16. Rattenkollaps

Professor Irvin Schmelzer, 64, Biochemiker und Molekularbiologe

Wir wechselten in eine schummrige, leicht schmuddelige Bar nebenan. Am Tresen standen jede Menge mehr oder weniger angetrunkener Gäste, die sich lautstark kommentierend eine Basketballübertragung auf einer Leinwand ansahen. Zielsicher wählten Lucy und Katya eine dunkle Nische in der hintersten Ecke. Blickgeschützt und weg vom Trubel. Ich hatte mich schon oft gewundert, dass sie sich trotz ihres Lebens weit außerhalb der Normalität auch privat so zurückzogen und keinen Kontakt mit anderen Menschen aufnahmen. Jetzt erst verstand ich die grausigen Gründe für ihre kaum freiwillig zu nennende Isolation. Wir schwiegen, bis der fette, schwitzende Wirt Wodka und Whisky auf den klebrigen Tisch vor uns stellte.

»Lucy, du hast gesagt, es müsste etwas anderes gewesen sein, was mit Sybil passiert ist. Woran denkst du?«, nahm ich den Faden wieder auf.

»Das wollten wir von Ihnen wissen, Professor«, beantwortete Katya meine Frage und kippte ihren Wodka entschlossen hinunter.

Lucy nickte zustimmend. »Wir fürchten, es könnte das gewesen sein, was vor vier Jahren mit den anderen Ratten passiert ist. Deswegen wollen wir, dass Sie uns endlich reinen Wein einschenken. Wieso gibt es keine Zweier und Dreier? Was ist mit den Frauen passiert? Wir haben Sie schon oft danach gefragt, aber immer ausweichende Antworten bekommen. Das funktioniert nicht mehr, Professor. Irgendetwas geht vor. Wir haben ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.«

Das hatte ich befürchtet. Mit der Wahrheit verhält es sich seltsam. In unserem Wertesystem nimmt sie einen hohen Rang ein. Wir behaupten, in ihren uneingeschränkten Besitz gelangen zu wollen. Aber wenn wir sie kennen, bereuen wir unsere Neugier. Mit Geheimnissen verhält es sich ähnlich absurd. Egal, ob man aufgrund seines Charakters begierig darauf ist, sie zu erfahren, oder sie, einer klugen Neigung zur Vorsicht folgend, lieber meidet: Ist man erst einmal im Besitz einer mit absoluter Verschwiegenheit zu behandelnden Information, so verspürt man nicht selten den schier unwiderstehlichen Drang, sie wieder loszuwerden.

So schwankte ich zwischen der Erleichterung, endlich darüber reden zu müssen, und dem inneren Widerstand vor der Auseinandersetzung mit dem Grauenvollen, was ich erlebt hatte. Außerdem würde ich einen Teil meiner Last diesen beiden Frauen aufbürden, die schon genug zu ertragen hatten.

»Ihr wisst nicht, was ihr von mir verlangt. Und euch selbst damit antut.« Ich schaute die beiden an und las in ihren Gesichtern, dass sie keine Ruhe geben würden.

»Wir wollen die Wahrheit wissen«, wiederholte Katya.

Ich bestellte für jeden noch einen Doppelten, den würden sie brauchen. Ich auch. Dann begann ich zu erzählen:

