17.
Wien, 30 Mai 2007
Das monotone Brummen der Sprechanlage riss Natalie aus dem Schlaf. Sie schielte auf die Handyuhr. Es war kurz nach Mitternacht.
Widerwillig kroch sie aus dem Bett und schlurfte in den Flur. Sie nahm den Hörer ab, gähnte ein müdes Ja und wartete auf eine Antwort. Bis auf die Geräusche eines vorbeifahrenden Wagens war nichts weiter zu hören. Bestimmt nur irgendwelche Nachtschwärmer, die sich einen schlechten Scherz erlaubten. Sie legte auf, wandte sich um und erstarrte vor Schreck, als sie die in Lumpen gehüllte Gestalt erblickte, die plötzlich hinter ihr stand. Ein Ekel erregender Gestank schlug ihr entgegen. Die Kreatur bewegte nur die Hände. Knochige Finger umfassten den Stoff der Kapuze und schoben diese langsam zurück. Rosiges Fleisch kam zum Vorschein, das ein entstelltes Gesicht formte. Eine Fratze, die in ihren Umrissen einem Menschen glich, doch zugleich ein Hund oder Wolf zu sein schien, dem man das Fell abgezogen hatte. Zwei dunkle, kleine Augen, eingefasst von runzeligen Fleischwülsten, funkelten Natalie an und das lippenlose Maul grinste. Es war die Kreatur, die sie auf dem Balkon gesehen hatte und deren Existenz sie in den letzten Tagen aus ihrer Erinnerung verdrängt hatte. Endlos erscheinende Sekunden starrte sie die Bestie an und wagte kaum zu atmen. War es wieder nur eine Vision? Natalie dachte an Andrés Besorgnis, als er jeden Millimeter des Balkons abgesucht hatte. Sie musste weg von hier.
Vorsichtig wich sie einen Schritt zurück, beobachtete, wie die Kreatur reglos stehen blieb. Die Wohnungstür lag nicht weit hinter Natalie, vielleicht drei oder vier Schritte. Sie machte noch einen kleinen Schritt rückwärts, während die Bestie wie festgefroren an ihrem Platz verweilte. Natürlich war die Tür abgeschlossen und sie wusste nicht, ob die Zeit ausreichen würde, um aufzuschließen und auf den Korridor zu rennen. Die Gleichgültigkeit, die dieses Wesen ausstrahlte, machte es unberechenbar. Doch Natalie sah im Moment keinen anderen Ausweg. Mit einer schnellen Bewegung wandte sie sich der Tür zu und rannte los.
Ihr Fluchtversuch wurde jäh abgestoppt, als die Kreatur plötzlich wieder vor ihr stand und den Weg zur Tür blockierte. Sie entging dem Zusammenstoß in letzter Sekunde, indem sie ins Wohnzimmer abbog und so eine neue Fluchtroute durch ihre Wohnung wählte. Sie kam auch hier nicht weit, denn wieder stand die Bestie auf einmal vor ihr.
„Du kannst nicht fliehen“, schallte eine Stimme in Natalies Kopf.
Ein Gefühl von prickelnder Kälte flutete ihren Körper, kroch bis zu den Fingerspitzen. Abgelenkt von den Worten der Schreckensgestalt übersah Natalie die Couch und stolperte über die Seitenpolsterung, schlug einen Salto über das Möbelstück und landete mit dem Rücken auf dem Beistelltisch. Der Tisch gab unter der Wucht des Aufpralls nach und zerbrach. Winzige Holzsplitter bohrten sich in Natalies Rücken, trieben ihr Tränen in die Augen. Sie verdrängte den Schmerz, rang nach Luft und kroch auf allen vieren weiter, wusste jedoch nicht, wohin sie fliehen konnte und vor allem wie.
Verzweiflung breitete sich in ihr aus, doch so einfach wollte sie sich der Bestie nicht ergeben. Wut und Trotz verdrängten die Panik. Sie stemmte sich hoch, hechtete an der Kreatur vorbei und stürmte ins Schlafzimmer. Die Tür fiel ins Schloss, doch das beruhigte sie nicht, denn mittlerweile wusste sie, dass keine Tür dieses Wesen aufhalten konnte. Panisch atmend betrachtete sie die offenstehende Balkontür. Einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, die Fassade hinunter zu klettern und das letzte Stück zu springen. Doch bei ihren Kletterkünsten könnte sie genauso gut gleich springen, das Ergebnis wäre dasselbe.
