5
Alicia stand auf einem Stuhl und blickte durch eines der Oberlichter in die Nacht. In nordwestliche Richtung. Nach Murray Hill.
Benny hatte gesagt, er würde den Auftrag in dieser Nacht ausführen.
»Ich habe noch einen anderen Job in einem anderen Teil der Stadt«, hatte er gesagt. »Aber warum warten? Ihr Haus steht leer und kann jederzeit hochgehen. Ein Kinderspiel.«
Ein anderer Job … Brandstiftung schien ein blühendes Gewerbe zu sein.
Und dann meldete sich der Polizeiscanner, den sie an diesem Nachmittag auf dem Heimweg gekauft hatte, hinter ihr. Eine Meldung über Schüsse, die in der Nähe des Madison Square Garden gefallen waren. Nicht das, was sie hören wollte.
Rauchschwaden aus einem Haus in der East Thirty-eighth.
Das war es, worauf sie wartete.
Sie wußte, daß sie von hier niemals die Flammen oder den Qualm sehen würde, aber irgend etwas zog sie trotzdem zum Fenster. Sie würde dort stehenbleiben, in die Dunkelheit starren, bis der Alarm über den Scanner ertönte. Dann würde sie nach unten rennen, mit einem Taxi nach Murray Hill fahren und sich dort in der Thirty-eighth Street aufstellen und zusehen, wie die Flammen das Haus niederbrannten.
Ein Zittern durchlief ihren Körper, und sie schwankte auf dem Stuhl. Sie stützte sich am Rahmen des Oberlichts ab und schloß die Augen. Ihre überstrapazierten Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Sie war für so etwas nicht geschaffen.
Mein Gott, was habe ich getan? Ich habe tatsächlich jemanden engagiert, um das Haus in Brand zu stecken. Bin ich eigentlich völlig von Sinnen?
Und nachdem sie heute endlich Zeit gefunden hatte, das Testament durchzulesen, fragte sie sich, ob der Wahnsinn in ihrer Familie steckte. Leo Weinstein hatte angedeutet, daß es »ziemlich ungewöhnlich« wäre, aber sie hatte nicht ahnen können, wie ungewöhnlich.
Nachdem sie es gelesen hatte, kannte sie die Antwort auf Jacks Frage, weshalb die Leute, die sie engagierte, am Ende den Tod fanden, sie jedoch unversehrt blieb.
Und nun war sie noch entschiedener davon überzeugt, daß die einzige Lösung darin bestand, das Haus zu zerstören.
Dann wäre sie befreit von Thomas’ aufdringlichen Anwälten. Und falls irgendwelches Geld von der Versicherung käme, würde sie es dem Center spenden.
Und ihre Welt wäre frei von dem Haus und allem, was es verkörperte.