Achtes und Leztes Buch.
Zu Prage auff dem Schloßwahle machten die Polter Geister diese erste Nacht des Beylagers ein solches Unwesen / daß die ausgestelleten Schildwachten darauff nicht bleiben kunten / wie ungerne sie auch wichen; dann etliche / die hart Widerstand leisteten /wurden gar hinunter in den Graben gestürzet / daß sie sich durch schwimmen erretten musten; die anderen wurden mit Gewehr und Waffen abgetrieben / und sahen doch keine Hand / die solche führete. Dieses Gespenste-werk hielt über eine Stunde an / und kunte keiner von allen anwesenden Kriegsknechten einigen Laut von sich geben. Kaum hatte sich dieser Aufflauff gestillet / als Neda / dem die Ober Wachtmeisterschafft anbefohlen wahr / seinen Umgang hielt / und diese ganze Seite des Wahls von allen Kriegsleuten entblösset fand / worüber er sich eiferte / und schon harter Dräuworte sich vernehmen ließ / sahe aber eine Schildwache ganz pfützenaß den Wahl wieder herauff klimmen / und fragete mit Troz / welcher Henker ihm dahinunter geführet hätte; Die entwichene / welche sich in das Wachthauß begeben hatten / höreten seine Stimme / und gingen wieder zu ihm hin / andeutend /was sich kurz vergangen zugetragen; so rieffen etliche jenseit des Graben gegen den Wahl / man möchte ihnen das Tohr öffnen / weil sie mit grosser Gefahr hinüber geschwummen währen / und ihr Leben gerettet hätten. Neda verwunderte sich dessen nicht ein geringes / stellete sich doch gegen die Knechte / als gläubete ers nit / besetzete die Wachten auffs neue /und befahl ihnen / alsbald anzeige zutuhn / da sich dessen mehr zutragen würde; hätte es auch den Königen gerne angedeutet / aber er durffte sie nit so früh aus dem Schlaffe wecken; doch so bald der helle Tag sich sehen ließ / ging er hin zu seinem Könige auff das Schlaffgemach / und als er denselben wachend vernam / sagete er: Gnädigster König; wann ich nit ausgelachet würde / müste Ihrer Hocheit ich eine nächtliche Begebniß anmelden. Ist es lachens wert /antwortete er / so sagets nur her. Die bösen Teuffel /sagte Neda / haben diese Nacht ihr Polterwerk auff dem Osten-wahle getrieben / und alle daselbst sich befindende Kriegsknechte / teils in den Graben hinunter geworffen / teils zum Wahl Tohr hinab gejaget /daß bey meinem Umgange ich denselben ganz ledig gefunden. Der König gab zur Antwort: Ich halte / daß die Knechte der gestrigen Hochzeit mit genossen /und mehr gesoffen / als ihre Gänse Köpffe vertragen können / daher sie selbst zu Polter Geistern worden sind. Nein / gnädigster König / sagte er; ich habe scharffe Nachfrage gehalten / und befinde / daß deren keiner im geringsten nicht ist bezechet gewesen. Als es hernach der Königlichen Geselschafft angemeldet ward / urteilete Herkules daher / es würde dieses Beylager dem Teufel zuwider seyn / weil viel gutes / zu ausbreitung des Christlichen Glaubens daraus entstehen könte; Nach gehaltener Unterredung aber bahten sie Gott / er wolte dem Teufel steuren / und seine schädliche Wirkungen von ihne allen in Gnade abwenden. Sie hatten sich kaum zur Mahlzeit nidergesezt / und begunten die jungen Eheleute umzutreiben /ob die Braut ihre Unter- und Oberkleider auch vor dißmahl verlauffen hätte / wie jensmahl auff dem Häu; da das fromme Christliche Fräulein ihre Antwort zugeben schon fertig wahr; aber Leches verhinderte sie daran / welcher vor den Tisch trat / und untertähnigst umb Verzeihung baht / daß er nicht unterlassen dürffte / ihren Hocheiten und Durchll. anzumelden /was gestalt eine fliegende Zeitung durch die Stad erschollen währe / die wenig gutes nach sich führete. Ladisla fiel ihm in die Rede / und sagete: Was vor Unglük sträuet uns dann nun der leidige Teufel zwischen unsere Christliche Fröligkeit? Ich gedachte wol / er würde uns dieselbe nicht lange ungestöret lassen; ists aber ein schlimmeres / als welches er hinte auff dem Wahle gestifftet hat? Solches mag wol ein Zeichen eines viel schädlichern gewesen seyn / antwortete er; massen über die 20 Menschen in grosser Angst zum Osten Tohre herein gelauffen sind / mit vermelden / es seyn die Pannonier mit unsäglicher Macht ins Land gefallen / und verwüsten alles vor sich her als eine überschwemmende Sündfluht / so daß sie weder Menschen noch Vieh / weder Städte noch Dörffer /weder Acker noch der fruchtbahren Bäume schonen. Ist dem also / sagte Herkules / so befürchte ich ein grosses Blutbad / und schwere Landesverwüstung; dann es wird König Mnata seinen Bato / Pines / und was er sonst finden kan / zurächen suchen. Doch dem Allerhöchsten sey herzlich Dank gesaget / daß er unser Wiederkunfft von dem Wendischen Kriege erwartet hat / dann sonst würde er alles übern hauffen geworffen haben. Das Fürstliche Frauenzimmer entsetzete sich darüber / daß ihnen alle Lust zur Speise verging / und weil das Geschrey sich in wenig Stunden hefftig vermehrete / muste Neda mit etliche Teutschen / Ekharden folgen / umb / so viel Reuter und Fußvolk / als in der Eile möglich seyn würde / herüber zuschaffen / und sie reicher Beute zuvertrösten. Diese jageten eilend fort / und erreicheten jenen mit seiner Geselschafft an den Grenzen / gaben ihm den Königlichen Befehl / und kehreten wieder umb nach Prag / da sie 9000 Teutsche Reuter mit sich nahmen /auch von darab biß an Prag alle wehrhaffte junge Manschafft mit ihren Waffen auffbohten. Umb Prage her geschahe desgleichen / von Leches / Prinsla / Neklam und anderen. Herkules freuete sich seiner Teutschen / Friesen und Wenden / 34000 stark / zu welchen sich 14000 Böhmen tahten / und unter Baldrich und Siegward noch desselben Tages fortgingen /denen ernstlich eingebunden ward / nichts hauptsachliches wider den Feind vorzunehmen / noch durch ihre bekante List sich in Gefahr locken zulassen. Ich wundere mich dieses überfals nicht / sagete Herkules /sondern vielmehr / daß er sich nicht zeitiger gereget hat / weil mir stets vorgestanden / daß der Kampff wider Pines vor Padua angefangen / sich in Böhmen wurde endigen mussen; woran er dann gar nicht irrete; Dann weil König Mnata und seine Stände nicht allein jensmahls von den zurük kommenden Dienern vernommen hatten / was gestalt der Teutsche Großfürst Herkules nebest König Ladisla und andere mehr wider ihre Gesante vor Padua gestritte / uñ sie erlegt hätte / sondern auch wusten / dz ihre streiffende Schaaren zu unterschiedliche mahle von den unsern zurük geschlagen waren / wolten die Pannonier solchen Schimpff und Schaden nicht länger auf sich ersitzen noch ungerochen lassen; damit aber alles mit Raht und vorsichtigkeit angefangen würde / stellete ihr König eine Reichsversamlung an / und solches auff unablässiges getrieb seines Stathalters Dropion /des verwägenen Pines und Bato dritten Bruders / welcher ein uberaus Mañfester und hochmühtiger Mensch wahr / und nicht geringere Gewalt im Königreiche als Mnata selbst hatte. So bald die gesamten Landstände beyeinander wahren / trat derselbe auff / und hielt diese Rede: Ich weiß nicht / unüberwindlichster König / und ihr tapferen hochweisen Landstände dieses unvergleichlichen Pannonischen Reichs; ich weiß nicht / ob mirs anstehen wil / unsere jetzige Reichsnotturft vorzutragen; oder da mirs anstehen wird / ob ich in meinem vorbringen nicht etwa vor einen solchen angesehen werden möchte / welcher mehr umb sein eigenes anliegen als umb des Reichs beste redet. Zwar in meinem Gewissen bin ich versichert / daß ich nichts als gemeine Wolfahrt suche /welches einem jeden Biderman oblieget; ob ich aber auch von eurer Königl. Hocheit / und der anwesenden hochtapferen Versamlung davor gehalten werde / wird ihre allergnädigste und freundliche Erklärung entdecken. Wie hoch dieses unser Reich vor allen anderen zu schätzen sey / werden uns die Römer selbst Zeugnis geben / als denen wir die einige hinderung sind /daß ihr Reichsstab sich nicht über ganz Europa ausstrecken kan; sie sind bißher wieder uns zu felde gelegen / so lange ich ein Mann gewesen bin / aber unsers Bluts nichts umbsonst gekostet / und unserer Macht nicht grössern abbruch getahn / als wir ihnen. Wie lange wollen wir dann des tolkühnen Teutschen Jünglings / der sich Herkules nennen lässet / und seines verwägenen Gesellen des After Königes in Böhmen Hochmuht / beschimpf- und spottung dulden / und ihren Geifer / den sie uns ins Gesichte geworffen / unabgewischet lassen. Ich klage nicht eigentlich hieruber / was meinem Bruder / dem redlichen Bato /einem Königlichen Gesanten schon vor vier Jahren begegnet ist. Ich betraure eben meinen andern Bruder nicht / den ritterlichen und umb diese Kron hochverdienten Pines / daß er vor einen leibeigenen Ruderknecht sich auff der Römer Schiffen neben seinen tapferen Gesellen gebrauchen lassen muß; dann dieses /möchte jemand gedenken / währe mein eigenes Haußunglük / welches mit den Reichshändeln nicht müsse vermenget werden; wiewol ein jeder weiß / daß sie nicht als meine Brüder in ihren eigenen oder meinen verrichtungen; sondern in des ganzen Landes Geschäften als Königliche Reichs-gesanten beleidiget und geschändet sind. Meiner drey ausgerusteten Kriegs Schiffe habe ich auch schon vergessen / welche der Böhme auff dem Adriatischen Meer schändlich überfallen / uñ alle ehrliche Mannschaft / hoch und niedrig / durcheinander her / an ihre eigene Masten aufgeknüpfet hat. Nur gehet mir zu herzen / und peiniget alle meine Geister / daß der Pannonische Nahme / davor ehmahs Käyser und Könige erzittert /Länder und Völker erbebet / von den leichten Böhmen und nacketen Teutschen als ein Spot mus gehalten werden. Es ängstet mir mein Blut / daß ein Teutscher Jüngling uns ein zehnjähriges Joch an den Hals geworffen / damit uns die Römer unter ihrer Zinß-schuld halten / welches wol kein Mensch gehoffet hätte / solte auch wol unmöglich blieben seyn / wann nicht der Teutsche Zäuberer Herkules / welcher / beständiger aussage nach / einen Teufel in Pferdesgestalt reiten sol / und ihm allemahl den Sieg erhält /uns diesen Spot bereitet hätte. Was rahtet ihr nun / O ihr Väter des Vaterlandes? was rahtet ihr unserm gegenwärtigen Könige / in dieser hochwichtigen Sache? sol es ungerochen bleiben? sollen wirs noch weiter in uns fressen / wie bißher geschehen ist? so haben wir erstes tages die Bömischen Gesanten vor dem Schloßtohr / die werden uns gebotsweise ansage / daß wir den Reichsschoß nach Prage einliefern sollen /welchen sie vor diesem hieher mit ehrerbietigkeit gebracht haben; und weil sie wissen / daß unsere Rentkammer rechtschaffen bespicket ist / und die Untertahnen von grossen Geldmitteln sind / so werden sie nach unser Haabseligkeit zuschnappen nicht auffhören / biß sie alles hinweg haben. O der Schande! ein Königlein / ein junger Ohn-bart mus uns beschimpfen / und der Römische Käyser hat uns nichts angewinnen können. Wolte Gott / ich währe ein Weib / so wolte ich mich in einen Winkel verkriechen / und daselbst des Vaterlandes Unglük beweinen; aber mir als einem Ritter und Kriegsmanne wollen die Trähnen weder anstehen noch fliessen. Währen wir die alten Pannonier / müsten die Ohmächtigen Böhmen schon alle mit ihrem Könige unter der Peitsche / und der Pannonier Leibeigene seyn; aber nun geben wir mit stilleschweigen an den Tag / daß wir uns fürchten / und noch wol dem Himmel darzu danken / daß wir zwischen unsern vier Pfälen wohnen können / und in unserm Lande unangefochten bleiben. Wachet auff meine Bruder / wachet auff / was schlaffen wir? ein vierwöchiger Zug / sehet eine kurze Zeit / eine geringe Mühe / sol Böhmen zu grunde richten / des wil ich euch meine Güter / meine Ehr und mein Leben zu pfande setzen. Fürchtet ihr euch aber vor dem Bömischen Schwerte / und wollet ihnen lieber zusehen /wie sie euer spotten / als den Spott abwenden und rächen; wolan / so wil ich meinen allergnädigsten König und die löblichen gesamten Landstände untertähnigst und freundlich ersuchet haben / sie gönnen mir auff meine Kosten / Völker / inner- oder ausserhalb des Reichs zu werben / und daß mir frey stehe /mein håußliches Unglük / an meinen löbliche Brüdern erlitten / als ein redlicher Mañ zu rächen / weil mirs könte verdacht bringen / wañ ich des Reichs Anspruch auff meine selbst gewachsene Hörner nehmen /und verfechten wolte. Und wann ich auch dieses nicht erlangen kan / so mus entweder mein König mich hinrichten lassen / oder ich wil mein eigen Schwert wieder mich selbst gebrauchen / weil mir unmöglich ist /solche Schande noch långer zuverschmerzen. Diese lezten Worte endigte er mit solchem rafichten Eifer /daß ihm das Blut aus Maul und Nase sprützete. Der König kennete den Sinn dieses verwägenen Menschen / sahe auch / daß er aus dem grimmigsten Eifer geredet hatte / wolte aber seinen Willen noch nicht anzeigen / sondern begehrete / daß die Stände zuvor sich über diese beyde Fragen beständig heraus lassen solte; Ob man den von dem König in Böhmen und GroßFursten in Teutschland eingenommenen Schimpf solte verschmerzen / oder rächen; und wann er müste gerochen seyn / auff was Weise und Wege man alsdann die Rache solte vornehmen. Bey der ersten Frage wahren sie uberal einig; man müste Pannonische Ehre und ansehen keines weges von so geringen Feinden schwächen lassen / sondern die Rache ernstlich vornehmen / und es dahin spielen / daß ihrem Könige und dem ganzen Reiche satsamer Abtrag / beydes von den Böhmen und Teutschen geschähe. Die andere Frage aber ward auf dreyerley Weise beantwortet. Mastyes des Königes Unter Stathalter / ein verständiger ReichserfahrnerMann sehr hohes Adels / welcher stets zum Friede geneiget wahr / seinem Könige geträu / und dem Vaterlande ergeben / muste auff Befehl / und der Ordnung nach / seine Meinung zu erst sage /welcher dann diese Stimme gab: Nach dem unser allergnädigster König und die gesamten Reichs-Hof-und Kammer-Rähte dessen allerdinge einig sind / daß von unsern Beleidigern / anfangs den Böhmen und nachgehends den Teutschen / wir des angelegten mannichfaltigen Schimpfs wollen ergetzet seyn / wird darauff reiflich müssen erwogen uñ überleget werden /wie und auff was Weise man einen solchen tapferen und billichen Vorsaz wolle ins Werk richten / so daß unser gutes Recht in den Schranken der Billig- und Gerechtigkeit erhalten werde / wie ich mir dann andere Gedanken zumachen / nicht Ursach habe / als daß wir alle und jede dahin stimen werden / wir wollen nichts vornehmen / als was recht / löblich / und vor der ganzen erbahren Welt verantwortlich sey / so daß man allenthalben an uns rühmen möge / wir haben unsere Macht nicht mißbrauchet / sondern vernünftig und erbar gehandelt. Nun bringet aber aller verständigen und der Gerechtigkeit ergebenen VölkerRecht es mit sich / dz der Beleidigte allemahl zu erst dem Beleidiger sein Verbreche vorhalte / uñ vor angefügten Schimpf und Schaden gebührlichen Abtrag uñ Gutmachung fodern lasse / so daß / wann jener sich zur Billigkeit erbeut man den Zwiespalt und die Fehde durch friedliebende verständige Mäñer ohn Streit uñ Blutvergiessen hinzulege sich bemuhet / wil aber die Güte nicht haften / dann so kündiget man ihm den Krieg billig an / und suchet durchs Schwert / was durch das Recht nicht zuerhalten ist. Und also halte ich vor billich und best / daß in dieser wichtigen Sache man den gelindesten Weg auch vor die Hand nehme / damit hernähst / wann derselbe nicht zureichen wil / man die umliegende freien Königreiche und Herschafften / von solcher Ungerechtigkeit uñ erlittenen Gewalttaht Bericht tuhn / und ihren Beistand / da man dessen benöhtiget währe / suchen uñ erlangen könne / welche in einer so gerechten Sache ihre Hülffe dem Pannonischen Reiche nit versagen werde. Endlich setzete er hinzu / man hätte wol zubedenken / daß Böhmen und Teutschland in enger Verbündniß sehr mächtig währen / denen nunmehr Frießland und Wendland zu Gehorsam stünde / auch Schweden und Dänenmark ja wol das Römische Reich selbst sie nit hülf-loß lassen dürften / um welches sie neulicher Zeit sich wol verdienet gemacht / und ihne zu Dienste / der Pannonier Feindschaft über sich gezogen hätten; welches alles / wañ ers bey sich erwöge / nichts anders mit sich brächte / als daß dieser Krieg ein grosses nach sich zöhe; zu geschweigen daß man von unter schiedlichen Wunder begebnissen sagen wolte / welche ihre geistlichen mehrenteils vor sehr unglüklich und dem ganzen Reich dräuend / auslegete; Ist demnach meine unvorgreifliche Meinung / wiederholete er / daß man vor erst den gelindesten Weg gehe / und Abtrag in der Gute fodere; wie wol ich bereit bin /einem heilsameren und vorträglichern Rahte gerne zuweichen / insonderheit dem Königlichen Schlusse ohn einiges Wiedersprechen mich zu unterwerffen. Als dieser geendiget hatte / wahr die Ordnung an Agiß /dem Reichs- und Hof-Marschalk / welcher ein auffrichtiger frommer Mann wahr / und ihm seines Königes Heil und gemeines LandesWolfahrt mehr als kein ander ließ angelegen seyn; aber Dropion wahr ihm überaus gehässig / trachtete ihm auch nach Ehr und Leben / weil in unterschiedlichen Sachen er sich dessen Boßheit zu des Königes Nutzen entgegen gesetzet hatte. Er wahr schon zimliches alters von 63 Jahren /uñ hatte sich beyde durch Krieges- und FriedesHändel um dz Vaterland wol verdienet gemacht. Dieser hatte sich schon in etwas erkundet / mit was Vorsaz Dropion umging / aber er durfte sichs gegen niemand merken lassen / weil