27
Becca in ihrem Laborkittel war erotischer als alles, was er je gesehen hatte. Es war verrückt, geradezu idiotisch, aber Sterling hatte noch nie eine Frau so sehr gewollt, wie er sie wollte, hatte nie so glühend für eine Frau gebrannt. Noch nie hatte er das Gefühl gehabt, dass er nicht mehr würde atmen können, wenn er sie nicht küsste. Aber in diesem Moment und auf diesem verdammten Labortisch war er bereit, über Becca herzufallen.
»Ich will dich«, knurrte Sterling. »Hier. Jetzt.«
Ihre Finger gruben sich in sein Hemd, und der von Verlangen erfüllte Blick, den sie ihm unter schweren Lidern zuwarf, verriet ihm, dass sie selbst heiß und hungrig war, noch bevor sie keuchte: »Ja. Bitte. Jetzt.«
Er küsste sie wieder, bevor sie das letzte Wort zu Ende gesprochen hatte, berührte ihre Zunge mit seiner und liebkoste sie tief. Ihre Hände, weich und zart, aber alles andere als behutsam, kämmten durch sein Haar und streichelten seine Schultern, seinen Nacken. Ihre Berührung machte ihn wahnsinnig. Sein Schwanz drückte gegen seinen Reißverschluss.
Sterling schob die Hände unter ihren Kittel und füllte sie mit ihren perfekten Brüsten. Ihre Nippel zogen sich zusammen, wurden zu harten kleinen Rosenknospen, die seine Handflächen neckten. Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, ihr gleich die Bluse vom Leib zu reißen.
Mit Gewalt hielt er sich im Zaum, küsste sich zu ihrem Hals hinunter und drückte sie nach hinten, sodass ihre Hände auf dem Tisch lagen. Seidiges rabenschwarzes Haar floss um ihre Schultern. Verdammt, er liebte ihr Haar – konnte es gar nicht erwarten, dass es ihm über die Brust wogte. Die Vorstellung machte ihn rasend, aber er genoss den Augenblick. Er küsste eine von Beccas Brustwarzen durch das dicke rosafarbene T-Shirt, zwickte sie mit den Zähnen. Dann streifte er ihr den Laborkittel ab und ließ die Hand auf den weichen Kurven ihres Bauchs ruhen. Warum hatte sie noch immer ihr Shirt an? Er schob es hoch.
»Zieh es aus«, befahl er, griff um sie herum und bearbeitete bereits den Hakenverschluss ihres BHs. Shirt wie BH waren binnen eines Augenblicks verschwunden. Er zog sich das Hemd über den Kopf und warf es beiseite, brannte darauf, ihre Haut auf seiner zu spüren.
Er hielt inne und bewunderte ihre verdammt schönen Brüste mit den hübschen drallen Nippeln. Er berührte sie und ließ ihr Gewicht seine Hände füllen. Becca legte ihre Hände auf seine und warf ihm unter schweren Lidern einen langen Blick zu, der so von roher, offener Sinnlichkeit überquoll, dass er darin hätte ertrinken können – in purer Glückseligkeit.
Er küsste sie, trank sie aus wie köstlichen Nektar – nichts anderes war sie –, und er hörte damit nicht auf, während er in ihre Nippel kniff und ihre Brüste streichelte. Ihr leises, hungriges Stöhnen belohnte ihn, so wie die Wölbung ihres Rückens, die Berührung ihrer Hände. Und er küsste sie immer weiter – ihren Mund, ihren Hals. Er ließ seinen Mund an ihrem zierlichen kleinen Ohrläppchen ruhen und flüsterte: »Du wirst dir Dorian nicht vornehmen.«
Seine Worte waren wie aus Stahl. Sie presste die Hände auf sein Gesicht und zwang ihn, sie anzusehen. »Doch. Das werde ich. Und du weißt es auch.«
Er atmete tief ein, rutschte noch näher heran und zog sie hart an sich. Er strich ihr mit der Hand übers Rückgrat und schmiegte ihre Nippel an seinen Oberkörper. Seine Lippen schwebten über ihren. »Nein. Wirst du nicht.«
»Noch eine Wette, die du besser nicht eingehen solltest«, unterstrich sie.
Zur Hölle damit, verdammt. Zur gottverfluchten Hölle damit. »Nein.«
Sie legte ihm ihre Hand aufs Gesicht. »Doch, das werde ich.«
Er würde ihr dieses ›das werde ich‹ schon zeigen. Er drückte sie auf den Tisch. »Leg dich hin.« Dann zog er den Reißverschluss ihrer Hose auf und streifte sie ab, zusammen mit ihren Schuhen. »Kein Schlüpfer«, sagte er atemlos angesichts dieser scharfen kleinen Entdeckung.
