Keith
22. KAPITEL
In Dantes Körper tobte die Lust, nicht aber die Lebenskraft. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Er war befriedigt, aber doch immer noch erschöpft und schwach. Vielleicht hatte er seinen Höhepunkt nur geträumt, sein Besitzen …
Er hob seinen Kopf und blinzelte, bis er wieder klar sehen konnte. Und runzelte die Stirn, noch desorientierter als vorher. Er lag auf dem Boden. Den Rücken gegen die kalte Steinwand gestützt. Und die Laterne brannte. Er erinnerte sich nicht daran, sie angesteckt zu haben. Er erinnerte sich nicht ans Aufwachen.
Er trug kein Hemd. Seine Jeans waren offen und heruntergezogen. Er schmeckte Blut auf seinen Lippen.
Und dann sah er sie, nackt auf einem Tuch aus weißem Satin liegend.
„Morgan!“ Dante sprang auf, nur um sofort wieder unter einem Schwindelanfall auf die Knie zu sinken. Eine Hand gegen die Stirn gedrückt, zwang er sich, sich aufzurichten und auf Knien zu ihr zu rutschen. Sie lag auf der Seite, wie ein Ball zusammengerollt, und ihr Haar bedeckte ihr Gesicht. „Jesus, Morgan …“ Er fasste sie an den Schultern und drehte sie auf den Rücken. Ihre Haare fielen ihr aus dem Gesicht, und er starrte regungslos vor Schreck hinab auf ihre weiße Haut, ihre geschlossenen Augen, ihre geöffneten, blassen Lippen. Er musste sich zwingen, ihren Hals und ihren Köper anzusehen. Und als er es tat, traten ihm Tränen in die Augen. Tränen. Er erinnerte sich nicht, wann er das letzte Mal um jemanden geweint hatte, schon gar keinen Sterblichen. An ihrer Kehle waren die Spuren seines Eindringens zu erkennen. Und da waren noch mehr. Kleine Einstiche auf ihren Brüsten und ihren Schultern. Ihrem Bauch und ihren Schenkeln. Es war kein Traum gewesen. Er hatte sich aufs Schändlichste an ihr vergangen. Sie auf jede Art genommen. Ihren Körper. Ihr Blut.
„Lieber Gott, Morgan, was zum Teufel habe ich getan?“ Er blickte zurück in ihr Gesicht, hob ihren Oberkörper in seine Arme, beugte sich über sie. „Bitte, wach auf. Bitte, Morgan, lebe. Ich kann das nicht getan haben. Nicht dir.“ Er horchte nach ihrem Atem. Er fühlte nach ihrem Herzschlag. Er suchte nach ihrer Lebenskraft … und spürte sie, immer noch in ihr. Schwach, aber vorhanden.
Ihre Augen öffneten sich zu schmalsten Schlitzen, und ihre Lippen bogen sich irgendwie zu dem Schatten eines Lächelns. „Oh, mein Liebster …“
„Sch. Versuch, nicht zu sprechen. Lieber Gott, Morgan, es tut mir leid. Ich …“
„Ich … habe dir etwas mitgebracht.“
Er schüttelte den Kopf, verstand nicht, was sie meinte, aber sie verdrehte ihre Augen, und er folgte ihrem Blick. Er sah die Bücher auf dem wackligen Tisch.
„Deine Tagebücher.“
„Meine Tagebücher …“ Er versuchte, sich zu erinnern, was mit ihnen geschehen war. „Ich habe Anweisungen bei einem Anwalt hinterlassen. Sie sollten in ein Lagerhaus gebracht werden, um sie dort sicher – ach, verdammt, was macht das jetzt?“
„Es ist wichtig“, flüsterte sie. Ihr Kiefer krampfte sich zusammen, sie schluckte und begann erneut. „Das Drehbuch auch. Auf einer CD, in einem der Bücher. Das ich geschrieben habe. Zerstöre es, Dante.“
Er starrte sie an und schüttelte den Kopf.
„Du musst wissen, dass du mir vertrauen kannst. Ich habe sie alle zu dir gebracht – um mich zu beweisen.“
„Du machst dir Sorgen, ob ich dir vertraue? Mein Gott, Morgan, sieh, was ich dir angetan habe.“
„Du hast getan, um was ich dich gebeten habe“, flüsterte sie. Sie hob schwach eine Hand und berührte sein Gesicht. „Tränen? Warum weinst du?“
Seine Hände zitterten, als er sich über sie beugte, ihren Kopf gegen seinen Bauch gepresst hielt und vor Qualen bebte, die ihn zu zerreißen drohten. „Wie kannst du das fragen? Morgan, es tut mir so leid.“ Seine Stimme klang rau, Schuldgefühle und Scham brachen über ihm zusammen, während er sie weiter festhielt.
