stellet euch gegen euer Frauenzimmer frölich /damit man keinen Argwohn auff euch fasse; unterhaltet auch den König mit aller Freundligkeit / und reitet ihn im gelindesten Zügel / daß er unsere Freude nicht stören möge / deren wir geliebtes Gott gedenken zugeniessen. Ich werde schon wissen dem Könige eine glaubwirdige Ursach beyzubringen / daß er mich wol vor entschuldiget halten sol. Gott zu tausend mahlen befohlen / und seid fort nicht mehr die bekümmerte / sondern die fröliche Valiska / damit ich lange bleiben möge / euer Liebe inbrünstiger ganz ergebener Herkules.

Ey so wil ich auch meinem Gott vertrauen / sagte sie bey sich selbst / und wird mein Erlöser mich mit dem unschuldigen Daniel aus der Lönen Grube / uñ mit Joseph aus dem Gefängnis schon zuerretten wissen / daß ich noch meine Lust an seiner Gnade sehe. Ein halb Stündichen hernach kam ihre Hoffmeisterin wieder zu ihr / und brachte ihr das Brieflein von Herkules / dann ihr Sohn wahr wieder angelanget / welcher durch einen Unfall (er wahr mit dem Pferde gestürzet und hatte einen Arm verrenket) sich auff der Reise einen Tag zu lange auffgehalten hatte. Das Fräulein aber stellete sich betrübt / und gab zur Antwort / sie stünde im zweiffel / ob sie ihres unbesonnenen Bruders Brieff lesen / oder hinunter in den Graben werffen wolte; endlich auff der Hoffmeisterin anhalten / öffnete sie denselben / der also lautete: Zeigern dieses wird zum beweiß der geschehenen Einlieferung eines Briefes von der stolzen Herkulisken geschrieben / hiemit erteilet / hätte zwar eine scharffe Antwort darauff gehöret / aber weil dieselbe ihr verhoffentlich schon wird zu handen kommen seyn / erachtet man unnöhtig ein Gemüse zweimahl zu kochen. Ich unterschriebe mich billich in diesem Zettel als Bruder / wañ nicht dein stolzer Sinn die ehmahl Schwesterliche Gewogenheit aus deinem Herzen verstossen hätte. O bedenke dich eines bessern / wo du nicht wilt mit samt deinem Könige / aus welchem du gleichsam einen Abgott / und dich zur Abgöttin machest / zu trümmern und bodem gehen. Das ist mir ein Bruder / das ist mir ein Bruder /sagte das Fräulein nach verlesung; stund hierauff ein wenig stille als in tieffen Gedanken / und fing hernach wieder an: Nun / was wil ich machen? zwar ich habe meinen Bruder allezeit herzlich geliebet / wolte ihn auch noch wol gerne lieben / aber wegen seines wunderlichen Kopfes mich meines Glückes zubegeben /wird mir kein Mensch rahten. Nein O nein; der Himmel hat mich hieher gebracht / daß ich meinem Könige zum künfftigen Gemahl gefallen müssen / solches muß weder mein Bruder noch einiger ander Mensch in der Welt umstossen. Aber vernehmet ihr nicht meine Freundin / ob zum Königlichen Beylager anstalt gemacht werde? man wird ja beyzeiten alle Nohtwendigkeit versehen / damit einem jeden sein gebühr geschehe; Und daß ich euch mein gewogenes Herz sehen lasse / so habe ich schon in meinem Herzen euch darzu erkohren / daß ihr zu derselben Zeit die Mutterstelle vertreten sollet. Diese erfreuete sich der Ehren höchlich / und zeigete an / wie geschäfftig der König schon währe / alles auffs prächtigste anzuordnen; doch bitte ich / sagte sie / meiner Kühnheit gnädige Vergebung / umb zufragen / ob die annoch ausstehende Wochen nicht biß auff die Halbscheid könten gebracht werden; Und O wann meinem Könige ich die Zeitung bringen solte / wie ein treffliches Bohten-Brod würde ich verdienen! Sie wuste aber nicht /was vor ungenehme Reden / diese der Fräulein zuhören wahren / als welche ohn das einen Verdacht auff sie hatte / sie spielete mit dem Könige in diesem stük heimlich unter einer Decke / deswegen wolte sie vor dißmahl die gelegenheit nicht versäumen / sie durch die allerhefftigsten Bedräuungen davon abzuschrecken / und gab ihr diese Antwort: Liebe Hofmeisterin /ich halte euch vor meine allergeheimdeste Freundin /wie ihr wisset / und ich dargetahn habe / indem ich mich euer und eures Sohns Dienste / in übersendung meines Briefes an meinen unfreundlichen Bruder / gebrauchet / wovor ich auch eurem Sohn das begehrte Landgut bey dem Könige ungezweifelt loßmachen wil; wollet ihr aber meiner Freundschafft in der Taht geniessen / so lasset ja diese jezt ausgedrückete Gedanken ferne von euch seyn / und betrachtet / daß ich nicht unter menschlicher / sondern unter einer mächtigen Göttin gewalt und gehorsam verbunden liege /von welcher ich durch grosse Opffer zuvor muß loßgemacht werden / ehe ich ins Ehebette treten kan / wo ich nicht die allergrausamste Straffen über mich nehmen wil; wovor ich aber lieber zusterben gedenke. Solte ich nun von dem Könige hierüber ferner angestränget werden / sol und muß ichs niemand als eben euch zuschreiben / und kan mir endlich nirgend zu schaden / ob ihr mein ausgesantes Schreiben gleich verrahten würdet / weil in demselben nichts wider den König gesezt gewesen / wie ihr bezeugen müsset /und die empfangene Antwort ausweiset; Aber dieses schwöre ich euch zu dem Allerhöchsten Gott / daß /auff den fall mein König aber eins in mich dringen solte / ich nicht ruhen wil / biß ich bey demselben erhalten werde / euch und euer ganzes Geschlecht mit der allergräulichsten Straffe auszurotten. Hiernach wisset euch zurichten / und verhütet ein solches Unglük. Werdet ihr aber es bey dem Könige / wie ihr wol könnet / fest unterbauen / daß er biß an die versprochene Zeit geduldig auswarte / sollet ihr hingegen / und euer ganzes Geschlecht so viel grössere Gnade und Woltaht von mir gewärtig seyn. Die Hofmeisterin erschrak der Reden / daß sie zitterte / kunte auch in guter Zeit nicht antworten / biß sie endlich sich besan / und diese Entschuldigung vorbrachte: Gnädigstes Fräulein / ich bitte aus gehorsamsten Herzen / der gleichen Ungnade auff mich und die meinen nicht zuwerffen; die Götter wissen meine Unschuld / und daß ich aus Unbedachtsamkeit solches geredet / wil auch /diesen Fehler zuwiderbringen / ihrer Gn. verheissen /auf den fall der König die Zeit zu endern bedacht seyn solte / welches mir doch unwissend ist / entweder zusterben / oder ihm solchen Vorsatz zubenehmen. Mit diesem erbieten bin ich zufrieden / antwortete das Fräulein / werde auch hieraus spüren können / daß ihr mich von herzen meynet. Aber wie kömt es / dz /eurem vorgeben nach / euch der König nicht wieder fodern lässet / und der Abend mit Macht herein bricht? Sie hatte dieses kaum ausgeredet / da klopffete ein Königlicher Kammerdiener an / und foderte sie wieder; da das Fräulein sie vermahnete fortzugehen /und ihrer Verheissung bey aller gelegenheit eingedenke zuseyn. Als sie zu dem Könige hinein trat / fragete er sie / wie sein Fräulein lebete / und ob wegen ihres groben Bruders und Oheims sie sich auch sehr betrübete? Worauff sie zur Antwort gab: Es hätte ihr Gn. Fräulein sich zwar über die Schreiben erzürnet / aber nicht bekümert / entschlüge sich auch alles Unmuts /damit gegen das Beylager ihr an ihrer Schöne nichts abginge. Wir wissen nicht / sagte der König aus Scherz / ob unsere Heyraht auch vor sich gehen werde / nachdem ihre trotzige Blutfreunde sie unter so harter Bedräuung abfodern. Diese wolte den Scherz nicht verstehen / und antwortete: Vor solche Gedanken behüten ja die gütigen Götter Eure Königl. Hocheit /und solte das hochverliebte Fräulein dieses hören /würde sie in Angst uñ Ohmacht vergehen; massen Ihre Königl. Hocheit ich wol versichern kan / dz sie /ohn durch den Tod / von diesem ihrem Glücke sich nicht wird abtreiben lassen / zweifele auch nicht / da die grosse Furcht vor der unbarmherzigen Göttin Vesta sie nicht hinterhielte / sie des Beylagers Fortgang lieber heut als morgen wissen möchte. Artabanus ward der Zeitung so froh / daß er vor freuden auffsprang / kunte sich auch nicht inne halten / sondern sagte zu ihr: Heut werden wir erst recht durch euch ergetzet / und sollet ihr unseres ScherzRede ja nicht vor ernstlich gemeynet halten / ob fürchteten wir uns vor dem nichtigen dräuen zweer jungen Buben /sondern dieses Häupt (das seine anrührend) wollen wir lieber verlieren / als solchen unvergleichlichen Welt Schatz / nachdem die Götter uns denselben aus sonderlicher Versehung zugeschicket; Und O daß wir einiges Mittel auszusinnen wüsten / daß unser Fräulein in beschleunigung des Königlichen Beylagers gehehlen wolte! Die Hofmeisterin stellete sich wegen der lezten Worte überaus betrübt und erschrocken /und gab zur Antwort: Ach allergnädigster König / ich bitte zum-untertähnigsten / Eure Königl. Hocheit wolle ihre arme einfältige Magd hören / und wo sie ihrer Wolfahrt und eigenem Leben nicht feind ist /meinem Gn. Fräulein die versprochenen Wochen / die bald verstreichen werden / auffrichtig aushalten / alsdann werden sie erfahren / daß nie kein Fräulein mit frölicherem Herzen sich ihrem Gemahl hat zuführen lassen / als eben sie. Sie liebet niemand höher / als Eure Königl. Hocheit; aber sie fürchtet sich auch vor nichts in der Welt hefftiger / als vor den Zorn ihrer Göttin. Hierauff stund sie ein wenig als in Gedanken /biß sie sahe / daß der König reden wolte / da hub sie wieder also an: Allergnädigster König / darff Ihrer Hocheit ich ein wichtiges Geheimniß anvertrauen /welches mein Gn. Fräulein mir als einer verschwiegene Hoffmeisterin offenbaret hat / und sol mirs dereins nicht zum Unglük ausschlagen / wil ich durch diese Anzeige klärlich sehen lassen / daß ich keinem Menschen in der ganze Welt so geträu bin / als Ihrer Königl. Hocheit. Er ward hiedurch zu grossem verlangen angetrieben / es zuerfahren / und versicherte sie bey Königl. Träue vor allem Schaden und Gefahr. Worauff sie ihm dieses Getichte vorbrachte: Was ich rede / das habe ich gesehen und aus einem Beweißtuhm erfahren / daß es wahr ist. Als Ihre Königl. Hocheit neulich so hefftig wegen des Beylagers in das Fräulein drang / schickete sie sich zum Tode /aber zu einem solchen / welcher Eure Königl. Hocheit unfehlbar hätte zugleich mit aufreiben müssen. Sie hatte ein kleines irdenes Büchslein / welches sie küssete / und zugleich sagete: O du bitteres und unangenehmes Geschenk meiner Göttin / muß ich dann dein noch gebrauche / und aus befehl der himlischen Macht eine Rache volstrecken / welche mir hefftiger als der Tod selbst zuwider ist? O Göttin / wie gerne stürbe ich in deinem Dienst und Gehorsam / wann ich nur nicht zugleich denselben ermorden müste / der nicht aus Bosheit / sondern gar zu grosser und inbrünstiger Liebe / deinen göttlichen Willen übertrit. Ich merkete hieraus / daß dem Leben meines Königes gedräuet würde / deßwegen sagte ich zu dem Fräulein: Eure Gn. reden sehr verdächtig / und wie werde ich solches verschweigen dürffen? Ihr müsset schweigen /antwortete sie / oder es wird meine Göttin euch das Genik abdrehen; doch wann ihr die äusserste Noht meiner Keuscheit sehet oder merket / so möget ihr reden / was ich euch sonst auff höchstes Vertauen offenbahren wil; Sehet ihr dieses kleine irdene Büchslein? sagte das Fräulein; dieses hat mir meine saursichtige Göttin vor zehn Tagen zugestellet / gleich da ich meine Botschafft nach Prag abgefertiget hatte /und mir befohlen / dafern ich vor Ausgang XV Wochen zum Beylager solte unvermeidlich genöhtiget werden / müste ich zum lezten Gehorsam aus diesem Büchslein ein wenig an einen gewissen Ort meines Leibes streichen / daher mir zwar der Tod als einem göttlichen Opffer ohn alle Schmerzen entstehen / mein überwältiger aber / so bald er mich berührete / drey ganzer Tage uñ Nachte in der allergrössesten unaussprechlichen quahl zubringen / und nach deren Verlauff in rasender Wuht ihm selbst die Hände / und so weit er mit den Zähnen reichen könte / alles abfressen würde / biß die Seele aus ihm führe; Wollet ihr aber /sagte das Fräulein zu mir / meiner Rede nicht trauen /so lasset eines von meinen Hündichen kommen / und versuchet an demselben des Gifftes wirkung. Ich muste dem Fräulein gehorchen / und strich dem Hündlein gar ein weniges an seine Bauch / worauff es alsbald anfing einen solchen Jammer zu treiben / daß wir zu mitleiden bewäget wurden / und es hinunter in den Graben wurffen. Der König nam dieses vor die allergewisseste Warheit an / entsetzete sich darüber zum hefftigsten / und gab ihr zuvernehmen / daß er zwar biß diese Stunde gesiñet gewesen / das Beylager auff die helffte der versprochenen Zeit zubringen /sähe und vernähme aber / daß er sich eines andern erklären / und der Geduld biß zum Verlauff der gesetzeten Wochen sich gehorsamlich untergeben müste; Verehrete auch der Hofmeisterin ein Kleinot 12000 Kronen wert / daß sie ihm dieses offenbahret hatte /wiewol er diese Bedräuung ihr vorhielt / dafern nach verflossener Zeit sein Fräulein das allergeringste zu weiterer Auffschiebung einstråue wurde / solte es an der Hofmeister in Leben gerochen werden. Eine ganz unnöhtige sorge / antwortete sie / weil ich weiß / daß nach solcher Zeit dem Durchl. Fräulein nichts angenehmers seyn wird / als dem mächtigsten Herscher der Welt ehelich beygelegt zuwerden. Und O wie frölich und ohn sorge würde das allerliebste Fräulein leben /und an ihrer Schönheit von Tage zu Tage zunehmen /wann ihr diese einige Furcht des zu frühzeitigen Anspruchs zum Beylager / gänzlich solte benommen seyn. Dieses Kummers / sagte der König / wollen wir sie schon entheben / weil es doch nicht anders seyn kan; setzete sich alsbald / und schrieb diesen Brief mit eigener Hand:

Der grosse König Artabanus gelobet hiemit und krafft dieses seiner höchstgeliebeten Fräulein Herkulisken / daß er vor Ausgang der bestimmeten Wochen sie in keinerley wege umb das Beylager / oder sonst einiges Liebewerk begrüssen und ansuchen wil / und da solches von ihm nicht steiff und unbrüchig gehalten wird / zählet er sein geliebtes Fräulein ihrer getahnen Zusage ledig und loß /so daß ihre Liebe und das an dieser seiten höchstgewünschtes Beylager sie ihm biß in Ewigkeit zuversagen Macht haben sol.

 

Artabanus.

 

Als er dieses geschrieben hatte / legte ers zusammen / gabs der Hofmeisterin / und sagete: Sehet da /diese Versicherung ist die höchste / die wir dem lieben Fräulein geben köñen; bringet sie ihr zu / und ermahnet sie / gutes muhts zuseyn; jedoch / daß sie uns gleichmässige Verschreibung ihrer Einwilligung erteile. Sie ging mit dieser Handschrifft eilig hinweg / und nach erzähletem Verlauff / überlieferte sie dieselbe dem Fräulein / welche ihr antwortete: Nun meine Freundin / ihr habt vor dißmahl eurer Redligkeit ein satsames Genügen getahn / so daß meines falschen Argwohns halben ich billich umb Vergebung bey euch anhalten muß; so bleibet nun beständig in solcher Träue / und versichert euch / daß ichs alles mit vollem Maaß ersetzen werde. Als sie nun von ihr zuwissen begehrete / auff was weise sie diese Verschreibung von dem Könige loßgewirket hätte; baht sie untertähnigst / ihr zuverzeihen / daß sie den König mit einer Nohtlügen hintergangen / seinen Vorsaz wegen des Beylagers beschleunigung zubrechen / welches auff eine gelegenere Zeit sie ihr erzählen wolte; womit sie dann wol zufrieden wahr / nebest Versprechung /auff Morgen früh dem Könige eine gleichmässige schrifftliche Vergnügung einzuschicken. Diese Nacht setzete sie an ihren Liebsten Gemahl einen Brief auff /welcher also lautete:

Mein höchster LebensSchatz; Euer Liebe angenehmes Brieflein ist mir von Timokles zugeschossen / und daß andere von meiner Hofmeisterin Sohn bald hernach eingeliefert. Wie gar schlecht und nichtig dero Dräuungen geschätzet werden / habt ihr aus der gegebenen mündlichen (weil man euch keiner schrifftlichen wirdiget) zuvernehmen. Was sonst der König / auff listiges Getrieb meiner von mir in Furcht gestürzeten Hofmeisterin / mir vor eine schrifftliche Versicherung aus freyem Willen erteilet / und ich hinwiederumb mich erklären müssen / solches ist aus den Beylagen A und B zuersehen. So erwarte nun Eure Liebe nichts / als der Gelegenheit / mich inwendig sieben oder acht Wochen auffs höchste / unter dem Nahmen meines Dieners Valikules zubesuchen /damit unser Vorsatz beyzeiten könne ausgeführet werden / und ich vermöge gegebener Versicherung nicht gezwungen sey / die unmögliche Heyraht durch meinen Tod abzuwenden / solches suchet / bittet und flehet /Eurer Liebe zum Tod und Leben allergeträueste Valiska. Hierin legete sie des Königes und ihrer Versicherung Abschrifft / und schoß es des folgenden Morgens sehr früh Timokles im hohlen Pfeile zu / der Tyriotes damit schleunig abfertigte / welcher des dritten Tages bey Gallus und seiner Geselschafft anlangete. Nun wahr Fürst Vologeses eben dazumahl nicht zu Charas / sondern auff seinen Gütern / kam aber desselben Morgens / da Tyriotes wegreisete / bey dem Könige an / welcher ihm der fremden Fürsten Dräuung zuwissen machte; worauf er zur Antwort gab: Ich fürchte sehr / es stecke hierunter eine sehr wichtige Geheimniß / welches die Zeit offenbahren wird / und ich meine Gedanken noch zur Zeit nicht anzeigen darff; Es wird aber nöhtig seyn / daß Spitamenes / dem die Grenzen anbefohlen sind / Königlichen Befehl bekomme / gute Auffsicht auff das gemeine Wesen / und auff seine Völker zuhaben / damit er nicht krafft dieser Dräuung / welche man keiner Antwort gewirdiget / überfallen werde / ehe er weiß / daß er Feinde hat.

