Das Fünfte Buch.

 

Herkules und Ladisla setzeten nach erhaltenem Siege ihre Reise auff Persepolis schleunig fort / so viel der Verwundeten Gelegenheit zulassen wolte; und als sie die Stad von ferne liegen sahen / sagte Herkules zu seinem Freunde: Unsere Valiska wird mit Verlangen nach uns außsehen / weil wir unsern durch Gott bekräftigten Sieg ihnen nicht zu wissen gemacht haben. Gleich in dem sahen sie eine zimliche Geschwade Reuter von der rechten Seiten auff sie zurennen / von denen sie bey ihren Fahnen bald erkennet wurden; dann es wahr GroßFürst Artaxerxes / welcher nach angestelleter guter Ordnung bey seinem HäuptHeer wiederumb zurücke kahm / und ritte ein Medischer Abgesanter hinter ihm her. Sie empfingen einander überaus freundlich / und wahr wegen der treflichen Uberwindung sehr hohe Freude; daher Artaxerxes zu unsern Helden sagete: Nun ihr meine sehr werte Herren / und vertrauete Brüderliche Freunde; freilich wird euer Ruhm und Ehre in diesen Morgenländern tauren /als lange die ErdenKugel von dem Meer unüberschwemmet bleibet / und ist die Fürstl. Verbündniß schuldig / eure hochansehnliche Dienste nach allem Vermögen zuerkennen. Hernach begab er sich hin zu den Sänfften / in welchen Pharnabazus / Arbianes /Bubazes / Tyriotes und Gallus getragen wurden / zeigete sein Mitleiden wegen ihrer Verwundung an / und versprach es mit Vergeltung / Gnade / und Freundschaft zuersetzen. Endlich rühmete er das ganze Heer wegen ihres wolverhaltens / und verhieß ihnen sämtlich drey Monat Gold zur Verehrung; worauff er von unsern Helden in die Mitte genommen / und aller Umstände ihres Sieges berichtet ward / da er sich nicht gnug verwundern kunte / wie sie den hocherfahrnen und vorsichtigen FeldHerrn Vologeses hätten mögen berücken und aus dem Felde schlagen. Er hingegen meldete ihnen des HäuptHeers Menge und Zustand an / und wie sie der Stad Persepolis naheten / sagte er: Mich wundert nicht ein geringes / wo Fürst Gobares Völker mogen blieben seyn / weil ich keinen davon auff meinem Rükwege angetroffen / da sie doch diesen Streich her auf meine Anordnung eingelegt wahren; und hat er ja keine Volmacht / seines gefallens sie an andere örter zuführen; biß daher habe ich gewähnet / meine Herren würden sie zum Entsaz abgefodert haben. Ladisla erschrak der Rede höchlich /und sagte; lasset uns der Stad zueilen / dann dieses gehet nimmer mehr recht zu / und wende Gott gnädig ab / daß Gobares nicht gar zum Schelm und Verrähter worden sey / wie seine Völker / die wir mit uns geführet / in dem sie teils nicht fechten wollen / teils auff uns zugeschlagen / und umb ein Haar uns den Sieg auß den Händen gerissen hätten. Herkules sahe ihn an / entsetzete sich vor seinen Scheltworten / und redete ihm also ein: Wie mein Bruder? warumb schiltestu diesen Fürsten / ehe er der Untaht überzeuget ist? vielleicht ist er unschuldig an dem verrähterischen Vornehmen seiner Leute. O Bruder / antwortete er /des vergangenen bin ich gewiß genug / helffe nur Gott / daß nicht wol ein schlimmers in unserm abwesen von ihm begangen sey dessen ich sehr starke Muhtmassungen habe. Ich verstehe nicht / sagte Artaxerxes / worauff mein H. Bruder zihlet; solte aber Gobares zum Schelme worden seyn / wollen wir uns darüber wenig bekumern / worauff aber sehr schwere Rache erfolgen wird. Gott verhüte es / antwortete Ladisla /daß meine Furcht nicht eintreffe / so sol das ergangene mich nicht großirren. Als sie zur Stad einritten /fragten sie / wo Gobares Völker währen. Der Häuptman gab zur Antwort; sie könten nichts eigentliches davon wissen / ohn daß er gestern Abend alle seine Völker vor dem Westentohr in möglicher Stille versamlet / und umb Mitternacht davon gezogen / auch etliche Sänften / wie man sagte bey sich gehabt / und darinnen seine liebsten Schätze hinwegtragen lassen. Seine Schätze? sagte Artaxerxes / hat der Verrähter Schätze auff meinem Schlosse? vielleicht hat er meine SchazKammer beraubet? Ladisla zweifelte nicht mehr an der Warheit / und sagte zu Herkules: Mein Bruder / erschrik nicht; ich fürchte er habe nicht seinen / aber wol deinen Schaz entführet / welchen wir mit GottesHülffe bald wiederhohlen wollen / weil er erst diese Nacht davon gezogen ist. O mein Bruder / antwortete er; so hoch wird mich mein Gott verhoffentlich nicht straffen. Ihm ward aber so unsachte auf dem Pferde /daß er sich nicht mehr halten kunte / welches Artaxerxes ersehend / ihn in das näheste Haus geleitete / da ihm sein Herz dergestalt belieff / daß ihm alle Sinne entgingen. Ladisla rante in Geselschafft etlicher Reuter nach dem Schlosse / sprang vom Pferde / und ohn wortsprechen lieff er nach der Fräulein Gemache /welches er offen fand / und Herkules LeibKnaben samt Timokles in voller Ohmacht auff der Erde liegen; der Fräulein / und drey andere Weibliche Kleider aber mitten im Gemache auff einem Tische / und eine außgelöschete Kerze auff der Tühr Schwelle. O mein Gott / sagte er / wie werde ich doch meinem lieben Herkules diß berichten können? Er rüttelte Timokles so lange / daß er zu sich selber kam / und sagte zu ihm: Höre mein Geträuer; wie ist dieses zugangen? Ach Gn. Fürst / antwortete er; mir ist hievon nicht das allergeringste bewust / nur wie ich komme / auffzuwarten / finde ich leider wie es stehet. Ladisla wolte alhier nicht viel Zeit verlieren / ging nach der Schloß Häuptwache / und fragete; wo Fürst Gobares währe; aber da wahr niemand / der hievon einige Nachricht zu geben wuste; nur daß etliche davor hielten / er würde auff seinem Gemache / und wol noch in der Ruhe seyn. Wie / sagte Ladisla habt ihr dann hinte alle nur des Schlaffs gewartet? Er wird ja nicht mit allen den seinen über die Maur geflogen seyn. Der Häuptman antwortete: Durchl. Fürst / es ist ja diese Nacht ein wunderliches wesen auf dem Schlosse gewesen; aber unser keiner hat bey Leib uñ Lebensstraffe sich dürffen sehen lassen; retten / fahren / lauffen und bestellen hat man eine gute weile gehöret; wer es aber gewesen / und was es bedeutet hat / ist uns allerdinge verborgen. Es stund ein Kriegsknecht auf der Schildwache / der berichtete: Er hätte ein klägliches geheule etlicher Weibesbilder gehöret / welches sich doch bald gestillet / und darauff währe der Abzug geschehen. Dessen muß ich sichere Gewißheit haben /sagte Ladisla; ließ Timokles nach Gobares Gemache lauffen / um zuvernehme / was vor Zeichen sich daselbst würden finde lassen. Aber da war eine gleichmässige Einsamkeit / ohn dz er etliche rohte Seidene Stricke liegen sahe / die er auffhub / und mit sich nahm. Also wolte Ladisla hieselbst nicht länger verweilen / ritte straks nach Herkules und traf ihn in jämmerlicher Klage an. Artaxerxes tröstete ihn auffs beste: es währe ja noch ungewiß; und ob gleich die Entführung geschehen / wolte er sein Haupt nicht sanffte legen / biß es grausam gestraffet währe. Ach ach / sagte Herkules / hiedurch bekomt mein Fräulein ihre Ehre nicht wieder / wann ihr solte Schande zugestossen seyn. Ja wer weiß / ob sie nicht bereit Todes verblichen; dann lebendig hat sie sich in seinen boßhafften Willen nicht ergeben / dessen ich wol versichert bin. Ladisla kam gleich darzu / und sagte: Herzlieber Bruder / stärke dein Gemüht / und laß dich Unfal nicht erdrücken; klagen hilfft nicht / und seumen nutzet nicht; laß uns den Almächtigen Gott zu hülffe nehmen / und unverzöglich folgen / so können wir ihn noch vor Abends ereilen / weil er mit Fußvolk und Reutern zugleich fortgehet. Auf dem Schlosse ist nichts ungebührliches vorgangen / sondern man hat nur zum Abzuge geeilet / und das Fräulein neben dem Frauenzimmer aus den Betten geraubet / und in den Sänfften davon geführet. Herkules bedachte sich nicht lange / sprang auf sein Pferd / und in Geselschafft Artaxerxes und Ladisla setzete er dem Huefschlage nach / da alle anwesende Persische und Medische Reuterey folgeten / und was in Persepolis kunte beritten gemacht werden.

