27

Libby wartete, bis Carly alle Hände voll mit Wäsche zu tun hatte, schlich dann in Zekes Büro und setzte sich auf den Schreibtischstuhl. Zeke würde erst frühestens in einer Stunde zurückkommen. Sie hatte jede Menge Zeit, was ihn betraf, und wenn Carly hereinkäme, würde sie einfach behaupten, ihrer Tochter eine E-Mail zu schreiben.

Wenn sie einfach fragte, warum Carly einen falschen Namen benutzte, hätte die junge Frau wahrscheinlich eine gute Antwort, eine, die Zeke fraglos hinnehmen würde, weil er blind vor Testosteron war. Sie musste in Erfahrung bringen, womit sie es zu tun hatte, bevor sie Carlin Reed zur Rede stellte. Vielleicht würde sie eine Heiratsanzeige in einer texanischen Zeitung finden. Wurden Scheidungsanzeigen irgendwo gepostet? Das glaubte sie nicht, aber es würde nicht schaden, nachzusehen.

Libby gab Carlys richtigen Namen – einschließlich Jane – bei Google ein und drückte auf »enter«. Falls sie von der Polizei gesucht wurde, falls ein Artikel über sie im Internet stand, falls es Fotos von einer Hochzeit gäbe, dann würde Google vielleicht einen Beweis liefern. Viele Jane Reeds wurden aufgezeigt, aber nachdem sie einige Möglichkeiten durchgesehen hatte, suchte Libby noch einmal unter Carlin Reed.

Nichts. Zumindest niemand unter dem Namen, der Carly sein könnte. Wie konnte es sein, dass jemand überhaupt nicht im Internet stand? Es gab Links, für die sie bezahlen musste, um Einsicht in Behördendateien zu bekommen, und darauf würde sie womöglich später zurückgreifen müssen, aber vorläufig erschien ihr diese Maßnahme ein wenig drastisch.

Libby schob sich vom Schreibtisch weg. Und jetzt? Die einfache Erklärung war, dass Carly verheiratet war – oder sich vor Kurzem hatte scheiden lassen und jetzt ihren Mädchennamen benutzte. Aber nur, weil es die einfache Erklärung war, hieß das noch lange nicht, dass es die richtige war. Der Mangel an Kreditkarten und anderen Requisiten deutete auf mehr hin.

Aber worauf?

Brad lehnte sich auf dem Hotelbett zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, und sah sich irgendeinen Scheiß auf einem Schrottsender an, als sein Computer ihm mit einem Klingelton anzeigte, dass eine Nachricht für ihn eingetroffen war. Er eilte nicht an den Schreibtisch, um nachzusehen, was es war, denn für gewöhnlich waren diese Nachrichten belanglos.

In zwei, drei Tagen wäre er in Cheyenne und würde herausfinden, ob der Privatdetektiv, der unter Brads Namen nachgeforscht hatte, irgendwie mit Carlin in Verbindung war. Er hatte versucht, sich einzuhacken, aber der Detektiv hatte beeindruckende Firewalls. Wer außer Carlin hätte einen Privatdetektiv angeheuert, ihn auszuspionieren? Vielleicht glaubte sie, er habe sie aufgegeben. Vielleicht fühlte sie sich sicher, die blöde Schlampe.

Sie machte ihn wahnsinnig. Alles, was ihm passiert war, lag nur an ihr. Wieso merkte sie nicht, wie perfekt sie beide zusammen waren? Trotzdem, nach der Art und Weise ihres Handelns wäre er blöd, wenn er sie noch wollte. Seine Emotionen kämpften in ihm, Hass und Liebe und Wut derart vermischt, dass er nicht einmal versuchte, sie auseinanderzuhalten. Er liebte Carlin. Sie hatte diese Liebe zurückgewiesen, sie hatte dumme Beschwerden gegen ihn eingereicht, und am Ende hatte sie dafür gesorgt, dass er seinen Job verlor. Alle Fehler, die er je begangen hatte, waren ihr anzulasten. Sie hatte es verdient, ausgeschaltet zu werden – nicht nur getötet, obwohl er sich damit zufriedengeben würde, falls nötig, sondern bestraft für alles, was sie getan hatte. Und dann – dann würde er sich befreien und sie umbringen. Dann konnte er von vorn anfangen.