„Mach es gut“, hauchte sie. Und sie sprach jetzt, als würde jedes Wort sie Mühe kosten. „Füttere mich. Mach mich unsterblich, wie du es bist.“
Dante legte den Kopf zurück, schloss seine Augen und malmte mit seinem Kiefer.
„Dante … bitte. Du wirst mich nicht sterben lassen. Ich weiß es.“
Eine Träne rollte von seiner Wange und fiel auf ihr Gesicht, als er seinen Kopf neigte, um sie anzusehen. „Ich kann dich nicht verwandeln, Morgan. Nicht jetzt. Ich bin zu schwach. Du würdest die Tortur nicht überleben, und wenn du es wie durch ein Wunder doch tätest, bliebe von dir nicht mehr als ein geistloser Zombie übrig.“
Mit letzter Kraft nahm sie einen tiefen Atemzug. „Ich verstehe nicht … ich dachte …“
„Um die Gabe zu teilen, muss ein Vampir so stark sein wie nur möglich. Und selbst dann laugt es ihn aus und schwächt ihn. Letzte Nacht bin ich fast zu Tode verblutet, ehe der Tagesschlaf meine Wunden heilen konnte.“
„Aber du hast von mir getrunken.“
Er neigte seinen Kopf.
„Es ist, weil ich so krank bin, nicht? In meinem Blut steckt kaum noch Lebenskraft. Daran liegt es doch?“
Er nickte, ohne ihr in die Augen zu sehen. „Ich habe schon früher gesehen, wie die Gabe sich ins Schlechte gewendet hat, Morgan. Ein Vampir, der mit schwachem oder zu wenig Blut zum Leben erweckt worden ist. Seelenlose Hüllen, ohne Verstand, ohne Gedanken, ohne Persönlichkeit, die nur existieren, um sich zu nähren. Monster, wahre Monster. Ich kann dich nicht zu dieser Art von Dasein verfluchen. Das werde ich nicht tun.“ Endlich sah er ihr wieder in die Augen. „Es tut mir leid, liebste Morgan. Es tut mir so leid.“
„Du hast es wieder mal geschafft, nicht wahr, mein Schatz?“
Es war Sarafinas Stimme, die sie hörten, und sie kam aus der Richtung des Eingangs. Dante drehte sich zu ihr um. Sie war ganz in Rot gekleidet, lange, volle Röcke umwallten ihren Körper, mit einem durchsichtigen schwarzen Überkleid bedeckt. Die Menge an Schmuck wurde einer Königin gerecht. „Fina. Gott sei Dank.“
„Danke nicht Gott für mich, Dante. Er hat nichts mit meiner Existenz zu tun.“ Sie sah ihn mit schmalen Augen an. „Sehe ich dort Tränen? Du liebe Zeit, sieh dich nur an. Heruntergekommen zu einem, der wegen Sterblichen heult.“ Als sie ihren Kopf zurückwarf, klimperten ihre Ohrringe.
„Du musst ihr helfen“, flehte Dante sie an. Er sah Sarafinas Wut, spürte sie wie eine rote, heiße Wolke um sie herum, doch er musste es versuchen. „Sie stirbt, wenn du sie nicht verwandelst.“
Sie atmete scharf aus, winkte mit einer mit Ringen beladenen Hand ab und ließ ihre Armreifen dabei klirren. „Wenn du sie so sehr willst, verwandele sie selbst.“
„Ich kann nicht. Ich bin zu schwach.“
„Ach, komm schon, Dante, sie würde dir als Schwachsinnige gut gefallen. Sie wird jeder deiner Launen gehorchen. Für immer deine Sklavin sein, besser als eine Sterbliche. Die sind immer so zerbrechlich, weißt du. Sie könnte für dich jagen, dir dienen. Würde dir das nicht gefallen?“
Er hob seinen Kopf. „Du hast die Vorliebe für geistlose Sklaven, nicht ich.“
„Nein, aber du scheinst das größere Talent zu besitzen, Sterbliche zu Tode zu ficken. Das ist jetzt wohl die, was? Die zweite?“
„Sie ist nicht tot.“
„Lass ihr eine Stunde Zeit.“
„Warum hilfst du mir nicht?“
Sarafina hob ihre Augenbrauen. „Weil du dich von mir abgewendet hast, Dante. Du hast dich offensichtlich entschlossen, dass ich dir als Gesellschaft nicht mehr genüge. Du brauchst jemand neuen. Um mich zu ersetzen.“
„So ist das nicht.“
„Nein? So sehe ich es aber. Ich sage dir etwas, Dante. Wenn du wirklich meine Hilfe willst, lass mich dir helfen, die kleine Schlampe endgültig um die Ecke zu bringen. Es würde mir ein Vergnügen bereiten, das wenige Blut, das du in ihrem blassen, schwachen kleinen Körper gelassen hast, zu verschlingen.“
Langsam ließ Dante Morgans Kopf auf den Boden gleiten und stand dann auf. Er richtete sich auf und wandte sich wutentbrannt Sarafina zu. „Zuerst bringe ich dich um.“
Ihr Schreck entging ihm nicht. Er sah es, einen kurzen Blitz in ihren Augen. Ein Zusammenpressen ihrer Lippen. „Und das beweist, was ich gesagt habe, nicht wahr? Du würdest mich, deine Lebenspartnerin, für die da umbringen?“
„Du bist nicht meine Partnerin. Auch nicht meine Frau, meine Freundin oder meine Geliebte, Fina.“
„Ich habe dich erschaffen“, flüsterte sie.
