50plus Messe
»Die 66 ist Deutschlands größte Messe für Senioren und alle, die es werden wollen. Geboten werden unter anderem kostenlose Gesundheitschecks!«
Völlig gerädert komme ich zurück in Hondos Palast und staune nicht schlecht, als mir dort eine fast unbekleidete junge Frau auf dem Gang begegnet. Sie ist geschätzte Anfang zwanzig, prollig-hübsch (Permanent-Make-up und Strähnchen), ihr Körper zierlich und untrainiert und nur von einem etwas vulgären BH und Höschen bedeckt. Das muss Aylin sein, Hondos Herzensdame.
»Hi«, trällert sie und huscht an mir vorbei ins Bad.
Ich gehe in die Küche, wo Hondo am Kühlschrank steht und den Inhalt anstarrt.
»Hey, Hondo, Respekt«, grüße ich. Hondo wendet sich mir zu und schaut mich fragend an.
»Was?«
»Ich hab gerade Aylin im Gang getroffen. Hübsch.«
»Wie? Die ist doch in Bett.«
»Nee, sie ist ins Bad gegangen. Glückwunsch.«
Hondo rätselt einen Moment, dann lacht er.
»Nein, das war Malea.«
»Malea?«
»Ja, die Tochter von Aylin. Und bald meine. Finger weg, ja? Sonst brech ich sie dir ab.«
Es ist das kleine Wörtchen »ab«, das mir Angst macht und mich realisieren lässt, dass ich mich schon wieder auf verdammt dünnem Eis bewege. Warum kann ich nicht mal eine Stunde verbringen, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten? Und wenn ich schon am Stoßbeten bin, bitte ich gleich noch darum, dass die verdammten Näpfchen auch nicht ständig größer werden. Ich steuere sonst auf einen sehr großen Fettnapf zu, in dem ich ungern untertauchen würde.
»Ach, cool«, sage ich geistesgegenwärtig. »Dann wirst du Papa.«
»Ja, Mann. Ist fast wie bei dir. Nur, dass ich die ganze Kinderkacke nicht mitmachen muss. So Windel und so. Wünsch ich dir viel Spaß mit!«
»Danke.«
»Hey, die kacken da fei auch rein, und du musst das dann putzen«, lacht Hondo. Diese Vorstellung muss völlig neu für ihn sein, anders ist seine Schadenfreude darüber nicht erklärbar.
»Dafür musst du jetzt aufpassen, dass sie nicht mit den falschen Typen ins Bett steigt.«
Wieder ein Napf, denn Hondo schnellt in einer Nanosekunde von lustig-auslachend auf aggressiv-drohend.
»Brennst du? Die ist Jungfrau und bleibt das auch! Ey, wenn du nur daran denkst! Ich vierteil dich, piss auf dein Grab und lass deine Mutter die Erde fressen.«
»Keine Sorge. Ich bin in festen Händen.«
»Ach, ja? Und wo sind die Hände gerade?«
Da ich keine passende Antwort parat habe, zucke ich nur mit den Schultern und versuche möglichst neutral zu gucken. Gleichzeitig wundere ich mich, woher diese widerwärtigen Fantasien stammen. Ich habe weder vor, Aylins Tochter zu verführen, noch will ich mich in Hondos Privatleben einmischen. Es reicht, dass er in meinem wieder wichtig sein könnte, er muss mich nämlich mit seinem Wettmafioso zusammenbringen. In mir hat sich die Idee festgesetzt, dass ich über ihn und eine sichere Wette für die kommenden Monate ausgesorgt haben könnte. Leider betritt in dem Moment eine ältere Frau die Küche, die lediglich ein Bettlaken um ihren Körper geschlungen hat. Im ersten Augenblick zucke ich zusammen und denke, dass Hondo diese eine greisenhafte Schauspielerin gebumst hat, die sich selbst noch immer wahnsinnig erotisch findet. Aber ganz so betagt ist die Anwesende dann doch nicht, ich schätze sie auf Mitte fünfzig.