dieser Wüterich durch seinen grossen Anhang viel zumächtig wahr; ging demnach auch vor dißmahl und bey dieser Sache gar behuhtsam / und stimmete bey der ersten Frage nicht allein ganz nach Dropions Willen / sondern rühmete auch dessen Heldenmuht / daß er ihm mit solchem Eyfer seines Königes und des Vaterlandes Ehre liesse angelegen seyn. Bey der anderen Frage aber fiel er dem Unter-Stathalter Mastyes allerdinge zu / und zwar unter diesem Scheine / als hielte er vor gewiß /dieser würde es mit jenem schon also überleget und abgeredet haben; nur daß er hinzu setzete / das Gerücht erhöbe den jungen nunmehr schon gekröneten Teutschen König Herkules und den Böhmischen Ladisla sehr hoch / ob hätten sie so trefliche Helden-Tahten in Persen verrichtet / daß man sie daselbst vor die allertreflichsten / klügesten / er fahrnesten uñ glüklichsten Helden schätzete / und man davor hielte /es müste der Himmel den Sieg dahin lenken / wo diese Beistand leisteten; wie man sich dañ billich darüber verwunderte / daß sie den tapferen Wendischen Fürsten Krito / und sein wolgeübetes Heer mit so gar geringem Verlust nidergelegt und sich Frieß- und Wendlandes ohn Schwertschlag / und so zureden / im Augenblik bemächtiget; überdas noch den algemeinen Aufstand der Teutschen Untertahnen / ehe man sichs versehen mögen / beygelegt und auffgehoben hätten; wie solches dem Könige schon vor etlichen Tagen durch vertrauliche sichere Hand zukommen währe. Hiemit endigte er seine Rede / und untergab sich des Königes schließlichem Macht Spruche. Dem Dropion wahr dieser beider Stimme überaus zuwieder hätte auch gerne dazwischen geredet / wann er ihm nit dadurch ungleichen Verdacht zugezogen hätte / schwieg aber um so viel lieber / weil die Ordnung zurede an Pyrechmes den Unter Marschalk wahr / der ihm als sein Geschöpf und Befoderter schlechter Dinge anhing / auch von ihm schon unterrichtet wahr / wie ers am liebsten sehen möchte; daher dann dieser / ohndas ein frecher ruchloser Mensch / allen Wiz zusammen suchete / wie er dieser beiden Vortrag hintertreiben könte / uñ fing also an: Großmächtigster unüberwindlichster König und ihr tapffere und geträue Väter unsers Vaterlandes; wann meine Pflicht und Schuldigkeit ich betrachte / weiß ich schon wol / daß in dieser höchstwichtigen Reichs Beredung ich mein Gutdünken aufrichtig und unverhohlen werde sagen müssen /welches doch den Verständigern weichen / und meinem aller gnädigsten Könige unterworffen seyn sol. So bin ichs nun mit dem Herrn Stathalter Mastyes /und dem Reichs- und HofMarschalk Herr Agiß / bey der ersten Frage allerdinge eins / als welche kein Biederman anders beantworten wird. Daß man aber des eingenommenen Schimpfes Abtrag noch lange in der güte fodern / und gleichsam vor der Tühr bekteln /auch den Krieg mit sonderlichem Prunk ansagen wolte / halte ich vor unnöhtig / vor schimpflich und vor schädlich. Vor unnöhtig halte ich die Friedenshandlung; dann wie wolten uns dieselben in Ruhe und Friede leben lassen / welche ohn ursach und ohn vorhergangene Beleidigung / die Königlichen und Reichs-Gesanten / in Warheit die treflichsten Säulen dieses Reichs / feindlich anfallen bestreiten und niderhauen / bloß nur / unser ganzes Reich zuschänden und in Ungemach zusetzen. Werden wir mit solchen verwägenen Ansprengern Friede zuhandeln suchen da wir beleidiget sind / und niemand beleidiget haben; ich meyne / sie werden drüber rühmen und pralen. Die Pannonier fürchten sich eines ernstlichen Angriffs werden sie sagen / drumb kommen sie ungefodert und bieten uns die Schmukhand / damit sie vor unserm Schwerke mögen sicher seyn; ey wie ein seines Näsichen werden wir als dann bekommen und unsern Könige heim bringen; Zihet hin / werden sie sagen / und seyd fein from / so sollet ihr keine Stäupe haben. Und das würde auch / muß ich bekennen / die rechte Antwort seyn. Aber gesezt / sie nehmen unsern Friedens-Vertrag etwas ehrerbietiger an; haben sie dann zu dem Ende uns in Spot und Schade gesezt / daß sie es wieder gut machen wollen? Haben sie uns die zehnjährige Schatzung / welche wir den Römern geben müssen / zu dem ende abgedrungen / daß an unser stat sie dieselben erlegen wollen? Ich weiß schon die glimpflichste Antwort / welche sie uns geben können: Ihr Pannonier müsset in eurem Unglük zufrieden und geduldig seyn; das Glük hats also über euch verhänget; Wir haben unsern Leib an den euren gewaget / und durch einen redlichen Kampff den Sieg erhalten; währe das Messer an unser Seite unmahl gefalle / hätten wir ja müssen damit zufrieden seyn. Sehet ihr meine Herren / das wird ihre höflichste Antwort uns zum Trost geben; Können wir nun damit zufrieden seyn / je was wollen wir dann noch Kosten auff die Gesandschafft wenden? Wil uns aber diese ihre Erklärung nicht behagen / warumb wollen wir sie dann mit unser Beschimpffung anhören? Unser Schwert und Feur muß der Gesante seyn / welcher unsere Sache werben kan /dann eben diesen haben sie an uns geschicket. Oder sind wir schlimmer als die kahlen Böhmen und nackete Teutschen? Lasset uns keine Friedens Gedanken tichten / da sie nicht hafften köñen / sondern solches unnütze Spiel unsern Kinderchen anbefehlen. Der Krieg / der muhtige uñ vorsichtige Krieg muß den Schimpff abwischen / und den Schaden mit grossen Zinsen wieder einbringen. Auff was weise aber ist dieser von uns an die Hand zunehmen? Sollen wir einem offenbahren muhtwilligen Feinde denselben noch eine zeitlang vorher ansagen / welcher ohn alle Absagung die unsern uberfallen und nidergeschlagen hat? Was währe das anders / als solchen ungerechten Feind warnen / er solte sich rusten / er solte sich nach Hülffe umtuhn / er solte Italien / Schweden / Dännemark / Frieß- und Wendland / und alle die sie wissen / wider uns auffwiegeln / und uns als eine Fluht von allenthalben herüberschwemmen weil er vor sich selbst zu schwach ist / uns Widerstand zuleisten. Ein schöner Vortel an unser Seite / da wir unser eigen Unglük erbetteln sollen. Aber wir müssen ihnen gleichwol vorher absagen / möchte jemand einwenden /damit wir unser Sachen Gerechtigkeit andern Königreichen darlegen. Ey es bedarffs nicht ihr meine Herren / es bedarfs nicht. Wir haben uns umb fremde Hülffe gegen diesen Feind nicht zubewerben / die wir viel einem mächtigern vor uns selbst gnug gewachsen sind. So würde auch unsere Nachbarn ohn zweifel es uns zum Unverstande auslegen / dz wir einem Beleidiger durch Warnung den Harnisch selbst anzihen wolten. Am besten wird es seyn / daß wir ihre getahne Absagung gnug seyn lassen; dann wir wollen den Feind nicht ausfodern und angreiffen / sondern der uns durch die weltkündige Beleidigung ausgefodert /und schon angegriffen hat / entgegen treten / und seinen Frevel von uns abtreiben. Diesem nach müssen wir die auffgebohtenen Völker in aller Eile zusammen fuhren (dann der Krieg ist schon in unser vorigen Versamlung beschlossen worden) und uns unter einander äidlich verbinden / daß keiner lautkündig mache /worauff unsere Kriegsrüstung angesehen sey. Ja es müssen die Grenzen nach Böhmen zu / wol besetzet werden / nebest genaufleissiger Auffsicht / daß niemand von uns dahin reise / welcher ihnen einige Zeitung unsers Vorhabens bringen könne. Schliesse hiemit / und wiederhohle mein anfängliches erbieten. Mastyes und Agiß höreten eigentlich / daß dieser nicht allein die Stime / sondern auch die Worte aus Dropions Maul genommen hatte / daher merketen sie / daß dieser Frevel unter so scheinbahren Ursachen durchdringen würde / weil ihnen die Freyheit benommen wahr / solche heillose Gründe durch wichtige Ursachen anzugreiffen und umzustossen. So ließ über das der König schon spüren / daß ihm dieses Vorbringen nicht übel gefiele / als er den tapferen Hyppasus /seinen lieben und geträuen Raht und Feld Obersten Wachtmeister mit diesen Worten anredete: Lasset euch nun auch vernehmen / mein redlicher Hyppasus /was ihr wider unsere frevelmühtige Feinde stimmen wollet. Wir reiten schon in zween Hauffen / allergnädigster König / antwortete er / und dürffte ein redlicher Diener fast bedenken tragen / sich weiter heraus zulassen / weil er nohtwendig der einen Meinung beyfallen / und die andere verlassen muß / da er dann dessen seine Ursachen anzuzeigen / und die mißfällige zuwiderlegen gezwungen wird; dessen ich mich aber nicht zubefürchten habe / weil eine zeitlang danider zu Bette gelegen / und von den uns angefugeten schweren Beleidigungen / darüber der Marschalk Herr Pyrechmes klaget / wenig Wissenschafft habe; nur daß vor etlichen Jahren ich verstanden / daß Herr Bato von dem jungen Fürsten Herkules nidergehauen sey / jedoch vor freyer Faust / und da der Sieger mit schweren Scheltworten ausgefodert ist; So weiß ich auch / daß unterschiedliche Pannonische Schaaren von den Teutschen und Böhmen etwas Abbruch gelitten haben / aber da sie jene angesprenget / und zu ihrem selbst eigenen Schutze sie genöhtiget / welches auch in der lezten zimlich harten Niderlage also ergangen. Der ritterliche Pines ist von Herkules überwunden und zum Leibeigenen gemacht / aber er ist ja Ausfoderer gewesen / und meldet nit allein das Käyserliche Schreiben / sondern auch der zurük geschicketen Diener Zeugniß einhellig / daß Herkules von Herr Pines fast zum Kampff genöhtiget sey / mit der Bedräuung / da er ihm zu Padua nicht fuß halten würde / wolte er ihn so lange verfolgen / biß er wol solte stehen. Von anderen Beleidigungen weiß ich nicht zusagen; trage demnach billich bedenken / mich weiter heraus zu lassen / wiewol ich nicht zweifele /man werde Ursachen gnug haben / ob sie mir gleich verborgen sind; und bitte untertähnigst / Ihre Königl. Hocheit wolle aus beyden schon vorgetragenen Meinungen die behäglichste allergnädigst erwähle / dem wir zweifels ohn ingesamt Beyfal geben werden. Der König besan sich auff dieses Vorbringen / und Dropion währe schier vor Eifer geborsten / mässigte sich doch über vermögen / und kunte sich nicht inne halten / den König also anzureden: Großmächtigster König; demnach der Feld Obrist-Wachtmeister sich mit seiner Unwissenheit entschuldiget / wie er dañ wege Leibes schwachheit bey unser vorigen Versamlung nicht erschienen ist / halte ich davor / er könne mit weiterer Stimmung wol verschonet werden. Nicht also / antwortete Mnata; sondern gleich wie ihr alle mit einander eure endliche Meinung sagen müsset / und zum teil schon gesaget habet / also muß Hyppasus auch tuhn; jedoch also / daß / wie unserm lieben geträuen Pyrechmes es kein Mensch verübeln sol / daß er wider die beyden vorhergegangenen Stimen seine Gedanken ausgedrücket hat / also sol einem jeden in dieser Reichsversamlung nicht allein frey stehen / sein Gutdünken offenherzig anzusagen / sondern auch dessen Ursachen einzuführen. Der Stathalter Herr Dropion hat recht geurteilet / antwortete Hyppasus / daß wegen meiner Unwissenheit ich mit weiterer Stimmung könte verschonet werden; weil aber Euer Königl. Hocheit gnädigster Wille mir Befehls gnug seyn muß / und ich über das noch das ernstliche Gebot vor mir habe / wil ich ausser Zweifel setzen / daß wir nicht vielfältig solten beleidiget seyn / und stimme darauff mit dem Stathalter Herr Mastyes; daß ein jedes Königreich / krafft durchgehender Gerechtigkeit / uber das gemeine Recht aller Völker steiff zuhalten schuldig sey / ob gleich die unbedachtsamen Feinde solches nicht in obacht nehmen wolten. Zwar wir sind beleidiget / wie ich nicht zweifeln wil; aber sollen wir aus diesem Grunde nicht mit Vorbehalt unser Ehren und Ansehens versuchen / ob der Feind auff ergangene großmühtige Erinnerung in sich gehen / der Billigkeit stat geben / und den groben Fehler verbessern wolle? Ja sollen wir aus eben demselben Grunde ihm auff den fal der Wegerung nicht den Krieg ankundigen / sondern ihn ungewarnet anfallen / so würde daraus folgen / daß nur der erste Beleidiger solche beyderley vornehmen und der Beleidigte sich deren enthalten müste / welche Meynung ohn zweifel viel Widersprachs bey den Kriegs- und Rechtsverständigen finden wurde; Und kan uns von vernünfftigen redlichen Leuten (der unwissenden muß man nicht achten) nicht vor einen Unglimpff ausgeleget werden / daß wir dem frevelhafften Beleidiger friedlichen Abtrag anfodern / nebest dem ansdrüklichen Bedinge / daß im widrigen falle uns nicht unbewust sey / wie wir des empfangenen Schimpfes und Schadens halben Erstattung zusuche wol befuget sind / und das Herz haben /uns mit dem Schwerte dessen beydes zuentschütten. Wird dañ der Feind auch solches in de Wind schlagen / und sich zur Gegenwehr rüsten / so stehet uns ja besser / dz wir fechten als rauben / dz wir unser Recht gebührlich suche / als diebischer weise stehle; es währe dann / dz wir uns vor unsern gewaffnete Feinden furchteten / uñ dieselben lieber ermorde als bestreiten wolte. Jedoch dürfen wir nit gedenke / der Feind werde auf unsern unabgesagten Anfal alsbald verlohre geben / das Land verlauffen / und der gegenwehr vergessen. Sie kommen erst aus dem Kriege /sind des fechtens wol gewohnet / und wegen des neuen erst erhaltenen Sieges sind sie muhtig; ja wer weiß ob sie ihr tapferes Heer nicht mehrenteils noch beyeinander haben / und nichts mehr wünschen / als daß wir durch unrechtmässiges vornehmen unsere Sache verdächtig und ihre scheinbar machen / welches ihre Völker zur herzhaftigkeit anspornen wird? Ich kan mir durchaus nicht einbilden / daß ihnen unsere starke Kriegsverfassung allerdinge solte unbewust und verborgen seyn. Diesem allen nach ist mein gutachten / man handele nach Herrn Mastyes vorschlage / wo sonst nicht des Königes Machtschluß ein anders gebeut / auf welchen fall ich meine meinung billich zu endern habe. Die Anwesende / so viel ihrer des Königes und des Vaterlandes beste sucheten / kahmen zu weit anderen Gedanken / als sie mit sich in die Versamlung gebracht hatten / und wurden sehr wankelmühtig / ob man auch in warheit von dem Teutschen und Bömischen Könige beleidiget währe; dann daß dieser seine unwissenheit vorwendete / geschahe bloß darumb / daß er Dropions ungunst und Zorn nicht wolte durch die runde wiedersprechung auff sich laden. Doch sahen die in zweifel gerahtene / das solches in obacht und beredung zu nehmen (ob man beleidiget währe oder nicht) nunmehr zu späte seyn würde. Der König selbst saß als währe er nicht bey sich selber / währe auch durch die eingeführete Häuptgründe schier auff andere Meinung gebracht /wann nicht der dumkühne Pelegon / Dropions ergebener / ein Feldhäuptman über ein fliegendes Heer / mit seiner ungestümigkeit dem Fasse gar den Bodem ausgestossen hätte / in dem auff Königliche Befehl er also anfing: Solte ich ein hocherhabener Pannonischer König seyn / und meinen mutwilligen Beleidiger mit sanften friedfertigen Worten ersuchen / daß er den angelegten Schimpff gutmachen / und den Schaden erstatten möchte? davor wolte ich den Stand eines tapferen schlechten Ritters oder Fechters wählen / als welcher die Freiheit hat / auff denselben zuzustossen und zu hauen / der ihn angreiffet; ja ein Baur würde mehr Recht haben als unser König / weil er seinem Pfluggesellen eine Ohrfeige wieder beut / wañ er zuvor eine empfangen hat. Haben wir noch nicht Schimpfs gnug erlitten / da man sich genöhtiget hat zu unsern Gesanten / wie dieselben durch schelmische Zaubergriffe angetastet / beschimpfet und nidergelegt würden; und wir wollen den Frieden noch darzu betteln? dafern dieser Raht gelten solte / werde ich mir ein ander Land suchen müssen / in welchem ich ohn der Teutschen und Böhmen beschimpfung leben könne / dann ich sehe schon zuvor / wie statlich uns diese nichtwerte Landläuffer trillen werden / zweifele auch nicht / mañicher redlicher Mann werde mit mir eines vorhabens seyn. Ich möchte aber gerne wissen /was vor eine Erstattung wir durch Friedeshandelung von diesen unsern abgesagten Feinden begehren wollen. Sollen sie den Schimpff und Schaden mit Gelde büssen? dessen haben wir / dem Glük sey dank /schon überflüssig; oder sollen sie die Beleidiger zur Straffe heraus geben? Ey ihre Herscher sind es ja selber / die werden sich dem Büttelsschwerte nit unterwerffen / so lange sie sich wehren können. Auch müsten wir solche Handelung nicht mit ihnen / sondern mit ihren Untertahnen anstellen / welches ja nicht geschehen kan / und ist in aller Welt wol unerhöret /daß man einen Beleidiger durch friedliche Handlung zur Lebensstraffe fodert / wie ich dann aus meines gnädigsten Königes Munde bald anfangs gehöret habe / daß der angelegte Schimpf (von dem Schaden wil ich nicht reden) durch keine andere gnugtuhung /als durch der frevelmühtigen Blut bey seiner Hocheit könne ausgesöhnet werden; welchen recht Königlichen Schluß / woran Pannonischen vorzuges Ehr und Ansehen hanget / ihre Hocheit nimmermehr wiederruffen wird / und mus aus diesem unwiedertreiblichen grunde alle gütliche Handelung verstieben und von sich selbst verschwinden. Aber unser König sol durch der Völker Recht gehalten seyn / diesen ehrenschändigen Beleidigern den Krieg anzukundigen. Ey warumb? ich habe mich in den Rechtshändeln nicht hoch verstiegen; aber dieses Völker Recht / ja dieses eingepflantzete Recht weiß ich wol / daß ich mich unabgesaget wehren sol / wann ich angefallen bin / oder ich dürfte mir des Feindes Schwert selber in das Eingeweide rennen. Auff auff meine