Fünfzehn
Van Appeldorn schlüpfte in die Zentrale.
«Könnte ich wohl mal an deinen PC, Maik? Ich bräuchte den Bericht von einem Streifeneinsatz am 20. Oktober. Oder ist Derks vielleicht in der Nähe?»
Maik zeigte den Gang hinunter. «Der hat gleich Dienst und zieht sich gerade um.»
Derks verhedderte sich in seinem Hosenbein und stolperte rückwärts, als er van Appeldorns Gesicht sah.
«Hab ich irgendwie Mist gebaut?»
«Das weiß ich noch nicht», antwortete van Appeldorn kühl. «Beim Training letzte Woche Dienstag hast du doch etwas von einem Mann erzählt, den ihr auf den Bahngleisen gefunden habt. Wie hieß der?»
Derks zog hastig seine Hosen hoch. «Warte, da muss ich überlegen, der hatte seinen Führerschein bei sich. Rainer … irgendwas mit Sch. … Steht aber im Bericht.»
«Rainer Schraven?»
«Ja, genau! Schraven hieß der. Was ist denn mit dem?»
«Das tut nichts zur Sache. Also, wie war das am Dienstag?»
«Nun ja, ein Lokführer hatte bei der Leitstelle gemeldet, dass er einen Mann gesehen hatte, der neben den Schienen lag, einen Toten. Wir sind dann zu der Stelle gefahren.»
«Wo war die Stelle?»
«Zwischen Bedburg-Hau und Pfalzdorf, nicht ganz auf der Höhe von dem Wald da, Reiherbusch oder wie der heißt. Aber der Mann war nicht tot, sondern nur bewusstlos. Der kam gerade wieder zu sich. Wir haben dann den Notarzt gerufen.»
«Das geht mir zu schnell. Wo lag der Mann? Wie lag er? War er verletzt?»
«Er hat am Kopf geblutet.»
«Am Hinterkopf?»
«Ja.»
«Und dein Kollege hat gedacht, es müsse sich um einen Selbstmordversuch handeln. Wie kam er darauf?»
Derks’ Ohren wurden immer dunkler.
«Na ja, wie der da lag … So, als hätte er mit dem Kopf auf den Schienen gelegen und wäre dann doch noch irgendwie weggerobbt.»
«Ihr habt ein Foto gemacht, nehme ich an.»
Derks traten kleine Schweißperlen auf die Oberlippe. «N… nein, wir mussten uns doch um den Mann kümmern.»
«Was noch?», bohrte van Appeldorn mitleidlos nach.
«Sonst nichts, Trainer.»
«Lass bloß den Trainer weg! Was noch?»
«Weiß nicht.» Derks war feuerrot geworden. «Der Kollege hat gemeint, es handelt sich um einen typischen Suizidversuch, das hätte er auf seiner früheren Dienststelle oft gesehen. Und außerdem wäre das Ganze sowieso Sache der Bahnpolizei. Allerdings gab es da etwas, das wie seine Schleifspur aussah.»
«Eine Schleifspur?»
«Ja, im Schotter.»
Van Appeldorns Augen wurden ganz schmal. «Gehe ich recht in der Annahme, dass im Protokoll nichts von einer Schleifspur steht?»
Derks nickte und schluckte ein paarmal. «Der Kollege meinte … na ja, er ist doch der Erfahrenere …»
«Wer ist dieser Kollege?»
Derks schaute zu Boden. «Schuster.»
Van Appeldorn ließ ihn einfach stehen.
«Wo steckt Schuster?», blaffte er Maik von der Zentrale an.
Der war einiges gewöhnt. «Auf Streife», antwortete er gelassen.
«Lass mich mal an den Funk!»
«Gern doch, Norbert. Soll ich den richtigen Knopf für dich drücken?»
Van Appeldorn nickte.
«Schuster?», bellte er ins Mikrophon. «Wo steckst du gerade?»
«Bist du das, Norbert?» Trotz des Ätherrauschens konnte man Schusters Verblüffung hören.
«Wo du steckst, will ich wissen!»