»Shalom, junger Mann«, haucht sie in meine Richtung. »Ich bin Aylin. Du musst Sven sein.«
»Nee, Jens. Freut mich.«
»Auf den musst du aufpassen, Aylin. Der hat schon ein Auge auf Malea geworfen«, warnt Hondo irrtümlicherweise.
»Keine Sorge. Ich bin verlobt.«
»Gefällt dir meine Tochter etwa nicht?«
»Ich bitte Sie. Sie ist eine sehr bemerkenswerte Erscheinung, aber ich habe nur Augen für meine Frau.«
Das war ein Satz, den ich mir vor etwa fünfzehn Jahren mal zurechtgelegt hatte. Ein damaliger Bekannter von mir war von einem Proll zusammengeschlagen worden, weil er seine Freundin angeschaut und sich danach in einem ähnlich ausweglosen Gespräch verheddert hatte. Der letzte Satz des Prolls vor der ersten Watschen war inhaltlich in etwa: »Du gaffst meine Freundin an, willst sie aber nicht ficken. Und zwar nicht, weil sie hässlich ist, sondern sehr hübsch? Dabei behauptest du auch noch, dass du mich respektierst. Willst du mich verarschen?«
Zugegeben, der Typ wusste genau, wie lange er meinen Bekannten vor der Tracht Prügel quälen konnte, andere geben einem kaum die Chance, sich überhaupt zum Sachverhalt zu äußern. Um im Fall des Falles eine solide, versöhnliche und respektvolle Antwort präsentieren zu können, habe ich mich eine Nacht hingesetzt und meinen Proll-Konflikt-Exit-Satz gebaut. Wobei es mich ein wenig wundert, dass ich ihn nach fünfzehn Jahren ohne Stottern und Verhaspeln rausgebracht habe. Meine Angst muss damals recht groß gewesen sein.
Aylin wirft jedenfalls etwas zu laut lachend ihren Kopf zurück und wiederholt dabei »Eine sehr bemerkenswerte Erscheinung!«, was äußerst affektiert wirkt, unabhängig von ihrem Alter. Würde ich mich bei so einer aufgesetzten, unnatürlichen Handlung erwischen, hui, da wäre aber eine gute Woche Selbstverachtung drin. Genau wie damals, als ich versucht habe, mich weinend gegen einen Türrahmen zu lehnen und langsam auf den Boden zu sacken. Kennt man aus Filmen, im wahren Leben ist es einfach nur grenzenlos peinlich. Und obwohl ich damals alleine in meiner Wohnung war, ist mir der Moment immer noch unangenehm vor mir selbst.
Hondos zukünftige Ehefrau hingegen liebt augenscheinlich diese manierierten Gesten, Haltungen und Bewegungsabläufe. Allein schon in einem Bettlaken eingewickelt durch die Wohnung zu staksen ist leicht neben der Spur und könnte ein Tipp aus einem »Leben wie in Sex in the City«-Ratgeber stammen. Sie ist mittlerweile zum Kühlschrank gewandelt, hat Hondo im Vorbeigehen an den Hintern gefasst, dann die Milch genommen und sich einen großen Schluck aus der Packung gegönnt. Klar, ich mache das auch manchmal, aber nur, wenn mich niemand dabei beobachtet und ich auch vorhabe, die Packung leer zu trinken. Aylin stellt sie jedoch wieder in den Kühlschrank, wirft mir einen herausfordernden Blick zu, der entweder »Ich darf das!« oder »Ich trau mich was!« sagen soll, und schwebt wieder ab in Richtung Bett. Hondo schließt den Kühlschrank, geht zur Kochinsel und stützt sich mit beiden Händen darauf ab.
»Geil, oder?«
Ich lasse das erst mal im Raum stehen, da ich ihn nicht durchschauen kann. Es ist sehr offensichtlich, dass die Tochter bei Weitem besser zu ihm passen würde. Mit dem Beglücken der angehenden Seniorin muss Hondo demnach ein ganz anderes Ziel verfolgen. Diesen Eindruck muss ich selbstverständlich für mich behalten, da Jessi meinen Aufenthalt hier verlängert hat und ich zusätzlich an meiner körperlichen Unversehrtheit interessiert bin. Nichts sagen geht allerdings auch nicht. Leider habe ich die »bemerkenswerte Erscheinung« schon verbraten und wühle jetzt in meinem Hirn nach einer ähnlich unverfänglichen Umschreibung.