So bald Gobares zu Susa wieder anlangete / gewan er Lust Fr. Statiren zubesuche / und weil er bißher noch stets argwohnete / sie hielte Kleon heimlich bey ihr auff / schrieb er zuvor an Nabarzanes; er währe in glaubwirdige Erfahrung kommen / ob solte Kleon nit allein noch im Leben / sondern auff seinem Schlosse in einem absonderlichen Gemache versperret seyn /welches eigentlich zuerfahren / er fleissig acht geben solte / wohin Statira zuzeiten allein ginge / könte ihr alsdann heimlich nachschleichen / und also leicht hinter die Warheit kommen. Nabarzanes nach seiner Einfalt wunderte sich der Zeitung / nam des Fürsten Lehr in acht / und folgete seinem Gemahl / die des andern Morgens sehr früh vom Bette hinweg schleich / leise nach / sahe sie auff ein abgelegenes Gemach gehen /und die Tühr hinter ihr verriegeln / deßwegen er näher hinzutrat und sie behorchete / gleich da sie ihren Kleon also anredete: Herzlieber Schaz / ich kan euch nicht bergen / daß Fürst Gobares Diener gestern ankommen ist / und ich seine Werbung nicht erfahren kan / ohn daß er vor gibt / sein Fürst werde uns ehist besuchen / wornach mich aber wenig verlanget. Kleon antwortete; Er fürchtete sehr / daß seine Anwesenheit endlich möchte außgespehet werden / auff welchen Fall er gewiß sterben müste / bähte demnach dienstlich / ihre Gn. wolten ihn auff wenig Tage erlassen /er wolte inwendig Viertel Jahrs frist sich ohnfehlbar wieder einstellen; welches sie ihm aber mit freundlichen Worten abschlug. Nabarzanes / nachdem er zwar seines Gemahls Stimme vernam / aber die Reden nicht verstehen kunte / ohn daß er sie ihren Kleon etlichemahl neñen hörete / machte sich in aller stille wieder davon / uñ schrieb an den Fürsten / er hätte seiner Durchl. klugem Raht nachgelebet / und den Fuchs im versperreten Loche angetroffen / zweifelte nit / da er Hülffe hätte / ihn zuerhaschen / uñ dem Fürsten zu liefern; fertigte damit den Bohten ab / und legte sich wieder zur Ruhe. Des nachmittages / da sein Gemahl an andern Orten geschäftig wahr / ging Nabarzanes wieder nach Kleons Gemache / klopffete an und sagete: Tube mir auff Kleon / nachdem ich von meinem Gemahl berichtet bin / dz du hie bist. Dieser erschrak dessen nit wenig / wolte doch nicht antworten / sondern hielt sich ganz stille / da jener zum andernmahl sagete: Warum antwortestu mir nit Kleon /uñ kuntest heut früh dich mit meinem Gemahl so wol begehe? erst merkete er den betrug / uñ ließ ihn unbeantwortet abzihe. So bald nun Statira dessen von ihm mit furchtsamer Stime berichtet ward / lachete sie uñ sagete: Gebet euch zu friede / wir wolle ihm diesen Tanz leicht verdrehe / brachte ihn gegen Abend auf ein ander Gemach / uñ ließ sich gegen Nabarzanes im wenigsten nichts merken; doch machte sie ihr leicht die Rechnung / er würde es dem Fürsten schon zugeschrieben haben / weil dessen Diener hinweg wahr. Des folgenden Morgens machte sie sich gleich wie des vorigen / frühe nach demselben Gemache / da Nabarzanes ihr abermahl folgete / und eine zeitlang horchete / dessen sie wahrnehmend / nicht anders redete /ob währe Kleon bey ihr / machete endlich die Tühr auff / als wüste sie nicht umb ihn / und stellete sich wegen seiner Gegenwart erschrocken; worüber er ein Herz fassete / und zu ihr sagete: Meine herzgeliebete /warumb tuht ihr mir und euch so grosse Schande an /und verberget Kleon alhie / als köntet ihr ohn ihn nicht leben? Was; antwortete sie / verberge ich Kleon? ja wol Kleon! welchen das Wild leider im Walde gefressen und verzehret hat; zwar ich leugne nicht / daß ich zu zeiten mich an diesem Orte finde /und seine Liebe Gedächtnis begehe / weil ich ihn mit eurer bewilligung geliebet; aber dafern ihr die Gedanken führet / er sey noch im Leben / oder auch in diesem Gemache / seid ihr sehr unrecht dran. Ey sagte er / ihr werdet mich ja nicht mit hörenden Ohren taub mache; und was stehet ihr alhie ohn Kleider? ja was sprachet ihr so freundlich / wann niemand bey euch ist? Sie stellete sich zornig hierauff / und gab zur Antwort: Was hätte ich vor Ursach / ihn vor euch zuverbergen / wann er noch lebete? Aber es ist leider sein Geist / sein ädler Geist aus dem schönen Leibe hinweg gereiset; und immer schade / daß dieser von den wilden Tihren hat sollen zerrissen werden. Er lachete der Rede / und begehrete / sie möchte ihn nur ins Gemach lassen / dann würde sichs bald außfündig machen / wo Kleon verborgen läge. Billich klage ich solches den Göttern / sagte sie / daß ihr mich in so falschen Verdacht zihet; aber habe ich oder einiger Mensch euch jemahls gehindert auff dieses Gemach zu gehen / ob ichs gleich Kleons Seele gewidmet habe? kommet und suchet / ich bins wol zu frieden; fassete ihn auch beim Arme / und zog ihn hinein; da er nichts als eine ledige Betstat mit Tuchern behänget / und einen gedecketen Tisch fand; worüber er sich zum höchsten verwunderte / und zu ihr sagete: Nun schwüre ich zu allen Göttern / ich hätte ihn mit euch reden gehöret / kan auch nicht anders gedenken / ihr müsset ihn an einen andern Ort gebracht haben. Ey ihr närrischer Mensch / antwortete sie; habe ich ihn dann durch Wände und Mauren zihen können? oder ist er als ein unsichtbarer zur Tühr hinaus verschwunden / wañ ihr ihn gehöret habt? doch kommet und durchsuchet alle meine Gemächer nacheinander / und wann ihr ihn findet / wil ich das Leben verwirket haben. Der schlechte einfältige Nar begunte schon zu zweiffeln / und auff ihr anhalten durchging er mit ihr alle Gemächer. Sie hatte ihn aber im Kleiderladen verberget / welchen sie doch auffgesperret stehen ließ / wohin sie ihren Gemahl endlich führete / trat mit ihm vor den Laden / da Kleon hinter einem langen Mantel auffrecht stund / und fing sie also an zu reden: O du lieber ädler Kleon / mustu dann nach deinem Tode so gefürchtet / und wegen blosses Argwohns zur ganz unverdienten Straffe gesuchet werden? Nun zweiffele ich an deinem Tode nicht / dann währestu noch im Leben / würde ich dessen ohn zweiffel berichtet seyn; aber deine mißgünstige können nicht ruhen / sondern wollen dich / da sie doch nur deinen Tod suchen / mit Gewalt lebendig haben. Frau / antwortete er / ihr wisset / wie viel ich euch übersehe /und allen Willen gönne / könte euch auch diesen Diener wol lassen / dafern es unserm Fürsten nicht so hefftig zuwieder währe / als welchen verdreust / daß ein Leibeigener Teil an euch haben sol. Er wolte weiter außbeichten / aber sie fiel ihm in die Rede / und sagete: Was treibet ihr vor ein närrisches Gewäsche /oder was hat der Fürst mir zubefehlen / sintemahl ich euer / und nicht sein Gemahl bin; so habe ich auch mit Kleon keine andere als zulässige Freundschaft gepflogen / wodurch euch im geringsten kein Abbruch geschehen ist; aber wir stehen alhie schon zu lange /deßwegen lasset uns weiter gehen und nachsuchung tuhn / daß der eitele Argwohn euch benommen werde. Ich gehe mit / sagte er / und bin gewiß / daß er auff keinem dieser Gemächer / so wir besehen / sich auffhält. Ja / gedachte Kleon hinter dem Mantel / bleibe du nur in deiner Gewißheit; Sie aber fing an; so schwöre ich bey alle Göttern / daß Kleon auff den übrigen Zimmern viel weniger zu finden / oder gegenwärtig ist; ging auch mit ihm immer fort das ganze Schloß zu durchsuchen / und als er sich nirgend sehen ließ / baht Nabarzanes ganz inständig / sie möchte doch dem Fürsten zugefallen / diesen Diener abschaffen; er hätte glaubwirdige Nachrichtung / daß er auf dem Schlosse verborgen gehalten würde / und da sie ihm nicht gehorsamete / wolte ers dem Fürsten klagen / und ihn zu Hülffe zihen. Die Frau wahr in ihrem Gewissen überzeuget / durffte demnach ihre gewöhnliche Keiferey nicht vor die Hand nehmen / sondern kehrete sich zum Weinen und bezeugete mit vielen Trähnen ihre Unschuld; endlich fiel sie ihm umb den Halß /und mit heftigen ungewöhnlichen küssen baht sie / er möchte den falschen Verdacht aus dem Sinne schlagen / sie hätte ihren Kleon sider das leztemahl nicht gesehen / welches zu bejahen sie alle Flüche ausließ; weil er aber auff seiner Meinung fest stehen blieb /fing sie endlich an: Nun so höre mich betrübetes Weib / o du ädle Kleons-Seele / an was Ende du auch bist / und räche deine und meine Unschuld an diesem Hartnäckigten / der weder durch Bitte noch Trähnen noch Flüche zu bewägen ist. Ging hiemit von ihm /und ließ sich etlicher Dräuungen vernehmen / daß er weiter anzuhalten abgeschrecket ward. Es fiel ihr aber schwer / ihrem Kleon Speise und Trank unvermerket zuzubringen / welches erst umb Nachmittage geschahe / da Nabarzanes seine Ruhestunden hielt / und legte sie mit ihm an / wessen er sich umb Mitternacht verhalten solte. Bey dem Abendmahl taht sie ihrem Gemahl sehr gütlich / erzeigete sich traurig / und ging zeitig mit ihm an die Ruhe. Umb Mitternacht gingen alle Wachskerzen / welche im Gemache zu brennen pflegeten / von sich selber aus / dann sie wahren durchboret und mit Wasser angefüllet; Worauff Kleon in einem weissen Kittel gar leise in die Kammer trat /und dariñen auff und nider ging / welches die Frau ersehend / sich furchtsam erzeigete / uñ ihren Gemahl auffweckete / vorgebend / ihr kähme ein erschrekliches Grausen an / sahe damit auff / und ward Kleons gewahr / deßwegen sie ein dümpfiges Geschrey ergehen ließ / und endlich fragete / wer in der Kammer umbginge; sie bekam von einer traurigen Stimme diese Antwort; Geliebte Frau / es ist Kleons / eures geträuen Dieners schwebender Geist / und kan nicht zur Ruhe kommen / als lange meine Knochen unverscharret bleiben; seid demnach gebehten / und helffet mir; mein Gerippe wird man im Pusche am Wege zur rechten Hand finden / woselbst die durchfliessende Bach einen doppelten Lauff hält. So bald sie dieses hörete / sprang sie aus dem Bette / und lieff hin / ihn zu umbfahen; aber er weich ihr immer aus / vorgebend / verstorbene Seelen könten von den lebendigen nicht begriffen noch geküsset werden. So bald er nun durch der Frauen Nachdringen biß ans Bette kam /kehrete er sich umb und sagete zu Nabarzanes; du Gottloser Mensch / der du deines frommes Gemahls unwirdig bist; wodurch habe ich dich jemahls beleidiget / daß du mich diesen Tag so verunruhet / und aus meinem Gemache durch alle Zimmer getrieben hast /in welchem ich bißher mich in allerstille auffgehalten / und daselbst nach meinem Tode von deinem Gemahl täglich beklaget bin? Der erschrockene Tropff hatte den Kopff unter dem Bette verhüllet / und lieff ihm der Angstschweiß bey den Ohren herunter / ja alle seine Glieder zitterten ihm / daß er kein Wort reden kunte; gab doch endlich seinem Gemahl zuverstehen /sie möchte eine Bitte vor ihn einlegen / damit die Seele ihn nicht beleidigte; weil aber solches der Abrede nicht gemäß wahr / achtete dessen Kleon nicht /sondern zog ihm das Bette vom Leibe / und mit einem Ochsenstecken zerschmirete er ihm Arm und Beine /ja sein ganzes Gerippe dermassen / daß er wie ein Wurm sich krümmete; endlich fassete er ihn bey der Kehle und sagte: Du Gottloser Schelm / jezt wil ich dich erwürgen / nachdem du mich heut in meiner Ruhe gestöret / und so unbarmherzig umbher getrieben hast. Der arme Mensch gedachte / er müste nun gewiß sterben / baht demnach sein Gemahl durch alle Götter / sie möchte ihr seine Rettung lassen angelegen seyn; welche endlich zu Kleons Füssen niderfiel / und den verstelleten Geist mit grossem Geheule baht /ihres Mannes zu schonen / sie wolte ihm zu ehren das Gemach weihen / und als lange sie lebete / seine Gedächtnis darauff begehen. Nun wolan / geliebte Frau /antwortete Kleon / bloß umb euret willen schone ich seyn / sonst müste er ohn alle Gnade und Barmherzigkeit sterben; gab ihm noch etliche starke streiche über die Lenden / und machte sich zur Tühr hinaus an seinen Ort / da die Frau rieff; hilff lieber Gott / da fleuget die klare Seele als ein blitzen der Strahl zum Fenster hinaus; stund hernach / uñ stellete sich / ob könte sie die Tühr nicht öffnen / biß ihr endlich geriet / und sie die zu nähst schlaffende Mägde ermunterte / die ein Licht herzu bringen musten / da sie Nabarzanes in tieffer Ohmacht fand / den sie wieder erquickete / uñ sich gar leidig stellete / dauchte ihr auch / es währe schier zugrob gemacht / weil er fast keine weissen Flecken an seinen Gliedmassen hatte. Nachdem er wieder zu ihm selber kam / fragete er / ob der Geist noch verhanden währe / uñ sagte nachgehends: Nun leugne wer da wil / daß keine Geister seyn / ich armer Mann habe es leider gar zu schmerzlich empfunden. Ach Gott / antwortete sie / wie seid ihr doch auff den Unraht kommen / daß ihr der frommen Seele gestriges Tages so grosse Beschimpfung angelegt habet? Lasset euch dieses / bitte ich / eine Warnung seyn / und verhütet hinfüro dergleichen Unfall / dann mit Geistern lässet sichs trauen nicht schertzen; bedenket auch /daß euch bloß durch meine vorbitte das Leben erhalten sey / welches ihr sonst ohn zweiffel hättet einbüssen müssen. Des Morgens richtete sie eine trefliche Salbe zu / und schmierete ihn damit zum oftern / daß er des vierten Tages keine sonderliche Schmerzen mehr empfand. Kleon lebete diese Zeit über sicher /und fürchtete sich doch / es würde Gobares nicht auffhören ihm nachzustellen / deßwege er abermahl umb kurze erlassung anhielt / welches sie ihm rund abschlug / es währe ihr unmöglich / sein zu entrahten /solte sich aber versichern / daß sie ihn vor Gobares wol schützen könte. Nun stellete er sich zwar / als währe er zu frieden / und nam ihm doch vor / erster Gelegenheit bey Nachtzeit heimlich davon zu lauffen. Des sechsten Morgens nach der Prügelung / da Nabarzanes zum erstenmahle wieder auffgestanden wahr / und Statira sich bey Kleon in ihrem Kleider Gemache befand / sahe sie ohngefehr eine Schaar von 200 Reutern auff ihr Schloß zueilen / und erkennete aus ihrer Kleider Farbe / daß sie Gebares zustunden /daher sie nicht ohn bestürzung zu Kleon sagete: Gobares hat wieder euch ein Schelmstük im Siñe / dort kommen seine Reuter her; so haltet euch nun im KleiderLaden verborgen / und lasset vor daß übrige mich sorgen; ging darauff nach Nabarzanes Gemache / und stellete sich / als hätte sie der Reuter keine acht gehabt / welche schon anklopfeten / und in des Fürsten Nahmen begehreten eingelassen zu werden. So bald sie auff dem innersten Platze erschienen / und Nabarzanes neben ihr zu ihnen ging / meldete ihr Führer des Fürsten Gruß an / und daß derselbe außgekundschaffet hätte / daß Kleon von etwa einer Magd im Schlosse heimlich auffgehalten würde; nun währe derselbe bey dem Fürsten angeklaget / daß er eines ädlen Ritters Weib genohtzüchtiget / und sie nachgehends samt den Ritter entleibet hätte / welche Bosheit billich müste abgestraffet werden. Nabarzanes sahe sein Gemahl an / und sagte: Er wolte ja nicht hoffen / daß der Bube neulich in Geistes Gestalt selbst erschienen währe / wolte ihn sonst also zu richten lassen / daß ihn forhin deßgleichen nicht mehr gelüsten würde. Diese stellete sich sehr fremde / und antwortete den Abgesanten: Mich wundert nit / daß man meinem Gn. Fürsten Kleons Anwesenheit hieselbst hat antragen dürffen / nachdem etliche sich unterstanden / uns selbsten dieses einzubilden; es ist aber ein Zeichen grosses mistrauens / daß ihre Fürstl. Gn. eine solche Menge Reuter hersendet / und stehet fast schimpflich /umb eines Todten Menschen Willen so viel Pferde zu satteln; jedoch möget ihr euch wol versichern / daß ihr Kleon so wenig hier als zu Susa antreffen werdet; und wer solches nicht gläuben wil / der schaue hinaus vor das Schloß / woselbst ich vor dreien Tagen seine Gebeine einscharren lassen / wie sein schwebende Geist es selbst begehret / und den Ort angezeiget hat /da sein von den wilden Tihren übergelassenes anzutreffen währe; möget demnach wol wie der hin zu eurem Fürsten reiten / und ihm andeuten / daß er auffhöre die Todten alhier in dieser Welt zusuchen / es dürffte ihm sonst nicht viel anders / als meinem Nabarzanes ergehen; wil er aber sein übriges ja haben /so grabet es aus / und führet es mit euch hin; ob er sonst des beschuldigten Mordes und anderer aufflage schuldig sey oder nicht / habe ich nicht zubeantworten / wiewol ich ihn viel eines redlichern Gemühtes erkennet habe. Der Abgesandte wolte sich mit diesen Worten nicht abspeisen lassen / sondern gab vor / er hätte von seinem Gn. Fürsten außdrückliche Befehl /das gantze Schloß durch und durch zusuchen / umb zuvernehmen / an was Ende die Magd den boßhafften Menschen verborgen hielte / und würde man ihm verzeihen / wann er hierin untertähnig gehorsamete; stieg damit vom Pferde / und foderte die Schlüssel von Nabarzanes zu allen Gemächern / vorwendend / es solte ihm nicht daß allergeringste entfremdet werden. Diese Anmuhtung wahr der Frauen sehr zuwieder / und gab zur Antwort: Du nicht werder Tropff bist noch lange der Mann nicht / den ich meine Gemächer werde durchschnauben lassen; und was zeihet sich dein Fürst? meinet er / daß ich meinen Mägden meine verschlossene Gemächer eingebe / ihre unzüchtige Buhlen darauff zu versperren? Da gehe hin / und suche ihn in der MägdeKammer / als lange dichs gelüstet /dann auff meine Zimmer soltu ohn meine Vergünstigung keinen Fuß setzen / als lange ich den Odem zihen kan. Nabarzanes hielt bey seinem Gemahl fleissig an / sie möchte / Verdacht zu meiden / sich des Fürsten begehren gefallen lassen. Wie / sagte sie /haltet dañ ihr und der Fürst mich umb eines schlimmen Knechtes willen in Verdacht? Trotz sey einem oder andern gebohten / der mir solches wahr machet. So muß es nicht verstanden werden / antwortete Nabarzanes / nur / es möchte der Fürst wähnen / ihr nähmet euch seiner aus Barmhertzigkeit an. Er gedenke endlich / was er wil / sagete sie / so lasse ich doch nicht einen jeden schlimmen TroßBuben besehen /wie viel oder wenig ich auff meinen Gemächern verschliesse. Hierauff gab der Abgesandte zur Antwort: Wann ja Eure Gn. dieses erste nicht eingehen wil / so muß ihr / krafft Fürstliche Befehls nicht zuwider seyn / dz ich alle ihre Gemächer / Bodem / und Keller vier Tage lang mit Schildwachen auswendig besetze / und nur die wenigen / deren Ihre Gn. selbst täglich gebrauchet / durchschaue; befahl also seinen Reutern abzusteige / und je zween und zween vor jeder Tühr mit entblössetem Gewehr sich zustellen; welches sie dann endlich zugeben muste / da unterdessen ihre EsseStube / SchlaffKammer und KleiderGemach wol durchsuchet wurden / und nachgehends unbesezt blieben. Kleon stund abermahl hinter dem Mantel verborgen / uñ betrachtete seine Gefahr nicht ohn schrecken / gleich da Statira mit ertichteten Thrähnen sagete: So erbarme es die Götter / daß ich meine Kleider und Schmuk von andern besehen lassen / und dieses Gemach in Verdacht gezogen werden muß. Der abgesanter antwortete: Eure Gn. beschliessen den KleiderKasten nach belieben / ich begehre kein Läplein darin anzurühren. Warumb solte ich meine Kleider verschliessen? antwortete sie / die sind bißher offenbahr geblieben / und bin noch nicht willens / sie umb deinet willen den Mäusen und Motten zur Speise einzuschliessen; Jedoch / weil ich dieses Gemach habe müssen durchsuchen lassen / magst du die übrigen alle mit einander besichtigen / und wol gar das oberste zu unterst kehren / damit dein Fürst / wann du nicht finden wirst / was du suchest / sich ins Herz schäme / daß er ein unschuldiges Weib dergestalt beleidiget hat / welches der ganzen erbaren Welt zuklagen / ich unvergessen seyn / und ihm selbst diese Schmach nimmermehr verzeihen wil. Also gingen sie auff diese Vergünstigung weiter / und halff Nabarzanes fleissig mit umsuchen / da Statira sie endlich auffzohe / und wo etwa ein fauler Winkel wahr / sie dahin bringen ließ / daß sie endlich bey nahe in ein Scheißhaus gefallen währen. Als man nun den vermeynten Mörder nirgends fand / wurden dannoch alle Zimmer / (die Esse Stube / Schlaffkammer und KleiderGemach ausgenommen) mit Wachten auswendig besetzet / da Statira als aus Ungeduld sich in ihrem KleiderGemache beschloß / und mit ihrem Kleon überlegete / wie mans forthin am sichersten anschlüge / er aber ganz inständig und mit Trähnen baht / ihn auff kurze Zeit zubeurlauben / damit er sein Leben retten möchte. Sie sahe / daß sie aus der Noht eine Tugend machen müste / und versprach ihm dieses einzuwilligen / dafern er seine Zusage zuhalten eingedenk seyn / und sich wieder einstellen wolte / welches er gar freygebig verhieß. Bey wehrendem Abendessen sagte sie in des Abgesanten Gegenwart zu ihrem Gemahl: Wann wir unsers FürstenErzfeinde währen /könte er uns schimpflicher nicht halten / noch höher beleidigen / und dafern diese Hüter nicht abgeschaffet werden / wil ichs zu seiner Zeit zugedenken wissen; so habe ich nun bey mir beschlossen / ein Schreiben an den Fürsten zuverfertigen / und mich dieser schändlichen Schmach zubeklagen / zweifele nicht /er werde in sich gehen / und das Unwesen auffheben /und sol der Bohte noch diese Nacht fortgehen; Ging auch alsbald nach ihrem KleiderGemach / woselbst sie einen Brief / nicht an den Fürsten / wie sie vorgab / sondern an ihre Wase verfertigte / welche Ostwerz nach Persen hin ihre Herligkeit hatte / und begehrete von ihr / Zeigern dieses / einen Griechischen ädlen Ritter ihr befohlen seyn zulassen / welcher wider des Fürste unbilliche Verfolgung sich in ihren Schutz begeben hätte. Nachgehends kläbete sie Kleon einen grossen grausprenglichten Bart an / und nach guter Unterrichtung / wessen er sich verhalten solte / ließ sie ihm ein trefliches Pferd satteln / schenkete ihm 600 Kronen Zehrgeld / und stellete ihn wieder hinter den Mantel. Bald ließ sie acht Knechte auff das Gemach fodern / unter dem Schein / einen zu dieser Botschafft daraus zuwählen / schikte sie doch alle nacheinander wieder hinunter / welches die hin und wieder stehende Schildwachten wegen der Finsterniß nicht eigentlich wahrnehmen kunten; nach deren Abtrit Kleon Stiefel und Sporn und ein festes Panzer anlegte / ward auch von Statiren selbst hinaus geleitet zu zween Fürstlichen Reutern / welche mit ihm fortgehen / und sich stündlich bey Mondenschein auffmachen solten / so daß sie gegen den Mittag die neun Meilen endigen könten. Kleon ging zuvor nach dem Stalle /nam seine daselbst vergrabene Kleinot neben einer Sturmhaube / Schwert und Schild zu sich / und machte sich mit seiner Gesellschafft frölich davon / dem Himmel höchlich dankend / daß er dieser beschwerlichen und gezwungenen Unkeuscheit entrunnen wahr /und nunmehr die ganze Welt wiederumb offen hatte. Er ritte schnelle fort / und fragete nach den Landstrassen gar fleissig / weil er seinem vorgeben nach /erstes Tages an die Persischen Grenzen solte verschicket werden. Als sie nun an einen Scheideweg kahmen / von welchem ihm seine Gefärten sageten / daß er nach Persen ginge / zeigete er ihnen an / dieser währe ihm zureiten von seiner Gn. Frauen befohlen / uñ könten sie nach belieben entweder nach Nabarzanes Schlosse umkehren / oder gen Susa sich verfügen /ihrem Fürsten anzuzeigen / der Vogel währe nicht mehr im Bauer / sondern durch ein enges Ritzchen davon geflogen. Diese hingegen lacheten seines vorgebens / es hätte die Meynung nicht / sie hätten der Frauen befehl selbst angehöret / daß er nach Susa mit ihnen solte / deßwegen müste er sich nicht von ihnen trennen. Er aber reiß den angeklebeten Bart hinweg /daß der eine / der ihn vor mehr gesehen hatte / ihn alsbald kennete / welcher zu seinem Gesellen sagete: Hui Bruder / eben dieser ist der Verrähter Kleon / welchen zufahen wir ausgeschicket sind / deswegen müssen wir ihn greiffen oder sterben. Was / bin ich ein Verrähter? sagte er; setzete damit ernstlich unter sie / und erlegete den einen alsbald; der ander / ob er gleich gute Gegenwehre taht / muste endlich auch mit dem Leben bezahlen. Statira erfuhr gleich diese Nacht / es hätte Orsillos den verstelleten Kleon an der Rede erkeñet / uñ solches einem andern Knechte vertrauet /daher sie einem ihrer geträuesten Dienern befahl / ihn unter dem Schein / daß er Holz tragen solte / alsbald in den Wald mit zunehmen / zuerschlagen / das Häupt ihm abzuschneiden / und das übrige den wilden Tihren zulassen. Dieser wolte solchem Befehl nachkommen / ging mit ihm fort / und trug eine schwere Holz-Axt auff der Schulter. Orsillos empfand ein starkes grausen in seinem Herzen / nam eine kurze Erklärung / vorige Freyheit wieder zusuchen / stürtzete seinen Gefärten unversehens zu bodem / erschlug ihn hernach mit der Axt / machte sich auch mit derselben von der grössesten Last seiner BeinKetten loß /schleppete den Ermordeten ins Gesträuch / und lieff gegen Mittag des nähesten Weges nach dem Persischen Meer zu / da er in einem Flecken sich bey einem Schmide / den er in der Jugend gekennet hatte /angab / und das übrige von der Ketten abfeilen ließ /und weil er keine Lebensmittel hatte / nehrete er sich des raubens und stehlens eine zeitlang. Kleon / so bald er feine Geleitsleute vom Brod getahn hatte / jagete drey Meilen in den Fruhstunden fort / biß er in einem Dorffe anlangete / woselbst er nach allem Wunsche einen Kauffmann antraff / der viel ReitHarnische auff unterschiedlichen Wagen nach Susa zuverhandeln führete / kauffte ihm der festesten einen ab / und nach vierstündiger Ruhe nam er einen Bauren zu sich / welcher ihn den sichersten Weg nach Fr. Statiren Wase führen muste / kehrete bey ihr ein / und nach angemeldetem Grusse von ihrer Wasen / überreichete er das Schreiben mit guter Höfligkeit. Diese wahr eine gar alte ansehnliche Frau / Nahmens Artystona / von grossen Baarschafften / hatte Statiren in kindlichen Jahre auferzogen / und in der Jugend gleiches Handwerk der Unkeuscheit mit Fürst Gobares Vater getrieben. Sie hatte aber in Jahresfrist keine Zeitung von ihrer Wasen gehabt / daher ihr das Schreiben sehr angenehm wahr / und sie aus demselben ihre Liebe zu Kleon leicht spürete / auch die ursach seiner Verfolguung abnam; Und weil Kleon bewust wahr / daß in dem Briefe an Fr. Artystonen begehret ward / ihm nach seiner Anfoderung Gelder vorzustrecken / welche zu allem Danke solten erlegt werden / wolte er sich der gelegenheit gebrauchen / und foderte 30000 Kronen. Der Frauen gedauchte es zwar viel seyn / doch wegerte sie sich dessen nicht / sondern auff einen kleinen zurük gegebenen Schein zählete sie ihm solche aus / welche er nachgehends von Persepolis nebest einem köstlichen Kleinot wieder übermachete; Sie gab ihm auch auff begehren drey reitende Knechte auff vier Wochen zu / und ließ ihn des dritten Tages fortzihen. Als er in der ersten Persischen Stad anlangete / erfuhr er die Kriegs Unruhe /und daß er ohn starke Geselschafft nicht durchkommen / noch Parthen erreichen könte; blieb deswegen wenig Tage stille liegen / umb zuvernehmen / was sein bestes seyn würde / nachdem sein unbewäglicher Vorsatz wahr / Herkules oder Ladisla zusuche / ob er gleich drüber sterben solte. Als die nach Susa abgefertigte über bestimmete Zeit ausse blieben / machte Statira ihr leicht die Rechnung / daß an Kleons Seiten es wol abgelauffen währe / taht aber nicht desgleichen / sondern wahr auff Fürst Gobares sehr ungehalten /daß er ihr die Völker so lange auff dem Halse liesse /begehrete endlich / daß noch etliche hinritten / und sich bescheids erhohlen solten. Diese wurden auff dem Wege berichtet / man hätte zween erschlagene auff freyem Felde gefunden / und in das näheste Dorff getragen; wurden von diesen besehen / und alsbald erkennet / daher ihrer drey den Weg nach Susa verfolgeten / der vierde ging wieder zurük / und brachte die Zeitung Nabarzanes über / da Statira fragte / ob sich dann ihr mitgeschikter Knecht nicht lebendig oder tod fünde; wovon er nicht zusagen wuste. Gobares aber /als ihm diese Zeitung zukam / erriet den ganzen Handel / und wahr froh / daß er dieses Mitbuhlers auff solche weise loß worden wahr / der sich aber nachgehends an ihm härtiglich rächete.

