KAPITEL 24

 

Im Labyrinth

 

Die schnarrende Obszönität und der reptilische Humanoide krachten mit solcher Wucht aufeinander, dass die Kreaturen benommen wankten. Lautes Aufheulen und wilde Hiebe begleiteten ihren Erstschlag.

Der Predator holte aus und landete eine markige Rückhand gegen den knirschenden Kiefer des Aliens. Das Alien torkelte. Dann, mit einer skorpionartigen Bewegung, griff es blitzschnell mit seinem Schwanz an. Der Predator sprang zurück und benutzte die Klingen an seinem Handgelenk, um den Schlag abzuwehren. Mit einer geschmeidigen Drehung trennte er den Schwanz des Aliens ab.

Das Alien wirbelte jaulend herum und verspritzte tödliches Gift aus seinem blutigen Stumpf. Alles, was von den dampfenden Tropfen getroffen wurde, begann zu brennen, verschmorte und schmolz.

Der Predator hob erneut den Arm, um wieder zuzuschlagen, musste aber feststellen, dass die Klingen an seinem Handgelenk vom ätzenden Blut des Aliens zu schwelenden, geschmolzenen Stümpfen gestutzt worden waren. Knurrend warf sich der Predator auf das Alien und brachte es zu Fall.

Während sie miteinander rangen, ließen Funken – die vom massiven Stein und der zerschrammten Rüstung des Predators absprangen – verzerrte Schatten über Wände, Boden und Decke huschen.

„Wir müssen hier weg!“, schrie Lex und zerrte an Sebastians Jacke.

Er nickte, zog sich auf die Knie und griff nach einer Taschenlampe, die neben ihn gerollt war. Sebastian blickte auf und sah, wie Lex Weyland auf die Füße half. Der Mann stöhnte und hielt seine nutzlosen Hände mit den Handflächen nach oben. Seine Finger waren verkrustet mit schwarzem, geronnenem Blut.

Sebastian nahm Weyland am Arm und zusammen schleppten sie ihn in die Dunkelheit am anderen Ende des Korridors. Hinter ihnen trugen die beiden außerirdischen Kreaturen weiter ihre wilde Schlächterei auf dem blutverschmierten Boden aus.

Ineinander verschlungen rollten die aufeinander eindreschenden Körper von einer Seite auf die andere, traten und schlugen um sich, während ihre Schreie der Wut und des Schmerzes im Tunnel widerhallten. Als das Alien die Oberhand gewann, richtete es sich über dem Humanoiden auf und öffnete sein schwarzes Maul. Ein zweites Paar Kiefer schob sich aus dem ersten heraus und stoppte nur wenige Zentimeter vor der vom Kampf gezeichneten Maske des Predators.

Mit lautem Brüllen schob der Predator die kreischende Kreatur zur Seite und sprang auf. Der Krieger schnellte herum, um dem Alien Auge in Auge gegenüberzustehen, hob den Arm und zielte mit seiner Netzkanone.

Das Alien streckte seine schlaksigen schwarzen Arme weit aus und sprang mit einem kraftvollen Satz in die Luft…

Als der Predator feuerte!

Ein Metallnetz hüllte die Kreatur mitten in der Luft ein und zwang das um sich tretende, kreischende Alien zu Boden. Das Exoskelett des Aliens klapperte auf den Steinplatten, während sich das Netz zuzog und sich einfraß.

Der Predator, auf wackeligen Beinen und aus seinen Wunden blutend, grunzte befriedigt, als sich die Maschen um seinen Feind schlangen und tief in den Chitinpanzer des Aliens schnitten.

Blut und Schleim spritzte aus allen Öffnungen, verteilte sich auf den Steinplatten und Wänden und brannte Löcher in alles, was davon getroffen wurde. Zum Bedauern des Predators verbrannte die Säure aber auch das Netz und innerhalb weniger Sekunden waren die Maschen soweit geschmolzen, dass das Alien sich befreien konnte.

Fauchend vor Wut rappelte es sich auf und stellte sich dem angeschlagenen Predator. Der unförmige Körper des Aliens rauchte und schwelte an den Stellen, an denen das Netz es geschnitten hatte. Es wollte sich partout nicht beherrschen lassen. Der segmentierte Stumpf seines Schwanzes schnellte von einer Seite zur anderen und schlug gegen die Wände.