Fabius hatte den gefangenen Gobares vor sich bringen lassen / sahe ihn mit grimigen Augen an / und sagte zu ihm: Du schändlicher Verrähter und meinäidiger Räuber der Königlichen Fräulein; kennestu auch Kleon noch / welchen du umb falsches verdachts willen hast wollen schelmischer weise ermorden lassen? Dieser sahe ihn an / und erschrak daß er als ein Laub zitterte / auch kein Wort reden kunte. Wie bistu nun so verzagt? fuhr Fabius fort; ist diß der tapfere Gobares / der nicht gnug hat / seiner Untertahnen Weiber zu schänden / er mus auch Königen und Fürsten ihre Fräulein durch gewaltsame Dieberey entführen? doch werden die Götter mit dir lange gnug durch die Finger gesehen haben / wann du nur mit einem Halse alle deine Bubenstük bezahlen köntest. Er wolte in seinem Zorn fortfahren / aber Leches rieff überlaut: Bald zu Pferde / bald zu Pferde! dort vor uns erhebet sich ein dicker Staub / welcher uns eines neuen Heeres ankunfft verständiget. Die Gefangenen / insonderheit Gobares und die man auff der Gutsche bekommen /wurden fleissig verwahret; Fabius aber stellete die Völker in schöne Ordnung / des Vorsatzes / einen redlichen Stand zu halten / was sich auch begeben würde. Das Fräulein foderte alsbald Pferd und Gewehr / und sagte mit sonderlicher Anmuht: Ich wil meine allerliebste Teutschen selbst führen / ob ich vielleicht noch dereins ihre GroßFürstin würde; worüber diese Völker sich so inniglich freueten / daß sie einmühtig rieffen; Unsere GroßFürstin lebe / unsere GroßFürstin lebe! wolte auch ein jeder der näheste zu ihrem Schutze seyn / und halff nichts / daß Libussa und Euphrosyne nebest dem andern Frauenzimmer sie mit Trähen bahten / sich des gefährlichen Wagstückes zubegeben. Leches und die Böhmen ingesamt setzeten sich zu ihrer Rechten; Fabius und die Römer zur Linken / und tahten einen Wich in etwas hinter sich /damit sie auff allen FalPlaz und Raum zum Gefechte haben könten; dann die nidergehauene Susianer würden ihnen sehr hinderlich daran gewesen seyn. Herkules mit den seinen eilete dermassen fort / daß die Pferde kaum mehr fortschreiten kunten / biß sie endlich an die leeren Sänften kahmen / und mit schmerzen sahen / daß die Eyer ausgenommen / und die ledigen Nester blieben wahren; worüber Herkules einen tieffen Seuffzer ließ / und zu Ladisla sagte: Ach GOtt / wer weis nun / wohin mein Fräulein des schändlichen Bösewichts mutwillen zuersättigen / geführet ist? ritten gleichwol fort / und sahen von ferne eine grosse menge erschlagener Kriegsleute liegen / auch in der nähe einen Verwundeten aus dem Pusche hervor kriechen / welcher auff ihre Nachfrage zur Antwort gab: Es währen eine grosse menge wilder erschrecklicher Leute über sie kommen / deren Sprache kein Mensch verstehen können / und hätten ihre Völker nicht anders als Schaffe abgeschlachtet / auch die schönen Weibsbilder (mit ihrem guten Willen / wie sichs ansehen lassen) aus den Sänfften hinweg geführet; könten noch nicht gar weit seyn / weil dieser Jammer vor wenig Stunden sich zugetragen / und sie noch vor gar kurzem sich mit einem sonderlichen Freudengeschrey hätten vernehmen lassen. Ey so mögen sie so wilde seyn als die ehmahligen Himmelstürmer / lasse ich ihnen doch diese Beute nicht / sagte Herkules / es sey dann / daß sie mich auch niderhauen; sahe zugleich eine Schaar von 300 Reutern gegen sie daher traben /welche die grossen schimmernden Schlachtschwerter umb ihre Häupter kommen liessen. Leches wahr ihr Führer / setzete auff Herkules freudig an / und da er nahe zu ihm kam / redete er mit auffgeschlagenem Helme also: Ihr Ritter; das Durchl. Königl. Fräulein aus Böhmen / Fräulein Valiska / und ihre KriegsObersten / begehren von euch zu wissen / wessen sie sich zu euch zuversehen / und ob ihr gesinnet seid /dem schelmischen Gobares beystand zu leisten / alsdann saget man euch ab auff Leib und Leben. Herkules wahr hierüber so voller freuden / daß er sein selbst vergaß / setzte seinen Helm ab / dann er kennete Leches / und sagete: Wie nun mein geliebter Freund /hat unser GOtt euch zu so glükseliger Stunde hergesand / mir meiner Seelen Lust zu retten? trauen ich werde satsame Ursach haben / eure Träue zuerkennen. Leches sprang alsbald vom Pferde / warff Helm und Schwert hinweg / küssete ihm die Hand / und weinete vor freuden / sendete auch alsbald einen Reuter zurük / dieser Freunde gegenwart anzumelden; dessen Fabius hoch erfreuet ward / schikte seiner geworbenen Reuter einen an Ladisla / und ließ ihm sagen. Es hielte dort bey dem sieghaften Heer ein Ritter / der nähst demühtiger begrüssung bey ihrer Durchl. umb verzeihung bitten liesse / daß er ehmahls ungeträue Geselschaft geleistet / und sie verlassen hätte. Ladisla kunte solcher geschichte sich nicht erinnern / und antwortete: Ritter / mit meinem wissen habe ich nie dergleichen unträuen Gesellen gehabt; da ich aber seinen Nahme wissen solte / möchte ich mich dessen besiñen. Dieser sagte / wie wolte eure Durchl. den Nahmen eines so bekanten Freundes nicht wissen welcher dort herreñet / eure Durchl. selbst zu sprechen. Ladisla erwartete sein / wuste nicht wovor er ihn halten solte / weil er mit verschlossenem Helme daher kam /uñ mit verenderter Stime ihn auff Persisch also anredete: Durchl. Fürst / ein ehmahls abgestrichener Landsknecht / hat seinen fehler erkeñet / uñ sich wieder finden wolle / nachdem er sich keiner Gefahr mehr zubesorge hat / uñ forthin in sicherheit reiten kan; zweifelt nit / es werde der verlohrne Fabius wiederum köñen angenommen werden. O mein herzgeliebter Bruder / antwortete Ladisla / lebet ihr noch? ey Gott lob Gott Lob! nun bin ich mit allem wol zufrieden /und werde mit frölichem Angesicht dereins wieder vor euren und meinen H. Vater treten können; Aber wie hat mein Bruder sich so lange können verborgen halten? Fabius antwortete / ich bin nicht allerdinge verborgen gewesen / sondern habe meinen Wandel geführet in Ketten und Banden / unter Schlägen uñ Streichen / in Mühe und unflätiger Arbeit / bald Leibeigen bald frey / und zum andernmahl mit meinem eigenen Gelde von mir selbst verkauft / womit wir uns vordißmahl nicht weiter betrüben wollen; nur freue ich mich / daß mein abgesagter Feind Gobares / der mich unterschiedlichemahl zuermorden gesucht /unter meine Hände gerahten ist. So hat der Schelm unser aller Feind und Mörder seyn wollen / sagte Ladisla; O wann er nur mit einem Halse bezahlen könte! Das Fräulein wolte ihren lieben Herkules auch erfreuen / setzete sich mit Euphrosynen und Libussen in eine Gutsche / und fuhr geschwinde hin zu ihm. Er gedachte bald / was vor ein Schaz auff dem verdekten Wagen seyn würde / und rante ihr auff seinem Blänken frisch entgegen / welches sie ersehend / vom Wagen sprang / und seine Näherung mit liebscheinenden Auglein erwartete / da er auch vom Pferde stieg /und ihr mit offenen Armen entgegen trat / sie einander auch nicht anders empfingen / ob währe sie etliche Jahr lang geschieden gewesen / und sagte sie mit trauriger Stime zu ihm: Herzgeliebter Schaz / darff auch die geraubete Valiska sich kühnlich wieder zu ihrem Fürsten hinbegeben? Ach mein Herz / sagete er / warumb fraget sie solches? ist euch etwa wieder euren Wille Schmach angeleget / so schlaget es / bitte ich /aus dem Siñe / nachdem der grundgütige Gott uns wieder zusammen gefüget hat. Ja freilich ist mir Schmach angetahn / sagte sie / aber Gott Lob / ohn alle verletzung meiner Ehren / welches ich bloß nur der barmherzigkeit Gottes zu danken habe / welcher des FrevelersMuht und Macht gebrochen / uñ ihm alle Gelegenheit gehindert hat; wiewol er dannoch die Straffe außstehen sol / weil ich ihn in meiner Gewalt habe. Als Herkules diese angenehme Zeitung hörete /küssete er sie herzlich / und sagete: Ey so bin mit meines lieben Gottes väterlicher Züchtigung ich wol zu friede / nachdem Ehre uñ Keuscheit erhalten ist. Aber was treten dort vor schöne Fraue her? die gewißlich dieser LandesArt nicht sind. Das Fräulein lachete / wolte sie doch nicht nennen / sondern winkete ihnen / fortzugehen. Fr. Euphrosyne und Libussa traten voran / Brela und Agatha folgeten / kehreten sich an das Fräulein nicht / sondern stelleten sich mit tieffer Neigung vor Herkules / da die erste ihm die Hand küssen wolte / welches er doch nicht zugab / sondern im umbfahen sie freundlich küssete / und mit grosser Verwunderung zu ihr sagete: O ihr meine geträue und werte Freundin / was bewäget sie immermehr / diese ferne Reise zutuhn? Durchl. GroßFürst / antwortete sie / die häupt Ursach unser aller ankunft ist das Verlangen / das aller volkommenste Menschen-Par dieser Welt zu sehen / und uns ihnen zu Dienste zuergeben. Meine neben Ursach ist / daß ich das mir in verwarung gegebene Ringelein / wieder einliefern möge /ehe ichs verliere / welches ich hiemit untertähnig einreiche. Frl. Valiska keñete solches alsbald / nam es ungeheissen zu sich / und sagete: Geliebte Freundin /dieses stehet eigentlich mir zu / drumb habe ich beydes vor gute Verwahrung und vor eure überkunft zu danken. Meine geliebte Wase Agatha / fuhr jene fort /nach dem sie berichtet ist / daß ein so teurer Fürst sie von dem kalten liebes Feur des alten Mannes / und gar zu heissen Flammen der unverdiente Straffen erlöset / hat sie ihre Schuldigkeit nach vermögen abzulegen / mit mir reisen wollen. Meine Schwester Libussa kan durch beredsamkeit ihre Notturft selber wol vortragen / würde sie sich dessen etwa schämen / erkenne ich mich schuldig / ihr Wort zu reden; Kurz zu melden; sie kömt / untertähnigst zu danken / daß ihre Gn. den bewehrten Arzt ihrer Krankheit hat senden wollen / der das geängstete Herz gar sanft und glüklich geheilet hat; währe er aber fünff Stunden länger aussen blieben / hatte man sich schon erkläret / ihn aus der vermeinten Gefängnis loß zu machen. Fr. Brela / halte ich / sey meiner Gn. Fräulein halben mit überkommen / umb zufragen / was vor einen Rükweg deren Durchl. zuhalten willens / weil sie zu Tyrus durch freihische Gedanken verhindert worden / solches zuerforschen; und nachdem sie etwas furchtsam ist / uñ nicht gerne allein schläfft / hat sie ihren liebsten / ihres liebsten Schwester wolt ich sagen / mir auff gesprochen. Das Frl. hatte grosses gefallen an dieser beredsamen Frauen Kurzweil / da Libussa sich schon fertig hielt / ihr eins wieder anzubringen / durffte aber Herkules nicht in die Rede fallen / welcher Euphrosynen zur Antwort gab: Geliebte Freundin; ihr freundwilliges Herz gegen mich / hat sie mir schon gnugsam zuerkennen gegeben / da ich als ein Ubeltähter vor ihren Augen stund /wovor ich ihr Zeit meines Lebens werde schuldig bleiben; und nun folget sie meinem hochgeliebten Fräulein und mir / einen so beschwerlichen fernen Weg über Meer und Land; dürfte auch schier errahten / daß die übrigen meine sämptlich geliebte Freundinnen durch ihr Auffmahnen hierzu beredet sind / und also auch deren gewünschte Gegenwart wir ihrer guten befoderung zu danken haben; empfing hier auff die andern ebenmässig / und bedankete sich ihrer Ankunft. Noch hätte Libussa sich gerne an Euphrosynen gerochen / ward aber durch Klodius dran verhindert /welcher sich vor Herkules in die Knie setzete / und bey dieser Rede ihm die Hand küssete; Durchleuchtigster Fürst / Gn. Herr; euer Durchl. ich unwirdiger Knecht habe nicht umbhin gekunt / dieses gute Glük zuergreiffen / und deroselben untertähnigst zu folgen /nachdem euer Durchl. ich alle meine Wolfahrt nähst Gott zu danken habe; bitte demnach untertähnigst /dieselbe wollen mich in den ehmahls bedienten Plaz gnädigst wieder auffnehmen / welches mir ungleich angenehmer als meine Paduanische Oberhäuptmanschaft seyn sol. Herkules richtete ihn auff und antwortete: Mein geträuer und lieber Freund Klodius / eure ankunft ist mir sehr lieb / werde mich auch bemühen solche Träue zuerkennen; daß ihr aber euch verringern / uñ in einen nidrigern Stand treten soltet / würde ohn meine Undankbarkeit nicht geschehen können; muß also dahin trachten / daß ihr mit grössern Ehren und Nahmen aus diesen Ländern scheidet / als ihr hinein komen seid; und nicht allein ihr / sondern alle / die aus gleichmässiger zuneigung uns gefolget sind. Nach diesem stelleten sich Markus / Neda uñ Prinsla bey Herkules ein / und wurden sehr freundlich empfangen. Zu allerlezt trat auch Neklam herzu / der eine Feldwebelschaft unter den Böhmen bedienete / hatte sich aber von dem Fräulein noch nicht sehen lassen / kniete dißmahl vor Herkules und ihr nider / und sagte: O gnädigstes Fräulein / daß ich nun von den Göttern Flügel erbitten könte / umb nach Prage zu fliegen /und meiner allergnädigsten Königin ihrer Durchl. Wolergehen anzumelde. Sihe da Neklam / sagte sie /hastu in dem unglükseligen Flecken nicht Wunden gnug empfangen / du must sie auch hier suchen gehen? Ja / antwortete er; ich bin heut durch diesen Arm / den linken zeigend / geschossen / aber sanftere Wunde ist mir nie geschlagen. Gib dich zufrieden /sagte sie / ich wil sie dir verbinden / daß du dichs erfreuen solt. Er meldete darauff des alten Wenzesla untertähnigsten Gruß an / und daß derselbe gerne diesen Zug mit getahn hätte / wann seine Königin es nur hätte erlauben wollen. Das Fräulein nam den Gruß mit guter freundligkeit an / und übergab Neklam ihrem Herkules zum geheimen Diener an Gallus stat /weil ohndaß derselbe wegen der Kriegsgeschäffte ihm nicht auffwarten kunte. Die andern wahren unterdessen nach Ladisla gangen und hatten die Gebühr abgelegt / der sich über ihrer Ankunft nit wenig freuete. Damahls ritte Artaxerxes hin zu dem Fräulein / stieg vom Pferde / und redete sie also an: Durchl. Fräulein; ich erfreue mich von Herzen / wegen euer Liebe geschehenen wunderbahren Rettung / neben angehängter Bitte / keine ungleiche Gedanken von den Morgenländischen Fürsten in gemein zufassen / ob gleich ein Schand-Bube sich unter ihnen hat wollen finden lassen. Durchl. Fürst und Herr / antwortete sie; Ihrer Liebe Auffrichtigkeit werde weder ich noch jemand in zweifel zihen / nachdem dieselbe viel zu ädel ist / Untugend zu schützen / vielweniger zubegehren; baht ihn nachgehends / er möchte neben Herkules / Ladisla und Fabius einen geringen Abtrit mit ihr nehmen /weil sie etwas vorzutragen hätte; und als ihr dieses gerne verwilliget ward / neigete sie sich tieff / und sagte mit ernsthaften Geberden: Großmächtiger GroßFürst und Herr: wann die HochFürstliche Verbündnis einen ihres mittels gewust hätten / der ein so löbliches hochwichtiges Werk zu handhaben düchtiger währe /würden sie ohnzweifel denselben darzu haben erkohren; aber freilich ist das einhellige Loß billich auff eure Durchl. gefallen / weil Gott selbst deren Seele mit klugem / tapferen und gerechten Muht weit vor andere begabet / damit durch ihre Versehung und Weißheit / dem bösen gesteuret / gewaltsamkeit auffgehoben / Schande getilget / uñ Gerechtigkeit erhalten werden möge. Dieses gibt mir ungezweifelte Versicherung eure Durchl. werde mir gnädig gönnen / mit dem boßhaften Räuber nach Recht zuverfahren / auff daß andere ein Beyspielnehmen / sich solches Bubenstüks zuenthalten / welches in keines Menschen Herzen auffsteigen kan / er habe dañ alle Ehr und Redligkeit verschworen uñ aus seiner Seele verbannet. Artaxerxes neigete sich hinwieder gegen sie / und antwortete: Durleuchtigstes unvergleichliches Fräulein; das hohe Lob / von euer Liebe mir gesprochen /reichet noch lange an mein unvermögen nicht / wiewol die Begierde Fürstlich zuhandeln / ich bey mir gerne wolte spüren lassen; wann ich nun dieses unredlichen Räubers mich einiger Weise zum Schuz annehmen wolte / was tähte ich anders / als daß ich mich in gleichmässige Schuld und Boßheit stürzete / in welcher dieser Unflaht öffentlich ergriffen ist? So hat nun eure Liebe völligen Gewalt diesen verwägenen Buben an Leib und Leben zustraffen / welches Herr Fabius schon vor meiner Ankunft erstritten / und zu leisten gute Mache gehabt hat. Das Fräulein bedankete sich des erbietens / und hielt weiter an / daß der Räuber möchte vorgefodert werden / damit er nicht allein ihrer durch Gottes Gnade erhaltenen Ehre Zeugnis gäbe / sondern auch Ursach seines frevelhaften Vornehmens anzeigen / und davor antworten möchte. Solches ward ungeseumet ins Werk gerichtet / uñ er gebunden herzu geführet / da er mit erschrockenem Gewissen daher trat / und von Artaxerxes mit diesen Worten zu Rede gestellet ward: Du boßhafter Dieb und Räuber / sagte er / was vor teuflischer Getrieb hat dein verhuhrtes Herz gereitzet und kühn gemacht /eine so schändliche Taht zubegehen / welche nie von keinem Fürsten erhöret ist? hatte dieser trefliche Fürst (auff Herkules zeigend) sein geliebtes Fräulein zu dem Ende von des einen Räubers Hand frey gemacht /daß sie in die deine wieder gerahten solte? ja hatten diese Helden umb unsere HochFürstl. Verbündnis verdienet / daß man ihnen die ihrigen so diebischer Weise von der Seite hinreisse / da sie inzwischen ihr Fürstl. Blut vor unsere Wolfahrt vergossen / und den Feind niderlegten / und du nicht düchtig wahrest / mit einem einzigen SchwertSchlage dem gemeinen Wesen hülffe zuleisten? und findest dich nun so geherzt /deine Verschlagenheit in Schelmstücken außzuüben? Gobares merkete / das seines Lebens nicht viel mehr seyn würde / wolte aber noch zulezt seiner Zungen freyheit gebrauchen / und antwortete ganz verwägen: Artaxerxes / ich bin so wol ein Fürst als du / und weiß mein Fürstliches Geblüt ungleich weiter herzuhohle als du; so habe ich meines tuhns und lassens dir durchaus keine Rechenschaft zugeben / warumb setzestu dich dann selbst vor einen Richter ein / und darfst einem herschenden freien Fürsten deine Urtel anbieten? Artaxerxes wolte sich hierüber eifern; welches Herkules merkend / dem Räuber diese Antwort gab: Ihr ganz unvernünftiger / und aller Fürstliche benennung unwirdiger; wie seid ihr dann so gar verblendet / daß ihr nicht erkeñen möget / das ihr als durchs Schwert überwundener besser tähtet / wann ihr umb Gnade anhalten würdet / als daß ihr lästert und trotzet? Er aber wolte hierauff nichts antworten / sondern fuhr also fort: Höre Artaxerxes was bildestu dir ein? verdreust dichs etwa / daß durch entführung dieser unvergleichlich / schönen Fräulein (welche zurauben ein recht Fürstlich liebes Werk ist) ich dich in deiner Niessung stören würde? oder schätzestu dich allein vor einen Erkenner der wahren Schönheit? O Artaxerxes du betreugest dich selber; ich habe bessere Augen als du / und mag ich ja so gerne geniessen als du. Artaxerxes kunte sich weiter nicht enthalten / und brach also loß: Was lästerstu SchandSchelm? legestu diesem züchtigen Fräulein Unzucht zu / welche sie mit mir pflegen solte? Ich halte es vor keine Unzucht /sagte dieser / wans aus inniglicher Liebe geschihet. Ataxerxes wieder antwortete: So wiltu mich gleichwol bey diesen Helden in Verdacht bringen / als stünde ich nach unzimlichen Sachen? und rechnest es vor keine Unzuch / da man einer verlobeten Braut nach ihrer Ehre stehet? du oder ich müssen hierüber zuschanden werden / und must deiner Verleumdung Ursachen anzeigen. Hiemit rieff er / man solte etliche SteckenKnechte und HenkersBuben her zu fodern /welche alsbald kahmen / und Befehl empfingen / daß sie stündlich ein Werkzeug zurichten / und diesen Verleumder foltern solten / biß er bekennen würde /von wem / oder durch wessen anzeige er solches hätte. Der Bube erschrak dieser Urtel höchlich / und fing an sich zubedingen / man solte mit ihm als mit einem Fürsten verfahren / der keine Menschen wirklich beleidiget hätte. Aber die Schergen kehreten sich an nichts / schlugen zween starke Pfäle in die Erde /legten ihn auff ein gemachtes Stel / und führeten die näheste Gutsche herzu / befestigten ihm die Hände über Häuptwerz an den Pfälen / und den andern Strik umb die Füsse geschlagen / krecketen sie mit dem GutschRade umb / und zogen ihm alle Glieder aus den Gelenken / dz er vor unsäglichen Schmerzen ein elendes Geschrey trieb / und Herkules selbst zu Mitleiden bewägt ward / auch anhielt / man möchte ihn ohn fernere Peinigung abtuhn. Aber Artaxerxes antwortete: Mein hochwerter Herr uñ Bruder; es muß der boßhafte Verleumder mir die auffgebürdete Unbilligkeit beweisen / oder seine schändliche Lügen bekennen; wo nicht / sol er diese Schmerzen biß an sein Ende leiden; dann wie dürfte eure Liebe ich kühnlich anschauen / wann in deren Herzen ein solcher Stachel bleiben solte? Gobares wahr durch die Pein schon ganz mürbe gemacht / baht umb Gnade / wolte gerne alles aus beichten / da man nur mit der Peinigung inne hielte. Also richtete man ihm die Glieder wieder ein /und hieß ihn nieder sitzen / weil er Schmerzen halben nicht stehen kunte; worauff er also anfing: Ich kan nicht gläuben / daß einiges Mannes-bilde sich solcher übertreflichen Schönheit enthalten könne / mit welcher dieses Fräulein / ob allen Menschen dieser Welt begabet ist / wann ihm nur einige Gelegenheit darzu offen stehet; weil du nun / Artaxerxes / so gute Freundschaft mit diesen beyden Fremdlinge hältest /bildete ich mir ein / sie würden dir ihre Schwester und Wase nicht versagen / und du der niedlichen Kost schon genossen haben / deren ich auch schon allernähest wahr / und bloß nur dieser falsche Kleon mich daran verhindert hat / der mir schon anderwärz im Grase gehütet / dessen ihn die hellischen Götter lohnen wollen. Bistu nun hieran unschuldig / schreibe ich solches nicht deinem Unglük / sondern unverstande und Blödigkeit zu. O du unkeuscher Bube / antwortete er; also urteilestu von andern nach deinem viehischen Sinne; zwar mich wird vor erst mein Gewissen /hernach dieses Durchl. keusche Fräulein / von deinem falschen Argwohn leicht loßsprechen; dir aber sol nach deiner Beichte die Straffe gesprochen werden. Als jener diese Urtel hörete / baht er um einen schleunige Tod / und bekennete / sein Bagoas und der Fräulein-Magd hätten den Anschlag gemacht uñ ins Werk gerichtet / ohn deren zuschürung er das Herz nimmermehr gehabt hätte / solches vorzunehmen. So bedenket nun mein Fräulein / sagte er weiter / das alles mein beginnen aus übermässiger Liebe / und nicht aus Feindseligkeit entstanden; ja bedenket / daß euch meinetwegen nicht die geringste Ehrenkränkung begegnet ist / und helffet bitten / daß mir der Tod ohn sonderliche Pein angetahn werde / nachdem ich dessen schon gnug / uñ mehr als einem Fürsten je begegnet / außgestanden habe. O du zernichteter Bösewicht / antwortete sie / nennestu deine vihische Unkeuscheit eine Liebe? wahre Liebe hat mit der Untugend durchaus keine Gemeinschaft / und hättestu mich geliebet /würdestu solches zu meinem besten / nicht zu meinem Verderben getahn haben. Daß mir aber meine Ehr und Keuscheit unversehret blieben ist / danke ich bloß und allein Gottes Barmherzigkeit / welche deinen Vorsaz verhindert / dein Vermögen gebrochen / und die Gelegenheit dir benommen hat; jedoch / daß du oder deine Verwanten mich keiner Grausamkeit beschuldigen mögen / kan ich wol leiden / daß dir das Leben geschenket / und du mit einem Stabe und Zehrpfennige abgewiesen werdest. Ladisla redete ihn hierauff an /und sagete: Gobares / bekenne mir doch / warumb du eine solche Verrähterey angerichtet / daß du mich und meinen Bruder hast wollen durch deine Leute in der Schlacht hinrichten lassen / wodurch du ja dem algemeinen Feind den Sieg würdest in die Hand gespielet haben? und leugne mir nicht; dann dein verrähterischer Mithrazenes / welchen ich in Ketten und Banden habe / hat schon völlige Bekäntnis abgelegt. Dieser antwortete; die Liebe währe Augen- und Sinnen blind / welche ihm solches alles an die Hand gegeben / weil er wol gewust / daß so sie leben würden / er das Fräulein nicht lange hätte behalten mögen / und währe ihm bey jezt gestalten Sachen herzlich lieb / dz der Anschlag nicht gerahte währe. Artaxerxes fing hierauff zu dem Fräulein an: So kan ihre Liebe noch ihre Simme geben / daß ein solcher schändlicher Verrähter / welcher auff einmahl ihrer eigenen Ehre / ihres Herrn Bräutigams und Herrn Bruders Leben / und der Fürstl. Verbündnis Wolfahrt nachgestellet hat / das Leben behalten solle? Doch wolan / damit eure Liebe sehe / wie hoch ihr Wort bey mir gelte / sol der Diebische Menschen Raub ihm in der Urtel nicht zugerechnet werden / aber daß er dem algemeinen Feinde hat wollen den Sieg in die Hand spielen / und unsere hochverdiente FeldHerren ermorden / da durch hat er verdienet / das er lebendig gespiesset / oder ans Kreuz geheftet werde. Herkules aber redete ihm ein / er möchte ihm zugefallen sich seiner Gnade erinnern /und dem verbrecher das Schwert wiederfahren lassen; welches er auch erhielt / weil Gobares selbst deßwegen einen Fußfal taht / und auff erlangung sagete: Nun wil ich mit meinem Blute gerne bezahlen / was ich verschuldet habe / wünsche auch / dz alle Fürsten und Gewaltigen sich an mir spiegeln / sich vor Schmeichler und Fuchsschwänzer hüten / uñ ihren Begierden den Zaum nicht weiter / als Erbarkeit gönnet / schiessen lassen mögen; in der Jugend hatte ich mir vorgenommen eine solche Lebens Art zu wählen /welche bey ehrliebenden Ruhm und Lob verdienet /aber durch gegebene ärgernis meines Vaters / und reizung deren / die aus meiner Freyheit ihren Vortel sucheten / bin ich von solchem Vorsaz abgeleitet worden; also geschihet mir nun endlich / wie ichs verdienet habe / bitte auch alle und jede so ich beleidiget /umb vergebung / allein den falschen Kleon nicht. Ey so habe ich umb so vielmehr Ursach / sagte Fabius /deine boßhaffte Schelmstücken auszutragen. Artaxerxes kunte ihn länger nicht vor sich sehen / deßwegen ihm der Kopff herunter geschlagen ward. Es wahren noch 9000 zu Fuß und 10000 Reuter von Gobares KriegsHeer übrig und gefangen verwahret / dieselben wurden auffs neue in Pflicht und äide genommen /wozu sie sehr willig wahren / verfluchten auch ihren gewesenen Fürsten / der sie bey solchen Schelmstücken hätte gebrauchen wollen. Drey ihrer vornehmsten Obristen / und acht andere Ritter wurden an Ketten gelegt / auff welche die Magd bekennete / daß sie diese Taht ins Werk gerichtet hätten. Nun hatten unsere Helden biß daher nicht muß gehabt / nachzufragen / woher ihnen dieses wolgerüstete Volk kähme /wiewol sie die Teutschen an ihrer Farbe und kräftigen Gliedern leicht kenneten / ruffeten Leches zu sich /der sein Vorhaben schon angeordnet hatte / daß alle Fähndriche / so wol Römische / als Teutsche und Böhmen herzutreten / und dem Fräulein ihre Fahnen zun Füssen niderlegen solten / mit bitte / dieselben vor die ihren zuerkennen und anzunehmen / weil sie ihrer Durchl. zu Dienste und ehren von der Großmächtigen Königin in Böhmen / Fr. Sophien gerichtet währen. Das Fräulein bedankete sich der Ehren / welche sie billich erkennen müste / schätzete sich aber derselben ganz unwirdig / insonderheit / weil ihr Herr Bruder König Ladisla / und ihr versprochener Bräutigamb GroßFürst Herkules gegenwärtig währen; musten also Herkulessen die Teutschen / Ladisla die Böhmen / und Fabius die Römer zugewiesen werden /ohn Klodius und Markus brachten ihre eigene selbst herzu / und redete jener in ihrer beyder Nahmen also: Durchleuchtigste gnädigste Fürsten und Herren; nachdem diese beide Fähnlein über tausend Reuter wir vor uns selbst / zu untertähnigstem Dienst und Gehorsam / euren Durchleuchtigkeiten gerichtet / als ist unsere demühtigste Bitte / dieselben als ein geringes jedoch begieriges Zeichen unserer dankwilligen Herzen /gnädigst anzunehmen; dann mit dieser unser Mannschaft sind wir außdrüklich außgezogen / vor unsere gnädigste Herren entweder frölich zu sterben / oder mit und bey ihnen glüklich zu leben. Unsere Helden verwunderten sich der grossen Träue dieser beyder /angesehen sie ihnen weder untertahn / oder sonst verpflichtet wahren; uñ gab ihnen Ladisla zur Antwort: Eure redliche Gemühter haben wir schon vor diesem gnugsam erkennet / aber anjezt lasset ihr sie Sonnen klar leuchten; doch seid versichert / es sol / da wir leben / zu eurem Glük und Ehren außschlagen; wir nehmen die angebohtene Völker gerne an / wollen ihnen auch redlichen Gold verschaffen / und sie auff Plätze führen / da Ehr und Gut kan erstritten werden. Nach diesem taht Leches seine Rede an Herkules mit diesem Vorbringen; Durchleuchtigster GroßFürst /gnädigster Herr / der Großmächtigste unüberwindlichste GroßFürst und Beherscher der Teutschen /GroßFürst Henrich / euer Durchl. Herr Vater / hat mir 6000 Mann von ihrer Hocheit Leib-Reuterey zugestellet / und zu mir gesprochen; zeug hin Leches / und sage meinem Sohn Herkules / daß er den Zweg aller seiner handelungen lasse die Tugend seyn; alsdann wird er Teutsch handeln; Hier schicke ich ihm eine geringe Schaar Reuter / ja so willig zum Tode als zum Leben; solte ihm aber ein mächtiger Feind zuwachsen / dessen Land und Leute zugewinnen er vorhabens währe / sol er mir solches schleunig zuwissen machen / alsdañ wil ich ihn mit 150000 streitbahren Teutschen verehren / und biß zur Stelle mit zehrungs Kosten sie frey halten. Herkules fragete ihn / ob er dann in Teutschland bey seinem H. Vater gewesen; Nein /antwortete er / sondern ihre Hocheit neben dero Gemahl und Frl. Tochter kahmen in einer Stunde mit mir zu Prage an / nicht ohn sonderbahre schickung Gottes. Neda hatte unterdessen die 300 Bömische ädelknaben sich mit ihren zu Padua empfangenen Kleidern außputzen lassen / traten mit ihrem Führer Prinsla daher / und wendeten aller anwesenden Augen auff sich hin. Sie neigeten sich gegen die Fürstliche Geselschaft / und hielt Prinsla diese Rede zu Ladisla: Großmächtigster König / gnädigster Herr; diese 300 Böhmische ädelknaben / stellen sich auff meiner gnädigsten Fr. Königin / und ihrer selbst eigenen Eltern Befehl hieselbst ein / auff ihrer Durchl. Leib zu warten / und aus dero Tuhn und Wesen zulernen / was gestalt sie dereins ihrem Könige und dem Vaterlande können ersprißlich seyn. Wer hat sie dann so schleunig außgeputzet? fragete er. Ihrer Durchl. Gemahl zu Padua / gab er zur Antwort / deren Durchl. mir dann gnädigst befohlen / bey ihrem Herzallerliebsten Gemahl dieses zu werben / daß so offt ihre Durchl. diese ihre ädelknaben ansehen würde / dieselbe ihres herzlichen Verlangens sich dabey erinnern / und die Rükreise beschleunigen möchte. Artaxerxes sahe nunmehr /was vor Gäste / er bey sich hatte / und gab seine freude durch mannicherley bezeugung an den Tag; welches Herkules merkend zu ihm sagte; Durchl. Fürst /ich meine / wir haben noch so viel Tageszeit übrig /daß wir unsere wenige Leute mustern können / welche alle in ihrer Liebe Diensten leben und sterben sollen. Er bedankete sich des Erbietens / und versprach ihnen hohen Sold. Anfangs besahen sie die Römischen Völker / an denen sie satsames Genügen hatten; nachgehends zogen Klodius und Markus mit den ihren auff /unter denen man keinen undüchtigen Mañ fand. Darauff folgeten die Böhmen / und endlich die Teutschen / welche Artaxerxes nicht gnug beschauen kunte; dann er hatte auff der Wahlstat mit verwunderung angesehen / wie etliche Susianer in der mitte des Leibes als eine Stekrübe abgehauen wahren; nahm ihm deßwegen vor / da ers bey Herkules erhalten könte / sie nimmermehr zuverlassen. Nach gehaltener Heeres Beschauung redete Artaxerxes unsere Helden also an: Hochwerte Herren und Freunde / ich erinnere mich /daß unser keiner heut diesen Tag weder Speise noch Trank genossen hat; ist demnach nöhtig daß wir uns nach dem nähesten Flecken machen / auff daß dem Leibe auch die Notturft gereichet werde / nachdem die Gemühter befriediget sind. Leches zeigete an / ihre Feldköche und Schenken hätten zur Notturft bey sich /womit alle anwesende Völker könten gespeiset werden; uñ da die HochFürstl. Geselschaft mit einem Zeltlager vor gut nehmen wolten / könte man darzu auch gelangen. Der Vorschlag wahr ihnen allen angenehm / daher ein grosses Feldlager von drey unterschiedlichen Plätzen abgestochen ward; einer vor die Persen / der ander vor die Susianer / der dritte vor die Fremden / welche wegen gemachter Beute von dem ganzen Susianischen Heer erobert / guter Dinge wahren. Herkules und das Fräulein gingen vor der Mahlzeit ausser dem Lager umbher / tahten ihr Gebeht zu Gott / wegen geschehener gnädigen Rettung / und beredeten sich nachgehends / wie sie inkünftig ihre Sachen anzustellen hätten; ihre Stimme ging dahin / man möcht die Rükreise nach Padua erstes Tages fortsetzen / auff daß ihre hochbekümmerte Fr. Mutter getröstet / und Ladisla Gemahl erfreuet würde. Aber Herkules führete ihr zu Gemüht / es würde ein Zeichen grosser Undankbarkeit seyn / dürfte ihnen auch zur verzagter Kleinmühtigkeit gerechnet werden / wann sie nicht zuvor der Häupt-Schlacht beywohneten; welches sie ihr gefallen ließ / wiewol mit dem außdrüklichen vorbehalt / daß sie nicht von ihm bleiben / sondern mit fortgehen wolte. Welches er ihr dañ bewilligte / jedoch nach versprechung / sich in kein Gefechte mit einzulassen. Die fünff junge Frauen / insonderheit Euphrosyne und Libussa / wahren sehr bemühet / die Mahlzeit anzurichten / schaffeten auch so viel / an herlichem Zuckergebak / daß Herkules fragte / ob solches von ihrer Hochzeit übrig währe; welches Fr. Agatha / bejahete. Artaxerxes vernam aus Fr. Euphrosynen Rede / daß sie eine Griechin wahr / fragete sie demnach / ob sie der beyde Herren / Parmenions und Perdickas keine Kundschaft hätte / deren langwiriges aussenbleiben ihn wundernähme / massen er dem ersten zimliche Wechsel als seinem bestalten Obristen übergemacht hätte / eine Anzahl Völker davor zu werben; der andere währe vor diesem sein Spießgeselle gewesen / dem er seine Anverwantin gefreiet. Euphrosyne ward dieser Rede etwas bestürzt / erhohlete sich aber bald / uñ antwortete: Großmächtiger GroßFürst /eure Durchl. suchen die Todten bey den lebendigen /wie ich wol berichten kan / und dessen gute Wissenschaft habe; massen Parmenions Bruder mein erster Ehegemahl gewesen / und Perdickas meiner Wasen Fr. Agathen nähester Anverwanter; ob nun etwa diese beyde euer Durchl. lieb mögen gewesen seyn / zweifele ich doch nicht / diese beyde Fürsten gegenwärtig /werden bey deroselben etwas mehr gelten / welches ich nicht ohn Ursach rede. Vielleicht / sagte Artaxerxes / haben sie ihren bekanten Hochmuht an meinen hochwerten HerrnBrüdern wollen sehen lassen / und haben drüber den verdienten Lohn bekommen? Es verhält sich also / antwortete Herkules / und kan eure Liebe ich wol versichern / dz mein Bruder Ladisla und ich dieser beyder wegen in die gröste Noht / uñ gar unter Henkers Hände gerahten / aber durch Gottes sonderliche Gnade / und dieser beyden Tugendliebenden Frauen Vorschub dem schändliche Tode entrissen; erzählete hierauff umständlich / was sich zwischen ihnen zugetragen hatte. Worauff Artaxerxes diese beyde Frauen hochrühmete / und ihnen ein sonderliches Gnadengeschenk versprach / welches er ihnen auff Herkules HochzeitFest lieferte / als etliche Kleinot / die ingesamt auff eine Tonne Goldes geschätzet wurden; insonderheit wahr ihm liebe / daß seine Wase sich gegen Ladisla so freundlich bezeiget hatte. Frl. Valisken wahr ihres Herkules Gefahr nie so außführlich erzählet / schlug Euphrosynen auff die Schulder / und sagte: Meine geliebte Freundin / ihr habt eigentlich mir zum besten diesen Fürsten beim Leben erhalten / dz wil ich euch Zeit meines Lebens geniessen lassen / so viel ich leisten / uñ euer Stand annehmen kan. Sie aber antwortete in untertähnigkeit / es möchte ihre Durchl. sie nicht zu blöde machen mit gar zu hohem erbieten / nachdem ihre geringe Gewogenheit (dann ausser dem Willen hätte sie nichts vermocht) schon tausendfach ersetzet währe. Der Abend wahr über der lanwierigen Erzählung hingelauffen / so hatten unsere Helden in etlichen Nachten wenig geruhet / daher wurden ihnen die Schlaffstäte bereitet / da Artaxerxes ein sonderliches Gezelt hatte; Fabius / Leches und Klodius beyeinander blieben; und Markus / wie untertähnig er sich entschuldigte /unserer Helden Schlaffgeselle seyn muste / welches ihn eine grössere Ehre seyn dauchte / als hätte man ihn auff des Römischen Käysers Stuel gesetzet. Das Fräulein wählete Euphrosynen und Libussen zu Beyschläfferiñen / wie sie wünscheten / nahmen sie zwischen sich / und entkleideten sie miteinander / hatten auch ihr Gespräch auff dem Lager etliche Stunden / und befahl das Fräulein / es solte Libussa ja so vertraulich mit ihr reden / als wan sie alle in währen. Weil auch derselben unmöglich wahr / ihrer Libussen etwas zuverbergen / offenbahrete sie ihnen beyden ihre Heimligkeit / daß sie ihres Herkules Gemahl schon von 20 Wochen währe / und von der Zeit her sich von Gott merkete gesegnet seyn; welches Euphrosyne also beantwortete: O mein Gn. Fräulein /wie habe ich dieses schon so bald gemutmasset / als ich ihr empfangen sahe; dann Eheliche Liebe lässet sich nicht bergen / man wickele es gleich so kraus und bund als man wil; bald verrahten uns die Augen / bald die Hände / und ist leicht geschehen / daß in Gedanken uns ein Wort entfähret / welches der Warheit wieder unsern Willen Zeugnis geben muß; ich wil aber eure Durchl. von der nöhtigen Ruhe nicht auffhalten; wünschete ihr hiemit eine geruhige Nacht / uñ schlieffen biß an den lichten Morgen / da Brela zu ihnen kam / und dem Fräulein ihre besten Kleider anzulegen brachte / weil ihr Euphrosynen Röcke zu weit wahren. Der UnterRok wahr Violen-Braun / mit einer SilbernGrund und köstlichem Perlen Gebreme; das OberKleid / hoher Pomeranzen Farbe / mit Gold und Indianischen Perlen reichlich gesticket / wobey sie allerhand nöhtiges leinen Gerähte gelegt hatte. Euphrosyne nam es alles zu sich / legte es dem Fräulein an /und betrachtete inzwischen ihre übermässige Schönheit / da sie sagte: Es währe nicht möglich einem Menschen zu gläuben / dz die Welt ein so volkommenes Meisterstük hervorbringen könte / wann mans mit Augen nicht besähe; doch muste billich / sagte sie / euer Durchl. unvergleichliche Seele in solcher treflich außgeziereten Herberge wohnen / da ihr nicht ungütlich geschehen solte. Das Fräulein sahe wol /daß die Liebe sie zu solcher Rede antrieb / und antwortete ihr: Geliebte Freundin; ich halte ihr wollet mich gegen mich selbst verliebt machen; oder sehen eure Augen schärffer als die meinen? Zwar dz sie mir nicht ungewogen sind / gibt eure Zunge gnug zuverstehen / da ich doch wol weiß / daß meines gleichen viel in der Welt sind; und wer wolte mir in diesem Stük rahten / euren Worten zu gläuben / weil sie ausgewogenheit herfliessen / welche das Urtel der Warheit leicht überschreiten kan. Wie? sagte Euphrosyne / redet dann der trefliche Fürst Herkules anders als ich? Mein Herkules / antwortete sie / spielet mit mir als mit einem Kinde / und saget mirs vor / wie er meinet ichs gerne höre / deßwegen habe ich ihm in dieser Sache gleich so wenig zutrauen. Ey mein Fräulein /sagte sie / so trauet doch euren selbsteigenen Aügelein / die mit ihren durchbrechenden Strahlen aller ehrliebenden Herzen zu ihrem Dienste zwingen; und wolte Gott / daß ihrer Gn. meine geringfügige Auffwartung gefallen könte / und ich so bitselig währe /daß dieselbe mich nimmermehr von der Zahl ihrer Leibdieneriñen außschliessen wolte / dann würde ihre Durchl. mich in meine höchstgewünschte Glükseligkeit versetzen. Meine werte Freundin / antwortete sie /ich merke wol / daß ihr in erkäntnis meine Gedanken und Begierden / als meines Leibes / viel ein schäffer Gesicht habet / weil ich gleich mit dem Vorsatze umbgehe / wie ich euch in meiner stets wehrenden Geselschaft haben und behalten könne; welches aber euch anzumuhten mich nur abgeschrecket hat / daß euch und euren Liebsten die Liebe zum Vaterlande zu sehr möchte eingenommen haben; weil ich nun euren guten Willen vernehme / wo sonst euer Markus einwilligen wird / sollet ihr meine OberkammerFrau /und Libussa meine OberHoffmeisterin seyn / welches ich ihr schon vor drey Jahren verheissen habe. Euphrosyne ward dessen überaus froh / und antwortete: O meine Durchleuchtigste Fürstin; wie kan diese hohe Gnade ich immermehr erkennen / die weder mein Verstand begreiffen / noch mein Wille vergnügen kan /nachdem meiner Unwirdigkeit ich mich sehr wol zuerinnern weiß; doch gelebe ich der Hoffnung / eure Durchl. werden meine innigste Begierden gelten lassen / da mein Vermögen an gebührliche Verrichtung dieses hohen Amts nicht reichen kan. Meinen Liebsten betreffend / werde ich ihm die alllerangenehmste Zeitung bringen / weil ohndaß sein einziger Wunsch ist / die Gelegenheit zu finden / welche ihn in stetswehrenden Dienste seiner Gnn. Fürsten erhalten möchte. Libussa wahr hingange etliche trefliche Häupt-Bruft und Armkleinot herzuhohlen / womit sie das Fräulein außschmücken wolte / uñ als sie wiederkam / sagte Euphrosyne zu ihr: Herzliebe Schwester /euer und mein Wunsch ist nun erfüllet. Was? sagte sie / bleibe wir miteinander bey unser Gn. Fürstin? ich vor mein Häupt / antwortete sie / habe mir einen guten Dienst außgebehten. Libussa stund und sahe die Fürstin an / etwas zweifelnd / ob sie der ehemahligen Zusage würde eingedenke seyn / welche zu ihr sagete: Seid ihr beyde dann eins worden bey mir zu bleiben /muß mir solches sehr lieb seyn / und ist unnöhtig /daß ich dich deiner Hoffmeisterschaft eriñere / worzu ich dich schon vorlängst bestellet habe. O Gn. Fürstin / antwortete sie / Ist eure Gn. der ehemahligen Verheissung noch engedenke / die ich fürchtete längst vergessen seyn? Nun; sagte sie / so hastu an mir wol zweifeln können / da du wol weist / daß dir allein ich mein ganzes Herz vertrauet habe? Durchl. Fürstin /antwortete sie; Zu jenerzeit hatten ihre Gn. noch nicht was sie anjezt haben / und kunte mein Trost in etwas angenehm seyn / der nunmehr unnöhtig ist; so pfleget auch kindliche und erwachsene Gnade selten überein zustimmen. Gut Libussa / gut / sagte sie / jezt gibstu an den Tag / wovor du mich hältest / ungeachtet du so manniche Bewehrung von mir eingenommen hast; erinnere dich wie oft hastu mein schwermühtiges Herz und höchstbetrübte Sinnen durch deine TrostReden ergetzet / da ich sonst wegen verlustes meines Herkules ohn zweifel untergangen währe / dessen du bey uns beyden geniessen solt / weil die Seele in uns ist; dann du nähst Gott / hast mich ihm erhalten / uñ mich mir selbst. Als Libussa dieses hörete / fiel sie ihrer vorigen Gewohnheit nach ihr umb den Hals / küssete und herzete sie / neben erinnerung der verlauffenen Dinge; zohe sie nachgehends auff ihre Schoß / und legte ihr die Kleinot an sprechend: Ey wie sol meine außerwählte Fürstin ihrem Fürsten noch heut so wol gefallen / dem treflichen Fürsten / deßgleichen in der Welt nit lebet / und ihm deßwegen diese billich vorbehalten ist / vor deren Schönheit alle andere erbleichen / und sich verkriechen muß. Die Fürstin lachete ihrer / uñ sagte: Da höre ich recht meiner Libussen alte Geige / auff welcher sie mir in der Jugend (ist noch nicht gar lange) pflag vorzuspielen; aber du betreugst mich forthin nicht mehr also / sondern zeug hin nach Padua und singe der vortreflichsten Fräulein von Rom / Frl. Sibyllen dieses Liedlein vor. Fräul. Sibyllen? sagte Libussa / ja wol Frl. Sibyllen; ich verachte den Mond nicht / aber weit gefehlet / daß er der Sonnen angewinnen solte / dessen er sich auch nicht unterfähet / sondern es verlanget ihn vielmehr / daß dieser ihre unvergleichliche Strahlen ihn anscheinen mögen. Du redest etwa aus Irtuhm / sagte das Fräulein / in dem du meine Strahlen nennest / und Fürst Herkules seine verstehest / welche diesen Monde /wie ich erfahren / rechtschaffen sollen beschienen haben. Wie verstehe ich daß? fragete Libussa. Wie anders / sagte das Fräulein / als daß Phæbus mit der wunderschöne Sibyllen (Dianen wolte ich sagen) frisch gebuhlet? Ey ey / Gn. Fürstin / antwortete sie /dieser Eifer hat keinen Grund / und so bald sie nur dieses Blut fromme Fräulein sehen wird / sol sie diesen Verdacht bald aus den Ermeln auff die Erde schütten. Ich weiß nicht / antwortete sie / was geschehen wird / aber daß weiß ich wol / daß sie nicht viel geringer als Braut und Bräutigam gespielet haben /welches ich meinem Herkules verzeihen muß / als durch übermässige Schonheit darzu genöhtiget. Verzeihe es euch Gott / sagte sie / daß ihr unschuldigen Leuten solches auffbürdet / obs gleich euer Gn. Scherz ist; und redet mir nur weiters nicht ein / dann Frl. Sibyllen Schönheit gleichet der euren noch lange nicht / welche sich überdaß in dieser Zeit über die helfte gemehret hat. Nun gewißlich / sagte die Fürstin / du weist deines HoffmeisterinAmts dich redlich zugebrauche / masse mein liebster SchazFürst Herkules selbst / mich kein mahl hat schweigen heissen. Da lieget nichts an / antwortete Libussa / ich wil euer Gn. es nit anhören / noch zu gute halten / wann sie ihre eigene Schönheit beschimpfet / in welche ich mich dergestalt verliebt habe / daß wann so viel bewehrter Völker nicht umb uns hielten / würde ich bald der andere Gobares werden. Die Fürstin und Euphrosyne lacheten der rede überlaut / und fragete diese: Schwester Libussa / was wolte sie dann mit unser gnädigsten Fürstin anfangen / wann sie diesen köstlichen Raub erhalten hätte. Ey ja / antwortete jene; so sähet man die jungen Füchse; daß würde ich so überlaut hersagen; raunete hierauff der Fürstin etliche Wort ins Ohr / und sagte hernach; Gnug von diesem; aber wil eure Gn. mir auch versprechen / daß sie hernähst ihrer außbündigen Schönheit keine verachtung mehr zulegen wolle / die ich rühmen uñ vertähtige wil so lange ein warmer Blutstropffe in mir ist / dann ich gebe mich vor ihrer Durchl. Ritter an. Einen solchen Ritter müste ich nicht außschlagen / antwortete die Fürstin; ihr müst mich aber / Herr Ritter / nicht zu viel rühmen / noch mit unwarheit mich vertähtigen. Mit unwarheit? sagte Libussa; ja wans die Noht erfoderte tähte ichs ausser zweiffel / und redete auff einandermahl die Warheit gedoppelt. Gleich trat Herkules zum Zelte hinein / und schämete sich Libussa / dz in seiner Gegenwart sie die Fürstin auff der Schoß hielt; welche aber deßwegen nicht aufstund / sondern ehe sie ihn zu Worten kommen ließ / sagte sie zu ihm: Mein trauten Schaz / jezt sitze ich auff meiner Trösterinnen Schosse / die mir auff solche Weise manniche Trähnen abgewischet / auch wol ein innigliches Lachen heraus getrieben hat. O der unnützen Trösterin / sagte Libussa; Gott Lob und Dank / daß der Tröster selbst zu gegen ist. Herkules umbfing sein liebstes Gemahl /fragte wie sie unter den Zelten zwischen so lieben und anmuhtigen Freundinnen geruhet hätte / und sagte zu den beyden Frauen; Ihr habt mein liebstes Engelchen treflich außgeputzet / gedenke / ihr seid gesonnen / sie mir noch künftige Nacht zuzuführen / es währe dañ /daß meine Freundin Libussa zum Gobares würde. Hieraus vernahmen sie / daß er ihre Reden draussen angehöret hatte / worüber diese sich schämete / daß sie unter dem ganzen Angesicht roht ward / wolte auch davon lauffen / wann nicht Euphrosyne ihr den Außgang verwähret hätte; dessen aber die Fürstin von Herzen lachte / und zu ihr sagte: Sihe da du Plaudermaz / da bistu einmahl redlich angelauffen; doch / ungeachtet Gott Lob meine Ehr unverlezt blieben ist /wolte ich dannoch ein dutzet Tonnen Goldes drumb geben / daß ein solcher Gobares / wie du bist / mein Rauber gewest währe. Ein so angenehmer Gobares zu seyn / habe ich auch nur gewünschet / sagte Libussa /hoffe demnach mein Gn. Fürst werde mir meine Unvernunft gnädig verzeihen; ich erbiete mich aber / daß neben meiner Schwester Euphrosynen / euer Gn. wir das allerschönste Fräulein der Welt diesen Abend zuführen wollen. Daß soltu wol lassen / sagte die Fürstin / oder ich würde mich an demselben Fräulein heßlich vergreiffen. Gut gut antwortete sie / ists dann kein Fräulein / so sols doch die allerschönste Fürstin der ganzen Welt seyn; und hat schon diese Nacht mich nichts so sehr geirret / als daß mein Gn. Fürst nicht hat sollen meine stelle bekleiden. Daß sagestu sonst nirgends umb / antwortete die Fürstin / als daß ich dich wieder deinen Willen diese Nacht / von deinem Leches abgehalte habe. Hat eure Gn. diesen Weissager Geist zu Ekbatana / oder zu Charas empfangen? sagte Libussa; weil ich aber mit meiner Schwester Euphrosynen / wegen des Auffbruchs allerhand zubestellen habe / wollen ihre Durchll. beyderseits unsern Abtrit nicht verargen; womit sie davon gingen. Herkules erkennete ihre Höfligkeit / näherte sich zu seinem Schaz / und baht inniglich / das ergangene aus dem Sinne zu schlagen / nachdem der boßhafte Mensch seine Straffe empfangen hätte. Sie versprach ein solches zu tuhn / klagete doch mit Trähne /wie der gottlose Mensch seine ehebrecherische Augen an ihr geweidet / da er stets neben ihr hergeritten /und mit vielen bewäglichen Worten sie zu seiner Liebe bereden wollen / biß er endlich den Pusch / da die Sänfte stehen blieben / erreichet / und schon etlichen befohlen hatte / sie loßzumachen / uñ gebunden hinter die Hecke zu tragen; aber Gottes Barmherzigkeit / sagte sie / kam mir dazumahl augenscheinlich zu hülffe; dann es erhub sich ein Geschrey / es liesse sich ein KrigsVolk sehen / von denen man nicht wüste / ob sie Freund oder Feind währen. Ich sahe dem Bubenes eigen an / daß ihm das Gewissen gerühret ward / weil vor schrecken alle lebendige Farbe ihm unter dem Gesichte verging; Er ließ auch meine Sänfte alsbald rings umbher zumachen / und eine starke Schaar mich verwachen / da ich Zeit wehrender Schlacht mit tausend ängsten beladen wahr / biß Herr Fabius bey mir anlangete / und meine blösse vernehmend / mich mit seinem ReitRocke bedeckete / da ich von dem Frauenzimmer bekleidet ward. Herkules hörete es mit nassen Auge an / weil bey der Erzählung es ihr an Trähnen auch nicht mangelte; tröstete sie hernach mit den allerfreundlichste Worten / uñ danketen sie Gott ingesamt herzlich vor diese milde und väterliche Barmhertzigkeit / versprachen auch einander /dieses Unglüks nicht mehr zu gedenken / sondern ergetzeten sich ein Stündiche durch ihr gewöhnliches Liebegespräch / biß Euphrosyne wieder kam / uñ der anderen Fürsten Ankunft vermeldete; denen sie entgegen traten / und Artaxerxes nach empfahung das Fräulein also anredete: Wann ein Fürst / ja auch ein geringer Betler einer Untaht beschuldiget wird / ist ihm erläubet seine Zeugen zuführen / welche / da es möglich ist / seine Unschuld darstellen / und der Beklagte dadurch in seiner guten Sache nicht allein der Schuld /sondern auch dem Verdacht entzogen werde; wo nicht; muß der Kläger seine Zeugen / oder andern Beweißtuhm beybringen / und den Beklageten der Untaht überführen. Nun hat aber / Durchleuchtigstes Fräulein / mein schändlicher Verleumder in meiner Anklage nur seine lügenhafte Zunge / und ungegründeten Argwohn wieder mich dargestellet / welche er nachgehends nicht allein selbst zu Lügenern gemacht / sondern auch überdz noch verzeihung seines verbrechens gebehten / daher ich hoffe / nicht allein vor ihrem / sondern auch vor meiner Herren BrüderGerichte / von solcher Boßheit loßgesprochen zu seyn. Sol ich aber überdaß noch meiner Unschuld Zeugen heran ruffen; so stelle ich vor erst mein rein-lauteres Gewissen / welches / wann es von ihren Liebten ingesamt so wol als von meinen inwendigen Augen könte gesehen werden / würde ich allerdinge frey und loß seyn. Ich ruffe überdaß eure Liebe selbst zum Zeugen / durchleuchtigstes Fräulein / uñ zweifele nicht / sie werde in einer so heiligen Sache sich nicht wegern /der göttlichen Warheit und himlischen Gerechtigkeit zu steur / dasselbe anzuzeigen / was ihre Wissenschaft erkeñet / und ihr Herz gedenket. Schließlich werden auch meine Herren Brüder sich gutwillig vernehmen lassen / ob ich ihnen einige Ursach gegeben habe / dasselbe von mir zu muhtmassen / dessen der Bübische Verleumder mich bezichtiget hat. Die Fürstin wolte seiner entschuldigung länger nicht zuhören / die er mit sehr ernsthaften Geberden vorbrachte / uñ gab ihm zur Antwort: Großmächtiger GroßFürst; der Gott / dem nichts verborgen seyn kan / stehet an meiner Seite als ein unfehlbahrer Zeuge / daß wie eure Durchl. mir nicht die geringste Ursach gegeben / dieselbe in Verdacht zuzihen / also ist mir auch ein solcher gedanke nicht ins Herz kommen / daß bey euer Durchl. ich mich dessen zubefahren hätte; so stehe ich in gleicher Hoffnung mein Herr Bruder / und mein Herr Oheim Herkules / als mein versprochener Bräutigam / werden ihnen dasselbe / meiner Zucht und ehrliebenden Willens lassen Beweißtuhms gnug seyn /daß der grosse König Artabanus weder durch Geschenk noch liebkosen dasselbe von mir hat können erhalten / daß ich auch meine Hand von ihm hätte berühren lassen / nachdem ich einmahl von ihm abgesondert wahr; zweifele demnach eure Durchl. gar nicht / dz dieselbe nicht eben so unschuldig von meinem Herrn Bruder und Oheim solte gehalten werden /als von mir selbst. Ladisla sagte mit wenigen: Wañ er wissen solte / daß seine Liebe der GroßFürst ihn des Verdachts nicht erlassen könte / ob solte er dem verrähterischen Buben mehr gläuben / als seinem blossen Nein / würde er in seiner Geselschaft sich nimmermehr frölich können finden lassen. Herkules stellete sich dabey am traurigsten / und zeigete an; er hielte bey dieser unglüklichen Begebnis dieses vor das unglüklichste / daß er solte in Verdacht gezogen werden / als zweifelte er an ihrer beyder Zucht und ehrliebenden Gemühtern; und beschloß hiemit: Es währe alle Gedächnis dieses Erzbösewichts ganz überflüssig /welcher nirgend besser / als in dz Buch der Vergessenheit eingeschrieben würde; mahnete sie ingesamt zum Auffbruche auff / und zogen in schöner Ordnung fort / da das Fräulein sich mit ihrem Frauenzimmer in eine grosse Gutsche setzete / und allerhand unterredung pflogen. Der elende Orsillos sahe jezt / was vor einen grossen Herrn er an Kleon ehmahls zum Leibeigenen gehabt / und wahr ihm sein Verbrechen gegen denselben sehr leid / welches zuerweisen / er zu ihm ging / und untertähnigst anmeldete / daß er die vier Räuber / so ihn anfangs verkauft / unter den Susianischen Völkern gesehen / denen er ihre Straffe wol gönnen möchte / weil sie leider seine Gnaden in ihr ehmahliges / und ihn selbst in diß gegenwärtige Elend gestürtzet hätten. Fabius zeigete es Ladisla an / uñ wie unbarmherzig sie mit ihm verfahren / deßwegen sie alsbald vorgefodert / überzeuget / und nach erschreklicher prügelung / welche Orsillos verrichten muste / an Bäume auffgeknüpft wurden.

