ich wie eine StekRübe hinweg hauen wil; und gefält es Euer Gn. so übergebe sie mir dieses Bübichen allein; Er müste mir warlich nicht entrinnen /wann seiner gleich ein halb dutzet währe; dann mein kleinester Finger ist kräfftig gnung ihn zu erwürgen. Valikules hatte schon diese Erklärung gefasset / daß da man ihm die Freyheit der Hände würde gewegert haben / einem Schergen das Schwert zunehmen / und im Gemache sich mit ihnen herumb zuhauen; weil er aber Charidemus Einwilligung mit Herrenfreuden vernam / enderte er sein Vorhaben / und rieff seinen Heyland in höchster Andacht an / Er möchte ihm Stårke und Krafft verleihen / sein Vorhaben zuvolbringen /gedauchte ihn auch / nach ausgelassenen Seuffzen /ihm würde ein sonderlicher Trost und innigliche Freudigkeit ins Herz gegossen. Als er zur Tühr hinaus treten solte / sagte er: Hochädle Frau / ich bin schuldig /euch vor die erzeigete Gunst und Vorbitte demühtig zu danken / zweifele auch nicht / der allerhöchste Gott werde es euch reichlich vergelten / daß ihr einem ehrlichen Ritter die schimpflichen Bande abgenommen habt / welche ich in Warheit mehr als die gesprochene Urtel gescheuhet habe / weil in meinem Vaterlande Ketten und Bande ungleich mehr schänden als das RichtSchwert. Der Frauen stunden die Augen voll Wasser / kunte vor mitleiden kein Wort sprechen /durffte auch wegen Charidemus gegenwart nicht /welcher sie hart und verächtlich hielt; Wiewol sie nicht unterließ / ihm eine sehr freundlichen Blik zuverleihen / und hiemit zuverstehen gab / wie geneiget sie ihm währe. Also ward er zwischen zween Henkersbuben hingeleitet / welche viel Gespöttes und unkeusche Reden gegen ihn trieben / daß ihm das Herz im Leibe blutete. Charidemus ließ im ganzen Flecken bey Lebensstraffe verbieten / daß kein Mensch mit hinaus gehen / uñ die Volstreckung des Gerichtes ansehen solte / ohn die darzu verordnet währen; dann ihm wahr leide / Valikules würde ihnen anzeigen wer er währe / da einer oder ander aus Hoffnung eines Geschenkes es nach Rom an den Käyser berichten dürffte / und er darüber in Ungelegenheit kähme. Als sie von der Steige in den Schloßplatz kahmen / nahmen die beyde übrige Schergen den gebundenen Gallus zwischen sich / welcher bißher in seinem Gebeht zu Gott gestanden wahr / und denselben mehr umb Herkules als seine eigene Erlösung anrief / weil er bekennete / eine solche Straffe durch sein voriges übeltuhn wol verdienet zu haben; jetzund aber fragete er /wohin man mit ihnen wolte; da sein Herr ihm antwortete: Mein frommer geträuer Knecht / unsere Zeit ist kommen / der halben laß uns ein Herz fassen / daß wir willig und gerne sterben; Wir haben ja noch die Ehre / daß wir von diesen vier tapfferen geherzten Männern / und nicht von schlimmen schwachen Buben den Tod annehmen werden. Diese vier Schelmen dauchten sich groß / da er ihnen dieses Lob erteilete / und sagte der vornehmste zu ihm: Nun junger /du solt dieses Worts geniessen / daß ich dich nicht lange peinigen / sondern so bald wir auff den Platz kommen / dir im Augenblik davon helffen wil / daß du Todesschmerzen nicht empfinden solt. Charidemus hatte IIX Dienern befohlen / mit hinaus zugehen / und dem Gerichte zuzusehen / unter denen auch dieser wahr / welcher unsern Held ins Angesicht geschlagen hatte; Sie gingen aber auff die 50 Schritte hinter ihnen her / daß sie nicht hören kunten / was er mit den Schergen redete / da er zu ihnen sagete: Ihr guten Leute habt mir versprochen / ohn Peinigung mich niderzuhauen / davor ich mich dankbar erzeigen wil /massen ich ein geldreicher Herr bin / und grosse Baarschafften habe; Vor dißmahl ist mir aber nichts übrig blieben / als dieser köstliche Ring / welchen ich euch schenke / und zu allem Danke vor 800 Kronen verkaufft werden kan / welche Gelder ihr unter euch brüderlich teilen sollet; lasset aber bald nach meinem Tode entweder einen eures Mittels / oder sonst einen geträuen Menschen nach Padua an den Stathalter ablauffen / und ihm nur mündlich sagen: Der junge Ritter mit den gelben Haaren / welcher sich eine zeitlang bey ihm aufgehalten / liege bey etlichen Räubern gefangen / die ihn ohn Erlegung 6000 Kronen nicht loßgeben wollen; habe deswegen diesen abgeschikt / solche Gelder alsbald zuhohlen; Zum Wahrzeichen; daß er ihm bey seinem lezten Abscheide einen köstlichen Ring verehret hätte; ich versichere euch / sagte er / es wird auff dieses Wort das Geld stündlich ausgezahlet werden. Die Schergen wahren arme Bettel Buben /hatten bey ihrem Herrn kaum das liebe Brod; Sie sahen den glänzenden Ring / und gefiel ihnen derselbe wol / wurden auch der übrigen Verheissung so froh /daß sie vor Freuden auffsprungen. Sie traten zu ihm /bohten ihm die Hand / und bahten / er möchte ihnen verzeihen / daß sie gezwungen würden / ihn und seinen Diener hinzurichten. Ich vergebe es euch gerne /sagte er / wann es nicht anders seyn kan; doch möchte ich euch wol einen Vorschlag tuhn / wann er euch gefallen könte: Höret / wie dünket euch / wann ihr mir das Leben geschenket / und in aller Eile mit mir nach Eliß gelauffen währet / da wolten wir vor eurem unbarmherzigen Herrn schon sicher seyn / und daß er unser Flucht nicht so bald inne würde / wolten wir unsere acht Nachfolger durch Zwang vor uns hintreiben / daß sie mehr als den halben Weg mit uns lauffen solten; währen wir dann zu Elis / so währe wir schon sicher / und wolte ich darauff euch zu reichen Herren machen / dessen ihr mir wol trauen möget. O nein /sagte der ansehnlichste / das sind Dinge von nichts /wir können so nicht davon lauffen / und unsere Weiber und Kinder zur Straffe hinter uns lassen; überdas ist unser Herr so mächtig / daß er nicht ruhen würde /biß er dich und uns durch den schändlichsten Tod hingerichtet hätte; must demnach solche Gedanken nicht fassen / sondern bey deiner freimühtigen Erklärung zum bevorstehenden Tode verbleiben. Er gedachte in seinem herzen: Wolan / ich habe dein Leben zu retten gnug getahn; wolte auch umb Verdachts wille nicht weiter darum anhalten / sondern sagete: Ihr guten Leute sehet wol / dz das Leben lieb ist; wann euch aber mein Anschlag nicht gefallen wil / muß ich wol zufrieden seyn / und den Tod annehmen / wie ich mich demselben schon ergeben habe; Vergesset nur nicht die versprochenen Gelder zu Padua abzufodern /und tuht mir noch diesen Gefallen / dz mein Diener auch auffgelöset werde / und ohn gebunden sterben möge; ich wil euch gut davor seyn / daß er euch nicht entlauffen sol / dann er ist ohn das übel zu fusse. Es sol die Einfoderung nicht vergessen werden / sagete der vorige Scherge / und daß du sehest / wie günstig ich dir bin / wil ich deinen Diener alsbald auflösen; seines entlauffens befurchte ich mich ganz nit / massen ich dergestalt hinter ihm anklopffen würde / daß ihm das lauffen schon vergehen solte; dann wie groß und schwer ich bin / habe ich doch mannichem guten Pferde mit lauffen angewonnen / und mannichen Groschen damit verdienet; schnitte unter diesen Reden die Stricke von Gallus Armen loß / und ließ ihn also frey zwischen den beyden andern Schergen gehen. Dieser merkete schon / mit was Vorsatz sein Herr umging /empfand eine grosse Freude in seinem Herzen / und gab genaue acht / wie ers angreiffen würde. Hingegen ließ Valikules sich im geringsten nichts merken / sahe sich etliche mahl nach den folgenden Dienern umb /und ward gewahr / daß nur ihrer zween SeitenGewehr / die übrigen weisse Stäbe hatten. Er sahe die stelle /da er den Ritter erschlagen hatte / nicht weit mehr seyn / uñ sagte zu den Schergen: Ich merke wol / je näher man dem Tode ist / je mehr man sich vor ihm fürchtet. Dieser wolte ihm ein Herz einsprechen / und sagte: Ey der Tod ist so bitter nichtbleibe du nur fein beständig in deiner Herzhaftigkeit / ich wil dir geschwinde davon helffen / daß du des Todes nicht mehr als eines geringen Dornstiches empfinden solt. Das wil ich tuhn / sagete er / und meinen einmahl genomenen Vorsaz nicht brechen; aber wie mag es kommen /daß euer Herr so wenig Zuseher verordnet hat? Das können wir nicht wissen / antwortete der Scherge / es möchte dann seyn / daß er dieses Gerichte nicht wolle ausgebreitet / sondern verschwiegen haben. Ich bin dessen auch zufrieden / sagte Valikules; kehrete sich damit umb nach Gallus / welcher hinter ihm her geleitet ward / und sagete zu ihm: Mein ehrlicher Diener /entsetze dich nicht vor des Schwertes Schärffe / sondern nim von mir ein Beyspiel / weil es mir doch zum ersten gelten sol. Sie gingen hierauf etwa noch XXX Schritte fort / da ersahe Valikules seine Gelegenheit /und sagte: Nun ihr guten Gesellen; hie wird die städte seyn / da man ohn blutvergiessen nit bleiben kan; aber was wollen dorten unsere Zuseher anfangen? Dieses sagte er zu dem Ende / daß die Schergen sich darnach umbsehen solten / wie auch geschahe / daher Herkules einen freien Griff hatte / reiß dem vornehmsten / der ihm zur rechten Hand ging / das Schwert von der Seite / und hieb den andern / der seines zuzücken anfing / im Augenblik nider; ergreiff dessen Schwert / und machte sich nach Gallus Gleitsleuten /deren einem er den Kopff spaltete / und seinem Gallus das ander Schwert reichete. Der vornehmste Scherge entsetzete sich hierüber / daß er sich nit besiñen kunte / der vierte aber taht einen Sprung zurücke / entblössete dz Schwert / und sagete; O ihr Schelmen / sind daß eure gute Worte? fing hierauff an / mit Valikules sich umbzutreiben / und bekam der vornehmste des andern ertödeten Schwert auch / damit er auff Gallus ganz grimig und verwägen ansetzete; es erschraken aber die acht Nachfolger über diesem Gefechte dergestalt / daß sie weder hinter sich lauffen noch vor sich gehen kunten. Valikules sahe / daß Gallus seinem Manne nicht gewachsen wahr / und demselben nur stets außweichen muste / ward mit seinem aber bald fertig / und trat dem vierden entgegen / da er Gallus befahl / die acht Diener wol in acht zunehmen / dz ihrer keiner entrüñe. Dieser wahr gehorsam / ging zu ihnen hin / und rieff ihnen zu / da ihrer einer fliehen /oder sich regen würde / solten sie alle sterben. Wodurch sie geschrecket / stille stunden / und auf seinen Befehl sich nider auff die Erde legeten. Der übrige Scherge hatte einen Muht gefasset / und ging mit unmenschlichen Hieben auff Valikules loß / der ihm anfangs nicht beschädigen wolte / sondern nur außweich / und ihm Gnade anboht; wovon aber dieser durchaus nicht hören wolte / sondern ihn erschreklich schmähete / nebest Dräuung / wie grausam er mit seinem Leichnam geberden wolte; welches er aber wenig achtete / und ihm zur Antwort gab; ich sehe wol / daß dich Gott nicht långer wil leben haben / noch dir gönnen / daß du dich berühmen sollest / einen Fürsten unter deiner Gewalt gehabt zu haben; Und als ersahe /daß dieser mit einem quehrhiebe sich verhauen / und allerdinge sich bloß gegeben hatte / taht er einen Schlag mit aller Macht auff ihn / und hieb ihn mitten im Leibe ab. Gallus sahe diesen Streich mit höchster Verwunderung an / zu dem sich Valikules alsbald verfügete / und die acht Diener unter harter Bedräuung befragete / zu was Ende sie mit heraußgangen /uñ ob sie von ihrem Herren eigentlich darzu befehlichet währen. Der furchtsameste unter ihnen fing an: Mein Herr / es hat H. Charidemus diesem im ledern Kleide befohlen / selb achte mit heraus zugehen / welcher uns darzu beruffen / daß wir uns an diesem Schauspiele ergetzen solten. Valikules kennete den gezeigeten / daß er eben von demselben ins Gesicht geschlagen wahr / ergrimmete über ihn / und sagte: Du ehrvergessener Schelm / warumb schlugestu mich / da ich gebunden wahr / und ich dich doch im geringsten nicht beleidiget hatte? ich hoffe aber nicht / daß du dich dessen lange berühmen solt / du habest einen Fürsten so hoch beschimpfet. Trat mit Gallus ein wenig abseit / und sagte: Lassen wir diese Buben leben / so lauffen sie alsbald hin / und verrahten uns /da wir von Reutern bald möchten eingehohlet und ergrieffen werden; ist also besser daß sie sterben / als unsers todes eine neue Ursache seyn; tuht demnach zur Sache / und richtet sie hin / meine schlimmen Zuchtmeister aber am ersten / und die zween blödesten lasset Leben. Gallus verrichtete dieses in kurzer Zeit / und ließ sich durch kein bitten bewägen / dann er trug die gröste Erbarmung mit ihm selbst. Zu den beyden übrigen aber sagete Valikules; geschwinde auff / und lauffet mit uns / sonst müsset ihr sterben. Diese wahren hierzu willig / uñ hüpffeten vor ihm her des Weges nach Eliß zu. Gallus sahe seines Herren Ring an des abgehauenen Schergen Finger stecken /nahm ihn zu sich / und folgete nach; sie hatten sich aber mit der erschlagenen Diener ihrem Seitengewehr versehen / weil sie bequemer wahren / sich im nohtfalle damit zu schützen / und lieffen das Gehölze auffs schnelleste hindurch / daß die beyden Knechte endlich aus grosser Mattigkeit niderfielen. Gallus sties sie an / noch weiter zu lauffen; aber Valikules sagte / lasset sie immerhin liegen / ich spüre es an meinen Beinen wol / daß sie so geschwinde nicht sollen zurük eilen. Wir aber haben Gott unserm Heylande wol zu danken / welcher uns vor dißmahl so ganz gnädig und wunderlich errettet hat. Sie höreten nicht auff zu lauffen /als lange sie des vermögens wahren / biß sie an eine Bach kahmen / in welcher sie die Hände abkühleten /und nachgehends einen Trunk daraus tahten. Gallus riet / sie wolten sich mit ihrem Kunststaube verstellen / daß man sie nicht kennete / welches er ihm wol gefallen ließ / strichen ihre Hände / Haar und Angesicht an / und die weil solches trocken ward / und die Farbe von der Lufft und Sonne empfing / verrichteten sie ihre herzliche Danksagung zu Gott / und bahten / daß er ihnen ferner behülfflich seyn wolte. Nach geendigtem Gebeht traten sie wieder auff ihre ermüdeten Füsse / und höreten nicht auff zu gehen / biß sie in ihrer Verstellung bey einem unbekanten Wirt einkehreten / und durch Speise und Trank ihre matten Geister labeten. Den mehrenteil der Nacht brachte Valikules mit Gebeht und Danksagung zu Gott hin / legte hernach fleissig über / wie ers weiter anzuschlagen hätte. Zwar sein Vorsaz / das Fräulein zu suchen /kunte nicht gebrochen werden; hingegen wahren die Lebensmittel fast vergriffen / und würde nicht viel übrig blieben seyn / wann zwey gute Ritterpferde und andere gebührliche Rustung solte eingekaufft werden; daher ward er zu Raht / seinen Gallus in angestrichener Gestalt alsbald nach Padua zu senden und etwa 10000 Kronen von Libussen ingeheim abzuhohlen /welche Herr Kornelius auff sein Schreiben wol verschiessen würde. Dieses ward desselben Morgens ins Werk gerichtet / da Gallus in Kauffmans Kleidung auff einem Klöpper sich nach Korinth machete / daselbst mit dem ersten Schiffe fortzugehen / oder eines vor sich zu dingen. Als er nun daselbst sich am Hafen befand / sahe er ohngefehr Fabius und Leches am Ufer gehen / dessen er erschrak / und sich zuverbergen suchete; weil ihm aber einfiel / daß er verstellet wahr / ritte er kühnlich zu ihnen hin / und nach gebehtener Verzeihung fragete er / ob das Schiff bald nach Italien fahren würde. Fabius antwortete: wann es ihm eilig währe / muste er nach anderer Gelegenheit sich umbtuhn; fragete ihn hernach / woher er kähme / und was gutes neues er hätte. Dieser antwortete: Er kähme gleich her aus der Landschafft Eliß / jenseit der Hauptstad desselben Landes / welche auch Eliß geneñet würde / und hätte wegen seiner Handelung in Italien hochnöhtig zuverrichten / da ihm auff der Eile alle seine Wolfahrt stünde; Neues währe nichts sonderliches / ohn dz neulich die Olympischen Spiele gehalten / und er vor wenig Tagen ein elendes Gericht gesehen / etliche wenig Meile disseit der Stad Eliß /woselbst ein überaus schöner junger Mensch mit lange gelben Haaren im Ritterlichen Kleide / nebest noch einem Manne der ein röhtliches Haar gehabt /zum Tode währen hinaus geführet worden / dessen er noch diese Stunde nicht vergessen könte; die Ursach hätte er nicht erfahren mögen / als daß ihm gesagt währe; der junge Ritter hätte einen überaus streitbahren Griechschen Herrn im offentlichen Kampfe erleget / und währe nachgehends durch List gefangen worden. Fabius erschrak hierüber daß er zitterte / und sagete zu Leches: Die Götter verhüten gnädig / daß es nicht Herr Herkules gewesen sey / dann Gallus wahr solcher Farbe / wie sein Geselle beschrieben wird. Er fragete alsbald diesen vermeinten Kauffmann / woher er dieses wüste / und wovor er diesen jungen Ritter hielte. Wer er eigentlich gewesen / antwortete er /weiß ich nicht / nur daß gesagt wird / er währe vor weniger Zeit aus Italien mit einem Kaufmanns Schiffe kommen / hätte auch einer weiten Reise gedacht die er vorhätte / ümb einen verlohrnen sehr lieben Freund zusuchen; Daß ich aber die Warheit sage / dürfen meine Herzen nicht zweifeln / weil ichs mit Augen angesehen / daß sie von vier Schergen zur Gerichtsstat geführet wurden / wahr auch willens des Endes zuerwarten / welches mir aber von den Schergen mit höchster Bedräuung verbohten ward / und durffte kein Mensch / als etliche darzu bestellete Diener zusehen. Fabius gehub sich als ein verzweifelter Mensch / ließ einen schweren Seuffzen aus / und flossen ihm die Trähnen über die Backen herunter. O ihr Götter /sagte er / es ist bey meinem äyde niemand anders gewesen / als Herr Herkules. O du Ausbund des ganzen menschlichen Geschlechtes! hat dich ein nichtiger Henkersbube tödten / uñ dein Hochfürstliches Blut auff die Erde schütten müssen? so erbarme es die Götter! die