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Ich stecke den Schlüssel so leise wie möglich ins Schloss, drehe vorsichtig den Knauf und drücke die Tür auf. Ich möchte nur noch ins Bett, aber Jamie hat einen unglaublich leichten Schlaf, sodass mir das vermutlich verwehrt bleiben wird.
In der Wohnung ist es still und ziemlich dunkel, nur das schwache Licht einer kleinen Lampe vor dem Badezimmer erlaubt es einem, sich einigermaßen zurechtzufinden.
Die Stille und die Dunkelheit sind ein gutes Zeichen. Vielleicht ist Jamie in die kleine Eckkneipe direkt neben dem Supermarkt gegangen. Sowohl in der Kneipe als auch im Supermarkt riecht es schwach nach Schweiß und Abwasser, aber das kann Jamie nicht aufhalten, wenn sie Lust auf Alkohol oder Schokolade hat. Ich wohne noch keine Woche hier, und wir waren schon zweimal im Supermarkt (um uns mit Cola Light und Chips einzudecken) und einmal in der Bar (wo wir Whisky pur bestellt haben – einen anständigen Martini bringen die dort bestimmt nicht zustande).
Ich schließe sorgfältig die Tür und lege nur den Riegel, aber nicht die Kette vor, sollte Jamie tatsächlich außer Haus sein. Dann gehe ich auf Zehenspitzen in mein Zimmer – nur für den Fall, dass ich mich geirrt habe.
Auch in der schwach beleuchteten Wohnung kann ich mich gut orientieren. Sie ist klein, misst gerade mal 74 m². Der größte Raum dient gleichzeitig als Wohn- und Esszimmer. Darüber hinaus gibt es noch eine Küche, ein Bad und zwei Schlafzimmer. Der Wohnbereich ist mit einem Sessel und einem Sofa gemütlich eingerichtet. An der langen Wand befinden sich ein unbenutzter Kamin und ein großer Flachbildfernseher.
Gleich hinter der Tür – neben dem halben Quadratmeter, den man als Flur bezeichnen kann –, stehen ein potthässlicher orangefarbener Resopaltisch und vier zusammengewürfelte Holzstühle. Jamie hat die Wohnung während der Finanzkrise günstig erworben – obwohl sie alles andere als reich ist. Daher hat sie sie ihrem Geldbeutel entsprechend und nicht nach ästhetischen Erwägungen eingerichtet. Mir ist das egal, aber ich habe Jamie bereits gesagt, dass ich die Wohnung, sobald ich es mir leisten kann, neu streichen und ein paar IKEA-Möbel kaufen will. Etwas Exklusiveres kommt für uns sowieso nicht infrage.
Die Küche liegt links vom Essbereich. In die dicke Wand, die sie vom Wohnzimmer trennt, würde ich gerne irgendwann einmal eine Durchreiche machen lassen. Aber bis es so weit ist, kann derjenige, der kocht, nicht nur nicht fernsehen, sondern bekommt in dem kombüsenartigen Raum fast schon Platzangst. Zwischen dem Essbereich und der Küche führen zwei Stufen zu den sich gegenüberliegenden Schlafzimmern sowie zum Bad dazwischen.
Ich stehe mitten in der Wohnung, als zu meiner Linken ein Licht angeht. Ich drehe mich um und sehe Jamie. Sie hat sich auf dem alten Sessel zusammengeringelt, den Lady Miau-Miau als Kratzbaum benutzt.
»Alles in Ordnung?«, frage ich, denn wenn Jamie allein im Dunkeln sitzt, ist das kein gutes Zeichen.
Sie reckt gähnend die Arme und scheucht dabei Lady Miau-Miau auf, die wie ein großer weißer Fellpuschel auf ihrem Schoß liegt. »Alles in Ordnung. Ich bin wohl eingeschlafen.« Sie setzt sich auf und lässt den Kopf kreisen. Ich weiß nicht, ob sie mir etwas vormacht, bin aber im Moment sowieso nicht in der Lage, die Probleme anderer zu lösen.