Herkules und Ladisla brachen des nähesten Tages nach Tyriotes hinreise gen Charas / von Persepolis auff / und führeten 16000 tapffere Reuter mit sich /wovon Pharnabazus 5000 Ladisla gleich so viel / und Herkules 6000 nahmen / da dann dieser allen seinen sechstausenden auff ihre Pferde hatte Hals- und Hinterdecken von leichtgestopffeter und fest durchnäheter Linnewand an stat der Pferde-Harnische machen lassen / durch welche kein Pfeil schiessen noch fallen kunte. So bald sie die Persische Grenze Stad gegen Parthen zu erreicheten / hielten sie sich daselbst in den dritten Tag gar stille / und erwarteten ihres Gallus mit seiner Geselschafft / welche auff jeztgemeldete zeit bey ihnen nebest Tyriotes anlangeten / und nicht zu geringer Rachgier bewäget wurden / als ihnen des Königes schimpfliche Antwort mündlich vorgetragen ward / wiewol Herkules aus der Fräulein Schreiben grossen Trost empfing / weil er sahe / das sie bißdahin vor aller Ansprache sicher seyn würde / da sonst eine redliche Ader an Artabanus übrig währe. Tyriotes hatte sich fleissig erkundiget / an was Ort des Feindes GrenzHeer sich niedergelassen hatte / uñ brachte den unsern die Zeitung daß sie 24000 stark eine ganze Tagereise ins Land enge bey einander lågen / in willens einen hefftigen Einfall in Persen zu wagen / weil man ihnen alle Sicherheit gebracht / daß keine feindliche Völker sich in der nähe spüren liessen. Worauff Herkules zu seinen beyden Gesellen sagete: Wolan / weil Artabanus so gerne wissen wil /was hinter unserm AbsagsBrieffe stecke / und er überdaß uns vor Knaben uñ seine Knechte schilt / müssen wir ihm ein Knaben- oder Kinderspiel auffmachen und eine Knechtische Auffwartung sehen lassen /worüber er sich ein wenig kitzeln möge; weil er dann der Fräulein an den König gegebene Versicherung noch nicht gelesen hatte / zohe er dieselbe wieder hervor / und fand diesen spitzigen Inhalt: Herkuliska /gebohrnes Königliches Fräulein aus Böhmen / gelobet hiemit und Krafft dieses / dem Allergroßmächtigsten Beherscher der Morgenländer / Könige Artabanus / nach verlauff der annoch bevorstehenden fest versprochenen Wochen / ohn einige Einrede und Wiederspenstigkeit / in die Königliche glükselige Heyraht einzuwilligen / dafern inwendig solcher Zeit ihre GroßKönigl. Hocheit weder durch sich selbst / noch durch andere sie keinerley Weise zum Beylager oder anderen liebes Sachen anfodern wird /auff was masse und Weise solches immermehr geschehen könte; im wiedrigen wird und muß sie in Mangel anderer Mittel / sich zum wenigsten durch den Tod von aller Gewaltsamkeit zu befreien / einen sicheren Weg finden. Herkulisken eigene Hand.

