ihnen wurde abgewonnen haben / damit sie ihn nicht gar erwürgeten. Sie versprach ihm solches nach seinem begehren / und ging wieder mit ihm nach der Geselschaft / da er mit mehr kaltem Herzen wieder kam / als er mit erhitzetem weg gangen wahr; wolte auch weder Kleofis noch Bubazes ansehen /sondern erwartete schleunigste Abfertigung / die ihm von dem Fräulein verheissen wahr / welche zu Herkules also anfing: Durchl. GroßFürst und Oheim; demnach dem Herrn Hoffmeister nach seinem Könige sehr verlanget / er auch mit einer sicheren Begleitung gerne fortgehen wolte / bittet er umb gnädigste Abfertigung / und etwa 20 Reuter zu seinem Schuz biß über die Persischen Grenzen / welches auff euer Liebe Bewilligung ich ihm zugesagt / uñ leicht zuerhalten gedenke / weil er mir ohndz als mein Gefangener übergeben ist. Was eure Liebe hierin ordnet / antwortete er / sol mir wolgefallen; aber sider ihrem Abwesen habe ich Obristen Bubazes diese Jungfer ehelich versprochen / und daß sie ihm noch hinte sol beygelegt werden / zweifele nicht / eure Liebe werde es nicht tadeln. Kleofis entsetzete sich daruber / und gab zur Antwort; Durchl. GroßFürst / ich bitte untertähnigst / diese Scherzrede zu wiederruffen / welche der Herr Hoffmeister wol im Ernst auffnehmen / und bey dem Könige vor Warheit angeben dürffte. Uberdaß ist mein flehentliches Ansuchen / bey dem H. Hoffmeister zu werben / daß in ansehung der ihm erteileten Gnade / er bey seinem Könige erhalten wolle / daß meine väterliche Verlassenschaft mir allergnädigst abgefolget werde. Wird König Artabanus so höflich /und Bagophanes so dankbar seyn / antwortete Herkules / wil ichs an beyden zu rühmen wissen; wo nit; so verspreche ich hiemit meiner Freundin vor dieser ehrlichen Geselschaft / daß ich Gelegenheit suchen wil /so viel Güter aus Parthischem Gebiet ablangen zu lassen / daß sie wol und gedoppelt sol befriediget werden. Bagophanes taht als hörete er weder eins noch anders / nam kurzen Abscheid ohn sonderliche Ehrerbietung / und wolte fortgehen / da Herkules zu ihm sagete: Höret Bagophanes / euch sey vor dißmahl alles verzihe / nur hutet euch / daß ihr hernähst nicht wieder unter meine Hände gerahtet / es dürffte sonst geschehen / daß ich das Alte mit dem Neuen hervorsuchete. Valiska winkete ihm / ohn Antwort fortzugehen / und sagte zu Herkules: Wie da mein Oheim; können eure Liebe sich an eines Esels Grobheit irren? er hats bey seinem Wüterich nicht besser gelernet /darumb köñen wir es nicht höher von ihm fodern. Betreffend aber meiner Jungfer Beylager / muß freilich dasselbe nicht länger auffgeschoben werden / sondern man sol das Eisen schmieden weil es heiß ist / es möchte ihr sonst zum andernmahle ungleich gehen /massen sie schon jezt von Bagophanes einen redlichen Korb erhalten hat; erzählete hiemit allen Verlauff / und sagte zum Beschluß: Da sehet ihr nun /meine Freundin / wie gefährlich es sey / wann man sich zu hart wegert; zwar ich habe so ungleiche Gedanken von Herrn Bubazes nicht / aber bey Bagophanes währe ich mirs auch nit vermuhten gewesen / und seid ihr gleichwol im gewissesten / wann ihr geschlossen habt. Die gute Jungfer sahe / daß es am Beystande mangelte / gab sich in ihrer Gn. Fräulein Willen / und wolte doch hoffen / sagete sie / ihren Liebsten dahin zu bereden / daß er das Beylager noch etliche Monat auffschöbe. Da gebe ich euch über zusammen / sagete Valiska / und mag ein jeder sein bestes prüfen; aber Herr Bubazes / damit eure Liebste nicht gar mit leerer Hand zu euch komme / wird sie euch diesen Abend 10000 Kronen wert Kleinot auff euer Bette legen / und sollen die gebührlichen Ehren-Kleider sich gegen die Hochzeit auch schon finden. Also ward diese Heyraht volzogen / und die Jungfer ihrem Liebesten desselben Abends zugeführet. Des folgenden Morgens brach Herkules mit den seinen auff nach Persepolis / und muste Bubazes mit seiner Kleofis ihnen Geselschaft leisten / an dessen Stelle Obrister Bahystehenes zum Befehlichshaber des Städleins eingesetzet ward. Die 1000 befreiete Gefangene musten erst des Abends nach Parthen gehen / die übrigen alle / an der Zahl 12400 musten mit nach Persepolis / und wurden von 3000 Reu ern begleitet / da sie dann in guter Sicherheit und möglicher Eile fortgingen.
Ladisla lebete diese Zeit über wegen seines lieben Herkules in grosser Furcht / und weil er so gar keine Zeitung von ihm hatte / dauchte ihn die Zeit sehr lange / ungeachtet der guten Geselschaft / die er an Artaxerxes / Arbianes uñ Pharnabazus hatte; bald fürchtete er sich / es möchte Herkules erkennet werden; bald gedachte er / die gar zuheftige Liebe würde ihn verblenden / daß er sein Vorhaben nicht klüglich gnug anfinge / und gereuete ihn sehr / daß er den Außfoderungs-Brieff an Artabanus nicht etwas hinterhalten hatte; und ob er gleich an seinen Wunden bald genaß / wahr er doch immerzu schwermütig; dessen Artaxerxes wol wahr nam / und allerhand Mittel suchete / ihn zuergetzen / aber alles vergebens; Ursach /er hatte seine Seele nicht bey sich / sondern sie Herkules nachgeschicket / daher er auff Artaxerxes Nachfrage / was er vor ein traur-bringendes Anliegen hätte / einsmahls also antwortete: Eure Liebe wolle sich meiner schwermuhtigen Gedanken nicht wundern /welche nirgend als von der Abwesenheit meines geliebten Herkules herruhren; dann er / ja einig er / ist die Seele meines Leibes / und die Fröligkeit meiner Seele; daß mir demnach unmöglich ist / ohn ihn vergnüget zuseyn / so wenig der Leib ohne Seele leben kan; dessen aber eure Liebe sich nicht verwundern /noch es vor eine törichte Einbildung halten wolle / angesehen von dem ersten Tage unser Kundschafft her /ich meine Eltern / Schwester und Vaterland verlassen / uñ an ihn mich gehalten habe. Ich muß gestehen /antwortete Artaxerxes / dz mir vertraulichere Freunde / als sie / niemahls vorkommen / die doch nicht minder in der Taht sich zuehren als zu lieben bemühet sind; und möchte ich gerne wissen / ob sie dann von Kindesbeinen auff / ihre Freundschafft geführet / oder doch ohngefehr an einander gerahten sind. Dieses /sagte Ladisla / wird kein Mensch besser / als ich selbst / Euer Liebe erzählen köñen / wann dieselbe es anzuhören / Beliebung träget; wobey ich mich doch bedinge / daß dieselbe ja nicht solche Worte von mir erwarte / welche die völlige Brunst meiner Zuneigungen gegen meinen Herkules recht ausdrücken solten. Ich wahr im Eilfften Jahr meines Alters / als mein Herr Vater höchstseel. Andenkens / den GroßFürsten in Teutschland / meiner Fr. Mutter Bruder besuchete /und mich als einen einigen lieben Sohn mit sich nam; Als wir bey ihm anlangeten / ließ er seinen grösseren Sohn / meinen lieben Herkules / aus der Schuele fodern / welcher damahls sieben Jahr und drey Monat (so eigen weiß ichs) alt wahr. Er kam frisch daher gelauffen / die Aeugelein blinzeten ihm wie helle Strahlen / und die Goldgelben Haarlocken von sich selbst gekråuset / flogen ihm über den Achseln / als hätte der Wind sein sonderliches Liebespiel mit ihnen getrieben; sein Antliz wahr als eines geschnizten Engelchen / und des ganzen Leibes Geschikligkeit nach allem Wunsch. Seine Fr. Mutter hatte ihn in Pfirsichblüte Taffet gar dünne gekleidet / weil es heisser Sommer wahr / daher man die Artigkeit seiner zarten Glieder eigentlich erkennen kunte. Wir sahen durchs Fenster ihn auff dem innersten Schloßplatze daher springen / und lief ihm ein grosser Jagt Hund zur Seiten / und sein Leibknabe hinten her. Wie er ins Gemach trat / zog er sein schwarzes Hütche mit der weissen Feder sehr höflich abe / mit geschiklicher Verschrenkung des Leibes / daß seine Ehrerbietigkeit wol zuspüren wahr / trat gegen seinen Herr Vater /und fragte mit lieblichen Geberden / wer der ansehnliche fremde Fürst wäre. Der GroßFürst lachete anfangs / ohn zweifel vor Freuden / und antwortete ihm: Ich sehe wol / du wilt zuvor die Leute kennen / ehe du sie gebührlich empfähest; es ist dein Herr Vetter / der Großmächtigste König aus Böhmen / und dieser der junge Böhmische Herr. So bald er dieses hörete / setzete er sich vor meinem Herr Vater auff die Knie /und küssete ihm die Hände / stund bald wieder auff /und sagte mit eben so unerschrockenem als freundlichem Angesicht (ja mich deucht / daß ich die süsse Stimme noch in meine Ohren schallen höre) Großmächtigster Unüberwindlicher König / gnädigster Herr Vetter; Eure Königl. Hocheit muß bey uns sehr wilkommen seyn / als dessen Angesicht zusehen / ich mir etliche Zeit gewünschet / dann von Ihrer Hocheit hoffe ich dereins den Ritter-Orden zuempfahen / wann ich dessen werde fähig seyn können. Mein Herr Vater sahe ihn mit Verwunderung an / und antwortete ihm: Herzgeliebetes Söhnichen / ich erfreue mich deiner vernünfftigen Herzhafftigkeit und zierlichen Sitten /und dafern die Götter biß dahin mich fristen / werde ich nie keinem das Schwert mit freudigerm Herzen angegürtet haben. Unter dieser Rede sahe ich ihn /und er mich / inbrunstig an / biß mein Herr Vater gegen ihn weiter also fortfuhr. Sihe da mein Söhnichen Herkules / hier habe ich dir meinen Sohn Ladisla zugeführet / Freundschafft mit ihm zumachen / hoffe /er werde auch nit gar aus der Art seiner Vorfahren schlagen. Darauff trat er zu mir / umfing mich / und sagete: Herzlieber Oheim und Bruder / es erfreuet mich sehr / dz ich euch als meinen geträuen Gesellen bey mir haben sol / möchte wünschen / daß bey eurem Herr Vater meinem gnädigsten Könige ich erhalten könte / daß wir biß an unser rittermässiges Alter mit einander den Büchern sie fleissig obliegen / uñ im schiessen und andern zulässigen Spielen uns üben solten / dafern euch meine Geselschafft als eines jungeren nicht zuwider währe. Ich muß bekennen /daß durch seine Schönheit ich alsbald mich dergestalt gegen ihn verliebet befand / daß ich nicht wuste / was ich ihm zur Antwort gab; aber das weiß ich wol / daß unsern Eltern / insonderheit seiner Fr. Mutter die Augen voll Trähnen stunden / da sie ansahen / wie wir einer von dem andern kein Auge abwenden kunten / und das umfahen zum fünfften mahl wiederhohleten / biß ein Teutscher Pfaffe darzu kam / welcher uns beyde ersehend / sagete: O diese junge Herren /Durchl. Großfürst / werden gar zu früh zusammen gebracht / doch hats nach des Gestirns anzeige nicht wol anders seyn können; und zwar sie sind nun beysammen / aber Farbe wird es kosten / wer diese verknüpffete und verwickelte Herzen scheiden sol. Und warumb solten sie geschieden werden / sagte mein Herr Vater / nachdem sie inkunfftig / da sie leben sollen /ihre Reiche nit besser als durch Einigkeit schützen können? Der Pfaffe wolte hierauff nicht Antwort geben / so achtete es auch keiner groß / dann alle anwesende gaben acht auff uns beyde / wie wir uns einander von oben an biß unten aus beschaueten / biß Herkules von seinem Herr Vater urlaub baht / daß wir hingehen / und uns im schiessen üben möchten; da wir alsbald unsere kindische Erfahrung sehen liessen /doch also / daß keiner den andern beschimpffen / oder ihm etwas zuvor tuhn wolte; wiewol / die Warheit zugestehen / er mir schon uberlegen war / dessen ich mich nicht wenig schåmete. Als die Zeit wahr /schlaffen zugehen / fragete ich meinen Herkules / ob wir unsere Ruhstäte auch weit von einander haben würden / gab ihm auch zu vernehmen / dafern es ihm nicht zuwider / möchte ich gerne bey ihm schlaffen; welches eine Zohf Jungfer hörend / der GroßFürstin es anmeldete / die uns beyde zu sich foderte / und mit Leutseligkeit sagete: Weil wir des Tages über so gute Brüderschafft gemacht hätten / solte wir die Nacht auch bey einander ruhen; welches mir eine angenehme Zeitung wahr / davor ich mich untertähnigst bedankete. Die acht Tage wir nun dazumahl beyeinander wahren / däuchten uns nicht so viel Stunden lang seyn /und hatte ich meinem Herkules mich dermassen ergeben / daß wie mein Herr Vater / da er auffsitzen wolte / zu mir sagete / es würde schier Zeit seyn / Prage wieder zusuchen / mir die Angst Trähnen aus den Augen hervor drungen; Zwar mein Herkules hielt mit mir bey meinem Herr Vater fleissig an / mich eine zeitlang bey ihm zulassen / wie die GroßFürstin imgleichen / nachdem sie unsere innigliche Traurigkeit sahe; aber mein Herr Vater gab ihr zur Antwort: Fr. Schwester / ich habe meinen Sohn auch lieb / und sehe ihn gerne vor mir / ungeachtet ich wol weiß / daß er alhie so wol / als bey mir zu Hause währe. Zu Herkules aber sagte er: Geliebter Sohn / jezt muß mein Sohn Ladisla wieder mit mir zihen / wann wir aber wieder kommen / wollen wir ein ganzes Jahr hieselbst verharren. Ja wie bald geschihet solches / allergnädigster König? antwortet er; so ist mir auch das ganze Jahr zu verdächtig / nachdem Ihre Hocheit dißmal so schleunig hinweg eilet / noch ehe mit meinem herzlieben Bruder Ladisla ich rechte Kundschafft treffen mögen. Aber da halff alles nichts; ich muste auff die Gutsche mich setzen / so bald ich einen kurzen Abscheid von Herkules mit so verwirretem Gemuht genommen hatte / daß ich vergaß ihn zuumfangen; wie dann nicht geringere Verenderung ich an ihm gleichfals spurete. Auff der Reise taht ich nichts als seuffzen / ungeachtet mein Herr Vater mich hart straffete /so kunte er mich doch darzu nicht bewägen / daß ich ihm gehorchet / und einen freyen Sinn angenommen hätte; ja weder essen noch trinken wolte mir schmäcken / schlieff auch des Nachtes sehr wenig / da ich im Schlaffe nur stets meinen Herkules rief / daher ich /wie wir zu Prag anlangeten / schon so schwach und bleich wahr / daß meine Frau Mutter sich darüber entsetzete / und nach meinem Gebrechen fragete / welches aber so wenig ich / als mein Herr Vater ihr sagen wolte. Nun hatte ich mir gänzlich vorgenommen zu sterben / weil mir unmöglich wahr / mein hefftiges Verlangen nach Herkules zuertragen / ward auch in wenig Tagen so matt / daß ich nicht gehen kunte /sondern stets zu Bette ligen muste. Meine Wärterin hatte / wann ich eingeschlummert wahr / gehorchet /daß ich unter den seuffzen den Nahmen Herkules offt genennet / zeigete es meiner Fr. Mutter an / und sagete: Dafern mir nicht beyzeiten Raht geschaffet würde /könte ichs nicht lange treiben. Also ward der Arzt zu mir geführet / dessen Gegenwart mir nicht angenehm wahr / insonderheit da er nach Begreiffung der Schlag Adern und Herzklopffens auch mein Wasser besahe /mich fast eine Stunde lang betrachtete / und endlich zu meiner Fr. Mutter sagete; es währe keine Krankheit / die durch Kräuter oder andere leibliche Arzney könte vertrieben werden / sintemahl alles übel des zarten Leibes einig und allein von der Unruhe des Gemütes verursachet würde; müste demnach ohn zweifel in kurzer Zeit vergehen / dafern mir nit Hoffnung zur Erlangung meines inniglichen begehrens gemacht würde. Darauff kam gegen Abend mein Herr Vater zu mir / fragend / ob ich nicht schier wieder gesund werden wolte / inwendig neun Tagen müste er nohtwendiger Geschåffte halber nach dem GroßFürsten reisen /wohin er mich mitnehmen wolte. Dieses wahr meine rechte Arzney; ich foderte Speise und Trank / und ging des vierden Tages / als fehlete mir nichts / ohn daß die Mattigkeit mir in den Knochen lag. Als der neunde Tag herbey kam / und ich keine Zubereitung zur Reise sahe / erkundigte ich mich bey den Trabanten uñ Gutscher / wie bald mein Herr Vater nach Teutschland würde; bekam aber zur Antwort: man währe kaum wieder zu Hause angelanget; ob ich meynete / dz man alle Wochen um einander nach Teutschland reisen würde? dessen bey meiner Frau Mutter ich mich beschwerete / vorwendend / die Knechte und Diener hielten mich so geringe / daß sie mich keiner warhafften Antwort wirdigten / welches ihnen zu seiner Zeit solte eingebracht werden; Worauff sie zur Antwort gab: den Dienern währe solches unbewust /und überdas die Reise wegen anderer Geschäfte auffgeschoben / müste demnach mich gedulden / biß es meinem Herr Vater würde gelegen seyn. Je warumb nicht? antwortete ich; und warumb solte mein Herr Vater meinet wegen früher oder später reisen? Aber damit ging die erste abgelegte Traurigkeit von neuen wieder an; alle Lust zur Speise verschwand mir; schlaffen kunte ich nicht / und wahr doch einem schläfferigen Tag und Nacht ähnlich; kurz davon zureden; des sechsten Tages fiel ich in ein hitziges Fieber / daß die Aerzte an mir verzageten / und meine Fr. Mutter mich mit trähnenden Augen fragete / warumb ich durch Traurigkeit mich selbst tödten wolte / und ob ich meiner Eltern so gar überdrüssig währe? Davor behüten mich die Götter / antwortete ich; und wie kan ich der Krankheit oder dem Tode wehren? Aber O mein Herkules / mein Brüderchen / möchte ich dich nur noch ein mahl vor meinem Tode sehen! doch ich bin gewiß / meine Seele wird nirgends als bey dir seyn / so bald sie nur den Leib erst wird verlassen haben. Auff solche Rede fiel sie ohmächtig auff mein Bette / und nachdem sie sich wieder erhohlet / ging sie hin zu meinem H. Vater / welchen sie mit vielem weinen und bitten bewogen hatte / mich / so bald ich gesund seyn würde / in Teutschland zusenden / brachte mir auch die hocherfreuliche Zeitung / die Reise solte nicht långer als biß auff meine Gesundheit verschoben werden. Aber der Glaube wahr mir