»Und?«, fragt sie, während die Katze hinunterspringt und sich auf Futtersuche in die Küche begibt.
Ich zucke die Achseln. Nach wie vor trage ich mein kurzes Kleid und lasse meine Schuhe vom Zeigefinger baumeln, während ich einen Luftzug auf der nackten Haut unter meinem Rock spüre. »Ich bin müde«, sage ich, weil ich mich erst noch sammeln muss. Jamie kann mich mühelos durchschauen, und ich möchte nicht unausgeschlafen mit ihr reden. »Wie wär’s, wenn wir morgen bei Du-Par’s frühstücken? Dann erzähle ich dir alles ganz ausführlich. Aber wir müssen früh aufstehen.« Ich zeige mit dem Daumen auf mein Zimmer. »Ich muss mich jetzt dringend hinlegen.«
»Du willst mir gar nichts erzählen? Wozu bin ich dann so lange aufgeblieben?«
»Du bist nicht aufgeblieben. Du hast geschlafen.«
Wie immer setzt sie sich mit einer wegwerfenden Handbewegung über meine logischen Argumente hinweg.
»Morgen!«, sage ich, und bevor sie protestieren kann, drehe ich mich um und gehe in mein Zimmer. Ich warte eine Sekunde ab, nur für den Fall, dass sie mir folgt. Dann schlüpfe ich aus meinem Kleid und bleibe einen Moment nackt stehen, genieße den kühlen Luftzug aus der Klimaanlage auf meiner nach wie vor erhitzten Haut. Meine Lieblingspyjamahose liegt zusammengefaltet auf meinem Kissen, und ich schlüpfe hinein. Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, Unterwäsche anzuziehen. Der grobe Stoff auf meiner nach wie vor empfindlichen Klitoris fühlt sich fantastisch an.
Ich denke an Damien und streiche sanft über meine nackten Brüste. Meine Brustwarzen werden steif, und ich bin versucht, mein Handy hervorzuholen und ihn anzurufen.
Meine Güte, Nikki, reiß dich zusammen!
Ich weiß nicht, was Damien von mir will, aber im Grunde ist mir das auch egal. Aus uns wird sowieso nichts. Ich werde bestimmt nicht mit Damien Stark ins Bett steigen. Aber das heißt nicht, dass ich die erotische Fantasie nicht zu schätzen weiß, die er mir geschenkt hat – hübsch verpackt in Silberpapier und mit einem Orgasmus als Dreingabe.
Ich schlüpfe ins Bett und lasse eine Hand in meine Pyjamahose gleiten. Ich bin nicht mehr betrunken, nur ein bisschen angeheitert. Die ideale Methode, um sanft einzudösen.
Das schrille Läuten der Türklingel durchkreuzt diese Pläne, und ich reiße die Hand aus meiner Schlafanzughose wie ein schuldbewusster Teenager, der von seinen Eltern ertappt wird.
»Ist das Douglas?«, rufe ich Jamie zu.
»Auf keinen Fall!«, sagt sie. »Meine Männer sind besser erzogen!«
»Wer dann?«
»Ach du Scheiße!«, sagt sie weder wütend noch verängstigt, sondern einfach nur erstaunt. »Nikki, Schätzchen, beweg deinen Arsch!«
Ich ziehe mir schnell ein Tanktop über und eile ins Wohnzimmer. Wer kann das sein, zu dieser späten Stunde?
Niemand, wie sich herausstellt. Stattdessen liegt ein Riesenblumenstrauß vor der Tür. Jede Menge Wildblumen – Margeriten, Sonnenblumen, Castillejas und andere Blumen, die ich nicht kenne. Sie sind sehr schön: bunt, farbenfroh und wild.
Sie sind perfekt.
Damien, denke ich und strahle übers ganze Gesicht. Die müssen von Damien sein.
Jamie bückt sich nach der Karte und hat sie bereits aus dem Umschlag gezogen, bevor ich sie daran hindern kann. Insgeheim schäume ich vor Wut, bis sie aufsieht und sich ihre Mundwinkel zu einem Grinsen verzerren.
Ich strecke die Hand nach der Karte aus, die sie mir mit funkelnden Augen überreicht.
