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ABSCHIED VON NAR SHADDAA

 

 

Salla Zend verhielt sich während der folgenden Wochen auffallend ruhig – so ruhig, daß Han sich Sorgen um sie machte. So hatte er sie noch nie zuvor erlebt. Sie schlug alle Angebote aus, Chewie und Han auf ihren Schmuggelfahrten zu begleiten, obwohl Han es durchaus ernst gemeint hatte, als er sagte, er brauchte ihre Hilfe.

Jarik hatte unlängst im corellianischen Sektor von Nar Shaddaa ein Mädchen kennengelernt und brachte jetzt alle verfügbare Zeit mit ihr zu. Der Junge verdingte sich außerdem bei Shug, da der Meistermechaniker zur Zeit die Hyperantriebe zahlreicher Schmuggelschiffe der Desilijic runderneuerte. Ein großer, lukrativer Auftrag, bei dem Shug jede Hilfe benötigte, die er bekommen konnte.

Salla fing an, sich jeden Tag in Shugs Raumdepot herumzutreiben, und sie half ebenfalls bei der Erneuerung der Hyperantriebe. Doch wenn Han von einer seiner Fahrten nach Hause zurückkam, war sie stets da, um ihn lächelnd und mit einem zärtlichen Kuß zu begrüßen. Aber ihr Benehmen ihm gegenüber war irgendwie… anders. Sie hatte neuerdings eine Art, ihn anzuschauen, als wolle sie ihn irgendwie… taxieren. Und das machte den Corellianer sehr nervös.

Was ihn allerdings an meisten nervte, war, daß Salla ihn darum bat, ihr das Kochen beizubringen. Dewlannas Erziehung hatte Han zu einem recht guten Koch gemacht, obwohl er keinen gesteigerten Wert darauf legte, nur für sich selbst Mahlzeiten zuzubereiten. Doch seit er und Salla nahezu jeden Abend zusammen waren, hatte er sich angewöhnt, für sie beide zu kochen. Und plötzlich, von einem Tag auf den anderen, wollte Salla, daß er sie in dieser Kunst unterwies. Aus irgendeinem Grund fühlte Han sich dabei nicht wohl. Er konnte nicht einmal sagen, was ihm Sorgen bereitete – schließlich war es doch keine große Sache, wenn jemand kochen lernte, oder? –, dennoch sorgte er sich!

Er fing mit ganz einfachen Sachen an: Frühstück, Eintopf, Suppen; dann ging er zu Gerichten wie gedünsteten Traladon-Steaks mit Knollen, feingehackten und gerösteten Imushwurzeln in scharfer Sauce sowie Wookiee-Fladenbrötchen mit einer Glasur aus Waldhonig über.

Salla paßte ganz genau auf und näherte sich dem Kochen mit derselben Ernsthaftigkeit, die sie auch auf die Dekonstruktion und den Wiederaufbau einer fehlerhaften Motivator-Matrix verwendet hätte. Sie nahm das Ganze so ernst, daß Han sich immer mehr beunruhigte. Er dachte daran, sie zu fragen, was eigentlich los sei, wollte aber gleichzeitig nicht neugierig erscheinen. Salla hatte erst kürzlich ihr Schiff verloren. Das war Grund genug für exzentrisches Benehmen, redete er sich ein.

Eines Abends – Salla hatte ihr erstes ganz allein zubereitetes Essen aufgetragen – kaute Han gerade den letzten Bissen aus leicht verbranntem Ladnek-Schwanz und ein wenig zähem Moorwurzelauflauf und strahlte sie an. »Das war köstlich, Salla. Du wirst in Rekordzeit eine Meisterköchin sein!«

»Wirklich?« Sie sah sehr erfreut aus.

»Klar«, log er. Die Wahrheit war, daß sie noch einen langen Weg vor sich hatte.

»Han… es gibt etwas, das ich dir sagen muß«, begann sie dann. »Etwas von großer Bedeutung.«

Oh je, jetzt kommt’s, dachte er mit einem Anflug von Entsetzen. »Und das wäre?« fragte er.