Er spreizte ihr die Beine und schob sich dazwischen. Im selben Moment setzte sie sich auf. »Ich mag es nicht, wenn sich der Schlüpfer durch die Hose abzeichnet«, erklärte sie und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Das war keine Beschwerde, Süße«, antwortete er und zog ihre Beine noch weiter auseinander. »Öffne dich für mich. Zeig mir meine Belohnung.«
»Sterling«, flüsterte sie scheu.
»Auch deine Belohnung kommt gleich«, versprach er, während er ihr unbarmherzig die Knie spreizte. Er war zornig. Zornig über ihr Beharren, sich in Gefahr zu bringen. Zornig, dass Caleb darauf beharrte, dass es keine andere Lösung gäbe. Zornig auf die Existenz einer verfluchten Krankheit namens Krebs. Sein Blick strich über ihre hübschen rosa Schamlippen. »Wunderschön.« Er ließ die Hände an ihren Oberschenkeln hinaufgleiten. »Wie feucht bist du, Becca?«
»Kaum zu glauben, dass ich das tue«, sagte sie mit bebender Stimme. »Wir befinden uns hier auf einem Labortisch.«
»Und ich stehe im Begriff, auf genau diesem Tisch alle möglichen unartigen Dinge mit dir anzustellen.« Seine Finger streichelten ihr Innerstes. Die Berührung ließ sie nach Luft schnappen. »Oh ja. Feucht.« Er nahm ihre Hand und führte sie mit seiner. Sie versuchte zurückzuweichen. Er beugte sich vor und küsste sie, ein kurzes, hungriges Schmecken ihrer Zunge, dann sagte er: »Gib dich ganz dem Augenblick hin, Becca. Gib dich ganz mir hin.«
»Ja«, sagte sie, und ihr Mund streckte sich dem seinen entgegen. Er schenkte ihr diese vorübergehende Zuflucht, nach der sie sich sehnte. Dann ließ er seine Lippen über ihren schweben und führte erneut ihre Hand, ließ ihre vereinten Finger über ihre glitschige, nasse Hitze gleiten. Sie atmete schwer. Und, verdammt, das tat er auch. Er bewegte ihrer beider Hände. Liebkoste, erkundete und tauchte in sie ein, bis sie ihm die Hüften entgegenpresste. Sie war feucht, so feucht, aber noch nicht feucht genug. Sterling drückte sie auf den Tisch zurück.
Er griff nach ihren Beinen und hob sie über seine Schultern. »Sterling, was …«
Sein Mund schloss sich über ihrem Kitzler und setzte allen Fragen, allen Einwänden ein Ende. Er leckte und schmeckte, liebkoste sie mit Zunge und Fingern, und ihre leisen kleinen Stöhnlaute trieben ihn in den Wahnsinn, bis sie plötzlich erstarrte und von einem bebenden Orgasmus zerrissen wurde. Er führte sie bis ganz nach oben zum Höhepunkt und nahm sie wieder mit sich hinab, und während er das tat, öffnete er seine Hose, konnte den Augenblick kaum erwarten, da er endlich in ihr sein würde.
Mit hungrigen Küssen bahnte er sich einen Pfad ihren Körper hinauf und zog sie hoch, sodass sie in eine Sitzposition kam. »Ich habe es noch nie so sehr gebraucht, in einer Frau zu sein, wie jetzt.«
»Ja«, stöhnte sie, schob sich bis an die Tischkante vor und hieß Sterling willkommen.
Er führte seinen Schwanz in sie ein, wollte schön langsam machen, aber ihre feuchte Hitze überwältigte ihn. Sie kletterte praktisch auf ihn, schlang Arme und Beine um ihn, während er in sie eindrang. Er hob sie leicht vom Tisch hoch und stieß in sie hinein, immer tiefer, immer fester, während sie sich ihm ihrerseits entgegenreckte. Ihre Leiber pressten sich fest gegeneinander. Ihre hungrigen Lippen verschmolzen zu intimen, heißen Küssen.
Ein jäher Orgasmus erschütterte sie, ihre Muskeln umklammerten sein Glied und melkten Sterlings Erlösung heraus. Pressten sie direkt aus dem Innersten seines Schwanzes und ließen heiße Lust durch seinen ganzen Körper schießen. Er vergrub den Kopf an ihrem Hals, und die Gewalt, mit der er seinen Samen in sie ergoss, ließ ihn aufstöhnen.