«Auf Bewegungsfahrt im Stadtgebiet.»
«Also Kaffee trinken. Schaff sofort deinen Arsch hierher!»
«Hast du sie noch alle? Wie redest du denn mit mir? Das muss ich mir nicht bieten lassen.»
Aber dann war er doch ziemlich schnell zur Stelle.
Van Appeldorn erwartete ihn auf dem Parkplatz.
«Da haben wir ihn also, den erfahrenen Kollegen, sieh an.» Er lächelte dabei. «Den erfahrenen Kollegen, der einem Anwärter beibringt, wie man sich vor der Arbeit drückt und Berichte fälscht.»
«Spinnst du?» Aber Schuster war doch ein wenig blasser geworden. «Willst du mir etwa was anhängen? Das versuch mal, du bist mir gegenüber nicht weisungsbefugt.»
«Was glaubst du wohl, wie sehr mich das interessiert – Kollege?»
Doch Schuster hatte sich fürs Maulen entschieden. «Ich habe es nicht nötig, mich von dir abkanzeln zu lassen! Wenn du so weitermachst, dann kannst du mal sehen, wer am Sonntag für dich auf dem Platz aufläuft!»
«Ich fürchte, du hältst das tatsächlich für eine Drohung.» Van Appeldorn lächelte mokant. «Es wird wirklich immer besser: gefälschte Protokolle, Anstiftung zur Falschaussage, verbale Drohungen.»
Er schob sein Gesicht dicht vor Schusters. «Aber damit beschäftigen wir uns dann zu gegebener Zeit.»
Schuster taumelte einen Schritt zurück.
«Einstweilen will ich von dir nur etwas über diese Schleifspur wissen. Und ich warne dich, überlege dir sehr, sehr gut, was du jetzt sagst.»
Schuster gab gar nicht vor, nichts zu verstehen, dennoch wand er sich. «Es könnte sich um eine Schleifspur gehandelt haben. Könnte! Könnte aber auch was ganz anderes gewesen sein.»
Van Appeldorn rückte ihm wieder auf den Leib. «Letzte Warnung, Schuster», stieß er zwischen den Zähnen hervor, «allerletzte.»
«Okay, okay», gab Schuster sich geschlagen und rang die Hände. «Es sah so aus, als hätte jemand den Mann über den Schotter zu den Schienen geschleift. Eigentlich auch schon von der Straße übers Gras und über die Böschung …»
Van Appeldorn schaute ihn nur an, Schuster hampelte herum. «Aber warum ist das denn so wichtig, verflucht?»
«Weil dieser Rainer Schraven gestern ermordet worden ist, abgestochen wie ein Schwein.»
«Ach du Scheiße! Der ist der Tote vom Geisterhof?»
Beim «Geisterhof» musste van Appeldorn kurz stutzen. «Ganz genau.» Er sprach betont langsam. «Der Mann, dem jemand anscheinend schon letzten Dienstag eins über den Schädel gezogen hat. Ich bin mir nicht sicher, ob du das draufhast, Schuster, aber möglicherweise kannst sogar du eins und eins zusammenzählen.»
Schravens Schwester kam um Schlag elf, keine Minute zu früh, keine zu spät.
Von Natur aus war sie keine wirklich gutaussehende Frau, zu groß, zu knochig, mit heller Haut und aschbraunem Haar. Aber sie verstand es, etwas aus sich zu machen. Ihre Kleidung betonte die langen Beine und kaschierte den flachen Busen, das dezente Make-up und die hellen Strähnen im kinnlangen Haar schmeichelten ihrem Teint. Eine gepflegte Achtunddreißigjährige mit freundlichen Augen und ein paar Fältchen um die Mundwinkel, die zeigten, dass in ihrem Leben nicht alles rosig gewesen war.
Sie verstellte sich nicht, gab nicht vor, über den Tod ihres Bruders vor Trauer zu zerfließen. Die Ermordung schockierte sie schon.
Bonhoeffer hatte den Leichnam so abgedeckt, dass man nur das Gesicht, nicht aber die durchtrennte Kehle sehen konnte. Die Augen des Toten waren geschlossen, aber friedlich sah er nicht aus. Vielleicht hatte er das nie getan.
