Epilog

In dieser Nacht spielten die Dudelsackpfeifer besonders melodisch. Die Musik erfüllte die Meeresluft. Fasziniert verstummten die Hochzeitsgäste, als die Brautjungfer am Ende des Gangs erschien, zwischen den zerfallenen Schlossmauern dahinschritt und Rosenblätter streute.

Gabriel nickte Eleanore zu, und sie lächelte ihn an. In Lavendelblau sah sie hinreißend aus. Aber er wusste, so würde sie immer aussehen, ganz egal, was sie anhatte. Sie nahm ihren Platz zur Linken des Priesters ein, gegenüber von Uriel.

Soeben tauchte die Trauzeugin der Braut am Ende des Ganges auf. Juliettes beste Freundin Sophie Bryce trug Lila, die Farbe der schottischen Distel. Von diesem Farbton hob sich ihr langes goldblondes Haar wirkungsvoll ab.

Wie Gabriel zugeben musste, war die Freundin seiner Liebsten eine atemberaubende Schönheit. Sie nickte ihm zu, lächelte Eleanore warmherzig an und nahm ihren Platz gegenüber von Azrael ein, dem Trauzeugen des Bräutigams.

Als Gabriel zurücknickte, spähte sie über seine Schulter, und er sah ein seltsames Flimmern in den Tiefen ihrer sonnengoldenen Iris. Doch darauf konnte er sich jetzt nicht konzentrieren, denn alles in ihm fieberte einer anderen Frau entgegen. Wenn sie nicht bald auftauchte, würde er alle Traditionen vergessen und den Altar verlassen, davonstürmen und sie suchen.

Endlich stimmten die Dudelsackpfeifer ein Crescendo an, und Juliette erschien zwischen ihren Eltern. Überwältigende Gefühle trieben ihm fast Tränen in die Augen. »Mein Gott«, flüsterte er beim Anblick seines geliebten Engels, seines Sternenengels, und vermochte kaum zu atmen. Errötend lächelte sie ihn an, die braungrünen Augen voll zärtlicher Wärme und süßer Verheißung.

Und da wusste Gabriel, dass er nirgendwo auf der Welt so viel überirdische Schönheit und ein so unbeschreibliches Glück finden würde.

 

Azrael zwang sich, an seinem Platz neben dem Bräutigam zu verharren. Reglos dazustehen. Zu schweigen. Es war ein Akt äußerster Selbstbeherrschung. So krampfhaft, wie er es niemals für möglich gehalten hätte, musste er sich zusammenreißen. Nur indem er sich an seine Erfahrungen auf Erden und an die schwierigen Aufgaben in den Jahrtausenden seiner Existenz als Todesengel erinnerte, brachte er die Kraft auf, seinem Bruder die Hochzeit zu lassen, die Gabriel verdiente.

Und so erstarrte Az, obwohl er am Bräutigam vorbeistürmen, die goldäugige, goldblonde Trauzeugin der Braut packen und mit ihr in den Himmel fliegen wollte.

Denn sie war die Frau, auf die er über zweitausend Jahre lang gewartet, die er Nacht für Nacht gesucht hatte: Sophie Bryce, sein Sternenengel.