29. Kapitel

Auf die Minute pünktlich um 19.30 Uhr kam Gabby wieder in die Küche stolziert. Ganz in Gold gewandet, die Locken perfekt gedreht und auf Hochglanz gebracht, auf ihren Louboutins staksend und mit mehr Make-up als eine Dragqueen schaute sie sich um.

Hideaways Küche war völlig verwandelt.

Die Scheinwerfer strahlten aus allen Winkeln. Die Kameras waren bereit. Die Monitore liefen. Die Crew stand in Position. Alles, was das Hideaway-Team möglicherweise brauchen könnte, um das beste dreigängige Menü aller Zeiten zuzubereiten, war vom Runner-Boy auf dem großen gescheuerten Küchentisch kunstvoll aufgebaut worden. Überall schwirrten Ventilatoren, um die rasch ansteigende Hitze ein wenig zu mildern.

Ohne Tom eines Blickes zu würdigen, rückte Gabby hier etwas zurecht und verschob dort etwas um ein paar Millimeter. Dann nickte sie. »Gut. Sehr schön. Also, dann lasst uns mal loslegen.«

Ooogottogottogott … Ella, die sich mit Billy vor einiger Zeit im Garten zur Crew gesellt hatte, fühlte sich erhitzt, verschwitzt, benommen und sehr, sehr verängstigt. Mit wohlwollendem Lächeln hinter seinem eisgekühlten Bier hatte Tom die gesamte Runde mit Gräuelgeschichten unterhalten, was bei einer Liveübertragung im Fernsehen so alles schiefgehen konnte – und mit gewisser Wahrscheinlichkeit auch schiefgehen würde.

Doch schien er, dachte Ella jetzt, ein wirklich netter Mann zu sein. Warmherzig, gutmütig und humorvoll – von Starallüren keine Spur. Auch hatte er weder über Gabby noch über ihrer beider sichtlich ätzende Beziehung ein Wort verloren. Und er hatte sich von den Schmink- und Frisiermädchen nur ganz geringfügig pudern und schön machen lassen. Außerdem, was noch mehr für ihn sprach, hatte er sich mit ihnen unterhalten wie mit gleichgestellten Freunden. Jetzt aber fragte sich Ella, wo zum Teufel Ash und Poll denn nur blieben?

Gabby klatschte in die winzigen Hände. Diamanten glitzerten und ließen regenbogenfarbene Prismen durch die Küche huschen. »Los geht’s! Dann lassen wir uns mal verclipsen und machen die Soundchecks.«

Verclipst zu werden beinhaltete offenbar, dass der Tontechniker ihnen Mikrofone am Halsausschnitt befestigte und Drähte durch ihre Oberteilte fädelte, die mit weiteren Drähten und einem kleinen schwarzen Päckchen an der Rückseite des Taillenbunds befestigt wurden. Und währenddessen erklärte er ihnen unter Entschuldigungen und Lachen, dass von Punkt zwanzig Uhr an jedes einzelne Wort, das sie von sich gaben, landesweit übertragen wurde und sie deshalb die ganze Zeit über unbedingt daran denken mussten, nichts zu sagen, was das Publikum nicht hören sollte.

»Entschuldigung.« Ash erschien im Türrahmen. »Habe ich mich verspätet?«

»Aber durchaus nicht, Süßer«, sprudelte Gabby und klimperte mit ihren Federwimpern. »Genau rechtzeitig für den Ton – ach, möchten Sie, dass ich Ihnen das Mikrofon anbringe?«

»Sag Nein«, empfahl Ella ihm leise. »Es sei denn, natürlich, du willst von ihr zu Tode betatscht werden.«

Ash lachte leise, während der Tontechniker die Drähte durch sein Hemd fummelte. »Nein danke, Mrs Dewberry. Auch wenn ich das Angebot natürlich sehr zu schätzen weiß.«

»Für dich Gabby, mein Süßer.« Die Wimpern klimperten erneut. »Und wenn du es dir irgendwann noch anders überlegst, Süßer, genügt ein Wort … Also, sind wir jetzt alle da und verclipst? Ach, wo steckt denn Polly?«

»Es heißt Poll – und hier bin ich.« Poll wehte in die Küche und sah so vergnügt aus wie den ganzen Tag noch nicht. »Ich entschuldige mich ebenfalls. Ich habe meinem Sohn erklärt, was vor sich geht, und dafür gesorgt, dass Trixie ihn auf Abstand hält. Sind alle bereit, kann es losgehen?«