Nach verlesung ließ er geschwinde zu Pferde blasen / und nahmen den geradesten Weg nach Parthen /blieben die Nacht eine halbe Meile von den Grenzen im Felde liegen / futterten ihre Pferde wol / und eine Stunde vor der Sonnen Auffgang gingen sie in drey Hauffen als eine stränge Fluht in Parthen hinein / da alles abgebrennet / erschlagen und gefangen / auch trefliche Beute gemacht ward; die schönesten Dörffer und Flecken wurden in die Asche gelegt / und weil sie vor Uberfall sicher wahren / streiffeten sie hin und wieder auff vier Meileweges in die Breite und Länge /nur einen wolgelegenen Flecken erhielten sie / legeten sich dahinein / und sendeten Kundschafft aus / des Feindes Ankunfft uñ Vorhaben zuerforschen. Der Parthische Feld Herr Spitamenes hatte auff Vologeses getrieb den Königlichen Befehl erhalten / daß er vorsichtig spielen / und gleichwol / wo möglich / durch Feur und Schwert dem Persen schaden zu fügen solte / gleich als das fliegende Gerücht ihm die Zeitung brachte / die Persen währen eingefallen / und hätten schlimmer gehauset / als nie kein außländischer Feind; worüber der freimuhtige Spitamenes auff sich selbst unwillig ward / daß er den andern nicht vorkommen wahr / samlete sein Heer in aller Eile / uñ ging in guter Vorsichtigkeit fort / nach dem Flecken welchen die unsern ihnen zum Rükhalt genommen hatten / und ihm solches schon verkundschaffet wahr /und ob gleich alle flüchtige ihm anbrachten / daß die Persen über 30000 stark währen / scheuhete er sich doch nicht / dieselben mit einer gesezten Schlachtordnung im freien Felde anzugreiffen / dann er verließ sich auff seine wolgeübete Mannschaft. Herkules bekam die Zeitung wegen seines anzuges früh genug /machte alles zur Schlacht fertig / und redete Pharnabazus ein tapferes Herz ein / welcher nichts als die Wenigkeit ihrer Völker beklagete. Sie setzeten sich in drey Hauffen / Ladisla hatte den Rechte / Pharnabazus nebest Tyriotes den linken Flügel / jeder 5000 stark / und hielt er mit seinen 6000 in der Mitte / welche sich auff ihre durchnähete Leinen-Panzer-Decken nicht wenig verliessen. So bald beyde feindliche Heer einander ins Gesicht bekahmen / wunderte sich Spitamenes über der unsern geringen Anzahl / und fürchtete sich vor einen Auffsaz oder hinterhalt / bekam aber aus dem Flecken die Nachricht / daß keine feindliche Völker mehr verhanden währen / auch daß dieser Einfall nicht im Nahmen des Persen / sondern zweer fremder Fürsten geschehen / welche ja der Königlichen Braut zu Charas Bruder und Oheim seyn solten. Dieser verwunderte sich dessen überaus hoch / und fragete / ob dann ihre Völker nicht Persen währen; worauff er zur Antwort bekam / sie redeten zwar alle Persisch / und gäben sich doch vor Syrer aus / von jenseit Damaskus / woselbst sie von ihren beyden FeldHerrn umb baar Geld geworben währen. Daß muß ich billich gläuben / sagte er / demnach ich wol versichert bin / dz die Persen in so geringer Anzahl mir nicht stehen würden. Ehe er nun die Schlacht antrat / erinnerte er mit wenigen seine Parther ihrer unüberwindlichen Kraft / und daß sie das leichte Gesindle welches gegen sie hielte nicht fürchten solte / als welche weder zu Feld-Schlachten angewiesen / noch sich selbst zuschützen geherzt währen / sondern sich auff die Römer verliessen / denen sie sich daher knechtischer Weise unterworffen hätten. Herkules wahr auch nicht faul die seinen zu muhtigen / sie solten sich nicht daran kehren / dz der Feind irgendwa 4 / oder 5000 Köpffe mehr als sie ins Feld stellete /sondern ihr Gewehr redlich gebrauchen / alsdañ solte sichs bald außfündig machen / was wahre Tugend /uñ was leichter Frevel währe. Pharnabazus taht mit den Pfeilen den ersten Angriff / ward aber bald zurük getrieben / weil der Feind eins so stark gegen ihn anging. Herkules sahe ihn weichen / und stärkete ihn unter Tyriotes Anführung mit 1500 frischen Reutern /welche den Anfall gar glüklich verrichteten uñ in die 3000 von den Feinden teils tödteten / teils hart verwundeten; wodurch Pharnabazus erfrischet / tapffer wieder ansetzete / und den Feind dergestalt auff die Weichseite trieb / daß sie ihre Pfeile rüklings zuschissen (wie sonst ihre Art uñ Gebrauch wahr) vergassen; doch weil ihnen 2000 geruhete zum entsaz kahmen / welche ihnen ihre Kleinmühtigkeit heftig verwiesen / fasseten sie abermahl stand / daß die unsern ihnen raum geben musten / da Tyriotes mit seinem Entsaz / welche alle gepanzerte Pferde hatten / sich voran setzete / und eine grosse Niederlage von Pharnabazus Leuten abwendete. Ladisla hatte besser Glük und unvorsichtigere Feinde / dann als er von 8000 angegriffen ward / setzete er dermassen unter sie / daß in kurzer Zeit die helffte gefellet ward / und kam ihm sonderlich zu statten / daß er ihnen so frühzeitig mit dem Schwert auff der Hauben wahr / und sie die Pfeile nicht recht gebrauchen kunten / so hatte sich auch sein Feind zu kühn gewaget / und von den andern sich zu weit abgezogen / daher sie endlich umbgeben und mehrenteils erschlagen wurden. Herkules sahe dz Pharnabazus sich vor seinem Feinde kaum mehr schützen kunte / deßwegen er ihm noch 500 frische Völker zuschickete / die mit Tyriotes sich zusammen setzeten / und auff ihre Pferde-Panzer sich verlassend dem Feind unter die Pfeile ritten / damit sie mit dem Schwert handeln könten / welches dann glüklich anging / und setzete ihnen Pharnabazus dergestalt nach /daß er gnug zuverstehen gab / er wolte Blut nehmen oder geben / daher an diesem Ort es hart zuging / und Tyriotes sich so tapffer bezeigete / daß ihm Pharnabazus nachgehends / das Zeugnis gab / er währe ein Schuz seines ganzen Flügels gewesen. Spitamenes /der noch 6000 außerlesene Reuter umb sich hatte /entsetzete sich sehr / daß seine Leute dergestalt ins Graß bissen / hätte die gegen Ladisla stritten / gerne entsetzet / sahe aber Herkules mit seinen 4000 übrigen sich auch zum Angriff bereiten / dessen Pferd (dann er ritte seinen ädlen Blänken) fast mit gewalt unter die Feinde wolte / weil er dann sahe daß an allen Seiten es zimlich wol stund / brach er gegen Spitamenes loß / der ihm eine grosse Menge Pfeile von ferne entgegen schickete / welche ihm aber sehr geringen schaden zufügeten / da hingegen Herkules Hauffe ihm im ersten Angriff an die 2000 erschoß und sonst zum fechten undüchtig machete; nach schiessens endigung muste Gallus mit den 1000 SpeerReutern / die zuhinterst hielten / sich hervormachen / welche gerade auff ihre Feinde angingen / und deren in die 800 felleten / hernach griffen sie zu den Schwertern / und liessen die Parther empfinden / daß ihre Arme nicht wichtloß wahren. Herkules trieb wunder mit seinem Schwert / daß jeder der ihn sahe / vor ihm außwich / weil seyn Pferd sich bald bekant machete; es begehrete sein ein grosser starcker Ritter absonderlich / dem er solches nicht versagete / und ihn nach wenig geführeten Streichen zur Erden legete / auch bald darauff den andern / welcher diesen zu rächen ihm vornam. Ladisla hatte an seinem Orte das Feld schier erstritten / und hielt die übrigen von dem Feinde / an der Zahl 1900 gar enge ein / aber an einer Seite brachen sie durch und vereinigten sich mit Spitamenes / welcher ihre geringe Anzahl sehend / an dem Siege schon begunte zu zweifeln / auch deßwegen seine berümte Vorsichtigkeit in eine Wuht verwandelte / da er auff Herkules Völker dergestalt ansetzete / daß sie hinter sich zu weichen gezwungen wurden. Ladisla sahe dieses / hatte zwar in willen /Pharnabazus zu entsetzen / aber Herkules Gefahr lag ihm näher an / so daß durch seine Zukunft die Parther dieses Orts nähern kauff gaben / aber an Pharnabazus Seiten fingen sie an Meister zuspielen / musten aber umb ihres Feld-Herrn Gefahr willen / sich auff denselben hinzihen / dessen die unsern wolzufrieden wahren / und gleicher gestalt sich in ein Heer zusammen setzeten / auch mit verwunderung sahen / daß sie nunmehr den Feind an der Menge umb ein grosses übertraffen. Spitamenes taht eine kurze Vermahnung an seine kleinmühtige Leute / sie möchten ihrer Ehr und Nahmens eingedenke seyn / und den unablöschlichen Schimpf solcher unrühmlichen Niederlage nit auff sich laden; er wüste daß er Parther bey sich hätte /nehmlich solche Kriegsleute / die vor ihres Königes Ehre biß zu dem lezten Athem zu fechten bereit und willig währen. Wodurch er sie auch ermunterte / daß sie sich erkläreten / noch einen solchen Fall zu wagen / der ihnen rühmlich seyn würde. Ihr Einbruch mit geschlossener Ordnung wahr sehr heftig / welchen Ladisla und Tyriotes auffhielten / Pharnabazus aber mit 3000 Mann von der Rechten her / und Herkules mit 2000 von der Linken in sie setzeten / daß ihre Ordnung getrennet ward / so daß ihrer viel sich nach der Flucht umbsahen / denen ihr FeldHerr zurief / wohin sie gedächten; ob sie vermeineten ihrem Könige wilkommen zu seyn / wann sie als verzagete Memmen ohn Wunden davon renneten. Wodurch er sie in etwas zum stande brachte / sich enge zusammen zogen / und noch einen verzweifelten Saz wageten / aber / weil die unsern in gar zu fester Ordnung hielten / nicht durchbrechen kunten / wiewol es hieselbst abermahl sehr über Pharnabazus Völker ging. Ladisla sahe ihn Noht leiden / ermunterte die seinen mit freudigen Worten /und griff von neuen ernstlich an / daß Pharnabazus Luft bekam / und seinen Schaden gedoppelt ersetzete. So glückete es Ladisla / dz er den FeldHerrn Spitamenes selbst antraff / und mit ihm einen absonderlichen Kampff hielt / der sich eine gute Zeit redlich wehrete /biß ihm Schild und Helm ganz zerschlagen wahr / da Ladisla zu ihm sagete: Ritter stürzet euch nicht muhtwillig in den Tod / nachdem ihr euren Ehren genug getahn / ich wil euch Gnade erzeigen / da ihrs begehret. Dieser sahe wol / daß er auff andere Weise dem Tode nicht entgehen würde / weil der gröste Teil seiner Völker umb ihn her erschlagen wahr / nam deßwegen die angebohtene Gnade an / uñ ward von 12 Reutern ins Lager geführet und fleissig verbunden. Herkules sahe daß die übrigen der Feinde sich nach der Flucht umbsahen / nam 3000 Reuter zu sich / und hieb nach der rechten Seiten umb sie hin / da er ihnen den Abzug verlegte / dz sie allenthalben umbgeben /wie das Vieh nidergeschlagen wurden / biß die übrigen / an der Zahl 3000 / das Gewehr von sich worffen und umb Gnade rieffen / die ihnen nicht versaget ward. Nach erhaltenem Siege stiegen Herkules uñ Ladisla von ihren Pferden / danketen Gott herzlich vor die Uberwindung / und bahten ihn umb ferner Glük und Segen / das ihr Vorhaben bald möchte ins Werk gerichtet werden. Hernach zähleten sie ihre Völker /und funden / daß Pharnabazus 2100 Ladisla 800 und Herkules 700 eingebüsset hatten / ingesamt 3600 Mann / da hingegen von den Feinden 21000 auff der Wahlstat lagen; doch funden sich unter den unsern 1900 hatt verwundet / von denen 400 das Leben zusetzeten / und die übrigen wol geheilet wurden. Die Gefangenen wurden von 300 Mann im Lager verwahret / die übrigen gingen 10000 stark desselben Tages noch drey Meile in Feindes Land / sengeten / würgeten und verderbeten alles / was ihnen vorkam / und machten ein solches Schrecken in den umliegenden Orten / daß die Inwohner mit Weib und Kind auffbrachen / und eine Tagereise ins Land hinein flüchteten. Die unsern aber nach erlangeter grosser Beute / welche sie auf Wagen und Last Tihren fortschleppeten /kehreten wieder umb / kahmen des Morgens auff der Wahlstat an / und hielten Plünderung / liessen ihre Todten ehrlich begraben / und was in des Feindes Lager gefunden ward / nam Herkules alles zu sich /daß es Artaxerxes geliefert würde. 200 Reuter von den unsern musten nach gehaltener Schlacht umher reiten / und die ledigen Pferde zusammen treiben /deren sie 20000 einbrachten. Sie vergünstigten Spitamenes / daß er mit ihnen die Wahlstat besahe / wobey ihm die Augen übergingen; insonderheit verwunderte er sich der trefflichen Mann- und Erfahrenheit unserer Helden in solcher ihrer Jugend / die mit Pharnabazus sich schon verglichen hatten / alle Gefangene samt ihren Feld-Obristen ohn Entgelt loßzulassen / und redete Herkules denselben also an: Mein Herr / ich möchte wünschen / daß mir nicht ursach gegeben währe zu dem ergangenen grossen Blutvergiessen /und was sonsten dabey vorgangen ist; weil aber dieser mein lieber Geselle und ich durch grosse angelegte Beschimpffung darzu sind gezwungen worden / haben wir einen solchen fall wagen müssen; auff euer Häupt haben wir nichts zusprechen / ihr habt vor euren Herrn redlich gestritten / wie ein jeder Diener schuldig ist / daher schenken wir euch Leben uñ Freyheit /zuzihen / wohin euchs gelüstet / mit allen euren annoch lebendigen Leuten / doch / da ihr uns bey ritterlichen Ehren angeloben werdet / daß ihr ungeseumet nach Charas reiten / und eurem Könige den Verlauff der gestrigen Schlacht ohn Zusatz und Abzug / als viel euch bewust ist / anzeigen / auch daneben vermelden wollet; Mein BruderKönig Ladisla uñ ich GroßFürst Herkules / die er vor seine Knaben und Knechte schilt / haben ihm zum ersten Anfange dieses Kinderspiel und Knechtische Auffwartung sehen lassen / deren in kurzem mehr folgen möchten; hat er nun nach seinem auffgeblasenen Stolze / Ruhten binden lassen / uns zu züchtigen / wollen wir ihm unverzagte Herzen und rege Fäuste entgegen setzen / da unser Feur sengen und brennen / und unser Schwert schneiden sol / als lange er uns den Nahmen seiner Knaben und Knechte geben wird. Spitamenes erfreuete sich der unversehenen Gnade / und versprach in aller Gegenwart / das anbefohlene getråulich zuverrichten / setzete sich neben andern wenigen zu Pferde / und musten die übrigen fast gar nacket und ohn Gewehr / blosses Håupts und Barfuß hinter ihm ohn alle Ordnung herlauffen. Die unsern brachen auch auf nach Persepolis / trieben 22000 Reuter Pferde mit Sattel uñ Zeug: 28000 WagenPferde; 18000 Ochsen und Kühe / 600 MaulEsel / 300 KameelTihre / 15000 junge Manschafft von Parthischen Einwohnern /12000 junge Weiber und Jungfern; auch 6000 Knaben und Mägdlein vor sich her / und wahr alles Viehe mit dem erbeuteten Raube beleget.

Gleich desselben Tages / da diese Schlacht gehalten ward / geriet Fräulein Herkuliska in die aller grösseste Gefahr ihrer Ehren / da sie ihr dessen am wenigsten vermuhten wahr. König Artabanus unehelicher Söhne einer / nahmens Gotarzes / ein frischer Jüngling von 18 Jahren / hatte bey Valikules Kampffe mit Mithrenes / der Fräulein Schönheit auf dem Obergange wahr genommen / und in dieselbe sich so hefftig verliebet / daß ihm unmöglich wahr / die Flammen länger zuerdulden / gedachte deswegen auf alle Gelegenheit / ihr seine Liebe zuentdecken und derselben entweder zugeniessen / oder frölich drüber zusterben. Er stund mit der Fräulein Leib Jungfer / Statipna in guter Kundschafft / durch deren Vorschub er ihren Willen hoffete zuerlangen / dafern er nur derselben ein Schreiben beybringe könte / welches er durch einen Verschnittenen endlich erhielt / als derselbe auff ihr Schloß verschicket ward / die Hofmeisterin nach dem Könige zuhohlen. Diese LeibDienerin / da sie das Schreiben empfing meynete nicht anders / es würde der junge Herr umb etwas ansuchen / welches ihm vor dem schon nicht gewegert wahr / ging an einen einsamen Ort / und lase folgende Worte: Die hohe Zuversicht auff eure Träue / vielgeliebte Statipna / hat mich kühn gemacht / ihr ein solches zuoffenbahren / wodurch ich ihr Macht über mein Leben und Tod zustelle / indem ich mit meiner Feder ausbeichte / mit was unaufflößlichen Stricken der ausbündigsten Schönheit (welche ihr täglich vor Augen zusehen gewirdiget seyd) ich gefesselt bin / so daß ich entweder sterben / oder deren Hulde geniessen muß. O geträuer Buhle /nehmet euch meiner Wolfahrt an / und gönnet nicht / daß euer Freund Gotarzes ohn Hülffe vergehen muß / helffet nur / daß ich deren Herz erstreiten möge / welche ihr das meine zu eigen gemacht hat / damit ich neue ursach finde / euch glükselig zumachen / und mehr als einige eures Standes in dieser Welt. Vor dißmahl ist mein gesinnen nur dieses / daß ihr eingeschlossenen Brief der unvergleichlichen Böhmischen Fräulein einhändiget / und euch aller Sachen unwissend stellet / mich derselben als ohngefehr rühmet / und auff ihre Reden und Geberden fleissige acht gebet / welche ihr mir wieder hinterbringen werdet /und ich daraus nachsinnen möge / wessen ich bey dieser Weltschönsten zuhoffen oder zufürchten habe. Dieses suchet und bittet der höchstverliebete / euer Freund Gotarzes.

O weh mir elenden / sagte sie nach Verlesung / was vor eine unerträgliche Last wird mir auffgebürdet! O Fürst Gotarzes / welches Unglük hat diese Gedanken in euch erwecket / die euren / und auch wol meinen gewissen Tod verursachen werden? zwar ich erkenne mich euch verbunden / aber das begehrete ist zu schwer / und mit meinem unvermeidlichen Verderben verknüpffet. Doch gedachte sie der Sache diesen ganzen Tag fleissig nach / und wahr nicht willens / der Fräulein den Brief einzureichen / weil sie sich befürchtete / er möchte dem Könige Artabanus von ihr zugeschicket werde. Frl. Herkuliska nam ihrer Schwermütigkeit bald wahr / und sahe / daß sie ihren Rok fleissig zusammen wickelte / und unter die andern Kleider versteckete / da sie sich schlaffen legte /deswegen sie gleich argwohnete / es müste etwas heimliches darinnen verborgen seyn; stund derhalben / da jene im tieffeste Schlaffe lag / von ihrem Bette auff / nam den Rok in aller stille mit sich in die Stube / und weil sie ihr Liecht daselbst hatte brennen lassen / fand sie beyde Schreiben / da sie nach Verlesung des vor erwähneten heftig erschrak / und sich entschloß /das andere auch zuerbrechen / und dessen Inhalt zusehen / welches also lautete:

O Sonne dieser irdischen Welt! O du reinester Glanz aller Vollkommenheiten! Was vor Unglük verschleusset ein so unsägliches Gut in dem Gefängniß der neidischen Mißgunst? Welcher Frevel entzeuhet der ganzen Welt die so hoch begehreten Strahlen der Erquickung? Unvergleichliches Fräulein / Schmuk dieses Erdbodems; Verzeihet / bitte ich / eurem demühtigst-ergebenstem Knechte / der Euer Durchl. sich mit Leib und Seel zueigen liefert / nebest vollkommenster Gewalt über sein Leben und Tod / und seine alleruntertähnigste Dienste darleget / eure Vortrefligkeit aus den verschlossene Mauren loßzumachen / damit er nicht zugleich mit ihr sterben und untergehen möge. Verflucht sey das Alter / welches der Jugend nachhänget / und darzu weder geschikt noch düchtig ist. Aber O du unwirdiger Gotarzes / laß ab solches zuhoffen / was über dein Vermögen schwebet / und erkenne deine Geringfügigkeit / welche nicht zulässet / daß du deine ädle Gedanken derselben öffentlich darlegest / welche den Himmel selbst und aller Sternen Klarheit trotzet. Doch du hast die Kühnheit ergriffen / deine Beichte zutuhn / deswegen bekenne dieser allervollkommensten Schönheit / daß du ohn Bedingung ihr Ergebener seyst /und dich selig schätzen wirst / wann deren allerhellesten Aeugelein dein Schreiben anzusehen wirdigen / und auch nur den äussersten Strahl ihrer Gunst und Gnade auff dich abschiessen wollen; Kanstu aber ein solches wegen deiner Unwirdigkeit nicht erlangen / ey so stirb doch in diesen hohen Gedanken / weil du lieber tod seyn / als ohn dieser voll-schönen Gunst leben wilt / gegen welche / alle übrige / auch deines leiblichen Herrn Vaters Gnade / viel geringer / als der Kieselstein gegen den Demant zuschätzen ist. So erwarte nun der Antwort in beständiger Hoffnung / versichere deine Beherscherin / daß du bereit seyst / und Mittel habest / den alten unbendigen Liebhaber zustürzen / und dich an seine Stelle zusetzen; Schließlich /daß du im Tode und Leben verbleibest der Allervollkommensten Königlichen Fräulein Herkulisken ganz ergebener Knecht und Leibeigener Gotarzes.