So bald die Fürstliche Geselschaft zu Persepolis anlangete / gingen sie hin / Arbianes und Pharnabazus in ihrer Schwacheit zubesuchen / uñ erfreueten sich diese wegen Fabius Ankunft. Nun wolte Artaxerxes seine Dankbarkeit unsern Helden gerne in der Taht sehen lassen / und erklärete Frl. Valisken zu einer Fürstin des ganzen Landes Susiana / welches sie erblich besitzen / und ihrem künftigen Gemahl als ein HeirahtGut zubringen solte. Und zwar hiedurch suchte er Herkules in diesen Landschaften zubehalten /nicht zweifelnd / er würde durch seine glüklichen Anschläge des Parthen Macht und Hochmuht bald brechen / uñ die Persische Freiheit befestigen. Valiska bedankete sich sehr der gar zu grossen Königlichen Schenkung / welche von ihr ja nicht verdienet / sie auch weder zuersetzen noch zubeantworten wüste /und deßwegen einen kurzen Abtrit mit ihrem Bräutigam uñ Bruder nam / denen sie diesen Vorschlag taht; weil ihr wol bewust / daß ihr Liebster nicht willens währe / in diesen Ländern seinen Siz auffzurichten /und aber nach ihrem Abzuge des Fürstentuhms Susiana Einkünfte sie schwerlich heben würden / als währe ihre Meynung / es H. Pharnabazus auff diese Weise zuzuwenden / daß ers mit Frl. Barsenen als eine Heimsteur empfinge; also könte sie nicht allein dieses Herrn Träue / sondern auch dieser Fräulein Liebe /welche sie ihr als ehmahligem Herkuliskus angebohten / auff einmahl vergelten. Dieser Vorschlag gefiel ihnen sehr wol / gingen wieder ins Gemach / und gab sie dem GroßFürste diese Antwort: Durchl. GroßFürst / die mehr als Königliche Schenkung / aus welcher ihrer Liebe hohe Zuneigung gegen mich und die meinen Sonnenklar erhellet / nehme ich mit gebührlicher Dankbarkeit an; befinde mich auch neben meinen Herrn Bruder und Oheim / ihrer Liebe davor hoch verbunden; demnach wir aber nicht willens sind / in diesen Ländern zuwohnen / sondern grosses Verlangen tragen / nach unsern Eltern und Vaterlande; als bitte ich demühtig / ihre Durchl. wolle ihr meinen Vorschlag gn. gefallen lassen / daß ich dem wolgebohrnen und mit allen Tugenden außgezierten Fräulein Barsenen dieses Fürstentuhm erblich aufftrage /mit dem bedinge daß sie es Herrn Pharnabazus als ein Heirath Gut und wirdige Außsteur zubringen möge /da sonst derselbe zu diesem Fräulein liebe tragen kan / welches ich gerne sehen möchte. Artaxerxes hätte nimermehr gemeinet / daß Herkules und Valiska sich der Besitzung dieses treflichen Fürstentuhms entschlagen würden; und gab zur Antwort: Trefliches Fräulein / ich merke wol / daß mein weiteres nöhtigen vergeblich seyn / auch dadurch meines geliebten Oheims gedoppeltes Glük verhindert würde; lasse mir deßwegen solches gefallen / und zweifele nicht / mein Oheim werde solches wirklich zuerkeñen geflissen seyn / auch dieses wirdige Fräulein mit solcher Fürstlichen Aufsteur nicht außschlagen. Pharnabazus wuste nicht / was er vor freuden antworten solte /richtete sich im Bette auff / und mit gebogenem Häupte bedankete er sich untertähnig nahm auch den Vorschlag an / doch mit dem bedinge / dafern Frl. Valiska zur anzeige eines dankbahren Gemühtes dreissig Tonnen Schaz / und jährlich / so lange sie und GroßFürst Herkules lebeten / drey Tonnen Goldes von ihm annehmen / auch beyderseits den Nahmen eines Fürsten und Fürstin zu Susa führen wolten. Hieran handelt mein Oheim Fürstlich / sagte Artaxerxes / hoffe auch / das Durchl. Fräulein werde auff meine vorbitte sich nicht wegern / dieses einzuwilligen. Sie wolte solches nicht beantworten / sondern baht Herkules /ihre Stelle zuvertreten; welcher also anfing: Durchl. GroßFürst; es ist das angebohtene gar zu viel; massen auff solche Weise dieses Fürstentuhm nicht verschenket sonder teur verkauft ist; weil ich aber Herrn Pharnabazus Willen sehe / welchem zu wiedersprechen ich nur vergebliche Mühe anwenden würde / insonderheit / da eure Liebe es selbst rühmet / nehme ich solches im Nahmen meiner versprochenen Fräulein an / wünsche euch / Durchleuchtiger Fürst / Herr Pharnabazus / zu dieser Fürstlichen Hocheit / und zu der wolwürdigen Fräulein Braut / Glük und Gottes Segen / wie eure Tugend und Mañheit es wol verdienet / und wird nichts mehr übrig seyn / als daß die schnelleste Botschaft an H. Mazeus und bevorab an GroßFürst Phraortes abgefertiget werde / damit ungemeldet unsers vorhabens sie eiligst herüber kommen / und dieses Beylager Fest / mit meinem zugleich möge gehalten werden / wie ich dann nicht zweifele / es werden die Verwundeten allerseits gegen die Zeit genesen. Stündlich ward dieses ins Werk gerichtet / und auff demselben Gemache Mahlzeit gehalten / da die Fürstin erzählete wie es mit ihrer entführung eigentlich ergangen währe; nehmlich / es hätte Gobares des dritten Tages nach unser Helden abzug gegen den Feind / ein mit lauter liebes Waaren angefülletes Schreiben / an sie abgeschicket / welches nach verlesung sie ihm zurücke gesand / und durch ihre Jungfer Amestris anmelden lassen / dafern er dergleichen ansuchen sich nicht enthalten würde / wolte sie seiner Unkeuscheit mit blutiger Rache zubegegnen wissen; ob er schon vergessen hätte was gestalt sie ihn bey dem Tanze abgewiesen? er / noch kein ander Mensch solte sie bereden / ihre teur versprochene Träue zu fälschen; sähe auch ihn Gobares / viel zu unwirdig ihrer Liebe an. Hierauff hätte er sich außdrüklich vernehmen lassen /er wolte dessen hinfort allerdinge müssig gehen / sie möchte nur sein Ansuchen / Unglük zuvermeiden /niemand offenbahren. Des Abends vor ihrer nächtlichen entführung währe sein Schmarotzer Bagoas zu ihr kommen / und angehalten ihm ihre Leibdienerin Apame ehelich abfolgen zulassen / weil vor vier Monaten schon er sich mit ihr versprechen; welches sie ihm nicht abschlagen wollen / sondern biß auff GroßFürst Artaxerxes Wiederkunft außgesetzet; womit sie auch beyderseits friedlich gewesen. Ich ließ aber /fuhr sie fort / mein Gemach des Nachtes inwendig fest verriegeln / und muste diese lose Haut es ja dißmahl in aller stille geöffnet haben; dann umb Mitternacht traten sechs gewapnete mit brennenden Fackeln hinein / deren geräusche mich bald erweckete / und mag wol sagen / daß zeit meines Lebens ich niemahls höher erschrecket bin. Dann sie hielten die Schwerter in den Fäusten / und dräueten uns allen den Tod / da wir einiges Geschrey machen würden; wiewol meine Kleofis / wie auch Amestris und Andia sich wenig dran kehreten / und sich ihrer Kehle weidlich gebraucheten / biß ihnen die Zunge mit einem Knebel gehemmet ward / welches mir gleichmässig geschahe /und wurden wir an Händen und Füssen zusammen gebunden / und in die verordente Sänften getragen; doch ließ Gobares sich nicht bey mir finden / biß wir schon einen zimlichen Weg fortgetragen wahren / und die lichte Sonne auffging / da kam er herzugeritten an meine Sänfte / und baht höchlich umb verzeihung wegen angelegter Gewaltähtigkeit / wozu ihn nichts als die übermässige Liebe gezwungen; hoffete / ich würde sein ergebenes Herz erkennen / und ihn zum Liebesten willig auff und annehmen / weil es ja durchaus nicht anders seyn könte. Es ist ein dumkühnes Stük von einem verzageten Menschen / sagete Artaxerxes / und hat der Unflat vor unkeuschen Begierden nicht absehen können / wie es ablauffen würde.