Sie rannte zur zweiten Schlafzimmertür, die zurück auf den Gang führte. Doch ihr Verfolger wartete bereits auf sie. Sie stolperte, rutschte über den glatten Boden stieß gegen die Beine der Bestie.
„Wohin willst du?“, keuchte die Stimme in ihrem Kopf.
Natalie kroch rückwärts, doch auch dieser Fluchtversuch wurde vereitelt, als die Kreatur nach einem ihrer Unterschenkel griff. Sie schrie und versuchte, mit aller Kraft nach den Pranken zu treten, an deren astartigen Fingern lange, gebogene Nägel saßen, wie die Klauen eines Raptors. Allmählich gewannen Angst und Verzweiflung die Oberhand. Ihr Tritt traf den Angreifer, doch er zeigte keine Wirkung. Stattdessen schlossen sich Finger um ihren Knöchel, umklammerten ihren Fuß so fest wie Zangen. Als die Krallen in die Haut eindrangen und Blut zu Boden tropfte, schrie sie auf. Wieder trat sie mit dem noch freien Fuß nach dem Monster. Die Bestie zuckte tatsächlich zurück und ließ den Fuß los. Sogleich zog sich Natalie nach hinten, rutschte jedoch mit den Füßen auf dem Boden weg und damit war der Überraschungsmoment auch schon zu Ende. Umso heftiger fuhren die Krallen nieder und schlangen sich dieses Mal um beide Beine. Mit einem Ruck verdrehte das Wesen ihren Fuß und mit einem lauten Krachen brach der Knöchel in Natalies rechtem Sprunggelenk. Schmerz explodierte in ihrem Bein und schien ihr die Sinne zu rauben. Das Wesen zeigte keine Gnade. An den Beinen schleppte die Schreckenskreatur Natalie ins Schlafzimmer. Strampelnd wie ein kleines Kind versuchte sie sich mit dem unverletzten Bein loszureißen. Vergebens. Sie fand sich auf ihrem Bett wieder und wich zurück, als die Bestie um sie herum schlich. Ihr Pyjama hing nur noch in wenigen Fetzen um ihren Körper. Eine Kralle stach in Natalies Schulter, bis Blut aus der Wunde quoll. Sie erstarrte.
Grausames Lachen erfüllte das Zimmer, während das Wesen sich die Kralle ableckte. Wie ein lebloser Mantel sank das Scheusal auf ihr Bett und die Folter nahm kein Ende. Gierig kratzten die Krallen über ihre Brüste, ritzten in ihre Haut und schnitten über ihren Bauch, wobei es sich immer wieder an den blutigen Klauen labte und dabei kurz abgelenkt war. Natalie griff nach der Nachttischlampe, umfasste entschlossen den hölzernen Griff, und schlug der Bestie mit aller Wucht auf den Kopf. Die Glühbirne und das Glas des Lampenschirms zerbrachen, schnitten wie Dolche in das Fleisch der geifernden Fratze. Ein dünner Strom wässrigen Blutes quoll aus der Wunde.
Einen Moment hielt Natalies Peiniger inne, betrachtete schielend voller Überraschung die Schnittwunden und eine Sekunde später wurde Natalies Kopf mit einem heftigen Schlag gegen die Zimmerwand geschleudert. Eine Pranke schloss sich um ihren Hals, nahm ihr die Luft zum Atmen. Sie strampelte, schlug auf die Hand ein, bis ihre Kräfte nachließen und das Bild vor ihren Augen zu verschwimmen begann. Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, löste sich der Würgegriff und Natalie konnte wieder atmen und rechnete mit allem. Doch anstatt sich an ihrem wehrlosen Opfer zu vergehen, riss die Kreatur Natalie an den Haaren hoch.