benommen / und antwortete ich: Herzallerliebste Fr. Mutter /speiset mich nur nicht mehr mit falscher Hoffnung; ich befinde mich nunmehr so weit abgemattet / daß meine Seele meinem Willen bald gnüge tuhn wird; ist dann / daß ihr mich liebet / so nehmet meinen / ach ja / meinen allerliebsten Herkules vor euren Sohn und künfftigen Erben dieses Königreichs an / alsdann wird er meine Seele wieder mit sich herführen / und als lange er lebet / könnet ihr keinen bessern und wirdigern Sohn finden noch wünschen; daß ihr mich aber von ihm getrennet habt / ist die einige ursach meines herzu nahenden Todes. Mein Herzen-Kind / antwortete sie mit heissen Trähnen / schlage solche Todesgedanken aus dem Sinne / dann ich beteure es bey mütterlicher Träue / daß so bald du wirst gesund seyn /ich selbst dich nach deinem Herkules bringen wil. Es währe alles gut / sagte ich / aber es ist meines erachtens schon zu lange geharret. Wie ich dann in Warheit kaum so viel Kräfte / diese Worte auszusprechen /bey mir befand / und mich etwas erhohlen muste / da inzwischen meine Fr. Mutter sich übel hielt / und ich endlich baht / mich krank hinführen zulassen / ob vielleicht meines Herkules kräfftige Augelein mich wieder gesund machen würden. Der Arzt kam gleich darzu / hörete diese Worte / und sagte: Ja Ihre Hocheit versichern sich / daß das Herrlein das beste Mittel vorschläget / dann auff andere weise wird er in Warheit nicht genesen / als lange sein Gemüht den steiff-eingebildeten begierden nachhänget. Dieses schaffete so viel / daß mir alsbald eine Sänffte bereitet ward /und meine Fr. Mutter mich nach meinem Herkules brachte / da ich zwar auff der Reise nicht stärker /aber auch nicht schwächer ward; empfand dannoch eine sonderliche Erquickung / wann meine Fr. Mutter mich umb Herkules Sitten und Gestalt (den sie in fünff Jahren nicht gesehen) befragete; da ich alle Kräffte zusammen ruffte / ihr nach kindischem Vermögen solches zubeantworten. Unsere Ankunfft wahr dem GroßFürsten sehr fremde / und doch sehr angenehm / und ward mein Herkules alsbald zu mir vor die Sänffte gefodert / welcher / da ihm meine Schwacheit zuwissen getahn ward / mit weinenden Augen zu mir gelauffen kam / herzete und küssete mich inniglich / und sagte: O mein allerliebstes Brüderchen / wiltu dann deinen Herkules durch deinen Tod des Lebens zugleich mit berauben? lieber erhohle dich / und mache meine Hoffnung nicht zu Wasser /welche mich bißher festiglich versichert hat / wir wolten dereins durch Zusammensetzung unser Waffen /Ehr und Ruhmerwerben / und du woltest uns beyde in diesen Jahren schon sterben machen? Ach du mein allerliebstes Seelichen / antwortete ich / warumb klagestu mich solcher Grausamkeit an / da ich ja nichts mehr suchen wolte / als vor dich zusterben / weil mir ein süsser und angenehmer Tod nicht begegnen möchte. Unsere Müttere höreten diesen Reden zu / und weineten so überlaut / daß der GroßFürst herzu lief /und nicht anders wähnete / ich würde schon verschieden seyn; als sie ihm aber unser beyder beginnen zeigeten (dann bald küssete / bald trösteten / bald drücketen wir uns) wendete er sich mit halbnassen Augen umb / und kunte vor Mitleiden nicht mehr zusehen. Endlich sagete die GroßFürstin zu mir: Herzlieber Sohn Ladisla / biß du unbetrübet / du solt forthin bey deinem Herkules bleiben / das verspreche ich dir ohn alle Falscheit. Auff welche Rede mich nicht anders gedauchte / als krauete mir die Haut auff dem Häupte / und zöge sichs uber meinen ganzen Leib / als ein naßfröstiges Tuch / welches mir zwischen Haut und Fleisch ein angenehmes kitzelndes schauren verursachete / daher mir eine Kuhlung in allen meinen Gliedern und Blut-Adern erwecket ward / und antwortete ich der GroßFürstin; Gn. Fr. Mutter / wolte Gott /mein H. Vater möchte in ihr gnädiges Erbieten einwilligen / alsdann würde ich ohn zweifel bald genesen. Liebes Kind / sagte meine Fr. Mutter; davor wil ich dir Bürge werden / und hast hieran im geringsten nicht zuzweiffeln. Herkules hatte bißdaher meiner Fr. Mutter nicht wahr genommen / auch sie zuvor niemahls gekennet / setzete sich deßwegen alsbald vor ihr nider auff die Knie / küssete ihr die Hände / und wolte seine Entschuldigung tuhn; aber meine Fr. Mutter hub ihn auff / und küssete ihn wol zehnmahl aneinander; Ach mein allerliebstes Engelchen / sagte sie / deucht mich doch nicht anders / ich sehe meiner kleine Valisken Ebenbild vor mir; mein trauten Schaz /ich wundere mich nicht groß / daß mein Ladisla sich dermassen in dich verliebet hat / angesehen / mirs fast nicht viel anders gehen dürfte. Großmächtigste Fr. Königin und Mutter / antwortete er; ich bitte demühtigst umb verzeihung der von mir begangenen Grobheit / daß ihrer Hocheit ich nicht bald anfangs die Hände geküsset / wovon mich nichts / als vor erst die Unwissenheit / dann auch meines herzlieben Bruders Ladisla Schwacheit abgehalten hat. Mein allerliebstes Söhnichen / sagte sie / nicht bitte dessen einige Verzeihung / nur laß dir angelegen seyn / daß dein Bruder Ladisla bald wieder gesund werden möge / damit wir ihn nicht gar verliere. Sie ging auch mit ihm an meine Sänfte / und fragete / wie ich mich befünde; ich sagete / sehr wol / wann ich nur ein wenig schlaffen möchte. Gleich kam ein Teutscher Pfaffe darzu / welcher des GroßFürsten Leib Arzt wahr / und meine SchlagAdern begrieff / auch nach meinen geführeten bezeigungen fragete; sagte hernach zu dem GroßFürsten; Gn. Herr / hier bedarffs meiner Kunst gar nicht /unser junges Herrlein ist bey diesem Kranken der allerbewehrteste Arzt / und werden wir in wenig Tagen besserung sehen / dañ es hat sich die Krankheit schon gebrochen / und bestehet in heilsamer Wandelung; riet auch daß mir Ruhe gegönnet würde / daher ward ich auff ein SchlaffGemach gebracht / weil es ohndaß schon Abend wahr / und ich die ganze Nacht sehr wol ruhete / bekam folgends guten Lust zur Speise / und nam an Kräften schleunig zu / daß am sechsten Tage nach meiner Ankunft ich mich in die Kleider machete / wiewol mir die Schwacheit wol vier Wochen anlag /und ich in solcher Zeit in die Luft nicht gehen / noch meinen Leib stark bewågen durfte. Drey Tage vor meiner Ankunfft hatte Herkules ohn vorwissen seiner Eltern ein Schreiben an meinen H. Vater / durch hulffe eines Stalknechtes abgeschicket / und in demselben instendig begehret / mich wieder zu ihm kommen zu lassen / damit wir fleissig miteinander in der Jugend die Sprachen lernen / und in kindlichen Waffen uns üben möchten / und wir nachgehends zur Ritterschaft desto fertiger uñ geschikter währen / welches ihm dañ mein H. Vater mit freundlicher Antwort bey eigenem Bohten einwilligte / noch ehe ich wieder außgehen durfte / er mir auch solches bald zeigete / und sich mit mir frölich stellete / weil wir nunmehr schriftliche Versicherung / die kein König bräche (wie er aus kindlicher Einfalt pochete) in Fäusten hätten. Aber mein Herr Bruder / sagte hieselbst Ladisla zu Artaxerxes; was gedenket doch wol eure Liebe / daß dieselbe ich durch Erzählung solcher kindischen Possen so gar beschwerlich bin. Durchaus nicht beschwerlich / mein Herr Bruder / antwortete er / sondern ich beteure bey meinen Ehren / daß ich nie angenehmere Erzählung mit meinen Ohren angehöret / und bitte sehr / eure Liebe wolle die Mühe nehmen / das übrige vollend mit allen umbständen hinzuzutuhn. Ist solches euer Liebe behäglich / sagte er / wil ich gerne fortfahre / wie daß meine Fr. Mutter / nachdem ich die völlige Gesundheit erlanget / sich zur Heimreise wieder fertig machete / und mich fragete / ob ich nun meinen Willen vergnüget hätte / uñ wieder mit nach Prage wolte; welches mir nicht anders / als ein Donnerschlag im Herzen wahr / so daß ich Muht und Farbe verlohr / welches doch nicht lange wehrete /weil ich den Scherz daher abnam / daß sie alsbald Herkules Lehrmeister / einen gefangenen Römer /zwar jung / aber sehr geschikt / vor sich foderte / und ihm 100 Kronen schenkete / mich neben Herkules in Lateinischer und Griechischer Sprache fleissig zu unterweisen / versprach ihm dabey jährlichen Sold 400 Kronen / und / welches ihm das liebeste wahr / künftige Befoderung seiner ehmaligen Freyheit. Da wurden wir nun sehr wol angeführet / weil wir einander mit reizungen zum Fleiß auffmunterten / und pflag mein Herkules schon dazumahl dieses vor sein Sprichwort zugebrauchen:
Disce puer, juvenis quod agas, namque ante senectam
Dura tibi nunquam concedunt fata quietem.
Lern in der Kindheit / was du Jüngling must versehen /
Dann vor dem Alter läst Gott keinen müssig gehen.
Daher er dann zum offtern mich vermahnete / wir wolten fleissig seyn / damit wir beyzeiten die Bücher hinlegen / und die Waffen zur Hand nehmen könten. In was Einigkeit nun wir unsere kindlichen Jahre zubrachten / währe weitläuftig zuerzählen / dabey ich doch unvergessen lasse / daß ich zuzeiten mit ihm eiferte / wann ohn mein vorwissen er sich in Gefahr wagete / und den grimmigen Wölffen nachstellete. Setzete ich ihn dann daruber zurede / warumb er mich dahinten gelassen / und ob er meinete / daß ich so viel Herzens nicht hätte / ein gleiches mit ihm zu wagen /gab er mir zur Antwort: Ja mein lieber Bruder / meinestu / ich könte über mein Herz bringen / dich in solcher Gefahr zu sehen? mich betreffend / setzete er wol hinzu / bin ich daher versichert / weil alle Sternseher und Zeichendeuter mir ein langes Leben zulegen / in welchem ich / sonderlich in der Jugend / viel Muhe und Arbeit außstehen solle / daher befürchte ich mich nicht / daß mich die Wölffe zu reissen werden. Artaxerxes kunte sich nicht enthalten zu fragen / ob dann in der ersten Jugend er schon so gräuliche Tihre hätte bestehen dürffen. Ja / sagte Ladisla / solte euer Liebe ich solches alles berichten / müste ich lange Zeit haben; ehe und bevor ich ihn jemahls gesehen / hatte er schon einen ungeheuren grossen Wolff belauret /und ihn schlaffend mit seinem Kinderdegen / den er ihm in den Rachen gestossen / umbracht. O wie offt wünschete er / da er kaum von 13 Jahren wahr / daß es Löuen und Bähren in Teutschland geben möchte /auff daß er sie nicht allein kennen lernete / sondern sich auch an ihnen versuchen könte. Er wahr so glükselig in alle seinem Vornehmen / daß ihm nichts mißlung; und die Warheit zu sagen / überlegete er zuvor alles sehr vernünfftig / und verrichtete hernach was beschlossen wahr / mit sonderlicher Eilfertigkeit /pflegete auch zu sagen: Wol bedacht und furchtsam verrichtet / ist scheltwirdiger / als eine unbesonnene frische Taht; dann dieses geräht offters / jenes nimmermehr. Neben dieser seiner Herzhaftigkeit aber wahr er so Gottfürchtig und tugendhaft / daß er weder fluchen noch Spotreden von Göttern hören wolte. Keine Uppig- noch Leichtfertigkeit habe ich Zeit meines Lebens an ihm gespüret / halte auch / daß wann meine Frl. Schwester nicht in der Welt währe / würde er sich von aller Weiber-Liebe abgehalten haben. Der Unzucht ist er spinne feind / daß er auch mit denen / die deßwegen berüchtiget / nie umbgehen / noch gemeinschaft haben wollen. Als er von 15 Jahren / und schon zimlicher Leibesstärke wahr / dz man ihn vor achzehn jährig hätte halten mögen / ritte ich mit ihm durch einen lustigen Wald / in welchen wir den Füchsen und Hasen auffzulauren pflegeten; da wir nun den verborgensten Wegen nachjageten / und von ferne einer zwangleidenden Dirnen Geschrey höreten / jedoch nicht eigentlich wusten / was Gewalt ihr angelegt würde / übergaben wir unsere Pferde den mitlauffenden Leibdienern / folgeten der Stimme zu Fusse durch Püsche und Hecken nach / biß wir eines vornehmen wolbekanten teutschen Herrn gewahr wurden / der mit einem jungen wolgestalten / doch armselig bekleideten Bauren Mägdlein bemühet wahr / sie zu seinem unkeuschen Willen zu überwältigen / dem sie zwar nach äusserstem Vermögen wiederstund / aber gleich an dem wahr / daß sie hätte erliegen müssen / weil der Gewalttähter seinen beyden reisigen Knechten hinzu geruffen / und sie aller Kleider hatte berauben lassen. Herkules bekam sie ehe ins Gesicht als ich / sprang mit entblössetem Degen hinzu / und fragete den Vergewaltiger / ob ihm gebührete dergleichen Boßheit zu verüben. Seine Knechte / die uns beyde kenneten / flohen davon / ihr Herr aber fing mit einer leichtsinnigen Entschuldigung an / es währe seines Untertahnen /und eines Bauren Tochter / möchte demnach ihre Fürstl. Gn. sich daran nicht ärgern. Herkules kunte ihm solchen Frevel nicht zu gute halten / und sagete: O ihr verwägener Ritter / habt ihr so geschworen /Jungfräuliche und alle Weibliche Ehre nach vermögen zu schützen? sahe ihn mit feurigen Augen an / und ging mit dem Schwerte auff ihn loß. Dieser zückete seyn Gewehr / sich zu schützen / und baht / ihre Gn. möchten einhalten / und ihm nicht Ursach geben / einige Nohtwehre zu tuhn / dessen er gerne geübriget seyn wolte; wodurch Herkules noch mehr erbittert /ihm sein bestes zu prüfen befahl / und nam einen rechtmässigen Kampff mit ihm an; dessen ich mich nicht wenig entsetzete / mich auch bemuhete / ihn davon abzuhalten; aber ehe ich michs versahe / hatte er seinem Gegener schon eine Wunde in den rechten Elenbogen geschlagen / daß er das Schwert fallen ließ / und in Ohmacht nidersank / da er ihm vollend den Kopf herunter schlug / und selben dem Mägdlein /welches nacket auff der Erden saß / einhändigte / warf ihr hernach des erschlagenen Reitrok über / und hieß sie mit dem Kopfe nachfolgen; jedoch hatte Herkules auch einen Schramhieb über den rechten Arm bekommen / woraus gar wenig Blut floß / welches er mit dem Finger abwischete / und in die höhe mit diesen Worten gen Himmel warf; Ihr Götter schutzet mein Blut / so lange ich das Unkeusche zuvergiessen geneigt bin; solte ich aber zu gleicher Untugend mich verleiten lassen / alsdann zuschmettert mit eurem Donner alles was an mir ist. Wir eileten wieder nach unsern Pferden / setzeten uns auff / uñ liessen das Mägdlein mit dem Häupte / welches sie offenbahr tragen muste / allernähest hinter uns her folgen. Alle die uns begegneten kenneten dasselbe / und entsetzeten sich / und da wir vor dem GroßFürstlichen Schlosse anlangeten / da der GroßFürst mit seinem Gemahl und vornehmsten Hofleuten sich im grünen erlustigte / stieg Herkules vom Pferde / hieß das Mägdlein folgen / trat vor seinen H. Vater / und redete ihn also an: Gnädigster Herr und Vater / wann die mächtigen Götter Land und Leute straffen / geschihet solches wegen der Inwohner Boßheit und Untahten / welche von der Erde schreihen und des Himmels Ungnade über schuldige und unschuldige zu gleich erwecken; solches Verderben aber abzuwenden / lässet die Obrigkeit ihr billich angelegen seyn. Nun ist leider der verfluchte Wahn bey etliche eingerissen / die sich ihres adelichen Geblüts durch stolzen Pracht ihrer Schild uñ Helme berühmen / daß sie meinen es stehe ihnen frey / der armen ihnen untergebenen Bauren Töchter nach Willen zumißbrauchen / welches doch eine so unverantwortliche Schande ist / die allein gnug währe / sie aller ihrer Freyheiten und begnadigungen zu berauben; dann eben hiedurch reizen sie der keuschen Götter und des reinen unbeflekten Himmels Zorn wieder uns. Sehet mein H. Vater / einen solchen Schandbuben habe ich ohngefehr in einem Lustwalde angetroffen / welcher diese unschuldige Tochter gewaltsam zu schänden / mit zween starken Knechten in bemühung wahr / und nur bloß der Götter Barmherzigkeit ihre Ehre bewahret hat; denselben habe ich aus rechtmässigem Eifer zu Rede gestellet / und da er nur seine wolzugelassene Macht vorschützete / ihm im gleichen Kampfe vor freier Faust den Lohn seiner Boßheit durch der Götter Hülffe erteilet / nicht zweifelnd /mein gnädiger Herr und Vater werde solches an mir nicht straffen / sondern mit väterlicher Huld uñ Gnade gewogen bleiben; fassete hiemit das abgehauene Häupt / warf es vor des GroßFürsten Füsse / und sagete: So müsse es allen denen ergehen / die durch unzüchtigen Muhtwillen ihren viehischen Begierden folge zu leisten / ungescheuhet sind. Alle Anwesende / auch der GroßFürst selber / entsetzeten sich vor seinen feurigen Augen / erkenneten auch / das es des berumten Ritters Ingevons Häupt wahr / daher sie es groß Wunder nam / daß der junge Herr einen Kampf wieder ihn annehmen / vielmehr aber / ihn überwinden können. Sein Herr Vater sahe ihn zu gleich mit freudigen und betrübeten Augen an / und fragete nach / ob der Entleibete / nach dem er von Herkules zu Rede gestellet / sich ihm wiedersetzet / und zum Kampfe anlaß gegeben hätte; welches ich zu beantworten scheuh trug / und meinen Herkules reden ließ; welcher geradezu bekennete / und von mir Zeugnis begehrete. Worauff sein H. Vater zu ihm sagete: Lieber Sohn / daß du an der Unkeuscheit Abscheuh trägest / stehet dir rühmlich an / aber der höchsten Obrigkeit / und des Landes Gesetze zu überschreiten / ist so wenig dir als einem andern zugelassen. Nun weistu wol / daß in allen meinen Ländern und Herrschaften alles Faustrecht und Außfoderung bey Straffe des Henkens ernstlich und ohn alle Bedingung verbohten ist; wie hastu dich dann erkühnen dürffen / diesen Ritter außzufodern / da er nach Urtel und Recht hätte können