Der Humanoide war klar unterlegen, denn das Alien war deutlich kräftiger und gefährlicher, als es der Predator für möglich gehalten hätte. Jetzt gab es nichts mehr zu tun, als dem Tod ehrenvoll ins Antlitz zu blicken – und im Kampf zu sterben.

Der Predator zog seine Arme zurück, drückte die Brust heraus und brüllte seinem Verderben ins Gesicht.

Mit einem letzten geifernden Zischen sprang das Alien auf ihn, brachte ihn zu Fall und presste ihn mit seinem Gewicht zu Boden. Der Predator wehrte sich zwar noch gegen die Attacke, aber er hatte keine Chance mehr. Klauen packten die Dreadlocks des Predators und hielten seinen Kopf fest.

Dann bohrte sich der innere Mund des Aliens durch den geborstenen Gesichtspanzer in das dahinterliegende Fleisch und den Schädel des Predators. Eine Fontäne aus Schleim platzte aus dem zerschlagenen Kopf und bespritzte die Wände und Fliesen mit klumpiger Hirnmasse und dampfendem Blut, das widerwärtig grün leuchtete.

 

 

Auf der Treppe

 

So schnell es ging stolperten Lex und Sebastian – einen schlaffen Weyland zwischen sich – aus dem Labyrinth in einen großen Raum, der mit massiven, grob gemeißelten Steinsäulen gesäumt war. Es war ein einziger Irrgarten aus rabenschwarzen Schatten, nur schwach erhellt durch ein Leuchten aus einer nicht näher erkennbaren Lichtquelle. Es war schwierig, in der Dunkelheit weiter als ein paar Meter zu sehen.

Lex’ Verstand begann zu arbeiten wie die Überlebenskünstler, unter denen sie gelebt hatte – die Sherpas des Himalaya und die Abenteurer von Alaska. Sie wusste, dass sich alles mögliche in diesem Wald aus gemeißelten Ehrenmälern verbergen konnte. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie, sie hätte eine Waffe.

Sie trafen auf eine breite, von verzierten viereckigen Säulen begrenzte Steintreppe. Nachdem sie einige Stufen erklommen hatten, machten Lex und Sebastian Halt und ließen Weyland los. Er lehnte sich an die Wand und mied ihre Blicke.

„Was war das für ein Viech?“, krächzte Sebastian und rieb sich die geschundene Kehle.

„Ich weiß es nicht. Und ich will es auch nicht wissen.“

Lex zog den Kompass aus ihrem Gürtel und wischte sich mit dem Ärmel das grün leuchtende Blut aus dem Gesicht. Sie sah auf den Kompass und dann die säulengesäumte Treppe hinauf.

„Was jetzt?“, fragte Sebastian.

„Wir gehen weiter und folgen dieser Peilung.“

Weyland griff sich an die Brust und stöhnte. Heftiges Husten schüttelte seinen gebrechlichen Körper. Er sank auf die Knie und begann zu hyperventilieren. Lex eilte an seine Seite.

„Ganz ruhig.“ Sie fasste ihn an der Schulter.

Weylands Gesicht lief blau an. Sein Mund öffnete sich wie bei einem erstickenden Fisch.

Ohne den Augenkontakt zu unterbrechen nahm Lex Weylands Kopf zwischen die Hände und hielt ihn fest. Es war offensichtlich, dass er zuviel Luft in den Lungen hatte, die jetzt anfingen zu gefrieren.

„Sie müssen Ihre Atmung unter Kontrolle bringen“, redete sie auf ihn ein. „Langsam und regelmäßig einatmen…“

Sie atmete selber flach, um es Weyland zu zeigen, und bald ging sein Atem weniger gepresst, weniger erzwungen.

„Langsam und ruhig… genau so“, sagte Lex, als sich die Anspannung in Weylands Gesicht löste und er sich deutlich entkrampfte. Schließlich führte Lex Weyland zu einer Stufe und setzte ihn hin.

„Ich bin okay… ich bin okay“, krächzte Weyland und versuchte, sie wegzuscheuchen und aufzustehen.

Plötzlich erschien ein bedrohlicher Schatten am Fuß der Treppe.