»Hat sie getrunken?«, fragte Ash Ella flüsternd, während Poll sich unbekümmert verkabeln ließ. »Oder ist sie auf Valium?«

»Wahrscheinlich beides«, flüsterte Ella zurück und deutete auf die Mikrofone, »und ich glaube, wir sollten über so etwas lieber nicht reden, falls man uns hören kann.«

»Ups, fast vergessen.« Ash grinste. »Himmel, ist das heiß hier drin.«

»Wie im Backofen. Wo warst du denn?«

»Ich wollte nur mal nach Poll sehen, aber die war bei Trixie und sagte, es ginge ihr gut, dann habe ich mich um Roy gekümmert und anschließend Onyx angerufen.«

»Und?«

»Roy geht es auch gut.«

»Ich meinte Onyx.«

»Ist unterwegs. Sie müsste hier sein, bevor wir auf Sendung gehen. Sie bleibt dann im Garten, bis alles vorbei ist.«

Ach herrje …

Ella sah Poll an und fragte lautlos: »Alles okay?«

»Bestens, danke.« Poll lächelte träumerisch. »Mir war ziemlich elend, aber Trixie hat mir eine ihrer kleinen Kräutertinkturen spendiert, und jetzt geht es mir blendend.«

Ach herrje, dachte Ella, das hat uns gerade noch gefehlt.

Und dann, bevor sie Zeit fand, über sonst noch irgendwas in Panik zu geraten, scheuchte der Regisseur alle auf ihre Positionen hinter dem Tisch, der Produzent befehligte seine Truppen, Tom und Gabby standen vor der Schienenkamera, Unmengen kleiner bunter Lämpchen blinkten und flackerten auf den Schaltflächen der elektronischen Anlage, und die Scheinwerfer wurden aufgedreht bis zur Stufe »Mittag in der Sahara«.

Irgendwer rief: »Kamera läuft!«, und die bekannte Titelmusik von Dewberry’s Dinners – das muntere »Pickin’ A Chicken« von Eve Boswell – dröhnte durch Hideaways Küche.

Billy wippte mit den Füßen im Takt.

Herr im Himmel, dachte Ella von Panik gepackt, jetzt wird es wirklich ernst!

»Hallo, liebe Zuschauer!« Gabby strahlte in die Kamera. »Ich bin Gabby Dewberry und begrüße Sie zu Tag drei der ersten Ausscheidungsrunde in der neuen Staffel von Dewberry’s Dinners

»Hi, ich bin Tom Dewberry, und an einem glühenden und herrlichen Mittsommertag«, Tom ließ ein entsprechend strahlendes Lächeln aufblitzen, »sind wir im ländlichen Berkshire für unsere dritte Sendung der Ausscheidungsrunde Süd. Und sprichwörtlich heiß«, er grinste anzüglich, »ist es im Süden tatsächlich. Heiß wie im Backofen ist es hier drin. Oder sollte ich sagen, wie im Kochtopf?«

Gabby funkelte ihn an. »Wieder so einer von Toms erbärmlichen Witzen … Also, ja, heute sind wir, wie Sie sehen, in einer herrlichen alten Bauernküche für ein – hoffentlich – wohlschmeckendes dreigängiges Dinner, das für uns vor Ihren Augen von einem netten Team ländlicher Möchtegernköche zubereitet und serviert wird.«

Die Kamera schwenkte und fuhr am Tisch entlang.

»Angefangen von links«, erklärte Tom munter, »haben wir Ash und Billy, die unsere Vorspeise bereiten; Poll, die unser Hauptgericht kocht; und Ella, die für den Nachtisch sorgt.«

Ella wusste, dass ihr Lächeln eine Grimasse war. Ihre Lippen waren wie an die Zähne geklebt. Ihre Zunge war fest am Gaumen verankert.

»Während sie kochen, plaudere ich mit ihnen«, erklärte Gabby und bewegte sich lässig und völlig ungezwungen vor der Kamera hin und her. »Und so werden Sie und ich, während ich von einem zum anderen schreite, herausfinden, womit sie uns heute Abend verführen wollen. Und Sie und ich werden auch herausfinden, ob sie gut genug sind« – Pause und Bühnenzwinkern in die Kamera –, »um unsere Wochengewinner zu werden.«

Tom wandte sich um und lächelte ihnen allen ermutigend zu. »Also, dann legt mal los, Leute. Ihr habt fünfundvierzig Minuten, um uns mit euren Kochkünsten zu beeindrucken, die Zeit läuft ab – jetzt!«

Starr vor Schreck standen sie da.