Leches und Libussa liessen sich anmelden / sie hätten etliche Schreiben einzureichen / wurden auch alsbald vorgelassen / und übergab Leches vorerst H. Ladisla seiner Fr. Mutter / Schwähers / und Gemahls Briefe; hernach H. Herkules von seiner Fr. Mutter /auch von der Königin in Böhmen / von H. Fabius dem Stathalter zu Padua / und von Fr. Sophien. Endlich Herrn Fabius von seiner Fr. Ursulen; welche alle miteinander begierig gebrochen und frölich gelesen wurden / da Ladisla und Fabius wegen ihrer jungen Herrlein; Herkules und Valiska wegen der Eltern freude über ihrer Heyraht bericht empfingen / uñ sich daran herzlich ergetzeten. Libussa wolte ihre empfangene Brieffe von Frl. Klaren an Herkules und Frl. Valisken auch einliefern / und zugleich das überschikte Haaren Armband / welches Herkules alsbald umb den linken Arm legte / demnach er das von seinem Fräulein zu Padua empfangene am rechten trug. Nach diesem taht Herkules wegen der erhaltenen Schlacht wieder Vologeses volligen bericht / und ließ Artaxerxes die 15 Tonnen Goldes eroberter Beute einreichen /welche er aber durchaus nicht annehmen wolte / sondern unsern Helden wieder zustellete / einwendend /er würde gar zum undankbahren / wann er ihnen daß mit ihrem Blute erstrittene abnehmen solte. Der gefangene Susianer Mithrazenes ward neben Bagoas und der Verrähterin Apame vor Gericht gestellet / und nachdem sie ihre Boßheit gestunden / anfangs erschreklich gegeisselt / uñ hernach an Kreuze geheftet. Sonsten ward Herkules HochzeitFest ganz Königlich / und alles nach Artaxerxes Willen angeordnet / da inzwischen der betrübte und verliebte Artabanus wegen des entflogenen Täubeleins sich zu hermen nicht auffhören kunte / uñ vermehrete ihm der außgerissene Vologeses seinen Kummer umb ein grosses / als derselbe des Tages vor seiner ankunft ihm seine Niederlage durch einen Reuter zu wissen taht / gleich als Bagophanes bey ihm saß / und die trefliche Schönheit der Fräulein ihm oft wiederhohlen muste. Er führete sonst gar ein einsames Leben / und durfte fast niemand als dieser Fuchsschwänzer vor ihn kommen / weil er durch Schmeichelreden ihm noch allemahl Hoffnung zur wiedererlangung machete. Nun ging ihm gleichwol diese Niederlage sehr zu Herzen / insonderheit /da Vologeses des folgenden Tages selbst vor ihn trat /allen Verlauff umbständlich erzählete / und Herkules Tapfferkeit / nebest auffweisung seiner schriftlichen höflichen Außfoderung dermassen rühmete / daß er ungescheuhet bekennete / er allein währe des Persen Schuz; und wo einiger Mensch der Parthischen Macht eintrag oder abbruch tuhn könte / währe es niemand als dieser unvergleichliche Held / welchen er mehr als 200000 Persen fürchtete. An meinen dreyen Dienern sagte er: Ließ er mir auff diesem Schlosse sehen wie er fechten könte; In dieser Schlacht hat er solch Wunder getrieben mit seiner Faust / ob wolte er mein ganzes Heer allein nidermachen. O wie übel haben wir gehandelt / dz wir ihn und seinen ihm fast gleichen Gesellen mit so hoher beschimpfung der angedräuete Ruhten zur Rache gereitzet / welche von den Feinden an Unsere Seite zuzihen ich weder Mühe noch Kosten sparen wolte; dann ihre Hülffe solte unser Glük und des Persen gewisser Fal seyn. Ich halte sie fast nicht vor blosse Menschen / und sind sie es / so sind sie die aller volkommensten. Ihre Schwerter erschrecken ihre Feinde / und machen ihre unerfahrne Kriegsleute muhtig. Ihre Anschläge dringen durch / deren man sich verwundern muß / und ihre Freundligkeit stihlet Freunden und Feinden das Herz ab. Ihr Parthischen Schuzgötter / befestiget unsers Königes Artabanus Stuel / und vereiniget seine Hocheit mit diesen beyden fremden; oder da solches nicht geschehen kan / so erwecket ihnen in ihren Ländern so viel Feinde / daß sie unser vergessen / und Persen verlassen mögen; solte aber auch dieses den Göttern nicht gefallen / müssen wir trauen hernähst mit keinem fliegenden Heer mehr angestochen kommen / sondern die allergrösseste Macht zusammen zihen / und in guter Vorsichtigkeit ohn unzeitigen Eifer oder Feindes-verachtung / die Häuptschlacht wagen / da dañ ihre Hocheit selbst durch ihre Gegenwart dem Heer einen Muht einblasen / und sich der angenommenen Schwermühtigkeit entschlagen werden / auff daß des Reichs algemeine wolfahrt hiedurch nicht verabseumet / oder wol gar in unwiederbringliches Verderben gestürzet werde; dann die Feinde müssen so schlecht nicht besponnen seyn /massen mir heut ein schnelreitender Bohte bericht getahn / dz der ungeträue Mede Phraortes allein mit 50000 Mann in vollem anzuge nach Persen begriffen sey / dessen einiger Sohn Arbianes sich bey neulicher Schlacht finden lassen / und die besten Völker geführet. Eile aber wil uns nöhtig seyn / sonst möchten die Römer wol gar sich mit hinein flechten / die vielleicht mit den fremden Herren in verbündnis stehen. Dieses allergnädigster König / ist mein Raht in unterschiedlichen Vorschlägen / welche allerseits können versucht / und inzwischen die ganze Macht zusammen geführet werden; ich verpflichte mich / mein Leib und Leben geringe zuachten / nur dz ihrer Hocheit ich angenehme Dienste erzeige / uñ den empfangene Schimpf /welchen weder aus unvorsichtigkeit noch Frevel ich einnehmen müssen / rächen möge. Artabanus wuste wol / daß er dieses Mannes gleichen in seinem Königreiche nicht hatte; seine Träue und festes Herz wahr ihm bekant / und wie mannichen herlichen Sieg er ohn sonderlichen Verlust von den Reichsfeinden erhalten; wunderte sich demnach sehr / daß er dißmahl eine so schändliche Niederlage erlitten hatte / uñ setzete ihm vor / alle Macht anzuwenden / daß in kurzer Zeit ganz Persenland mit seinem KriegsHeer überschwemmet würde. Es kam ihm zu gutem Glük / daß die Skythen sich selbst anerbohten hatten gegen erlegung acht Tonnen Goldes / ihm mit 80000 Mann zuzuzihen /welches er willig annam / und die Gelder alsbald übermachte; jedoch wolte er den gegeben Raht nicht aus der Acht lassen / ob er / wo möglich / nicht allein unsere Helden auff seine Seite bringen / sondern zugleich auch sein eingebildetes höchstes Gut durch eben diß mittel überkommen könte; schikte demnach einen ansehnlichen Parthischen Herrn / nahmens Sysimithres mit 500 Reutern ab / dem er drey unterschiedliche Schreiben zustellete / eines an Herkules und Ladisla zugleich / das andere an das Fräulein; das dritte an Herkules absonderlich / im falle das erste wol angenommen würde. Hiebey wurden dem Fräulein alle ihre hinterlassene Kleider und Kleinot / und dabey noch ein neues / so auff zwo Tonnen Schaz außtrug /zugeschicket. Nicht destoweniger führete man die Völker fleissig zusammen und übete sie täglich in den Waffen / wobey Vologeses und Madates sich weidlich gebraucheten; dann dieser insonderheit hoffete seinen Schimpf wieder einzubringen.