ich schier der Ungerechtigkeit anklagen dürfte. Ich wil aber deinen Tod / du unvergleichlicher Held / mit solchem Grimme rächen / daß ganz Griechenland davon sol zusagen uñ singen wissen. Gallus kehrete Zeit solcher Klage sich von ihm / und wolte hinweg reiten; aber er rieff ihm nach uñ sagete: Guter Freund / ich werde euch nicht von mir zihen lassen; ihr müsset nohtwendig mit mir ümkehren / und mir den Ort dieses unseligen und verfluchten Gerichts zeigen / auff welchem ein mehres haftet / als ihr nicht gedenken möget. Dieser entschuldigete sich hoch / seine Wolfahrt wolte ein solches nicht leiden; es währe ein Kauffmann zu Ravenna ihm und andern / viel tausend Kronen schuldig / von dem gesagt würde / daß er ein Bänkchen machen wolte. Vor diesen Verlust wil ich haften / sagte Fabius; und das ihr wisset / mit wem ihr redet; Ich bin ein Römischer Gesanter / mit habender Volmacht / nach gut Befindung / nicht allein einzelne Leute / sondern ganze Gemeinen auffzufodern; weil nun dieser ermordete Ritter mir nahe verwand ist /werde ich gebührliche Straffe über seinen unschuldigen und hoch betraurlichen Tod ergehen zulassen /nicht ümhin können. Gn. Herr sagte Gallus / ich befinde mich schuldig zugehorsamen / bitte nur / daß die Reise nicht lange auffgeschoben werde. Hieran wird nichts mangeln / sagte er; befahl auch / daß Leches und Markus alle Kriegsknechte stündlich mit ihrem Gewehr und dreytägiger Speise aus dem Schiffe führen solten; welches ungestumet geschahe / und sich auff den Weg macheten / weil Fabius und seine Geselschaft mit ungläublicher Betrübnis und vorgenommenen Eifer der Rache eilig fortzohe. Gallus wuste den eigentlichen Weg nicht / führete sie gleich nach Elis zu / biß sie an den Nebenweg kahmen /wohin der Ritter unsern Held in den Wald geführet hatte / denselben nahmen sie vor sich / zoge durchs Gehölze / biß sie an die Stelle kahmen / wo die Schergen wahren nidergehauen / uñ etliche blutige Zeichen sich noch merken liessen; da Gallus zu Fabius sagete: Gn. Herr / dis ist der Ort / da die Henkersbuben den jungen Ritter führeten. Dieser ward des Bluts auff der Erden gewahr / daher ihm die hellen Zehren aus den Augen schossen / und des lauten Weinens nebest Leches und Markus sich nicht enthalten kunte; nachgehends mit wehemühtiger Stimme klagete: O du ädles /frommes und keusches Blut / hastu an diesem verfluchten Orte durch Henkers Schwert müssen vergossen werden? Nun du bist leider dahin / und lässest allen deinen Freunden ein immerwehrendes Trauren dahinten; aber ich wil dir alle dieselben zum Opfer schlachten / die Ursach und Hülffe zu deinem Tode gegeben haben; und müsse diese Gegend ewig verfluchet seyn / in welcher der ruhmwirdigste Held / den iemahls die Sonne beschienen / sein Leben so elendig hat zusetzen müssen / dessen die ganze Welt kaum wirdig wahr. Hernach fing er an / Ladisla zubeklagen / und wie derselbe immermehr den Tod seines einiggeliebtesten Freundes würde erdulden können / den er weit über seine Seele schätzete.
Charidemus dauchte die Zeit lange / da seine Schergen über die angesetzete Stunde ausse blieben /klagete seinem jungen Gemahl / wie ihm so angst ümb das Herz währe / und befahl / daß ein Diener hinauslauffen / und wie es mit dem Gerichte ergangen / Zeitung einhohlen solte; welcher / als er anfangs die sechs erschlagenen Diener / und bald darauff die vier Schergen entleibet sahe / bey denen ihre Schwerter lagen; entsetzete er sich / und wuste nicht was er gedenken solte; kehrete doch bald wieder ümb / solches anzumelden; aber wie er den halben Weg schon zurük gelauffen wahr / fiel ihm ein / er wolte wieder ümkehren / und zusehen / ob er nicht etliche Gelderchen zur Beute bey den Erschlagenen finden möchte / da er kaum etliche Groschen bekam; in dem er nun fortgehen wolte / ward er der beyden Diener von ferne gewahr / welche nach Valikules Abzug sich nach Mögligkeit erhoben / und geeilet hatten / aus Furcht / es möchte Gallus ümkehren / und sie erschlagen / wie er dañ willens gewesen wahr. Der ausgeschikte erwartete ihrer / machten sich nach Charidemus Schlosse /und kahmen üm Abendessenszeit an / da sie alles ümständlich berichteten / und wie sie mit lauffen müssen / damit ihre Flucht nicht so bald angemeldet würde. Hierüber entsetzete sich Charidemus so hart / daß er das Messer aus der Hand fallen ließ / und den halbgeschlukten Bissen aus dem Maule speiete / zu der Frauen sprechend: Nun muß ich mich in kurzer frist aus dem Staube machen / oder eines schändlichen Todes sterben / dafern der junge Mörder derselbe ist /vor welchen er sich angegeben hat; O des verfluchten Kleinots / welches ihm die mörderischen Fåuste hat frey gemacht! Die Frau stellete sich sehr traurig / aber ihr Herz wahr voller Freude / als sie vernam / daß dieser unschuldige Herr das Leben davon gebracht; daß aber solches an ihr nicht gemerket würde / fragete sie / als mit sonderlichem Eifer / wie es dann möglich währe / daß der junge wehrlose Mensch ein solches hätte verrichten mögen. Mich dauchte / antwortete dieser / daß ich sahe / wie er den Schergen etwas schenkete; dann daß sie ihm mit gegebenen Händen danketen / sahe ich eigentlich. Sie löseten auch dem andern die Hände auff sein begehren auff / ehe sie an den Richtplaz kahmen / woselbst der Jüngling dem grösten Schergen das Schwert von der seite reiß / und sie alle niederhieb / wie ich schon gemeldet habe. Ja Gn. Frau / sagte er weiter / hätten eure Gn. gesehen /wie dem jungen Menschen die Augen vor Zorn und Rachgier im Häupte fünkelten / sie hätte vor Furcht sterben mögen; ich zwar habe mir gänzlich eingebildet / er müsse ein Gott / oder doch ihres Geschlechtes seyn. Die Frau nam aus dieser Erzählung ihr bestes /und sagete: Hieraus erscheinet / daß ob mein geliebter Herr gleich den Schergen nicht zugelassen hätte / ihm der hånde freiheit zu gönnen / wurde er solches doch durch seine listige Schmeichelreden leicht bey ihnen erhalten haben / weil ers so gar vor seinen Diener hat erlangen können. Charidemus fragete den Diener / ob man ihnen mit schnellen Pferden nit nachsetzen / und sie ereilen könte; und als er vernam daß sie schon zu Elis würden angelanget seyn / sagte er zu Fr. Euphrosynen (so hieß sein junges Gemahl); hier ist weder Raht noch Rettung / dafern wir uns nicht in wenig Tagen von hinnen machen / und dem Unglük aus dem Wege zihen. Mein herzgeliebter Herr / antwortete sie / ich gläube nimmermehr und der Sinn träget mirs nicht zu daß es mit uns so grosse Noht habe; Dann wie wolte ein so grosser Herr nur mit einem Diener in fremden Landen umher reisen? Lassets aber geschehen / daß er ein solcher sey; Er muß ja zuvor nam Rom / und daselbst umb Hülffe ansuchen; inzwischen können wir unsere sachen darnach richten / wie uns best däucht; jedoch währe mein unvorgreifflicher Raht / man sendete einen Diener nach Eliß / umb in geheim nachzuforschen / ob er bey der Stad umb Hülffe und Rache anhalte / daß man durch gute Freunde (deren wir daselbst unterschiedliche haben) vorbauete / und zum wenigste nur aufschöbe / biß wir unsere Baarschafften in Sicherheit gebracht hätten. Der Unhold pflag der Frauen sonst wenig Gehör zugeben / aber in dieser Angst dauchte ihn ihr Raht der beste seyn; daher er nicht stark eilete / insonderheit / weil er erfuhr / daß zu Elis alles stille / und kein Mensch von den entlauffenen zusagen wuste; wiewol er dannoch bey der Sache nit schlieft sondern sich bemühete /Parmenions Gelder (die er bey sich hatte) nebest den seinen nach Persen auff Wechsel überzumachen / und daselbst die Werbungen seines Bruders fortzusetzen /weil er noch stark an Leibeskråfften wahr; Daher er auch in voller Bereitschafft wahr zum Auffbruch / als Fabius den Flecken mit 70 Mañ besetzete / und gleich unter dem Mittagsmahl mit den übrigen dreissigen auff das Schloß drang / und den Tohrhüter fragete /ob der Herr daheim währe; welcher ihm zur Antwort gab: Er hielte Mahlzeit / und würde alsbald verreisen. So kommen wir noch zu rechter Zeit an / sagte er /dann wir gedenken ihn auf der Reise zubegleiten; Ließ sich den EsseSaal zeigen / uñ ging mit seiner wolbewehreten Schaar die Steige eilend hinauf. Charidemus hörete das Getümmel / lieff selbst zur Tühr /und fragete / was vor ein Aufflauff da währe? Aber Fabius setzete ihm das Schwert auff die Brust / und sagete mit starker Stimme: Gib dich gefangen / du schändlicher Bluthund und verrähterischer Erzbösewicht! Dieser wolte zur Seite neben ausdringen / da Leches auff ihn sprang / und ihn alsbald zur Erden niderreiß / übergab ihn hernach den Kriegsknechten zuverwahren und zu binden / und ging mit Fabius auff den EsseSaal / da sie das gute Weibichen in harter Ohmacht auf dem Boden ligen funden / welche von ihnen so viel gerüttelt und mit Wein besprützet ward /daß sie sich erhohlete / uñ Fabius ganz grimmig zu ihr sagete: Frau / habt ihr in eures Mannes Mordtaht gehehlet / uñ seine Verrähterey gebillichet / so müsset ihr ohn alle Gnade mit ihm eines schändlichen Todes sterben. Ach mein Herr / sagete sie / wie hefftig ist mir diese böse Taht zuwider gewesen / welches die Götter wissen / und dieser liebe junge Herr selbst bezeugen wird / daß ich schier die einige Ursach seiner Errettung gewesen bin. Ach meine liebe Frau / sagte Fabius mit freudigem Herzen: Ist dann dieser junge Herr gerettet / und annoch im Leben? Ja mein Herr /antwortete sie / er ist / den Göttern sey Dank / frisch und gesund davon kommen / wiewol zu meines Eheherrn äusserstem Verderben; doch wolte ich lieber sterben / als erfahre / daß dieses ädle und unschuldige Blut umkommen währe; Wollen aber meine Herren mir nicht trauen / gönnen sie mir nur / einem Diener zuruffen / der mit dabey gewesen / und von allem gute Nachricht geben kan. Ey so bin ich völlig genesen /sagte Fabius; ließ den Knecht alsbald herkommen /der ihm geträulich erzählete / wie es ergangen wahr. Charidemus hörete draussen seiner Frauen Entschuldigung / und daß sie vor eine Erreterin des entlauffenen sich rühmete / welches ihm sehr zu Herzen ging /und betraurete / daß er sie nicht erwürget hätte / wie er willens gewesen wahr / sie auch schon etliche mahl jåmmerlich darumb geschlagen hatte / daß sie seiner Hände Freyheit verursachet; und weil er merkete / daß er der Todesstraffe nicht entgehen würde / stellete er sich als ein unsinniger Mensch: Ob dz redlich gefochten währe / daß man freye Herren in ihrem Gewarsam und unabgesaget / mörderisch- und räuberischer weise überfiele. Fabius hörete solches / und gab zur Antwort: O du meinäidiger Schelm und Bösewicht /stund dir dañ solches zu / daß du einen Römischen Ritter und gebohrnen GroßFürsten /. welchen Käyserl. Hocheit als ihren Bruder liebet / ungewarnet und verrähterlich fahen / und den HenkersBuben ohn eingehohlete Urtel / ja ohn überbrachte einige Untaht übergeben / und zum allerschändlichsten Tode hinaus führen lässest? Hätte ich aber Lust mit dir zurechten /könte ich dich nach Rom auff den Marsplaz / oder nur nach Padua auf den Markt hinweisen / wo du dieses unvergleichliche Helden trefliche Ehrengedächtnis und aufgerichtete Seulen finden würdest / als welcher dem Römischen Reiche mehr Dienste getahn / als deiner zwanzig tausend nicht tuhn könten. Dieser wolte sein Leben in etwas fristen / und berief sich auf den Käyser / aus Hofnung / auff der Reise nach Rom / Gelegenheit zur Flucht zufinden; Aber Fabius gab ihm zur Antwort: Ja ich meyne / mein Allergnädigster Käyser würde mirs Dank wissen / wann Seiner Hocheit ich einen solchen Verrähter / der seine Schelmstücken nicht leugnen kan / zusenden würde. Ich bin ein Käyserlicher Gesanter / und wil in dessen Nahmen /nach empfangener Volmacht / dich schon abzustraffen wissen / weil du denselben / und alle Römische Ehre /in diesem Ritter / so viel an dir ist / geschändet hast. Machte darauff die Urtel / daß der Verrähter Charidemus wegen seiner begangenen Ubeltaht auff dem Platze / woselbst er den unschuldigen Ritter niderhauen lassen wollen / von seinen beyden Dienern / denen derselbe das Leben geschenket / solte hingerichtet /das Herz ihm aus dem Leibe gerissen / und der Leib in XXIV Stücken zerteilet werden / wie ers über den unschuldigen jungen Helden also bestimmet håtte. Dieser entsetzete sich über dieser Urtel dermassen /daß er sein Gemahl / die neben ihm stund / bitlich ersuchete / sie möchte ihm ihr Brodmesser ins Herz stossen. Worauff sie antwortete: Wie könte ich immer und ewig solchen Mord an meinem Gemahl volbringen? überdas müste ich ohn Zweifel eines bösen Todes sterben / wann wider dieses gewaltigen Herrn Willen ich mich dessen unternehmen würde. Wie? sagte er zu ihr; begehrestu dann nach meinem Tode länger zuleben? Nicht länger / sagete sie / als der Götter Wille ist / denen ich ja nicht versprochen habe /mit euch zusterben. Die gute Frau hatte wenig ursach ihn zulieben / weil er sie sehr übel hielt / und sie überdas ihn wider ihren Willen uñ aus Zwang hatte nehmen müssen; aber in dieser Noht trug sie ein so herzliches mitleiden mit ihm / daß wanns möglich gewesen / sie ihm mit alle ihrem Gute das Leben gerne erkaufft hätte. Er hingegen suchete nur einig / da er sterben solte / sie mit sich in den Tod zunehmen /solte er auch selbst den Mord an ihr volbringen; Weil ihm nun die Hände auf den Rücke gebunden wahren /rief er sie zu sich / vorgebend / er hätte ihr in geheim etwas zusagen; Und als sie ihm gehorsamete / und auff nichts widriges gedachte / stieß er mit dem Fusse nach ihr / in Meynung / sie tödlich zubeschädigen; weil aber ein Kriegsknecht dessen zeitig wahr nam /bauete derselbe vor / daß der Stoß seine volle Wirkung nicht erreichete / ob sie wol zimlich hart getroffen ward. Die Frau zürnete darüber gar nicht / sondern fragete mit trauriger Rede / warumb er doch so grosses Verlangen nach ihrem Tode hätte / da sie /wañs möglich währe / ihm das Leben gerne erhalten wolte. Darumb / sagete er / daß du deinen schönen Leib nicht etwa einem andern williger gönnen mögest / als mir mag geschehen seyn; und wer weiß / ob du nicht noch heute den gemeinen Knechten zu teile wirst? Davor wird mich der Tod befreyen / antwortete sie. Leches hörete solches / und sagte zu ihr: Fürchtet euch dessen nicht / geliebte Freundin / und versichert euch nur / daß man eure / dem unschuldigen fremden Herren erteilete Redligkeit mit besserem Dank belohnen werde; auch daß unter uns durchaus keine Ehrenkränker redlicher Weiber sind / noch die eure die allergeringste Gefahr hat / dessen gebe ich euch meine Träue zum Pfande. Geliebete Frau? Träue? sagte Charidemus zu unterschiedlichen mahlen; ists mit euch beyden schon so weit kommen / da ich noch im Leben bin? In meinem Herzen bistu Bösewicht schon tod /sagte Leches; und wann wir beyde von den Göttern einander sonst versehen währen / würdestu es wol nicht gar lange hindern können. Dieser stellete sich hierüber sehr zornig / und foderte ihn aus zum Kampffe auff Leib und Leben. Er aber antwortete ihm: Ja wie so herzlich gerne wolte sich diese meine Hand / wegen deines / an meinem gnädigsten Herrn begangenen Frevels / an dir rächen / wann du nicht ein Römischer Gefangener / und zum Tode verurteileter währest / da nicht ein Ritter / sondern der Henker die Urtel an dir volstrecken muß. Die gute Frau wahr überaus betrübet / fiel Leches zu fusse / und baht durch alle Götter / ihrem Eheherrn das Leben zuschencken / weil ja der junge Herr mit dem Leben davon kommen währe; sie wolte gerne sich aller ihrer Güter begeben / und mit ihm / da er sie bey sich leiden könte / das Elend baue / oder sich bey ihren Freunden auffhalten. Leches hub sie freundlich auf /und sagete: Ein solches müste nicht bey ihm gesucht werden / weil er nicht der Römische Gesanter währe; wolte ihr doch gerne allen möglichen Vorschub tuhn /wañ er einige Mögligkeit sähe. Er keñete aber des Herrn Gesanten Eifer / insonderheit / weil der so hoch beschimpffete junge Herr ihm lieber als seine eigene Seele währe. Fabius kam darzu / und befahl die Urtel zu volzihen / wobey er sich selbst wolte finden lassen. Der Gefangene aber bedingete sich nochmals wegen der unbefugeten Gewalt / und als er sahe / daß alles nichts helffen wolte; begehrete er so viel Zeit / daß er seinen lezten Willen auffsetzen / und gebührlich bekräfftigen könte / wie ers nach seinem Tode mit seiner zeitlichen Verlassenschafft wolte gehalten haben. Aber Fabius antwortete ihm: Ein Ubeltähter / der schon unter Büttels Händen ist / hat keinen letzten Willen mehr / noch einige Freyheit über seine gewesene ehmahlige Güter zubestelle / sondern dieselben stehen in seines Richters Händen / insonderheit / da man an der höchsten Obrigkeit sich versündiget hat. Also besetzete er das Schloß mit 50 Mann / unter Markus Befehl; die übrigen 50 nam er zu sich / ließ den Gefangenen / weil er nicht hinaus gehe wolte /auff einer Karre hinschleppen / und musten seine obgedachten beyden Diener samt seinem Schiffs-Nachrichter neben her gehen. Die ganze Menge des Flecken kahmen zusammen / und schrihen Ach und Rache über Charidemus: Er hätte diese Straffe längst wol verdienet / weil er sie mit Schatzungen und Frohndiensten unbarmherzig gedrücket / und solchen Muhtwillen an den ihren verübet / daß keines redlichen Mannes Weib oder mañbahre Tochter vor ihm sicher seyn können / ungeachtet er so ein schönes und Tugendreiches Gemahl / so wol vor diesem als jetzo gehabt. Fabius redete ihnen tröstlich zu / es solte ihm diese Boßheit anff einmahl bezahlet / und hingegen sie von aller ungebührlichen Beschwerung