Heimtiermesse
»Für abwechslungsreiche Unterhaltung sorgen auf der Heimtiermesse München ein buntes Programm auf der Showfläche sowie Workshops und Wettbewerbe.«
Hondos Verlobung ist ihm eine Flasche Champagner wert, die sicherlich aus Aylins Vorrat stammt. Meine war wesentlich unspektakulärer, da Jessi schon schwanger war und seit dem positiven Testergebnis komplett auf Alkohol verzichtet hat. Wir haben damals mit Guavensaft auf uns angestoßen, wir waren ja auch nur zu zweit auf dem Weg durch das Unterholz zwischen Königs- und Obersee, die Sonne schien, und wir waren glücklich. Jetzt sind das zwei andere, Jessi fühlt sich laut Leo beschissen, und mir geht es noch einen Tick schlechter. Der ganze Antrieb, den ich gestern noch verspürt habe, ist plötzlich wieder dahin. Wenn Wankelmut ein Maskottchen suchen sollte, ich stünde bereit. Ich bin wahrlich selten, was ich sein wollte, niemals, was ich sein sollte (Goethe, ähnlich).
Lust- und mutlos beginne ich gegen Mittag, mir mein neues Dasein als Agent auszumalen. In Windeseile stehe ich vor einem unlösbar scheinenden Problem, nämlich meiner persönlichen K-Frage: Was soll ich zuerst an Land ziehen, Kunden (Firmen) oder Klienten (Moderatoren)? Sprich, welches K will ich erst mal vertrösten, weil ich nicht genügend vom anderen K bieten kann? Und wäre es nicht sinnvoll, mich sofort von den verwirrenden K-Kürzeln zu verabschieden und nur noch von Auftraggebern und Moderatoren zu sprechen? Ich vertage diese Entscheidung und gehe erst mal meine Facebook-Kontakte durch, um potenzielle Moderatoren zu notieren, die sich meines Wissens auf eigene Faust ihre Jobs beschaffen. Sie anzurufen bringt nichts, da die meisten gerade draußen in Riem sein werden und irgendwelchen Schmarrn lobpreisen.
Kaum habe ich fünf starke Kandidaten (noch ein K!) zusammen, überlege ich mir halbherzig eine Strategie, um sie von meinem Wert zu überzeugen, immerhin muss ich meine anvisierten zehn Prozent Provision ja rechtfertigen. Es ist so öde, dass ich mich gelangweilt in ausufernden, belanglosen Diskussionen unter irgendwelchen Facebook-Status-Updates festlese und meine Aufmerksamkeit gezielt verschenke, nur um nicht weiter über die Agentursache nachdenken zu müssen. Dann entscheide ich, dass ich in Sachen Arbeit eine Eingewöhnungsphase brauche, in der ich maximal eine Stunde pro Tag in der ersten Woche, zwei in der zweiten daran schufte, bis hin zu acht Stunden in … ja, doch, acht Wochen, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Wie schon erwähnt, Zahlen sind nicht meine Stärke.
Kaum ist dieser Entschluss gefasst, werde ich von Sven abgelenkt, der aufgeregt in mein Zimmer gerannt kommt (jetzt nenne ich eine schlecht sortierte Bibliothek schon mein Zimmer!). Sein Fahrrad ist weg!
»Irgendwer hat Hondos Keller aufgebrochen und es gestohlen!«
»Ach, du grüne Neune!«, will ich in sein Entsetzen einstimmen, halte mich aber gerade noch zurück. Wenn ich das sage, weiß er sofort, dass ich ihm was vorspiele, obwohl ich mir selbst durchaus zutrauen würde, in einer vergleichbaren Situation ganz authentisch etwas derart Dummes auszurufen. Oder wäre es normal für mich, wenn ich cool bleibe und ihm ein paar logische Fragen stelle? Wo er das Rad zuletzt gesehen hat, ob er betrunken damit unterwegs gewesen sein könnte, und ob er den Keller auch gründlich durchsucht hat. Es weiß schließlich kein Mensch, dass ich mir sein Rad geliehen habe, um es anschließend einem Fremden in die Hand zu drücken.