gestraffet werden? Sihestu nicht daß du eben hiedurch dein Leben verwirket / und dich zum Ubeltähter gemacht hast? Seine Fr. Mutter hörete dieses /und erstarrete vor schrecken / wie es mir dann nicht viel anders erging; aber mein Herkules fing mit unerschrockener Herzhaftigkeit und überlauter Stimme also an: Ihr Götter / die ihr aller Unzucht von Herzen feind und zuwieder seid / lasset euch / bitte ich / das Opffer angenehm seyn / welches ich euch geschlachtet habe / umb euren Zorn zu stillen / nicht daß ich einige Rachgier oder Hochmuht ergehen lassen / sondern die Schande vergelten möchte / die ohn zweifel wegen Vorbitte anderer seines gleichen / nicht gebührlich gestraffet währe / wie ich dessen unterschiedliche Begebnissen leider einführen kan. Ihr aber Gn. Herr und Vater / findet ihr an eurem Sohn einen muhtwilligen Ubertreter euer löblichen Satzungen / wolan / so stehe ich alhier / verfahret mit mir nach Recht / damit ihr hernähst nicht hören dürffet / ihr hättet nach Gunst oder Ansehen gerichtet; ja lasset nur mein Genik durch den Strang brechen / weil ich ohndz nicht Lust habe in solcher Landschaft zu leben / oder selbe dereins zu beherschen / da der muhtwillige Adel (ich rede nicht von frommen) an den Untertahnen sich zu versündigen / ihm sichere Freiheit einbilden darff. Ich meinete gänzlich / das Herz würde mir im Leibe vor unmuht bersten / wolte doch nicht reden / sondern des GroßFürsten Antwort zuvor hören; welcher also anfing: Ich werde vor mich selbst die Urtel zu sprechen /mich wegen väterliches Verdachts entbrechen / und den gesamten Landständen alles in die Hände geben; inzwischen soltu als ein Ungehorsamer und Ubertreter der Landes Satzungen gefänglich genommen werden; befahl hiemit seine Trabanten / ihn in die Gefängnis zu legen. Herkules aber sagte: Nein mein H. Vater /ich bin als ein Sohn schuldig / euch ohn Gewalt samkeit zu gehorsamen / uñ von mir selbst nach dem Gefängnis zu gehen. Hier kunte ich nun mich länger nit einhalte / zog mein Schwert aus / setzete es an mein Herz / und sagete zu Herkules; Bruder / dafern dein Fuß einiges Gefängnis betreten wird / wil ich mich alsbald selbst niderstossen; hernach redete ich also den GroßFürsten an; Was eure Hocheit willens ist mit ihrem Sohn anzufahen / deßgleichen Teutschland nie gezeuget hat / nehme sie nur bald vor / und doch also / das im Leben und Tode ich ihm Geselschaft leiste; mein Herkules hat nichts wieder Recht oder Billigkeit gehandelt / und dafern er den verwägenen Schelm nicht angegriffen / wolte ichs getahn haben; kan nun ein Mensch durch eine Taht zugleich die Götter dem ganzen Lande versöhnen / und der Gesetze Straffe zum schmählichen Tode über sich laden / solches lasse eure Hocheit ich verantworten; gelobe aber hiemit den Göttern / daß da eure Hocheit meines Lebens wieder meinen Willen schonen / und meinen Bruder als einen schändlichen Dieb henken lassen würde / ich seinen Tod an allen seinen Richtern und Verurteilern dereins so grausam rächen wil / daß allen / die es hören werden / die Haare davor zu Berge stehen sollen. Hiemit fassete ich Herkules beim Arme / welcher willens wahr / nach dem Gefängnis zu gehen / und sagete zu ihm: Herzlieber Bruder / dafern du dich wegerst hier zu bleiben / biß dein H. Vater dich der Gefängnis entnimmet / wil ich dich und mich niderstossen; du hast dich in deinem ganzen Leben aller Tugend befliessen / die keiner Bande oder Gefängnis werd ist. Herkules entsetzete sich hierüber / fiel mir zun Füssen / und baht durch alle Götter / ich möchte ihn vom gebührlichen Gehorsam nicht abhalten; ich aber kehrete mich wieder zu dem GroßFursten / und sagete: Ist ihre Hocheit annoch willens / ihren allertreflichsten Sohn vor seiner inkünfftig eigenen Untertahnen Gericht zustellen / so benehmen sie ihn nur der schmählichen Gefängniß / und lassen ihn auff seinem eigenen Gemache bewachen / damit sie mich nicht zwingen / ihre Grausamkeit anzuklagen. Die GroßFürstin taht mit dem sämtlichen Frauenzimmer / unter denen des erschlagenen Eheweib selber wahr / einen Fußfall / und hielten kläglich an / meinem lezten ansuchen stat zugeben; aber er stellete sich / als hörete ers nicht / und fragete mich / wer mich so kühn gemacht hätte / in seiner Gegenwart das Gewehr zublössen; gab auch den Trabanten einen Wink / mich gefänglich anzunehmen. Ich dieses merkend / taht einen Sprung nach meinem Pferde / setzete mich drauff / und wahr willens auszureissen / nicht eben /mein Beschimpffung abzuwenden / sondern mich nach Hulffe / meinen Herkules zuretten / umzutuhn. Der Trabanten einer folgete mir auff Herkules Pferde nach / mich zugreiffen / welchen ich aber mit einem Hiebe des Lebens beraubete / und zwar / zu meinem Glücke / hinter einer Hecke / daß niemand dessen so zeitig wahr nam; rante also ohn Hinderniß fort nach einem grossen Dorffe / klagete den Bauren / welcher gestalt der GroßFurst seinen Sohn und künfftigen Erben wolte henken lassen / daß er die Schändung einer Bauren Tochter an einem mutwilligen vom Adel mit dem Tode gestraffet / und baht sie / des jungen Fürsten sich anzunehmen / und gegen den Adel ihm Schuz zuhalten / mit dem versprechen / ich wolte an ihrer seite stehen / und bey ihne leben und sterben. Diese wahren gleich willig / sendeten schnelle Pferde nach allen umliegenden Dörffern / unb brachten in dieser Nacht 8000 wolgerüstete Bauren zusammen /mit der Verheissung / es solten inwendig 24 Stunde ihrer 40000 beyeinander seyn. Die vornehmsten fielen mir zu fusse / und bahten / daß ich in meinem Vorsaz beständig verbleiben wolte / alsdann wolten sie nicht leben / oder den jungen Fürsten wegen solcher löbliche Taht in Freyheit setzen. Ich schwuhr ihnen meine Träue / hieß sie mir folgen / und mehr bewehrte Völker beysammen treiben / ging dieselbe Nacht mit diesen meinen muhtigen Leuten fort / und belagerte das GroßFürstliche Schloß noch vor der Sonnen Auffgang. Der GroßFürst hatte sich inzwischen von seinem Gemahl begütigen lassen / daß Herkules mit dreyen vom Adel (die ihm weder böses noch gutes zugeredet hatten) nach seinem Gemach gangen wahr /das Recht daselbst abzuwarten / und wahren sie allesamt der Meynung gewesen / ich würde nach Böhmen geflohen seyn / von dannen Hülffe zuhohlen. Früh Morgens wahr dem GroßFürsten auff seinem Lager zu wissen getahn / das Schloß währe von Gewapneten ganz umringet / deswegen er alsbald heraus schickete / umb zufragen / wz vor Leute solches ihnen hätten unternehmen dürffen. Ich hielt den Gesanten ein wenig auff / daß er ansehen solte / wie eben dazumal mein Lager mit 6000 Mann verstärket ward / welche sich nicht anders als grimmige Löuen erzeigeten; doch nach verlauff einer halben Stunde ließ ich ihn mit dieser Antwort zurücke gehen: Der Königliche Erbe aus Böhmen / wolte sein Häupt nicht sanffte legen / biß er seinen unschuldigen Bruder Herkules von der ungerechten Schmach erlöset hätte; Er bedingete sich auch / wegen des ihm-selbst angetahnen Schimpffs / und bliebe im übrigen Ihrer Hocheit auffwärtigster Knecht / nur daß er fürchtete / dafern ihre Hocheit sich nicht bald eines andern bedächte / dürffte die ganze Teutsche Baurschafft schwürig werden /und den ganzen Adel ausrotten. Meine Völker fingen inzwischen ein wüstes Geschrey an / ob man die jungen Fürsten als Diebe henken wolte / die der armen Untertahnen sich annähmen / und an des Adels Grausamkeit mißfallen trügen. Welches da es dem GroßFürsten hinterbracht worden / hat kein Mensch an ihm merken können / obs ihm lieb oder leid währe. Meine Völker aber mehreten sich des Tages dergestalt / daß gegen der Sonnen Untergang ich 36000 zählen ließ /hatten auch in die 80 von Adel gefangen mit sich gebracht / dene sie schon begunten schweres übel zudräue / liessen sich aber doch von mir einreden / und hielten sie höflich gnug. Die im Schlosse kunten sich nicht erklären / was sie tuhn oder lassen solten; Zwar die Besatzung drinnen wahr stark genug / einen zimlichen Anlauff abzuschlagen / aber solcher Menge / die sich zu mir samlete / zu widerstehen / wahr ihnen unmöglich. Der GroßFürst hatte gegen den im Schlosse anwesenden Adel sich vernehmen lassen / er zöge sichs vor eine grosse Beschimpffung an / dz ich ihm seine Untertahnen auffgewiegelt / und ihn damit belagert hätte / schickete auch drey ansehnliche Herren umb den Mittag an meine Leute / und ließ ihnen andeuten / dafern sie mich dem GroßFursten liefern /umb Gnade ihres Irtuhms bitten / straks angesichts abzihen / und die Waffen niderlegen würden / solte ihnen alles verzihen seyn; im widrigen musten sie andern zum abscheuhlichen Beyspiel wegen dieser unverantwortlichen Auffruhr gestraffet werden. Diese Gesanten ließ ich alsbald gefangen nehmen / und nahe vorm Schloß Tohr drey Galgen auffrichten / stellete darauff meinen Leuten frey / sich zubereden / was sie ihrem GroßFürsten zur Antwort geben wolten; Da sie einhellig schriehen: Der tapffere junge Fürst Herkules müste auff freyen Fuß gestellet / und aller Beschimpffung entnommen seyn / oder sie wolten den ganzen Adel ausrotten / und die / so des jungen Fürsten Taht nicht billichten / den Göttern als ein angenehmes Opffer abschlachten. Ich erinnerte sie in meiner Gefangenen gegenwart / der Bescheidenheit; man solte bey dem GroßFürsten bitlich ansuchen / daß ohn einig angestelletes Gericht / der junge Fürst seiner Hafft erlassen / und seine Taht vor löblich und rechtmässig gesprochen würde / vorerst. Zum andern / daß ich Ladisla / von dem GroßFürsten wegen dieses beginnens weder gahasset noch verfolget; dann vors dritte / dem übermühtigen Adel die freye Macht zusündigen benommen würde / so daß man ihnen Gesetze aus GroßFürstlicher Macht vorschriebe / keinen ihrer Untertahnen ohn Urtel und Recht zustraffen / vielweniger /ihre Kinder zuschänden / sondern wer hinfüro sich unterstünde / des ertödteten Ingevons Schande zubegehen / derselbe von dem GroßFürsten an Leib und Leben gestrafft werden solte. Schließlich bliebe das Land-Gesetze wegen der Ausfoderung in seinem Werd / jedoch unter dieser Bedingung / daß wer einen wegen überzeugeten Nohtzwanges zum Kampffe ausfoderte / nicht allein ungestrafft bleiben / sondern als ein Freund der Götter geehret werden solte. Diesen meine Vorschlag liessen sich alle meine Leute gefallen / und machete ich einen Ausschuß von zehn Mann / denen ich durch einen vom Adel bey dem GroßFürsten sicher Geleit suchete / aber vor folgenden Morgen keine Antwort bekam / da ich schon 48000 Mann stark wahr / welche zutrotzen begunten / wofern ihr GroßFürst durch des Adels getrieb sich einnehmen liesse / und seinen Untertahnen Schutz und Recht versagete / müste man Hand an solche Verführer und ihres gleichen legen; weil aber mein Abgesanter wieder kam / sich anfangs zwar in des GroßFürsten Nahmen beklagete / und doch das Geleit nach allem begehren mit sich brachte / unterrichtete ich meine zehn Männer / wie sie sich untertähnigst verhalten / die zugelegte Auffruhr ablehnen / sich zu allem Gehorsam erbieten / und die begehrte vier Stücke bitlich suchen solten; wie sie dann solches wol und gebührlich verrichteten / und durch solche Demut den GroßFürsten gar gewonnen / wiewol er sich gegen sie mit keinem Worte erklärete / sondern sie frey abzihen / und durch einen vom Adel ihnen andeuten ließ / er wolte / in Betrachtung seiner väterlichen Hulde gegen seine Untertahnen / die bitlich gesuchten Stücke gnädigst in Bedacht zihen; inzwischen geböhte er allen versamleten bey Leib- und Lebensstraffe / an keinem vom Adel /auch nicht an des entleibeten Ingevons nähesten Blutsverwanten sich zu vergreiffen. Die GroßFürstin hatte sich heimlich zu meinen Abgesanten gemacht /und befohlen / ihrem herzlieben Sohn Ladisla zusagen / daß er ohn gegebene rechtmässige Ursach sich aller Tähtligkeit enthielte / und in seinem Vorhaben getrost und herzhafft fortführe / solches würde den armen Baursleuten sehr heilsam und ersprießlich seyn. Mein Herkules aber / da er meines tuhns berichtet worden /hatte vor Angst kein Wort reden können / und an seinen H. Vater begehret / ihn gnädig und väterlich zuhören / welches ihm doch gänzlich abgeschlagen wahr / wiewol seine Fr. Mutter ihm vertraulich bey einer Magd zuentbohte / er solte unbekümmert seyn / Ladisla hätte nichts ohn ihren Befehl und Anordnung getahn; Worauff er dann zu frieden seyn müssen / insonderheit / weil meine Völker sich allerdinge ruhig verhielten / und des GroßFürsten Erklärung erwarteten /sich aber gegen meine drey Gefangene und die andern ädlen ausdrüklich vernehmen liessen / dafern der GroßFürst durch böse Rahtgeber verleitet würde /wolten sie den ganzen Adel lebendig spiessen / ihre Güter rauben / und damit über Rein unter der Römer Herschaft sich begeben. Der GroßFürst ging mit dem bey sich habenden Adel fleissig zu rahte / und hielt ihnen vor / ob zwar der Auffstand durch Ladisla erwecket / unverantwortlich / und straffbar währe / sähe er doch / daß in Betrachtung seiner mehr als brüderlichen Liebe gegen Herkules / er nichts unbesonnenes /aus kindischer Unwissenheit / sondern das vorgenommen hätte / welches Freunde und Feinde loben müsten; daß er aber sich gegen seinen Sohn so hart und unfreundlich erzeiget / hätte er wegen des Adels tuhn müssen / damit sie nicht etwa einen Auffstand im Reiche verursacheten / oder ihn beschuldigten / daß er seinen Kindern nachgäbe / die Reichs Satzungen zuübertreten; Sie solten bedenken / ob eine löblichere Taht in aller Welt von einem geübeten Ritter hätte mögen verrichtet werden / als sein annoch so junger Sohn Herkules durch kuhne Ausfoderung auff der Götter Schuz sich verlassend / begangen / und gluklich vollendet / wovor ihm billicher eine Ehren Kron als die schimpfliche Gefängniß gebühret hätte / und wåhre keiner vom Adel der Auffrichtigkeit gewesen /einige Vorbitte vor denselben einzulegen / welches doch des erschlagene Wittib gutwillig uñ ungeheissen getahn. Nun währe ihm von herzen lieb / daß sie ihm Zeugniß geben müsten / wie unschuldig er an Ladisla vorhaben währe / auch bloß auf ihr gutheissen unterlassen hätte / ihn in der flucht zuverfolge / wovon er doch weiters nicht reden wolte; nur solten sie reiflich erwägen / und ihr Gut dünken über die vorgetragene Stücke ohn alle scheuh anzeigen; er vor sein Häupt hätte den Muhtwillen etlicher vom Adel in seinem Herzen zwar höchlich bißher beklaget / aber zur abschaffung des Unwesens nicht greiffen durffen / weil die gröste Boßheit von den ansehnlichsten Seulen des Vaterlandes / oder doch von ihren Kindern begangen währe; diesem hätten die Götter länger nicht zusehen wollen / und es durch seinen frommen tugendliebenden Sohn also geschicket / daß durch die Untertahnen des Adels Frecheit beschnitten werden muste; währe es nicht zuerbarmen / daß wann etwa ein Unädelgebohrn er durch Liebe zu einer ädelgebohrnen Jungfer / nicht allein mit ihrem guten Willen / sondern wol hefftiger Anreizung sich hielte und sie ehelichte / derselben Anverwanten einen solchen Schwager durchaus Tod haben wolten? hingegen / wann ein ädelgebohrner / eines Bürgers oder Bauren Tochter schändete / und wol gar nohtzwängete / solcher boßhafte Frevel allerdinge ungestraffet hingehen solte? Sie möchten dieses betrachten / und es miteinander überlegen / damit den vergrelleten Untertahnen könte geantwortet werden / welches vor sein Häupt zu tuhn / ob er gleich aus GroßFürstlicher Macht wol befuget währe / er dessen doch bedenken trüge / damit man sich über ihn hernähst nicht zubeschweren hätte. Der anwesende Adel hörete solches mit grosser bestürzung an / dañ ihr Gewissen überzeugete sie grossenteils / daß sie mit ihren Untertahnen mehr gewaltsam als gutig umbgingen / und taht ihnen weh / daß die Bauren ihnen Recht vorschreiben / und ihrer Macht gewisse Schranken flechten solten / beschwereten sich dessen auch zum höchsten / nebest anzeige / daß der Bömische junge Fürst des Teutschen freien Adels Freiheiten zuschwächen bemuhet währe. Der GroßFürst fragete sie / was von ihnen in den begehreten Stücken dann so höchlich getadelt würde / solches solten sie anzeigen / und seiner gnädigsten Erklärung versichert seyn; worauff sie aber kein Wörtlein zu antworten wusten / ohn dz ihrer wolhergebrachten Freiheit und adelichen Ansehen grosser eingriff geschehen würde / wann ihnen der Bauren Anmuhten solte auffgedrungen werden. Der GroßFürst eiferte sich darüber nicht unbillich / und brach endlich also loß; Was bildet ihr euch dañ wol ein / als ob euer Frevel durch aus nicht gezähmet seyn müste / und ihr unter dem Deckel der adelichen Freiheit allen Muhtwillen veruben dürftet? Ich habe lange gnug mit euer etlichen durch die Finger gesehen / dann alle beschuldige ich keines weges / sondern nur die Verbrechere /welche mir nicht so gar unbekant sind; aber hernähst wil ich durchaus dergleiche unverantwortliche Frecheit nicht mehr dulden / ich möchte sonst (wie mein lieber Sohn Herkules recht saget) mit allen meinen Untertahnen in der Götter Ungnade und Straffe fallen. Hieß sie hierauff weg gehen / und daß seine Söhne Herkules und Baldrich / wie auch sein Gemahl uñ junges Fräulein / dazumahl im achten Jahr ihres alters / herzu gefodert würden. Herkules