„Und deshalb gehöre ich dir?“
Sie stand so regungslos und so angespannt da, dass ihr ganzer Körper zitterte. Dann sprach sie. „Zur Hölle mit dir, Dante. Du hast mich betrogen. Verdammt sollst du sein, zusammen mit dem Rest meiner Art! Ich brauche keinen von euch!“ Dann wirbelte sie herum, dass ihre Röcke um sie herum aufstoben und ihr Schmuck schepperte, und floh aus der Tür hinaus, so schnell, dass von ihr nur noch ein verwischter Farbfleck zu sehen war.
Morgans leises, aber verzweifeltes Seufzen lenkte ihn von Sarafinas Leid ab – das er selbst deutlich spürte. Ob gerechtfertigt oder nicht, Sarafina litt. Jetzt allerdings hatte er keine Zeit, sich um den Schmerz seiner „Erschafferin“ zu sorgen. Nur um Morgan.
„Es ist … alles meine Schuld“, flüsterte sie.
„Warum hast du das getan, Morgan? Warum?“
Sie schüttelte den Kopf. „Du warst so schwach. Ich dachte, du stirbst.“
„Und ist dir nie in den Sinn gekommen, dass du viel leichter sterben kannst als ich?“ Er kniete sich neben sie, hob sie in seine Arme und stand wieder auf. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Nein, du hast darauf vertraut, dass ich es nicht zulasse, nicht wahr?“
„Es ist meine Schuld, nicht deine“, wiederholte sie und legte ihren Kopf an seine Brust.
„Ich lasse dich nicht sterben, Morgan.“
Sie schloss die Augen, doch er sah ihre Tränen, die hervorquollen und ihre Wimpern benetzten. Er trug sie in den Gang und hindurch, bis das Licht weit hinter ihnen lag.
„Die Tagebücher“, sagte sie plötzlich, „du musst sie mitnehmen, Dante. Und die anderen aus dem Haus holen.“
„Das können wir gemeinsam tun, wenn es dir wieder gut geht.“
„Sie sind im Safe, in meinem Arbeitszimmer. Das Jahr, in dem ich dich gefunden habe – es ist der Code. Neunzehn siebenundneunzig.“
„Ich lasse dich nicht sterben, Morgan.“ Er war schwach und wurde mit jeder Sekunde schwächer. Aber verdammt, er konnte sie retten, sie beide retten. Er würde sie retten.
„Es ist nicht deine Schuld, Dante“, flüsterte sie.
Endlich erreichten sie den Ausgang der Höhle, und es gelang ihm tatsächlich, Morgan festzuhalten, während er den Rand der Klippe hinaufkletterte. Normalerweise hätte er sich mit Leichtigkeit einfach abstoßen und springen können. Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht gelang es ihm kaum, den steilen, steinigen Pfad zu erklimmen, ohne sie fallen zu lassen, und als er endlich ebenen Boden erreicht hatte, war er außer Atem, und seine Muskeln zitterten vor Anstrengung.
Er hielt auf das Haus zu.
„Dante?“, flüsterte sie. „Nein! Bring mich nicht zurück zu ihnen – ich will bei dir bleiben.“
„Ohne Hilfe musst du sterben, Morgan.“
„Dann sterbe ich in deinen Armen. Ich werde meinen letzten Atem gegen deine Lippen hauchen. Dante, bring mich nicht dorthin …“
Er blieb stehen und blickte auf diese Frau hinab, die ihr eigenes Leben riskiert hatte, um seines zu retten. Die ihm so vollkommen vertraut und sich ihm so selbstlos hingegeben hatte. Vor nicht allzu langer Zeit war schon der Gedanke für ihn unvorstellbar, jemand könnte ihn so lieben, wie diese zerbrechliche Kreatur es scheinbar tat. Seine eigene Familie hatte sich gegen ihn gewendet. Er hatte sein ganzes Leben lang niemandem vertraut. Aber ihr vertraute er. Und er merkte es, zu spät – verdammt sollte er sein, dass er schon gewusst hatte, er konnte ihr vertrauen, ehe sie ihm die Tagebücher und ihre Arbeit überlassen hatte. Ehe sie sich selbst bis an die Grenze ausgeblutet hatte, um sein wertloses Leben zu retten. Er liebte sie.
Liebevoll beugte er sich näher zu ihr, nahm ihren Kopf in seine Hand, um ihr Gesicht anzuheben, und küsste sie. Er küsste sie vorsichtig und zärtlich.
