Temporis
Porta
9.10.
»Wer genau war dieser Ethan Carter Wate noch mal?«, fragte Liv.
»Mein Urururgroßonkel. Er hat im Bürgerkrieg gekämpft, ist dann aber desertiert, weil er den Krieg für falsch und ungerecht hielt.«
»Jetzt erinnere ich mich. Professor Ashcroft hat mir die Geschichte von Ethan und Genevieve und dem Medaillon erzählt.«
Einen Moment lang hatte ich Schuldgefühle, dass Liv hier war und nicht Lena. Ethan und Genevieve waren für mich und für Lena mehr als nur eine Geschichte. Lena hätte gespürt, was für ein bedeutsamer Augenblick das war.
Liv strich mit den Fingern die Wand entlang. »Und du glaubst, dieses Versteck war Teil der Underground Railroad?«
»Du würdest dich wundern, wie viele alte Häuser im Süden Räume wie diesen haben, in denen die Sklaven versteckt wurden, die von den Farmen weggelaufen waren. Sie wurden verpflegt und neu eingekleidet, bis sie unerkannt durch einen Geheimgang fliehen konnten.«
»Wenn das stimmt, wohin führt dann der Geheimgang?« Liv stand jetzt direkt neben mir. Ich nahm eine alte Laterne von einem Haken, der in die bröckelnde Ziegelsteinwand geschlagen war, drehte am Hahn und hielt ein Streichholz an den Docht. Licht flackerte auf.
»Das gibt’s ja gar nicht, da ist sogar noch Öl drin. Das Ding ist doch mindestens hundertfünfzig Jahre alt.«
Wir sahen uns um. Rechts stand eine wackelige Holzbank. Darunter waren eine ramponierte Armeekiste, ein Leinensack und eine Wolldecke fein säuberlich aufgereiht. Alles war mit einer dicken Staubschicht bedeckt.
»Komm, lass uns nachschauen, wohin der Gang führt.« Ich hielt die Laterne hoch, konnte aber nicht viel mehr erkennen als eine Tunnelbiegung und herumliegende Ziegelsteine.
»Ihr Lotsen denkt wohl, ihr könnt überallhin gehen.« Liv streckte die Hand aus und tastete die Decke über uns ab. Brauner Staub rieselte herunter und sie duckte sich hustend weg.
»Hast du Angst?« Ich stieß sie mit der Schulter an.
Liv drehte sich um und zog an dem Seil, das die Tür öffnete und schloss. Die Regaltür hinter uns fiel mit einem lauten Knall zu. »Du etwa?«
Der Gang endete in einer Sackgasse. Wenn Liv den Lichtschein nicht bemerkt hätte, wäre mir die Falltür über unseren Köpfen gar nicht aufgefallen. Die Tür war lange nicht mehr geöffnet worden, denn als ich mir den Weg nach oben bahnte, war ich in eine modrige Staubwolke gehüllt.
»Wo sind wir? Siehst du etwas?«, rief Liv hinter mir. Es war gar nicht so leicht, in der Wand aus Lehm festen Tritt zu fassen, aber schließlich gelang es mir, mich durch das Loch zu stemmen.
»Wir sind unter einem Acker auf der anderen Seite der Route 9. Ich kann unser Haus sehen. Soviel ich weiß, hat dieses Stück Land meiner Familie gehört, bevor die Straße gebaut wurde.«
»Also war Wates Landing ein sicheres Haus. Es dürfte ziemlich einfach gewesen sein, Lebensmittel aus der Küche und der Vorratskammer in den Geheimgang zu schmuggeln.« Liv sah zu mir hoch, aber ich ahnte, dass sie im Geiste tausend Meilen weit weg war.
»Und nachts konnte man hier gefahrlos herausklettern.« Ich ließ mich auf den Tunnelboden fallen und verschloss die Falltür wieder. »Ich wüsste zu gerne, ob Ethan Carter Wate eingeweiht war. Ob er tatsächlich zur Underground Railroad gehörte.« Nach allem, was ich aus den Visionen von ihm wusste, traute ich es ihm durchaus zu.