Nur mein Gewissen. Und dieses elende Miststück hat sich irgendwann entschieden, gegen mich zu arbeiten, komme, was wolle. Jetzt fleht es mich an, dass ich meinen Fehler zugeben soll, denn einen Freund wie Sven zu belügen ist doch das Letzte. Und was soll schon groß passieren?
Die Antwort auf diese Frage sind ein paar harte Schläge auf meinen rechten Oberarm, gepaart mit wüsten Beschimpfungen. Nicht mal die Tatsache, dass ich verzweifelt war, weil Bülent Jessis Wohlergehen bedroht hat, hilft mir, den wütenden Sven zu beruhigen.
»Das kannst du nie wiedergutmachen!«, brüllt er.
»Jetzt komm mal wieder runter!«, halte ich ihm entgegen. »Du hast doch eh Angst vor der Tour gehabt, sonst wärst du schon längt unterwegs.«
»Red keinen Scheiß! Bloß deinetwegen bin ich noch hier. Nur wegen dir und deiner verkackten Ehe, die zu retten du zu blöd bist.«
»Das ist ’ne Verlobung, keine Ehe.«
»Ahaaa, und, wie läuft’s? Hast du alles wieder hinbekommen?«
Ich schweige aus taktischen Gründen. In emotional aufgebrachte Situationen gehören keine Beziehungsanalysen. Insbesondere nicht, wenn Sven involviert ist, der mich sofort wieder treffsicher beleidigen würde.
»Verstehe«, behauptet er mit etwas weniger Aggression in der Stimme, nachdem ich zwei Minuten durchgehalten habe.
»Pass auf, ich tu, was du willst. Echt. Ich schulde dir was. Wünsch dir was, ich bin dabei.«
Sven überlegt einen Moment, dann stiehlt sich ein Grinsen auf sein Gesicht. »Okay, Frettchensitter. Akzeptiert. Und mach dir keinen Kopf um das Rad, ich kann Hondos haben. Das rüste ich für weniger als hundert Euro um. Und dann geht’s los.«
Dieser hinterfotzige Pavian hat die ganze Zeit nur darauf abgezielt, mich dazu zu bringen, ihm einen Wunsch zu gewähren. Nun feixt er bis über beide Ohren, und ich lasse ihm seinen Sieg. Was soll schon passieren? Idi Amin wird mich schon nicht totbeißen. Dass Sven nun aber auch noch einen Futternapf aus seiner Tasche zieht und mir vor die Füße stellt, ist schon fast perfide.
»Freude! Freude! Ein Frettnapf.«
»Freude! Freude!«
Als um kurz vor sieben mein Handy läutet, habe ich mich von Sven in das kleine Einmaleins der Frettchenpflege einweisen lassen und vor seinen Augen Idi Amin verziehen. Dafür mussten wir natürlich in seine Wohnung fahren, die inzwischen streng nach Brice und den Frettchen riecht, eine fiese Mischung sondergleichen. Sven ahnt, was Idi angeht, nicht, dass ich sehr auf die sicher ausgefallenen Ernährungsangewohnheiten der bald eintreffenden Chinesen setze. Er zeigt mir sogar, dass mein Kastrator erwachsen geworden ist und er ihn aus dem Stall heben und streicheln kann, ohne Angst vor Bissen zu haben.
Das verdammte Handy spielt also Erik Satie (nicht das Lied aus der Bierwerbung!), dazu steht im Display eine Nummer, die mir vage bekannt vorkommt. Wegdrücken. Drei Nanosekunden später erinnere ich mich daran, die Nummer mit einer anderen Endung schon mal gewählt zu haben. Das war Jerry. Vielleicht sitzt er gerade im Sender und fragt sich, wo ich stecke. Dann kommt eine SMS an, die mir fast die Augen aus dem Kopf treten lässt: »Markus ist krank. Vertraue, dass du ordentlich geübt hast. 20 Uhr on air! Jerry«
Mein Puls rast los, das Adrenalin kickt mich in den Magen, das kann nicht wahr sein. Ich habe vier Abende in Folge Mist gebaut und mich nicht in den Sender bewegt, vier Möglichkeiten verspielt, mich auf den heutigen Abend vorzubereiten. Ich habe die einzigen vier Proben für die große Show, die Chance meines Lebens, ausfallen lassen. Nach und nach begreife ich, wie unfair es ist, ich sein zu müssen. Die Einführung in die Studiotechnik habe ich zu locker genommen und in meiner Überzeugung, so oder so niemals in die nun eingetretene Situation zu kommen, praktisch schon wieder vergessen. Wenigstens hat sich seit den Neunzigern nicht allzu viel geändert: Man zieht das Mikro auf, sprich, feuert den nächsten Song ab und zieht den entsprechenden Regler hoch, während man den fürs Mikro wieder runterzieht.
