsten Weg vor sich / da sie ihre vier erschlagene antraffen / deren einer noch lebete / und sich beklagete / was Gestalt sie von zweien Rittern also zugerichtet währen / welche seiner Hoffnung nach / den verdienten Lohn schon würden empfangen haben. Pfui Schande über Schande / antworteten diese / daß wir aus vergeblicher Furcht diese Buben haben reiten lassen / kehreten mit ihren Pferden umb / und meineten sie noch anzutreffen / aber vergeblich / massen die unsern schon einen grossen Vorsprung genomen hatten / da sie ohn Speise und Trank fortjageten / biß sie ein zimlich Städlein erreicheten / und doch auff dem Wege der Fräulein Zeichen nicht merketen; Hieselbst erfuhr Valikules / daß sie noch sieben zimliche Tagereisen nach Ekbatana vor sich hätten / weil er im Walde irre geritten / und zu weit nach der rechten Hand gangen wåhre. Sie vertauscheten hieselbst ihre Pferde / weil sie undüchtig worde / lagen funff Tage stille / nahmen einen Wegweiser zu sich / und gelangeten nach abermahliger siebentågiger Reise in einem Flecken an / welcher nahe bey Mazeus Schlosse lag / bleib auch die Nacht daselbst / uñ fragete den Wirt / was vor einen Herrn diese Festung hätte / dieser antwortete ihm; es währe gar ein freundlicher verständiger Herr / und erst diesen Tag von einer weiten Reise wieder zu Hause angelanget / stünde bey dem GroßFürsten in sonderlichen Gnaden / und wåhre sehr måchtig: Sein Schloß währe nicht anders / als eine offene Herberge fremder Ritter und Herren / auff welche er jährlichs ein grosses verwendete; und wañ ihr ihm die Ehre antähtet /sagte er zu Valikules / ihn vor eurem Abscheide nach Ekbatana zu sprechen / würdet ihr bald einen guten Freund an ihm bekommen / der in euren Werbungen bey dem GroßFürsten euch sehr behülflich seyn kan. Hiedurch ward er bewogen / dieses Herrn Kundschafft zu suchen / weil er ohndaß über diesen Durchzug muste / machte sich des Morgens sehr früh auff / und da er dem Schlosse nahete / ward er über die masse hoch erfreuet / dann er sahe seiner allerliebsten Fräulein Zeichen über die 20 mahl am åussersten Tohr angemahlet / und (welches ihm die Freudentråhnen außtrieb) diese Worte dabey geschrieben: Herculisci suave Diversorium. Des Herkuliskus liebliche Herberge. Er warff die Augen etwas höher / da sahe er über dem Tohr einen von dem reinesten Erz gegossenen Jungling / mit dieser überschrifft: Miraculum Orbis Herculiscus. Herkuliskus das Wunder-Geschöpff der Welt. Hilff Gott / sagte er zu Gallus / hier lässet mich mein Heyland die Ergezligkeit aller meiner Müheverwaltungen blicken; und O du ädle Seele / hast nicht ruhen können / diesen fremden Ländern auch im durchreisen / ein unsterbliches Gedächtnis deiner Volkommenheit zu hinterlassen; dann freilich ist diese Ehrenschrift dir nicht ohn Ursach gesetzet. Wie er in dieser Betrachtung vor dem Tohre hielt / rieff ihm die Schildwache zu / von wannen er kähme / und wohin er gedächte. Er hingegen begehrete / man möchte dem Herrn des Schlosses anmelden / daß ein fremder Ritter ihre Gn. gerne sprechen wolte. Mazeus / als ein fleissiger Auffseher seiner Geschåfften ging schon im Innerplaze / und ließ auff anmeldung den fremden hinein geleiten und auf den grossen Gastsaal führen /da Valikules ihn nach Ritterstandes gebühr höfflich grüssete / und nach gebehtener verzeihung andeutete: Er hätte nicht allein am Tohre / die ihm bekante angemahlete Zeichen / sondern uber demselben ein auffgestelletes Bildnis samt angesetzeten nahmen Herkuliskus gesehen: Nun währe er von seinem Herrn aus weit abgelegener Landschaft außgeschicket / diesem Jünglinge nachzufragen / und seines Zustandes sich zu erkündigen; gelangete demnach an ihre Gn. sein dienstfleissiges Ansuchen / ihm deßwegen einige Nachricht zu gönnen / wovor sein Herr alle mögliche Dankbarkeit würde spüren lassen. Guter Freund / antwortete Mazeus / suchet ihr diesen vortrefflichsten jungen Herrn / deßgleichen diese Welt kaum gezeuget hat /alsdañ musset ihr mir sehr wilkommen seyn; rieff darauff seinem Diener / er solte diesem fremden die Waffen abzihen / und muste ein ander hingegen / seine Geselschaft herein zu hohlen. Er verwunderte sich der freundlichen Bezeigung / gab vor / es wolte ihm nicht geziemen / sich auffhalten zu lassen / müste als ein geträuer Diener seines Herrn / nochmals umb Nachricht anhalten / als wornach derselbe / und andere mehr / grosses Verlangen trügen. Ich weiß wol / sagte Mazeus / daß man diesem vortreflichen Jünglinge nachfraget / aber einer ist insonderheit / dessen ankunft vor andern hoch begehret wird / möchte von Herzen wünschen / daß derselbe in der Nähe währe /dañ hiedurch würde ich meines Wunsches völlig vergnuget / und den Zweg meiner höchsten Begierden erlangen. Valikules wuste nicht / was er aus dieser Rede schliessen solte / und antwortete; er könte nicht wissen / was vor einen ihre Gn. so hoch wünscheten / da er ihm aber bey nahmen genennet würde / möchte er ihm vielleicht bekant seyn. Mazeus kunte diesem Mißtrauen nichts verargen / wolte sich doch so bald nicht bloß gebe / umb / dieses Dieners Träue zuerforschen / und sagete: Der Nahme währe ihm entfallen wiewol er ihn hätte nennen hören / wüste ihn auch so eigentlich nicht zu beschreiben / weil er ihn nie gesehen / hätte aber dessen preißwirdige Tahten zum guten Teil von seiner Freunde einem vernommen /und wolte gerne den besten Teil seiner Herschaft dran setzen / dz er demselben auff seinem Schlosse gütlich tuhn solte. Je geneigter sich aber dieser vernehmen ließ / je argwöhnischer Valikules ward / daß er ihm gänzlich vornam / sich noch zur Zeit nit zu melden; bald gedachte er: hat auch dieser Herr meiner Fråulein weibliches Geschlecht in erfahrung gebracht / daß er sie dieses Orts verborgen hält / und suchet / durch Auffopfferung meiner / sich ihrer zuversichern? Ja /ist auch das Bilde vielleicht als ein Lokvogel uber das Tohr gestellet / mich dadurch zu fahen? Bald furchtete er sich / diesem redlichen Manne durch solche Gedanken grosses Unrecht anzulegen / und antwortete in zimlicher Verwirrung: Ihre Gn. mussen diesem Herrn trefliche Neigung tragen / welchen sie mit so grossem Verlust ihrer Herschafft wunschen / da sie doch denselben / ihrem Vermelden nach / nie gesehen haben. Eben darumb verlanget mich so hoch nach seiner Kundschafft / sagte er / weil ich ihn bißher nur von hörsagen kenne; jedoch / da die Götter mir nicht gar zu wieder sind / werde ich die Ehre haben / ihn zu sprechen; ermahnete ihn nochmahls / den Harnisch abzulegen; er håtte einen geringen Abtrit zu nehmen /und wolte bald wieder bey ihm seyn; gin hin zu seinem Gemahl und deren Frl. Schwester / und zeigete ihnen an / es