Schwerter und Spiesse die würgen noch fort /
Rauben und Stehlen / Verheerung und Mord
Schläget noch immer die Frommen darnider.
Der IIX Saz.
Der himlischen HeerSchaaren Lobgesang.
Ihr Menschen Kinder last euch rahten
Und nehmet Gottes Wundertahten9
Mit hochgeneigtem willen an.
Ihr habet seine Gunst nun wieder /
Die lässet sich zu euch hernider /
Wol dem der sie recht fassen kan!
Vor diesem seid ihr abgewichen /
Und falschen Göttern nachgeschlichen /
Der rechte Gott wahr unbekant /
Der hat sich klärlich offenbahret /
In dem er seinen Sohn gesand /
Der euch vor Hellen-Gluht bewahret.
Erwecket euren Sinn und Muht /
Eur Herz und ganzes Wolgefallen /
Und lobt denselben mit uns allen /
Der euch so viel zu gute tuht.
Der IIX GegenSaz
Der Hirten Antwort.
O Grosser GOtt / richt' unsern Willen /
Den deinen gerne zuerfüllen.
Die böse Wurzel stecket fest
In unsern innersten Gedanken /
Die uns im guten machet wanken /
So gar sind wir der Sünden Nest.
Dein guter Geist muß unser Tichten
Nach deinem heilgen Willen richten /
Sonst ist es lauter Ubeltaht.
Wir straucheln stets auff unsern Wegen
Und wissen weder Trost noch Raht /
Weil Sünd' und Tod uns Stricke legen.
O milder Heyland spring' uns bey /
Daß wir an deinen Himmels-Gaben
Von Herzen Wolgefallen haben /
Und unser Wille deiner sey.
Der IIX NachSaz.
Christlicher Weinacht-Herzen andächtige Betrachtung.
Fleischliche Kräffte sind ledige Bäume /
Zeigen viel schönes und geben es nicht.
Unser Vermögen / wie viel es verspricht /
Bleibet doch lauter vergebliche Träume.
Unsere Sinnen sind nimmer daheime /
Welche dem HErren die schuldige Pflicht
Sollen abtragen; das Geistliche Licht
Lieget im Brunnen erloschen. Ich zäume
Meine Gedanken / so rennen sie doch.
Heiliger Vater / das sündige Joch
Drücket zu stränge; du schaffe den Willen;
Schaffe die Kräffte / mein tichten ist schlim /
Sollen wir lieben / so steiget der Grim;
Deine Gunst aber kan alles erfüllen.
Nach Endigung dieses Liedes hielten unsere Christen allerhand Unterredung von geistlichen Sachen /da endlich Herkules im Nahmen der ganze Geselschaft bey dem Stathalter fleissige Ansuchung taht /umb schleunigen Abscheid / wobey er dieses vorbrachte: Hochmögender Herr Stathalter / Hochgebohrne Fr. Stathalterin / als Vater und Mutter zuehren; Was vor hohe Gewogenheit Eure Liebden mir und meinen Gefärten diese Zeit über sehen lassen /leuchtet heller zu Tage / als daß es meiner weitläufftigen Erzählung Juden Gewalt beschützet; bald darauff als ein Sohn angenommen / und mit allem überflusse zur Reise versehen; Ja es sind alle mir erzeigete Woltahten dermassen vielfältig und wichtig / daß ich sie zuerkennen / meine ganze Lebenszeit darauf wenden muß. O wolte Gott / daß meine Landschafften also belegen währen / daß aufs wenigste ich alle Jahr meine hochwerte Eltern besuchen / und an ihrer gewünschten Gegenwart mich ergetzen könte; wiewol ich hoffe / Gott werde es schicken / daß wir zuzeiten uns noch besuchen können. Vor dißmahl erinnert uns unserseits die hohe Nohtwendigkeit / dereins aufzubrechen / und die unsern zu erfreuen / welche ohn allen zweifel mit grosser Furcht und sehnlichem verlangen täglich nach uns aussehen werden / wo sie uns wol nicht gar als ermordete beweinen / weil in so langer Zeit ihnen keine Schreiben oder andere Zeitung von uns zukommen ist / welche wir zu dem Ende hinterhalten wollen / dz wir unsere Wolfahrt ihnen selbst überbringen / und ihre freude umb so viel grösser machen möchten; Gelanget demnach unser bitliches ersuchen / daß mit ihrer guten Bewilligung Abscheid zunehmen / uñ erstes Tages zu Schiffe zugehen uns möge erläubet seyn / damit wir das ungewöhnliche Wetter und guten Wind nicht verabseumen / und hernach die unfreundlichen Stürme ausstehen dürffen /welche insonderheit den Schwangern und Säuglingen / so bey uns sind / sehr gefährlich seyn würden. So gewiß wir nun unsers Herrn Vaters guter Gewogenheit versichert sind / so ungezweifelt versprechen wir uns auch von dessen Liebe eine