„So macht es keinen Spaß. Ich will, dass du schreist und um Gnade flehst.“
Als wäre sie angewidert, ließ die Kreatur sie zurück aufs Bett fallen. Reglos lag Natalie da und betete, sie würde die Kraft haben, nicht zu winseln oder noch mal zu schreien. Selbst wenn sie sterben musste, würde sie alles versuchen, dieser Schreckenskreatur keine weitere Freude zu bereiten. Vielleicht hatte sie jenen Punkt erreicht, an dem man sein Schicksal akzeptierte und wusste, dass man sterben würde, oder es war einfach nur Trotz. Wie lange konnte sie gegen dieses Ding ankämpfen?
Wütend riss die Bestie Natalie erneut hoch, schleuderte sie mit einem Stoß vom Bett. Natalie landete auf dem Rücken und schlug mit dem Kopf gegen den Kleiderschrank. Zu wissen, womit sie diese Bestie ärgern konnte, erfüllte sie mit neuer Kraft. Wenn sie schon sterben musste, dann nicht ohne sich gewehrt zu haben. Sie rollte zur Seite und wankend kam sie auf die Beine. Sie griff nach der Nagelschere, die auf dem kleinen Schminktisch lag. Sein Zorn machte die Kreatur anscheinend unvorsichtig. Sie nutzte einen ungestümen Vorstoß der Bestie und rammte ihr die Schere in die Pranke. Zischend wich der Angreifer zurück, wedelte mit dem Arm und verpasste Natalie einen Peitschenhieb ins Gesicht, der sie durch die Tür bis in den Flur schleuderte.
Benommen hob Natalie den Kopf. Alles drehte sich. Sie schmeckte Blut und konnte ihren Unterkiefer nur unter großen Schmerzen bewegen. An den Haaren wurde sie über den Boden zurück ins Schlafzimmer geschliffen und wie ein k.o. gegangener Boxer erneut auf das Bett geworfen. Noch bevor ihr Kopf die Matratze berührte umschloss sie erlösende Dunkelheit.
Als sie die Augen wieder aufschlug tat jeder Millimeter ihres Körpers weh. Das Martyrium schien jedoch längst nicht vorbei zu sein, denn allem Anschein nach hatte das Ungeheuer darauf gewartet, dass Natalie wieder zu sich kam. Mit den Überresten ihres Pyjamas war sie mit den Armen an die hölzernen Bettpfosten gefesselt.
Das Ungeheuer strich mit den Pranken über ihren Körper und seine hässliche Fratze bewegte sich nur einen Finger breit entfernt über ihre Haut. Der heiße, faulige Atem brannte wie Feuer in den Wunden. Je mehr sie sich wehrte, desto öfter stachen die Klauen in ihre Haut, bis sich die bleiche Zunge aus dem Höllenschlund bewegte und mit rauen Strichen ihr Blut ableckte. Natalie zerrte an den Fesseln, versuchte sich loszureißen, strampelte und trat mit dem gesunden Bein nach der Kreatur. Die Ferse traf die Bestie am Hals und Natalies zufällige Treffer stießen die Schreckensgestalt vom Bett. Der Erfolg verlieh ihr neue Kraft und Natalie gelang es, ihre linke Hand aus der Fessel zu befreien und nach der Nagelschere zu tasten, um die zweite Fessel zu zerschneiden. Doch die Bestie war bereits wieder auf den Beinen, war blitzschnell über Natalie. Sie hörte nur ein lautes Knacken, dann spürte sie einen fürchterlichen Schmerz und sah, wie ihr zweites Bein und die linke Hand auf grausame Weise verdreht und bestimmt mehrfach gebrochen waren.
„Warum?“, fragte Natalie, hörte ihr eigenes Wort nur als schmerzverzerrtes Zischen. „Was willst du von mir, du Scheusal?“ Ihr Verstand glitt immer weiter ab, in eine Art Trance.
„Du bist nur der Köder in der Mausefalle.“
Die Bestie deutete auf Natalies Schreibtisch. Ihr Computer war hochgefahren und das kleine, grüne Lämpchen an der Webcam, die auf dem Bildschirm stand, leuchtete, während die Linse der Kamera auf das Bett blickte.