währe ein frischer junger Ritter / bräunlicher Gestalt ankommen / welcher dem Herkuliskus nach fragete / ob er sich auch gleich nicht kund geben wolte / zweiffelte er doch nicht / er währe von Furst Herkules abgeschikt. Fr. Roxane ward der Zeitung froh / meinete / dafern solches währe / wolte sie es bald erfahren / ging mit ihrem Gemahl hin zu ihm /und nach freundlicher empfahung / redete sie ihn also an: Mein Herr ist uns sehr wilkommen / als ein bekanter des allerädelsten Herkuliskus / dessen Bildnis /Zeit abwesens meines Gemahls ich über das Schloßtohr auffrichten lassen / auff daß ich eine tägliche Auffmunterung habe / der vertraulichen Freundschafft / welche er mit mir gestifftet / und zu seiner allergeheimesten Freundin mich gewirdiget hat. Valikules küssete ihr die Hand / und antwortete: Wolgebohrne Frau; ich treffe alhie eine unvermuhtliche und zugleich unverdienete Freundschaft und Gutwilligkeit an / mehr als ich mir nie einbilden möge / angesehen ich dieser örter ganz unbekant / und mein gnädiger Herr /der mich außgeschikt / mir nicht die allergeringste Anzeige getahn / dessen was mir begegnet; muß demnach eine sonderliche schickung Gottes seyn / daß ich mir diesen Weg erwählet / und mir sonst viel einen andern vorgenomen hatte. Vielleicht mag eurem Herrn diese unsere Freundschaft wol selbst unbewust seyn /sagte Fr. Roxane / und wann ich fragen dürfte / ob derselbe der Durchleuchtigste GroßFurst aus Teutschland währe / würde ich mich so weit erkühnen; Ursach / weil auff meines allerwerdesten Freundes Herrn Herkuliskus anhalten / ich unterschiedliche reitende Bohten außgeschikt habe / umb zuvernehmen / ob dessen Durchl. nicht in diesen Landschaften anzutreffen sey / weil von meinem Anverwanten / Herrn Pharnabazus ich gewisse Nachricht habe / daß seine Durchleuchtigkeit sich über Meer begeben / diesen meinen Freund aus Räuber Händen zu erlösen. Valikules nam aus dieser Rede ab / es müste seyn Fräulein an diesem Orte sehr vertraulich gelebet / auch Pharnabazus (über dessen Anwesenheit er sich freuete) wol gar ihr Geschlecht offenbahret haben / und gab diese Antwort: Mich wundert sehr / wie ihre Gn. mir meinen Herrn so eigentlich beschrieben hat / welchen vor redlichen Leuten zu verschweigen ich nicht Ursach habe; möchte wünschen / daß ich nur in etwas nachrichtung wegen des verlohrnen Herkuliskus haben könte / ob derselbe annoch im Leben und guter Gesundheit sey / damit ich stündlich umbkehren / und meinem Gn. Herrn / der sich in der Nähe auffhält /diese so hoch gewunschete Zeitung bringen möchte. O ihr Götter antwortete sie / ist der so viel begehrete Fürst Herkules ankomen! O ihr mein gnädigstes herzallerliebstes Fräulein! Mit diesen Worten stutzete sie /dann sie wahr nicht willens / straks im anfange merken zu lassen / daß sie ihres weiblichen Geschlechtes Kundschaft hätte; aber der Brey wahr aus unvorsichtiger Freude schon verschüttet / und sie aus Valikules grosser Veränderung merkete / daß er durch dieses Wort getroffen wahr; doch fuhr sie fort; Mein Herr seumet euch nicht auf dem Wege / und bringet dem Durchl. GF. aus Teutschland / neben Anmeldung meiner untertåhnigen Ehrendienste diese Zeitung / wann er meines Seelenfreundes / Herrn Herrkuliskus guten Wolstand erfahren wil / möge seine Durchl. mir seiner gehorsamen Dienerin die Gnade bezeigen / und den Besiztuhm dieses geringen Schlosses / als lange es ihm gefallen wird / einnehmen; inzwischen werde ich an meinen Herzenfreund Herrn Herkuliskus eine schleunige Bohtschaft abfertigen / ihr (hier verredete sie sich abermahl) die glukliche Ankunft ihres Seelen-eigenen Oheims wissen zu lassen. Valikules baht sehr / mit dieser Abfertigung etwas einzuhalten; sein Gn. Herr währe in der Nähe / zweiffelte nicht / er würde ihm die angenehmste Zeitung bringen. Mazeus erboht sich mit zureiten / aber er wehrete solches ab / ihn versichernd / daß er selbst sich bald einstellen würde; nahm Abscheid / und ritte mit seinen Leuten nach der vorigen Herberge / daselbst machete er die angestrichene Farbe ab / legete ein köstliches Kleid an / und putzete sich Fürstlich aus / nachdem er Standeshalben schon erkennet wahr. Als er mit den seinen nach dem Schlosse ritte / sahe er / daß Mazeus nebest seinem Gemahl uñ dem Fräulein ihm ausserhalb Schlosses entgegen gingen / und zwo treffliche Gutschen hinten nach führen liessen / deßwegen / als er ihnen etwa auff 50 Schrit nahete / sprang er sehr zierlich vom Pferde / als er zuvor dasselbe ein wenig auffs kunstlichste getummelt hatte. Sein Kleid wahr ein gülden Stük mit grüner Seiden durchwirket / uñ mit Schmaragden reichlich besetzet / welches ihm Frl. Lukrezie mit auff den Weg gegeben hatte; an stat des Helmes trug er einen schwarzen Huht mit einer langen weissen Feder / und flogen ihm die Goldgelben Haarlocken umb die Schuldern. Jene sperreten Mund und Augen auf / da sie ihn anfangs so zierlich mit dem Pferde sprengen / hernach ihn so treflich wolgestalt sahen. Er aber trat ihnen entgege / da er mit entblössetem Häupte sie sehr freundlich grüssete / nachgehends dem Fräulein / und Fr. Roxanen / ungeachtet ihres wegerns / die Hände küssete; und als er darauff Herrn Mazeus anreden wolte / kam ihm derselbe zuvor / und sagete: Durchl. Groß-Fürst / Gn. Herr /wie überaus grosse Vergnügung ich an meinem heutigen Glük habe / kan ich mit Worten nicht zuverstehen geben / wolte auch Euer Durchl. willig und gehorsam etliche Tagereisen mit gnugsamer Manschaft zur Wegesversicherung entgege geritten seyn / wann dero Ankunfft ich währe verständiget worden; erfreue mich höchlich über Ihrer Durchl. Gesundheit / mit demühtiger Bitte / dieselbe mit ihrem Knechte der Zeit Gelegenheit nach / gnädig vor lieb und gut nehmen / und auff meinem Schlosse nach allem ihren Willen gebieten und verbieten wollen. Herkules bedankete sich mit sonderlicher Freundligkeit / der angebohtenen unverdieneten Ehre und Freundschafft / und baht ganz ernstlich / mit ihm / als mit einem Freunde und umschweiffenden Ritter umzugehen / weil ihm dieser Zeit nichts so sehr / als ein Fürstlicher Nahme zuwider währe; nachgehends sagte er: Ihr meine hochwerte Freunde / ich befinde mich ihnen wegen der / meinem Oheim Herkuliskus erzeigeten Freundschafft dermassen verbunden / daß ich nicht absehen kan / durch was Mittel er oder ich / uns dankbarlich loßwirken können / es währe dann / dz ein williges Herz / auch vor sie zusterben / in Bezahlung möchte gültig seyn /welches ich ohn einige Wegerung darbiete. Mazeus gab zur Antwort: Seine Dienste wären Unvermögens halber sehr schlecht / und ihm wegen des trefflichen Herkuliskus schon mit einer geschenketen statlichen Herrschafft