wisset daß sie euch als einer verständigen und züchtigen Tochter den freien Willen gegeben / und überdas euch bekant ist / daß sie nicht willens sind / euch zu Rom zuverheyrahten / weil an keinem Orte der Welt redlicher Weiber Ehre mehr angefochten wird / als eben daselbst / insonderheit / wañ die frechen neuen Käyser die Herschaft antreten / und ihren Lieblingen und andern Gewalthabern allen muhtwillen verstatten. Woldann / sagte hierauff das Fräulein / wann meiner Fr. Schwester es also gut und rahtsam deucht / verfahre dieselbe ihres gefallens / jedoch daß unser Beylager nicht so schleunig fortgesetzet werde / wie ihrs jenesmahls mit Fr. Libussen und Brelen triebet. Ich wil ihm schon wissen recht zu tuhn / sagte sie / deß solt ihr euch zu mir Schwesterlich verlassen; nam sie damit bey der Hand / und führete sie an den Ort / wo die GroßFürstin mit Frl. Lukrezien von gleicher teidung schwätzete / die sich aber sehr weit zu werffen wuste; es hätte der Fürst zwar seine gute Gewogenheit mit nicht unzierlichen Reden ihr zuverstehen gegeben / daß sie aber solche als unter dem schein einer Heyraht solte angenommen haben / hätte gar keine Gefahr; so währe sie auch der Freyheit nicht / in solchen sachen vor sich selbst zu handeln / weil sie sich wol erinnerte / daß sie der GroßFürstin angelobet / ohn ihr vorwissen und willen dessen nichts zubeginnen / massen ihr in stätem Gedächtnis läge / daß ihr H. Vater /ihr ernstlich befohlen / ihrer Liebe nicht anders als einer Mutter zugehorsamen. Die GroßFürstin hätte der Reden gerne gelachet / hörete aus ihren Worten /wie saur es ihr ward / den eingeschlucketen Angel zuverbergen / stellete sich doch allerdinge einfältig / und sagte: O du geliebter Bruder / Fürst Baldrich / an was unseligen Ort hastu dein Herz gewendet / nehmlich zu dieser unbarmherzigen Fräulein / die in der nähe deine bittere Seufzen nicht hat hören können / die ich von ferne so klar erkennete / als hättestu sie mir in die Ohren geruffen; wie ists aber möglich / meine allerliebste Frl. Schwester / daß eure Seele so rauch und hart seyn / und die wachende auffmerkende Sinnen allerdinge unempfindlich machen kan? Ich wil anjezt nicht streiten / ob mein BruderBaldrich wirdigkeit halben sich bey euer Liebe angeben dürffe / nur führe ich ihr dieses zugemühte / er ist eures ergebenen Bruders Herkules leiblicher und einiger Bruder / ihm weder am verstande noch Tugend so gar ungleich. Nun erinnert sich eure Liebe gleichwol billich / wie hoch sie sich demselben verbunden / und möget sein Fleisch und Blut so verächtlich halten. Mir zweifelt nicht / er müsse diesen Tag von euer Liebe mannichen herben Trunk eingenommen haben / dann ich sahe eigendlich / wie ihm nach empfangener saursichtigen Antwort / die Augen vol Wassers stunden / daß ich etlichemahl willens wahr / ihn von euer Seiten hinweg zuführen / damit ihm die Augen wegen gar zu grosser Angst nicht brechen möchten. Nun erkenne ich ja euer Liebe gewöhnliche Sanftmuht gar wol / daher ich schliessen muß / er werde aus gar zu inbrünstiger Liebe sich gegen dieselbe etwas verhauen haben; aber / mein Schwesterchen / es köñen die jungen Mäñer nicht eben die Worte auff der Goldwage führen / insonderheit / wann sie durch Schönheit zur Liebe angedrungen werden / dañ können sie nicht umhin / durch Worte an den Tag zugeben / was sie im Herzen wünschen. Jedoch wil ich ihn eben nicht entschuldigen /nur eine Vorbitte vor ihn als meinen näheste Anverwanten anzulegen / bemühe ich mich / ob ich so glükselig seyn / und ihm dieses Fehlers Verzeihung erhalten könte. Das Fräulein wuste hierauff nichts ertichtetes vorzubringe / das einigen Schein der Warheit hätte / wolte sich doch selber nicht verrahten / sondern gab zur Antwort; Ob der Fürst so traurig und bestürzt solte gewesen seyn / hätte sie nicht merken können viel weniger hätte sie ihn einiger Unhöfligkeit oder ungebührlicher Reden zu beschuldigen; nachdem aber ihre Liebe so genaue acht auff ihre Unterredung gehabt / müste sie bekennen / daß er sehr inständig auff eine ihr unmögliche Erklärung gedrungen / währe aber von ihr beantwortet / daß Jungfräuliche Zucht nicht wüste / solcher gestalt sich heraus zulassen /welches er ihr nicht verargen würde / nachdem sie unter ihrer lieben Eltern Gewalt sich befünde; Daß aber Eure Liebe / sagte sie ferner / mir einigen Unwillen gegen diesen Fürsten zuleget / so antworte ich hierauff wol bedächtlich / daß ich ihn vielmehr ehre und züchtig liebe / auch durchaus keine Ursach habe /ihn anzufeinden; Wolle demnach meine Gn. Groß Fürstin dieses Verdachts mich gnädig erlassen / massen ich dieselbe hoch und teur versichere / daß ich lieber sterben / als einigem von den ihrigen widrige Gedanken zuwenden wolte. O wie hoch erfreuet mich dieses / antwortete die Groß Fürstin / ja viel höher als ich ausreden kan / und solches nicht allein meinet /sondern auch ihrer lieben Eltern wegen / dann mein Schwesterchen weiß / wie hoch dieselben auff meinen Gemahl halten / bin auch versichert / daß ihnen die angenehmeste Zeitung seyn würde / wann sie vernehmen solten / Eure Liebe währe mit meines Herkules Bruder verheirahtet. So bitte ich nun schwesterlich /sie wolle mir den Grund ihres Herzen entdecken / ob sie mir volle Macht geben könne / hierin zuhandeln /damit eure Seele beyderseits / und hiedurch zugleich die meine vergnüget werde. Das verliebete Fräulein kunte die ertichtete Stellung weiters nicht fortsetzen /küssete der Groß Fürstin die Hand / und gab diese Antwort: Durchleuchtigste Groß-Fürstin / womit hat ihre unwirdige Dienerin doch verdienet / dermassen inniglich von ihr geliebet zuwerden / da doch einige Wirdigkeit an ihr nicht ist noch entstehen kan; meine Seele hat nie hefftigers in dieser Sterbligkeit gewünschet / als ungetrennet bey ihrer Liebe zuseyn / und an dero Holdseligkeit sich zuergetzen / und spüre anjezt /daß meine Groß Fürstin damit schon umgehet / dessen einen unbewäglichen Grund zulegen. Als mir nun unmöglich ist / derselben zuwiderstreben / auch neben meinen lieben Eltern die Gewißheit habe / Eure Liebe werde ausser meiner Wolfahrt durchaus nichts mit mir vornehmen / so untergebe derselben ich mich in dieser Sache / wie in allen andern / ganz und gar / mit Bitte /meiner lieben Eltern stat neben Groß Fürst Herkules zuvertreten / und nach ihrem gutachten zuverfahren. Sie wolte weiter reden / aber Valiska umbfing sie freundlich / küssete ihren Mund zu unterschiedenen mahlen / und sagte zu ihr: Herzallerliebstes Schwesterchen / also wird mein Wunsch erfüllet / daß wir ungetrennet mögen bleiben; und O möchte ich diese Erklärung vor einer halben Stunde gewust haben / alsdann solte der liebe Fürst nit mit solchem Unmut von uns geschieden seyn; aber seyd gebehten / uñ verleihet Fürst Siegwarden ein gut Wort bey Frl. Sibyllen /damit er gleiche Erklärung von ihrer Liebe erhalten möge. Das würde ein lauter überfluß seyn / antwortete sie / massen ich schon weiß / daß ihre Zusage biß an der Eltern Bewilligung sich heraus gelassen hat / so sind sie auch einem andern zimlich geheim / daß mich wundert / woher sie diese Kühnheit genommen / angesehen der grossen Scham / deren sie bißher sich allemahl gebrauchet hat. Gleich traten Frau Sophia und das Fräulein zu ihnen hin / und nach Erzählung / wz jedwede verrichtet / entstund allerseits grosse freude; jedoch bahten die Fräulein / daß den Fürsten ihre Erklärung nicht alsbald möchte zuwissen gemacht werden / hielten mit einander ihr andächtiges Abendgebeht / und legten sich alle viere auff ein Lager. Die Fürsten erzähleten gleicher gestalt einander / wie es mit ihren liebsten Fräulein ihnen ergange währe / insonderheit hielt Siegward seinem Gesellen vor / daß ihrer Liebe Niessung keines weges erfolgen würde /dafern sie nit den Christlichen Glauben annähmen /den sie biß daher so abscheuhlich gehalten / er aber schon so viel von seinem Fräulein verstanden / daß nichts heiligers könte erdacht noch gefunden werden. Ja / sagte Baldrich / unsere Pfaffen müssen gewißlich selbst von andern hintergangen / oder die abgefeimdesten Buben seyn / und in Errichtung solcher Schandlügen nur ihren Nutzen suchen; Dann vorerst geben sie vor / es trete niemand zu dieser Lehre / als offentliche übeltähter / und die von allen Tugendergebenen gehasset werden; ja / keinerley art der Unzucht werde von ihnen / so wol Weibes- als Mannesbildern unterlassen; bey ihren Zusammenkunfften werden so abscheuhliche Laster begangen / wovor ich mich entsetzet / und es nicht anhören mögen. Wer wolte aber von meinem Bruder und Oheim / ja von ihren züchtigen Gemahlen und den Tugendliebenden Fräulein ein solches gedenke / geschweige gläuben können? Dieses alles / antwortete Siegward / ist mir von meiner herzgeliebten Fräulein heut früh auf der Gutsche zu voller gnüge benommen / und dagegen angezeiget /alle ihre Gesetze bestehen in der Ehre des wahren Gottes / des nähesten Liebediensten / und Enthaltung von allen Lastern. Ja nicht allein böse Tahten / sondern auch unzimliche Gedanken / werden ihnen allerdinge verbohten; Sihe Bruder / wer kan solches tadeln? können auch die Götter selbst heiliger leben? Zwar dieses gestund mein Fräulein / dz sie alle unsere Götter vor nichts achten / schalt sie vor ertichtete und allerdinge ohmächtige / und bestätigte / es währe nur ein einziger wahrer Gott / der Himmel und Erden erschaffen / und von Ewigkeit allemahl gewesen sey. Hievon müssen wir nun bessern Bericht einnehmen alsdann können wir uns erklären / was wir tuhn oder lassen wollen. Das allerhärteste in dieser Sache ist dieses / sagte Baldrich / daß ihr Gott keinen andern neben sich leiden wil; ich wolte der Christen Gott gerne ehren / wann ich nur auch die unsern nicht schände dürffte / denen ich mich gleichwol bey den Opfern ehemahl äidlich verbunden habe. Bistu der Meynung sagte Siegward / so mustu dich fertig halten / deiner Götter Gottheit zubeweisen / deßwegen suche hervor / was du irgend weist oder gehöret hast / die Irmen Säul oder den Krodo oder deine Göttin Freia ausgerichtet zuhaben / das der unfehlbaren Gottheit wert sey. Dessen könte noch wol etwas auff die Bahn gebracht werden / antwortete er / wann ichs alles genau überlegen wolte; aber meynestu dann / daß deine Schwedische uñ Gothische Götter / der Thorr /Othin / Methon Wagnost / Haddig / Wodan / Fricko /Rostioff / und Rostar / wie auch deine Göttin Frigga /allerdinge nichtig und errichtet seyn? trauen was man so lange Zeit her vor Gott gehalte uñ verehret hat /muß gleichwol nit vor gar nichts geachtet werden. Doch wir werden uns zur Ruhe legen / und morgen zuvernehmen haben / was uns davon vorgetragen werden sol. Diese Nacht brachten Herkules und Ladisla mehrenteils mit behten zu / daß Gott diese beyden Fürsten erleuchten / und zur Erkäntniß der Warheit möchte kommen lassen / und erwarteten des Morgens mit verlange. Baldrich aber und Siegward hatten wol eine rechte Angst Nacht; dann kurz nach Mitternacht /da sie im tieffen Schlaffe lagen / kahmen ihnen zwölff feurige Götzenbilder vor / unter denen die eine schien ein Weibesbild seyn; In ihren Händen hielten sie teils grosse Kriegsfahnen; andere / blutige Schwerter; etliche Korn und Milch; etliche breñende Kerzen; die Göttin aber einen Liebes Bogen mit zierlichen Pfeilen / und auff der Schulder ein zartes Knäbelein. Sie sahen alle mit einander anfangs sehr grimmig aus /und hinter ihnen wahr ein schwefelbrennendes Feur angezündet. Die beyde Fürsten empfunden daher im Schlaffe ein grosses grausen / und wahr ihnen nicht anders zumuhte / als wolte ihnen das Herz aus dem Leibe steigen / insonderheit Baldrichen / als welchen sie am grimmigsten ansahen / und zwar anfangs ohn einiges Wortsprechen / biß endlich Irmen Seul also zu den andern Gespensten anfing: Was dünket euch ihr lieben Brüder und Mit-Götter / insonderheit Bruder Krodo und Schwester Freia / was dünket euch dieselben verschuldet zu haben / welche undankbahrer meinäidiger weise sich unterstehen dürffen / nicht allein von uns abzutreten / sondern unsere Gottheit als ein Geticht und nichtige Erfindung zuverachten und zulästern? Uns dreyen haben es die Teutschen zudanken /daß sie von der Römer Joch frey blieben / daß sie ihr altes Vaterland bewohnen / und darinnen in gutem Friede und Wolstande leben; Wir haben das alte Königliche Geschlecht bey ihnen erhalten / uñ alles Verderben von ihnen abgekehret. Ihr anderen Mit-Götter habt das freye Schweden und Gothen-Volk unter eurem Schuz gehabt / und ihnen gleiche Träue und Hülffe erzeiget; und nun wird uns von ihren jungen frechen und Gottschåndigten Fürsten der Dank davor / daß sie unsere Gottheit gar zu nichte machen / und in ein Getichte verkehren wollen. Wollen wir aber solches gedulden / und diesen Frevel an ihnen ungestraffet lassen? je so währen wir alle mit einander nicht eines Hellers wert. Krodo gab ihm zur Antwort: Wañ ein Untertahn seinen König oder Fürsten beleidiget / muß er die Straffe des Lasters der beleidigten Hocheit ausstehen; warumb solten dann dieselben frey ausgehen / welche ihren Göttern alles gebrante Herzleid anfügen / und von deren Gehorsam sich aushalstern wollen? Nein / wir müssen unsere Göttliche Macht und Ansehen vor ihrer Boßheit schützen / solten sie auch mit allen ihren Helffern und Helffers-Helffern zu grund und bodem gehen; Und dieser Meynung werden unsere Mit-Götter die Schwedischen und Gothischen auch seyn. Ja warumb nicht / fing das Gespenste Thorr an / hat man uns doch eben den Schimpff und Spot erwiesen / welcher euch angelegt ist / darumb wollen wir alle vor einen stehen / und den neuen Gottes-Feinden und Himmels-Stürmern ihren verdienten Lohn geben. Hierauff gedauchte die beyde Fürsten im Schlaff / es hätten die Gespenster einen runden Kreiß geschlagen / und untereinander ein langes heimliches Gespräch gehalten / biß Krodo diese Urtel außgesprochen: Demnach es billich und nöhtig ist / daß die höchste Obrigkeit ihr Ansehen und von undenklicher Zeit hergebrachte Macht und Gewalt gegen jedermänniglich schütze / welcher ihnen Eintrag zutuhn / sich unterstehen darff; und aber dieser unsinniger meinäidiger Teutsche Baldrich / neben seinen frechen Gesellen den Schwedischen Siegward / sich nicht scheuhen / ihre allerhöchste und himlische Obrigkeit / von denen sie und ihre Vorfahren alles gutes haben / zuverachten / zuschänden / zuverleugnen / und deren Gottheit zum Gerichte zumachen / als erkennen wir Teutsche und Schwedische Götter vor Recht / daß jeztgedachte beyde Freveler /andern ihres gleichen zum Beyspiel / mit harter und ansehnlicher Straffe beleget werden / damit unsere göttliche Ehre gerettet / und ihr ganzes Vaterland vor unserm verderblichen Zorn erhalten werde. Hierauff wolte er gleich den Stab über die verurteileten brechen / aber das weibliche Gespenst die Freia trat hinzu / und sagte: Halt ein mein Bruder Krodo / wir wollen ihnen zuvor den Zweifel benehmen / welcher ihnen wegen unser Gottheit von den verführischen Römerinnen beygebracht ist. Ganz Teutschland und Schweden hat seine Pfaffen / unter denen ihrer viel mit dem Geist der Weissagung begabet sind / zukünfftige Dinge zuoffenbahren; Woher haben sie aber solches / als durch Eingebung ihrer Götter? oder kan ein ertichtetes / das da nichts ist / auch wol wirken /und einem andern künfftige Dinge offenbahren? Da verrichten die Teutschen und Schweden / wie andere Völker / ihren Göttern die gebührliche angenehme Opffer / aus deren Eingeweide und anderen Zeichen sie ihre künfftigen Glückes- und Unglüks fälle erkennen. Woher kompt solches anders / als aus ihrer Götter Schik- und Versehung / welche ihnen solche Opfer lassen gefallen / und dieselben durch diese Gnade vergelten; massen ja die Tihre solche Zeichen von sich selbst nicht haben können. Kan aber ein ertichtetes /das da nichts ist / auch wol wirken / und den Tihren diese Glückes-Zeichen verleihen? Man weiß / wie offt wir Götter ingesamt einen und anderen Lästerer mit abscheuhlicher Straffe haben beleget / daß jeder man hat erkennen müssen / unsere göttliche Krafft habe sich an solchen unsern Verächtern gerochen; kan aber ein ertichtetes / das da nichts ist / solche Rache anstellen? oder wird eine andere Krafft / welche uns neben sich nicht leiden wil / durch solche Straffen unser ansehen bey den Menschen erhalten? Daß ich nicht sage / wie unsere Wachsamkeit es allein ist /welche Teutschland und Schweden vor ihren Feinden schützet / ihren Kriegsvölkern den Sieg verleihet /ihnen Brod und Milch giebet / ihre Freiheit (O ein ädles Kleinot) erhält / und der Inwohner Zahl vermehret; welcher Vernünfftiger wolte dann an unser Gottheit zweifeln können? Daß ich aber zu dem Zwegk meines Vorhabens gelange / so bin ich vor dißmahl bloß zu dem ende aufgetreten / eurer aller göttlichen und gerechten Zorn zumiltern / und die außgesprochene Urtel von diesen beyden unbesonnenen Fürsten abzulehnen / oder zum wenigsten ihnen Zeit zur Busse und besseren Gedanken zuerhalten / weil sie nicht auß Boßheit / sondern durch Weiberlist / sich zu dieser Sünde haben verleiten lassen. Hierauff kehrete sie sich zu den beyben Fürste / und redete sie also an: Ihr meine lieben Söhne / was haben ich und eure andere Götter euch doch zu leide getahn / daß ihr unser in so kurzer Zeit müde worden / und andere unbekante anzunehmen gewilliget seyd? treibet euch die Liebe gegen die beyden schönen Römischen Fräulein darzu? O bleibet beständig in meinem Dienste / ich wil euch wol andere zuführen / denen diese das Wasser nicht reichen; oder meinet ihr / unserer eurer alten Götter Vermögen sey nicht kräfftig genug / euch weiter zuschützen? Ich versichere euch / daß bey unserm Dienste euch die allerhöchste Glükseligkeit begegnen sol. So gehet nun in euch / betrachtet eure Pflicht / damit ihr euren Land Göttern verbunden seyd / und lasset ab von eurem jetzigen Vorhaben / alsdann wil ich euch alle eure Götter wieder zu Freunde machen; Werdet ihr aber auff eurem Unsinne verharren / so schreibets eurem Muhtwillen zu / wann die von Gott Krodo jezt ausgesprochene Urtel an euch erfüllet wird / welche euch jenes Feur vorstellet / und nichts anders bedeutet / als Unglük / Verachtung / Schande und Verderben. Als sie dieses ausgeredet hatte / fingen die teuflischen Gespenste ein unerhörtes Gepölter an / als ob sie alles über einander geworffen hätten / daß auch die beyden Fürsten darüber erwacheten / und weil sie schon im Angstschweisse lagen / sich die Furcht noch mehr einnehmen liessen / daß sie schier nicht zu bleiben wusten. Es hielt aber das Gepolter bey einer Stunde an /biß die erste Morgenröhte sich sehen ließ / welche zeit über die Fürsten stille hinlagen / biß endlich Siegward sich ermannete / und seinen Leibdiener /welcher bey ihnen auff der Kamerschlieff / auffzuwecken / ihm mit harter Stimme rieff / kunte ihn aber nicht ermuntern / biß es zimlich helle wahr. Baldrich /nachdem es stille worden wahr / redete seinen Gesellen an / und sagete zu ihm: Bruder was habe ich hinkte eine elende Angstnacht gehabt / uñ wundert mich /daß mir dz Herz vor furcht und schrecken nicht gar zersprungen ist. So bin ichs nicht allein gewesen /antwortete Siegward / der sich von den erzörneten Landgöttern hat müssen rechtschaffen ängsten lassen. Daß währe wunder / sagte jener / dañ eben diß hat mich so heftig gepeiniget. Sie macheten / daß die beyden Leibdiener zuvor auffstehen und einen Abtrit nehmen munsten / hernach gabs ihre erzählung / daß beyden ein gleichmässiges begegnet wahr / und sie es daher vor keine Träumerey / sondern warhafte begebniß hielten / welches die Furcht in ihnen vermehrte /daß sie nicht wusten wessen sie sich verhalten solten. Der abscheid wahr / daß sie gar früh sich bey der Groß Fürstin solten anfinden / umb den Inhalt des Christlichen Glaubens von ihr zuvernehmen; aber solches wolte die Furcht vor den erzürneten Göttern ihnen nicht zulassen; und gleichwol wolten sie an ihrer verheissung nicht gerne fehlen; endlich wurden sie eins / sich dessen bey der Groß Fürstin durch ein Brieflein zu entschuldigen / welches Siegward auffsetzete / und ihr solches bey seinem Diener zusendete. Dieser begegnete Frl. Sibyllen ihrer Leibmagd / und baht / die Groß Fürstin zuvermögen / daß sie dieses Schreiben nebest Fr. Sophien in geheim lesen möchte; welches diese Dienerin wol bestellete / und die Groß-Fürstin nicht ohn verwundern zu sich nam / trat mit Fr. Sophien in ein Nebengemach / und lasen folgendes mit höchster bestürzung.