Herren / Freunde und Brüder / auff auff / und lasset uns der ganzen erbaren Welt zeigen / daß Pannonische Tapferkeit annoch in voller blüte stehe / und die Erndte nahe sey /da sie ihre herliche Frucht einsamlen müssen; alsdann wil ich mein Häupt nicht sanfte legen / der Zäuberer Herkules und sein Schmeichler Ladisla müssen dann zuvor gebendiget / und unsere Götter durch ihr Blut versöhnet seyn. Man sahe es dem Könige an / daß ihm dieser Vortrag wol gefiel / insonderheit / als acht Rähte und Obersten nacheinander dieser Stimme beypflichteten; und ob zwar Amythaon und seines Bruders Sohn Deon den gelindern Weg als den erbarern ihnen gefallen liessen / welche beyde ihrem Könige sehr geträulich dieneten / so ging doch aller ubrigen Stimme dahin / wie es Pyrechmes und Pelegon getrieben hatten / weil sie wusten / daß ihrem Befoderer Dropion es also gefiel / und zugleich merketen / dz der König auch nicht dawieder wahr. Hier muste nun der Oberstathalter Dropion seine meinung sagen /welcher vor erst wiederhohlete / was vor unleidlichen Schimpf das Pannonische Reich von dem Böhmen und Teutschen eingenommen / welches doch alles verkehret angezogen / und unsern beyden Helden angetichtet ward / als hätten sie sich nur die Pannonier zubeschimpffen in den Streit mit Pines gemischet / wie desgleichen auch Bato ohn alle gegebene Ursach von Herkules währe beleidiget / und meuchlischer weise erlegt worden / alles dem Pannonischen Reiche zu troz; hätte überdas von vertraueter Hand / dz sie von dem Römischen Käyser grosse Gelder empfangen /Pannonien zubestreiten / solches Land mit ihm zu teilen / und alle Inwohner entweder zu tödten / oder in wüste Länder / solche zu bauen / zuversetzen; welches sie untereinander mit ihrem Blute solten verschrieben haben; ob dann nicht ein kindisches Vornehmen seyn würde / wann man mit ihnen gutliche Handlung wolte pflegen / welche nicht allein dahinaus schlagen würde / daß man Spot zu lohn bekähme /sondern man hätte sich zuversichern / daß der Böhme ein gutes Stuk des Pannonischen Reichs / zur erweiterung seiner Herschaft fodern würde / welches anzuhören ganz unleidlich währe. Hielte demnach unnöhtig und allerdinge uberflüssig / daß man einem Landkündigen Freveler / welcher die begangene beleidigung weder leugnen könte / noch zubereuen willens währe /de Krieg lange vorher solte ankündige; dañ hiedurch würde man den Feinden anlaß geben / ihre Grenzen aufs stärkeste zubesetzen welche ohndas zimlich verwahret währen / und dürfte man auff diese weise gnug zu tuhn bekommen / ehe man sich der Grenz-Festungen würde bemächtigen können / wo nicht wol gar die Feinde den Krieg auf dem Pannonischen Bodem zu führen sich bemühen dürften. Doch stellete ers endlich ihrer Königlichen Hocheit alles anheim / ob man den Frieden erbetteln / oder durch tapfere Faust Böhmen erstreiten solte / da er dann dessen Machtspruche sich willigst hiemit wolte unterworffen haben. Woldann in Glückes Nahmen / sagte der König; so sey hiemit der Krieg wieder unser abgesagte Feinde die Böhmen und Teutschen beschlossen / also und dergestalt / daß wir keines weiteren absagens nöhtig haben / vielweniger eine gütliche Handlung vornehmen wollen / die uns nichts als Schimpf und verachtung bey den Feinden zuzihen würde. Sollen demnach die Völker in möglichster Stille / und inwendig drey Wochen beyeinander seyn / auffdas unsere unbefugete Beleidiger schleunig und mit schmerzen empfinden mögen /was es vor nutzen bringe / wann man die unuberwindliche Pannonische Macht zu Zorn und Eifer reitzet. Euch aber Herr Stathalter Dropion / sol hiemit und Kraft dieses das höchste algemeine Feldmarschalks Amt auffgetragen und anbefohlen seyn / unser lieber geträuer Agiß aber euch / als der näheste nach euch /zugegeben werden / mit welchem ihr alles bereden /und in Raht stellen sollet; wird euch beyden also volkomene Gewalt Kraft dieses / erteilet / diesen Krieg anzufangen / zu führen / und zu endigen / wie euch und den hohen Kriegshäuptern solches am vorträgligsten dünken wird; jedoch daß / wann der Feind Handelung und Abtrag anbieten würde / uns solches zugeschrieben / und unser Befehl darüber eingehohlet werde. Hierauff verpflichtete sich Dropion / den Bömischen König lebendig oder Tod zu liefern / wann sein gnädigster König ihn zur belohnung mit dem Bömischen Reiche belehnen wolte; welcher unverschämten Anfoderung nicht allein der König und seine Geträuen / sondern der gröste teil seines eigenen anhanges erschraken / daß wenig fehlete / der König hätte ihn deswegen scharf angegriffen / doch mässigte er sich / und gab ihm zur Antwort; er solte alle gebührliche Träue und möglichen Fleiß anwenden / auch hinwiederumb aller Königlichen Gnade von ihm gewärtig seyn. Dropion hatte ihm die Hofnung gemacht /nicht allein die ungemässene Macht und Freiheit über das ganze Heer vor sich allein zuerhalten / sondern auch dieses seines anmuhtens gewehret zu seyn; als er aber in beyden fehlete / verdroß ihn solches nicht wenig / setzete doch das lezte aus / und bemühete sich den Agiß von seiner Seite zu schaffen / als welchen nunmehr das Alter anfinge zuberücken / und oft gute heilsame Anschläge zerflössen / wann die Häupter noch erst lange darüber zweieten. Aber der König /welcher von seinen gefährliche Anschlägen schon etwas nachricht hatte / gab zur Antwort; er hätte nicht weniger seinen Raht und Marschalk Agiß / als ihn Dropion darzu erwählet / daß sie gesamter Hand an seine stat alles richten uñ fortsetzen solten / wie solches dem Pannonischen Reich am vorträglichsten und heilsamsten währe / dessen auffnahme durch diesen Krieg gesuchet würde. Zwar Agiß stund auff / und baht inständig / Königliche Hocheit möchte allergnädigst ihre Meinung endern / und ihn dieser Last entheben; aber er blieb beständig auff seinem vortrage / nur daß er endlich einwilligte / es möchten Mastyes und er das Loß drumb werffen / wer unter solchem Amte mitgehen / oder im Reiche als Stathalter verbleiben solte. Welches Dropion vernehmend / darzwischen redete / es hätte die Meinung nicht / als ob er Herrn Agiß unlieber als einen andern neben sich dulden könte / sondern weil dem Könige gefiele / ihm ein Neben Häupt zuzuordnen / währe er mit dem Marschalk wol zu frieden / uñ hoffete in guter einigkeit mit demselben zu leben / und des Vaterlandes beste zu schaffen. Dieses aber brachte er aus ertichtetem Gemüht vor / dann er wahr Agiß von herzen feind /aber weil er vor Mastyes sich noch am meisten fürchtete / wolte er aus zweien vermeineten Ubeln das geringste wählen. Nach dem diese Versamlung von einander gelassen wahr / gingen Mastyes / Agiß / Hyppasus und Amythaon in geheim zu dem Könige / und stelleten ihm vor zubetrachten / mit was hohen Gedanken Dropion umginge / und nicht hätte verbergen können / dz er bloß zu seinem besten diesen Krieg triebe / damit er eine Krone anff sein Häupt bekähme / welches ausser zweifel nirgend anders hin gespielet währe / als daß er der Pannonischen auch bald teilhaftig werden möchte; währe demnach sehr nöhtig / daß man ihm nach äusserster Mögligkeit die Karte versteckete / also und dergestalt / daß ihm etliche des Königes Geträue zu hohen KriegsRähten und Befehlichshabern zugegeben wurden / und hinwiederumb /Verdacht zumeiden / dem Agiß etliche verdächtige; also würde allenthalben vielem Unheil vorgebauet werden können. Dieses ward angenommen / und musten Hyppasus und Amythaon dem Dropion zutreten; bey Agiß aber / welcher sonst lauter Geträue umb sich hatte / Pyrechmes und Pelegon verbleiben / welches abermahl Dropion sehr zuwider wahr / und sich dessen doch nicht durffte merken lassen / nahm ihm auch vor / im Anfange behuhtsam zugehen / und mit der Zeit allen Verdacht abzulehnen. Er wahr sehr geschäfftig / das Heer in aller stille zusamlen / welches mitten im Reich geschahe / da 180000 wolgeübete und bewehrete Pannonier zusammen gebracht wurden / als 93000 zu Pferde / und 87000 zu fusse / und in bestimmeter Zeit zum Auffbruch fertig lagen. Dropion bekam 55000 zu Pferde / und 50000 zu Fusse; Agiß 38000 Reuter / und 37000 Fußknechte; welche aber umb besserer Einigkeit willen offt durcheinander versetzet / sich lagern und fortzihen musten. Agiß taht dem Dropion als dem Ober Häupt grosse Ehre an /und willigte in alle seine Vorschläge / weil sie von diesem listigen anfangs also angelegt wurden / daß man sie dem Vaterlande vor ersprießlich halten muste; So wahren auch Hyppasus und Amythaon gnugsam unterrichtet / wessen sie sich / Verdacht abzulehnen / bezeigen solten / und nur darauff fleissig merken / was vor welche dem Dropion vor andern anhingen / und nicht unterlassen / die gemeinen Knechte und Unter-Befehlichshaber in des Königs Gewogenheit zuerhalten. Dieses grosses Heer / da es noch eine halbe kleine Tagereise von den Böhmischen Grenzen war / ward in sechs Reuterhauffen und so viel Fuß Heere verteilet / und einem jeden Befehl gegeben / an was Ort und Enden sie einfallen solten / welches auff eine gewisse Stunde des folgenden Tages geschehe muste; wie sie auch als eine stränge Fluht / ehemans inne ward / loß brachen / und die GrenzFestungen zuüberrumpeln meyneten / welches ihnen doch mißriet /dann Ladisla hatte sie aus Vorsorge bald bey seiner ersten Wiederkunfft mit starker Besatzung versehen /uñ gute Befehlichshaber hinein gelegt; / doch musten sie endlich gewonnen geben / dann der Feind stürmete Tag und Nacht unauffhörlich / biß er sie erhielt / und alles / so wol Inwohner als Besatzung nidermatzete /wiewol er über 20000 Mann davor sitzen ließ / welche zwar alsbald wieder ergänzet wurden / muhtmasseten aber daher / daß ihres Bluts in diesem Kriege viel drauff gehen würde. Eines taht ihnen grossen Schade / daß sie nicht alsbald fortzogen / sondern nach eroberten Festungen den Völkern dreytägige Ruhe gaben / alles zuverschwenden / was in diesen Städten gefunden ward; dañ hiedurch gewunnen die unsern Lufft / daß sie sich gefasset machen kunten.
Baldrich und Siegward / wie zuvor gemeldet / gingen ihnen mit 48000 wolgewapneten Reutern entgegen / da ihnen eine ungläubliche menge der Inwohner mit ihren Weibern und Kindern aufsties / dann sie lieffen alle davon / und liessen Vieh / Korn und alles im Stiche / nur daß sie ihre Baarschafften und das Leben retten möchten / wie wol etliche ihrer Pferde /Ochsen / uñ Kühe nicht vergassen / auf welchen ihrer viel noch die besten Sachen fortschleppeten. Baldrich ließ alle erwachsene Mannesbilder anhalten / und sendete deren in zween Tagen 15000 nach Prag / daß sie mit Gewehr und Waffen solten versehen werden. Ladisla hatte zu diesen noch 16000 / von denen allen wurde die helfte beritten gemacht; und unter Leches nach Baldrichs Heer fort geschicket. Der Feind drang schleunig zum Lande hinein / und die unsern gingen ihnen nicht langsamer entgegen / da sie des Elendes zeitig gewahr wurden / weil sie des Nachtes von ferne viel Dörffer und Flecken sahen in hellem Feur stehen /und daher zu rahte wurden / ihnen in guter Behutsamkeit zu nähern / damit solchem Land-Verderben gesteuret würde. Siegward ging mit 6000 wolberittenen voraus ümb zu vernehmen / ob man dem Feinde nicht einen einfall thun / und ihn etwas stutzen machen könte / traf viel flüchtige Bauren an / und erfuhr von ihnen / es lägen drey Meile von hinnen in einem grossen Dorffe 9000 Reuter / frässen / söffen / und trieben mit den geraubeten Weibern allen schändlichen Muhtwillen. Er befahl sich Gott / nam etliche Wegweiser zu sich / und kam zwo Stunde vor Abends daselbst an / besetzete das Dorff auswendig mit 1000 Mann / und fiel mit der übrigen ganzen Macht zu Fusse hinein / funden den mehren Teil schlaffen / die übrigen sauffen und schwärmen / und hielten ein solches Gemätsche unter ihne / daß ganze Bächlein Blut aus den Häusern flossen / weil sie in einem oft 400 antraffen. Alles was Feind wahr / ward ohn Unterscheid nidergemacht / ohn 50 Häupt- und Unter Häuptleute wurden gefangen / und etwa 14 gemeine Knechte verstecketen sich im Stroh / und erretteten ihr Leben. Alle Pferde bekahmen sie / welche mit statlicher Beute beladen wahren / erlöseten auch 6000 gefangene starke Männer / welche nach Pannonien in Dienstbarkeit solten geführet worden seyn. Es wahr eine grosse Freude unter ihnen / daß sie keinen einzigen Mann eingebüsset / und etwa 30 Verwundete unter sich hatte / bewehreten die Erlöseten mit der Feinde Rüstung / nahmen das übrige Gewehr mit sich / legeten selbst Feur in das Korn und Stroh dessen eine grosse Menge verhanden wahr / damit es dem Feinde nicht zu Teil würde / und zogen frölich davon / da sie mit einem Freuden-Geschrey empfangen wurden / dann es wahr heller Mondenschein / daß sie die ganze Nacht reiten kunten. Die Gefangene wurden scharf befraget / und mit der Folter gezwakt / weil sie anfangs gar wiederwärtiger Aussage sich vernehmen liessen / biß sie endlich einhellig anzeigeten / wie stark sie an Manschaft / auch wie sie gesoñen währen / nit zuruhen / biß ganz Böhmen würde eingeäschert und verwüstet / oder doch unter des Pannonischen Königes völligem Gehorsam seyn; welches Baldrich so hoch empfand / daß er sie alle 50 als kundbahre Mordbrenner an Bäume aufhenken ließ. So bald die wenige überbliebene diese leidige Zeitung ihrer Niderlage überbrachten / wolte das Heer / welches sich nunmehr zusammen geschlagen hatte / des Tages kaum erwarten / brachen im Grime auf / und wolten dieses Häuflein mit Gewalt tod haben; wie dañ Baldrich ihm gar zeitig diese Rechnung machete / bewehrete noch 6000 der flüchtigen Einwohner / und ging mit der ganzen Macht 60000 stark ihnen entgegen /da er einen sehr vortelhaften engen Durchzug zuerhalten / und daselbst festen Fuß zusetzen treflich eilete /welches ihm glückete / und alsbald ein raumes Lager abstechen / umgraben und aufwerffen ließ. Leches kam um Mitternacht mit 16000 Reutern zu ihm / und brachte Zeitung das Prinsla mit 20000 Fußknechten nicht weit währe / welche auch (weil sie auff Bauren Pferden schnelle fortjageten) gegen den Morgen sich einstelleten / und alle miteinander diesen Tag das Lager dergestalt verschanzeten / daß sie nicht zweifelten / etliche hundert tausend Feinde darinnen wol auffzuhalten. Herkules stund in steter Furcht / seines Bruders gewöhnliche Hitze zu fechten möchte dem ganzen Wesen schådlich seyn / wolte daher auff die ankommende Teutschen Völker nicht warten / sondern ging mit 400 Reutern schnelle nach dem Lager /und fand alles in gutem Wolstande / wie ers wünschete / nur daß er die Graben / von forne nach dem Feind zu / etwas breiter und tiefer machen ließ / daß der auffgeworffene Wahl an diesem Ort wie ein zimlicher hoher und geher Berg anzusehen wahr. Dropion bekam dessen bald Zeitung / daß die unsern auf dieser enge Stand gefasset hätten / uñ willens währen seiner alda zuwarten / hielt eilig Kriegs-Raht / und befand /daß Hyppasus Meinung der Warheit ähnlich wahr /die unsern würden hieselbst suchen / sich aufzuhalten / und zugleich ihrem weiteren Einbruch zusteuren /biß sie mit gnugsahmer Manschaft aus Teutschland sich würden versehen haben / eine Feld-Schlacht zuwagen / wie wol er solches in den Wind schlug / nebest hohen Flüchen / wann sie gleich drey Mann gegen einen herzufuhren würde / wolte er sie doch mit seiner wolgeübete Mannschafft niderschlagen; macheten endlich den Schluß / die auffgeworffene Schanze zu stürmen / und hiedurch den Weg überal zu öffnen; zu welchem Ende sie 18000 Reuter zum Vortrabe ausschicketen / alle mögliche Kundschafft einzuziehen / und alles was ihnen von Menschen auffstossen würde / ohn Barmhertzigkeit niderzumachen; würde sich aber ein bewaffneter Hauffe sehen lassen / solten sie ihn anfangs sicher machen / und durch einen Hinterhalt berücken. Herkules hielt gleicher massen vor dienlich / daß etliche tausend Reuter außgeschicket würden / umb zuerforschen ob der Feind herzunahete; welche zuführen Baldrich so heftig anhielt / daß mans ihm nicht versagen kunte / daher gab ihm sein Bruder 2000 Teutschen / 1000 Wenden / 1000 Friesen / und 2000 Böhmen / alle wolversuchte Leute / mit geträuer Vermahnung / aufs behuhtsamste zugehen / und ohn Vortel den Streit nicht zuwagen; und weil Siegward ihn nicht verlassen wolte / ritten sie miteinander / da Olaf Freyheit baht / in Geselschaft mit zugehen. Nach ihrem Abzuge sagte Herkules zu Fabius; ich fürchte sehr / mein Bruder werde eine Schlappe hohlen / wo die Feinde ihn antreffen / baht ihn demnach / nebest Leches mit 8000 Mann zu seinem Entsatze fort zueilen / und ihrem Huefschlage zufolgen; wodurch auch aller dreyen Fürsten Leben gerettet ward. Dann Baldrich wahr etwa drittehalb Meile fortgangen / da erblickete er ohngefehr 5000 Reuter von Feindes Volk / die sich / wie sie die unsern sahen / enge zusammen zogen / aufdaß sie desto kühner zum Anfal gemacht würden; welcher Anschlag ihnen vorerst geriet; massen der ohndas zuschlagen begierige junge König die seinen geschwinde ordente / mit der Helfte auf den Feind loßging / und die andere Helfte Siegwarden und Olaf zum Entsatze ließ. Der Feind wolte ihm anfangs nicht Fuß halten / zog sich immer zurük / und lockete ihn nach sich / woraus Siegward den Betrug merkete /und durch einen Reuter ihm sagen lies / er möchte sich nicht zu weit vertuhn / des Feindes weichen / so ohn Noht geschähe / kähme ihm viel zuverdächtig vor. Er