befreyet werden. Als sie auff den Richtplatz kahmen / foderte Fabius die beyden Diener allein vor sich / und dräuete ihnen den Tod / dafern sie nicht andeuten würden /wer mit dem jungen Herrn so unbarmherzig umgangen / und ihn so elendig gebunden hätte. Diese gingen alsbald unter den Hauffen der Zuseher / und rieffen drey boßhaffte Schelmen hervor / welche sie überzeugeten / wie sie mit Herr Valikules geberdet; Und als sie nicht dartuhn kunten / daß sie dessen aus drüklichen Befehl gehabt / ließ ihnen Fabius alsbald den Grind herunter schlagen / daß Charidemus zusehen muste; welcher darüber hefftig erzitterte / und alle seine Güter zum Lösegeld seines Lebens darboht. Es ward ihm befohlen von dem Karren zusteigen / und als er nicht wolte / zogen seine beyden Diener ihn beym Kopff herunter. Fabius geboht ihnen die Urtel zuvollstrecken / daher sie ihren Herrn umb Verzeihung bahten / und daß er niederknien möchte / damit er ohn sonderliche Schmerzen könte abgetahn werden; Weil er sich nun auch dessen wegerte / rissen ihn die Kriegsknechte zur Erden / und richteten ihn die beyden elendig zu / daß er nach empfangenen XXIV Wunden erst die boßhaffte Seele außbließ. Nach gehaltenem Gerichte kehreten sie wieder umb nach dem Schlosse / und musten die Gerichts volstrecker den Leichnam bey den Füssen mit sich fort schleppen. Fr. Euphrosyne hielt sich inzwischen auff dem Schlosse über alle massen kläglich / daß Markus grosses Mitleiden mit ihr hatte / und nach allem Vermögen sie auffs freundlichste tröstete; sie möchte sich doch in der Götter Willen ergeben / nach dem es nicht anders seyn könte; ihre Woltaht dem jungen Herren erzeiget /würde ihr nicht unvergolten bleiben; aber es mochte dieses alles bey dem traurigen Weiblein wenig schaffen. Als Fabius mit Leches wieder auffs Schloß trat /kunte sie ihr die Rechnung leicht machen / wie es ihrem Alten würde ergange seyn; wolte aber nach seinem Tode ihre eheliche Liebe und Träue spüren lassen / fiel vor Fabius nider / und kunte sie kein Mensch von der Erden auffbringen / biß ihr versprochen wahr / daß Charidemus Leib zur Erden solte bestattet werden. Folgends traten Fabius / Leches und Markus zusammen / und befrageten sich / wie es mit der Frauen und ihren Gütern solte gehalten werden; zwar in betrachtung ihres Mannes / währe alles der Obrigkeit verfallen; weil aber die Frau in die Boßheit nicht eingewilliget hätte / sondern vielmehr bemühet gewesen / dieselbe zu hindern / würde es unverantwortlich seyn / daß man ihr nicht vielmehr vor Herkules Lebenserhaltung danken / als durch Armuht und beraubung sie betrüben wolte. Der gute Markus hatte sich schon an ihrer Schönheit vergaffet / schenete sich doch / es zu bekennen / beklagete ihr Unglük / und daß vor ihre Dienste sie nichts als Trübseligkeit empfünde; da Fabius zu ihm sagete; Mein lieber Freund; ihr wisset daß ich euch alles gutes gönne; und tähte ich euch einen Dienst daran / wolte ich euch dieses schöne junge Weibichen freien / so würde euch und ihr geholffen. Markus bedankete sich dienstlich vor die hohe Gewogenheit / und da ihm diese gewünschte Heyraht werden könte / wolte er sich glükselig schätzen. Die sol und kan euch nit entstehen / sagte Fabius; gehet nur hin / und leget den ersten Stein zu diesem Liebesgebäu selbst / auff daß eure Neigung sie aus eurem eigenen Munde höre; hernach wil ich schon wissen / euch Beystand zuleisten. Markus wagete die Schanze / ging hin zu ihr / und sagete; es hätte der Römische Gesanter grosses Mißfallen an ihrem unablässigen Weinen / da er doch ihr zur sonderlichen Freundschafft seine Urtel geendert / und dem Leichnam die Erde gegönnet; wolte sie demnach vor sich gar Freund- und träulich erinnern / ihr gar zu grosses klagen zu mässigen; sie hätte ja alles ihr Unglük ihrem gewesenen EhHerren zu danken / welcher / unangesehen ihres grossen mitleidens / sie zu ermorden willens gewesen; und ob ihr vielleicht noch nicht alles kund währe / was durch ihren Ehegatten verwirket /könte er ihr unangemeldet nicht lassen / daß in solchen Fällen nicht allein Leib und Leben / sondern auch Haabe und Gut samt der Freyheit verfallen währe; solches Unglük aber an euch zuverhindern /sagte er / erbiete ich mich nach äusserstem Vermögen; massen mein Herz in meiner hochgeehrten Freundin Zucht und Schönheit sich dergestalt verliebet hat /daß wann ich als ein Römischer Ritter und ädelman aus Rom von ihr nicht verschmähet werde / ich dieselbe mir zu einem Ehegemahl in künfftig / aus rechter Träue und Beständigkeit wünsche und begehre /dienstlich bittend / mir mein geschwindes ehrliebendes Anmuhten nicht zu verübeln / und auff dasselbe mir eine gunstfreundliche Antwort zuerteilen. Die gute Frau wahr von ganzer Seele traurig und betrübt /wie wol sie ihr annoch nicht einbilden können / daß ihre Güter und Freyheit solten Gefahr haben; doch sich erinnernd / daß ihre Haabseligkeit von Charidemus herrührete / fürchtete sie sich darumb zukommen. Sie sahe Markus mit trähnenden Augen an / hatte aus seinen Reden schon gemerket / daß er ein geschikter ädelman wahr / auch an Leib und Leben untadelhafft; aber das bildete sie ihr nicht ein / daß er so dürre sie umb eheliche Liebe ansprengen würde. Nun durffte sie ihn nicht vor den Kopff stossen / weil er sich so hoch gegen sie erboht; solte sie aber einwilligen / da ihr Ehherr noch vor wenig Stunden gelebet / müste ihr billig zur grossen Leichtfertigkeit außgelegt werden; antwortete ihm demnach / sie bedankete sich ehrendienstlich des mitleidens / welches er mit ihr in ihrem grossen Unglük trüge / sich auch erböhte / alles künfftige nach Vermögen abzuwenden; nun währe sie in des Herrn Gesanten Macht und Gewalt / und wie derselbe mit ihr schalten würde / müste ihr wehe und wol tuhn; einmahl währe ihr lieb / daß ihr Lebens-und ehrensicherheit schon hoch versprochen worden; daß übrige vorgebrachte betreffend / erkennete sie billich seine gute Gewogenheit / würde auch selbe zu rühmen / Zeit ihres Lebens Ursach haben; weil aber die erste Ehe ihr so unglüklich gerahten / und über daß mit so schmerzlichem Unfal versalzen währe /hätte sie billiche Ursach / sich des Ehestandes hinfüro zuenthalten / und den übrigen Teil ihres Lebens in stetem Witwenstande zu enden. Markus gedauchte /die lezten Reden währen aus so tieffen herzen nicht gangen; wolte sich deßwege nicht abschrecken lassen / sondern sagete: Sie hätte nicht unbillig zu zweiffeln / ob sie jemahls in der Ehe gelebet / nachdem Charidemus mit ihr dergestalt geberdet / und durchaus keine Redligkeit noch Träue ihr erwiesen; bähte nochmahl / sein auffrichtiges Herz zuerkennen / und seine inbrünstige Liebe ihr bester massen lassen befohlen seyn; nam / inzwischen er dieses redete / sein Wischtuch / troknete damit die Tränen von ihren Augen und Wangen / und beteurete hoch / mit was beständiger Träue er biß an sein Ende ihr auffwarten / und alle schuldige Liebe erweisen wolte / hielt auch so inständig umb bessere Erklärung an / daß sie endlich zu ihm sagete; Sie erkennete sich vor ein unglükseliges verlassenes Weib / bedankete sich sehr dienstlich /daß er sich ihrer in so grossem elende anzunehme / so gar willig anerböhte / wolte auch / da die Zeit ihrer trauer voruber währe / sich gegen ihn solchergestalt heraus lassen / daß er sie nicht undankbar spüren solte. Markus hielt dieses vor eine volkommene Zusage / ging zu Fabius und sagete: Er hoffete das Schloß zu gewinne / dafern er mit zutreten / uñ durch sein ansehen den festesten Ort stürmen würde; woran dieser es nicht wolte ermangeln lassen / ging neben Markus zu ihr / und baht sehr / diesen Römischen ädlen Ritter nicht abzuweisen / sondern in sein ehrliebendes Ansuchen einzuwilligen / alsdan solten alle ihres gewesenen Mannes hinterlassene Güter / bewäglich und unbewäglich ihr ohn einige schmålerung verbleiben; und ob sie zwar einstreuete / daß ihr Ehegatte erst heut todes verfahren / möchte sie daneben ihren elenden Stand bedenken / und wie alle Untertahnen so erbittert währen / daß Charidemus sie über Billigkeit so gedrükt und fast außgesogen hätte; dürfften solches bey der hohen Obrigkeit klagen / und das ihrige mit zehnfachen Zinsen wieder fodern / dessen alles sie befreiet seyn könte / wann sie diesen Ritter und ädlen Häuptman heyrahten würde / welches ihr nicht anders als zu Ehr und Nutzen außschlagen solte. Fr. Euphrosyne antwortete ihm gar demühtig: Ach mein gebietender Herr / ich erkenne mich ihnen ja in allen dingen verpflichtet und auffwärtig / müste auch wol unbesoñen seyn / wann die augebohtene Ehr ich außschlüge / da sie Macht hätten / mich in die äusserste Schande zusetzen. Es wollen aber meine hoch werte Herren vernünfftig erwägen / ob dieser Herr nicht schier heut oder Morgen mich vor eine leichtfertige außzuruffen und zu hassen / gnug Ursach hätte / wann ich / noch ehe mein gewesener Eheherr zur Erden bestattet ist /einem andern mich versprechen würde; er lasse mich /bitte ich / die gebührliche Zeit meiner Trauer außhalten: endert er dann inzwischen sein Gemüht nit / sol ihm in seinem ehrliebende Begehren gewilfahret werden. Aedle Tugendsame Frau / sagte hierauff Fabius /eure ehrliebende Zucht / ist heut von allen Inwohnern dieses Flecken öffentlich gepreiset / und zugleich Charidemus geile Frecheit außgeruffen und verfluchet worden / durch welche er sich aller euer trauer unwerd und verlustig gemacht hat. Sie fiel ihm in die Rede /und sagete: Ach mein Gott! hat man dann nun alles müssen hervorbringen / welches ich doch nach bestem Vermögen bemäntelt / und willig übersehen habe? Desto klärer scheinet eure Tugend / sagte Fabius /und dürfet euch deßwegen keine Gedanken machen /daß man euch wegen eheliches versprechens ichtwas verargen solte. Kan nun meine wolgemeinete Vorbitte hafften und gültig seyn / wird meine geliebte Freundin diesen meinen lieben Freund und Mit-Römer durch eine angenehme Erklärung befriedige / welches ich vor eine sonderliche mir erwiesene Ehre uñ Freundschafft rechnen werde; umpfing sie hiemit freundlich /und sagete nochmahl zum Abtrit; der sie vorsezlich hat ermorden wollen / ist unwirdig / daß sie seiner Gedächtnis eine Stunde in ihrer Seeleraum geben wolte. Markus fuhr fort da es Fabius gelassen hatte; sie möchte solche Gedanken von ihm nicht fassen /daß ers ihr vor eine Leichtfertigkeit außlegen wolte /da sie auff sein inbrünstiges Ansuchen ihm gewirige Antwort erteilete; wieder hohlete sein voriges erbieten / und erwartete der Erklärung / welche ihm die Frau mit einer sonderlichen Schamhafftigkeit folgender Gestalt gab. Mein hochwerter Hr. ich bin von ihnen beyden dermassen verbunden / dz ich nit sehe / wie ohn äusserste undankbarkeit ich mich des begehrete entbreche sol; wil demnach meinem Herre die angefod'te Antwort hiemit völlig uñ nach seinem behagen gegebe haben / jedoch / dz er mir hinwiederum ritterlich verspreche / mich wieder meine willen vor außgang einer gebührliche Trauerzeit zum Beylager nit zunöhtigen / damit ich von gnd'n redlichen Frauen nit angespeiet uñ verfluchet werde. Hernach und vors ander; daß diese unsere Verlöbnis ümb eben der Ursach willen eine zeitlang möge in geheim gehalten /und verschwiegen werden. Meine herzgeliebte Frau und Freundinn / antwortete er; vorerst bedanke ich mich der hochgünstigen Erklärung von ganzem Herzen; und ob das übrige mir zwar sehr schwer fallen wird / wil ich doch meine Begierden unter den Gehorsam ihres ehrliebenden Vorsatzes zwingen / jedoch daneben höchlich bitten / die Traurzeit / (wozu sie gar keine Ursach hat) nicht zuweit auszusetzen. Nam hiemit einen schönen Ring / und vermählete sie ihm damit; gingen auch miteinander nach Fabius und Leches / und nahmen von ihnen die Glükwünschung an. Bey der Abendmahlzeit erschien der vermeinete Kauffmann Gallus / auff Fabius Begehren / welcher schon merkete / daß Markus sich in Charidemus Stelle einflicken würde / welches er ihm wol gönnete. Nach gehaltener Mahlzeit begehrete er mit der Frauen allein zureden / welches sie wunder nam; massen sie ihn ihr Lebelang nicht gesehen hatte; wahr ihm doch zuwillen / trat mit ihm in ein Nebengemach / daß ihr nur eine Leibdienerinn folgete / und sagete zu ihm: Guter Freund / habt ihr etwa bey mir wegen meines Seel. Herrn / einige Schuldfoderung / so verschweiget sie mir nicht; was dann mit gnugsamen Beweiß bescheiniget wird / sol von mir ehrlich bezahlet werden. Gallus neigete sich vor ihr / und antwortete: Hochädle Frau; es lässet mein Gn. Herr der junge entlauffene Ritter / sie zum allerfleissigsten grüssen / und vor erwiesenes Mitleiden ihr von Herzen danken / insonderheit / daß sie ihm seiner Hände Freyheit durch ihre kräftige Vorbitte erhalten / ohn welches Mittel er sonst hätte müssen des Todes seyn. Es hat aber mein Gn. Herr ohngefehr in Erfahrung gebracht / daß Herr Fabius seines Unfals berichtet / und diese Rache zuüben vorgenommen hätte / darumb er mich alsbald mitzihen geheissen / ümb einig darnach zuarbeiten /daß ihrer hochädlen Tugend weder Ehre / noch Leben / noch einige Haabseligkeit gekränket würde / wie Gott lob alles verhütet ist. Die gute Frau warvoller Freuden / uñ sagete: O den Göttern sey ewig dank /daß dieses unschuldige Blut gerettet ist / dem ich mich mit alle meinem Vermögen schuldig erkenne; und wolte Gott / daß ich ihm einige Dienste leisten könte / solte mir angenehmers nicht seyn. Ja /hochädle Frau / sagte er / sie kan meinem Herrn grosse Freundschafft erzeigen / welches ich ihr anzeigen wil / dafern ihr belieben kan / mich ihrer Verschwiegenheit zuversichern. Uñ als sie ihm dieselbe verhieß / sagte er weiter: Es hat mein Gn. Herr eine ferne Reise vor / üm einen verlohrnen lieben Freund zusuchen / auff welcher ihm Herr Fabius gerne Geselschaft leisten wolte / er aber lieber allein fortzihen wil / deswegen er sich auch vor ihm verborgen hält; Nun hat hochgedachter mein Herr mich wollen nach Padua schicken ihm etwa 20 oder 30000 Kronen abzuhohlen; aber weil ihm solches mein reisen an seiner Eilfärtigkeit sehr verhinderlich ist / möchte ich wünschen die Gelegenheit zuhaben / daß ich solche Gelder hier oder in der nähe auff richtige Wechsel heben könte /ob ich gleich ein oder etliche tausend Kronen dabey zusetzen solte / währe daran nichts gelegen. Würde nun meine hochädle Frau etwa an der Bezahlung zweiffeln / welches ihr kein Mensch verübeln kan /wolle sie nur vor geschlossenem Wechsel Herrn Fabius anmelden / wie sie meinem Herrn vor wenig Tagen in geheim zu solchen Geldern schon verholffen habe /und wann Herr Fabius sich nicht alsbald erbieten wird / es wieder richtig zumachen / wil ich meinen Kopff verlohren haben. Die Frau antwortete ihm: Mein Freund / ich zweifele im geringsten nicht an eures Herrn Auffrichtigkeit / wann ihr mir nur einen schlechten Beweistuhm bringen köntet / daß ihr dieses Herrn Diener seyd. Hochädle Frau / sagte er / ich bin freylich sein Diener / uñ zwar eben derselbe / welcher mit ihm hat sollen enthäuptet werden. Ach nein /sagte sie / der seyd ihr nicht / oder mein Gesinde müste euch unrecht abgemahlet haben. Gallus lachete des / und baht / sie möchte nur einen Diener kommen lassen / der ihn zeit seiner Gefängnis gesehen / alsdann solte sie dieses Zweifels bald benommen werden. Die Leibdienerinn ging bald hin einen auffzufodern / und fragete bey allen nach / wer unter ihnen die beyden ehmals Gefangenen / insonderheit den ältesten gesehen hätte / uñ als sich etliche meldeten / nam sie einen mit sich / welcher / da er zu der Frauen hinein trat / ward er von ihr gefraget / ob er diesen Mañ kennete; Nein sagte er / ich habe ihn nie als heut gesehen. Er muste auff Gallus bitte einen kurzen Abtrit nehmen / und sagte dieser darauff zu der Frauen; ich stehe anietzo vor eurer hochädl. Tugend mit angestrichenem Angesicht und Haaren / welche Verstellung ich gleich abtuhn wil / nam sein Läplein hervor und rieb damit alles ab / dessen sie sich nicht wenig verwunderte; rief dem Diener wieder hinein / und als derselbe alsbald sagete: Gn. Frau / dieser ist eben der / welcher mit dem jungen Ritter hat sollen abgetahn werden; antwortete sie: Es ist gut / aber wo du einigem Menschen sagen wirst / daß du ihn alhie gesehen / sol es dir dein Leben kosten. Nach seinem Abtrit machte Gallus seine Farbe wieder zurechte / und bestrich sich damit; da die Frau zu ihm sagete: Mein Freund / durch dieses Mittel köntet ihr mannichen schlimen Betrug anrichten / wañ ihr nit redlich währet. Sie ließ ihn aber daselbst / biß seine Verstellung richtig wahr / ging hin zu Parmenions Geldern und Kleinoten / setzete ein kleines Schreiben auf / uñ verfügete sich mit Gallus wieder hin zu der Geselschaft / da sie als ohngefehr auf Herkules zureden kam / und sagete: Es tähte ihr leid / daß sie nicht wissen möchte / wo er geblieben währe / damit sie etwa zur Anzeige eines guten Willen ihm mit einem StükGeldes aushelffen könte / dessen er vielleicht in der Fremde benöhtiget seyn dürfte. Dieses beklage ich am meisten / antwortete Fabius /daß er bey seinem grossen Reichtuhm solte Gebrech und Mangel leiden; jedoch zweifele ich nicht / er werde auf Wechsel bedacht seyn / welche zu Padua stündlich sollen bezahlen werden / wanns gleich viel Tonnen Goldes beträffe. Aber weiß meine Freundin nicht ein wenig Nachricht / wohin er sich mag gewendet haben? Er ist gerade auf Elis zugelauffen / sagte sie / aber wie fleissig mein gewesener Ehherr ihm daselbst nachfragen lassen / hat man doch nicht das allergeringeste von ihm erfahren möge; daher ich nicht zweifele / er