Trotzdem verharre ich erst mal eine Minute in einer Mischung aus Fatalismus und Schockstarre. Dann antworte ich in einem Anflug von kurzfristigem Optimismus: »Alles bene, werde den Abend schon rocken!«
Fünf Minuten später sitze ich in einem Taxi (Sven wollte mir partout nicht Hondos Fahrrad leihen), und wenn der Fahrer kein Abzocker ist, sollte ich in einer Viertelstunde im Sender sein, was mir noch eine satte halbe Stunde für die Vorbereitung der Show lassen würde. Es dürfte nicht schwer sein, eine musiklastige Partysendung zu überstehen, da es bestimmt niemandem auffällt, wenn ich mich auf das Ansagen der Titel und ein gelegentliches »Hier rockt die Party« beschränke. Obwohl ich nicht sicher bin, dass ich mit dem Satz das richtige Jahrzehnt treffe. Überhaupt komme ich mir plötzlich extrem albern vor, mit bald neununddreißig noch mal beim Radio durchstarten zu wollen. Im Speziellen bei einem Sender, dessen Zielgruppe ich mit meinem übernächsten Geburtstag verlassen werde. Und da meine einigermaßen zuverlässig funktionierende Selbsteinschätzung mir nur eine Chance von einem Viertelprozent einräumt, heute eine gute Sendung aus dem Nichts zu zaubern, kommt mir plötzlich eine Idee. Sie kommt ebenfalls aus dem Nichts, ist aber verdammt gut. Ich zücke mein Telefon und schreibe eine SMS, was sich im Taxi als eine Herausforderung herausstellt, die eines Auftritts in »Wetten dass …?« würdig wäre, vor allem, da mein iPhone mir ständig falsche Worte vorschlägt (Hurra – Hure), die ich umständlich wegpatschen muss. Am Ende steht jedoch eine klare Botschaft auf dem Display: »20 Uhr, Hip FM, Dein Kai Pflaume!«
Jessi wird einschalten. Sie sitzt garantiert zu Hause, verflucht mich und jede Sekunde, die sie mit mir vergeudet hat, und ich kann nicht mal behaupten, dass sie das zu Unrecht macht. Vielleicht trinkt sie einen Tee und sieht fern, wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie einfach nur aus dem Fenster blickt, einer einsamen Geburt und schweren Zukunft als alleinerziehende Mutter entgegen.
Sie hat mich gezwungen, Sendungen im Fernsehen anzuschauen, in denen der Schmerz, den sie gerade empfindet, die wertlose Zeit zwischen den Werbepausen füllt. Sie hat mir gestanden, dass sie »Nur die Liebe zählt« und Ähnliches unmöglich ansehen kann, ohne zu weinen. Sie ist die Erste, die flennt, wenn irgendwer versucht, auf die billige Tour emotionale Reaktionen zu ernten. Der Höhepunkt war eine Werbung, in der ein Jeep wie ein auszuwilderndes Raubtier in der Wüste von einem Truck geladen und von seinen Pflegern weggescheucht wurde, um schließlich mit anderen seinesgleichen durch die Dünen zu brettern. Nicht nur die Darsteller in dem Spot hatten vor Freude, dass er ein paar Artgenossen gefunden hat, Tränen in den Augen, auch Jessi wischte sich mit ihrem Ärmel über die Wangen.
