Freitag
1
Nach einigen Tonbandwindungen seines Anrufbeantworters hörte er Milkduds Nachricht ab, die besagte, daß er ihn um halb elf bei Canova – nicht Canova’s, nur Canova – in der West Fifty-first treffen sollte. Um diese Uhrzeit tauchte Jack auch dort auf. Er ließ sich mit der lemminghaft dahinstürmenden Masse aus Eltern und Kindern dahintreiben, die auf die rote Radio-City-Neonschrift auf der anderen Seite der Sixth Avenue zusteuerten. Nachdem Ruth’s Chris hinter ihm lag und Le Bernardin auf der anderen Straßenseite, fand Jack schließlich Canova.
Er drückte die Stirn gegen das Schaufenster und schaute durch das unechte Holzgitter auf der anderen Seite der Scheibe hindurch. Es sah aus wie eins dieser Imbißrestaurants, die sich während der neunziger Jahre vermehrt hatten wie Kleiderbügel.
Er trat ein und hielt Ausschau nach Milkdud.
Canova war ein wenig perfekter organisiert als die meisten Futterkrippen seiner Art. Gewöhnlich war das Essen dort nur zum Mitnehmen gedacht – man füllte diverse Behälter an der Theke, ließ sie abwiegen und bezahlte, und schon war man wieder draußen. Canova verfügte über zwei Ausgabetheken und einen Raum, in dem die Esser sitzen konnten.
Der Betrieb war mäßig – es dauerte noch einige Zeit, bis der Mittagspausenmob zuschlagen würde –, aber Jack konnte Milkdud nirgendwo entdecken. Dabei war Milkdud kaum zu übersehen. Er klopfte einem jungen Koreaner, der gerade einen Tisch in der Nähe abwischte, auf die Schulter.
»Ich war hier mit jemandem verabredet…«, begann er.
»Ich weiß nicht«, erwiderte der Koreaner hastig und schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß nicht.«
»Er ist schwarz«, sagte Jack. Er deutete auf seine Stirn. »Und da oben hat er …«
»Oh, ja.« Der Koreaner deutete nach links auf ein Schild mit einem Pfeil und der Aufschrift SITZPLÄTZE. Jack fragte sich, wie er das nur hatte übersehen können. »Da drüben. Der da drüben.«
Jack trat durch einen Backsteinbogen und ließ den Blick durch den kleinen Speisesaal schweifen. Er entdeckte den Rücken eines hochgewachsenen schlanken schwarzen Gastes mit kurzgeschnittenem Haar, der mit dem Gesicht zur Wand saß. Jack kehrte zur Buffettheke zurück, kaufte sich eine Pepsi, dann ließ er sich Milkdud gegenüber auf den Stuhl fallen.
»Sushi zum Frühstück?« fragte Jack und deutete auf Milkduds Tablett.
»Hey, Jack«, sagte Milkdud und streckte die Hand über den briefmarkengroßen Tisch aus. »Ich muß schließlich meine schlanke, jugendliche Figur erhalten.«
»Zum Hacken, stimmt’s?«
Er zuckte die Achseln. »Ein Rettungsring könnte mich schon mal daran hindern, dorthin zu gelangen, wo ich hin will. Außerdem ist das hier ein Brunch, und ich glaube kaum, daß man ein California Sandwich Sushi nennen kann.«
Sie kannten sich schon einige Jahre. Jack war diesem hochgewachsenen Burschen – Milkdud hatte damals Dreadlocks getragen – immer wieder in den Revival-Kinos überall in der City begegnet. Sie kamen miteinander ins Gespräch und schenkten einander schließlich so viel Vertrauen, daß sie sich gegenseitig Videos und Disks von Filmen ausliehen, die sie besonders schätzten. Aber falls Jack jemals den Namen gekannt haben sollte, auf den die Mutter des Mannes ihn hatte taufen lassen, so hatte er ihn längst vergessen. Für die Leute war er nur Milkdud – oder Dud. Hoch aufgeschossen, geradezu dünn, milchschokoladenbraune Haut, eine stets lässige Körperhaltung und ein freundliches Lächeln. Aber alles, woran die Leute sich bei dem Burschen erinnern konnten – sogar in der Zeit, als er noch seine volle Dreadlock-Pracht trug –, war das große schwarze Muttermal mitten auf seiner Stirn, wie man es außerdem nur von Aaron Neville kannte. Irgendein Klassenclown während seiner Jugend mußte es einmal mit einer bestimmten Marke Schoko-Karamelbonbons verglichen haben, und seitdem war er mit diesem Namen gesegnet.
