KAPITEL 9
800 Kilometer über der Insel Bouvetoya
Die Predatoren waren jetzt wach und rege.
Das nackte Fleisch ihrer bleichen und gesprenkelten Körper glänzte noch vom Bad in der urzeitlichen Brühe. Fünf mächtige Wesen, in deren Augen angestammte Intelligenz brannte, stolzierten auf die Brücke des Raumschiffes.
Überall um sie herum flackerten Computermonitore, während rote, grüne und violette Energiewellen in der Kammer pulsierten. Das kybernetische Gehirn begrüßte seine Herren mit einem nicht enden wollenden Datenschwall – ein konstantes Zischen und Fauchen wie von einer wütenden Klapperschlange. Die Brücke selbst wurde von einem breiten Fenster dominiert, das einen Ehrfurcht gebietenden Blick auf den Planeten Erde gewährte.
Vor dem Hintergrund des blaugrün schimmernden Planeten zeichnete sich der Umriss einer der Gestalten ab, die mit einer ihrer Klauen über ein kristallines Computerpaneel strich. Zischend öffnete sich ein luftdichter Bereich in der Wand und gab den Blick auf ein verstörendes Ausrüstungssortiment frei: glänzende Rüstungsanzüge, fünf dämonische Masken, eine Vielzahl an Waffen und eine Reihe kurzläufiger Schulterkanonen.
Wortlos rüsteten sich die Kreaturen für den bevorstehenden Kampf.
In rein zweckmäßigen Bewegungen spannten die Predatoren flexible Metallnetze über ihre bleichen, muskulösen Arme und die stämmigen, breiten Brustkörbe. In einzelnen Stücken wurden Kampfpanzer angelegt, um die dicken, verschnürten Arme und die mächtigen Beine zu schützen. Verstärkte Stiefel, Lendenschilde und Brustprotektoren folgten. Dann brachten sie einen wuchtigen Mechanismus an ihren Unterarmen an, direkt unter dem Ellenbogen. Ähnliche Vorrichtungen wurden auch an den Handgelenken angelegt.
Eines der Wesen prüfte den Mechanismus. Durch einen einzigen Ruck seines sehnigen Armes sausten mit einem leisem Klacken zwei lange, gekrümmte, rasiermesserscharfe Teleskopklingen hervor. Der furchteinflößende Jäger betrachtete die scharf geschliffenen Klingen mit einem zufriedenen Grunzen.
Als Nächstes befestigten sie an den Schulterpanzern einen spitz zulaufenden Metalltornister mit eingebauten Fassungen und Energieleitungen für eine Plasmakanone. Dann setzten sie die flachen, schweren Masken auf. Sie waren alle verschieden, aber jede verdeckte das komplette Gesicht ihres Trägers – bis auf die brennenden Augen und die herunterhängenden, mit Metallspitzen geschmückten Dreadlocks.
Schließlich wurde ein Computer am linken Handgelenk eines jeden Predators angeschlossen. Mit der Aktivierung flackerte ein LED-Schirm auf und mit einem jähen Zischen wurden die gepanzerten Gelenke luftdicht versiegelt. Warme, feuchte Luft strömte in das Innere der Rüstung, eine Nachahmung der Atmosphäre der Heimatwelt der Predatoren.
Nachdem die Rüstungen saßen, griffen die Predatoren zu ihren Waffen: lange, zusammenschiebbare Speere mit gezackten Spitzen und gekrümmte Doppelschwerter mit Griffen aus Elfenbein. Klemmen an den glänzenden Rüstungen hielten Wurfsterne, die im Flug gemeine, spitze Klingen ausfuhren. Seltsamerweise ließen sie die Plasmakanonen in den Regalen und suchten sich nur die weniger fortschrittlichen, fast primitiven Waffen aus.
Nur eine der Kreaturen wählte eine High-Tech-Waffe: eine am Handgelenk befestigte Netzkanone. Allerdings glich sie diese Wahl wieder mit einem einfachen, langen Krummdolch aus, der aus einem diamantharten, knöchernen Material gefertigt war.
Nachdem sie alle Vorbereitungen für die Jagd getroffen hatten, begaben sich die Predatoren in einer Reihe nacheinander in einen kleinen Gebetsraum und sanken vor der kunstvoll gehauenen Steinplastik eines grimmigen Kriegsgottes beschwörend auf die Knie. Die Gottheit verschleuderte Blitze wie ein mächtiger, außerirdischer Odin.
Während sich die Predatoren vor ihrem wilden Gott niederwarfen, erschien ein von Störungen verzerrtes Bild auf dem Schirm des Hauptcomputers der Brücke. Es war die Echtzeitübertragung eines Fahrzeugkonvois, der in einer weiten, gefrorenen Einöde dahinrumpelte.