freundwillige und schleunige Erlassung / demnach wir nunmehr eine geraume Zeit hieselbst ausgehalten / und nit wenig Ungelegenheit gemacht haben. Pompejus gab zur Antwort: Durchleuchtigster GroßFürst / Hochgeliebter Herr Sohn; Eure Liebe rechnet das wenige so hoch /was etwa ich und die meinige aus Pflicht geleistet haben / und verschweiget daneben das unermäßliche /welches von derselbe durch Gottes gnädige Schickung uns zukommen ist / nehmlich die heilsame Erkäntniß des wahren Gottes / ohn welche wir ewig hätten müssen verlohren seyn; Jedoch / wann Eure Liebe sich der neulich überschikten Kleinot nur erinnert / wird sie befinden / daß auch dz zeitliche schon mit Zinsen ersetzet ist / und ich das geringe auf teuren Borg wider meinen Willen habe austuhn müssen. Ob ich nun zwar liebers nicht wünsche / als dz solche liebe Freunde biß an mein Ende von mir nicht möchten getrennet werden / und aber wegen ihrer Wolfahrt solches nicht geschehen kan / so schätze ich mich nicht allein glükselig / daß ein so treflicher Fürst / von dessen Ruhm alle Welt erfüllet ist / mir den Nahmen eines Vaters zugeben sich nicht wegert / sondern zugleich mir auch die Hoffnung machet / gelegenheit zusuchen / dz wir uns zuzeiten gegenwärtig erlustigen mögen. Den begehreten Abscheid / in ansehung meines Durchl. Herrn Schwagers / Königes Ladisla / muß ich billich nicht hemmen / zweifele doch nicht / meine Herren werden unbeschweret seyn / noch etwa 9 /oder 10 Tage bey mir zuverharren / damit eine gnugsame Anzahl Schiffe herbey gebracht / und die Güter eingeladen werden mögen / alsdann dieselben länger aufzuhalten mir nicht gebühren wil. Die Groß-Fürstin beantwortete ihm solches also. Durchl. Herr und Vater / auch herzgeliebete Fr. Mutter; wir erkennen uns schuldig / Ihrer Liebe hierinnen gerne zugehorsamen / und die zur Bereitung nohtwendigen Tage auszuhalten / auf daß wir zur gebührlichen Danksagung Zeit und Gedanken gewinnen; Ich habe aber zugleich eine kindliche Bitte an dieselbe abzulegen / ob mir könte gegönnet seyn / meine herzgeliebete Frl. Schwester / Frl. Lukrezien mit mir nach Padua zuführen / deren Heil und Wolfahrt mein Herr Bruder und mein Gemahl neben mir / als unser selbsteigenen uns werden lassen angelegen seyn. Herr Pompejus hatte sich dieses begehrens schon zeitig versehen / wolte ihr auch solches nicht abschlagen / und gab diese Antwort: Durchleuchtigste GroßFürstin / hochwirdige Fr. Tochter; in was Geselschafft könte mein geliebtes Kind Lukrezie mehr Zucht und Gottesfurcht fassen /als bey Ihrer Durchl. die ich sonder Schmeicheley wol einen Spiegel der volkommenen Tugend nennen und preisen kan / daher Ihre Liebe ein solches bey mir suchet / warumb ich vielmehr zubitten hätte / und gezwungen bin / vor diese hohe Zuneigung gegen mein Fleisch und Blut mich dienstlich zubedanken / nicht zweifelnd / dieselbe werde mit der Unvolkommenheit meiner Tochter geduld tragen / und sie vor ihre Dienerin annehmen / sie auch biß zu meiner Abfoderung /oder ihren weiteren Abzug / ihrer Unterweisung teilhaftig machen / ob ich gleich keine Mittel es zuvergelten weiß. Das liebe Fräulein hatte bißher gezweifelt / ob die Eltern ihr diese Reise gönnen würde / erfreuete sich solcher Einwilligung / und nach geleistetem Handkusse sagte sie: Gnn. Herr Vater und Fr. Mutter; ich bedanke mich kindlich dieser willigen Vergünstigung / mit dem versprechen / allen möglichen Fleiß anzuwenden / daß in meiner Aufwartung ich der Durchleuchtigsten GroßFürstin / die mich unwerte des SchwesterNahmens wirdiget / gebührlich an die Hand gehe / und mit willen sie nicht erzürne. Die GroßFürstin sagte gleichmässig Dank / und wiederhohlete ihr voriges versprechen. Ward demnach alles zum Aufspruche fertig gemacht / und noch desselben Tages 50 treffliche Schiffe verschrieben / in den nähesten Hafen einzulauffen / weil sie von allem mitgebrachten nichts hinterlassen wolten / da die Parthische Leibeigene / umb ihre Freyheit zubefodern / sich vor Ruderknechte