»Eine sehr starke Persönlichkeit«, antworte ich endlich.
»Was heißt das?«
»Ich bin beeindruckt.«
»Hast du mir nicht zugetraut, oder was?«
Hondo erwartet offenbar mehr Enthusiasmus oder Eifersucht von mir. Leider bin ich ein schlechter Schauspieler. Themawechsel.
»Sicher doch. Woher kennt ihr euch eigentlich?«
»Von Armani. Die kauft da ein.«
»Schön.«
Mehr fällt mir dazu nicht ein. Hondo ist zum Boy Toy einer schwerreichen Jüdin geworden, die ihn mit der Hoffnung an sich bindet, irgendwann ihre ganze Kohle zu erben.
»Apropos Kohle. Du hast doch gesagt, dass du einen kennst, der Wetten –«
»Hab ich nicht!«, unterbricht Hondo mich laut. »Brennst du, oder was? Ich hab noch nie Glücksspiel gespielt! Noch so was, und ich steck dich in den Ofen und mach an!«
»’tschuldige.«
»Und überhaupt. Was meinst du mit apropos?«
»Hab ich das gesagt? Tut mir leid.«
Hondo winkt mich zu sich und schaut dabei so drein, als würde er mir gerne etwas anvertrauen. Vorsichtig nähere ich mich dem grobschlächtigen Kerl, da das auch eine Finte sein könnte, doch dann flüstert er mir zu, dass ich im Café Benz nach Bülent Özçal fragen soll. Und von ihm grüßen. Dann läuft da was.
»Aber eins darfst du auf keinen Fall. Geh da nicht –«
Er unterbricht sich, weil Aylin aus dem Schlafzimmer nach ihm ruft. Er haut mir auf die Schulter (schmerzhaft) und verschwindet dann aus der Küche. Mir gelingt es noch, den Namen Bülent Ö und das Café Benz in meinem Gehirn abzulegen, dann höre ich Aylin auch schon lustvoll kichern und Hondo das Laken aufwühlen. Ihm ist es nicht wichtig, ungehört zu bleiben, also bewege ich mich in mein Zimmer. Auf dem Gang rennt mir wieder Malea über den Weg, diesmal in ein Handtuch gehüllt, das nur knapp ihren Schoß verdeckt. Da sie ihre Unterwäsche in der rechten Hand hält, wird sie darunter nichts tragen. Es ist zwar krank, wie schnell mir das auffällt, gleichzeitig aber auch hilfreich, da ich sofort in ihre Augen sehen kann, wissend, dass der Rest des Menschen für meine Blicke tabu ist.
»Falls der Gillette-Rasierer deiner war – ich hab ihn mir kurz geborgt«, trällert sie.
»Was? Nee, ich hab meinen gar nicht dabei.«
»Kann ich da jetzt hinter, oder sind die noch beschäftigt?«
»Sie sind wieder beschäftigt.«
»Ach, Mann. Das ist immer so, wenn Mama sich verliebt. Da wird den ganzen Tag gevögelt.«
»Ist doch schön«, entgegne ich und öffne die Tür zur Bibliothek, um mich zurückzuziehen. Malea folgt mir jedoch.
»Ich finde das, ganz ehrlich, leicht ekelhaft. In dem Alter!«
»Wie alt ist deine Mutter denn?«
»Vierundfünfzig.«
»Das ist doch okay. Ich kenne viele, die mit sechzig noch aktiv sind.«
»Ich kotz gleich. Woher kennst du denn solche Leute?«
Tatsächlich war das eine Lüge, und ich kann ihre Abneigung gegen Sex im Alter nur zu gut nachvollziehen. Zugeben möchte ich das aber nicht, schließlich soll sie ihre Mutter respektieren, denke ich. Ein Schrottgedanke, der sich aber nicht löschen lässt.