»Vielen Dank für diese erschöpfende Aufklärung«, sagte Jack. »Und was treibst du zur Zeit?«
»Ich arbeite im Coconuts, ein Stück die Straße rauf.«
»Stellen die mittlerweile sogar MIT-Absolventen ein?«
Milkdud zuckte die Achseln. »Ich bin in der Laserdisk-Abteilung. Ich kann mir die Arbeitszeit aussuchen, und der Angestelltenrabatt erlaubt es mir, meine Sammlung auf dem neuesten Stand zu halten.«
Jack nickte. Flexible Arbeitszeit … das war es, was Milkdud für seine wahre Leidenschaft brauchte. Ja, er war ein Filmfreak, aber seine große Liebe gehörte alten Häusern.
»Wie viele Disks besitzt du jetzt?«
Ein weiteres Achselzucken. »Ich habe aufgehört zu zählen. Aber ich bin froh, daß du angerufen hast. Ich wollte dich sowieso wegen einer meiner jüngsten Erwerbungen sprechen.«
Jack wurde hellhörig. »Irgendwas von meiner Wunschliste?«
Milkdud griff nach unten und holte eine Plastiktüte mit Coconuts-Aufdruck unter dem Tisch hervor. Er reichte sie Jack.
»Ja!« sagte Jack begeistert, als er hineinschaute. Er holte eine Laserdisk von Eine entheiratete Frau heraus. »Wie bist du denn an die gekommen?«
Das Jill-Clayburgh-Alan-Bates-Drama von 1978 war einer von Gias liebsten Filmen. Sein Reiz entzog sich Jacks Verständnis – er war noch nie von einem von Paul Mazurskys Werken besonders beeindruckt gewesen –, aber hatte seit Jahren versucht, eine Kopie für Gia aufzunehmen oder zu kaufen.
Gewissenhaft überwachte er die Sendepläne der Film-Kabelkanäle, die er empfing – TCM, AMC, TMC, Cinemax, Starz, Encore und alle anderen –, aber sie führten ihn nur selten im Programm, und wenn sie es taten, fand er es immer zu spät heraus, um seinen Videorecorder entsprechend zu programmieren.
»Eins von diesen Antiquariaten auf der McDougal«, erzählte Milkdud. »Es ist eine ganz gute Kopie, aber sie kommt aus Hongkong.«
»Das sehe ich. Nicht synchronisiert, hoffe ich doch.«
»Nein – nur Untertitel in Kantonesisch.«
»Untertitel sind nicht so schlimm. Kann ich ihn geliehen haben?«
»Klar. Solange du willst. Vergiß nur nicht, von wem du ihn geborgt hast.«
»Dir gefällt er?« Jack kannte Milkdud als leidenschaftlichen Liebhaber anstößigster Italostreifen. Er schwärmte für Argento, Bava und Fulci. Schwer zu glauben, daß er es schaffte, sich Eine entheiratete Frau bis zum Ende anzusehen, geschweige denn diesen Film in seiner Sammlung haben zu wollen.