Des neunden Tages nach Frl. Valisken Erlösung überfielen Euphrosynen die Geburts wehe / und bald hernach Fr. Agathen; da jene einer Tochter; diese zween ZwillingsSöhne genaß / wurde auch nach kurzer Zeit durch die H. Tauffe der Kirche Gottes einverleibet / da die Tochter Valiska / die Söhne / Herkules und Ladisla genennet wurden. Nach Euphrosynen entbindung zween Tage / kam Phraortes mit einem schönen KriegsHeer zu Persepolis an. Mazeus führete die Reuterey 30000 stark; das Fußvolk 20000 Phraortes Bruder-Sohn / Herr Artobarzanes / der sein Gemahl /die schöne Atossa bey sich hatte; und weil Arbianes der Fräulein ankunft von Charas schon hinüber entbohten / kam GroßFürstin Saptina mit Fr. Roxanen und Frl. Barsenen mit herüber / daß sie ihr eine Zeitlang Geselschaft leisten möchten. Sie wurden von den unsern wol empfangen / und schämeten sich fast / daß sie der Fräulein Verstellung nicht hätten merken mögen; insonderheit überging Frl. Varsenen eine heftige Schamröhte / da sie von der Fürstin empfangen ward / und ihr die Liebes-anmuhtungen / welche sie vor diesem merken lassen / ins Gedächtnis kahmen. Sie besucheten den verwundeten Pharnabazus und Arbianes / die sich schon zimlich erhohlet hatten / und in ihren SchlafRöcken sitzen kunten / und wolte die Fürstin mit ihrer Heyrahtsache nicht lange zurük halten / daher sie zu Frau Roxanen also anfing: Geliebte Freundin / ich habe mich fleissig bemühet / wie ich die grosse Freundschaft / mir von euch uñ euer Frl. Schwester / meiner auch geliebten Freundin erzeiget /in etwas ersetzen möge / da dann dieses gute Glük /wie ich gänzlich meine / mir zugestossen / daß ich Gelegenheit bekommen / jezt wolgedachte Fräulein dem Durchleuchtigen Fürsten zu Susa ehelich zuversprechen / nachdem solches dem Großmächtigen GroßFürsten H. Artaxerxes wolgefallen / uñ mein geliebter H. Bruder und H. Oheim es vor sehr gut befunden; zweifele demnach nit / sie ihres Orts werden gerne darein gehelen / und ihnen solch gewünschte Heyraht lassen angenehm seyn. Fr. Roxane uñ ihre Frl. Schwester erröhteten wegen dieses unvermuhtlichen vorbringens / als davor sie heftig erschraken /wie nicht weniger GroßFürstin Saptina selbst / als welche die Heyraht ihres Bruders schon mit ihr abgeredet und geschlossen hatte; begehreten daher einen kurzen Abtrit / welcher ihnen gerne gegönnet wahr /und Zeit ihres abwesens die Fürstin zu den Anwesenden sagete: Ich werde diesen meinen geliebten Freundinnen wunderliche Gedanken gemacht haben / weil ich ihnen den jetzigen Fürsten von Susa nicht genennet; wie dann in Warheit geschahe / massen diese drey sich keines Schlusses zuerklären wusten. Zwar das Fürstentuhm Susiana wahr ihnen angenehm / aber Gobares / welchen sie vor einen Witwer hielten / gar zuverhasset / und wahr das Fräulein nicht bedacht denselben vor Pharnabazus zuwählen; beschlossen demnach / bey der Fürstin anzuhalten / daß sie von solchem Vorhaben abstehen möchte; gingen zu ihr hinein / und fing Fr. Roxane also an: Durchleuchtigstes Fräulein / daß eure Durchl. ihr gnädigst wollen gefallen lassen / vor meiner Frl. Schwester Wolfahrt zu sorgen / unter dem gn. Vorsaz / sie gar in den Fürstenstand zuerheben / davor bedanken wir uns untertähnigst; weil aber meine Frl. Schwester sich nicht kan bereden lassen / eine so ungleiche Heyraht einzugehen / da sie ohnzweifel von demselben Fürsten schier heut oder Morgen zu unwert seines Ehebettes möchte geschätzet / und nach kurzer Zeit wol gar verstossen werden / insonderheit / wañ eure Durchl. diese Länder bald verlassen solte; so ist unsere untertähnigste Bitte / uns dieser Heyraht gnädigst zuerlassen / uñ diesen Fürsten einer Standesmässigen wirdigeren Braut zuzuführe; zumahl daß meine gnädigste GroßFürstin meiner Frl. Schwester wol schon einen andern Gemahl möchte ausersehen haben. Herzgeliebete Freundinnen / antwortete die Fürstin / ich hätte nimmermehr gedacht / daß sie mir dieses mein so wolgemeintes Ansuchen würden so kurz vor der Faust abgeschlagen haben / welches doch meines ermässens nicht zu endern stehet / ich mich auch dessen verpflichten wil / daß meine höchstwerte Eltern / GroßFürst Phraortes und dessen Gemahl in diesen meinen Vortrag noch wol gehehlen werden; hoffe also / von ihnen eine genehmere Erklärung zu hören / uñ wollen sie beyde sich kürzlich bereden / und ihre endliche Meynung mich wissen lassen / wornach ich mich alsdañ gerne richten und schicken wil / muß euch doch eine Geheimnis offenbahren / was gestalt der Fürst zu Susa und mein Freund Pharnabazus nunmehr in solchem Bunde stehen / das dieses sein Gemahl jenem /uñ jenes seine / hinwiederumb diesem gemein seyn solle. Die beyde Schwestern ängsteten sich dergestalt / daß ihnen der Schweiß außbrach / traten ab / und wahr ihnen die lezte Zeitung so unangenehm / daß sie so wol Pharnabazus als den Susianer anfeindeten; endlich machten sie den Schluß / daß das Fräulein durch einen Fußfal / umb die Ehe auffzuruffen / anhalten solte; welche darzu fertig wahr und mit tränenden Augen sich vor der Fürstin in die Knie nidersetzete / willens nicht auffzustehen / biß sie gnädige Antwort erlanget hätte. Aber die Fürstin sprang geschwinde auff / richtete sie küssend in die höhe / und sagte: Herzen Freundin als Schwester / beschimpfet mich nicht mit diesem Vornehmen / und bringet mir euren endlichen Willen stehend vor. Ja / nach meiner gnädigsten Fräulein Befehl / antwortete sie / und fuhr also fort: Nach dem ich das feste Vertrauen zu euer Durchl. gefasset habe / dieselbe werde mir keine andere Gnade wiederfahren lassen / als welche meinem Herzen angenehm / und ich aber meine Seele dessen durchaus nicht zubereden weiß / daß ich dem Fürsten zu Susa mich ehelich ergeben solte / vielweniger mich mißbrauchen zulassen willens bin / als bitte ihre Durchl. ich untertähnigst / dieselbe wolle mich dieser Unangenehmen gnädigst erlassen. Ey meine allerliebste Freundin / sagte die Fürstin / ich kan in diese eure Bitte durchaus nicht willigen / sondern mein Wille und Vorschlag muß richtig erfüllet werden / insonderheit weil der Durchl. Fürst von Susa sich hierin gänzlich ergeben / ja durch euch ein Fürst zu Susa werden sol. Aber kennet ihr auch / herzen Freundin / kennet ihr auch denselben Fürsten recht / welchen ich durch euch zum Fürsten in Susa zu machen bedacht bin? oder gedenket ihr / ich werde euch den gottlosen ehrvergessenen Schelm / Bösewicht und Verrähter Gobares zufreien / welcher vor weniger Zeit an mir zum Räuber worden / und durch rechtmässige Urtel des Großmächtigen GroßFürsten enthäuptet ist? Ey habt doch nit solche ungenehme Gedanken von mir; sehet jezt hochgedachter GroßFürst hat mir das ganze Fürstentuhm Susiana erblich geschenket / uñ dasselbe sol euch / Durchleuchtiges Fräulein / anjetzo von mir hinwiederumb geschenket / auch ihr kraft dieses zu einer herschenden Fürstin zu Susa erkläret seyn / doch mit diesem bedinge / daß ihr solches dem Bräutigamb / welchen ich euer Liebe zugedacht / als eine wirdige Heimsteur zubringet / uñ ihn dadurch zum Fürsten über Susiana machet; dieser aber ist der schon darzu erwählte und erklärete Durchleuchtige Fürst / Herr Pharnabazus / alhie gegenwärtig. So erkläre sich nun eure Liebe / ob sie sich eines andern bedenken könne / und nehme mit ihrer Fr. Schwester zur beredung einen kurzen Abtrit; ich halte gänzlich davor / meine herzgeliebete Eltern / GroßFürst Phraortes und die GroßFürstin Fr. Saptina / werden ihnen solches wol köñen gefallen lassen. Da wahr nun lauter verwunderung und freude bey den Unwissenden. Phraortes fragete / ob sichs dann mit Gobares also verhielte / und was vor ein schändlich Bubenstük er begangen hätte. Welches die Fürstin mit wenigen beantworete: Es verhielte sich also / und würde alles zu seiner Zeit weitläuftiger erzählet werden / nur möchte die GroßFürstin sich mit Fr. Roxanen und dem Fräulein gnädigst bereden / ob diese Heyraht / wie sie gar nicht zweifelte / könte gefällig seyn. Aber Fr. Roxane fing also an: Durchleuchtigstes Fräulein / es bedarfs meines erachtens nicht / meine gnädigste GroßFürstin zu fragen /ob sie ihren allerliebsten Herr Bruder gerne zu Fürstlicher Hocheit befodert sehe; aber wie sollen ich und mein Frl. Schwester doch in ewigkeit diese übermässige Gnade ersetzen / welche unsere Erkäntnis überwieget? gestaltsam eure Durchl. uns viel ein grösseres leistet / als wir von allen Göttern nimermehr hätten dürffen bitten. Wir untergeben uns allerdinge euer Durchl. und unser gnädigsten GroßFürstin gehorsam /alles nach gnädigstem gefallen zuordnen und zu schliessen / deren untertähnigste Dieneriñen wir Zeit unsers Lebens verbleiben wollen. Es darff solcher niderträchtigen erbietungen nicht bey vertraueten freunden / sagte die Fürstin; Nur erkläret euch mein Fräulein Barsene / ob mit eurer Fr. Schwester einwilligen /ihr auch friedlich seid. Gnädigstes Fräulein / antwortete sie / mir ist unmöglich / euer Durchl. vor Scham ein anders zu antworten / als daß ihrer Durchl. gehorsamste Dienerin ich zu leben und sterben begehre; uñ ob mir zwar diese Heyraht billich angenehm ist und seyn muß / werden mir doch die Götter Zeugnis geben / daß wañ ich meines künftige Leben-Standes freie Wahl hätte / ich lieber bey ihrer Durchl. stäte Kammerdienerin / als ohn deren Geselschaft eine mächtige Fürstin zu seyn begehre. Und weil bey solcher Rede ihr die Trähnen hervordrungen / erkennete daher die Fürstin ihre heftige Liebe gegen sie; umbfing sie deßwegen mit beyden Armen / küssete sie auff die Stirn /Mund und Wangen / und sagte: Versichert euch mein trauten Schwesterchen / daß ich euch unter meine allerliebsten und besten Freundiñen gesezt habe / achte daher dieses ihr auffgetragenes Fürstentuhm viel geringer / als daß ich eure Gewogenheit solte meynen dadurch ersetzet zu habe. Ob wir dañ gleich nit möchten stets beyeinanderleben köñen / sollen unsere Herzen doch untrenlich beysammen bleiben. Darauff führete sie dieselbe vor Pharnabazus Bette / und mit gegebenen Ringen bestätigte sie diese Ehe / da Phraortes und andere gegenwärtige der Fürstin vor solches geschenkte Fürstentuhm sehr danketen / und den Verlobeten Glük und Heyl wünscheten. Ladisla setzete das gedoppelte Hochzeitfest auff den stebenden nach diesem Tage an / weil die Aerzte den Verwundeten auff solche Zeit völlige Gesundheit versprachen; und ob gleich Fr. Roxane ihre Entschuldigung einwendete / sie würde mit gebührlicher Kleidung so bald nicht fertig werden / mochte es doch nit helffen / weil Frl. Valiska mit zustimmete / sie wolte dem Parthischen Wüterich nicht länger zugefallen warten / damit seine annoch übrige Hoffnung er möchte sinken lassen /und sich ihrer Liebe begeben; so könten die nöhtigsten Kleider nochwol verfertiget werden; und wer weiß / sagte sie / woher uns noch Kleider von Gott bescheret werden / welcher uns unsere Bräutigam zugeführet hat. Bey der Mahlzeit ward Gobares Boßheit erzählet / nachgehends fragte die Fürstin Herrn Mazeus / ob sein alter Kriegsknecht Boges /und sein Schütze Batis noch im leben währen / möchte sie dieselben gerne sprechen. Fr. Roxane gab zur Antwort; der Schütze hätte gar untertähnig bey ihr umb eine Vorbitte bey ihrer Durchl. angehalten / das ihm sein Verbrechen gnädigst möchte vergeben werden / wie dann GroßFürst Herkules dessen gnädigste Verheissung getahn hätte. Warumb aber der alte Boges so inständig umb die mitreise nach Persepolis angesuchet / könte sie nicht wissen weil sie nicht gedacht / daß ihre Durchl. des unachtsamen Menschen einige Kundschaft gehabt hätte / und könten dieselben wol stündlich vorgefodert werden. Der Fürstin wahr hiezu sonderlich liebe / hieß den Alten zu erst herhohlen / welcher sich von seinem verdienten Solde zimlich gekleidet hatte. Als nun derselbe in den Saal trat /kennete sie ihn alsbald / und sagte zu ihm: Guter Freund Boges / eriñert ihr euch noch des mir ehemahls erteilten trostes / da ich den Adler fellete? Ja Durchl. Fräulein antwortete er / wann nur eure Durchl. ihrer damahligen Zusage sich annoch eriñern möchte. Warumb nicht? sagte sie / ich wil / wo ich kan / euch dessen ergetzen / dann ihr habt dazumahl meine traurige Seele auffgerichtet; darumb bittet nur von mir kühnlich / wie ihrs gerne haben woltet. Dieser fiel auff die Knie / und hielt an / ihre Gn. möchten bey seinem Herrn Mazeus ihm dz Tohrhüter Ampt auff seinem Schlosse loßbitten / welches ein ruhiger Dienst währe / der ihm als einem alten abgelebeten Knechte wol anstünde. Ach du fromme Einfalt / sagte sie mit verwunderung; gab ihm aber zur Antwort: Sie würde ihm hierin schwerlich dienen köñen / weil sie den jetzigen Tohrhüter nicht außstossen / noch dessen Seufzen wieder sich selbst reizen möchte; demnach würde er andeuten / ob nicht etwas bessers vor ihm währe; als wañ etwa ein statlicher Meierhoff / oder wolgelegene BaurenSchenke unter H. Mazeus loßfiele / wolte sie ihm darzu gerne behülflich seyn. Boges gab vor / er dürfte sich so weit nicht erkühnen; so gehörete auch eine Anlage darzu / die er nicht hätte /doch stellete ihrer Durchl. er alles heimb. Die Anwesende zulacheten sich seiner wol / aber Fr. Roxane /die seine Art wol wuste / schlug ihm vor / sie wolte ihn zum Obersten Auffseher über ihren Lustgarten setzen / und daß er den Arbeitern darinne solte zubefehlen haben; wolte er dann einen jungen Löun daneben zähmen (womit er wol umbzugehen wuste) solte zu seinem belieben stehen. Das ihr aber wegen gar zu grosser Mühe euch nicht zubefürchte habt / sagte sie /so sol mein Gärtner alles vor euch verrichten / daß ihr nur des Abends zusehet / was im Garten gearbeitet sey; vielleicht vermacht euch dann dieses Königliche Fräulein noch wol einen Handpfennig über euren Jahrslohn den ich euch geben werde / uñ hiemit euch jährlich 100 Kronen verspreche nebest freier Speise und Trank vor euch und alle die euren / so gut es meines Gemahls ädle Leibdiener bekommen / denen ihr auch in Kleidern sollet gleich gehalten werden. Dieser fiel vor ihr nider / bedankete sich untertähnig / und gab vor / er bedürfte dabey weder Jahrgeld noch einen Handpfennig / weil sein Weib und sechs Kinder die Garten Arbeit könten helffen verrichten. Frl. Valiska hieß ihn auffstehen und befahl ihrem Timokles / er solte ihm eine Gutsche mit vier starken Pferden anspannen / und in zwo Laden 8000 Krone darauff setzen lassen / nebest nöhtigen zehrungs Kosten / vor ihn seine Fuhrleute und sechs Reuter zur begleitung; darnach sagte sie zu Boges; zihet nun hin und tretet euer Ampt an / die jeztgenanten Kronen aber bringet euer Frauen und Kindern zur verehrung mit / und da ihr schier heut oder Morgen zu deren ehrlichen aufferzihung und außsteur ein mehres werdet benöhtiget seyn / wil ich das Fürstl. Fräulein Barsenen bitten / dz sie euch mit einem Ehrenpfennige zu hülffe komme. Ja mein Boges / sagte dieselbe / ich wil einem jeden von euren Kindern hiemit 1000 Kronen zu Heyrahtgeldern vermacht haben. Gar zu viel / gar zu viel /gnädiges Fräulein / antwortete er / ich habe schon mehr als mir nütze ist / uñ muß man aus einen Betler nicht einen Freiherrn mache / er möchte sonst hernach kein gut tuhn / welches mir und meinen Kindern leicht wiederfahren könte. Aber wie werde ich meinem Weibe so angenehm seyn; sie hat mir sonst allemahl vorgeworffen / daß sie mich ernähren müste; bedankete sich nachgehends untertähnig und fuhr frölich davon. Der Schütze Batis ging mit grosser furcht hinein / aber Frl. Valiska hieß ihn gutes muhts seyn; sie wolte ihm hernähst kein Geld mehr abgewinnen / und währe ihr lieb / daß ihr Oheim ihm alles wieder zu gestellet hätte; nur daß er zusähe / und ers nicht zum andernmahl verwettete; schenkete ihm auch 5000 Kronen / worzu ihm Pharnabazus ein Landgut versprach /dz er hernähst ruhige Tage haben solte. Es hatte aber Mazeus seinen zahmen Löuñ ihr mitgebracht / aber ihn noch nicht sehen lassen / den muste Batis herzuführen; welcher alsbald sich zu ihr hinbegab / und wie ein Hund sich an ihren Kleidern streichelte / dessen sie sich alle verwunderten. Sie kante ihn auch alsobald / und sagte zu Mazeus. Mein geliebter Herr und Freund; ich werde die Kühnheit nehmen / und euch um diesen Löuen begrüssen / wann ichs nur zuersetzen wüste. Er aber antwortete: Gn. Fräulein / ich habe ihn zu dem ende mit gebracht / wann ihrer Durchl. ich ihn bieten dürfte / meine sonst ja / es sey vielhundert tausendfach schon vergolten. Phraortes erinnerte Herrn Herkules seiner ehmalige Zusage / und baht /die Assyrischen Völker / die sich auff 30000 zu Roß und 35000 zu Fuß erstrecketen / nebest seinem Medischen Heer 30000 Reuter und 20000 Fußknechte unter seine ungemässigte FeldHerschaft zunehmen. Artaxerxes trug imgleichen Herrn Ladisla die gesamten Hirkanischen Baktrianischen / Margianischen /Arischen und Drangianischen Völker auff / 58000 zu Pferde und 40000 zu Fusse; welches Ampt sie dergestalt auf sich nahmen / deß Herkules sich vor GroßFürst Phraortes; Ladisla vor Fürst Menapis in Hirkanien Feldmarschalk halten wolten. Artaxerxes hatte sonst noch 18000 hin und wieder geworbene Reuter /welche er Fabius untergab; seine Persen aber 14000 zu Roß / uñ 46000 zu Fuß wolte er selbst führen. Pharnabazus ergänzete das Susianische Heer / das es 40000 Mann / halb Reuter / und halb Fußknechte /stark wahr. Arbianes fliegende Heer wahr auff 14000 Mann wieder ersetzet und Leches zum Feldmarschalk drüber verordnet. Hierzu die Teutschen Böhmen /Römer und Fabius selbst geworbene gerechnet / erstreckete dieses gesamte Volk sich auff 204000 Reuter / uñ 161000 Fußknechte / von welchen 6000 Schützen auff die 300 wol abgerichtete Elefanten gesetzet wurde / deren Gebrauch in künftiger grossen Feldschlacht Herkules gerne abgewendet hätte / und doch damit nicht loßbracht / weil er sahe daß die Morgenländische Fürsten so viel darauff hielten. Nun hatte Artaxerxes bey einem reitenden Bohten nach Susa allen Verlauff wegen Gobares geschrieben / und daß Pharnabazus ihnen wiederumb zum Fürsten angewiesen währe / wodurch die Landstände hoch erfreuet wurden; dann sie wahren mit Gobares übel zufrieden /daß er so gar nicht auff des LandesWolfahrt achtete /sondern nur den Leibeslüsten uñ dem schändliche Geize nachhing; santen vor dißmahl zwanzig ihres mittels / ansehnliche Herrn nach Persepolis / ihrem neuen FürstenGlük zu wünsche / welche auch einen grossen Schaz / aus eigenwilliger freigebigkeit zusammen gelegt / mit übernahmen. Fürstin Rhodogune Gobares Gemahl die ihm wegen seiner Unkeuscheit nicht sonderlich gewogen wahr / sagete öffentlich; die Götter hätten seinem Unwesen länger nicht zusehen können; ließ durch getreue Leute die Fürstliche Schazkammer besichtigen / zog nach Persepolis / lieferte Pharnabazus die Schlüssel und Rechnung des KammerSchatzes 170 Tonnen Goldes hoch / und baht umb ein Fürstliches Leibgedinge / weil sie an ihres Gemahls-Verbrechen unschuldig währe. Fürstin Valiska legete ihr wegen ihrer frömmigkeit grosse Gewogenheit zu / nam sich ihrer sehr an / und erhielt leicht / daß sie biß auff Pharnabazus Einzug zu Susa auff dem Fürstlichen Schlosse daselbst bleiben /nachgehends jährlich 25000 Kronen Unterhalt haben /uñ entweder nach belieben zu Susa verbleiben / oder ihr einen Ort zum Leibgedinge wählen solte. Frl. Barsene trug auff ihres Liebsten Begehren Frl. Valisken obgedachten Susianischen KamerSchaz auff; bekam aber zur Antwort; es hätte die Meynung nicht / daß sie die Vogel außnehmen / und das ledige Nest ihr lassen wolte / es währe schon mehr als zuviel / daß sie Herrn Pharnabazus Erbieten wieder ihren Willen hätte müssen gelten lassen.