»Na ja, ich habe Pläne gemacht. Es wäre gar nicht so teuer, wie ich dachte, besonders der Saal nicht, und ich habe ein bißchen was gespart. Zusammen mit dem, was dir noch von dem großen Sabacc-Spiel geblieben ist, könnten wir es schaffen. Ich habe schon mit einem Lieferanten gesprochen, und…«

»Salla, wovon sprichst du überhaupt?« fiel Han, der kein Wort verstand, ihr ins Wort.

»Von unserer Hochzeit«, antwortete sie. »Ich habe darüber nachgedacht, daß du gesagt hast, du brauchst mich – und du hast vollkommen recht. Wir brauchen einander, Han. Wie Roa und Lwyll. Weißt du noch, wie schön ihre Hochzeit war? Unsere könnte genauso schön sein. Ich finde, das sind wir uns schuldig. Wir könnten alle unsere Freunde einladen.«

Han starrte sie an. Er war viel zu verblüfft, um etwas sagen zu können. In einem ersten Impuls wollte er aufbrausen und »Bis du verrückt geworden?« brüllen, statt dessen zählte er langsam bis zehn. Vielleicht brauchte Salla ja medizinische Hilfe. Sie hatte immerhin einen Schlag gegen den Kopf abbekommen. Bekümmert brachte er schließlich heraus: »Äh, Salla, ich glaube nicht, daß die Chancen dafür im Augenblick gut stehen.«

Sie kicherte. »Ich wußte, daß du das sagen würdest. Männer! Sie wollen nie zugeben, was sie fühlen. Weißt du denn nicht mehr, wie du mir gesagt hast, du würdest Roa und Chewie irgendwie darum beneiden, daß sie eine richtige Familie haben?«

Han erinnerte sich durchaus daran, etwas in der Art gesagt zu haben, aber er hatte bestimmt nicht gewollt, daß seine Worte auf diese Weise ausgelegt wurden. Er schüttelte den Kopf. »Salla, Süße, ich denke, wir sollten besser nochmal darüber reden. Du hast doch noch mit niemandem gesprochen, oder? Oder irgendwelche konkreten Pläne gemacht?«

»Nun… nur mit ein paar Leuten«, erwiderte sie. »Shug, Mako und Lando. Und mit Jarik. Und ich habe den Saal gemietet.«

Mako! Han stöhnte innerlich auf. Sein alter Freund aus den Tagen an der Akademie würde eine Menge Spaß dabei haben, diese Neuigkeit in ganz Nar Shaddaa zu verbreiten. Jarik, weshalb hast du mich nicht gewarnt? fragte er sich, doch dann ging ihm auf, daß der Junge bis über beide Ohren in dieses niedliche kleine Ding verliebt war, das er in letzter Zeit ständig traf, und daß er Salla wahrscheinlich nicht mal richtig zugehört hatte.

»Salla«, sagte er, »das sieht dir gar nicht ähnlich. Wir haben uns nie irgendwelche Versprechen gegeben, uns zu nichts verpflichtet. Ich meine, eines Tages vielleicht… aber…«

Sie lächelte ihn abermals an – die Art Lächeln, die ihm das Gefühl vermittelte, er sei ein Traladon auf dem Weg ins Schlachthaus. Ein allwissendes Lächeln, das ihm sagte, daß sie ihm überhaupt nicht zuhörte. Han war verzweifelt darum bemüht, zu ihr durchzudringen, ohne sie mit der Wahrheit zu verletzen. Er streckte einen Arm über den Tisch aus und ergriff ihre Hand. »Salla, Süße… wir haben bisher nicht mal das Wort Liebe in den Mund genommen. Willst du mir sagen, du liebst mich so sehr, daß du den Rest deines Lebens mit mir verbringen willst?«

Der Blick ihrer Bernsteinaugen verlor sich einen Moment, dann nickte sie. »Ich weiß, was ich will, Han. Dich und mich als Paar und daß wir aufhören, unser Leben für Gewürzladungen aufs Spiel zu setzen. Wir werden wie Roa und Lwyll leben und zusammen fortgehen, um ein neues Leben anzufangen. Ein ehrliches Leben. Vielleicht haben wir eines Tages sogar Kinder.«

»Aber liebst du mich?« wollte er wissen und hielt ihren Blick fest.

