38. Kapitel

Auf den Punkt genau pünktlich um halb acht, nur Sekunden, nachdem Tom aus dem Garten zurückgekommen war und zwei leere Bierflaschen in der Recyclingkiste hatte verschwinden lassen, erschien Gabby wieder in der Küche.

»Bist du nüchtern?«

»Natürlich. Ich bin kein Säufer. Ich entspanne mich nur gern mit einem Drink, bevor wir auf Sendung gehen.«

»Mit einem Drink? Oder zwanzig?«, schnappte Gabby, glättete ihr hautenges scharlachrotes Kleid und stakste auf ihren offenen roten Louboutins zum Herd hinüber. »Gott sei Dank ist einer von uns in der Lage, senkrecht und professionell zu bleiben. Backofen vorgeheizt? Ja, gut. Ventilatoren? Jede Menge. Auch gut. Okay, also weiß jeder noch, was er zu tun hat?«

Jeder bestätigte dies.

»Gut.« Gabby sah auf ihre Uhr und nickte dem Produzenten zu. »Dann ist alles klar für den Countdown.«

In Windeseile wurden die letzten Kontrollen vor der Sendung durchgeführt, und nur Sekundenbruchteile später, so schien es Ella, schallte »Pickin’ A Chicken« durch Hideaway.

Niemand würde auf die Idee kommen, dass Tom und Gabby sich eben noch angegiftet hatten, dachte sie, wie sie nun Seite an Seite vor dem Küchentisch standen, freundlich in die Kamera lächelten und mit nahtlosem Übergang die Zuschauer im ganzen Land zu Dewberry’s Dinners begrüßten.

Sobald sie das Kommando »Anfangen zu kochen – jetzt!« gegeben hatte, begann Gabby in die Kamera zu sülzen: »Dies ist die alleraufregendste Woche unserer Staffel. Das erste Halbfinale. Die letzten vier Wochen, in denen Tom und ich kreuz und quer durchs Land gefahren sind, wo wir in so vielen schönen Häusern eingeladen waren und mit so vielen fabelhaften Festessen verwöhnt wurden, waren eine richtige Abenteuerreise.«

»Ja«, stimmte Tom zu. »Und es fällt immer sehr schwer, nur vier Teams für unser Halbfinale auszuwählen, nicht wahr, Gabby? Oder sollte ich sagen, meine Lady in Red?«

Ella verkrampfte sich.

Gabby warf ihm ein dümmlich-kokettes Lächeln zu. »Wir sind heute Abend alle in Rot, Tom«, säuselte sie. Und dann in die Kamera: »Wie Sie sehen, haben sich unsere vier schwer arbeitenden Köche aus Berkshire, unsere Gewinner der Region Süd, für dieselbe Farbe entschieden wie ich. Rot für Glück? Oder Rot für Gefahr? Wir werden es ja sehen, nicht wahr? Also, Tom, vielleicht möchtest du unsere Bewerber noch einmal vorstellen und erforschen, welche Köstlichkeiten sie heute Abend für uns kochen.«

Vor Angst urplötzlich wie gelähmt, erstarrte Ella im Verrühren von Zucker und Butter. Ihre Hände zitterten. Verdammt, und ihre Lippen hatten sich wieder an die Zähne geklebt. Bitte, bitte, hoffentlich sprach sie jetzt bloß niemand an …

»Wir begrüßen noch einmal Poll Andrews«, sagte Tom, so liebenswürdig er konnte. »Poll gehört dieses schöne Farmhaus in Berkshire, und sie hat uns mit ihren Freunden einen köstlichen vegetarischen Bauernschmaus zubereitet, mit dem sie die Ausscheidung Süd gewonnen haben. Also, Poll, was steht denn für heute Abend auf der Speisekarte?«

Poll seufzte zufrieden, von Nervenflattern keine Spur. »Heute Abend, Tom, servieren wir Ihnen und Gabby eine nostalgische Bauern-Käsetafel.«

Ella bewunderte Polls Kaltblütigkeit. Sie war heute Abend unglaublich selbstbeherrscht. Liebe konnte wohl wirklich Wunder wirken. Ach ja, sie selbst müsste eben zusehen, wie sie ohne zurechtkäme. Beim Kochen und beim Fernsehauftritt und für den Rest ihres Lebens …