Nach Verlesung dessen ward sie in ihrem Gemüht ganz verwirret / machte den Brief fein wieder zu /legte alles an seinen Ort / und blieb voller Gedanken /wie sie dieses Unglük von sich ablehnen könte. Des folgenden Morgens nam sie gelegenheit von ihrer Leibdienerin etwas heraus zulocken / und fragete sie /wie viel Söhne König Artabanus noch am Leben hätte / und warumb sie am Königlichen Hofe sich nicht auffhielten. Worauff diese zur Antwort gab: Sie kennete seine Söhne nicht alle / nur eines hätte sie zimliche Kundschaft / welcher ohn Zweifel allen andern an Höfligkeit und ädlem Gemüht weit vorginge / daher ihn der König sehr liebete / und bey sich am Hofe gerne duldete / würde / wie man davor hielte / das Reich nach des Vaters Tod erben / und in der Herschafft nachfolgen. Es ist mir sehr lieb / antwortete Herkuliska / daß mein König einen so wolgerahtenen Sohn hat / dem ich auff Begebenheit billich alle zugelassene Freundschafft erzeige / damit nach meines Königes Ableben ich bey ihm in guten Gnaden seyn /und nicht gar verstossen werden möge. Statipna wolte hierauff loßbrechen / und ihr den Brief einhändigen /aber die Hofmeisterin verstörete ihr diesen Handel / in dem sie ins Gemach trat / und ihr anzeigete / daß sie zu dem Könige gefodert würde. Meine Leibdienerin zu dem Könige? fragete Herkuliska / dessen bin ich ja ungewohnet / und muß solches ohn zweifel etwas wichtiges auff sich haben; ließ sie doch willig hingehen / ungeachtet sie den Anschlag richtig erriet / daß Gotarzes solches unter des Königes Nahmen spielen würde / welcher dann ihrer in eines Bürgers Hause wartete / schenkete ihr ein gutes Kleinot / und fragete sie / ob sie sich seiner Wolfahrt nicht hätte lassen angelegen seyn. Diese versuchete anfangs ihm die neue Liebe aus dem Sinne zu schwatzen / hielt ihm vor /was Gefahr darauff stünde / dafern der König dessen nur einigen Argwohn fassen solte / und erboht sich /in allen andern fällen ihm auffzudienen; Er aber nam solches nicht zu herzen / sondern wolte wissen / ob dem Fräulein der Brief übergeben währe / und wessen sie sich erkläret hätte; es währe ihm allerdinge unmöglich / seinen Vorsatz zubrechen / davon ihn nichts als der Tod abwendig machen könte. Nun wolan /sagte sie / so wird Eure Durchl. dereins gnädigst erkennen / in was Gefahr ich mich ihret halben stecke /weil meine Träue gegen dieselbe viel grösser ist / als daß ich sie in ihrem Liebesleiden solte verschmachten lassen; und ob ich gleich aus hochwichtigen Ursachen den Briefhinterhalten / so habe ich doch dem Fråulein schon so viel vorgetragen / und Eure Durchl. gerühmet / daß von vollkommener Niessung alles dessen /was euer Herz wünschet / nichts als bloß eure abwesenheit euch abhält / welches Eure Durchl. mir wol sicher trauen mag / deswegen suche mein Fürst nur gelegenheit / sich ehist einzustellen / so daß kein Mensch von dem Frauenzimmer / ohn allein ich / dessen inne werde / und lasse mich das übrige machen. Wem wahr lieber als diesem Lustbegierigen / der schon ausrechnen durffte / wie freundlich er würde empfangen werden / offenbahrete ihr daher / er hätte den Obristen der Schlosses-Besatzung mit 500 Kronen und mächtigen Verheissungen schon dahin beredet / daß er ihn unter den Kämerlingen verstecken wolte / als dem er eingebildet / es währe eine Jungfer unter der Fräulein Gespielen / mit welcher er in Liebe stünde. Also nam nun Statipna von Gotarzes abscheid / und verfügete sich wieder nach dem Fräulein / die allein und in tieffen Gedanken saß / auch nicht wuste /wessen sie sich verhalten solte / dafern ihr der Brief geliefert / und Gotarzes Begehren zuwissen getahn würde. Sie hatte ohn das schon erfahren / daß dieser junge Herr nicht allein dem Könige / sondern allen Untertahnen lieb und angenehm wahr; solte sie nun dem Könige sein anmuhten verschweigen / und er dessen von andern berichtet würde / hätte sie sich schon einer Buhlerey bey ihm verdächtig gemachet; würde sie es aber anzeigen / so käme nicht allein Gotarzes in Lebensgefahr / und sie bey den Untertahnen in schweren Haß / sondern der König würde überdas noch verursachet werden / die ohndas starke Verwachung umb so viel eiferiger zuversehen / also daß ihrem Valikules dereins aller Zugang möchte versperret werden / welches die einige ursach ihres Todes seyn würde. Gleich da sie in dieser Betrachtung wahr / trat Statipna zu ihr / und meldete ihr mit lustigen Geberden an / es hätte nicht der König / sondern der treffliche Fürst Gotarzes unter dessen Nahmen sie abgefodert / ihr die hohe inbrünstige Liebe / so er gegen Ihre Durchl. trüge / in höchster geheim anvertrauet /und diesen Brief zugestellet / ihrer Gn. denselben /nähest Anmeldung seines untertähnigsten Gehorsams / einzuhändigen / und genehme Antwort darauff zubitten. Was sagestu? antwortete Herkuliska / träget der Königl. junge Fürst einige Liebe zu mir? wie kan ihm solche gegönnet oder zugelassen werden / weil sein Herr Vater ihm dieselbe allein wil vorbehalten haben? bey Leib und Leben / sage mir hievon ja nicht mehr /und erinnere ihn seiner kindlichen Pflicht / womit er dem Könige seinem Herr Vater verbunden ist; stelle ihm auch das Schreiben unerbrochen wieder zu / nebest dem Vermelden / daß ich ihn sehr bitten und ermahnen lasse / solcher Gedanken müssig zugehen /und dessen ja nichts an mich zubegehren / wodurch sein Herr Vater könte beleidiget werden / weil solches ihn und mich zugleich in den unvermeidlichen Tod stürzen würde; im übrigen wolle ich ihm alle Gewogenheit und Freundschafft bezeigen / so viel Zeit und gelegenheit gönnen kan. Diese hielt solchen Abschlag nicht vor ernstlich / und baht nochmahls / zum wenigsten den Brief zulesen; Sie aber sagte: Es stünde ihr nicht zu / auff dem verwahreten Schlosse Briefe anzunehmen / insonderheit / die ohn und hinter des Königes Vorwissen geschrieben würden / darzu verdächtiges Inhalts währen; wolte diesem nach ihres ferneren ansträngens nicht gewärtig seyn / und ihr gebohten haben / denselben Gotarzes wieder einzuhändigen /daß ihn ja kein Mensch zusehen bekähme / da sonst der Inhalt mit ihrem mündlichen vorbringen einerley währe / wie sie nicht anders gedenken könte. Hiedurch ward sie von weiterer Anhaltung abgeschrecket / ohn daß sie immerhin von dem hochverliebeten Gotarzes ihre Reden führete / biß Herkuliska endlich ungeduldig drüber ward / und ihr geboht / das Faß zuzuschlagen / und dessen nicht mehr zugedenken; Noch durffte dieses verblendete Mensch es vor eine åusserliche Verstellung auslegen / die nicht von herzen ginge / daher sie nach genommener Abrede den jungen Herrn umb Mitternacht in aller stille auff die Stuben ließ / hieß ihn daselbst sich entkleiden / und sich an der Fräulein Seite legen / mit der Erinnerung / ob sie gleich anfangs sich sträuben und wegerlich erzeigen würde / solte er solches nicht achten / sondern es der gewöhnlichen Scham zuschreiben; den herzhafften und kühnen stünde das gute Glük bey / dessen kein verzageter zugeniessen hätte. Dieser ohndas in seinen Begierden gar verblendet / nam ihm festiglich vor /ohn seines Willens Ersättigung nicht zuscheiden / und legte sich so sanffte an ihre Seite / daß sie dessen nicht inne ward / weil sie über ihre Gewohnheit fest eingeschlaffen wahr. Als er nun durch Reizungen ganz übernommen / sich weiter nicht mässigen kunte /fing er an sie zuküssen / wovon sie alsbald erwachete / und einen Menschen neben sich empfindend / eilend aus dem Bette sprang / nicht anders gedenkend / es würde Artabanus selber seyn / der sich unterstehen wolte / ihr auff diese Weise beyzukommen. Es wahr ihr aber das grösseste Unglük / daß das Liecht auff der Stuben / dahin sie lieff / außgelöschet wahr / und so finster daß man keine Hand vor Augen sehen kunte; weil sie nun gleichwol den Ort wuste / da ihre Kleider lagen / machte sie sich dahin / nam ihr Brodmesser zur Hand / und ging wieder in die Kammer nach ihrem Bette / sprechend: Was vor ein Fremder findet sich hier an / da er nichts zu suchen hat? Er aber trat zu ihr ein / überfiel sie mit hefftiger Liebeswuht / und begunte mit ihr zu ringen / sie auff das Lager zuwerffen / deßwegen sie ihm das Messerchen ins Herz drückete / daß er mit diesem Worte: O ich sterbe! dahin fiel / und keinen Finger mehr rührete. Bald darauff schlug sie Feur / zündete ein Licht an / und rieff ihrer Dienerin / welche vor grosser Herzensangst kein wort reden kunte / und sich überdaß als hart eingeschlaffen stellete; fuhr endlich als aus tieffen Schlaffe auff / und fragete / was ihre Gn. begehreten. O du leichtfertiger Balg / sagte sie / was vor ein Mañesbilde hastu mir zugeführet / mich um meine Ehr zubringen? welcher den Lohn seiner Boßheit schon empfangen hat. Diese wolte von nichts wissen /entschuldigte sich / und lieff hin / den Erstochenen zubesehen / da sie rieff: O ihr Götter Fürst Gotarzes liegt alhier. Er sey wer er wolle / antwortete Herkuliska / ich habe keinen Fürsten / sondern einen frechen Buben und Gewalttähter erstochen / vor dem ich meine Ehre zubeschützen gezwungen wahr / zweifele nicht / du und kein ander Mensch habest ihn herzugeführet / dessen du schwere Straffe außstehen solt. Diese warff sich weit / es möchte ihre Gn. solche ungleiche Gedanken doch von ihr nicht schöpffen / es währe ihr von seiner Gegenwart nicht dz allergeringste bewust / würde auch solches nimmermehr verschwiegen / viel weniger eingewilliget haben / welches das Fräulein geduldig anhörete / und sich stellete / als gläubete sie ihren Worten; doch trat sie zu ihr /nam ihr beyde Schreiben aus dem Schiebsak / und befahl / daß sie die Hoffmeisterin herzu hohlen / den Unfal verschweigen / uñ vorgeben solte / ihr währe eine geringe Ohmacht zugestossen; welche sich bald einstellete / da inzwischen Herkuliska das Messer aus der Wunde zog / und das Löchlein mit Baumwolle zustopffete / daß kein tropffen Blut heraus lieff. Die Hofmeisterin fand sie beim Lichte stehen in bleicher Gestalt / sie aber nam alsbald einen Strik / band damit Statipnen Hände fest zusammen / und sagte zu der Hofmeisterin; Sehet meine Freundin / hier binde ich eine Gottlose Verrähterin / welche mich bey nahe umb meine Ehre gebracht / uñ das künftige Königliche EheBette besudelt hätte. Die Hofmeisterin erschrak dessen / und erzählete ihr das Fräulein alles was sich zugetragen hatte / ohn daß sie den entleibeten nicht nahmhaft machete; Bedrauete hernach die Dienerin mit der Folter / daß sie alles bekennen muste. So bald der Nahme Gotarzes geneñet ward /wuste die Hoffmeisterin vor Angst nicht zu bleiben; aber das Fräulein tröstete sie / man müste ein Herz ergreiffen / da man unschuldig währe; sie selbst hätte nicht gewust / von wem sie so unzimlich angefallen währe / und wann sie es gleich gewust hätte / wolte sie doch ihrer ehren Rettung unvergessen gewesen seyn. Sie befragte die Verrähterin weiters / durch wessen Vorschub Gotarzes auff das Schloß kommen währe / und als sie Nachricht genug hatte / setzete sie diesen Brieff auff an den König: Allergnädigster König / höchstgeliebeter Herr; das boßhafte Glük wil nicht auffhören / meiner Ehren schändliche Fallen zu stellen / so daß / wann die gütigen Götter / bevorab die Göttin Vesta mir nicht augenscheinlichen Beystand geleistet / ich diese Nacht meiner Keuscheit-Ehre währe entsetzet worden / uñ zwar von einem solche / welchen euer Königliche Hocheit ich nicht nennen darff / als der vor allen andern sich solches Bubenstüks hätte sollen enthalten. Ich gestehe / daß meine SchuzGöttin Vesta mir mein Brodmesserchen in die Hand gelieffert / gleich da der Gewalttähter mich nöhtigen wollen / und ich nicht anders / als auff diese Weise mich loßwirken können / daß ich ihm das Herz im Leibe abgestochen / und hiedurch eurer Hocheit rein und unbeflekt vorbehalten bin. Ob nun gleich der Tähter eurer Hocheit lieb und angenehm seyn mag / zweifele ich dannoch nicht / die Schandtaht werde derselben höchlich mißhagen / und daher / wegen verteidigung meiner Keuscheit auff ihre gehorsame ganz ergebene Magd Herkuliska keinen Unwillen werffen / sondern als ein gerechtester König sprechen und ergehen lassen was recht ist. Beygefügete Schreibe / eines an meine Dienerin die Verrähterin / das ander an mich / so noch ungeöffnet / werden den Tähter und sein verwägenes Vorhaben an den Tag legen; und wer sonst Raht und Vorschub zu dessen Frechheit gegeben / kan meine Hoffmeisterin anmelden / welcher ihre Königl. Hocheit / als mir selbst vollen Glauben zustellen / und stets gnädigster König und Herr verbleiben wolle / mir / ihrer Hocheit untertähnigst-gehorsamsten Dienerin Herkulisken.

Bey früher Tageszeit muste die Hofmeisterin dem Könige diesen Brieff samt denn Beylagen bringen /die fast lieber in den Tod gangen währe; der König wahr noch nicht auffgestanden / daher sie desto besser sich besiñen kunte / wie sie es dem Könige aufs glimpflichste vortragen wolte / da sie / so bald sie vorgelassen ward / ihn also anredete: Allergnädigster Herr und König; eure Königl. Hocheit wird von ihrem Fräulein demühtigst gegrüsset und gebehten / wegen neuer Zeitung / welche in diesem Schreiben zu offenbahren sie gezwungen wird / sich nicht zuentsetzen /und bleibet sie eurer Hocheit zu allen zeiten biß an ihr Gelübde allergehorsamste Magd. Was bringet uns diese ungewöhnliche Erinnerung? antwortete der König; wir wollen ja nicht hoffen / daß etwa verwägene Ehren-Räuber sich auff unser Fräulein Schlosse dürffen finden lassen / welche solches trauen mit dem Halse bezahlen müsten wans gleich mein liebster Sohn währe. Ihre Königl. Hocheit / sagte sie / wird aus dem Schreiben volkommenen Bericht allergnädigst ersehen. Er brach dasselbe mit sonderbahrem Eifer / und nach fleissiger durchlesung und außgestürzeten seufzen sagte er: Nun mein Schaz; wir sind deiner Liebe und Träue gnug versichert; aber / sagte er zu der Hofmeisterin / ist nicht mein Gotarzes selbst /der boßhafte Schelm gewesen? und wo sind die im Schreiben erwähnete Beylagen. Ach ihre Hocheit /antwortete sie / ich zweifele nicht / die Liebe habe ihn zu solcher unbesoñenheit gebracht / und kan das Durchl. Fräulein sich über den kläglichen Fall nicht zu frieden geben / hat mich auch mit hochteuren Worten versichert / daß sie nicht ehe gewust / wer ihrer Ehren nachsteller gewesen / biß sie es von ihrer Leibdienerin gehöret / worauff sie sich aus Unmuht ohn zweifel entleibet hätte / währe es von mir nicht verhindert worden. Die Beylagen betreffend / hat man davon nichts im geringsten gewust / biß man sie ohngefehr bey der Verrähterin gefunden. Als der König den verschlossene gar durch gelesen hatte / fing er aus heftigem Zorn an: O du gottloser Schelm / nimmermehr bistu von mir gezeuget / sonst würdestu solcher dreyfachen Untaht dich nicht schuldig gemacht haben / wodurch du verdienet / daß wir dich / andern zum Beyspiel / lebendig schinden und vierteln liessen /wann du nicht schon deine Straffe / wie wol viel zugelinde / empfangen hättest. Sagte hernach zu der Hofmeisterin; meldet unserm geträuen Fräulein und liebsten Schatze an / daß sie im wenigsten nicht / dieser Taht wegen sich bekümmere / sondern daß wir sie deßwegen rühmen / und alle Gnade ihr wieder fahren lassen wollen. Die Hofmeisterin bedankete sich im Nahmen der Fräulein / und zeigete derselben gutdünken an / daß umb anderer Leute willen dieser Unfall des jungen Fürsten in höchster geheim gehalten / und die Mitschuldigen / als Statipna / und Bardanes ihrer Besatzung Oberster / aller Ursache ungemeldet / am Leben möchten gestraffet werden; welches nach kurzem bedenken der König vor gut hielt / ließ alsbald den Obristen in Stücken zerhauen / die Dienerin in einen Sak stecken und in der Fräulein SchloßGraben ertränken / das Fråulein aber durch die Hofmeisterin trösten / und sie vermahnen / daß auff ihrem keuschen Sinne sie standfest verbleiben möchte / welches ihr mit höchsten Gnaden solte vergolten werden.

Als Herkules und Ladisla mit ihrem Heer und der grossen Beute der Stad Persepolis naheten / liessen sie ihre Anwesenheit Artaxerxes wissen / daher er voller freuden ihnen entgegen ritte / und nach Pharnabazus umbständlicher Erzählung / es schier vor ungläublich hielt; rühmete unsere Helden offentlich vor dem ganzen Heer / sprach ihnen die ganze Beute des Lagers zu / und sendete an alle Bundsgenossen außführlichen Bericht / wodurch bey denselben nicht allein eine unsägliche Freude / sondern zugleich auch eine Verachtung des Feindes erwecket ward / dessen Krafft und Mannheit sie bißher vor unüberwindlich geschätzet hatten.