»Sicher«, gab sie zurück. »Natürlich tue ich das, Han. Das weißt du.«

Nein, ich glaube nicht, daß ich das weiß, dachte er zynisch. Er hatte bemerkt, wie ihr Blick ganz kurz abgedriftet war. Er wußte, daß Salla auf ihn stand, daß ihr etwas an ihm lag und daß sie sich leidenschaftlich zu ihm hingezogen fühlte. Aber Liebe?

»Wie auch immer, du wirst sehen, das ist die richtige Entscheidung, Han. Wir werden sehr glücklich sein, und das wird die schönste Hochzeit aller Zeiten. Und anschließend werden wir ein großes Fest geben.«

Han war nicht entgangen, daß sie ihn nicht gefragt hatte, ob er sie liebte. Sie will die Antwort gar nicht wissen, erkannte er. Einen Augenblick lang lag es ihm auf der Zunge zu sagen: »Salla, ich liebe dich nicht, und ich will dich nicht heiraten.« Doch irgendwie konnte er die Worte nicht herausbringen. Er hatte nicht die Absicht, mit ihr Schluß zu machen, und ein solches Geständnis würde mit Sicherheit dazu führen.

Han nahm sich in Gedanken vor, mit Chewie und vielleicht auch mit Lando über diese Sache zu reden, da Salla der Mund ja ohnehin bereits übergegangen war. Vielleicht hatte einer der beiden ja eine Idee, wie er diese Heirat verhindern konnte, ohne sie gleich zu verlieren. Han wollte Salla keineswegs verlieren, aber er würde ganz bestimmt nicht heiraten. Vor allem nicht jetzt, da er sich auf dem Höhepunkt seiner Schmugglerkarriere befand und da die rasende ›Falcon‹ sein Schiff war. Soweit es den Corellianer betraf, kam der Ehestand in etwa lebenslangem Arbeitsdienst für das Imperium gleich. Han würde kaum weniger bestürzt regiert haben, wenn man ihn in die Gewürzminen auf Kessel verbannt hätte.

Am nächsten Tag nahm er Chewie in ihrem Apartment zur Seite, und während ZeeZee munter hin und her rollte, irgend etwas aufhob, um es wenig später an exakt demselben Platz wieder abzulegen, erzählte er ihm die ganze Geschichte. Sein Freund knurrte und jaulte und schüttelte den Kopf.

»Was soll das heißen, Sallas Verhalten erinnert dich an Wynni?« wollte Han wissen. »Wynni kann ihre Tatzen nicht von dir lassen und versucht jedesmal, wenn wir ihr über den Weg laufen, dich zu verführen. Salla ist nicht so. Sie will einfach bloß heiraten!«

Chewbacca beharrte jedoch auf seiner vorherigen Feststellung. Salla erinnerte ihn an Wynni, weil sie nicht danach fragte, ob Han sie wollte. Sie nahm einfach an, daß er sie wollte und tun würde, was sie verlangte. Wenn es ans Heiraten ging, so führte der Wookiee aus, waren beide Partner gleich stimmberechtigt. Manchmal mochte ein Partner in die Wünsche des anderen einwilligen, aber keiner der beiden Beteiligten sollte einfach voraussetzen, er wisse genau, was für den anderen am besten sei, und Entscheidungen für beide treffen.

Han runzelte die Stirn. »Ja, ich verstehe, was du meinst«, murmelte er. »Salla fragt nicht, sie geht einfach davon aus, daß wir heiraten.« Er schüttelte betrübt den Kopf. »Heute ist sie unterwegs, um ein Kleid zu kaufen. Sie sagt, weil ich ein Corellianer bin, will sie eine traditionelle corellianische Hochzeit. Das bedeutet ein grünes Kleid.«

Chewie schüttelte den Kopf und stürzte sich in einen langen umfassenden Vortrag über Frauen jedweder Spezies, die Männer als Trophäen betrachteten, die es zu erringen galt. Er belehrte Han darüber, daß seine Schwester Kallabow sich in ganz ähnlicher Weise in den Kopf gesetzt hatte, Mahraccor zu heiraten. Allerdings, so meinte Chewie, hatte es Kallabow schlauer angefangen als Salla. Sie hatte Mahraccor lediglich jede Menge Gelegenheiten gegeben, sich darüber klar zu werden, daß er sie liebte, bis er eines Tages genau das tat. Sie waren seither sehr glücklich miteinander, stellte Chewie abschließend fest.

