24
Der Ozean glitzert im Morgenlicht, während ich nackt vor zwei Männern stehe. Unter Blaines professionellem und unter Damiens leidenschaftlichem Blick werden meine Brustwarzen steif, und meine Schenkel zittern – und das, obwohl ein Mann zu viel im Raum ist.
Ein bisschen peinlich ist mir das schon – gleichzeitig fühle ich mich unheimlich stark.
»Du siehst so fantastisch aus, dass es fast schon kriminell ist«, sagt Blaine. »Und mir geht’s beschissen.«
»Das wird an dem Wein liegen, den du getrunken hast«, ziehe ich ihn auf.
»Wohl eher am Wodka«, erwidert er. »Warum ich dich für acht Uhr einbestellt habe, ist mir ein Rätsel. Oh, warte, jetzt fällt es mir wieder ein: Weil das Morgenlicht deine Haut so rosig glühen lässt.«
Ich kann nicht anders – ich muss mich einfach zu Damien umdrehen. Bestimmt denkt er wie ich belustigt daran, dass er immer sagt, ich glühe, wenn ich erregt bin.
Damien lässt seinen Blick über meinen Körper schweifen. Er mustert mich so intensiv, dass ich spätestens jetzt glühe. Als unsere Blicke sich treffen, ist die Begierde mit Händen zu greifen.
Gleichzeitig stehe ich hier starr wie eine Statue, während ein zweiter Mann im Raum ist.
Damien räuspert sich. Seiner Miene entnehme ich, dass er die Situation ebenfalls bedauert.
Blaine sieht zwischen uns hin und her und gibt sich betont unschuldig. »Alles klar?«
»Ich werde eine kleine Radtour unternehmen, bevor ich ins Büro gehe«, sagt Damien. Ich kann mich gerade noch beherrschen, nicht laut zu lachen. Schließlich bin ich diejenige, die nackt vor einem Panoramafenster steht. Er kann sich abreagieren, während ich hier in meinem eigenen Saft schmore.
»Vielleicht bin ich schon weg, wenn du zurückkommst«, sage ich. »Ich habe heute mein Vorstellungsgespräch, weißt du noch?«
»Natürlich!«, sagt Damien und kommt auf mich zu.
»Macht nur!«, sagt Blaine mit einer auffordernden Geste. »Verabschiedet euch in aller Ruhe. Ich mache mir in der Zwischenzeit einen Kaffee oder so.« Er verschwindet in Richtung Küche, und ich muss grinsen.
»Ich mag ihn sehr«, sage ich.
»Hm-hm«, pflichtet mir Damien bei und zieht mich in seine Arme. Seine Kleidung ist kühl auf meiner nackten Haut, und er lässt den Arm um meine Taille liegen, während wir auf die Leinwand zugehen. Sie war mit einem Tuch bedeckt, als ich kam, und ich bin neugierig auf die Fortschritte, die das Bild gemacht hat. Blaine hat in kurzer Zeit viel geschafft, und die Skizze auf der Leinwand stellt eindeutig mich dar. Mein Rücken ist kerzengerade, und ich trage den Kopf hoch. Ich war mir nicht sicher, wie ich auf das Bild reagieren würde, aber es gefällt mir immer besser.
»Ich bin neidisch auf die Art, wie er dich berührt«, sagt Damien so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann.
Ich sehe ihn fragend an. »Blaine hat mich kein einziges Mal berührt.«
»Nein«, sagt Damien. »Aber erweckt dich zum Leben.« Er zieht mich in seine Arme, vergräbt das Gesicht in meinem Haar. »Dabei ist das eigentlich mein Job!«, murmelt er.
»Den du ausgezeichnet erledigst.«
Er nuschelt in mein Haar: »Wir könnten Blaine zum Donutholen schicken, dann lasse ich meine Fahrradtour ausfallen.«
»Kommt gar nicht infrage!« Lachend stoße ich ihn von mir. »Ich habe heute auch noch was vor. Ich brauche Zeit zum Umziehen und möchte mich noch besser über die Firma informieren. Tun, was junge Frauen, die sich auf gut dotierte Stellen bewerben, nun mal so tun.«
»Ich stelle dich noch heute ein. Dann brauchst du dich nicht mehr auf eine gut dotierte Stelle zu bewerben.«
»Nein, und nochmals nein!«
»Na ja, man kann es ja mal versuchen. Bis später!« Er zieht mich für einen langen, langsamen Kuss an sich. »See you later, alligator.«
»Ja«, sage ich. »Bis später.«
Ich verbringe gute drei Stunden bei Innovative Resources und lerne dort so gut wie jeden Mitarbeiter kennen, angefangen vom Hausmeister bis hin zu Bruce Tolley, dem Firmeninhaber.