„Bleib für mich am Leben, Morgan. Nur eine Nacht, damit ich trinken und stark werden kann. Einen Tag, damit ich schlafen und meine Kraft zurückerlangen kann. Dann komme ich zu dir. Ich schwöre es. Keine Armee aus Sterblichen kann mich je wieder von dir trennen.“
Er küsste sie wieder, aber dieses Mal erschlafften ihre Lippen an seinen, ihr Kopf neigte sich zur Seite, und ihre Augen waren geschlossen. Er hörte Stimmen, sah, wie ihre Familie und ihre Freunde mit Taschenlampen über den Rasen rannten und Morgans Namen schrien.
Laut genug, damit sie ihn hören konnten, rief er nach ihnen. „Hier. Sie ist hier.“
„Dahinten ist er!“, ertönte eine Stimme. „Er hat Morgan!“
Die Sterblichen kamen auf ihn zugerannt. Er legte Morgan sanft in das kühle Gras, küsste sie auf die Stirn und drehte sich dann um, damit er fliehen konnte. Er musste überleben, musste stärker werden, nur so konnte er sie retten.
Nach drei Schritten drang der Pflock in seinen Schenkel. Unerträglicher Schmerz durchfuhr ihn, als er versuchte, trotzdem weiterzurennen. Gewicht auf das Bein zu legen, verstärkte die Qual nur noch mehr, und er spürte, wie das Blut aus seinem Körper pumpte. Noch drei Schritte. Er fiel hart auf die Knie, versuchte zu kriechen, und schaffte es schließlich, auf dem Bauch robbend, bis zu den Klippen. Bis an den Rand. Wenn er sich nur herüberretten konnte, gab es vielleicht noch eine Chance …
„Endlich. Du Hurensohn. Endlich habe ich dich.“ Eine Hand krallte sich in seine Schulter und rollte ihn unsanft auf den Rücken. Stiles starrte auf Dante hinab. Und dann lächelte er.
„Oh Gott, oh Gott, oh Gott …“ Maxine kniete neben ihrer Schwester. Morgan lag regungslos auf der Erde, einen weißen Morgenmantel um ihren Körper gehüllt, frische Bissspuren an ihrem Hals. Jetzt war es keine Frage mehr. „Du siehst sie doch auch? Du kannst sie dieses Mal auch sehen oder nicht?“
Neben ihr, einen Arm um ihre Schultern gelegt, nickte Lydia. „Ich s-sehe sie. Ich kann es nicht glauben, aber ich – ich sehe sie.“
David sagte nichts; er war sprachlos, zu Tode geängstigt.
Lou hatte seine Finger um Morgans Handgelenk gelegt. Er sah auf und nickte einmal kurz. „Sie lebt.“
Maxine war dem Zusammenbruch nahe, ihr Gesicht verzog sich, und ein Schluchzen erstickte sie fast, so heftig war ihre Erleichterung. „Wir sollten sie ins Haus bringen.“
Lou blickte über den Rasen, runzelte die Stirn und stand auf. „Machen Sie das, David. Ich brauche nur eine Sekunde.“
Maxine folgte seinem Blick zu der Stelle, an der Frank Stiles sich über die gefallene Gestalt beugte, den Mann, der Morgan das angetan hatte. Lou schritt hinüber zu ihnen, und auch Max stand auf. „Bleib bei ihr“, sagte sie zu Lydia, noch als David Morgan in seine Arme nahm und auf das Haus zuging. Dann rannte sie los, um Lou einzuholen.
„Endlich habe ich dich“, triumphierte Stiles, „dieses Mal wirst du mir nicht entwischen.“
Als Maxine an Stiles’ heimtückischem Grinsen vorbei zu dem Mann auf dem Boden sah, stockte ihr der Atem. Er sah genauso aus wie die Bilder, die Morgan gezeichnet hatte – die Bilder, von denen die Wände ihres Arbeitszimmers bedeckt waren. „Dante, nehme ich an?“
Er nickte, hatte aber offensichtlich starke Schmerzen. Sie musterte ihn von oben bis unten, bemerkte dann das Blut, das um den metallenen Pflock in seinem Schenkel hervorquoll, und handelte instinktiv. Sie fiel auf die Knie und zerriss den Jeansstoff. „Er muss eine Arterie oder so getroffen haben. Mein Gott, wie das blutet …“
„Seine Art blutet immer so stark“, spuckte Stiles aus. „Lassen Sie ihn ausbluten. In ein paar Minuten ist er tot.“
„Wenn ich sterbe“, murmelte der Vampir durch zusammengebissene Zähne, „stirbt auch Morgan.“
„Wage es nicht, meine Schwester zu bedrohen“, fauchte Maxine ihn an.