»Ich frage mich, ob auch Genevieve eingeweiht war«, sagte Liv.
»Was weißt du von Genevieve?«
»Ich habe die Aufzeichnungen gelesen.« Natürlich hatte Liv das.
»Vielleicht waren sie beide darin verwickelt.«
»Vielleicht hatte es etwas damit zu tun.« Liv blickte an mir vorbei.
»Womit?«
Sie deutete hinter mich auf mehrere Bretter, die zu einem schrägen X zusammengenagelt worden waren. Die Bretter waren morsch und gaben den Blick auf eine Tür dahinter frei.
»Ethan, bilde ich mir das nur ein oder …«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich sehe es auch.«
Es war keine normale Tür. Ich kannte die in das alte Holz eingeritzten Zeichen, auch wenn ich ihre Bedeutung nicht verstand. Direkt gegenüber der Falltür, die in die Welt der Sterblichen führte, gab es eine Tür, die in die Welt der Caster führte.
»Wir sollten jetzt besser gehen«, sagte Liv.
»Du meinst: da hineingehen.« Ich stellte die Laterne auf den Boden.
Liv hatte bereits ihr rotes Notizbuch hervorgeholt und zeichnete eifrig, aber ich spürte, dass sie beunruhigt war. »Ich meinte: nach Wates Landing zurückgehen.« Sie klang genervt, was mir bewies, dass sie genauso dringend wie ich herausfinden wollte, was sich hinter der Tür verbarg.
»Gib’s ruhig zu, du willst doch auch da rein.« Manche Dinge änderten sich eben nie.
Ein kurzer Ruck am morschen Holz und schon hielt ich ein splitterndes Brett in der Hand.
»Ich will, dass du dich von den Tunneln fernhältst, sonst kriegen wir am Ende noch alle beide Ärger.«
Das letzte Brett fiel herunter. Dahinter wurde ein geschnitzter Türrahmen mit zwei schweren Türflügeln sichtbar, die bis unter die Erde zu reichen schienen. Ich bückte mich, um die Tür näher in Augenschein zu nehmen. Sie war mit einem dichten Wurzelwerk in der Erde verankert. Ich strich mit den Händen darüber. Die Wurzeln waren knorrig und unbearbeitet, und ich hatte keine Ahnung, um welches Holz es sich handelte.
»Es ist eine Esche. Und ein Vogelbeerbaum, nehme ich an«, sagte Liv. Ich hörte, wie sie etwas in ihr Notizbuch kritzelte. »In Gatlin gibt es weit und breit weder eine Esche noch einen Vogelbeerbaum. Das sind magische Bäume. Sie beschützen die Lichtwesen.«
»Was heißt das?«
»Das heißt, dass diese Tür sehr wahrscheinlich von weit her stammt. Und dass sie uns an einen ähnlich entfernten Ort führen könnte.«
Ich nickte. »Und wohin?«
Liv fuhr mit der Hand über ein Muster in dem geschnitzten Türsturz. »Ich habe keine Ahnung. Madrid. Prag. London. Bei uns in England gibt es Vogelbeerbäume.« Sie kopierte die Türzeichen in ihr Notizbuch.
Ich zog mit beiden Händen an dem eisernen Türgriff. Er knarrte, aber die Tür ging nicht auf. »Ich glaube, dass es nicht darum geht, wo diese Bäume existieren.«
»Ach nein?«
»Nein. Die Frage ist vielmehr, was suchen wir hier? Was wartet hinter der Tür auf uns?« Ich zog noch einmal. »Und wie kommen wir da rein?«
»Das sind drei Fragen auf einmal.« Liv besah sich die Tür noch einmal eingehend. »Ich glaube, der Türsturz funktioniert so ähnlich wie der in Ravenwood. Die Schnitzereien sind eine Art Zugangscode.«
»Dann finde heraus, wie man diesen Code knackt.«
»Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Moment mal. Steht da oben nicht ein Wort?« Sie wischte den Staub von der Tür. In den Rahmen war eine Inschrift geschnitzt.