»Es war vor vier Jahren. Damals gab es noch keine Freistellung der Sensoren. Alle unter Stufe Sieben waren in Roswell im Lager. Alle darüber, also die im Einsatz befindlichen Frauen, waren in der Nähe von Baltimore in einem Haus untergebracht. Nahe bei Washington, nicht weit weg von New York. Sie wurden mit Militärhubschraubern zu den Jobs geflogen. Sie lebten in einer schönen viktorianischen Villa mit Efeuranken an den Rotklinkermauern, einige Meilen außerhalb der Stadt inmitten eines großen Parks. Im Herbst, wenn die Blätter von den Bäumen fielen und der Rasen feucht dalag und Nebel aufstiegen, wirkte das Anwesen fast gespenstisch schön. Im unteren Stockwerk waren die Gemeinschaftsräume wie Bibliothek, Spiel- und Fernsehzimmer sowie der geräumige Speisesaal untergebracht. Im Keller befanden sich Labors, Küche und Wirtschaftsräume. Die Schatten wohnten im ersten Stockwerk, im zweiten die Frauen. Obwohl die Umgebung schön war und die Ausstattung der Zimmer luxuriös, fühlten sich die Frauen nicht wohl. Die Fenster im obersten Stock waren schmiedeeisern vergittert, das ganze Gelände, sowohl innerhalb des Hauses als auch im Park, war lückenlos mit Kameras bestückt. Ich war damals schon der festen Überzeugung, dass kein normaler Mensch, schon gar kein hypersensibler, mit einer permanenten Bewachungssituation klarkommen kann. Wer eine Arbeit ausführt, die einen permanent unnatürlich hohen Stresspegel verursacht, braucht als Kontrapunkt besonders viel Ruhe. Aber es musste erst etwas Schreckliches passieren, bevor die hohen Herren ein Einsehen hatten.

Es geschah an Weihnachten. Ich hatte zwar ein Zimmer in der Villa, da ich manchmal drei, vier Tage und Nächte ununterbrochen dort war, aber an diesem Abend wollte ich nach Hause in meine Wohnung in Washington. Ich war völlig überarbeitet, hatte eine gefühlte Ewigkeit nicht geschlafen. Die beiden Fünfzehner, Cathy und Marla, fühlten sich seit Wochen elend, seit einigen Tagen hatte sich ihr Zustand besorgniserregend verschlimmert. Sie konnten keine Einsätze mehr bewältigen, ihre C15-Spiegel waren immens erhöht. Bei beiden traten heftige dissoziative Störungen auf. Meine Assistenten und ich suchten fieberhaft nach dem Auslöser und nach einem Mittel zur Stabilisierung ihres Hormonstatus, aber wir standen vor einem Rätsel. Ich war erschöpft, ausgebrannt und frustriert. An Heiligabend fuhr ich nach Hause. Ich wollte ein heißes Bad nehmen, einen Cognac trinken, endlich mal wieder ausschlafen und alles vergessen, zumindest für ein, zwei Nächte.

Kaum war ich zu Hause angelangt, rief mein damaliger Erster Assistent an und schrie in völliger Panik ins Telefon, ich müsse sofort zurückkommen. Dann legte er auf. Ich rief sofort zurück, um mehr Informationen zu bekommen. Niemand hob ab. In höchster Unruhe griff ich zu meinem Mantel und machte mich auf den Rückweg. An jenem Abend begann es zu schneien. Innerhalb weniger Minuten waren die Straßen von einer dünnen weißen Schicht bedeckt, zarte Pulverschneeflocken tanzten in den Lichtkegeln meiner Scheinwerfer. Ich konnte weder den Mittelstreifen noch die Randbegrenzung der Straße erkennen. Für die Wetterverhältnisse fuhr ich viel zu schnell, aber ich machte mir Sorgen um Cathy und Marla.

Es waren nicht viele Leute unterwegs, die meisten saßen zu Hause im Kreis der Familie vor Christmas-Bread und Wildgans in Cranberrysoße. Oder packten Geschenke aus. Ich weiß noch, dass mir auf der Fahrt die Frage durch den Kopf ging, was in meinem Leben wohl schiefgelaufen war, dass ich nicht auch mit Frau, Kindern und Enkelkindern unterm Weihnachtsbaum saß. Mit dieser Frage beschäftigte ich mich, um mich von meiner Sorge um die zwei Höchstrangigen abzulenken. Es gelang mir halbwegs, bis ich die Toreinfahrt der Villa durchquerte. Das Haus war hell erleuchtet. Als ich vor der Steintreppe hielt, riss mein Zweiter Assistent schon die Tür auf und schrie, dass Cathy und Marla kollabierten.