Durchleuchtigste Groß Fürstin / Gn Fr. Wase; ob zwar einem jeden redlichen Ritter / die Schuldigkeit / sein Versprechen zu leisten / oblieget / und wir beyde zu ends benante uns gleich jetzo einstellen solten / den Inhalt des Christlichen Glaubens zuvernehmen / so fället uns doch eine so wichtige Verhinderung darzwischen / welche zu unser entschuldigung uns dünket gnug seyn; weil aber selbiges der Feder zu weitläufftig fallen würde / es umbständlich anzuführen / möchten wir wünschen / die Gelegenheit zu haben / euren Liebden es mündlich zu erzählen / und zugleich ihres rahts uns zugebrauchen / als erschrockene Leute / welchen der Götter dräuung diese Nacht kaum das Leben übrig gelassen hat; wie solches anmelden werden / euer Liebden untertähnigst-gehorsamste; Siegward uñ Baldrich.

Da wird der lose Teuffel sein Spiel diese Nacht wol rechtschaffen gehabt haben / sagte die Groß Fürstin; ließ den beyden Fürsten mündlich sagen / sie wolte nach ihrem begehren bald bey ihnen seyn / ging doch zuvor hin zu ihrem Gemahl und Bruder / und gab ihnen den Brieff zuverlesen / welche darüber nicht wenig erschraken / es mit ihr überlegeten / und ihre meynung ihr zuverstehen gaben; worauff sie zu den beyden Fürsten auff ihr Gemach sich verfügete / und Fr. Sophien mit sich nam. Als sie zu ihnen hinein traten / entsetzeten sie sich über ihrer bleichen todten Farbe / und traurigen Gestalt / und nach wünschung eines glükseligen morgens / fragete die Groß Fürstin /was vor anfechtung sie gehabt hätten. Es hatten sich die Fürsten in etwas erhohlet / zweifelten doch / ob durch erzählung der Begebnis sie ihre Götter nicht beleidigen würden / massen die begierde nach dem Christentuhm ihnen gar vergangen wahr; endlich fing Baldrich also an: Durchleuchtigste Frr. Wasen; daß nicht ohn wichtige Ursachen wir unser Versprechen zuleisten unterlassen haben / mögen sie uns wol sicherlich trauen / und ob wir uns zwar fürchten / durch die erzählung unser Abenteur noch in eine schlimmere zu fallen / können wir doch nicht umbhin / ihren Liebden es zu offenbahren; sagte also alles her was sich begeben hatte / uñ verwunderte sich über alle masse / daß die beyde Fürstinnen sich darüber nicht allein gar nicht bewägeten / sondern mit zimlichem Gelächter es anhöreten / so daß Siegward sich nicht enthalten kunte / sie zuerinnern / sie möchten es nicht als ein Mährlein annehmen / sondern sich versichern lassen / daß sichs in der Warheit also begeben hätte /weil ihnen beyden zugleich solches begegnet wäre. Welches die Groß Fürstin beantwortete: Durchll. Herren Oheime und Brüder; nehmet / bitte ich / unser beyden Gelächter nicht also auff / als ob wir euch Lügen zumässen wolten / sondern vernehmet die wahre Ursach / die uns hierzu bewäget; Es hat der leidige böse Teuffel aus der Hölle / ingestalt dieser zwölff ertichteten Götter euch ein Blärspiel angerichtet / bloß daß er euch von dem Christentuhm abschrecken / und in dem eitelen Heidnischen Wahn stärken und erhalten möge / und weil er kein füglicher Mittel darzu gewust hat / als eben dieses / so hat er diesen Schrek-pelz umbhången / und unter diesem ohnmächtigen Gespenst euch ängstigen wollen / welches ihm dann leicht zu tuhn wahr / weil ihr keinen Gott kennet / an dem man sich in solchen fällen halten kan. Ich versichere euch aber / daß wie dieses dz erstemal ist / also sol es auch das leztemahl seyn / und wollen wir ihm durch beystand und hülffe meines Gottes / dieses Mittel / euch ferner zuerschrecken /schon benehmen. Ihr müsset aber zuvor ein Herz ergreiffen / diesen Auffzug verlachen / und euer vertrauen auff den wahren Gott setzen / alsdann sollet ihr ob Gott wil eben so leicht über diß Gespenste lachen /wie ich getahn habe. Jedoch / weil eure Gemühter zimlich verwirret sind / wollen wir diesen Tag so hingehen lassen / uñ werdet ihr auff mein wolgemeintes gutdünken euch heut diesen Tag aller frölichen Geselschaft enthalten / so wollen wir wils Gott / morgen früh vornehme was wir heut zu tuhn willens waren. Damit ihr gleichwol aber nicht allein seyd / sollen euch Leches und Klodius auff diesem Gemache geselschaft leisten / mit euch Speise nehmen / und allerhand heilige Gespräche in euer gegenwart halte / ich wil eure abwesenheit bey der ganzen Geselschaft schon gebührlich zuentschuldigen wissen. Sie liessen sich dieses nicht allein wolgefallen / sondern auch den Schrecken algemach aus ihrem Herzen vergehen; da dann die Groß Fürstin alles mit Leches abredete / wie er nebest Klodius sich bey den Fürsten bezeigen solte; die solches auch wol in acht nahmen / und den Fürsten ein solches Herz macheten / daß ihnen nach der Nacht verlangete; Als der späte Abend da wahr / legten die beyden Fürsten sich wieder zusammen / Leches und Klodius aber auff das Nebenbette / hiessen jene in Gottes Nahmen sicher schlaffen / und blieben sie inzwischen die ganze Nacht im andächtigen Gebeht zu Gott. Den beyden Fräulein ward die rechte Ursach ihrer abwesenheit von von der Groß Fürstin kund getahn / denen ihre außgestandene Angst sehr zu Herzen ging / und sie in ihr andächtiges Gebeht nahmen / dessen die vier nahe Anverwanten auch unvergessen wahren. Die beyden Fürsten schlieffen die ganze Nacht hindurch sehr wol / und so bald die annoch hinter der Erden versteckete Sonnenstrahlen den Himmel begunten anzuröhten / fing die Nachtigal unfern von ihrer Schlaffkammer auff einem lustigen Baume ihr angebohrnes Stimlein sehr krauß und bund durcheinander zu zwitzern / daß Siegward da er erwachete / eine sonderliche Lust darob empfand / stieß auch seinen Gesellen an / und fragete / ob er nicht schier außgeschlaffen hätte. Leches / als er sie wache seyn vermerkete / fragete er nach getahnem Morgenwunsch / wie ihre Durchll. geruhet hätten. Sehr wol und nach allem Wunsche / antwortete Siegward / und so bald euchs geliebet / wollet ihr der Durchl. Groß Fürstin andeuten / daß wir verlangen tragen bey ihrer Liebe uns anzufinden / und unser vorhaben unerschrocken fortzusetzen. Ja sagte Baldrich / eben biß ist auch meine Meynung / und könnet solches erster mögligkeit bestellen. Jene beyden nahmen hieraus ab / daß die Fürsten gerne allein seyn wolten / deßwegen sie alsbald auffstunden (dann sie hatten sich in ihren Kleidern nidergelegt) und davon gingen. Bald darauff sagte Baldrich zu Siegwarden; Mein Bruder / nun habe ich Gott lob eigentlich erfahren / daß das gestrige Geblärre ein lauter Gespenst gewesen ist des schwachen Teuffels / welcher wieder der Christen Gott weniger dann nichts vermag / und ich demnach kein bedenken mehr trage / alle deine und meine teuflische ertichtete Götter zuverlassen und zuverachten; aber höre doch / wie mirs gangen ist; als ich in sanfter Ruhe und tiesem Schlaffe lag / ließ mein ehmaliger Gott Krodo sich abermahl vor mir finde / aber mehr saursichtig als erschreklich / taht doch so viel / wie mich dauchte / daß er meines Herzen mächtig ward /und mir dasselbe aus dem Leibe risse / da dann kein Vermögen bey mir wahr / ihm solches zu wehren; als ers nun zu sich gerissen hatte / und es in eine schwarze Lade einschliessen wolte / trat die Groß Fürstin in begleitung meiner geliebten Fräulein ihm unerschrocken entgegen / setzete mit einem helblitzenden Schwerte auff ihn zu / und ängstete ihn dermassen /daß wie ungerne gleich / er ihr doch mein Herz überlassen muste / und lieff er heulend davon als einer dem kein herzhaftiges åderchen mehr übrig ist / daher ich ihm nachschrihe; O du elender Tropff / bistu der starke Gott / und kanst dich eines schwachen Weibesbildes nicht erwehren? Inzwischen nam die Groß Fürstin mein Herz mit lachendem Munde zu sich / und hielt es einer schneweissen Täubelein zu / die mit ihrem güldenen Schnabel es hin uñ wieder fleissig reinigte / auch viel Unflahts heraus zog; endlich wischete es die Groß Fürstin mit einer zarten Linnewand /gab es Frl. Lukrezien hin / und sagete: Sehet da Frl. Schwester / von nun an lasset euch dieses Herz stets anbefohlen seyn / weil in seiner vorigen unreinigkeit es euch nicht gefallen kunte. Diese wegerte sich dessen gar nicht / sondern / nachdem sie es zu unterschiedenenmahle geküsset / öffnete sie ihre Brust / steckete es in ihre linke Seite / zog ihr eigen Herz wieder heraus / drückete es in meinen Leib hinein / und sagte: Dieser Tausch wird unser keinen gereuen. Zeit dieser begebnis aber sahe ich König Ladisla und meinen Bruder Herkules von ferne stehen / die mit auffgehobenen Händen vor unser beyder Wolfahrt zu Gott im Himmel fleissig behteten / und gedauchte mich / als wann die vorige weisse Taube sich oben auff ihre Finger setzete / uñ nachgehends gen Himmel flöge. Geliebter Bruder antwortete Siegward / hieraus schliesse ich / daß nicht allein durch der Groß Fürstin bemühung / die ich vor sehr heilig halte / wir zum Christentuhm gebracht werden sollen / sondern du auch deiner Fråulein volkommene hulde durch eben ihren vorschub erhalten werdest / Gott gebe / wie es mit meiner Liebe kömt / an welcher ich doch nicht verzweiffeln wil. Betreffend sonst meine Nachtruhe /ist dieselbe auch ungestöret blieben / nur kurz zuvor ehe ich erwachete / sahe ich der Christen Gott mit einem rohten Kreuz / welcher alle meine nichtigen Götter mit einem einzigen Augenwink zur Erden niderschlug / nicht anders / als ob sie durch den Donner währen gerühret worden / dz ich demnach derselben unvermögen schon ja so hoch verlache / als gestriges tages die Groß-Fürstin. Sie macheten sich mit dem Tage von dem Lager auff / legeten Schneweisse seidene Kleider an / mit güldenen Blumen durchwirket /und gingen hin / vor dem bezeichneten Gemache auffzuwarten / biß ihnen geruffen würde. Die Groß Fürstin wahr von Euphrosynen des wolstandes der beyden Fürsten nach Leches begehren schon berichtet /dann sie schlieff diese Nacht abermahl bey Fr. Sophien und den beyden Fräulein / welche sie in ihrer Ruhe liegen ließ / und mit Fr. Sophien hinging in das näheste Gemach / führete die beyden Fürsten mit sich / und fragete kürzlich nach ihrem zustande / und als sie den eigentlichen bericht (ohn was Frl. Lukrezien betraff / welches ihr verschwigen ward) eingenommen hatte / fing sie diese Christliche Rede an: Durchleuchtigste Fürsten / hochgeliebte Herren Oheime und Brüderliche Freunde; ich zweiffele durchaus nicht / es müsse Gottes sonderbahre schickung seyn / welche uns an diesen Ort zusammen geführet hat / umb / eure Seligkeit / welche das höchste Gut ist / und zugleich eure zeitliche Vergnügung / durch gewünschete heyrahten zubefodern / auch hiedurch uns andere / eure näheste Anverwanten höchlich zuerfreuen. Nun weiß ich zwar wol / wie hart es unserm Fleisch und Blute eingehet / wann wir den Glauben / in welchem wir gebohren und aufferzogen sind / fahren lassen / und dagegen einen neuen / entweder zuvor unbekanten / oder doch bey den unsern verhasseten und verflucheten annehmen sollen. Wann wir aber dagegen bedenken /wie eine hohe wichtigkeit diesem oblieget / daß man den wahren Almächtigen Gott recht erkenne / dann so pfleget sich unser Sinn schon in etwas besser zihen zu lassen / insonderheit / wann wir vorerst zu dieser Erkäntnis gelangen / daß nach diesem zeitlichen kurzen Leben unsere Seele nicht verschwindet / sondern entweder zur ewigen Straffe wegen begangener boßheit behalten / oder mit unaufhörlicher Himmels Lust von Gott beseliget werden sol; alsdann wil unser Verstand gerne nachsinnen / wie mans anfahen müsse / daß man der Verdamnis entrissen / und der göttlichen Geselschaft einverleibet werde; aber ohn leit- und führung der himlischen Taube / nehmlich Gottes des Heiligen Geistes / arbeitet man alhie vergebens und umbsonst; dann nachdem der Mensch aus dem Stande der heiligen volkommenheit in die boßhafte Sünde gerahten ist / kan ihm der Weg zur Himmelstühr ohn Gottes gnädige offenbahrung nicht gezeiget werden; massen bloß allein sein heiliges Wort der Brunnen ist /aus dem wir das seligmachende Wasser der geistlichen erkäntnis schöpffen / so dz unsere blinde vernunft hie selbst nicht herschen / sondern sich demühtig vor Gott erzeigen / und demselben sich untergeben / auch gewiß gläuben muß / wessen wir in seinem Worte unterrichtet werden. Wer nun anfangs diese erste Gnade von Gott dem Heiligen Geiste überkommen hat / daß er ihm vornimt / den Christlichen Glauben anzutreten / derselbe muß vorerst solches nicht nur zum schein / oder andern zugefallen tuhn / sondern sein Herz muß sich bloß wegen der Ehre Gottes /und umb seiner eigenen Seligkeit willen darzu schicken / sonst ists nur eine Heucheley / und währe tausend mahl besser / man liesse es gar bleiben; gestaltsam solche vorsezliche Gottes Verächter nach diesem Leben hundert tausendfach mehr und hårter / als die ärgesten Mörder / Räuber und Diebe gestraffet werden. Vors ander muß ihm keiner durch Annehmung des Christentuhms Hoffnung zu zeitlicher Glükseligkeit und Leibes Wollust mache / daß er gedenken wolte / Gott würde ihm wegen dieses Glaubens in diesem Leben allerhand Lust und Freude gönnen und geben / oder er dürffte alsdann schalten und walten /wie es seinem mutwilligen Fleische am besten däuchte. O nein! Unser Gott hat uns wissen lassen / und selbst angedeutet / je lieber ihm ein Kind in dieser Welt sey / je mehr wolle ers unter seiner Straff Ruhte halten / damit er ihn zähme / und von Sünden ableite /in welche wir gemeiniglich durch zeitliches Glük gestürzet werden. Uberdas ist unserm Christentuhm die üppigkeit dermassen zuwider / daß ob gleich jemand die Erkäntniß unsers Gottes erlanget hat / und aber nicht daneben die Laster und Untugend meidet / sihet Gott solche Erkäntniß gar nicht an / sondern straffet ihn nach diesem Leben viel härter / als die unwissenden Heyden / weil ihnen der Wille Gottes bekand ist und sie nur aus Vorsaz dagegen handeln. Sehet ihr meine geliebete Herren Oheimbe und Brüder / dieses habe Euren Liebden ich anfangs vorhalten wollen /worauff sie sich zubedenken haben / ob unter diesen Bedingungen ihnen geliebe / zu der allein seligmachenden Warheit unsers Christlichen Glaubens zu treten / oder ihnen besser gefalle / in ihrem vorigen Heydentuhm zuverbleiben / auff welchen fall ich mich weiter heraus lassen werde; dann ob man zwar billich die Unwissenden zur Erkäntniß der Warheit anmahnet / so muß doch niemand zu dem Glauben gezwungen werden / sondern man muß dem Allerhöchsten ein ungezwungenes freywilliges Herz aufopffern / weil es unmöglich ist / daß bey dem Zwange solte können ein Beyfal und Glaube seyn. Baldrich gab hierauff zur Antwort: Durchleuchtigste Groß Fürstin / gnädige Fr. Schwester / Euer Liebe andächtige und gottfürchtige Reden haben mein Herz dergestalt durchdrungen und zur Begierde der Erkäntniß des wahren Gottes / auch zur Niessung der kunfftigen ewigen Seligkeit hingerissen / daß / ungeachtet aller Widerwertigkeit /Feindschafft / Hasses / Verfolgung / ja des zeitlichen Todes selbst / ich durch des wahren GOttes Beystand bey mir entschlossen bin / mein Häupt nicht sanffte zulegen / noch einiger Händel mich zuunterfangen /biß ich darzu gelanget / uñ den Namen eines Christen empfangen habe; bitte demnach / von wegen unser nahen Blutfreundschafft / Eure Liebe wolle mir hierzu ungeseumet behülflich seyn / gestaltsam auch mein geliebter Bruder Siegward eben den gottseligen Vorsaz hat; Dann nachdem wir unsere verführische Kroden und Irmen-Psaffen auff dieser öffentlichen lügenhafften Verleumdung ertappen / ob solte der ganze Christliche Glaube auff lauter Schande / Unzucht /und viehische Vermischung hinleite / wie sie solches ungescheuhet vorgeben dürffen / und wir dagegen ein widriges handgreiflich befinden / können wir nicht anders schliessen / die Buben ertichten solche Abscheuhligkeiten / nur das Volk dadurch abzuschrecken / damit ihnen ihr Nuz und Vortel nicht entzogen werde; Daß ich nicht einführe / was gestalt wir Gott Lob diese Nacht in Erfahrung gebracht / daß unsere falsche Teuflische Götter gegen der Christen Gott nichts vermögen / sondern dessen Almacht und Straffe unterworffen sind. Also ist nun unser Herz geschikt und begierig / von Euer Liebe zuvernehmen / was ein Christ sey und heisse / was derselbe wissen und gläuben / und wie er sich beydes gegen Gott und Menschen verhalten müsse. Siegward bezeugete auch mit wenigem / dz eben dieses sein herzlicher Wunsch und steiffer Vorsaz währe / und baht umb klare und einfältige Unterrichtung. Worauff die Groß Fürstin also fortfuhr: Nun wolan / geliebte Herren Brüder / so verleihe uns der grundgütige Gott seine Gnade / und erleuchte eure Herzen / daß ihr mein folgendes Vorbringen nicht allein verstehen und fassen / sondern mit uns euer ganzes Leben darnach richten / und mit allen Außerwählten Gottes nach dieser Sterbligkeit / Kinder und Erben der ewigen Seligkeit werden möget; worzu Fr. Sophia mit trähnenden Augen aus wahrer Andacht ein herzliches Amen sprach. Die Groß Fürstin aber fuhr fort / und wie sie die Häupt Stücke des Christlichen Glaubens sehr wol gefasset hatte / fing sie an zuerzählen / wie der wahre Gott nur ein einiger Gott / und ausser dem kein ander Gott mehr währe /sondern die übrigen Götzen / wie sie immer Nahmen haben möchten / währen durch des Teuffels eingeben und getrieb von vorwitzigen Menschen ertichtet; da dann derselbe Feind Gottes und der Warheit / solche Abgötterey zustärken / durch Gottes Verhängniß /sich zuzeiten in einer gestalt solcher Abgötter hätte sehen lassen / auch wol durch dieselben geredet / geweissaget / uñ wunderbahre Dinge verrichtet / so daß daher die ohndas unwissende Menschen in ihrem Irtuhm währen gestärket worden. Der einige wahre Gott aber währe von Ewigkeit her / ohn Anfang / ohn Ende / unbegreiflich / unermäßlich / Almächtig / Gerecht / ein Geist / der allenthalben / im Himmel / auff Erden und in allen Tieffen gegenwärtig / sähe und erkennete aller Menschen Tuhn / Tichten / und innerste Gedanken / und hätte er ohngefehr / wie mans rechnete / vor 4175 Jahren / Himmel / Erde und Meer aus nichts erschaffen / da vor derselben Zeit nichts ausser Gott gewesen. Auch hätte derselbe Gott eine unzahlbare menge Geister oder Engel erschaffen / alle zu seinem Dienste und Gehorsam / deren doch etliche viel tausend tausend von Gott abgefallen / zu Teuffel worden / und deswegen in die ewige Verdamniß gestürzet währen. Das allerlezte Geschöpff Gottes währen die ersten Menschen / Adam und Eva / jener aus einem Erdenkloß / diese aber aus Adams Rieben einer von Gott gemacht / welcher ihnen eine unsterbliche vernünftige Seele eingeblasen / auch dieselbe mit seinem Geistlichen Ebenbilde / nehmlich / mit volkommenem Verstande / Krafft / heiliger folge Gottes und gerechtem Willen ausgeschmücket / welches Ebenbilde ihnen von den Teufeln mißgönnet worden / welche sie zum Abfall gereizet / und sie durch solchen ihren ungehorsam des jeztgedachten treflichen Seelen Schatzes beraubet hätten. Hier erzählete sie allen Verlauff der ersten Menschen im Paradeiß / und daß GOtt wegen solcher übertretung über sie erzürnet / auch willens gewesen wäre / sie mit samt den Teuffeln zuverdammen; aber endlich durch Barmherzigkeit bewogen / hätte er sich ihrer erbarmet. Saget mir nun /geliebte Herren Bruder / fing sie darauff an / ob ihr dieses alles wol begriffen habet; Und als sie es mit einem Ja gestunden / fuhr sie fort: Nun müsset ihr ferner wissen / dz zwar schlechter dinge nur ein einiges göttliches Wesen ist / aber nicht desto weniger ist in dem einigen Wesen eine dreyfache Unterschiedligkeit / oder wie die Gelehrten reden / sind drey unterschiedene Personen in dem einigen göttlichen Wesen / und heissen / Vater / Sohn / und Heiliger Geist. Diese drey aber sind nicht drey unterschiedliche Götter /sondern nur ein einiger Gott in einem unzertrenneten Wesen / und dannoch sind diese drey unter sich /nicht nach dem Wesen / sondern nach dem Selbstande / oder nach der Persönligkeit / wie man redet / warhafftig unterschieden / so daß der Vater nicht der Sohn / der Sohn nicht der Heilige Geist der Heilige Geist nicht der Vater noch der Sohn / sondern eine Person von der andern nach ihrer Persönligkeit / auch inner- und äusserlichen Eigenschafften unterschieden /und gleichwol ein einiges / nicht zusammen gesetzetes / sondern schlechtes Wesen / und der einige wahre Gott sind. Eure Liebden sollen sich nicht verwundern / daß ich ihnen ein solches vortrage / welches das allerhöchste Geheimniß unsers Glaubens ist / uñ von keinem Menschen recht mag verstanden werde; wir müssen alhier unsere blinde Vernunft gefangen nehmen / und was wir durch den Verstand nicht ausgrüblen können / muß ein einfältiger schlechter Glaube fassen / und durchaus nicht daran zweifeln / weil unser GOtt sich uns Menschen also in seinem heiligen Worte / welches nicht liegen kan / offenbahret hat. Eines muß ich nur hinzu setzen / das zu wissen nöhtig ist / nehmlich / daß Vater / Sohn / und Heiliger Geist in dem einigen göttlichen Wesen durchaus gleicher Ehre / Krafft und Herligkeit sind / keiner grösser oder geringer / keiner ehe oder später als der ander / sondern schlechter dinge gleich. Die erste Person wird darumb Vater genennet / weil sie den Sohn von Ewigkeit her aus ihrem göttlichen Wesen gezeuget hat; und weil die andere also ohn Anfang und ohn Ende gezeuget wird / heisset sie der Sohn. Der Heilige Geist aber / die dritte Person / hat den Namen daher / daß sie von alle Ewigkeit her vom Vater und Sohn als ein ausgeblasener Geist / wesentlich ausgehet. Und ob eure Vernunft hieselbst viel nachsuchens machen wolte / was vor eigentliche Beschaffenheit es hiemit håtte / so wehret ihr ja / und heisset sie ruhen / weil solches nicht allein alles vergeblich / sondern auch wider Gottes Willen ist / welcher dieses von uns nur schlechter dinge wil gegläubet haben. Nach Fest-legung dieses ersten Hauptgrundes der Christlichen Lehre / erzählete sie vor dißmahl nur Inhaltsweise /was gestalt Gott der Sohn sich des zur Hellen-Straffe verurteileten menschlichen Geschlechtes aus sonderlicher Barmherzigkeit und Liebe angenommen / in der fülle der Zeit Mensch worden / und durch seine gnugtuhung / Leiden und Sterben vor unsere Sünde gebüsset / wodurch er den Zorn Gottes und die hellischen Straffen von uns abgewendet / und die Seligkeit uns wieder verdienet und zuwegen bracht / welche uns auch dermahleins nach diesem Leben wirklich würde zugelegt werde / wañ wir mit festem Glauben uns auff solches Verdienst unsers Heylandes verlassen / uns von aller Boßheit enthalten / und die Werke der Christlichen Liebe und wahren Gottseligkeit nach Erheischung der Heiligen zehn Gebohten ernstlich fortsetzen. Nachgehends sagte sie ihnen den algemeinen Christlichen Glauben vor / und erklärete ihnen denselben nach allen nöhtigen Umständen gar einfältig /welches alles sie anderthalb Stunde lang in höchster Andacht anhörete / und sich über der holdseligen Rede verwunderten / die aus ihrem Munde ging / dann sie wahr als verzukt anzusehen / die Augen stunden ihr gen Himmel / und erschien eine solche Freudigkeit in ihrem Angesichte / als währe sie ein Engel Gottes gewesen. Auff ihre geendigte Reden aber fing Baldrich also an: Hocherleuchtete und in göttlicher Weißheit wolerfahrne Groß Fürstin; billich halte ich diesen Tag vor meinen Geburts Tag / an dem mir so über hohe Gnade und Barmherzigkeit wiederfahren ist /daß davor dem gütigen Gott und Euer Liebe ich nimmermehr gnug danken kan. Mein Herz ist durch ihre Unterrichtung erleuchtet / meine Seele getröstet / mein Muht gestärket / mein Geist wider die Teuflischen Gespenster / die mich gestern verunruheten / gewapnet / und mein Wille unterwiesen / daß er nunmehr tugendhafft und gottselig fahren kan / weil mir der Verstand geöffnet ist / und ich / Gott Lob / nunmehr weiß / woran ich mich in Anfechtung halten / und wohin ich in meinem anliegen mich wenden sol; unmöglich aber ist mirs / meine iñigliche Vergnügung auszusprechen. Die Teufelin Freia / der Teufel Krodo und Irmen Seul / und wie sie sonst Nahmen haben mögen / sollen mich durch Gottes gnade nicht mehr schrecken /weil ich den wahren ewigen und einigen Gott / ihm sey Lob / erkenne und im Herzen habe; derselbe Gott / der mich erschaffen und erlöset hat / wolle seine gnade in mir vermehren / daß ich ohn wanken mich an ihm steifhalte / und durch keine Wiederwertigkeit von ihm getrennet werde. Siegward gab gleichmässige Erklärung von sich / welches die Groß Fürstin mit sonderlicher Freude vernam / sie zur Dankbarkeit gegen Gott vermahnete / und mit ihnen niderkniend folgendes Gebeht sprach: O du grundgütiger Gott / wir danken dir von herzen / daß du uns nach deiner väterlichen Güte aus dem verdamlichen Unglauben hervor gerissen / und zur heilsamen Erkäntniß deines lieben Sohns / auch zur Erbschafft des ewigen Lebens gebracht hast; Wir bitten dich herzlich / erhalte uns in solcher Gnade / stärke unser neuen annoch schwachen Glauben / vermehre in uns die Hoffnung und Liebe /und setze uns fest in Christlichen guten Werken und heiligem Wandel / daß wir dir O Gott gefallen / und nach dieser Sterbligkeit mit dir ewig leben mögen /Amen.

Hierauff behtete sie mit ihnen abermahl den Christlichen Glauben und das Vater Unser so offt / biß sie es ohn Anstoß nachsagen kunten / erklärete es auch gar einfältig / und erinnerte sie / daß sie etliche Tage aneinander früh morgens sich bey ihr einstellen / und den nöhtige Unterricht so offt mit ihr wiederhohlen solten / biß sie denselben zur gnüge würden gefasset haben. Solte sich aber / sagte sie / der Teuffel noch weiters wollen gelüsten lassen / euch bey Nachtzeiten (wie er dann nicht ein Geist des Lichtes / sondern der Finsterniß ist) zuverunruhen / und mit seinem Gepölter zuerschrecken / so verachtet ihn nur mit alle seinem Wesen / und sprechet in wahrer Andacht den Christlichen Glauben und das Heilige Vater Unser /alsdann werdet ihr sehen / wie schimpflich er abzihen / und eurem Glauben den Sieg wird lassen müssen /dann es wird in der Heiligen Schrifft unser Glaube an den Sohn Gottes ein Schild genennet / nebest der Versicherung / daß wir damit alle feurigen Pfeile dieses Bösewichts auslöschen können. Nach Endigung dieser Rede umfing sie beyde Fürsten / und nach gebotene Kusse sagte sie: Nun werde ich mich erst recht vor Eurer Liebden Schwester / und dieselben vor meine Brüder halten / nachdem wir an Gott einen Vater / und an der Christlichen Kirche eine Mutter haben / daß wir also nicht allein leibliche oder fleischliche / sondern auch geistliche Brüder und Schwestern sind. Sie nam aber Baldrichen / und Fr. Sophia Siegwarden bey der Hand / und gingen mit ihnen nach Herkules Gemache / der mit Ladisia schon auffgestanden wahr / und ihr Morgengebeht in einer Andacht verrichteten / kunten auch leicht gedenken /was die ursach ihrer Ankunfft wahr / wiewol sie dessen sich nichts merken liessen. Die Groß Fürstin aber ließ sie nicht zu Worten kommen / sondern fing also an: Der glükseligste Tag nach meiner Bekehrung ist mir der heutige gewesen / an welchem durch Gottes gnade ich diese beyde Durchll. Fürsten / meine geliebte Herren Oheime und Brüder aus des leidigen Teuffels Rachen loßgerissen / und zur Gemeinschafft der Christlichen Kirchen gebracht habe / wovon ich zu gelegener Zeit ein mehres erzählen werde. O mein allerliebstes Herz / antwortete Herkules / der Tag müsse gesegnet seyn / an welchem mein geliebter Bruder und Oheim zur Erkäntniß GOttes sind gebracht worden; ist mir auch insonderheit lieb / daß solches ohn mein zutuhn und vorwissen verrichtet ist /damit mein Herr Vater nicht dereins mir beymässe /ich hätte meinen Bruder verleitet / und die künfftige Beherschung des Vaterlandes ihm mißgönnet / wovon er dieses Glaubens wegen mich zuenterben sol gesinnet seyn; Im übrigen wünsche ich den beyden neuen Christen Gottes beharliche gnade / und des Heiligen Geistes Inwohnung / der in ihnen den Glauben vermehre / und sie zugleich neben uns dereins in die ewige Herligkeit auffnehme. Geliebter Herr Bruder /antwortete Baldrich; wegen des Christlichen Wunsches bedanke ich mich herzlich; was aber meinen Herr Vater und dessen Vorhaben wegen deiner Enterbung betrifft so ist Gott mein Zeuge / wie hart mir solches zuwider gewesen ist / daß ich nicht allein unserm Herr Vater geschworen / viel lieber zusterben /als in deine Enterbung zugehehlen / oder dir als dem ältern vorzugreiffen / sondern da mich ein bübischer Pfaffe hierzu anmahnen wollen / und sich unternehmen durffte / deiner in ungleichen zugedenken / umb /bey dem Vater dich noch weiters verhasset zumachen / habe ich aus brüderlichem Eifer ihn mit meinem Seitengewehr durchstossen / und hiedurch meinen H. Vater so hoch erzürnet / daß wenig fehlete / er hätte mich gefänglich einziehen lassen / wann meine Fr. Mutter mich nicht vor seinem Zorn etliche Tage verborgen gehalten hätte. Geliebter Herr Bruder / sagte Herkules / mir ist dein Gemüt schon gnug bekant /aber hiedurch hastu es so viel klärer zuverstehen geben / und verheisse ich dir deswegen / daß ich nicht lassen wil / meines Herrn Vaters Groß Fürstentuhm entweder mit dir zuteilen / oder dir helffen ein Reich zugewinnen / welches deinem Stande gnug sey. Es wahr überaus grosse freude unter ihnen / welche auch Ladisla mit vielfältigem glükwünschen und erbieten zuerkennen gab / biß endlich Siegward in ihrer beyder Namen also anfing: Großmächtigster König / auch Durchleuchtigster Groß Fürst / gnädige Herren Oheime und Brüder; Nachdem der Algütige Gott meinem lieben Freunde und mir die allerhöchste geistliche Glükseligkeit zugewendet / da wir am wenigsten darauff bedacht wahren / haben wir das Vertrauen zu seiner Barmherzigkeit / er werde uns in derselben biß an unser Ende / ja biß in alle Ewigkeit erhalten; Wann wir dann hieneben wünschen / daß auch die lieblichste irdische Glükseligkeit / welche in Erhalt- und Besitzung eines tugendreichen frommen und gottseligen Ehegemahls bestehet / uns von Gott möge mitgeteilet werden / und wir dieselben an den beyden Hochgebohrnen Römischen Fräulein / Frl. Lukrezien Pompejen / und Frl. Sibyllen Fabtin uns gänzlich eingebildet haben / und demnach willens sind / umb dieselben gebührlich zuwerben / geleben wir der ungezweifelten Hoffnung und Zuversicht / Eure Liebden werden uns hierin / ihrem gutem Wolvermögen nach / alle befoderung leisten / welches mit unserm Blute zuersetzen wir stets willig und bereit seyn wollen. Herkules fing schon an / seine Antwort zugeben / aber die Groß Fürstin fiel ihm in das Wort / und sagte: Nicht also /Durchl. Fürst Siegward / meine Fr. Schwester und ich haben dieses biß daher träufleissig unterbauet / und da es solte ausgeführet und glüklich geendiget werden / wolten andere herzu treten / und den Dank verdienen? Wir wollen unserer Gemahlen Mit Arbeit in diesem Werke mit nichten zulassen / sondern Eure Liebden sollen gleich jetzo mit uns gehen / uñ vernehmen /wie weit durch unsere Bemühung es schon fortgesetzet sey. In Gottes Nahmen / sagte Herkules / ich weiß ohn das wol / daß ihr in Heirahtsachen nicht allein euch gerne gebrauchen lasset / sondern auch zuzeiten gut glük damit habet; und weil ich meinem lieben Herrn Oheim / wie auch Bruder keine liebere Fräulein wünschen kan / nachdem beyder Zucht / Tugend und Frömmigkeit mir insonderheit wol bekant ist / so seyd erinnert / mein Schatz / und leget allen möglichen Fleiß an / daß ich dessen bald genehme Zeitung erfahren möge. Nun hatten dannoch diese beyde Fürstinnen des vorigen ganzen Tages nicht unterlassen / den beyden verliebeten Fräulein ihre Buhler noch immerzu angenehmer zumachen / welche / weil sie ihr Herz schon allerdinge darzu geneiget hatten / so viel desto leichter konten eingenommen werden / und dauchte ihnen der vorige Tag sehr lang und unlustig / weil ihrer Augen bester gegenwurf sich nicht wolte finden lassen / daß auch Frl. Lukrezie sich nicht einhalten kunte / zu Frl. Sibyllen / wiewol als im Scherze zu sagen: Herzen Schwesterchen / mich deucht du fingest heut früh eine Fröligkeit an / die da scheinet / sich bald geendet zu haben / und wann ich meinem fragenden Herzen solte eigentliche Antwort geben / würde ich gestehen müssen / daß ich gleiches anliegen habe welches / wann ichs recht täuffen sol / halte ichs vor ein Fieber / weil mir bald heiß bald kalt ist; nun habe ich solches gleichwol nicht über Meer mit mir gebracht / dessen mir mein Gewissen und meine ganze Geselschaft Zeugnis gibt / und ich demnach nicht anders schliessen kan / ich muß die erste Nacht / da ich bey dir geschlaffen / es von dir geerbet haben. Frl. Sibylla lachete der Rede / und gab ihr zur Antwort: Gewißlich mein Schwesterchen / du beichtest fein heraus mit deinem Liebes-Fieber / aber die wahre Ursach dessen triefstu gar nicht. Ey sagte jene / bistu dann eine von denen / welche der Dinge Ursachen zuerkennen wissen / und daher die glükselige genennet werden / so laß mich doch deine Gedanken vernehmen /aber trifstu nicht recht / werde ich dich über laut außzischen. Ists dann wahr / antwortete diese / daß du ein solches vor so ein grosses Geheimnis hältest? so frage nur in dieser ganzen Geselschaft / welchen du wilt /auch allerdinge die geringesten Auffwarter / es wird keiner seyn / der dieses Ziel nicht leicht treffen solte. Bin ich dañ allein so but uñ unwissend / sagte jene /daß ich den Ursprung meines Fiebers nicht finden kan / so benim mir doch solchen Unverstand. Was man liebet / antwortete ihre Freundin / ob mans gleich nicht sihet / höret man doch gerne davon reden / daher werde ich dir kein mißfallen erzeigen / wann ich vorbringe / was du selbst besser weissest als ich; erinnere dich / wer es wahr / dem du des Abends deiner Ankunft bey der Mahlzeit so nahe rücketest / derselbe hatte das Fieber / wie es seine veränderung außwieß /und ist also gar kein Wunder / daß du von demselben damit angestecket bist; O Schwester Schwester sagte Frl. Lukrezie / wie übel und unschwesterlich hastu dann bey mir gehandelt / daß du mich nicht bey zeiten gewarnet hast; dann bey meiner träue / hätte ich wissen sollen / daß ich bey einem Fieberkranken sässe /würde ich mich balde von ihm hinweg gemacht haben; aber diese Reue und Klage dürffte nun schier zu späte seyn / deßwegen biß gebehten / und gib mir guten Raht und heilsame Arzney zu dieser Krankheit vertreibung / weil deiner Meynung nach / du