»Wenn es wirklich eine Caster-Tür ist, würde mich das nicht wundern.« Ich strich mit den Händen über das Holz; es splitterte unter meinen Fingern. Die Tür war sehr, sehr alt, so viel stand fest.
»Temporis … porta«, entzifferte Liv. »Die Zeitentür? Was soll das heißen?«
»Es heißt, dass wir jetzt keine Zeit haben, diese Frage zu beantworten.« Ich lehnte den Kopf an die Tür. An der Stelle, wo meine Stirn das alte Holz berührte, vibrierte sie vor Hitze und Energie.
»Ethan?«
»Psst.«
Komm schon. Öffne dich. Ich weiß, dass da etwas ist, was ich sehen soll.
Ich konzentrierte mich ganz auf die Tür, so wie ich es auch bei dem Bogenlicht gemacht hatte, damit es uns den Weg durch die Tunnel wies.
Ich bin der Lotse. Ich weiß, dass ich der Lotse bin. Zeig mir den Weg.
Ich hörte das unverkennbare Geräusch, wenn altes Holz zu brechen und zu bersten beginnt.
Das Holz bebte, als würde die Tür jeden Augenblick in sich zusammenbrechen.
Komm schon. Zeig es mir.
Ich machte einen Schritt zurück, als die Türflügel langsam aufschwangen und Licht hindurchschien. Aus den Fugen rieselte Staub, als wäre die Tür in den vergangenen tausend Jahren nie geöffnet worden.
»Wie hast du das geschafft?«, fragte Liv überrascht.
»Keine Ahnung. Aber jetzt ist sie offen. Also los.«
Ich trat durch die Tür und im selben Moment lösten sich Licht und Staub in nichts auf. Liv streckte die Hand nach mir aus, aber bevor ich sie ergreifen konnte, war ich verschwunden …
Ich stand ganz allein in der Mitte einer riesigen Halle. Sie sah so aus, wie ich mir eine Halle in einem alten Gemäuer irgendwo in Europa vorstellte – vielleicht in England, Frankreich oder Spanien. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht. Weiter als zur Weltenschranke hatten mich die Tunnel bisher nie geführt. Der Raum wirkte wie ein Schiffsbauch, hoch und lang gestreckt. Er war gigantisch, ehrfurchteinflößend und geheimnisvoll und ähnelte einem Gotteshaus oder einem Kloster, auch wenn es wohl nicht wirklich eine Kirche war.
Dicke Balken bildeten eine Kassettendecke, und in den Vierecken dazwischen befanden sich goldene Rosetten, umgeben von einem Kreis aus Blütenblättern.
Nichts an diesem Ort wirkte vertraut. Auch das Vibrieren der Luft – sie summte wie eine Stromleitung mit Kurzschluss – war seltsam fremd.
An der Stirnseite des Raums befand sich eine Mauernische mit einer kleinen hölzernen Empore; in der Längswand reihten sich fünf Fenster, die höher waren als die höchsten Häuser in Gatlin. Das Licht, das durch sie in den Raum fiel, war gedämpft durch hauchdünne, sich bauschende Stoffbahnen, an deren Seiten schwere goldfarbene Draperien hingen. Ich fragte mich, ob die Brise, in der sich die Vorhänge blähten, aus der Welt der Sterblichen kam oder von den Castern herrührte. In die Holzverkleidung der Wände waren niedrige Sitzreihen eingelassen. So etwas kannte ich aus den Büchern meiner Mutter. Auf solchen Bänken saßen Mönche und Messdiener, wenn sie beteten.
Aus welchem Grund war ich hier?
Als ich mich noch einmal umblickte, war der Raum plötzlich voller Menschen. Sie saßen auf den Sitzreihen und standen dicht gedrängt um mich herum. Viele von ihnen trugen Kapuzen, sodass ich ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Alle raunten und wisperten in atemloser Spannung.