Wir rannten hinunter ins Labor. Sie hatten die beiden auf den Tischen festgeschnallt. Cathy und Marla zeigten exakt die gleichen Symptome. Sie schrien, bäumten sich auf und krümmten sich in ihren Fesseln, als ob sie Elektroschocks bekämen. Beide hatten Schaum vor dem Mund, ihre Augen traten ihnen aus den Höhlen und begannen einzubluten. Sie zerrten an den Fesseln, bis ihre Haut aufriss. Wir taten, was wir konnten, doch in Wirklichkeit wussten wir überhaupt nicht, was wir tun sollten. Es gab keine Lösung, keine Rettung, keine Hoffnung. Sie starben innerhalb einer Stunde. Unter entsetzlichen Qualen.«

An dieser Stelle versagte mir die Stimme. Ich griff nach meinem Glas, bemerkte abwesend, dass es leer war. Lucy und Katya sahen mich mit kalkweißen Mienen an. Eine Zeit lang brachten sie keinen Ton heraus. Das Johlen der betrunkenen Gäste am Tresen drang wie Hohn zu uns herüber. Lucy flüsterte brüchig: »Was war passiert?«

Ich gab dem Wirt ein Zeichen für eine neue Runde und fuhr fort: »Wir haben bei der anschließenden Autopsie und den biochemischen Analysen festgestellt, dass sich das C15 übermäßig an den Synapsen angelagert hatte. Die Synapsen sind Schaltstellen zur Übertragung von Informationen über die Nervenbahnen. Sie waren geradezu verklebt, lahmgelegt, manche auch wie angefressen. Dem Gehirn und allen Körperzellen sind dadurch pausenlos widersprüchliche Informationen zugegangen. Das ganze System ist zusammengebrochen. Ein Kollaps. Die beiden müssen Fürchterliches durchlitten haben …«

Ich trank meinen nächsten Whisky in einem Zug aus.

Katya malte mit zittrigen Fingern immer schneller werdende Kreise auf die Tischplatte. »Sie sagten vorhin im Restaurant, wir hätten leicht erhöhte C15-Werte. Ist das der Anfang von unserem Ende? Wissen Sie, was gegen diesen Kollaps getan werden kann? Sie haben das Problem doch sicher schon längst im Griff? Das mit den Synapsen ist doch keine Gefahr mehr, nicht wahr?«

Jetzt kam der Moment der Wahrheit. Ich konnte Lucy und Katya weiterhin belügen oder ein für alle Mal mit offenen Karten spielen und die Verantwortung für meine gottlosen Experimente übernehmen. Zumindest zum Teil. Ich entschied mich für schonungslose Ehrlichkeit: »Wir wissen nicht, was wir dagegen tun können. Noch nicht. Wir forschen seit vier Jahren unter Hochdruck. Mit Teilerfolgen. Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir eine Substanz entwickelt haben, die die völlige Auflösung der C15-Konzentration nach jedem Einsatz unterstützt. Eure Werte sind harmlos. Sie deuten nur auf leichte Überarbeitung hin. Die Kulmination, bei der es gefährlich wird, liegt fünfzigmal so hoch wie eure. Macht euch keine Sorgen. Ich verspreche euch hoch und heilig, dass euch nichts passieren wird.«

Als ich den beiden eröffnete, dass wir in den vier Jahren noch kein Gegenmittel gefunden hatten, umkrallte Katya ihr Glas, als wolle sie es zerdrücken. Die blanke Angst stand in ihren Augen. Wie in Trance hob sie ihr Glas und schüttete mir ihren Wodka ins Gesicht. Dann stand sie wankend auf und lief zur Toilette.

Lucy reichte mir wortlos ein Taschentuch.

Ich trocknete mir das Gesicht ab. »Ich kann Katya verstehen. Keiner von uns hat euch gesagt, welche Risiken ihr auf euch nehmt. Wir hatten keine Ahnung. Aber das macht es nicht besser.«

Lucy gab keine Antwort. Sie bestellte eine neue Runde.