Die Kreatur ließ Natalie jedoch keine Zeit, über die Bedeutung des eingeschalteten Computers nachzudenken. Stattdessen kroch die Bestie auf das Bett. Wie schwarzer Rauch senkten sich die Stofflumpen über Natalie. Der Gestank nahm ihr die Luft. Angeekelt schloss sie die Augen, drehte ihren Kopf zur Seite. In ihren Gedanken formte sich plötzlich Andrés Antlitz und sie sah, wie er die Treppenstufen zu ihrer Wohnung empor eilte. Die Kreatur krächzte auf.
„Ja, Kleines, dein Vampirfürst wird dir zu Hilfe eilen.“
Verwirrt starrte Natalie in die verzerrte Fratze. Vampir … was?
„Ach“, hallte es in ihrem Kopf. „Der Blutprinz hat dir kein Wort darüber erzählt, wer er wirklich ist?“ Die Bestie hielt inne. „Nein, er hat es nicht verraten … wie traurig.“
Ein zorniger Aufschrei erschütterte den Raum. Die Kreatur ließ von Natalie ab. Sie spürte einen Luftzug und sah nur einen schwarzen Umriss, der in den Raum schoss und das Ungeheuer vom Bett stieß. Wie ein loser Mantel im Wind wirbelte die Bestie durch den Raum und prallte gegen den Kleiderschrank. Holz splitterte und im nächsten Moment regneten Kleider und Regalbretter auf den Lumpenberg nieder.
André spürte Natalies flehenden Blick mehr, als dass er ihn sah. Doch der Assassine war noch nicht besiegt und jede Unaufmerksamkeit konnte ihnen das Leben kosten. Die Bestie rollte unter den Brettern hervor. Blitzschnell war sie wieder auf den Beinen und stand plötzlich hinter ihm. Aber André wusste um die Schnelligkeit eines Assassinen, wirbelte herum, schlug auf die Bestie ein und trieb sie in eine Ecke des Raumes, um ihr die Möglichkeit zur Flucht zu nehmen. Gezielt prasselten seine Hiebe auf den knochigen Körper ein, trafen mit lautem Knirschen. Die Wut über Natalies Folter und Romains Tod strömten mit ungemeiner Befriedigung aus ihm heraus, ließen seine Schläge noch härter und gezielter treffen. Wieder entkam der Assassine und näherte sich der offenen Balkontür. André hatte nun mehr Platz und setzte auch seine Knie und Füße ein, um den Bastard auf Distanz zu halten, seinen Pranken zu entkommen. Der Assassine stolperte hinaus auf den Balkon.
„Ihr seid in die Falle gegangen, mein Blutprinz“, fauchte die Bestie. Für einen Augenblick war André durch die Worte des Assassinen abgelenkt. „Lebt wohl, André Barov.“
Der Assassine nutzte den Moment und sprang mit einem Rückwärtssalto über das Geländer vom Balkon. André fasste dem Assassinen hinterher, doch seine Finger griffen ins Leere und die Bestie landete etliche Meter unter ihm sicher auf dem Asphalt. Hinkend rannte sie die Straße entlang. André befürchtete das Schlimmste, als er sich umwandte und Natalie auf ihrem Bett liegen sah.
Aber die Bestie hatte ihr kein Haar gekrümmt.
Sie musste in einem Schockzustand sein, denn sie zitterte am ganzen Leib. André musste sie von ihren Fesseln befreit haben, denn er nahm ihre Hand und legte sie auf die Matratze.
„Es tut mir leid“, sagte er mit leiser Stimme.
Natalie musterte ihn misstrauisch. Jeden Moment erwartete sie, dass er zu einer in Lumpen gehüllten Bestie mutierte.
„Er ist fort … geflohen.“ André berührte ihre Finger. Sie zuckte zurück.
„Beruhige dich …“, sagte er.
Im Gegensatz zu den Berührungen der Schreckensgestalt fühlte Natalie Wärme und einen pochenden Pulsschlag. Als der Schock etwas nachließ schwappte eine Schmerzwelle durch ihren geschundenen Körper. Sie schloss für einen Moment die Augen.