Ella, am hinteren rechten Ende des Tisches, sah zu Billy und Ash hinüber. Keiner der beiden rührte sich. Neben ihr stand Poll und grinste leer in die Kamera, während ihre Hände reglos herunterhingen.

»Schön!«, sagte Gabby, an derlei drohende Katastrophen offenbar schon gewöhnt. »Während wir jetzt anfangen, werden Tom und ich Sie alle vorstellen, Sie bitten, uns ein bisschen über sich zu erzählen und uns zu erklären, was Sie da gerade machen.«

Tom beugte sich über den Tisch zu Poll und schenkte ihr ein »Du schaffst das«-Lächeln. »Dann wollen wir mal mit Ihnen anfangen. Sie sind Poll Andrews, und dieses herrliche Berkshire-Bauernhaus ist Ihr Zuhause – wie heißt denn nun Ihr Menü?«

Poll, die Augen noch immer starr auf die Kamera gerichtet, schluckte. »Ein Schmauernbaus.«

»Ein Bauernschmaus!«, verbesserte Tom zuvorkommend. »Wie schön. Und was ist das Besondere daran?«

Poll konnte sich eindeutig nicht erinnern.

»Es ist ein nostalgisches Menü«, wagte sich Ash mit belegter Stimme vor. »Alle Rezepte sind mindestens fünfzig Jahre alt.«

»Wie Tom!«, quiekte Gabby.

»Äh, und vegetarisch«, warf Ella ein, obwohl ihr die Lippen noch immer an den Zähnen klebten und sie nicht sicher war, ob man sie überhaupt hören könnte. Dann fiel ihr wieder ein, was es wirklich Wichtiges über ihr Menü zu sagen gab, und sie holte tief Luft. Ihre Worte kamen hastig und monoton, aber wenigstens kamen sie heraus. »Und wir verwenden nicht nur die Zutaten aus alter Zeit, sondern auch die originalen Gerätschaften einer Bauernhausküche bei der Zubereitung und zum, ähm, Garen.«

»Ah, ich verstehe!«, rief Tom begeistert und nickte ermutigend. »Hier gibt es nichts als Raspel und Schneebesen und Siebe! Kein Mixer und keine Küchenmaschine weit und breit! Ganz wie in der guten alten Zeit, hm?«

»An die«, warf Gabby mit einem Zwinkern zur Kamera ein, »Tom sich ja noch allzu gut erinnern kann.«

Tom wurde rot und nickte Ella zu. »Und jetzt erzählen Sie uns ein bisschen über sich selbst – nein, Sie brauchen Ihre Arbeit nicht zu unterbrechen.«

Ella, der plötzlich nicht einmal mehr ihr eigener Name einfiel, schluckte schwer. »Ach, äh, ja. Ich bin Ella, und ich wohne in Hideaway und bin eine Art Kindermädchen.«

»Wie nett!«

»Und«, platzte Billy heraus, der die Regel, nur auf Aufforderung zu sprechen, offenbar vergessen hatte, »falls es Sie interessiert, die Zutaten für die heutige Mahlzeit sind alle in dieser Region, äh, gewachsen und geerntet worden, das meiste davon hier auf der Farm, und passend zur Jahreszeit.«

Verärgert, dass man ihr zuvorgekommen war, funkelten Gabbys Augen mit ihren Diamanten um die Wette. »Tatsächlich? Nun, das klingt alles sehr nostalgisch und sehr aufregend und sehr ungewöhnlich, so mögen wir es bei Dewberry’s Dinners – also dann mal los!«

Langsam, ganz allmählich, kamen sie in Bewegung. Begannen ihre Speisen zuzubereiten. Glitten, wenn auch zittrig, in den Arbeitsablauf, den sie wieder und wieder eingeübt hatten.