Ich werde ihr gleich auf Hip FM meine Liebe gestehen und ihr alles sagen, was ich noch zu sagen habe. Ich werde jeden dämlichen Film alt aussehen lassen, all die B-Movies, in denen der Held am Ende eine große Rede hält, die inhaltlich aber so schwach ist, dass man sich nur für ihn schämen kann. Genauso wie für alle, die ihm zuhören und ihn schließlich frenetisch feiern. Ich hingegen werde einfach die von mir erkannte Wahrheit verkünden und nicht groß erläutern, was ich so alles gelernt habe, denn das weiß ich nicht mal ganz genau. Im Grunde habe ich ja auch nichts gelernt, sondern lediglich ein paar neue Prinzipien begriffen.
»Frequenz?«, fragt eine Nachricht auf meinem Handy.
Ich google die Antwort und schicke sie ihr.
Jerry ist noch im Sender, aber auf dem Sprung, ein wichtiger Termin mit einem großen Sponsor. Er hat gerade noch Zeit, mir Glück zu wünschen und zu fragen, wo ich eigentlich meine Demos abgespeichert habe, er findet auf dem Server nichts. Mein »Doch, doch, die müssen da sein« befriedigt ihn fürs Erste.
»Junge, das ist jetzt echt ’ne große Kiste. Freitagabend. Sabber bloß nicht zu viel rum und nimm viele Party-Calls rein, so wie Markus, kennst du ja.«
»Logisch«, lüge ich. Mit dem Namen Markus verbinde ich nur Mumps, da ich am Abend nach dem großen Kinoerlebnis »Gib Gas – Ich will Spaß« mit Nena und Markus von meiner Mutter ins Krankenhaus gefahren worden bin, wo eben jener diagnostiziert wurde. Wobei es auch zwei Marki bei Energy gab, einen in der Nachrichtenredaktion, den anderen für ein paar Wochen am Morgen.
Während mir all das durch den Kopf geht, redet Jerry unermüdlich weiter. Ich bekomme nur am Rande mit, dass ab neun ein Party-Reporter unterwegs sein wird, um mir die ersten Stimmungsberichte ins Studio zu liefern, immerhin feiern heute Pi, Pa und Po hier und da das und jenes. Ich merke mir kein Wort, sondern überlege schon krampfhaft, wie ich meine Botschaft an Jessi beginne. Jessi, Jerry, Jens, ich bin in einem verdammten Universum mit J gelandet, denke ich, und Jerry sagt gerade, dass ich mir keine Sorgen machen muss.
»Rene stellt dir die Anrufer durch, die liegen dann immer auf der Fünf. Ihr kennt euch ja schon, oder?«
Rene schüttelt den Kopf, während ich nicke, aber da Rene in Jerrys Rücken sitzt, reicht ihm meine Bestätigung. Noch zwei, drei vermutlich enorm wichtige Informationen, kritische Nachrichten, wie es in schlecht übersetzten Filmen so gerne heißt, dann klopft mir Jerry auf die Schulter, lächelt und erinnert mich an den Spirit meiner ehemaligen Kollegen.
»Denk an die Jungs, die diesen Sender möglich gemacht haben, deine alten Freunde!«, pathetisiert er. »Heute sendest du für sie!«
Ich verzichte darauf, mein Verhältnis zu den coolen Kindern von damals richtigzustellen und ihm noch einmal zu erklären, dass ich in deren Augen nur ein weiterer Dödel war, der es zu nichts gebracht hat, nicht mal zum Claimaufsager. Nein, ich gebe Jerry einen High five, wozu er mich mit erhobener Pranke auffordert, lasse mir von ihm mit der anderen Hand brüderlich den Rücken tätscheln, und verfolge dann jeden seiner Schritte bis zur Ausgangstür.