»Nee. Aber er ist so schwer aufzutreiben, und ich denke, ich sollte eine Kopie besitzen. Verrückt, nicht wahr?«
»Nur die Sammlerkrankheit.«
Jack verstand das sehr gut; er litt selbst darunter. »Dein Timing ist einfach perfekt, Dud.« Nun hätte er wenigstens ein Weihnachtsgeschenk für Gia, mit dem sie nicht rechnete. »Ich ziehe davon eine Kopie und gebe ihn dir zurück, so schnell ich kann.« Jack zögerte und fühlte sich nicht besonders wohl bei dem Gedanken, Milkdud um einen weiteren Gefallen zu bitten, nachdem er Gias Lieblingsfilm für ihn gefunden hatte, aber er hatte keine Wahl. »Und … ich brauche deine Hilfe.«
»In deiner Nachricht erwähntest du einen Hausbesuch.«
»Richtig. Ich habe dein Zeichen gestern am Hand Building gefunden.«
Milkduds Augen leuchteten, als er zu lächeln begann. »Das Hand Building … der fünfundzwanzig Stockwerke hohe Stahlbetonbau in der Forty-fifth. Ja, das ist eine Schönheit. Ein erstklassiges Beispiel für städtische Nachkriegsarchitektur. Ist meine Kennung immer noch da? Cool. Hab’ das Haus vor etwa drei Jahren gehackt. Ich hätte meine Aufzeichnungen mitbringen sollen, dann könnte ich dir das genaue Datum und einige Details nennen. Ein absolut cooler Bau. In dem Kasten gibt es jede Menge toten Raum.«
»Du machst dir Aufzeichnungen?« fragte Jack. Das waren hervorragende Neuigkeiten. »Etwa so eine Art Hacker-Tagebuch?«
»Ich betrachte es ganz einfach als ›Erforschen‹. Wir haben es damals in den Siebzigern Hacken genannt, aber dann kamen die Computerfreaks und übernahmen den Ausdruck. Mir gefällt der Vergleich nicht. Computerhacken bedeutet Schädigen, Stören und sich strafbar machen.«
»Nicht in seiner reinen Form«, sagte Jack.
»Stimmt schon. Der reine Computerhacker ist ein Forscher. Er will sich Zutritt verschaffen, will alle Türen öffnen, alle versteckten Winkel finden, alle Geheimnisse lüften und am Ende alles weitestgehend so hinterlassen, wie er es vorgefunden hat. Genau das ist es auch, was ich tue. Ich dringe in ein Gebäude ein und sehe mir alle Winkel und Räume an, die die normalen Bewohner und Benutzer niemals zu sehen bekommen, von deren Existenz sie meistens noch nicht einmal wissen, und dann verschwinde ich wieder.«
»Aber nicht ohne dein ganz persönliches Zeichen zu hinterlassen.«
Milkdud grinste. »Was wir, indem wir uns vor der CB-Kultur verneigen, eine ›Kennung‹ nennen.«
»Wie, zum Teufel, bist du überhaupt dazu gekommen?«
Ein Achselzucken. »Es ist eine Art Durchgangsritus am MIT.«
»Für jeden?«
»Verdammt, nein. Es ist nicht ohne Risiko. Zuerst einmal kann man dabei den Tod finden. Wir benutzen sehr oft Dächer und Fahrstuhlschächte, und letztere sind verdammt gefährlich. Zweitens ist es verboten. Man will nichts Schlimmes, will nichts beschädigen, aber erklär das mal der Polizei. Geringstenfalls ist es unbefugtes Betreten. Schlimmstenfalls versuchter Raub. Und dann sollte man lieber nicht unter Klaustrophobie leiden, denn die Wege, die man bei uns benutzt, sind die Luftschächte und Heizungszüge.«
Jack nickte. »Ich kann mir schon vorstellen, daß das eine ganze Reihe Leute abschreckt.«
»Das kannst du wohl annehmen. Und zu denen kannst du noch die hinzuzählen, die es ganz einfach nicht begreifen.«
Jack schlug sich in komischem Entsetzen vor die Stirn. »Du machst Witze. Du meinst, es gibt da draußen tatsächlich Leute, die nicht der Meinung sind, daß es das ultimative Vergnügen ist, durch Luftschächte zu kriechen?«
Milkdud lächelte. »Ein oder zwei bestimmt. Aber die, die uns wirklich verstehen, sind die Computerhacker. Und es gibt eine ganze Reihe von ihnen, die zu uns überwechseln. Eine erstaunliche Zahl von Keyboardfreaks, zumindest diejenigen, die nichts mit Agoraphobie oder Klaustrophobie zu schaffen haben, hacken auch Gebäude. Damals an der MIT ging ich immer mit einem Typen Namens Mike McLaglen auf Hackertour – ein abgefahrener Freak mit Eis in den Adern, wenn es darum ging, Gebäude zu hacken. Aber er war kein reiner Geist, Mann. Im Gebäudehacken läßt sich kein Geld verdienen. Er stieg aus, um Videochips zu hacken. Keine Ahnung, wo er abgeblieben ist. Aber er war gut.«
»So gut wie du?«
»Zum Teufel, nein.«
»Und du hackst noch immer?«
»Ja. Das ist wahrscheinlich meine neugierige Ader.« Er seufzte. »Aber es wird von Tag zu Tag schwieriger. Die Sicherheitsmaßnahmen werden immer besser. Dennoch, wenn man im richtigen Gebäude ist« – sein Blick schien plötzlich in die Ferne zu schweifen –, »du weißt schon, eins, das im Laufe der Jahre Dutzende von Malen umgebaut wurde – und man findet plötzlich all diese toten Räume in den Ecken und Nischen, Treppenhäuser ins Nichts und vielleicht sogar einen winzigen abgeschlossenen Raum mitten zwischen den Stockwerken, und du weißt, daß du der absolut erste Hacker an dieser Stelle bist, denn dein Zeichen ist das erste, das schließlich auf den Innenwänden dieser Räume zu sehen ist … ich kann dir flüstern, Jack, es gibt nichts, was damit vergleichbar wäre.«
Jack schüttelte den Kopf. Ein brillanter Knabe, aber er hatte offenbar einige leichte Sprünge in der Schüssel.