»Was geht hier vor? Worauf warten wir?«
Niemand wusste eine Antwort darauf. Die Leute schienen mich überhaupt nicht zur Kenntnis zu nehmen, es war fast so, als könnten sie mich nicht sehen. Aber dies war kein Traum. Ich war an einem realen Ort.
Die Menge drängte sich murmelnd vorwärts, und ich hörte, wie jemand mit einem Hammer auf Holz klopfte. »Silentium.«
Dann entdeckte ich Gesichter, die mir bekannt vorkamen, und im selben Moment begriff ich, wo ich war. Ein Zweifel war ausgeschlossen.
Das war die Hohe Wacht.
Am Ende der Halle stand Marian. Sie trug eine Robe, deren Kapuze fast ihr Gesicht bedeckte; ihre Hände waren mit einer goldenen Schnur gefesselt. Sie stand oben auf der Empore, neben dem großgewachsenen Mann, der sie mit seinen zwei Begleitern im Archiv der Bibliothek aufgesucht hatte. Ich hörte, wie die Leute leise vom Obersten Bewahrer sprachen. Die weiße Frau stand hinter ihm.
Er sprach Lateinisch, deshalb verstand ich ihn nicht. Aber die Umstehenden verstanden ihn offenbar und gerieten in Aufruhr. »Ulterioris Arcis Concilium, quod nulli rei – sive homini, sive animali, sive Numini Atro, sive Numini Albo – nisi Rationi Rerum paret, Marianam ex Arce Occidentali Perfidiae condemnat.«
Als der Oberste Bewahrer die Ankündigung übersetzte, begriff ich, wieso die Leute so unruhig waren. »Der Rat der Hohen Wacht, der einzig und allein der Ordnung der Dinge verpflichtet ist und keinem Menschen und auch sonst keiner anderen Kreatur, keiner Macht, sei sie Dunkel oder Licht, klagt Marian von der Westlichen Wacht des Verrats an.«
Ich verspürte einen entsetzlichen Schmerz; es war, als würde mir jemand die Eingeweide aufschlitzen.
»Es sind die Folgen ihrer Tatenlosigkeit. Und dafür muss die Hüterin einstehen. Obwohl sie eine Sterbliche ist, wird sie in das Dunkle Feuer zurückkehren, aus dem alle Macht entstammt.«
Der Oberste Bewahrer zog Marian die Kapuze vom Kopf. Sie hatte dunkle Ringe um die Augen und ihr Haar war geschoren. Sie sah aus wie eine Kriegsgefangene. »Die Ordnung ist gestört. Bis sich die Neue Ordnung zeigt, muss dem Alten Recht Genüge getan und Sühne geleistet werden.«
»Marian! Du darfst nicht zulassen, dass sie …« Ich versuchte, mich durch die Menge zu zwängen, aber je verzweifelter ich das versuchte, desto weiter wurde ich zurückgedrängt und desto weiter schien Marian von mir entfernt zu sein.
Bis ich an jemanden stieß, der sich nicht bewegte und fest wie ein Fels stand. Ich hob den Kopf und sah den glasigen Blick von Lilian English.
Mrs English? Was hatte sie hier zu suchen?
»Ethan?«
»Mrs English, Sie müssen mir helfen! Diese Leute haben Marian Ashcroft in ihrer Gewalt. Sie werden ihr etwas antun, obwohl sie gar nichts verbrochen hat. Sie hat nichts getan!«
»Und was denkst du jetzt über Gerechtigkeit?«
»Wie bitte?« Was redete sie da?
»Die Gliederung deines Aufsatzes. Ich erwarte, dass er morgen auf meinem Schreibtisch liegt.«
»Das weiß ich. Aber ich spreche jetzt nicht von meinem Aufsatz.« Kapierte sie denn nicht, was hier gerade vor sich ging?
»Doch, das tust du.« Ihre Stimme klang verändert, ungewohnt.