Es steht nur ein Wort darauf: Köstlich. Darunter befinden sich die Initialen D.S.
Und ich, die Frau, die nie errötet, errötet zum millionsten Mal in dieser Nacht.
Jamie greift nach dem Strauß und trägt ihn zum Esstisch. Ich strecke den Kopf aus der Haustür, aber es ist niemand zu sehen.
»Anscheinend hast du dich auf der Party ganz gut amüsiert, oder?«, fragt Jamie.
»Auf der Party gar nicht mal so sehr«, erwidere ich, weil wir den Punkt erreicht haben, an dem ich Jamie einweihen oder mir eine neue beste Freundin suchen muss. »Aber auf der Heimfahrt.« Ich lasse mich aufs Sofa an der Wand zwischen Wohnzimmer und Küche fallen, ziehe die Füße hoch und decke mich mit meiner lila Lieblingswolldecke zu. Plötzlich bin ich müde. Es war ein langer, aufregender Tag.
»Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«, fragt Jamie und nimmt auf dem antiken Couchtisch aus Kirschholz Platz, den ich aus Texas mitgebracht habe. Sie sitzt mir jetzt direkt gegenüber und beugt sich neugierig vor. »Wehe, wenn du jetzt einschläfst! Du kannst doch nicht einfach so eine Bombe platzen lassen und mir dann nichts erklären. Auf der Heimfahrt? Wie das? Heißt das, ihr seid den Mulholland Drive runtergefahren und habt auf einen Quickie in einer Parkbucht gehalten?«
»Er hat mich in seiner Limousine nach Hause geschickt«, sage ich ohne Umschweife, weil ich ihre Reaktion sehen will. »Allein.«
»Du lügst mich doch an! Im Ernst?«, fügt sie hinzu, als sie mein Gesicht sieht.
Ich nicke und muss dann leider doch kichern. »Es war eine ziemlich turbulente Fahrt.«
»Oh, mein Gott!« Sie hat die Augen weit aufgerissen. »Los, red schon! Und erzähl mir jetzt bitte nicht, das ist privat oder eine Dame genießt und schweigt oder so einen Quatsch. Du bist schließlich nicht deine Mutter. Ich will jedes schmutzige Detail hören!«
Ich gehorche. Gut, ich erzähle ihr vielleicht nicht alles, aber das Wichtigste schon, angefangen bei der bizarr-unterkühlten Begrüßung bei Evelyn bis hin zum testosterongeschwängerten Wortwechsel zwischen Stark und Ollie.
»Ich habe Ollie seit Jahren nicht gesehen!«, unterbricht mich Jamie. »Was für ein Mistkerl, warum ruft er nie an?«
Aber sie wartet meine Antwort gar nicht erst ab, sie will mehr hören. Ich tue ihr den Gefallen. Meine Erschöpfung hat sich ebenso gelegt wie meine Zurückhaltung. Jamie ist meine beste Freundin, und es tut gut, sich ihr anzuvertrauen, auch wenn ich mich dabei ertappe, wie ich immer leiser werde und mich in Umschreibungen verliere, als ich zu dem Teil komme, in dem es um mich, mein Handy, Starks Befehlston und die Rückbank einer Limousine geht.
»Ach du Scheiße!«, sagt sie, als ich geendet habe, und das bestimmt schon zum dritten Mal.
»Außerdem habe ich das Höschen im Wagen gelassen«, füge ich hinzu. Es bereitet mir ein teuflisches Vergnügen zu sehen, wie sich Jamies Augen weiten und sie sich vor Lachen schüttelt.
»Ach du Scheiße!«, wiederholt sie nachdrücklich. »Und er war die ganze Zeit über in einem Restaurant? Meine Güte, muss der blaue Eier gehabt haben!«
Ich empfinde eine tiefe weibliche Befriedigung bei dieser Vorstellung, bis mir etwas anderes einfällt. »Wie konnte er mir die Blumen so schnell liefern lassen? Ich war vielleicht höchstens zehn Minuten zu Hause, als sie gekommen sind.« Das ist seltsam, und auch dass er meine Adresse kennt, ist verdächtig.
