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DISA IST ENDLICH wieder in Stockholm. Sie wartet in seiner Wohnung in der obersten Etage des Hauses in der Wallingatan 31 auf ihn. Joona ist auf dem Heimweg, nachdem er Steinbutt gekauft hat, den er braten und mit selbstgemachter Remouladensauce servieren will.

Am Geländer, dort wo niemand gegangen ist, liegen zwanzig Zentimeter Schnee auf dem Bürgersteig. Die Lichter der Stadt leuchten wie beschlagene Laternen.

Als er die Kammakargatan passiert, hört er vor sich erregte Stimmen. Es ist ein finsterer Teil der Stadt. Schneewälle und Reihen geparkter Autos werfen Schatten. Triste Häuserfassaden mit Striemen von Schmelzwasser.

»Ich will mein Geld haben«, schreit ein Mann mit grober Stimme.

Weit vor ihm tauchen zwei Gestalten auf. Sie bewegen sich langsam vor dem Geländer zur Dala-Treppe. Joona geht weiter.

Zwei erregt atmende Männer starren sich in geduckter Körperhaltung an, sind betrunken und wütend. Der eine trägt eine gesteppte Thermojacke und eine Pelzmütze und hält ein kleines, glänzendes Messer in der Hand.

»Dreckiger Blutsauger«, röchelt er. »Du dreckiger kleiner …«

Der andere mit Vollbart und schwarzem Mantel mit aufgerissenen Nähten an der Schulter fuchtelt mit einer leeren Weinflasche herum.

»Ich will mein Geld zurück, mit Zinsen«, wiederholt der Bärtige.

»Kiskoa korkoa«, entgegnet der andere und spuckt Blut in den Schnee.

Eine korpulente, etwa sechzigjährige Frau lehnt an einem blauen Plastikbehälter, in dem Sand für die Treppe gelagert wird. Die Glut ihrer Zigarette wippt und beleuchtet ihr aufgedunsenes Gesicht.

Der Mann mit der Flasche weicht unter einen großen Baum mit schneebedeckten Ästen zurück. Der andere taumelt ihm hinterher. Die Klinge seines Messers blitzt auf, als er zustößt. Der Bärtige geht rückwärts, schlägt mit der Flasche zu und trifft den anderen am Kopf. Die Flasche zerbricht, und grüne Scherben zerstieben auf der Pelzmütze. Joona tastet spontan nach seiner Pistole, obwohl er weiß, dass sie im Waffenschrank liegt.

Der Mann mit dem Messer wankt, fällt aber nicht. Der andere hält die gezackten Reste der Flasche vor sich in die Höhe.

Ein Schrei ertönt. Joona läuft über Schneewälle und die Eisklumpen, die aus den Fallrohren der Dachrinnen gerutscht sind.

Der Bärtige rutscht auf etwas aus und fällt auf den Rücken. Seine Hand streicht tastend über das Stahlgeländer der Treppe.

»Mein Geld«, wiederholt er und hustet.

Joona streift Schnee von einem geparkten Auto und formt ihn zu einem Schneeball.

Der Mann mit der gesteppten Thermojacke torkelt und nähert sich mit dem Messer seinem auf der Erde liegenden Kontrahenten.

»Ich schlitz dich auf und stopf dir dein Geld …«

Joona wirft und trifft den Mann mit dem Messer im Nacken. Es knallt dumpf, und der Schnee spritzt in alle Richtungen.

»Perkele«, sagt der Mann verwirrt und dreht sich um.

»Schneeballschlacht, Jungs!«, ruft Joona und macht sich einen neuen Ball.

Der Mann mit dem Messer sieht ihn an, und in seinem trüben Blick beginnt etwas zu lodern.

Joona wirft und trifft die Brust des Liegenden, so dass der Schnee in sein bärtiges Gesicht wirbelt.

Der Mann mit dem Messer sieht ihn an und lacht schadenfroh:

»Lumiukko.«

Der Liegende schaufelt losen Schnee zu ihm hoch, worauf er zurückweicht, das Messer wegsteckt und einen Schneeball zusammendrückt. Der Bärtige steht torkelnd auf und hält sich am Geländer fest.

»Das kann ich gut«, murmelt er, während er einen Schneeball formt.

Der Mann in der gesteppten Thermojacke zielt auf den anderen, dreht sich dann aber abrupt um, wirft seinen Ball und trifft Joonas Schulter.

Minutenlang wirbeln Schneebälle in alle Richtungen. Joona rutscht aus und fällt hin. Der Bärtige verliert seine Mütze, und der andere rennt hin und füllt sie mit Schnee.

Die Frau klatscht in die Hände und bekommt einen Schneeball an die Stirn, der kleben bleibt wie eine weiße Beule. Der Bärtige lacht aus vollem Hals und setzt sich mitten in einen Haufen alter Weihnachtsbäume. Der Mann mit der gesteppten Thermojacke tritt etwas Schnee in seine Richtung, hat aber keine Kraft mehr weiterzumachen. Er atmet rasselnd und sieht Joona an.

»Wo zum Teufel kommst du eigentlich her?«, fragt er.

»Von der Landeskriminalpolizei«, antwortet Joona und bürstet Schnee von seinen Kleidern.

»Von der Polizei?«

»Ihr habt mir mein Kind genommen«, murmelt die Frau.

Joona hebt die Pelzmütze auf, schüttelt den Schnee ab und reicht sie dem Mann in der Thermojacke.

»Danke.«

»Ich habe den Wunschstern gesehen«, fährt die betrunkene Frau fort und sieht Joona in die Augen. »Ich habe ihn gesehen, als ich sieben war … und ich wünsche mir, dass du dich an den Feuern der Hölle verbrennst und schreist wie …«

»Halt’s Maul«, röchelt der Mann in der Thermojacke. »Ich bin jedenfalls froh, dass ich meinen kleinen Bruder nicht abgestochen habe und …«

»Ich will mein Geld haben«, ruft der andere grinsend.

Der Sandmann
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