deren Ursach so wol und eigen erkennest. Verwägen gnug vor ein junges Mädchen / antwortete die andere; wisse aber / daß ich keine Liebes-Arztin bin / habe gleichwol heut früh ohngefehr aus unserer Frr. Schwesteren Gespräch verstanden / das dein Fieber deren Art sey /welche durch eben dasselbe müssen vertrieben werden / durch welches sie entstande sind. O du Erzverschlagene / sagte jene / ich merke schon / daß deine Arztin dir vor dein Fieber was geordnet hat / und wilt mir solches nicht offenbahren; doch wann ich sehen werde / daß du diese Arzney einnimst / wil ichs auch wagen / aber ohn einen Vorgänger tuhe ichs nicht / weil die Arzney gar zu gefährlich ist. Du soltest dich vom Galgen loßschwätzen / antwortete diese; aber daß du wissest / wie weit du fehlest / so bezeuge ich dir / daß ich von keinem Fieber / noch von einiger anderen Krankheit getroffen bin. O Schwester / wieder antwortete jene / daß sind schlimme Kranken / welche ihre Krankheit verleugnen / man hält sie vor unwitzig /und verzagen alle Arzte an deren wiederstattung; lege deßwegen diesen Unsin ab / und laß dir helffen; sihe ich weiß daß dein Fieber ungleich gefährlicher ist als meines / dañ du hast dich eine geraume Zeit unter dem Gewölbe der Räuberhöhle auffgehalten / da du den ersten Anstoß bekommen / welches uber alle masse schädlich seyn sol; du bist über Wasser gangen / welches auch die heftigkeit des Fiebers vermehret /ja ich merke daß es ein stetsanhaltendes Fieber ist /welches entweder kurze wendung machet / oder gar zu beschwerliches viertägiges verursachet / damit man sich etliche Jahr schleppen muß; Nein nein / so töricht wil ich nicht seyn / mich in solche Lebensgefahr zu stürzen / sondern so bald meine Arztin mir die Arzney darbieten wird / wil ich sie begierig annehmen / und mich hernach im Bette fein stille halten / damit dem übel bey zeiten gerahten werde; und wo sonst guter Raht bey dir haften kan / so tuhe du ihm auch also /was gilts / du wirst deines beschwerlichen und feurhitzigen Fiebers alsdann auch entlediget werden. Ich schätze es vor eine Kunst und Woltaht / sagte Fräulein Sibylla hierauff / wann man kranke gesund machet / aber daß du so bemühet bist / mich gesunde krank zu machen / muß ich zum wenigsten vor eine Tohrheit halten; ist dir aber die Arztney so nöhtig /wil ich aus getrieb unser Freundschaft die Groß Fürstin erbitten / daß sie dir beyzeiten rahte / damit nicht das ganze ådle Frauenzimmer durch dich beschimpfet werde. Mit solchen und dergleichen auffzügen / trieben diese Fräulein sich diesen Tag umb / welches sie des folgenden Morgens wieder anfingen / als die Groß Fürstin von ihnen auffgestanden und mit den Fürsten in dem Bekehrungswerke wahr / daß sie darüber zimlich lange in den Federn blieben / und sie kaum die nöhtigsten unter-Kleider angelegt hatten / als die beyden Fürsten mit ihren Begleiterinnen zu ihnen hinein traten; dessen dann die Fräulein nicht wenig erschracken / kehreten ihnen den Rücken zu / und bahten die Groß Fürstin sehr / einen gar geringen Abtrit zunehmen / biß sie sich völlig würden bekleidet haben. Aber sie gab ihnen zur Antwort; nicht also meine herzgeliebete Schwesterchen / ihr sollet diesen beyden Fürsten Glük wünschen / wegen ihres angenommenen Christentuhms / und die unzeitige Scham bey seit legen / nachdem ihr guten Freunden schon gnug bekleidet seid; jedoch warff sie selbst ihnen kurze Nacht- oder Halsmäntelchen von klarer Linnewad über die Schultern / und führete Frl. Lukrezien hin zu Baldrich / da inzwischen Fr. Sophia sich mit Siegwarden nach Frl. Sibyllen verfügete / welche ihn gar schamhaftig empfing / weil sie wol wuste / daß es nunmehr zum völligen Schlusse angesehen wahr. Die Groß Fürstin aber / da sie ihre beyde verliebeten zusammen führete / lies sie ihnen nicht so viel Zeit /sich untereinander zu grüssen / sondern redete das Fräulein also an: Herzgeliebete Frl. Schwester / dafern das feste Band unserer verknüpfeten Freundschaft in eurem Herzen nicht zubrochen ist / wird eure Liebe sich erinnern / wie offt wir gewünschet haben / von Gott zuerlangen / daß wir nimmermehr voneinander möchten getrennet werden / weder in dieser noch in jener Welt. Diesen Wunsch ins Werk zu richten /habe ich täglich nachgesonnen / aber vergebens / biß dieser Durchleuchtigster Fürst / ein gebohrner Groß Fürst und uhraltes Königliches Geblüts aus Teutschland / meines herzgeliebeten Gemahls einiger Bruder /mir vertraulich zuverstehen gegebe / was gestalt euer Liebe Zucht / Tugend / Gottesfurcht uñ Schönheit ihm sein Herz dermassen eingenommen / daß in dieser Welt er nichts anders suchet / als euer Liebe zu dienen / und deren gegen. Liebe in unzertrenlicher Ehe gottselig zugeniessen / wodurch er gezwungen sey /mir als seiner nähesten Blutsverwantin solches zu offenbahren / und meiner hülffe in erwerbung eurer Gunst und guten willens zugebrauchen; wann ich dann nicht zweiffele / mein geliebter Oheim und Bruder suche dieses von Herzen / so hoffe ich zugleich /eure Liebe werde sein inbrünstiges ansuchen nicht ausschlagen / sondern auff meine unterhandlung ihn vor ihren Schaz und künftigen Gemahl annehmen; hingegen versichere ich dieselbe hinwiederumb / daß eure Liebe er Zeit seines Lebens ehren / lieben und schützen / auch dieselbe auff ein solches Leibgedinge setzen sol / dessen kein Fräulein sich wird schämen dürffen; und ob etwa eure Liebe durch vorschützung der Nohtwendigkeit eurer Eltern gutheissen einzuhohlen / die endliche Erklärung auffschieben wolte / so erinnere ich dieselbe / was massen ihre Eltern mir volkommene Gewalt / sie zuverheirahten / auffgetrage /und sie daher an derselben einwilligung nicht zweiffeln darff. Das Fräulein gab zur Antwort: Durchleuchtigste Groß Fürstin / daß dieser auch Durchleuchtigster Fürst und gebohrner Groß Fürst aus Teutschland zu mir unwirdigen so hohe Gunst und Liebe gefasset /und zu seinem Gemahl mich in seinem Herzen erkiesen wollen / erkenne ich billich mit gebührlicher Dankbarkeit; nachdem aber euer Liebe Vortrag mir so schleunig und allerdinge unvermuhtlich vorkomt / als bitte untertähnig / mir etliche Monat bedenkfrist zu göñen / damit ich nicht durch unvorsichtige Antwort mich übereile / wie dann ein Fräulein in solchen teidungen bedachtsam fahren sol und muß. Der Groß Fürstin wahren ihre Schwänke wol bekant / lachete deswegen / und fragete / wie viel Monat sie dann bedenkzeit soderte. Ich stelle es in euer Liebe bestimmung / antwortete sie / wanns nur nicht unter sieben oder acht Monat seyn wird / wie dann gut Ding weile haben wil; bey welcher vorbringung sie selbst das Lachen nicht allerdinge einbeissenkunte. Wolan / sagte die Groß Fürstin / ich gebe euer Liebe nicht allein acht / sondern achtzehn Monat meines Jahrbuchs / in welchem jeder Monat einen Augenblik hält / und länger nicht; und ob ihr bedacht währet / weitere Ausflucht zusuchen / schlage ich diesen Kreiß umb euch beyde / bey Straffe meiner höchsten Ungnade / und Auffkündigung aller Freundschafft und Hulde / wo euer einer den Fuß drüber setzet / biß ihr einer dem andern diese Ringe auff schierkünftige Heiraht /wechselsweise eingeliefert habet; steckete hiemit ihnen beyden überaus köstliche Ringe auff die Finger / gab dem Fräulein einen herzlichen Kuß / und trat damit aus dem Kreise. Das Fräulein stellete sich etwas ungeduldig / und gab vor / sie hätte sich über gewalt zubeklagen / indem sie in diesen Kreiß ungleich fester / als in das allerwolverwahreteste Gefängniß versperret währe / auch keines weges daraus zubrechen wüste / als entweder durch ihre gnädige Auflösung / welche sie hoffete / oder gänzliche Erfüllung des Befehls / welches ihr unmöglich däuchte; worauff aber die Groß Fürstin kein Wort antworten wolte. Hingegen wuste Fr. Sophia ihrem Fräulein dergestalt zubegegnen / daß dieselbe sich bald darauff mit dieser Antwort heraus ließ: Nach dem ihre Fr. Schwester sie versicherte / daß ihre herzgeliebete Eltern mit dieser Heiraht würden friedlich seyn / und es ihr also gefiele / daß diesem Durchl. Fürsten sie sich zu ehelicher Träue versprechen solte / erinnerte sie sich billich / daß anfangs sie gehalten währe / ihr hierinnen zugehorsamen / dann auch / daß sie diesem Fürsten mehr als niemand anders sich verbunden seyn wüste / als ohn dessen Hülffe und Rettung ihre Ehre nicht hätte mögen erhalten werden; In Betrachtung dessen / wolte sie hiemit demselben sich in aller Demuht ergeben / unter der festen Zuversicht / was ihrer Unvolkommenheit abginge / würde dessen Durchl. geduldig übersehen / und mit seinem reichen überflusse erstatten. Gleich am Ende dieser Erklärung / da die Groß Fürstin sich eben auch von Frl. Lukrezien hinweg wendete / kam Euphrosyne geschwinde herzu gelauffen / und baht sehr / ob die Groß Fürstin und Fr. Sophia nicht belieben möchten / alsbald mit nach Libussen und Brelen zugehen / denen zugleich die Kindesweh angestossen währen. Diese beyden wurden froh / daß sie gelegenheit bekahmen / die Verliebeten allein zulassen; dagegen schämeten sich die Fräulein nicht ein geringes / mit ihren Fürsten in so unvolkommener dünnen Kleidung allein zuseyn; bahten demnach Fr. Sophien / die Befoderung zutuhn / daß von ihren Leibdienerinnen ihnen ihre weisse Seidene Oberkleider herzugebracht würden; welches aber unbeantwortet blieb nur daß die Groß Fürstin ihre beyden nochmahl erinnerte / alles einwendens (von dem Fräulein geschehen) ungeachtet / den Kreiß vor ihres begehrens Erfüllung nicht zuverlassen. Da dann nach ihrem Abscheide Fürst Baldrich sich erkühnete / und bitlich anhielt / das Fräulein möchte an seiner bißher erlittenen Liebespein ein genüge tragen / und ihn nicht weiter mit Verzweifelungsgedanken ringen lassen; versprach hingegen / sie zeit seines Lebens dergestalt zubedienen / daß sie in der Taht spüren solte /wie ihm in der Welt nichts angenehmers seyn würde /als in ihrer Auffwartung zusterben. Worauff sie dann ihn nicht länger auffhalten wolte / sondern ihm diese vergnügliche Antwort gab: Durchleuchtigster Fürst /Euer Liebe bißher geschehenes Erbieten gegen mich Unwerte / ist viel zu hoch / und kan mein Unvermögen in Ewigkeit daran nicht reichen / ob gleich zeit meines Lebens ich mich hierzu bemühen würde; Verspreche demnach auf geheiß meiner gebietenden Groß Fürstin / die mir an Eltern stat zubefehlen hat / daß Euer Durchl. ich in aller gebührlichen Demuht schuldigen gehorsam / und solche unbrüchige Träue leisten wil / die von einem künfftigen Gemahl erfodert wird /zugleich bittend / Ihre Liebe wollen nit schier heut oder morgen mir verweißlich auffrücken / daß deren nicht gleich anfangs mich genehm erkläret / nach dem ich ja billich der Jungfräulichen Scham und Zucht eingedente seyn müssen. Der Alwaltige Gott aber stärke Eure Liebe in dem wol angefangenen Christentuhm /und lasse Ihr an mir alle Lust und geziemliche Freude finden / die mein hochgeliebeter Fürst sich von mir je einbilden mag / wiewol meiner Unvolkommenheit ich mir gar wol bewust bin; jedoch / was an Tähtligkeit bey mir abgehet / wolle Eure Liebe durch einen inbrünstigen Willen ersetzen lassen. Baldrich hatte sich solcher Erklärung nicht versehen / daher ihm nicht anders als einem verzucketen zu muhte wahr / stund und besan sich / ob er auch warhafftig solche Worte gehöret / oder in einer Einbildung sie ihm selber gerichtet hätte; welches das Fräulein merkend / und daß sein stilleschweigen aus zu übermässiger Freude herrührete / fassete sie ihn bey der Hand / und sagte: Wie nun mein Durchl. Fürst / kan er mit solcher Erklärung noch nicht vergnüget werden? Ich meyne ja / nachdem ich mich ihm ergeben / alles das geleistet zuhaben /was sein ehmahliges hefftiges ansuchen begehret /und meine gebietende Groß Fürstin mir ernstlich aufferleget hat. Hiedurch begrif er sich / setzete mit ihrem höchsten Unwillen sich vor ihr auff ein Knie /fassetete ihr die Hand / und nach vielfältigem küssen derselben / da er von ihr aufzustehen / eiferig angefodert ward / redete er auf vorgeleisteten gehorsam sie also an: Ach mein auserwähltes Fräulein woher sol ich immermehr wirdige Antwort nehmen / ihrer hohen Gunst gebührlich zudanke? Ich erkenne mein Unvermögen / und bitte sehr mir es nicht zur Grobheit auszudeuten daß ich weder meine gedanken recht zufassen / noch meine Schuldigkeit abzulegen bestand bin; jedoch verspreche ich / als lange ich leben werde /diese mir erzeigete höchsterquikliche und genügliche gunst in meiner Seele steiff und unverrücket zuverwahren. So nehmet nun / O mein teurester Schaz /mich euren Diener mit beharlicher gewogenheit an /und übersehet freundlich / was ich nicht aus Verachtung / sondern blosser Unmögligkeit unterlasse; Ich wil stets unter der Bemühung mich bearbeiten / daß mein ihr durchhin ergebenes Herz in der Taht erzeige / wie hoch eure Vortrefligkeit ich liebe und ehre. Nam hierauff den Ring von seinem Finger / steckete ihr denselben an / und sagete: Hiemit überliefere ich meiner herzgeliebeten Fräulein mein Herz und alle meine Lebenskräffte zueigen / so daß meine begierden an keine andere als allein an sie gedenken oder hangen sollen / und da mein Fräulein (welches Gott gnädig abwende) mir durch Todesfal frühzeitig solte entrissen werden / daß ich nimmermehr einer andern schuldig werden wil. Bey Leibe nicht / Durchl. Fürst /sagte sie so hohe Verpflichtung nehme ich keines weges an / daß Eure Liebe nach meinem Tode nicht Macht haben solte / eine neue Heyraht zuergreiffen /sondern es ist mir gnug und übrig gnug / daß bey Lebenszeit euer Träue und Schutzes ich versichert bin; zähle demnach Eure Liebe von solchem Versprechen loß und ledig / und verbinde mich hingegen / daß in Ewigkeit kein ander Mannesbilde eheliche Versprechung von mir haben oder bekommen sol; nam zugleich den von der Groß Fürstin ihr gelieferten Ring /steckete ihm denselben an / uñ sagete weiter: Von nun an bin ich nicht mehr mein eigen / sondern dem ich diesen Ring mit gutem Wolbedacht überliefere / zum Zeichen / dz mein Wille demselben nach Priesterlicher Einsegnung in allem untergeben ist. Baldrich umfing nach getahner Danksagung seine Braut / wiewol mit etwas ihrer Wegerung / und erteilete ihr mannichen Liebeskuß / daß endlich das Fräulein ihn erinnerte / die Mässigkeit nicht zuüberschreiten / dann sie währe gesinnet / biß an des Priesters Hand ihre Freiheit zuhandhaben; werde auch / sagte sie / nunmehr ohn meiner Fr. Schwester der Groß Fürstin Ungnade aus diesem Kreisse trete dürffen / nachdem ihren Willen ich halte erfüllet seyn. Ja mein herzgeliebtes Fräulein / antwortete er / nur daß sie meiner inniglichen Freude nicht so gar zeitig abbrechen / und mich alsbald verlassen wolle; nam sie bey der Hand / und setzete sich mit ihr auff die näheste Bank / höchlich wünschend / daß ihr Beylager nicht lange möchte auffgeschoben werden. Das liebe Fräulein taht ihm auff sein bitliches ansuchen gerne geselschafft / und hatte mit ihm manniche Unterredung / wiewol er gemeiniglich gar ungereimet antwortete / welches sie ihm nicht vor übel hielt / weil sie sahe und spürete /daß es aus hefftiger Liebe herrührete. Siegward genoß nicht mindere Gunst von seinem Sibyllichen / als die wegen Blödig- uñ Offenherzigkeit sich weniger als Lukrezie zuwegern wuste / auch auff ihres liebsten Fürsten anhalten ihm frey stellete / das Beylager nach belieben zubefodern / so bald ihrer Eltern bewilligung zur Heiraht einkommen würde. Nach zweystündigem Gespräch und ehrliebender Buhlerey erinnerten die Fräulein ihre Liebsten / es würde zeit seyn / abzuweichen / damit sie nicht von andern dergestalt beyeinander angetroffen würden / dann sie wünscheten / daß ihre Verlobung noch etliche Tage in geheim verbleiben möchte. Ich werde mich aber / sagte Frl. Lukrezie / an meiner Fr. Schwester / Fr. Sophien zurächen wissen / dann ich bin dessen gewiß / daß sie uns zum Schimpff / und unsern Fürsten zur Behägligkeit uns die Kleider so lange hinterhält / zweifele auch nicht /da es nur in ihrem Vermögen gewesen / sie hätte unsere Fürsten uns gar vor das Bette zugeführet / welches ich ihr in Ewigkeit nicht hätte verzeihen können. Die Fürsten gedauchte selber Zeit zum Abscheide seyn / nahmen demnach auff erhaltene Umfahungs-vergünstigung von ihren Fräulein Abtrit / und begaben sich hin auff ihr Gemach / da kurz hernach Fr. Sophia mit den begehreten Kleidern ankam / und die Zeitung brachte / Libussa währe zweer wolgestalter junger Söhne / Brela aber einer schönen Tochter genesen / und wiewol die Müttere sich beiderseits zimlich schwach befünden / hoffete man doch gute Besserung; Aber / sagte sie / habt ihr Herzen Kinderchen eure Fürsten dann so unwürsch gehalten / daß sie euch gar entlauffen sind? Ich hoffete als gewiß / euch zubeschleichen umb zuerfahren / welche ihrem Liebsten die gewogenste Gunst würde widerfahren lassen. Sehr gut / antwortete Frl. Lukrezie / daß die Fr. Schwester so unbarmherzig mit uns verfähret / und unsere Kleider uns vorenthält / dann die lieben Fürsten sind einig nur deswegen von uns geschieden /daß sie so dünne besponnen nicht länger anschauen mochten. Gebet euch zu frieden / ihr lieben Herzchen / sagte sie / habe diesen Morgen ich mich