wahr der lezte gewesen / und hatte mit nidergeschlagenen Augen und blödem Angesicht wegen meiner Auffruhr sich eingestellet / auch alsbald einen Fußfal getahn / in Meinung / mir Gnade zuerbitten; Aber sein Herr Vater hatte ihm alsbald ernstlich gebohten / auffzustehen /und ihn nachgehends also angeredet: Du mein lieber Sohn / und höchste Vergnügung meines Herzen; welche Worte seine Fr. Mutter hörend / vor freuden in Ohmacht nidergefallen wahr / weil sie aus seinem vorigen ertichteten Zorn sich einer harten Urtel befürchtet hatte; und als sie wieder durch ihren Herkules und Baldrich erquicket worden / hat sie folgende ihres Gemahls Reden mit sonderlicher Wollust angehöret: ich danke den Göttern / daß durch deine preißwirdige Taht sie meinen GroßFürstlichen Stuel / wie ich lange Zeit vergeblich gewünschet / dereins befestiget / und wieder etlicher des Adels Frecheit / welche ohn verderbung meines Reichs ich nicht zwingen kunte / nunmehr unbewäglich / dir mit zum besten / gegründet haben. So gedenke nun nicht / mein Sohn / daß mein bißher ertichteter Zorn / dir und deiner erworbenen Ehre / icht was zuwieder gesucht / sondern umb des Adels willen / hat es / ohnzweifel aus stifftung der Götter / geschehen müssen / welchen ich durch glükliches vornehmen deines geträuen Bruders nicht mehr zu fürchten habe / und schon Mittel finden wil / daß ihre Freiheit zu sündigen / auffgehaben werde; höre demnach auff / dich als einen Ubeltähter zu schätzen /und bitte durchaus keine Verzeihung / die vielmehr ich dafern ich dein Vater nicht währe / bey dir suchen müste; biß mir aber in diesem Stük gehorsam / und reite mit deinem Bruder Baldrich hinaus zu Ladisla /welchen du wirst zubereden wissen / daß er sich hieselbst bey mir auff Gnade und Ungnade einstelle / jedoch / daß du bey verlust meiner Hulde ihm meines guten Willens keine meldung tuhst / sondern vielmehr begehrest / daß die drey Gefangene von Adel / denen er zweifels ohn / die drey Galgen hat auffrichten lassen / zugleich mit ihm komen / wie auch andere ädle mehr (da es bey dem Volke zuerhalten) welche sie gefangen haben. Herkules / ungeachtet mannicher aus solcher Anmuhtung nichts gutes geurteilet hätte /wahr hierzu willig / und sahe ich ihn nebest seinen Bruder Baldrich dorther reiten / denen ich zu Fusse entgegen lieff / meines Herkules Pferd beym Zügel fassete / und ihn nach meinen Völkern hinleiten wolte; Er aber warff sich herunter / und sagte zu mir; Du weist Bruder / daß ich dich herzlich / wie meine eigene Seele liebe; so laß mich nun deine rechtschaffene Neigung hinwieder sehen / und reite mit mir hin zu meinem H. Vater; wirstu dich dessen wegern / so sol dir hiemit meine Freundschaft auffgekündiget /und dagegen alle feindselige Rache angemeldet seyn. O Bruder Bruder / antwortete ich / hastu dann so grosse Lust zu sterben / da du mit leichter Mühe leben köntest? oder meinestu / daß ich diese Völker meinetwegen / und nicht vielmehr / dich zu retten / so glüklich gesamlet habe? ich wolte weiter reden / aber mein Hauffe ward Herkules Ankunft inne / deßwegen sie herzuranten / und mit einem grossen Freudengeschrey ihn vor des Vaterlandes Zier / der Boßheit Rächer /und der Unterdrükten Schützer außrieffen / erbohten sich / Leib uñ Leben vor ihn gutwillig auffzusetzen /weil er ein armes Baure Mägdlein zu retten / sich nicht zu hoch geschätzet hätte / bahten endlich / daß er sich ihrer weiter annehmen / und bey seinem Herr Vater verhandeln möchte / daß dem Adel die übermachte Gewalt zur ungebühr / gemässiget würde. Herkules wolte ihm zwar die Leute nicht ungewogen machen / redete aber doch nicht sonderlich freundlich mit ihnen / sondern sagte: Er bedankete sich ihres guten Willens / könte gleichwol nicht loben / wann die Waffen von ihnen wider seinen Herr Vater solten ergriffen seyn / und wolte er lieber sterben / als auff solche weise beym Leben erhalten werden. Ein alter Mann gab ihm darauf zur Antwort: Sie hätten sich nicht so weit vergessen / daß sie ihrer lieben und höchsten Obrigkeit sich widersetzen wolten; nur währe ihr steiffer Vorsaz / ihren künfftigen GroßFürsten aus des Adels Händen zureissen / damit derselbe nicht Schimpff erlitte / welcher das Land den Göttern zuversöhnen sein eigen Blut nicht sparete. Herkules machte hierauff ein freundlicher Angesicht / und sagte: Er hätte vor dißmahl keine Freyheit von seinem H. Vater / mit ihnen sich in Gespräch zubegeben; kehrete sich wieder zu mir / und fragete / ob ich der geschwornen Träue eingedenke seyn / und mit ihm reiten wolte. Ja mein Bruder / antwortete ich / nachdem du viel zu großmühtig bist / einigem Menschen vor dein Leben zudanken / so wil ich mit dir reiten /und meines Verbrechens wegen ja so willig sterben /dein Leben zuerretten / als ich sonst mit dir zuleben wunsche. Sage mir weder von leben noch sterben /antwortete er / sondern laß uns ohn Verzug meines H. Vaters Willen vollbringen / und das übrige der himlischen Versehung befehlen / so daß die drey Gesanten / und der ganze anwesende Adel ohn verweilen / mit uns fortzugehen / frey gelassen werden. Meine Völker wolten in meinen Abzug durchaus nicht gehehlen / erinnerten mich unsers geschlossenen Bundes / und daß ich mich nit in Unheil stürzete. Aber mein Herkules versicherte sie / sie würden ihres GroßFursten Gnade nicht besser / als durch Einwilligung erlangen. Ich selbst / wie zweifelhaftig ich auch wahr / redete ihnen zu / es hätte die Meynung nicht / daß ich sie verlassen / sondern ihr Wort reden wolte / und da sie inwendig sechs Stunden mich nicht sehen würden / solte sie nach gefallen an der ädlen ihren Gütern und Leben handeln / nur / daß alle schon gefangene ädle mir mit gegeben wurden / damit die andern desto leichter zur Billigkeit gebracht würden. Worauff sie dann alles einwilligten / ich auch zimlichen Trostschöpffete / nit zweifelnd / mein Herkules würde mir schon einen Wink geben / dafern mir Unfall bereitet währe. So bald wir auff dem Schlosse uns befunden / wurden alle meine Gefangene vor den GroßFürsten gefodert /welche er im beyseyn der andern fragete / wie es ihnen er gangen; wie die Bauren sich gegen sie und ihre Güter bezeigeten / und was vor Raht sie gäben / nachdem er mich als den Anführer in seiner Gewalt hätte. Worauff die drey Gesanten geantwortet hatten: Sie könten nicht absehen / was gestalt der allgemeine Bauren Auffstand könte gestillet / und der Adel gerettet werden / wo man ihre gesuchte Stücke nicht einwilligte; der Eifer bey den Bauren wider den Adel währe zu hefftig / hätten ihnen auch so abscheuhliche Tahten erzählet / die fast unmöglich währen zugläuben; biß daher enthielten sie sich aller Tähtligkeit /und solches auff eiferigen Befehl des Böhmischen jungen Fürsten / dem sie sich zu Rettung ihres hochgewogenen jungen GroßFürsten mit Leib und Gut zu allem Gehorsam verpflichtet; Speise und Trank liessen sie aus ihren Dörffern ihnen zufuhren / und was ihnen die von Adel freywillig (also müste mans ja heissen) schenketen / davor danketen sie; und könten sie ungemeldet nicht lassen / daß der Böhmische Fürst ihres gnädigsten herschenden GroßFürsten Wort dergestalt bey den Bauren geredet / daß es nit zuverbessern stünde; würde endlich sehr nöhtig seyn /daß derselbe bald wieder zu ihnen gelassen würde /damit nit etliche verwägene sich einer Gewaltsamkeit wider den Adel unterfingen / wozu ihrer sehr viel nicht ungeneigt währen. Nach solchem vorbringen musten sie alle einen Abtrit nehmen / ich aber und Herkules zu ihm kommen / da er / so bald ich ins Gemach trat / mir freundlich entgegen ging / und nach väterlicher Umfahung sagte: Gesegnet sey die Stunde / mein lieber Sohn und Oheim / da euer Herr Vater euch mir zugeschicket hat; Euer Vornehmen haben sonder allem zweifel die gutigen Götter euch eingeblasen / dessen glüklichen Verfolg ich nicht besser wünschen mögen; Versichert euch demnach / daß wie ich meinem Herkules niemahls einige Ungewogenheit zugelegt / und mir seine löbliche Taht sehr wol gefallen / also ist mein Gemüt gegen euch nicht anders gesinnet gewesen. So verzeihet mir nun / was ich bißher getahn / und ihr dessen wichtige Ursachen wol erfahren werdet / und gehet hin / euch mit eurem Herkules zuergetzen / biß ich euch werde ruffen lassen. Da musten nun alle meine Gefangene wieder vortreten / mit denen er sich absonderlich beredete / und nach verlauff einer Stunde / ausserhalb des Schlosses im freyen Felde eine Schau Bühne auffrichten ließ / worauff er mit mir und Herkules trat / die gefangene vom Adel aber darunten stehen musten / uñ der GroßFürst also zu dem Volke redete: Ihr fromme und redliche Teutschen; es erscheinet aus eurem jetzigen Vornehmen Sonnenklar / daß ihr gleichwol euer jungen Herschafft euch anzunehmen willens seyd / wann ihnen etwa Gewalt oder andere Widerwertigkeit zustossen solte. Ob nun zwar ich an meinen Söhnen / Ladisla und Herkules ihr Verbrechen zustraffen wol befuget währe / so habe ich doch in Ansehung eurer kräfftigen Vorbitte sie nicht allein zu Gnaden wieder angenommen / und alles verzihen / sondern auch eurem übrigen untertähnigsten rechtmässigen ansuchen stat gegeben / tuhe auch solches hiemit und krafft dieses / also und dergestalt / daß der von etlichen des Adels bißher verübeter Muhtwille gänzlich abgeschaffet / und euch samt und sonders Fürstlich Schuz gehalten werden sol. Im übrigen ist der von meinem Sohn Herkules rechtmässiger weise erschlagene von mir dahin verdammet / daß sein Nahme an dieser von euch auffgerichteten Galgen einem sol angeschlagen / sein Häupt daselbst hinauf gestekt / uñ sein Leichnam darunter begraben werden. Hingegen sollet ihr samt und sonders gehalten seyn /euren adelichen Oberherren allen schuldigen Gehorsam und Dienste zuleisten / auch nicht ohn ursach euch über sie beschweren / sondern sie halten / wovor sie euch gesetzet sind. Eure jetzige genommene Waffen sollen keines weges gestraffet noch geunbillichet werden; aber dafern ihr oder jemand anders sich nach diesem ein gleiches (es geschähe dann zur Rettung eurer Obrigkeit und deren angehörigen mit meiner guten Bewilligung) würde gelüsten lassen / sol es ungestraffet nicht bleiben. Vor dißmahl verfüge sich ein jeder nach Hause / und bleibe seinem GroßFürsten und dessen Erben geträu und ergeben; Die Bewilligung eures geschehenen bitlichen ansuchens / sol in allen Stücken folgen / erstes Tages schrifftlich auffgesetzet / und in meinem Reiche öffentlich / als ein ewig beständiges Gesetz ausgeruffen werden. Hieruber erhuhb sich unsägliche Freude bey allem Volk; Sie rieffen ihrem GroßFürsten und der jungen Herschafft Glük / langes Leben und alle Wolfahrt zu / und erbohten sich / vor dieselbe alles willig auffzusetzen. Auch so bald wir wieder nach dem Schlosse umkehreten / gingen sie von einander / ein jeder an seinen Ort. Bald darauff ließ der GroßFürst den Adel zusammen fodern / hielt ihnen das begehren des gemeinen Mannes vor / welches sie nohtwendig billichen musten /und geboht ihnen / sich gegen die Untertahnen anders zubezeigen / als vorhin von etlichen geschehen währe; welches sie aus furcht der Straffe willig annahmen /und allen willigen Gehorsam versprachen / wiewol sehr viel unter ihnen wahren / denen solches uberaus wol gefiel / als welche an der andern ihrem Frevel grossen Mißgefallen hatten. Mein Herkules aber wuste sich dergestalt gegen den Adel freundlich zubezeigen / daß er aller Herzen gewan / und sie ihn ja so inniglich liebeten / als der gemeine Mann selbst. Nach dieser Zeit gab der GroßFurst seinem Sohn eine zimliche Anzahl Knechte / und ordnete ihm die erfahrnesten Häuptleute und Ritter zu / von welchen er des Kriegs unterrichtet / und in allen Ritterspielen geübet ward / worzu er dann sonderliche Beliebung trug / auch im Reiten und Stechen etliche vortelhafte Stücke selbst erfand / durch deren Anwendung er mannichen Sieg erhalten hat. So schikte mein H. Vater mir auch meine Leute / weil ich noch nicht gesinnet wahr / Prage zusehen / wiewol meine Eltern uns alle halbe Jahr besucheten / biß mein Herkules sein / auf zween Monat nahe / 17 des Jahr hinter sich gelegt hatte / und König Amund in Schweden / seiner Fr. Mutter Herr Bruder / von dem GroßFürsten umb etliche tausend Mann zum Beystande / wider seine ungeträue Nachbarn die Reussen anhielt / da wir beyde Lust bekahmen / diesen ersten Kriegszug vorzunehmen / und mit einem Heer von 12000 Mann über die OstSee nach Schweden schiffeten / woselbst wir wol empfangen wurden / und den Reussen mit unser geringen Manschafft nicht wenig abbruch tahten / da insonderheit mein Herkules in einem absonderlichen Kampffe wider einen wolgeübeten Dänischen Fechter grosse Ehr einlegete / als welchen er vor freyer Faust erschlug / uñ dadurch dem Feinde eine statliche Festung abgewan. Nach dieses Kriegs Endigung / der nach des Schweden Wunsch durch gütlichen Vergleich beygeleget ward / besahen wir Dånnemark und Reussen /und unterliessen nichts / was zu ritterlicher übung / in Stechen / Fechten / Reiten / Ringelrennen / Schiessen / Werffen / Lauffen / Ringen / Stürmen / und dergleichen erfodert ward; endlich / nach dem wir zwey Jahr in diesen mitternächtigen Ländern zugebracht hatten /erhielt ich bey meinem Herkules / mit mir nach Böhmen zureisen / weil die Land Stände mich nicht länger ausserhalb Reichs lassen wolten / in betrachtung ich der einige Erbe währe. Er wolte in dieser seiner Erzählung fortfahren / aber es trat ein ädelknabe ins Gemach / und berichtete / der Fürst von Susa wåre mit seinem KriegsHeer 16000 zu Fusse und 24000 zu Rosse ankommen / und hielte er schon vor dem Schloß Tohr. Er hätte mir nie zu ungelegener Zeit kommen mögen / sagte Artaxerxes / weil er mich in Anhörung der anmuhtigsten Begebnissen störet. Ich weiß nit / antwortete Ladisla / daß Eure Liebe durch meine unliebliche Erzählung solte können erlustiget werden / aber das weiß ich wol / daß dieser Fürst von Susa einen frechen Unwillen auff mich und meinen Herkules ohn alle gegebene ursach geworffen / so daß ich fürchte / wo er nicht nach lässet / er mich so lange treten wird / biß ichs mir ihm auff die Faust zuwagen wider meinen Willen gezwungen werde; möchte demnach von herzen wünschen / daß er sich eines andern bedächte / als dann solte das alte ab und vergessen seyn. Eure Liebe machen sich dieses Fursten halben keine Gedanken / antwortete er / ich wil schon wissen / ihm diese Stunde gebuhrlich zuzureden; solte er dann auff seinem Troz verharren / so stehe er auch seine gefahr; sonst ist er eine feige Mämme / weiß zwar das Maul zimlich zugebrauchen / und mit dem Frauenzimmer zuscherzen / aber die Waffen haben vor ihm gute Ruhe / und ist mir mit seinen Völkern mehr als mit ihm selbst gedienet / deren er mehr / als sein Anteil bringet / aus lauterm Stolz zusammen getrieben hat. Pharnabazus ward abgeschicket / ihn auff das Schloß zuführen / welche Ehre er lieber einem andern gegönnet hätte. Als nun dieser ihn empfangen wolte / und jener aus seiner Gutsche stieg / trat er fehl / und fiel zu Pharnabazus Füssen nider / welches von den anwesenden unterschiedlich ausgedeutet ward /insonderheit / weil er im Koht sich heßlich zurichtete / da Pharnabazus lachens sich nährlich enthalten kunte. Er schämete sich sehr / ließ von seinen Dienern sich geschwinde abwischen / hångete einen renlichen Reit Rok umb sich / und ging biß in den mittelsten Plaz / da ihn Artaxerxes mit diesen Worten empfing: Durchl. Oheim / Eure Liebe ist mir als ein vornehmes Glied unser Verbündniß wilkommen / und bitte dieselbe auffs fleissigste / sie wolle den trefflichen Helden / König Ladisla und GroßFürst Herkules allen guten Willen erzeigen / wie durch ihre herlichen Siege und Anwendung ihres Bluts sie umb uns wol verdienet haben; solte aber diese meine wolgemeynete Warnung nicht stat finden / wird gewißlich Eure Liebe sich in unnöhtige Gefahr setzen / welches mir sehr leid seyn wurde / und ich doch nicht abzuwenden wüste / angesehen / unser ganzes Heer so ungläubliche Zuneigung gegen diese Fursten träget / daß sie alle willig sind / vor ihre Wolfahrt zusterben. Gobares hatte seiner Spizfindigkeit nach schon ausgesinnet /wie er unsern Helden einen heimlichen Schimpf antuhn wolte / ungeachtet er ihres trefflichen verhaltens gnug berichtet wahr; diese Warnung aber schreckete ihn ab / daß er sich eines andern bedachte / gelobete auch / dafern ihm nicht augenscheinliche ursach gegeben wurde / Ehren halben anders zutuhn / wolte er äusserliche Freundschafft mit ihnen zuhalten sich nicht wegern / ob gleich sein Herz nimmermehr einige Vertrauligkeit auff sie setzen könte. Solches zuunterlassen / sagte Artaxerxes / stehet zu seinem belieben / wann er ihnen nur nicht mit spitzigen Reden / oder widrigen Geberden so nahe trit; dann sie sind in Warheit vernünfftige Fürsten / denen man keinen Dunst vor die Augen machen kan. Sie gingen nach dem Gemache / woselbst Ladisla mit Arbianes Unterredung hielt / und ihn umb einen Reuterdienst baht / ihm etliche seiner Völker herzuleihen / mit denen er seinem Herkules entgegen reiten wolte. Meine Völker / antwortete er / sind zu Ihrer Durchl. Gehorsam / wie imgleichen ich selbst / mit allem /was ich bin und vermag / daß dieselbe also meiner Leute / als ihrer selbst eigenen zugebrauchen haben /mit angehängter Bitte / mir den Mit Rit freundlich zugönnen. Was könte mir angenehmers seyn / sagte Ladisla / als euer Liebe Geselschafft? Ist demnach nichts übrig / als daß wir uns zur Reise fertig machen / und etwa 4000 Mann mit uns nehmen. Gleich trat Gobares ins Gemach / grüssete Ladisla freundlich / und wünschete ihm wegen der in beyden Schlachten erlangete Ehr / Glük; taht auch sonst etliche Wortgeprånge hinzu / wodurch er seinen Stolz zimlich blicken ließ; da ihm von Ladisla geantwortet ward: Er bedankete sich freundlich / vor beschehene Glükwünschung /hiesse ihn mit seinen treflichen Völkern wilkommen seyn / und håtte seine geringe Tahten keine sonderliche Ehre verdienet / wiewol sein Wille nichts suchte /als der HochFürstlichen Verbündniß angenehme Dienste zubezeigen. Hernach offenbahrete er Artaxerxes seine vorgesezte Reise / und ließ alles zum fruhen Auffbruch künfftige Morgens zurüsten. Als sie nun des Abends miteinander zu Tische sassen / entstund schnelle gleich über dem Schlosse ein starkes Wetter /mit hefftigem Blitze / taht aber nur einen / wiewol sehr harten Schlag in das GroßFürstliche Gemach / so das Speise und Trank auf dem Tische verschüttet /und Gobares am linken Arme / doch nur ein wenig gerühret ward; aber die Kleider fingen ihm auff dem Leibe an zubrennen / und umzog ihn der Dampff vom Schlage / so gar / daß er drinnen hätte ersticken mussen / wo nicht Ladisla ihm beym Leibe ergriffen /und mit sich hinaus geschleppet hätte; über welchen Freundschafft-Dienst er sich so gar nicht bedankete /daß er auch gegen Artaxerxes sich beschweren durffte / er wåhre von ihm gar unhöflich angetastet / uñ als ein MäelSak fortgeschleppet. Der ihm aber hart zuredete: ob er nicht erkeñen könte / daß er in Lebens gefahr gewesen / uñ zweifels ohn umkom?en müssen /wann auff solche weise er nicht gerettet währe; möchte demnach den gar zu hohen Muht brechen / und den heutigen gedoppelten Unfall nicht ohnbetrachtet hingehen lassen; vielleicht witzigten ihn die Götter /nicht über sein Vermögen zugedenken / er möchte sonst / ehe man sichs versåhe / an stat des Fluges gen Himmel / in einen Pfützenfall gerahten. Er hätte ihn weiter angegriffen / sahe aber / daß er in Ohmacht fiel / und ließ ihn auffs beste labe / und mit allerhand köstlichen Arzneyen versehen. Ladisla brach des folgenden Morgens auf nach den Parthischen Grenzen /in Meynung / ohn einen Streif in Feindes Land nicht umzukehren; aber Herkules begegnete ihm noch desselben Abends / fünff Meile von Persepolis bey einem Städlein; doch kenneten sie einander wegen der verschlossenen Helme nicht / biß sie nahe zusammen stiessen / und aus der Rede Kundschafft nahmen /warffen darauff die Helme von sich / und empfingen sich auf den Pferde mit herzbrüderlicher Vergnügung / da Ladisla sagete: Ich erfreue mich von ganzer Seele / mein Bruder / daß ich dich frisch uñ gesund wieder sehe; aber berichte mich doch / ob meine Frl. Schwester glüklich erlöset sey. Valiska wahr in der Gutsche ihres Bruders inne worden / sprang in ihren köstlichen Kleidern behende heraus / und lief ihm in hoher Neigung entgegen; welches er ersehend / vom Pferde stieg / und mit offenen Armen ihr begegnete / umfingen einander mit solcher Inbrunst / daß ihnen der gröste Teil ihrer Krafft entging / sie auch einander kein Wort zusprechen kunten / sondern durch küssen und herzen ihre Gewogenheit anzeigeten / biß sie endlich zu ihm sagete: O mein herzallerliebster Herr Bruder / warumb hat er sich doch meinetwegen von seinem allerliebsten Gemahl in diese abgelegene weite entzogen / die sich billich über mich beschweren muß; Gott weiß / wie herzlich michs tauret / daß dieser grossen Muhe und Gefahr ich habe müssen ursach seyn / getraue doch meinem Gott / er werde uns die unsern schier wiederumb sehen lassen. Hiermit umfing sie ihn abermal / mit Erzeigung aller schwesterlichen Freundligkeit und Liebe. Ladisla verwunderte sich ihrer / daß sie so mänlich und vollkommen worden / ungeachtet sie nur 16 Jahr und 12 Wochen alt /aber wol von 18 Jahren anzusehen wahr; so liebete er sie nicht allein als seine einige Schwester / sondern /welches er höher achtete / als seines Herkules wirdig geschåtzete und versprochene Braut / und gab ihr zur Antwort: Herzgeliebete Frl. Schwester / dem allmåchtigen Gott sey Preiß uñ Dank vor ihre gnädige Erlösung / der uns auch weiter geleiten und schützen wird. Was beklaget sie aber meine Nachfolge / da doch alle ungelegenheit ihr meinet und meiner Liebste wegen zugestossen ist / und ich daher umb so viel mehr mich schuldig weiß / ihrer Rettung nachzudenken / wiewol darzu ich weniger als nichts verrichten können. Sie wolte ihm dieses beantworten / aber Arbianes / welcher bißher mit Herkules gesprachet hatte / setzete sich vor ihr auff ein Knie / und nach geleistetem Handkusse fing er also an: Durchl. Fräulein, Eure Durchl. bittet ein unhöflicher Knecht demühtigst umb Vergebung ehmalen begangenen Frevels / welchen die blosse / oder vielmehr verdeckete Unwissenheit in ihm verursachet / erbeut sich nach äusserstem Vermögen zum gehorsamsten Abtrage / unter willigster Auffwartung / mit alle dem / was seine wenige Schwacheit kan und vermag. Das Fräulein bemühete sich / ihn auffzurichten / und gab zur Antwort: Durchleuchtiger Fürst / ich habe dieses Schimpffs mich billich zubeklagen / und werde Abtrag fodern / daß Eure Liebe unsere fest beschworne bruderliche Freundschafft / so bald aus der acht gesetzet / und mich nicht anders / als eine wildfremde / wil nicht sagen / aufgeblasene und vermässene empfåhet / welche zugeben könte / daß so ein trefflicher Fürst zu ihren Füssen låge; sonst erfreue ich mich Euer Liebe guten wolergehens von herzen / und erkenne mich schuldig / der /zeit meines vermummeten elenden Standes / mir überflüssig erzeigeten hohen Zuneigungen / als lange ich lebe werde / eingedenke zuseyn / und mich der Erstattung zubemühen. Arbianes wuste vor freuden nicht zuantworten / dann die übermässige Schönheit / die er vor Augen sahe / benahm ihm die Rede; welches sie merkend / nach seiner Eltern / auch Herrn Mazeus und der seinen Zustand fragete; Worauff er anzeigete /er hätte von denen Befehl / Ihrer Durchl. Rettung bey schleunigster Botschafft anzumelden / würden alsdann ingesamt bald überkommen / und wegen beschehener schlechten Auffwartung sich entschuldigen. Herkules sahe / daß die Dunkelheit einbrach / ließ die Völker / weil daselbst viel Graß vor die Pferde wahr /sich ins offene Feld lagern / und die Gefangenen zwischen sich nehmen / auch aus dem nähstbelegenen Stådlein essen und trinken vor liederliche Bezahlung ihnen zuführen; Er aber mit Ladisla / Arbianes / dem Fräulein und Kleofis / kehreten daselbst ein / und zogen Gallus / Timokles / und die beyde Persische Jünglinge als Auffwarter mit ihnen / woselbst Herkules seinem Ladisla vertraulich offenbahrete / daß am Tage seines mit Mithrenes gehaltenen Kampffes / er mit seinem Schatze die Ehe richtig gemacht / welches er bißher nit melden mögen / nachdem er von dem Fräulein erbehten worden / es so viel möglich / in geheim zuhalten. Nun GOtt Lob / antwortete Ladisla /so ist die Heyraht vollzogen / die ich bey mir selbst gemacht / ehe und bevor ihr einander gesehen; zweifele auch nicht / meine Frau Mutter werde hierüber sich höchlich erfreuen / angesehen der mütterlichen Neigung / damit sie dir zugetahn ist. Sie macheten aber nach gehaltener Mahlzeit ein gemeines Lager / da Ladisla zwischen Valisken und Herkules / und Arbianes diesem an der Seite schlaffen muste. Des folgenden Tages brachen sie gar fruh auff / liessen die Völker samt den Gefangenen ihnen folgen / und ritten mit 40 Pferden schnelle fort / daß sie noch vor Essenszeit vor Persepolis anlangeten / und Arbianes voraus hieb /dem GroßFürsten ihre Ankunfft zuvermelden / welcher neben Pharnabazus ihnen hinaus vors Tohr entgegen ritte / sahe das Fräulein aus der Gutsche steigen / ging ihr entgegen und wilkommete sie mit höchster Verwunderung ihrer Schönheit und Ansehens. Vortrefliches Fräulein / sagte er / ich erfreue mich ihrer glüklichen Erlösung / hoffe es sol Artabanus die ihrer Liebe zugefügete Schmach der Gefängnis mit seinem Leben dereins büssen / weil ein wenigers ich von ihm nicht fodern kan. Valiska bedankete sich der Gewogenheit sehr / und baht umb verzeihung / daß sie seinen Obristen Bubazes mit auffgesprochen / alsdem sie ihre Jungfer verheirahtet / deren sie nicht wol entbehren könte / und sie doch von ihrem Liebsten nicht hätte trennen mögen / hoffete / seine Durchl. würde dieses nicht ungleich empfinden / und ihm etwa in der nähe Dienste geben / wie seine Mannheit verdienete /die er in abtreib- und erlegung der Feinde ritterlich hätte sehen lassen. Er hat euer Liebe billich gehorsamen sollen / antwortete Artaxerxes / und werde ich ihn von nunan zum Obersten dieser Stad Besatzung bestellen / damit neben seiner Liebesten er seiner höchstgebieten den Fräulein untertähnigste Aufwartung leisten könne; vernehme sonsten gerne / dz er dem Feinde sich unerschrocken gezeiget hat / wiewol von diesem Verlauff mir noch nichts vorkommen ist. Herkules erzählete ihm kürzlich wie es mit der Fräulein Erlösung / und Bagophanes Verfolgung abgelauffen wahr / daß auch das Fräulein 1000 Gefangenen die Freiheit geschenket / und die übrigen sich bald stellen würden. Sie warteten auch daselbst im Felde biß in die dritte Stunde / da die Gefangene ankahmen / welche Herkules dem GroßFürsten einliefferte / nebest anzeige / daß er ihnen versprochen hätte / bey ihm Gnade zuerwerben; Aber er wolte sie keines weges añehmen / sondern schenkete sie dem Fräulein / nach belieben damit zu schalten; welche zur Antwort gab / sie verstunde leicht / daß seiner Durchl. mit dem unnützen Gesinde nicht gedienet währe / und demnach ihr die Ehre gönnete / sie frey zu geben; wolte also / da ihrer Durchl. es nicht zu wieder / sie mehrenteils ihrem Könige Artabanus wieder zu schicken /und von den leztgefangenen 600 vor Leibeigene behalten / welche ihrem Herrn Bruder und Herrn Oheim bey ihren Leib- und Hand Pferden dieneten; Diese Zahl ward von den geradesten und jungsten außgesucht / in die Stad geführet / und mit Knechtischen Ketten belegt / hatten doch einen gelinden Dienst /und hielten sich biß auff sehr wenige geträu und fleissig. Die übrigen redete Valiska also an: Sehet diesen Großmächtigsten GroßFürsten des uhralten Persischen Reichs / ihr Gefangene / und danket seiner Hocheit gebührlich / daß er meiner Wenigkeit euch geschenket / und wieder frey zu lassen gnädigst beliebet hat. Teilet euch aber also bald / und lasset alle Obristen / Ritmeister / und ädle Ritter absonderlich treten. Dieses geschahe alsbald / und wahren derer 14 Obristen / 40 Ritmeister und 36 ädle Ritter / 90 an der Zahl / zudenen sie sagete: Wählet einen aus eurem mittel / daß er mit dem Hauffen / welchen ich ihm zuordnen wil / fortgehe / und dem Könige Artabanus anmelde / es habe GroßFürst Herkules aus Teutschland euch seine Kriegsbeamten und Ritter bißdahin gefangen behalten / daß meiner Freundin Kleofis väterliches Erbe umb zwo Tonnen Schaz (dann so hoch wahr es angeschlagen) verkauft / und das Geld in Persepolis ihr gelieffert werde / alsdann wil ich euch allen die Freiheit auch zustellen; solte aber euer König sich dessen wegern / müsset ihr alle neunzig /Zeit eures Lebens Leibeigene seyn und bleiben. Diese erbohte sich / so viel Gelder vor sich selbst uberzuschicken; aber sie antwortete ihnen; ihr höret /was euch gesagt ist / der König selbst muß es von der Erbschaft senden / oder ihr bleibt Leibeigene; rieff darauff zwanzig gemeinen Gefangenen / gab ihnen /und dem abgeschikten Ritmeister gute Reitpferde mit allem zubehör / welche Timokles von der Beute bekommen hatte / und hieß sie schnelle fortreiten / dem Könige solches anzumelden / und daß man inwendig vier Wochen die Gelder haben / oder die Bürgen Leibeigen mache wolte. Ihr müsset aber / sagte sie /diese 21 Pferde so gut wieder herschaffe als ihr sie empfanget / oder meinem Timokles vor jedes durch die Bank 200 Kronen schicken. Diese gingen alsbald fort / den Befehl außzurichten. Als diese weg wahren /sagete sie zu dem grossen Hauffen der Gefangenen; folget ihr nun euren Vorreitern / und zeiget eurem Könige an / daß ihr den Großmächtigsten Artaxerxes nebest meinem H. Bruder König Ladisla gesehen / und meines Herrn Oheims GroßFürst Herkules sie greiches Schwert empfunden habet; auch daß ich ihn bitlich vor mich allein ersuchen lasse / nicht allein mit höchstgedachtem Beherscher des Persischen Reichs einen guten Vergleich und Nachbarliche Freundschaft auffzurichte / sondern auch die meinen / wegen zugefugete Schimpfs zuvergnügen. Ja / taht Ladisla hinzu / sprechet; ich lasse nach wirdiger Begrüssung ihn fragen / ob er auff mein neulich eingeschiktes Schreiben sich nicht schier erklären werde / damit ich wissen möge / an was Ort und Ende ich seines Speers und Säbels wahrnehmen solle. Herkules verstund hieraus / was vor einen Brieff Artabanus in seiner Gegenwart so grimmig zurissen / und erzählete es vor allen Anwesenden öffentlich; dessen Artaxerxes wol lachete / und zu Ladisla sagete / daß es die Gefangenen höreten: Mein Herr Bruder hätte meines ermässens dem unzüchtigen Wuterich nicht einen Absags Brieff / sondern ein stolzes Mägdlein zuschicken müssen / die er mit den Zähnen so leicht nicht würde zurissen haben; demnach wir aber Gelegenheit finden werden / ihn zum Treffen zubringen / wollen wirs bißdahin auffschieben / und nach Zeits gelegenheit ein wenig Speise zu uns nehmen / weil auff solche Gäste ich mich heut nicht geschicket habe. Die Gefangene danketen vor ihre Freiheit mit einem demühtigen Fußfalle / und wurden mit nöhtigen Speisen versehen /auch von 3000 Reutern biß an die Parthischen Grenzen begleitet. So bald die unsern dz Schloß erreichet hatten / gingen die Fürsten ingesamt nach Gobares Gemache / und besucheten ihn ehrenhalber / welcher wegen des Schreckens uñ Schlages sich unpaß befand; doch ging das Fräulein nicht mit / sondern ließ von Kleofis sich auff einem absonderlichen Zimmer einwenig zieren / da sie nach gehaltener Mahlzeit aller hand unterredung pflogen / insonderheit das Fräulein wie Arbianes und Pharnabazus. Gobares wahr fast zornig / daß das Fräulein ihn zubesuchen nicht wirdigte / doch weil er ein sonderlicher Liebhaber des schönen Frauenzimmers wahr / hätte er gerne wissen mögen / ob dann etwas sonderliches an ihr /daß der Mühe / ihretwegen so viel zuwagen / wert währe; foderte deßwegen seinen Schmarotzer und Kupler Bagoas zu sich / er solte dem GroßFürsten bey Tische aufwarten / und das fremde Fräulein eigentlich betrachten / daß er sie ihm auffs genaueste beschreiben könte / da sie dessen wirdig währe. Dieser hielt sich dem Befehl gemäß / kam nach verlauff einer Stunde wieder / und taht folgenden Bericht: GroßmächtigsterFürst / allergnädigster GroßHerr; Als ich in den Saal trat / woselbst die stolzen Fremdlinge mit Artaxerxes (welcher euer Hocheit billich die Oberstelle / als dem berümtesten Helde der Welt abtreten solte) Mahlzeit hielten / und weiß nicht was vor ein ungeschiktes Geplauder führeten / ward ich eines treflich schönen Bildes gewahr / deßgleichen in euer Hocheit ganzem Zimmer nie ist gesehen worden. O mein Bagoas / fiel ihm Gobares in die Rede / hilff ja bald nachsinnen / daß ich ihrer geniessen möge. Dieser geniessen? antwortete er; nicht ein meid / sondern ihre Hocheit werden mir Königlich versprechen / daß ich Freyheit haben solle / mich an ihrer schöne zuergetzen. Bistu Narr unwitzig? sagte Gobares / was woltestu nach der Speise schnappen / die nur unsers gleichen vorbehalten wird? verzeihet mir / allergnädigster Herr / sagte Bagoas / ich rede nur von der Fräulein Dienerin / die so völlig schön und zierlich ist daß ihres gleichen ganz Susa nicht kennet. Aber Odas unvergleichliche Fräulein! ihr Götter / und nicht mein geringster Gott / Gobares / straffet mich euren Diener nicht / daß ich mich er kühne / eine volkommenheit zubeschreiben / die den Himmel selbst übertrift / und von keinen andern Eltern / als von der Sonnen uñ dem Morgenstern kan gezeuget seyn. Die Griechen haben viel von ihrer Helena geschrieben / aber dieses Fräulein / dieses göttliche Fräulein / ist eine vielhundertausendmal volkommenere Helena / umb deretwillen nicht nur Artabanus sein Reich / sondern Jupiter selbst seinen himlischen Siz verlassen / und mit diesem Wunder-Bildichen sich in einen engen Winkel verstecken solte / damit nicht jemand ihm diese übervolkommene Glukseligkeit mißgönnen / und neben ihm der allersüssesten Niessung begehren möchte. O du mein ungelehrter Pinsel / woher wiltu doch Farben nehmen / diese Himelszierde / dieses Wunder-schön /auch nur nach den gröbesten Zügen zuentwerffen? Alle Leibes und Seelen volkommenheiten / ja der Kern aller vortrefligkeit und Zierde / samt einer demuhtigen Höfligkeit / und höchstwolgestalten Demuht / die kein ståublein der Königlichen Hocheit verschenket / finden sich bey diesem Fräulein / O wunder! dermassen