Aber man sehe sich nur an, wo er jetzt war, nur wegen ihr, und das gefiel ihm nicht. Er hätte sich nie vorstellen können, dass er im Januar nach Wyoming fahren würde. So weit im Norden war es viel zu kalt, zu fremdartig. Er war an flaches Land und warme Temperaturen gewöhnt, an das Meer, aber hier war er umgeben von so verdammt hohen Bergen, dass sie nicht echt zu sein schienen, und derart kaltem Wind ausgesetzt, der wie ein wildes Tier in seine Lunge biss.

Allerdings war er nicht unvorbereitet hierher gekommen. Er hatte ein paar Recherchen durchgeführt und alles zusammengetragen, was er brauchte. Er hatte Schneeketten für seine Reifen im Pick-up, sollte es schneien. Er hatte auch Decken, Kerzen, Wasser und Kraftriegel im Wagen. Er hatte in Colorado anhalten müssen, um sich einen neuen, dicken Mantel zu kaufen, damit er sich nicht zu Tode fror. Warum hatte sie keinen Privatdetektiv in Florida einstellen können, oder vielleicht im Süden Kaliforniens? Das war albern. Dafür würde sie zahlen, wenn er sie fand.

Doch als er aufstand und schließlich die Nachricht las, die auf ihn wartete, vergaß Brad die Kälte und die Ausgaben und den Schrottsender im Fernsehen sowie alles andere. Carlin Jane Reed. Wem diese Suchanfrage gegolten hatte, stand außer Zweifel. Er hatte schon falsche Hinweise bekommen, Suchanfragen nach und von anderen Frauen mit dem Namen Carlin Reed – obwohl es nicht viele gab –, aber das hier musste sie sein. Vergessen war der Privatdetektiv, alles war vergessen, und seine Finger flogen über die Tasten.

Vielleicht würde er nun doch nicht nach Cheyenne fahren.

Carlin empfing Libby mit einem Lächeln, als diese in die Küche kam. Ihr Kleidung war verstaut, und eine Ladung Handtücher steckte im Wäschetrockner. Der Braten, den sie am Morgen in den Gartopf gelegt hatte, erfüllte die Küche mit einem köstlichen Duft, und das Maisbrot wartete darauf, in den Backofen geschoben zu werden. Ihre Hüfte tat ein bisschen weh nach dem Unfall am Nachmittag, aber bis auf den Schmerz und etwas Kopfweh war alles in Ordnung. Es hätte viel schlimmer kommen können. Im Stillen gestand sie sich ein, dass sie sich gern in einem Fernsehsessel zusammengerollt und an dem Tag nichts mehr getan hätte, aber wäre sie diesem Bedürfnis nachgegangen, dann wäre der Teufel los gewesen, und man hätte sie umgehend in ein Krankenhaus gefahren, also machte sie weiter.

Libby erwiderte das Lächeln nicht. Stattdessen betrachtete sie Carlin mit einem düsteren Blick. Sofort begann Carlins Herz zu rasen. »Was ist los? Zeke! Ist Zeke etwas zugestoßen?«

»Dem geht es gut, soweit ich weiß«, sagte Libby. Sie starrte Carlin durchdringend an. »Ob etwas los ist oder nicht, darüber, hatte ich gehofft, würden Sie mir Auskunft geben, Ms. Reed.«

Carlins Knie wurden weich. Sie hielt sich an der Arbeitsplatte hinter sich fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, während ihr alles vor den Augen verschwamm. Alles um sie herum schien auf sie einzudringen, die Welt verkleinerte sich zu einem schmalen Tunnel, und alles außerhalb wurde grau. Sie hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben.

Der Schock saß tief. Sie hatte gewusst, dass es so kommen würde, hatte gewusst, dass man sie schließlich aufspüren würde, aber dass Libby ihren richtigen Namen benutzte, war ohne Vorwarnung gekommen, und Carlin hatte das Gefühl, als habe ihr jemand die Beine weggezogen.

Sie war gefunden worden, sie war nicht mehr sicher … o Gott, sie musste Zeke verlassen.

Carlin kam so weit wieder zu sich, um zu merken, dass Libby ihre Reaktion mitbekommen hatte und sie mit einer Mischung aus Sorge und Verwirrung anschaute. »Wie haben Sie … was …«

»Heute Nachmittag hat Evelyn nach Ihrem Führerschein gefragt. Ich musste in Ihrer Handtasche danach suchen, aber …«

Aber sie hatte ihn gefunden, versteckt in einer Seitentasche. Carlin drehte sich um und lief in ihre Zimmer, um zu packen, ihren beträchtlichen Stapel Bargeld zu nehmen und zu verschwinden. Die Empfangsdame in der Klinik dürfte Carlins richtigen Namen ahnungslos in den Computer eingegeben haben. Brad würde Bescheid wissen.