habe sich alsbald / ümb Gefahr zumeide / hinweg gemacht. Sie baht darauf von den Anwesenden Verzeihung / mit vermelde / daß diesem Kauffmann etwas wegen Charidemus handelung nachständig währe / welches sie richtig mache / uñ bald wiederkomen wolte. Verfügete sich mit demselben auf ein grosses Gemach / uñ sagte zu ihm: Wolte Gott /daß einiges Mittel in der Welt währe / wodurch eurem Herrn ich mein bereitwilliges Herz erkläre könte; ihr aber habt mir die grösseste freundschaft erzeiget / daß ihr mir diese Gelegenheit an die Hand gegeben habt /ihm zu diene. So sind nun diese zween Wetscher mit gepregetem Golde und Kleinoten auff 20000 Kronen gefüllet; / darzu nehmet diesen Wechselbrieff auff 12000 Kronen haltend / welcher der genennete Mann euch zu Elis stündlich erlegen wird / und ist hie noch eine kleine Handschrifft auff 8000 Kronen / welche Parmenio bey seinem Wirte daselbst nidergeleget /und alsbald können gehoben werden. Ich muß euch aber beydes euren vorigen schrecken in etwas ergetzen / und zugleich anzeigen wieviel Freundschafft ihr mir vor dißmahl erzeiget habet. Verehrete ihm hiemit einen Beutel mit 4000 Kronen / welche er / ungeachtet aller Wegerung annehmen muste. Schlißlich sagte sie ihm; das Ubrige liefert eurem Herren von meinetwegen / als eine Anzeigung meines dienstwilligen Gemühts / und daß alle meine Güter zu seinen diensten seyn. Das mir geschenkete Kleinot ist mir ein unfehlbares Gedächtnis seines gnädigen willens; und solte ihn die Gelegenheit nach Korinth führen / wolle er seine bereitwilligste Magd daselbst zubesuchen nicht unterlassen / dann ich werde mich ehistes tages dahin begeben. Gallus entsetzete sich vor dieser Freigebigkeit; es hätte durchaus die Meynung nicht / daß er einiges Geschenk vor seinen Herren oder vor sich suchete / und würde derselbe schon Mittel ergreiffen / es dankbarlich zu erstatten. Gebet euch zu frieden / sagte sie; ich bin eurem Herren viel ein mehres schuldig /als dieses wenige / und da euch Morgen zu reisen geliebet / so nehmet eures Herren und euer Pferd samt Harnisch und anderem zubehör / welches ihr bey einander vorne im Mahrstalle finden sollet / und reitet in Gottes Nahmen. Damit gingen sie wieder hin zu der Geselschafft / und hielt Gallus bey Herren Fabius an umb erläubnis zu seiner Reise / nachdem er ihm zu nichts mehr nütze seyn könte. Aber die Frau nöhtigete ihn die Nacht zu bleiben / weil der Abend einfiele. Nach abgenommenen Speisen redete sie mit Markus /daß er sie mit nach Korinth führen möchte / woselbst sie in die 60000 Kronen Baarschafft stehen hätte; ihr währe unmöglich / wegen eingenommenen Schreckens an diesem Orte länger zuverbleiben / möchte auch nach verlauff einer geringen Zeit wol Ansprach von jungen Freiern bekommen dürfen; wolte er nun diese ihre Herschaft Erblich behalten / stünde zu seinem Belieben / sonst könte er sie vor fünff Tonnen Goldes baar verkauffen. Markus wahr ohn daß dem Gelde zugetahn / und wie er diesen ihren Reichtuhm vernam / wunderte er sich / daß ihm das Glük ohn alle seine Sorge und Mühe im Augenblik so begütert hätte; umbfing seine liebste freundlich / und versprach / sie an Ort und Ende zu fuhren / wo sie am sichersten währe. Nach diesem nam sie ihn mit sich auff die Korn Spiker / in die grossen mit Wein belegete Keller / auch zu den Schaaff- Kühe- und Pferd Ställen / welches alles über drey Tonnen Schaz außtrug. Endlich muste er mit ihr auff ein fest verschlossenes enges Gemach gehen / da sie ihm ein Kleinot Lädichen vorsetzete auff 40000 Krone / nachgehends vier Laden mit 80000 Kronen baar / und zu ihm sagete; dieses wil ich meinem geliebeten Herren zur Dankbarkeit des mir heut erzeigeten mitleidens überliefern / mit Bitte /es nit aufzuschlagen. Er aber nam nur etliche Ringe daraus; das übrige stellete er ihr wieder zu / einwendend / er wolte es gerne in seine Verwahrung nehmen; weil es aber bey ihr sicherer währe / könte es biß auff ihren Abzug stehen bleiben. Wie es euch geliebet /sagte sie / und befahl ihrer Dienerin / Herren Fabius und Leches herzubitten / denen sie etwas zu liefern hätte; zu denen sie / da sie herzutraten / also redete: Ihr meine hochwerte Herren / ob ich zwar etliche Schätze in so geheimer Verwahrung habe / daß ich sie mit leichter Mühe vor mich selbst behalten könte / so sollen mich dannoch die Götter wol davor behüten /damit das unrechtmässige Gut nicht mein Erbe zugleich mit verzehre; Dieser Kasten vermag einen statlichen Vorraht / und gehöret dem erlegeten Parmenio teils eigen / teils als empfangene Werbungs Gelder zu; Stelle solches demnach zu des Herrn Gesanten Hånden / seines Willens damit zuschalte; schloß den Kasten auff / und zeigete ihnen eine grosse Menge gemünzetes Goldes / auch in einem Beylädichen unterschiedliche köstliche Kleinot. Fabius gab ihr zur Antwort: Parmenions eigenes Geld müste ihr billich als der nähesten Erbin bleiben / das übrige wolte er Herrn Herkules verwahrlich behalten; jedoch / daß sie von solchem Teil zur Vergeltung ihrer Aufrichtigkeit 12000 Kronen haben solte. Fr. Euphrosyne bedankete sich / nachdem ihr wegern nicht gelten wolte / und empfing es mit dem bedinge / daß ihr frey stünde / es nach Belieben anzuwenden. Es wahren die eigenen Gelder von den Werbungsgeldern abgesondert / uñ zeigete eine hinzugelegete Rechnung / daß der Werbe Gelder 300000 Kronen / der eigenen aber 250000 Kronen wahren. Die 12000 versprochene Kronen schichtete sie / und gab die eine Helfte ihrem Liebesten / die andere den 100 Römischen Kriegsknechten / jedem durch die Bank hin 60 Kronen; welches ihm Fabius so wol gefallen ließ / daß er zu ihr sagete: Nun meine Freundin / ich verspüre hieraus ihren Verstand und gute Gewogenheit / werde mich auch bemühen /es unvergolten nicht zulassen. Von den eigenen Geldern aber nam sie 50000 Kronen / und teilete dieselben gleich unter Leches und Markus / da jener sich zwar wegerte / aber auff seines Mitnehmers Nöhtigung es ihm beybringen ließ. Als sie sich nun wieder gesetzet hatten / wolte sie Gallus noch eine Verehrung zuschanzen / und sagete zu Markus ingeheim: Ist euch heut durch eines andern Unfall ein Glük zugestossen / so lasset den Urheber auch in etwas / und so viel seine Wirdigkeit zugibt / mit geniessen. Dieser kunte nicht ersinnen / wen sie damit meynete / und baht / ihm solches etwas deutlicher anzuzeigen. Je / sagte sie / wer hat euch an diesen Ort geführet? hats nicht jener Kauffmann getahn? Ich erkenne mich ihm verbunden / antwortete er / redete ihn auch alsbald mit diesen Worten an: Guter Freund / ich erinnere mich / daß mit Verseumung eurer Geschäfften ihr mit uns gereiset seyd / davor ich mich dankbar erzeigen wil; schenkete ihm alsofort 600 Kronen / und sagte: Nehmet dieses / bitte ich / zur Ergetzung vor eure Mühe von mir an / und da ich schier heut oder morgen euch mehr Dienste werde leisten köñen / habt ihrs kühnlich bey mir zufodern. Gallus sahe / daß es alles aus der Frauen Anstifftung herrührete / hielt vor unnöhtig / sich lange zuwegern / und bedankete sich der grossen Schenkung. Ey so wolleñ wir beyde auch nicht so gar undankbar seyn / sagte Fabius zu Leches / uñ begehrete an Markus / er solte 600 Kronen von Parmenions Geldern hohlen / und sie ihm ihrer beyder wegen zustellen. Des folgenden Morgens sehr früh /nam Gallus von der Frauen freundlichen Abscheid /bedankete sich nochmahls der hohen Ehr und Guttaht / uñ versicherte sie / sein Herr würde es statlich zuvergelten nicht unterlassen; legte die Gelder auf MaulEsel / sattelte sein und Herkules Pferd / und ritte in Geselschafft vier Knechte des nähesten auff Eliß zu / weil er nicht zweifelte / sein Herr würde sich daselbst noch auffhalten. Er hatte aber Valikules Waffen angelegt / und seine eigene dem Diener zu führen gegebe / ritte damit in die Herberge / und fand seinen Herrn im Hause allein gehen / und sich mit gedanken schlagen / wie ers am besten machen könte / wann etwa Gallus wegen widerwärtige Windes zu lange aussenbleiben würde. Die Zeit hatte ihm sider Gallus Abreise gar lange gewehret / welche er mit einem fremden Manne vertrieb / der aus Mazedonien wahr /und sich eine zeitlang in der Landschafft Karia zu Laodizea auffgehalten hatte; Dieser ließ sich anfangs vernehmen / daß er ein Christ währe / da er merkete /daß Valikules des Glaubens wahr / der sich gleichwol nicht gegen ihn heraus ließ / weil er ihm wenig trauete. Zween Tage vor Gallus Wiederkunfft fing dieser fremder / nahmens Agemachus / etwas kühner an mit ihm zureden / da er anfangs beklagete / daß die Welt so mannicherley Glaubens währe / und ihrer viel / ja der mehrer Teil sich so plageten und peinigten / zu der Volkommenheit zu gelangen / da doch kein lustiger Weg währe / als eben dieser / auff welchem man dahin kähme / wiewol niemand / als welche der wahren Erkäntniß sich gewidmet hätten / denselben zu finden wüsten / welche daher Gnostici; das ist / die Erkennende oder Hochkluge geneñet würden. Valikules merkete alsbald / was vor einen schändlichen groben Ketzer er vor sich hätte / ließ sich dessen aber nit merken / sondern fragete / ob dann dieselbe Hochweisen / der Heydnischen / oder Judischen / oder Christlichen Lehre zugetahn währen / und ob man ihrer so hochgerühmten Volkommenheit nicht könte teilhafftig werden; Er währe jung / aber begierig nach der Weißheit / wolte auch solche Lehre leicht fassen / wann sie ihm vorgetragen würde / und zwar so viel leichter /weil sie einen solchen lustigen Weg zu der Volkommenheit zeigete. Agemachus antwortete ihm: Es währen diese Erkennende weder Heyden noch Juden / sondern Christen / wiewol nicht des gemeinen Schlages /sondern von ihnen / beydes in der Lehr und im Leben weit abgesondert. Der erste Stifter währe Karpokrates / welcher vor 100 Jahren den Grund dieser Lehre geleget / und aus himmlischer Offenbahrung die Erkäntniß erlanget / daß diese Welt / Himmel / Erde / Meer /und was drinnen ist / nicht von dem einigen obersten Gott / welcher der ungezeugete Vater hiesse / erschaffen währe / sond'n von einer gewissen Anzahl gewaltiger Engel / welche doch viel geringer / als jener oberste Gott währen. So hätte er auch die Offenbahrung gehabt / daß JEsus von Nazareth des alten Josephs warhafftiger Sohn währe / allen andern Menschen gleich / ohn allein / daß derselbe eine reine und krafftfeste Seele bekommen / welche in ihrem Leibe sich dessen alles hätte zuerinnen gewust / wz sie in dem Kreißlauffe (als sie noch in dem ungezeugete Gotte gewesen) gesehen hatte; und daß weiters seine Seele die Krafft und das Vermögen von vorgedachtem Gotte bekommen / daß sie der Engel oder Welt-Bauer Gewalt sich entbrochen / und durch alle 365 Himmel zu Gott hinauff gestiegen / auch durch eben dieselben wieder herunter kommen währe. Und deren Seelen fünden sich bey andern mehr in gleicher Volkommenheit / ja die noch volkommener als des Jesus seine währen. Herkules hatte von dieser Ketzerey zwar etwas / aber nichts insonderheit gehöret / nur daß sie ganz neue Lehre führeten / und gar ein abscheuhliches Leben trieben; wolte sich aber nicht zur Antwort finden lassen / biß dieser etwas besser gebeichtet hätte /und sagete zu ihm: Mein Freund / ihr traget mir eine Lehre vor / von welcher ich / muß bekennen / bißher nicht gehöret habe / und ich daraus wol verstehe / wie weit die also genante Erkennende von den andern Christen / die Lehre betreffend / abgesondert sind; Aber mag er mich nicht auch berichten / wie dieselbe ihr Leben anstellen und führen. Ja mein Herr / antwortete er / hat er Lust darzu / wil ich ihm solches wol offenbahren / sehe ihn auch so redlich an / daß er mich deswegen nicht in Ungelegenheit stürtzen werde. Es haben diese erleuchtete Leute noch weiter aus der himlischen Offenbahrung / daß eines Menschen Seele nicht ehe zur Seligkeit gelangen könne / ehe uñ bevor sie alle Arten der Betreibung versuchet und geleistet habe / welche beydes Christen uñ Heyden vor böse /vor Schande / Unreinigkeit und abscheuhliche Laster halten; solches alles / sage ich / muß eine Seele zuvor betrieben haben / ehe sie in die Seligkeit auffgenommen werden kan; Daher auch / wann eine Seele durch den Tod aus einem Menschen fähret / welcher von solchen Lusthändeln sich enthalten / oder sie wenig getrieben / wird solche Seele in einen andern / ja in den dritten / vierden / fünfften / und wol mehren Leib wieder hinein gegossen / biß sie alle solche Händel in volkommener Anzahl verrichtet / dann gelanget sie erst zur himlichen Seligkeit. Möchte jemand einwenden / je haben dann wol so viel Leiber nur eine einzige Seele nacheinander / wie werden dann nach diesem Leben sich alle diese Leiber umb die Seele vergleichen können? aber diß ist eine kindische und unnöhtige Frage / massen die Aufferstehung der Leiber nur ein Geticht ist / und dieselben nach dem Tode biß in Ewigkeit vergehen. Herkules kreuzigte uñ segnete sich in seinem Herzen vor solcher abscheulichen Lehre; und sagte zu ihm: Ists aber wahr / mein Freund / daß die genandte Erkennende diese Lehre vor gewiß halten? Es würde ja daher folgen / daß ein Mensch seiner Seelen Seligkeit durch nichts so wol befodern könte / als durch Unzucht / Ehebruch / Blutschande /Sodomiterey / und anderen übungen / welche andere Menschen vor böse uñ sündlich schätzen. Ja mein Herr / antwortete Agemachus / daher sihet nun derselbe / daß es wahr sey / wz ich anfangs gesagt habe /daß kein lustiger Weg sey zu der Volkommenheit / als eben dieser. Herkules kunte solcher Ungebühr nicht länger geduldig zuhören / wolte doch versuchen / ob er diesen elenden Menschen von solchem schändlichen Irtuhm loßreissen könte; und redete ihn also an: Mein Freund / haben die Gnostici oder Erkennende eine solche Lehre / warumb nennen sie sich dann Christen? Treten doch die Juden und Heyden den Christen viel näher / beydes im Leben und in der Lehre / als diese Unmenschen; Dann in Warheit / die unflätigste Art der Heyden / welche man Epikurer nennet / möchte ich gegen diese zu rechnen / vor heilige schätzen. Lasset uns aber besehen / was ihr alles vorgetragen habt / obs den Stich halten / und ein vernünfftiger Mensch / welchen der Teuffel nicht gar beklommen / es vor wahr und gut schätzen könne. Eure erste Lehre wahr von der Schöpfung der Welt / da euer Karpokrates vorgeben / solche sey nicht von Gott selbst sondern von Engeln verrichtet. Aber warumb solt ich diesem Kerl seinen neuen Tand gläuben / welchen er weder durch Wunderzeichen / noch durch Vernunfft-gründe erwiesen hat? Moses hat mich vor 1600 und mehr Jahren viel ein anders gelehret / und es durch seine göttliche Wunder bekräfftiget. Alle die nach ihm gelebet / und von Gott mit dem wundertähtigen Glauben sind außgerustet worden / haben solche Lehre des Mose vor wahr gehalten. Mein Heyland /welcher so viel Zeichen getahn / daß sie nicht alle wegen der Menge haben köñen beschrieben werden /heisset die Schrifften des Mose gut / und weiset uns an dieselben hin / wann er spricht: Sie haben Mosen uñ die Propheten / laß sie dieselbigen hören: Ist nun dieses wahr / was Mose von der Welt erschaffung schreibet / daß Gott selber solche geleistet habe / so muß nohtwendig falsch seyn / daß euer Karpokrates saget: Nicht Gott selber / sondern die Engel haben die Welt erschaffen; dann unter ja und nein muß nohtwendig eines wahr das ander falsch seyn. Euer ander vorgebrachtes ist / Gott vergebe es euch / eine recht teuflische Lästerung wieder den Herrn Jesus / aus welchen ihr nach der Lehre eures Verführers Karpokrates einen blossen Menschen / und Josephs warhafftigen Sohn machen wollet. Aber wie beweiset ihr solches? sagen ist in Glaubenssachen nicht gnug / sondern Grund Grund muß da seyn. Zwar daß mein Herr Jesus ohn zutuhn eines Mannes durch Wirkung Gottes des heiligen Geistes von der Jungfrauen Maria empfangen sey / daß er auch nicht ein blosser Mensch / sondern zugleich wahrer Gott sey / solches lehren uns die ungezweiffelten Schrifften der Evangelisten Mattheus / Lukas und Johannes; welche Lehre alle Apostel und jünger des Herren angenommen / vor wahr gehalten / sie durch ihre vielfältige Zeichen bekräfftiget / und durch ihren Tod / welchen sie wegen dieser Lehre erlitten / versiegelt haben; ja darauff so viel tausend gläubige Christen so fest gestanden sind /daß sie sich viel lieber haben wollen lassen brennen /braten / und auff allerhand erschrekliche Weise hinrichten / als solche verleugnen oder auffs minste in zweiffel zihen. Was vor Beweißtuhm aber führet euer Karpokrates / wodurch er das Wiederspiel behäupten wil? solte ich einem eintzigen Menschen ohn Beweißtuhm mehr glauben zustellen / als der ganzen Christlichen Kirchen und ihren unzählbahren Wunderzeiche / so müste ich wol aller Vernunfft beraubet seyn. Erwäge ich nun euer drittes Lehrstük / so muß ich bekennen daß ihr damit dem Vernunfft- und Tugend-Fasse auff einmal den Bodem außstosset. Dann anfangs saget ihr / es könne keines Menschen Seele zur Volkommenheit / verstehe zur Seligkeit dienlichen Volkomenheit gelangen / wo dieselbe nicht zuvor allerhand Laster / Sünde und Schande begangen habe / und auff vollendung solcher boßheiten bekomme sie die himlische Seligkeit / sonst nicht. Mein /wisset ihr auch was ihr redet? habet ihr der Vernunfft abgedanket? ja habt ihr Wiz und Sinne gefressen? wer hat jemahs solche unvernünfftige Meynungen und Gedanken in seyn Herz kommen lassen; das böse mache einen Menschen volkommen zum guten? höret mein Freund / wann ich zu euch sprechen würde; gehet zu Winterszeit hin / setzet euch nacket