»Ich hör die erste halbe Stunde noch im Auto!«, ruft er zum Abschied. Mir steigt ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht, denn damit wird er Ohrenzeuge eines kleinen Stücks Münchner Radiogeschichte. Selbst wenn er zunächst mit Sicherheit lieber seinen Partyscheiß hören würde, wird er nach meinen Worten an Jessi erkennen, dass er Zeuge von etwas ganz Großem ist. Mit Glück bekomme ich danach sogar noch den Job als Moderator, aber davon will ich nicht ausgehen, es ist nur nicht vollends auszuschließen. Das Wichtigste ist, dass ich jetzt endlich mal in Ruhe aufschreibe, was ich sagen möchte.
»Woher kommst’n du?«, will allerdings erst noch mal Rene wissen.
»Von Energy«, antworte ich und lasse die gefühlten zwanzig radiofreien Jahre geschickt unter den Tisch fallen.
»Und was haste da gemacht?«
»Moderiert.«
»Energy München? The power of music?«
Da Renes Unterton schon verrät, dass er mich und meine Stimme nicht kennt, umschiffe ich auch diese Klippe elegant, indem ich meinerseits seinen Dialekt einzuordnen versuche. Da er definitiv nicht fränkelt, antworte ich, dass NRJ Nürnberg meine letzte Station war, worauf er nur nickt und vermutet, dass ich daher dann wohl auch Jerry kenne. Er hat aus unerfindlichen Gründen ein Lineal in der Hand, das Schwert des kleinen Mannes, mit dem er immer wieder auf die Innenseite seiner anderen schlägt. Patsch, patsch, patsch. Es ist offenbar davon auszugehen, dass er seit Wochen auf einen Ausfall von Markus wartet, dass er seit Monaten Abend für Abend im Studio 2 steht und für den Server moderiert, und dass er mich gerade aus sehr guten Gründen abgrundtief hasst.
»Pass auf, das ist heute Abend ein Test. Wenn ich das in den Sand setze, sage ich Jerry, dass –«
»Warum sollte Jerry auf dich hören?«
»Weil wir alte Weggefährten sind. Und jetzt zeig mir bitte, wie die ganze Technik hier funktioniert.«
»Okay. Es ist nur ungewöhnlich.«
»Gewöhn dich dran.«
Rene hat zum Glück seinen Schneid irgendwo im Internet gekauft und traut sich offenbar nicht so richtig, gegen mich aufbegehren. Er führt mich ins Studio, wo gerade die Moderatorin des »Friday Night Warm-Up« ihren pinkfarbenen Kopfhörer und ihren iPad einpackt.
»Hi, neu hier?«
»Nee, ich mache seit Jahren die Sendung nach dir.«
Die Partymaus findet das amüsant und stellt sich als Angie vor, weil ihre Eltern den Stones-Titel gehört haben, als sie gezeugt wurde. Mehr Information, als ich benötigt hätte und auf die ich nicht mal mit einem anständigen Witz zu meinem Namen kontern kann.
»Jens. Meine Eltern hatte keinen Radio.«
»Macht nichts«, zerschmettert Angie meinen müden Scherz, der doch gar nicht so schwer zu verstehen war. »Seh ich dich später noch im 089 oder im CO2?«
Da Angie ausgerechnet zwei Clubs aufgezählt hat, in denen ich noch nie war und noch nicht mal wüsste, wo sie liegen, hebe ich bloß die Schultern.
»Keine Ahnung, mal sehen, wie fit ich noch bin.«
»Cool. Tschausi.«
Ich werde als Wildfremder gebusselt, dann düst Angie los. Sie ist so ein Losdüse-Typ, jemand, der das auch über sich sagt. Im Gegensatz zu mir, ich bin mehr so einer, der dann mal losgeht. Kleine Merkmale, grundsätzliche Unterschiede. Rene frischt meine schwammige Erinnerung an die Technik auf, offensichtlich bedacht, mir nicht zu viel zu verraten. Keine kleinen Kniffs und Tricks, nur was über welchen Kanal kommt, wie die Songs gestartet werden, und auf welchem Kanal mein Mikrofon liegt. Dass er dabei einen kleinen Fehler macht und behauptet, die Musik würde über Kanal zwei geregelt, unter dem ein kleines Etikett mit der Aufschrift »Gast« klebt, gönne ich ihm. Es wird sein jämmerlicher Versuch gewesen sein, mich elegant auflaufen zu lassen.