anerbohten. Neklam und Ruprecht / nebest ihrem Dolmetscher Azores / hatten sich angegeben / daß sie den Christlichen Glauben anzunehmen grossen Willen trügen / deßwegen sie nach fleissiger Unterrichtung / so von Leches geschahe / die Heilige Tauffe empfingen / da inzwischen Arbianes alle Tage zwo Stunden sich mit Fr. Valisken und Brelen in der Teutschen Sprache übete / wozu er schon zu Persepolis den Anfang gemacht hatte. Als nun am achten Tage nach Herkules Ansuchung / alle Sachen zu Schiffe gebracht wahren / lieferte Fr. Valiska dem Stathalter sehr köstliche Kleinot und Gewand / ließ auch dem Fräulein drey TonnenSchaz auszählen /Kleinote aber und andere Sachen solten ihr zu Padua geliefert werden. Arbianes bezeigete sich auch gar freygebig / weil ihm viel gutes geschehen war / uñ bezahleten die unsern alles reichlich / was ihre Leute und Pferde verzehret hatten. Des folgenden Tages brachen sie auff / und geleitete sie Herr Pompejus und sein Gemahl biß nach Joppen / woselbst die Schiffe im Hafen lagen. Es trug sich aber mit dem Elefanten ein sonderliches zu; nehmlich sein Meister ein Indianer wahr unwillig / mit nach Padua zureisen / dann er hatte sich zu Persepolis mit eines Bürgers Tochter ehelich versprochen; Nun wuste er / daß ihm Lebensgefahr drauff stünde / wann er heimlich davon lauffen würde / darumb legete ers mit dem Elefanten an / daß er sich wegern solte / weiter zuzihen / welches er also verrichtete: Er hatte schon etliche Tage her dem Elefanten vorgesaget / man wolte ihn über Meer in ein fremdes rauhes Land führen / woselbst ihm schlimmes Futter solte gereichet / auch aller Zieraht entwendet werden / würde nur Holz / Steine und Wasser tragen müssen / und das verächtlichste Tihr unter allen seyn; derhalben wolte er ihn geträulich warnen / daß er sich nicht solte lassen zu Schiffe bringen / damit er dieses übels entfreyet bliebe. Man hat sich über dieses Tihrs Art billich zuverwundern / gestaltsam dasselbe von dem gemeinen Leute vor vernünftig gehalten wird / weil es des Menschen / insonderheit seines Meisters Reden verstehet / uñ darnach sich zuhalten weiß /welches an diesem gnugsam erschien; dann vorerst hatte man viel Mühe / ehe man ihn zu Jerusalem aus dem Stalle bringen kunte; ging auch den ganzen Weg nach Joppen so traurig / daß jederman meynete / er währe mit einer Krankheit behafftet / welches sein Meister ihnen artig wuste einzubilden / biß man ihn ans Schiff brachte / und über eine darzu gemachte Brücke hinein leiten wolte; dann da stund das Tihr am Unfer ganz stille und unbewäglich / daß mans weder mit Schlägen noch harten Worten aus der Stelle bringen kunte. Ein Mede aber war unter Arbianes Reuterey / welcher dieses Tihrs Eigenschafft wuste / und sahe / daß die Schuld an dem Indianer lag / welches er Herkules offenbahrete / es würde gewißlich der Meister dem Elefanten etwas widriges eingebildet haben /zweifelte nicht / da man ihn mit harten Straffen dräuete / würde das Tihr schier folgendes Tages mit frölichem willen hinein gehen. Herkules kam dieses zwar ungereimet vor / doch wolte ers versuchen / und dräuete den Indianer mit Ruhten streiche und kreuzigen zulassen / wo er das Tihr nicht willig machete /welches er abgeschrecket hätte. Dieser wolte die Taht zwar nicht gestehen / und furchte sich doch vor der Straffe / daher er allen möglichen Fleiß versprach /ober das Tihr auff bessere Meynung bringen könte; nam es im Stalle absonderlich vor / und redete ihm sehr freundlich zu: Er hätte zwar bißher gemeynet /sie würden in ein unfreundliches wildes Land geführet werden / aber nunmehr vernähme er gar das Widerspiel / daß nehmlich ihre Reise nach dem ädlesten Ort der Welt gerichtet währe / woselbst das allerniedlichste Futter anzutreffen / und er überdas mit dem köstlichsten Zeuge solte beleget werden; müste deßwegen einen frischen Muht haben / und sich ferner nicht wegern / zu Schiffe zugehen / gab ihm auch ein sehr gutes Futter / und sagete / dieses währe aus demselben Lande / und nur das geringste / dorten aber würde es viel besser fallen. Nun hatte sich Herkules im Stalle heimlich verstecket / dz er alles hörete / und mit Verlangen erwartete / was hierauff erfolgen würde; da er des andern Morgens mit Verwunderung sahe / wie freudig das Tihr nicht allein nach dem Meer ging /sondern selbst über die gemachte Brücke in das Schiff eilete. Hieselbst nam nun Herr Pompejus und sein Gemahl freundlichen Abscheid von unser Geselschafft / und befahl sie der Gnade Gottes zu allem Wolergehen; vermahnete auch seine Tochter / sich gegen Herrn Fabius zu Padua nicht anders zuhalten / als ob er ihr leiblicher Vater währe / an welchen er ihr auch einen Brief mitgab. Die unsern wünscheten ihm hinwiederumb allen leibliche und Geistlichen Segen / da die GroßFürstin im scherze sagete: Wann etwa zu Padua sich ein wirdiger Freyer angeben würde / bähte sie umb Volmacht / neben Herrn Fabius darin zuschaffen / hoffete auch / sie würden alsdann auff das HochzeitFest gerne erscheinen. Worauff der Vater ebenmässig im scherze antwortete / es solte ihr alles heimgestellet seyn. Darauf gingen sie frölich zu Schiffe / und sägelten mit gutem Winde ohn Sturm und Gefahr den geraden Weg auff das Eiland Kreta zu.
Die in Mesopotamien Gefangene / wahren schon bey gter Zeit zu Persepolis angelanget und wurden durch deren Ankunft die vereinigten Fürsten höchlich erfreuet / gaben ihnen allen Gewehr / und liessen sie den Fähnlein schwören / da diese Knechte hernach sich offt glükselig preiseten / daß sie in Artaxerxes Dienste gerahten wahren. Sysimithres kam auch daselbst an / zeigete seinen Geleits-Brieff / und ward darauff wolgehalten / und als ein Freund zur Mahlzeit geladen / da er sich nicht scheuhete der GroßFürstin Werbung an Artabanus / dem Persischen GroßFürsten anzumelden / welcher aber wol sahe / daß es vergeblich seyn würde / wie es dann nicht anders erging; massen / als dieser zu Charas anlangete / reichete er zum ersten Vologeses und Pakorus ihre Schreiben von Herkules ein / auch die treflichen DemantKetten /die er ihnen zum Gedächtnis sendete / welche sie willig annahmen / und nur beklageten / daß sie nicht Gelegenheit hätten / es zuvergelten. Sie gingen aber mit Sysimithres zu dem Könige / umb zuvernehmen /wessen er sich auff der GroßFürstin Schreiben erklären würde / weil sie wol wusten / daß solcher Raht umbsonst wahr / sie auch selbst ihn nicht gut heissen kunten. Als sie nun vor den König traten / fing Pakorus also an: Großmächtigster König / allergnädigster Herr; mein brüderlicher Freund / Fürst Vologeses /und ich / treten mit hoch erfreuetem Herzen vor eure Königl. Hocheit / nachdem gegenwärtiger Herr Sysimithres gleich jetzo die längst gewünschete Zeitung wegen geschehenen Abzuges GroßFürst Herkules und Königes Ladisla mit sich übergebracht / und hiedurch den erlittenen Schaden wol erstattet hat. Parthen mag sich billich dieses Tages freuen / nach welchem mich einig und allein verlanget; dann es wird derselbe unsers Glüks wiederbringung und des Persen Untergang und verderben seyn / so daß ich nicht zweiffele / den Abtrüningen solle die bißher eingenomene Freude ehist versalzen werden / deren sie durch andere Leute wolverhalten genossen. Eure Königl. Hocheit fasse nur ein gutes Herz / und freue sich mit uns / daß die Götter das Gewitter aus Teutschland dereins von uns abgekehret haben; wir unsers teils versprechen allen möglichen fleiß anzuwenden / damit der bißher erlittene Schade nicht allein wiederbracht / sondern die Parthische Gewalt noch eins so weit außgebreitet werde. Wir haben zwar mannichen guten Kriegsmann verlohren / aber alle sind sie gleichwol noch nicht drauff gangen. Ich habe diese Tage bey der Landesbesichtigung mehr Mannschaft funden / als ich nicht gemeinet; nur ist nöhtig / daß sie im Gewehr wol geübet werden / und wird ihre Königl. Hocheit ihren Kriegs Obristen etwas freundlicher begegnen / als neulich dem redlichen Surinas geschehen; dann solte ein ehrlicher Ritter