»Oooh!«, rief Tom freudig, wenngleich eine Spur übertrieben, wie Ella fand. »Das klingt ja faszinierend, Poll.«

Poll nickte zuversichtlich. »Wir verwenden hausgemachten Käse bei der Zubereitung unserer ersten beiden Gänge und runden auf altbewährte ländliche Art im dritten Gang mit Früchten ab.«

»Lecker!« Tom strahlte. »Also, machen Sie alle nur weiter, Gabby und ich wandern währenddessen umher und sehen zu und plaudern ein bisschen. Nur keine Hektik.«

Noch immer in aller Seelenruhe begann Poll anmutig, ihre übrigen Zutaten zurechtzulegen, während Tom zum hinteren Ende des langen Refektoriums-Tisches ging.

»Und hier«, verkündete Tom, »haben wir Ash und Billy, die Meister der Vorspeise. Also, Jungs, was gibt es heute Abend als ersten Gang?«

»Eine Suppe aus den Fünfzigerjahren mit Lauch, Kartoffeln und Blaukäse«, sagte Ash, der winzige Kartoffeln entzweischnitt, die er mit grobkörnigem Salz und frisch gemahlenem Pfeffer würzte. »Mit jungem Lauch und diesen Frühkartoffeln hier, beides heute Morgen frisch im Garten ausgegraben, dazu Kräuter aus dem Küchengarten, vor knapp einer Stunde erst gepflückt, und garniert wird das Ganze mit auf Hideaway selbst hergestelltem Blaukäse.«

»Wow!«, sagte Tom. »Frischer geht’s ja gar nicht, was, Leute? Und Billy? Was machen Sie für uns?«

»Käse-Kräcker«, erklärte Billy, ebenfalls erstaunlich gelassen. »Nach einem uralten Familienrezept. Der Trick bei diesen kleinen Kerlchen, abgesehen davon, dass ich selbst gemachten Hideaway-Käse verwende, besteht darin, eine Prise Cayennepfeffer dazuzugeben, um sie geschmacklich ein bisschen aufzupeppen. Zu dieser Suppe, die der junge Ash uns kocht, sind sie ein wahrer Hochgenuss, darf ich Ihnen sagen.«

»Mmm, das kann ich mir vorstellen, und ich kann es kaum erwarten, sie zu kosten. Ich muss sagen, mir gefallen all diese alten Rezepte, die Sie hier verwenden, und« – er blickte vielsagend in die Kamera – »Sie erinnern sich vielleicht, dass die Köche hier auf der Hideaway Farm nicht nur nostalgische Rezepte und selbst gezogene Zutaten verwenden, sondern auch mit nostalgischen Küchengeräten kochen. Es kommt einem vor wie eine Reise in die Vergangenheit, nicht wahr, Gabby?«

»So ist es«, Gabby schlängelte sich mit ihrer zierlichen scharlachroten Gestalt zwischen Poll und Ella, »auch wenn du dich an diese Zeiten wahrscheinlich weitaus besser erinnerst als ich. Nun, Poll, Sie sagten, Sie kochen auch etwas mit Käse?«

»Ja. Ich mache einen Brot-und-Käse-Auflauf.«

»Tat-säch-lich?« Gabby zog das Wort ganz unglaublich in die Länge. »Also, davon habe ich ja noch nie etwas gehört.«

»Ein beliebtes ländliches Gericht aus Kriegszeiten.« Poll ließ sich diesmal weder von Gabby noch von den Kameras auch nur im Mindesten aus der Fassung bringen, während sie ihr Brot in ordentliche Dreiecke schnitt. »Aber ich habe dem Ganzen meine persönliche Note verliehen, indem ich selbst gemachten Ziegenkäse verwende und ausgesuchte Kräuter aus unserem eigenen Küchengarten.«

Nigella, bald kannst du abdanken, dachte Ella voller Bewunderung.