Artabanus Gesanter / H. Sysimithres eilete mit seiner Geselschaft auff abgewechselten Pferden zimlich fort / da er des Tages vor dem HochzeitFest zu Persepolis anlangete. Auff den Grenzen geriet er einer Persischen Schaar von 1000 Reutern in die Hände / die ihn sicher durchbrachten / da er alsbald bey unsern Helden und dem Fräulein ohn der Morgenländischen Fürsten Gegenwahrt gehör begehrete. Ladisla Meynung wahr / man solte ihn unverrichteter Sache abzihen lassen / aber Artaxerxes und Phraortes bahten /die Werbung anzunehmen / und den Gesanten bey dem HochzeitFeste zubehalten / daß er davon bericht tuhn / und des verliebeten Königs Gedanken abwenden könte / wann er sehen würde / daß er durch den Korb gefallen / und ein ander schon in voller niessung sässe. Die unsern liessen ihnen solches gefallen und machten sich samt dem Fräulein nach dem grossen Saal / da die 300 Bömische ädelknaben auffwarten /und 500 Teutsche mit Schlachtschwertern haussen die Wache halten musten. Kleofis und das Bömische Frauenzimmer stunden in prächtiger Kleidung hinter dem Fräulein; Leches mit seinen vier Gefärten / auch Tyriotes und Gallus / hatten ihre glänzende Rüstung angelegt / die Helme auffgeschlagen / und die blossen Schwerter in Händen. Ladisla saß zur Rechten; Herkules zur Linken / uñ das Frl. in treflicher Zierde und grosser freundligkeit in der mitte. Als Sysimithres auff erfodern hinein trat / entsetzete er sich vor solchem Pracht / ließ der Fräulein Kleider / an der Zahl 43 mit allem zubehör / von Indianischer reiner Linnewad / geflicketen Schuhen und dergleichen sachen / in grossen mit Silber beschlagenen Laden nachtragen /und die Kleinot in einer weissen Helffenbeinen / mit Golde umblegeten grossen Schachtel / auff welcher eine kleinere stund / darinnen das neue Kleinot versiegelt wahr. Nach gebührlicher Begrüssung aller dreyen / wendete er sich zu dem Fräulein / neigete sich tieff vor ihr / und redete sie also an: Durchleuchtigstes /Großmächtigstes Königliches Fräulein; der grosse König Artabanus / Beherscher aller Morgenländer von dem Meer biß an den Ganges / entbeut euer Durchl. Königlichen Gruß und ergebene Liebe / sendet deroselben dieses eigenhändige Schreiben / nebest ihren hinterlassene / Kleidern / Kleinote / uñ einem neuen Kleinot; bittet / ihre Durchl. solches alles mit guter Gewogenheit annehmem / und seiner Königl. Hocheit schrifftliche genehme Antwort wiederfahren lassen wolle. Das Fräulein bedankete sich sehr / fragete nach seiner Hocheit wolergehen / und zeigete darüber ihre Genügenheit an; wendete sich hernach gegen Ladisla und Herkules / umb zuvernehmen / ob ihr erläubet währe / dz Schreiben mit beygefügten Sachen anzunehmen; und auff bewilligung brach sie es /und lase vor sich allein folgende Worte.

