31

Zeke hatte einige Zeit gebraucht, um Carlin zu überzeugen, dass weder er noch sie des Mordes an Brad angeklagt würden, es war ein deutlicher Fall der Selbstverteidigung gewesen. Selbst wenn sie Brads gewalttätiges Verhalten nicht hätten nachweisen und ihn schließlich mit dem Mord in Dallas in Verbindung hätten bringen können, gab es immer noch Kats Zeugenaussage und ihre Verletzungen. Wie sich herausstellte, hatte sie zwei gebrochene Rippen, daher standen ihr schmerzhafte Tage bevor.

Der Sheriff kannte Kat – und Zeke – schon ewig, und er war ein großer Fan von Kats Kirschkuchen. Eine Anklage würde nicht eingereicht. Vielleicht war »er musste töten« jetzt keine annehmbare Ausrede mehr, aber fügte man Schweinehund hinzu, wie zum Beispiel »der Schweinehund musste umgebracht werden«, dann kam es der Sache schon näher. Trotzdem gab es keine Konsequenzen.

Ein paar verdammt lange Tage lagen hinter ihnen, aber das Schlimmste war überstanden. Kat erholte sich, Brad war endgültig weg, und Carlin war noch da. Sie musste jetzt nicht mehr bleiben, sie musste kein Bargeld mehr horten, jeden Penny umdrehen, bevor sie ihn ausgab, daher war jeder Tag, an dem sie dort war, ein Tag, an dem sie dort sein wollte.Sie hatte ihren Bruder und ihre Schwester über sein Festnetztelefon angerufen, weil er darauf bestanden hatte, und stundenlang mit ihnen gesprochen. Es scherte ihn einen Dreck, wie hoch die Rechnung am Ende sein würde. Ihre Freude, tatsächlich mit ihnen zu reden, frei zu sein, war jeden Penny wert.

Er wurde mit ihr in seinen Armen wach. Die ganze Nacht über hatte es geschneit, und die Temperatur sollte in den nächsten Tagen unter null sinken, und weiß Gott, wie die Windkälte sich anfühlen würde. Sie hätten alle Hände voll zu tun, um die Tiere und die Maschinen zu schützen. Carlin würde Chili oder Suppe kochen, vielleicht sogar den Mexican Shepherd’s Pie, wenn die Jungs etwas richtig Nahrhaftes wollten, aber auf jeden Fall würde es etwas Warmes sein, um sie alle von innen her aufzuwärmen, und nachts wäre sie hier, in seinem Bett. Die einzige noch verbleibende Frage war, würde sie bleiben?

Nach allem, was sie durchgemacht hatte, konnte er sich vorstellen, dass er sie lieber nicht drängte und sie allein entscheiden ließ, was sie machen wollte, wo sie sein wollte. Er wollte sie hier, er wollte, dass sie blieb, aber die beste Art, ihr zu zeigen, dass er sie liebte, war, bereit zu sein, sie gehen zu lassen, wenn sie das wollte. Aber es war verdammt schwer, sich zurückzuhalten, wenn ihm sein Instinkt sagte, dass er sie bei sich behalten wollte.

Sie passte an seine Seite, als wäre sie dafür geboren. Sie kuschelte sich fest und warm an ihn. In ein paar Minuten mussten sie aufstehen und den Tag in Angriff nehmen, aber vorerst … es war schön und warm und fühlte sich so an, als sollte es so sein.

»Ich treffe Kat heute«, sagte sie schließlich gähnend. »Und ich habe vor, ihr ein richtiges Genesungsgeschenk zu machen – Blumen, oder einen Kaffeebecher voll Bonbons.«

»Schmieröl ist ein richtiges Genesungsgeschenk, wenn deine Hintertür wie verrückt quietscht«, gab Zeke zu bedenken.

Sie versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, aber ohne Erfolg. »Na ja, es hat sie zum Lachen gebracht«, gab sie zu.

Auch wenn Lachen immer noch wehtat.