aber lies sich nichts anfechten / meinete es müste gewaget seyn / und boht den Feinden das Häupt mit starken Spornstreichen gerade zu / welche dagegen nur bemühet wahren / ihm an die Seite zukommen; welches er doch zuhindern wol gelehret wahr / greif auch freudig an / und erlegete in kurzer frist 5 Ritter mit seiner Faust. Die Pannonier wähneten vor erst / es wurden nicht sonderliche Obristen bey diesem Vortrabe seyn / daher sie des Anfalls nicht groß achteten / aber da sie der Streiche empfunden /gingen sie gezwungen zurük / welches sie ohn das vorsetzlich zutuhn willens wahren. Baldrich hieb ihm frisch nach / würde auch diesen Hauffen bald auff die Flucht getrieben haben / wann der versteckete feindliche Entsaz 13000 stark nicht gewesen währe / welche die ihren zwar Noht leiden sahen / und doch nicht loßbrechen wolten / weil Baldrich ihnen noch nicht nahe gnug wahr / daß sie ihn hätten ümringen können; gleichwol liessen sie 3000 geruhete auf ihn ansetzen / welche ihn auch stutzen macheten / daß er von den vorigen ablassen / und gegen diese sich kehren muste / wodurch er einen gedoppelten Feind bekam. Siegward sahe solches / und sagete zu Olaf; dieses Aufzuges bin ich mir schon anfangs vermuhten gewesen; nam 800 Reuter zu sich / befahl dem Dänen die übrigen / und dz er nicht ehe / biß es hohe Noht seyn würde / damit loßgehen möchte. Er kam zu rechter Zeit an / und entsetzete Baldrichen / weil die Feinde ihn sonst hätten umringen dürffen / ermahnete ihn auch / hinter sich zuweichen / aufdaß / wann mehr Feinde verhanden währen / sie nit ins Gedränge getrieben würden; welches er auch / so viel möglich in acht nam / insonderheit / weil er sahe / daß der Feind noch imerhin sich zurük zohe / ungeachtet er an Manschaft weit überlegen wahr. Durch sein weichen nun gerieten die Pannonier auf den Wahn / ihr Anschlag wurde entdecket seyn / deßwegen sie den añoch verstecketen zu entbohten / sie möchten nur loßbrechen /weil der Feind nit weiter anbeissen wolte; doch verweilete sich ihr Anzug zimlich lange / daß die unsern sich gar biß auf Olaf gezogen hatten / welcher den Nachfolgern der gestalt auf den Hauben saß / daß die unser seits Verwundete Zeit hatten / sich verbinden zulassen / und die Ermüdeten sich in etwas erhohlen kunten. Es gebrauchete sich aber dieser Held dermassen / daß Baldrich zu Siegwarden sagete; er hätte solche Tapferkeit und vernünftige Stärke nimmermehr hinter ihm gesuchet / massen er mit 2000 Mañ sich gegen 5000 (dann 3000 wahren schon von den Feinden erleget) dergestalt verhielt / dz es die Feinde selbst wunder nam. Er wahr nicht lange an einem Orte / sondern da er die seinen frisch angeführet hatte /machte er sich unvermerkt loß / und fiel an einem andern Orte mit etlichen an / da sichs der Feind am wenigsten vermuhten wahr / daß in kurzer Zeit er 2000 von den Feinden erschlug / und die übrigen nicht mehr begehreten anzubeissen / als welche meyneten /er solte ihrem ausweichen immer nachsetzen; welcher Hoffnung auch die übrigen wahren / und deswegen ihren Auffbruch noch in etwas verweileten; nachdem er aber dessen nicht willens wahr / ließ der Pannonische Entsaz 10000 stark sich mit fliegende ReuterFähnlein sehen; da Siegward zu Baldrich sagete: Schaue Bruder / wie würdest du dich und uns gestürzet haben / wann du meiner Erinnerung nicht gefolget währest; nun rahte bald; gehen wir durch / oder halten wir Stand? Olaf zog sich geschwinde mit ihnen zusammen / und sagete: Ihr Brüder / hier wil gefochten oder gestorben seyn; ich meines teils befinde mich Gott Lob also / daß ich ein Stündichen mit machen /und ein halb Dutzet auff die Spitze nehmen wil; solte mich aber Feindes Schwert nidermachen / so bezeuge ich hiemit / daß ich als ein gläubiger Christ zusterben bereit bin / ob ich gleich biß daher diese meine Bekehrung vor jederman heimlich gehalten habe. Der allmächtige Gott wird unser Schuz seyn / antwortete Baldrich / welchen wir mit unsern Seuffzern mitten im Gefecht darumb ersuchen wollen; ermahnete hierauff die Reuter / sie solten bedenken / was vor eine Feind sie vor sich hätten / der keines Menschen / auch des Kindes in der Wiegen nicht schonete / daher sie keine Gnade oder Lebensfristung hoffen dürfften / wann sie lebendig sich fahen liessen; Er neben seinen Gesellen wolten bey ihnen fuß halten; und verflucht sey / rief er überlaut / der sich den Feinden lebendig ergiebt. Sie hatten überal etwa 300 Mann eingebüsset / und 360 wahren verwundet / daß der Gesunden Anzahl sich auff 5340 Mann erstreckete / da hingegen der Feinde noch 12000 gesunde waren / welche mit grossem Geschrey und starken Spornstreichen auff sie angingen. Die unsern fasseten eine kurze Erklärung / setzeten sich gar breit / daß sie nicht leicht kunten umgeben werden / weil es im offenen Felde wahr; da Baldrich zur Rechten / Siegward in der Mitte / und Olaf zur Linken die Völker führeten / auch so unverzagt an den Feind ansetzeten / daß sie der Kühnheit sich nit gnug verwundern kunten. Die Pannonier bissen anfangs weidlich ins Graß / dann sie verliessen sich nicht allein auff ihre Menge / sondern meineten auch /die unsern würden sich im ersten Treffen schon abgemattet haben; weil sie aber der treflichen Gegenwehr empfunden / ginge sie behuhtsamer / und fielen die unsern Schaarsweise an / unter der Bemühung / daß ein jeder / wann er angegriffen ward / seinen Feind mit in den Tod zunehmen suchete / welches unsere Fursten merkend / eine gevierde Schlachtordnung in zimlicher Ausbreitung schlossen / und dadurch diesen Vorsaz des Feindes brachen. Baldrich ging hieselbst am heftigsten / daher fast die Helffte des feindlichen Heers sich gegen ihn richtete / dem aber Lufft zu machen / Siegward allen Fleiß ankehrete. Olaff meynete den Feind mehr mit List als kraft zubegegnen / auff daß er sich in die Harre sparen könte; aber sie liessen ihm keine Ruhe / daß er wider seinen Willen alle Kräffte anwenden muste. Die drey Helden wurden durch ihr Gefechte den Feinden in kurzer Zeit bekant /und vereinigten sich drey Schaaren / jede von 400 Mann / sie zuüberfallen und hinzurichten / unter der Hoffnung / es würden alsdann die übrigen bald zutrennen seyn. Sie hingegen versahen sich auch mit einem Schutze / und wolten sich von ihren Völkern nicht abreissen lassen / welches dann ein greuliches Blutstürzen verursachete; aber endlich ward Baldrich / da er kaum 150 Mann bey sich hatte / von 400 umgeben; durch welche er sich funff mahl hindurch schlug / daß Freund uñ Feind ihn rühmen musten; aber seine Manschafft ging mehrenteils drauff / daß er sich ohn zweifel hätte niedermachen lassen / oder ergeben müssen wann nicht Olaff seiner Gefahr währe inne worden / welcher dem Dänen Harald an seinem Orte die Auffsicht befahl / und mit 200 Mann ihm zu hülffe ging / es auch so weit brachte / daß er sich mit ihm vereinigte / und diesen Streit auffs neue fortsetzete / da die Feinde ihre Schaar immerzu stärketen. Siegward hatte inzwischen an allen Seiten zutuhn /missete sie beyde / und machte 500 Reuter aus / die sich durchschlagen / und wo sie auch seyn würden /ihnen hülfliche Hand bieten solten; aber es wahr ihnen unmöglich durchzubrechen / daher sie beyde einen überaus hefftigen Stand zuhalten gezwungen wurden / weil sie 250 Mann stark / sich gegen 1600 wehren musten / und an unterschiedlichen Orten ihres Leibes zimliche tieffe Wunden empfingen. Ihre damahlige Rettung wahr / daß die Feinde anfingen sich gegen Siegward schläffrig zubezeigen / und er daher Lufft bekam / mit 600 Köpffen sich loßzumachen; ging hin / wo er wuste / daß seine liebe Gesellen Noht litten; und wie hefftig eine andere Schaar von 800 Reutern sich ihm gleich wiedersetzete / brach er doch endlich durch / und befand / daß sie fast alles Beystandes beraubet wahren; rief ihnen doch freudig zu /und sagte: Haltet euch frisch / ihr Brüder / wir müssen vor unserm Ende ihrer noch mehr ohn Köpffe tanzen machen. Sein Anfal wahr hieselbst so hefftig /daß ihm niemand wiederstehen kunte; vernam aber mit Betrübniß / daß Baldrichs Gegenwehr wegen der empfangenen Wunden zimlich schlecht wahr / deßwegen er ihn mit 150 Mann aus dem Gedränge führen ließ. Der Feinde Heerführer / ein starker ansehnlicher Ritter / nam sein mit 300 Pferden wahr / und umgab ihn von neuen / geriet endlich an ihn selbst / und hielten ein absonderliches Gefechte mit einander / da Baldrich wegen seiner Wunden ohnzweifel hätte müssen den kürzern zihen wann nicht Olaff mit 100 Reutern zum andern mal ihn entsetzet hätte / der sich an den Pannonischen Feld Herrn machete / und nach wenig Streichen ihm den rechten Schenkel sehr hart verwundete / daß er vor Schmerzen vom Pferde stürzete / und in dem Getümmel vollend zutreten ward; hatte doch zuvor Baldrichen eine harte Wunde in die Schulder beygebracht / daß er sein Schwert nicht mehr gebrauchen kunte. Es ging das Spiel über und über / dann Freund und Feind hatten sich durcheinander vermischet / wiewol Olaf den steiffesten Stand halten muste / weil er Baldrichen beschirmete. Siegward befand sich auch zwar im Gedränge / aber er brach durch / zog 600 Mann an sich / und ging Olaff zu Hülffe. Es wahren kaum noch 2500 unbeschädigte von den unsern / da hingen der Feind noch mit 8000 stritte / und den Sieg schon auszuschreyen anfing /weil die unsern nur immer hinter sich wichen / und wann sie den Feind ohn Ordnung merketen / einen Anfal wageten / damit sie nicht gar auf die Flucht getrieben würde. Aber Siegward ward des Staubes hinter sich gewahr / und sprach den seinen ein Herzein; Sie solten gar ein wenig nur noch stehen / er hätte den gewunscheten Entsaz schon gespüret; welcher auch nicht lange verweilete; dann Fabius hatte des Treffens von ferne wahr genommen / ging mit 3000 voran /und ließ Leches mit den übrigen nach der rechten Seite zugehen. Die Feinde sahen seine geringe Manschafft / vor welcher sie sich zwar entsetzeten / aber doch nicht weichen wolte / wiewol er durch seine Ankunfft ein solches Loch machete / daß Baldrich und Olaff / die wegen Mattigkeit und Verwundung fast keinen Schwertschlag tuhn kunten / Luft bekahmen /sich aus dem Gedränge zubegeben / und Baldrich seine Wunden im freien Felde verbinden ließ / auch Olaff / sich zuerhohlen / den Helm absetzen muste. Fabius fochte wie ein grimmiger Löue / und als er Siegwarden verwundet antraff / sagte er zu ihm: Bruder nim nur Ruhe / und laß dich verbinden / du wirst gar bald ein köstlich spiel sehen; welchen Trost er annam / hin zu Baldrich rante / und ihm anzeigete /daß Fabius diesen Einsaz führete / und ein grösser Hauffe bald zugegen seyn würde; sahen auch in dem Leches mit den seinen von der seite hersprengen / der sich in zwo Schaaren teilete; die eine muste immer forthauen / dz sie dem Feinde den Rükweg abschnitten; die andere welche er selbst führete / stürmete auff den Feind grimmig ein daher in kurzer Zeit die Pannonier auff die Weichseite gebracht wurde / dz sie endlich zur gemeinen Flucht sich schicketen / da sie den hintersten in die Hände fielen / und ohn Gegenwehr wie das Vieh abgeschlachtet wurden / so daß auch nicht ein einziger entran / und nur 300 gefangen wurden / welche Nachricht gaben / ihr Hauptheer läge kaum zwo Meilen von hinnen / und würde vor Abends noch alhier anlangen; daher die unsern geschwinde Beute macheten / insonderheit Pferde und Gewehr (welches ihnen am nöhtigsten wahr) zu sich nahmen / ihre Todten auff Pferde luden / und als völlige Uberwinder frölich zurük gingen / wiewol sie 4700 Mann verlohren hatten und von Baldrichs erstem Heer nicht ein einziger ohn Wunden wahr; dagegen hatte Fabius kaum 50 eingebüsset / und 200 beschädigte unter seinem Entsaz / wunderte sich auch nicht wenig / daß diese drey Fursten mit so wenig Völkern den Feind nicht allein auffgehalten / sondern fast überwunden hatten / dann was die Pannonier vor Kriegsleute wahren / wahr ihm nicht unbewust. Noch fürchtete Baldrich sich nicht wenig vor seinem Bruder Herkules / und sagte: Wie werde ichs gegen ihn verantworten / daß ich seiner Warnung nicht gefolget bin / und mich so unvorsichtig ins Spiel gewaget? Sie wurden mit ihrer grossen Beute wol empfangen / wiewol Herkules seinem Bruder etwas scharff zuredete; Er selte hinfort nicht den Eifer über die Vernunfft herschen lassen / weil solches die gefährlichste Bahn zum Tode währe. Er erkennete sein Verbrechen willig / und daß er seine Wunden wol verdienet hätte / die er mit Geduld ertragen wolte / nur währe ihm leid / daß Siegward und Olaff (dem er die Ehre des Sieges / und Erhaltung seines Lebens öffentlich zulegete) darüber in Schaden gerahten / und seine Tohrheit mit büssen musten. Sie musten alle drey wider ihren Willen sich in Sänfften nach Prag tragen lassen / woselbst Neda bey ihrer Ankunfft mit 40000 anlangete / die nur wenig Stunden ruheten / und mit Ladisla / König Henrich und Arbianes fortgingen / da die junge Fürstin Fr. Klara ihren Schaz sehr ungerne von sich ließ /er ihr auch fast äidlich angeloben muste / daß er sich in keine unnöhtige Gefahr wagen wolte. Die Römische Herren blieben zu Prag bey dem Frauenzimer /woselbst Königin Valiska de Oberplaz bey der Besatzung versahe / uñ fleissige Anordnung machete / dz das Lager mit Speise und Futter gebührlich versehe würde / ließ auch Ekharten zum andern mahl ohn der ihrigen wissen nach Teutschland gehe / in ihrem Name 30000 Reuter zuwerben / uñ jedem 25 Krone auf die Hand zugeben / welcher behuef sie ihm 8 Toñen Goldes zustellete. Das Pannonische Häuptheer hatte mit ihrem vortrabe verlassen / daß sie alle Stunden einen Reuter zu ruk solten gehen / und alle begebenheit zeitig gnug andeuten lassen; wie sie auch / so bald Baldrich den ersten Angriff taht / hinüber entbohten / sie hätte ohngefehr 6000 wolbewapnete Reuter in der Falle / deren keiner zurük gehen / noch den ihren die Zeitung ihres Unfals bringen solte; dessen Feldmarschalk Dropion froh ward / dann er hatte einen hohen äid geleistet / nicht zu ruhen / biß er den Tod der im Dorffe erschlagenen etlicher massen gerochen hätte. Nun harrete er eine / zwo drey Stunden auff weitern bescheid / und als keiner mehr folgete /sagte er: Dieses gehet nimmermehr recht zu; vielleicht haben die unsern ein Nez gestellet / und sich selbst darinnen verstricket; brach mit der ganzen Menge Reuter / die annoch in 66000 Köpfen bestund /schleunig auff / nachdem er zuvor einen vornehmen Obristen zurük in Pannonien gesand hatte / bey dem Könige zu suchen / daß er noch 120000 Reuter aufs geschwindeste samlen / und zum Entsaz nachschicken / oder selbst führen möchte / weil der Feind ihrer ankunft zu zeitig inne worden / und eine grosse Mañschaft aus Teutschland (welches er doch nur muhtmassete) zusamen geführet hätte / woraus er schliessen müste / daß der heimliche Reichsschluß von seinen mißgünstigen / ihn in Schande zu bringen / den Feinden verrahten währe. Weil er auch der Reuterey am meisten trauete / ließ er von seinen Fußvölkern 20000 beritten machen / wozu sie geraubete Pferde gnug hatten. Als er gegen den Abend auff der Wahlstat ankam / und den erbärmlichen Zustand sahe / daß alle seine Völker nidergehauen / und kein einiger Todter von den Feinden zu finde wahr / wuste er nicht / was er gedenken solte; seine Leute ritten die Erschlagenen durch und durch / die alle nacket ausgezogen wahren / und traffen nur einen einzigen an / der sich ein wenig wieder entworffen hatte / und den ganzen Verlauff erzählete / daß anfangs nur 6000 sich mit ihrem ganzen Heer zwo Stunden geschlagen / und keinen Fuß gewichen / weil ihre drey Führer wie Löuen angefallen / biß ihnen anfangs etwa 3000 zulezt schier gedoppelt so viel zu hülffe kommen / und ohn alle Gnade alles niedergehauen / Plunderung gehalten / die Pferde zusammen getrieben / und ihre erschlagene / etwa 4000 Mann mit sich fortgeschleppet hätten. Die hochmuhtigen Pannonier gedachten des Schimpfs und Schadens zu bersten / verschwuren sich untereinander / es ungerochen nicht zu lassen / und liessen sich hieselbst nieder / damit sie mit den hinterbliebenen morgens früh fortgehen könten / begruben die Erschlagenen / und durften ihnen noch wolfluchen / daß sie von so wenigen Feinden sich hätten lassen niderhauen. Agiß sahe wol was vor eine menge Pannonisches Bluts diese Fehde fressen wurde / und gab den Raht / man möchte ein wenig gemach tuhn / und mehrer hülffe aus ihrem Reich erwarten / welche einen andern Weg einzufallen müsten ausgeschikt werden / damit der Feinde Macht getrennet würde /die vermuhtlich einen festen Stand etwa an einer vortelhaften Enge würden gefasset haben. Aber Dropion wolte davon durchaus nicht hören / einwendend / man müste sich ja ins Blut und Herzschämen / wann man das vergossene Blut ungerochen liesse; daß demnach der Aufbruch sehr früh vorgenommen ward. Herkules gedachte wol / daß sie nicht lange ausse bleiben wurde / ließ die ganze Nacht das Lager von hintenzu und an beyden seiten noch fester verschanzen / übergab Fabius das Fußvolk / welches er auff 40000 Mann ergänzete / und wahr Gallus dabey Statverweser neben den Dänen Humbold. Die Reuterey bestund in gleicher Menge / welche Herkules und Leches teileten / und ob zwar noch 10000 Reuter übrig wahren /so hatte doch Herkules dieselben auff die dreissig kleine Schaaren verteilet / daß sie hin und wieder reiten muste / umb nachzuforschen / ob die Feinde auch etwa an andern Orten mehr einbrechen würden. Die verlohrne Schildwache brachte gar zeitig ein / des Feindes Vortrab ohngefehr 8000 stark liesse sich eine halbe Meile von hinnen sehen / denen Leches mit gleicher Anzahl entgegen ging / mit dem ausdrüklichen Verboht / sich in kein Häuptwerk einzulassen /sondern nur etlichen Gefangenen nachzutrachten / und von ihnen nöhtige Kundschaft einzuzihen; welches er aufs fleissigste verrichtete; dañ so bald die Feinde ihn erblickete / welche einen gleichmässigen Befehl hatten / zohen sie sich zurük / ob sie Leches locken / und etliche seines Volks erhaschen könten / weil sie durchaus keine gewißheit hatten / wie schwach oder stark / oder an was Ort die unsern sich / offen oder beschanzt / geleget hätten. Hingegen erteilete Leches den seinen / welche lauter Böhmen wahren / ernstlichen Befehl / dafern sich einer lebendig würde greiffen lassen / solte er vor unredlich ausgeruffen / und seine Güter preiß gemacht werden; lobete sonst vor jedwedern Feindes Gefangenen 50 Kronen aus / und ließ 100 wolberittene vorangehen / einen behutsamen Anfal zu wagen / wo ihne sonst keine stärkere Schaar begegnen würde. Der Feind sendete ihnen 200 entgegen / daher Leches die seinen auch verstärkete. Nun trieben sich diese Häuflein rechtschaffen im Felde umb / aber keiner wolte sich bloß geben / oder ernstlich angreiffen / welches Leches ersehend / selbsechse auff den Führer anfiel / ihn vom Pferde warff / und gefangen hinweg schleppen ließ. Seine Leute wageten es ihm nach / und ob ihrer gleich 30 das Leben drüber einbüsseten / erschlugen sie doch dagegen 50 Mañ und bekahmen 16 Gefangene / da hingegen keiner von den unsern dem Feinde zu teile ward / ohn ein einziger Verwundeter / dem das Pferd im umbkehren nidergehauen ward / gleich da sie den Abzug nahmen /und er also sich muste mit fortschleppen lassen / hätte sich auch gerne selbst entleibet / wann er seiner nur währe mächtig gewesen. Leches ging mit den seinen nachdem Lager / weil er nach erhaltenem Vorsatze nicht weiter fechten wolte; so durfte ihm die Feinde auch nicht kühnlich nachsetzen / welche doch als überwinder den Plaz einnahmen / und den unsern schimpflich nachrieffen / ob sie blanke Schwerter nicht könten schimmern sehen / daß sie als verzagete Hasen davon strichen; ward ihnen aber geantwortet; ja sie sähen dieselben noch wol / aber ihre gestrige Gesellen könten sie nicht sehen / währen auch zu faul / auffzustehen / und davonzulauffen; welcher Spot ihnen durch Leib und Leben drang / daß sie hinter ihnen aufs neue angingen / und Leches sich gezwungen schwänken muste; aber der Streit wahr bald auffgehoben; dann die unsern gingen behutsam / und zogen sich unter dem Gefechte immer zurük / daß wenig Blut vergossen / und kein Gefangener mehr erhaschet ward / weil der Feind nit kühnlich nachsetzen durfte. Der Gefangene Böhme / nahmens Grozemißla / wahr ein überaus verschmizter Schalk / und nahm ihm gänzlich vor / seinem Könige und Vaterlande mit seinen Lügen zu dienen / weil er mit der Faust nicht kunte / deswegen / da er vor die Obersten des Heers gestellet wahr / nam er sich zugleich eines frölichen herzens und sehr schwachen Leibes an / und auff ihre grimmige Befragung antwortete er also: O ihr grossen Götter / die ihr euch des ädlen Volks der Pannonier billich annehmet; vor erst sage ich euch dank / daß ihr dannoch endlich die Gemühter dieser meiner angebohrnen Landsleute erwecket / den grossen und erschreklichen Ubermuht der Böhmen und Teutschen niderzulegen / und den Schimpf an den ihrigen verübet / zu rächen. Ihr werdet schon aus meiner Sprache vernehmen (dann er redete gut und fertig Pannonisch) daß ich kein gebohrner Böhme bin / ob ich gleich vom achten Jahr meines alters her / in diesem verfluchten Lande leben mussen / da mein lieber Vater /nunmehr vor 16 Jahren (habe ich sonst recht behalten) mit mir zugleich von etlichen Bömischen Räubern gefangen / und zum Leibeigenen gemacht ward / welchen Schimpf / weil ihn sein ädles Pannonisches Herz nit erdulden kunte / er mit einem willigen Tode abwendete / da er drey Jahrlang das Elend gebauet / und mich nach mögligkeit fleissig erzogen hatte. Meine Dienstbarkeit nach seinem Tode / wahr so gar herbe nicht / weil ich bey meines Herrn Fraue in guten Gnaden lebete / auch ihm selbst vor vier Jahren das Leben rettete / wovor er mich mit der Freyheit begabet hat /daß ich gar an seine stat Reuterdienste leisten mus /habe auch auff seinen Befehl mich mit seines verstorbenen Bruders Tochter verheyrahtet / welches allein (mus bekennen) mich von der Flucht abgehalten hat /weil ich sie durchaus nicht bewägen köñen / mit mir fortzugehen / sonsten wurde ich mich vorlängst schon in meinem Vaterlande wieder angefunden haben. Dann wie viel gutes mir gleich in Böhmen geschihet /so stinket mir doch ihr Hochmuht zu / massen mein Pannonisches Blut gerne oben schwimmen wolte /welches / den Göttern sey dank / schier geschehen wird / da ich leben sol; und wie mat ich gleich bin /haben doch die ädlen Pannonier mir recht getahn /daß sie meine Adern mit ihrem Schwerte gelüftet /aufdas / wañ etwas Bömisches sich dahinein gesetzet hätte / es auff ihrem Grund und Bodem vergossen werden / und daselbst bleiben möchte. O ihr unvergleichlichen Helden / sparet euch nicht länger / den empfangenen Schimpf zu rächen; lasset dorthin zur seiten nur etliche Reuter gehen / da werden sie 50 ädle Pannonische Helden / welche im bewusten Dorffe sind gefangen worden / an Bäumen auffgeknüpfet finden. O was vor Spot uñ Hohn musten sie erleiden /ehe und bevor ihnen diese Gnade des Strickes angeleget ward. Die Hundebuben traten sie mit Fussen /striechen ihnen allerhand abscheuhlichen Unflat ins Maul / prügelten und striechen sie mit Ruhten / als kleine Knaben / umb die Lenden / und rieffen ihnen zu (welches doch alles errichtet wahr) ob sie es mehr tuhn wolten / und dem Bömischen Könige noch weiter unabgesaget ins Land fallen. Mein Herz wil mir im Leibe zerspringen / wañ ich daran gedenke / was vor schändung wieder das hochädle Volk die Pañonier / ausgestossen ward; da die jeztgedachten Kriegshelden solten gehenket werden / und sich überaus tapfer und unverzaget zum Tode finden liessen / ihren Henkern zugleich verweißlich vorhaltend / daß sie wieder Kriegsbrauch mit ihnen handelten / welches hart und schwer würde gerochen werden / da dräuete man ihnen / die Zunge auszuschneiden / und muste der erste so gehenket ward / Mnata / der ander / Dropion / der dritte Mastyes / der vierde Agiß / der fünfte Pyrechmes heissen / und so fort an / wie viel ihnen der hohen Pañonischen Häupter bekant wahren. Aber auff euer begehretes / ihr grossen Helden / zukommen / so haben die verlauffene Bauren hin und wieder ein grosses Geschrey gemacht / als ob euer Heer wol 100000 Mann stark währe / welches man ihnen doch nicht gläuben kan / und ich / dem Himmel sey dank / ein übriges befinde. Der junge Bömische König / und etliche seiner Anverwanden sind nicht von schlechter Verwägenheit / aber den Krieg dieser Landesart verstehen sie nicht; so hat eure Weltkündige grosse Macht ihnen solche Furcht und Schrecken eingejaget /daß sie sich ihres Lebens erwogen / massen sie wol sehen / wie es ihnen endlich ergehen werde; jedoch umb einen Versuch zutuhn haben sie bey die 50000 Bauren zusammen geraffet / wobey sich etwa vier oder fünff und zwanzig tausend Teutsche / Friesische / und Wendische zimlich geübete Kriegsleute befinden; der vorgedachten aber kaum der funffte Teil auff Kriegerisch bewehret ist / und der zehnde mit Waffen nicht umzugehen weiß / weil alle Trill- und übunge viel Jahr lang stille gelege sind: Wollen nun meine Herren eine Anzahl Affter Reuter sehen / wie dieselben mit Mistgabeln / Schweine Spiessen / Häuvorken und dergleichen musterischem Baurgerähtlein auffgezogen kommen / ob wolten sie auf die Wolffes Jagt reiten (dann an Pferden mangelts ihnen nicht / wiewol die meisten ungesattelt sind) mögen sie etwa eine gute Meile förder zihe. Das gestrige Glük hat sie etwas muhtig gemacht / aber ihre drey Führer (kan nicht eigentlich erfahren / ob ihr König / wie ich gänzlich davor halte / mit darunter gewesen sey) sind gleichwol dergestalt geputzet / daß sie des Bettes wol eine geraume Zeit werden hüten müssen. Die Völker liegen in ihrem Lager ganz sicher; dann sie haben so viel Erde umb sich hergeworffen / daß sie meinen /wer zu ihnen kommen wolle / müsse zuvor Flügel erborgen. Meine Schwacheit lässet mich nicht mehr reden; lieber erbarmet euch eures unglüklichen geträuen Landsmannes / gebet ihm Pflaster auff seine Wunden / und erwartet hernach / wz vor Dienste er euch zuleisten kündig sey. Hierauf ließer etliche Trähnen fallen / und sagete: O mein allerliebstes und einiges Söhnlein / hätte ich dich nur bey mir / deine Mutter /die Böhmische Sau / möchte daheime immerhin grunzen; aber bleibestu mir / O mein allerliebster Mnata (diesen meines angebohrnen Königes Nahmen habe ich ihm aus sonderlicher Anmuhtigkeit gegeben) bleibestu mir zurük / so wil und begehre ich nicht eine Stunde zuleben. Schwieg hiemit stille / und stellete sich gnug ohmächtig an. Die Pannonier höreten ihm dergestalt ins Maul / als währe er ihnen von Gott als ein Engel vom Himmel zugeschicket / liessen ihn fleissig verbinden / und zeigeten Dropion alles an /welcher mit Pyrechmes selbst zu ihm ging / und zu ihm sagete: Guter Geselle / wie gehets in eurem Lager zu? Dieser gab zur Antwort: Großmächtiger und Unüberwindlicher Herr Ober Stathalter; als es pfleget zugehen / da Bauren und Adelleute eine Geselschafft machen; und kan wol bezeugen / daß der hohe und teure Nahme / Dropion / von ihrer vielen als ein Donner angehöret wird. Dieser ließ ihm solche hohe Ehren-benennung sehr wol gefallen / und sagte: Du hast deinem Glük wol zudanken / daß du auff solche weise gerettet bist; gab ihm etliche hundert Kronen /und stellete ihm frey / wieder nach Böhmen zureiten /sein Söhnlein abzuhohlen / und inzwischen der Böhmen Macht und Anschläge sich zuerkunden / insonderheit / ob sie auch nach Teutschland umb Hülffe geschicket hätten. Allergnädigster Herr / antwortete er /ich wil willig sterben / oder das jezt empfangene Geschenk dergestalt ersetzen / daß durch ganz Pannonien ich dessen hoffe Ehr und Ruhm zuerlangen; dann Eure Hocheit versichere ich / daß ehe dann vier Tage zum Ende lauffen / das feindliche Lager in vollen Flammen stehen sol. Sonsten hoffen sie auff neue Teutsche Hülffe / aber sie fürchten selbst / daß sie zuspät ankommen dürffte / und weiß ich wol so viel /daß des Landes Inwohner ein schlechtes Vertrauen zu ihrem alten und jungen Könige tragen / weil sie die alten Land Götter verleugnet / und einen fremden Gott sollen angenommen haben. Ich wil aber / wo es euch sonsten also gefället / mich / als währe ich entflohen /bey ihnen wieder einstellen / und wie ihr michs heissen werdet / ihnen Bericht geben; dann ich weiß / daß sie mir mehr / als allen euren Leuten / welche sie gefangen hinweg geführet / trauen werden; heut aber über zween Tage so erwartet meiner / alsdañ wil ich euch ein unfehlbares Zeiche meiner Träue / so ich meinem Könige und dem lieben Vaterlande schuldig bin / sehen lassen; und werdet ihr Helden inzwischen nicht unterlassen / die Feinde in ihrem vergrabenen Lager zubegrüssen. Dieses erbieten gefiel den Häuptleuten so wol / daß sie zusammen schossen / und ihm einen mit Golde beladenen Maul Esel schenketen /davor er Mordbrenner zubestellen / und dz Lager anzünden zulassen / sich äidlich verband; nahm damit Abscheid / und kam vier Stunden nach Leches in ihrem Lager an. Als seine Mitgesellen ihn von ferne mit einem wolgeputzeten Pferde und beladenen Maul Esel sahen daher stechen / sagte einer zu dem andern; Sehet da komt der abgefeimte Schalk her / gilt wo er sich nicht mit seiner Pannonischen Sprache frey loßgelogen hat; lieffen ihm bey 10 und 20 entgegen / und wolten wissen / wie es ihm bey den Feinden ergangen währe. Ihr Narren / sagte er / kuntet ihr euch nicht zugleich mit mir lassen gefangen nehmen? man wolte euch ja nichts zuleide tuhn / sondern Gnaden-Gelder austeilen; und weil ich allein ausgehalten / ihr aber alle mit einander ausgerissen seyd / haben sie mir es allein gegeben / dz ich also nicht schuldig bin / euch das geringste mitzuteilen / als was mein guter Wille ist / worüber ihr die Rappuse halten sollet; warf etliche Hände vol Goldes unter sie / und ritte nach dem Lager zu / da er sich bey Leches meldete / und seine Taht erzählete. Derselbe führete ihn alsbald hin zu Herkules / dem er alle seine gehaltene Reden von Wort zu Wort wiederhohlen muste / und er nicht allein des Possens sich wol zulachete / sondern ihn auch öffentlich rühmete / und ihm von seinem Könige den Adelstand und ein Ritter-Gut verhieß / ungeachtet er nur seines Handwerks ein Seiler-Geselle wahr; vermahnete alle anwesende / von diesem geträuen Untertähnen ein Beyspiel zunehmen / und auff alle mögliche weise dem Vaterlande zudienen; ließ auch endlich auff sein stränges anhalten geschehen / daß er seine mitgebrachten Gelder ausboht / da einer und an der Lust hätte / sich freiwillig zuwagen / und zuversuchen / ob sie des Feindes Lager anzünden könten / solte ein jeder 200 Kronen davor von ihm zuheben haben. Worauf sich neun der Pannonischen Sprache erfahrne Wagehälse / alle Handwerks Gesellen angabe / solches ins Werk zurichten / und er selbst den zehnden Mann zugeben willens wahr; welches ihm Herkules doch nicht zulassen wolte / einwendend / man kennete sein Gesicht / und dürffte er den ganzen Handel verderben. Leches muste anordnen / daß die ausgeschickete Schildwachten sich mit Lumpen behängen / und alte rostige Knebelspiesse zu Pferde führe musten. Das Hauptlager ward mit dem Fußvolke auffs beste besetzet / unter welchen eine gute Anzahl wolgeübete Teutsche wahren / aber die Reuterey stellete er auswendig zu beyden Seiten hinter die Hügel und das Gehölze / daß sie von den Feinden nicht kunten gesehen werden / und nam ihm gänzlich vor / in dreyen Tagen nicht zuschlagen / weil die Gefangene einhellig bekenneten / daß in ihrem ganzen Heer kein unduchtiger oder ungeübeter Mann währe / und ihnen schon begunte an Speise abzugehen / wozu dieses kam / daß er Ladisla mit mehren Völkern vermuhten wahr. Das Pannonische Heer / da sie die erhenkete Häuptleute antraffen / wolten an ihres Gefangenen Aussage und Träue weiter nicht zweifeln / und weil die angeknüpffete alle hohes Adels wahren / und der vornehmsten Obristen nahe Anverwanten / liessen sie sich verlauten / sie wolten den Böhmischen König mit seinem ganzen Adel gleich also erhöhen. Mit diesem Troz gingen sie fort / nicht als zur Schlacht / sondern / ob solten sie gebundene arme Sünder / wie die ScharffRichter / ohn Gegenwehr niderhauen. Weil es aber zu späte wahr / einen Sturm oder Schlacht zuwagen / lagerten sie sich eine halbe Meile von den unsern ins offene Feld zwischen ihre Wagenburg / und liessen ihr gerichtetes Lager hinter sich mit 6000 Mann besetzet. Herkules bekam Zeitung von ihrer nahen Anwesenheit / wolte sich aber nicht an ihnen reiben /dann seine Ausspeher befunden / daß sie sehr gute Wache hielten. Obgedachte neun Handwerks Gesellen hatten sich in drey gleiche Geselschafften getheilet /und wolte eine von der andern nichts wissen / lieffen auff unterschiedlichen Wegen nach des Feindes hinterstem Lager / und gaben sich nach einander an / sie währen Pannonische Handwerkspursche / hätten teils in Böhmen / teils in Teutsch- und Wendland gearbeitet / und nicht ohn grosse Gefahr ihr Leben gerettet /weil man sie wegen ihrer Landsleute ermorden wollen; begehreten Dienste / und liessen sich von dem Obristen der Besatzung einschreiben / wiewol alle mit falsche Nahmen; welcher ihnen Gewehr austeilen ließ / und ihnen frey stellete / ob sie lieber vor oder nach Mitternacht wachen wolten. Diese ihrem Anschlage nach / teileten sich durch alle Nacht-Stunden / damit es ihnen ja nicht fehlen solte; Ein jeder hatte sein Feurzeug und Zunder bey sich / und wahren bereit /entweder ihrem Versprechen nachzukommen / oder vor das Vaterland zusterben; doch gingen sie behutsam / legeten sich hinter etliche Strohhütten / als wolten sie ruhen / und stecketen den Zunder behende hinein / daß niemand des gewahr ward / dann die Hütten wahren mehrenteils ledig / insonderheit mitten im Lager / da sie das Feur eingeleget hatten / daß in kurzer Zeit eine grosse Brunst auffging / ehe ein Mensch herzu lauffen und das Feur löschen kunte; Und als die Flammen hin und wieder das Stroh erreicheten / stund das Lager in vollem Feur / ehe man sichs versahe /daß die Kriegsleute mit samt dem Troß hinaus zulauffen gezwungen wurden / uñ die Uhrheber unvermerket und in guter Sicherheit davon strichen. Beyde Kriegsheere kunten den Brand eigenlich sehen / und freueten sich die unsern des glüklichen Fortganges nit wenig /die Feinde aber gerieten in grosse Furcht / meineten anfangs / es würden die Böhmen das ledige Lager angefallen und gesturmet haben / daher sie sich in Ordnung stelleten / ob sie etwa würden angegriffen werden / wie dann Leches gerne eine Schanze gewaget hätte / aber wegen hartes verbohts sich nicht regen durfte. Der Feind ward des Unfalles sehr bestürtzet /dañ alle ihre Zelten / die sie mit