sich aus blossem Argwohn vor einen Verrähter schelten lassen / möchte er lieber wünschen /daß er nie kein Schwert an die Seite gegürtet hätte /sondern in stiller Ruhe auff seinen Gütern sitzen blieben währe; dann was sol dieser Ritter machen? wolte er sich wieder in Parthische Dienste begeben / würden andere seines gleichen von ihm begehren / sich des Argwohns gebührlich zuentschütten; ob er aber solches durch leugnen tähte / würde ihm solches wenig nutzen / sondern sich alle Tage herumb schlagen müssen; und geben nur die Götter / daß andere sich hieran nicht stossen / und gedenken / es sey besser / bey Zeit der Gefahr entgangen / als mit solchem Dank gelohnet werden. Artabanus achtete dieser Vermahnung wenig / daß er sie gar unbeantwortet ließ / uñ sich doch heimlich darüber entrüstete / aber das erste machte ihn überaus bestürzt / daß er Pakorus nicht wolte weiter reden lassen / sondern Sysimithres fragete / woher er diese Zeitung brächte / und was vor Schaden er dann gelitten hätte. Welcher darauff erzählete / was gestalt ihn Herkules bey seinem Abzuge in Mesopotamien überfallen / seine Knechte gefangen / den Reuterwerbern alle Gelder abgenommen / und sie selbst vor Leibeigene mit geführet. Die GroßFürstin hätte ihm eine mündliche Werbung an ihre Königl. Hocheit anbefohlen / hernach selbige schrifftlich auffgesetzet; welche er hiemit überreichte. Der verliebete Mensch durfte ihm noch Hoffnung machen / daß etwas Trostes in dem Brieffe enthalten währe / dann sein Verlangen nach ihr / wahr ihm noch nicht verschwunden / zürnete auch heimlich auff Pakorus / daß er Bagophanes entleibet / und ihn dieses Trösters beraubet hatte /wiewol dessen hinterbliebene Wittib seine Stelle in der Schmeichelung wol zuvertreten wuste / die er gleich diesesmahl bey sich hatte / und ihr doch verbohten / einigen Unwillen gegen Pakorus merken zulassen / mit dem Versprechen / daß er den Mord schier heut oder morgen an ihm schon rächen wolte. Damit er aber das Schreiben unverstöret lesen könte /ging er in ein Nebengemach / und fand folgenden Inhalt:
Von Gottes Gnaden Valiska / gebohrne aus Königlichem Stamme Böhmen / verheirahtete GroßFürstin in Teutschland / wünschet Könige Artabanus alle Wolfahrt /und hat nicht unterlassen wollen / auch auff ihrer Heimreise / seiner Liebe künftiges beste zubeobachten / und dieselbe zuermahne / daß sie nach diesem ihren Königlichen Nahmen durch so abscheuhliche Gifftmischung weiter nicht beschmitze / welches ihre eigene Untertahnen / da sie redlich sind / nicht gut heissen werden. Mein einiggeliebter Gemahl GroßFürst Herkules (dem zu ehren und Gedächtnis ich mich ehmahls Herkuliska genennet) hat nunmehr mit mir und meinem Herr Bruder König Ladisla / die Persischen Länder verlassen / werden auch auff der Reise nicht ruhen / diß wir bey den unsern (die gleiches Standes mit euer Liebe sind) uns wieder finden; und hieraus eure Liebe gnug zuermässen hat / daß sie mein Angesicht nimmermehr wieder sehen / oder einige Hoffnung zu meiner Heyraht haben könne / deren sie auch ohn zweiffel (wo sie sonst gesundes verstandes ist) sich allerdinge werden begeben haben; solte nun mein wolgemeinter geträuer Raht bey euer Liebe hafften können /bitte ich sehr / mir zu folgen / also / daß sie das Baktrianische Fräulein eheliche / und eine billiche Rachtung mit den vereinigten Fürsten zutreffen sich bemühe / damit ihr Stuel nicht gar umbgekehret werden möge. Wird sie aber diesen Vorschlag verachten / dürffte sie solches zu spät beklagen / welches zuvernehmen mir unlieb seyn würde /dann vor erzeigete Guttaht bin und verbleibe ohn nachteil meiner Ehren / euer Liebe ich allemahl bereitwilligste und geträue Freundin
