17. Kapitel
Zwei Monate waren vergangen, seit Cassandra verschwunden war. Am Anfang hatte Josh noch alles versucht, um sie ausfindig zu machen, war aber kläglich gescheitert. Er war sogar bei dem wöchentlichen Weiberabenden ihrer Freundinnen erschienen und hatte sich bei Annika erkundigt, aber die konnte ihm auch nichts sagen. Cassandra rief sie einmal, manchmal auch öfter an und erkundigte sich wie alles so lief.
Keine Hinweise auf ihren derzeitigen Aufenthaltsort. Noch nicht einmal sein Freund bei der Polizei konnte etwas herausfinden. Wie es schien, war sie mehrmals in verschiedene Hotels und Pensionen eingecheckt und hatte auch öfter die Arbeit gewechselt. Nirgendwo blieb sie länger als ein oder zwei Wochen. Irgendwann hatte er ihre Spur verloren.
Sie hatte ihre Wohnung in Alexandria gekündigt und die restliche Miete für die Kündigungsfrist komplett überwiesen. Ihre Möbel hatte sie gespendet und den größten Teil ihrer Sachen bei Charly im Haus untergebracht, zumindest die Sachen, die nicht ohnehin schon dort standen. Auch Mia war nun bei Charly. Ihr Konto hatte sie gekündigt und wahrscheinlich bei einem anderen Kreditinstitut wieder eröffnet. Sie hatte wirklich an alles gedacht. Sogar ihr Handy war gekündigt. Er hatte sich Charlys Telefonliste besorgen lassen, aber dort waren nur Nummern von Telefonzellen an Autobahnen oder Flughäfen. Nichts was ihn weitergebracht hätte.
Das gesamte Rudel ließ ihn soweit wie möglich in Ruhe, behelligte ihn nur mit wichtigen Sachen, die seiner Klärung bedurfte. Sogar Lydia wich ihm aus, wo sie nur konnte.
Seine Laune war seit Cassandras verschwinden miserabel. Sobald ihn etwas störte oder an Cass erinnerte, verlor er die Kontrolle über sich und ließ seiner Wut freien Lauf. Genauso wie dem Wein.
Josh stand am Fenster seines Zimmers und sah hinaus, völlig in Gedanken verloren, wie schon seit den letzten Tagen und Wochen. Er trug nur ein T-Shirt und verblichene Jeans. Ein letztes Überbleibsel von Cass. Sie hatte es ihm damals geschenkt, als sie im Fitnessclub ihres Schulkameraden gewesen waren.
Ein leises Klopfen kam von der Tür und das Knarren zeigte, dass die Tür auch geöffnet wurde. "Was ist?" Seine Stimme war barsch und ungehalten. Erik kam herein und erwiderte kleinlaut: "Zwei Wölfe von den Silver-Spring-Rudel sind wieder in unser Territorium eingedrungen." Josh drehte sich um und schnauzte ihn lauthals an: "Gott verdammt! Deswegen störst du mich? Du weißt genau, was zu tun ist! Raus!" Erik duckte den Kopf und verließ schnell den Raum. Draußen warteten Mark und Evan auf ihn und sahen Erik mitleidig an.
"Seit diese Cassandra nicht mehr da ist, ist er unausstehlich." Die beiden Männer nickten zustimmend. Erik ballte die Hand zur Faust und wandte sich an Evan.
"Finde heraus wo sie ist. Mir reicht es mit seinen Launen. Dem ganzen Rudel reichen seine Launen. Wenn er sie unbedingt will, soll er sie zur Gefährtin nehmen, ob sie einverstanden ist oder nicht. Aber diese miese Stimmung halte ich nicht länger aus." Evan nickte zustimmend und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Er war wahrscheinlich der Einzige, der noch herausfinden konnte, wo sie sich aufhielt.
"Hab ich dich!" Cass sah sich erschrocken um und entdeckte Josh am anderen Ende ihres dunklen Zimmers stehen.
"Wie bist du hier rein gekommen?" Er trat ins Licht des Mondes, dass durch die großen Fenster herein fiel und seine Augen funkelten dunkel.
Leidenschaft.
Das war es, was sie darin lodern sah.
Und Verlangen. Nach ihr.