Zu Charas sprengete dz Geschrey gar zeitig aus /was gestalt die Persen einen Feindlichen Einfall ins Land gethan / und alles auff sieben Meile Weges verwüstet / verbrennet / geraubet und erwürget hätten /und weil das Königliche Heer unter Spitamenes deßweges hin sein Lager gehabt / wolte man nicht zweiffeln / sie müsten alle erschlagen / und kein einiger davon entruñen seyn / welches doch niemand vor den König bringen wolte / biß Fürst Vologeses zu Charas anlangete / (welcher verreiset gewesen) und ihm zuverstehen gab / er fürchtete sehr / Spitamenes würde den Feinden in die Hände gefallen seyn. Des folgenden Tages gelangete derselbe mit zwanzig seiner überbliebenen Befehlichshaber an vor dem StadTohr /und durch zeigung seiner verbundenen Wunden und traurigen Geberden gab er den erlittenen Schaden gnug zuverstehen. Ob er sich nun gleich vor des Königes schwerer Ungnade fürchtete / nam er ihm doch vor / die anbefohlene Werbung träulich / wie wol auffs glimpflichste zu verrichten / ließ sich bey dem Könige demühtigst angeben / welcher seiner Gegenwart sich verwunderte / und ihm daher nichts gutes träumen ließ / gab ihm doch Freiheit vorzutreten / und ward also von ihm angeredet: Allergroßmächtigster /unüberwindlichster König / nachdem ihre Königl. Hocheit mir ein fliegendes Heer allergnädigst anvertrauet hat / mit Befehl / damit die Grenzen vor vermuhtlichem Einfal des abtrünnigen Persen zu verwahren / und da es die Gelegenheit geben würde / der Straffe wieder die Auffrührer den Anfang zu machen /oder / da einige feindliche Völker / denen ich vermeinete gewachsen zu seyn / antreffen würde / sie anzugreiffen / habe ich mich in untertähnigstem Gehorsam fertig gemacht / und gleich da ich willens wahr auffzubrechen uñ den Feind zu suchen / von ihrer Hocheit den Befehl bekommen mich der Vorsichtigkeit zugebrauchen / welche Warnung ich nicht verachtet / und bald darauff Kundschaft eingezogen / daß ein fremder Feind in unsern Grenzen durch Schwert und Brand bereit alles verderbete / daher ich ungeseumet mit guter Ordnung und Vorsichtigkeit ihm begegnet / uñ weil er an Mannschaft den drittenteil geringer als ich wahr / mit voller Schlachtordnung auf ihn gedrungen und das Spiel gewaget / da ich gestehen muß / dz ich die Blume ihrer Ritterschaft angetroffen / massen sie alle mit Harnisch / Schwertern und Pfeilen / auch mit ritter Speeren gerüstet / sich dermassen vortelhafftig gebraucheten / dz sie die unsern wie Mücken niderlegeten / ungeachtet sie weder des Orts / noch Windes noch Sonnen / nicht den allergeringsten Vortel hatten; ja ihre Schwerter höreten nicht auff zuschneiden / biß meiner Leute 21000 erschlagen / ich im absonderlichen Streite erleget / und die wenigen übrige von den meinen / ihre Waffen niderzulegen gezwungen wurden; ob ich nun alles daß redlich versehen / was bey des einem Heerführer und Kriegsmann zustehet / werden Freunde und Feinde zeugnis geben können / auff welchen fall / da mir keine Schuld / wie ich weiß / zugemässen werden kan / von Euer Königl. Hocheit ich untertähnigst bitte / des Glückes unfall mir nicht zuzuschreiben. Der König ward des Vorbringens sehr zornig / schalt und schmähete ihn auffs äusserste /neben Bedräuung / er wolte ihn andern zum Beyspiel schon zufinden wissen; Welches Spitamenes also beantwortete: Wann ich Glückesfälle verantworten sol /bin ich willig / Euer Hocheit straffen über mich zunehmen / ungeachtet ich mich auff mein Gewissen und aller annoch lebendigen Zeugniß beruffe / daß ich nichts unterlassen / was einem redlichen FeldHerrn zustehet / als lange ich mein Schwert zuführen bestand gewesen bin; wo der Streit am hefftigsten wahr /habe ich mich finden lassen / den schwachen habe ich zu rechter Zeit Entsatz zugeschicket / die verzagten auffgemuntert / die zurük weichenden der Parthischen Herzhafftigkeit erinnert / die Fluchtbegierigen selbst wieder angetrieben / und mich nicht gewegert / mit König Ladisla einen absonderlichen herben Kampff zuhalten / dessen Kräffte und Erfahrenheit / bekenne ich / mir überlegen gewesen / uñ den meisten Teil meines Bluts aus meinen Wunden gezapfet. Artabanus besan sich hierauff / und fragete / wie stark der Feind dann eigentlich / und was vor Art Völker sie gewesen? Er antwortete: Es führete der Feind 16000 Mann auff mich an / in dreyen Hauffen / muß gestehen / daß ihre zween vornehmste FeldHerren / GroßFürst Herkules aus Teutschland / und König Ladisla aus Böhmen / mir allerdinge unüberwindlich vorkommen seyn / als viel Leibes Geschikligkeit und Krafft nebest Kriegs-Erfahrenheit betrifft; ja allergnädigster König / wann die Götter in menschlicher gestalt erscheinen wolten / würden sie ihren Muht / Art und Leib annehmen; Da wahr kein Schild noch Helm vor ihrem Schwerte sicher / ihre Augen fünkelten ihnen im Kopffe wie glüende Kohlen / und taht Herkules Pferd mit beissen und schlagen ja so grossen Schaden / als sein Reuter mit hauen und stechen. Wie grimmig sie aber im treffen wahren / so hohe Gnade erzeigeten sie den überwundenen / indem sie mich und die meinen verbinden / speisen und trånken liessen. Ihre Völker gaben sich zwar vor Römische Untertahnen aus Syrien an / aber ich habe gewisse Nachricht erhalten /daß sie alle mit einander Artaxerxes Völker und gebohrne Persen sind / von obgedachten ihren beyden FeldHerren dergestalt abgerichtet / daß sie vor die besten Kriegs Knechte billich zu halten. Mich und meine überbliebene betreffend / haben sie ohn einiges Entgelt frey gesprochen / nur daß ich verheissen muste / Euer Hocheit ihre Werbung zuhinterbringen. Gleich dazumahl kam Vologeses darzu / sahe Spitamenes bleich und verbunden stehen / und erkennete daher / daß das Geschrey nicht erlogen wahr; Spitamenes freuete sich seiner Ankunft sehr / weil er ihm sehr gewogen / und von der Mutter seiten her verwand war; Und muste er seine schon getahne Erzählung wiederhohlen; Worauff ihn Vologeses fragete / wie doch die beyden fremden Fürsten gestalt währen; als er nun vernam / daß sie beyde so schön und zart wahren / sagte er: So habe ich mir falsche Gedanken eingebildet / welche ich schier mit einem äide bekräfftigen dürffen. Was entbieten uns aber die beyden Landläuffer? fragete der König. Der jüngste / antwortete er / von diesen beyden / nahmens Herkules / der noch kein Haar umbs Maul hat / und solcher Schönheit ist /daß er alle Weibsbilder dieser Welt / meinem bedünken nach / übertrifft / gab mir diesen Befehl: Deutet eurem Könige an / mein Bruder König Ladisla und ich / die er vor seine Knaben und Knechte ausruffet /haben ihm dieses erste Kinderspiel und Knechtische Auffwartung sehen lassen / worauff bald mehr folgen sollen; hat dann euer König lassen Ruhten über uns binden / wollen wir ihm unverzagte Herzen und Fäuste entgegen setzen. Dieser Rede ergrimmete Artabanus / und fuhr heraus: Haben die ohmächtige BettelFürsten uns noch weiters dräuen dürffen? Wolan / es sol ihnen wiederfahren / was sie verdienen; Hieß darauff Spitamenes abtreten / und begehrete von Vologeses ihm seine Meynung zusagen; Welcher also anfing: Allergnädigster König / ich erinnere Eure Hocheit /daß mirs schon im Anfange nicht gefallen / daß man diese fremden nicht eins einer schriftlichen Antwort auff ihr begehren / wirdigen wollen / welches uns schon so tapffere Kriegsleute gekostet hat; man sol seinen Feind / den man gedenket zu dämpffen / nit verachten / wie schlecht und geringe er auch scheine mag / dañ zuzeite straffen die grossen Götter durch veråchtliche Mittel / wie ich dessen viel Begebnissen einführen könte / kan aber an Alexander dem Mazedonischen Könige gnung seyn / welchen die zornigen Götter mit einer Handvoll Volks über das Meer schicketen / daß er ganz Asia uñ Afrika mit seiner Geissel züchtigen muste; und wer weiß / was die Götter mit diesen beyden jungen Fürsten im Sinne haben / deren Tapfferkeit und Verstand von Spitamenes (welcher trauen kein Kind ist) so hoch gerühmet wird. Der König kunte vor Ungeduld ihm nicht länger zuhören /und sagete: Mein Vologeses / ist euch heut etwa ein Hase quehr über den Weg gelauffen / daß ihr euch eines Unglüks befürchtet. Kein Hase / allergnädigster König / antwortete er / sondern die vielfältigen UnglükZeichen / die von allenthalben her angemeldet werden / heissen mich bedachtsam spielen / damit man nicht in ein Feur lauffe / welches man wol meiden kan. Ey was Feur / was Feur / sagte er / haben die beyden fremden Leker-Buben uns diesen Schimpff erwiesen (dann vor Schaden können wirs nicht rechnen / dz unsere faule nichts werte Kriegsleute erschlagen sind) / so wollen wir uns bemühen / daß diese Knaben nach Verdienst gestrichen werden; aber wie dünket euch umb Spitamenes / daß ers so schlimlich versehen hat? Ich kan davon nicht urteilen / antwortete er / ehe und bevor ich seiner Leute Aussage haben werde /muß ihm sonst das Zeugniß geben / daß er bißher allemahl in Kriegsgeschäfften vorsichtig / tapffer und glüklich gewesen. Der König ließ denselben wieder vor sich fodern / unterdessen Vologeses ihn vermahnete / es würde nöhtig seyn / daß ihm dieser Verlust vergeben würde / damit andere Feld Herren nicht furchtsam gemachet werden möchten. Madates / ein verwägener / und in seinem Vornehmen glüklicher Mann / dem Könige von mütterlicher seiten her nahe verwand / trat mit Spitamenes zugleich hinein / welchen der König also anredete: Auf mein Madates /und sihe zu / daß du des unglüklichen Spitamenes Wunde verbindest / welche ihm die Kinder aus Teutschland geschlagen haben; nim unserer besten Parthischen Reuter 40000 zu dir / damit gehe an die Persischen Grenzen / senge und brenne was du kanst /und schlage nider was Persisch ist uñ heisset. Vologeses baht den König sehr / er möchte nichts aus Zorn und Eifer vornehmen / damit nichts versehen würde /das man hernach zu spät beklagen müste. Aber Madates bedankete sich des gegebenen Befehls / mit dem versprechen / er wolte seinen Freund Spitamenes dergestalt an den ohmächtigen Persen und ihren Führern rächen / daß der König seine Lust dran sehen solte. Spitamenes sagte zu ihm: So sehet euch wol vor Herr Madates / und verfahret mit gutem Bedacht / dann ich kan nicht unterlassen / krafft meiner Pflicht und äide /damit ich meinem Herrn und Könige verbunden bin /euch anzusagen / daß keine Kinder / sondern tapffere Männer euer warten werden. Ich möchte auch nicht gerne mit Kinder / zufechten haben / antwortete er /aber wie dicke Harnische es gleich seyn mögen / in welchen sich die Persen verstecken / wolte ich mich vermässen / ihnen dieselbe ohn Schwert mit Knütteln dergestalt zutreffen / daß sie drinnen ersticken solten. Die gütigen Götter / antwortete Spitamenes / wollen euch hierzu ihren Segen verleihen / daß jederman hernähst spreche möge / niemand als Spitamenes habe sich schlimmer wider die beyden Fremdlinge bezeiget; aber ich fürchte sehr / ihr werdet mit diesem Vorsatze wenig gutes schaffen. Madates taht / als hörete ers nicht / und versprach dem Könige / heut über drey Tage mit der genenneten Menge vor dem Schlosse zu erscheinen / wahr sehr geflissen / eine gute Ritterschaft zusamlen / und ihnen tapffere und versuchte KriegsObristen vorzustellen / brachte auch auff geheiß 20 Parthische Ritter vor den König / welcher ihnen den Vorschlag taht / ob sie so geherzt währen /sich zubemühen / daß sie des Feindes beyde Führer /Ladisla und Herkules / die sich durch Waffen schon würden kund geben / lebendig griffen / und ihm auffs Schloß lieferten / daß sie vor ihm daselbst als Knaben gestrichen würden / solte jeder 3000 Kronen / und der ihrer einen greiffen würde 12000 Kronen aus Königlicher Schatzkammer empfangen. Diese nahmen solches willig auff sich / machten einen Bund / in der Schlacht nit von einander zuweichen / sondern einmühtig auff benante einzustürmen. Worauff der König abermahl / und in des KriegsVolks Gegenwart seinem Madates vollkommenen Gewalt erteilete / den Feind / wo er ihn antreffen würde / anzugreiffen / und niemand / als die beyden fremden lebendig zulassen: Vologeses zwar suchete Madates zur Vorsichtigkeit zubereden / als er aber sahe / daß alles vergebens wahr / sagte er zu ihm: Mein Freund / gedenket nicht ehe an mich / als wann euch deucht / daß ich wol gerahten habe. Nicht also / Gn. Fürst / antwortete er /ich wil stets an eure Gn. gedenken / auch deren Raht nicht verachten / aber mir doch nicht einbilden lassen / daß dieser Feind zufürchten sey. Es ist gnug / sagte Vologeses / aber ihr redlichen Parther / sagte er zu dem ganzen Heer / haltet euch tapffer / und stürzet euch nicht ohn Noht in Gefahr und Unglück / ich wil einem jeden / so viel eurer als Obsieger wieder kommen / 10 Kronen schenken. Diese nahmen solches mit Dank an / und erkläreten sich / zusiegen oder zu sterben; Worauff sie mit zimlichen Tagereisen fortgingen. Unsere Helden feyreten unterdessen auch nicht / trilleten und übeten das ganze Heer täglich / insonderheit /wie man gegen die Parther mit gutem Vortel streiten muste / deren Art sie in dieser Schlacht eigentlich in acht genommen hatten / und vermuhtete sich Artaxerxes so schleuniger Feinde nicht / sondern gab vor /Artabanus würde es nicht mehr mit einem kleinen fliegenden Heer versuchen / sondern mit der ganzen Macht auffbrechen / wiewol Herkules ihm das Wiederspiel hielt / und sich der schnellen Wiederkunfft eines absonderlichen Heers befahrete / daher er den Raht gab / es möchte zwar Artaxerxes das ganze Heer in die nähe beyeinander legen / daß sie in 24 Stunden könten zusammen gebracht werden / aber doch des Feindes vornehmen fleissig erkunden / und ein tapfferes Heer an die Grenze senden; Er vor sein Häupt wolte sich hiemit erbohten haben / mit einer Macht von 26000 Reutern fortzugehen / und da es das Glük fügen wolte / einen behutsamen Einfall damit zuwagen / jedoch zuvor alle mögliche Kundschafft einzuziehen / wie der Feind sich bezeigete / demnach er nimmer gläuben könte / daß sie auff geschehenen schweren Einfall ihre Grenzen zum besten geben /und unbesetzet lassen solten. Diesen Vortrag ließ Artaxerxes ihm belieben / bedankete sich wegen des erbietens / und ward alles zwar nach Herkules begehren ins werk gerichtet / wiewol nit mit solcher eile / als die Noht es erfoderte / massen als Herkules und Ladisla mit diesem Heer auffbrachen / kam Zeitung ein /der Feind drünge mit grosser Macht herein / und dürffte in wenig Tagen die Persischen Grenzen erreichen / oder nunmehr wol schon erreichet haben. Dieses machete / daß sie in grosser Eile fortgingen / und des folgenden Tages Bericht einnahmen / der Feind hätte durch Berraht und List eine GrenzeStad eingenommen / und hausete daherumb dergestalt / daß man nichts als bey Tage Rauch / bey Nachte Feur sähe. Herkules beklimmerte sich fast / daß durch Seumniß dem Feinde dieser Einfall gegönnet wahr / schickete Tyriotes uñ Gallus mit 3000 leichten Pferden aus /frisch durchzuhauen / ob sie eigentlich erfahren könten / wie stark der Feind / und wer ihr Feldherr währe. Diese stiessen bald des andern Tages auf eine Feindes Schaar 800 stark / welche sie umringeten / 600 nidermacheten / und die übrigen gefangen nahmen / da hingegen sie nur 30 Mann einbüsseten / weil der Feind sich mit der Beute zuschwer beladen hatte / und das Gewehr nicht gebrauchen kunte. Die Gefangenen verhörete man stündlich / welche alles anzeigeten / daher Gallus ungeseumet mit sechs Reutern und vier Gefangenen Tag uñ Nacht zurücke ging / und seinem Herrn die Zeitung einbrachte. Herkules befragete diese Gefangene selbst / und nach eigentlicher Bekäntniß brach er mit den Völkern auff / sie guter Beute versichernd / da sie nur einen kleinen redlichen Saz mit ihm wagen / und dem Feinde den Raub abnehmen dürffen; welche sich alle verbunden / nicht anders /als Uberwinder / die Wahlstat zuverlassen. Madates wütete inzwischen gar gräulich / ließ alles / was er antraff / verwüsten und erschlagen / und meynete nicht / daß die Persen ihm das Häupt würden bieten dürffen / dann er wahr ein beschriehener guter FeldObrister / der mannichen trefflichen Sieg von den ReichsFeinden erstritten hatte. Als Herkules bey Tyriotes ankam / und die ganze Menge der Gefangenen mit freundlichen Worten verhörete / auch ihnen Speise uñ Trank zureichen befahl / und die Kleider ihnen wieder zugeben / welche man ihnen abgezogen hatte /trat derselben einer hin zu Tyriotes / und sagete in geheim zu ihm: Mich jammert von Herzen / daß dieser freundliche Held / so Henker-mässig sol geschändet werden / wie mans über ihn beschlossen hat / welches abzuwenden / machet mir Gelegenheit / daß mit diesem Herrn ohn meiner Mitgefangenen Wissenschafft ich reden möge. Tyriotes verschlief seines Herrn Wolfahrt nicht / zeigete solches an / und führete diesen Gefangenen in ein absonderliches Zelt / welcher zu Herkules und Ladisla also redete: Treffliche Helden /Gnn. Herren / ob ich gleich meinem Könige mit äidespflichten verbunden bin / kan ich doch nicht unterlassen / wegen ihrer / uns Gefangenen erzeigeter Guttaht / sie zuwarnen / daß mein König 20 handfeste Ritter mit grossen Verheissungen bestellet hat / euch in künftiger Feldschlacht lebendig zugreiffen / und möchten die Ruhten wol schon gebunden seyn / damit auff diesen fall ihr vor des Königes Augen schändlich sollet gestrichen werden. Herkules erbleichete vor diesem Schelmstücke / und sagete: Guter Freund / woher ist dir solches bewust? Ich bin dessen / antwortete er /von meines Vaters BruderSohn / einem Königlichen Trabanten höchstvertraulich berichtet / als welcher den Befehl selbst angehöret hat; so wollen nun Eure Gnn. mich nicht melden / und sich wol vorsehen /dann obgedachte Ritter werden sich nicht trennen /sondern euch hin und wieder suchen / und köñen bey ihren schwarzen Feldzeichen leicht zuerkeñen seyn; so ist auch im ganzen Heer ausgeruffen / daß / wohin diese Ritter sich wenden / man ihnen Raum geben /und sie durchlassen solle. Ladisla meynete vor Zorn und Eifer zubersten / und sagete zu dem Gefangenen: Dafern sichs also verhalten wird / wie du berichtest /soltu mit der Freyheit und andern ansehnlichen Verehrungen begabet werden. Ich bin wol zufrieden / antwortete er / daß neben meinen Mitgefangenen ich biß nach gehaltener Schlacht verstricket bleibe / da sich meiner anzeige nach / alles ausfündig machen wird. Ladisla nach des Gefangenen Abtrit / schwur seinem Herkules / wo er sonst lebete / wolte er den verrähterischen König zum absonderlichen Kampff ausfodern. Sie liessen aber Tyriotes mit 1000 Reutern vorangehen / und folgeten behutsam nach / biß sie den Rauch hin und wieder auffgehen sahen / weil der Feind nicht allein die Dörffer / sondem alle fruchtbahren Bäume niderwarff / und mit Feur verzehrete. Tyriotes traff abermal einen Feindes Hauffen an 1500 stark / mit welchen ers wagete / 600 erschlug / weil sie wegen des vielen Plunders sich nicht recht wehren kunten / und die übrigen auff die Flucht brachte / da er nur zehn Mann einbüssete. Gallus ging einen andern Weg mit 2000 Reutern / und begegnete ihm ein Parthischer Obrister mit gleicher Anzahl / welche ebener gestalt wegen der vielen Beute sich auff ihren Pferden nicht behelffen kunten / daher sie bald im Anfange 400 Mann verlohren / biß die übrigen den Raub von sich warffen / und sich ihrer Haut rechtschaffen wehreten / doch weil sie übermannet / und guten teils verwundet waren / setzeten sie noch 300 zu / zogen sich zurük / und führeten drey gefangene Persen mit sich fort. Die beyde flüchtige Schaaren langeten zu einer Zeit bey Madates an / welcher die Gefangenen scharf fragete / und allen Bericht von des Persischen Heers beschaffenheit einnam / auch daß Herkules und Ladisla neben Pharnabazus die FeldObristen währen. Er ward dessen sehr froh / samlete das Heer schleunig zusammen / daß ja der Feind / wann er seine grosse Macht vernehmen würde / ihm nicht entginge / oder sich stärkete / wiewol er meynete / es würde ihm schlechte Ehre geben / einen so geringen Hauffen zuüberwinden / weil er nie eine Schlacht gehalten / in welcher sein Feind ihn nicht mit der Menge übertroffen hätte. Als seine Völker beysammen wahren / redete er sie also an: Frisch auff / meine Spießgesellen /lasset uns acht geben / daß wir den Feind vor der Flucht ertappen / und er sich nicht ins Gehölz verkrieche / da uns schwer fallen würde / ihm beyzukommen. Nachgehends foderte er die 20 Ritter vor sich / erinnerte sie ihres versprechens / und sagte ihnen allen Beystand zu. Herkules hatte Zeitung von seinem Auffbruche / wie er dann so unvorsichtig fortging / daß er von den unsern nichts erfuhr / biß er auff ein halb Meilichen nahe / bey ihnen wahr / ja wann der Persische Vortrab sich ihnen nicht gezeiget hätte / würden sie den unsern unvermuhtlich auffgestossen seyn. Herkules erkennete hieraus / was vor einen verwägenen Feind er vor sich hatte / baht Ladisla / er möchte nichts aus Eifer vornehmen / gab einem Persischen Herrn / Nahmens Abulites den ersten Angriff mit 5000 Reutern zutuhn / der sich doch furchtsam stellen / und nach kurzem Gefechte zurük weichen solte; Pharnabazus aber muste mit 5000 einen umschweiff nehmen / und sich verborgen hinter einem Hügel halten / biß er den Feind würde sehen hinter sich weichen / dann würde er seinem Verstande nach schon wissen / von hinten zu in sie zugehen / und die Flucht zuhemmen. Ladisla hatte das Heer zuführen / eine Manschafft 10000 stark / auff welchen Abulites sich zihen solte / und behielt Herkules 6000 vor sich / aber alle mit Speeren und durchneheten Panzern. So bald Madates der unsern inne ward / und ihre kleine Geschwader sahe / machte er seine Ordnung folgender gestalt: Seinem Obristen Verweser Bessus / einem hochmühtigen Ritter / gab er mit 9000 Reuter Schützen den Angriff; sein Feldmarschalk Bazaentes solte den Hauffen 18000 stark / führen / und behielt er selbst 11000 bey sich / womit er den nohtleidenden auff den unverhofften fall Entsatz geben wolte. Bessus setzete mit starkem Geschrey und hefftigem schiessen auff Abulites an / der mit gleichem Gewehr ihm begegnete / fuhr nach Herkules Vermahnung vorsichtig / und ließ anfangs der Feinde Pfeile mit den sonderlich darzu bereiteten breiten Schilden aufffangen / daß der seinen fast keiner verwundet ward / und der mehrerteil ihre Pferde mit den durchnäheten Panzern verwahret hatten / hingegen wirketen seine Pfeile dergestalt / daß der Feinde in die 3000 erschossen /und 2000 hart verwundete auß der Schlacht zu weichen gezwunge wurden. Madates entsetzete sich des Unfals / ließ von Bazaentes Hauffen 3000 zu Bessus gehen / mit welcher Verstärkung er wütig mit entblösseten Schwertern in Abulites Ordnung fiel / der sich nach genomener Abrede furchtsam hielt / und doch in guter Vorsichtigkeit zurücke weich. Ladisla sahe /daß Bessus seinen Anfall ohn geschlossene Glieder fortsetzete / deßwegen er Gallus mit 1500 hinein brechen ließ / der in kurzer frist 3000 Feinde nidermachete / und bekam Abulites Befehl von Herkules /sich zu wenden / und sein äusserstes zugebrauchen /welcher dann seine Tapfferkeit sehen zu lassen / dergestalt anfiel / daß dieser Feindes Hauffe in grosse Noht geriet. Madates sahe daß die seinen bloß durch nachlässige Unordnung sich in diese Gefahr gestürzet hatte / mahnete deßwegen Bazaentes auff / Bessus nach äusserstem vermögen zuentsetzen / welcher dann willens wahr / mit seiner ganzen Macht sich dahin zu wenden / sahe aber / daß Ladisla sich gegen ihn stellete / daher er jenem nur 5000 zum entsatze schickete / welche Madates mit 2000 vermehrete. Ladisla aber setzete seinen Vorsatz auff Bazaentes tapffer fort /grieff sehr eiferig mit dem Schwerte an / und befand über verhoffen harten Wiederstand / dz anfangs zu beyden Seiten viel Blut vergossen ward / biß Ladisla den Führer antraff und im dritten Hiebe ihm den Kopff herunter schlug / worauff sich die Feinde etwas zurücke zogen / wurden doch von des erschlagenen Bruder / Obristen Feldwachtmeister Meherdates wieder in Ordnung gebracht und angeführet. Bessus hatte auch schon seinen Geist auffgegeben / und solches von der Hand eines gemeinen Reuters / welcher wegen dieser Taht hernach zum Ritmeister gemacht ward. Bessus Hauffe ward fast ohn Gegenwehr nidergeschlagen / weil ihre Ordnung getrennet wahr / und schaffete der Entsaz wenig / so daß Madates selbst mit seiner Mannschaft hinan muste / welcher auch mit seiner Ankunft beydes Abulites und Gallus zurük prallete und Bessus überbliebene errettete. Inzwischen sahe Herkules die 20 bestelleten Ritter in blanker Rüstung mit schwarzen FeldBinden hin und wieder reiten / und in Ladisla Völker einbrechen / hatten auch das Glük / daß sie ihn selbst antraffen / und einmühtig zu ihm loßstürmeten; die so nähst umb ihn wahren / tahten alle mögliche Gegenwehr / und feirete Ladisla selber nicht / weil er bald merkete / was vor Raubvögel ihn angriffen / jedoch würde ihm unmöglich gefallen seyn / sich ihrer zu entbrechen / wann nicht Herkules ihn hätte entsetzen lassen / als welcher Tyriotes also anredete: Sehet da mein Freund / nun ist es Zeit / daß ihr eurem Herrn die versprochene Träue leistet / und unserer Abrede nach euch gemäß bezeiget. Dieser brach mit seinen zugeordneten 50 Rittern freudig auff / und setzete dergestalt an / daß jene 20 von Ladisla ablassen / und sich gegen diese kehren musten / welches Ladisla ersehend / ihnen noch 100 Reuter zuordnete / er aber ging mit dem gesamten Hauffen dergestalt in den Feind / daß derselbe hinter sich zu weichen genöhtiget ward / und inzwischen jene 20 Ritter allemiteinander lebendig gegriffen / und fest gebunden ins Lager geführet wurden. Herkules bekam diese fröliche Zeittung / griff Madates mit ganzer Macht an / und brachte damit Abulites wieder zum Stande. Ladisla wütete an seinem Orte wie ein grimmiger Löue / biß die Feinde nach der Rechten außwichen / und mit ihrem FeldObristen / der noch starke Gegenwehr taht / sich zuvereinigen suchten; Herkules aber hatte Pharnabazus schon zu entbohten /von hintenzu einzubrechen / über dessen Ankunft die Feinde in grosses schrecken gerieten / weil sie biß daher seiner nicht wahr genommen hatten / doch erhohlete sich Madates / schickete ihm 3000 entgegen /und bemühete sich äusserst / Herkules geruheten Hauffen zu hintertreiben / welche mit ihren Speeren grossen Schaden getahn / und etliche tausend Sattelloß gemacht hatten / nunmehr aber unter ihres Häupts anführung das Schwert rechtschaffen gebraucheten /daher Madates fast in eine Raserey geriet / auff Herkules selbst ansetzete / und den Kampf verwägen gnug mit ihm auffnam / aber es währete nicht lange da ward er nach zimlicher Verwundung gefangen genommen / und nach dem Lager geschicket. Pharnabazus hatte mit Schmerzen geharret / seinen Muht an den Feinden zu kühlen / überfiel auch die ihm entgegen geschickete dergestalt daß sie zu weichen gedrungen wurden / gleich da Herkules und Ladisla von beyden Seiten ansetzeten / uñ ein solches schrecken in die Feinde brachten / daß sie schon begunten umb Gnade zu ruffen; aber Pharnabazus setzete von hinten immer hinein / so verstopfeten auch alle Persen ihre Ohren /und schlugen ohn Barmherzigkeit alles Tod / was in Waffen wahr / weil sie wegen der erbärmlichen Landes verwüstung gar zu hart erzürnet wahren / daher dieses grosse Heer so gar auffgerieben ward / dz auch nicht ein einziger Bohte davon kam / der diese Zeitung hätte nachsagen mögen. Des Feindes Lager wahr von dem Troß und anderen Mitläuffern besetzet / welche dem Raube nachstelleten / und muste Abulites mit 2000 Reutern dahin gehen / uñ verwehren / daß kein einziger davon entlieffe; zwar es hatten sich in die 300 auff Wagenpferde gesetzet / in Meinung / davon zukommen / aber sie wurden alle eingehohlet und nidergemacht / die im Lager gefangen genommen / uñ darauff die algemeine Plunderung auff der Wahlstat gehalten / was aber im Lager gefunden ward / von Wagen / Pferden / Gelde / und überaus grossem Raube / welchen sie zusammen geschleppet hatten /ward alles verwahret / daß es Artaxerxes geliefert würde. Nach erhaltenem Siege / danketen Herkules und Ladisla ihrem Gott vor seinen gnädigen Schuz /hernach ließ Ladisla sich verbinden / weil er etliche Wunden in der Schlacht / insonderheit von den 20 Rittern empfange hatte / und muste ein jeder Obrister seine erschlagene anmelden: Abulites missete 1600 /Gallus 300 / Ladisla 1500 / Pharnabazus 260 / und Herkules 300 Mann / überal auff diesem ganzen Zuge 4000 Reuter / dahingegen das Parthische Heer 40000 stark auffgerieben wahr. Herkules ließ Madates samt den 20 Rittern vor sich fodern / und redete sie mit zornigem Gesichte also an: Saget mir Madates / und ihr alle miteinander / was vor unredlichen Wiederdrieß oder unbillichen Schimpf haben König Ladisla und ich GroßFürst Herkules euch jemahls bewiesen /daß ihr hindangesetzet unsers standes Hocheit / euch unterstehen dürffet / uns als Schuelknabe / zugreiffen / uñ der Zucht-Ruhten zu übergeben? Ich meine ja /wir haben vordißmahl / und schon zuvor eine gute bewehrung abgeleget / daß wir der Ruhten entwachsen sind / und ihr dürffet euch noch anmassen / wil nicht sagen / Fürsten / sondern Ritter und FeldObristen nach der Stäupruhte hinzuführen? Diese wunderten sich / woher den unsern solches kund währe / weil es von ihnen in höchster geheim war gehalten worden /und durfte ihrer keiner Antwort drauff geben / daher Ladisla zu ihnen sagete: So wirdiget ihr überdaß uns noch keiner Antwort? Madates bistu ein redlicher Ritter / so melde Ursachen an / oder ich werde dich als einen Verrähter dem Diebshenker übergeben. Dieser war wegen der empfangene Wunde etwas mat / und antwortete mit schwacher Stimme: Ich bin ein Diener meines grossen Königes / von dessen Anordnung ich keine Rechenschaft zu geben habe / und ob ich mich unterstande hätte / meines Königes abgesagte Feinde zu fahen / würde mir solches kein redlicher Ritter verdenken; von Ruhten aber weiß ich nichts / habe es vielweniger angestellet / und mögen solches verantworten / die dessen mit fuge und Warheit können beschuldiget werden / wiewol ich nimmermehr traue /daß ein einziger von diesen gefangenen Rittern Wissenschaft davon habe. Es müste mir lieb seyn / sagte Herkules wann ihr Madates / euch dieser Beschuldigung entbrechen köntet / dann so würde ich Ursach haben / euch Gnade als einem guten Ritter zuerzeigen; aber daß ihr zugleich diese eure Mitgefangenen entschuldiget / setzet euch in grossen Verdacht / massen dieser ihr schelmisches Vornehmen uns viel zu wol bewust ist / und sol eine Folter bald aus ihnen bringen / was sie gütlich zubekennen sich wegern wollen; jedoch wil ich euch hören lassen / was ich von euch schon vorgewiß weiß; saget mir / welche unter euch sind die beyden / so die gröste Hoffnung gehabt / über die versprochene 3000 Kronen / noch die 24000 zuverdienen / und uns lebendig zu greiffen? Diese sahen daß der Anschlag verrahten wahr /gaben vor / sie währen ihres Königes Diener / dessen Befehl sie gehorsamen müsten. O ihr unredliche Schelmen / sagte Ladisla / seid ihr dann solche Diener / daß ungeachtet eures Ritterstandes ihr zu dergleichen unverantwortlichen Bubenstücken euch gebrauchen lasset? saget mir aber / ob Madates hieran so gar unschuldig sey. Die Gefangenen hoffeten / man würde gelinder mit ihnen verfahren / wann sie die Warheit bekeñeten / oder sonst Madates Mit-Schuld kund würde / bahten doch sehr / man möchte nicht in sie dringen / wieder ihren FeldHerrn zu zeugen / es würde derselbe wol anzeigen / wie es stünde. Ja /sagte Herkules / wir erwarten / was er vorbringen werde / nachdem uns ohn daß alles gnug bewust ist. Dieser fing an / ob er gleich nicht ersiñen könte /woher ihnen diese Heimligkeit kund getahn währe /wolte er doch gerade zu beichten / daß sichs also verhielte / er auch Wissenschaft darumb gehabt / und seines Königes Befehl gnug beweisen könte / der ihn als einen Diener schon entschuldigen würde / als einen zum Gehorsam verbundenen. Wolan / sagte Ladisla /wer sich dann unterfähet / seines Hern Schelmstücken zuverrichten / der sol und muß auch billig davor leiden; sprach ihnen hiemit die Urtel / daß sie alle miteinander von dem Büttel umb die Lenden biß auffs Blut solten gestriechen werden; Worüber Madates sich entsetzete / und begehren durfte / daß man mit ihm als mit einem gefangenen FeldHerrn / umbgehen solte. Aber Pharnabazus gab ihm zur Antwort: O du Schandflek aller morgenländischen Ritterschaft / wer hat dich gelehret / mit Königen und GroßFürsten dergestalt umbzugehen? ja wer hat dir Leben oder Freyheit versprochen / demnach du streitend gefangen bist? Also ward Tyriotes bestellet / etliche Steckenknechte herzufodern / welche alsbald die Rache volstrecketen / ob gleich Madates und sie alle miteinander viel lieber das Leben eingebüsset hätten. Herkules / so bald alle Anwesende Abtrit genommen /redet mit Ladisla und Pharnabazus / es währe nunmehr hohe Zeit / daß er sich nach Charas verfügete /das Fräulein loßzumachen / weil nicht so gar viel Wochen von dem versprochenen Beylager mehr übrig währen / bestellete / daß die Gefangenen drey Tage angehalten würden / und verließ mit ihnen / daß inwendig drey Wochen er mit Gottes Hülffe wieder bey ihnen seyn / oder seinen Zustand ihnen überschreiben wolte. Ladisla hätte sich ungerne von ihm trennen lassen / doch weil er merkete / daß Herkules ihn mitzunehmen nicht willens wahr / und über daß seine Wunden zu schlim wahren / Tag und Nacht auff schnellen Pferden zu reiten / gab er sich zufrieden. Herkules nam seinen Gallus und zween Persische / der Parthischen Sprache wolerfahrne ädelknaben zu sich / gab ihnen schnelle Läuffer / und nach eingenommener Mahlzeit begab er sich noch desselben Tages in Gottes Nahmen mit ihnen auff den Weg / da er an vielen Orten gegen seine Wiederkunft auff den Herbergen frische Pferde auff sechs Menschen bestellete / und allenthalben Geld genug auff die Hand gabe / unter diesem einwenden / daß er in Königl. Diensten ritte / da gleichwol alles in Gallus / als des ältesten / uñ vermeineten HerrnNahmen geschahe. Ladisla aber und Pharnabazus führeten das Sieghafte Heer mit der überaus grossen Beute wieder nach Persepolis / nahmen alle im Lager Gefangene vor Leibeigene mit sich / und musten Madates samt den 20 Rittern in etlichen uberbliebenen Reuter Hütten von 50 Reutern biß an den dritten Tag verwahret werden / da man ihm hernach ein schindicht Pferd zu reiten gab / und seine 20 gefärten zu Fusse neben ihm daher lieffen.