tausendfach vergolten. Welche Rede ihn nicht wenig befremdete / dañ er wuste wol / daß sein Fråulein in diesen Landschafften keine liegende Güter zuverleihen hatte; doch wolte er nicht nachfragen /sondern auff vielfältiges nöhtigen ging er mit auff das Schloß / da er Frl. Barsenen bey der Hand / wiewol wider ihren Willen / führete / welche zu ihm sagete: Durchl. Fürst / es hat mein Gn. Fräulein / Frl. Herkuliska / mich und andere / die ganze zeit ihres anwesens so artig auffgezogen / indem sie sich vor einen Herren-Standes-måssigen Jungling angegeben / also daß wir ihr die wolgebührliche Ehre und Auffwartung nicht leisten können. Ob nun zwar aus ihrem zarten Angesicht / wir von ihrem Geschlecht billich hätten urteilen sollen / müsten wir doch von neuen wieder zweifelhafftig werden / massen wir aus diesem Grunde nicht anders / als Eure Durchl. vor ein Fräulein halten könten. Herkules stellete sich der Rede halben sehr verwundernd / und antwortete: Mein hochwertes Fräulein; so ist meine Fräulein Wase / an diesem Orte ihrem Geschlechte nach erkennet? O was vor ein sonderbahres Glük hat sie doch an diesen Freundes-Ort geführet? Zwar wann dieselbe aus Leichtsinnigkeit Mannes Gestalt an sich genommen hätte / wurde ich der erste seyn / der es an ihr tadelte; weil aber zu ihrer Ehrenversicherung es nohtwedig hat geschehen müssen / werden meine hochwerten Freunde ihr diese Mummerey nicht verargen / insonderheit / nach dem /wie ich vernehme / sie sich noch endlich zuerkennen gegeben hat. O nein / antwortete sie / solches ist von meinem Gn. Fräulein so heimlich gehalten / daß es kein Mensch erfahren mögen / ohn daß ich argwohne / meine Fr. Schwester habe des Tages ihrer Reise /dessen von ihr Wissenschafft bekommen; dann einmahl muß sie mir nunmehr gestehen / daß sie ihre Durchl. mit Kleidern auff den Weg versehen. Hiervon wollen wir zur gelegenen Zeit reden / sagte Fr. Roxane / dann ob ich solches von meiner Herzen Freundin erfahren hätte / was sie dir verschwiegen / darff dich nicht wundern / nachdem mein Gemahl selbst es von mir nicht hat wissen können. Sie gelangeten hiemit vor dem SchloßTohr an / da Herkules das Bild beschauete / und von Fr. Roxanen diesen Bericht empfing: Durchl. Fürst; wo sonst Menschen Hände die Göttlichen Vollkommenheiten in etwas nachaffen oder entwerffen können / meyne ich / dieser Abguß solle etwas getroffen seyn / welchen ich zeit der Abwesenheit meines Gemahls zurichten lassen / und dannoch mir vorgenommen / den rechten Abdruk niemand zuzeigen / biß der hochbegehrete Fürst Herkules verhanden währe; nachdem nun die Götter denselben hergeführet / muß das geheime entdecket werden. Was habt ihr dann vor ein geheimes / sagte Mazeus /das ihr weiters noch vor mir verhehlen mögen? Sie antwortete ihm nicht / sondern befahl einem Schloß-Soldaten / auff das Tohr zusteigen / und des Bildes Hinterteil mit gewalt herunter zureissen / da sich alsbald ein zierliches Fräulein-bilde sehen ließ / und zun Füssen diese Worte auf Medisch geschrieben: Valiska / eine Sonne aller Schönheit / Vernunfft und Tugend / gebohrnes Königliches Fräulein / des Trefflichsten der Welt Eigene. Bey Leib und Leben / sagte Mazeus /daß solches kein Mensch innen werde. Also ward das Verdeck stündlich wieder daran geschlagen / und zwar so feste / daß es ohn Werkzeug nicht kunte herunter gerissen werden. Herkules nam hieraus ab / dz sie ihm hiedurch seine Liebe wolte zuverstehen geben / und ward von ihr auff ein herrliches Gemach geleitet / weil Mazeus anderwerts zuordnen hatte / und das Fråulein die Küche bestellen ließ / welche Gelegenheit er in acht nam / und zu Fr. Roxanen sagte: Hochwerte Freundin; ihrem Willen mich gemäß zubezeigen / habe ich mich ungeseumet einstellen wollen / umb verständiget zuwerden / was gestalt mein Fräulein lebe / und an was Ort sie sich auffhalte / auff daß ich ihre Erlösung / wie ich hoffe / beschleunigen / und sie in ihr Vaterland führen möge. Euer Durchl. Frl. sagte sie / gehets meines wissens sehr wol / und nachdem mein Gemahl unserm GroßFürsten / Herrn Phraortes das Geleite nach Charas gegebe / wohin sie dann nohtwendig hat müssen geführet werden / da sie / unsers GroßFürsten äusserstes Verderben abzuwenden /diese Reise selbst inständigst begehret hat / so bin nach seiner Wiederkunfft ich alles Verlauffs umständlich berichtet worden. Erzåhlete hierauff die begebnis zu Charas mit dem Fräulein / und meldete zulezt /was gestalt König Artabanus sich nicht allein sehr gnädig gegen sie erzeiget / sondern in so hefftige Liebe entbrand / daß er sie stündlich vor sein GroßKönigliches Gemahl erklåret / und allen andern Fräulein vorgezogen hätte. Dieser meynete solcher Zeitung wegen zusterben; die schöne Farbe ward in ein Todtenbleich verendert / und weil die Knie ihn nicht mehr halten wolten / fiel er ohn einiges Wortsprechen nieder zur Erden; dessen sie so hefftig erschrak / daß es ihr fast auch also ergangen währe; merkete doch / daß ihre dunkele Rede hieran schuldig wahr; Sie schüttelte ihn aber / biß seine Geister wieder kahmen / und er seine Augen zugleich mit diesen Worten auffschlug: Ach meine hochwerte Freundin / ihr saget mir wunderliche Zeitungen / deren bey so gestalten Sachen ich mich nimmermehr hätte versehen können. Mein werter Fürst / antwortete sie / nicht nehmet meine Worte unrecht ein; der König hat das Fräulein zwar zum Gemahl erwählet / aber darumb sie noch nicht geheyrahtet; dann weil ihrem damahligen vorgeben nach / sie ein Gelübde auff sich hat / der Göttin Vesta noch über ein Jahr lang in Jungfräulicher Keuscheit zudienen /hat der König ihr äidlich versprechen müssen / sie in solcher Zeit durchaus unangefochten zulassen; Worauff sie dann mit ihrem zugegebenen Frauenzimmer auff ein sehr wolverwahrtes Schloß in der Stad Charas geführet ist / woselbst kein Mannesbilde / auch der König selbst nicht zu ihr kommen darff. Herkules ward durch diese Reden wieder ermuntert / bedankete sich der geschehenen Erzählung / und weil er gnug spürete / daß sie seiner Heimligkeit guten teils Wissenschafft trüge / baht er sehr / es als eine vererauete Freundin im Herzen zubewahren / welches ihr nach aller Mögligkeit dereins solte ersetzet werden. Als nun Mazeus und das Fräulein wieder zu ihnen kahmen / und seiner Farbe Verenderung wahr nahmen /gab er vor / er empfünde zuzeiten eine Vermahnung vom Fieber / welches aber bald würde vorüber seyn; Welcher geschwinden Erfindung sich Fr. Roxane verwunderte / und als unwissend fragete / ob er der Ruhe begehrete. Weil er nun dessen sich wegerte / wurden allerhand kräfftige eingemachte Sachen auffgetragen /biß es Tischzeit wahr / da sie diesem ihren lieben