etwas verspätet / und ihre Liebsten ihnen nicht zeitig gnug zugeführet / hat einig nur die Unterweisung im Christentuhm verursachet / daher ich dieses Verbrechens Verzeihung von euch noch wol verhoffe / insonderheit / da ich mich erbiete / bey meinem H. Vater zuverschaffen / daß ihr Beilager diesen Tag gehalten werde. Daran trage ich keinen Zweifel / sagte Frl. Lukrezie aus scherz / weil ich mit meinem Liebsten dessen schon einig bin / und ein solches nicht länger auffschieben werde. Aber Frl. Sibilla / die solches vor wahr hielt / erschrak dessen nicht wenig /und bedingete sich hefftig / ob ihre Schwester Frl. Lukrezie des Jungfern-Standes so müde währe / möchte sie immerhin beyliegen / welches ihr doch wenig Ruhm nachtragen würde; sie vor ihr Häupt wolte hiemit angelobet haben / untere 14 Tagen keines weges in den Ehestand zutreten / dann sie hoffete unterdessen Antwort von ihren lieben Eltern. Hernach verwieß sie es derselben / daß sie so leichtsinnig währe / und ohn der Groß Fürstin Vorwissen das Beilager so frühzeitig bestimmen dürffte. Welches ernstes diese bey sich selbst lachete / und aus begierde sie etwas besser aufzutreibe / sagete sie: Je Herzen Kind / warum hastu dich dann mit deinem Fürsten versprochen wañ du nicht gedenkest mit ihm in den Ehestand zutreten? Ich bitte dich sehr / beschimpfe dich und mich nicht so hoch / daß ich auffs wenigste 14 Tage vor dir her /Beylager halten solte; doch wil ich deinen Liebesten noch wol dahin bereden / daß er dich auf eine andere Meinung bringen sol. Je so währestu das leichtfartigste Tihr / antwortete Frl. Sibylla / wann du solches vorzunehmen dich unterstehen würdest. O du leichtgläubige Einfalt / sagte jene / kanst du dann so gar keinen Scherz vom Ernste unterscheiden? oder gedenkestu / ich werde ohn genommene Unterredung mit dir und anderen dessen meinen Fürsten gewehren? O nein / solche Eile hats noch trauen nicht; gelebe auch der gänzlichen Zuversicht zu meiner Frau Schwester Fr. Sophien / ihre Reden seyn nur zum Scherze gemeynet / dann sonst würde sie mir ursach geben / ihr zum ersten mahle etwas zuversagen / weil ich eben so wenig als du willens bin / nach art der gemeinen Knechte und Mägde nach dem Beilager zueilen / da weder meiner Eltern Befehl / dem man billich gehorsamen muß / noch einige instehende Nohtwendigkeit mich darzu anstränget; werde es also mit dir rechtschaffen zutuhn habe / daß du mich ohn alle ursach der Leichtfertigkeit / und zwar in unser Fr. Schwester Gegenwart zeihen darffst. Ja wie schön wirstu mir kommen /antwortete Sibylla / sahe nur an / was dich gelüstet /ich wil dir zu rechte stehen / vor was Richter du auch treten magst / und ist mir sonderlich liebe / daß ich so gültige Zeugen führen kan / welche mit ihren Ohren es angehöret / wie du ohn einiges Schimpflachen es selbst gestanden und ungefraget ausgebeichtet hast; daß du aber / nach dem du eine widrige Meynung an meiner Seiten vernimst / numehr einen Scherz daraus machen wilt / sol dir ohn Zweifel mißlingen / sondern ich wil unsere Fr. Schwester / wie auch die Groß Fürstin selbst und ihren Gemahl bitlich ersuchen / und auffs härteste anliegen / daß deinem so hohen begehren ein genügen geschehe. Billich das / sagte Fr. Sophia / umb ihren Streit zu unterhalten / dann wer wolte verliebete Herzen von einander trennen / die ohn Verletzung der Erbarkeit ehelich leben können /und dessen bereit eines sind? Ihr werdet ja nicht übern hauffen närrisch seyn / sagte Frl. Lukrezie / und fangen etwas an / da ihr alle miteinander nur mit Schimpf bestehen müstet / massen mein Vertraueter / wie ich schon weiß / wider meinen Willen sich hierzu von keinem Menschen wird bereden lassen; jedoch /wanns ja geschehen solte / weiß ich in Warheit untriegliche Mittel / daß Fürst Siegward sich nicht sol abweisen lassen; deswegen so gib mir nur bald auffrichtige Erklärung wessen du dich verhalten wilt /alsdann weiß ich mich desto besser darnach zurichten; dann gehe ich unser Fr. Schwester Vortrag ein / so geschihets bloß / dz ich entweder dich befriedigen / oder mich an dir rächen wil. Du soltest fünff Zungen-Dröscher übertäuben / antwortete sie / und inzwischen Zucht und Scham in die Rappuse geben / daher lasse ich mich mit dir weiter nicht ein / und magstu immerhin nach deinem Fürsten senden / und den Kirchen Lehrer herzu ruffen lassen / daß er euch zusammen gebe / noch ehe einiger Mensch der Verlobung inne wird; Ich vor mein Häupt zweifele an meines Fürste ehrliebendem Sinne gar nicht / der mein begehren mir schon eingewilliget / und sein Versprechen Fürstlich halten wird. Aber wie schön wird es nun stehen /wann Frl. Lukrezia Pompejin hin zu dem Herrn Stathalter und anderen hohen Häuptern treten / und dieselben bitlich ersuchen wird / ihren Bräutigam dahin zubereden / daß er das Beilager ferner nicht auffschieben / sondern noch vor angezündeter Kerze mit ihr zu Bette zugehen unbeschweret seyn wolle. Ja warumb nicht? sagte die lustige Lukrezie / wann ichs allein durch meine Bitte nicht würde erhalten können / wirstu / in betrachtung unser Freundschafft / mir dein gültiges Wort verleihen / dann ich habe mir vorgenommen / nicht abzulassen / biß ich werde erhöret seyn; dich aber betreffend / weiß ich schon wol / daß du gerne wilt genöhtiget seyn / doch sol dirs so gut nicht werden / sondern ich wil verschaffen / daß du deinen Liebsten noch selbst darumb bitten solt / daß er das Beilager nicht auff die lange Bank schiebe. Leere Bäume sind es / da nichts drauffsitzet / antwortete Sibylla / und möchte sich noch wol zutragen / daß du vor Abends auff gelinderen Seiten spieletest / und mich säuberlich gnug bähtest / diese deine Reden nicht weiter zubringen. Darumb ists auch alhier unter der Rose geredet / sagete jene. Ja ja / fiel Sophia ein /so dürffte mein Anschlag zu Wasser werden; Wollen sich demnach meine Frll. Schwestere ohn verweilen kleiden / weil es schon hoher Tag ist / und wir den heutigen im Garten zubringen / morgen aber nach der Mördergrube fahren / und sie verstören wollen. Die Groß Fürstin kam darzu gangen / hatte von den Fürsten alle Begebniß eingenommen / und wünschete den Fräulein Glük und Segen / dabey andeutend / sie hätte Schneider bestellet / die von den besten gülden und silbern Stücken ihrem Gemahl / Bruder und beyden Oheimben eine zimliche Anzahl Kleider machen sohe / und wolten sie (das gesamte ihnen zubehörige hohe Frauenzimmer) auf gleiche art mit jenen gekleidet seyn / damit Zeit des Beylagers ihre Brüder- und Schwesterliche Einigkeit etlicher massen daher gespüret würde. So bald die Fräulein angelegt wahren / gingen sie mit einander in den Garten / da die Fürsten und andere ihrer warteten / nahmen allerhand kurzweilige Spiele und Ergezligkeit vor / wobey die Fräulein von Frau Sophien mannichen Stich ihrer Verliebung bekahmen / und der Stathalter daher an ihrer Verlobung nicht mehr zweifelte / welches ihm von herzen angenehm wahr / auch die Gleichheit der Kleidung / die vorgestern und heut sich an ihnen sehen ließ / zum unfehlbaren Zeichen nam / und zu den Fräulein sagete: Herzliebe Kinder / billich seyd ihr bedacht / diese treffliche Fürsten gebührlich zuehren /massen dieselben in Rettung der einen / sich um alle beyde gnug verdienet gemacht haben / und gefället mir insonderheit wol / daß meine Töchtere ihne sich in der Kleidung so åhnlich halten / daher ich ihrer Gemühter Einigkeit fast urteilen dürffte / wie sie dann billich mit ihren Woltähtern einig sind. Frl. Lukrezie gab zur Antwort: Gn. Herr Vater / ich bekenne / diesen beyden Fürsten / wegen rettung meiner Wasen mich mehr verschuldet seyn / als mit alle meinem vermögen ich nicht werde bezahlen können, bin deswegen neben ihnen billich darauff bedacht / wie hierzu ich meine Gutwilligkeit erzeige. Die gleicheit aber unser Kleidung träget entweder sich ohngefehr zu /oder meine Frau Schwester Fr. Sophia wird davor stehen / welche uns beyden diese Röcke nach ihrem gefallen hat zustellen lassen. Diese wolte alhie eine Kurzweil machen / und sagete: Je mein Frl. Schwester / wer hatte ihnen dann vorgestern die blauen Röcke angelegt? mus ich dann allemahl die Schuld tragen /wann etwas gutes geschiehet? gewislich dünket mich /meine Frll. Schwestere haben mit den beyden Fürsten eine gewisse Kleiderordnung gemacht. Die schamhafte Sibylla erröhtete hierüber dergestalt / dz jederman ihrer lachen muste; aber Lukrezie achtete dessen wenig / und fing also an: Gewislich Fr. Schwester /wer sich / wie unsere Schwester Frl. Sibylla / leicht schrecken liesse / müste mit ihr kein Gespräch oder Kurzweil antreten; weil ich aber ihrer lustigen Schwänke wol gewohnet bin / und allen Anwesenden solche bekand sind / fürchte ich mich vor keinem Verdacht; jedoch / wann wir diesen Fürsten zugefallen etwas tähten / daß wir einem andern nicht tuhn wurden / unsere Ehr uñ Zucht gleichwol verwahret / solte ein solches uns schimpflich in dieser Geselschaft /und der Durchl. Fürsten gegenwart auffgerücket werden / und zwar von ihr selbst / als deren es mit zugefallen geschehen würde? Ey daß wird sich schwer verantworten lassen; uñ ihr Durchleuchtigster Groß Fürst / sagte sie zu Herkules / Eure Liebe wähle ich zum Richter / ob nicht unsere Fr. Schwester wieder gebühr und Freundschaft gehandelt / und deswegen mit einer harten Busse zubelegen sey? So recht so recht / sagte der Stathalter zu seiner Tochter / da hastu dereins deinen Meister bekommen / dann meine liebe Tochter Sibylla ist dir zu from; und dafern meine Tochter Lukrezie mich nicht vorbey gangen währe / solte sie eine genehme Urtel angehöret haben / die Groß Fürst Herkules vielleicht so scharff nicht spreche wird. Durchaus nicht / Herr Vater / sagte Lukrezie / daß ich denselben solte vorbey gangen seyn / sondern weil ich mich befahre / noch eines Ober Richters zubedürffen /habe ich mir denselben vorbehalten / und ihm mit meiner Klage nicht verdrieslich seyn wollen / dafern der wichtige Streit durch Groß Fürst Herkules könte beygelegt werden. Herr Fabius verwunderte sich ihrer leichtbesinlichen schlauheit / und sagte zu ihr: Bey glauben / geliebete Tochter / es ist immer schade /daß sie zum Fräulein / und nicht zum Sohn gedien ist. Wie so mein Herr Vater? antwortete sie / darff ich auch in dieser Sache einen Richter wählen? Und als er nun seine bewilligung gab / sagte sie zu Baldrich: Durchl. Fürst / ich bitte eure Liebe freundlich / hierin zu urteilen / ob ich besser ein Fräulein oder junger Herr bin. Nein meine Tochter / antwortete der Stathalter mit einem Gelächter / ich erwarte dieser Urtel nicht / und wil lieber gewonnen geben / dann dieser Durchl. Fürst dürfte den Ausspruch aus einem andern Grunde hervor suchen / daß ichs mit ihm wol müste einig seyn; aber wie wenig sich die Warheit bergen lässet / ist hiedurch schon erwiesen / und zweiffelt unser keinem / währe diese Sache dem Durchl. Fürsten nicht in etwas bekant / oder zum wenigsten derselben ungewogen / meine Tochter würde dessen Liebe nicht so kühnlich zum Richter erkieset haben. Das gute Fräulein hatte sich verhauen / wolte sich doch so offentlich nicht schuldig geben / sondern antwortete also: Daß diesen Durchl. Fürsten ich zum Richter erwählet / ist die Ursach / daß dessen auffrichtiges Herz meine Fr. Schwester Sophia mir diese Tage so treflich gerühmet hat; und weil ich meiner guten Sache traue / welche auff diesem grunde beruhet / daß ich weder blosse Schwerter / noch vergossenes Menschen-Blut sehen mag / dessen dieser Durchl. Fürst bey der Räuber abstraffung inne worden / habe dessen Liebe ich vor andern zum Richteramt ersuchet / und solches umb so viel mehr / weil er als ein mir unbekanter nicht kan in verdacht gezogen werden / ob würde er wegen Kund- oder verwandschaft / oder aber aus Unwissenheit eine ungerechte Urtel sprechen. Es sey aber diesem / wie ihm wolle / so habe nicht ich /sondern dieser unschuldige Fürst sich dessen zubeschweren / daß man ihn ohn alle Ursach in Verdacht zihet. Der Stathalter wuste nicht / was er ihr vor eine Antwort geben wolte / trat hin zu ihr / und nach einem väterlichen Kusse sagete er: Herzgeliebte Tochter /der Himmel gebe eurem guten verstande ein gleichmässiges Glük / dann werdet ihr über Unfal euch nicht zubeschweren haben. Ach mein hochwerter Herr Vater / antwortete sie / ich bitte demühtig / meine gar zu bäurische Kühnheit mir zuverzeihen / demnach ich meine fehler willig erkenne / und damit mein Herr Vater seiner ergebenen Tochter gehorsames Herz desto eigentlicher erfahre / wolle er mit mir auff ein kurzes absonderliches Gespräch einen geringen Abtrit nehmen. Dieses redete sie mit sanfter Stimme / daß kein Anwesender es verstehen kunte. Er aber wahr ihr gerne zu willen / und da sie allein von den andern abgesondert stunden / redete sie ihn also an: Mein Herr Vater / ich gestehe gegen ihn nunmehr gerne / daß der Durchl. junge Fürst aus Teutschland / bey mir umb eheliche Liebe sehr inständig angehalten / und weil die Groß Fürstin es daneben treibet / die von meinen lieben Eltern ungemässene Volmacht hat / mich wirdig zuverheirahten / weil sie doch nicht willens sind /mich einem andern als Christen zuvermählen. Wie? verwundert sich mein Herr Vater hierüber? ich versichere ihn als einen vertraueten so nahen Blutsverwanten zugleich / daß nicht allein ich / sondern meine herzliebe Eltern getaufte Christen sind / und viel lieber alles verlassen / ja Leib und Leben verlieren / als diesen Glauben wieder ablegen wollen. So sihet nun mein Herr Vater / ob mir / diese Heyraht auszuschlagen / rahtsam sey / nachdem ich diesen Fürsten schon dahin beredet habe / daß er neben seinen Gesellen unsern Glauben angenommen hat. Der Stathalter antwortete: Liebes Kind / ihr saget mir sehr unvermuhtliche Zeitung / die einem andern ich nicht gläuben würde / nicht sage ich solches wegen eurer Heyraht /die ich nicht zuverbessern wüste / sondern daß mein Oheim und Brüderlicher Freund euer Vater den Römischen Glauben abgeleget hat / wovon auff erste zusamenkunft ich mit ihm weiter reden werde. Aber berichtet mich / wie Fürst Siegward mit meiner Tochter Sibyllen stehe; Gleich also / antwortete sie / als Fürst Baldrich mit mir / und erwartet sie nur ihrer lieben Eltern einwilligung / wovon Fr. Sophia dem Herr Vater schon berichten wird. Wie aber? fuhr er fort; wil dann dieser Fürst eine heirahten / die nicht seines Glaubens ist? O nein sagte sie / dann eben durch ihr getrieb hat er sich zum Christentuhm begeben. So höre ich wol /antwortete er / mein Haus ist voller Christen. Ja Herr Vater / sagte sie / ist euch solches unbewust? eure Tochter / euer Sohn / euer Eiden / eure Schnuhr / Klodius / Markus und die übrigen mit ihren Eheliebsten sind alle aus freiem willen unsers Glaubens worden /weil die himlische Weisheit sie überschattet und erleuchtet hat / daß sie gesehen und erkennet / wie bloß allein hierinnen ihre ewige Seligkeit besteht / deren wir über alle dinge nachtrachten müssen; kan nun mein Herr Vater solche Leute nicht bey sich leiden /wolan / Teutschland / Schweden / Böhmen stehen uns offen / wir begeben uns gerne unsers Vaterlandes /nur daß uns der Himmel bleiben möge. Nicht also geliebetes Kind / antwortete er / habe ich so lange Jahr eine Christin im Ehebette leiden / und mit ihr mich wol begehen können / so werde ich umb des Glaubens willen meine Kinder nicht verstossen. Ich wil euch aber träulich rahten / daß ihr diese Heyrahten ja nit ausschlaget / und meine Tochter Sibylla sich nicht wegere dem Schwedischen Fürsten dz Jawort zugeben / ihrer Eltern Wille wird da seyn insonderheit / wann sie vernehmen werden daß sie eine Christin ist. Fr. Sophia trat zu ihnen hin / und nach gebehtener verzeihung meldete sie an / daß ihrer Beaten Eltern mit ihren Kindern ankommen währen / gingen demnach miteinander nach dem grossen Saal / und ward der gute alte Opimius wol empfangen / welcher sich gegen den Stathalter und Fr. Sophien aller geschehenen befoderung bedankete. Gallus und Leches wahren diesen Morgen miteinander auff die Jagt geritten; als er nun wieder heim kam / uñ seines künftigen Schwiegervaters ankunft berichtet ward / ging er in den Saal / ihn zuempfangen / wobey sich nicht geringe verwirrung zutrug; dann so bald ihn Opimius sahe zu sich nahen / kennete er ihn / ward auch von ihm wieder erkennet / verwandelten sich beyderseits / und fing jener mit sonderlichem Eifer an: Hochmögender Herr Stathalter / da sehe ich einen schändlichen Räuber / meinen ärgesten Feind / der mich leider in meinen bißher geführeten elenden Stand gesetzet hat / und ich schon lange bemühet bin / ihn auszuspehen / damit ihm nach verdienste gelohnet werden möchte / weil dann der gerechte Gott mir denselben alhier ohngefehr in die Hände liefert / als dessen Rache ohn zweiffel hinter ihm her ist / und seinen schandbösen Muhtwillen länger nicht dulden kan / als begehre und bitte ich demühtig / und als ein Römischer Untertahn / daß der gottlose Bube fest gemacht werde / damit ihm nach seinem Verdienst als einem schändlichen Räuber und Strassendiebe gelohnet werde. Gallus bestürzete dergestalt über dieser Anklage / daß er anfangs kein Wort machen