Als Katya nach langen Minuten zurückkam, immer noch bleich wie eine Wasserleiche, bohrte sie ihren Blick in mich. »Was ist mit den anderen passiert? Sind sie alle daran gestorben? In Baltimore waren von jeder Stufe zwei da. Das macht insgesamt achtzehn Frauen. Die beiden Fünfzehner, Cathy und Marla, sind tot. Was ist mit den anderen sechzehn Frauen? Ich will es jetzt wissen!«

Nachdem ich Katya und Lucy eindringlich klargemacht hatte, dass unser aller Leben keinen Pfifferling mehr wert war, wenn herauskäme, dass sie Bescheid wussten, fuhr ich mit meinem schaurigen Bericht fort. Tonnenschweren Herzens und inzwischen auch mit schwerer Zunge.

»In der Nacht, als Cathy und Marla starben, bin ich wieder zurück nach Washington gefahren. Ich habe es in der Villa nicht ausgehalten. Meinen beiden Assistenten ging es genauso. Wir haben das Labor geschlossen und uns verpisst. Feige. Ich fuhr den ganzen Weg wieder zurück durchs Schneegestöber. Und betrank mich zu Hause. Am späten Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertages wachte ich durchs Telefonklingeln auf. Ich war noch gar nicht richtig bei mir, als ich abhob und Frau Walters Stimme – Frau Walter war die Hauswirtschafterin der Villa – wie durch einen Nebel zu mir drang: ›Sie bringen alle um, sie bringen alle um‹, schrie sie. Dann brach die Verbindung ab. Ich war blitzschnell ernüchtert, zumindest bildete ich mir das ein, sprang in meine Kleider und raste mit meinem Auto wieder raus nach Baltimore. Es schneite immer noch. Ich rutschte und schlitterte mehr über die Straßen, als dass ich fuhr. Vielleicht hoffte ich unbewusst, gegen einen Baum zu prallen und mir auf diesem Wege zu ersparen, was mich in der Villa erwarten würde. Ich hatte fürchterliche Angst und ahnte auch, wovor. Dieses Mal öffnete mir niemand, als ich vor der Freitreppe aus dem Auto stieg. Es war nicht nötig. Die Tür stand offen. Ich glaube, ich blieb einige Sekunden im Schnee stehen, ohne den geringsten klaren Gedanken in meinem Schädel.

Plötzlich fällt im Park ein Schuss, ich renne unlogischerweise ins Haus hinein. Zwei der Frauen, es waren Cindy und Sharon, liegen links im Wohnzimmer. Es sieht so absurd aus, so unwirklich! Das Wohnzimmer ist weihnachtlich dekoriert mit Kerzen, Lametta und Engelshaar am Weihnachtsbaum. Sie liegen da, Sharon auf dem Boden, zwischen zerknülltem Geschenkpapier, Cindy halb auf dem Sessel. Sie sind nackt. Cindys Augen sind weit geöffnet. Sie hat eine Kette mit Weihnachtsbeleuchtung um den Hals und die Brüste gewickelt. Die Lichter, sie sind rot und blau und grün und gelb, gehen an und aus, an und aus. Blut klebt überall auf den Teppichen, den Stühlen und dem Sofa. Auf der Treppe liegt die Nächste, ebenfalls erschossen. Christine. Ich renne in den zweiten Stock, vorbei an einigen Schatten, die mir auf der Treppe entgegenkommen, mich genauso wenig beachten wie ich sie. Ich bin außer mir. Ellen liegt in der Badewanne. Die Wanne ist voller Blut. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Rosanna hängt an einem Gürtel am Fensterkreuz ein Zimmer weiter. In jedem Zimmer liegt eine, überall ist Blut – auf den Böden, den Möbeln, im Flur, an den Wänden. Manche sind halb, manche ganz ausgezogen. Sie haben ihnen die Kleider runtergezerrt, haben sie vergewaltigt, bevor sie sie erschossen haben. Das ist das Einzige, was ich sehe: Sie sind alle tot, tot, tot. In Sherrys Zimmer liegt sogar Frau Walters, auch tot, alle sind tot. Ich, ich weiß nicht, ich glaube, ich bin zusammengebrochen, ich weiß nicht, ich …«

Lucy schüttelte mich kräftig an der Schulter. Nur langsam begriff ich, dass ich nicht in Baltimore war, sondern in Washington, vier Jahre später, und dass die Frauen an meinem Tisch noch lebten. Diese beiden lebten noch. Meine Hände zitterten. Katya hielt mir ihr Glas hin. Ich trank.