»Also eine pikante Version von Bread-and-Butter-Pudding, nicht wahr?«

Poll nickte und begann fachmännisch, den Schnittlauch kleinzuschneiden. »So in der Art, ja, aber vielleicht nicht ganz so schlicht. Auch das Brot, das ich verwende, ist hausgemacht« – kokett-verschämter Augenaufschlag à la Prinzessin Diana zum anderen Ende des Tisches hin –, »und zwar von Billy.«

»So, so«, sagte Gabby leicht angenervt, »da haben wir heute Abend ja wirklich durch und durch Hausmannskost?«

»Meine ganz persönliche Spezialität sind ja eigentlich Pasteten«, fuhr Poll unverdrossen fort, ohne sich um die Regel zu scheren, nur dann zu sprechen, wenn sie gefragt wurde. »Pasteten aller Art, aber bei den Garzeiten im Rahmen dieser Sendung müsste man dabei hudeln.« Sie sah Gabby ungerührt an. »Und ich hasse Hudelei und schlampiges Husch-husch. Deshalb mussten wir bei der Zusammenstellung unseres Menüs Gerichte wählen, die genau in das vorgeschriebene Zeitfenster passen.«

Ella gab ihr zehn von zehn Punkten plus Goldsternchen.

»Und«, fuhr Poll fort, »dazu serviere ich gratinierte Kartoffeln – nach einem weiteren Rezept aus den Dreißigern – sowie gegrillte süße Tomaten.«

Gabby bleckte die Zähne. »Super. Absolut super. Und nun, ähm, Ella … Sie sind unsere Dessert-Spezialistin. Dieser ungewöhnliche Athole-Pudding, den Sie uns letztes Mal kredenzt haben, war ein echter Triumph – womit wollen Sie das heute noch überbieten?«

»Äh …« Ella zwang ein wenig Speichel in ihren Mund. »Öhm, ja, heute Abend mache ich einen Eve’s Pudding, aber auch diesmal mit saisonalem und regionalem Touch.«

Puh – sie hatte es geschafft, etwas zu sagen, ohne zu nuscheln.

»Wunderbar, und ich bin sicher, Sie haben ein herrlich leichtes Händchen für Biskuit, aber für Äpfel ist es doch wohl noch ein bisschen früh im Jahr?« Gabby spitzte die glänzenden Lippen zu einem Schmollmündchen.

Ella nickte. »Und genau deshalb verwende ich stattdessen Johannisbeeren … rote, weiße und schwarze – und wieder, wie alles andere heute Abend, am Morgen erst frisch im Garten gepflückt.«

»Oooh, ja! Sind sie nicht prachtvoll?« Gabby bedeutete der Kamera, zu den Johannisbeeren hin zu schwenken. »Wie lauter kleine Juwelen, und Juwelen lieben wir doch alle, nicht wahr, meine Damen?«

»Und«, sagte Ella beherzt, während sie anfing, die Johannisbeeren zu putzen, denn sie fand, wenn Poll auf einmal so selbstbewusst auftrat, dann könnte sie das auch – selbst ohne Rückenwind durch Liebesglück –, »dazu koche ich eine Vanillesauce nach Originalrezept aus den Fünfzigerjahren.«

Gabby wirkte wieder leicht verstimmt, dass auch Ella ungefragt etwas zu äußern wagte. »Tat-säch-lich?«

»Mit, ähm, Vanilleschoten und geriebener Muskatnuss und Zitronenschale.«

»Das klingt absolut köstlich! Nun, lassen Sie sich nicht weiter aufhalten. Ich denke, ich schleiche mich mal auf Zehenspitzen zum anderen Ende des Tisches, um zu sehen, was unser Lieblings-Eismann, der hin-rei-ßen-de Ash, am Herd so treibt.«

Ella warf einen Blick zu Ash hinüber und schmunzelte in sich hinein. Er wirkte wie erstarrt.

Gabby drängelte sich sehr, sehr nah an ihn heran. Es sah aus, als sei es ihm kaum noch möglich, Knoblauch und Zwiebeln sowie Lauch und Kartoffeln anzubraten, ohne das eine oder andere oder alles zusammen anbrennen zu lassen.

»Sooo, Ash, das duftet ja alles ausgesprochen himmlisch. Wie geht es Ihnen?«

»Öhm, gut, danke«, murmelte Ash.

»Supi. Ich finde, Sie sehen auch ausgesprochen gut aus. Und sooo fit!« Gabby warf einen gehässigen Blick zu Tom hinüber. »Überaus fit, in der Tat. Welch Augenweide, mal einen echten Mann in der Küche stehen zu sehen und keinen wabbeligen Waschlappen, finden Sie nicht, meine Damen?«

Tom verkrampfte sich. Ella hatte auf einmal das Bedürfnis, ihn zu trösten. Armer Kerl. Wie konnte er diese unaufhörlichen öffentlichen Demütigungen nur ertragen?