Ohngefehr fünff Tage vor dieser Zeit kam Leches zu Korinth an / woselbst er anlenden muste / weil sein Schiff an einer Klippen schaden genomen hatte. Markus ritte gleich dazumahl am gestade daselbst mit seiner Euphrosynen zur Lust umbher / sahen ihn aus dem Schiffe steigen / und wurden durch seine Ankunft teils erfreuet / teils furchtsam gemacht / weil sie weder Ladisla noch Fabius bey ihm sahen / ritten eilig zu ihm / uñ nach freundlichem umbsahen frageten sie / wo er seine Gnn. Herren gelassen hätte. Weit von hinnen / antwortete er / doch in hohen Ehren und gutem Wolstande; habe aber wenig Zeit mich alhie aufzuhalten / nachdem auff meiner Eile viel haftet. Also ließ er die Güter aus dem schadhafften Schiffe in ein anderes bringen / inzwischen sich Markus mit seiner liebesten beredete / in Geselschaft mit nach Padua zu fahren / hohlete auch alsbald seine Rustung / Kleider uñ eine zimliche Baarschafft samt vielen Kleinoten aus der Stad / und segelten frölich dahin mit erwünschtem Winde / da ihnen Leches allen Verlauff erzählete. Markus und Euphrosyne erlustigten sich sehr an solchen geschichten / und vertrieben die Zeit mit mannicherley Gespräch / biß sie in kurzer frist in dem nähesten Hafen hinter Padua anlangeten / die Güter auff Wagen packeten / und bey Nachtzeit nach Padua ritten / daß sie früh Morgens bey eröffnung der Tohre ihren Einzug hielten. Neda als Obristwachtmeister besetzete gleich die Posten / und ward Leches seines lieben Freundes unter dem Tohr gewahr / von dem er doch nicht wieder erkennet wurde / weil er alsbald sein Angesicht mit dem Mantel verhüllete / und hinter Markus als ein Diener her ritte / welcher von Neda gerechtfertiget ward / woher er kähme / was vor Sachen er auff den Wagen führete / und wo sie abzulegen gedächten; bekam aber zur Antwort: Er währe des Obristen Klodius guter Freund / und kähme von Korinth / ihn zubesuchen; die Wagen hätten freie Güter geladen / welche dem Stathalter solten geliefert werden. Bald gedachte Neda er würde der Markus seyn /von dem er so oft hatte reden hören / und sagete: Es wird mein Herr / dafern ich nicht irre / dieses Orts nicht allein bey meinem Obristen / sondern auch bey höhern Leuten sehr wilkommen seyn. Leches wunderte sich höchlich / wie Neda sich in Römische Dienste begeben hätte / dann Markus hatte ihm von seiner Anwesenheit nichts gemeldet / wiewol ihm alles zugeschrieben wahr; gedachte endlich / er würde von der Königin hergeschicket seyn / Fr. Sophien auffzuwarten; wolte sich demnach vor ihm nicht länger verbergen / sondern sagte zu ihm: Wie dann / mein Bruder /werde ich dann an diesem Orte so gar unangenehm seyn? Neda sahe ihn an und erstarrete / bald aber fiel er ihn umb den Leib / sprechend: O mein werther Freund und Bruder / wie angenehm ist mir deine liebe / wiewol unvermuhtliche Gegenwart / da es sonst unserm Könige und Fräulein noch wol ergehet. Da ich von ihnen geschieden bin / antwortete er / habe ich sie gelassen / da ihnen nicht gar übel wahr / wovon hernach wird zureden seyn; biß aber gebehten / und melde uns so bald nicht / dann wir wollen / umb einen kleinen Auffzug zumachen / uns nicht so bald zuerkennen geben. Eben das sol mir lieb mit seyn / antwortete er / kehrete auch in aller stille mit ihm in die Herberge / in welcher er vor diesem von Libussen wegen seiner Brelen so artig auffgezogen wahr / und fiel ihm geschwinde ein / er wolte ihr diesen Morgen alles gedoppelt wieder einbringen; ging ohn fernern Verzug nach ihrem Gemache / und fand sie mit seiner Liebsten in einem Bette liegen und ein freundliches Gespräch halten / welches eben von Leches wahr / da Libussa jener klagete / sie hätte einen gefährlichen Traum von ihm gehabt / wolte nicht hoffen / daß ihm in der fremde ein sonderlicher Unfall zugestossen währe. Neda lauschete an der Tühr / und vernam ihre Reden / welche zu seinem Vorhaben nicht undienlich wahren / ließ sichs doch nicht merken / sondern klopffete leise an die Tühr / welche von einer Dienerin bald geöffnet ward / weil sie meynete / es währe irgend eine des Frauenzimmers; nachdem sie aber Neda sahe / wolte sie die Kammer wieder versperren; aber er wahr zu behende darzwischen / trat hinein / und nach volbrachtem Grusse baht er seines unzeitigen besuchens Verzeihung. Libussa / so vorne an schlieff / fragete / was die ursach seiner Ankunfft und traurigen Gesichtes währe? Worauf er zur Antwort gab: Er währe zugleich froh und betrübt; froh wegen guter Zeitung von König Ladisla und dem Fräulein; betrübt wegen einer NebenZeitung / mit welcher er sie ungerne betrübete. O ihr Götter / sagte sie hierauff; gewißlich ist mein Leches tod! Nein nein / antwortete er / nicht so schlim / er lebet noch / aber es ist etwas wunderlich umb ihn beschaffen. Libussa wahr sehr bekümmert / wuste nicht / was sie aus so tunkeler Rede schliessen solte / und baht / er möchte ihr die Angst benehmen / oder nur klar ausbeichten / damit sie erführe / was das grausame Glük mit ihr im Sinne hätte. Ach / sagte er / weil es euch ja muß gesaget werden / ist mirs leid / daß ich der ungenehme Briefträger seyn sol. Aus dieser Rede schloß sie vor gewiß / er würde schon tod seyn / daher belief ihr das Herz /daß alle ihre Geister stehen blieben / und ihr das Gesicht samt der Sprache verging. Jungfer Brela solches ersehend / machete sich bald auff / und trieb sie der Schrecken und die Angst so sehr / daß sie ihrer Blösse vergessend / sich im Bette auffrichtete / und Libussen mit Neda Hülffe so lange rüttelte / biß sie zu ihr selber kam. Es wahr ihm zwar diese Ohmacht leid / und fand doch eine Vergnügung wegen ehmahl erlittener Angst / tröstete sie nit desto minder auffs beste /nebest getahner Versicherung / Leches währe annoch frisch und gesund / aber hart gefangen / nicht umb Mord oder Ubeltaht / sondern bloß umb Liebe willen. Wie dann? sagte sie / hat er sich etwa in ungebührlicher Liebe vergange / so wird meine Hulde bald auffgeruffen seyn. Nein geliebte Wase / antwortete er / ihr verstehet mich unrecht; Er ist von einer vornehmen adelichen Witwen in Bestreitung ihrer Feinde gebraucht worden / da er sich dermassen tapffer gehalten / daß er mit frölichem Siege bey ihr auff ihrem Schlosse angelanget / und sie nicht allein ihm treffliche Verehrungen getahn / sondern mit diesen Worten angeredet: Manhaffter Ritter / eure Bedienungen sind so groß / daß ich fast nicht weiß / auff was gestalt ich dieselben vergelten könne / habe mich demnach erkläret / euch zum Herrn aller meiner Güter zumachen /und vor meinen Eheliebesten zuerkiesen / nicht zweifelnd / ihr werdet solches erbieten von mir annehmen /und hinführo euch nicht anders als ein Ehegatte gegen mich verhalten. Das muß ein kühnes Weib seyn /sagte Brela / die mit solcher Frecheit sich einem Ritter darbeut. Er fuhr fort in seiner Rede: Leches hätte mit aller Höfligkeit solches ablehnen wollen / als schätzete er sich so hoher Gunst unwirdig / auch allerhand Ausflüchte gesucht / biß endlich die Frau es vor eine Verhöhnung ausgedeutet / und zu ihm gesagt: Ritter / nachdem ihr nicht allein meine Feinde überwunden / sondern überdas mich selbst euch untertahn gemacht / sollet ihr keine Unwirdigkeit vorschützen /in Betrachtung / ich euch wirdig davor erkenne / es währe dann / daß ihr es zu meiner Verachtung tähtet. Als nun Leches sich hierauff nach ihrem Willen nicht hätte wollen vernehmen lassen / sondern vorgewand /er müste seiner Eltern bewilligung zuvor einhohle /als unter deren Gewalt er währe; hätte die Frau ihn in ein wolgeziertes Gemach versperren lassen / da ihm mit köstlicher Speise und Trank auffgewartet würde /biß er in die Heyraht einwilligte / oder sein leztes entschuldigen darlegete / daß er mit einer Adelichen Jungfer schon ehelich versprochen / nicht mehr sein eigen währe / sondern lieber sterben / als diese gegebene Träue brechen wolte; dann sie könte ihm solches nicht zutrauen / es währe dann / daß seine Liebste selbst kähme / und sich ihr zeigete / alsdann wolte sie nicht allein ihn gerne erlassen / sondern diese seine gewünschete Heyraht zubefodern / das Beylager prächtig ausrichten / und auff ihren tödlichen Hintrit ihn zum Erben aller ihrer Güter einsetzen. Ach / sagte Libussa / hat euch Leches solches dann geschrieben? Nein antwortete er / nicht mir / sondern Herrn Markus zu Korinth / und nach Erzählung alles Verlauffs den Brieff mit diesen Worten geschlossen: Weil ich dann meiner herzgeliebeten Jungfer Libussen diese beschwerliche Reise nicht anmuhten kan noch mag /wollet ihr dieselbe versichern / daß zu Bezeugung meiner aufrichtigen Träue ich in diesem Gefängniß mein Leben zuenden entschlossen bin / spreche sie der mir beschehenen Zusage ledig und loß / und wünsche / Gott wolle ihr in künfftiger ihrer Liebe bessern Fortgang verleihen / als mir leider wiederfahren ist. Sehet geliebte Wase / solche Beschaffenheit hat es umb euren Leches / dessen Leben und Tod / meines ermessens nunmehr allein in euren Händen stehet. Libussa ließ die Trähnen häuffig fallen / und beklagete sehr / daß ihr Leches in diese Wiederwertigkeit gerahten währe / fragete endlich / in was Landschafft es dann währe. Das Land / sagte er / wird Oenotria geheissen / lieget nicht weit von einem Meer / und wolte ich euch gerne dahin begleiten / dafern ihr ihm die Barmherzigkeit erzeigen / und zur Vergeltung seiner Träue des Weges Ungelegenheit über euch nehmen woltet. Ja Vetter / sagte sie / wollet ihr mit mir reisen / wann meine Wase es zugeben kan / wil ich mich noch diesen Tag fertig machen. Brela betrachtete /daß ihre angelobete Trauerzeit nunmehr zum Ende gelauffen / und schon zimliche Zurüstung auff das Beylager gemacht währe / daher sie lieber die Reise in etwas auffgeschoben hätte / durffte doch Scham halber nicht dawider reden / sondern gab vor / es währe ihr lieb / daß er ihrem Vetter zudienen / sich so willig anerböhte / baht demnach / er möchte unbeschwert eine geringen Abtrit nehmen / biß sie sich bekleidet hätten. Sehr gerne / antwortete er / aber ihr wollet ja nicht seumen / dann ich sage euch in höchstem Vertrauen / daß Herr Markus mit seiner Euphrosynen diesen Morgen alhie heimlich angelanget / und sich nicht anmelden wollen / biß sie Herrn Klodius und Fr. Agathen ohngefehr werden gesprochen haben. Ey / sagte Brela die gute Frau hat mir grosse Freundschafft erwiesen / und ist mir lieb / daß ich sie sprechen sol. Libussa ließ Agathen zu sich bitten / mit ihr hinzugen /und solte inzwischen Brela sich nach Fr. Sophien machen / ihr Leches Unfall und Libussen nöhtige Reise anzumelden. Agatha wahr schon von Neda unterrichtet / wie sie sich gegen sie verhalten solte / und ging er mit Klodius hin nach der Herberge / da das wilkommen heissen zimlich anhielt. Libussa folgete bald hernach mit Agathen / und sahe ihren Leches / so bald sie ins Gemach trat / bey Neda hinter dem Tische sitzen / worüber sie gar erstarrete / Neda aber geschwinde zu ihr sagete: Verzeihet mir Wase / daß ich die Angst / mir vor diesem auff eben diesen Zimmer angetahn / mit jetziger unvermuhtlichen Freude ersetzen wollen. Der Posse hätte ihr schier zu herbe gedaucht / doch weil sie durch ihres Liebsten gegenwart der vorigen Ohmacht gnug ergetzet ward / sagte sie zu Neda: Versichert Vetter / ich schenke euch diesen Saz nit / es koste wz es wolle. Leches ließ sie nit weiter reden / trat hinzu / uñ meldete ihr Ladisla / Herkules /Valisken und Gallus Gruß an; Sie wolte ihm anfangs nicht danken / viel weniger ihn wilkomen heissen /meynete / er hätte diese Aufftreiberey mit Neda angelegt / welcher solches merkend / zu ihr sagte: Wase /tuht eurem Ritter keinen Schimpf / er hat des ergangenen nit die allergeringste Wissenschaft. So seyd mir wilkomen Ritter Leches / sagte sie / uñ helffet mir drauff bedacht seyn / wie ich mich ehist an diesem räche / der mich heut diesen Morge in Ohmacht und Trähne baden gemacht / nur daß er seine Kurzweil daran haben / und durch meiner SeelenAngst sich erfreuen möchte. Geliebte Wase / antwortete Neda /habt ihr meine Reden ungleich verstanden / davor kan ich nicht büssen / wann ich aber dartuhe / und mein Bruder Leches selbst gestehet / daß ich die Warheit geredet / wollet ihr mir alsdañ auch verzeihen? Wie nun? sagte sie / wollet ihr mich darzu noch mit sehenden Augen blind / und mit hörenden Ohren taub machen? Leches verstund ihr Gezänke nicht / biß sie drey absonders traten / und Neda zu ihm sagete: Geliebter Bruder / ich habe heut deiner vertraueten angemeldet / wie in so grossem liebes Leiden du steckest /aus welchem niemandd als sie allein dich loß machen könne / welches ich unter verblümeter Rede vorgetragen / deren sie sonsten sich gar artig zugebrauchen weiß / und hat sich doch heut so wenig drein schicken können / daß ich mich ihrer Einfalt verwundern müssen; nun bedenket / geliebte Wase / was ihr noch heut zu leisten nur versprochen / und werdet nicht rükfällig. Libussa kunte nunmehr nachsinnen / daß er unter der Witwen die liebes Angst und das Verlangen hätte andeuten wollen / welches ihren Leches biß auff ihre Rettung gefangen hielte / weil es aber nicht nach den beschrankten Satzungen der Gleichnisreden von ihm vorgebracht wahr / sagte sie zu ihm: Vetter Neda /man muß die Verblümung nicht mit gar zu fremden Farben anstreichen / sonst muß mans vielmehr vor ein ungereimtes Geticht als kurzweilige Erfindung außlegen; meine Zusage betreffend / ist selbe so beschaffen / daß ich sie gar wol halten kan / gestaltsam ich auff heut nichts als den Anfang versprochen habe. Sehr wol geredet / sagte er / uñ sey heut der Anfang / über achtzig Jahr aber das Ende. Libussa antwortete: Ich habe jezt nöhtigere Sachen zu handeln / als mit euch zu zanken / aber ich binde euch bey Verlust meiner Freundschaft ein / daß ihr den heutigen Verlauff niemand ohn Leches wissen lasset. Gleich hiemit fiel ihr ein / daß Brela hingangen wahr / es Fr. Sophien als eine Warheit anzutragen / sendete deßwegen Fr. Agathen Leibdienerin zu ihr / und ließ ihr sagen was Neda ihr heut vorgebracht / währe ein lauteres Getichte. Jene aber hatte es dem ganzen hohen Frauenzimmer schon kund getahn / und entstund darüber ein zimliches Gelächter. Libussa trat endlich hin zu Markus und dessen Eheliebsten / hieß sie wilkommen / uñ endschuldigte sich / wegen des langen verweilens /woran Neda die Schuld trüge. Es wahr aber ihr Gespräch kurz / dañ Neda schaffete bald / daß Leches wieder mit ihr allein zu reden kam; derselbe wuste nun das Gaben und Geschenke wie ein luftiger Wind die Liebe auffblasen / lieferte ihr demnach einen köstlichen Ring / den er zu Ekbatana / hatte machen lassen / welche sie mit erbietung aller möglichen Vergeltung zu sich nam; er aber ihr zur Antwort gab: Was erbeut sich meine Freundin zur Vergeltung eines so schlechten Dinges? ich bitte sie wolle vielmehr mein Herz betrachten / und dasselbe in Ruhe zusetzen ihr lassen angelegen seyn / sich auch versichern / daß kein Tag eurer lieblichen Betrachtung mich berauben können / welche doch mit steter Unruhe vermischet gewesen / und noch wol verbleiben wird / dafern sie mich zum andernmahle ohn gehaltenem Beylager würde zihen lassen / welches zu verbitten / ich mich aller guten Freunde Beystand gebrauchen wil. Sie wahr seiner auffrichtigen Liebe gnug versichert / auch nicht abgeneiget die Hochzeit zu volstrecken / nur baht sie ihn / sich wenige Tage zugedulden / ihr Vetter Neda würde des fünfften Tages nach diesem mit Brelen fortfahren / da sie / wann es ihm ja also gefiele / ein gleiches tuhn könten / und solche Eile mit seiner hochnöhtigen Reise entschuldigen. Ich bedanke mich vor diese Einwilligung sagte Leches / wolte mich auch gerne biß dahin gedulden / dafern meine Reise nit so eilig wåhre / dann ich muß Morgen zeitig früh weiter fort nach Prag / und alsbald wieder nach Persenland / so daß unter Jahrsfrist ich schwerlich alhie wie der anlangen werde. Daß sind mir leidige Zeitungen / antwortete sie / deren ich mich nicht vermuhten wahr / uñ daher auff euer begehren mich umb so viel weniger zuerklären weiß / wollet demnach mit meinem guten Willen friedlich seyn / biß das Glük uns Zeit gönnen wird / unseren Willen zu vergnügen / alsdann sol euch das versprochene von mir unbrüchig gehalten werden / wann ich gleich noch manniches Jahr eurer Wiederkunft erwarten müste; weil aber von der Liebe zu reden hie keine Gelegenheit ist / wollet ihr mir verzeihen / daß ich einen kurzen Abtrit nehme / umb Fr. Sophien und dem Stathalter eure Ankunft anzumelden. Ging hiemit eilend hin / fand das Frauenzimmer noch beyeinander / und ward von ihnen mit einem Gelächter empfangen. Sie aber kehrete sich daran gar nichts / sondern sagte zu Frau Sophien: Gn. Frau / ich fodere von eurer Gn. ein gutes Bohtenlohn vor die fröliche Zeitung so ich bringe. Was vor Zeitung geliebte Freundin / antwortete sie / hat sichs etwa mit meines Bruders Söhnlein diese Nacht gebessert? Die Krankheit ist nicht zum Tode / sagte sie /sondern ich bringe gute Zeitung von eurem Herzen-Schatze Ladisla / der ist Gott Lob frisch und gesund. Woher komt euch so angenehme Zeittung? fragete sie: Aus dem weit abgelegenen Persenlande / antwortete Libussa / und ist der Bohte glaubwirdig gnug / dann Ritter Leches ist diesen Morgen selbst ankommen /unserer Helden zustandes uns zuberichten / weiß doch nicht / ob er Gelder bringe oder ablangen wolle. Lasset immer ablangen / sagte sie / wann die unsern nur frisch und gesund sind; wir werden aber hingehen und meinem H. Vater diese Freude mitteilen. Libussa sagete / ich habe euer Gn. noch nicht alles kund getahn /Herr Markus und Fr. Euphrosyne sind mit ihm kommen / die eine schöne verständige Frau ist / und sich wol zuschicken weiß / auch in Kleidern sich gar zierlich hält. Ey so müssen wir uns auch ein wenig auffputzen / sagte sie / wollet demnach meinem Herr Vater ihre Ankunft ansagen. Aber Leches und Markus erwarteten dessen nicht / sondern gingen unangemeldet mit Klodius und Neda nach der Burg / da sie von ihm wol empfangen wurden. Nach verlauff einer halben Stunde kam Fr. Euphrosyne mit Fr. Agathen auch herzu / und ward von dem Frauenzimmer nach geschehenem freundlichen wilkomen auff den Saal geführet / da inzwischen die Wagen auff dem grossen Vorhofe die trefliche Schätze abluden / die von den Dienern auff besondere Gemächer getragen wurden. Sie verwunderten sich alle / was in so vielen Truhen und Laden seyn möchte / biß Leches also anfing: Es haben meine gnädigste Herren / König Ladisla und GroßFürst Herkules / auch mein gnädigstes Fräulein Valiska mir gnädigst anbefohlen / allen und jeden gebührlichen Gruß zuvermelden / und beygelegte Brieffe zu übergeben. Reichete hiemit dem Stathalter zween / einen von Ladisla / den andern von Herkules; der sie ohn verweilen brach und frölich durch lase. Ladisla Schreiben wahr dieses: Mein Herr Vater; ich hoffe zu dem Almächtigen Gott / eure Gn. neben meiner herzgeliebeten Fr. Mutter werde annoch in guter Gesundheit leben; uns dieses Orts / hat unser Gott durch manniche Gefahr selbst geleitet / und endlich meine Frl. Schwester uns auff ihrem kostbahren Schlosse sehen lassen / geleben der guten Hoffnung / sie in kurzen aus des schnöden Wüterichs / Königes Artabanus Händen loßzureissen / und ihm die Kron dergestalt zu schütteln / daß dem Römischen Reiche er forthin wenig schaden sol. Daß mein geliebter Bruder Fabius nicht geschrieben / ist die Ursach / daß er mit einer starken Geschwade von hinnen nach Persepolis gangen ist / auff unsere Ankunft gute anstalt zu machen / dürffte vielleicht den Parther ehist mit Feur und Schwert angreiffen / wovon Zeiger Leches / anjetzo bestalter Persischer Obrister zu Roß und Fuß gute nachricht geben wird. Womit ich schliesse / uñ nebest empfelung dem starken schutze Gottes verbleibe /weil ich lebe / meines Herrn Vaters bereitwilligster Sohn Ladisla. Geschrieben zu Charas in der Parthischen Königlichen Häuptstad am 28 Tage des Jenner Monats / im Jahr nach erbauung der Stad Rom 1177 im ersten Jahr nach dem 251 Olympischen Spiele.