«Ja, das ist mein Bruder.»
Penny schaute sie mitfühlend an. «Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen gern einige Fragen stellen.»
«Selbstverständlich.»
Bonhoeffer nahm Schnittges mit in sein Büro. «Den Todeszeitpunkt kann ich genau bestimmen. Als ich am Tatort ankam, muss der Mann ungefähr seit anderthalb Stunden tot gewesen sein, die körperlichen Merkmale waren eindeutig. Also geschah die Tat zwischen 17 Uhr 45 und 18 Uhr.»
«Dreiundzwanzig Messerstiche», berichtete er dann, «alle mit großer Kraft geführt, alle im Bereich des Oberkörpers, zwei Stiche ins Herz, von denen jeder für sich tödlich war. Durchtrennen der Kehle von schräg vorn mit einem einzigen Schnitt, ebenfalls sehr kraftvoll geführt. Bei der Tatwaffe handelt es sich wohl um ein sehr scharfes Messer – einseitig geschliffen – mit einer sechzehn Zentimeter langen Klinge, ein Küchenmesser vielleicht. Abwehrverletzungen an beiden Händen. Schraven war 1 Meter 72, der Täter muss etwas größer gewesen sein, zehn, vielleicht zwölf Zentimeter.»
«Was ist mit der Kopfverletzung?», fragte Schnittges.
«Eine Fissur am Hinterhaupt unter einer sternförmigen Platzwunde, beigebracht durch einen länglichen Gegenstand von etwa zwei Zentimetern Durchmesser. Die Wunde ist gereinigt und behandelt worden, deshalb kann ich dir nichts Genaues über das Material der Waffe sagen. Tippen würde ich auf ein Metallrohr oder möglicherweise eine Brechstange.»
Schnittges machte sich Notizen.
«Wo steckt eigentlich Marie?», fragte er, ohne von seinem Block aufzusehen.
«Die ist im Labor und untersucht Schravens Blut und seinen Mageninhalt.»
Bernie hatte Marie gestern am Tatort gesehen, wie sie Bonhoeffer zur Hand gegangen war, Schravens Mundhöhle untersucht, seine Rektaltemperatur gemessen hatte.
«Sie wirkte ganz schön mitgenommen», sagte er.
«Na ja, sie ist Wissenschaftlerin», gab Bonhoeffer zu bedenken. «Selbstverständlich hat sie schon Mordopfer untersucht – wenn sie auf dem Stahltisch in der Prosektur lagen.»
«Du meinst, es war ihr erster Tatort?» Bernie lief ein Schauer über den Rücken. «Kein schöner Einstieg. Es steckt sogar mir noch in den Knochen, dabei habe ich schon so einiges gesehen.»
Bonhoeffer brummte zustimmend, und Schnittges klappte sein Notizbuch zu.
«Dann will sie sich jetzt wohl nicht mehr auf deine Stelle bewerben», mutmaßte er.
«Wir haben nicht darüber gesprochen, aber …», begann Bonhoeffer, doch in diesem Augenblick kam Marie herein, den Blick auf ihr Klemmbrett gerichtet. «Blut unauffällig, kein Alkohol, keine Drogen. Mageninhalt unspektakulär.» Dann entdeckte sie Bernie. «Hallo!»
«Hallo, Marie! Wie geht es dir?»
Sie schürzte die Lippen. «Ich habe wohl keine besonders gute Figur gemacht, was? Aber so langsam erhole ich mich wieder.» Dann lachte sie. «Ich kriege sogar schon wieder Hunger. Sollen wir was essen gehen?»
«Ich gäb’ was drum», antwortete Bernie mit ehrlichem Bedauern und ein kleines bisschen verwirrt, «aber ich muss zum Tatort zurück.»
«Ja, klar.» Sie legte den Kopf ein wenig schief. «Dann eben ein anderes Mal.»