kunte / und bildete der junge Fabius ihm gänzlich ein / er würde an ihm irren / deswegen er zu ihm sagete: Mein Herr / er führet eine sehr harte und ehrenrürige Klage wieder diesen Ritter / der in grosser Herren bestallung und wirklichen diensten ist / wolle sich demnach wol bedenken / und zuvor sich fleissig erkündigen / ob er auch den rechtschuldigen angetroffen habe. Gnädiger Herr / antwortete Opimius / ob gleich zuzeiten ein Mensch dem andern sehr ähnlich ist / erkenne ich doch an meinem unfehlbaren Abzeichen daß ich meinen allerboßhaftigsten beleidiger angetroffen habe. Gallus hatte sich inzwischen etwas erhohlet / trat näher zu Opimius / und mit demühtiger neigung und traurigen geberden sagte er zu ihm: Mein hochgeehrter Herr / ich bekenne vor diesen hohen Häuptern / daß er an mir den rechtschuldigen angetroffen / welcher vor diesem ein solcher Ungenanter gewesen ist / wie ihr mich genennet und ausgescholten habet / erinnere mich auch des gottlosen verbrechens wodurch ich mich an euch / einen frommen unschuldigen Herrn sehr versündiget habe / aber ich bitte denselben durch Gott und durch seine eigene frömmigkeit / mein Herr wolle mir meine grobe Missetaht und verübete Bosheit vergeben / weil mir dieselbe von herzen leid ist / und ich davor abtrag zu machen / mich solchergestalt anerbiete / daß ich vor jedwede abgenommene Krone / hundert erstatten /und vor die angelegte Schmach eine gleichmässige anzahl Gelder erlegen wil. Herkules kunte leicht ermässen / was es antreffen würde / redete deßwegen ins mittel / und sagete: Herr Opimius / hat dieser mein lieber geträuer etwa sich ehmahls an euch vergriffen / wollet ihr solches der Vergeb- und vergessung anbefehlen / nachdem er nicht allein seine vorige Untugend abgelegt / und aller auffrichtigen redligkeit sich befleissiget / sondern / welches euch etwa mag unwissend seyn / mit eurer geliebeten Tochter ehelich versprochen ist. Er erblassete von neuen über dieser Zeitung / und antwortete: Durchl. Groß Fürst / ich bin gar zu hart von diesem euren Diener beleidiget / und sehe nicht / wie ich mich dergestalt überwinden / und ihm mein liebstes Kind gönnen sol, zwar er hat mir vorgestern durch überschickung grosser Gelder und anderer kostbahren sachen / ein gutwilliges Herz sehen lassen / welches ich auch mit gebührlichem dank angenommen / unter diesem Vorsaz / ihn vor meinen lieben Schwiegersohn auffzunehmen / aber so wenig ich gewust / wer der Geber ist / so wenig ists ihm kund gewesen wem er gutes getahn hat. Und wann ihre Durchl. wissen solte / nicht allein was vor Schaden und Spot er mir angefüget / sondern auch /was vor Elend / Armut und Mangel mir dadurch verursachet worden / so daß ich in diesem meinen unbehülflichen Alter mich meiner Hände Arbeit / die dessen nit unterrichtet wahren / kümmerlich ernähren uñ das Brod des trübsaals mit meinem Weibe und Kindern essen müssen / würden meine anwesende Gnn. Herren mir meinen unwillen nicht verübeln. Ladisla wolte des verlaufs gerne ausführlichen bericht haben /und sagete zu Gallus: Lieber erzählet uns / was vor Ursach ihr diesem guten Herrn zu so hefftigem Zorn gegeben habt / alsdann werde ich mich bemühen /euren Span beyzulegen. Ja gnädigster Konig / antwortete er / ich habe mich dermassen schwer an diesem Herrn vergriffen / daß er Ursach gnug hat / nicht allein mich anzufeinden / sondern auch peinlich anzuklagen; dann ohngefehr vor drey Jahren und etwas drüber / ba ich annoch unter der verfluchten Räuber Rotte wahr / bin ich selb sechse diesem Herrn auffgestossen / habe ihm drey Pferde vor dem Wagen abgespannet / 3000 Kronen Baarschafft geraubet / und ihn neben seinen Sohn und Fuhrman in harter Kälte fast nacket an einen Baum gebunden / damit sie uns nicht verfolgen und den Raub wie der abjagen möchten; erinnere mich überdas / wie etliche meiner Gesellen ihm und seinem Sohn grossen Schimpff und Beleidigung angeleget / welches ich als ihr Häupt und Führer wol hätte ablehnen können / da mirs Ernst wäre gewesen. Unter diesen Reden drungen dem alten Opimius die Trähnen aus den Auge / und taht hinzu: Er hätte solche Gelder von etlichen guten Freunden / auff alle seine übrige Pfandeentlehnet / einen sehr harten und ungestümen Gläubiger damit zubefriedigen / auff daß er von seinen Gütern nicht gar vertrieben würde / und als er wegen dieses Verlustes nicht hätte bezahlen können / währen ihm alle seine Landgüter / ausgenommen ein einziges Bauren Hütlein / abgedrungen /in welchem er sider dem sehr kümerlich sich behelffen müssen; Die Anfesselung währe nach seiner Erzählung ergangen / da er mit den seinen biß in den dritten Tag gestanden / und wegen Anlauffs der wilden Tihre sich des Lebens erwogen hätte / biß endlich ein Betler sich durch Gottes sonderliche Schickung des Weges verirret / und sie abgelöset / hätten aber vor Frost /Hunger und Durst weder gehen noch stehen können /endlich noch aus der Noht eine Tugend gemacht / auff allen vieren davon gekrochen / und zulezt bey einem bekanten / geringe Kleider und Speise überkommen. Die Groß-Fürstin antwortete ihm hierauff: Mein Freund / ich muß bekennen / daß ers grob genug gemacht / und euch sehr hart beleidiget hat / aber zur unversöhnlichen Feindschaft ist es viel zu wenig. Dañ vernehmet; eben dieser Gallus hat mich / ein Königliches Fräulein mit gewaltsamer Hand und Vergiessung vieles unschuldigen Blutes geraubet / und ursach gegeben / daß ich über Meer geführet / verschencket /und in äusserste Ehren- und Lebensgefahr und Armut gerahten bin; Was unsägliche Mühe und Gefahr hat deswegen mein Herr Bruder / mein Gemahl / und andere Freunde angehen müssen / sind unter Henkers Hände gerahten / und in höchste Beschimpffung und Schande; noch dannoch haben wir ihm nicht allein gnädig verzihen / sondern zum vertrauetesten Diener angenommen / daß er unserer verborgensten Heimligkeiten Wissenschafft gehabt; haben ihn endlich zu grossem Reichtuhm verholffen / in den Adel Stand gesezt / und alle Gnade erzeiget / nicht daß er solches hätte verdienen können / sondern bloß / weil wir gesehen / daß nach geschehener Busse er sich gebessert /und alle Boßheit abgeleget / so daß er jezt billich unter die redlichsten und frömmesten gezählet / und daher von Fürsten und Herren geliebet wird; So lasset nun / mein Freund Opimius / allen Zorn und Wiederwillen fahren / und nehmet von mir seinetwegen zum Abtrag 10000 Kronen an / die ich nach geendigter Mahlzeit euch baar auszählen lassen wil. Gallus selbst hielt nochmahls sehr umb Verzeihung an / und verpflichtete sich / die Beleidigung nach Mögligkeit zuverbessern / auch ihm / seiner Eheliebsten und acht übrigen Kindern die versprochenen 300000 Kronen redlich einzuliefern / und in zehn gleiche Teile auszuteilen. Worauff Opimius sich erklärete / weil so gewaltige Fürsten und Herren ihm das Zeugniß seiner Besserung gäben / er selbst auch durch übermildes erbieten seine Reue gnugsam an den Tag legete / wolte er das ergangene der Vergessenheit befehle und ihn hinführo als einen lieben Freund und künfftigen Schwieger Sohn halten / unter der Hoffnung / er würde sich gegen sein liebes Kind gebührlich / und als ein geträuer Ehegatte bezeigen. Herkules bedankete sich seines Dieners wegen / setzete Opimius zum Verweser aller seiner im Paduanischen Gebiet geschenketen Landgüter / und daß er deren Aufkünffte ein Jahr frey geniessen / auch die neugebauete Burg daselbst / bewohnen solte. Die Groß Fürstin erboht sich / alle seine versetzen Güter und Pfande ihm einzulösen / und Ladisla sagte zu Gallus: Ich wil euch die Mantuanischen Güter mit gleicher Bedingung eintuhn / daß ihr in der nähe bey euren Schwieger Eltern wohnen könnet; welcher hohen Gnade er sich zwar untertähnigst bedankete / wendete aber ein / er håtte seinem gnådigsten Groß Fürsten sich zu untrenlichen Diensten verbunden / auch von dessen Durchl. gnädigste Zusage erhalten / ihn nimmermehr / als lange er sich redlich halten würde / abzuschaffen. Es ist also / sagte Herkules / bin auch willens / euch zu meinem Schaz- und Ober Waffenmeister zusetzen /nachdem ich vernehme / daß ihr bey mir zubleiben Lust habet. Also wahr nun diese Fehde geschlichtet /und beredete man sich / folgendes Tages das Raub Nest zu verstören / zu dessen Behuef 400 Bauren mit Hacken und anderm nöhtigen Werkzeuge auffgemahnet wurden. Die Verliebeten brachten diesen Tag in aller Fröligkeit zu / und erhielten die beyden Fürsten bey ihren Fräulein / daß das Beylager auff Gallus Hochzeitfest solte angestellet werden / welches auff den 14 den Tag bestimmet ward. Des nähstfolgenden Tages wahren sie frühzeitig auff / ihr Vorhaben ins Wert zurichten. Das Fürstliche Frauenzimmer setzete sich zusammen auff eine weite Gutsche / die Fürsten und Herren mit ihrer Ritterschafft legeten ihre Waffen an / und ritten mit 100 Pferden hinaus / kahmen anfangs an die Stelle / woselbst die Brüder und Oheimbe ihren Kampff mit einander gehalten / da sie ihrer zerhacketen Schilde noch etliche Stücke antraffen; nachgehends erreicheten sie der erschlagenen Räuber Leichnam / die von den wilden Tihren schon zurissen / uñ biß auffs blosse Gerippe verzehret wahren; Von darab macheten sie sich durch das Gestäude nach der Höhle / liessen die Bauren alles zuschlagen und abbrechen / und funden noch zimlichen Vorraht an Speisen und Gewehr; dann die Gelder und Kleider wahren schon alles hinweg geführet / und den beyden Fürsten als ihr Eigentuhm eingehändiget. Weil nun keine Feindseligkeit daselbst verspüret ward / legeten die Fürsten ihre Waffen ab / führeten ihre Gemahlen und versprochene Fräulein hie und da in dem lustigen dicken Gehölz umher / und suchete ein jedweder mit seiner Liebesten allein zuseyn. Baldrich mit seinem Fräulein wahr einen zimlichen Weg in seinen Liebes Gedanken zum Walde hinein gangen / und ersahen einen lustigen dicken Baum / unter welchen sie sich nidersetzeten / etwz Ruhe zunehmen. Als sie nun in ihrem Liebes Gespräch auff nichts anders bedacht wahre / als wie sie einander in aller Zucht die anmuhtigsten Liebeszeichen erweisen möchten / da sahe das Fräulein ohngefehr zween starke Bähren zu ihnen heran eilen / und mit erschreklichen Sprüngen ihrer zubegehren / daher sie aus grossem Schrecken rieff: O mein Schaz / nun sind wir beyde des Todes! Das wende Gott ab / antwortete er / sprang auff / entblössete sein gutes Schwert / und stellete das vor Angst bebende Fräulein hinter sich an den Baum / daß sie Schuz und Sicherheit hätte. Die Bähren scheuheten sich vor ihm nicht / sondern lieffen zugleich daher /welches Baldrich ersehend / und seines Gewehrs sich tröstend / zu ihnen eintrat / und in dem sie zu ihm naheten / dem eine straks angesichts das Maul und die rechte Vörder Tatze in einem Hiebe dergestalt zurichtete / daß er mit greulichem Geheule sich hinweg stahl. Der andere verließ ihn auch / und lief gerade nach dem Baum auff das Fräulein zu / welche den gewissen Tod vor sich zusehen meynend / ihrem Gott die Seele schon befahl; und zwar / hätte Baldrich sich umb ein Augenblik geseumet / würde er ihrer Liebe nimmermehr genossen haben; weil sie ihm aber tausendmahl lieber als sein Lebe wahr / setzete er dem Bähren mit vollen Sprüngen nach / und gleich da derselbe das Fräulein mit der linken Tatze angriff / und ihr den Rok an der Seite gar zuriß / hieb er ihm dieselbe Tatze reine hinweg / jedoch mit einem so unglüklichen Streiche / daß er zugleich seinem Fräulein eine zimliche Wunde oben ins Bein schlug / daß wann er einer guten Hand breit höher getroffen / er ihr das Gedärm im Leibe würde beschädiget haben; der Bähre aber wolte nicht weichen / sondern setzete auff Baldrich an / traff ihn auch mit der Rechten Tatze an den linken Arm dermassen / daß ihm das klare Blut heraus drang / wiewol er ihm davor geschwinde lohnete / und den Kopff vor die Füsse legete / gleich da das Fräulein sich nieder auff die Erde setzete / und zu ihm sagete: Ach mein Herzen Schaz / mich deucht /ich bin hart verwundet. Bald lief er hinzu / den Schaden zubesichtigen / dessen sie anfangs sich aus Scham wegerte / aber wegen Todesfurcht / und weil sie das Blut häuffig sahe herablaufsen / endlich zuließ; Da er nun sahe / daß er sie mit dem Schwerte verwundet hatte / fehlete wenig / er hätte sich selbst entleibet / wo das Fräulein ihm nicht frisch zugesprochen hätte / da sie zu ihm sagete: Mein allerliebstes Herz / dafern ihr euch einiges Leid antuht / sollet ihr aller meiner Hulde ewig entsetzet seyn. Ich danke meinem Gott / daß er unser Leben gefristet hat / und ihr wollet euch selbst schaden? O du unbesonnene Faust / uñ schandloses Schwert / sagte er; fassete es grimmig / und schlug es wider den Baum / in Meynung / es zuzerbreche / welches ihm aber wegen seiner güte unmöglich wahr. Das Fräulein redete ihm freundlich zu / stellete sich / als empfünde sie des Schmerzen wenig / und baht / er möchte ihr sein Schnupftuch reichen / damit sie die Wunde verbinden könte; nahm ihren köstlichen Blutstein hervor / und stillete damit das Blut / wischete das vergossene Blut rein abe / und durch Baldrichs Hülffe / dem seine Trauer-Trähnen flossen / verband sie die Wunde /nicht ohn grosse Schahm / daß sie dergestalt sich vor ihm entblössen muste; Er aber legete sich vor ihr in die Knie / und baht lauter umb Gottes willen / ihm diesen unvorsichtigen groben Fehler hochgünstig zuverzerhen / weil es ohn allen Vorsaz geschehen / und ihr Leben zuretten fast nicht anders hätte seyn können. Das Fräulein umfing ihn freundlich / mit Bitte /sich der Verwundung halben keine Gedanken zumachen; es währe Gott ihr Zeuge / daß ihr seine Angst und Wehmuht tausendmahl hefftiger / als eben die Wunde schmerzete; Ihrer notwendigen Entblössung aber trüge sie die allergröste Schahm / welches sie doch / weil er ihr versprochener Gemahl währe / noch endlich verschmerzen wolte; umfing ihn darauff zum andern mahle / und entsetzete sich nicht ein geringes /da sie seines hartblutenden Armes gewahr ward / welchen er alsbald er entblössen / und von ihr verbinden lassen muste. Nun sorgete er vor nichts so sehr / als wie er sie ohn sonderliche Bewägung nach der Geselschaft bringen könte / leitete sie anfangs mit langsamen Tritten fort / sahe aber / daß ihr weiter zugehen unmöglich wahr / hieb geschwinde einen zimlichen Teil Sträucher / band dieselben zusammen / setzete sie drauff / und zog sie als auff einem Schlitten daher / wurden auch eins / vorzugeben / der Bähr hätte ihr das Bein verletzet. Der andern Geselschafft kam verdächtig vor / daß diese so lange ausblieben / und begunten sich zuverteilen / ihnen nachzusuchen / aber die Groß Fürstin und Frl. Sibylla sahen sie endlich daher zihen und lacheten des vermeineten Auffzuges /daß diese sich von dem Fürsten also schleppen ließ; wiewol die Groß Fürstin bald ein schlimmers muhtmassete / und zu dem Fräulein sagete: Ohn zweifel ist unser Frl. Schwester ein Unfal zugestossen; mit welchem Worte sie von der rechten Seite her noch zween grimmige Bähren herzu lauffen sahe / nam ihr Schwert zur Hand / welches sie auff Reisen selten von sich legete / und sagte zu ihrer Gefärtin: Stellet euch dort hinter jenen Baum / mein Fräulein / biß diese Räuber werden gebendiget seyn; Sie aber lief geschwinde Baldrichen zu / welcher gleich der Un Tihre gewahr ward / und ihnen / weil er die Groß Fürstin mit blossem Schwerte muhtig herzu eilen sahe / herzhafft entgegen sprang / das Fräulein bittend / nur ein gutes Herz zuhaben. Sie gelangeten fast zugleich bey den wütigen Bähren an / welche sich teileten / und jeder seinem nähesten Raub suchete / aber die Groß Fürstin taht auff den ihren einen dreyfachen doppelten Hieb / wodurch derselbe zu grunde gerichtet wahr. Baldrich verwunderte sich dessen zum höchsten /wolte seine Erfahrenheit auch sehen lassen / und hieb den Bähren den Leib auff / daß er das Ingeweide ausschüttete. Der Kampff ist wol gerahten / sagte Valiska / aber so viel ich merke / hat mein Herr Bruder schon mit dergleichen Ansprengern zuschaffen gehabt / und gebe nur GOtt / daß das Fräulein unbeschädiget blieben sey. Ich wünschete solches von herzen / antwortete er / aber sie hat leider eine Wunde davon getragen /welche doch mit Gottes Hülffe keine gefahr haben sol. Also gingen sie alsbald dem Fråulein zu / deren blutige Kleider der Groß-Fürstin nicht geringen Schrecken macheten / jedoch sich zufrieden gab / weil ihr die Farbe in etwas wieder kommen / und zimlich frisch redete. Ihre Leibdienerin Lektoria gehuhb sich / sehr übel / bestellete alsobald / daß etliche Reuter sie fein sanfft nach der Gutsche tragen / und sie gestrekt darauff legen musten; Baldrich aber geleitete die Geselschafft nach dem Orte des beschehenen Anfalles /traffen auff dem Wege den entlauffenen ersten Bähren an / welcher wegen schmerzens nicht weiter kommen kunte / und von Baldrich vollend hingerichtet ward. Die anwesende verwunderten sich der ungeheuren grossen Tihre / und bekennete / daß diese kühne glükliche Taht wol unter die vortreflichsten zurechnen währe. Als sie bey der Gutsche wieder anlangeten /und das Raubnest gänzlich verstöret wahr / machten sie sich auff die Heimreise / uñ setzete sich Baldrich