„Ich glaube, das war keine Drohung, Maxine“, sagte Lou. Er fiel auf ein Knie, packte den Pflock und sah Dante an. Dante nickte einmal knapp, und Lou zog den Pflock, der eine Pfeilspitze hatte, in einer glatten Bewegung aus seinem Bein. Als er es tat, legte Dante seinen Kopf zurück und heulte vor Schmerz auf. Lou wusste, was er zu tun hatte: Er fädelte seinen Gürtel aus den Schlaufen, wickelte ihn um den Schenkel über der Wunde, zog ihn fest zusammen und beobachtete, wie die Blutung langsam abebbte. Er suchte in seinen Taschen, brachte ein Klappmesser zutage und stach ein Loch in das Leder, damit er den Gürtel festschnallen konnte. Er zog ihn so fest, dass Dantes Schenkel einer Sanduhr glich.
„Ich verstehe nicht, warum du ihm hilfst“, fragte Maxine endlich.“ Warum helfen wir ihm nach allem, was er Morgan angetan hat?“
„Nein, nein, Lou hat recht“, erwiderte Stiles leise, „er hat für meine Leute viel mehr Wert, wenn er am Leben ist.“
Dantes Blick schnellte zu Lou. Und es war für Maxine verdammt überraschend, einen Anflug von Angst in den Augen des Vampirs zu entdecken.
Mit seinen nächsten Worten lenkte Lou ihre Aufmerksamkeit allerdings von dieser Einsicht ab. „Er hat Morgan zu uns gebracht. Er hat uns gerufen, damit wir ihn bemerken, und sich für seine Mühen von Ihrer verdammten Armbrust erschießen lassen. Wo hatten Sie das Teil denn überhaupt versteckt, Stiles? Ich habe Sie doch durchsucht, ehe ich Sie ins Haus gelassen habe.“
„Die war in meinem Wagen. Ich habe sie sofort geholt, als klar war, dass Morgan vermisst wird.“
„Er hat sie zurückgebracht“, wiederholte Lou. „Das musste er nicht tun. Wenn er versucht hätte, sie umzubringen, würde er sich die Mühe dann machen?“
Stiles fluchte nachdrücklich und verdrehte die Augen. „Ist doch egal. Jetzt ist er mein Gefangener. Bringen Sie ihn zu meinem Wagen, und ab da übernehme ich. Sie alle werden von ihm nicht weiter belästigt werden.“
Lou hob die Augenbrauen. „Sie bringen niemanden irgendwohin, Stiles. Bewegen Sie Ihren Hintern mit den anderen zum Haus, oder verschwinden Sie von hier.“
„Das hier ist mein Projekt, Malone. Ich bin verdammt noch mal ein Agent der Regierung.“
„Sie waren früher ein Agent der Regierung, Kumpel. Meine Marke andererseits ist noch aktuell, und wenn Sie nicht als mein Gefangener enden wollen, dann sollten Sie die Sache ab jetzt mir überlassen.“
Obwohl sie das alles überhaupt nicht einordnen konnte, verstand Maxine doch Lous fragenden Blick. Sie sah zu dem Mann am Boden, dann wieder zu Lou. Angewidert schüttelte sie den Kopf. Sie stand auf, packte Stiles am Arm und zog ihn hinter sich her zurück zum Haus. Er wehrte sich kaum gegen sie. Das war ja mehr als besorgniserregend.
„Wenn Sie diesem Tier nur die kleinste Gelegenheit bieten, macht er Ihre Schwester kalt. Genau wie Ihre Freundin.“
„Warum verschwinden Sie nicht einfach und überlassen uns die Sache?“
„Oh, nein. Ich gehe nirgendwo hin.“
„Wenn Sie bleiben, spielen Sie nach unseren Regeln. Sonst muss Lou Sie nicht mehr verhaften, weil ich Ihnen etwas Schlimmeres antue. Verstanden?“
Er verzog genervt das Gesicht, nickte aber.
„Danke“, sagte der Vampir.
„Dank mir nicht. Ich kann dich nicht einfach gehen lassen, das weißt du.“
„Du musst mich gehen lassen.“
Lou schüttelte den Kopf. „Was hast du vorhin gemeint? Du hast gesagt, wenn du stirbst, muss auch sie sterben.“
Der Vampir sah ihn an, suchte nach etwas in seiner Miene. „Glaubst du mir etwa, wenn ich versuche, es zu erklären?“
„Ich glaube überhaupt nichts. Aber ich will es hören.“
Dante schwieg eine ganze Weile. „Ich kann sie retten. Als Einziger.“
„Wie?“, fragte Lou.