»Ist doch egal, oder?«
Wo sie recht hat, hat sie recht. Ich drehe mich zum Küchentisch mit den Blumen um. Wieder muss ich breit grinsen.
»Du hättest ein paar Kondome mitnehmen sollen«, sagt Jamie.
»Ich hätte was?«
»Ich habe eine Packung im Bad. Nimm dir ein paar! Telefonsex ist der einzig sichere Safer Sex, den es gibt, Süße. Und Damien mag so scharf sein, wie er will: Man weiß schließlich nie, was der Kerl sonst noch so treibt.« Sie verkneift sich ein Grinsen. »Beziehungsweise mit wem er es treibt.«
Der Gedanke ist aus mehreren Gründen verstörend. Die Vorstellung, Damien Stark könnte mit einer anderen ins Bett gehen, versetzt mir einen schmerzhaften Stich. Ich konzentriere mich lieber auf pragmatischere Dinge. »Ich brauche keine Kondome, weil ich nicht mit ihm schlafen werde.«
»Nikki«, erwidert Jamie, und obwohl sie meine beste Freundin ist, weiß ich nicht, ob ihr Ton flehend oder eher mitleidig gemeint ist.
»Ich will nichts davon hören!«, sage ich. »Ich bin schließlich nicht du.«
»Zum Glück, denn noch so ein Prachtweib wie mich würde die Welt nicht vertragen.« Sie grinst mich an, aber ich bin nicht in Stimmung. Ihr Grinsen erlischt, und sie lässt die Schultern ein wenig hängen. »Jetzt hör mal zu: Du weißt genau, wie sehr ich dich mag, und ich werde immer zu dir halten, egal was passiert.«
»Aber?«
»Aber überleg doch mal, warum du nach Los Angeles gekommen bist!«
»Um Karriere zu machen.« Das ist nicht gelogen. Ich möchte bei Carl etwas lernen, möchte Investoren für die webbasierte App finden, die ich entwickle. Und wenn ich genug gelernt habe, um mich selbstständig machen zu können, möchte ich bei den ganz Großen mitmischen.
»Ja, ja, aber ich rede von Damien Stark. Du hättest dir einen weitaus schlechteren Kandidaten für eine neue Beziehung aussuchen können.«
Ich schüttle den Kopf. Wenn ich ein neues Leben anfangen, mich neu erfinden will, darf ich auf keinen Fall mit Damien Stark ins Bett gehen. »Vergiss es!«, sage ich mit Nachdruck. »Das in der Limousine war fantastisch, aber da war auch eine gewisse Distanz zwischen uns. Live und in Farbe wäre ich nur eine weitere Kerbe in seinem Bettpfosten – und das ist deine Spezialität und nicht meine.«
»Ha, ertappt! Aber der Rest ist kompletter Unsinn!«
»Wie bitte?«
»Wenn du nicht willst, dass er dich überall anfasst, kann ich dich verstehen.« Ich zucke zusammen, weil sie meine schlimmsten Ängste ausgesprochen hat. »Aber eines musst du zugeben, Nikki: Ich war zwar nicht auf dieser Party, bin mir aber ziemlich sicher, dass er mehr in dir sieht als einen schnellen Fick.« Sie zeigt auf die Blumen. »Beweisstück A.«
»Dann ist er eben ein höflicher Multimilliardär. Diese Blumen haben ihn nur einen Anruf gekostet. Bestimmt ist er wegen seiner vielen Affären schon Stammkunde beim Lieferservice. Deshalb kamen die auch so schnell.« Ich will nur lästern, doch dann wird mir klar, dass es sich wahrscheinlich genau so verhält. Kein schöner Gedanke.