Am Anfang bin ich nur ein nervöses Wrack. Aber schon bald fange ich mich, und Mr. Tolley und ich geraten ins Plaudern. Er wirkt intelligent – und alles, was ich über die Firma gelesen habe, scheint sich zu bestätigen. Vor allem scheint er längst nicht so einen bizarren, egoistischen Führungsstil zu haben wie Carl.
Mit anderen Worten, Bruce interessiert sich für meine Arbeit und nicht für meine Titten oder meinen Arsch.
Der Kerl ist mir auf Anhieb sympathisch.
Während wir reden, führt er mich durch die Büroräume, zeigt mir die Cafeteria, den Fitnessraum für die Angestellten, die Pausenräume, ja sogar das Büromateriallager. Ich finde das alles für ein erstes Vorstellungsgespräch etwas übertrieben. Noch mehr irritiert mich, dass er mir nach der Führung sofort ein Angebot macht.
Ich sage natürlich, dass ich erst noch darüber nachdenken muss … was ich ganze drei Sekunden lang tue, bevor ich begeistert zusage.
Ich schaffe es gerade noch, nicht laut loszusingen und einen Freudentanz aufzuführen, solange ich noch im Gebäude bin. Aber kaum bin ich draußen, wirbele ich um ein Straßenschild, zücke mein iPhone und rufe Damien an.
Als seine Mailbox drangeht, bin ich extrem enttäuscht.
Doch ich lasse mich nicht beirren und schicke ihm eine SMS: Ich hab 1en Job! Fange nächste Woche an! XX00
Er antwortet sofort: Wusst ichs doch! Gratuliere. 000 PS: Irgendwelche Regeln gebrochen? Hs oder BHs?
Ich brauche einen Moment, bevor ich verstanden habe, bekomme dann aber ganz heiße Wangen: Kein Höschen, und ich habe an dich gedacht. Kein BH, aber ich habe mein Jackett nicht geöffnet.
Er reagiert mit: Perfekt!
Ich schreibe noch einmal zurück: Bin ganz hibbelig. Wegen dem fehlenden H und BH und so viel Adrenalin. Hast du Zeit?
Diesmal dauert es eine ganze Minute, bis er antwortet: Schön wärs! Aber ich weiß, wie ich dich entspannen kann.
Ich grinse und schreibe: Ruf mich an. Am Telefon schaffst du es ausgezeichnet, mich zu entspannen.
Seine Antwort entlockt mir ein noch breiteres Grinsen: Ja, das könnte ich, bin aber in einer Sitzung in Century City mit ein paar CEOs aus Tokio. Glaube nicht, dass die Verständnis dafür haben. Bin bald zurück im Büro. Ich sehe dich später, und zwar alles von dir. Bis es so weit ist, stell dir einfach vor, ich würde dich berühren …
Kein Problem – mir Damiens Berührungen vorzustellen ist zu meiner Lieblingsbeschäftigung geworden. Nur die Realität ist noch besser.
Als ich nach Hause komme, ist Jamie auch da. Dann ist es gleich gar nicht mehr so schlimm, dass Damien keine Zeit für mich hat. Jamie ist natürlich aufrichtig begeistert, und ich schwelge mit ihr in Vorfreude auf meinen neuen Job.
»Und, wie wollen wir das feiern?«, fragt sie.
»Mit einem Kinobesuch?«
»Kommt gar nicht infrage! Ich will dich und Mr. Geldsack so richtig ausnehmen. Sushi?«
»Perfekt!«
Da ich die hohen Absätze und das Kostüm leid bin, will ich mir in meinem Zimmer schnell eine Jeans anziehen. Jamie hat dasselbe vor. Nach kurzem Zögern lege ich die Hose beiseite und ziehe einen Jeansrock und Sandalen an – und zwar ohne Unterwäsche. Auch wenn Damien nicht da ist: Regeln sind Regeln.