Erst nach wenigen Minuten konnte ich weitersprechen: »Irgendwann kam Walcott die Treppe rauf, auf der ich wie betäubt saß. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich dagesessen habe. Minuten, Stunden? Walcott ließ mich von einem seiner Metzger nach Hause fahren. Ich konnte keinen Widerstand leisten, konnte überhaupt nichts, habe nur mich hingestiert. Zwei Tage später wurde ich zum Präsidenten gerufen. Walcott war da, Snyder ebenfalls. Walcott erzählte, dass die Weiber, wie er immer sagt, nach dem Tod von Cathy und Marla vollkommen ausgerastet seien. Zwei hätten sich umgebracht, drei wären mit Messern auf die Schatten losgegangen. Sie wären alle total hysterisch gewesen, ein Sicherheitsrisiko. Eine hätte versucht, durch den Park zu entkommen. Man hätte mit denen eh nicht mehr arbeiten können. Also hat er sie eliminieren lassen. Sagte er.

Abgeknallt haben sie die Frauen. Niedergemetzelt. Wie Schlachtvieh. Ich saß nur da und habe keinen Ton herausgebracht. Snyder hat sich höllisch aufgeregt, Walcott vorgeworfen, vorschnell gehandelt zu haben. Vorschnell, dass ich nicht lache! Das ging noch ein paar Tage so, eine Sitzung nach der anderen. Eine richtige Untersuchung gab es nicht, nur die Köpfe haben sie sich fast eingeschlagen, Walcott und Snyder. March war damals noch nicht im Amt. Den Präsidenten hat das alles nicht sonderlich beeindruckt. Er war nur sauer, dass er keine Schutzengel mehr in der Nähe hatte. Das Ende vom Lied war jedenfalls, dass Walcott belobigt wurde. Der Präsident schätzte seine Tatkraft und Entschlossenheit in Krisensituationen. So ungefähr hatte er sich ausgedrückt. Hätte nur noch gefehlt, dass er ihm einen Orden verleiht. Nur die Schatten wurden vom Dienst suspendiert. Lächerlich. Snyder hat sich dann doch durchsetzen können. Jedenfalls wurde die Oberaufsicht über das Projekt nun offiziell Snyder übertragen. Snyder schickte daraufhin Pete nach Roswell, als seinen Gewährsmann sozusagen. Pete wurde als Schatten eingeteilt, was seine offizielle Rolle im Lager beschrieb. Aber Walcott wusste sehr wohl, dass Pete da war, um ihm auf die Finger zu sehen und das Projekt ein Jahr lang aus der Nähe zu überwachen. In diesem einen Jahr habe ich mit Snyders Unterstützung und dann auch mithilfe von March, der inzwischen zum Team des Präsidenten gestoßen war, daran gearbeitet, die Freistellung ab Stufe Sieben durchzusetzen. Wir haben in harter, gemeinschaftlicher Arbeit dem Präsidenten klargemacht, dass völliges Umdenken erforderlich war. Dass die Frauen nicht nur körperlich, sondern auch psychisch stabilisiert werden müssen. Außerdem haben wir die Neurekrutierungen gestoppt, bis wir die Sache im Griff hätten. Mein Gedanke dabei war, das Projekt ganz einfach einschlafen zu lassen. Deshalb gibt es keine Dreier und Zweier. Aber wie wir heute wissen, hat das nicht funktioniert. Jetzt sind acht Neue dazugekommen.«

Endlich hob ich wieder meinen Blick. Wagte, Lucy und Katya in die Augen zu sehen. Sie hielten sich an den Händen. Wie zwei kleine Mädchen. Über ihre Wangen rollten Tränen. Sie schauten mich nur an. Sagten kein Wort. Brauchten sie auch nicht.