Der grosse König Artabanus erbeut dem Durchleuchtigsten Fräulein / Frl. Herkuliska / seiner Königlichen verlobeten Braut herzlichen Gruß und alle Gewogenheit /und verwundert sich höchlich / warumb dieselbe ihr grosses Verlangen nach ihrem Herr Bruder und Oheim / ihm nicht angedeutet / daß er sie mit einer sicheren Begleitung von 200000 Mann hingesendet / und ihr diese gebührliche Ehre bezeiget hätte; jedoch weil ihrer Liebe gefällig gewesen / in schlechter stiller Geselschaft nur mit ihrem geträuen Diener Valikules (dem wir / wie er weis /mit Königlichen Gnaden gewogen sind) diese Reise auff sich zunehmen / haben wir solches keines weges tadeln wollen; nur tuht uns wehe / dz sie in gar zu unwirdiger Kleidung / wie gesagt wird / sol hingereiset seyn; welches / da wirs in erfahrung gebracht / haben wir nicht unterlassen sollen / ihr durch unsern Hoffmeister Bagophanes nachzufragen / welcher uns aber zur betrübten Zeitung gebracht / daß er eure Liebe nicht habe antreffen können / sondern von Feinden verrähterlich überfallen und geschlagen sey Daher wir Zeigern dieses / unsern lieben geträuen Sysimithres abfertigen / ihre Kleider und Kleinot /auch daneben noch ein absonderliches / alles zur bezeugung ungefärbeter Liebe / nachsenden / und dabey sie freundlich ersuchen wollen / auffdas ehiste mit ihrem freundlichen lieben H. Bruder und Oheim sich bey uns unwägerlich einzustellen / damit unser beschlossenes /und so münd als schriftlich bestätigtes Beylager (auff dessen Feyr Königlich zubereitet wird) könne gehalten / und euer Liebe die GroßKönigliche Kron auffgesetzet werden; und wie wir uns hierzu gänzlich verlassen / also verbleiben wir derselben zu ehelicher Liebe uñ Träue stets ergebener.

 

Artabanus.

 

So bald der Gesante die ganze Verlesung des Schreibens merkete / ließ er alle Sachen zu ihren Füssen niedersetzen / nur das einzelne Kleinot reichte er verschlossen über. Sie hingegen baht ihn / einen geringen Abtrit zunehmen / damit sie sich einer beständigen Antwort erklären könte; ließ die ihrigen den Brief lesen / und kunten sich des kindischen Vornehmens nicht gnug verwundern. Sie liessen den Gesanten balt wieder fodern / welchen sie fragete / ob er etwan auch an ihren Herrn Bruder und Oheim einige Werbung hätte / könte er solche ablegen / und auff einmahl fügliche Antwort bekommen. Worauff er zu ihnen also anfing: Durchleuchtigste Fürsten / Hochberümte Helden; der unüberwindlichste König Artabanus entbeut euren Durchll. seinen Grus und Liebe /übersendet denen zugleich dieses Schreiben / und zweifelt nicht / sie als seine hochgeliebte Freunde /welche zu beleidigen er nie willens gewesen / auch nicht seyn wird / werden solches als ein unfehlbares Zeichen seiner guten Gewogenheit vermerken und auffnehmen. Seiner guten Gewogenheit? sagte Ladisla; gewißlich / Herr Gesanter / werdet ihr euch an uns irren; massen Artabanus euer König uns bißher nicht vor Freunde / sondern vor Leibeigene uñ Bettelbuben gehalten / die er als Hundejungen streichen zu lassen sich untersahen dürfen / dahin es aber wils Gott nimmermehr kommen sol. Dieser Rede nun wuste Sysimithres sich so verwundernd fremde zustellen / daß unsere Helden schier nicht wusten / wie sie mit ihm dran wahren. Ey ihr Durchll. Fürsten / sagte er / wie solte mein Allergnädigster König eine solche Untaht in den Sinn nehmen können / angesehen seiner hohen Vernunfft / und dz er mit euer Durchll. sich so nahe zuverschwägern gedenket? Meine gnädigste Herren wollen doch so ungleichen Argwohn von seiner Königl. Hocheit nicht schöpffen / ob gleich dessen Wiederwertige etwa falsche Brieffe oder ertichtete verleumdungen außsprengen würden / umb / eure Durchll. meinem grossen Könige abgeneigt zumachen / welcher trauen von euer vortrefligkeit viel zu hoch hält / wie ohn zweifel dieses Gnadenschreiben außführe wird. Herkules antwortete; Es müste uns sehr lieb seyn / wañ euer König solcher Schuld sich entbrechen / oder einiges Zeichen der Gewogenheit uns darlegen könte / da wir des wiedrigen seiner Leute Blut darstellen wollen / als unfehlbahre Zeichen. Zwar unter dem nahmen Valikules / nach welchem ich euch / Herr Sysimithres nicht werde unbekant seyn /habe ich mich über euren König nicht in allem zubeklagen; aber Herkules weis seiner guten zuneigung nichts rühmliches nachzusagen. Hier wuste nun dieser Fuchs abermahl seine Verwunderung darzustellen / ob Herkules und Valikules unter so ungleicher Gestalt ein einiger Mensch seyn solte; er aber wolte sich darüber mit ihm nicht zanken / sondern fragete / was Madates und andere Feldflüchtige ihm nachsageten. Welches er beantwortete; ihm wäre zwar vorkommen /daß etliche Parthische und Persische geringe Schaaren sich etwas gezauset / und beyderseits zimliche Schlappen davon getragen / daß aber ihre Durchll. solten mit eingemenget seyn / obs gleich von etlichen gesagt würde / könte mans doch nicht gläuben; und wüste er gewiß / daß wann seinem Könige vorkommen würde / dz etliche seiner Völker sich gegen sie feindlich bezeiget / müsten sie ohn alle Gnade es mit dem Halse bezahlen / weil des grossen Königes Gewogenheit gegen ihre Durchll. viel zu groß / und allen bekant währe. Gut Herr / sagte Ladisla / euch zugefallen wil ich etwas davon gläuben / aber gleichwol sonst nicht; nachdem meine Leute aus Charas mich weit ein anders berichten. Hieß ihn darauff ein wenig abtreten / so wolten sie das Schreiben verlesen / und sich auff eine Antwort bedenken. Sie funden aber diesen Inhalt.

Der grosse König Artabanus / entbeut dem gewaltigen Könige der Böhmen / Herrn Ladisla und dem mächtigen GroßFürsten der Teutschen / Herrn Herkules / seinen geliebten Freunden / Söhne und Schwägern Glük und Heyl. O der elenden Schwägerschaft / sagte Herkules mit einem Gelächter / welche nur im einbilden bestehet /und nimmermehr zuwerke kan gerichtet werden. Sie lasen aber weiter: Wir können uns nicht gnug verwundern / aus was Ursachen meine Freunde ihre Fräulein Schwester und Wase / unsere versprochene GroßKönigl. Braut / lieber durch hohe Gefahr zu sich fodern lassen /als sie auff ihrem Königlichem Schlosse besuchen wollen / angesehe der hohen Begierde / die wir gegen euch tragen / nicht allein in eure Kundschaft zukommen / sondern euer wirdigkeit nach euch zu ehren. Lasset ja unsere Wiederwertigen euch von uns nicht einbilden / was in unsern Sinn niemahls gestiegen ist; stellet euch nur ungeseumet ein / auff daß wir unsere Begierden an euch ersättigen mögen (daß möchte uns wol zu scharff fallen /sagte Herkules /) sintemahl unser fester unbewäglicher Schluß ist / daß unser geliebten Fräulein Herrn Bruder der Nahme eines großmächtigen Königes in Persen / Assyrien und Susiana; ihrem Herrn Oheim aber der Nahme eines Königes in Meden / Hirkanien und Baktriana erblich sol erteilet und bestätiget werden / da sie nicht als unsere Schwäger oder Söhne / sondern wie Brüder in gleichmässiger Gewalt / Macht und Ehre / mit uns herschen sollen; wollen auch nicht ruhen / biß ihnen solche Königreiche durch unser Schwert gewonnen und eingeräumet / die Wiederspenstigen und unrechtmässigen Besitzer aber erschlagen und abgestraffet sind. Dessen versichert sie ihr ganz geneigter und steter Freund Artabanus.