»Tja, das wird mir aber nicht passieren, Kumpel«, warf Han bissig ein. »Weißt du, ich drehe allmählich durch, Chewie. Es ist ihr völlig gleich, was ich will – sie will nicht einmal wissen, was ich will. Auf die Art macht man niemanden in sich verliebt oder bringt ihn dazu, einen zu heiraten.«

Chewie stimmte ihm lautstark zu.

Am nächsten Abend sprach Han in einer verräucherten Bar in einem der großen Casinos von Nar Shaddaa mit Lando. Der Spieler schüttelte bereits in dem Augenblick den Kopf, als Han mit dem Thema herausrückte. »Han… Han… es ist ihr todernst damit, weißt du? Als sie mir davon erzählt hat, hab’ ich zu lachen angefangen – weil ich dich kenne, Kumpel! –, und Salla hätte mir um ein Haar ein Ding verpaßt.«

»Ich weiß, daß sie es ernst meint«, entgegnete Han verdrießlich. »Verdammt, Lando, ich will sie nicht heiraten – ich will niemanden heiraten. Vielleicht nie! Ich bin gerne allein, und ich bin gerne in der Lage, tun und lassen zu können, was ich will, wann ich es will und mit wem ich es will!«

»Nur die Ruhe, Kumpel«, warnte Lando, und Han wurde bewußt, daß seine Stimme eine Lautstärke erreicht hatte, bei der sich einige der übrigen Gäste des Etablissements nach ihm umdrehten. Er nahm hastig einen Schluck von seinem alderaanischen Ale.

»Hast du versucht, ihr klarzumachen, wie du darüber denkst?« wollte Lando wissen.

»Ja, schon ein paarmal. Sie übergeht das einfach. Ich sage: ›Salla, ich halte das für keine gute Idee. Ich brauche Zeit, um darüber nachzudenken‹ oder sogar: ›Ich habe kein Interesse, mich jetzt zu verheiraten‹, aber das nützt alles überhaupt nichts.«

»Und was meint sie, wenn du das sagst?«

»Sie tut es einfach ab, sagt Sachen wie: ›Das macht nichts, Han, Männer denken immer so darüber. Es ist vollkommen normal, vor der Hochzeit Bammel zu haben.‹«

Lando seufzte dermaßen stürmisch, daß sein Schnurrbart bebte. »Das ist hart, mein Freund«, befand er. »Hört sich an, als hätte sie sich darauf versteift, dich zu heiraten, um ihr Leben wieder in die Gänge zu bekommen. Sie hat ihr Raumschiff verloren, aber dafür kriegt sie jetzt einen Ehemann.«

»Sie will, daß ich mein Geschäft an den Nagel hänge und Nar Shaddaa verlasse. Sagt, wir könnten wie Roa und Lwyll werden, ein neues Leben anfangen und was ganz anderes machen. Keine Schmuggelfahrten mehr!«

Lando erschauerte. »Ehrliche Arbeit? Das ist ja schrecklich!« Der Spieler machte sich nur zum Teil lustig.

Han kippte den letzten Rest Ale hinunter und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Was soll ich bloß machen, Lando? Ich werde sie keinesfalls heiraten, soviel ist sicher. Aber ich kann unmöglich so gemein zu ihr sein, ihr das so unter die Nase zu reiben, daß sie es auch kapiert.«

Lando zog die Stirn kraus. »Ein schwerer Fall. Ich finde, so wie Salla sich aufführt, fordert sie es geradezu heraus, von dir abserviert zu werden. Aber Han… du kannst unmöglich noch länger warten. Sie hat mir gesagt, daß sie die Hochzeit für die nächste Woche geplant hat.«

Han richtete sich kerzengerade auf. »Nächste Woche? Oh nein, Lando… keine Chance!«

Lando nickte. »Du mußt es ihr sagen, Han.«

»Aber sie wird mir nicht zuhören!«

»Was sonst kannst du tun?«

Hans Gesichtszüge verhärteten sich entschlossen. »Ich kann verschwinden, das kann ich tun. Ich wollte sowieso für eine Weile in den Korporationssektor, um nach einem famosen Raumschiffingenieur namens Doc zu suchen. So wie’s aussieht, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für diese Reise.«