auff das Eyß / und wärmet euch also: Gehet zur Sommerzeit in die heißbrennenden Sonnenstralen sitzen und kühlet euch also; würdet ihr mich nicht vor einen Narren und Unsinnigen halten? tähtet ihrs aber nicht / so währet ihr ein solcher. Aber was ist es anders / wann ihr sprechet: Gehe hin und treibe allerhand Unzucht / Boßheit / abscheuliche Ubeltaht / und was Gott sonsten hasset und verbohten hat / auff daß du im guten volkommen werdest / auff daß du deine Seele befoderst zur schleunigen Seligkeit? Hilff Gott! hat der Teuffel auch wol jemahl die Menschen heslicher beschiessen und verblendet als auff diese Weise? Mose und die ganze heilige Schrifft durch Zeichen und wunder bekräfftiget / unterrichtet mich / das Gott ein heiliger Gott sey / und daß er von den Menschen ernstlich erfodere / daß sie auch heilig seyn sollen. Sie unterichtet mich / das Gott ein gerechter Gott sey / welcher alle Sünde und Fleisches Unreinigkeit ernstlich verbohten / und mit dem ewigen hellischen Feuer straffen wolle. Und euer Karpokrates saget; wiltu zu dem heiligen und gerechten Gott kommen / wiltu der hellischen Verdamnis entgehen / und die himlische Seligkeit erlangen / so enthalte dich der Heiligkeit / so lebe in Unzucht und aller Fleisches Unreinigkeit. Sind daß die Erkennende / die Erleuchtete / die Hochweisen? Gewißlich ich weiß nicht was ich hierzu sagen sol /als daß ich nimer gläube / daß der Teuffel selbst so unverschämt sey / ein solches zu sagen; den die Lüge ist zu grob / uñ wiederspricht aller Vernunfft. Ich halte euch diß vor / mein Freund / daß betrachtet bitte ich; was alle vernünfftige Menschen / Heiden / Juden uñ Christen einträchtig vor die nohtwendige Warheit halten / daß muß nohtwendig wahr seyn. Daß aber niemand durch Sünde und Boßheit Gott gefalle oder die Seligkeit erlange / daß halten alle vernünfftige Menschen vor die nohtwendige Warheit. Darumb muß es nohtwendig wahr seyn. Ich könte alhie tausend und noch tausend Gründe einführen / damit diese eures Karpokrates Unvernunfft übern hauffen geworffen wird; aber was bedarffs der Mühe? Nur noch eins mein Freund: Wie deucht euch / wann diese eure Lehre von der Welt angenommen würde / würde sie auch wol sechs Tage bestehen können? würden nicht alle und jede suchen / die grösseste Boßheit gar zeitig vorzunehmen / damit sie desto früher in den Himmel kähmen? aber auß diesem Grunde würde in kurzem nichts hervor quillen als ein durchgehendes Morden und Würgen / biß der einige lezte Mensch nur allein übrig währe / welcher / weil er keinen Mitsündiger hätte / würde er an ihm selbst die schwereste Sünde begehen / und sich nidermachen. Gewiß mein Freund / ich habe euch diese Tage vor einen vernünfftigen Mann angesehen / aber werdet ihr in diesem Wahnwiz verbleiben / so muß ich euch vor einen leibhafftigen Teuffel halten / und noch schlimmer. Derwegen stehet ab von solcher Gotteslästerlichen / falschen / und unehrbahren Lehre / oder machet euch alsbald aus dieser Herberge / wo ihr sonst nicht wollet / daß ich euch eure Boßheit zuerkennen geben sol. Dieser fing alsbald an; er währe dieser Lehre nicht zugetahn / sondern hätte nur bloß erzählet / was diese Leute gläubeten. Dann es wahr mit in ihrer Lehre begriffen / daß man / Gefahr zu meiden / seinen Glauben wol verleugnen dürffte. Aber er hatte sich schon zu weit verrahten / daher wolte ihn Herkules nicht länger umb sich leiden / daß er bey Sonnenschein die Herberge räumen muste; insonderheit / weil er sich wegerte /ichtwas auff die vorgebrachten Gründe zu antworten.
Die folgende Nacht hatte Valikules aber ein neues Unglük; nehmlich / es hatte der Haußknecht gesehen /dz er zimlich viel gepregetes Gold bey sich trug / welches er aus einem verkaufften Ringe gelöset hatte. Darauff machte nun jener einen Anschlag / ob er dessen nicht einen Teil haabhaft werden möchte / und nam ihm vor / bey Nacht schlaffen der Zeit auff seine Schlaffkamer einzubrechen / und ihm den Beutel zu fegen. Nun schlieff Valikules gar allein auff einem Gemache / versperrete auch alle Tühren und Fenster gar wol ehe er sich legete / und überdaß behielt er die Unterhosen stets an / hatte das Schwert zur Rechten /den Dolch zur Linken / und schlieff / so lange es finster wahr mit sorgen / nur gegen den Morgen hielt er sich sicher / und ruhete alsdann aus. Der diebische Knecht hütete sich nicht davor / stieg diese Nacht /welche gar dunkel wahr / auff einer Leiter aussen am Hause hinauff biß an das Fenster / und wuste es so leise auffzumachen und hinein zu kriechen / daß er dessen nicht gewahr ward. Nun hatte er aber seine Oberhosen / in welchen die Gelder wahren auff seinem Bette zun Füssen liegen / welche der Dieb hin und wieder suchete / auch endlich fand / grieff hinein /und nam in die 30 Kronen zum erstenmahle heraus /gleich als Valikules erwachete / des Diebes Athem hörete / und zugleich seine Hosen missete / richtete sich deßwegen auff / und fassete den Degen / zugleich fragend / wer ihm bey Nachtschaffender Zeit auff der versperreten Kammer umb ginge. Der Dieb ließ vor Angst die ergriffenen Hosen fallen / lieff mit der Handvol Kronen zum Fenster zu und wahr sehr gerade wieder hinaus; aber Valikules folgete ihm / und gab ihm mit des Schwerts Knauffe einen solchen Stoß oben auff den Schedel / daß er betäubet hinunter fiel und recht auff den Kopf stürzete / daß er das Genicke abbrach; blieb also liegen / und lagen die gestohlene Kronen umb ihn her. Er sahe ihm nach aus dem Fenster / merkete daß der Dieb Tod wahr / und bedachte sich / ob er ein Geschrey machen wolte oder nicht; endlich hielt er vor das beste / daß er stille schwiege /fassete doch die angeschlagene Leiter / und warff sie umb / welches ein zimliches Gepolter im Hofe verursachete / daß das andere Gesinde samt den Wirt davon erwacheten / auffstunden / und zusahen was es währe / da sie den Dieb funden daß er mit dem Tode rang / und das Geld umb ihn her gestreuet lag / auch die Leiter recht auff ihm. Sie kunten leicht ersinnen /wie es zugangen währe / meineten doch / Valikules würde nichts drum wissen / und müste die Leiter im absteigen umbgeschlagen seyn; daher sie den Dieb auff des Wirts Befehl hinweg trugen / welcher inzwischen die Gelder aufflase / und davon ging. Valikules stund und sahe alles an / ließ sich doch nichts merken / nur als er des Morgens hinunter ging / foderte er den Wirt vor sich / und zeigete ihm an; er hätte diesen Morgen seine Oberhosen mitten im Schlaffgemach auff der Erden gefunden / und etliche daraus gestreuete Gelder dabey / da er sie doch des Abends auff sein Bette gelegt hätte; begehrete demnach / daß er fleissig nachforschete / wer unter seinem Gesinde sich solcher Dieberey unternehmen dürffte; über das hätte er gestern dem Hausknechte befohlen (dieser wahr eben der Dieb) etwas zubestellen / möchte ihm ruffen lassen / um zuvernehme / ob ers verrichtet hätte. Nun wahr zwar der Wirt willens / wo möglich / es zuvertuschen / aber aus keiner andern ursach / als daß dieser fremde Gast nicht möchte von ihm zihen / und ein solches unter die Leute bringen / welches ihm an seiner Nahrung schaden würde; Weil er aber sahe / daß der Fuchß auff solche Nachfrage zum Loche aus muste / bekennete er / daß der Knecht unter dem Fenster währe tod gefunden / da er mit samt der Leiter herunter gefallen währe; Doch der gefundenen Gelder gedachte er nicht / und wolte ihn auch Valikules wegen des wenigen noch zur Zeit nicht schamroht machen / sondern beklagete vielmehr des Knechtes Unfall / und dz er durch de Geitz sich zu solcher Untaht hätte verführen lassen; wiewol er bedacht wahr / in wenig Tagen die Herberge zu endern; aber / wie droben gesagt / sein Gallus traff ihn noch daselbst an /als er in seiner Rüstung und auff seinem Pferde zum Hause hinein ritte / da er auff dem Fluhr wandelte /und sich mit Gedanken schlug. Er erkennete aber beydes seine Waffen und sein Pferd alsbald / und gedachte / es währe ein Ritter von Charidemus abgeschikt /der ihn auskundschaffen solte / weil er den Helm zugemacht hatte. Dieser aber stieg geschwinde vom Pferde / setzete den Helm ab / und gab seinem Herrn gnug ursach zur Verwunderung; Welcher zu ihm sagete: Wie nun Gallus? Ich schätzete euch schon zu Padua / so habt ihr umb Pferd und Harnisch willen euch dieser örter so lange auffgehalten / und euch in Leib und Lebensgefahr gewaget. O nein / Gn. Herr /antwortete er / unser Gott hat mich einen guten Weg geführet / und seine Gnade über uns so reichlich sehen lassen / daß ich mich dessen nicht gnug verwundern kan; legete den Harnisch ab / führete die Pferde in den Stall / und nachdem er die Gelder von den MaulEseln abgeladen und in Gewarsam gebracht hatte / hieß er den Knecht nach Verehrung etlicher Kronen mit den Eseln hinweg zihen / und seine Frau in geheim freundlich grüssen. Valikules wuste nicht /wie er mit ihm daran war / und sagte: Ich bin verwirreter über eurer Ankunft / als ich unter den Schergen im Holze wahr. Dieser kehrete sich nirgends an / reichete ihm anfangs einen sehr köstlichen DemantRing / mit diesen Worten: Die hochädle Frau Euphrosyne /des weiland schelmischen Charidemus nachgelassene Wittib / entbeut ihrer Gn. ihre untertähnige bereitwilligste Dienste. Träumet euch Gallus? sagte Valikules. Er aber fuhr imer fort / als hörete ers nit; Sie bedanket sich zum höchsten wege des damals verehreten Kleinots / welches / als lange sie lebet / zum Gedächtniß bey sich tragen wil / dessen Lebensrettung ihr die allergröste Freude gebracht / weil sein unverdienter Tod ihr unangenehmer als ihr eigener würde gewesen seyn; bittet krafft solcher Gewogenheit / Eure Gn. wolle hinwiederumb dieses schlechte Ringlein als eine unwirdige Erinnerung ihres willfährigen Gehorsams von ihr annehmen. Er empfing den Ring mit gutem Willen / und befahl ihm / ohn Umbschweiffe zuerzählen / wie es ihm ergangen währe. Gallus baht umb Verzeihung / gab vor / er håtte vorerst etwas nöhtiges zu verrichten; hieß den neuen Hausknecht mit ihm gehen / und hohlete auff die beyden WechselBrieffe 20000 Kronen / die ihm alsbald in verpitschierten Beuteln zugestellet wurden; brachte sie seinem Herrn / und lieferte ihm an Baarschafft und Kleinoten 40000 Kronen; welcher ihn fragete / woher ihm dieses unvermuhtliche Geld kähme. Es ist eine geringe Verehrung / sagte er / welche obgedachte Frau ihrer Gn. zum Zehrpfennige sendet. Fing hierauff an alles nacheinander zuerzählen / was gestalter Herren Fabius / Leches und Markus zu Korinth im Hafen angetroffen / ihnen verdekter weise seinen Unfall erzählet / und mit ihnen nach dem Flecken reisen müssen /da Fabius aus sonderlichem Eifer den boßhaften Charidemus von den beyden Dienern / denen sie das Leben geschenkt / niederhauen lassen; und hätte /allem ansehen nach / Markus sich mit der jungen Witwen verliebet. Als er nun derselben gute Gewogenheit gespüret / hätte er sich in geheim zuerkennen gegeben / und ümb Befoderung zu einem Wechsel angehalten; worauf sie ihm dieses alles eingehändigt / bloß als ein Zeichen ihres dienstbegierigen Herzens; ja sie hätte einen grossen Schaz des Parmenions angegeben / welcher ihrer Gn. zum besten von Fabius verwahret würde. Uber das hätte er aus ihrem Gespräch verstanden daß Herr Ladisla auch mit einem Schiffe auff der Fahrt währe / seinen Freund Herkules zusuchen / und ihm zufolgen. Dieser wahr sehr unwillig / daß gegen Charidemus so scharff verfahren wåhre / und verwies es Gallus höchlich / daß er Fabius darzu veranlasset /wodurch er wieder sein Christliches Gewissen gehandelt / und solche eigentähtliche Rache vor Gott schwer zuverantworten hätte / dañ ich hatte ihn / sagte er / der Straffhand Gottes befohlen. Gallus entschuldigte sich / berieff sich auff Gott / daß er Herr Fabius nicht im geringsten zu solcher Straffe angereitzet hätte / und erkennete er hieraus Gottes sonderliche Versehung; dann / sagte er / wer hat diesen eiftrigen Rächer ausgeshikt? ohn Zweiffel hat es Gott selber getahn /welcher ihm seine schändliche Boßheit und unerhörete Grausamkeit hat auff seinen Kopf vergelten wollen / vielen andern seines gleichen zum merklichen Beyspiel / sich von solchem Frevel zuenthalten. Ich erkenne es vor nichts anders / antwortete er; aber man hätte gnädiger mit ihm verfahren sollen / uñ währe ihm die Landesverweisung Straffe gnug gewesen. Das würde dem guten Markus wenig frommen und vergnügung gebracht haben / sagte Gallus / der aniezt in tausend Freuden gehet / wie sehr ers gleich zuverbergen suchet. Eure Gn. aber zweifeln an dieser Frauen Verschwiegenheit gar nit / welche vielleicht noch heut nach Korinth sich erhebe / uñ daselbst ihre Wohnung nehmen wird; hat mich auch sehr inständig gebehten /ihre Gn. zuvermögen / sie daselbst auff ein Wort zusprechen. Ich aber habe diese Reise auch nicht ümsonst getahn / sondern von der Franen 4000 / von Markus 600 / und von Fabius und Leches ingesamt auch 600 Kronen / als ein unbekanter Kauffmann vor meinen Mitzug / wieder meinen Willen nehmen müssen. Valikules verwunderte sich der grossen Zuneigung dieser ehrliebenden Frauen / und sagte: Ich bin verpflichtet / dieser Frauen / als meiner Schwester /Zeit meines Lebens gutes zutuhn / werde es auch wissen in acht zunehmen / uñ wil nicht unterlassen ihr zu Korinth zuzuspreche / wohin wir / geliebts Gott / erstes Tages unsern Weg fortsetzen wollen / nachdem ich mich schon über die gebühr in diesen Ländern auffgehalten habe. Als Gallus von Fr. Euphrosynen hinweg geschieden wahr / hielten Fabius / Leches und Markus miteinander Raht / auff was weise sie eigentlich erfahren könten / ob Herr Herkules dieser örter sich noch auffhielte / uñ wurden eins / daß Markus den nähesten Weg nach Korinth zihen / Fabius aber und Leches zu Elis sich etwas auffhalten / und allerseits fleissige Nachfrage tuhn solten; sendeten auch achzig ihrer Soldaten ümher in die Flecken und Städte / auff zehn Meile weges / ob sie ihn ausforschen möchten; wo nicht / solten sie heut über zwo Wochen sich zu Korinth wieder einstellen. Fr. Euphrosyne ließ inzwischen das Frühstük bereiten / und alle ihre Baarschaften und Kleider auff Wagen packen / taht ihres Vaters Bruder-Sohn das Schloß und die Herschaft auff Rechnung ein / uñ måssigte der Untertahnen Frohndienste und andere Beschwerungen / daß sie über die helfte geringer wahren. Ihren Charidemus hatte sie des ersten Abends ohn alles Gepränge lassen zur Erden bestatten / und zog mit ihrem Liebsten /unter der Begleitung X Soldaten nach Korinth / woselbst sie einen adelichen Hoff mietete / und in demselben biß auff Markus Wiederkunfft (der mit Fabius die Reise zuvollenden willens wahr) ihre Trauerzeit einsam mit ihrem Gesinde zubringen wolte. Fabius und Leches aber blieben mit X Kriegsknechten zu Elis / liessen aussprengen / sie währen nach Korinth gezogen / und legten sich in Valikules erste Herberge / da sie der Ursach des Kampfs mit Parmenio ümständlich berichtet wurden. Unserm Valikules wahr ihre Gegenwart unverborgen / und daß man in den Stadtohren auff ihn acht zugeben befohlen hatte. Er tröstete sich aber seines Räuber-Künstleins / ohn dessen Hülffe er nicht leicht würde entgangen seyn / und muste wieder seinen Willen noch zween Tage zu Elis sich auffhalten / biß er seine Pferde / Gelder und Waffen heimlich hinaus bringen kunte; worauff er sich eilig fort machete nach Korinth zureiten / und kehrete daselbst bey seinem Christlichen Wirte ein / von dem er schon als ein Ermordeter höchlich beklaget wahr. Er meinete nicht / daß Markus mit seiner Liebesten daselbst schon solte angelanget seyn / deren Leibdienerin des andern Tages vor seiner Herberge herging /und ihn ohngefehr durchs Fenster sahe / dann er hatte die angestrichene Farbe abgetahn / und seinem Wirte sich zuerkennen gegeben. Es wahr noch früh morgens / uñ zweifelte die Magd anfangs / ob sie recht såhe /wolte die Gewißheit haben / und machte eine falsche Werbung in das Haus / da sie ihn eigentlich besahe /uñ aus dem Hause wieder hinweg eilete. Zum guten Glük ersahe sie Gallus / kennete sie alsbald / und fragete / ob ihre Frau dieses Orts schon angelanget währe / und warumb sie so eilete. Sie aber antwortete: Mein Freund / haltet mich nicht auff / dañ ich werde grosse Herren erfreuen / und ein reiches Bohtenbrod verdienen / wann ich ihnen dessen Zeitung bringe /was ich in diesem Hause gesehen habe. Er hingegen sagete zu ihr: Bey Leib und Leben schweiget / und tuht meines Herrn Gegenwart niemand als eurer Frauen zuwissen / die euch schon weiter unterrichten wird; ging hin und vermeldete es seinem Herrn / der sich entschloß / des nähesten die Frau zubesuchen. Markus ritte des folgenden Tages sehr früh nach dem Meerhafen vor seiner Herberge her / welches er sahe / und alsbald seinen Gallus an die Frau schickete / ihr anzumelden / daß er sie gerne sprechen wolte; welche alsbald ihre Dienerin mit Gallus zurük sendete / uñ ihn darümb dienstlich ersuchen ließ. Er machete sich bald auff / in einem grünen Güldenstücke (welches er zu Elis hatte machen lassen) bekleidet / und hatte einen grossen blutroten Federpusch auff dem Hute. Da er nun so Fürstlich zu ihr ins Gemach trat / grüssete er sie höflich und sagete: ädle und tugendreiche Frau /hochwerte Freundin; ich kan wol mit Warheit beteuren / daß mir nie voll keiner Frauen grössere Dienste /als von ihr beschehen sind / in betrachtung / ich nicht allein durch ihren Vorschub mein Leben erhalten /sondern / nachdem sie hiedurch in grosse Angst gerahten / sie mir noch eine unverdiente Freygebigkeit erzeigen / uñ bey meinem