Nach verlesung dieses / da niemand als Parasitis bey ihm wahr / fing er an / sich so traurig zugeberden / daß sie nicht anders meinete / ob würde ihm die Seele außgehen. Ach du Schönheit der Welt /sagete er: Wie sol und kan mein Herz dasselbe außbannen / welches darinnen mir Demanten Ketten befestiget ist? Ach ihr Götter! warumb habt ihr eurem Artabanus das Meisterstük eures volkommenen Kunstwerks gezeiget / daß er durch dessen anschauung der unglükseligste dieses ganzen Erdbodems werden solte? Hat dann der mächtigste König der Welt nicht können ein Fräulein vor einem einzigen Räuber beschützen / noch die geraubete wieder erstreiten / welcher sein ganzes Reich vor der mächtigen RömerGewalt so leicht verteidiget hat? Parasitis redete ihm mit grosser freundligkeit zu; Ihre Königl. Hocheit möchten doch nicht soviel die Schönheit dieser Ungeträuen / als ihre Falscheit und leichtfertiges Gottloses Herz betrachten / welche ihren äidschwuhr nicht allein dem Könige / sondern auch der Göttin Vesta gefälschet /und sich dadurch beydes bey Menschen und Göttern unwert und verhasset gemacht hätte; und wer wüste /mit was Straffe sie der Himmel schier heimsuchen dürfte. Dieses brachte sie nicht allein daßmahl vor /sondern drey Wochen hernach bestellete sie etliche unbekanten / welche als durchreisende Kauffleute nach Indien / außsprengen musten / es währe die gewisse Zeitung eingebracht / daß als der Teutsche GroßFürst Herkules und sein Gemahl Valiska oben auff dem Schiffe / da sie nach Italien gefahren / sich umbschauend erlustigen wollen / hätte ein starker Wirbelwind sie gefasset / und über Bort in das Meer geworffen / da sie alsbald von einem ungeheuren Fische verschlucket worden; ihr Bruder König Ladisla mit etliche tapfferen Rittern hätte sich in ein Boht gesetzet / umb sie aus dem Wasser zuzihen / währen aber ingesampt von demselben Meerwunder verzehret / wie solches über 40 Kauffleute uñ Schiffknechte zu Tyrus äidlich außgesagt / welche nahe bey ihnen hergefahren / und es mit leiblichen Augen angesehen hätten. Dieser Lügen ward nun so fest gegläubet / daß sie auch nach Persepolis erscholle / und nicht wenig betrübnis daselbst verursachete; wiewol Phraortes und sein Gemahl immerzu wieder sprachen. Auff unser vorhaben wieder zukomen / als Parasitis dem Könige obgedachter massen zuredete / begriff er sich in etwas / und brach endlich in grossem Eifer also loß: Nun so fahre hin du leichtfertiges / träuloses Weib / du solt uns ein Beyspiel weiblicher Unträue und falscheit seyn / und wollen wir die gebührliche Rache gegen dich uñ den ErzRäuber / auch alle deine Helffershelffer vorzunehmen wissen / solten wir gleich ein unzähliges Heer biß in Teutschland führen / und die Landstreicher daselbst heimsuchen; machte sich darauff wieder in das grosse Gemach / und wolte Sysimithres viel zu Rede stellen / warumb er sich nicht besser vorgesehen / und den Räubern entgangen währe. Welches aber Vologeses beantwortete: Dafern ihre Königl. Hocheit den Sachen gebührlich nachdenken würde /zweifelte er nicht / es würde Sysimithres bey deroselben schon völlig entschuldiget seyn; nachdem ja kein Mensch dergleichen Unglüksfälle vorhersehen oder vermelden möchte; überdas hätten neugeworbene Fußvölker / so annoch unbewehret / einer solchen Macht der allergeübtesten Reuter nicht wiederstehen können. Worauff er nähern kauff gab / uñ nach anderen Unterredungen fragete / ob Gamaxus von den Räubern mit fort geschleppet währe. Er aber antwortete: Elender Mensch ist nie gebohren / als dieser unselige / dessen Jammer mich zum Weinen bewogen hat; er lebet annoch zu Persepolis / da habe ich ihn gesehen / als er bey der Mahlzeit in bunter Narrenkleidung dem Persen / Meden und Susianer auffwartete / und von den Knaben sich tummeln lassen muste /welche ihn den Groß-Narren aus Meden nenneten. So oft er sich mit einem Worte verlieff / wurden ihm die lahmen Fäuste mit Ruhten gestriechen / daß das Blut herunter tropffete. Er suchte Gelegenheit mit mir zu reden / und als er endlich so viel Raum hatte / sagte er mit kläglicher Stimme; Seid gebehten / mein Herr /und nehmet mir mein elendes Leben / damit ich dieses unleidlichen Spottes abkomen möge; oder gebet mir nur ein wenig Gift / den ich einnehme / dañ ich suche nichts mehr als den