überflüssig in unnachdenklicher völle / daß ich mit einem Kinderlöffel das Persische Meer außzuschöpffen mir ehe getraue / als zubeschreiben / was meine Augen an diesem Lust Himmel gesehen. Tausendmahltausend Fräulein könten mit ihrer Schönheit zu aller gnuge außgezieret werden /und behielte sie dannoch einen solchen Vorsprung /der bey tunkeler Nacht / ja mit beschlossenen Augen möchte erkennet / und von dem allerwirdigsten Könige biß auffs sterben wirdigst geliebet und heftigst begehret werde. O schweige Bagoas / schweige / sagte Gobares; dieser Reden bin ich ja an dir nit gewohnet. Vielzuwenig / allergnädigster Herr / viel zu einfältig /viel zu schlecht sind meine Worte / sagte er; meine Augen wolten anfangs nicht trauen / was ihnen vorstund; meine Vernunft überlieff von verwundern / als ich dieses himlische Meisterstuk erblickete; ja in so tieffes Mißtrauen geriet ich dazumahl / daß ich meinete / die Volkom?enheit selbst / oder doch ihr Abdruk währe mir in etwa einer Verzuckung erschienen; ich begunte schon zu wanken als ein Trunkener / und wolte Weirauch und Kohlen fodern / eurer Hocheit Schuz- und Liebes-Göttin zu opffern / als die den wirdigsten Ort bey dem Tische bekleidete / uñ vielleicht von niemand anders / als nur von mir gesehen würde; aber ich besan mich / da sie die unvergleichlichsten Lippen / (vor denen die Rubinen und Korallen erbleichen) in höchster Zierligkeit von einander taht / und die gleichriegigen Helffenbeinen Zähnlein sehen ließ /zwische denen eine dermassen anmuhtige wol klingende Stimme hervorbrach / daß mich gedauchte /Schüsseln und Gläser würden einen Freudentanz auff dem Tische anfahen / gestaltsam meine Vernunft sich alsbald in der Urtel verstöret befand / ob meine Ohren vom hören / ober die Augen vom anschauen mehr belüstigung empfingen. Zwar ich habe ihr Angesicht mit den Gedanken eine grosse Stunde / die mir kein Augenblik dauchte / tiefsinnigst überlauffen / aber unmöglich wahr mirs / ichtwas davon recht zu fassen; dann / betrachtete ich ihre himlische Stirn / so zogen mich ihre beyde Sonnen (die Augen meyne ich) davon ab / sie zu beschauen; aber die Augenlieder / O der schönsten Vorhånge! machten mich dann in sich alsbald auff ein neues verliebet; wo zwischen die über allen Wunsch wolgestalte Nase sich legete / und zu ihrer nachdenkung mich einlude. Aber O ihr Wångelein / wer hat jemahls eine solche Vermischung des allerlebhaftesten rohtweisses gesehen? Der nicht minder susse als schöne Mund überwieget weit meine Reden / weil er in dieser Welt keinen gleichen hat. Das Kiñ mit einem kurzen Rizlein durchzogen / gibt den übrigen Stücken nicht daß allergeringste bevor; und daß ich der güldenen Haare nicht vergesse / die auff beyden Seiten über den Schuldern von sich selbst gekräuselt / herab hingen / halte ich deren jedes vor eine gnug starke Kette / aller anschauenden Herzen im Nuh dermassen zu fesseln / daß sie nichts anders wünschen / als in den Diensten dieser vol-schönen zusterben. Kurz uñ mit einem Worte zusagen; dieses / ja einig dieses Fräulein ist es / die euer Königl. Hochheit Liebe und Huldeich wirdig achte. Gobares hörete zu als ein Verzücketer / und sinnete unter dieser Erzählung schon nach / wie er dieses anmuhtige Tåubelein berucken / und mit seinem Garn zu sich reissen möchte / die er doch weder gesehen / noch geprufet /ob sie von den Zahmen währe / die jedermans Freunde sind. Es machte ihn auch diese Begierde so munter / daß des dritten Tages nach ihrer Ankunft / an welchem das Freudenfest ihrer Erlösung und Bubazes Hochzeit solte gehalten werden / er sich aus seinem Lager erhub / und mit prächtiger Kleidung sich belegete. Valiska hatte sich auch Königlich gezieret / und zugleich ihre Kleofis mit vielen Kleinoten behänget. Nun wolte er aber dem Fräulein eine Ehre tuhn / und seines ersten Außganges sie auff ihrem Gemache besuchen / schickete auch einen wolgepuzten ädelknabe zu ihr / mit vermeldung / da ihrer Durchl. es nicht zu wieder / wolte sein Fürst deroselben in ihrem Gemache gerne auffwarten / und wegen gesunder ankunft ihr Glük wunschen; welches ihm dañ mit hoher Danksagung verwilliget ward. Es kam aber gleich darauff Herkules zu ihr gangen / und foderte sie auff Ladisla Gemach / etliche nothwendigkeiten abzureden / da inzwischen Gobares sich einstellete / und Kleofis allein ersehend / sie vor das Fräulein hielt / auch alsbald in heisser Glut gegen sie entzündet / sich auff die Knie niederlegete / und ihr die Hand küssend anfing: Durchl. Fräulein. Diese erkennete seine Irtuhm / trat zurück / uñ sagete mit grosser Schamhaftigkeit; Durchl. Fürst / gnädiger Herr; ich bitte untertähnig umb vergebung / ihrer Durchl. anzudeuten / daß dieselbe an mir unwirdige sich irren / weil ich ja nicht das Durchl. Fräulein / sondern nur dero Dienerin bin. Gobares zürnete auff sich selbst / daß er vor einer ädel Jungfer sich gedemühtiget hatte / stund bald auff / und inbetrachtung ihrer Schönheit / sagte er; Schönste Jungfer / mein Irtuhm kan zu nichts schädlich seyn / massen eure Volkom?enheit wol verdienet / daß sie von Fürsten geehret und geliebet werde; wie ich mich dann gegen sie zu aller Freundschaft anerbiete. Nun hatte Herkules Leibknabe diesen Fürsten in der Fräulein Gemach treten sehen / und deutete es seinem Herrn in der Fräulein Gegenwart an / die aber ihren Bruder und Liebsten baht / mit ihr zugehen / weil sie bey fremden nicht gerne allein währe; hätte ohndaß ein schlechtes Herz zu ihm / wegen der Ungewogenheit / die er ihnen ehmahls erzeiget. Als nun Gobares sie herein treten sahe / gedauchte ihn nicht anders / er såhe eine Himmels Königin; dann wie freundlich sie sonst wahr / nahm sie sich doch vorsezlich einer sonderlichen Ernsthaftigkeit an gegen ihn / in dem sie nach beschehener Neigung zu ihm sagete; Durchl. Fürst / die Ehre ist zu groß und unverschuldet / daß seine Liebe auff einem einsamen Zim?er mich besuchen wollen; erfreue mich dannoch ihrer Liebe wieder erlangeter Gesundheit / und bitte / dieselbe mit meinem Herrn Bruder und Oheim nach dem Hochzeit Saal gehen wolle / wohin ich mit dieser Braut bald folgen wil. Gobares stellete sich überaus höflich /küssete ihre zarte Hand kniend / uñ redete sie also an: Durchleuchtigstes unvergleichliches Fräulein / es hat die Schuldigkeit mich auffgemahnet / ihrer Durchl. gehorsamst auffzuwarten / als deren glükliche Erlösung und wieder erlangete Freiheit mich zum höchsten erfreuet hat / so bald ich inne worden bin / daß der unflähtige Wüterich Artabanus in seinem unverantwortlichen Vorhabe verstöret / uñ euer Durchl. Ehre gerettet ist / gelobe auch euer vortefligkeit hiemit äidlich an / daß ich meines Furstentuhms äusserste Macht anwenden wil / damit die Unbilligkeit gerochen werde / welche euer Durchl. durch gefångliche auffhaltung schimpflich angeleget ist. Valiska nöhtigte ihn auffzustehen / bedingete sich der gar zu grossen Ehre / und nach beschehener Danksagung wegen des hohen Erbietens / rühmete sie seine Fürstliche Tapferkeit / daß sie hiedurch verbunden würde / seine Tugend groß zuachten. Herkules gefiel nicht übel / dz dieser unfreundliche einen bessern Willen gefasset hatte / welches er auch bey ihrer ersten Besuchung sich merken lassen / und weil er das Fräulein nach dem Saal zubegleiten sich selbst anerboht / kunte sie ihm solches nicht wegern; da er von Begierden und unkeuschen Reizungen sich dermassen angefüllet spüren ließ / daß er die Flammen so wol nicht unterdrücken kunte / daß Ladisla / der seiner Unzucht von Artaxerxes berichtet wahr / es nicht solte gemerket haben / und daß er mit weit andern Gedanken umbginge / als die Worte lauteten; dessen er doch gegen Herkules / Ungelegenheit zuverhüten / sich mit keinem Worte vermerken ließ / insonderheit / weil ihm beydes seiner Fräulein Schwester Zucht / und Gobares Furchtsamkeit gnug bekant wahr. Die vornehmsten Obristen des Persischen Heeres wahren zur Hochzeit geladen / die zwar Bubazes wegen seiner Heyraht glükselig preiseten / aber an Valisken sich dermassen vergaffeten / daß ihre einhellige Urtel wahr / es könte ein volkommener Glük als die wirkliche Niessung ihrer Schönheit / nicht erdacht werden. Bey der Mahlzeit saß Gobares dem Fräulein allernähest / dessen er auff Artaxerxes schlechte nöhtigung sich nit wegerte /und sattelte ihn die Hoffnung dermassen / daß er an nichts gedachte / als wie er Gelegenheit finden möchte / ihr seine Liebe verstehen zugeben / dann er wahr noch unberichtet / daß Herkules sich mit ihr versprochen hätte. Das adeliche Persische Frauenzimmer hatte sich in zimlicher anzahl eingestellet / die nach auffgehobenen Speisen einen zierlichen Tanz nach Landes Art unter sich hielten / biß Ladisla seine Frl. Schwester auch zum Tanze führete / und sie ehrenhalber Gobares brachte / welcher sich dessen hoch bedankete / und gleich mit den Gedanken umbging / Gelegenheit zu haben / wie er sein Gemahl umbringen /und hernach das Fräulein ehelichen könte. Im Tanze wendete er alle Zierligkeit an / worin er besser als in Waffen geübet wahr / und nach dessen Endigung redete er sie also an: Unvergleichliches Fräulein / Himlisches Bilde; wie inbrünstig suchet meine flammenhitzige Seele / die Begierden anzuzeigen / welche mich treiben / die Volkommenheit anzubehten / so ihrer vortrefligkeit beywohnet. O du glükseliges Feur / daß von den Strömen dieses süssen erquikwassers sol gelöschet werden! O ihr hoch begnadete Augen /die ihr dereins vergünstigung haben sollet / die unaussprechliche Schönheit dieses göttlichen Leibes anzuschauen. So bitte und flehe nun du durch uñ durch verliebeter Gobares / dz deine begierige Knechtschaft in deren Diensten möge auffgenom?en werden / die von deiner Seele über den Himmel selbst geschätzet wird. Das Fräulein hörete diese reden mit solchem Unwillen an / daß ihr das Herz im Leibe erzitterte /wahr anfangs bedacht / ohn Antwort von ihm zugehen / aber umb auffsehens willen / und daß ihm sein falscher Wahn gänzlich möchte benommen werde / gab sie ihm mit ernstlichen Geberden diese Antwort: Gnug / Furst von Susa / gnug / wo es nicht gar zuviel ist; und wes zeihet ihr euch gegen ein Königliches Fräulein / die ihre Ehre tausendmahl lieber als ihr Leben hat? Ich kan beteuren / daß der grosse Artabanus selbst der Verwägenheit nicht gewesen ist / mit dergleichen Anmuhtungen mich anzusprengen / da er doch ohn ein eheliches Gemahl lebet; und Fürst Gobares / der geheyrahtet hat / solte ungebührliche Liebe bey mir suchen dürffen? meinet ihr etwa / ich werde euch dem grössesten Könige vorzihen / und euch in Unzucht folgen lassen / was jener in Königlicher Heyraht nicht erhalten mögen? lasset euch ja in Ewigkeit solcher Reden nicht mehr verlauten / daß ich nicht verursachet werde / mich dessen zubeschweren. O nein; Valiska ist keine himlische / vielweniger göttliche / aber auch ja so wenig eine leichtsinnige / die auff unzüchtiges Feur ihr Löschewasser schütten /oder unbendigen Augen mehr als den Weg neben hin gönnen solte. Bedenket hernähst meine Hocheit / und entschlaget euch der Gedanken / ichtwas unkeusches bey mir zuerhalten / so wil ich diesen euren Frevel unter die Füsse der Vergessenheit treten / und eures Unglüks keine Ursach seyn; im wiedrigen sol diese meine Hand durch rechtmässigen Kampff sich an euch rächen. Hierauff wolte sie seine Antwort nicht erwarten / sondern nach höflicher Neigung (umb der Anwesenden willen) trat sie zu Kleofis / hielt einen Tanz mit ihr / und führete sie Artaxerxes zu / der nach dessen Endigung ihr ein Adelgut nahe bey der Stad gelegen / zur Außsteuer schenkete. Es hatte sich Gobares an seinen alten Plaz wieder gesetzet / und muste Valiska / Argwohn zu meiden / sich zu ihm verfügen. Er wahr aber der unvermuhtlichen Antwort so bestürzet / daß er meinete / zu verzweifeln / weil der stolze Nar ihm nicht einbilden können / das sein Anmuhten ihm solte versagt werden. Gleich wie aber einem Fieberkranken durch wegerung des Trunks der Durst und die Sauffbegierde nur gemehret wird / also nahmen die Begierde der abgeschlagenen Niessung bey diesem Unzüchtigen heftiger zu / ward auch in etwas wieder auffgerichtet / wie er sahe / daß sich das Fräulein zu ihm setzete / und keinen Wiederwillen merken ließ / fing demnach viel einander Gespräch mit ihr an / und beklagete das Leid ihrer Fr. Mutter / in welches sie durch ihre gewaltsame Entführung gestürzet währe. Aber so blödes Gehirns wahr sie nicht / daß sie dieser Stellung nicht solte wahrgenommen haben; wahr doch wol zu frieden / daß er seyn selbst acht hatte / und beantwortete es mit guter Freundligkeit. Desselben Tages wählete sie zwo zierliche ädle Jungfern / Andia und Amestris / die ihr stete Geselschaft leisten solten / nam auch eine Leibdienerin an / nahmens Apame / die äusserlich sich srom zu stellen wuste / aber im Herzen voller Leichtfertigkeit wahr. Diese Nacht volführete Gobares mit Seufzen und Liebesgedanken / dessen Ursachen sein Bagoas zuerfragen sich erkühnete / und von ihm vernam / wie abschlågige und zwar schimpfliche Antwort ihm das Fräulein auff sein Ansuchen erteilet / so daß er zu sterben sich erwogen hätte / weil ohn sie zu leben ihm unmöglich währe. Dieser aber tröstete ihn mit frischen Reden / man müste in der gleichen Sachen sich nicht übereilen; gut Ding wolte weile haben / und währe ihre Hocheit trauen zum Künstler verdorben /wann sie an einer treflichen Arbeit so bald erliege wolte / da jene offt etliche Wochen nur mit den gröbesten Feilen zubringen müsten / wann sie etwas sonderliches vorhätten. Was man mit leichter Mühe erlangete / gäbe kurze Wollust / uñ brächte die erlittene Gefahr nach erhaltenem Gute eine sonderliche Vergnügung / wañ wir daran gedächten; Eure Hocheit betrachten sagte er / was Artabanus vor Schmerzen wegen des gänzlichen Verlustes dieser Volkommenheit erdulden muß / und sie wolte auff der ersten Stuhffe verzagen / da sie nach diesem allerschönsten Gewächse steigen? nicht also / mein König; sie wil ohnzweiffel die Bewehrung eurer Beständigkeit zuvor haben / ehe sie sich vertraulich heraus lässet, aber ob sie gleich durchaus nicht wolte / müste man deßwegen dann an gutem Verfolg alsbald verzweifeln? Sie lasse nur mich machen / und verheisse mir die Kleofis / die mein Herz besessen hat / so wil ich schon mittel finden / auch wider ihren Willen Euer Hocheit sie zuliefern / da wir sie in aller stille nach Susa bringen / uñ euer Herz nach allem Wunsch vergnügen wollen. Gobares wuste / daß er zu solchen Sachen sehr arglistigund verschlagen wahr / versprach ihm daher die Kleofis zum Weibe / und daß er ihm eine freye Herschafft in seinem Fürstentuhm erblich schenken wolte. Hierauff machte Bagoas sich des folgenden Tages an Apame der Fråulein Magd / gab grosse Liebe vor /und durch Schenkung erhielt er bey ihr seines unzüchtigen Muhtwillens Vergnügung / wodurch er sie nachgehends zu seinem begehren ihm verbunden machete.
Fabius / der den Nahmen Kleon abgelegt / und sich Brokubelius nennete / wolte in der Persischen Grenze Stadt die Zeit nicht vergeblich zubringen / sondern weil er vernam / daß alle Ritter / so durch Persen reiseten / auffgehalten und in Dienste genommen / oder aus dessen Wegerung vor Feinde und Verrähter gehalten würde / machte sich Sudwerz nach dem Königreich Armuzia / jezt Ormus geneñet / und am Persischen Meer gelegen / woselbst er 1000 wolversuchte Reuter annam / mit denen er sich des Weges / den er kommen wahr / auff die Fahrt begab / in Meynung /einen weiten Umschweiff durch Assyrien und Meden zunehmen / und von dannen nach Parthen sicher zugehen / weil er gänzlich meynete / Ladisla würde bey Artabanus Dienste genommen / und vielleicht seinen Herkules daselbst angetroffen haben. In den Persischen Grenzen geriet er mit einem grossen Indier in Streitigkeit / den er zufusse bestund / und in offenem Kampffe erlegete / wodurch er bey seinen Leuten ein grosses Ansehen bekam. Sein leibeigener Orsillos wahr ihm in Armuzia wunderlich wieder in die Hände gerahten / dann dieser hatte durch rauben und stehlen so viel gesamlet / daß er ein gutes Pferd und nöhtige Rüstung eingekaufft / in willens / Bestallung zu nehmen; und weil er hörete / daß Obrister Brokubelius frische Anreitsgelder gab / machte er sich hin zu ihm /solche zuempfangen; aber O wie entsetzete er sich /da er sein Angesicht sahe / auch Fabius / der ihn alsbald kennete / ihn also anfuhr; Woher führet dich das rachgierige Unglük zu deiner gebührlichen Straffe? und wer hat dich meinen leibeigenen in diesen Reuter Harnisch verstecket? Dieser fiel demühtig vor ihm nider / und baht sehr / ihn frey zulassen / nachdem er seiner Bosheit wegen gnugsame Straffe ausgestanden hätte / bekennete auch alles / wie er sein Leben errettet / und davon gelauffen währe; aber die Gedächtniß des ausgestandenen Schimpffs lag Fabius viel zu hart im Sinne / daher er ihm den Harnisch abzihen / und mit Knütteln hefftig abschlagen ließ / hielt ihm seine Unbarmherzigkeit vor / und ließ ihm schwere Ketten /daß er nicht entlauffen solte / anlegen; also muste er sich auffs neue rechtschaffen leiden / und als ein Gefangener neben seiner wolgeputzeten Ritterschafft daher lauffen.