Er trug wieder einen seiner teuren, schwarzen Anzüge, war
allerdings barfuß."Ich habe dich vermisst. Ich hol dich jetzt Heim." Als er diesen Satz beendet hatte, stand er vor ihr und nahm sie in den Arm. Sie verweilte eine Weile in dieser herrlichen Wärme und schließlich fragte sie leise: "Wie hast du mich gefunden? Ich bin extra so weit weg wie möglich." Er lachte kurz auf.
"Seattle ist nicht weit genug entfernt, um vor mir in Sicherheit zu sein. Mein Herz wird dich immer wieder finden. Egal wie weit du weg rennst." Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Dann verlor sie den Boden unter ihren Füßen.
Sie stand vor dem abgebrannten Wrack des Autos, indem Ihre Zwillingsschwester umgekommen war. "Das ist alles Deine Schuld! Wegen dir ist die Liebe meines Lebens tot." Charly packte sie am Oberarm und drehte sie zu sich herum.
"Nein! Das war Derek. Ich konnte nichts dafür." Charly gab ihr einen groben Kuss auf den Mund, der sie zurück taumeln ließ. Er hielt immer noch ihren Arm umfangen und starrte ihr in die Augen.
"Du hast sie mir genommen. Du siehst genau so aus wie sie. Du bist sie!" Er drückte ihren Körper gegen seinen und sie spürte seine Erektion.
Dann erschien Derek ein paar Meter entfernt und sah die Beiden mit blutigem Gesicht an.
"Nur deinetwegen hab ich alle umgebracht. Und ich werde weiter machen. Bis alle tot sind." Charly ließ sie auf einmal los und taumelte nach hinten. Über seiner Brust klaffte eine tiefe Wunde.
"Nicht! Charly!" Dann war er verschwunden.
"Du kannst niemanden beschützen! Hast du noch nie gekonnt und wirst du auch nie schaffen." Dereks Stimme hallte in ihrem Kopf nach und sie sah an sich herab. Im Schritt ihrer Hose war Blut.
"Mein... mein Baby..." Nun stand Derek genau vor ihr.
"Du hast es umgebracht, wie alle Anderen, die dir je zu nahe gekommen sind. Deine Mutter, deine Schwester, dein eigenes Fleisch und Blut, deine Pflegeeltern. Es wird immer so weiter gehen. Bis alle unter der Erde liegen." Cass sank vor ihm auf die Knie. Tränen rannen ihre Wangen herab, während sie immer wieder den Kopf schüttelte.
"Nicht meine Schuld." Josh kniete sich zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine großen, warmen Hände.
"Ich sterbe nicht so schnell. Ich liebe dich." Sie sah hinter ihn, wo Derek stand und ein Messer an Joshs Kehle drückte.
"Wenn er dich nicht kennen gelernt hätte, wäre er verschont geblieben. Es ist alles deine Schuld." Mit diesen Worten schnitt er Josh die Kehle durch und heißes Blut benetzte ihr Gesicht und ihren Körper.
Mit einem grellen Schrei setzte sie sich im Bett auf und klammerte sich wie eine Ertrinkende an die Decke.
Herr im Himmel. Dieser Alptraum war so
real.
Sie konnte förmlich den metallischen Geruch des Blutes wahrnehmen.
Sie ließ sich wieder in die Kissen sinken und drehte sich dann zur
Seite, um aufzustehen.Mit, vom Schlaf schweren Gliedern, ging sie zum Kühlschrank und trank etwas Milch. Dann sah sie zu der Ecke, in der Josh in ihrem Traum gestanden hatte. Alles dunkel.
Kein Josh. Keine Liebe. Keine
Leidenschaft.
Sie vermisste ihn unheimlich. Sogar noch mehr als Charlott oder
Charly. Und das mochte etwas heißen. Sie stellte den Milchkarton
wieder in den Kühlschrank und ging zurück zu ihrem Bett.Ihre derzeitige Wohnung bestand aus zwei Zimmern. Einem Wohn- und Schlafzimmer und einem kleinen Bad. Eigentlich könnte sie sich ein hübsches Apartment leisten, aber sie hatte das Gefühl, sich selbst bestrafen zu müssen.
Sie setzte sich auf die Bettkante und ließ ihren Kopf in die Hände fallen, die sie auf ihre Knie abgestützt hatte. Sie musste endlich aufhören an ihn zu denken. Es machte sie kaputt. Je länger sie von ihm getrennt war, desto schlechter ging es ihr.