Diener so viel tausend Kronen zum Zehrpfennige überschicken wollen. Nun meine wahre Freundin / ich bin dieses Orts des Vermögens nicht / so hohe Neigung zuvergelten / hoffe aber ungezweifelt / da mir Gott das Leben weiter fristet / Gelegenheit zuhaben / daß mein dankbares Herz erkennet werde. Im übrigen ist der wahre Gott mein Zeuge / daß die Unbarmherzigkeit an Charidemus ergangen / mir höchlich mißfället / wolte auch solche /da mirs möglich gewesen / gerne hintertrieben haben; wiewol ich gänzlich gläube / mein Gott habe es also geschicket / dessen Gerichte / ob sie gleich zu zeiten verborgen / doch niemahls ungerecht sind. Bitte demnach / meine in Ehren höchstgeliebete Freundin wolle ihren Willen in Gottes Willen stellen / und mit dessen Ordnung friedlich seyn / und versichere sie / daß ihr jetziger Bräutigam gegen sie viel ehrerbietiger und höflicher / als Charidemus / sich bezeigen wird. Den übergeschikten Ring habe ich von meinem Diener empfangen / uñ alsbald an diesen Finger gestecket /welcher mir an stat einer stetswehrenden Erinnerung dienen sol / wie viel ich meiner allerliebsten Freundin und Lebens-Retterin schuldig bleibe. Fr. Euphrosyne sahe ihn mit höchster Verwunderung an / kunte seiner freundlichen Blicke und Reden sich nicht ersättigen /und antwortete ihm gar züchtig: Durchleuchtiger Fürst; Gnädiger Herr; ich möchte wünschen / eigentlich zuwissen / mit wem ich rede / damit ihm die gebührliche Ehre und Auffwartung von mir könte geleistet werden; weil ich aber weiß / daß Ihrer Gn. nicht gefällig ist / erkennet zuwerden / gebühret mir nicht /hiernach zuforschen. Nun schreibet ihre Gn. mir dero Erlösung zu / aber ich sehe nicht / warumb. Zwar daß auff mein Anhalten / diese krafftigen Arme (die sie ihm züchtig anrührete) ungebunden blieben sind /rechne ich vor das beste Werk / welches ich je begangen; aber ihre ungläubliche Stärke hat die Errettung selbst zuwegen bracht. Die Grausamkeit meines gewesenen Eheherren (hier fing sie an zu weinen) hat meiner Seelen ungläublichen Schmerzen verursachet /und fehlete wenig / ich währe vor Angst nider gesunken / daß ich mein Mitleiden nicht durffte merken lassen / wie wol meine wässerige Augen dessen etwas Anzeigung geben kunten; würde mir auch der Tod lieber / als die Zeitung gewesen seyn / dz Charidemus Urtel währe volstrecket worden; und weil mir unmöglich wahr / mich über euer Gn. Flucht so betrübt anzustellen / als Charidemus es gerne gesehen hätte /habe ich deßwegen nicht allein viel Scheltworte und harte Schläge in kurzer Zeit annehmen / sondern /welches mir ungleich mehr zu Herzen ging / solche schmähe- und ehren-rürige Worte einfressen müssen /deren ich noch diese Stunde nicht vergesse kan; habe ihm aber solches Zeit des Unglüks nicht geniessen lassen / sondern hätte ihm das Leben gerne mit aller meiner Haabseligkeit erkaufft; wie wol ich nicht willens wahr / bey ihm länger zubleiben; dann er hätte mich ohn zweiffel endlich ermordet; sondern wolte mich zu meines Vaters Bruder nach Athen erhoben /und bey demselben meine übrige Zeit zugebracht haben / welcher ein frommer alter Herr / uñ Christlichen Glaubens ist / wozu er mich gerne gebracht hätte / wañ Charidemus es hätte zugeben wollen / welcher mich auff solchen Fal öffentlich zuverbrenen dräuete. Meine in ehren geliebete Freundin / sagte er / ist auff sehr gutem Wege gewesen / und möchte wünschen /daß sie des Vorsatzes annoch währe / massen ich sie versichere / daß ausser diesem Christlichen Glauben kein Mensch die Seligkeit erlangen kan; dann ich bin auch ein Christ / und wünsche nichts mehr / als das alle meine Freunde darzu gelangen möchten. Die Frau hörete solches gerne / und versprach / nicht allein forthin als eine Christin zu leben / sondern auch ihm Markus eben dessen auff Gelegenheit zubereden. Worauf er ihr kurzen Unterricht des Christentuhms gab / und sie ermahnete / mit seinem Wirte Kundschafft zu machen / der ein guter und fein gelehrter Christ währe / und sie zu dem Lehrer daselbst führen könte. Sie versprach ihm solches alles zuverrichten /bedankete sich wegen der Befoderung ihrer Seligkeit /und kam nachgehends wieder auff ihr voriges / da sie baht / ihre Gn. möchten des wenigen Geldes halben so grosse Danksagung nicht leisten / nachdem sie ihm mit alle ihrem Vermögen herzlich gerne verbunden bliebe. Er bedankete sich des Erbietens / und begehrete von ihr / dafern seine Freundschafft ihr angenehm währe / möchte sie alle hohe Benennungen unterlassen / und mit ihm als einen vertraueten Freund und ihres gleichen umbgehen. Ich bin meinem Gn. Herren zugehorsamen schuldig / antwortete sie / dafern mir solches zu keiner unhöffligkeit außgeleget wird; Zohe hiemit eine köstliche Kette hervor / in deren jedem Gliede etliche teure Demanten versetzet wahren / welche Fürst Artaxerxes in Persen dem Parmenio geschenket / da er ihn zu einem Kriegs-Obristen bestellet / und auff 36000 Kronen geschätzet ward. Parmenio hatte sie ihr als seiner Schwägerin vor wenig Wochen verehret / wegen daß sie seine geworbene Knechte (die nun mehr alle verlauffen wahren) etliche Zeit gespeiset hatte. Diese Kette reichete sie ihm in einem Seidenen Tüchlein / und sagete: Mein hochwerter Herr (weil eure Gn. von mir keiner höheren Benennung kan gewärtig seyn); dieses hat mir Parmenio ehemahls geschenket / welches ich niemande zugedacht habe als ihm / und bitte ehren-dienstlich / es von mir als einen Nohtpfennig anzunehmen; dann weil ich merke / daß mein Herr sich weit in die Morgenländer zubegeben willens ist / und man allemahl in der Fremde keine Wechsel haben mag / möchte es dereins demselben zu steuer kommen / nachdem mans ohn alle hindernis unter den Kleidern tragen und verbergen kan. Sie wolte ihm aber von Parmenions Geldern / die bey ihr stunden / nichts sagen / dann sie befürchtete sich / er möchte ihr dessen gar zu viel schenken. Valikules wegerte sich des annehmens nicht / sagete doch / dafern ers nicht zuvergelten hätte / würde er solche Geizigkeit nicht spüren lassen; steckete ihr nachgehends einen gar schönen Ring an ihren Finger /welchen er zu dem Ende enigekaufft hatte / und sagete: Er wolte sie hiemit ihm als eine Christliche Freundin verbinden / daß ihre ehrliebende Freundschafft Zeit ihres Lebens nicht getrennet werden solte: hoffete / sie würde ihm zum Gedächtnis denselben nicht lassen von sich kommen; gab ihr überdaß auch dz Ringelein zuverwahren / welches er vor diesem Frl. Valisken zugeschikt / und von Neklam wieder bekommen hatte / und sagete: Meine werte und geliebete Freundin; ich gebe ihr dieses auffzuheben / welches einer gebohrnen Königlichen Fräulein zustehet / die ich zuerlösen suche; bitte gar sehr / es so lange in obacht zu haben / biß ichs mit einem viel besseren wieder außwechseln werde. Sie kunte auß dieser Rede leicht schliessen / daß er sehr hohes Fürsten Standes seyn müste / wolte sichs aber nicht merken lassen / uñ versprach / es bey sich wol auffzuheben / biß sie es entweder ihm / oder dem Königl. Fråulein sebst würde einliefern können; wünschete ihm Gottes Hülffe und Gnade zu seinem Vorhaben / und muste er ihr versprechen / neben dem Fräulein auff der Rükreise sie zubesuchen. Sie hatten sonst ihr Gespräch miteinander biß an den Mittag / da er einen freundlichen Abscheid von ihr nam / sie umbfing / und der Gnade seines Heylandes sie befahl / weil er nicht meinete /daß er sie wieder sprechen würde. Markus kam bald hernach zu Hause / und ward von seiner Liebsten freundlich empfangen / die er in mehrer Fröligkeit antraff / als bißher ihre Gewohnheit wahr. Des folgenden Tages ritte Valikules mit Gallus nach dem Hafen / umb zuerforschen / ob nicht Gelegenheit nach Syrien zu schiffen währe; traff aber nur ein Schiff an / welches über sechs Tage nach Kreta segeln wolte / woselbst man / des Schiffers Bericht nach / fast täglich Gelegenheit nach Syrien haben könte. Er beklagete sehr / daß er die Zeit daselbst vergeblich zubringen /uñ von seiner Reise abgehalten werden solte / welches er doch nicht endern kunte. Es funden sich diesen Morgen in seiner Herberge acht Griechische Ritter an / welche XXIV wehrhaffte Diener bey sich hatten /Valikules aber blieb stets in seiner angestrichenen Farbe samt Gallus / daher diese ihn vor einen ganz fremden und erst ankommenden hielten. Bey der Mahlzeit verübeten sie zimlichen Pracht / daß sie dem Wirte fast alle seine Speisen / die doch untadelich wahren / verachteten / und das beste ihren Hunden vorworffen / welches ihnen der Wirt endlich nicht übersehen kunte / sondern ihnen dürre unter die Augen sagete / er hätte nunmehr XVI Jahr lang redliche Leute beherberget / aber solchen Frevel hätte ihm noch kein Mensch gebohten / und weil er solchen in seinem Hause nicht erdulden wolte / solten sie ihm die auffgetragenen Speisen bezahlen / und sich nach anderer Herberge umbtuhn. Der Vornehmste unter ihnen wolte ihn mit Scheltwort angreiffen / aber er gab ihm zur Antwort; dafern er sich zu krauß machen würde / müste er bey der Stad Obrigkeit Schuz suchen; sie solten ihnen ja nicht einbilden / daß man in Korinth ihnen Freyheit gönnen würde / einigen Inwohner zubeleidigen. Worauff diese es näheren kauffs gaben / aber zu Valikules Ursach sucheten / weil derselbe nicht allein von dem Wirte mehr als sie geehret und genöhtiget ward / sondern auch so viel darzu geredet hatte / daß wan die Speisen ihnen nicht gefielen / möchten sie es dem Herrn Wirt gütlich anzeigen /und die Gaben Gottes nicht den Hunden vorwerffen. Welche erinnerung sie nicht wenig verdroß. Es fing aber einer von ihnen an / den Wirt zu fragen / ob er sie nicht berichten könte / auff welcher Gasse und in was behausung man den Römischen Ritter antreffen möchte / welcher des löblichen Herren Charidemus junge Wittib als einen freien Raub mit sich genommen hätte / und deren mit Gewalt mißbrauchete. Ich weiß von einem solchen unredlichen Ritter nicht / antwortete Amyntas der Wirt / aber daß weiß ich wol /daß Charidemus aus erheblichen Ursachen von dem Römischen Gesanten zur Straffe gezogen / auch dessen Witbe sich gutwillig unter dessen Schuz und Gehorsam gegeben hat. Hierüber / antwortete der Vornehmste / habt ihr nicht zurichten / und werden sich dessen schon andere als ihr / annehmen; gebet uns nur Nachricht wo wir den rauberischen Entführer antreffen mögen. Valikules vernam hieraus / daß sie Rache an Markus sucheten / und entschloß bey sich selbst /sich seiner nach mögligkeit anzunehmen / lies aber sich dessen anfangs nicht merken / sondern sich stellend ob blutete ihm die Nase / ging er hinaus / und folgete ihm Gallus / dem er befahl / was er gleich alsbald Markus in seiner vorigen Kauffmans Gestalt vortragen solte; er aber / nach dem er sich zum Schein gewaschen hatte / ging wieder hinein zu der Geselschafft / welche inzwischen von dem Wirt zu wissen begehreten wer dieser junge Kerl währe; welches er mit wenigem beantwortete; er währe ein Römischer Herr und Ritter / redlich und from / welcher erst gestern angelanget / und bald wieder fortgehen würde. Als Valikules wieder hinein trat / stellete er sich ernsthafftig / und baht den Wirt / ob er etwa von einem Römischen Ritter gehöret hätte / welcher solche Untaht begangen / dessen ihn diese Herren zeiheten / möchte er ihm solches unbeschwert melden; er vor sein Häupt wolte nicht hoffen daß Römische Ritter solche Bubenstük beginge / doch wann es geschehen währe / wolte ers vielmehr rächen als entschuldigen / ungeachtet er selbst ein Römischer Ritter währe. Der Vornehmste unter den Griechen / Nahmens Aristodemus / antwortete ihm; der Rache halben dürffte er unbekümmert seyn / nachdem sie dieselbe auff sich genommen hätten. Valikules aber taht anfangs / als hörete ers nicht / und gab acht auff Amyntas Antwort / welcher zu ihm sagete; ja mein Herr / ich weiß zwar / daß ein Römischer Ritter / nahmens Herr Markus /vor wenig Tagen hieselbst mit gedachter Wittiben ankommen ist / welche bey dem Raht hieselbst angesucht / ihr zu gönnen / daß sie eine Zeitlang in ihrem gemieteten Hause bey uns wohnen möchte / und sol gedachter Ritter bey ihr seyn / nicht als ein gewalttähter / sondern als ein Freund. Ja wol als ein Freund / redete der andere Grieche / nahmens Eubulus darzwischen; nachdem sie geschändet ist / muß sie wol auß der Noht eine Tugend machen / damit sie bey ehren bleibe. Valiukles wolte dieses noch nicht beantwoten / sondern fragete den Wirt von wannen dieser Ritter Markus möchte kommen seyn; Von Padua / antwortete er / mit Herrn Fabius dem Römischen Gesanten / dessen Schiffs-Hauptmann er seyn sol. So ist Herr Fabius mein Freund / und Ritter Markus mein guter Bekanter und MitRömer / anjetzo in dieser Landschafft? sagete Valikules / als mit verwanderung; Gewißlich ihr Herren / redete er zu den Griechen / ihr werdet von diesem Ritter unrechten Bericht eingenommen haben / dann zu solcher unverantwortlichen Untaht daß er ädle ehrliebende Weibesbilder schänden und entführen solte / ist er viel zu redlich. Archidas der dritte fragete ihn / was er sich hierumb zugeheihen hätte / sie wolten dem Entführer seine Untaht mit dem Schwerte schon überbringen. Einem redlichen Ritter / antwortete er / muß man von keinem geheihen sagen; und möchte er wol wissen / daß er willens währe sich seines Freundes und guten bekanten anzunehme / dafern er würde unschuldig seyn; wo nicht sollet nicht ihr / sondern seiner Obrigkeit Schwert die gebührliche Rache verrichten. Ich gläube / sagte Theellus der vierde Grieche / ihr werdet euch unterstehen wollen / der freien Griechischen Ritterschafft neue Gesätze vorzuschreiben / uñ ihre löblichen Gebräuche auffzuheben. Mit nichten / antwortete er / sondern ich wil helffen arbeiten / daß ein nicht minder freier Römischer Ritter vor Ungebühr befreiet bleibe. Auff was Weise gedenket ihr solches ins werk zurichten? fragete Speusippus der fünffte. Auff alle gebührliche und wol zulässige / welche dem Ritterstande weder Schimpff- noch verkleinerlich sind / antwortete er. Ist dann hierunter ein ritterliches Treffen mit verstanden? fragete Philippus / der sechste. Ja /warumb nicht? antwortete er / wann ich auff gütlichere Weise nicht könte davon kommen / müste ich mich billich meiner ritterlichen Freyheit / daß ich mich wehren darff / erinnern. Es gehet aber in Griechenland mit dem ritterlichen Gefechte scharf daher / sagte Evagoras der siebende. Wans nur redlich und ohn hinterlist zugehet / antwortete er / so tuht billich ein jeder sein bestes; habe aber von meinem Herrn Wirt verstanden / daß es mit dem Kampf zwischen den fremden Ritter und Parmenio / nicht gar zu redlich sol zugangen seyn / da dieser seine Knechte zu hülffe geruffen hat. Wie ist euer Nahme / der ihr dieses reden dürffet? fragete der achte und lezte / Phayllus. Meinen Nahmen leugne ich nicht / welcher Julius Probus heisset / und daß ich die Warheit rede / wird mir kein Mensch verübeln / viel weniger verbiete / sagte er. Ich möchte wünschen / sagte Aristodemus der erste / daß euer Freund Markus bey euch währe / dañ könte man euch beyden auff einmahl antwort geben. Ist die Antwort auf Billigkeit gegründet / so wil ich sie in unser beyder Nahmen anhören / antwortete er / und bescheidentlich wieder antworten. Griechische Ritter gehen mit keiner Unbilligkeit ümb / sagte Eubulus / und wer sie dessen zeihen wolte / müste drüber zuschanden werden. Ich ehre die Griechische Ritterschaft gebührlich / antwortete er / uñ sage beständig / wer so frevelhafft seyn / und eines ganzen Landes Ritterschafft schelten wolte / müste billich in stücken zurissen werden. Daß aber unter eines ganzen Landes Ritterschafft nicht zu zeiten ein oder ander reudig Schaff solte gefunden werden / wird kein Verständiger leugnen / dem die Welt nur ein wenig bekant ist. Wann wir mit unter die Redlichen eingeschlossen werden / sagte Archidas / gehet uns das übrige nichts an. Und weil von den anwesenden Herren ich weder gutes noch böses weiß /antwortete er / nachdem sie mir unbekant sind / halte ich sie billich so lange vor redlich / als mir nicht ein schlimmers vorkomt / ja ich trage zu ihnen samt und sonders das Vertrauen / die meinem Freunde Markus und mir / zugedachte Antwort werde nicht unredlich seyn / weil wir uns keiner Unredligkeit bewust sind /ausser daß ich die ietzige Beschuldigung meines Freundes biß dahin aussetzen muß. Das erste ist was scharff / das andere wird sich finden sagte Theellus /wann nur der Tähter an Tages Liecht komt. Ein Hausdiener foderte hieselbst Valikules hinaus / da ihm Gallus von Markus antwort brachte; er bedankete sich gege ihn / als einen Unbekanten ganz dienstlich / daß er seine Ehr als eines Abwesenden hatte retten / und zugleich zu seinem Beystande sich anmelden wollen; die begehrete X Soldaten und XXVI gewapnete Schiffknechte würden bald verhanden seyn / alsdañ er sich einstellen / und seine Unschuld ritterlich handhaben wolte. Fr. Euphrosyne wahr hierüber sehr bekümmert / merkete aber leicht / daß Herkules in unbekanter Gestalt sein Leben neben Markus zu ihrer Ehren-Rettung wagen wolte; doch suchte sie Gelegenheit / es in der Güte beyzulegen / und machte sich fertig / nach Herkules Herberge zufahren / ümb zuvernehmen / wer dieser boßhafften Verleumdung Stiffter währe; welches ihr Markus nicht wehren durffte. Als sie in die Essestuben trat / und zwar in ihren Traurkleidern /wolten die Griechen auffstehen / und sie empfahen; aber sie redete also zu ihnen; ihr Herren Schwägere /bleibet stille an eurem Ort sitzen / wo ihr sonst nicht wollet / daß