Dante betrachtete den Mann forschend und seufzte. „Ich kann es dir nicht sagen. Nur, dass ich gesund werden muss. Ich muss wieder stark werden, ehe ich Morgan helfen kann.“
„Aha.“ Lou schien nicht sehr beeindruckt. „Und wie soll das gehen?“
Es fiel Dante schwer, die Wahrheit zu sagen. „Ich muss trinken.“
„Ich soll dich also laufen lassen, damit du irgendeinen Unschuldigen beißen kannst und den genauso übel zugerichtet wie Morgan zurücklässt, oder noch schlimmer?“
Er half dem Verdächtigen hoch, legte sich einen Arm des Mannes um die Schulter und schleppte ihn langsam zum Haus. Der Kerl hatte ziemlich starke Schmerzen, so viel wusste Lou jedenfalls. „Das kann ich nicht machen.“
„Ich töte nicht.“
„Und wenn du es tätest, würdest du es zugeben?“
Dante zuckte jedes Mal zusammen, wenn er sein Bein belastete. „Nein. Wohl nicht.“
„Es liegt in meiner Verantwortung, dich sicher zu verwahren“, erklärte Lou, der sich auf dem Weg alles genau zu überlegen versuchte. „Dich wie jeden anderen Fall zu behandeln ist das Beste, was ich tun kann. Du bist mein Hauptverdächtiger. Allem Anschein nach hast du Morgan angefallen. Ich kann dich nicht verhaften und eine Kaution veranschlagen lassen – aber ich kann dich festhalten, wo du keinen Schaden mehr anrichtest, bis ich mir auf alles einen Reim gemacht habe.“
Der Vampir seufzte, und Lou war sich nicht sicher, ob es ergeben oder verzweifelt klang. „Sorg dafür, dass sie am Leben bleibt“, bat er.
„Du weißt doch, wie krank sie ist. Selbst wenn sie überlebt, was auch immer heute Nacht passiert ist, hat sie nicht mehr lange.“
Der Vampir schloss seine Augen. „Sorg einfach dafür, dass sie lebt. Versprich mir …“
Lou nickte. „Ich tue alles.“
Das schien den Vampir zu trösten. „Du scheinst ein anständiger Mann zu sein für einen Sterblichen“, sagte er dann, „deshalb tut es mir um so mehr leid …“
Lou runzelte die Stirn. „Was tut dir lei…“ Er kam nicht zum Ende. Etwas – eine Faust wahrscheinlich, auch wenn es sich eher wie eine Kanonenkugel anfühlte – schmetterte in seinen Schädel, und er brach zusammen.
Morgan drehte ihren Kopf von einer Seite zur anderen, und ihr Körper bebte. Sie war so schwach, so unglaublich schwach. Maxine saß an ihrer Seite auf dem Sofa und gab ihr Bestes, um ihre Schwester ruhig zu halten, während Lydia auf und ab ging. David Sumner saß in einem kleinen Stuhl in der Ecke. Ihm standen Tränen in den Augen.
Morgan wimmerte und murmelte vor sich hin. Ab und zu waren die unverständlichen Laute, die sie von sich gab, unterbrochen von einem deutlichen Wort. Dante. Es brach Maxine das Herz. Sie leckte sich die Lippen und sah auf, als Lou das Zimmer betrat. Er war allein.
„Lou?“
„Es tut mir leid.“ Lou rieb sich den Kopf. „Er ist mir entwischt.“
Eine ganze Reihe Flüche verpestete den Raum, und Maxine starrte Frank Stiles wütend an, der im Hintergrund saß und alles beobachtete. Jetzt schnappte er sich seine Armbrust vom Boden und hastete zur Tür.
Lou trat ihm in den Weg. „Das ist nicht Ihre Sache“, sagte er.
„Er wird wieder töten, wenn Sie ihn gehen lassen. Er muss, sonst stirbt er selber. Sie haben selbst gesehen, wie schwach er war.“
„Ich glaube nicht, dass er jemanden umbringen wird“, erwiderte Lou. Er sah zu Maxine, ehe er fortfuhr. „Er hätte Morgan umbringen können. Verdammt, er hätte gerade eben mich umbringen können, wenn er das gewollt hätte.“
„Lou, was, wenn du dich irrst?“, flüsterte Maxine.
„Was, wenn nicht?“, fragte Lou. „Maxine, er sagt, er kann sie retten. Was, wenn er die Wahrheit sagt?“
„Oh, bei allen … – glauben Sie das wirklich? Dem Wort eines Tieres, verdammt noch mal? Eher als meinem, der zu Ihrer Art gehört?“
„Mr. Stiles, ich glaube, niemand hier im Raum gehört zu Ihrer Art“, murmelte Lydia.
David Sumner schaute sie an, dann blickte er zu Stiles. „Lydia, du kannst doch nicht auf der Seite eines Vampirs sein. Mein Gott, sieh dir Morgan an.“
„Ich sehe sie, David. Und ich höre sie auch. Und du? Sie liebt ihn. Sie liegt im Sterben und kann nur an ihn denken. Sagt dir das nicht irgendetwas?“
„Es sagt mir, dass sie sich in einer Trance befindet, wie Stiles gesagt hat.“
„Oder Stiles lügt, und Morgan kennt die Wahrheit“, entgegnete Lydia fest.