„Los, wir müssen hier raus!“, schrie Lex und hievte Weyland hoch. Von Schmerzen gebeugt, versuchte der Milliardär seinen Eispickel als Stütze zu benutzen, aber seine Arme waren ebenso müde wie seine Beine – zu erschöpft, um ihren Dienst zu verrichten. Langsam schwankte Weyland auf wackeligen Beinen zur Wand und sackte dort zusammen.

„Nein“, keuchte er. „Ich kann nicht… ich kann kaum stehen…“

Jedes Wort schien weiter an Weylands schwindender Kraft zu zehren. Lex konnte sehen, dass die Anstrengung der Jagd und die andauernde Kälte inzwischen auch den letzen Rest der von der Krankheit zerfressenen Lungen des Mannes zerstört hatten.

„Weyland…“

Aber er schnitt ihr das Wort ab.

„Sparen Sie sich das“, raunte er und dabei klang ein Teil seiner früheren Autorität mit. „Das ist alles meine Schuld.“

Sein Entschluss stand fest. Weyland würde sich selber opfern, um ihr und Sebastian einen Vorsprung zu verschaffen.

„Ich werde Sie nicht hier unten sterben lassen“, sagte Lex.

Weyland grinste. „Das haben Sie auch nicht. Geht schon. Ich verschaffe euch soviel Zeit, wie ich kann.“

Der Predator kam näher und bewegte sich bedächtig die Stufen hinauf. Weyland sah ihn, griff nach dem Eispickel und schwang ihn wie eine Waffe.

„Geht! Geht jetzt!“, schrie er.

Lex streckte sich nach Weyland aus, aber Sebastian packte sie am Arm und zerrte sie die Treppe hinauf. Weyland und Lex sahen sich noch einmal in die Augen, dann wendete der Mann sein Gesicht der näher kommenden Erscheinung zu.

Der Predator ging schnurstracks auf Weyland zu, ohne sich um seine Tarnung zu kümmern. Der Mensch richtete sich zu voller Größe auf und starrte ungeduldig auf die Kreatur aus einer anderen Welt. Einen endlosen Moment lang stand Weyland dem Predator Auge in Auge aufrecht gegenüber, dann hob er den Pickel und griff an.

Der Predator streckte die Hand aus, schnappte den Pickel aus Weylands Hand und warf ihn beiseite, während Weyland von der Kraft seines wirkungslosen Hiebes nach vorn geworfen wurde und die Treppe hinunter, gegen eine kunstvoll verzierte Wandtafel fiel.

Die Kreatur drehte sich um und starrte zu Weyland hinab. Während die leeren Augen im Gesichtspanzer des Predators blutrot leuchteten, spürte der Mensch eine seltsame Wärme in seiner Brust. Der Predator streckte den Arm aus, packte Weylands Schultern und hielt ihn fest, um ihn von Kopf bis Fuß zu untersuchen.

Dann stieß er Weyland mit einem verächtlichen Schnauben zur Seite und kehrte ihm den Rücken zu.

Weyland verstand, was das bedeutete. Irgendwie konnte der Predator seine Schwäche spüren und sah ihn nicht als Bedrohung an – tatsächlich, und da war sich Weyland sicher, war er für dieses Monster nichts weiter als ein hilfloses, krankes Tier!

Blinde Wut schnürte Weyland den Atem ab. Er biss die Zähne zusammen und suchte nach etwas, mit dem er zurückschlagen könnte. Er hatte keine Waffe, aber seine Finger ertasteten die Sauerstoffflasche, die er um den Rücken geschlungen hatte.

Er riss sich den Zylinder von der Schulter, setzte ihn ab und hielt ihn mit seinem Fuß fest. Kniend öffnete er das Ventil, bis es ganz offen war. Während der reine Sauerstoff den Raum erfüllte, riss er eine Signalfackel aus seinem Gürtel und hielt sie hoch.

„Wage es nicht, mir den Rücken zuzukehren!“, schrie er.

Als er die Stimme des Menschen hörte, drehte der Predator sich um und Weyland entzündete die Fackel.

Der leicht entzündliche Sauerstoff explodierte sofort in einer grellgelben Stichflamme, die den Predator einhüllte. Weyland umklammerte die Gasflasche und lenkte den Sauerstofffluss so, dass er der tobenden, um sich schlagenden Kreatur eine Dusche aus sengendem Feuer verpasste.