Für einen schier unendlichen Augenblick klammerten sie sich aneinander. Zärtliche Gefühle ersetzten die Wonne der Lust und erfüllten seine Brust, als er seine Stirn an ihre legte.
Sie grub ihre Finger in seine Wange. »Ich muss versuchen, Dorian zu fangen.«
»Nicht gerade das Lob nach dem Sex, das ein Mann gern von einer Frau hört«, neckte er sie. Er lehnte sich zurück, um sie anzusehen, und stieß auf die harte Entschlossenheit in ihren Zügen. Und er sah noch mehr, etwas, das er nicht sehen wollte, aber auch nicht ignorieren konnte. Sie brauchte eine Aufgabe, einen Grund weiterzukämpfen, und sie brauchte sein Verständnis dafür. »Dann werden wir es eben zusammen tun«, erwiderte er. »Aber erwarte nicht von mir, dass ich dich auch all die verrückten Dinge tun lasse, die ich dort draußen mache.«
Sie lächelte. »Ich verspreche, nur dann verrückte Dinge zu tun, wenn wir zusammen sind.«
»Füge diesem Versprechen noch die zwei Wörter ›im Bett‹ hinzu, und wir kommen ins Geschäft.«
»Ich habe gedacht, so was macht man nur bei den guten Wünschen, die auf chinesischen Glückskeksen zu finden sind.«
»Jetzt weißt du es besser«, sagte er und küsste sie.
Zehn Tage später saß Becca am frühen Abend im Cityscape-Besprechungszimmer, umringt von Caleb, Michael, Damion und Sterling. Für sie war es wie ein Wunder, dass sie dank ihres Trainings mit Sterling und Caleb jetzt hier mit ihnen zusammen sein und ihre Fähigkeiten kontrollieren konnte. Und glücklicherweise hatte die erhöhte Ice-Dosis dazu geführt, dass sie sich wieder wie sie selbst fühlte, von ein wenig Übelkeit einmal abgesehen, die Kelly zufolge von ihrer unvollständigen Verbindung mit Sterling herrührte. Und es war eine gute Sache, dass sie hier sein konnte, denn die vier Männer in einem kleinen Raum auf einem Haufen zu haben bedeutete, dass die Luft zum Schneiden dick vor Testosteron war: vor allem angesichts der Tatsache, dass sie allesamt gereizt waren und jeder eigensinnig auf seiner Position beharrte, nachdem mittlerweile drei weitere Clanner den Tod gefunden hatten. Alle drei Leichen waren von der Army eingesammelt und weggeschafft worden, bevor die Renegades an sie hatten herankommen können.
Sterling hatte alles getan, was in seiner Kraft stand, damit sie sich auf ihre wissenschaftliche Arbeit im Labor sowie auf die Zeit mit ihm im Bett konzentrierte, und er war nicht erfreut, dass er sie noch immer nicht davon zu überzeugen vermochte, sich aus dem direkten physischen Kampf mit den Zodius herauszuhalten. Aber sie trainierte weiter und fühlte sich von Tag zu Tag sicherer darin, ihre Fähigkeiten in der Konfrontation einzusetzen. Sie kannte ihre Aufgabe – es ging darum, Dorian aufzuhalten –, und genau deshalb war sie zu dieser Sitzung eingeladen worden.
»Wir müssen dem Vertrieb ein Ende setzen«, sagte Michael, und seine zusammengebissenen Kiefer verrieten stählerne Entschlossenheit. »Und scheiß drauf, erst Iceman zu finden. Scheiß auf Zurückhaltung und Heimlichtuerei. Am besten senden wir noch heute ein paar Dutzend Renegades aus. Schleusen sie in die Clubs, Hotels und Ressorts ein. Und lassen Adam wissen, dass wir es ernst meinen.«
Caleb tat die Idee mit einer knappen Handbewegung ab. »Damit treiben wir ihn nur aus der Stadt und in eine andere hinein. Oder in gleich zwei oder drei. Wo wir nicht über die Möglichkeiten und Menschen verfügen wie hier. Das Risiko ist zu hoch.«
»Ich kann Marcus noch stärker bearbeiten«, erbot sich Sterling. »Er ist ein geldgieriger Bastard. Ich kann ihm noch einen ordentlichen Batzen drauflegen. Ihm sagen, dass mein Klient verzweifelt einen großen Vorrat an Ice braucht und bereit ist, die Knete rüberwachsen zu lassen.«
»Er hat wahrscheinlich das gleiche Problem wie wir«, befand Caleb finster. »Iceman durchleuchtet seine Konsumenten so gut, dass wir seine Dealer nicht finden können.«
»Wir haben immer noch Madame«, rief ihm Sterling ins Gedächtnis.