»Der Richter irrt sich. Sie alle irren sich.«
»Jemand trägt die Schuld. Die Ordnung ist zerstört. Wenn nicht Marian Ashcroft, wer dann?«
Darauf hatte ich keine Antwort. »Ich weiß es nicht. Meine Mutter hat immer gesagt …«
»Mütter lügen«, fiel mir Mrs English gleichgültig ins Wort. »Damit ihre Kinder sich der großen Lüge hingeben können, die das Leben der Sterblichen ist.«
Ich merkte, wie ich immer wütender wurde. »Was wissen Sie schon von meiner Mutter. Sie haben sie gar nicht gekannt.«
»Das Rad des Schicksals. Deine Mutter weiß darüber Bescheid. Die Zukunft ist nicht unabänderbar vorherbestimmt. Nur du kannst das Rad aufhalten, ehe es Marian Ashcroft zermalmt. Ehe es alle zermalmt.«
Mrs English verschwand und der Raum war plötzlich wieder völlig leer. Vor mir war eine in die Wand eingelassene Tür aus glattem Ebereschenholz, als sei sie schon immer dort gewesen. Die Temporis Porta.
Ich streckte die Hand danach aus. Kaum hatte ich den Türgriff berührt, befand ich mich wieder auf der anderen Seite im Tunnel der Sterblichen.
»Ethan! Was ist passiert?« Liv fiel mir um den Hals, und ich spürte in diesem Moment wieder die besondere Verbindung, die für immer zwischen uns bestehen würde.
»Keine Sorge, es geht mir gut.« Ich machte mich von ihr los. Livs Lächeln erstarb; ihre Wangen liefen rot an, als ihr klar wurde, was sie getan hatte. Sie verschränkte verlegen die Arme hinter dem Rücken, wie um sie zu verstecken.
»Was hast du gesehen? Wo warst du?«
»Wo genau es war, kann ich nicht sagen, aber ich weiß, dass es die Hohe Wacht war. Ich habe zwei der Bewahrer wiedererkannt, die bei Marian in der Bibliothek waren. Ich glaube, ich habe in die Zukunft gesehen.«
»In die Zukunft? Wie kommst du darauf?« Man konnte förmlich sehen, wie das Räderwerk in Livs Gehirn auf Hochtouren lief.
»Es ging um Marians Verhandlung und die hat ja noch gar nicht stattgefunden.«
Liv fummelte an dem Bleistift herum, den sie sich hinters Ohr gesteckt hatte. »Temporis Porta bedeutet Zeitentür. Denkbar wäre es. Wenn die Temporis Porta ein Portal ist, was ich stark vermute, dann hast du womöglich etwas gesehen, was tatsächlich noch nicht geschehen ist. Dann hast du wirklich einen Blick in die Zukunft geworfen.«
Angesichts dessen, was sich gerade vor meinen Augen abgespielt hatte, hoffte ich inständig, dass es nur als eine Warnung gedacht war – als eine mögliche Zukunft, die nicht unwiderruflich so eintreten musste.
Liv schrieb fieberhaft in ihr rotes Notizbuch, um jede Einzelheit unseres Gesprächs festzuhalten.
»Ich kann nur hoffen, dass du dich irrst.«
Sie hörte auf zu schreiben. »Dann hast du also nichts Gutes gesehen?«
»Nein.« Ich zögerte. »Wenn es tatsächlich die Zukunft war, dann dürfen wir Marian auf keinen Fall zu dieser Verhandlung gehen lassen. Versprich mir, dass du mir hilfst. Wir müssen den Rat daran hindern, Marian mitzunehmen. Ich bezweifle, dass sie weiß …«
»Ich verspreche es dir.« Livs Gesicht war düster und ihre Stimme spröde. Ich sah, dass sie mit den Tränen kämpfte.
»Hoffen wir, dass es eine andere Erklärung dafür gibt.« Aber noch während ich das sagte, wusste ich, dass es keine andere Erklärung gab. Und Liv wusste es auch.