Nach ihrer Arbeit in dem kleinen Personalbüro in der Stadt, ging sie immer gleich in ihre Wohnung. Andere Menschen oder ihre neuen Kollegen ließ sie nicht an sich heran, aus Angst, sie auch in Gefahr zu bringen. Zum Sport konnte sie sich nicht mehr aufraffen und zum Essen kochen hatte sie auch keine Lust. Ihre einzige Beschäftigung war putzen und arbeiten.
Jeden Tag. Immer das Gleiche. Wie ein
Roboter.
Wieso ging er ihr nicht einfach aus dem Kopf? Wieso musste sie jede Nacht von seinen zärtlichen Berührungen träumen? Seinen Liebkosungen auf ihrem Körper? Seinen leidenschaftlichen Küssen, die ihr den Atem raubten? Fahrig fuhr sie mit ihren Fingern durch ihr rotes Haar und stöhnte auf. Sie vermisste ihn.
Josh führte gerade ein weiteres Glas Rotwein an seinen Mund und hörte mit halb geschlossenen Augen auf die sanfte Klaviermusik, die aus seiner Anlage rieselte. Plötzlich klopfte es energisch an seinen privaten Gemächern. Wut stieg in ihm auf und er schrie: "Verdammt! Was zum Teufel ist nun schon wieder?" Erik kam mit einem großen Briefkuvert herein und reichte es ihm. "Das Rudel hat einstimmig beschlossen, sie aufzunehmen. Nur holen musst du sie selbst." Mit diesen Worten drehte er sich wieder um und ging.
Wie bitte?
Josh stellte den Wein beiseite und öffnete verwundert den Umschlag.
Er enthüllte aktuelle Fotos und Unterlagen über den Aufenthaltsort
von Cassandra.
Evan!
An ihn hatte er gar nicht mehr gedacht. Hätte er ihn gebeten, nach
Cass zu suchen?
Wahrscheinlich.
Er breitet die Fotos vor sich aus und sah sie sich genau an. Als ob
er ihr dadurch näher wäre. Sie war blasser als sonst und ihre
Schultern hingen schlapp herab, nicht wie früher, als sie sie stolz
gestreckt hatte. Sie trug weder Make-up, noch gab sie sich
besondere Mühe mit ihren Haaren. Auch ihre Kleidung war recht
unordentlich. Überall Falten und nichts schien farblich zusammen zu
passen.
Und ihr Blick.
Noch nie hatte er diesen Ausdruck in ihren Augen gesehen.
Einsamkeit. Schmerz. Traurigkeit. Er stand auf, legte die Bilder
auf seinen Schreibtisch und nahm sein Telefon in die
Hand."Der nächste Flug nach Seattle."
Sie hasste es U-Bahn zu fahren. Aber sie hatte den letzten Bus für die nächsten zwei Stunden verpasst und war dazu gezwungen, wenn sie noch vor Mitternacht Zuhause sein wollte.
Zuhause.
Ihre jetzige Wohnung war kein wirkliches Zuhause für sie. Es
bestand nur aus einem Bett, einer Kommode, einem Herd, einem
Kühlschrank und einem kleinen Bad. Sie atmete geräuschvoll aus. Wie
sehr sie doch ihr altes Leben in Alexandria vermisste. Vor allem
fehlten ihr ihre Freundinnen und die wöchentlichen Weiberabende.
Sie hatte nur Annika Bescheid gesagt, dass sie weg gehen würde.
Diese hatte am Telefon angefangen zu weinen und auch nicht mehr
aufgehört. Aber es musste sein. Alle waren wegen ihr in Gefahr
gewesen. Das war der einzige Ausweg. Ihr Blick wanderte über die
Menschenmenge in der U-Bahn. Sie stellte sich nahe an den Ausgang
an ein Fenster und starrte hinaus."Nur 7 Stationen" murmelte sie immer wieder. Sie hasste kleine Räume, in denen zu viele Menschen waren. Das Gedränge nahm zu. Plötzlich fühlte sie eine große Hand auf ihrem Po. Sie hatte schon davon gehört, dass junge Mädchen und Frauen öfter in der U-Bahn von Fremden Männern begrabscht und belästigt wurden.