Damion klopfte gereizt auf den Tisch. »Hat sie nicht gesagt, sie wolle zurückrufen, wenn noch ein paar Leute gestorben sind? Nun, es sind noch ein paar gestorben. Wo zum Henker ist sie?«
»Sie hat sich nur über uns lustig gemacht«, sagte Michael. »Ich bezweifle, dass sie jemals die Absicht hatte, uns zu helfen. Iceman hat ein Spielchen mit uns gespielt oder wollte uns eine Falle stellen und hat versucht, näher an unsere Organisation heranzukommen, und Caleb hat sein Vorhaben im Ansatz vereitelt.«
Becca räusperte sich und schob eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. »Es gibt wirklich nur eine Lösung«, sagte sie. »Die, über die ihr jetzt nicht sprecht, weil ich hier bin, obwohl wir alle wissen, dass es genau der Grund ist, warum ich überhaupt hier bin. Wir müssen uns Dorian vorknöpfen.«
»Becca …«, begann Sterling.
Diskret nahm sie die Hand vom Tisch und legte sie ihm aufs Bein. »Ich bin bereit«, erklärte sie, suchte seinen Blick und fixierte ihn, damit er endlich akzeptierte, was er nicht ändern konnte. Seine Sorge rührte sie, aber sie war wütend auf sich selbst, weil sie zu egoistisch war, um aus seinem Schlafzimmer auszuziehen, zu egoistisch, um auf Abstand zu ihm zu gehen, obwohl sie doch wusste, dass es letztendlich besser für ihn wäre. »Ich habe mit Caleb gearbeitet. Er hat mir eine Menge über Selbstkontrolle beigebracht.«
»Deine Selbstkontrolle schwankt aber zwischen den drei Ice-Dosen, die du pro Tag einnimmst, um gegen den Krebs anzukämpfen.«
»Und aus denen vier oder fünf werden könnten. Oder die mich töten könnten.« Entschlossen drückte sie den Rücken durch, nicht gewillt nachzugeben. »Wir müssen es tun. Wir müssen uns Dorian vornehmen.« Sie ließ den Blick zu Caleb weiterwandern. Sterling sollte wissen, dass sie fest entschlossen war, ober er nun mitmachte oder nicht. »Wie sieht der Plan aus?«
Sie bemerkte, wie Caleb Sterling ins Auge fasste – die beiden führten ein stummes Gespräch, das nur sie verstanden, dann folgte ein Nicken. »Wir bringen dich aus Neonopolis raus und lassen durchsickern, wo du bist. Du wirst dabei ständig überwacht. Dorian wird dich holen kommen, und darauf werden wir warten.«
»Wir wissen nicht, wozu er imstande ist«, wandte Sterling ein. »Wir haben keine Ahnung, ob Kugeln, selbst die Green Hornets, ihn stoppen können. Wir wissen, dass Betäubungsmittel nicht wirken.«
»Ein Nikotinpfeil«, warf Becca ein. »Kelly arbeitet daran. Wir haben die Sache im Labor getestet.«
»Nikotin?« Ein überraschtes Murmeln machte am Tisch die Runde.
Damion fragte: »Wie in Zigaretten?«
»Genau«, bestätigte sie. »Die gleiche Substanz, nur in unterschiedlicher Zusammensetzung. Nikotin entzieht dem Körper Vitamin C, und wie wir alle wissen, leiden die GTECHs ohnehin unter Vitamin-C-Mangel. Jag ihnen Nikotin durch die Adern, und die Folge sind geschwächte Muskeln und verlangsamt arbeitende Organe, was sich nur dadurch beheben lässt, dass man das fehlende Vitamin C wieder ersetzt.«
Verblüfftes Schweigen machte sich rings um den Tisch breit. »Ich würde mich ja gern darüber freuen«, sagte Michael. »Aber ehrlich gesagt, gehören Schwächen nicht gerade zu den Dingen, die ich genieße. Und seine Schwäche ist auch die unsere.«
»Ja, nun«, erwiderte Becca vorsichtig. »Wir wissen nicht, ob auch Dorian diese Schwäche teilt. Er ist nicht wie ihr anderen, sonst hätten wir es schließlich auch überhaupt nie mit Ice zu tun bekommen. Es ist ein Risiko. Wir können nicht versprechen, dass es funktioniert.«
»Eine brillante Sache«, sagte Caleb anerkennend.