Er rieb ihr mit der Hand über die nackte Schulter. »Nur noch zwei Monate bis zum Frühling«, sagte er betont beiläufig. »Ehe du dich’s versiehst, ist März.«

Sie bewegte sich, wobei ihr Körper sich an seinem rieb. »Stimmt. Hast du eine Anzeige für einen brummigen alten Mann aufgegeben, der mich ersetzen soll?«

»Noch nicht.« Er senkte den Kopf und schaute auf sie hinunter. »Sollte ich?«

Sie schwieg lange. Dann erhob sie sich, beugte sich über ihn, damit sie Brust an Brust und auf Augenhöhe waren. »Ich habe mich gefragt, wie wohl der Frühling und der Sommer hier sind. Ich würde gern beobachten, wie alles grün wird, und vielleicht zusehen, wie ein Kalb zur Welt kommt, und reiten lernen, und weißt du, was du brauchst, Zeke? Du brauchst einen Hund. Können auch zwei oder drei sein. Ich hätte irgendwie … gern einen Hund.«

»Einen Hund«, wiederholte er. Er hatte schon Hunde gehabt, würde sie auch wieder haben wollen, aber er hatte kaum damit gerechnet, dass das der Grund sein könnte, warum Carlin bleiben wollte.

»Und im Übrigen«, sagte sie und wandte den Kopf leicht ab, um ihm nicht mehr direkt in die Augen zu schauen. »Ich glaube, ich liebe dich, und ich würde gern erleben, wohin wir gehen, wenn keine Krise zwischen uns steht.«

Das hatte sie früher schon einmal gesagt, ohne die Einschränkung, aber das fühlte sich an wie das erste Mal, denn früher war eben früher.

»Du glaubst, du liebst mich.«

Sie sah ihn schräg von unten an. »Na schön, ich liebe dich. Ich bin Brad nicht entgegengetreten, nur um Kat zu retten, obwohl das Grund genug war. Ich habe mich ihm gestellt, damit ich frei bin, hierzubleiben, um zu sehen, wie wir sind …«

Er rollte sie zur Seite und schlüpfte zwischen ihre Beine. »Welchen Hund möchtest du denn?«

Sie schlang die Beine um ihn und lachte. »Das ist alles, was du zu sagen hast? Ich sage dir, dass ich dich liebe, und du willst wissen, welchen Hund ich will?«

»Na ja, ich habe dir ja schon gesagt, dass ich dich liebe. Ist ein Mal nicht genug?«, fragte er spöttisch. »Bleib hier«, fügte er hinzu und unterbrach ihr Gelächeter. »Ich möchte dich hierhaben. Niemanden sonst, Carlin. Dich. Sei meine Frau. Lass uns außer Hunden auch noch Kinder haben.« Das nur dazu, es langsam angehen zu lassen.

»Du verschwendest keine Zeit, nicht wahr?«

»Ich bin es leid, Zeit zu vergeuden.«

Sie strich mit beiden Händen an seinen Seiten entlang. »Jungen oder Mädchen?«

»Sprechen wir über Hunde oder über Kinder?«

Sie lachte, und das gefiel ihm. Er liebte es. »Kinder.«

»Beides, obwohl ich nicht glaube, dass wir das Geschlecht vorbestellen können.

»Mit einem Cowboy verheiratet«, sagte Carlin mit verträumter Stimme. »Ich muss wirklich ein Faible für Bestrafung haben. Kat hat mich vor Cowboys gewarnt, aber habe ich auf sie gehört? O nein. Ich musste mich ja in einen verknallen.«

»Ich liebe dich«, sagte Zeke. »Clever, Carly, Carlin … wer immer du heute bist, wer immer du morgen sein wirst, ich liebe dich.«

Sie stieß einen langen, zufriedenen Seufzer aus. »Das ist total schön. Wie wäre es jetzt mit einem Ritt?«

»Ja, Ma’am«, sagte er und tat, wie ihm befohlen.

Dir bleibt nur Angst
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