»Quatsch! Er will dich. Deine Widerborstigkeit, dein Selbstbewusstsein. Er hat dir schließlich selbst gesagt, dass du anders bist als die anderen Frauen an seiner Seite. Ich habe ihn nämlich gegoogelt, musst du wissen.«
Ich blinzele überrascht. »Im Ernst? Wann denn?«
»Nachdem du mir gesagt hast, dass er dich nach Hause fährt. Er lebt ziemlich zurückgezogen – ich habe nicht viel über ihn herausfinden können. Na ja, ehrlich gesagt habe ich mir auch keine große Mühe gegeben. Aber es sieht nicht so aus, als ob er viele Freundinnen gehabt hätte. Er ist von jeder Menge Frauen umgeben, das schon, aber eine richtige Beziehung hat er nicht. Vor ein paar Monaten war er mit einer reichen Erbin zusammen. Aber die ist tot.«
»Tot? O Gott, wie das denn?«
»Ja, traurig, nicht wahr? Irgendein Unfall. Aber darum geht es jetzt gar nicht.«
Ich bin verwirrt. »Worum denn dann?«
»Um dich«, sagt sie. »Und was wäre eigentlich so schlimm daran, eine Kerbe in seinem Bettpfosten zu sein? Du bist schließlich keine Nonne.«
Ich möchte sie schon fragen, ob sie mir überhaupt zugehört hat, als ich ihr von dem Telefonsex in der Limousine erzählt habe, halte aber lieber den Mund.
»Außerdem denke ich nicht, dass du nur eine Kerbe in seinem Bettpfosten sein wirst. Ich glaube, er mag dich wirklich.«
Ich runzle die Stirn. »Und zu diesem Schluss bist du gelangt, nachdem du diesen Mann gerade mal fünf Minuten lang gegoogelt hast?«
»Nein, das schließe ich aus dem, was du mir erzählt hast«, sagt Jamie. »Er wollte sich von dir beim Bilderkauf beraten lassen. Er hat sich Ollie gegenüber aufgeführt wie ein Alphamännchen. Außerdem hat er dich zum Höhepunkt gebracht, verdammt noch mal! Und vergiss die Fußmassage nicht. Meine Güte, Süße – ich würde mit jedem Kerl ins Bett steigen, der mir die Füße massiert. Wahrscheinlich würde ich ihn sogar heiraten!«
Ich muss lachen. Nur – Jamie meint das vermutlich todernst.
»Nicht jeder ist so ein Arschloch wie Kurt«, sagt sie auf einmal ungewöhnlich sanft. »Also tu nicht ständig so, als würdest du einen Keuschheitsgürtel tragen.«
Ich zucke zusammen. »Hör auf damit, bitte!«
Sie sieht mich an, stößt einen lauten Fluch aus und seufzt vernehmlich. Bedauern liegt in ihrem Blick – sie weiß, dass sie zu weit gegangen ist.
Jamie steht auf und geht zum Kamin hinüber. Da ein Kamin im San Fernando Valley so überflüssig wie ein Kropf ist, hat Jamie ihn zu einer Bar umfunktioniert: Flaschen statt Holzscheite und Gläser auf dem Kaminsims. Sie greift nach einer Flasche Knob Creek. »Willst du auch einen Schluck?«
Wollen schon, aber ich schüttle den Kopf. Ich habe für heute genug. »Ich bin müde«, sage ich und stehe auf.
»Es tut mir wirklich leid. Du weißt, dass ich nie …«
»Ich weiß«, sage ich. »Schon in Ordnung. Ich bin einfach nur müde.«
Ein winziges Lächeln umspielt ihre Mundwinkel, und ich weiß, dass wir uns wieder vertragen. »Das kann ich mir denken. Du hast morgen eine Besprechung, nicht wahr? Mit wem war die gleich wieder?«
»Jetzt reicht’s aber, Jamie!«, sage ich, muss aber grinsen, als ich auf mein Zimmer gehe. Sie hat recht. Ich habe eine wichtige Besprechung. Mit Stark. In seinem Büro. Und mit meinem Chef, der die ganze Zeit dabei sein wird.
Ich lasse den Abend noch einmal Revue passieren.
Ich denke an das Höschen, das ich in der Limousine gelassen habe.
Und als ich mich bäuchlings aufs Bett fallen lasse, kreisen meine Gedanken um eine einzige Frage: Was zum Teufel habe ich getan?