Als Weyland das Echo der schmerzverzerrten Schreie des Predators hörte, fing er an wie ein Verrückter zu lachen. „So ist’s richtig, du verdammter Hurensohn! Brenne…“

Die schwarze Silhouette in der Mitte des Feuers kreischte erneut auf. Dann taumelte der Predator, immer noch in Flammen gehüllt, nach vorn und zückte die Doppelklingen an seinem Handgelenk. Mit einem schnellen Stoß trieb der Predator die langen, gemeinen Messer in Charles Weylands weichen, ungeschützten Bauch.

Weyland starb mit einem kaum hörbaren Seufzer, während ihm Blut aus Mund und Nase schoss. Knurrend warf der Predator den schlaffen, blutüberströmten Körper ins Feuer. Aber mit Weylands Leiche fiel auch die Sauerstoffflasche, die er noch in seinen toten Händen hielt, in die Flammen. Als sie an dem Druckbehälter hochzüngelten, ging der Zylinder hoch wie eine Bombe. Aus einer orangenen Explosionswolke jagte ein hellgelber Feuerball über die Treppe und versengte alles auf seiner flammenden Bahn.

 

 

Im Labyrinth

 

Lex und Sebastian stolperten blindlings durch das Halbdunkel, abermals verloren in einem Irrgarten aus steinernen Korridoren. Die Pyramide rumpelte, während sie aufs Neue die Form veränderte. Der aufgewirbelte Staub der Jahrtausende raubte ihnen den Atem und nahm ihnen die Sicht. Über den Lärm und das Stampfen ihrer Stiefel hörten sie Weylands Schreie und dann die Explosion.

„Weyland!“

„Sie können ihm nicht mehr helfen“, sagte Sebastian und zerrte sie weiter.

Lex wehrte sich.

„Lex, wir müssen weiter… los!“

Von hinten kam ein Stoß heißer Luft – und noch etwas anderes. Beide konnten das flackernde Licht am anderen Ende des Korridors sehen. Dann preschte eine gleißende Gestalt aus der Dunkelheit auf sie zu: der Predator. Seine Umrisse waren in ein Flammenmeer gehüllt, das die Kreatur nicht im Geringsten zu verletzen schien.

Sebastian ergriff Lex’ Arm und sie rannten los. Sie waren nur wenige Meter weit gekommen, als Lex das Geräusch schwerer Füße hörte, die durch die Dunkelheit stampften und näher kamen.

Sebastian bog um eine Ecke und sah eine Steinbarriere, die sich direkt vor ihnen aus dem Boden erhob. Wenn sie die Decke erreichte, bevor sie darüber hinweg waren, wären sie mit dem Predator in dem Korridor gefangen.

Als sie an ihr eintrafen, war die Barriere schon halb oben. Sebastian hob Lex in die Höhe und warf sie buchstäblich über die Steinwand. Dann sprang er hoch und hielt sich an der Kante fest, zog sich hinauf und ließ sich auf der anderen Seite wieder hinunter.

Gerade als sich der Spalt schloss, segelte eine der Wurfscheiben des Predators hindurch und prallte in einem Funkenregen an der gegenüberliegenden Wand ab.

Der Predator wandte sich von der Steinbarriere ab und sah eine schwarze Monstrosität, die sich von einer Säule löste. Ihr segmentiertes schwarzes Exoskelett erwies sich zwischen dieser Architektur als perfekte Tarnung.

Das Alien bäumte sich auf und machte sich bereit zuzuschlagen.

Aber der Predator war schneller. Sein Diskus zischte durch die Luft, grub sich tief in die Schulter des Aliens und trennte einen Arm ab. Dann beschrieb die metallene Scheibe einen graziösen Bogen und verschwand im Schatten.

Das Alien fuchtelte mit seinem verstümmelten Arm und verspritzte Säureblut auf die umstehenden Säulen.

Der Predator raste gegen das Alien und sein gestiefelter Fuß ließ die knochige Brustplatte des Feindes bersten. Das Monster heulte auf, als der Predator es umwarf und mit seinem Gewicht zu Boden zwang. Sie kämpften mit bloßen Händen gegeneinander, während der Lebenssaft des Aliens aus seinem blutigen Stumpf strömte.