"Nehmen sie sofort ihre Hand da weg, oder sie wachen im Krankenhaus wieder auf!" Der Mann beugte sich etwas herunter und raunte ihr mit tiefer Stimme ins Ohr: "Wenn du meine Krankenschwester spielst!" Ihre Knie wurden weich und drohten unter ihr nachzugeben. Sie hielt sich an der Stange vor ihr fest und drehte sich um.
"Josh?" Doch hinter ihr war niemand. Hatte sie es sich nur eingebildet? Sie spürte immer noch seinen warmen Atem an ihrem Ohr. Seine große Hand auf ihrem Po. Ihr Herz setzte einen Moment aus und Tränen stiegen ihr in die Augen. Leidete sie schon unter Verfolgungswahn? Sie schüttelte ihren Kopf, um wieder klar denken zu können und sortierte ihre Gedanken. Wie sollte Josh sie denn finden? Sie hatte ihre Spuren gut verwischt. Niemand konnte sie jetzt noch finden.
Cassandra ordnete gerade ihre Unterlagen, als sie in das Büro zurück kam.
"Mary, wissen Sie zufällig, wo die Bischhoff-Akte ist? Ich habe sie wohl verlegt." Doch Mary antwortete nicht und Cass hob ihren Blick. Ihr Bürostuhl war zum Fenster gerichtet und sie sah, dass jemand darin saß.
"Mary macht eine längere Pause." Cass lief ein wohlig warmer Schauer über den Rücken.
"Wie hast du mich gefunden?" Ihre Stimme klang kehlig und heiser. Josh drehte sich im Bürostuhl zu ihr um.
"Mein Rudel hat dich auswendig gemacht. Sie sind wohl der Meinung, dass du zu uns gehörst. Egal ob Mensch oder Wolf." Cass schmiss die Unterlagen mit voller Kraft auf den Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ich komme nicht zurück!" Ihre Stimme zeigte keine Schwäche. Kein Zittern. Sie war stolz auf sich. Josh stand aus dem Bürostuhl auf und ging auf sie zu. Doch Cass wich ihm aus.
"Ich... Ich habe einen Freund und..." Er legte ihr seine Hand auf die Wange und erwiderte: "Du hast keinen neuen Freund, ich hab dich beobachtet." Als sie nichts antwortete fragte er: "Fehlen dir nicht deine Familie, deine Katze und deine Weiberabende?" Ihre Augen wurden groß als es klick machte. Er hatte sie nicht nur beobachtet.
"Du warst das doch in der U-Bahn!?" Ein breites Grinsen hellte sein Gesicht auf. Er umfasste mit beiden Händen ihren Po und sagte: "Ja. Und ich liebe deinen kleinen Po. Ich liebe alles an dir." Nach einer kurzen Pause, sie war stumm geblieben, sagte er weiter: "Bitte komm wieder mit zurück. Meine Buchhaltung ist total durcheinander ohne deine großartigen Fähigkeiten." Er hatte es also bemerkt? Sie drückte ihn von sich weg.
"Du willst also nur die Buchhalterin zurück? Vergiss es!" Sie drehte ihm den Rücken zu und sortierte fahrig ein paar Unterlagen. Sie war so kurz davor nachzugeben. Aber es durfte nicht sein. Sie liebte ihn, doch das Schicksal hat es nicht gewollt.
Die letzten Wochen war sie sehr unglücklich gewesen. Egal wie sehr sie sich auch immer mit Josh gestritten hatte, fühlte sie sich doch wohl bei ihm. Er hat ihr nie etwas vorgemacht, war immer ehrlich zu ihr. Er hätte sogar auf sein Rudel verzichtet, nur für sie. Sie durfte nicht mehr daran denken. Plötzlich umarmte er Cass von hinten und drückte ihr zarte Küsse auf den Nacken und den Hals.
"So leicht gebe ich nicht auf. Du weißt genau, dass du für mich mehr bist, als meine Buchhalterin. Du bist meine Gefährtin. Meine Frau. Mein Ein und Alles." Eine seiner Hände umfasste ihre Brust, die andere wanderte unter ihren Rock.
"Und du bist meine Geliebte." Ihr wurde auf einmal ganz heiß. Wie oft hatte sie in den letzten Monaten an ihn und seine Berührungen gedacht? Jetzt konnte sie sie haben.