sich geführet / samt aller Speise und anderem Voraht wahren samt den mehrenteil Wagen aufgebrennet / daß nichts mehr zufressen vor das Heer übrig wahr; freueten sich aber noch / daß das Volk auf zween Tage Brod hatte zu sich nehmen müssen / und hoffeten des folgenden Tages von den unsern schon zu bekommen / was ihnen nunmehr mangelte. Von 50000 geraubeten- und Wagen-Pferden verdurben 10000 im Feur / die übrigen nebest 9000 stük Rind Vieh lieffen zum Lande hinein / und wurden von den Einwohnern aufgefangen. Als die Morgenröhte anbrach / funden sich die neun Neugeworbene nicht / und meinete man anfangs / sie würden im Schlaffe vom Feur ergriffen / und verbrennet seyn / aber weil kein einziger davon erschiene / muhtmasseten sie / eben diese müsten diese Taht begangen haben / wodurch sie immer heftiger zum Zorn bewäget wurde / daß sie einmühtig aufbrachen / und gerade zu auf der unsern Lager zogen. Unsere ausgesetzete Schildwachten wurden ihrer zeitig iñen / flohen davon / und liessen die Lumpen samt dem bäurischen Gewehr / als aus Furcht / dahinten / welches die Feinde mit grossem Gelächter besahen / uñ sich wolrechtschaffen darüber zukitzelten / gerieten auch hiedurch in solche Sicherheit / dz sie sageten; es müste der Pañonische Adel sich billich eines solchen elenden Feindes schähmen / welcher ohn Zweifel / wann er ihre Rüstung nur sehen solte / alsbald davon lauffen würde / und aus diesem eingebildeten Wahn den Schluß macheten / straks Angesichts das Lager anzugreiffen / und mit stürmender Hand hinweg zunehmen; jedoch stelleten sie ihre Feldschlacht gar ansehnlich / die unsern destomehr dadurch zuschrecken. Herkules hielt auf einem Hügel / betrachtete des Feindes Macht gar eigen / und sahe wol / daß bey öffentlicher Feldschlacht es an beiden Seiten viel Blut kosten würde / und seine Völker ihnen wegen Unerfahrenheit und geringer Anzahl nicht gewachsen währen; ließ auch Fabius andeuten / er möchte sich gefasset halten / und die besten Völker vorne anstellen / den ersten Anlauff abzuschlagen. Seine Reuter aber ließ er zwischen den Bäumen und hinter den Hügeln stille halten / daß der Feind ihrer nicht gewahr würde / sendete auch keinen einzigen Reuter dem Feinde entgegen /welches sie ihm zur sonderlichen Furcht außlegeten /und einen Abgesanten biß aus Lager reiten liessen /welcher ihne dieses in Böhmischer Sprache vortragen muste: Es erinnerte sich der Großmächtigste König in Pannonien / Herr Mnata / und sein unvergleichlicher Adel / was gestalt vor etlichen Jahren ihrer ansehnliche Gesanten einer / Herr Bato der Großtähtige /einen unablöschlichen Schimpf zu Prag einnehmen müssen / welchen zurächen man zwar bald anfangs vorgenommen / aber weil ihr König durch der Götter Rache umkommen / und sein Sohn sich in Winkeln verstecket / hätte der Pannonische König sich an einer Elenden / vielleicht unschuldigen Wittiben nik rächen / sondern biß zu gelegener Zeit versparen wollen; inzwischen hätte man in gläubwirdige Erfahrung bracht / daß der junge Böhmische König mit unter den Kämpfern zu Padua gewesen / die ihre Gesanten schelmischer Weise und durch Zauberkünste erleget /welches ungestraffet nicht bleiben müste; worzu noch dieses kähme / daß man ihre Völker bey dem Abzuge von Padua feindlich angefallen / und unabgesaget bestritten. Währe demnach gegenwärtiges unüberwindliches Krieges-Heer des Großmächtigsten Pannonischen Königes zugegen / die Volstreckung der gebührlichen Rache vor die Hand zunehmen / und zugleich mit abzulegen / was ihre unbillicher weise erhenkete von ihnen foderten; jedoch trüge der Pannonische Feldherr Mitleiden mit den unschuldigen Untertahnen; wolte demnach vernehmen / ob dieselben ihr bestes erkennen / Lebens-Gnade annehmen / und ihren König samt allen seinen Anverwanten und gesamten Adel zur wolverdieneten Straffe heraus geben wolten / als dann solte das Königreich mit gänzlicher Verwüstung verschonet / und ihnen ein solcher tapferer König vorgestellet werden / der sich ihrer besser als der jetzige eine zeitlang verlauffene annehmen würde. Im wiedrigen solte keine lebendige Seele im ganzen Königreiche übergelassen werden / wornach sie sich zuachten / und ihre Meinung schleunig anzudeuten hätten. So bald Herkules des Heerholds Ankunft vernam / machte er sich von hinten zu in das Lager / und nach gemachter Anordnung / ließ er ein Geschrey anrichten / als ob einige Meuterey darinnenunter dem Volke währe / da etliche schreyen musten / es währe besser / wenige gestorben / als das ganze Land verdorben; endlich traten etliche auf die Brustwehr und zeigeten dem Pannonier demühtig an / ihr König uñ dessen näheste Anverwanten währen nicht zugegen / sondern wegen ihrer empfangenen grossen Wunden nach der Häupt Stad gezogen / sich heilen zulassen; der Adel währe auch in geringer Anzahl bey ihnen / daher des grossen Pannonischen Königes begehren nicht könte volstrecket werden / ob sie gleich gerne wolten. Damit zog dieser wol gemuht ab / hinterbrachte Dropion die Antwort / und empfing aufs neue dieses zuwerben: Ob ihr König und dessen Angehörigen nicht zugegen währen / könte nicht schaden / man würde sie zu Prag schon finden und in den Tohren aufhenken; sie aber solten alsbald das Gewehr niderlegen / den Anwesenden Adel herausgeben / dem Pannonischen Könige Träue und Gehorsam schwören / und dessen milde Gnade gewärtig seyn; bekam aber zur Antwort; sie könten des Schlusses nicht so bald einig werden / würde auch biß morgen früh / zwo Stunden nach der Sonnen Aufgang wol anstand haben köñen / alsdañ wolten sie sich gebührlich zuerkläre wissen. Womit dañ die Pañonier vordismahl zufrieden wahre / der gänzlichen Hofnung / es solte alles nach ihrem Wunsch ergehen. Nur Amythaon trat auf /und zeigete an er hielte der Böhme Antwort sehr verdächtig / möchten wol diese Nacht eines starken Entsatzes vertröstet seyn / wie man nit sagen könte / dann im Kriege gingen die Sachen wunderlich; hielte demnach vor rahtsam / daß man die berittenste Reuter zurük gehen / uñ bestellen liesse / daß ihnen Brod und andere Nohtwendigkeiten auß Pannonien zugeführet würden; dann im falle es mit des Lagers Ubergabe triegen solte / müste das Heer sich teilen / Speise zusuchen / oder des Hungers verschmachten. Der hochmuhtige Dropion lachete ihn aus / aber die andern hohe Kriegs Beamten / hielten diesen Vorschlag vor das sicherste / deswegen ers auch endlich geschehen ließ / aber zu dem ersten Rahtgeber sagete; wolan Herr Amythaon / wir wollen euch zugefallen unserm Lande diese Beschwerung anmuhten / aber wann wir andere morgen in Feindes Lager speisen / sollet ihr am untersten Tische allein sitzen. Nun hatten sie vor der Auffoderung des Lagers nach der rechten Seiten 5000 / und nach der linken 3000 Reuter ins Land geschicket / Speise von den nähesten Dörffern einzuhohlen / und alles Vieh heran zutreiben. Aber Herkules schickete der erstgemeldeten Schaar 4000 Teutschen uñ 7000 Böhmen nach / welche sie mit Verlust 400 Mann / alle niderschlugen / daß kein einziger entran. An seinem Orte machete Leches es nicht anders /und büssete nur 100 Reuter ein; wie wol ohn gefehr 20 ledige Pferde mit Blute sehr besprenget und teils verwundet / zurük lieffen / daher obgedachter Amythaon nichts gutes muhtmassete / und den Vorschlag taht / daß etliche Pannonier / der Böhmischen Sprache kündig / in Bauren Kleider ausgeschikt würden /etwas bericht einzuziehen; welcher Anschlag ihnen wol zu nütze kam; dañ einer von diesen begab sich bey Mondenschein in das Gehölze / und als er eine grosse Menge Reuter von ferne vernam / kroch er auff allen viere unter den Püschen hinan / da er ihr Gespräch hörete / was gestalt die beide feindliche Schaaren biß auff den lezten Mann nider gehauen / und alle ihre Pferde samt den aufgebundenen Wetschern gebeutet währen; welches die Pannonischen Obristen nicht allein bestürtzet / sondern ihne auch die Gedanken machte / es müsten mehr Völker / als die im Lager / verhanden / und ein gefährlicher Anschlag über sie gemacht seyn / daß sie ihre Wache fleissig versahen / und doch wegen Furcht des künftigen Brodmangels den gewissen Schluß macheten / das Lager in Güte oder mit Sturm zugewiñen. Des morgens zur bestimten Zeit liessen sie ihren gestrigen Gesanten wieder hinreiten und die Erklärung einhohlen /welche diese wahr; es hätte der unbesonnene langsame Pöfel sich noch nit allerdinge darüber vergleichen können; etliche wolten auff / und etliche nieder /wie es dann bey so gestalten Sachen pflegete zugehen; bähten demnach / die Herre Pannonier möchten sich noch diesen einzigen Tag gedulden / alsdann solte ihnen unfehlbare Antwort gegeben werden. So bald dieser hinweg wahr / kam König Ladisla und König Henrich in Begleitung 2000 Reuter auf schnellen Läuffern an / dann sie trugen verlangen zuwissen /wie es mit dem Heer ginge / hatten Nacht und Tag geritten / und liessen Arbianes mit dem Heer folgen. Herkules wahr ihrer Ankunft herzlich froh / uñ ließ sie mit ihren Völkern ins Lager zihen / da dann der Abscheid wahr / es solte die Reuterey keinen Entsaz vornehmen / biß sie die rohte Blutfahne würden an einer hohen Stange außgestecket sehen. Der Pannonische Feld Herr wahr mit der gegebenen Antwort nicht vergnüget / und ließ nochmahls andeuten / sie solten stundlich abzihen / oder deß Sturms gewärtig seyn /da dañ alles ohn erbarmen solte nider gemacht werden. Ladisla selbst gab ihm unerkant zur Antwort / es währen ja 24 Stunden eine kurze Zeit / die noch wol abzuwarten stünde; sie vor ihr Häupt dürften sich nit weiter in Handlung einlassen / weil sie von ihrem Könige (der nit so gar hart verwundet währe) Zeitung hätten / dz er um Mitternacht würde bey ihne seyn; hätte derselbe nun Lust / sich henke zulassen / möchte er selber von sich sagen / der gegenwärtige Adel könte sich dessen so leicht nicht bereden lassen / dz sie ihre Hälse dem Strange widmeten. Aus welchen lezten Worten dann der Heerhold den Auffzug unschwehr verstund / und sich heftiger Dräuworte vernehmen ließ / wie sein Pferd in ihrem Blute biß an die Knie waden solte. Welches Ladisla beantwortete: Der Herr Gesanter möchte doch nicht zu unwillig werden / sondern den armen Böhmen mit einem guten Worte zu hülffe kommen; in Menschen-Blute zu reiten stünde abscheuhlich / und währe ihm besser / daß er sich davor im Spanischen Weine badete; welches Spottes dieser fast bersten wolte / auch mit solchem Eifer die Antwort hinterbrachte / daß er noch eins so viel hinzu log / auffdas man ja den Sturm / welcher leicht durchdringen wurde / länger nicht auffschieben möchte. Es taht ihnen allen die Beschimpfung sehr weh / und macheten alsbald Ordnung / daß zu fusse 67000 stürmen / uñ zu beyden seiten die ganze Reuterey (welche von dem Fußvolke gestärket wahr) halten solte / wann etwa ausser dem Lager sich etwas regen /oder den Sturm zuverhindern sich unternehmen wolte. Die Völker hatten diesen Morgen ihre lezten Speisen verzehret / und wahr nichts übrig / als etwa Pferdefleisch rohe und ungesalzen zu fressen / welches die Obersten ihnen vorhielten / und sie zur tapferkeit anmahneten; setzeten die Völker in sieben hauffen / daß sie zugleich und auff einmahl den Sturm antreten /und nicht auffhören solten / biß das Lager erstritten währe. Die vördersten Glieder trugen Holz / Steine /Erde / und was sie finden mochten / die Graben auszufüllen / welches gar schleunig geschahe / und traten sie bald darauff mit einem unmenschlichen Geschrey den Sturm an / in welchem Eifer sie gar bald oben auff die Brustwehr kahmen / aber dergestalt mit Steinen / pfeilen / und langen Spiessen zurük geprallet wurden / daß sie wie die Mücken hinunter fielen /wiewol immerzu andere nach ihnen hinauff klimmeten / und so inständig anhielten / daß sie die unsern schon mit den Schwertern erreichen kunten; welches ihnen gleichwol sehr herbe besalzen ward; dann Ladisla /Henrich und Fabius liessen sehen / wie feind sie denen wahren / die ihne den Galgenstrik hatten ankundigen lassen. Noch durften die draussen schon gewonnen ruffen / weil sie etliche ihrer Fähnlein sahen auff dem Wahle stecken / und doch die Pfeiffe bald einzogen / da sie so gute Schuch vor ihre Füsse antraffen / daß sie den Wahl Tod oder verwundet hinunter purzeln musten / welchen sie frisch und frech hinauf gestiegen wahren. An einem Orte hielten sich die Pannonier wol / da sie schon 3000 stark auff dem Wahl in zimlicher Ordnung hielten / und wie wutige tolle Hunde anfielen / biß obgedachte drey Helden sich gegen sie kehreten / und biß auff 800 alle auffgerieben / diese aber zum Wahl hinunter tummelten /und von ihren eigenen Völkern nidergemacht wurden / da die unsern nur 500 misseten / und 1200 beschädigte hatten; der Feinde aber 7000 Tod / und 6000 hartverwundet wurden. Nach des Strums endigung muste ein Böhme auff die Brustwehr steigen / und hinüber schreihen; was man ihnen doch zu leide getahn hätte / daß sie des lebens müde und überdrüssig währen; sie möchten sich eines andern bedenken / und gut Wildwerk essen / wann sie kein Brod hätten; welches dann gnug wahr / die ohndas verbitterten Gemühter hitzig zu machen / daß sie den Sturm zum andernmahl anlieffen / und musten die Häuptleute vor ihren Knechten hertreten / welches im ersten Sturm nicht geschehen wahr. Diese wolten nun ihr Leben teur gnug verkäuffen / und fochten sehr tapfer / in meinung / vor dißmahl die Oberhand zubehalten; worüber anderthalb Stunden unnachlässig gestürmet ward / in welcher zeit der Feind fünffmahl abwiche /und so oft immer frischer wieder ansetzete. Die Häuptleute wahren mehrenteils Tod oder verwundet /der Wahl und die Graben lagen vol todte Leichnam /und wahr ein so erbärmliches Geheule der sterbenden / daß der umbliegende Wald davon erschallete / dann sie liessen in diesem andern Sturme 12000 sitzen /und 18000 wahren hart verwundet / weil sie es so eiferig trieben / daß sie 40 Fähnlein auff die Brustwehr brachten / und auffstecketen / welche sie mit Spot und Schaden hinterlassen musten; wiewol an unser Seite es auch nicht leer abging / sondern 4000 erschlagen /und 8000 verwundet wurden / so dz auch König Henrich am Schenkel verletzet ward. Als die Feinde sahen / daß alles vergeblich wahr / zogen sie ab / vol Grim und Eifer; dann keiner hatte vor drey Stunden die Gedanken gehabt / daß es mißlingen solte. Die unsern rieffen ihnen spötlich nach; wann sie Brod betteln wolten / müsten sie nicht trotzen / sondern gute Worte geben; ob dann ihre ausgeschikte Kuhdiebe vielleicht mit einer gestohlenen Heerde wiederkähmen / möchten sie Geld vor Salz bringen; jedoch zuvor den dritten Saz auch versuchen / nach dem Sprichworte / daß aller guten Dinge drey währen; und als sie keine Antwort bekahmen / rieffen sie ihnen endlich zu / sie möchten doch ihre Todten mit sich schleppen / und sie nicht wie das Vieh unbegraben liegen lassen. Diesen Spot solten sie billich verstanden haben / aber ihr auffgeblasenes Herz gab ihnen ein / daß sie abermahl einen Obersten mit zehn Rittern vor das Lager schicketen / mit dieser Bedräuung / daß da sie innerhalb 16 Stunden sich nicht ergeben / und alle ädle und Furstliche Häupter liefern würden / solte des Kindes in Mutterleibe nicht verschonet werden; der heutige Sturm währe nur Kinderspiel gewesen / Morgen würde die recht geübete Mannschaft 120000 stark anfallen / und alles in grund niederreissen. König Ladisla wolte diesen Troz länger nicht dulden / ritte mit 50 Teutschen zu ihnen hinaus / ließ sie alle greiffen / schlug den Helm auff / und redete sie also an: Je welcher Teuffel hat euch dumkühnen Hunden die Sicherheit gegeben /ohn vor erbehtenen Urlaub an mein eures Todfeindes Lager zu reiten / und meine Völker mir abzuspenstigen / ja mich gar zum Stricke heraus zu fodern? wisset ihr schäbichten Hunde nicht / wie ihr mich / einen rechtmässigen König dieses Reichs gebührlicher weise ausfodern sollet? oder gedenket ihr etwa /König Ladisla werde euer unverschämtes bellen groß achten? währe euer König / der schändliche Mordbrenner selbst bey dem Volke / müste er mir mit eigenem Schwerte rechenschaft ablegen / da er sonst nicht wolte vor einen verzagten Mörder und Räuber ausgeruffen seyn; aber unter euch anderen achte ich keinen der wirdigkeit / mich mit ihm absonderlich einzulassen; dañ ihr seid alle miteinander Schelme und Mörder / die mir mein Reich unabgesaget uberfallen und gutenteils verwüstet haben / deswegen ich den übrigen allen / so bald ich ihrer mächtig werde / eben denselben Lohn ausfolgen lassen wil / welchen ihr anjezt durch euren Frevel / und daß ihr mich nicht gewirdiget / umb sicher geleit anzusuchen / verdienet habet und einnehmen sollet. Hierauf ließ er einen Galgen auff die Brustwehr setzen / und den Obersten samt neun Rittern daran knupfen / daß die Feinde sie fein kunten bammeln sehen / dem zehnden aber wurden Ohren uñ Nase abgeschnitten / auch an beyden Händen die ersten Glieder der Finger abgehauen / und sagte hernach Ladisla zu ihm; reite du nun hin / und zeige den Mordbrennern an / ich wolle von Mnata dem Pannonier wegen des unredlichen Räuberisch-und Mordbrennerischen überfalles abtrag haben / vor eins; hernach sollen sich die Mordbrenner klein und groß / innerhalb 16 Stunden aus meinem Reiche fortpacken / und mir den boshaften Schelm ihren Feldherrn / samt allen Obristen zu Geissel geben / daß