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Du hast mich sterben lassen.

Der allererste Sonnenstrahl fand seinen Weg in die prunkvollen Räume und Korridore des Apostolischen Palastes im Vatikan. Doch zu dieser frühen Morgenstunde war das Leben innerhalb der vatikanischen Mauern noch nicht erwacht. Nur das leise Surren des Notebooks auf dem Tisch in dem kleinen Zimmer voller Bücherregale durchbrach die Stille, während er davor saß und auf den hellen Bildschirm starrte.

Du hast mich sterben lassen, wiederholte die klare Stimme in seinem Kopf. Nein! Nein!, schrie er ohne einen Laut, nur in seinen Gedanken, obwohl niemand da war, niemand ihn gehört hätte, selbst wenn er laut geschrien hätte, hier in diesem Teil des Palastes. Nicht jeder ist geschaffen, mit Schuld zu leben, nicht jeder fähig, sie zu ertragen.

Das Gefühl von Schuld ist wie ein Parasit, der sich durch die Eingeweide frisst, eine Tür, die sich immer wieder auftut, auch wenn man sich mit aller Kraft dagegen stemmt.

Niemand ahnte es.

Niemand interessierte es.

Mit unserer Schuld sind wir allein.

Du hast mich sterben lassen.

Tot! Tot! Tot! Sein Verstand wusste es, aber seine Seele konnte es nicht aushalten, damals nicht, heute nicht. Es zerfraß ihn, trieb ihn die tiefste Dunkelheit seiner Gedanken. Wenn er morgens aufwachte, war da nichts, nur Hass, Selbsthass und Entsetzen.

Die goldenen Brokatvorhänge an dem kleinen Fenster ließen ein leises Rauschen hören, als ein Windhauch sie bewegte.

Du hast mich sterben lassen.

Nein, nicht ich! Sie waren es! Mördeeeeer!

Tränen traten in seine Augen, und er atmete tief durch, während er die Druckfunktion bei Microsoft Word betätigte und wartete, dass der Drucker seine Hassgedanken ausspuckte.

Nummer Eins auf der Liste, die er in seinem Kopf hatte, hatte sich erledigt. Nummer Zwei auf der Liste war Paul Simon Martinez.

Zur Hölle mit allen, die Gottes Liebe zu einer Bürde machen!