«Ich habe vorhin mit deinem Verwaltungschef gesprochen», wandte sie sich Bonhoeffer zu. «Er muss deine Stelle natürlich öffentlich ausschreiben, aber wenn ich ihm bis Mitte nächster Woche meine Unterlagen schicke … Ich nehme an, du weißt, wie das läuft …»
«Du hast dich also entschieden», stellte Bonhoeffer fest. Schnittges konnte den Tonfall nicht genau deuten, aber ganz sicher schwang auch Freude mit.
«Ja, und diese Feuertaufe gestern war wichtig und kam genau zum richtigen Zeitpunkt», antwortete Marie. «Ich mache mich heute noch auf den Weg nach Bologna, suche meine Papiere zusammen und mache meine Bewerbung fertig.» Sie strich sich das Haar hinter die Ohren. «Und danach muss ich dort meine Wohnung auflösen, den Umzug organisieren … dabei möchte ich viel lieber hier sein und wissen, wie es mit diesem Mordfall weitergeht. Hast du eine Mailadresse, Bernie?»
«Habe ich, auch eine private Telefonnummer.» Er griff in seine Innentasche. «Und beides steht hier auf dieser ausgesucht geschmackvollen Visitenkarte.»
Gabriele Schraven-Heller hatte mit siebzehn Jahren Abitur gemacht und danach Pharmazie studiert. Mit ihrem Vater hatte sie sich nie gut verstanden und den Kontakt zu ihm gemieden. Erst nach dessen Tod hatte sie den Hof und damit ihren älteren Bruder wieder besucht. Sie war schon immer davon überzeugt gewesen, dass Rainer an einer Form von Autismus litt, darüber gesprochen wurde nie. Nach dem Tod des Vaters hatte der Bruder ihr ihr Erbteil ausgezahlt, und von dem Geld hatte Gabriele eine Apotheke in Xanten gekauft, die sie immer noch führte. Seit zehn Jahren war sie verheiratet mit Markus Heller, einem Immobilienmakler.
Letzte Woche Dienstag hatte das St.-Antonius-Hospital Kleve bei ihr angerufen und ihr mitgeteilt, dass ihr Bruder einen Unfall gehabt hatte und dabei schwer am Kopf verletzt worden war. «Ich habe dann auch kurz mit Rainer selbst gesprochen, aber er war sehr benommen», erzählte sie. «Er wiederholte nur immer wieder, ich solle mich um die Tiere kümmern. Aber wie sollte ich das machen?» Sie breitete entschuldigend die Hände aus. «Ich habe nur eine Teilzeitkraft und bin ansonsten allein in der Apotheke.»
Gott sei Dank war dann ihr Mann eingesprungen. Heller war selbständig und konnte sich seine Arbeitszeit frei einteilen. Und er war auf dem Hof gut zurechtgekommen, bis Rainer am Sonntag auf eigene Verantwortung das Krankenhaus verlassen und ihn weggeschickt hatte.
«Mein Mann war ein bisschen verschnupft», gestand die Schwester, «denn Rainer hat sich nicht einmal bei ihm bedankt. Aber so war er, er wollte einfach, dass Markus verschwand, damit er seine Ruhe hatte. So war er immer, das hat mich früher oft traurig gemacht, aber mittlerweile …» Sie zuckte die Achseln.
Schnittges musste am Straßenrand warten, weil ihm aus Schravens Feldweg zwei Viehtransporter entgegenkamen, man holte wohl gerade die Kühe und Schweine ab.
Als er seinen Wagen am Hoftor parkte, hörte er irres Gebell und schrille Befehle. Die Leute vom Tierheim hatten den Kettenhund mit einem Netz gefangen, einen grauen Spitz, der keinen Menschen an sich heranließ. Ob Schraven ihm das Futter aus sicherer Entfernung hingeworfen hatte? Mager war er nicht.
«Näher geh ich nicht ran», rief die Frau in der grünen Latzhose und versuchte, den wilden Bissen des Köters auszuweichen. «Zieh ihn einfach mit dem Netz in den Wagen.»
«Prima!», erwiderte der Mann, der die Netzleine hielt. «Und was dann? Das Viech ist nie gezähmt worden, das ist eine Bestie.»