»So!« Gabby schlängelte sich an der Rückseite des langen Tischs entlang und drängte sich sehr, sehr dicht an Ash. »Sie und Billy machen die Vorspeise. Worum handelt es sich denn?«

»Nesselsuppe.« Ash hielt beim Kleinschneiden von Zwiebeln und Knoblauch inne und musste tief in Gabbys Ausschnitt blicken. »Nach einem Originalrezept aus Kriegszeiten, aber mit meiner eigenen Kräuterkomposition dazu, für den gewissen Pfiff.«

»Nesselsuppe! Na, also das ist eine Premiere bei Dewberry’s Dinners! Und haben Sie die Nesseln selbst gepflückt?«

»Ja. Nur frische junge Nesseln oder von älteren Pflanzen die Spitzen. Von den Feldern und Hecken rund um die Farm. Ganz, ganz vorsichtig.«

Gabby quiekte vor Lachen. »Das kann ich mir vorstellen. Und was gehört noch zur Vorspeise?«

»Ballater Scones«, warf Billy von der anderen Seite her ein. »Nach einem Rezept aus den Dreißigerjahren, so wie ich sie mit meiner alten Mutter oft gebacken habe. Ash macht die Suppe, und ich backe die Brötchen dazu.«

»Mmm!«, machte Gabby gekünstelt, erneut eindeutig verstimmt, von Ash abgelenkt worden zu sein. »Köstlich! Und Sie sind?«

»Billy Booker und Bäcker im Ruhestand, meine Liebe.« Billy siebte Mehl und Weinsteinpulver in eine Schüssel und begann mit professioneller Geschicklichkeit große Klumpen Butter unterzumischen. »Gibt nicht viel Interessantes über mich zu erzählen. Ach, und könnten Sie mal eben beiseitegehen, ich brauche das Backnatron.«

Gabby warf Ash ein verspieltes Lächeln zu und tippelte hinter ihm her zum Herd, wo er Butter schmolz und Zwiebeln samt Knoblauch anschwitzte. »Oooh, riecht das aber gut! Also, Ash, verraten Sie uns mal ein bisschen über sich. Haben Sie schon immer gern gekocht, und was machen Sie momentan beruflich?«

»Ich habe schon immer gern gekocht. Ich habe als Koch gearbeitet, aber jetzt bin ich Eisverkäufer.«

»Nein! Ist das denn die Möglichkeit?«, flötete Gabby und wandte sich zur Kamera. »Oh meine Damen, würden Sie da nicht auch alle vom Fleck weg anhalten und bei ihm naschen?«

Ash, bemerkte Ella, stieg die Zornesröte ins Gesicht.

Tom zwängte sich zwischen sie und Poll.

»Also, Poll, Sie machen das Hauptgericht. Und das wäre?«

Poll schüttelte den Kopf. »Äh …«

»Topinambur-Auflauf«, sprang Ella nach besorgtem Seitenblick auf Poll hilfreich ein.

»Ah ja. Ich ziehe meine eigenen Erd-Artischocken in dem kleinen Gewächshaus im Garten.« Auf einmal strahlte Poll, hob die halbierten Topinamburknollen aus der Schale mit Essig und gab sie mit einer Tasse Milch in einen Topf. »Ein wenig beachtetes Gemüse heutzutage. Aber dieses Rezept stammt aus einem beliebten alten Berkshire-Kochbuch und …«

Hinter Polls Rücken machte Gabby Handbewegungen, die besagten: »Schnitt!«

Tom wandte sich an Ella. »Und Sie, Ella, sind auf Desserts spezialisiert? Was zeigen Sie uns denn heute?«

Ella ignorierte Tom und starrte auf die Kamera. Sie versuchte, ihre Lippen loszulösen, war sich aber grauenhaft deutlich bewusst, dass sie dabei mit hochgezogenen Mundwinkeln eine echte Elvis-Grimasse machte. »Ähm, Athole-Pudding … mit Weißweinsauce.«

»Das ist etwas ganz Neues für mich!« Tom lachte laut. »Athole-Pudding!«

»Wieder«, sagte Ella noch lauter, »ein beliebtes Landküchen-Rezept aus den Dreißigerjahren. Ungewöhnlich daran ist, dass der Pudding in einer Form gekocht wird und man ihn stürzt, während er noch heiß ist. Und es ist ein Dessert, das meine Oma mir gezeigt hat, als ich noch klein, äh, ein Kind war.«

Gabby und Tom stellten sich an der Vorderseite des Tisches nebeneinander und begannen, schnippische Bemerkungen auszutauschen.

Ella wischte sich den Schweiß von der Oberlippe und begann sich zu entspannen, irgendwie vergaß sie, dass Unmengen von Leuten ihr zusahen, und verrührte Butter mit Eiern und raspelte Zitronenschale, wie sie es schon immer getan hatte, seit sie sich erinnern konnte.

Poll neben ihr kam ebenfalls in die Gänge, und Billy rollte den Teig für seine Scones aus. Das endlose Üben machte sich bezahlt: Sie arbeiteten so gut und reibungslos zusammen wie bei all ihren Probeläufen und bewegten sich mit der Anmut von Synchronschwimmern zwischen Tisch und Herd hin und her.