Gast nach aller Mögligkeit gütlich tahten / auch nach auffgehobenen Speisen allen Verlauff mit Herkuliskus erzähleten / welches ihm grosse Vergnügung und gewisse Hoffnung machete / Gott würde ihre Erlösung zum gewünschten Ende ausführen; Insonderheit wahr ihm sehr angenehm / daß er in Pharnabazus bessere Kundschafft kommen solte / von dem er grosse Befoderung seines Vorhabens hoffete; wäre auch gerne noch desselbigen Tages nach Ekbatana auffgebroche /doch weil er von ihnen allen / nur biß auff morgen zubleibe / bitlich ersucht ward / ließ er sichs gefallen. Bey dem Abendessen fragte Frl. Barsene den Schützen Batis / welcher aufwartete / ob ihm auch weiters nach einem Wette-schiessen mit Herrn Herkuliskus verlangete; worauf er mit einem Seuffzen antwortete: Er beklagete den Verlust seiner Gelder durchaus nicht / wann ihm nur der Königl. Frl. Gnade könte wieder erworben werden / dann er hätte mit seiner Unbescheidenheit wol verdienet / daß ihm harte Straffen aufferlegt würden; jedoch weil die Götter (vor deren Tochter er dieses Fräulein hielte) durch Bitte könten versöhnet werden / wolte er von seinem Gn. Herrn Urlaub bitten / nach Charas zulauffen / ob er durch seinen Freund Timokles Gnade erlangen könte. Herkules fragete nach / wz vor ursach er håtte sich zubeschweren; Und nach dessen Erzählung sagete er zu ihm: Guter Freund / euer Verbrechen ist eben so groß nicht / und müste mir leid seyn / daß dieses Fräulein /so mir verwand / an diesem lieben Orte / einigen ungewogenen / oder der mit fuge sich über sie beschweren kan / haben solte / dessen ich euch aber wege eures grossen Verlustes nichts vor übel halten könte; Demnach versichert euch / daß ich nicht allein aller Ungnade bey diesem Fräulein euch entheben / sondern eures erlittenen Schadens euch ergetzen wil; hieß darauf Gallus / ihm 800 Kronen zuzählen / welche er auch / unangesehen Mazeus sehr widersprach / zu sich nehmen muste. Des folgenden Morgens / nach eingenommenem Frühstük / machte sie sich fertig zur kurzen Reise / dann Fr. Roxane und Frl. Barsene wolten der Freude zu Ekbatana mit teilhafftig seyn; und als Herkules willens wahr / sich in angestrichener Farbe daselbst einzustellen / widerriet es Mazeus /weil der GroßFürst etwas argwöhnisch / und zu ungleichen Gedanken geneigt währe; versicherte ihn daneben / er dürfte demselben kühnlich trauen / ob gleich Pharnabazus hohe Neigung nicht währe. Also folgete er willig / legte ein schwarzes Kleid an / mit einem silbern Grund / und eingewirketen güldenen Blumen / steckete einen schwarzen Federbusch auf den Huet / welchen er mit einer köstlichen Demant-Kette fest machete; Die Armbänder / so er von Frl. Lukrezien bekommen / trug er öffentlich / und ließ ihm Pferd und Harnisch nachführen / weil er mit Mazeus und dem Frauenzimmer auff der Gutsche sitzen wolte. Auff halben Wege begegnete ihnen ein ansehnlicher Ritter mit sechs reitenden Schützen / welchen Herkules ersehend / gar eilig seinen Helm auffsetzete / und sein Brustharnisch anlegete / dz auf allen fall er fertig seyn könte / und befahl Mazeus seinen acht Schützen / die hinter dem Wagen her ritten / sich fertig zuhalten. Der fremde hatte gesehen / dz Herkules ihm seine Waffen reichen lassen / welches er vor eine beschimpfung auslegete / uñ durch seinen Leibdiener fragen ließ / aus was ursachen solches / und obs ihm zum Trotz geschähe? Dem Herkules zur Antwort gab: Reitet hin / mein Freund / und saget eurem Herrn / ich habe meine eigene Waffen angelegt / welches mir zu Tage uñ Nachte frey stehet / wie ihm auch; und ich darum ihn nimmermehr werde fragen lassen / noch ihm meines tuhns und lassens Rede und Antwort geben. Damit wird mein Herr schwerlich zufrieden seyn / sagte der abgeschikte; welches Herkules mit wenigem also beantwortete: Und von mir wird er noch schwerlicher eine andere Antwort bekomme /sprang damit aus der Gutsche / setzete sich auff sein gutes Pferd / uñ mit Schild und Speer ritte er neben dem Wagen her / mit Mazeus Sprache haltend. Jener trotzige lachete der empfangenen Antwort / und ließ ihm zum andern mahl gebieten / stille zuhalten / und die Waffen abzulegen / hernach wann er würde vorüber seyn / solte ihm frey stehen / dieselben wieder anzulegen. Worüber er sich etwas eiferte / und durch Plautus seinen Dolmetscher ihm antworten ließ: Er befünde sich wegen Anfoderung seiner Waffen / an seinem ehrlichen Ritter-Nahmen beschimpfet seyn /daher er ihm in güte abtrag machen / oder des feindlichen Angriffs solte gewärtig seyn. Dessen sich aber jener so hart beleidiget befand / dz er seinen Säbel blössete / den Anbringer niderzuhauen / währe auch ohn zweifel geschehen / wañ dieser nicht durch seines Pferdes geradigkeit sein Leben gerettet hätte. Herkules sahe solches / uñ rante eiferig hinzu / ihm von ferne zuschreyend / es müste ihm dz Lebe kosten / dafern er sich an seinem Diener unredlich vergreiffen würde. Weil dann jener darauf einhielt / und zurük zohe / sein Speer zu hohlen / welch Herkules auch /das übrige seines Harnisches anzulege / weil er sich der feindlichen Pfeile befahrete. Mazeus kunte nicht außsinnen / was dieser vor ein frevelmuhtiger Ritter seyn muste / welcher sich sehr unbendig erzeigete /und imerzu winkete / daß man ihm begegnen solte. Weil dann Gallus in voller Rustung ritte / wolte er sich gegen ihn wagen / nam das Speer zur Hand / und setzeten ganz grimmig auffeinander / aber mit seinem grossem Nachteil / massen er nicht allein getroffen und außgehoben / sondern auch an der rechten Schulter zimlich verwundet ward / daß er wol empfand / er währe schon undüchtig gemacht / das Schwert zu gebrauchen; der Fremde / nach volbrachtem Lauffe /wolte mit dem Såbel uber ihn her / und ihn vollends hinrichten / aber Herkules ritte zu ihm hin / und sagte: Höret ihr stolzer Ritter / mit mir müsset ihr zuvor stechen / ehe ihr dz Schwert gebraucht / hernach tuht was euch gefält; Gallus nam diese Gelegenheit zu seiner Rettung in acht / hatte sein Pferd noch beim Zugel / setzete sich drauff / und muste nach abgelegtem Harnisch ihn der Schützen einer verbinden. Der Fremde aber gab unserm Herkules zur Antwort / du nichts werter Tropf must neben deinem Gesellen sterben /und hättestu noch fünff Harnische übereinander angezogen. Du stolzer Schänder sagete er / du must mich zuvor käuen / ehe du mich einschluckest / drum setze dich ritterlich / so wil ich forschen / ob dein oder mein Tod der näheste sey. Also ritten sie vonander / und nahme einen raumen Lauff / traffen auch dergestalt /das die Speer splitters weise in die Luft fuhren / und keiner gefellet ward / wiewol Mazeus unserm Herkules den Preiß zulegete / und sich über seiner