zu dem Fräulein / deren verwundetes Bein er stets auff seiner Schoß hielt / biß sie zu Padua anlangeten / und eine vernünftige Aerztin sie verband / welche / weil ihr Baldrich 500 Kronen versprach / allen fleiß anwendete / daß sie am achten Tage ganz heile wahr. Diese Zeit über / weich Baldrich nicht weit von ihr /und nam Siegward daher Gelegenheit / seinem Fräulein gleichmässige Beywohnung zuleisten / weil diese ihre geliebte Schwester nicht verlassen wolte. Nach wieder erlangeter Gesundheit muste das gute Fräulein zimliche Auffzüge über sich nehmen; dañ weil Frr. Valiska und Sophia die Wundezeit ihrer Schwacheit etliche mahl besichtiget / und befunde hatten / daß sie mit dem Schwert geschlagen wahr / gab es Gelegenheit zu allerhand kurzweiliger Ausdeutung; woran sie sich doch wenig kehrete / sondern beteurete / sie hätte sieder dieser Verwundung zehnfache Liebe zu dem Fürsten bekommen / weil sie wüste / daß es nicht vorsezlich / sondern ohngefehr / und zu ihres Lebens Erhaltung geschehe währe. Also ward nun diese Zeit in aller ehrliebenden Kurzweil verzehret / biß der angesezte Tag zu Gallus Hochzeit herzu nahete / da ein Christlicher Lehrer gefodert ward / der anfangs die Fürsten mit ihren Fräulein / hernach Gallus wie seiner Beaten nach damahligem Kirchen Gebrauche einsegnete; aber die Fürstliche Hochzeit ward auff etliche Wochen ausgesetzet / damit der Fräulein Eltern dabey erscheinen könten. Die Groß Fürstin richtete Gallus Hochzeit auff ihrem neuerbaueten Hofe statlich aus /und wurden der ganze Raht und vornehmste Adel der Stad darauff geladen. Des späten Abends führeten die Groß Fürstin und Fr. Sophia den Fürsten ihre geliebeten Fräulein zu / und setzeten sie ihnen auffs Bette /wiewol sie nicht auff einem / sondern unterschiedlichen Gemächern schlieffen. Arbianes hatte inzwischen alles zum Stechen auffs prächtigste versehen lassen; da wahren grosse Hütten vor die Pferde / und trefliche Zelten vor Ritter und Herren auffgeschlagen; Gar-Köche / Weinschenken und Krämer hatten vor sich selbst herliche Buden auffgerichtet / mit deren etlichen der Fürst ein Verding machete / alle ankommende Ritter / so mitsteche / und ihre Schilde auffhengen würden / auch deren Leibdiener nach Standesgebühr zuspeisen; Insonderheit wahren unterschiedliche Schaubühnen auffgerichtet / umb und umb mit Gitterwerk verwahret / daß man an denen / die drauff sassen / nichts sehen kunte / es wäre dann / daß sie die Fenster öfneten / und wahren die Stiegen so artig gelegt / daß man weder von oben her / noch in den Schranken jemand auf oder absteigen sahe. Des morgens / ehe die jungen Eheleute auffstunden / kam die Groß Fürstin und Fr. Sophia zu ihnen aufs Schlaffgemach / und frageten / ob nicht bald zeit währe auffzustehen / brachten auch beydes den jungen Fürstinnen und ihren Gemahlen neugemachte Kleider / einerley Gattung wie sie sich mit ihren Gemahlen geputzet hatten / und wahren an denen weder Demanten noch Perlen gesparet. Die neuen Eheleute hätte lieber eine gedoppelte Nacht haben möge / muste aber heraus /und sich anlegen / damit sie dem Ritterspiel zeitig gnug beywohnen möchte / dessen Vortrefligkeit daher leicht abzunehmen war / weil sie die Stad Padua mit fremden Rittern angefüllet sahen. Die so bey dem Stechen sich gebrauche wolten / waren schon des Abends zuvor in de aufgeschlagene Zelte angelanget / woselbst sie diesen Abend uñ ihr Geld zehrete; Als der Stathalter mit der Fürstliche Geselschaft kam / sties man gewaltig in die Trometen / uñ begab sich derselbe mit Herrn Zezilius Antenor / Kornelius uñ Emilius / auch anderen Paduanischen Herren auff die ihnen zugeordnete Schaubühne. Herkules / Ladisla und der junge Fabius setzeten sich mit ihren Gemahlen auff die allernäheste dabey. Die dritte nahmen Baldrich /Siegward und Arbianes / mit den beyden jungen Fürstinnen ein. Die vierde und grösseste ward mit hem Paduanischen ädlen Frauenzimmer und Rahts-Herren angefüllet. Bald darauff klopffete ein alter Greiser mit einem Stabe zum drittenmahle auff / und redete ein ander folgende Worte: Nachdem auff bewilligung des Römischen Stathalters hieselbst / Herrn Q. Fabius /ber Durchl. Groß Fürst aus Meden / Herr Arbianes /aus Liebe zur Ritterschaft / dieses ansehnliche Speerbrechen angeordnet / sind die gewöhnliche Satzungen und Gebräuche dabey gefüget / daß vor erst niemand als volkomene ädle Ritter / denen keine Untaht mit Warheit könne nachgesaget werden / sich auff der Bahn finden lassen. Zum andern / niemand aus Feindschaft den andern ausfodern; Zum dritten / niemand /da er herabgestochen würde / auf den überwinder einigen Neid oder Haß werffen / oder ihn ferner umb einen Rit begrüssen / und sonsten alles dz tuhn und lassen sol / was Ritters brauch erfodert und bißhergeübet hat / Darauff ward die Bahn frey gelassen und die Schranken geöffnet / zwischen denen etliche hundert Ritter sich setzete / in mancherley ansehnlicher Rustung. Doch hatten alle Zuseher auff drey / welche in Geselschaft ritten / insonderheit die Augen gerichtet / als welche vor andern gar pråchtig auffgezogen kahmen. Der in der mitte hatte einen schwarzglänzenden Schild / in welchem zu oberst eine helleuchtende güldene Sonne stund / und in der mitte ein Silbernes V; nähest darunter wahr die bleich-roht-scheinende Morgenröhte sehr artig entworffen / und zu unterst diese Worte gesetzet. CLARAm Solis Auroram spero. Das ist: Zur hellen Morgenröhte der Sonnen stehet mein hoffen. Aufs dem Helme führete er ein Tiegertihr / in dessen linken Tatze ein Schildlein hing mit dieser Schrifft: Amor absens gravis Entfernete Liebe ist schwer zuerdulden. Der zur rechten führete einen blauen Schild mit eben solcher Soñen und dem Silbern V. nähest darunter stund der schimmernde Morgenstern / mit dieser Unterschrift: LV CIferum Solis gero. Der Sonnen Morgenstern trage ich bey mir. Auff seinem Helme stund eine nackete Jungfer / welche in der Rechten ein Täflein hielt / mit dieser Auffschrift: Amor præsens suavis. Nahe Liebe ist süsse. Der dritte hatte einen rohten Schild mit eben der vorige Sonnen und dem V. In der mitte den helleuchtenden Abendstern mit dieser bezeichnis: SIderis Hesperum sub Sole fero. Des Himmels Abendstern trage ich unter der Soñen bescheinung. Auff dem Helm aber ein Schäflein / an dessen Brust diese schwarze Buchstaben geetzet wahren; Amor savet gnavis. Die Liebe begünstiget die Unverdrossenen. Hinter ihnen her ritten drey ansehnliche frische Ritter in blanker Rustung mit güldenen Blumen sehr artig bestreuet / jeder führete einen rohten Löuen im Schilde mit dieser umbschrift: Pro Lege & Rege. Alles dem Gesez und Könige zu dienste. Auff dem Helme hatten sie lange weisse Federbüsche / und auf einem daran geheftete Schildlein diese Worte: DEO DVCE. Durch Gottes anführung. Diese sechse nahmen die obriste Stelle ein / und foderten eine zimliche anzahl Speere / daß mann leicht urteilete / sie währen nicht willens / ohn stechen abzuzihen; wie dann die drey ersten alsbald sich auff die Bahn setzen / hatten einen zierlich geputzeten lädelknaben /welcher mit heller Stimme also anfing: Hochlöbliche preißwirdige Ritterschaft; demnach gegenwärtige diese drey Ritter Gebrüder / auff ihrer schleunigen Reise nach Griechenland ohngefehr vernommen / daß ein ausländischer Fürst dieses Ritterspiel angeordnet /haben sie etliche wenig Tage abgebrochen / diesem Stechen ein oder zwo Stunden beyzuwohnen / dienst-und freundlich gesinnend / ihnen diese Bahn ein wenig zu gönnen / biß sie durch tapfere Speere /denen sie wolgewogen bleiben wollen / herunter geworffen werden / jedoch mit dem bedinge / daß sie von niemand über den dritten Rit angefodert werden; des erbieten sie sich hinwiederumb / einem jeden nach Standes gebühr und hocheit ihre Freundschaft und Dienste an. Hiemit nam der Knabe abscheid / und ritte aus den Schranken / da seine Herren sich fertig hielten / mit allen / so es begehren würden / ein Treffen zu tuhn; wie sich dann gar bald drey ansehnliche Ritter funden / die sich ihnen entgegen setzeten. Der erste hatte einen Bähren im Schilde / welchen eine schöne Jungfer an der Hand leitete / mit diesem Merkworte: Feritas mansuescit amore. Das Wild wird durch Liebe Zahm. Sein Helm wahr ganz vergüldet / worauff der Hoffnung ihr Bilde stund / und in deren linken Hand ein Täflein / mit diesen Worten: Spes non confundit; Hoffnung lässet nicht zuschanden werden. Dieser hatte sich gleich gegen den mit den Morgenstern gestellet. Der andere führete ein Lamb im Schilde / welches einen Hund in den Schenkel bisse /mit dieser umbschrifft: Furor fit læsa sæpius patientia. Die zu offt beleidigte Geduld wird endlich grimmig. Auff seinem Helme stund ein halber Monde /und nähestdarunter diese drey Buchstaben S.L.S. welche diesen Inhalt hatten: Sors Lunæ Similis. Das Glük endert sich / wie der Monde. Dieser bekam den mit der Morgenröhte zum Gegener. Des dritten Schild wahr sehr künstlich gemahlet / als brennete er von hellen Flammen / die mit einem Dampffe unterhalten wurden / daß sie nicht kunten über sich schlagen / und stunden diese Worte umbher: Flamma sub fumo, Amor adversus Unglükliche Liebe ist wie Feur unter dem Rauche. Sein Helm kam mit dem Schilde nicht über ein / sintemahl oben drauff ein nacketes Knäblein stund / an dessen Vorderleibe dieses Zeichen wahr; Aperta simplicitas fallere nescia. Offenherzige Einfalt ist ohn Betrug. Dieser hatte sein Speer gegen den mit dem Abendstern gerichtet. Sie seumeten sich beyderseits nicht lange / ritten stränge auff einander an / und traffen zu allen seiten wol / so daß niemand wankete; den andern Rit tahten sie mit heftigerm ungestüm / in welchem der mit dem Bähren sich des falles mit mühe enthielt / auch der mit dem Lamb schier die Erde hätte küssen müssen / da doch ihre Gegenstecher nicht umb das geringste sich bewågeten / die beyden mittelsten aber auch noch dißmahl in gleicher wage blieben. Niemand zweiffelte / es würde im dritten Sazschärffer daher gehen / wie sichs dañ bald fand / massen die drey ausgeforderte / wie ungerne sie auch wolten / die Erde suchen musten / und hatte der mit dem Bähren diesen Vortel vor seinen Gesellen / daß ihm sein Pferd im falle Geselschaft leistete / worüber er doch einen Arm verrenkete. Die Obsieger nahmen alsbald die Bahn wieder ein / und warteten / ob sich mehr an sie machen würden / die sich bald funden; aber im ersten Treffen den unwilligen Absprung nahmen; ihnen folgeten drey andere /deren zween gleicherstalt durch ihrer Bestreiter erstes Speer gefellet wurden; aber des mit dem Morgenstern sein wiederstand wagete den andern Saz / in welchen er stürzend den Rücken zubrach / davon er in wenig Stunden verschieden / welches dem Sieger sehr leid wahr. Jedoch kahmen noch drey unterschiedliche drey-par / welche alle miteinander im ersten Treffen den Sattel räumeten. Herkules und Ladisla rühmeten der Uberwinder Wolverhalten / nicht zweiffelnd / da sie also fortfahren würde / dürften sie den Preiß davon tragen / preiseten auch den Vater selig / dem Gott so ritterliche Söhne bescheret hätte. Es stund nicht lange an / da taht sich ein gewaltiger Ritter hervor / voller Hoffnung / den höchsten Gewin davon zutragen / welchen er in 16 Ritterspielen behäuptet hatte. Sein Harnisch wahr blau angelauffen mit güldenen Striemen; die Pferdedecke schneweis mit köstlichen rohten Korallen besticket / und unten herumb mit drey reihen Rubinen. Auff dem Helm steckete eine köstliche Siegesfahne / mit diesen worten: Virtus non latet. Tugend hält sich nicht in Winkeln. Im Schilde schwebete ein Adler / dabey diese Lobschrift: Meruit Laurum. Er hat den Lorberkranz erworben Im Halse hatte er eine grosse güldene Kette / an welcher zu unterst Käysers Alexander Severus Bilde hing. Dieser ritte hin zu den dreyen Obsiegern / und foderte den mit dem Morgenstern mit diesen Worten aus: Mannhafter Ritter / eure Faust hat bißher anzeige getahn / daß es euch eben so wenig an Kraft als erfahrenheit mangelt / welche Preiß ich euren Gesellen zugleich nachrühmen muß /daß ich nicht zweiffele / euer jeder sey geschikt genug dieses zuerwerben / was viel hoffen und wenig erlangen mögen. Vordißmahl aber ist mein gesinnen an euer Speer / das es auff meiner Brust / oder wo es am besten treffen kan / einen Versuch tuhn wolle / wo sonst das meine euch nicht zugeringe deucht; wil mich bemühen / es auff begebenheit zuverschulden /so weit mein Vermögen reichet. Es ist ein unverdientes Lob / mein Herr / antwortete dieser / welches mir seine gewogene Zunge zuleget / und mich ihm sehr verbunden machet / daß zu seinem Willen ich mich schuldig erkennen muß / werde auch unbetrübet meinen Sattel leeren / wann sein Speer solches wirken solte / und hätte Ursach / mich zu rühmen / wann der Unfal mich übersehen wolte / daher ich mich auff allen Fall fertig halte. Mein Herr / antwortete dieser: Es müste ein verwägener Ritter seyn / der ihm selbst vor treffens den Sieg zuschreiben dürfte; lasset uns aber den Speeren anbefehlen / daß sie uns den Ausgang wissend machen; kehrete sich hiemit um / und stellete sich dermassen unerschrocken / daß alle Anwesende die Gedanken fasseten / es würde dieses das gedenkwirdigste Treffen seyn. Sie liessen beyderseits ihr Herz und geschikligkeit sehen / traffen auch dergestalt / daß die Zuseher / solche Püffe zuerdulden können / vor unmöglich hielten; massen sie dann nicht allein die Speere in kurze Stücke zu splitterten / sondern auch mit den Leibern einander dergestalt begegneten / daß die Waffen knarreten / und sie beyde hinter sich bogen; welches Herkules ersehend / zu Ladisla sagete; er håtte dergleichen Treffen wenig gesehen. Sie empfunden beyderseits / daß sie es nicht mit Kindern zu tuhn hatten / hielten sich demnach feste auff den Pferden / und schicketen sich zum andern Satze /welcher mit neuen starken Speeren volführet ward /mid ihrer keiner nicht den allergeringsten Wank taht /ob gleich die Splitter in die Luft fuhren. Im dritten gange aber legete der mit dem Morgenstern alle Macht und geschikligkeit an / empfing auch seinen Mann so tapfer / daß er denselben samt dem Pferde übernhauffen warff / wiewol ihm und seinem Rosse der Fall auch nicht weit wahr / dessen er sich bloß durch seine geschikligkeit entbrach / und sich der Niderlage seines Gegeners höchlich freuete / der sich kümmerlich wieder erhub / uñ zu seinem Obsieger sagete: Teurer Ritter / ich göñe euch den Preiß / den ihr an mir behäuptet / wann ich nur euren Nahmen wissen möchte. Mein Herr / antwortete jener / wir werden einer dem andern wenig angewonnen haben / ohn daß mein Pferd sich ein wenig fester gehalten hat, daß ich aber meinen Nahmen verberge / zwinget mich mein Gelübde / welches der morgende Tag enden / und meinem Herrn mich zuerkennen geben wird. Hiemit muste der Abgestochene sich begnügen lassen / foderte von seinen Leuten ein Pferd / und ritte aus den Schranken hinweg / gleich da ein ander sich auff die Bahn stellete / und des mit dem Abendstern begehrete / ward aber im andern Treffen auff die Erde gelegt. Der mit der Mogenröhte fand auch seinen Bestreiter /der ihm zween harte Stösse aushielt / und im dritten abspringen muste / dessen sich nicht allein der Obsieger / sondern auch seine beyde Gesellen erfreueten /dann im andern gange hätte er schier den kürzern gezogen. Nach erhaltung dieses Sieges neigeten sich diese drey Gesellen gegen die anwesende Ritterschaft / und macheten sich aus den Schranken ins Gehölze hinein / deren Plaz die drey / so mit ihnen den Einzug gehalten / einnahmen / funden auch bald / die ihrer begehreten / so daß ein jeder fünff Ritter niderlegete /und ihrer keiner gefellet ward; weil sie aber nicht gesinnet wahren / an dem Gewin teil zu haben / machten sie sich gleich den ersten hinweg. Hierauff ging das Stechen unter den andern erst recht an / und verdienete mannicher ein gutes Lob / deren wolverhalten von den Richtern fleissig angezeichnet ward. Als nun der Stathalter das Stechen vor dißmahl aufruffen wolte /bließ man mit allen Trometen / und traten die Richter / H. Kornelius / Emilius / und Antenor zusammen /schlossen auch einhellig / die beyden mit dem Morgen- und Abendstern hätten den ersten; der mit der güldenen Kette / und der mit der Morgenröhte den andern; die drey ebengleiche aber den dritten Dank erworben. Die jungen Fürstinnen beyde / solten den ersten Preiß / zwo schwere güldene Ketten mit angehängeten köstlichen Kleinoten / jede zu 5000 Kronen geschåtzet / den beyden obgedachten austeilen / welche aber / wie oft man sie gleich durch den Ausschreier foderte / doch nicht erschienen. Die Groß Fürstin und Fr. Sophia hatten den andern Gewin / zwey par Armbånder / jedes par zu 3500 Kronen; aber auch diese Gewinner wahren nirgend anzutreffen / daher ausgeruffen ward / dafern inwendig sechs Stunden sie sich nicht stellen würden / solte Morgen umb diese vier Gewin auffs neue gestochen werden. Die drey ebengleiche aber wurden durch ungeschichte vor Leches /Neda und Prinsla erkennet / daher sie / ungeachtet alles wegerns von der Stathalterin / Fr. Ursulen / und Frl. Helenen den dritten Preiß / als jeder einen schönen Demant Ring / 