Das mit dem BH fällt mir nicht weiter schwer. Ich kombiniere den Rock mit einem Bandeau-Top, schiebe es sozusagen auf modische Erfordernisse. »Bist du so weit?«, rufe ich Jamie zu.
»Noch fünf Minuten«, verspricht sie und ruft dann: »Hey, hast du heute schon Zeitung gelesen?«
»Warum?«
»Sie liegt auf dem Couchtisch. Schau mal auf die Klatsch-Seite.«
Achselzuckend setze ich mich aufs Sofa und greife zur Zeitung. Ich blättere darin, aber nichts springt mir ins Auge, bis ich sie fast ganz durch habe. Und dann fällt mein Blick auf … mich.
Beziehungsweise auf ein Bild von mir. Von mir und Damien, um genau zu sein.
Es gehört zu einem Artikel über die Stark International Foundation und die Spendengala. Eine ganze Doppelseite ist mit Schnappschüssen der Gäste gefüllt. Lächelnd überfliege ich die Bilder und halte nach Blaine, Evelyn oder Ollie Ausschau.
Ich kann sie nirgendwo entdecken, dafür sehe ich Giselle … und erstarre: Sie steht neben Bruce Tolley.
Was zum …
Damien hat nicht erwähnt, dass er meinen neuen Chef kennt. Aber vielleicht kennt er ihn auch gar nicht. Vielleicht steht Bruce nur zufällig neben Giselle.
Mein Versuch, mir die Sache schönzureden, misslingt, als ich einen Blick auf die Bildunterschrift werfe. Bruce ist offenbar Giselles Mann. Der Mann, mit dem Damien am Abend unseres ersten Treffens Cocktails getrunken hat. Trotzdem hat Damien nicht das Geringste gesagt, als ich ihm von meinem Vorstellungsgespräch bei Innovative erzählt habe. Und gerade eben auch nicht.
Was zum Kuckuck hat das zu bedeuten?
Bestimmt nichts Gutes. Mir wird ein wenig schwindelig, als ich diese Neuigkeit auf mich wirken lasse und an Ollies Besorgnis zurückdenke.
Mist!
Ich greife zu meinem Handy und rufe Damien an, beende den Anruf aber, bevor es läutet. Das ist nichts, was man am Telefon besprechen sollte. Am besten, ich fahre gleich zu ihm.
»James!«, rufe ich. Jetzt, wo ich eine Entscheidung gefällt habe, können mich keine zehn Pferde mehr davon abhalten. »Ich muss weg. Tut mir leid wegen dem Sushi.«
Ich warte ihre Antwort gar nicht erst ab, und als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, höre ich ihr überraschtes »Was? Was ist denn?«.
Auf der Fahrt zu Starks Büro ist mein Kopf abwechselnd völlig leer oder aber hoffnungslos überfüllt. Ich kann einfach keinen klaren Gedanken fassen. Als ich den Stark Tower betrete, frage ich Joe, ob Stark schon zurück ist, was dieser verneint.
»Gut«, sage ich. »Ich werde im Penthouse auf ihn warten. Sagen Sie ihm, Miss Fairchild möchte ihn sofort sehen, sobald er zurück ist.«
Joe sieht etwas überrascht drein, aber ich marschiere einfach auf den Aufzug zu. Soll er inzwischen meine Forderungen Starks supereffizienten Mitarbeitern mitteilen.
Der Aufzug, dessen Türen sich vor mir öffnen, ist nicht der, den ich mit Carl und den Jungs benutzt habe. Es ist Starks Privatlift. Ich gehe davon aus, dass Sylvia ihn mir nach unten geschickt hat, betrete ihn und fühle mich stark und beherrscht. Damien wird sich gleich so einiges anhören müssen!
Meine Haltung gerät ein wenig ins Schwanken, als sich die Aufzugtüren nicht ins Büro, sondern in Starks Tower Apartment öffnen. Plötzlich bin ich ein wenig eingeschüchtert.
Ich überlege kurz, im Lift zu bleiben und auf den Alarmknopf zu drücken, bis sich die gegenüberliegenden Türen öffnen, lasse es aber bleiben. Stattdessen betrete ich das Apartment und hole tief Luft. Währenddessen schließen sich die Lifttüren hinter mir.