Zu Charas gingen diese Zeit die Sachen wunderlich durcheinander; dann König Artabanus / wie bemühet er gleich wahr / seine Völker schleunigst zusamlen /wolte doch eine so grosse Macht sich nicht aus dem Sacke schütten / noch die nöhtige Ausrüstung und Unterhaltung mit Worten sich schaffen lassen; überdas wahr sein Gemüht wegen der Fräulein Flucht dermassen erschlagen / daß er dem Kriegswesen nicht gebuhrlich obliegen kunte / und hatte noch Hoffnung /sein Bagophanes würde etwas statliches ausrichten. Als aber derselbe so gar einsam (massen er aus der Parthischen Grenze Stad nur vier Kriegsknechte zur Begleitung mit sich genommen) wiederkam / und ihm angezeiget ward / daß er vor dem Schloß Tohr gar einsam / umb vorgelassen zuwerden / anhielte / währe er schier von Sinnen kommen. Doch ließ er ihn vorfodern / und so bald er ihn sahe / rief er ihm zu: Wie ist dirs ergangen / Bagophanes / hastu des Spitamenes und Madates Glük gehabt? Er taht alsbald einen Fußfall / und fing also an: Allergnädigster König; ich habe allen möglichen fleiß angewand / dem Fräulein auff die Spuhr zukom?en / habe auch die Grenze Stad / in welcher sie sich auffhielt / ausgekundschaffet /meine Völker heimlich verstekt / und mich dahin begeben / sie gesprochen / das Schreiben ihr geliefert /und zur Antwort bekommen; Sie könte sich nicht als eine geraubete und gefangene verheyrahten / sondern dafern der grosse König entweder von ihrer Fr. Mutter Einwilligung erlangete / oder sie mit dem Schwerte gewünne / währe sie darzu bereit und willig. Was solte ich nun getahn haben / allergnädigster König? Das Städlein wahr mit schmalen Graben und geringen Mauren umgeben / ich merkete dariñen wenig Völker zur Besatzung; hingegen hatte ich 16000 Mann bey mir; aber auch bey ihr wahr der tapffere Teutsche Herkules; was solte ich getahn haben / allergerechtester / allerweisester König? Nun merken wir erst /sagte Artabanus / daß wir an dir einen Narren ausgeschicket haben; fragestu noch / was du hättest tuhn sollen? Du hättest sollen das schwache Stådlein anlauffen / sturmen / unser Fräulein retten / den Buben Herkules erwürgen / und alle Inwohner samt der Besatzung nidermachen; und hättestu nur so viel Herzens gehabt / würden wirs unvergolten nicht lassen /obs gleich mißlungen währe. Allergnädigster König /antwortete er; ich habe es gleich also zumachen vorgehabt / ich habe die Stad mit den meinen angelauffen und gestürmet / unter der Meynung / weil sich keine Völker / ausser geringer Besatzung dariñen vernehme liessen / bald Meister zuwerden; aber / ehe ich michs versahe / und ich das eine Tohr samt der Maur schier in meiner Gewalt hatte / da fielen von beyden seiten bey die 10000 der wolversuchtesten Reuter unter Herkules Anführung auff mich an; bald drungen etliche tausend Schützen zu fusse mit heraus / daß meine Leute / die sich zum Sturm enge bey ein ander hielten / kein Feld gewinnen / noch in eine rechtmässige Schlacht Ordnung sich stellen kunten / daher mir in die 4000 / wiewol nicht ohn der Feinde Blut / nider gemacht / die ubrigen in der enge gefangen genommen wurden; welche aber von Herkules gute Vertröstung zur Freylassung bekahmen. Ich bin nachgehends von Herkules gewirdiget / bey seinem Tische Speise zunehme / und habe von dem Fräulein in absonderlichem Gespräche gnug verstanden / daß /nachdem sie von der Bezauberung befreyet / sie nichts lieber wünschet / als durchs Schwert erstritten zuwerden. Eins ist noch von meiner Erzählung übrig / welches ohn zweifel eurer Königl. Hocheit eben so grosses verwundern bringen wird / als mir; daß nehmlich der Schwarzkünstler Valikules das Angesicht der Fräulein bey der Wegführung verstellet / wie er sich selbst verstellen kan / massen sein Angesicht / welches er uns alhier hat sehen lassen / nicht sein eigentliches / sondern ein angenommenes ist / sonst wann er in seiner wahren Gestalt sich sehen lässet / ist er der schönste Jüngling / mit gelbem Haar und zartem Angesicht / und eben der Teutsche GroßFürst Herkules /dessen Waffen nicht ohn ursach so hoch gerühmet werden. Weil ich nun in diesem Zuge eben dasselbe vorgenommen habe / welches Ihrer Königl. Hocheit eigener Wille gewesen ist / hoffe ich gänzlich / dieselbe werde nach ihrer beywohnenden Gerechtigkeit /wegen meines unfalls allergnädigstes Mitleiden tragen / und sich versichern / daß ich leben und sterben / ja auch nach meinem Tode bleiben wil / Ihrer Königl. Hocheit allergeträuester Diener / uñ gehorsamster Knecht / ohn alle Ausrede. Der König gab sich in allem zufrieden / aber als er vernam / daß er von Valikules so schlim- uñ verächtlich hintergangen wahr /währe er schier von Sinnen kommen / dräuete ihm auch die abscheuhlichste Pein und Straffe / welche er erdenken könte / und daß alle Verrähter an ihm sich spiegeln solten. Hernach bedachte er sich ein wenig /und sagte bald darauff: Nun dann / weil ja unsere Groß Königl. Braut mit dem Schwerte sol und wil gewoñen seyn / wolan / so muß es auch geschehen / und wollen wir selbst mit einem unüberwindlichen Heer von 500000 streitbahren Kriegsleuten zu Felde gehen; aber mein Bagophanes / dürffte auch der freche Bube mit dem gezwungenen und bezauberten Fräulein nacher Teutschland sich erheben / ehe wir Persen erreicheten. Davor wil ich hafften / daß es nicht geschehen werde / antwortete er; dann der weißmäulichte Herkules darf noch wol dräuen / diese Länder nicht zuverlassen / biß Artabanus (so verächtlich redete er) wegen der angebotenen Ruhten ihm Abtrag gemacht habe; Weil ich nun ein solches unbeantwortet nicht lassen / noch die Königl. Beschimpffung anhören kunte / hätte mirs umb ein Haar das Leben gekostet. Ey / sagte der König / Abtrag sol er haben / aber dermassen ungnädig / daß ihm die Haut davor schauren sol. Ihm aber erteilete der König völlige erlassung /da unter andern er dem Könige der Sysigamben Unschuld / und wie sie von Valikules und dem bezauberten Fräulein hintergangen währe / erzåhlete. Der König fragete ihn / wo er dann die zierliche Kleofis gelassen / welche er ihm vor gehabte Mühe zum Gemahl zugedacht hätte. Sie ist als eine gefangene auffgehalten / antwortete er / hat sich bald darauff mit einem Persischen Obristen leichtfertig gnug verheyrahtet / und alle Parthische Träue abgeleget / da Herkules noch wol an mich begehren durffte / bey dem Könige abzufodern / daß ihr väterliches Erbe ihr ausgefolget wurde / wo sonst im widrigen falle er nicht ein fünffdoppeltes aus Parthen ablangen solte. Laß lauffen / laß Kleofis lauffen / antwortete der König /Kleofis gibt oder nimt uns nichts / deren Verlassenschafft dir krafft dieses erblich sol geschenket seyn /solt auch die freye Wahl unter unserm ganzen annoch unausgezeichneten Frauenzimmer zu deiner Verheyrahtung haben; dessen er sich untertähnigst bedankete / sahe auch mehr auff Schönheit als auff Zucht / und wählete eine Armenische / die zwar an Leibes Zierligkeit vortrefflich / aber aus einem gemeinen Frauen Hause genommen / und wegen ihrer Schönheit dem Könige geschenket wahr. Des folgenden Tages stelleten Vologeses und Pakorus nebst andern vornehmen Kriegshelden sich bey dem Könige ein / vernahmen Bagophanes obgedachtes Vorbringen / und wolten nicht viel dawider reden / weil der König ihn selbst entschuldigte. Die ersten tausend von dem Fräulein freigegebene kahmen des dritten Tages auch an / liessen sich vorerst bey Vologeses melden / und klageten über Bagophanes vielfältiges grobes versehen / nebest anzeigung / daß sie von dem ganzen gefangenen Heer Vollmacht und Befehl hätten / ihn deswegen bey dem Könige anzuklagen / aber er widerriet ihnen solches geträulich / weil sie nicht allein bey dem Könige kein Gehör haben würden / sondern Bagophanes aus Königlichem Befehl also gehandelt / und nichts aus Betrug oder Verrähterey vorgenommen hätte. Der abgeschikte Obriste mit seinen 20 Reutern kam auch bald hernach / und gab Pakorus der Fräulein Vortrag wegen Kleofis väterlichen Erbes zuvernehmen / welcher nebst Vologeses es dem Könige vortrug / und zur Antwort bekam: Er hätte solches alles schon seinem geträuen Hofmeister geschenket. Sollen dann die 90 Befehlichshaber im stiche bleiben? fragete Pakorus /so werden hernähst Eure Königl. Hocheit deren wenig bekommen / wofern man diese mit einem so gerignen Lösegelde freizumachen unterlassen wird. Und als der König darauff zuantworten verzog / sagete Vologeses zu Pakorus; komt mein Freund / wir wollen uns in den nähesten Graben stürzen / umb der Quaal und des Jammers abzukommen; dann Artaxerxes der Abtrünnige hat dieses Mittel erdacht / unserm Könige alle Kriegsverståndige abspenstig zu machen; gehet ihm solches an / so ist Charas sein eigen / ehe ein viertel Jahr zum Ende läuft / welches Elend ich nicht begehre zuerleben. Der König bedachte sich darauff / kauffte Bagophanes solches geschenke wieder abe / und gab diesen beyden Freyheit / damit / ohn feine Verkleinerung / nach belieben zuschulten / welche nicht allein alles geträulich an Kleofis übermachten / sondern bewägeten auch der Gefangenen Obristen und Ritmeistere Gemahlen und Verwanten / daß sie eine Tonne Schaz / Kleofis zur Verehrung / dabey legeten; welche Höfligkeit Herkules bey der Lieferung so wol gefiel /daß alle diese 90 Gefangene mit Pferden und Rustung versehen / und zuruk geschicket wurden / weil auch Timokles ein Gedoppeltes vor seine Pferde bekem?en hatte. Vordißmahl aber hielt der König mit vorgedachten Herren als vornehmsten Reichs Seulen wegen des Kriegs / Unterredung / und daß in sechs Wochen alles zum grossen Feldzuge solte fertig seyn. Zwo Wochen nach Bagophanes Wiederkunft / ward von dem Könige und den Vornehmsten Reichs Fürsten (die sich nunmehr des Werks ernstlich annahmen) vor gut angesehen / daß Furst Vologeses selbst noch einmahl mit einem kleinen Heer von 36000 wolgeübeten Reutern an die Persischen Grenzen ginge / sich der Kriegsart der beyden Fremden eigentlich zuerkunden /und eine Schlacht / wann er Vortel sehen würde / mit ihnen zuwagen / auff daß / wo möglig / der empfangene dreyfache Schimpff außgelöschet / und den Völckern ein Muht gemacht würde. Der König gab ihm Befehl / die Persische Grenze Stad / da Bagophanes Abbruch gelitten / der Erden gleich zumachen / alle Gewapneten niderzuhauen / und die Wehrlosen gefangen zu nehmen. Worauff Fürst Vologeses zur Antwort gab; Wañ man wolte Städte belagern und sturmen /müste man darzu Fußvölker uñ ander gebührlich Zeug gebrauchen; er währe nit willens sich Bagophanes gleich zuverhalten / sondern dem Feinde im Felde entgegen zuzihen / und allen möglichen Fleiß anzuwenden / ob die zornigen Götter sich wieder gnädig erzeigen / und ihm einen ehrlichen Sieg gönnen wolten; wo nicht / müste er auch zufriede seyn / und dem Himmel seinen Willen lassen; inzwischen würde der König die Streitwagen / Elefanten und Völker durch die bestelleten Obristen täglich lassen uben und zum Treffen gewähnen. Spitamenes uñ Madates wahren zugegen und zeigeten ihm geträulich an / was vor eine Art in Schlachten sie von unsern Helden angemerket hatten / wiederrihten auch diesen Zug / welchen Vologeses gerne von sich abgewälzet hätte / weil er sich außdrüklich vernehmen ließ / der Sinn trüge ihm zu /daß er ohn Schlappe nicht wiederkehren würde; Aber des Königes Wille muste vor sich gehen / bloß nur /daß unsere Helden von ihrer Heimreise abgehalten würden / dessen er sich doch nicht durfte merken lassen / wiewol er allemahl die hohen Häupter erinnerte /sie würden den ihm von dem Buben Valikules angelegten unablöschliche Schimpf nicht ungerochen lassen. Artaxerxes Kundschaffer zu Charas schrieben ihm Vologeses Auffbruch zeitig über / daher die Unsere schlossen / dem Feinde an den Grenzen vorzubeuge / und wo möglich / auff Parthischem Grund und Bodem zubegegnen. Der Persen GroßFürst fragete Gobares aus Höfligkeit / was vor Feld Herren gegen den Reichs beschriehenen Vologeses würden zuwählen seyn; welcher antwortete: Weil die tapffere Helden / König Ladisla / und GroßFürst Herkules dem Feinde schon einen Schrecken eingejagt / würden sie ohnzweifel die geschiktesten darzu seyn / und könten Fürst Arbianes und Herr Pharnabazus hieselbst zugleich mit Ehre gewinnen / währe vor sich willens /ihnen von seinem Heer eine anzahl Völker zuzugeben. Artaxerxes gefiel dieses wol / und wurden die unsern vermocht / diesen Zug auch noch auff sich zunehmen / schlossen alsbald / daß sie des folgenden Tages auffbrechen / und mit 30000 zu Rosse dem Feinde hoffeten gewachsen zu seyn. Sie teileten ihr Heer in drey Hauffen; den ersten / welches lauter Meden / 8000 stark / führete Pharnabazus; den andern / 12000 / halb Persen und halb Sustaner / nam Ladisla; den dritten / 10000 / als 7000 Persen mit durchnäheten Pferde Panzern (womit Ladislaen Persen auch versehen wahren) / und 3000 Susianer / behielt Herkules bey sich. Artaxerxes foderte Bubazes / Tyriotes und Gallus vor sich / gab ihnen über die vorigen /1000 wolgewapnete Persische Reuter zu / und taht ihnen grosse Verheissungen / wo sie in führung des Vortrabs vorsichtig und tapffer sich verhalten würden / zählete auch diesem ganzen Heer drey Monat Sold aus. Nach ihrem Auffbruch schrieb er an alle Bundsverwanten / mit den annoch ungelieferten Völkern zu eilen / weil der Feind in wenig Wochen mit ganzer Macht ihm auff den Leib fallen würde; befahl Gobares die Oberauffsicht über die Stad und Schloß Persepolis / und ritte Tag und Nacht umbher / seine hin und wieder verlegete Völker zubesichtigen / und sie fertig zuhalten. Fürst Vologeses führete sein Heer gar vorsichtig / nicht willens / aus unbedachtsamkeit zuverspielen; er hatte aus allen umständen gemerket /daß die Parthische Wuht gegen die Teutsche Streit-art nicht hafften wolte / wahr auch des Vorhabens / der unsern auff Parthischem Grunde an einem vortelhaften Orte zuerwarten / und ordente einen Unverzagten Obristen / nahmens Phraates / den Vortrab / 1200 stark zu führen / und gute Kundschaft einzuzihen. Die unsern hingegen / als sie in Persen nichts von dem Feinde vernahmen / gingen über die Parthischen Grenzen eine halbe Tagereise / da Bubazes etliche /so sich vor Hirten außgaben / und verkleidete Kundschaffer wahren / auff fing / und sie Herkules zuschickete; er aber ging mit den seinen ein wenig zu kühn fort / und traf / ehe er sichs versahe / auff Phraortes Hauffen / schickete sich doch unerschrocken zum Streit / und hielt des Feindes ernstlichen Angriff ritterlich aus / da es dann zu beiden Seiten scharff zuging / biß unser Hauffe etwas nachließ / und sich nach der Fluche umbsahe / so daß / wann Tyriotes Tapfferkeit es nicht getahn / ihres Gebeins nicht davon kommen währe; dann er verteilete seine Völker / sendete Bubazes / der die gröste Noht litte / entsaz / und ließ ihn ermahnen / Stand zuhalten / der Feind würde bald nachlassen / wann nur noch ein redlicher Saz gewaget würde. Hiedurch hielt er die seinen von der Fluche abe / setzete sich mit Gallus zusammen / der den seinen noch zimlich gewachsen wahr / und wütete wie ein Löue. Gallus geriet unversehens an Phraates / uñ wurden beyderseits hart verwundet / daß sie sich aus der Schlacht musten führen lassen; worauff die Parther den Muhe zimlich sinken liessen / doch in guter Ordnung zurük zogen / nach dem sie 600 eingebüsset / 50 von ihnen gefangen / und der mehrerteil von den übrigen verwundet wahr. Die unsern durften aus Furcht eines Hinterhalts ihnen nicht nachsetzen / hatten auch keine Seide dabey gesponnen / sondern 400 wahren Tod / 20 gefangen / uñ 200 nebest ihren dreyen Führern hart verwundet. Als sie bey Herkules mit blutigen Köpfen ankahmen / ward ihre Tapfferkeit gerühmet / und die Gefangenen befraget / worauff Herkules mit guter vorsichtigkeit fortzog / uñ zu Pharnabazus sagete: Habe ich an Artabanus Hofe einige Kriegsverständige / aber auch redliche auffrichtige Herren gekennet / so sind es Fürst Vologeses und Fürst Pakorus / daher wir dem Feinde mit gutem bedacht entgegen gehen / und nichts ohn Raht und Uberlegung anfahen müssen. So brachten die Parthische abgewichene / ihre Gefangenen auch ein / welche alles anzeigete / wie es mit dem Persischen Heer beschaffen wahr / und wunderte sich Vologeses nicht wenig / daß so unbenahmete in geringerer Anzahl den geübeten Phraates aus dem Felde geschlagen hatten. Ob er nun gleich wuste / das er den unsern an Mannschaft überlegen wahr / wolte er doch darauff nicht trotzen / sondern suchete / wie er einen Vortel gewinnen / und seinem Feind ohn sonderlichen Verlust Abbruch tuhn möchte; legete sich deßwegen an einen Ort / da er vor Menschen und Vieh notturfft hatte / ließ sein Lager von fornenzu wol verschanzen / und schickete unterschiedliche Kundschaffer aus / deren etliche ergriffen und gehenkt wurden / etliche kahmen durch und verkündigten der unsern Ankunft. Nicht weniger hatte auch Herkules gewisse Zeitung / was Gestalt der Feind sich gelagert / und nach der Linken zu / sich umb mehrer Sicherheit willen an einen breiten Hügel mit dorn Hecken bewachsen / nach der Rechten an einen Fluß gelegt hätte / welcher wegen seiner hohen Ufer nicht zu reiten währe; worauff Ladisla antwortete: Dafern er die Schlacht zu wagen gedenkt / wird er aus dem Schlupfloche wol hervor brechen müssen. Herkules aber befürchtete sich / er würde willens seyn / den Streit in die Harre zuspielen / biß ihm eine grössere Macht zukåhme / oder Artabanus wol gar mit dem Häupt Heer folgete / nam deßwege vor /allen möglichen fleiß anzuwende / dz er ihn zur Schlacht reize möchte / daher er ihm bey seinem Leib Trometer folgende Brief zuschickete.
Herkules / gebohrner GroßFürst aus Teutschland / entbeut dem hochberühmten Fürsten / und Parthischen Obristen Feldmarschalk / Fürst Vologeses seinen Gruß und alles liebes / schätzet sich glükselig einen solchen Gegenstreiter angetroffen zuhaben / der des Kriegs verständig / auffrichtigen Herzens / und ritterlichen Ehren den Ruhten Schimpf anzulegen nicht willens ist; weil er auch seine Mannschaft zu dem Ende hergeführet / mit dem großberühmten Feld Herrn einen Versuch zutuhn /und von dessen Erfahrenheit etwas zu lernen / hoffet er die Ehre zu haben / ihn im freien Felde zu sehe / und seine kräftigen Schwertstreiche mit dem Schilde / oder da es so fallen solte / mit dem Leibe auffzufangen / versichert denselben hinwieder aller absonderlichen Freundschaft und Dienste / so dem Häuptwesen unschädlich /und seinen GroßFürstlichen Ehren unnachteilig sind /verbleibend desselben bereitwilligster Freund und Diener Herkules.
Vologeses ließ den Gesanten wolhalten / uñ nach verlesung fertigte er ihn wolbezechet / und mit einer guldenen Kette begabet wieder ab / da sein Leib Trometer mit reiten / uñ Herkules folgende Antwort zustellen muste:
Vologeses / bestalter Marschalk des grossen Königes Artabanus / wiedersetzet den übergebrachten Gruß mit gleichem / und füget dem hochberühmten Helde / GroßFürsten Herkules dienstlich zu wissen / daß / so bald seiner Reuter Säbel gnug werden gewetzet seyn / er zum begehrten Versuch sich willig einstellen / und der höflichen Außfoderung stat geben wolle / da er dann des Sieges (wo ihm die Götter es gönnen) sich hoch rühmen / und da er unterliegen sol / einem solchen treflichen Feld Herrn die Uberwindung nicht mißgönnen wird; da auch ohn verletzung seiner ehren hochgedachtem GroßFürsten einige Dienste von ihm könten erzeiget werden / verbindet er sich hierzu / als dessen Durchl. bereitwilliger Freund und Diener.