«Zieh einfach.»
Schnittges schlüpfte in einen Kunststoff-Overall und ging ums Haus herum.
Die Küchentür stand weit offen, van Gemmern packte gerade ein paar Asservierungsbeutel in eine Tasche.
Den metallischen Geruch von frischem Blut konnte man kaum noch wahrnehmen, aber der süßlich-scharfe Gestank von Schweinemist, der sich einem klebrig in jede Pore setzte, war nicht weniger stark als gestern.
«Wie hältst du das nur aus?»
Van Gemmern fuhr herum und senkte dann grüßend das Kinn. «Wenn man keine Wahl hat … Gottlob sind die Tiere jetzt weg, da können wir uns endlich frei bewegen.»
Schnittges betrachtete die mittlerweile getrocknete Blutlache auf dem Küchenboden, entdeckte Stroh- und Mistplacken darin und eine Schmierspur.
«Kannst du schon etwas sagen?»
Van Gemmern lehnte sich mit der Hüfte gegen den verklebten, mit allerlei Unrat und schmutzigem Geschirr bedeckten Tisch.
«Abdrücke von Schravens Gummistiefeln und Abdrücke von den Gummistiefeln des Täters. Das Sohlenprofil ist fast identisch, es unterscheidet sich nur in den Abnutzungsspuren. Deutliche Hinweise auf einen Kampf.»
«Habt ihr die Tatwaffe schon gefunden? Bonhoeffer meint, es könnte sich um ein Küchenmesser handeln.»
«Ja, ich weiß, er hat mich angerufen», sagte van Gemmern. «Bisher hatten wir noch kein Glück.»
Da erschien Penny in der Küchentür. Sie nahm einen Atemzug, ließ kurz den Blick schweifen und war wieder verschwunden. Ein paar Minuten später kam sie in Overall, Stiefeln und Handschuhen zurück.
«Man will ja nichts kontaminieren», erklärte sie forsch.
Bernie hob spöttisch die Brauen. «Wohl eher nicht kontaminiert werden.»
«Das einzig Saubere in diesem Laden sind die Melkmaschine und die Milchkammer», sagte van Gemmern. «Und dann das Bad. Kommt mal mit.»
Sie folgten ihm zwei Stufen hinunter in den Kuhstall, auf die Tenne, dann rechts ein paar knarrende Stufen wieder hinauf in ein fensterloses Badezimmer: rosa gefliest, ebenso rosa Wanne, Waschbecken und Klo, Neonlicht. Neben der Tür stand ein Hochdruckreiniger, mit dem sich offenbar kürzlich jemand über den Raum hergemacht hatte.
«Das könnte Schravens Schwager gewesen sein», schloss Penny. «Er hat sich ja um die Tiere gekümmert, als Schraven im Krankenhaus lag. Wahrscheinlich hatte er keine Lust, sich hier irgendwas einzufangen.»
«Das erklärt’s», gab van Gemmern sich zufrieden und winkte ihnen, ihm zu folgen. «Wegen der Stiefelabdrücke des Täters …»
Zwischen Küche und Schweinestall befand sich eine Art Hauswirtschaftsraum. Auch hier auf dem Boden Schubkarrenspuren zwischen Mist, Stroh und Futterresten. An einer Wand hing dreckstarrende Arbeitskleidung, darunter ein Berg ebenso verdreckter Stiefel und Arbeitsschuhe.
Neben der verstaubten Waschmaschine stand ein einzelnes Paar Gummistiefel, ein bisschen abgenutzt, aber blitzsauber.
«Dasselbe Fabrikat wie Schravens Stiefel», erläuterte van Gemmern, «dasselbe Sohlenprofil.»
«Die Stiefel, die der Mörder getragen und nachher abgewaschen hat?», meinte Schnittges zweifelnd.
«Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen», bestätigte van Gemmern. «Ich lasse sie ins Labor bringen. Die Luminolprobe wird schnell zeigen, ob es Blut war, das abgewaschen worden ist. Und mit etwas Glück finden wir im Inneren der Stiefel sogar DNA-Spuren des Trägers.»