Stärke verwunderte: Sie hatten bald andere Speer zur Hand /wageten den andern Saz / und wirketen dergestalt /daß unserm Herkules sein Schild durchstochen ward /und das Speer ihm zwischen der Seiten und den linken Arme hindurch fuhr / daß es schien / als wåhre er durch uñ durch gerennet; Der fremde aber taht einen unwilligen und sehr unsanften Fal / daß ihm die Rieben im Leibe knacketen / und mühe hatte wieder auffzustehen; als er nun sich wieder in den Sattel gerichtet hatte / machte er mit der rechten Hand etliche verwunderungs Zeichen / über seiner Niderlage / und schickete sich zum Schwertstreite. Herkules hatte Zeit / dz Stücke vom Speer aus seinem Schilde zureissen / und hoffete / dieses hochmühtigen Verwägenheit schier zu dämpffen. Sie fielen wie tolle Hunde / besser zusagen / wie wütige Löuen auffeinander / und getrauete ein jeder seinen Feind in den Tod zu schicken / daher sichs nicht anders ansehen ließ / als wåhre das Feur aus ihren Schwertern gesprungen; anfangs wahren sie beyde gleiche munter / aber nicht gleiche behutsam /in welcher Tugend Herkules weit ubertraf / und seinem Feind gar zeitig etliche Wunden anbrachte / welches zuleiden dieser ungewohnet wahr / und es doch nicht endern kunte / woruber er in hefftiger Wuht mit den Zähnen kirrete / dz es über etliche Schritte gehöret ward. Aber Herkules ließ sich dadurch nicht schrecken / sondern sagte; ich befinde mich gleichwol noch ferne von deinem Maule / und beissest schon so Hundisch zu; schlug ihn auch zugleich über das Helmgesicht / daß ihm das Maul davon schmerzete; noch wehrete er sich nach bestem vermögen / und trieben sie den Kampf / daß endlich ihre Pferde ermüdet / keinen festen Trit mehr tuhn kunten / welches sie machete absteigen / umb ihr Heyl zu fusse zu versuchen / da der Fremde / nahmens Susag / ein hochbeschriehener Skytischer KriegsOberster / mit unserm Herkules bald hoffete fertig zu werden; wie wol ihn seine Meynung umb ein grosses betrog; dann ob er zwar viel gröber und stårker von Knochen und Gliedmassen wahr / als unser Held / wuste doch dieser durch seine Geschwindigkeit alles doppelt zu ersetzen / uñ richtete ihn also zu / daß sein Harnisch blutroht gemahlet ward / auch zimliche Pfüele Blut von ihm auff der Erde stunden / welches ihm seine Kraft / aber nicht den Troz benam / daß er den redlichen Held als einen Hundebuben außschalt / welcher sich dannoch den Eifer nicht wolte übernehmen lassen / sondern zu ihm sagte; ich merke wol / daß deine schåbichte Zunge suchet mich zu tödten / nach dem weder dein Speer / noch dein Såbel / noch deine Zähne des vormögens sind: und hätte ich mich über dich erbarmet /wañ du dich dessen selbst nicht unwirdig machetest. O du verzåuberter Bube / fing dieser an / mein Säbel und Speer sind noch auff keinem Stahl oder Eisen abgeglitschet. Du must auffhören zu schmähen und zu trotzen / fiel ihm Herkules in die Rede / und schlug ihn damit über den Helm daß es wie eine Glocke döhnete / wodurch dieser dutzig ward und zur Erden stürzete; da ihm Herkules das Häupt gar blössete /und ihn wieder zu sich selbst kommen ließ / umb zusehen / wie er sich bezeigen wurde / erkennete auch aus dem scheußlichen Angesichte was vor eine ungeschlieffene Seele in ihm wahr. Dieser / als er sich erhohlet hatte / und das Häupt bloß merkete / sagte er zu ihm selber. Je du schlimmer nichts werter Susag /hat man dich darumb den uberwinder bißher genennet / daß du dich nieder stossen und schlagen lässest? auff welche Rede er ihm selbst die Kehle mit seinem eigenen Säbel rein abschnitte / und aus dieser Wunde das übrige seines Blutes außschüttete. Herkules schickete alsbald einen Schützen an seine Leute / und ließ ihnen sagen / dafern sie könten ruhig seyn / solte ihnen kein Leid wiederfahren; welches diese vor bekant annahmen / und ihre schon auffgelegeten Pfeile wieder in den Köcher stecketen; auch ihrer einer zu Herkules ritte / mit der Frage / ob er ihnen noch etwas anzusagen hätte. Mazeus sprang aus der Gutsche /und sagte: Er wolte sie vor aller Gefahr versichern /dafern sie redlich bekennen wurden / wer ihr Herr gewesen / und aus was Ursachen er solchen Stolz und Frevel getrieben. Warumb solten wir solches verschweigen? antwortete dieser; Unser gewesener Herr wahr der Welt beschrihene Skyte / Herr Susag / welcher seinem Könige Skolothus so mannichen Sieg erhalten / als nie keiner vor ihm / ist auch biß daher unüberwindlich geschätzet worden / massen er in einem Tage mit XXI Rittern solchergestalt gekämpffet / daß er anfangs einen / hernach zween / weiters drey / und immerzu einen mehr / biß auff sechse vorgenommen /und sie alle hingerichtet hat. Ich habe zu Charas noch neulich von ihm gehöret / sagte Mazeus / und bekomme nun die Ehre / ihn überwunden zu sehen. Ja / antwortete dieser / mich däucht es träume mir seine Niderlage / und wird man uns an unsers Königes Hofe ein solches nicht gläuben / daß durch einen einzigen jungen Ritter im auffrichtigen Kampffe er gedemühtiget sey. Herkules antwortete ihm: Also pfleget Gott allemahl den Hochmuht zu dämpfen / aber was hatte dieser Susag doch auff meine Waffen zusprechen? Nichts / sagte dieser / als dz er sie nicht leiden kunte. Daß wahr gar zu ein grosser Frevel antwortete er /und zwar in eines andern Herrn gebiet. Ihr aber sollet mit eurer Geselschafft freien Abzug haben / dafern ihr mir schwören werdet / daß ihr alles an eurem Ort redlich erzählen wollet / wie ihrs gesehen und gehöret habet; und daneben anzeigen / daß ein fremder Ritter aus weitabgelegenen westnordischen Ländern bürtig ihn gezwungen habe / daß er ihm seine Waffen hinfüro werde müssen unangeschriehen lassen. Ja mein Herr / antwortete dieser / wir wollen solches angeloben / und als redliche auffrichtige Skythen leisten. Mazeus fragete weiter / was Susag dieser ends zuverrichte gehabt; er antwortete; ihm währe gesaget worden / daß seiner nahen Anverwantinnen eine von sechs Assyrischen Rittern aus Parthen heimlich hinweg geführet währe / wie wol gesagt würde / sie hätte sich gerne darzu gebrauchen lassen; weil aber Susag ihm solches vor einen grossen Schipf angezogen /währe sein Vorhaben gewesen diese sechse auff einmahl und in einem Kampffe zubestehen. Diese / antwortete Herkules / werden sich seinetwegen weiters nicht zu befürchten haben; ihr aber möget euren Susag mit euch führen / oder hieselbst bestatten /nach eurem gefallen. Seine Waffen / sagte dieser /wollen wir seinem Bruder Argunthis mit ubernehmen / aber der Leichnam würde uns stinkend werden. Hiemit machten die unsern sich wieder auff ihren Weg /und nach abgelegten Waffen / setzete sich Herkules an seinen Ort in die Gutsche / da er wegen