Libbys Stimme kam aus der Ferne, obwohl sie direkt hinter ihr stand. Gedämpft vernahm sie Carly, Carly immer wieder, dann schließlich ein scharfes »Carlin Jane« wie von einer genervten Mutter. »Ich habe Evelyn den Führerschein nicht gegeben, wenn Sie das in diesen Zustand versetzen sollte«, sagte Libby streng. »Gute Güte, was ist los? Warum spielt das eine Rolle?«

Erleichterung durchströmte sie, kräftig und umwerfend wie zuvor die Angst. Carlin blieb im Flur stehen und sackte gegen die Wand.

Libby stemmte beide Fäuste in die Seiten. »Wollen Sie mir jetzt mal erklären, was hier los ist? Sie sind nicht verheiratet, oder doch? Das würde Zeke das Herz brechen …«

»Nein«, antwortete Carlin, ihre Stimme nicht ganz so ruhig, wie sie hätte sein sollen. »Ich bin nicht verheiratet. War es auch nie.«

»Wieso dann der Name Hunt statt Reed?«

Weil mein Blick zufällig auf eine Flasche Ketchup fiel, als ich mit Kat sprach …

Zeke kannte die Geschichte. Kat ebenso. Würde es wirklich eine so große Rolle spielen, wenn noch jemand in das Geheimnis eingeweiht wurde? Ja. Mit jeder Person, die ihr Geheimnis kannte, war die Chance größer, dass jemand etwas ausplauderte. Dann würden es immer mehr Menschen wissen, und als Nächstes würde Brad vor Zekes Haustür stehen.

Aber was blieb ihr anderes übrig? Entweder erzählte sie Libby alles und bat sie, das Geheimnis zu wahren, oder sie verließ diesen Ort, ohne sich umzudrehen. Und sie war nicht bereit, wegzugehen.

»Können wir uns hinsetzen?«, fragte Carlin. »Ich könnte eine Tasse heißen Tee gebrauchen.«

»Schätzchen, Sie sind bleich wie ein Gespenst«, sagte Libby, aus deren Stimme ebenso viel Besorgnis wie Neugier herauszuhören war.

Sie würde nur allzu bald begreifen, warum.

Sie setzten sich an den Küchentisch, zwei Tassen dampfenden Tee zwischen sich, und Carlin erzählte Libby alles. Über den Stalker, die Angst, Jina, die rein zufällige Landung in Battle Ridge.

Libby sagte nicht viel, aber ihre Haltung und ihre Miene veränderten sich im Verlauf der Geschichte. Sie hatte Mitleid und war wütend, und als Carlin fertig war, legte sie beide Hände auf Carlins Hand.

Ich Blick war eindringlich und direkt. »Sie wissen, dass Sie nicht ewig vor diesem Hurensohn davonlaufen können, nicht wahr?«

Carlin nickte.

»Und Sie wissen, dass Sie nicht allein sind.«

Bei dieser schlichten Feststellung brannten ihr Tränen in den Augen. Sie war mit all dem allein gewesen, bis sie nach Battle Ridge gekommen war, aber nun hatte sie Zeke, und Kat, und Spencer und Walt … und eine Stadt voller Freunde, die zu ihr stehen würden, falls nötig.

Libby hatte noch eine Frage. »Lieben Sie Zeke?«

»Ja.« Eine schlichte Antwort auf eine komplizierte Frage. Sie sollte es nicht, eigentlich konnte sie es nicht, aber da war sie, die Wahrheit in all ihrer ungeschminkten, vernunftlosen Pracht.

»Ich habe es gesehen, seit ich hier ankam, deshalb war ich so außer mir, als ich den Führerschein fand und dachte, dass Sie vielleicht verheiratet sind.«

Die Hintertür ging auf und wieder zu. Carlin lauschte, während Zeke seine Oberbekleidung auszog, seine Stiefel abstreifte und mit einem Fußtritt unter die Bank beförderte. Auf Socken ging er in die Küche, er war erschöpft und dreckig und wunderbar. Er schaute von ihr zu Libby und wieder zurück, und seine Miene veränderte sich.

»Was ist los?«

»Libby hat meinen Führerschein gefunden, während ich heute Nachmittag beim Arzt war«, erläuterte Carlin. »Sie weiß … alles.«

Libby schaute Zeke ernst an. »Was wirst du in dieser Angelegenheit unternehmen, A.Z.?«

Carlin brachte ein schwaches Lächeln zustande. Libby hatte denselben Ton angeschlagen, in dem sie Carlin Jane zu ihr gesagt hatte.