2000 Kronen an wert / zu sich nehmen musten. Bald darauff trat Arbianes hervor /und baht / dafern der trefliche Ritter mit der Kette zu gegen währe / er sich günstig anmelden möchte / warumb der Groß Fürst aus Teutschland H. Baldrich / der mit ihm gestochen / und seine Mannheit übrig empfunden hätte / freund- und dienstlich bitten liesse. Dann die beyden nebest Siegward hatten sich in aller stille von ihrer Schaubühne gemacht / und ihre Waffen angelegt / da Baldrich seine Lukrezien dem Morgenstern; Siegward seine Sibyllen dem Abendstern; und Arbianes Frl. Klara aus Teutschland der Morgenröhte verglichen / welche alle drey der Sonnen aller Schönheit Groß Fürstin Valisken sie untergeben hatten. Es wolte aber auff Arbianes anfodern der Ritter sich nit angeben / daher man weitere nachforschung unterließ / und baht Arbianes alle Ritter / die sich in den Schranken hatten finden lassen / sie möchten an Speise und Trank / die ihnen solten vorgetragen werden / neben ihren Leibdienern günst- und freundlich vor lieb nehmen / wie dann alles auffs reichlichste angeordnet wahr / und Herr Fabius etliche Auffseher bestellet hatte / acht zu geben / daß alles richtig herginge. Des folgenden Tages ward das Stechen wieder zeitig angefangen / wo bey unter andern sich ein Ritter fand / der in kurzer Zeit 15 den Sattel räumen machete / und er nur einmahl auff die Weichseite gebracht ward. Herkules und die andern sahen aus seinem verhalten / dz er der gestrige mit der Kette wahr / wiewol er sich gar anders ausgeputzet hatte / dann seine Waffen wahren blank / mit schwarzer geblümeter Etzung. Im Schilde stund ein Schlaffender gemahlet / dem das Bilde der Tugend mit dem Fusse in die Seite sties /und diese Worte dabey: Evigila post somnum. Hastu ausgeschlaffen / so ermuntere dich wieder. Auff dem Helme führete er einen Falken / der übersich nach der Sonnen sahe / und in der rechten Klaue ein Schildlein mit diesen Worten hielt; Radiis impar. Den Sonnen-Strahlen bin ich nicht bestand. Er tummelte sich dergestalt auff dem Platze / daß wenig mehr Lust hatten /sich an ihm zu reiben; und als ihrer zween seiner ohngefehr auff einmahl begehreten / foderte er beyde zugleich / ward auch von ihnen wol getroffen / welches er nicht allein ohn wank aushielt / sondern den einen vom Pferde warff / daß er ohmächtig liegen blieb. Endlich da er sich zimlich abgearbeitet hatte / ritte er an die Seite / und verließ die Bahn / auff welche sich ein treflicher Ritter setzete / der kaum vor einer halben Stunde in Geselschafft sechs anderer in den Schranken ankommen war; In seinem Schilde ließ sich ein heller Strahl sehen / welchen ein Kranker auffzufahen sich vergeblich bemühete / mit dieser Umschrifft: Aut fove, aut occide, Erquicke oder tödte mich. Auff dem Helme hatte er eine gekrönete Schlange / die ihre Zunge in Gestalt eines Pfeils heraus steckete; sein Pferd wahr herlich ausgeputzet / und sehr wol abgerichtet / wobey der Ritter selbst sich gar höflich erzeigete / und der Zuseher gute Gunst erwarb /hielt sich auch im Treffen nicht minder hurtig als kräfftig / so daß Klodius / der bißher grosse Ehre eingelegt hatte / von ihm im dritten Ritte abgestochen ward; welchen Markus zurächen meynete / aber im andern Satze ihm Geselschafft leisten muste. Baldrich wähnete alsbald / es würde eben der seyn / mit welchem er voriges Tages zu allererst gestochen hatte /ward auch in seiner Meynung nicht betrogen. Nach diesem kahmen zween in einerley Rüstung auffgezogen / und tahten ihren Ehren gutes genügen / daß ich der anderen / die jeztgedachten nit gleicheten / geschweige / weil alles zuerzählen viel zuverdrießlich seyn würde / massen das heutige Spiel sich viel länger als das gestrige auff den Tag verzog / ungeachtet es wol anderthalb Stunden zeitiger angangen wahr / biß endlich die Richter ihm Anstand gaben / und obgedachte beyde junge Fürstiñen den mit der Tugend / uñ den mit der gekröneten Schlangen herzufodern liessen / welche gehorsamlich erschienen / und von Fr. Sibyllen alsbald erkennet wurden; dann der erste wahr Herr Q. Skaurus / der ander Herr Kajus Pupienus / des damahligen Bürgemeisters zu Rom leiblicher Bruder /und beyde der jungen Fürstinnen nahe Anverwanten /daher sie sich unter einander grosse Höfligkeit erwiesen / und Sibylla zu Lukrezien sagete: Sehet da / geliebte Schwester / unsere Herren Oheime haben mit eurem Gemahl gestriges Tages unwissend gestochen /und ihre Manheit gnug dargelegt / dero behuef wir dann gevolmächtiget sind / sagte sie zu den Rittern /Euer Liebden das Zeugniß euer Tugend mitzuteilen; nehmet demnach diese Ketten im Nahmen des Durchl. Fürsten Arbianes von unsern Händen / und tuht unsern Fürstlichen Gemahlen / insonderheit dem unvergleichlichen Groß Fürsten Herkules und seinem Königlichen Gemahl / der Krone des ganzen weiblichen Geschlechts / dann auch ihrem Herr Bruder / dem Großmächtigen Könige Ladisla die Ehre eurer Geselschafft / welches sie mit aller möglichen Freundschafft erkennen werden. Diese beyde Ritter danketen sehr wegen beschehener Ehre / hielten sich unwert /so hohen Preiß anzunehmen / nachdem sie des vorigen Tages von dem ritterlichen Helden Groß Fürst Baldrich herunter geworffen währen; jedoch ihnen /als vortreflichen Fürstinnen zugehor samen / müsten sie billich ihres Willens leben; wünscheten ihnen nachgehends zu ihrer Heyraht Glük / und bahten /ihrer bey der Hoch Fürstl. Geselschafft im besten zugedenken. Groß Fürstin Valiska und Frau Sophia stelleten den beyden gleichgewaffneten Rittern den andern Dank zu / und wahren eben die / so des vorigen Tages zu allererst mit Siegward und Arbianes gestochen hatten. Den dritten Preiß / welcher ein grosser weisser Federbusch mit einem angeheffteten Kleinot war / bekamen Klodius und Markus von Fr. Ursulen und Frl. Helenen / dessen sie sich höchlich bedanketen. Als nun Sibylla der sämtlichen Geselschafft zuwissen taht / wie Herr Skaurus und Pupienus ihre nahe Anverwanten währen / wurden dieselben alsbald von Leches und Neda in das Fürstliche Gezelt eingehohlet / dahin sie nach abgelegten Waffen mit ihnen gingen / und anfangs von der Groß Fürstin sehr höflich empfangen wurden / deren Volkommenheit sie vor übermenschlich schätzeten / tahten ihr demnach überaus grosse Ehr / und nach geleistetem Handkusse sagte Skaurus: Durchleuchtigste Groß Fürstin; das Lob ihrer hohen Volkommenheit / nachdem es die weiten Morgenländer erfüllet / und ganz Asten durchstrichen / kan in diesen Orten sich so wenig als die Sonne selbst verbergen; mein Geselle und ich schätzen uns sehr glükselig / wegen der Ehre / die wir haben / ihre Hände zuküssen / dienstlich bittend / Ihre Durchl. wolle durch ihr gebieten uns wirdigen / in die Zahl ihrer Diener auffzunehmen. Ihr meine hochwerte Herren / antwortete sie; das Lob meiner Wenigkeit muß sehr dunkel seyn / nachdem der Nebel der Unvolkommenheit meine Kräfte allerdinge überzogen hat / da hingegen Eurer Liebe tapffere Tahten sich überal hören lassen / deren meine Fr. Schwester / Fürstin Sibylla mir schon etliche gnug denkwirdige erzählet hat; werde demnach auff gebührliche Dankbarkeit bedacht seyn müssen / daß Ihre Liebden mir ihre Kundschafft gönnen. Der Stathalter kam mit den gesamten Fürsten darzu / da es überal viel Höfligkeiten abgabe / gestaltsam den unsern nicht unbewust wahr /in wz grossem Ansehen diese beyde am Käyserl. Hofe wahren / daher auch Skaurus bey der Mahlzeit zwischen die Groß Fürstin und Fr. Sophien; Pupienus zwischen Frr. Lukrezien und Sibyllen den Siz wider ihren Willen nehmen musten / da allerhand lustige Gespräche vorgingen und diese Römer insonderheit gute Kundschafft mit ihrem Obsieger macheten / der seiner überwindung ursach bloß nur dem Glük zulegete / und durch seine Höfligkeit sich ihnen sehr beliebt machete. Sonst redete Pupienus die Mahlzeit über gar wenig / saß als in tieffen Gedanken / und betrachtete nach emsiger beschauung der Groß Fürstin /ihre vortrefliche Schönheit; dann fing er zwar etwas an / mit Fürstin Lukrezien zusprachen / hatte aber so gar keinen Schmak / daß sie leicht merkete / seine Gedanken währen nicht bey dem Gespräch; und weil sie seiner Blicke nach der Groß Fürstin acht hatte / geriet sie in argwöhnische Gedanken / einer unzimlichen Begierde / welches / weil Herkules es ohngefehr sahe / selbst besorgete; wahr aber ein blosser Irtuhm; dann er befand sich gegen ein treffliches Römisches Fräulein hefftig verliebet / und bildete ihm ein / die Groß Fürstin währe derselben fast ähnlich / deshalben er sich ihres anschauens nicht enthalten kunte. Sibylla wuste etwas von seiner Liebe / hatte auch dieser Fräulein sehr geheime Kundschafft / daher fragete sie ihn /wie es ihrer Wase und Schwester Frl. Virginien erginge; worüber er dermassen bestürzete / daß ihm das Feur unter die Augen schoß / und eine geraume Zeit es unbeantwortet ließ / endlich zu ihr sagete: Er wüste nicht anders / als daß sie annoch in des Käysers Mutter ihrem Frauenzimmer sich fast wider ihrer Eltern Willen auffhielte / weil dieselbe so hohe Gunst ihr zugelegt / daß sie ohn ihre Geselschafft nicht gerne seyn wolte; ginge ihr sonst annoch wol / verharrete aber steiff in ihrer Unbarmherzigkeit gegen ihn / so daß er nit zweifelte / sie würde in kurzem seines Untergangs ursach seyn. Fürstin Sibylla tröstete ihn bester massen / mit dem versprechen / erster Gelegenheit an sie zuschreiben / und ihr solches zum höchsten auffzurücken / auch zugleich sie eines bessern zuunterrichten /der guten Zuversicht / dafern sie annoch frey und unversagt / ihm ihre Gunst zur förderlichsten Heiraht zu erwerben; auff welche Zusage er sich zimlich erhohlete / und der angenommenen Schwermühtigkeit Urlaub gab. Herkules ließ sich auch mit ihm ein / und fragete nach Keyserl. Hocheit Wolergehen; empfing darauff Bericht / es währe dieselbe annoch wol auff / würde auch erster Gelegenheit hieselbst zu Padua anlangen /und die Teutschen und Pannonischen Grenzen besichtigen; welches er nicht ungerne hörete / und fing an /dieses Käysers löbliche Beherschung zupreisen / auch daß er zeit seiner Dienstbarkeit zu Rom mit Verwunderung gesehen / wie ernsthafft und freundlich Käyserl. Hocheit / ungeachtet ihrer Jugend / (massen er mit Herkules gleiches Alters wahr) sich verhalten /und allezeit ansehnliche alte Männer umb sich gehabt / daß seine Herschafft nicht anders als glüklich ausschlagen könte / und wolte er vor sein Häupt sich glükselig schätzen / die Ehre zuhaben / daß er seiner Hocheit auffwarten möchte; wüste sich auch wol zuerinnern / daß er schuldig währe / vor seinem Abzuge dieselbe zubesuchen / dafern Ihre Hocheit nicht alhier zu Padua erscheinen solte. Nach auffgehobenen Speisen ward ein zierlicher Tanz gehalten / und nahete Skaurus sich sehr zu Frl. Helenen / welches Fr. Sophia nach Mögligkeit befoderte / wiewol er sich diesen Abend nicht sonderliches vernehmen ließ. Des folgenden Tages ging das Stechen wieder an / und ward manniches Speer gebrochen. Den ersten Preiß bekam ein vornehmer Sizilischer Herr; den andern ein Paduanischer Ritter; den dritten der junge Ritter Neklam / welche Fr. Euphrosyne / Agatha und Therba austeileten / und wahr Libussen und Brelen leid genug / daß sie des Wochen Bettes hüten musten. Weil dann die sämptliche Geselschafft nicht Lust hatte / länger unter den Zelten zuschlaffen / macheten sie sich nach dem neuerbaueten Hofe / und ließ Arbianes auch noch diesen Abend den anwesenden Rittern nach allem überflusse aufftragen / wobey ihrer etliche sich frischer als bey dem Rennen bezeigeten. Frl. Helena hatte auf Fr. Sophien anhalten sich diesen Tag statlich ausgeputzet / und wahr sie gleichwol ein sehr wolgestaltes Bildichen / die sich adelich gnug zuhalten wuste / hatte auch Skaurus gute Gewogenheit wol gemerket / dem sie durch ihre anmuhtige Freundligkeit je mehr und mehr ursach zur Liebe gab / welche dann dermassen bey ihm wuchs / daß er sich nicht enthalten kunte / ihr diesen Abend etwas näher zutrete / und sie umb Liebe zubegrüssen / welches sie aber anfangs mit einem höflichen Scherz beantwortete; es begäbe sich wunderselten / daß die Römische Herren zu Padua Liebe sucheten / und könte sie nicht gläuben / daß er nicht schon zu Rom / oder daselbst in der nähe haben solte / was sein Herz befriedigte / gestaltsam deren ends ein überfluß an schönen Fräulein sich befünde / deren gleichen man zu Padua nicht eins hoffen dürffte. Er hingegen beteurete / daß er bißher an heirahten nicht gedacht hätte / versicherte sie seines dienstergebenen Herzen / und baht umb behägliche Antwort; dessen sie nicht geringe Scham empfing /und es widersetzete; Sie bedankete sich sehr des guten Willen / wüste denselben nicht anders als mit ehrliebendem stilleschweigen zudeantworten / weil sie nicht ihres eigenen willens / sondern unter ihrer Eltern Gewalt lebete / denen sie nach eingepflanzetem und Römische Recht hierin nicht vorgreiffen könte; und würden dieselben schon rahten und schaffen / was ihnen beliebete / und ihr müste gefällig seyn / an welche sie ihn auch freundlich wolte verwiesen haben. Fr. Sophia kam zu ihrem Gespräch / und fragete / ob sie nicht könte mit in den heimlichen Raht auffgenommen werden; bekam auch alsbald von ihm zur Antwort: Seine Seele hätte dieses allerliebste Fräulein erwählet / defern er ihrer Liebe wirdig könte geschätzet werden / würde aber auff sein inbrünstiges Ansuchen schlecht auf ihre Eltern hingewiesen / und müste die Gefahr stehen / daß ob er gleich daselbst gute Erklärung bekähme / er bey ihr nichts behägliches erhalten dürfte /bähte demnach Fr. Sophien / ihm hierin behülflich zuseyn / welches zuerkennen / er zeit seines Lebens sich bemühen wolte. Herr Oheim / antwortete sie; meine Frl. Schwester kan nach Römischen Sitten ja nit anders / als ihre Eltern hierin schaffen lassen; und weil derselbe mich vor eine Anwerberin erwählet / wolle er inzwischen / weil ich solches verrichte / mit dem Fräulein ihm die Zeit nicht lange wehren lassen; Ich weiß schon sehr wol / daß kein Römischer Herr / wer der auch seyn mag / meinem Oheim sein Fräulein versagen wird. Ging damit hin / und ließ Herrn Emilius mit Fr. Julien seinem Gemahl eilig zu sich fodern /trug ihne Skaurus ehrliebende Werbung vor / und bekam von ihnen ungemässene Volmacht / mit ihm zuschliessen / weil sie sich dieses Glüks nicht wenig freuete. Zeit wehrender dieser Unterredung hatte Skaurus das Fräulein so hart genöhtiget / daß sie ihm biß an der Eltern Bewilligung ihre Liebe und Träue verhieß; dann sie zweifelte nicht / sie würden hierin gerne gehehlen / nahm auch den angebohtenen Ring vor Fr. Sophien Wiederkunfft von ihm an / und ließ gerne geschehen / daß er von ihrem Finger wiederum einen zohe / nur daß sie gebührlich bedingete / sie wolte Unhöfligkeit zumeiden / sich ihm nicht widerspenstigen. Fr. Sophia eilete bald wieder zu ihne hin /und redete Skaurus also an: Mein Herr Oheim / begehret ihr meine Frl. Wase und Schwester nach Römischer Träue zum Ehegemahl / so saget mir solches /bitte ich im rechten Ernst / auff daß ich alsdann nach eurem Willen ferner handeln könne. Auf sein innigliches Ja und bitten / fuhr sie nun gegen das Fräulein also fort: Herzgeliebete Frl. Schwester / seyd ihr dann gesonnen / diesen vornehmen Römischen Herrn vor euren liebsten Gemahl anzunehmen / so last michs wissen / daß ich nach habender Volmacht weiter schreiten möge. Diese aber wolte anfangs ein mehrers nicht antworten / ohn daß es bey ihren lieben Eltern stünde / sie zuversprechen / und nicht bey ihr selbst; und weil sie mit denselben noch kein Wort davon geredet hätte / würde ihr weitere Erklärung übel anstehen. Wollet ihr aber dann euren Eltern nicht gehorsamen / sagte Fr. Sophia / wann sie euch diesem Herrn zusagen würden? Meine Fr. Schwester fraget gar zu scharff in dieses Herrn Gegenwart / antwortete sie mit einer Schamröhte / worauff ich weder ja noch nein sagen darff. Wollet ihr dann / fuhr sie fort / wider eurer Eltern Willen wol nein sagen? dessen versehe ich mich trauen nicht zu euch. So wird auch der Himmel mich vor solchem Ungehorsam wol bewahren /antwortete sie / dann ich habe ohn unzeitigen Ruhm zumelden / noch allemahl mich nach ihrem Willen gerichtet / wie die Erbarkeit mir solches befihlet. Nun wolan / sagte sie hierauff / so verspreche ich euch /Herr Skaurus / dieses Fräulein zu eurem Gemahl / nebest 10 Tonnen Goldes Brautschaz / nach der mir von ihren Eltern erteileten Volmacht / und gefället es euch / könnet ihr die Zeit eures Beilagers mit einander abreden. Skaurus bedankete sich der genehmen Antwort / umfing das Fräulein mit höflichem Kusse / und versprach sich ihr zu aller Liebe und Träue; welches nicht allein von ihr gebührlich angenommen ward /sondern sie gönnete ihm auch auff sein anhalten / daß er sie nach ihres Vaters Hofe geleiten möchte; ließ ihren Eltern solches andeuten / und ward er von denselben nit allein wol empfangen / sondern auffs neue mit seiner Liebsten versprochen / erhielt auch / daß bald des nähstfolgenden Tages das Beilager eingewilliget

 
Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
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