ich ungeredet wieder hinweg gehen sol; ich werde vertraulich berichtet / ob finde sich einer oder ander unter euch / der über einige Gewalt und Ungebühr klaget / welche mir an meinem Leibe und an meiner Ehre solte angefüget seyn. Diesem wiederspreche ich hiemit beständigst / und sage / daß wer solches redet / habe es als ein schändlicher Verleumder und gottloser Ehrendieb vorgebracht / der mir auch solches beweisen / oder davor leiden sol. Stille mit solcher Pfeiffe / sagte Aristodemus; ihr seyd hierzu abgerichtet / ihr Ungeträue / und wollet dadurch eure Untugend beschöne / welche wir bißher vertuschet / uñ alle Schuld auff den Tähter geleget haben. Ich kenne euch wol / Aristodemus / antwortete sie /aber gedenket nur nicht / daß ich mich vor euch fürchten werde / nun ich zu Korinth bin; ümb euret / und eures gleichen willen / habe ich mich von meinem Schlosse hinweg gemacht / weil ich nicht zweifelte /ihr würdet dasselbe vielmehr in meinem Witwenstande bey mir suchen / wessen ihr euch schon / da ich verheyrahtet wahr / durfftet gelüsten lassen. Und ihr ehrlicher Eubulus / wer hat euch so kühn gemacht / hieselbst zuerscheinen / und mich einiger Ungebühr zubeschuldigen? Ist euch die Rückenwunde zugeheilet / welche euch vor sechs Wochen Herr Charidemus Seel. schlug / da ihr euch gegen mich so unzüchtig bezeigetet? Frau / Frau / sagte Archidas / nicht zu grosse Zungen Freyheit. Ja du bist wol ein ehrlicher Geselle / antwortete sie / könte dein Eheweib das fromme unschuldige Herz wieder von den Todten auferstehen / darin du sie durch schändlichen Meuchelmord gestürzet hast / soltestu des Büttels Hand nicht entlauffen. Was habt ihr dann auff mich zusprechen? sagte Theellus. Ist einer unter euch redlich / so seyd ihrs wol alle / antwortete sie / und wundere ich mich /wie dieser Drek sich so schleunig wieder ein ehrliches hochbetrübtes Weib zusammen geschlagen hat. Das ist zuviel / sagte Speusippus / eine ganze ehrliche Geselschafft zuschänden. Jawol eine ehrliche Geselschafft / antwortete sie / gönne du mir nur Zeit / so wil ich deine Mordtahten dir leicht überbringen; und eben du bist derselbe / der meinen gewesenen Ehherrn wieder mich verhetzet / und ihm den mördlichen Anschlag gegeben / wie er durch des erschlagenen Nikokles Verrähterey / des Parmenions überwinder in seine Gewalt bekommen / und sich an ihm rächen könte. Aber was zanke ich mich mit einem so schlimmen Wuhst; ihr übern Hauffen seyd meines Gesprächs nicht wirdig / noch daß ein redlicher Ritter sein Schwert gegen euch entblössen solte. Hernach wendete sie sich gegen Valikules / erkennete seine Verstellung / und redete ihn also an: Hochädler und VesterRitter / ob zwar der redliche Ritter Markus /nicht ersinnen kan / was vor ein grosser Freund sich gegen diese Verleumder seiner so geträulich angenommen / so erkennet er solches doch vor einen solchen Dienst / welchen er nicht anders / als mit seinem Blute zuersetze weiß. Ich vor mein Haupt rede alhie als vor dem Angesicht des allerhöchsten warhafftigen Gottes / daß weder Ritter Markus noch einiger ander Römischer / mir nicht die allergeringste Kränkung meiner Ehren zugemuhtet habe / sondern nachdem ich von dem Römischen Herrn Gesanten verständiget worden bin / wie hoch Römische Käyserl. Hocheit /unter deren Gebiet ganz Griechenland ist / durch die Verurteilung des fremden jungen Ritters beleidiget sey / habe ich mich unter dessen Schutz ergeben /damit ich beydes an Ehr und Gütern möchte unbeleidiget bleiben / denen beyden zum wenigsten viere unter diesen Schelmen würden nachgetrachtet haben. Hochädle / mir biß daher unbekante Frau und Freundin / antwortete Valikules; Ich / nahmens Julius Probus / ein Römischer Ritter / vernehme ungerne die schlimmen Benahmungen / mit welchen gegenwärtige acht Ritter von eurer ädlen Tugend angesehen werden; welches ich / als der ich ihr Richter nicht bin / dahin muß gestellet seyn lassen; und hoffe ich / es werden dieselben / von euch so übel geneñete / nunmehr sich nicht wegern / die Antwort hören zulassen / welche sie Ritter Markus und mir versprochen / so wil ich mich in unser beyder Nahmen darauff gebührlich heraus lassen. Aristodemus winkete Phayllus / sich zuerklären; Welcher / weil er das Maul wol zugebrauchen wuste / also anfing. Wann der frechen Weiber Art mir unbekant währe / sonderlich deren / die ihres alten Ehherrn müde / nach einem jungen sich umsehen /würde ich mich über der Kakophrosynen (also verkehrete er ihren guten Nahmen) LästerMaul biß auff die Ohmacht entsetzet habe; Weil aber die ganze Welt solcher Schandhuren Brauch kennet (O du Schelm! sagte Euphrosyne / er aber fuhr fort) / ist unnöhtig diesen garstigen und übelstinkenden Drek zutreten / damit er nicht noch weiter redlichen Rittersleute unter das Angesicht sprütze. Euch aber Julius Probus wie ihr euch nennet / und eurem unredlichen Gesellen Markus gebe ich hiemit die begehrete Antwort / daß wir acht ehrliche Ritter wider ihn und alle /die sich sein annehmen / es mit unserm Speer und Schwert nach wolhergebrachter Ritters-art / behäupten / und darlegen wollen / daß er mit diesem Schand-Balg / unter der Zeit / da ihr ehrlicher und unschuldiger alte EhHerr Charidemus zum unbillichen Tode ist hinaus geführet worden / sich in geiler Unzucht erlustiget habe; Welches / weil es zur höchsten Beschimpffung des ganzen löblichen Griechischen Adels gereichet / kan es von uns / als des Hochseel. Herrn Charidemus nahen Anverwanten und Blutfreunden /ungerochen nicht gelassen werden. Euphrosyne fing an: Und wann mir dieser acht Schelmen Bosheit nit so helle und klar vor Augen stünde / müste ich vor Angst vergehen; weiß aber / Gott Lob / daß ich solcher Beschuldigung so ferne bin / als wahr der gerechte Gott lebet / welcher auch / wie mir mein Herz es saget /diese Gottlose und Ehrvergessene Buben ungestraffet nicht lassen wil. Aedle Frau / sagte Valikules / redet ihr dieses mit reinem Gewissen? Ja mein Herr / sagte sie ganz freidig / so wahr ich gedenke dereins vor des allerhöchsten Gottes Angesicht wol zu bestehen; wil mich auch nicht wegern / die allergrausamste Pein über mich zunehme / wann ich von diesen Ehrendiebe einiger Unzucht kan überwiesen werden; die ietzige Verleumdung betreffend / kan ich meiner Leibjungfer und anderer Dienerinnen Zeugnis vorbringen / daß biß an diese Stunde ich kein Augenblik mit Ritter Markus allein gewesen / habe auch allemahl zum wenigsten drey oder vier Weibesbilder so wol bey Tage als Nachte umb mich gehabt. Wolan / sagte Valikules / ich muß dieser hohen Beteurung billich gläuben /biß das Widerspiel hell und klar erwiesen werde. Wer hat euch aber zum Richter gesetzet? sagte Aristodemus; ich gläube nicht / daß der geringste Bube sich eurem grauen Häupt untergeben werde. Ich begehre auch in dieser Jugend noch keines graue Häuptes /werffe mich eben wenig zum Richter auff / antwortete er; aber dieser ädlen Frauen / die ich vor ehrlich und unschuldig halte / mich anzunehmen / zwinget mich mein Ritterstand / bey dessen Antretung ich äidlich angelobet / alle elende Weibesbilder unter meinen möglichen Schutz zufassen; deswegen erbiete ich mich / dafern ihr Achte / die ausgestossene Verleumdung wider diese Tugendreiche Frau nicht wieder ruffen / und derselben gebührlichen Abtrag machen werdet / wil ich mit meinem Schwert und Speer wider euch alle / einen nach dem andern / behäupten / daß ihr durch solche schändliche Verleumdung euren Ritterstand verunehret / und euch desselben allerdinge unwirdig gemacht habet. Und gesetzet / ihr hättet etwas unzimliches von ihr gewust / hättet ihr doch sollen auff andere / als solche weise verfahren. Erkennet ihr mich nun als einen Römischen Ritter wirdig eures Speers und Schwerts / so stellet euch auff den fall eurer beharlichen Beschuldigung / gegen mich /nach der Ordnung / wie ihr mit mir die erste Rede gepflogen habet / doch also / daß der lezte / welcher auch vor dißmal der Worthalter in grosser Kühnheit gewesen ist / den Anfang mache; Da es mir aber in dieser vermeyneten guten Sache / wider euer einem oder andern mißlingen solte / alsdann und nicht ehe /sol mein Freund Markus Macht haben / seine Ehr und Ritterlichen Leumut wider euch auch zuverfechten. Mein Herr / sagte Fr. Euphrosyne / mit was vor Gehorsam kan ich unwirdige dieses hohe Erbieten im wenigsten ersetzen? Weil aber das Ritterliche Wort gesprochen ist / nehme ichs billich an / nur das ich im Nahmen Ritter Markus sehr bitte / ihm an solchem Kampffe auch Teil zugönnen. Bekümert euch nicht /meine Freundin / sagete er; ist eure Sache so gut / als ihr saget und ich gläube / alsdann wird mir Gott die Krafft verleihen / nicht nur diesen achten / sondern zwanzigen ihres gleichen / eine Reue ihrer Verleumdung anzubringen. Ich möchte auch gerne rede / sagete Aristodemus. Es ist euch erläubet / antwortete Valikules. Dieser eiferte sich darüber und fing an: So höret dann / ihr stolzer Narr: Es ist der Kampff auff begehrete weise von uns angenommen / wiewol michs verdreust / daß ich der lezte in der Ordnung gesetzet /und also alles Streitts enthoben bin. Dieser waschhafften unverschämten Huren und EhrenDiebin Boßheit sol bald an Tageslicht komme / und werdet ihr viel zu späte beseuffzen (dann zur Klage wird keine Zeit übrig seyn) daß ihr diesem Balg so leicht gegläubet / und unsere Tapfferkeit so liederlich geschätzet habet. Mein / ihr scheltet und dräuet / antwortete Valikules; aber ich hoffe vor Abends noch sehen zulassen / ob ihr ursach habt / mich vor einen stolzen Narren ausruffen; sonsten eure Tapfferkeit / wo die nit grösser / als eure Höfligkeit ist / wird sie mir wenig schrecken bringen. Aber wz vor Bedingungen unsers Kampfs setzet ihr? Keine gelindere / antwortete Eubulus / als daß der überwundene den Tod / oder die Leibeigenschafft willig annehme. Wol! sagte Valikules / ich gelebe eures Willens. Fr. Euphrosyne sagte zu jenem: Ich hoffe zu Gott / du solt hie nicht ein Eubulus (heist ein guter Rahtgeber) sondern ein Kakobulus (heisset ein böser Rahtgeber) an deiner seite seyn. Bekümert euch weiters nicht / meine Freundin /sagte Valikules zu ihr / sondern zeiget meinem Freunde / Ritter Markus an / ich habe ursach / mich vor ihm zuverhehlen / deßwegen sey mein begehren an ihn /mich zur Offenbahrung meiner selbst nicht zunöhtigen / sondern unter gutem Schutze / umb unredlichen überfall zuverhüten / vor dem NordenTohre sich finden zulassen / woselbst ich auch erscheinen /und meinem Worte nach Mögligkeit Krafft geben wil. Ihr Ritter aber / befahret ihr euch an meiner seiten ganz keiner Unredligkeit / doch enthaltet euch deren auch nach Gebühr. Mein Herr / sagte Amyntas der Wirt / besorget euch dessen gar nicht; ich habe dem Rahtmeister schon die Sache angedeutet / welcher 100 bewehreter Mann auffbieten lässet / den Kampffplaz vor aller Unbilligkeit zubewahren. Wolan / antwortete er / so gehe ich hin mich zuwapnen / und mich auff Wunden zu schicken. Hastu genug / rief ihm Archidas nach / wann ein jeder dir eine einzige anbringet? Werde ich recht getroffen / sagte er / kan mich ein Stoß oder Hieb niderlegen. Fr. Euphrosyne wahr schon hinweg gangen nach ihrem Markus / welcher auff angehörete Erzählung sie herzlich baht / ihm zuoffenbahren / was vor ein Angesicht der fremde redliche Ritter hätte; welches sie geträulich verrichtete. Worauff er sagete: es währe ihm unmöglich / auszusinnen / wer dieser Julius Probus währe. Seine Soldaten und Schiffknechte kahmen in grosser Eile / machten sich mehrenteils beritten / und geleiteten ihn hinaus. Es wahr aber eben derselbe Platz / woselbst Valikules des mörderischen Akusilaus Oheimben nidergelegt hatte. Bald darauff stelleten sich die acht Ritter mit ihren Dienern auch / und ritte Valikules nahe hinter ihnen her / von XL bewapneten Bürgern begleitet /machte sich hin zu Markus / und mit verstelleter Heiserigkeit und auffgeschlagenem Helme redete er ihn also an: Mein Herr / er verwundere sich nicht / daß ich ihn / und er mich nicht kennet / zu seiner Zeit werde ich mich melden / und er solches zur Unzeit von mir nicht begehre. Wir wollen hieselbst die Zeit mit langem Gespräche nicht zubringen / uñ habt ihr diesen Verleumdern vor dem Gefechte etwas anzumelden / werdet ihrs kürzlich verrichten / doch daß mir durchaus der erste Kampff verbleibe / damit ich nicht angesehen werde / ein mehres geredet zuhaben /als ich zutuhn willens. Ich verbleibe meines Herrn Gehorsamer / antwortete er / und sage ihm mit einem Worte Herzens-Dank vor seinen Beystand; Ritte hierauff mit aufgeschlagenem Helme gegen die Griechischen Ritter / und redete sie also an: Ich bin berichtet / daß ihr Achte / mich einer Ungebühr gezihen habt /die ich mit der ädlen Fr. Euphrosynen / dort auff jenem verdecketen Wagen haltend / sol begangen haben. Ich widerspreche solcher schändlich-erlogenen Verleumdung / und weil meinem Beystand ich nicht vorgreiffen darff / erbiete ich mich / nach dessen Kampffs Endigung / alles dasselbe mit meinem Sveer und Schwert / durch des reinen Himmels Beystand zuleisten / welches zur Rettung meiner Redligkeit / welche ihr ohn alle Ursach schändet / von mir erfodert wird. Gib dich zufrieden / du Ehebrecher / sagte Aristodemus / es sol dir nur gar zu früh kommen / was du suchest. Du Schänder leugest / antwortete er / welches ich durch des Himels Hülffe offenbahr machen wil. Es wolte Valikules die Zeit zulange wehren / deßwegen winkete er dem Phayllus mit dem Speer / welcher grosse Ehre einzulegen hoffete / aber da es zum treffen kam flohe er über den Sattel hinter sich / als hätte ihn der Wind herunter gewehet; doch ehe sein Feind den Lauff geendet hatte / stund er auff den Füssen / weil er unbeschädigt blieben wahr. So bald Valikules bey ihm anlangete / stieg er ab / trat ihm entgegen / und sagete: Du bist ein besserer Schänder und Springer /als Stecher; laß aber auch sehen / was du vor ein Fechter seyst. Damit ging er mit solcher Krafft auff ihn loß / daß er alsbald hinter sich zu weichen gezwungen ward. Weil er dann nicht lange mit diesem unerfahrnen zubringen wolte / betäubete er ihn mit wenig kräfftigen Schlägen / rennete ihn mit seinem Schilde zu bodem / beraubete ihn des Schwerts /Schildes und Helmes / und gab ihm mit dem Knopffe seines Schwerts einen Stoß wider die Stirn / daß ihm geschwand; worauf er zween Schiffknechte zu sich foderte / welche ihn binden / und an Fr. Euphrosynen Wagen führen musten. Sie hielt auff einer nahen Höhe / da sie allen Verlauff sehen kunte / verwunderte sich des schleunigen Sieges / und sagete zu dem gefangenen: Sihestu nun Phayllus / vielmehr Phaulus (heisset ein Nichtiger) zunennen / was gestalt der gerechte GOtt den falschen Lügenern das Maul zu stopffen pfleget. Ich hoffe / sagte dieser / meine Gesellen werden mich schon loßmachen / und meinen Unfall / der mir wegen meines Fiebers zugestossen / gebührlich rächen. Du kanst noch nicht auffhören zu lügen /sagte sie; kehrete damit ihr Gesicht nach der Streitbahn / und sahe den Evagoras sich schon im Sande krümmen; massen als die Griechen sahen / daß der Anfang an ihrer Seite so schlecht und unglüklich wahr / ritten sie zusammen / und ermahneten sich unter einander zur vorsichtigen Tapfferkeit / welche jeztgedachter Evagoras bedacht wahr zuerweisen /aber Valikules traff ihn mit dem Speer in den Unterbauch / dz ihm das Eisen gar hindurch ging / uñ im Leibe stecke blieb / welches diesem einen geschwinden Tod verursachete / so daß nach dreymal wiederholetem Jamer- und Wehgeschrey / ihn der Todesrampf zu ihen begunte. Valikulus meynete nit /dz er so hart verwundet wäre / ritte zu ihm / stieß ihn mit dem überbliebne stücke seines Speers an / uñ fragete / ob ihm nit gefalle könte / sein Schwert zuergreiffen / sahe aber / dz er schon mit dem Tode rang /uñ ließ ihn ligen. Philippus / der dritte in der Ordnung / entsetzete sich über diesen Unfal / und als er loßbrechen wolte / sagte er zu seinen Gesellen: ich fürchte /der heutige Tag habe keinen Griechischen / / sondern einen Römischen Gott zum Auffseher / daher dürffte uns das Wasser über die Körbe gehen; solte ich nun unten liegen / würde ichs zu spät bereuen / daß ich mich von dem jetzt ertödteten Evagoras zu diesem bösen Vornehmen habe verleiten lassen. Valikules traff ihn / daß er mit samt dem Pferde übern hauffen fiel / und daß linke Bein rein abbrach / daß es unter dem Knie bammelte / daher er ein jämmerliches Geheule trieb / da sein Obsieger zu ihm nahete und ihn zum Streit auffmahnete / welcher als er ihn so beschädiget sahe / rieff er etliche Schiffer herzu / die ihn weg tragen musten. Fr. Euphrosyne empfing ihn mit diesen Worten; Euch Philipp habe ich vor ehrlicher angesehen / als daß ihr in solche Schelmstücken euch soltet haben eingemischet / zweiffele auch nicht / ihr seid von anderen darzu verleitet. Dieser kunte wegen Schmerzen nicht antworten / und ließ sie einen Arzt herzuruffen / welcher ihn verbinden muste; der ihm aber diesen Trost gab; es müste ihm das Bein abgeschnitten werden / oder ungezweiffelt würde er sterben. Nach dieses Niderlage ritte Markus hin zu Valikules / wünschete ihm Glük zum dreyfachen Siege /und baht ihn sehr inständig / daß ihm gegönnet seyn möchte mit dem vierden ein treffen zutuhn; welches ihm endlich erläubet ward. Dem Griechen Speusippus wahr hierzu sehr liebe / traffen auffeinander und hielten beyderseits redlich aus / daß die Speere in stücken brachen / daher sie zu den Schwertern griffen / und beherzet gnug auffeinander schlugen; aber Markus gute Sache und