»Der Korporationssektor ist ziemlich weit weg.«

»Ja, und Salla hat kein Schiff, also kann sie mir nicht folgen. Außerdem, wenn ich einfach abhaue, wird ihr das meinen Standpunkt klarmachen – besser als irgend etwas, das ich sagen könnte, Lando. Also morgen.«

»So bald schon?« Lando war verblüfft. »Warum so schnell?«

»Wieso sollte ich noch länger hierbleiben?« wollte Han wissen. »Ich werde morgen früh zu Jabba gehen und ihm mitteilen, daß ich für eine Weile verschwinde und nicht weiß, wann ich wieder zurück sein werde. Außerdem«, seufzte er, »bedeutet mir Salla etwas. Ich will nicht, daß sie ihre Credits für eine Hochzeit ausgibt, die gar nicht stattfindet. Je schneller ich also aufbreche, desto mehr spart sie.«

»Sie wird durchdrehen«, warf Lando ein.

»Ich weiß«, stimmte Han ihm trostlos zu. »Und ich wünschte wirklich, es müßte nicht so ablaufen. Sie sollte ein wenig Respekt vor mir haben und nicht so dickköpfig sein. Wenn es irgendeinen anderen Weg gäbe, würde ich ihn gehen, aber mir fällt keiner ein. Ganz gleich, was ich tue oder sage, Salla wird auf jeden Fall verletzt sein.«

»Du könntest dich fügen und sie heiraten«, meinte Lando und wölbte amüsiert eine Augenbraue.

Han schüttelte den Kopf. »Da würde ich schon eher Jabba küssen, Lando.«

Lando brach in schallendes Gelächter aus, bis er fast von seinem Barhocker rutschte.

»Ich werde meine Freiheit nicht verlieren«, sagte Han kampflustig. »Salla wird darüber hinwegkommen. Ja, sie wird stinksauer sein. Ja, sie wird höchstwahrscheinlich nie wieder mit mir reden. Und das tut mir leid, aber nicht leid genug, um noch länger hierzubleiben. Da wage ich schon lieber einen Mikrosprung durch den Schlund!«

Lando zuckte die Achseln und streckte Han die Hand hin. »Ich werde dich vermissen, Kumpel.«

»Komm doch mit«, schlug Han vor und schüttelte Landos Hand.

»Und was ist mit Jarik?«

Han machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der Kleine würde nicht mitkommen, da bin ich mir fast sicher. Shug zahlt ihm mehr, als ich mir je leisten könnte, und er ist so vernarrt in dieses Mädchen, daß er nicht mehr geradeaus schauen kann. Der hat auf keinen Fall Lust auf eine lange Reise.«

»Stimmt«, sagte Lando. »Zum ersten Mal verliebt. Ist das nicht süß?«

Han verdrehte die Augen, und beide lachten.

»Also… bist du dabei?« drängte Han.

»Ich nicht«, winkte Lando ab. »Ich muß mich mal wieder bei meinem Raumschiffverkauf blicken lassen. Seit Roa weg ist, habe ich einen Geschäftsführer nach dem anderen verschlissen, und den letzten hab’ ich beim Klauen erwischt.«

»Na toll.« Han schüttelte den Kopf. »Tja, du wirst mir fehlen, Lando. Halt dir den Rücken frei, Kumpel.«

»Du auch.«

Han verbrachte eine letzte Nacht mit Salla, doch sie war so in ihre Pläne verstrickt, daß ihr nicht einmal auffiel, wie düster und schweigsam er war. Kurz bevor sie sich schlafen legten, sah Han sie an und sagte: »Salla… ich wünschte, du hättest mich gefragt, bevor du das alles in Angriff genommen hast. Ich bin kein Typ zum Heiraten.«

Sie lachte. »Das denken alle Männer, Han… bis sie dann heiraten. Denk bloß mal an Roa. Er hat immer behauptet, niemals heiraten zu wollen, und dann hat er es doch getan, und man hat noch niemals jemanden glücklicher gesehen. So sind die Männer eben.«

»Nicht ich«, entgegnete Han, aber Salla lachte nur.