Gabby schmiegte sich noch enger an Ash und beugte sich vor, um in den Topf zu spähen. »Oooh ja, Ash, Sie wissen eindeutig, wie man etwas heiß macht, nicht wahr?« Sie leckte sich lüstern die Lippen. »Die Dame Ihres Herzens hat ja unglaubliches Glück! Ich würde sagen, Sie und Ihre Suppe haben wirklich muchas maracas

Oh, würg und umpf.

Na immerhin, dachte Ella, während sie allesamt hackten und raspelten und quirlten und rührten und die Küche sich mit köstlichen Düften füllte, hätten sie es bald hinter sich. Tom und Gabby würden abfahren. Hideaway würde zum Normalzustand zurückkehren. Vielleicht würden sie sogar gewinnen. Vielleicht auch nicht. Aber wenigstens wäre diesmal alles wirklich glattgelaufen.

Hinterher wusste Ella, dass sie sich solche Gedanken niemals hätte erlauben dürfen. Damit beschwor man Scherereien ja geradezu herauf …

Da flog die Küchentür auf, und in langen und wallenden blau-roten Gewändern mit einer schief sitzenden Girlande aus roten und blauen Plastikblumen auf den Dauerwellenlöckchen kam Trixie hereingetanzt.

Oh mein Gott – neiiin!

Ella zog den Kopf ein, während Trixie ein Büschel Rittersporn kreisend hoch durch die Luft schwenkte. An ihren Fingern glitzerten Rubine von Spielzeugringen.

Zum Glück, dachte Ella, die wilde »Hau ab«-Grimassen in Trixies Richtung schnitt, war es ihr bisher gelungen, ihre Possen außer Reichweite der Kameras zu treiben, und vielleicht trollte sie sich ja einfach wieder … Ach nein – leider nicht.

Poll, Ash und Billy erspähten Trixie nur Sekunden nach Ella, aber glücklicherweise vor Gabby und Tom. Die Filmcrew, die sich stumm vor Lachen bog, war ihnen eindeutig weit voraus.

Trixie hörte auf herumzutänzeln, drehte wackelig eine Pirouette auf einem Bein und fing mit hoher, kieksender Stimme zu singen an: »Juchheirassa, hurra, / Ruby Rittersporn ist da! / Die Elfen tanzen im Festtagskleid, / wie Rittersporn so blau und mild / und wie Rubin so rot und wild, / wer mitmacht, ist dem Sieg geweiht!«

Dann machte sie einen Knicks.

Eine Sekunde lang waren alle in der Küche wie versteinert. Dann wurde Gabbys Gesicht ebenso scharlachrot wie ihr Kleid.

»Schafft sie hier raus!«, zischte Gabby, außer sich vor Wut. »Egal wer! Bringt sie weg! Sofort!«

Die Leute von der Crew bogen sich noch immer lautlos vor Lachen und schüttelten hilflos die Köpfe.

Verzweifelt sah Ella zu den anderen. Ash und Billy waren beide mit den heiklen Abschlussarbeiten an ihrer Vorspeise befasst, Poll wollte gerade nach ihren gratinierten Kartoffeln sehen – keiner von ihnen konnte sein Gericht sich selbst überlassen. Es sah ganz so aus, als müsste sie sich darum kümmern. Ihr Eve’s Pudding war im Ofen, und die Vanillesauce musste nur noch erhitzt werden. Ja, es war wohl an ihr, etwas zu unternehmen.

So unauffällig wie möglich entfernte sie sich vom Tisch, packte Trixie am Arm und zerrte sie aus der Küche in die Diele, während Produzent und Regisseur mit vor Lachen bebenden Schultern sogleich die Kameras anwiesen, auf den Tisch zu zoomen, um ihre Abwesenheit zu überspielen.