sie mir allen zugefügten Schaden ersetzen wollen; im wiedrigen wil ich nach erhaltenem Siege / an welchem ich mit GOtt nicht zweifele / sie als Mordbrenner und Räuber abstraffen / und das Pannonische Reich einer Wusteney gleich machen / worzu ich schon mittel in Händen habe. Obgedachter Seiler geselle Grozemisla trat in seiner neuen Rittersgestalt auch herzu / uñ sagete: Mein Herr / vermeldet eurem Feldherrn und allenhohen Kriegsbeamten / welche mir das Geld /Mordbrenner zubestellen / verehret / meine Dienste /und daß ich aufs fleissigste alles verrichtet / aber doch übel mißrahten sey / gestaltsam meine Bedienete es unrecht verstanden / und da sie das Bömische Lager anzünden solten / sie irre gangen / und dem Pannonischen ihren Zunder beygebracht haben; ob ich auch zwar selbst mit meinem ungebohrnen Söhnlein mich gerne einstellen wolte / könne von meinem allergnädigsten Könige ich doch kein Urlaub erhalten / sondern daß ich wieder Bömisch Blut setzen möge / hat seine Königl. Hocheit aus mir armen Seilergesellen einen ädelman und Ritter gemacht; hiemit guten Tag /mein Herr. Der geschändete Ritter kennete ihn alsbald / durfte kein Wort dawieder reden / welches ihm auch die abgeschnitte Nase gnug verboht / ritte mit einem vor dreien Tagen gefangenen und an beyden Armen gelähmeten hin / und brachte die Zeitung / wie der Bömische König selbst im Lager währe / alle seine Gefärten henken lassen / und diese Antwort gegeben; worüber sie alle sehr bestürzt wurden / und in die Gedanke gerieten / es müste schon ein grosser Entsaz verhanden / oder doch nicht weit zurücke seyn; verzweifelten demnach an eroberung des Lagers / und furchten sich vor einem nächtlichen Uberfal / höreten auch schon die Völker / so diesen Tag sider heut früh nicht gessen hatten / offentlich murren / warumb man sie in solcher unvorsichtigen Sicherheit so weit ins Land geführet / und hintersich alles verderbet hätte /daß sie entweder den Feinden in die Schwerter und Spiesse lauffen / oder / welches noch unertäglicher /durch Hunger und Durst ihr Leben enden müsten. Die hohen Obristen speieten sich selbst an / daß von einem schlimen Seilerknechte sie sich dergestalt hatten berücken lassen / bekenneten / er hätte ihnen mehr Schaden / als das Böhmische Heer getahn / und schmerzete sie überaus / daß er sie noch darzu von neuen auffzihen durffte. Die Erhenkung der zehne /und Zerstümmelung des eilfften ging ihnen sehr zu Herzen / aber Agiß kunte nicht umhin / Dropion es zuverweisen / daß er nicht hätte wollen nach seinem Raht bescheidener handeln / weil man ja mit einem Könige zuschaften hätte / darzu in seine Lande; welches aber der Freveler mit Troz beantwortete / und daß er in kurzen diesen After König mit allen seinen Anverwanten auff gleiche weise wolte lassen auffknüpffen. Der KriegsRaht ward gehalten / und wolte keiner die erste Stimme geben / biß Pyrechmes anfing: Ihr Herren / mich deucht schier / es werde uns der eilfärtige Auffbruch das allerbeste Mittel seyn zu unser aller Rettung; was stehen wir dann alhier als träumete uns? Ich muß nunmehr bekennen / daß wir in unserm unabgesagten Einfal entweder zu unbesonnen oder zu schläfferig gangen sind / und daher sehr wenig Ehr und Ruhm mit uns nach Hause bringen werden / welche wir uns sehr groß eingebildet hatten; doch möchten wir erst wieder auff Pannonischem Grund und Bodem seyn / könte dieses erste versehen wieder eingebracht werden / in welches der bübische Seiler-macher / die Götter schänden ihn / uns gestürzet hat. Hyppasus antwortete ihm / er hätte gar recht geurteilet; es währe aber nicht raht / von dem ergangenen viel Worte zumachen / weil es unwiederbringlich /nur hielte er davor / der schleunige und stokstille Abzug müste ergriffen und fortgesetzet werden. Pelegon wahr bemuhet / seinen Befoderer Dropion zuentschuldigen / uñ alles dem neidischen Glük zuzulegen; Aber Agiß gab zur Antwort: Es währe solches ein überflüssiges / massen ja kein Mensch / seines wissens / über ihren Feld Herrn klagete. Derselbe aber wahr so dutzig / daß er fast kein Wort reden kunte /fing endlich hierauff an: Ja noch zur Zeit höre ich keinen / der mich verleumde / aber in künftig werden sich deren ohn zweifel wol mehr als zu viel angeben /doch weil ich mich meiner Redligkeit und wolgemeineten Vorsatzes tröste / wil ich herzhafft erwarten /was folgen wird. Amythaon sagte zu ihm: Er vor sein Häupt würde nicht unterlassen / ihm dessen Zeugniß zugeben / daß alles redlich und wolgemeinet gewesen währe; das Glük und dessen Fälle hätte kein Mensch zuverantworten / und würde man Anordnung zum stündlichen Auffbruch machen müssen. Also sagete man durch das ganze Lager an / daß die Verwundeten / welche das schnelle reiten nicht erdulden könten /alsbald voraus gehen solten; welches noch bey guter Tageszeit geschahe / so daß die unsern dessen nicht eins inne wurden. Der algemeine Auffbruch ward mit dem dunkeln Abend vorgenommen / da gleichwol 6000 von den zubest berittenen zurük bleiben / und viel Feur anlege musten / und solches innerhalb der zum teil hinterlassenen Wagenburg; wodurch dann die unsern verleitet wurden / daß vor des Tages Anbruch sie nicht das allergeringste davon erfuhren / da die grosse stille es verriet / weil man so gar keine ausgestellete Schildwachten vernam. Etliche von den unsern wolten sich eines Auffsatzes besorgen / aber Herkules ließ 500 Reuter nach des Feindes Lager gehen /und versicherte inzwischen die andern / daß der Hunger sie frühzeitig gnug würde hinweg getrieben haben; welches die ausgeschicketen gar bald einbrachten / weil sie von 400 tödlich verwundeten hinterbliebenen Pannoniern (welche weder das reiten noch fahren ertragen kunten) allen Bericht eingezogen hatten. Zwar man setzete ihnen eiferig gnug nach /aber vergebens / weil jene gar zu grossen Vorsprung genommen hatten / deswegen kehreten sie wieder umb / und danketen Gott herzlich / vor diesen verliehenen Sieg. Des folgenden Tages / da Arbianes mit dem wolgerüsteten Teutschen Entsatze kam / hielten sie Kriegsraht / und schlossen in der Kürze / den Feinden zu folgen / ob man den Krieg in Pannonien spielen /oder auffs wenigste des erlittenen Land- und Brandschadens sich am ersten Anfal erholen könte / weil nicht zuzweifeln währe / die schändlicheRäuber würden sich durch diesen Unfal nit lassen abschrecke /sondern in grösser Anzahl wieder komen als vorhin. Es gingen die Pañonier nach ihre Grenzen zu / in solcher Eile / als ihre Pferde es ertragen kunten / deren ihne doch uber die 16000 niderfielen / und 12000 verwundete Kriegs Leute mit drauff gingen; dann es mag nie keine Feldflucht eiferiger fortgesetzet seyn /als dieser unrühmlicher Abzug / doch überschritten sie die Grenzen nicht / aus Furcht / die Böhmen möchten in ihrem Lande eine gleichmässige Verwüstung anrichten / daher sie sich an einen solchen Ort lagerten / woselbst ihnen durchaus nicht bey zukommen wahr; dann ob sie zwar auf dem Rükwege grossen Hunger erlitten / Wurzeln und PferdeFleisch fressen / und allerhand Ungemach außstehen müssen /funden sie doch auf den Grenzen die begehrete Zufuhre häuffig / und ergetzeten sich nach allem Willen /setzeten sich auch muhtig / dem Feinde zuwiederstehen / weil ihr Heer sich annoch auf 100000 wolbewehreter Mann ersteckete. Die unsern / deren Völker sich immerzu verstärketen / gingen ihnen mit 140000 Mann eiferig nach / und beklageten die erschreckliche Landes Verwüstung sehr / da Ladisla den Tähtern schwere Straffe dräuete / kunten aber von den Feinden keine Gewißheit einzihen / biß der Vortrab endlich ihres Lagers gewahr ward / und solches den unsern zuwissen machete. Herkules wolte den Krieg nicht gerne in die Harre spielen / weil er sich dem Feinde gnug gewachsen sahe / sendete einen Trommelschläger an ihr Lager / und ließ ihne die Schlacht anbieten; aber sie gaben zur Antwort; man hätte dem Böhmischen Könige vordißmahl die Ehre getahn / und auf seinen Befehl das Land biß an die Grenze geräumet /auch die übrigen Anfoderungen an den Pannonischen König gelangen lassen / welcher sich in kurzem würde zu erklären wissen; deßwegen solte er sich trolle / und seinem Könige anzeigen / daß er sich in etwas geduldete / oder da er so viel herzens hätte /sich an ihrem Lager auch versuchete / ob es so gute Beschützer als das Böhmische hätte. Auf Rükbringung dieses zweifelte niemand / es würde der Feind eine neue Macht an sich zihen / dem man nach Mögligkeit vorbauen müste / und sahe doch niemand / wie es am füglichsten anzugreiffen währe. Leches und Klodius hielten jeder umb 8000 Reuter bey König Ladisla an / damit sie zur Rechten und Linken in Feindes Land gehen / und Beute einzuhohlen den Anfang machen wolten / welches ihne beyderseits zugelassen ward / jedoch mit gesetzeter Masse / wie weit sie sich vertuhn solten. Neda und Prinsla bekahmen gleichmässige Erläubniß / jeder mit 9000 Mann sein Heil zuversuchen / und gingen eilig fort / in Hoffnung was gutes zuschaffen. Dropion hatte sich zwar an einen festen Ort nidergeschlagen / daß er eine freye Seite hatte / weil daselbst lauter Morast wahr; aber dagegen halte er sich selbst eingesperret / da die unsern ihn mit 18000 Mann in sechs unterschiedlichen Schanzen dergestalt einhielten / daß ihm unmöglich wahr / auszufallen / oder einen einzigen Bohten auszuschicken /und wahren diese Schanzen mit tieffen Graben der gestalt an einander gehänget / daß die Feinde / wie gescheid sie wahren / bekeñen musten / deßgleichen vortelhafte Einsperrung Zeit ihres Lebens nicht gesehen zuhaben. Unsern vier außgegangenen fliegenden Heeren glückete es nach allem Wunsch / weil die Inwohner von der unsern Ankunft gar keine Zeitung hatten / und sowol Bauren als Bürger in aller Sicherheit das ihre bey sich selbst verwahreten. Weil dann das Land dieses Orts treflich bewohnet / und vol Fruchte und Vieh wahr / funden sie allen Uberfluß / massen sie 120 Dörffer / 30 Flecken und 14 Städchen außplünderten / und alles Korn und Speisen auff Wagen und LastVieh lude / in solcher Menge / daß ihr ganzes Heer die folgende Zeit des Krieges davon überflüssig zu leben hatte; und ob sie zwar der Gebäu mit Feur verschonete / verbranten sie doch alle Früchte / welche sie nit mit fortnehmen kunten. Ihres Viehes wahr fast keine Zahl; Leches brachte 8000 feiste Ochsen /12000 Melke Kühe / 16000 Schaffe / 4000 Pferde /ohn was vor de Wagen gespannet wahr / deren Anzahl sich auff 3000 erstreckete / mit 6000 Pferden und 16000 Ochsen bespañet. Klodius hatte so reiche örter nit angetroffen / jedoch 5000 Ochsen 3000 Pferde 8000 Schaffe und 1000 mit Früchten und Wein wolbeladene Wagen erbeutet. Neda brachte auß etlichen Städten 1800 Fuder Wein / und 5000 Melke Kühe /samt 3000 jungen Rindern / 600 Fuder Korn uñ 6000 Schaffen. Prinsla hatte viel Tuch / gegerbet Leder /und Kleider geraubet / so viel 300 Wagen fortschleppen kunten / und weil er etwas tieffer ins Land gangen wahr / hatte er eine Heerde Ochsen und Kühe 14000 stark / 15000 Schaffe / und 3500 ledige Pferde angetroffen / welche sich auff die Flucht hatten geschicket. Als die Feinde eine solche uberaus grosse Beute /nicht gar weit von ihrem Lager nacheinander daher treiben sahen / wusten sie nicht was sie vor Eifer tuhn oder reden wolten / und verfluchten die Inwohner /daß sie so langsam zur Gegenwehr wahren / durften uñ kunten doch keinen Außfal wagen / weil die unsern ihnen zufleissig aufwarteten. Es wurde alle erbeutete Sachen in Eile fortgeschickt / und durch das Land verteilet / welches die zum Kriege undüchtigsten / 3000 stark fortbringen musten / denen 8000 erlösete Böhmische Leibeigene zugegeben wurden / und 6000 mit Waffen versehen und zum Heer getahn. Die unsern wolten es hie bey nicht lassen gut seyn / weil sie Zeitung hatten / daß in der abgelegenen Weite die Völker zusammen getrieben wurden / muste demnach Leches alsbald wieder fort mit 10000 auß geruheten / dem Herkules und Arbianes mit 12000 auf eine halbe Meile immerzu nachfolgeten; wie im gleichen Neda und Prinsla mit 12000 nach einem andern Orte / von denen Ladisla und Markus mit 10000 nicht weit blieben. Nun wahr das Geschrey an dieser Seite schon durch das Land erschollen / daß die Böhmen den Einfal getahn hatten / daher der König etliche hundert Befehlichshaber von seinem neuen Heer /welches noch nicht gar bey einander wahr / nach diesen Grenzen schickete / mit Befehl / alle erwachsene Manschaft zusamlen und bewehret zumachen. Diese wurden Leches seiner Ankunft gewahr / zogen ihm 14000 stark entgegen / und schicketen herum / daß sich mehr zu ihnen schlagen solten. Leches empfing sie mit unverzagtem Herzen / welche anfangs als verzweifelte Leute fochten / und die unsern beide Hände vol zutuhn bekamen / biß ihre Ordnung getrennet ward / und nachgehends / weil sie sich nicht wieder setzen kunten / wie das Vieh abgeschlachtet wurden. Ehe sichs aber Leches versahe / ward er von der Linken her von einem neuen Feinde 15000 stark angegriffen / gegen welche er sich kehrete so best er kunte / da inzwischen die ersten sich samleten / voller Hoffnung / sich rechtschaffen zurächen. Aber Herkules kam zu rechter Zeit / gab Arbianes 7000 gegen die ersten zuführen; er aber ging mit 5000 Leches zu Hülffe / welcher dieses unvermuhtlichen Entsatzes sich erfreuend / den Feind gerade von fornen zu angriff / da Herkules zur Seite einfiel. Arbianes empfand schwachen Wiederstand von den schon Abgematteten /daher er zu erst fertig ward / daß von diesem ganzen Hauffen nicht mehr als 4000 lebendig blieben / deren 3600 gefangen wurden / die übrigen sich durch die Flucht errettete. Der andere Feindes-Hauffen hielt sich biß dahin noch wol / weil viel handfeste Leute unter ihnen wahren / aber so bald sie Arbianes auch herzu dringen sahen / entfiel ihnen aller Muht / daß sie ihr Gewehr von sich worffen / und um Gnade rieffe / welche ihnen auch gegeben ward / wurden also hieselbst 8000 gefangen genommen / und erretteten sich kaum 50 durch die Flucht. Dieser herliche Sieg ward in anderthalb Stunden völlig erhalten / welcher den unsern nur 1800 Mann kostete / wiewol ihrer 2600 beschädiget wahren. Sie hielten in aller Eile Plünderung / funden bey den Lebendigen und Todten sehr viel Baarschafft / welches alles den Kriegsleuten frey gegeben ward; und also hielten sie es auch bey dem ersten Einfall / daß die Völker alle Baarschafft vor sich raubeten / und überaus viel Gold zusammen schleppeten. Unter den Gefangenen wahren 130 Ober Befehlichshaber / wurden aber den gemeinen Knechten gleich gerechnet / und alle vor Leibeigene nach Böhmen fortgeschicket. Herkules ging noch zwo Meile weiter zum Lande hinein / traf eine zimliche Stad an wiewol nicht sonderlich feste / und weil sie an Manschafft sehr entblösset wahr / bemächtigete er sich derselben ohn Blutvergiessen; sie wahr aber vol hinein geflehetes Guts / von Vieh / Korn und allerhand Waaren / so daß die Gassen und Höfe an vielen Orten mit den Wagen angefüllet wahren. Herkules ließ ausruffen /daß alle Leibeigene sich zur süssen Freiheit einstellen solten / worauff in kurzer Zeit sich 4000 / mehrenteils Böhmen anfunden / welche viel dankens machen wolten; aber sie musten helffen die Wagen und das LastVieh mit allerhand Raub beladen / da dann 3000 volgepackete Wagen / 6000 MaulEsel und Esel /8000 Pferde / und 7000 Ochsen mit voller Ladung fortgetrieben wurden. Als Herkules mit solcher grossen Menge gefangenen / gesattelter Pferde / und Beute nahe bey des Feindes Lager herzohe / und das Heer ihn mit grossem jauchzen empfing / meynete Dropion vor Herzensangst zusticken / fluchete und schalt so wol auff seinen König selbst / als auff dessen Leute / daß sie mit dem Entsatze so schläfferig umgingen. Neda geriet an seinem Ort an ein sehr grosses Dorff / in welchem sich an die 16000 Pannonier gesamlet hatten / das Gewehr daselbst zuempfangen /denen er zuentboht / ob sie sich ergeben / oder mit samt dem Dorffe im Feur auffgehen wolten. Anfangs wegerten sie sich in etwas / aber als Ladisla mit seinen Völkern darzu kam / bahten sie umb Gnade und Lebensfristung. Man wolte so viel Leibeigene nicht mit sich schleppen / vielweniger sie lauffen lassen /daß sie auffs neue sich hätten mit Waffen versehen /und weil gleichwol Ladisla keinen gefallen an Vergiessung so viel Menschen Blutes hatte / musten sie alle miteinander ihnen den Daumen an der rechten Hand / oder zween Finger lähmen lassen / damit sie zum Gefechte undüchtig würden / welches sie / umb den Hals zu retten gerne angingen. In dem Dorffe traffen sie fast ja so viel hinein geflehete Güter an / als Herkules an seinem Orte / wie auch 3600 Bömische Leibeigene / welche frey gegeben / und mit Waffen versehen wurden. Diese kahmen zwo Stunden nach Herkules an / uñ erwecketen bey den ihren eine neue Freude / bey den Feinden aber fast eine rasichte Verzweifelung. Gleich diese Stunde fingen die unsern fünff lauffende Bohten auff / welche von dem Könige an Dropion abgeschicket wahren / ihm mündlich anzudeuten / daß nach verlauff zween Tagen derselbe mit einem wolgerusteten Heer 150000 stark bey ihm seyn / und dem Feinde den verwägenen Einfal besalzen wolte; welches die unsern durch erschrekliche Peinigung aus ihnen brachten; hielten darüber Kriegsraht / und fundens am dienstlichsten seyn / daß sie wieder hinter sich nach ihrem alten Lager