seiner Tapfferkeit sich von dem Frauenzimmer gnug muste rühmen lassen. Sie wahren kaum eine halbe Meile weiter fortgezogen / da sahen die Beyreuter in der Nähe einen ungeheuren Löuen auff ein erschrockenes Weibesbilde ansetzen / worüber sie ein lautes Geschrey ergehen liessen / dessen Herkules sich in etwas entsetzete / von der Gutsche sprang / und mit entblössetem Schwert gleich als im Sprunge dem Löuen entgegen lieff; Als nun das Tihr auff das elende Weib anfallen wolte / stellete er sich zwischen ein / und mit einem Hiebe schlug er ihm beyde Tatzen ab / daß er zur Erden stürzete und grausam brüllete; er aber reichete ihm noch einen Stoß in die Seite / uñ richtete ihn damit hin. Das armselige Weib hatte sich ihres Lebens schon getröstet fiel vor ihm nieder / und bedankete sich demühtig / daneben wünschend / der gütige HErr JEsus möchte ihm solche Woltaht hier zeitlich und dort ewiglich belohnen / weil in ihrem Vermögen es nicht stünde. Herkules den allersüssesten nahmen JEsus in dieser Fremde hörend / ward voller freuden / hielt es vor ein sonderliches gnaden Zeichen / richtete das Weib auff / und als er vernam / daß sie eins Witwe wahr / schenkete er ihr eine ganze Hand vol Kronen / gleich da Mazeus herzu kam / und zu ihm sagete: Euer Gn. haben uns des Schreckens bald benommen / als die ohn zweiffel dergleichen Tihre mehr wird erleget haben. Er aber antwortete / ihm währe auff der ganzen Reise kein Löue auffgestossen / hätte auch nie keinen im freien Felde lauffen sehen /meinete doch / daß ihnen leicht zubegegnen und beyzukommen währe / wann man nur gute Auffsicht auff sein Vornehmen hätte; setzete sich wieder auff die Gutsche / und weil ihm Anleitung gegeben ward / fing er eine Rede an von des Menschen Vortrefligkeit über andere Tihre. Wir haben / sagte er / dem grundgütigen Gott hoch zu danken / daß er uns Menschen eine vernünftige Seele eingegossen / und diesem Teile nach /uns unsterblich gemacht hat; dann durch anführung dieser verständlichen Kraft können wir nicht allein die wunderbahren mañigfältigen Geschöpfe erkennen /sondern auch diesem selbst nach fragen / der solches alles in ihrem Wesen darstellet / und die Oberverwaltung über Himmel und Erden führet. O wie eine süsse Belüstigung unserer Seelen ist es / wann man Gottes wahre erkäntnis hat / und nach dessen Willen zu lebenweiß! Gleich wie aber die mächtigsten Tihre den allergrösten Schaden tuhn / wann sie ihre Krafft in eine Wuht verwandeln; also wirken auch wir Menschen das allergröbeste übel / wann der Seelen Vermögen aus den Schranken der Gottesfurcht und Erbarkeit loßbrechen / und den Lüsten des Fleisches nachhängen; welcher Frevel dann leider in der Welt so gemein und durchgehend ist / daß die Erbarkeit kaum neben ihm demühtig herzukriechen / Raum findet. O wie mannichmahl sehen wir die Frecheit der Gottesfurcht überlästig seyn? Ja was ist täglichers / als daß Tugend den Lastern die Füsse küssen muß? Dieses alles rühret aus Fleisches Bosheit her / welche der Seelen die Augen blendet / daß sie den gebührlichen Zweg nicht absehen kan / nach welchem sie zuzielen befuget ist; und wann sie es gleich sihet / ist doch der Boge zu schwach / die Sehne zu schlapff / der Pfeil zu fladdericht. Hingegen wo die Begierden der Billigkeit die Herrschafft gönnen / ey da leuchtet des Menschen unvergleichliche Hocheit hervor / und lässet sich sehen / auch mitten im tunkeln / in dem der Mensch alle Gültigkeit der Seele hinwendet zu dem / daß ihm von Gott und dem Recht eingebunden ist. Kein vernünfftiger widerstehet seiner eigenen Wolfahrt / und ein unvorsichtiger nimt derselben nicht eins wahr /dann er kämpffet wider seine eigenen Vortel / wann er sonst nichts zutuhn hat / und rennet willig ins Verderben / ehe man ihn jaget; Das macht / er schämet sich von Tugendhafften zulernen / was ihm selig ist; ja verlachet noch wol denselben in seinem woltuhn / ob er gleich sihet / daß ein solcher von Gott durch alles Gewitter frey hindurch geführet wird; und wie könte etwas schädliches hafften / da man Gott zum Führer wählet? Wie könte es anders als glüklich ausschlagen / da Tugend das Fähnlein schwinget? Ich heisse aber das nicht Glük / von Königlichem oder sonst ädlem Geblüt entsprossen seyn; Ich heisse das nicht Glük /die Kasten und Säcke mit der Welt Narren-Schellen /den güldenen und silbernen Pfennigen gefüllet haben; Ich heisse das nicht Glük / des Leibes Kräffte in aller Gesundheit brauchen; wiewol auch diese Stücke eigentlich und an sich nicht unglüklich sind; sondern Glük ist Gottes Gnade; Glük ist ein gutes Gewissen; Glük ist ein fröliches Herz / auch mitten im Tode /und auff der Folterbank; dann Leibesweh ist so ein schädliches übel nicht / wanns von Gott zur Besserung herrühret. Aber der Seelen Krankheit / die trifft gar zustränge / die verwundet gar zu gefährlich / die tödtet gar zu herbe / weil sie Gottes Hulde störet / und dem innerlichen Peiniger / ich verstehe das böse Gewissen / uns in die Hände liefert. O du undankbare Welt / wie darffstu deine Augen gen Himmel wenden / da du das höchste Gut / dir von Gott verlihen / ihm entgegen stellest? Die Seele meyne ich / welche du zwingest / dem Fleische unterwürffig zu seyn / und der üppigkeit die folge durch Wasser und Feur zuleisten. Wer rühmets an einem Untertahnen / daß er seines Fürsten Freygebigkeit zu dessen Verderben gebrauchet? wie ist dann derselbe in den Augen Gottes zuachten / welcher das gröste Himmelsgeschenk wider den Himmel selbst kehret / und stürmet auff den zu / welcher ihm die Krafft zustürmen verlihen hat? Hieran sind alle muhtwillige schuldig / die ihrer Seelen Wirkung durch Liebe zur Leichtfertigkeit und Fleisches Wollust von der Bahn abzihen / auf welcher sie zuwandeln von Gott erschaffen sind / könten auch folge leisten / wann sie das böse diesem besten Teil nicht zustränge eindrücketen / sondern dem Frevelmuht das Gebiß anlegeten / wann er zur seiten ausweichet / und mehr den süssen / als gesunden Speisen nachhänget. Wer nun diesem übel einzureden kühn genug ist / der allein geneust des Lebensaffts / welcher durch der Seelen Wirkung eingetrüpffet wird /und umb so viel häuffiger / je beständiger er auff die Tugend ansetzet. Ich bekenne / daß einem Gottlosen Menschen besser währe / ein Klotz zu seyn; Aber wåhre auch dem jezt erschlagenen Löuen nicht besser / daß er zum Hasen oder Eichhörnichen gedien wäre? Noch bleibet Löuenadel wol über anderer Tihre Gültigkeit; aber weil er Wuht vor Krafft / blinden Anfall vor Vorsichtigkeit brauchte / muste ihn seine eigene Last stürzen. Also muß ich der Ursach halben menschliche Vortrefligkeit nicht schänden / ob gleich der boshaffte mehr ubels