Mir stockt der Atem, und ich drehe mich um, rufe erneut den Lift und bin auf einmal seltsam nervös.
Doch die Türen öffnen sich nicht.
Anscheinend muss ich hierbleiben, bis Stark zurückkommt.
Gut okay, kein Problem.
Ich war schon mal hier, also nehme ich mir eine Cola Light aus dem Kühlschrank hinter der Bar. Ich trage sie in den Wohnbereich, setze mich und versuche, geduldig zu warten. Vergeblich. Ich laufe nervös auf und ab, bin viel zu wütend, um stillsitzen zu können.
Wider besseres Wissen sehe ich mich in seiner Wohnung um. Warum auch nicht? Stark weiß alles Mögliche über mich, dann kann ich mir wenigstens anschauen, wie es in seinem Schlafzimmer aussieht.
Als ich es finde, staune ich und gleichzeitig auch wieder nicht: Es ist ein schlichter Raum. An der einen Wand steht eine niedrige Holzkommode mit klaren Linien und eingelassenen Griffen. Die andere Wand wird von einer eleganten, fensterhohen Tür dominiert, die in ein Bad führt. Typisch Damien: Eine dritte Wand besteht ganz aus Glas und bietet einen fantastischen Blick über Los Angeles. An der vierten Wand steht das Bett.
Im Gegensatz zu dem Modell in Malibu hat es kein Gestell. Es liegt tief auf dem Boden und ist mit gestärkten weißen Laken bezogen. Eine dunkelblaue Decke und zwei weiße Kissen liegen darauf. Obwohl das Kopfende fehlt, wurde die Wand dahinter mit einem Holzpaneel versehen, vermutlich Mahagoni. Es sorgt dafür, dass das Bett zum Blickfang wird.
Trotz seiner schlichten Eleganz hat der Raum etwas Trauriges. Er ist eine Art Maske, gibt nur preis, was Damien von sich preisgeben will.
Ich frage mich, welche Frauen er hierhergebracht hat, und bin dankbar, dass ich keine davon bin. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich deshalb als etwas Besonderes.
»Nikki?«
Ich zucke zusammen. Ich war so in Gedanken, dass ich sein Kommen gar nicht bemerkt habe. Ich drehe mich um. Er lehnt lässig an der Flurwand. Er trägt eine Anzughose, hat aber Jackett und Krawatte abgelegt. Die beiden obersten Hemdknöpfe stehen offen. Er sieht unglaublich sexy aus, und ich würde ihn am liebsten ohrfeigen, weil er mich so dermaßen ablenkt.
Ich schweige und bemerke, wie sich Besorgnis auf seinem Gesicht abzeichnet. »Alles in Ordnung? Was ist passiert?«
»Warum hast du mir das mit Bruce nicht gesagt?«
Er hebt die Brauen, scheint sich aufrichtig über meine Frage zu wundern. »Was hätte ich dir denn sagen sollen?«
»Willst du mich verarschen? Verdammt noch mal, Damien, ich habe den Job nur deinetwegen bekommen!«
»Ich habe nur dafür gesorgt, dass Bruce von deiner Stellensuche erfährt«, sagt er streng. »Mehr nicht. Du hast den Job bekommen, weil du so unglaublich gut bist. Weil deine Qualifikationen hervorragend sind. Weil du intelligent bist, hart arbeitest und ihn verdient hast.«
Ich lege den Kopf schräg und schaue ihn an. Das ist doch nichts als ein Haufen Scheiße! »Und woher weißt du das alles? Weil ich nackt für dich Modell stehe? Weil du mich fickst?«
»Ich sehe dich, Nikki.«
»Ja, vielleicht. Schließlich hast du ja schon länger ein Auge auf mich geworfen.«
Er kneift die Augen zusammen. »Wovon redest du?«
»Auf Evelyns Party zum Beispiel: Du warst sauer, weil ich nur Carls Assistentin war. Du konntest meine Qualifikationen besser runterbeten als ich selbst. Woher wusstest du all das über mich? Das stand nicht in meinem Stipendiumsantrag. Also, woher, Damien?«
»Ich habe deine Unikarriere verfolgt. Ich habe mit deinen Professoren gesprochen. Ich habe gesehen, wie du aufgeblüht bist.«
»Ich …« Mit diesem nüchternen Geständnis hat er mich völlig aus dem Konzept gebracht. »Aber warum?«
Er schweigt.