Zeke setzte sich neben Carlin, nahm unter dem Tisch ihre Hand in die seine und drückte sie. »Kann nicht viel machen. Carlin will nicht, dass ich etwas unternehme, basta.«

Carlin nickte ein Mal. Sie würde ihre Probleme nicht vor Zekes Tür abladen, ihn nicht in Gefahr bringen.

»Aber …«

Bei diesem Wort fuhr ihr Kopf herum. Zeke wirkte nicht im Geringsten schuldbewusst, Scheißkerl, nur entschlossen. Sie hatte es schon einmal erlebt, als er nicht zuließ, dass Walt sein Leben riskierte und unter den Pick-up kroch, um das Stahlseil einzuhaken, als er darauf bestanden hatte, es selbst zu machen, obwohl das Risiko für ihn größer war, weil er viel kräftiger gebaut war als Walt. Zeke tat, was er für das Beste hielt, basta. Sie schaute wütend zu ihm auf. »Aber? Aber was?«

Zeke drückte ihre Hand. »Ich habe keine dramatischen Schritte unternommen, deshalb kannst du dir diese Miene sparen. Ich habe mich auf die Jagd nach Informationen begeben, aber ich bin dabei vorsichtig gewesen. Vor ein paar Tagen habe ich einen Privatdetektiv angeheuert, der alles über Brad Henderson herausfinden soll, was möglich ist. Und ich habe einen befreundeten Hilfssheriff gebeten, festzustellen, wo Brad jetzt gerade ist.« Carlin versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, aber er hielt sie fest. »Heute Nachmittag habe ich mit dem Privatdetektiv gesprochen. Brad hat vor ein paar Monaten seinen Job verloren. Bisher hat noch niemand herausfinden können, wo er vielleicht jetzt arbeitet, daher … wissen wir nicht, wo er ist.«

Carlin riss sich von ihm los und stand auf, ihr Herz und ihr Schädel pochten wieder. »Warum hast du das gemacht?«, wollte sie wissen, ihre Stimme schrill vor Panik. »Er wird Bescheid wissen, er weiß es immer. Hast du diesem Privatdetektiv eine E-Mail geschickt? Hat er online nach Brad gesucht? Wie viel hast du ihm erzählt?« Nun musste sie doch noch verschwinden.

»Schon okay.« Zeke stand auf und nahm sie in die Arme.

»Ich habe dir doch gesagt, dass Brad ein Hacker ist, noch dazu ein verdammt guter. Wenn dein Privatdetektiv meinen oder seinen Namen in eine Suchmaschine eingegeben hat, wird Brad es wissen. Er wird diese Suche auf ihren Ursprung zurückverfolgen und … und … du musst deinen Detektiv warnen. Brad wird ihn umbringen, um herauszufinden, wo ich bin.«

»Ich weiß, ich weiß«, sagte Zeke mit einer Stimme, die wohl beruhigend klingen sollte. »Ich habe ihn gewarnt, und wir haben nur telefonisch Kontakt miteinander aufgenommen. Carlin, er hat veranlasst, dass die Polizei in Dallas sich wieder mit Brad beschäftigt. Das alles könnte vorbei sein …«

»O nein.« Libbys leise Stimme, voller Bestürzung, durchbrach die Panik.

Carlin schaute auf die sitzende Frau. Libby war ganz bleich geworden.

»Ich wusste es ja nicht«, sagte sie und presste die Hände auf die Lippen. »O mein Gott, es tut mir so leid. Ich dachte, Sie seien vielleicht eine verheiratete Frau und … und ich wollte einfach nur Zeke schützen.«

»Was hast du gemacht?«, fragte Zeke mit ruhiger Stimme.

»Ich habe eine Suche nach Carlin Jane Reed in deinen Computer im Büro eingegeben, vor einer Stunde ungefähr.«

Nur gut, dass Zeke sie festhielt, denn Carlins Beine gaben wieder nach. Sie klammerte sich an ihn, denn sie wusste, das war es, wusste, dass sie weggehen musste. Heute Abend.

Aber Zeke legte sanft einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu ihm. Seine Augen waren gefährlich, aber ruhig, diese verdammte Entschlossenheit wurde in seiner Miene deutlich. »Du glaubst, er kommt hierher?«

Carlin konnte nicht sprechen, konnte nur mit dem Kopf nicken, während sie versuchte herauszufinden, wie sie sich von diesem Mann, den sie liebte, verabschieden sollte.