Herkules Schreiben lautete also: Hochansehnlicher Herr Stathalter / als Vater zu ehren / wegen schuldiger Auffwartung / habe ich nicht unterlassen sollen /mein geringes Schreiben an ihre Liebe abgehen zu lassen / hoffe dero guten Wolstand zuerfahren / wie dann unsern hiemit zu wissen tuhe. Meine in ehren vertrauete Fräulein Valiska / welche in ihrer starken Verwahrung viermahl zubesuchen ich die grosse Ehre gehabt / entbeut euer Liebe freundlichen Gruß / und ob gleich der grosse Parther König Artabanus sie ihm als ein schier künftiges Gemahl uñ Königin auffhalten lässet / getraue ich doch durch meines Gottes Hülffe / sie in weniger Zeit meinen hochgeliebten Freunden zu Padua als mein Gemahl darzustellen. Inzwischen sey eure Liebe nebest allen den ihren Göttlicher Obacht geträulichst empfohlen von euer Liebe bereitwilligstem Herkules. Geschrieben in der Parthischen Häuptstad Charas / 760 Meile von Rom belegen.

Nach verlesug lachete der Stathalter frölich / und sagete: O du wahrhaftiger und keuscher Liebhaber; ich muchte wol gedenken / das dein Herz und Seele durch dieser vortreflichsten Fräulein Entführung nicht umbsonst so hart getroffen ward / da du auff dieser Stelle durch solche Zeitung zur Erden nidergeschlagen wurdest. Wie so mein Herr Vater? fragete Fr. Sophia /gestehet dann Herr Herkules nunmehr / daß er verliebet? ja nit allein verliebet / sagete er / sondern auch verlobet. Wolte ihr damit den Brieff zu lesen reichen; aber Leches hatte schon drey andere Schreiben in der Hand / welche er ihr im Nahmen ihres Gemahls /Fräulein Valisken / und GroßFürst Herkules darbot /und von ihr lachend erbrochen und verlesen wurden.

Ladisla Schreiben an sein Gemahl: Herzgeliebeter Schaz: Wie heftig meiner Seele verlanget / mich selbst bey ihr einzustellen / wil die Zeit es doch nicht zugeben /und muß biß daher meine Schuldigkeit durch Schreiben und Bohten ablegen; mein wolergehen kan Leches außführlich berichten / und was mir vor Abenteur zugestossen sind. Herkules wird mit Gottes Hülffe seine nunmehr gestandene Liebe glüklich erhalten / dessen er schon einen guten Anfang gemacht / dürfte auch leicht geschehen / daß wir mehr Schätze in diesen Ländern / als in der Räuber Höhle erstritten / deren uns bereit wieder unsern Willen viel angebohten werden. Ich hoffe / Gott werde uns bald wiederumb zusammen bringen; inzwischen versichert euch / daß kein Tag hingehet / welcher nicht das Verlangen / meinen allerwerdesten Schaz zu sehen / in mir vermehren solte / muß doch bißdahin mich gedulden / und der lieben Zeit erwarten / da sein herzgeliebtes Gemahl frölich wieder sehen und umbfangen wird / deren ewig-ergebener Ladisla.

Die liebes Trähnen stossen Fr. Sophien unter dem lesen aus den Augen / und nach endigung sagte sie: Ich wil des guten Glückes in geduld erwarten / welches unsere verstörete Freude wieder ergänzen wird. Lase darauff Herkules folgenden Brieff.

Hochgebohrne Fr. Schwester; mir zweiffelt / ob ich mit meinem Schreiben angenehm seyn werde / der ich mit Schuld daran trage / daß eure Liebe von ihrem Herz vertraueten so lange mus geschieden seyn / wiewol dessen Nachfolge mir höchlich mißfallen / und ich wünschen möchte / daß er nebest ihrem Herrn Bruder K. Fabius sich der Reise enthalten hätte; weil aber eines Menschen Wille der Versehung Gottes nicht wiederstreben noch entgegen murren sol / wird meine Fr. Schwester ihre Sorge mässigen / und in Hoffnung / uns schier wiederzusprechen / aller Traurigkeit urlaub geben. Meine Frl. Wase / Frl. Valiska ist unter andern Ursachen auch deßwegen ihrem verwacheten Schlosse feind / daß sie der Kundschaft ihrer Fr. Schwester so lange entbehren muß.

 
Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
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