»Warum, Damien?« Panik bemächtigt sich meiner Stimme.
»Weil ich dich will«, sagt er schließlich. Die Leidenschaft in seiner Stimme geht mir durch und durch, sodass meine Angst verfliegt, und ich mich zur Konzentration zwingen muss. »Und zwar seit ich dich bei diesem Schönheitswettbewerb gesehen habe.«
Ich bin verwirrt. »Aber … aber warum hast du denn damals nicht einfach was gesagt?«
Sein kurzes Lächeln verrät nichts. »Ich kann sehr geduldig sein, wenn sich das Warten lohnt.«
»Ich …« Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mir schwirrt der Kopf vor lauter Fragen. Woher will er eigentlich wissen, dass sich das Warten auf mich lohnt? Doch ich bringe nicht mehr heraus als: »Warum ausgerechnet ich?«
Seine Mundwinkel wandern nach oben. »Auch das habe ich dir bereits gesagt. Wir sind so was wie Seelenverwandte. Und du bist stark, Nikki. Deine Kraft und dein Selbstvertrauen sind verdammt sexy.«
Ich weiche seinem Blick aus. Wie immer hat er meine eigentliche Frage sofort verstanden. »Hast du meine Narben nicht gesehen?«, sage ich. »Ich bin nicht stark, ich bin schwach.« Ich werde die Angst einfach nicht los, dass er mich nur wegen meiner Schwäche will. Damien ist schließlich jemand, der gern die Kontrolle behält.
»Schwach?« Er starrt mich an, als wäre ich verrückt. »Das Gegenteil ist der Fall! Du bist nicht schwach, Nikki, du besitzt ungeahnte Kräfte. Du bist ein Stehaufmännchen. Wenn ich dich in den Armen halte, spüre ich das. Du strotzt nur so vor Energie.«
Er kommt näher und nimmt sanft meine Hand. »Und deshalb will ich dich. Ich bin nicht schwach. Warum sollte ich eine Frau wollen, die schwach ist?«
Ich zittere. Er sieht in mir, was ich auch an ihm so attraktiv finde: Stärke. Selbstvertrauen. Talent.
Aber sind das wirklich meine Eigenschaften, oder ist es nur Fassade? Ist diese Nikki tatsächlich ein Teil von mir?
»Du weißt so viel von mir, aber ich kenne dich kaum«, sage ich. »Ist dir überhaupt klar, dass ich gerade zum ersten Mal dein Schlafzimmer gesehen habe?«
»Dort gibt es nicht viel zu sehen.«
»Darum geht es nicht.« Ich recke das Kinn und merke, wie er mich anstarrt.
»Nikki, ich muss wissen, dass nichts zwischen uns steht.«
Ich muss mich schwer beherrschen, nicht zu nicken. Nichts wünsche ich mir sehnlicher als das. Aber wünschen allein hat noch nie geholfen. »Wirst du es versuchen?«, frage ich. »Mir mehr von dir zu verraten?«
»Ich habe dir bereits mehr verraten als je einer Frau zuvor.«
Ich muss an das denken, was er mir über seinen Dad und seine Tenniskarriere erzählt hat. »Ich weiß. Ich will – ich will dich doch nur kennenlernen. Verstehst du das?« Ich sage nicht, dass ich von seinen Geheimnissen aus der Vergangenheit weiß. Doch genau die sind es, die ich mit ihm teilen will. Ich zwinge mich zu einem fröhlichen Lächeln. »Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten verfüge ich nicht über die Ressourcen, mehr über dich herauszufinden.«
»Und was ist mit Wikipedia?«, witzelt er.
Ich ziehe eine Grimasse, und er beugt sich vor, um mich auf die Nasenspitze zu küssen. Eine so rührende, aber auch erotische Geste, dass meine Angst wie weggeblasen ist. Hat er sie verscheucht? Oder bin ich nur unfähig, in seiner Nähe einen klaren Gedanken zu fassen?
»Das fällt mir nicht leicht«, sagt er, und ich bin überrascht über die Eindringlichkeit seines Tonfalls. »Bisher hatte ich noch nie den Wunsch, irgendjemandem Details aus meinem Leben zu erzählen.«
»Und willst du es jetzt?« Meine Worte sind kaum mehr als ein Flüstern, so als könnte die normale Lautstärke sämtliche Hoffnungen zunichtemachen.