»Was zum Teufel fällt dir denn ein?« Ella riss sich das Mikrofon von ihrem roten Top und schrie, während sie Trixie, noch immer fest am Arm gepackt, die gewundene Treppe hinaufbugsierte: »Jetzt hast du uns wahrscheinlich alles verpatzt! Dabei hast du es versprochen! Hoch und heilig versprochen!«

»Ich habe versprochen, Ash nicht zu erzählen, dass du ihn liebst«, flötete Trixie vergnügt, der die Girlande nun um den Hals hing, während sie hinter ihnen auf der Treppe fröhlich eine Fährte aus verstreuten Ritterspornblüten legte. »Ich habe nicht versprochen, euch kein Siegeslied der Feen und Elfen zu singen, Liebes. Ich habe nicht versprochen, den Ruby-Rittersporn-Tag nicht zu feiern. Ich habe nicht versprochen, nicht …«

»Okay, du hast es vielleicht nicht direkt versprochen, aber du hast gesagt, du würdest heute Abend nicht die Elfen ins Spiel bringen. Du hast« – Ella sah sie scharf an, während sie Trixie den Flur entlang auf ihr Zimmer zuschob – »alles Mögliche gesagt, und warum zum Teufel stehen hier oben alle Türen sperrangelweit auf?«

Keiner von ihnen schloss in Hideaway je seine Tür ab, aber sie waren normalerweise immer zu.

»Damit die Elfchen freie Bahn haben. Heute ist ein ganz besonderer Tag für sie, Liebes. Sie mögen es gar nicht, eingesperrt zu sein.«

»Sie haben doch Flügel, verdammt noch mal!«, brüllte Ella. »Sie können fliegen, wohin sie wollen! Sie brauchen keine offenen Türen!«

Liebe Güte, dachte sie, was rede ich da denn eigentlich?

Trixie kicherte.

»Trixie, bist du betrunken?«

»Zur Feier des Tages hab ich mir wohl ein oder zwei Gläschen Kräutertinktur genehmigt, Liebes.« Mit Silberblick lächelte Trixie über ihre Girlande hinweg. »Schließlich ist es für die Elfchen ein ganz besonderer Festtag.«

Ella schubste Trixie in ihr Zimmer. »Ich hab jetzt keine Zeit für Diskussionen. Ich muss mich um meine Vanillesauce kümmern. Bleib einfach hier. Nimm diese Blumen ab, bevor sie dich erwürgen. Trink reichlich schwarzen Kaffee, geh ins Bett – und denk nicht mal dran, mit den verdammten Elfchen wieder nach unten zu kommen, okay?«

»Okay, Liebes.« Trixie strahlte. »Kein Grund, so zu schreien. Und außerdem muss ich nicht noch mal nach unten, Liebes. Ich bin jetzt hier oben ganz zufrieden, weil ich meine Elfenfreunde Rittersporn und Ruby nämlich als Helfer für dich und Distelflaum und Kürbis und Kriegerkönig unten in der Küche gelassen habe.«

Ach du lieber Himmel, dachte Ella, machte Trixies Tür fest zu und schloss, als sie den Flur entlangging, auch alle anderen Zimmertüren – erst die von Billy, dann die von Ash …

Ashs Zimmertür …

Oh nein, oh nein. Ach du heiliger Bimbam …

Ella stolperte über ihren langen blauen Rock, schlitterte die Treppe hinunter, sauste durch die Halle und stürmte in die Küche.

Gabby erklärte gerade, dass ihnen noch fünf Minuten blieben, bis sie servieren mussten. Tom erörterte mit Poll die Genüsse gratinierter Kartoffeln. Billy hob behutsam seine Käse-Kräcker vom Backblech.

Ella schlängelte sich am Tisch entlang wieder zu ihrem Platz und nahm sich die Vanillesauce vor. Unterwegs rührend ging sie zu Ash hinüber, der gerade die letzten Bröckchen selbst gemachten Blaukäse zerkrümelte.

»Ash!«

Er sah sie an, sagte aber nichts.

Ach herrje, dachte sie, das ist jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um weiter einen auf beleidigt und kalte Schulter zu machen.

»Ash, wann hast du Roy zum letzten Mal gefüttert?«

Er deutete auf sein Mikrofon, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.

»Mein Mikro ist aus«, zischte Ella. »Hast du Roy heute schon gefüttert?«

Er sah sie ärgerlich an und nickte.

»Und hast du das Vivarium ordentlich zugemacht?«

Wieder runzelte er die Stirn, dachte nach, nickte wieder und formte lautlos mit den Lippen die Worte: »Natürlich. Glaub ich jedenfalls, ja bestimmt. Warum?«

»Weil«, sagte Ella leise, »Trixie da oben sämtliche Türen aufgerissen hat, und als ich deine zugemacht habe, konnte ich den Glaskasten sehen – und der war leer.«