Tod. Wañ aber mein König einiges mittel wüste / mich loßzumachen / weil ich ja in seinen Diensten in dieses Elend gerahten bin / würden die Götter ihm solches tausendfach belohnen / und könten hernach meine Arme und Beine mir wieder zu brochen / und gerade geheilet werden / da ich dann mich dergestalt erzeigen / und meinen Schimpff einbringen wolte / daß des Königes Feinde sich dessen nicht solten zuerfreuen haben. Wir wolten ihn gerne loßmachen / sagte Artabanus / wañ es nur möglich währe / aber sein ärgestes ist / daß er die Parthischen Fürsten so hoch erzürnet hat. Ich werde den Ehren-Schänder wol vor meinen Augen nicht leiden / sagte Pakorus / sondern da er seyn wird / wil ich weg bleiben. Parasitis kunte ihre Thrähnen nicht bergen / und ungeachtet das ungeheur lahm und ein Kröpel wahr /hätte sie ihn doch gerne loßgemacht / und zur Ehe genommen / oder zum wenigsten die stete Buhlerey mit ihm getrieben / daher sie nicht unterlassen kunte / den König nachgehends / da sie mit ihm allein wahr / heftig zu bitten / daß er ihn ohn der Fürsten wissen erlösen / uñ ihn an einem Orte auffhalten möchte / daß die Fürsten nichts von ihm erfahren könten; worzu aber Artabanus weder gelegenheit noch mittel sahe. Vordißmahl aber fing er an / wie er den Persen und Meden straffen wolte; wahr doch ein vergeblicher Stolz; dann Artaxerxes nahm ihm nach anderthalb Jahren das ganze Königreich Parthen / und bald hernach erwürgete er ihn mit eigener Faust / wie solches von einem andern GeschichtSchreiber gemeldet wird /da dañ Vologeses und Pakorus heftig verwundet / gefangen / aber wegen ihrer redligkeit von dem Persen hoch erhaben wurden. Die Ursach daß Pakorus in vorigem Gespräch des Surinas erwähnung taht / wahr diese: Es hielt derselbe sich mehrenteils in Meden auff / damit er mit seiner geliebeten Atossen heimliche Freude haben könte / ward deßwegen bey Artabanus von seinen gehässigen verunglimpfet / er hätte einen heimlichen verstand mit den Auffrührern / und währe willens sich bey ihnen in Dienste zubegeben. Worauff ihn der König vor sich fodern ließ / uñ als er vor ihn trat / schalt er ihn vor einen Landkündigen Verrähter / und meinäidigen Tropfen; welches er bester massen entschuldigte / und sich erboht / wieder seine Verleumder solches gebührlich außzufechten; weil er aber kein gehör erlangen kunte / klagete er solches Pakorus wehmühtig / vertrauete ihm seine abermahlige Liebe mit Atossen / ging wieder zu dem Könige / und erboht sich / seine Unschuld durch einen Kampf außzuführen; vermochte es aber nicht zuerhalten; deßwegen er umb gnädigste erlassung seiner Kriegsdienste anhielt / nebest ritterlicher beteurung /daß / wie ungnädig ihm auch seine Königl. Hocheit seyn möchte / er doch nimmermehr an Persischer Seite gegen dieselbe dienen wolte. Worauff er endlich erlassen ward / da er alle seine Güter in Parthen und Meden verkauffte / die Gelder nach Antiochia in Syrien übermachte / uñ nach Damaskus reisete / da er bey H. Sulpizius Freyheit im Lande zu wohnen erhielt /auch ein schönes Landgut kaufte / und seine vertrauete Atossen heimlich und in guter sicherheit davon brachte / gleich umb die Zeit / als unsere Helden auff dem grossen MittelMeer flölich und mit gutem Winde fortsägelten / biß sie Kreta erreicheten / und in eben den Hafen einliefen / woselbst Valiska / uñ hernach Herkules vor diesem außgestiegen wahren / dessen doch ihrer keiner wahrnam / biß sie ihr ehmaliges Elend betrachtend / ans Ufer traten / und Valiska der Bäume gewahr ward; worüber ihr die FreudenTrähnen aus den Augen hervordrungen. Sie fassete ihren Gemahl bey der Hand und ging mit ihm hin / traff ihren Baum bald an / an welchem sie ihre und Herkules Schrift fein außgewachsen und unverletzet sahe /nahm ihr Messerchen hervor / und schnitte diese Worte darunter: VALISCA per DEI gratiam liberata, patriam repetit cum suo HERCVLE. Das ist: Valiska durch Gottes Gnade erlöset / kehret wieder in ihr Vaterland mit ihrem Herkules. Sie zogen von dannen