als einiges wildes Tihr begehet / sondern Vernunft bleibet in sich gut und heilsam / wann das böse nur gemieden wird / und wer seinen Verstand zum guten anwendet / hat unter allen Geschöpffen Gottes seines gleichen nicht; Ja wann er diesem gehorsamet / verbindet er ihm denselben / daß er ihn weder in Nöhten stecken lassen / noch die Hülffe ihm versagen kan. Mazeus und die seinen / sahen ihn / weil er dieses redete / mit unverwendeten Augen an / und gedauchte sie / weder lieblichere Stimme /noch holdseliger Angesicht / noch züchtigere Geberden jemahls bey einigem Mannesbilde gespüret zuhaben / und nahm sie wunder / daß er in seiner Rede des ergangenen Streites so gar mit keinem Worte gedachte / als ob er nichts davon wüste; so wolte ihrer niemand antworten / um ihn dadurch zureizen / daß er seinen anmuhtigen Worten noch länger folge gäbe. Weil er aber geschlossen hatte / sagte Mazeus endlich: Durchl. Fürst / es muß warlich ihr Teutschland treflich gelehrte Männer haben / welche der Jugend so hohen Verstand so frühzeitig beybrigen / und in der ersten Frecheit der kindischen Jahre sie zur Tugend anführen köñen. Man hat ja vor diesem in Persen auch weise Lehrer gehabt; aber heut zu tage finde ich bey ihnen nur dieses / daß sie uns diesen oder jenen Stern am Himmel zeigen / und mit errichteten Kreissen uns ihren Lauff einbilden; dann fahen sie von deren Wirkungen an: Dieser bringe trockene Dürre; Jener nasse Feuchte; Unter jenem Gestirn gebohren werden / mache beherzt; unter diesem gelehrt / reich /faul / aberwitzig / glüklich / frech / wollüstig / und so fort an; Aber wie unsere Seele mit Gottesfurcht und Tugend müsse ausgeschmücket werden / davon wissen sie nichts / wie solches ihr Leben und Wandel gnugsame anzeige tuht / in dem sie in aller Unzucht und Schande sich wälzen / und zum Nuz des Vaterlandes keine Ader anwenden. Das sind die allerschådlichsten Lehrer / sagte Herkules / die mit ihrem Leben ein Haus niderreissen / wann sie durch die Kunst etwa eine Wand getünchet haben; wiewol ich ihre Unterrichtung und Lehre selbst vor schädlich halte / als wodurch sie die ihnen anvertrauete Jugend entweder sicher oder verzagt machen / da einer gedenket / mein guter Stern wird mir schon das versprochene Glük zuwenden; Der ander: Meine Mühe nach dem guten ist umsonst / weil mein Himmelszeichen mir daran verhinderlich ist / und sie also alle beyde durch Verleitung ihres Lehrmeisters ins Verderben gerahten. Aber gibt es in diesen Ländern sonst keine andere Lehrer? Jenes elende Weib / sagte er / welches dem Löuen fast im Rachen steckete / ließ unter ihrer Danksagung sich etlicher Reden merken / aus welchen ich muhtmasse /daß sie in der Gottesfurcht zimlich müsse unterwiesen seyn / gestaltsam sie mir einen nennete / welcher von den Christen (wie man sie heisset) vor den wahren GOttes Sohn gehalten wird. Ja / antwortete Mazeus /es finden sich dieser Orten auch Christen / und zwar unter den gemeinen Leuten / in zimlicher Menge; doch müssen sie sich in ihrem Glauben heimlich halten / weil ihre Verfolger ein wachsames Auge auff sie haben / und sie zur erschreklichen Straffe zihen / da sie einige Missetaht auff sie bringen können. So ist überdas ihnen jederman gehässig / weil sie alle andere Götter verachten / und / wie man saget / einen Gekreuzigten anbehten / und über alles erheben. Nichts desto weniger stehen sie auff ihrer Meynung so feste /daß sie auch durch Feur und Schwert davon nicht mögen abgebracht werden. Aber ihre Lehrer werden von uns nicht gehöret / damit man sich mit ihrem törichten Aberglauben nicht beschmitze. Herkules gab zur Antwort: Ich habe die Christen zu Rom auch lernen kennen / und anfangs nicht anders gemeynet / sie währen ein wahnwitziges / und ihrer Sinnen beraubetes Volk / daß ich ihrer neben andern zuspotten pflag / da ich doch / meines wissens / keinen gesehen hatte; aber so bald ich dessen besser unterrichtet ward / und ihren erbaren Wandel und heilige Werke sahe / bekam ich Lust / mich ihres Gottesdienstes etwas besser zuerkündigen / befand auch / daß ihre Widerwärtigen ihnen viel dinges aufdringen / dessen sie durchaus nicht schuldig sind. Zwar man gibt insgemein vor /sie geben ursach zu Auffruhr / sie treiben Unkeuscheit bey ihrem Gottesdienste / und was der Aufflagen mehr sind; aber wie kan solches und der gleichen von ihnen gemuhtmasser werden? sintemahl sie weder nach weltlicher Herschafft trachten / noch / die mit groben Lastern beschmitzet sind / in ihren Versamlungen dulden. So hat ja noch keiner / der sich von ihnen abgesondert / jemahls gestanden / oder mit Warheit dargetahn / daß solche und dergleichen Sünde von ihnen solten begangen seyn / oder gut geheissen werden. Ich weiß wol / daß an etlichen Orten es schändliche Menschen gibt / welche sich vor Christen halten / und doch weder in der Lehre noch im Wandel denselben im geringsten gleich sind / sondern sie verbergen sich unter solchem fälschlich angenommenen Nahmen / und währen wert / daß wegen ihrer Unfläterey und Sünde sie vertilget würden / daher auch die wahren Christen mit denselben nicht die allergeringste Gemeinschaft haben / sondern sie vor Ketzer schelten / und zu Gott ruffen / daß er sie verstören wolle. Mazeus antwortete: Ich habe der Christen tuhn und lassen wenig wahr genommen / wann sie aber der Frömmigkeit der gestalt er geben sind / kan ich nicht absehen / aus was ursachen man ihnen so auffsätzig ist / daß man ihnen auch die gemeine Lufft nicht gönnen wil. Es mag sich mein Herr wol versichern / antwortete Herkules / dz sichs ingemein mit ihnen also verhält / habe ihnen auch verheissen / als lange sie dergestalt leben / wolle ich ihnen alle hohen Häupter /mit denen ich in Kundschafft gerahte / nach Vermögen gnädig und geneigt machen; und da ich meinem Herrn ein solches ihretwegen anmuhten darff / habe ich darumb fleissig zubitten. Mazeus erklårete sich hierauff / ob gleich sein Vermögen schlecht und geringe währe / wolte er doch bey zufallender Gelegenheit nicht unterlassen / diesen Leuten eines solchen Fürsten Vorbitte geniessen zulassen. Also brachten sie die Zeit mit Unterredungen hin / biß sie vor das Stad Tohr kahmen / da Herkules das Liebe Zeichen etliche mahl angeschrieben sahe / und zu Mazeus sagete: Sehet mein Herr / dieses Zeichen ist mein Leitstern gewesen / welcher nähest Gott mich diesen Weg / von Tyrus her / geführet hat. Es ist uns wol bewust /sagte Fr. Roxane / habe auch nach unser gnädigste Fräulein begehren / unterschiedliche Reuter ausgeschikt / um zuerforschen / ob Eure Durchl. in den mit diesem Zeichen bemahleten Herbergen nicht gewesen währe / deren aber noch keiner zurük kommen ist. Als sie