»Und Kellys Idee«, setzte Becca hinzu. »Ich habe nur meine Überlegungen hinsichtlich der verschiedenen Lebensformen ins Spiel gebracht. Kelly hat das eigentliche Wunder gewirkt. Sie arbeitet mit einem der Ingenieure in Sunrise zusammen, um den Pfeil und die entsprechende Waffe zur Verabreichung des Nikotins herzustellen, was anscheinend keine allzu schwierige Aufgabe ist. Sie dürften bald damit fertig sein.« Sie verschränkte die Finger auf dem Schreibtisch. »Unglücklicherweise lässt sich eine Immunisierungsmethode nicht genauso schnell entwickeln. Wir werden es hinbekommen, aber nicht schnell genug, um unser Problem zu lösen. Nicht, wenn die Zahl der Opfer immer weiter steigt. Aber wir wissen inzwischen, dass es die Kombination der Wirkung des Ice auf die Körperorgane mit der des gleichzeitig eingenommenen Wirkungsverstärkers ist, das zu den Todesfällen geführt hat. Wenn wir das Ice aus der Welt schaffen, haben auch die Todesfälle ein Ende – immer vorausgesetzt, dass der eine Autopsiebericht, über den wir verfügen, fehlerfrei ist. Wir haben das Datenmaterial der Army noch immer nicht.«
»Riker antwortet noch immer nicht auf meine Anrufe«, bekräftigte Sterling.
»Tja«, sagte Caleb und gab ein frustriertes Grunzen von sich. »Mir geht es nicht anders. Auch bei meinen Anrufen geht nie jemand ran. Anscheinend will die Regierung diese Berichte nicht rausrücken.«
Maßlos verblüfft schüttelte Becca den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Wie glauben sie denn, dass wir unter diesen Bedingungen unsere Arbeit machen sollen?«
»Sie arbeiten mit uns zusammen, wenn sie Angst haben, dass Adam ihnen die Hölle heiß macht«, erklärte Michael. »Letztendlich wollen sie uns entweder tot oder unter ihrer Kontrolle, genau wie die Zodius. Um die Wahrheit zu sagen, forschen sie wahrscheinlich nach Wegen, um mit Hilfe von Ice das Supersoldatenprogramm neu aufzulegen, durch das ihnen die GTECH-Revolte einen Strich gemacht hat.«
»Wir tauschen Information gegen Information«, betonte Caleb. »Und genau das werden wir auch jetzt tun, wenn sie auf unsere Anrufe nicht reagieren. Wir wissen von Dorian. Sie nicht.«
Sterlings Handy piepte, als er eine SMS bekam, und Michael knurrte: »Warum kriegst du diese Anrufe immer mitten in einer Sitzung?«
»Es ist eine SMS, du finsterer Miesepeter«, sagte Sterling und überflog die Nachricht. »Marcus will sich mit mir treffen. Er sagt, er hat einen Kontaktmann, über den er mir einen großen Ice-Vorrat für meinen fiktiven Käufer verschaffen kann.« Er stand auf. »Ich muss mich beeilen. Ich soll in fünfzehn Minuten am Treffpunkt sein.«
Becca erhob sich ebenfalls. »Ich komme mit dir. Und sag nicht Nein, sonst werde ich einfach …« Was würde sie tun? Sie sah Michael an – den großen, einschüchternden Michael. »Sonst werde ich mich von Michael hinbringen lassen.«
Michael hob die Hände, als wären sie Stoppschilder, und überraschte Becca, indem er lachte – hätte sie es nicht mit eigenen Ohren gehört, so hätte sie bezweifelt, dass er überhaupt jemals lachte. »Becca würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen«, stellte er klar. »Stell dich niemals zwischen einen GTECH und seine Frau, und da spreche ich aus Erfahrung. Sterling, nimm sie mit. Das dürfte viel schmerzloser sein, als dich deshalb mit ihr in die Haare zu kriegen.«
Becca sah Michael mit zusammengezogenen Augenbrauen an und legte die Stirn in Falten. Er wusste es. Er wusste, dass sie und Sterling Lebensbänder waren. Es war, als wollte ihr das Herz in der Brust explodieren. Sterling nahm ihre Hand. »Komm jetzt, Frau. Bevor du mich dazu zwingst, Michael eine reinhauen zu müssen.«
Michael lachte doch tatsächlich noch einmal. »Als hättest du auch nur die kleinste Chance gegen mich.«
»An deiner Stelle würde ich darauf nicht wetten«, rief Sterling über die Schulter zurück. Und ungeachtet der Tatsache, dass sie bald zum Köder für das möglicherweise gefährlichste lebende Wesen auf Erden werden würde, lachte Becca ebenfalls. Sie hoffte nur, dass es nicht ihr letztes Lachen sein würde.