nach der Stad Gnossus / woselbst sie drey Tage stille lagen / und den Ort besahen / da Herkules den falschen Ladisla erschlagen hatte. Als nun des Landes Inwohner in erfahrung brachten / daß die warhafften Helden bey ihnen angelanget währen / kahmen viel tausend Menschen herzu / dieselbigen zu sehen / von denen sie höchlich geehret wurden. Auff Euphrosynen und Agathen fleissiges anhalten fuhren sie ingesamt nach Korinth / blieben auch in Griechenland wegen des Ungewitters etliche Wochen / und besahen daselbst die örter / wo Herkules und Ladisla gefangen / und zum schnöden Gericht außgeführet wahren / auff welche Stellen die LandesObrigkeit ihnen herliche Ehrenseulen auffrichten ließ wovor ihnen Herkules nachgehends von dem Römischen Käyser sonderliche Freiheiten erhielt. Sonst liessen unsere Helden zu Korinth 50000 Kronen unter die armen Christen außteilen /und belegten eine Tonne Goldes / davon die jährlichen Rente zu behueff der Lehrer Unterhalt solten angewendet / auch Schreiber davon bestellet werden /welche der Christlichen Lehrer ihre Bücher abschrieben / damit dieselben nit untergingen. Am fünfften Tage nach ihrer Ankunft zu Korinth / stellete sich Fr. Artonis / des Perdickas nachgelassene Wittib / bey den unsern ein / von denen sie ganz freundlich empfangen und mit vielen Kleinoten beschenket ward /weil sie dem Persischen GroßFürsten Artaxerxes und Fürsten Pharnabazus nahe verwand wahr. Sie hinwiederumb ließ solche Huld und Ehre den unsern / insonderheit der GroßFürstin spüren / daß sie ihr von Herzen gewogen wurden. Ihrem Oheim Fürst Arbianes versprach sie / daß auff seine glükliche Rükreise sie sich gefasset halten / und mit ihm / nach verkäuffung ihrer Güter / in Meden zihen wolte / da sie dañ nicht allein der GroßFürstin Klaren geheime KammerFrau worden (massen sie nicht wieder heirahten / noch eigene Güter besitzen wolte) sondern auch zum Christlichen Glauben sich bekehret hat. Klodius und Markus samt ihren Eheliebesten wahren nicht willens / in Griechenland zu wohnen / und verkauften alle ihre liegende Gründe und Güter / der Stad Korinth /wovon Herkules sie zwar anfangs gedachte abzuhalten / und mit dem Kauffe nicht zu eilen / ob ihnen vielleicht dermahleins gefallen möchte in Griechenland zu wohnen; bekam aber von ihnen zur Antwort /daß da sie nur könten gelitten werden / sie nicht bedacht währen / ihre Herren Zeit ihres Lebens zuverlassen / sondern mit ihnen in Teutschland zuzihen /und daselbst ihre ungeenderte Wohnung zu nehmen; welche träue unsern Helden so wol gefiel / daß / weil Euphrosyne von Fr. Valisken schon bestallung hatte /machte Herkules ihren Markus zu seinen Hoffmarschalk; Ladisla aber nam Klodius zum Landdrosten /Hoff- und Kriegs-Raht an / neben versprechung / daß Fr. Agatha neben Brelen / seiner Gemahlin Fr. Sophien Hoffmeisterin und KamerFrau seyn solten; welches diesen vieren lieber wahr / als hätte man ihnen ganz Griechenland zu eigen gegeben. Der gute Attalus / der sich umb ein grosses gebessert hatte / kam mit seiner hurtigen Eurydize auch / unsere Helden zu sprechen / und seiner ehmaligen Tohrheit verzeihung zu bitten / und wurden wol begabet weg gelassen. Sie brachten sonst ihre Zeit zu Korinth in aller Gottesfurcht zu / und liessen ihnen täglich Gottes Wort erklären / biß ein sehr füglicher Wind enstund / da sie wieder zu Schiffe gingen / und mit grossem verlangen nach dem Adriatischen Meer Nordwest sägelten / in Hoffnung / den nähesten Hafen bey Padua bald zuerreichen / da dann die Parthische Leibeigene / welche als freie Leute gehalten wurden / dergestalt die Fäuste an die Ruder legeten / daß man sie von der garzuhefftigen Arbeit abmahnen muste.
Fußnoten
1 Luc. II. v. 10, 11. Fürchtet euch nicht.
2 Sihe ich verkündige euch grosse Freude.
3 Die allem Volk wiederfahren wird.
4 Dann euch ist heut der Heyland gebohren.
5 Welcher ist Christus der HErr.
6 Ehre sey Gott in Höhe.
7 Friede auf Erden.
8 Esa. XI. v. 6, 7, 8.
9 Vnd den Menschen ein Wolgefallen.