Hier und jetzt. Im Büro.
Sie zog zischend Luft ein."Stopp! Warte! Meine Kollegen... Wir können nicht..." Er schob ihr Höschen beiseite und streichelte sie langsam und qualvoll. Sie musste sich am Schreibtisch abstützen, damit sie nicht zusammenbrach. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Die ganze Zeit hatte sie keinen anderen Mann gehabt und lag Nachts oft wach, weil sie an Josh denken musste. Sie hatte sich gesagt, dass irgendwann ein Mann kommen würde, der sie aus dieser Verzweiflung herausführen würde. Aber bis jetzt war ihr Retter nicht gekommen. Dafür hatte sie die Versuchung gefunden. In Form von Josh. Eine Versuchung, der sie nicht widerstehen konnte.
"Komm mit mir zurück und heirate mich!" Cass stieß ihn von sich, als ob sie sich verbrannt hätte.
"Großer Gott! Das ist doch nicht Dein Ernst!?" Josh nahm sie wieder in die Arme und sah ihr tief in die Augen.
"War das ein Nein?" Er meinte es wirklich ernst.
"Vielleicht..." Er hob seine Augenbrauen.
"Vielleicht ein Nein? Oder vielleicht ein Ja?" Sie schüttelte verwirrt den Kopf.
"Ich muss drüber nachdenken." Sie hörte die Hoffnung in seiner Stimme, als er erwiderte: "Aber du kommst wieder mit zurück?" Gequält sah sie in sein markantes Gesicht.
"Josh! Er wird nicht einfach so aufgeben. Er will meinen Tod und alle, die mir nahe stehen, sind dadurch auch in Gefahr. Was glaubst du, warum ich alles hinter mir gelassen hab?" Sie strich ihre Kleidung wieder glatt und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Er brachte sie völlig aus dem Konzept.
"Wenn du wieder mit zurück kommst, kann ich dich beschützen. Ich kann alle beschützen, die dir etwas bedeuten." Sie seufzte resigniert.
"Josh..." Er drehte sie zu sich herum und küsste sie zärtlich.
"Sag mir, dass du mich nicht liebst, dass du mich nicht heiraten möchtest und ich werde verschwinden und nie wieder kommen. Aber ich verspreche dir, dass wenn du mit zurück kommst, ich alles tun werde, um dich glücklich zu machen. Alles." Tränen sammelten sich in ihren Augen.
"Ich liebe dich. Ich hab dich so sehr vermisst!"
Nach den fünf Stunden Flug, landeten sie auf dem Ronald Reagan Airport und wurden von einem verschmitzt grinsenden Evan ins Auto geladen und nach Hause gefahren.
"Glückwunsch! Ich wusste, dass du wieder zurück kommen würdest." Cass blinzelte fragend.
"Du wusstest es?" Josh legte seinen Arm beruhigend um ihre Schulter.
"Er ist zum Teil Incubus und hat deinen Aufenthaltsort über deine Träume herausgefunden." Sie sah Josh böse an.
"Meine Träume?" Er hob abwehrend die Hände.
"Sieh mich nicht so an. Es war nicht meine Idee. Aber ich bin froh, dass mein Rudel es getan hat." Evan wandte sich über den Rückspiegel an Cass.
"Du hättest ihn mal sehen müssen. Er hat alles und jeden angeschrien. Außerdem hat er sich fast ausschließlich in sein Zimmer eingeschlossen und unseren Weinvorrat beträchtlich geschmälert." Josh sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und erwiderte scharf: "Klappe! Konzentriere dich auf die Straße." Auch Cass sah Evan drohend an.
"Halt dich ab jetzt aus meinen Träumen raus, sonst besuche ich dich nachts mal. Aber ich kann nicht versprechen, dass du danach noch bei irgendjemanden in die Träume einsteigen kannst." Er sah sie belustigt an und winkte ab.
"Keine Angst. So etwas mach ich nur im Notfall. Also wenn mein Chef wegen deiner Abwesenheit den Kopf verliert." Etwas besänftigt sah sie wieder zu Josh, den Evans Äußerungen zu nerven schien. Dann sah er ihr in die Augen und sagte etwas lauter: "Wenn du ihm nicht traust, leg einen Salbeizweig neben dein Bett. Das hält ihn fern." Sie sah ein leichtes Zittern durch Evans Körper rinnen, das wohl seine Abscheu über Salbe bezeugte. Cass legte beruhigt ihren Kopf an Joshs Schulter und spielte mit seiner Jacke.