David sprang auf. „Er hat deiner Tochter Löcher in den verdammten Hals gebissen, Lydia!“
Ihr Kopf fuhr hoch, ihre Augen weiteten sich. Maxine hatte das Gefühl, ihr eigenes Herz hörte auf zu schlagen, als sie von David Sumner zu Lydia und wieder zurück blickte. „Wa-was hast du gerade gesagt?“ Und an Lou gerichtet, wiederholte sie ihre Frage: „Was hat er gerade gesagt?“
David vergrub sein Gesicht in seinen Händen. „Es tut mir leid. Es ist einfach – es tut mir leid.“ Seine Stimme klang gedämpft.
Langsam ging Maxine auf Lydia zu. Einen Moment lang erforschte sie ihr Gesicht, ihre Züge. Voller als ihre eigenen und verhärmter. Aber plötzlich erkannte sie die Ähnlichkeiten.
„Du … du bist … unsere Mutter?“
„Ich wollte nicht, dass ihr es je erfahrt.“ Lydia fiel es so unendlich schwer, diese Worte zu sagen.
„Warum?“
Sie schloss die Augen und schüttelte den Kopf. „Oh, komm schon. Ist das etwa deine Traumvorstellung, Maxine? Dass deine echte Mutter eine Ausreißerin war, die ihren Körper auf der Straße verkauft hat, um über die Runden zu kommen?“
Maxine stiegen Tränen in die Augen. „Das ist zu viel auf einmal. Ich kann damit jetzt nicht umgehen.“ Sie blinzelte und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. „Jesus, wo bleibt der verdammte Krankenwagen?“ Sie eilte davon und sah aus dem Fenster, ließ den Vorhang wieder zurückfallen und drehte sich um. „Hast du es die ganze Zeit gewusst? Hat Lou uns deshalb bekannt gemacht?“
Plötzlich begann Lou zu sprechen, ehe Lydia antworten konnte. „Sie wusste es nicht, Max. Ich … ich hatte einen Verdacht. Ich wusste, dass du am gleichen Tag Geburtstag hast, an dem Lydia immer eine Kerze anzündet und den ganzen Tag um die Babys weint, die sie aufgeben musste. Und deshalb habe ich euch zusammengebracht. Damit ihr es selber herausfinden könnt.“
Voller Unverständnis starrte Maxine ihn an. Ihr Gesicht war jetzt feucht. „Du hättest es mir sagen müssen. Wie konntest du es mir nicht sagen?“
„Ich war mir ja selber nicht einmal sicher. Da konnte ich dir doch nichts sagen.“
„Na, das ist ja alles sehr berührend“, schaltete Stiles sich endlich ein und trat näher an die Tür, „aber je länger ich hier herumstehe und mir diese Seifenoper anhöre, desto weiter entkommt dieses Tier mir.“ Er hielt auf die Tür zu.
Wieder stellte Lou sich ihm in den Weg.
„Aus dem Weg, Malone.“
„Geben Sie mir die Armbrust, Stiles.“
Stiles lächelte finster und schüttelte den Kopf. „Greifen Sie zu, wenn Sie können.“
„Hört sich an, als glauben Sie, ich könne es nicht.“
Das Lächeln des Mannes wurde breiter, und er verzog das vernarbte Gesicht zur Karikatur eines spöttischen Grinsens. „Sie sind alt, fett, aus der Form und müde.“
„Ja, vielleicht …“ Lou zuckte mit den Schultern, zog seinen Revolver und drückte den Lauf in Stiles’ Bauch, alles in einer glatten Bewegung. „Aber ich habe das hier.“
Stiles hob seine Hände über den Kopf, und sofort hatte Lou ihm die Armbrust entwendet. „Jetzt setzen Sie sich.“
Stiles starrte ihn wütend an, ging aber zurück in seine Ecke und setzte sich. Eine Sekunde später ertönte draußen Sirenengeheul, das immer lauter wurde, bis rotes und weißes Licht durch die Fenster hineinleuchtete.
Lou steckte seine Waffe weg und drehte sich um, kurz bevor die Sanitäter mit ihren roten Ausrüstungskästen hineinkamen. Maxine stand daneben, sah allem, was geschah, zu und sah doch nichts davon. Sie war desorientiert, verwirrt und stinkwütend.
Und dann stand Lou neben ihr und zog sie an sich. „Du siehst furchtbar aus.“
„Du hättest es mir sagen müssen, Lou.“
„Du hattest so viel anderes um die Ohren.“
„Tatsache.“ Sie dachte noch einmal über die letzten Tage nach. Sie hatte herausgefunden, dass sie eine Zwillingsschwester hatte, diese Schwester kennengelernt und erfahren, dass sie bald sterben würde. Ihre beste Freundin lag im Koma, aus dem sie vielleicht nie wieder aufwachte. Sie hatte herausgefunden, dass die ehemalige Hure mit einem Herz aus Gold, auf die sie eifersüchtig gewesen war, in Wirklichkeit ihre Mutter war. Und heute Nacht hatte sie ihren ersten Vampir getroffen. Von Angesicht zu Angesicht. Das war weiß Gott ziemlich viel auf einmal.