Schließlich presste der Predator das zappelnde Alien mit einer Hand auf den Boden. Die Wurfscheibe zischte wieder über ihre Köpfe und mit seiner freien Hand schnappte der Predator sie aus der Luft.

Mit einer schnellen, rabiaten Bewegung ließ er die Scheibe auf das Alien niedersausen und trennte den keckernden Kopf von dem sich windenden Körper. Sprudelnde Säure sprühte aus der Wunde und verschmorte die kalten Steinplatten darunter. Das tote Alien zuckte noch einmal, dann blieb es still.

 

 

In der Hieroglyphenkammer

 

Sebastian und Lex rannten durch einen weiteren Durchgang und entdeckten eine neue Kammer.

Der höhlenartige Raum war mit Millionen von Hieroglyphen und Dutzender kunstvoll bemalter Platten mit Piktogrammen umrahmt. Die künstlerischen Darstellungen beschrieben, wie Sebastian annahm, Ereignisse, die für die längst untergegangene Zivilisation, die diese Pyramide erbaut hatte, von historischer Bedeutung waren.

Er näherte sich einer der Steinwände, in die ein abstraktes, verwirbeltes Muster eingraviert war. Ein Dutzend oder mehr Gucklöcher waren in die Wand gebohrt worden – jedes von ihnen bot einen Blick in die Säulenkammer, aus der sie gerade mit knapper Not entkommen waren. Sebastian spähte durch eines der Löcher.

„Sieh doch nur!“, flüsterte er.

Lex grinste, als Sebastian sie duzte. Gefahr verbindet, dachte sie, und dann: Wenn‘s nur das ist. Sie ging zu ihm und schaute durch die Öffnung.

Von weit oben konnten sie die grausame Brutalität des Schauspiels beobachten. Der Predator stand über dem blutigen Kadaver des Aliens, das er gerade geköpft hatte. Unter den Augen der Menschen warf der Jäger seine Arme zurück und blickte gen Himmel, als würde er beten. Dann zog er ein Messer aus einer verborgenen Scheide an seiner Hüfte, nahm eine der Hände des Aliens, die zwei Daumen hatten, und schnitt einen Finger ab.

Danach fasste der Predator nach oben und hantierte an den Druckventilen unterhalb seiner Maske. Zischend öffnete sich die Dichtung. Einen Augenblick später senkte die Kreatur den Gesichtspanzer und gab zwei wilde Augen frei. Sie saßen in einem nasenlosen Gesicht, das mit blassgrauer Haut überzogen war, und vier scherenartige Kieferwerkzeuge wie von einem Krebs bewegten sich, als würden sie nach etwas in der Luft schnappen.

Der Predator hielt den Gesichtspanzer in der einen Hand und benutzte den abgetrennten Finger als Schreibgerät, um mit dem Säureblut des Aliens ein Muster in das kalte, harte Metall der Maske zu ätzen. Während er das stilisierte Blitzsymbol auf die glatte Stirn der Maske gravierte, war ein brutzelndes Zischen zu hören.

„Was macht er da?“, flüsterte Lex.

Der Predator hob die Maske hoch und betrachtete sie in dem schwachen Licht. Zufrieden grunzend drehte er sie um, sodass die verspiegelte Oberfläche der inneren Auskleidung der Augenschlitze sichtbar wurde. Mit Hilfe dieses Spiegels hob der Predator erneut den blutigen Finger und brannte sich das gleiche Symbol auf die eigene Stirn. Die Säure rauchte und schmorte und der Predator schrie vor Schmerzen auf. Aber der fremde Jäger hielt nicht inne, ehe das Blitzsymbol vollständig war.

„Er trägt Blutbemalung auf, sagte Sebastian nach längerem Schweigen. Stammeskrieger uralter Kulturen machen so etwas. Sie bemalen sich mit dem Blut ihres Fangs. Es ist wie ein Initiationsritual – ein Zeichen dafür, dass sie zum Mann geworden sind.“ Dann grinste er. „Langsam beginnt das alles Sinn zu machen.“

Er wandte sich von dem Guckloch ab und suchte die Hieroglyphen ringsum ab. Dabei ließ er den Blick über verschiedene Muster schweifen, betastete mit den Fingern die Gravuren.

„Ja!“, rief er. Seine Augen leuchteten vor Entzücken über seine Entdeckung. „Langsam beginnt das alles wirklich Sinn zu machen…“