"Ich bin froh, dass er mich gefunden hat. Was wirst du wegen Derek unternehmen?" Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuss in die Handfläche.
"Ich werde für deine Familie einen Mann zur Sicherheit abstellen und mit einem Freund bei der Polizei reden, damit verstärkt Streife gefahren wird. Wegen deiner Freundinnen überlege ich mir noch was." Sie kuschelte sich an ihn, dann runzelte sie die Stirn.
"Warum holt uns eigentlich Evan ab? Ich erinnere mich, dass du einen Chauffeur hattest. Ein kleiner Dicker." Evan grinste.
"Dem ist nach der Explosion in der Fabrik das Herz in die Hose gerutscht und er hat gekündigt." Cass setzte sich auf und sah Josh in die Augen.
"Ich kenne da jemanden, der perfekt für den Job wäre. Der Mann deiner Putzfrau Michelle sucht seit über einem Jahr einen Job. Er würde alles tun." Verwundert blinzelte er.
"Der Mann meiner Putzfrau?" Sie winkte mit einem zuckersüßen Lächeln auf den Lippen ab.
"Ich hab sie kurz vor meiner Abreise kennen gelernt. Irgendwie musste ich doch in deine Wohnung kommen."
Josh stellte Cassandras Tasche auf das Bett in seinem Zimmer und sah sie sehnsüchtig an.
"Ich hab noch etwas zu tun, aber dann hab ich den ganzen Nachmittag und Abend für dich Zeit." Damit gab er ihr einen Kuss auf die Lippen und setzte sich an seinen Schreibtisch. Cass sah sich im Zimmer um. Seit ihrer Abreise hatte sich nichts verändert. Was sollte sie nun machen, bis Josh fertig war?
Putzen?
Sie sah sich noch einmal um.
Nein. Hier ist es auf jeden Fall sauber.
Ihr Blick fiel auf ihre Tasche. Sie öffnete den Reißverschluss und
räumte die Kleidungsstücke in Joshs Schrank.Er hatte einen riesigen Kleiderschrank, über die gesamte Länge des Zimmers. Die vier Türen waren zum Schieben und alle waren sie verspiegelt. Im hinteren Teil des Schrankes, also an der Fensterfront, fand sie genügend Platz für ihre wenigen Habseligkeiten. Sie würde bei Charly noch ihre restlichen Sachen abholen müssen.
Und Mia! Das kleine Fellbündel hatte ihr
unheimlich gefehlt.
Charly hatte sie erst nicht aufnehmen wollen, hatte aber
schlussendlich nachgegeben. Ihre Sportsachen lagen ganz unten in
der Reisetasche und plötzlich bekam sie unheimliche Lust eine Runde
zu joggen. Sie ging mit den Sportsachen ins angrenzende Bad und zog
sich um. Ihre getragenen Sachen schmiss sie in die Wäsche und ging
wieder ins Schlafzimmer."Wo willst du hin?" Josh sah von seinen Papieren auf und starrte sie nun fragend an.
"Ich gehe joggen." Als hätte er Kopfschmerzen griff er sich an die Stirn und fuhr mit seiner Hand über sein Gesicht.
"Du kannst nicht raus gehen. Was ist, wenn Derek dir auflauert?" Flehend sah sie ihn an.
"Ich muss aber raus. Ich brauche etwas Bewegung. In den letzten Monaten hab ich mich so gut wie überhaupt nicht bewegt." Plötzlich grinste er.
"Dann geh doch in den Trainingsraum. Dort ist auch ein Laufband." Cass Augen blitzten voller Überraschung auf.
"Ihr habt hier einen Trainingsraum?" Josh nickte, stolz auf sich, dass er sie von ihrem Vorhaben abgebracht hatte, ohne das es wieder in Streit ausartete.
"Im Keller. Wir halten ihn immer auf dem neusten Stand." Er hatte noch nicht einmal ausgeredet, da war sie schon verschwunden. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen machte er sich wieder über seine Papiere her. In letzter Zeit hatte er seine Arbeit im Rudel viel zu sehr schleifen lassen. Und je eher er fertig war, desto eher konnte er Cass ins Bett zerren. Er hatte sie zwar schon im Büro, in ihrer Wohnung und auf der Flugzeugtoilette, aber er fühlte sich völlig ausgehungert. Und nur sie konnte diesen Hunger stillen.