„Es tut so weh“, sagte sie.
„Bist du verletzt?“
War er blind? Sie musste aussehen, wie vom Bus überfahren. „Meine Beine und mein linker Arm … bei Gott, sieht man das nicht? Sie sind gebrochen.“
Sein besorgter Blick wich einem wissenden. Er schüttelte den Kopf. „Nein, er hat dich nicht wirklich verwundet.“
Vorsichtig berührte er ihre Stirn, schloss seine Augen. Wärme floss durch ihren Körper, besänftigte die Schmerzen.
„Wovon redest du?“ Sie betrachtete ihre verdrehten Gliedmaßen, sah die Knochen, die sich wie Beulen unter dem Fleisch abbildeten. Natalies Magen krampfte sich zusammen und sie spürte, wie die Schmerzen heiß und pochend durch ihren Körper peitschten. „Ich brauche einen Arzt … bitte.“
„Diese verdammte Bestie.“
Er strich über ihr Gesicht und sie spürte den schweren Ring an seinem Finger.
„Es tut mir so schrecklich leid, dass du in meine Angelegenheiten hineingezogen wurdest.“
„Sag mir endlich die Wahrheit.“
Sie entfloh seinen tröstenden Zärtlichkeiten. Sie fühlte sich schwach, müde, einer Ohnmacht nahe. Die Schmerzen machten es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Dennoch musste sie wissen ob André tatsächlich in all diese Vorfälle verstrickt war. Angefangen von dem Überfall, über die merkwürdigen Mordfälle in den Medien, Simona, bis hin zu Death.
„Ich habe keine Zeit, dir das jetzt zu erklären“, wich er ihrer Frage aus. „Wir müssen weg von hier.“
„Nein, ich gehe nirgendwo hin“, antwortete Natalie. Sie konnte sich mit den gebrochenen Gliedern wohl schlecht eine Treppe hinunter schleppen. „Nicht bevor du mir die Wahrheit gesagt hast. Was meintest du mit deinen Angelegenheiten und warum nannte dich diese Bestie einen Vampirfürsten? Was ist mit den Morden und verdammt noch mal, wer oder was bist du, André?“
André seufzte. „Nicht hier und nicht jetzt“, sagte er mit aller Härte, die er in Natalies Gegenwart aufbringen konnte. „Ich muss dich von hier wegbringen, zu jemandem, der dir Helfen kann.“
Der Augenblick war denkbar ungünstig. Die Zeit drängte und wenn er um drei Uhr nicht in Paris war, dann würde die Versammlung ohne ihn stattfinden und er wäre dem Assassinen tatsächlich in die Falle gegangen. Er schaute auf die Uhr. 1:18. Selbst wenn er sofort zum Flughafen fuhr, würde er trotz Überschalljet nur knapp vor Beginn der Versammlung in Paris sein und er hatte keine Ahnung, wie man die Trugbilder, mit denen der Assassine Natalie gefoltert hatte, brechen konnte und welche Folgen sie auf Natalies Psyche hatten. Natalie wartete auf eine Antwort. Wenn er seine Augen schloss, konnte er ihre imaginären Schmerzen spüren. Einmal mehr begriff André, dass die Verbindung zu Natalie viel stärker war, als er sich eingestehen wollte, und solange sie nicht in Sicherheit war, konnte er keinen klaren Gedanken fassen. Auch wenn das bedeutete, dass er nicht bei der Versammlung in Paris anwesend war. Er hoffte, sein Vater kannte sich mit der Macht der Assassinen aus, und beschloss, sie auf der Stelle nach Bratislava zu bringen, ehe der Wahnsinn, den diese Bestie gesät hatte, vielleicht nicht mehr aufzuhalten war.
„Ich werde dir alles erzählen. Aber nicht hier“, sagte er, schloss noch einmal die Augen, ließ seine Energie in Natalie fließen und versetzte sie in einen künstlichen Tiefschlaf. Es war eine Fähigkeit, die ihm viel Kraft abverlangte und die er nur kontrollieren konnte, solange er in ihrer Nähe war.