Erfahrenheit behielt die Oberhand /daß er ohn Wunden blieb / und sein Feind dergestalt an unterschiedlichen Orten getroffen ward / daß ihm alle Krafft entging / daher er ihm im Falle nachsprang / und durch abschneidung der Gurgel ihm das lezte Ende beybrachte. Die Reihe traff nunmehr den hochtrabenden Theellus / welcher sich bey den ersten beyden Treffen befürchtete / ihm würde die Gelegenheit /seine Mannheit zubeweisen / von den vorgehenden entrissen werden / und nunmehr hätte er wol gewünschet mitten in Thrazien / in der Stad Nikopolis zu sitzen / von dannen sein Vater entsprossen wahr / insonderheit / als er sahe / daß Valikules mit ihm anlegen wolte; endlich verkehrete sich die Furcht in ein Rasen / und weil er dem Speer gar nicht trauete /warff er solches von sich / fassete das Schwert / und setzete eiferigst auff seinen Außfoderer an / welcher sich ihm gleich bezeigete / und gar bald bey ihm anklopfete / daß er die wichtigkeit seiner Arme empfinden muste; er taht aber sein äusserstes / sich zuwehren / wiewol es ihm wenig halff / weil Valikules seinem Blute durch unterschiedliche Wunden Lufft machete /daß ihm die Wuht geleget ward. Ihr Buben / sagte unser Held zu ihm / wollet ihr Gott und der Warheit noch nicht die Ehre geben / und eure Boßheit bereuhen / müsset ihr gewißlich am verstande gar verblendet seyn. Dieser hatte noch gute Hoffnung auff Aristodemus gesetzet / und gab zur Antwort: ich bin mir keiner Boßheit bewust / ist auch nichts neues / daß das blinde Glük neben der guten Sache hinsihet. Wie gut deine sey / sagte Valikules / sol vor verlauff einer guten Stunde der Welt schon vor Augen stehen; schlug ihn damit über den Helm / daß ihm das Gehirn im Kopff erzitterte / und er vom Pferde stürzete /daher ihn drey Schiffknechte annahmen / und nach Fr. Euphrosynen hinleiteten / welche zu ihm sagete. Und du frecher Ehrenschänder mustest dich auch in diese Noht stürzen / dessen du sehr wol hättest können geübriget seyn. Das Glük ist rund / und aller Tage Abend noch nicht kommen / antwortete dieser; wiewol ich mich nicht zuerinnern weiß / daß ich wieder eure Ehre ichtwas geredet habe. Dieser Phaulus /sagte sie / ist eurer aller Mund gewesen / dessen kanstu dich erinnern. Markus hätte gerne noch einen gang mit dem folgenden Archidas gewaget aber Valikules baht ihn / sich zu mässigen / traff auch den jezt genanten daß er vom Pferde als ein Kläuel purzelte / behielt doch den Zaum an der Hand / und setzete sich wieder auff / daß er mit dem Schwerte schon fertig wahr / als Valikules zu ihm nahete / welcher zu ihm sagete: Bistu schuldig an der Ubeltaht / welche die redliche Fr. Euphrosyne dir unter die Nase gerieben hat / so gedenke nur daß deines ermordeten Weibes Blut gleich jetzo Rache von dir haben wolle. Dieser ward durch solche Erinnerung so bestürzet / daß ihm Muht und Krafft entging / und sich kaum auffrecht in den Stegreiffen halten kunte; taht auch keinen Hieb /sondern saß als ein erstarreter; welches Valikules sehend / ihn vom Pferde warf / und zu ihm sagete: Bistu zum andernmahle auffgestiegen / dz du schimpflicher als vorhin abfallen woltest? Zween Schifknechte packete ihn an / und brachten ihn zu den andern / da Fr. Euphrosyne zu ihm sagete: Komstu schändlicher Mörder deines eigenen redlichen Weibes? nun sihestu wie Gott endlich der Boßheit vergilt / ob sie gleich eine zeitlang frey durchläufft. Ja antwortete er / meines Weibes Geist schwebet mir vor Augen / und hat mich allerdinge wehrloß gemacht / drumb wünsche ich nur bald bey ihr zu seyn / damit ich mich an ihr rächen möge. Du wirst solcher Rache nach dem Tode wol vergessen / antwortete sie / da Gott selbst sich an dir rächen wird. Jezt muste Eubulus vor seinen Meister / welcher zu Aristodemus sagete: Ich bin leider nach Euphrosynen Wunsch und Weisagung an unsern sechs Gesellen zum Kakobulus (bösen Rahtgeber) worden / und trägt mir der Sinn vor mich selbst nichts bessers zu / zweiffele auch sehr / ob dirs zum Siege gelinge werde; drumb sage bald / wollen wir Gnade /oder den Tod suchen. Verflucht sey / wer an Gnade gedenket / gab jener zur Antwort; ich wil und kan mein Maul nicht zur Taschen machen / und hoffe /mein Blut sol mit des Feindes seinen vermischet werden / ungeachtet derselbe einem Teuffel ähnlicher als einem schwachen Menschen scheinet: Und O hätte Unglük uns nicht zu denselben geführet / wolten wir des andern sein Meister bald worden seyn. Nun so wil ich auch stehen oder fallen / antwortete Eubulus /legte das Speer ein und hilt sich so fest im Sattel / daß / wie hart ihn gleich sein Gegener traff / er doch sitzen blieb. Weil dann die Speere in stücken gingen / musten die Schwerter deren Mangel ersetzen / welches aber dem verzweiffelungs-nahendem Eubulus zu schwer fiel / so daß nach empfangenen dreyen Wunden / deren lezte ihn das Schwert zu führen undüchtig machete / er vom Pferde geworffen / und zu der anderen Geselschafft gebracht ward. Ey Gott lob / so empfing ihn Fr. Euphrosyne / daß böser Raht den Rahtgeber selbst mit getroffen hat. Er antwortete aber kein Wort / sondern ließ sich verbinden / und erwartete des außganges. Valikules ritte hin zu Aristodemus / und sagete zu ihm: Was deucht dich bey dem Narrenspiel / welches ich dir an deinen sechs Gesellen habe sehen lassen? meinestu noch / du werdest alles Streits befreiet seyn? Ja laß mich wissen ob du dich unter meine Gnade demühtigen könnest / so wil ich dich sehen lassen daß ich ja so barmherzig bin / als stolz du dich erzeiget hast. Ich habe alle dieselben verflucht / antwortete dieser / welche deiner Gnade begehren würden / und solte nun der erste seyn? ehe müsten du und ich in stücken zerhacket werden. Nun dañ sagte er / so müssen meine Schellen sich auch hören lassen / weil du dich selbst aller Gnade unwirdig machest. Also setzeten sie mit hinweg werffung ihrer Speere so grimmig auff einander / daß sie kaum Zeit hatten ihre Schwerter zuentblössen / da es dann ein sehr herbes Treffen gab / dann es wahr dieser einer von den vornehmste Rittern in ganz Griechenland / er wehrete sich auch seiner Haut so emsig / daß Valikules sagte; Es ist Jammer daß du deine Kraff nicht in ehrlicher redligkeit anwenden solt / und kanstu noch demühtig werden / sol dir Gnade wiederfahren. Deine Gnade würde mir unleidlicher seyn / als ein tausendfacher Tod / antwortete er / und muß Aristodemus siegen oder sterben. Vielleicht deren keines / sagte Valikules / setzete auch viel eiferiger auff ihn an als vorhin /und glückete ihm / daß er ihn mit dreien Hieben an beyden Armen lähmete / warf ihn vom Pferde / uñ ließ ihn den übrigen zuführen / welche ihn ersehend / vor Angst vergehen wolten. Fr. Euphrosyne redete ihn an und sagete; Du schändlicher Feind meiner Keuscheit /nun werde ich Gelegenheit finden dir zuvergelten /was du an mir getahn hast. Ist dirs nicht gnug du bübische Hure / antwortete er / daß ich gerne sterben wolte / und wieder meinen Willen Leben muß? Sie eiferte sich über solche Schmähung / daß ihr die Trähnen auß den Augen hervor drungen. Valikules aber kam zu ihr gesprenget / und mit auffgeschlagenem Helme sagte er zu ihr: Aedle Tugendreiche Frau / da habt ihr eure bübische Verleumder / so viel ihrer noch im Leben / welche Krafft ihrer eigenen Urtel und wahl in den Stand der Leibeigenschafft gerahten sind; weil dann der gerechte Gott eure gute Sache an den Tag gebracht / und eure Lästerer zu schanden gemacht hat / sind sie euch hiemit vor eure Leibeigene übergeben /mit ihnen nach belieben zu schalten. Ich bedanke mich von ganzem Herzen / mein Herr / antwortete sie / und bitte Gott / daß er euren Waffen wieder alle eure Feinde kräfftigen wolle / damit durch deren Vorschub manniche meines gleichen geschützet / und die bösen gestraffet werden. Sie wolte weiter reden / aber er nam Abscheid von ihr / und ritte in Begleitung etlicher gewapneten Bürger nach der Stad / denen er vor ihre Gegenwart höchlich dankete / und ihnen etliche Hände vol Kronen reichete / welche sie seinetwegen in einer frölichen Wirtschafft fein friedlich verzehren solten; wovor sie Dank sageten. Markus durffte ihm nicht folgen aber Gallus in seiner ehemahligen Kauffmansgestalt wahr bald bey ihm. Fr. Euphrosyne ließ ihren liebsten zu sich bitten / welcher ihr zu ihrer Ehrenrettung Glük wünschete; sie hingegen ihm klagete / daß diese ihre Leibeigenen noch nicht auffhöreten /sie vor eine Ehebrecherin außzuschelten; worauff er /als lachend zur Antwort gab; ädle Frau / sie gebe sich zu frieden / ich werde ihr schon helffen ein Mittel erdenken / daß ihnen die Schandzunge gehemmet und ihre Boßheit offenbahret werde. Die Schiffknechte wolten sie mit nach der Stad haben / aber sie wegerten sich dessen / und rieffen / hier wolten sie als freye Ritter ehrlich sterben. Aber Markus gab zur Antwort; O nein / die Freyheit ist dahin / uñ weil ihr nicht willig gehen wollet / sollen euch schon andere Füsse gemacht werden. Also band man sie quehr über auf Pferde / und schleppete sie mit fort. So bald sie in der Stad anlangeten / musten die Schiffknechte ihre Gefangenen mit sich nach dem Schiffe nehmen / woselbst sie auff der Folter gekrecket / einhellig bekenneten / daß Aristodemus sie beredet hätte in seine Geselschafft zutreten / ümb sich beydes an Markus und Euphrosynen zurächen / daß sie mit demselben davon gezogen währe; sie wüsten von ihrer Unzucht nicht das geringste / als was schon gedachter ihr Anführer und Verleiter ihnen vorgetragen hätte. Hingegen wolte Aristodemus nichts gestehen / ließ sich auch zerren /biß die Seele aus ihm ging; worauff die anderen ingesamt auch niedergemacht wurden / weil sie ihnen solches vor die Leibeigenschafft wähleten. Und ob gleich etliche ihrer Anverwanten gute Lust hatten / den Schimpff zurächen / wahr doch die Furcht der Straffe zu groß / daß sie zurük hielten. Markus hätte seinen Beystand gerne gekennet / aber seine Liebste hielt ihn ab / unter dem Trost / daß er sich erbohten hatte / zu gelegener Zeit sich selbst zumelden. Nun gingen Markus Gedanken alle dahin / es währe Herr Herkules /weil alle seine Geberden und Waffen-Gebräuche demselben gleich wahren / aber das Angesicht wolte nicht eintreffen / welches ihn im Zweifel erhielt. Zween Tage nach diesem Kampfe ritte Valikules abermahl nach dem Meer / fand aber nicht allein keine andere Gelegenheit / sondern daß der vorige Schifmann seine Abfart noch auff etliche Tage weiter aussetzete / deswegen er zu Gallus sagete: Ich eile fast / meine Reise vorzunehmen / und fallen doch immer mehr Verhinderungen vor; halte gänzlich / Gott selbst werffe sie mir in den Weg; dañ gestern frühmorgens / da ich in meiner Andacht lag / und wieder eingeschlummert wahr /dauchte mich eigen / es rieffe mir einer zu; eile nicht /eile nicht! Nun ich wil meinen Gott lassen walten /der wird alles nach seinem gnädigen Wolgefallen schicken. Kehrete wieder ümb / und eilete nach seiner Herberge / da er seinen Klodius in elender Gestalt gegen ihn daher reiten sahe / dessen Pferd kaum mehr fortschreiten kunte; worüber er nicht wenig erschrak /und zu Gallus sagete: Sehet / da komt mein Klodius her / welcher mir gewißlich wenig gutes in dieser traurigen Gestalt bringen wird. Ritte hin zu ihm / und ward alsbald von ihm gefraget / ob er ihm nicht anzeigen könte / in was Herberge der Römische Gesante Herr Fabius anzutreffen währe. Valikules hieß ihn in seine Herberge folgen / führete ihn mit sich auff seine Kammer / und sagte zu ihm: Mein guter Klodius / ärgere dich nit an meiner fremden Gestalt uñ angestrichene Farbe / du wirst an der Rede vernehmen / daß ich Herkules bin / und sage mir / wie kömstu so verwundet und scheußlich auffgezoge? Dieser erfreuete sich höchlich / meldete aber alsbald mit einem seuffzen an / wz gestalt H. Ladisla / nachdem er zween Ritter im öffentliche Kampf erleget / durch schändliche Verrähterey mehr als von 80 Rittern überfalle /alle seine Diener erschlagen / und er selbst nach ritterlichem Gefechte gefangen worden. Er erschrak hier ob / daß ihm die Rede stehen blieb / und fragete alsbald /ob er dañ noch lebete. Ich hoffe solches / antwortete er / dann ich sahe / daß sie ihm mit Schlägen ferner nicht zusetzeten / da sie ihn gebunden hatten. Nun wol an / sagte er / so wird mir Gott beystehen / daß ich ihn errette. Daß du aber Herrn Fabius Hülffe alhie suchest / ist ümsonst / dann er hält sich zu Elis verborgen / nur daß er mich ausforschen möge / weil er muhtmasset / ich sey annoch daselbst. Aber was dünket dich / solte man ihm ohn Kriegsvolk nicht helffen können? gar schwerlich / antwortete er; dann es hält da ümher ein zimlicher Anteil des Adels wieder ihn zusammen / welche des von euch ertödteten Parmenions Freundschafft sind / und zweifele nicht / man habe ihn irgend auff ein Schloß eines alten ädelmans /dessen Sohn er mit dem Speer erleget / gefangen hingeführet / welches allem Vermuhten nach / nicht weit von der Stad Patræ seyn kan / in deren Feldmark das Unglük sich zugetragen. Valikules überlegete die Sache fleissig / sagte hernach zu Gallus / er solte schaffen / daß Klodius gelabet und verbunden würde; machete sich hin zu Markus / uñ ließ ihm sagen / es währe iezt Zeit / daß sein Mitkämpfer sich ihm zuerkennen geben wolte. Dieser saß gleich bey seiner Liebsten / und erzählete ihr von Herkules und Ladisla tahten / ging mit Freuden hinunter / und hieß ihn als seinen allerliebsten Herrn und besten Freund wilkommen seyn / weil er ihn nunmehr durch seine höchstbegehrete Kundschafft beseligen wolte. Er führete ihn alsbald mit sich die Steige hinauff nach seiner Liebsten Gemach / welche von ihrem Sitze auffstund / und ihn wegen seiner annoch verenderten Gestalt als einen unbekanten wilkommen hieß; Da er nach kurtzem Gespräch zu Markus sagete: Mein Freund / ehe ich mich gegen ihn weiter melde / habe ich zuvor mit der ädlen Frauen Euphrosynen ein Wort in vertrauen allein zureden / welches ihr mir nicht werdet vor übel halten. Ganz nicht / antwortete er / nahm einen willigen Abtrit / und erwartete / biß ihm wieder geruffen würde. Herkules aber sagte zu ihr / meine Freundin / ob zwar ich des willens nicht gewesen bin / mich ihrem Liebsten zuoffenbahren / kömt mir doch gleich jetzo eine wichtige Ursach zuhanden / daß ich meinen Vorsatz endern muß / wil auch hoffen / er werde meine Anwesenheit verschweigen können. Sie bedankete sich vor diese Gnade / verhoffete / er würde seines Dieners Träue schon geprüfet haben. Worauff er alsbald die Farbe beydes von Angesicht / Haar und Händen hinweg taht / und Markus zu sich hinein ruffen ließ /welcher ihn sehend / sich sehr bestürzet befand / und wolte sich vor ihm in die Knie legen; da er also zugleich redete: Durchläuchtigster Fürst / Gnädigster Herr; hat Eure Durchl. vor ihren unwirdigsten Diener wider siebe Schelmen sich wagen wollen / nur daß derselbe unbemühet bliebe? Herkules wehrete ihm das niderknien / und daß er dergleichen unnötiges Gepränge einstellen solte / weil ihm sein gutes Herz ohndas wol bekant währe; Wolte ihn vorerst erinnern /daß bey Verlust seiner Hulde er ihn bey Fabius nicht meldete; hernach sich schleunigst fertig hielte / seinen Herrn Ladisla retten zu helffen / welcher auff Leib und Leben gefangen läge / wie er gleich jezt von dem hartverwundete Klodius Bericht eingenommen hätte. Markus erschrak dieser Zeitung / daß er bebete /erboht sich / Gut und Leben willig zu seines Herrn Rettung anzuwenden / wolte auch / da es Ihre Gn. gut befünde / stündlich die Trummel rühren lassen / und etliche hundert Mann werbe / worzu er / Gott Lob /Mittel gnug hätte. Fr. Euphrosyne wahr bald fertig /eine Lade mit Golde herein tragen zu lassen / womit die Knechte solten bestellet werden. Aber Valikules hieß sie ruhig seyn / es bedürffte dieser Weitläufftigkeit nicht / würde auch mehr Hinderniß als Befoderung geben / wann die boßhafften Widersacher vernehmen solten / daß man so grosse Bereitschafft machete; Die Sache müste eilig und in aller stille angegriffen werde. Er wüste / daß sein Schiff noch etliche tapffere Kriegs- und Schiffknechte hätte / deren wolten sie XXVI beritten machen / und die Rettung vornehmen. Markus stellete es alles zu seinem Befehl /ließ seine Reit- und Wagenpferde / deren er XXXVI hatte / zur Reise wol futtern / und ritte Spornstreichs nach dem Schiffe zu / da inzwischen Fr. Euphrosyne allen Bericht von Herkules einnahm / und mit ihm nach seiner Herberge ging / besseren Verstand von Klodius zufassen / dem seine Wunden schon verbunden wahren / und er von Gallus vernam / was vor eine trefliche Heyraht seinem Freund Markus zugestossen währe; gleich da diese Braut mit Herkules zu ihm hinein trat / und ihn in grosser Schwacheit auf der Bank liegen funden / worüber sie sich gar leidig stellete /und ihn in seinem Unglük tröstete / begehrete auch der Ritter Nahmen zuwissen / welche Herr Ladisla erlegt hätte; und als sie hörete / daß es Perdickas und Ariston wahren / vergoß sie ihre Trähnen / und klagete / daß ihre so nahe verschwägerte so grosses Unheil anrichten müsten; massen Perdickas ihres gewesenen Charidemus Vater-Bruder-Sohn; Ariston aber ihrer Mutter Schwester Tochter ungehorsamer Stief Sohn währe / dessen Vater Kleander sie vorm halben Jahre ohngefehr / wider ihren Willen geheyrahtet / da sie kaum von XVII; Er aber über LXXIIX Jahr alt gewesen. Eben dieser Kleander / sagete Klodius / hat meinen Gn. Herrn gefange; doch an was Ort er eigentlich wohne / kan ich nicht wissen. Der Ort / sagete sie / ist mir gnug bekant / und bin kaum vor IV Wochen daselbst