Nach zwei Stunden war sie immer noch nicht wieder im Zimmer und Josh legte seine Papiere beiseite. Er konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren. Mit einem flauen Gefühl im Magen, machte er sich auf den Weg in den Keller. Sylvester war auch dort unten. Nur ein paar Meter vom Trainingsraum entfernt.
War sie über ihn gestolpert und vor Angst
geflohen?
Evan und Erik kamen ihm auf der Treppe entgegen und klopften ihm
grinsend auf die Schulter."Da hast du dir ein ausdauerndes kleines Täubchen gesucht. Wenn sie im Bett genau so abgeht..." Evan stöhnte.
"Ich beneide dich. Wirklich!" Josh hatte keinen Schimmer, wovon Evan redete und Erik half ihm auf die Sprünge.
"Cassandra ist schon seit zwei Stunden auf dem Laufband. Fast ohne zu schwitzen." Nach einer kleinen Pause und einem wissenden Grinsen fügte er noch hinzu: "Die anderen starren sie regelrecht an." Josh ging schnell an den Beiden vorbei und betrat den Trainingsraum. Den Blick starr zur Wand gerichtet, an dem ein Flachbildschirm hing, rannte sie sogar recht schnell auf dem Laufband. Ihr Hemd und ihr Haar waren fast trocken. Und Mark und Jonathan starrten ihr ganz unverhohlen auf den kleinen Knackpo. Als sie Joshs Anwesenheit mitbekamen, drehten sich alle wie auf Befehl um und trainierten weiter. Falls sie überhaupt schon angefangen hatten. Josh ging zu ihr und zog ihr einen Kopfhörer aus dem Ohr.
"Wie lange willst du noch rennen?" Cass sah auf die Uhr.
"Noch eine Stunde oder so. Außer ihr habt einen Pool, indem ich ein paar Runden schwimmen kann." Die anderen sahen sofort wieder zu Cass.
Grauste es ihnen bei der Vorstellung des
Wassers oder stellten sie sich Cassandras Körper in einem knappen
Badeanzug vor?
"Haben wir nicht. Aber dafür eine schöne Dusche, die ich dir zeigen könnte." Sie wurde rot. Diese Einladung war wohl deutlich genug und auch laut genug, so dass alle anderen im Raum sie hören konnten. Er gab ihr noch einen verzehrenden Kuss und ließ sie dann stehen. Er hatte gespürt, wie ein kleiner Schauer sie hatte erzittern lassen und er hatte ihre steifen Nippel durch das Hemdchen gesehen. Sie würde es bestimmt nicht mehr lange aushalten und ihm nach oben folgen.
Nach weniger als fünf Minuten betrat Cass das Zimmer und ging ins Bad. Josh war nirgendwo zu sehen.
Schade.
Sie hatte sich so sehr auf eine gemeinsame Dusche gefreut. Sie zog
sich aus, trat in die Duschkabine und stellte das Wasser an.
Plötzlich wurde die Kabinentür geöffnet und Josh, nackt wie Gott
ihn schuf, stieg zu ihr in die Dusche. Ihr Rücken wurde gegen seine
harte Brust gedrückt und sie konnte seine Erektion an ihrem Po
fühlen."Was ist denn mit dir los?" Josh küsste ihren Hals.
"Ich hab mir überlegt, ob ich dir ein eigenes Laufband kaufe und es hier aufstellen lasse." Cass sah ihn vor Freude strahlend an.
"Das ist nicht nötig. Ich bin beim Sport gern mit anderen zusammen. Allein ist es immer etwas öde." Josh streichelte über ihre Brüste, knetete sie und drückte ab und an eine Brustwarze zusammen. Dann ging ihr ein Licht auf.
"Du bist eifersüchtig." Ohne darauf zu reagieren, glitt seine Hand tiefer, an ihrem Bauch vorbei zu ihrer Scham.
"Sie haben dich angestarrt." Sie lächelte. Ab jetzt musste sie wohl öfter mit den anderen Jungs des Rudels eine Trainingseinheit einlegen.