»Paß mal auf, ich möchte auf irgendeine Art und Weise in eine Besprechung in einem bestimmten Büro im einundzwanzigsten Stock des Hand Building hineinhören. Könntest du mir dabei helfen?«
»Klar.«
Hervorragend, dachte Jack. Das ging ja viel leichter, als ich annahm.
»Demnach könntest du eine Optik und eine Mikro hinter einem Lüftungsschlitz verstecken, von wo aus sich beobachten läßt, was in dem Raum vor sich geht?«
Milkdud schüttelte den Kopf. »Niemals.«
Jack machte den Mund auf, dann schloß er ihn wieder. Das war nicht die Antwort, die er erwartet hatte.
»Niemals? Ich dachte, du hättest gerade gesagt…«
»Ich sagte, ich helfe dir, aber ich werde die Hütte nicht für dich verwanzen. Das verstößt gegen den Kodex.«
»Gegen welchen Kodex?« Jack versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen, aber er war sicher, daß ihm etwas davon anzumerken war. »Der Ehrenkodex des offiziellen Gebäude-Hackers?«
»Schon möglich.« Milkdud blieb ganz ruhig. »Von einem offiziellen Kodex weiß ich nichts, aber ich weiß, daß es gegen Milkduds Kodex verstößt.«
Jack lehnte sich zurück und trank seine Pepsi. »Verdammt, Milkdud, ich habe auf dich gezählt.«
»Wenn du heutzutage jemanden belauschen willst, brauchst du nichts mehr in dem betreffenden Raum zu installieren. Du lenkst einfach einen Laserstrahl auf das Fensterglas, so daß er reflektiert wird, und schon hörst du jedes Wort, das sie da drin reden.«
»Mir sind gerade heute morgen die Laser ausgegangen.«
»Du kannst sie dutzendweise in einem dieser Sicherheitsläden überall in der Stadt kaufen. Ich glaube, es gibt sogar einen in der Fifth Avenue, ein paar Schritte um die Ecke vom Hand Building entfernt.«
»Mein Betrieb zeichnet sich nicht gerade durch High-Tech-Werkzeug aus. Ich könnte unmöglich auf der Forty-fifth Street einen Laser aufstellen. Diesen Blödsinn sieht man doch ständig im Fernsehen, aber ich arbeite in der realen Welt. Und außerdem brauche ich mehr als nur Tonaufnahmen. Ich möchte in dieses Büro hineinschauen. Das Treffen an sich ist nicht so wichtig als vielmehr, wer alles daran teilnimmt und was nach dem Treffen gesagt wird.«
»Und«, sagte Milkdud, »warum gehst du nicht selbst rein und hörst zu?«
»Ich … soll mein erstes Gebäude … mitten in der Stadt… während der Bürostunden … hacken? Wie du meinst.«
Jack hatte eine Vision von sich selbst, wie er in einem Belüftungsschacht festhing und dort schrie wie ein verirrtes Kätzchen, während sich Feuerwehrleute und Katastrophenschutz durch Mauern fraßen und mit Schweißbrennern durch Stahl schnitten, um ihn zu befreien.