Er streichelt meine Wange, und ich zittere. »Ja.«
Eine Riesenerleichterung durchflutet mich. »Du wirst es also versuchen?«
»Ja, ich werde es versuchen«, bekräftigt er. Er betritt das Schlafzimmer und streckt die Hand aus. »Komm mit!«
Ich lege meine Hand in die seine, spüre ein vertrautes Prickeln, als wir uns berühren. Er führt mich zum Fenster, nimmt dann meine Hand und drückt sie gegen die Scheibe. Er steht hinter mir, hat die Arme um meine Taille gelegt und sorgt dafür, dass ich am Boden bleibe, während die in der Dämmerung daliegende Stadt sich vor mir ausbreitet.
»Nikki.« Seine Stimme ist tief und voller Sehnsucht, und mein Körper reagiert automatisch: Meine Brüste werden schwer, meine Brustwarzen bretthart, und es pulsiert zwischen meinen Beinen. Ich begehre ihn. Und wie ich ihn begehre!
»Warum?«, flüstere ich. »Warum wird alles andere unwichtig, wenn ich mit dir zusammen bin?«
»Weil es dann nur noch uns beide gibt«, erwidert er. »Nur dich und mich.«
Er behält einen Arm um meine Taille und nimmt den anderen weg. Er fährt mit der Hand über mein Bein und schiebt dann meinen Rock bis zur Hüfte hoch, sodass sich mein nackter Po gegen seine Hose presst. Ich spüre, wie er sich an mich drängt, wie seine Erektion gegen einen Stoff drückt, der zweifellos mehr wert ist als mein Auto.
»Bitte!«, sage ich. Ich will, dass er mich sofort nimmt. Ich will die Leidenschaft spüren, die uns verbindet. Ich möchte sämtliche Zweifel auslöschen, mit denen ich hergekommen bin – so lange, bis es wirklich nur noch Damien und mich gibt.
»O Gott, Nikki!« Seine Stimme ist nur noch ein Stöhnen, und ich höre, wie er sich an seiner Hose zu schaffen macht. Ich spüre, wie er sich hinter mir bewegt und der samtbezogene Stahl seiner Erektion gegen meinen nackten Hintern drückt. »Spreiz die Beine!«
Ich gehorche, und er streicht mit den Fingern über meine Vagina, streichelt mich, stimuliert mich, bis ich mich an ihm reibe. Aber ich will mehr. Ich möchte ihn in mir spüren. Ich will ihn jetzt sofort, und das sage ich ihm auch.
Er packt meine Hüften und bringt sich in Position. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, bis er in mich stößt. In dieser Stellung habe ich keinerlei Kontrolle über ihn. Damien entscheidet, rammt seinen Schwanz tief in mich hinein – so fest, dass mich seine Stöße nach vorne drängen. Meine Hände liegen nach wie vor auf der Fensterscheibe, und mit jedem Stoß werde ich stärker dagegengepresst. Die gähnende Leere ruft nach mir, und nur Damien bewahrt mich vor dem Fall.
Ich löse eine Hand von der Scheibe und nehme sie nach unten, streichle meine Klitoris, während Damien mich ganz und gar ausfüllt.
»Ja, so ist es gut!«, flüstert er. Draußen wird es dunkel, und ich sehe unser Spiegelbild in der Scheibe. Unsere Blicke treffen sich, als ich komme, ihn fest umklammere und dafür sorge, dass er lange und heftig abspritzt.
Bebend keuche ich, zittrig von meinem überwältigenden Orgasmus. Ich bin immer noch leicht vorgebeugt, meine Hüften sind gehoben, und Damiens Schwanz befindet sich immer noch in mir.
»Schau nach draußen!«, flüstert Damien. »Was siehst du da?«
»Den Sonnenuntergang«, sage ich herausfordernd und drehe mich um, damit sich unsere Blicke erneut treffen.
Er drückt seinen Mund auf mein Ohr, und sein Tonfall hat so gar nichts Provozierendes. »Niemals, Baby! Über unserer Liebe wird die Sonne niemals untergehen.«
»Nein«, flüstere ich und fühle mich satt, zufrieden und geborgen. »Niemals!«