»Ach, das sind vor allem Bekannte meiner Eltern.«
»Und die reden auch noch drüber? Derb.«
Ich bin bemüht, mich nicht wieder zu ihr umzudrehen, da mich die Anwesenheit fast nackter Frauen irritiert, solange es sich nicht um meine eigene handelt. Also wende ich mich den Büchern zu. Langsam schwant mir, dass dies nicht Hondos, sondern Aylins Wohnung sein muss. In den Regalen stapeln sich Romane von Doris Dörrie, Bücher mit Titeln wie »Ich bin alt und brauche das Geld« oder »Freche Frauen«, und sämtliche Lebensberater von »Bestellungen beim Universum« über »Sorge Dich nicht – lebe!« bis zu den »Reklamationen beim Universum«. Kein einziger Titel klingt nach Hondo.
»Schläfst du da?«
Malea muss mein Kanu in Augenschein genommen haben.
»Ja.«
»Ich kann Mama sagen, dass sie hier ein ordentliches Bett reinstellen lässt. Oder ’ne Ausziehcouch.«
»Nee, ist okay. Ist ja nur für paar Nächte.«
»Dann hast du keine Freundin?«
»Doch. Ich bin verlobt.«
»Und schlaft ihr dann im Kanu zusammen?«
»Nein. Jessi ist schwanger, und wir brauchen gerade ein paar Tage für uns. Also, sie für sich und ich für mich.«
»Oh. Ihr habt euch getrennt«, übertreibt Malea in meinen Augen maßlos.
»Nein, nur kurz«, antworte ich, doch es klingt kein bisschen besser.
»Da drinnen wird’s mit dem Versöhnungssex aber eng. Vor allem, wenn sie schwanger ist.«
»Ja, danke. Mach dir da mal keine Sorgen.«
Ich halte eh nicht viel von Versöhnungssex, bin eher ein Freund des Verwöhnungssex. Das muss ich Malea aber nicht auf die Nase binden. Vielmehr wäre es mir gerade sehr recht, wenn sie mich nun allein lassen würde. Wobei ich noch zu gerne erfahren würde, wie sie das mit der Couch gemeint hat, um die sie Aylin für mich bitten könnte. Da ich Hondo nicht reinreiten will, aber irgendwie das Gefühl habe, dass er hier mehr Nomade als Mieter ist, muss ich mich geschickt an das Thema Hauptmieter herantasten.
»Wo schläfst du eigentlich?«, lautet meine erste smarte Frage.
»Genau hier drüber. Aber ich lasse gerade mein Bad neu machen.«
»Ach, dann hat deine Mutter hier mehrere Wohnungen gemietet?«
»Ihr gehört das Haus. Früher hat sie in der Wohnung hier mit meinem Vater gelebt, aber der ist vor fünf Jahren gestorben. Flugzeugabsturz, total übel. Ich wäre beinahe mitgeflogen. Krass, oder? Dann wäre ich jetzt auch tot.«
»Tut mir leid.«
»Nee, das war eigentlich ganz gut so. Das klingt jetzt hart, aber für mich war das total wie ein zweiter Geburtstag.«
»Ach so. Hast du irgendwie ein komisches Gefühl gehabt und bist deswegen nicht mitgeflogen?«
»Quatsch. Ich hatte nicht mal ein Ticket. Aber rein theoretisch hätte ich neben meinem Vater sitzen können.«
»Verstehe. Und hast du danach dein Leben verändert?«
»Ja, klar. Ich feiere jetzt jedes Jahr zweimal Geburtstag. Wenn du mir deine E-Mail gibst, lad ich dich auch ein. Ist in zwei Wochen.«
»Ich glaub, da kann ich nicht.«
Malea bedauert das, und ich bedaure, dass sie den Todestag ihres Vaters als Partyanlass nimmt. Doch sie behauptet, dass sie drüber weg ist und Hondo echt mal ein cooler Typ, dann verabschiedet sie sich in ihre Wohnung, und ich kann mich endlich unverkrampft in meinem Kanuzimmer bewegen. Ich greife mir das nächstbeste Buch und mache mich daran, mein Leben zu verbessern. Ob mir dabei »Hotline zum Glück: Anleitung zu einem erfüllten Leben« helfen wird, bezweifle ich allerdings schon beim ersten Blick auf das Schwein, das das Cover schmückt.