Vologeses.
Herkules / als er das Schreiben gelesen hatte / sagte zu Ladisla / und etlichen andern: Gewißlich solte Artabanus sich glükselig schätzen / wann er dieser bescheidenen Leute viel hätte; und wiewol ich das mir zugelegte Lob vor einen höflichen Scherz halte / wil ich ihn dessen doch geniessen lassen / wo ich sonst kan. Ließ darauff den Trompeter gleicher gestalt vollsauffen / schenkete ihm eine güldene Kette und 500 Kronen / und schikte Vologeses bey ihm einen wolschneidenden Säbel / dabey er ihm mündlich sagen ließ; solcher art währen seiner Leute Schwerter vor seinem Auszuge gewetzet / und hätte nicht gemeynet /daß die hochbeschriehenen Parthischen Streiter solches biß auff die lezte Stunde spareten / da man auff sie vergebens warten / und die güldene Zeit in Müssiggang verzehren müste. Aus welcher Antwort dann Vologeses unsers Herkules unuberwindlichen Muht und treffliche Geschwindigkeit leicht abnam / und dadurch desto mehr zur Aufsicht angereizet ward. Des dritten Tages stellete Herkules seine Völker in das Feld / den Feinden recht unter Augen / ließ auch einen Persischen Obristen mit 1000 Pferden biß an Feindes Lager gehen / welche aber mit Pfeilen abgetrieben /uñ ihrer wol 150 beschädiget wurden; daraus Herkules eigentlich spurete / daß der Feind nicht gesinnet währe / so bald Schlacht zuliefern. Hielt deßwegen engen Kriegs Raht / ließ den Fluß bey Nachtzeit zwo Meile auffwarz besichtigen / uñ funden einen Ort /dem mit Schauffeln und Hacken zum durchreiten leicht kunte geholffen werden. Des folgenden Tages stellete er seine Schlacht Ordnung abermahl wie vorhin / ließ auch die Reuter biß ans Lager haue / welche mit Geschoß abgetrieben wurden / deswegen er sein Lager abbrechen ließ / und vor seinem Abzuge folgendes Schreiben an Vologeses sendete:
Nachdem ich die vergebliche Hoffnung gefasset / den bißher so unverzageten Feld Herrn Fürst Vologeses im Felde zusehen / werde ich die Höfligkeit gebrauchen /und ihm weitern Raum zu geben / hinter mich rücken /ob ihm daselbst belieben möchte / mir seinen so lange gewetzeten Säbel dereins bloß sehen und empfinden zumachen; bin nicht desto minder seiner Liebe bereitwilliger Freund und Diener Herkules / sonst sein verschuldeter ehmaliger Valikules.
Brach alsbald nach dessen absendung auff / und setzete fleissige Schildwachen aus / auff des Feindes vornehmen acht zugeben / und ihm solches zu hinterbringen. Noch wolte aber der Parther sich nicht dran kehren / und blieb in seinem Lager unverrucket liegen; dann von hinten zu hielt er sich ganz sicher / und ward ihm alle Notturfft überflüssig zugeführet. Als der Abend herzu nahete / teilete Herkules sein Heer in vier Hauffen; den ersten gab er Ladisla / 4000 Susianer / und gleich so viel Persen / damit er den ersten Angriff tuhn solte; den andern Arbianes / 6000 Meden / Ladisla zum Entsatz; den dritte Pharnabazus / 5000 Susianer und 3000 Meden; den vierden und lezten 8000 Persen / behielt er vor sich selbst. Nach gemachter Teilung musten Ladisla und Arbianes nach des Feindes linke seite hinter dem Hügel die Nacht ihren Weg in aller stille fortsetzen; Herkules aber und Pharnabazus gingen auff den rechten Flügel über das Wasser / und weil sie den fernesten Weg hatten / verliessen sie es mit Ladisla / er solte hinter dem Berge halten / und sich nicht sehen lassen / biß er hörete Pharnabazus den Angriff tuhn / alsdann solte er mit den seinen frisch ansetze. Diesem ward redliche folge geleistet / glückete ihnen auch / daß sie zu beyden Seiten bey dem Feinde in aller stille herkahmen; dann weil diese die unsern hatten auffbrechen / und den geradesten Weg zurücke nehmen sehen / wurden keine ferne Wachten ausgestellet. Ladisla hatte zwar den kürzesten / aber den schlimmesten Weg / daher er fast zu einer Zeit mit Herkules an den bestimmeten Ort anlangete. Eine Stunde vor Morgens aber schickete Vologeses 1000 Reuter aus / etliche tausend Bauren zusammen zutreiben / die sein Lager von forne her noch immermehr verschanzen solten. Diese stiessen auff Pharnabazus Hauffen / der sie anfangs / weil es in der Demmerung wahr / vor Herkules Leute hielt /und ihnen freyen Anzug gönnete; Ihrem Führer aber mißdauchte es / ungeachtet alle seine Reuter in gleichem Wahn mit Pharnabazus wahren / und daher sich bald verrieten / auch darauff mit aller Macht angegriffen / und biß auff 300 erschlagen wurden; Welche übrige zurük ginge / und Vologeses die Zeitung ihrer Niderlage brachten / welcher zur Antwort gab: Jezt erkenne ich meines Königes widriges Gluk; ließ auch stündlich zu Pferde blasen / und 8000 Mann sich ins Feld setzen / damit er in seinem Lager / welches von hinten zu ganz offen war / nicht angegriffen würde. Doch ließ er seinen Muht nicht sinken / sondern weil er vernam / daß der feindliche Hauffe auffs höchste 8000 stark währen / hoffete er / es würde nur eine streiffende Rotte seyn. Herkules hielt nicht weit von Pharnabazus / sahe und hörete alles / und befragete die Gefangenen wegen Zustandes ihres Lagers / und da er solches von hinten zu unvergraben seyn vernam / hieß er Pharnabazus frisch darauff gehen; Welcher sich alsbald ins offene Feld zog / und des Feindes Reuterey halten sahe / auff welche er seine 5000 Susianer ansetzen hieß / deren Führer aber / nahmens Artuasdes sich dessen wegerte / vorgebend / er hätte von seinem Gn. Fürsten Gobares befehl / sich im ersten Anfall nicht gebrauchen zulassen. Pharnabazus muste wegen des Feindes Gegenwart durch die Finger sehe / ließ 2000 Meden gar behuhtsam den Streit anfahen / und taht Herkules des Susianers Ungehorsam zuwissen / der sich einer heimlichen durch Gobares gestiffteten Verrähterey besorgend / eine kurze Erklärung fassete / und mit eigener Faust (da er die Susianer mit den seinen umgeben hatte) diesen Widerspenstigen erstach / die übrigen fragend / ob sie fechten oder sterben wolten. Diese sahen sich übermannet und umringet / gelobeten allen Gehorsam / und wurden durch alle Glieder der Persen verstecket / daß also diese gefährliche Auffruhr im Augenblik gestillet wahr. Herkules sahe die 2000 Meden / als übermannet / weichen / uñ schickete ihnen 4000 zum Entsaz /kunte doch den Feind auff die Weichseite nicht bringen. Ladisla hatte durch seinen ausgeschikten Reuter /Pharnabazus Anfall in Erfahrung gebracht / ermahnete demnach die seinen / geherzt zuseyn / damit sie nach erstrittenem Siege die reiche Beute erlangen möchten; da seine Persen sich frisch genug / aber die Susianer sich träge und ungehorsam erzeigeten / auch ihr Obrister Mithrazenes sich ausdrüklich vernehmen ließ / die ädlen Susianer währen ungewohnet / sich von fremden befehlen zulassen / und weil er im geheimen Kriegs Raht währe vorbey gangen / wolte er streiten / wanns ihm geliebete. Da schlage Unglük zu / antwortete Ladisla / macht Gobares uns solche schlimme Possen / so ist besser / ihr meine geträue und liebe Persen / daß wir diesen innerlichen Feind erst dämpffen; griff darauff die Susianer mit seinen Persen an / und foderte Arbianes zum Beystande. Mithrazenes wahr nicht faul / reizete die seinen an / ihres Fürsten Befehl zuerfüllen / und überfiel Ladisla mit sechs Gehülffen ganz grimmig / der sich aber ritterlich wehrete / weil er von den seinen unverlassen blieb / und in wenig Streichen den ungeträuen Verrähter betäubete / daß er vom Pferde stürzete / und von dreyen Persen gefangen angenommen ward. Arbianes / so bald er diese Auffruhr vernam / ging mit allen seinen Völkern loß / und kam zu rechter Zeit / gleich da die Persen zuweichen gezwungen wurden / fiel mit grossem wüten in die Susianer / und erschlugen ihrer in kurzer Zeit 1500; die übrigen bahten umb Gnade /wurden auch auffgenommen / und dermassen untergesiekt / daß ihrer nit zween bey einander blieben; doch hatte Ladisla von seinen Leuten auch 200 eingebüsset / ließ den Verrähter Mithrazenes hart gebunden verwahren / und ging mit 3000 ins Feld / sich dem Feinde zuzeigen / welcher seiner bißher noch nicht wahr genomme hatte / zu der unsern grossem Glük; dann währen sie der Auffruhr berichtet gewesen / würde der Sieg ungezweifelt in ihre Hände gefallen seyn. Herkules wunderte sich / daß Ladisla so lange verzog / dessen Hulffe er hoch benöhtiget wahr / weil Pharnabazus / der mit 6000 dem Feinde noch Wiederstand hielt / hart gedränget ward; dann Vologeses hatte den seinen noch 3000 geruhete zugeschicket /wodurch Herkules verursachet ward / ein gleiches bey Pharnabazus zuleisten; weil er aber Ladisla mit solcher Manschafft herzu eilen sahe / fassete er gute Hoffnung zum glüklichen Verfolg; wie dieser dann durch seine Ankunfft die Parther alsbald hinter sich weichen machete / massen der Eifer wider Mithrazenes gefasset / noch hefftig bey ihm brante / daß dessen Wirkung die Feinde wol empfunden / welche er als eine Fluht überfiel / und Pharnabazus Lufft machete /der schon etliche / wiewol geringe Wunden empfangen hatte. Vologeses brachte in Erfahrung / daß der lezte Entsaz hinter dem Hügel hervor gebrochen währe / und er nicht mehr zweifelte / des Feindes ganze Heer würde sich der Nacht gebrauchet haben /und von beyden seiten herüber gangen seyn / deswegen er einen frischen hauffen 8000 stark gegen ihn angehen ließ; aber Ladisla weich behutsam hinter sich /den Feind ins Feld zulocken / ließ auch Arbianes mit 7000 zu sich fodern / der nach allem Wunsch ankam /und neben Ladisla dem Feinde sehr gedrange taht; dann die Parther wahren zu weit gangen / daher sie fast gar umringet / und in grosser Menge nidergeschlagen wurden / daß ihrer 5000 gestrecket lagen /ehe ihnen Entsaz zukam. Vologeses wahr des versehens unwillig / ließ ihnen doch 6000 zu hülffe gehen /mit Befehl / bald auff geschehenen Entsaz umzukehre. Es sahe aber Herkules mit Freuden / daß Pharnabazus Völker sich so tapffer hielten / und ihre Feinde weidlich umtrieben / daß sie endlich zuweichen gedrungen wurden / und Vologeses auffs neue sie mit 2000 geruheten verstärken muste; So widersetzete sich auch Ladisla dem einbrechenden Entsaz / und ließ Arbianes die umringeten und abgematteten warm gnug halten /empfand aber anfangs harten Wiederstand / weil seine Leute schon viel ungemach ausgestande / und sich abgearbeitet hatten; nachdem aber seine übrige geruhete 1500 stark ihn entsetzeten / ermunterten sie sich / daß der Streit eine gute weile in gleicher Wage hing; aber an Pharnabazus seite fingen die Parther an Meister zuspielen / welches Glük Vologeses nicht bedacht wahr aus den Hånden zulassen; und weil er meynete /Herkules hätte hieselbst bißher gefochten / und sich ermüdet / drang er mit seinen ubrigen / 7000 stark /wie ein Wetter loß / und fiel so erschreklich über Pharnabazus Hauffen / daß dieser sein Leben durch Ritterliche Gegenwehr zuverkauffen / und den Plaz tod zuerhalten ihm gänzlich vornam. Hieselbst wolte nun Herkules seinen Freund nicht im stiche lassen /brach auch mit seiner Mannschafft 7000 stark loß /und machete ihm durch seine Ankunfft Luft / daß er hart verwundet / einen Abtrit nam / nachdem er 7000 erschlagen / und 4000 eingebüsset hatte. Herkules hatte in diesen Morgenländern so grossen Eifer in keiner Schlacht spüren lassen / dann alles / was er traff /muste zu grunde gehen / und machte sein Blänke sich so bekant / daß jederman / Freund und Feind den Reuter dabey erkennete; seine Völker wurden durch ihres Feld Herrn Tahten auffgemuntert / ihm nachzufolgen / daher ein grausames Blutstürzen sich erhuhb / angesehen die Parther / welche Vologeses anfuhrete / sehr streitbar wahren; Doch verwunderte sich der Parthische Feld Herr über Herkules Kriegs-Erfahrenheit / die Völker zuschwingen / die Glieder zustärken / den Bedrångeten Hülffe zuschicken / und dz er dabey nebest seinem Pferde solche Tahten verrichtete. Arbianes / ob er gleich hart verwundet / erlegete doch seine Feinde am ersten / daß ihm etwa 1500 entrunnen / ging darauff Ladisla zuhelffen / der überaus harten Widerstand hatte / und jagete durch seine Ankunft den Feinden nicht geringen Schrecken ein. Artabastes / der diesen Parthischen Hauffen führete / als er die geschlagen sahe / denen zuhelffen er ausgeschicket wahr / wolte uber Befehl nicht schreiten / deswegen er sich allgemach zurücke zog / und mit Vologeses zusammen setzete / daß ihr gesamter Hauffe in 16500 Mañ bestund. Ladisla ließ solches geschehen / weil er hiedurch gelegenheit bekam / sich mit seinem Herkules zuvereinigen / welchen er mit Freuden annoch unverlezt befand / und sie eine neue Ordnung zur gemeinen Schlacht stelleten / weil die Feinde desgleichen tahten / und beyderseits etliche geringe Hauffen inzwischen fechten liessen; Ihre annoch ubrige Manschaft zur Schlacht geschikt / war über vermuhten 16000 Mañ / nebest 4000 verwundeten / daher sie am Siege fast nicht mehr zweifelten. Herkules vermahnete die seinen kürzlich zur Tapfferkeit / sonderlich die Susianer / worauff ihr Verbrechen ihnen allerdinge solte erlassen seyn; da sie sich dann sehr wol erkläreten. Vologeses entsetzete sich über seinen grossen Verlust / ließ sichs doch bey den seinen nicht merken / und wolte das Heer zur Tapfferkeit anmahnen; aber Herkules war ihm zu zeitig auff dem Dache / und setzeten beyderseits also drauff / als welche entweder siegen oder sterben wolten; daher dieser Anfall so hefftig und blutig wahr / daß die ersten wie Mucken von den Pferden stoben / und die folgenden immer vor sich hin würgeten. Herkules und Ladisla wolten sich nit trennen / und trieben solch Wunder / daß die Feinde sich davor entsetzeten. Sie hatten 5000 der allerstreitbaresten Persen und Meden umb sich gesamlet /die nebest ihnen alle Mögligkeit anwendeten / den Feind auff die Flucht zubringen; anfangs kostete es an beyden Seiten fast gleiche viel Blut / aber mit der Zeit liessen die Parther abe / da der unsern Kraft zunam; wiewol Vologeses immer vor sich weg wütete / und den Sieg ohn des Himmels Dank erstreiten wolte /daß endlich Herkules auff ihn traff / da er gleich einen Persischen Ritter / dem er sonderlich geneigt war / niderschlug / deswegen er auf ihn mit diesen Worten setzete: Feldmarschalk / wir werden / unsern Ehren gnug zutuhn / uns versuche müssen; überfiel ihn auch so hefftig / daß er die Hiebe nur auszunehmen gezwungen ward. Seine Leute / so umb ihn hielten /wolten diesen Streit sperren / aber Ladisla mit den seinen trieb sie abe / daß Herkules Raum gewan / mit ihm nach belieben zuverfahren / wiewol sich dieser durch Verzweifelung endlich ermannete / und unserm Herkules fühlen ließ / daß er nicht so gar unwichtige Arme hatte; es wolte aber in die länge nicht helffen /sondern nachdem er unterschiedliche Wunden empfangen / uñ die meisten Kräfte verlohre hatte / sagte Herkules zu ihm: Mein Freund / ich bin euch verbunden wegen eurer Redligkeit / darumb / wo ihr ruhen könnet / wil ich mich ferner an euch nicht vergreiffen; ihr empfindet eure Wunden / und daß eure Leute sich schon nach der Flucht umsehen / daher nehmet eurer selbst wahr / weil ich euch weder tod noch gefangen wissen möchte; ließ auch alsbald von ihm abe / und wendete sich mit Ladisla und seiner besten Manschafft nach der Linken / woselbst Arbianes Hauffe zimlich hart gedränget ward; aber auff ihre Ankunfft wendete sich das Spiel gar zeitig. Vologeses kunte Herkules Tugend und Frömmigkeit in seinem herzen nicht gnug rühmen / sahe / dz seine Ordnung getrennet wahr / nam 4000 Reuter zu sich / und wagete mit ihnen einen geringen Anfall / ward aber von Ladisla mit 6000 stark angriffen / und nach kurzem Gefecht in die Flucht getrieben; Der Obsieger wolte jenen nachhången / aber Herkules foderte ihn ab / und sagete: Lieber laß ihn reiten / daß er mit dieser geringen Manschafft etwas Ehre erhalte / und seinem Könige von uns Zeitung bringe; welches er dann gerne geschehen ließ / aber den übrigen den Weg zur Flucht abschnitte / deren 4000 gefangen wurden / uñ grossen teils Befehlichshaber / als 18 Obristen / 60 Ritmeistere / 65 Unter Ritmeistere / 58 Fähndriche / 400 Unter Befehlichshaber / und 3409 gemeine Reuter; die ubrigen 28000 wahren drauff gangen; wiewol der Sieg an unser seite auch Blut gekostet hatte; dann 15000 wahren erschlagen / und 3000 verwundet / deren inwendig drey Tagen 1800 sturben; und war fast kein Befehlichshaber / der nicht seine Wunden zuzeigen gehabt. Herkules wahr ein wenig an der linken Hand und am rechten Beine von Vologeses versehret. Ladisla hatte drey zimliche Wunden / wiewol ohn gefahr. Pharnabazus wahr hin und wieder zuhacket / daß man 15 Wunden / groß und klein an ihm zählete; Arbianes wahr am rechten Arme zweymahl / und am Halse /auch in der linken Hufft verwundet; Bubazes / Tyriotes und Gallus wahren schon von dem Vortrabe also zugerichtet / daß sie der Schlacht nicht beywohnen kunten. Allermeist aber wahr es über die träulosen Susianer gangen / deren kaum 1800 ubrig wahren. Der boshafte Mithrazenes ward mit schweren Ketten herzu geführet / uñ mit harter Pein bedräuet / da er nicht gerade zu bekennen würde; sagte darauff freiwillig aus / er und sechs seiner Spießgesellen hätten von ihrem Fürsten unter grossen Verheissungen den ausdruklichen Befehl / Herkules und Ladisla entweder mit fuge niderzumachen / oder sonst / durch was Mittel sie könte / zuverhelffen / dz sie in Feindes Hände