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DIE BEIDEN KOLLEGEN begleiten Joona zum Haus. Unter ihren Stiefeln knirscht der Schnee.

Hier ist seit Wochen niemand mehr gegangen.

Neben dem Sandkasten ragt ein Stück von einem Gartenschlauch aus dem Schnee.

Sie steigen die Eingangstreppe hinauf und klingeln, warten kurz und klingeln dann noch einmal.

Sie lauschen ins Haus hinein. Aus ihren Mündern steigen weiße Atemwolken auf. Die Treppe unter ihnen knarrt.

Joona klingelt noch einmal.

Sein ungutes Gefühl will einfach nicht verschwinden, aber er behält seine Befürchtungen für sich. Es gibt keinen Grund, die Kollegen nervös zu machen.

»Was tun wir jetzt?«, fragt Eliot gedämpft.

Joona stützt sich mit dem Knie auf eine kleine Bank, lehnt sich zur Seite und schaut durch das schmale Flurfenster ins Haus. Die matten Glasprismen der Wandlampen hängen regungslos. Er richtet den Blick auf den Boden. Die Wollmäuse an der Wand liegen still. Er denkt schon, dass es wohl keinen Luftzug in dem Haus zu geben scheint, als eine Wollmaus unter die Kommode gleitet. Joona beugt sich näher ans Glas, schirmt das Licht in seinem Rücken mit den Händen ab und sieht eine dunkle Gestalt im Flur.

Einen Menschen mit erhobenen Händen.

Es dauert nur eine Sekunde, bis Joona erkennt, dass er sich selbst im Flurspiegel sieht, aber das Adrenalin jagt bereits durch seinen Körper.

Er sieht sich selbst als Silhouette in dem schmalen Fenster des Flurs, Regenschirme in einem Ständer, die Innenseite der Tür, die vorgelegte Sicherheitskette und den roten Fußboden des Flurs.

Weder Schuhe noch Mäntel oder Jacken sind zu sehen.

Joona klopft ans Fenster, aber es geschieht nichts.

Die Kristalle an der Wandlampe hängen regungslos, im Haus ist alles still.

»Okay, dann werden wir wohl die direkten Nachbarn befragen müssen«, sagt er.

Doch statt zur Straße zurückzukehren, geht er um das Haus herum. Die Kollegen bleiben auf der Auffahrt stehen und sehen sich fragend an.

Joona stapft an einem verschneiten Trampolin vorbei und bleibt dann stehen. Die Hufspuren eines Rehs führen über mehrere Grundstücke. Aus den Fenstern des Nachbarhauses fällt gelbes Licht ins Freie und liegt wie eine goldene Fläche auf der Schneedecke.

In diesem Moment herrscht vollkommene Stille.

Hinter dem Grundstück beginnt der dunkle Wald. Nadeln und Zapfen sind in den spärlicher liegenden Schnee unter den Bäumen gefallen.

»Wollten wir nicht die Nachbarn befragen?«, erkundigt sich Eliot.

»Ich komme gleich«, antwortet Joona leise.

»Was?«

»Was hat er gesagt?«

»Wartet noch kurz …«

Joona marschiert weiter durch den Schnee, und seine Füße und Knöchel werden kalt. Ein Futterautomat für Singvögel schaukelt knarrend vor dem dunklen Küchenfenster.

Er geht an der Giebelseite entlang und denkt, dass irgendetwas nicht stimmt.

Schnee ist gegen die Fassade geweht worden.

Glitzernde Eiszapfen hängen vom Blech unter dem Fenster herab, das dem Wald am nächsten ist.

Aber warum nur dort, fragt er sich.

Er nähert sich dem Fenster und sieht, dass die Außenbeleuchtung des Nachbarn sich in der Scheibe spiegelt.

Es handelt sich um vier lange und eine Reihe kleinerer Eiszapfen.

Er hat das Fenster fast erreicht, als er sieht, dass sich an einem Belüftungsgitter kurz über dem Erdboden eine Lücke im Schnee gebildet hat, so dass aus der Lüftung von Zeit zu Zeit warme Luft aufsteigt.

Deshalb haben sich dort auch die Eiszapfen gebildet.

Joona lehnt sich vor und lauscht, hört aber lediglich das träge Säuseln aus dem Wald, vom Wind, der durch die Wipfel streicht.

Die Stille wird von Stimmen aus dem Nachbarhaus durchbrochen. Es sind zwei Kinder, die sich wütend anschreien. Eine Tür fällt zu, und danach sind die Stimmen nur noch gedämpft zu hören.

Ein leise schabender Laut veranlasst Joona, sich wieder zum Gitter zu bücken. Er hält die Luft an, und aus der Lüftung dringt kaum hörbar ein kurzes Flüstern wie ein Kommando an sein Ohr.

Instinktiv schreckt er zurück und weiß nicht, ob er sich das Flüstern eingebildet hat, schaut sich um, sieht die wartenden Kollegen in der Auffahrt, die dunklen Bäume, die Schneekristalle, die in der Luft glitzern, und versteht auf einmal, was er vor ein paar Minuten gesehen hat.

Als er durch das schmale Flurfenster blickte und sich selbst im Spiegel sah, hatte er sich so erschreckt, dass ihm das entscheidende Detail entgangen war.

Die Sicherheitskette an der Tür war vorgelegt, und das kann sie nur sein, wenn sich jemand im Haus aufhält.

Joona läuft durch den tiefen Schnee zur Vorderfront des Hauses. Pulverschnee wird auf seine Schenkel geweht. Er sucht den Dietrich aus der Innentasche seines Mantels heraus und eilt die Eingangstreppe hinauf.

»Da drinnen ist jemand«, teilt er den anderen leise mit.

Die Kollegen beobachten ihn verblüfft, als er das Schloss aufbricht, vorsichtig die Tür öffnet, sie wieder schließt und dann so schnell und heftig aufschlägt, dass die Kette bricht.

Joona weist die beiden anderen mit Gesten an, hinter ihm zu bleiben.

»Polizei«, ruft er ins Haus. »Wir kommen jetzt herein!«

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