Und dann sein Bild auf der Titelseite der Post und der Daily News. Er sah die Schlagzeile vor sich:
LUFTSCHACHT-LOVER WIRD ERWISCHT!
Er schüttelte sich.
»Nein, danke.«
»Ich helfe dir«, schlug Milkdud vor.
»Und was ist mit dem Milkdud-Kodex?«
»Er besagt, daß ich für dich keine Wanzen oder sonstige Überwachungsgeräte installiere, aber er besagt nicht, daß ich dir nicht zeigen kann, wie man ein Gebäude hackt. Das würde mich zu einem Verfechter des Gebäude-Hackens machen. Ich wäre … St. Milkdud, ein Missionar, der den nicht Erleuchteten das Wort Gottes predigt, Leute zum Übertreten animiert …«
»Okay«, sagte Jack und hob die Hände. »Ich verstehe schon.«
Er dachte über das Angebot nach. Wenn Milkdud ihn zu einer Stelle bringen könnte, von wo aus er sehen und hören konnte, was im Büro von Thomas Claytons Anwälten geschah …
»Nur um klarzustellen, ob ich richtig verstanden habe«, sagte Jack. »Du bietest mir an, mich als Führer in die Eingeweide des Hand Building …«
»Pfadfinder wäre etwas treffender. Pistensucher würde es noch genauer beschreiben.«
»Was bedeutet?«
»Ich nehme mir an diesem Wochenende meine Notizen vor und gehe noch einmal ins Hand hinein. Du erklärst mir, wohin du willst, und ich sehe, ob ich einen Weg für dich finde, dorthin zu gelangen. Wenn ich einen finde, bringe ich dich am Morgen der Besprechung ins Gebäude und zeige dir die richtige Route.«
»Du meinst, du kommst nicht mit?«
Milkdud schüttelte den Kopf. »Hm-hm. Der Kodex, du weißt schon.«
»Aber wenn ich mich verlaufe oder« – die Vision von Jack als kleines Kätzchen auf einem Baum tauchte erneut vor seinem geistigen Auge auf – »steckenbleibe?«
»Ich zeichne deine Route auf und markiere den Verlauf.
Wenn du den Richtungsangaben und den Wegbezeichnungen folgen kannst, solltest du eigentlich keine Probleme haben. Und falls du dich dann sicherer fühlst, nimm in Gottes Namen ein Handy mit. Ich bin draußen. Wenn du in Schwierigkeiten gerätst, ruf mich.«
Jack trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte und dachte nach. Sein Instinkt riet ihm, eine andere Möglichkeit zu suchen. Er litt nicht unter klaustrophobischen Anfällen – er hatte schon früher mehrere Stunden an einem Stück an extrem engen Orten verbracht –, aber er bevorzugte mehrfache Fluchtwege, wann immer er sich in eine gefährliche Lage begab. Wenn Milkdud sich hingegen bereithielt, um ihm im Notfall zu helfen … vielleicht klappte es ja.
»Na schön«, sagte Jack. »Dann laß uns einen Plan machen.«
»Zuerst muß ich den Ort kennen, wo diese Besprechung stattfindet. Und zwar den genauen Ort.«
»Den kriege ich heraus.« Ich glaube es zumindest.
»Gut. Als nächstes besorg dir ein paar anständige Klamotten zum Hacken.«
»Was, zum Beispiel?«
»Nun, im Sommer, wenn die Klimaanlagen laufen, trage ich lange Unterhosen. Aber im Winter kann es in den Lüftungszügen ziemlich heiß werden. Sogar in den Rückführschächten. Daher empfehle ich einen leichtgewichtigen Overall – ohne Knöpfe, oder ein Rugbyhemd und eine Strumpfhose.«
»Eine Strumpfhose? Mein Gott, Dud!«
»Du kriechst auf dem Bauch in allen möglichen Winkeln und Ecken herum, Jack. Du mußt durchrutschen können, Mann.«
»Ja, sicher … aber eine Strumpfhose?«
Eine weitere Post-Schlagzeile erschien vor seinem geistigen Auge:
Strumpfhosen-Spanner in der Klemme!
Jack sagte: »Ich glaube, ich nehme lieber einen Overall. Was brauche ich sonst noch?«
»Einen dreiteiligen Anzug.«
»Oh, nein!«