Aber Zeke schenkte ihr ein Lächeln, bei dem ihr kalt ums Herz wurde, ein Lächeln, das nichts Humorvolles an sich hatte, sondern sehr viel von der tödlichen Kälte, mit der er Darby zusammengeschlagen hatte. Er sagte nur ein Wort. »Gut.«

Zeke stand im Türrahmen und sah Carlin beim Packen zu. Nachdem sie ein paar Minuten zwischen Schrank und Bett, auf dem ein offener Koffer lag, hin und her gerannt war, trat er ans Bett und begann, ihre Sachen wieder auszupacken und so schnell aus dem Koffer zu holen, wie Carlin sie hineinwarf.

»Du gehst nirgendwo hin«, sagte er ruhig.

»Ich muss«, erwiderte sie hektisch. »Ich möchte nicht gehen, aber meine Probleme sollen nicht zu deinen werden.«

»Wenn du recht hast, was seine Fähigkeiten als Hacker betrifft, dann ist der Schaden angerichtet, und er ist unterwegs. Lass uns die Gelegenheit ergreifen, die Sache hier zu Ende zu bringen.«

»Wie denn?« Ihr Tonfall war verbittert, ihr Aufschrei kam von Herzen. »Was willst du denn machen, ihn erschießen? Rechtlich gesehen hat Brad nichts Ungesetzliches getan. Du kannst nichts machen. Glaube mir, ich hab’s versucht. Wirklich.«

Da der Privatdetektiv nicht in der Lage gewesen war, Brad aufzuspüren, konnte das Schwein überall sein. Er könnte in einem Tag, einer Woche, einem Monat hier aufkreuzen. Vielleicht hatte er sich ein anderes Opfer ausgesucht und würde gar nicht kommen.

Zeke wünschte sich mehr als alles andere, dass Brad sich zeigte, er wollte den Albtraum für Carlin beenden, ein für alle Mal.

»Ich muss weg von hier«, sagte Carlin, und ihre Hände zitterten, als sie einen Pullover wieder einpackte, den er aus dem Koffer genommen hatte. »Du brauchst das nicht, ich wollte nie meinen Kummer zu dir bringen …«

Zeke legte Carlin die Hände auf die Schultern und drehte sie zu sich herum. Nie hatte sie zerbrechlicher ausgesehen als in diesem Augenblick, und er würde alles tun – alles –, um sie zu beschützen. Und sie zu behalten, ein für alle Mal.

»Ich bin es leid, allein zu sein«, sagte er mit Nachdruck. »Ich will eine Frau und Kinder, ich will, dass diese Ranch mehr als nur ein Geschäft ist.«

»Jede Frau der Welt wäre glücklich …«

»Ich will nicht irgendeine Frau. Ich will dich.«

Er küsste sie, weil er es konnte, weil er es brauchte, weil sie es brauchte. Nach dem Kuss lehnte Carlin sich an ihn und seufzte. Er strich ihr über das Haar und drückte sie an sich.

»Libby fährt mit dem Bus am Samstag. Es geht ihr schlecht, Carlin, richtig schlecht.«

»Ich weiß«, flüsterte sie. »Ich mache ihr keinen Vorwurf. Meinetwegen muss sie nicht wegfahren. Sie hat versucht, dich zu schützen, sie wollte sicherstellen, dass ich dich nicht verletze. Und genau das habe ich getan, dich verletzt. Du wärst besser dran, wenn ich nie hierher gekommen wäre, wenn wir nie …«

»Stimmt nicht. Die beiden vergangenen Monate waren die schönsten meines Lebens. Ich würde sie gegen nichts eintauschen.«

Carlin schlang die Arme um seine Taille, und er spürte, wie sie sich entspannte. »Ich liebe dich«, flüsterte sie.

»Ich dich auch.« Die Worte kamen ihm leicht über die Lippen.

»Und du hast recht, Brad wird hierher kommen, ob ich bleibe oder nicht. Wir können das, was geschehen ist, nicht rückgängig machen.« Sie hob den Kopf und schaute ihm in die Augen. »Ich lasse dich nicht hier, damit du ihm allein gegenüberstehst.«

Zeke lächelte. Er sah, wie ernst es ihr war, und er sah auch, wie viel Mut sie aufbringen musste, um diese Wörter auszusprechen. »Das ist mein Mädchen.«

Dir bleibt nur Angst
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