 

Am nächsten Morgen schaute Han kurz in seiner Bleibe vorbei und ließ ZeeZee seine Sachen in einen alten Rucksack stopfen (was nicht lange dauerte, da Han noch nie viel besessen hatte). Dann machten sich er und Chewie auf den Weg zum Landeplatz der ›Millennium Falcon‹ auf einem der Hochhäuser von Nar Shaddaa.

Jarik tauchte auf, um sich von ihnen zu verabschieden. Han hatte niemandem außer Lando und dem Jungen gesagt, daß er verschwinden wollte. Jarik reichte ihm die Hand, und als er sie nahm und schüttelte, platzte er heraus: »Ich wünschte, ich würde selbst wegfliegen! Komm reich zurück, Han! Chewie, du paßt auf ihn auf, ja?«

Han legte einen Arm um die Schulter des jungen Mannes und rüttelte in spielerisch. Chewie verpaßte ihm ein Kopfrubbeln nach Wookiee-Art, das den Kleinen zum Schreien brachte. »Paß du lieber auf dich selbst auf«, rief Han. »Und laß dich nicht von ZeeZee verrückt machen. Hör auf meinen Rat und amüsier dich. Aber denk daran. Wenn ich zum jung zum Heiraten bin, dann bist du’s ganz bestimmt!«

Jarik lachte. »Ich werde mich beizeiten daran erinnern.«

»Bis dann, Kleiner. Mach’s gut.«

Ein paar Minuten später – Nar Shaddaa verschwand bereits hinter ihnen – aktivierte Han das Komsystem, um eine Holobotschaft abzusetzen. Er gab rasch Sallas Namen und Code ein und wies die Nachrichtenzentrale an, die Botschaft noch zwei Stunden zurückzuhalten. Bis dahin wäre er längst über alle Berge.

Als das Gerät Aufnahmebereitschaft signalisierte, räusperte sich Han befangen. »Hi, Salla«, begann er, »es tut mir leid, daß es so kommen mußte, aber wenn du das hier hörst, werden Chewie und ich fort sein. Ich habe versucht, mit dir zu reden, aber du wolltest mir einfach nicht zuhören.« Er zögerte und atmete tief durch. »Salla, du bist eine tolle Frau, aber ich bin einfach nicht bereit, mich zu verheiraten – mit niemandem. Versuche also, es nicht persönlich zu nehmen, okay? Ich glaube, wir brauchen ein wenig Abstand voneinander. Ich werde eines Tages wiederkommen. Versuche bitte, nicht allzu sauer zu sein, Salla. Ich tue bloß, was ich tun muß. Gib gut auf dich acht, Salla, und sage Shug und Mako in meinem Namen Lebewohl.«

Chewbacca grunzte mit Nachdruck, und Han fügte hinzu: »Oh, und Chewie sagt auch Lebewohl. Bleibe gesund, Salla – und glücklich!«

Er streckte die Hand aus und drückte die ›Senden‹-Taste, dann ließ er sich in seinen Sitz zurückfallen. »Puh! Das war schlimmer als ein Dutzend Kessel-Routen, Kumpel!«

Chewbacca pflichtete ihm bei und meinte, das solche Dinge nie einfach seien. Han nickte. »Also gut, mein Junge. Da wir gerade vom Heiraten reden. Ich denke, ehe wir mit Lichtgeschwindigkeit in den Korporationssektor aufbrechen, hast du dir deine zweiten Flitterwochen mit Mallatobuck verdient. Also Kurs auf Kashyyyk!«

Chewbacca strahlte Han an, die blauen Augen leuchteten. Han schenkte dem Wookiee ein breites Grinsen. »Abgesehen davon habe ich eine weitere Fuhre dieser Explosivbolzen geladen, von denen Katarra so angetan war. Ich schätze, ein paar hübsche Kisten Thikkiian-Brandy werden im Korporationssektor einen guten Preis einbringen. Ist der Korporationssektor via Kashyyyk okay für dich?«

Chewbacca brüllte sein Einverständnis mit Hans Vorschlag so laut heraus, daß diesem die Ohren klingelten.

Kurz darauf war die ›Falcon‹ auf dem ersten Abschnitt ihrer langen Reise nur noch eine Leuchtspur im Hyperraum.