Nach verlesung reichten sie es dem Fräulein hin /welche es durchsehend / mit einem höflichen Gelächter sagte: die Worte sind gut / sagte der Wolff / aber ich komme den Bauren nicht ins Dorff; merke gleichwol / wann mein Herkules mich / uñ ich ihn abtreten könte / dürften wir des ergangenen endlich nach verzeihung erhalten. Aber mein Herr Bruder Ladisla hat sich wegen dieser unmögligkeit am meisten zubeschwere / weil ihm hiedurch der Nahme (freilich der Nahme und nichts mehr) eines mächtigen Königes in Persen entrücket wird; den er aber / wie ich weiß / lieber entrahten / als mit seiner lieben Freunde / GroßFürst Artaxerxes und anderer Schaden annehmen wil. Sie traten enge zusamen / und verglichen sich einer Antwort; und als Sysimithres wieder eingefodert wahr / gab ihm das Fräulein diesen Bescheid: Daß der grosse König Artabanus nicht allein freundlich an mich geschrieben / sondern mir auch meine Kleider und angehörige Sachen / nebest einem neuen Geschenk zugesand / daraus verspüre ich seine hohe Gewogenheit / werde es auch Zeit meines Lebens hochzurühmen wissen / und mich bemühen / daß seiner Königl. Hocheit Unglük und Gefahr ich abwenden helffe / und ihm alle Freundschaft / die ohn abbruch meiner Ehren kan geleistet werden erzeige; ein mehres wird mein gnädigster König / so lange er redlich ist / von mir nicht begehren / vielweniger fodern können. Weil aber Morgen alhie zwo Fürstliche Heyrahten sollen volzogen werden dafern Gott wil / und meine Herrn Brüder dabey seyn müssen / wird der Herr Gesanter eines Tages auffschub zur gebührlichen Antwort uns nicht verdenken / sondern als ein lieber und werter Gast sich mit dabey finden lassen / da ihm dann alle gebührliche Ehre geleistet werden sol. Sysimithres ließ sich dazu willig bereden / hoffend es würde alles nach seines Königes Willen gehen; baht aber sehr / es möchte dem Persischen und Medischen GroßFürsten der gelieferten Schreiben Inhalt vor seinem Abzuge nicht zu wissen getahn werden; welches ihm verheissen ward / und musten Tyriotes und Gallus ihm in seiner Herberge Geselschaft leisten / welche ihm allen Verlauff der geschehenen Entführung erzähleten. Sie aber gingen hin nach der Fürstlichen Geselschaft /gaben den beyden GroßFürsten die Schreiben zu verlesen / welche sich deren gnug zulacheten; doch /sagte Artaxerxes / ist mirs lieb / daß er durch Schaden klug wird / und Tugend besser achten lernet; hoffe daher / er werde forthin seine KinderRuhten ins Feur werffen / und nach einem Säbel sich umbtuhn. Nach gehaltener Mahlzeit baht Frl. Valiska die GroßFürstin Saptina / samt Fr. Roxanen und Frl. Barsenen / mit ihr zugehen / und ihre Kleider helffen außzulegen / da sie zu Fr. Roxanen sagte: Geliebte Freundin / ihr beschweretet euch neulich wege mangel der Kleidung zur Hochzeit / die uns Gott in gutem überflusse bescheret hat; und hätte mein Bräutigamb Artabanus mir dieselben zu mehr gelegener Zeit nicht schicken können; bekomme also mittel / meiner Freundin vor den Rok / welchen sie mir nach Charas vertraulich mit gab / einen andern zuzustellen. Des folgenden Tages putzeten die Hochzeiterinnen sich treflich aus; Frl. Valiska legte ihr schneweisses Kleid an / neben darzugehörigen Kleinoten / welches Artabanus ihr auff ihren Geburtstag verehret hatte; das neue überschikte Kleinot wahr ein Bruststük in gestalt einer Sonnen / die grosse Strahlen von sich warff / wann die rechte Sonne darauff schien; und dieses sagte sie /wolte sie an ihrem höchsten Ehrentage dem Könige Artabanus zugefallen tragen. Herkules bekleidete sich auch ganz weiß / und wolte Ladisla seiner Gewohnheit nach / ihm nicht ungleich seyn. Frl. Barsene muste von den Parthische Kleidern ein grün Güldenstük / mit den schönsten Rubinen stark besetzet / anlegen / weil ihr Bräutigamb sich in solche Farbe gekleidet hatte. Als sie miteinandern nach dem grossen Saal gingen / liessen sie den Parthischen Gesanten / aller Ursach ungemeldet / fodern / welcher /da er alle Anwesende so treflich gekleidet / und Frl. Valisken neben Herkules in solcher Pracht sahe / sich dessen nicht wenig verwunderte; hatte doch niemand den er fragen durfte / sondern sahe / daß unsere Helden / und alle / so des Christlichen Glaubens wahren /in ein Nebengemach traten / biß Pharnabazus mit seinem Fräulein nach Heidnischem Gebrauch getrauet wahr; hernach sich in voriger Ordnung einstelleten /und Herkules die Anwesenden also anredete: Großmächtige / Durchleuchtige / Wolgebohrne / auch ädle / hochwerte Herren / Freunde und Freundinnen; nachdem der grosse Gott Himmels und Erden mir unwirdigen mit so grosser Gnade erschienen / daß ich das Durchleuchtigste Fräulein / Frl. Valisken / gebohrnes Königliches Fräulein aus Böhmen / aus dem fest verwahreten Schlosse ihrer Gefängnis zu Charas erlöset /und aber schon über drey Jahr mit derselben ehelich versprochen bin / als ist mein jetziger Vorsaz und Wille / auff teils eingehohlete / teils gegenwärtige Bewilligung ihrer Fr. Mutter / der Großmächtigsten Königin in Böhmen / und ihres Herrn Bruders / des auch Großmächtigsten Königes daselbst / heut diesen Tag mein hochzeitliches EhrenFest anzustellen / und solche unsere Ehe nach Gebrauch unsers Glaubens durch einen Lehrer oder geistlichen Vater einsegnen zu lassen / damit ich dem Parther Könige Artabanus in der Taht zeigen möge / daß er unbilliger weise dasselbe besitzen wolle / welches keinem Menschen in dieser Welt / als allein mir / mit rechte zustehet; und er also dereins ablassen möge einem Gemahl nachzutrachten / die einem andern schon vermählet ist. Wann ich aber dieses alte Recht zu meiner längst versprochene Frl. Braut nicht hätte / und König Artabanus nicht als ein Gewaltähtiger / sondern als ein höflicher König sie vor erst würde in freien Stand eingesetzet / und nachgehends ihrer Frau Mutter und anderer Blutverwanten Bewilligung gebührlich gesucht haben / solte er von mir unverdrungen blieben seyn. Weil er aber mit Gewalt verfuhr / das Fräulein in eine Gefängnis versperrete / und uns durch Schreiben gebieten wolte / seine Heyraht gutzuheissen / ja ihn noch wol mit einem Fußfalle zu bitten / daß er sie ehelichen möchte / auch überdaß / wie gesagt / mein Anspruch zu diesem Schatze viel zu groß wahr / hat man sich an dieser Seite billich bemühet / eine unschuldig Gefangene loßzuwirken / damit sie nicht in Laster und Ehebruch gerahten / sondern ihrem verlobeten Bräutigamb ungekränket zugeführet werden möchte. Dieses / Herr Gesanter / werdet ihr eurem Könige zur Antwort überbringen / und ihm die lautere Unmögligkeit seines ansuchens darlegen / dessen er nach diesem müssig zugehen / sich wol besinnen wird / wo er sonst nicht seinen Wiz und Verstand gefressen hat. Was seine entschuldigung betrift / daß er meinem Bruder /Könige Ladisla und mir / stets wil gewogen gewest seyn / und nie keinen Schimpf zugelegt haben / möchten wir vielleicht vor ein Zeichen seiner bereuung außlegen / wans ihm ernstlich währe / aber aus dem Sinne wird er uns nicht schwetzen / was durch so vieler außsage mitten in der Geisselung beständig bejahet ist / ja mit so viel vergossenem Blute versiegelt. Wir wollen aber / wann wir eures Königes beständige Freundschaft weiter erfahren / alles Schimpfs und Hohns vergessen / und zwischen ihm und seinen Fürsten uns als Mitler gebrauchen lassen / daß er derselben Freundschaft weiter geniessen könne / und nicht Ursach habe / neue Persische und Medische Könige zuwählen / worauff er vielleicht schon möchte bedacht seyn. Als er zu reden auffgehöret / fing Frl. Valiska an: Ja Durchleuchtigster GroßFürst Herkules; ich gestehe vor dieser HochFürstlichen / auch sonst ansehnlichen Geselschafft / daß euer Liebe ich von solcher zeither verbunden bin / auch nie kein mahl anders gesinnet gewesen / als euer Liebe meine schuldigkeit zu liefern / oder einer andern getzwungen Heyraht (die nicht anders als ein Ehebruch seyn können) durch einen ehrlichen Tod vorzukomen. Zwar König Artabanus hat mich genöhtiget / ihm die Ehe zuversprechen / aber weil es wieder Recht und billigkeit /auch wieder meinen Willen und aus Zwang geschehen / wird ein jeder redlicher Mensch mich davon loß und frey sprechen; ja König Artabanus selbst kan mir nichts anhaben / in betrachtung / daß er wieder Hand und Siegel gehandelt / und vor außgang der bestimmeten Wochen bey mir angesuchet hat. So danke ich nun billich dem allerhöchsten Gott / daß er meinem versprochenen Bräutigam das Glük verlihen hat /mich loß zu machen / welches nicht weniger Könige Artabanus als mir selbst lieb sein sol; gestaltsam mein ganzes vornehmen / im fall ich ihm hätte zugeführet werden sollen / auf seinem / oder ja unser beyder Tode bestund / so das mit einem Messer / welches ich in meinem Luftweher verborgen trug / ich ihm das Herz im Leibe wolte gesucht haben / wann er mich hätte berühren wollen / was mir gleich drüber begegnet währe. So saget nun / Herr Sysimithres / dieses alles eurem Könige / und daß ich einen Abscheuh und Greuel an ihm habe / als lange er mich zu seinem unkeuschen Willen suchet; saget ihm / er möge sich an seines Sohns Gotarzes Unfal spiegeln / dem ich mich / währe ich unversaget gewesen / viel lieber als dem Vater gegönnet hätte; aber er muste durch diese Hand am Leben gestrafft werden / als er mir ungebührliche Sachen anmuhtete / wie König Artabanus wol weiß /ob ers gleich keinen Menschen wissen lässet. Kurz davon zu reden / ihr sehet / Herr Gesanter daß eures Königes Heyraht mit Valisken oder Herkulisken nur in blosser Einbildung bestehe / weil ich ihrer zween nicht auff einmahl freien kan. Dieser hatte bißher als ein Verwirreter zugehöret / sahe daß er recht genarret wahr / da man ihn / andere zunarren außgeschikt hatte; auch daß seines Königes Hoffnung gar im Brunnen lag / und wuste nicht / wie ers best angreiffen solte. Er hatte den an Fürst Herkules absonderlichen Brieff noch bey sich / sahe aber wol / daß er ihn wieder muste zurük tragen; endlich fassete er ein Herz / und stellete eine Frage an: Ob nicht zuerhalten stünde / daß die Vermählung biß dahin aufgeschoben würde / und er mit schnellen Pferden seinem Könige solches hinterbrächte; dessen Herkules lachete / und zur Antwort gab: GuterFreund; hiemit würde so wenig eurem Könige als mir gedienet seyn; dann vor erst höret ihr ja / daß das Fräulein lieber sterben als ihn ehelichen wolle; hernach versichere ich euch /wañ euer König mir gleich seine Herschaft abtreten /und Indien darzu schaffen könte / gäbe ich ihm doch diesen Schaz nicht drumb. Ladisla kunte sich nicht wol mässigen / und fing an: Höret Sysimithres; wañ ich wissen solte / oder einige furcht hätte / dz Artabanus (der durch sein falsches auf Schrauben gesetzetes Schreiben mich ja so hoch / als durch den Ruhten-Schimpff beleidiget) meiner Frl. Schwester teilhaftig werden solte / wolte ich gleich diese Stunde mein Schwert durch ihr Herz stossen / umb daß sie nicht selbst Mörderin an ihrem Leibe werden dürffte; diesem meinem Bruder / dem GroßFürsten aus Teutschland wolte ich sie lieber zur Leibeigenen / als eurem Wüterich zum herschenden Gemahl geben; dann wir unsers Orts sehen im Heyrahten nicht auff äusserliche Macht / sondern auff Tugend / deren euer König so nottürfftig ist / daß andere Fürsten sich schäme / von ihm einigen Befehl mehr anzunehmen. Ist er dann mit dieser Heyraht nicht zufrieden / ungeachtet er ja nicht die allergeringste befugete Ursach der Einsprache hat / so lasse er uns nur wissen / was er dagegen vorzunehmen willens sey / alsdann sol er uns ohn Antwort nicht finden / er begehre sie gleich Münd- oder Schrift- oder Ritterlich. Foderte hiemit den Christlichen Lehrer herzu / welcher die Vermählung in Sysimithres beywesen verrichtete. Bey dem Hochzeitmahl ward derselbe als ein Königlicher Gesanter gar oben angesetzet / und beyde Fürstliche Bräute ihm zur Seiten; da unsere Helden und Pharnabazus sich gnug freundlich gegen ihn stelleten / aber Artaxerxes und Phraortes tahten / als ob sie ihn nicht sähen; liessen sich doch keines unwillens merken / und hatten allerhand unterredungen von außländischen Sachen. Den Tanz fing Ladisla mit seiner Frl. Schwester an / führete sie hernach seinem Herkules zu / der sie dem Gesanten brachte / zu welchem sie sagete: Jezt wil ich mir einbilden / als tanzete ich mit meinem allergnädigsten Könige / als dessen Hocheit ich / ausserhalb ehelicher Liebe / von Herzen gewogen bin / weil er dannoch auff mein heftiges ansuchen sich zur Zucht und mässigkeit hat anweisen lassen / daß ich Gott Lob / meine jüngfräuliche Ehre vor ihm erhalten; möchte wünschen / daß er sich meiner begeben könte / wie er dann nunmehr wol tuhn wird. Ihr seid des verstandes / mein Herr / daß ihr ihm sein blindes Vornehmen wol außreden werdet / damit er durch diese Unbedachtsamkeit sich nicht gar ins Verderben stürze / welches ich ihm nicht gönnen wolte. Sysimithres wünschete dieses selbst / sagete / er wolte hoffen /sein König würde sich finden / wann ihn nur der Spot nicht zu sehr höhnete / daß seine vermeinete Braut bey seinen ärgsten Feinden dem Persen und Meden auffgehalten und verehelichet würde / die hernähst ohn zweifel dessen schwere Straffe zugewarten hätte; sein König Artabanus währe von solcher Macht / daß der Römische Käyser sich vor ihm fürchten müste /daher er seinen Lehnträgern solche bespottung nicht zu gute halten würde. Das Fräulein antwortete ihm: Sie hätte der Fürsten Sache wieder den König nicht zu verfechten / nur dieses möchte er wol wissen / daß die Parthen finden würden was sie wol nicht sucheten; und wañ diesen Fürsten wegen ihrer Heiraht solte zugesetzet werden / dürften wol ihr Bräutigam und Bruder so bald noch nicht räumen / die sonst ehisten Abscheid zunehmen gesinnet währen. Der Gesante wolte sich weiter nicht einlassen / sondern hielt an umb Morgenden Abschied uñ schriftliche Antwort / welches sie ihm zu werben verhieß. Am späten Abend wurden beyde FürstlicheBräute ihren Gemahlen zugeführet / ungeachtet die Böhmische wol der kühnheit gewesen währe / ohn begleitung zu ihrem Herkules zugehen; wie dann ihr Bruder sie damit auffzohe / und sie es mit dem wunsche beantwortete / daß sie nur bald zu Padua anlangen möchten. Libussa hatte Frl. Klaren aus Teutschland Brustbildichen / eines guten Tahlers breit / sehr wol gemahlet / und mit dero untergezeichnetem Nahmen / von ihr zum Gedächtnis empfangen / welches sie diesen Abend ohn gefehr fallen ließ / und von Arbianes gefunden ward / der aus dem Nahmen sahe / wessen Bilde es wahr / und verliebete sich dergestalt daran / daß man ihn nachdem eine zeitlang nicht frölich sahe. Des folgenden Morgens gab man Sysimithres abscheid / und keine fernere Antwort / als einen schriftlichen Beweiß / daß er zwey Schreiben an gehörigen Ort wol eingeliefert / und darauff mündliche Antwort empfangen hätte / welche er seinem Könige / vermöge seiner Pflicht wol anzeigen würde. Fürstin Valiska aber schikte dem Gesanten bey Kleofis eine trefliche güldene Kette zur verehrung / die er mit dank añam / uñ ihrer Durchl. dabey zugedenken sich erboht. Tyriotes hatte sich in Fr. Valisken Kammerjungfer Amestris verliebet / welches er Leches zuverstehen gab / der ihm so wol zu hülffe kam /daß sie ihm des dritten Tages hernach beygelegt ward; und weil er sich schon etlichemahl im gefechte wieder die Feinde rühmlich verhalten hatte / schenkete ihm Pharnabazus eine freie Herrschaft in Susiana / und gab ihm 6000 Reuter zuführen / die er so wol abrichtete / daß unter allen Susianern ihres gleichen nicht wahr. Also lebeten sie alle miteinander / Herr und Knecht / in täglicher fröligkeit / ohn der elende Orsillos muste sich immerfort mit schweren Ketten schleppen / und die unflätigste Arbeit bey sehr geringer Speise verrichte / wobey ihm täglich die Peitsche gegeben ward / und ihm noch das unerträglichste wahr /daß er nicht eins um erleichterung anhalten durfte /biß endlich des dritten Tages in dem Hochzeitfeste /als er den Köchen Holz spaltete / Libussa ihn ersahe /und durch Timokles forschete / was vor ein Mensch er währe; welchem er sein Unglük zuerkennen gab / und sehr kläglich baht / ihm ein untertähnigstes Bitte-Schreiben an die junge GroßFürstin Valiska auffzusetzen / daß sie vor ihn bey seinem Herrn Fabius umb linderung der Straffe / oder da es möglich / umb vorige Freyheit gnädigste Vorbitte tuhn möchte. Libussa wahr ohndaß mitleidig / übergab solches Schreiben ihrer Gn. Frauen bey der Mahlzeit / welche es öffnete / und folgenden Inhalt lase:

Ich der ehmahls verwägene / nun eine Zeit her hart büssende / und mit Ketten schwer beladene Orsillos /falle vor der höchstberühmeten Barmherzigkeit der Durchleuchtigsten GroßFürstin Frau Valiska in tieffester reue meiner groben Sünden nider / und bitte alleruntertähnigst / dieselbe wolle lauter umb Gottes willen mein Elend allergnädigst ansehen / und bey meinem ungnädigen hocherzürneten Herrn / Herrn Fabius / durch ihre kräftige Vorbitte mir allerelendesten Menschen zu hülffe kommen / damit dessen harter Zorn möge gelindert / und ich der schweren Ketten erlassen werden / weil seiner Gnaden ja mit meinen unnützen Diensten nicht gedienet ist / und ich meine begangene Boßheit nicht / als durch anzeigung eines herzlichen wehleidens büssen oder ersetzen kan. Dieses wird der Himmel selbst eurer Durchl. vergelten / und ich wil solche Hochfürstliche Woltaht Zeit meines Lebens zu rühmen unvergessen seyn.

 
Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
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