6.1 Taoismus – Zentrale Glaubenslehren
Der Taoismus, der sich in unzählige philosophische und religiöse Traditionen aufgegliedert hat, beruft sich auf das Buch Taotejing („Buch vom Weg und seiner Wirkkraft“) und den zur Gottheit erhobenen, geheimnisvollen Weisen Laotse, dessen irdisches Leben auf das 6. Jahrhundert vor Christus datiert wird.
Im Kern steht dabei die Lehre, dass sich in und durch die Natur „ein Wesen“, das zugleich ein Prinzip und damit „ein Weg“ ist, enthülle.
„Man kann es als die Mutter aller Welt bezeichnen. Seinen Namen kenne ich nicht, geschrieben heißt es Tao.“ (Taoteking 25)
Da Menschen Teil der Natur seien, könnten sie das Tao auch in und an sich selbst erfahren und lernen, durch „Nicht-Handeln“ wohltuende Wirkung, höheres Glück und Unsterblichkeit zu erlangen.
„Wenn wir die äußerste
Selbstenteignung erreichen,
die Stille unerschütterlich
bewahren,
so mögen alle Wesen zugleich sich
regen;
wir schauen zu, wie sie
wiederkehren.
Der Wesen zahllose Menge entwickelt
sich,
doch jedes wendet sich zurück zu seiner
Wurzel.
Zurückgewandt sein zur Wurzel: das ist
Stille.
Stille: Das ist die Rückkehr zur
Bestimmung.
Rückkehr zur Bestimmung: Das ist
Ewigkeit.
Die Ewigkeit erkennen: Das ist Weisheit.“
(Taoteking 16)
Aus der Verschmelzung der spirituell-mystischen Philosophie mit dem altchinesischen Polytheismus entstand der religiöse Taoismus, dem sich trotz furchtbarer Zerstörungen und Verfolgungen der maoistischen Kulturrevolution heute wieder viele Millionen Menschen überwiegend chinesischer Herkunft auf allen Kontinenten zuwenden.