gingen. Es ward aber von einem befreieten Leibeigenen / der Geburt ein Italiäner / den unsern kund getahn / daß vier Meile von dem Lager ein verhauener Wald währe / welcher inwendig einen grossen und fruchtbahren Raum fast einer Meile im umbkreiß hätte / dahin währe ein grosser Vorraht allerhand Früchte / Speisen / Waaren / und Viehs gebracht / zweifelte nicht / man konte alle Beute leicht erhalten / wann eine zimliche Macht dahin ginge / weil sich mehrenteils Weiber /und nicht über 8000 Männer dabey funden. Ladisla bekam Lust / diesen Rit zu tuhn / nam 30000 frische Reuter zu sich / gingen die ganze Nacht fort / und gelangeten eine Stunde vor der Sonnen Aufgang daselbst an / funden den zimlich breiten Eingang mit bewehreter Mañschaft besetzet / und erwarteten des Tages zum Angriff / da inzwischen die unsern bemühet wahren / noch fünff örter zu öffnen / und durch dieselben hinein zu dringen. Die Feinde wurden der unsern zeitig gnug wahr / hatten sich mit Geschoß etwas / mit Schwertern uñ Spiessen aber wol versehen / und schossen anfangs verwägen gnug in die unsern /denen aber die Schilde wol zu statten kahmen / welche sie auff diesen fal mit sich genommen hatten /wiewol von unsern Leuten in die 300 erschossen / und 700 verwundet wurden; es half ihnen aber zurschleunigen überwindung / daß durch die fünff geöfneten Löcher in die 2500 Mann in kurzer frist hindurch drungen / und inwendig des Platzes ein grosses Blutvergiessen anfingen / daher ein sehr jämmerliches Geschrey von den Weibern und Kindern gehöret ward /daß allen ihren Mäñern der Muht entfiel / uñ die im grossen Eingange gedachten / es würden der unsern vielmehr durch gebrochen seyn / wie gleichwol ihre Anzahl sich immerzu mehrete. Ladisla ließ diese nochmahls zur ubergabe anmahnen / welches sie auch annahmen / nachdem ihrer ingesamt 3200 erschlagen wahren. Sie funden einen uberaus grossen Vorraht daselbst; 16000 ledige Pferde / 40000 Rindvieh / 20000 malter Fruchte auff Wagen geladen; 300 Wagen mit allerhand Waaren zu Kleidungen; 1200 fuder Wein /19 Tonnen Goldes an Baarschaft / 70000 Schaffe /und sehr viel geschlachtetes und eingesalzen Fleischwerk. Bey dem Vieh und Wagen wahren über 8000 Leibeigene / mehrenteils Böhmen / welches alles nach möglicher Eile fortgebracht ward / so daß nach verlauff 23 Stunden sie im Lager ankahmen / und ein durchgehendes Freudengeschrey erwecketen. Die vornehmsten Häupter von dem Feinde / sahen auff ihrem erhöheten Wahle mit grosser bestürzung zu / und erzeigete sich Dropion nicht anders als ein Wahnwitziger / daß ihm alle mögligkeit auszufallen gänzlich abgestricket wahr / er auch kaum noch auff einen einzigen Tag Lebensmittel an Speise und Trank in seinem Lager hatte / daß wann der König seine ankunft noch vier Tage weiter hinaus gesetzet / hätten sie aus Noht sich alle ergeben mussen / daher ein über aus grosses Leid unter ihnen entstund / weil von des Königes anzuge sie ganz keine nachricht hatten / und weil die unsern noch so ungescheuhet zum Lande hinein gingen / den Raub zu hohlen / sie in der Furcht stecketen / es würde keine anstalt gemacht / solches zu hindern. Die unsern sahen daß es zeit seyn würde auffzubrechen / liessen alle Beute samt den Gefangenen alsbald forttreiben / und lagerten sich gegen den Feind / nicht anders / als ob sie daselbst ein Lager befestigen wolten; aber so bald die Dunkelheit einbrach / zogen sie in aller stille fort / ritten die ganze Nacht /und bekahmen eine Enge hinter sich / daß sie vor überfal gesichert wahren. Dropion hätte sich dessen nimmermehr versehen / ließ zwar aus seinem Lager etliche kleine Reuterschaaren gehen / weil er alle Schanzen ledig sahe / und gleichwol trauete er nicht /weil er sich einer Hinterlist befürchtete / nochmehr aber / daß seine Knechte wegen mangels gar davon lauffen möchten / wann sie das weite Feld offen hätten; aber als etliche Bauren / insonderheit fünff Abtrünnige von den Gefangenen (welchen die Dunkelheit davon half) ihm die gewisse Zeitung brachte / der Feind ginge in aller eile hinter sich / ward er dessen zum teil froh / wiewol er nicht aufhörete auff seinen König und dessen Gewaltige (deren etliche dañ / welches er wuste / ihm diesen eingelegeten Schimpf wol gönneten) zu schmähen; aber ein geträuer des Königes / redete ihm ein / er möchte alles nach belieben reden / und nur Königl. Hocheit schonen / als welche hieselbst keines weges zubeschuldigen währe / sondern vielmehr wir selbst / sagete er / in dem wir diesen Fehler begangen / und uns so gar auff die Grenze gelegt / da kein mittel gewesen ist / einigen Bohten abzufertigen / oder zubekommen; welches versehen doch unser König uns nicht auffrücken wird / weil kein Mensch einer solchen Schlauheit zu dem Feinde sich hätte versehen können. Dropion stellete sich äusserlich / als wann er durch solche Vermahnung völlig zu frieden gestellet währe / aber des folgenden morgens fand man diesen redlichen Mann auff seinem Lager Tod / da ihm das Häupt an der rechten seite eingeschlagen und die Kehle abgestochen wahr. Kurz nach dem Dropion des Feindes Abzug erfahren hatte /kam ein Königlicher Bohte zu ihm / anmeldend / es nähme den König / und alle seine Leute höchlich wunder / daß ihm in etlichen Tagen so gar keine Botschaft aus dem Lager zukommen währe / hätte darüber geeilet / mit der Reuterey voran zu gehen / mit welcher er gegen Abend bey ihm seyn / und den Feind ernstlich angreiffen wolte. Dropion schickete ihm 2000 Reuter / unter der Anfuhrung seiner ergebenen entgegen / welche ihm alles nach seinem Willen vortragen und den Fehler beschönen solten. Wir haben aber hieselbst zuvernehmen / mit was Gemüht und Willen Dropions erste Botschafft (da er von dem Könige ein neues Heer / noch ehe er der unsern Lager gestürmet hatte / begehrete) auffgenommen sey. In Pannonien wahr dazumahl überal grosse Freude / weil man alle Tage / ja fast alle Stunde eine Anzahl Vieh nach der andern aus Böhmen brachte / und umb ein liederliches Geld verkauffte / wobey stets zur neuen Zeitung ausgeruffen ward: das ganze Land stünde mit ihrem Könige in solchem Schrecken / daß dieser davon zuzihen / jenes sich an König Mnata zuergeben willens währe / dann die beste Manschafft hätte sich in den eingenommenen Grenz Festungen auffgehalten / nach deren Hinrichtung den übrigen das Herz entfallen währe. Mnata wahr etwas leichtgläubig / und trauete seinem ungeträuen Dropion zu viel / daher er sich gegen die seinen öffentlich vernehmen ließ: Er hielte Böhmen so gut als überwunden / und solte ihm Teutschland hernach vor den Schimpff auch schon gerecht seyn. Dieses wusten Dropions Zugetahne ihm dergestalt einzubilden / daß er ganz sicher ward / und des verständigen Mastyes Reden verachtete / welcher stets auff die guten Zeitungen antwortete: Er fürchtete / man würde mit den Böhmen mehr zu tuhn bekommen / als Vieh rauben und Dörffer brennen; das Land währe reich an Manschafft; Teutschland stünde ihnen bey / als ginge sie es selbst an / und däuchte ihn unmöglich / daß ein so tapfferer König in Geselschafft eines noch tapfferern geträuen Freundes nicht eine Schanze wagen solte / ein Königreich zubehalten /welches ihm angeerbet währe; riet demnach man solte sich gefasset machen / damit man zeit der Noht bereit währe; dessen aber der König lachete / und sich vernehmen ließ / er währe nicht willens / sein ausgeschiktes Heer mit einem Manne zuverstärken / so gewiß währe er des Sieges; mit welcher Erklärung seine Geträuen vor dißmahl muste friedlich seyn. Als aber die Zeitung erscholle / daß die 9000 im Dorffe von geringer Manschafft nidergehauen währen / welches Dropions Anhang gerne vertuschen wolte / begunte Mnata zumerken / daß die Böhmen noch nicht gemeinet währen / das Land zuverlauffen / insonderheit / als Mastyes und Deon / die auff alles gute Kundschafft legeten / ihm zu wissen tahten / sie hätten von guter Hand Zeitung / daß Teutschland und Böhmen ihr äusserstes wider Pannonien zuwagen entschlossen währen / und dero behuef sich gewaltig rüsteten. Weil dann Dropions begehren wegen Auffrichtung eines neuen Heers darzu kam / wobey doch der Niderlage ihres Vortrabes keine Meldung geschahe /merkete Mastyes / daß ein Schade müste eingenommen seyn / welches zuerforschen / er seinen geträuen Diener / der mit Dropions seines Abgefertigten Diener sehr vertraulich wahr / an denselben mit fleissiger Nachfrage setzen ließ / welcher / ob ihm gleich ernstlich von seinem Herrn verbohten wahr / dessen nichts zugedenken / so offenbahrete er doch diesem auff versprochene Verschwiegenheit alles / wie es ergangen währe. Mastyes hielt vor nöhtig / daß dem Könige es vertrauet würde / wiewohl ohn des Anbringers Meldung; Worauff dann Mnata den Abgeschickten mit ernstlichen Worten zu Rede stellete / warumb er so verrähterisch mit ihm umginge / und ihm die Warheit vertuschete / welche ihm von unterschiedlichen andern / so dem Heer beywohneten / mit allen Umständen schon zugeschrieben währe. Dieser verstummete anfangs / und als er des Königes Zorn merkete / bekennete er rund aus / daß ihm / solches zumelden /von dem Feld-Herrn ausdrüklich verbohten währe. Hieraus nahmen Mastyes und Deon gelegenheit /ihren König absonderlich mit Trähnen zuwarnen / er möchte sich doch vorsehen / und bedenken / was es auff sich hätte / daß nicht allein Dropion ihm den wahren Verlauff hinterhalten durffte / sondern auch solche Leute umb sich hätte / welche ihm geträuer währen / als dem Könige selbst. Aber es wolte diese Vermahnung noch nicht bey ihm wirken / insonderheit / weil der Abgeschikte / nachdem er sich bedacht hatte / den Feld Herrn zuentschuldigen wuste / daß derselbe seinen König mit so ungenehmer Zeitung nicht betrüben wollen / sondern sich hoch verheissen /sein Schart zuvor redlich auszuwetzen / ehe man in Pannonien davon etwas erführe. Der König hielt darauff Raht mit den Gewaltigen / was man auff Dropions begehren vorzunehmen hätte / und weil dieser noch gar einen grossen Anhang bey dem Könige hinterlassen / wusten dieselben alles nach dessen Willen zufidern. Mastyes wahr sehr sorgfältig / hatte mit Deon und etlichen wenig andern schon überleget /was des Königes und seines Reichs beste seyn würde / und trieb fleissig / daß ein Heer von 150000 Reutern möchte gesamlet werden / mit welchem der König selbst zu Felde ginge; welches zusammen zutreiben äusserster Fleiß angewendet ward / dann die Teutsche Hülffe / deren Dropion selbst gedachte / hielt sie nicht in geringer Furcht / daß die verständigsten es schon unter sich beklageten / daß man den Krieg so liederlich angefangen / und nicht zuvor gütliche Handlung versucht hätte. So bald aber Dropions und aller KriegsObersten anderes Ansuchen wegen eiligster übersendung der Speise Wagen / dem Könige vorgetragen ward / und daß ihr Lager mit allem Vorraht durch blossen Unfall (wie sie sageten) im Feur auffgangen währe / befahreten sich Mastyes und Deon viel eines ärgern / erfuhren auch durch heimliche Geschenke von einem mit übergekommenen Diener / daß alles durch Feindes List und Verrähterey zugangen währe. Jedoch / weil auch dieser beständigst darauff verblieb daß des Feindes Lager in wenig Stunden sich ergebe würde / war die Furcht bey ihnen nicht so groß / wiewol Mastyes gnug zuverstehen gab / daß er solcher guten Zeitung wenig trauete / und Dropion mit guten listigen Worten gespeiset würde / wunderte sich auch nicht wenig / daß er von Agis oder Hyppasus /genommener Abrede nach / gar kein geheimtes Schreiben bekam; aber diesen ward viel zu fleissig auff die Hand gesehen / daß ihnen solches zuleisten unmöglich wahr. Es musten alsbald 1200 Wagen auffbrechen und mit allerhand Speisen nach Böhmen zugehen / welche den flüchtigen / wie schon gemeldet / wol zu gute kahmen. Weil dann Dropions abermahlige Gesandschafft (welche er gleich seiner Ankunst auff die Pannonischen Grenzen abgehen ließ) sich angab / nebest Vermeldung / daß man wegen Mangel des nöhtigen Unterhalts / des Feindes Bodem hätte verlassen / und sich zuruk zihen mussen; entstund daher ein grosses Schrecken / und gedachten Mastyes und Deon nicht anders / als währe das ganze Heer geschlagen; welches eigentlich zuerfahren / sie dem Könige rieten / er solte sich seiner Königlichen Gewalt gebrauchen / und die 8 Abgeschikte absonderlich mit Ernst vermahnen / daß sie ihm den ganzen Verlauff umständlich anzeigeten; wodurch diese auch geschrecket / einhellig berichteten / daß sie über 70000 Mann in zweyen Stürmen und kleinen absonderlichen Schlachten eingebüsset / und doch dagegen dem Feinde sehr geringen Schaden getahn hätten; insonderheit zeigete ihrer einer dem Stathalter Mastyes vertraulich an / wie hoch König Ladisla und seine Verwanten von Dropion beschimpffet / und zum Galgen gefodert währen / wodurch derselbe zum Eifer gereitzet / seiner Abgesandten zehne henken / und dem eilften Ohre /Nase und Finger abschneiden lassen; welches dieser mit entsetzen und grossem Herzensprast anhörete /und nebest seinen Vertraueten beklagete / Dropions verwägener Frevel und unverschämter Ehrgeiz nach der Böhmischen Kron / würde ganz Pannonien ins Verderben stürzen. Bald hernach brach die Zeitung aus / die Teutschen und Böhmen hätten Dropions Heer mit überaus grosser Macht ganz umlagert; und als alle Stunden eingebracht ward / was gestalt alles Vieh geraubet / alle Früchte hinweg geführet / und was man nicht fortbringen könte / verbrennet würde /sahen sie die Früchte des unnöhtigen Krieges vor Augen / wolten gleichwol das Herz nicht gar fallen lassen / sondern reizeten den König / daß er eilen /und durch seine Gegenwart den Völkern einen Muht /und den Feinden Schrecken machen solte. Also brach Mnata endlich auff mit 150000 wolbewehrete Völkern / über welche er seinen geträuen Hyppasus zum Unter Feldherrn zusetzen willens wahr. Als Dropions 2000 Reuter auff den König stiessen / wusten deren Führer nicht gnug aufzuschneiden / wie viel Feinde sie erschlagen / und wie grosse Verwüstung sie in Böhmen angerichtet; aber der König wolte solchen eiteln Ruhm nicht unbeantwortet lassen / und fragete; wo dann die Siegszeichen / der Feinde Fähnlein und Gewehr währen / und was sie bewogen hätte / als flüchtige davon zulauffen; es währe unerhöret / daß ein so starkes Kriegs Heer ohn gewagete Feldschlacht das Hasen Panier aufgeworffen hätte; Und weil auff diesem Zuge von den Untertahnen nichts überal als klagen und weinen / wegen des überaus grossen Verlustes ihrer Güter gehöret ward / da sie zugleich sich vernehmen liessen / es währe der Feld Herr Dropion mit einer so grossen Macht in seinem Lager ganz stille dabey gewesen / daß sichs ansehen lassen / als hätte er mit den Feinden einen heimlichen Verstand gehabt / ja als ob er ihnen einen Frey Brief / nach gefallen zurauben / zuplündern und zuwürgen erteilet hätte / erzürnete sich der König nicht ein geringes daruber / so daß er willens wahr / das KriegsRecht über die hohen Häupter ergehen zulassen. Als er im Lager ankam / gingen Agis / Hyppasus und Amythaon in trauriger Gestalt zu ihm hin / und klageten sich selbst an / wie sie durch unterschiedliche Unvorsichtigkeit und Versäumniß dasselbe nicht geleistet hätten / was ihnen gebühret / wobey sie gleichwol unangezeiget nicht liessen / daß allemahl die gröste Schuld bey ihnen nicht gewest währe / und daß den listigen und glüklichen Anschlägen des Feindes sie sich nicht bestand befünden / welche allenthalbe durchgedrungen / und eine grosse Anzahl ihrer Völker gefressen /da hingegen wol kaum eine Hand vol der feindlichen Völker drauff gangen währen. Jedoch hoffeten sie /bey des Königes Gegenwart es wieder einzubringen wann sie des ergangenen gnädige Verzeihung erlangen könten. Mnata verstund aus ihren Reden wol /was sie gerne klagen wolte / und doch nicht durfften /beklagete die erlittene Niderlage / und zeigete an /daß ihnen freilich wolte gebühret haben / sich besser in Feindes Lande und Gegenwart vorzusehen; weil aber es an ihrer Auffrichtigkeit und Träue nicht ermangelt hätte / und man das geschehene nit endern könte / solte ihnen ihr versehen hiemit zugedecket und vergeben seyn / welches sie hernähst würden wissen einzubringen; ernennete auch darauff Hyppasus zu seinem Feldmarschalk über die mitgebrachten Völker / und foderte Dropion vor sich / welcher zu ihm tretend fragen durffte / warumb der König selbst mit überkommen währe. Derselbe aber anzeigete / es währe billich über seine schleunige Zurükkunfft sich mehr zuverwundern / und dz er sich hieselbst von den Feinden hätte einschliessen lassen / als daß er kähme /ihn loßzureissen. Der verwägene Dropion wahr ihm solcher verweißlichen Rede nicht vermuhten / uñ fragete / warumb der König sich seiner überkunfft verwunderte; ob dergleichen Glüksfälle nicht wol ehe vorgangen währen. Mnata kunte länger nicht schweigen / und sagete: Was Glüks fälle? heisset man dasselbe auch Glückesfälle / was man liederlich verübet /und durch Verachtung des Feindes oder andere dergleichen Verwarlosungen ihm selbst zurichtet? heisset man das Glüksfälle / wann man des Landes Plünderung mit leiblichen Augen anschauet / ja den Feind ungehindert abzihen lässet / welcher fünff mahl mehr Beute wieder gehohlet / als man ihm abgenommen hat? Dieser Unhold sahe seinen König mit grimmigen Augen an / und weil er seine Gewalt fest gelegt hatte /