„Fahr mit deiner Schwester ins Krankenhaus. Pass auf sie auf. Halt ihn von ihr fern.“
„Dante oder Stiles?“
„Beide. Um Stiles solltest du dir allerdings keine Sorgen machen müssen. Den nehme ich mit.“
„Und wohin?“
„Ich muss Dante finden.“
Die Sanitäter murmelten etwas, über Morgan gebeugt, und waren dabei, sie auf einer Trage zu sichern. Maxine sah ihnen einen Augenblick lang zu, ehe sie weitersprach. „Lou, du hast Stiles gerade davon abgehalten, Dante nachzulaufen – und ich könnte dich dafür treten. Jetzt willst du selber hinter ihm her und Stiles mitnehmen?“
„Ich habe Stiles davon abgehalten, ihn wie ein Tier zur Strecke zu bringen. Ihn umzubringen – oder noch Schlimmeres. Das habe ich nicht mit ihm vor.“
„Nein, du willst ihn wie einen Menschen zur Strecke bringen, was? Ihm seine Rechte vorlesen, wenn du ihn hast, und so weiter?“
Lou senkte seinen Kopf. „Irgend so etwas, ja.“
„Er hat versucht, meine Schwester umzubringen. Er ist kein Mensch.“
„Das weiß ich.“
„Dann solltest du noch etwas wissen.“ Sie nahm ihm die Armbrust aus den Händen, als sie ihre Schwester aus der Tür schoben. „Du kannst ihn so viel beschützen, wie du willst. Aber wenn er versucht, noch einmal in Morgans Nähe zu kommen, bringe ich ihn eigenhändig um. Und ich lasse mich von niemandem aufhalten. Nicht einmal von dir.“
Dann drehte sie sich um, nur um gegen Stiles zu rennen. Er nickte fast wohlwollend und drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand. „Meine Handynummer. Sie sehen hier als Einzige die Dinge, wie sie sind. Vielleicht brauchen Sie mich noch.“
Sie schob ihn zur Seite und eilte durch die Tür, den Sanitätern hinterher. Auf dem Weg riss sie eine Jacke von einem Haken und legte sie sich über den Arm, um die Waffe zu verbergen. Sie stopfte Stiles’ Karte in ihre Jeanstasche. Im letzten Augenblick drehte sie sich noch einmal zu Lydia um. „Du und David, ihr könnt im Auto hinterherkommen, okay? Ich will bei ihr sein, im Krankenwagen.“
Lydia sah erst erstaunt aus, dann erleichtert, sie lächelte zittrig und nickte ihrer Tochter zu. „Wir sind direkt hinter euch.“
Maxine drehte sich wieder um und folgte den Sanitätern. Auf halbem Weg zum Krankenwagen blieb sie noch einmal stehen. „Lou?“
Er war da, nur ein paar Schritte hinter ihr. Sie hatte gespürt, wie er ihr gefolgt war. „Sei vorsichtig, okay? Kehr dieser Schlange Stiles nicht ein einziges Mal den Rücken zu. Dante auch nicht.“
„Hatte ich nicht vor.“
Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. Sie hasste ihn, weil er diese Bestie hatte laufen lassen. Nein, das tat sie nicht. Nicht richtig.
„Ma’am?“
Maxine drehte sich zu dem Sanitäter um, der sie gerufen hatte. Er hielt die Krankenwagentür für sie auf.
„Wir müssen los, Ma’am.“
Sie nickte, ging schnell zu dem Fahrzeug und kletterte hinein.
Lou blickte ihr nach und fühlte sich erbärmlich. Er hatte sie enttäuscht. In ihren Augen hatte er gesehen, dass sie sich betrogen fühlte. Er sollte auf ihrer Seite sein und ihre Schwester rächen. Verdammt, ein Teil von ihm wollte das auch, aber man lebte nicht zwanzig Jahre als Cop und nahm dabei nichts von der Ausbildung und Erfahrung mit. So war er eben, es war Teil von ihm. Etwas an Stiles stimmte nicht. Etwas an dem Profil, das Stiles ihnen über Dante vorgelegt hatte, passte nicht zusammen. Etwas stimmte nicht, er spürte es bis in die Zehenspitzen, und verdammt noch mal, sein Bauchgefühl sagte ihm, das Monster war bei der ganzen Geschichte der Gute.
Es ergab keinen Sinn, aber so war es eben.
Der Krankenwagen fuhr davon, und David und Lydia folgten dicht dahinter in Sumners Mercedes. Lou drehte sich um und ging wieder ins Haus.
Aber als er es betrat, war Stiles natürlich schon lange verschwunden.