in der Stad vor dem Schloß Tohr anlangeten / da es fast umb den Mittag wahr / stiegen sie ingesamt vom Wagen / und gingen zu fusse hinauff. Im innersten Platze funden sie den GroßFürsten mit Pharnabazus ein ernstliches Gespräch halten /wurden auch von ihnen nicht gesehen / biß Pharnabazus sich umwante / und unsers Herkules gewahr ward / welchen er ansehens kennete / und zu den GroßFürsten sagete: Hilf Gott! da komt der teure Fürst Herr Herkules her! trat ihm geschwinde entgegen / und empfing ihn nicht viel geringer als einen herschenden König. Herkules hingegen umfing ihn mit beyden Armen / und sagete: Mein hochwerter Herr und Freund / ich bitte sehr / mich mit so überflüssiger Ehre nit zubelasten / sondern der fest versprochenen aufrichtige Freundschaft eingedenk zuseyn / als welche mich angemahnet hat / meinen werten Herrn uñ Freund nicht vorbey zugehen / da ich denselben in der nähe seyn / vernomme habe; erfreue mich auch von herzen / Gelegenheit zufinden / das wolangefangene fortzusetzen. Hiemit trat er zu dem GroßFürsten / erwieß ihm sonderliche Ehre / und redete ihn mit diesen Worten an: Großmächtiger GroßFürst / daß ungemeldet meiner Ankunfft / auff diesem Königlichen Schlosse ich erscheinen dürffen / darzu hat mich mein Freund / Herr Mazeus verleitet; weil aber dieses meine Unhöfligkeit nicht entschuldigen kan / als bitte Eure Durchl. ich demühtig um Verzeihung / dero ich mich ohn einige Bedingung zu allen möglichen Diensten anerbiete. Der GroßFürst antwortete ihm: Wessen Eure Liebe sich gleich jezt gegen meinen geliebeten Oheim beschweret / hätte ich grosse ursach / gegen Eure Liebe zuwiederhohlen / die ich als einen hochgewünschten Freund sehr wilkommen heisse / mit Bitte / dieselbe sich des meinigen nicht anders als ihres Eigentuhms kühnlich gebrauchen wollen. Herkules wendete ein: Er liesse sich hieselbst bloß als ein umschweiffender Ritter finden /dannenhero ihm nit gebühren wolte / sich seiner Durchl. gleich zuschätzen / bähte demnach untertähnig / dieselbe wolten ihm nicht auffdringen / wider gebühr und willen unhöflich zuseyn / dann seine schuldigkeit währe ja / nicht allein Ihrer Durchl. selbst /sondern auch dero hohen Beamten gehorsam und folge zuleisten. Küssete ihm darauf die Hand / und befahl sich seiner Großfürstl. Gewogenheit. Fr. Roxane hatte sich alsbald nach dem Frauenzimmer gemacht / und des Fürsten Ankunfft vermeldet / derhalben die GroßFürstin einen ädelknaben herunter schickete / ihr Gemahl wolte sich belieben lassen / den angenehme Gast hinauf zuführen. Woselbst nun Herkules seine Höfligkeit spüren ließ / und nach gebohtenem Handkusse also redete: Durchleuchtigste GroßFürstin / die Unruhe durch meine Ankunfft erwecket /muß ich mit der Nohtwendigkeit entschuldigen / die mich treibet / einer Fräulein nachzufragen / deren ich auff unterschiedliche weise hoch verbunden bin; Als ich nun in Erfahrung gebracht / was grosse Ehre und Liebe derselben alhie erzeiget worden / ist meine höchste Schuldigkeit / die Danksagung davor / mit Worten abzulegen / weil des Vermögens Unkrafft mich an die Wiederleistung nicht hinlässet. Es seyn aber Ihre GroßFürstl. Durchl. eines ergebenen Knechtes an mir versichert / so daß in dero Diensten mein Leben zuwagen / mir die höchste Vergnügung bringen solte. Sie aber antwortete ihm: Durchleuchtigster GroßFürst; gewißlich erwecket Euer Liebe ankunft durchaus keine Unruhe / weil man derselben mit höchstem Verlangen erwartet hat; Dem Königl. Fräulein habe wegen ihrer Verstellung ich wenig Ehre und Dienste erzeigen können / solte aber ihr Geschlecht und Stand mir kund worden seyn / würde ich mich bemühet haben / ihr besser zur hand zugehen; muß also die Unwissenheit zur Entschuldigung einschieben /und daher mich befleissigen / den an dem Königl. Fräulein begangenen Fehler / auff zugelassene weise zuverbessern. Der junge Fürst Arbianes kam wieder zu hause vom Lustreiten / und ward ihm im Schloßplatze gesagt / es währe ein trefflicher schöner Herr /mit Mazeus ankommen / dem vorigen Herkuliskus fast ähnlich. O Dank sey allen Göttern / sagte er / es wird gewißlich der treffliche Held / Fürst Herkules seyn / durch dessen Unterweisung ich in ritterlichen Ubungen etwas zu fassen gedenke; blieb ein wenig stehen / und bedachte sich / wie er ihn empfangen wolte; stieg alsbald hinauf / und als er in den Saal trat neigete er sich gegen ihn / küssete ihm die Hand / und redete ihn also an: Durchleuchtigster GroßFürst /hoch berühmter Held; nach dem die Götter mein Begehren erfüllet / und ihrer Durchl. den Weg hieher gezeiget / verhoffe ich / dieselbe werden meiner demühtigen Bitte Stat geben / und mich in die Zahl ihrer Diener einschreiben / damit aus ihrem Leben und Tahten ich fassen möge / was einem gebohrnen Fürsten schier heut oder Morgen Ruhm und Ehre bringet. Aus diesen lezten Worten vernam er / daß er der junge Fürst wahr / taht ihm gleiche Ehre an / und gab ihm zur Antwort: Warumb machet mein Durchl. Fürst mich vor ihren geliebten Eltern / und dieser ganzen hohe Geselschaft so schamroht / daß ich nicht weiß /wie ihrer Liebe ich mit Worten begegnen sol? Zwar meine geringe Tahten werden das Lob mir anjezt gesprochen / nimmermehr erreichen / ob ich gleich tausend Jahr leben solte; aber ein Freund uñ williger Diener des Groß-Fürstl. Medischen Erben zu seyn und bleiben / erbiete ich mich mit auffrichtigem Herzen / wil mich auch nimmermehr wegern / vor ihrer Liebe Wolfahrt / mein Schwert / wie krafftloß es gleich ist / gerne zu führen / und in ihrer Geselschaft mich mit zugebrauchen / als welche ich schon so tapfer / und in ritterlichen Ubungen erfahren weiß / daß sie meiner geringschätzigen Unterweisung durchaus nicht bedürffen. GroßFürst Phraortes antwortete: Hoch berümter Fürst; mein Sohn zeiget ja noch seine Begierden / daß ihm deren Geselschaft und Unterweisung / die durch Tugend den Weg der Unsterbligkeit suchen / angenehmer ist / als welche auff ihre Macht und Gewalt sich verlassend / ihrem Willen folge leisten / und nach den Lustreizungen des gemühtes Kräfte lenken. Herkules sagete hierauff; es hat auch mein hochwerter Fürst von einem solchen Vater nicht anders können angeführet werden / und schätze mich billich glükselig / wann unter dergleichen Geselschaft ich mag gerechnet werden; zweifele nicht / ihre Durchl. werden vor genommene Mühe die schöne Frucht des außgesträueten Samen / in kurzen / reichlich einernten. Die GroßFürstin mengete sich mit ein /vorwendend / die Speisen würden kalt werden; daher die Geselschaft sich zu setzen genöhtiget ward. Bey

 
Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
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