Tatsächlich war das Werk ein Fehlgriff, zumindest für mich. Den Weg zu meinem Selbst soll ich finden, meine Gedanken und Wünsche manifestieren, lauter Dinge, für die mir einerseits die Zeit, andererseits die Bereitschaft fehlt. Ebenso ergebnislos endet mein Besuch der Seite lifehacker.com, auf der diverse Tipps zur Prokrastinationsbewältigung gegeben werden, aber ebenso viele interessante Anleitungen zum Basteln fantastischer Dinge wie Freisprechanlagen oder Lochkameras. Nach einer guten halben Stunde, in der ich alles über die Zubereitung des besten Burgers der Welt gelesen habe, steht für mich fest, dass mich Selbsthilfeliteratur und -ratschläge nicht weiterbringen werden. Vielleicht hilft ja ein guter Burger im Cosmogrill.
Mit Sven Burger zu essen, ist kein Vergnügen. Allein der Bestellvorgang dauert Jahre, da er sich schwertut, einen guten Kompromiss zwischen Preis und Hunger zu finden.
»Glaubst du, dass sich vier Euro mehr für Bison lohnen?«
»Möglich.«
»Und von elf Euro ist es dann auch nicht mehr viel bis zu den fünfzehn-fünzig für den Kobe-Burger.«
»Vierzig Prozent«, schätze ich.
»Gut, aber dafür bekomme ich auch fast drei Classic Burger.«
»Ja. Dann sparst du allerdings nichts, sondern gibst weit mehr aus.«
»Also zwei Classic? Als Kompromiss?«
»Kompromiss zu was? Zu einem?«
»Hast ja recht. Außerdem muss ich sparen. Die Frettchenpreise befinden sich im Sturzflug.«
»Also einen Classic?«
»Nee, Bison. Und dazu?«
Eine Viertelstunde später sitzen wir endlich vor unserem Essen, Sven ärgert sich, nicht doch zwei Standard-Varianten genommen zu haben, weil er schon ahnt, dass er nicht satt werden wird, und ich löchere ihn mit Fragen. Er muss mir alles erzählen, was er über Aylin und Malea weiß, über Hondos wahre Absichten und seine verdammte Radtour um die Welt, die ich für ebenso unwahrscheinlich halte wie Hondos Erklärung zum Juden durch ein Rabbinatsgericht. Wenigstens diese Einschätzung teilt Sven, wehrt sich aber vehement gegen die Unterstellung, nicht das Zeug für die Weltumradelung zu haben.
»Mein Problem ist ein ganz anderes«, erklärt er. »Ich habe Angst, dass ich nicht mehr aufhören kann, wenn ich erst mal losgefahren bin. So wie Manfred Müller und Paul-Ernst Lührs in ihrer Ente. Die waren zwanzig Jahre unterwegs! Oder dieses Ehepaar aus der Schweiz, die fahren seit siebenundzwanzig Jahren um die Welt.«
»Ja, und?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob es etwas gibt, für das es sich lohnt zurückzukommen.«
Ihn daran zu erinnern, dass er biologisch Vater wird und ruhig etwas mehr Interesse an dem Kind zeigen könnte, das ich für ihn mit Jessi großziehen möchte, verkneife ich mir.
»Verlieb dich doch.«
Sven lacht auf, schüttelt den Kopf und benimmt sich so unsvennig, wie ich ihn noch nie erlebt habe. Er stottert etwas von wegen Unsinn, er doch nicht, in wen denn auch, er kommt ja nicht unter Menschen. Dabei läuft er knallrot an und fährt sich wieder und wieder mit der Hand durch die Haare. Das ist nicht der Sven, den ich kenne. Und das kann nur eins bedeuten: Er muss sich schon verliebt haben, auch wenn er das bestreitet.
Unnötig zu sagen, dass es mir egal ist, in wen.