Es würde schon gut gehen.

»Schön, jetzt wird also tatsächlich gekocht! Und glauben Sie mir, es riecht hier alles ganz köstlich.« Gabby lächelte gekünstelt, tippelte zum Herd zurück und verschlang Ash mit Blicken. »Nun, meine Damen, hätten Sie nicht auch alle gern so einen hier in Ihrer Küche? Hach, ich wünschte, mein Tom würde am Herd auch so eine gute Figur abgeben – oder anderswo, Sie wissen schon, was ich meine!«

Ash, der gerade seine mit den Nesseln vermischten und in selbst gemachtem Gemüsefond köchelnden gewürfelten Kartoffeln kostete, umklammerte den Griff seines Messers sehr, sehr fest.

»Oooh ja«, sprudelte Gabby von Neuem. »Einfach superb. Das duftet und sieht ja zum Anbeißen aus! Und sicher ist es schon bald so weit. Sie haben eindeutig ein glückliches Händchen, Ash!«

Tom beobachtete, wie Poll abgeseihte Topinamburknollen, pürierte Kartoffeln und Kräuter in die Auflaufform schichtete. »Und wenn Gabby so gut kochen könnte wie Sie, meine Liebe, dann wäre ich ein überaus glücklicher Mann. Sie beweisen auch ein geschicktes Händchen, meine Liebe, besonders mit diesem Püree.«

»Und Tom«, gurrte Gabby, »muss es ja wissen. Denn etwas Anspruchsvolleres als Würstchen mit Kartoffelpüree würde heutzutage seinen kulinarischen Horizont überschreiten.«

»Fanny!«, rief Billy auf einmal.

Ella fiel vor Schreck der Pinsel aus der Hand, mit dem sie gerade ihre Puddingform einfettete.

»Wie bitte?«, kreischte Gabby.

»Kein Grund zur Aufregung.« Billy ließ seine Scones fachmännisch auf ein Backblech gleiten und ging zum Herd hinüber. »Ich meine, Sie sind genau wie Fanny Cradock. Die hat ihrem alten Herrn auch immer so zugesetzt, wenn die beiden im Fernsehen gekocht haben. Ich wusste doch, dass Sie mich an irgendwen erinnern, und jetzt ist es mir wieder eingefallen.« Er schob das Backblech in den Ofen und stand auf. »Und Sie müssen so etwa in meinem Alter sein, meine Liebe, also sagen Sie bloß nicht, Sie könnten sich nicht an Fanny Cradock erinnern.«

Mit loderndem Blick und schleunigst eingezogenen Schmolllippen schüttelte Gabby den Kopf. »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie da reden. Ich kenne keine Fernsehköche vor Keith Floyd. Ach ja, die Männer«, sie machte ein vielsagendes Gesicht in Richtung Kamera, »zu nichts zu gebrauchen, finden Sie nicht auch, meine Damen? Tja« –, sie blinzelte heftig in Richtung Ash –, »bis auf manch eine beachtliche Ausnahme, versteht sich.«

Ella lachte leise, goss ihre Puddingmischung in die Form und schaffte es, sie ohne Katastrophe in den Ofen zu bekommen. Jetzt war nur noch die Weinsauce zu machen …

»Fein!« Gabby klatschte in die winzigen Händchen. »Läuft ja alles bestens. Ich bin sehr beeindruckt von Ihrer Arbeitsweise. Und Sie liegen allesamt gut in der Zeit … Also, Tom, wollen wir noch ein bisschen mehr über unsere Bewerber herausfinden, während sie ihre Arbeitsplätze aufräumen und sich aufs Servieren vorbereiten? Tom? Tom …? TOM

Ella erstarrte mitten im Verquirlen des Weißweins mit geschlagenem Eigelb und Zucker und drehte sich um.

Poll erstarrte mitten in der Vorbereitung der Babykarotten und des Spargels und drehte sich um.

Ash erstarrte mitten im Kosten seiner Suppe, die er gerade mit schwarzem Pfeffer abschmeckte, und drehte sich um.

Billy erstarrte, während er gerade Butterstückchen für seine Ballater Scones portionierte, und drehte sich um.

Tom starrte einfach nur. Mit offenem Mund.

Gerade eben war in silbernem Bikinioberteil und den knappen weißen Shorts – außer Reichweite der Kameras – Onyx im Garteneingang der Küche erschienen.