24 Diverse Frauen der
Sigma-Tau-Delta-Verbindung blickten Ian neugierig hinterher, als er
Richtung Eingangstür ging. Er meinte, die Worte orange,
ätzend und gerupft zu hören, war sich aber nicht sicher.
Er blickte stur auf die Tür und versuchte, nicht an die beiden
Freunde zu denken, die er gerade verlassen hatte. Als er auf der
Veranda des Hauses war und durch die offene Tür gehen wollte, trat
ihm eine große, dünne Blonde entgegen.
»Wo willst du hin? Das hier ist
leider eine private Party und …«
»Ich bin ein Freund von Danielle«,
sagte er. »Ich hatte eine lange Fahrt bis hierher. Und mein Auto
ist kaputt, meine Freunde sind stinkig auf mich und ich, na ja …
weißt du, wo Danielle ist?«
»Bist du etwa Ian?«
»Tja, kann ich auch nicht
ändern.«
»Mist aber auch«, sagte das
Mädchen. »Noch vor ein paar Minuten hat sie sich deinetwegen die
Augen aus dem Kopf geheult. Ich weiß nicht, ob ich dir eine knallen
oder dich umarmen soll.« Sie trat auf Ian zu und bemerkte dann ganz
offensichtlich den Gestank nach Schweiß und allem anderen. »Ich
glaube, ich gebe dir einfach die Hand. Hallo, Ian. Ich bin
Madison.«
Sie führte Ian ins Haus. Das
Innere war eindrucksvoll: Die Diele wurde von einem eleganten
Kronleuchter erhellt, an den Wänden hingen Ölgemälde in
Blattgold-Rahmen, und die klassischen Möbel schienen viel zu schön,
um tatsächlich benutzt zu werden. Madison brachte ihn in die Küche,
wo er sich auf einen Stuhl mit gerader Lehne vor einen kleinen
Tisch setzte.
»Ich lauf hoch und hole Danielle.
Ihr Flug geht morgen ganz früh, vielleicht liegt sie schon im Bett.
Aber ich glaube eher, sie heult sich deinetwegen bei einer Freundin
aus. Jedenfalls, warte einfach hier.«
Das tat er.
Ich war viel zu grob zu
Felicia. Das war unnötig. Nein, das war egoistisch. Die ganze
Aktion war egoistisch. Mann, kann ich ein Rindvieh sein. Und alles
bloß, damit ich an irgendein fremdes Mädchen rankomme. Meine Güte.
Wie konnte ich nur – oh, Scheiße, Ian. Verpiss dich. Danielle ist
jede Sekunde hier, und dann muss der falsche Ian seine Show
abziehen. Er tippelte nervös mit den Füßen. Mensch, war ich gemein
zu Felicia. Die Arme war krank und …
»Ian?«
Danielle stand in der schmalen
Küchentür, sie trug knappe, weiße Boxershorts und ein rosa Top mit
Spaghetti-Trägern, das einen dezenten Blick auf ihren perfekten,
flachen Bauch erlaubte. Boah, dachte Ian. Die Fotos vom
Strand sind ihr gar nicht gerecht geworden. Danielle war die
attraktivste Person, die er je auch nur von ferne gesehen hatte.
Sie war sogar attraktiver als jede Person, die er sich je
zusammenfantasiert hatte. Ihre Haut war braun und makellos. Ihre
Augen schimmerten warm. Oje.
Danielle stürzte auf ihn zu. Sie
sprang auf seinen Schoß und warf ihre Arme um seinen Hals. Er ließ
seine Hände über ihre bloßen Schultern fahren und wusste sofort,
dass es nichts gab, an das er denken könnte – weder an seinen Vater
noch an Ron, noch an die furchteinflößenden, trotteligen Gorillas
von der Tankstelle –, um zu verhindern, dass … na ja, dass aus
seiner Lakritzstange ein, sagen wir, ein Zauberstab wurde.
»Ich bin ja sooooo froh, dass du
da bist«, sagte sie. Sie schmiegte sich an ihn und fuhr mit der
Hand unter sein T-Shirt. Sie küsste ihn. Er küsste zurück. Seine
vor kurzem veränderte Erscheinung schien sie überhaupt nicht
abzuschrecken. Weder seine merkwürdige orange Färbung noch seine
unmenschlichen Augenbrauen lenkten sie ab.
Ich hätte wirklich mehr
Rücksicht auf die Gefühle von Lance und Felicia nehmen sollen. Was
bin ich für ein Arsch. Sie haben mehr zu mir gehalten, als ich
verdie… Ach, Scheiß drauf, Ian. Küss das Mädchen. Versau dir das
hier nicht.
Nach mehreren Sekunden
leidenschaftlichen Knutschens lösten sich Danielles Lippen von
seinen.
»Warum hast du so lange gebraucht,
Ian? Ich habe gedacht, du kommst gestern! Ich habe solche Angst
gehabt, dass du unterwegs ein anderes Mädchen triffst, du
Schwerenöter.«
»Na ja, Schnucki«, sagte er und
versuchte, mit dem Selbstvertrauen und der Arschigkeit des falschen
Ian aufzutreten. »Es gab da schon ein paar Ablenkungen. Aber dich
wollte ich nicht im Stich lassen.«
Sie küssten sich wieder.
Ich wette, draußen sind
bestimmt 35 Grad, locker. Und Felicia hat so viel Flüssigkeit
verloren. Und sie hat ihre Sprite über die Blumen geschüttet.
Hoffentlich findet sie irgendwo Wasser. Sie sollte echt was trinken
… Aaaa. Verdammt, Ian, küss jetzt diese geile, heiße Braut auf
deinem Schoß. Versau dir das hier nicht.
Gelegentlich machte Danielle eine
Pause und plauderte ein bisschen, wobei es ihr meistens darum ging,
ihrem vorgeblich coolen und rücksichtslosen Cyber-Lover ein
Kompliment zu entlocken. Der falsche Ian spielte seine Rolle
hervorragend, er sagte gerade so viel, dass er mehr Küsse bekam,
aber nicht genug, dass Danielle hätte merken können, wie fest sie
ihn an der Angel hatte. »Also, was willst du dir in Charleston
angucken, Schatz?«, fragte sie. »Uns bleiben noch ein paar
Stunden.«
»Warum zeigst du mir nicht dein
Zimmer?«, antwortete der falsche Ian.
Sie lächelte kokett. »Jungs dürfen
nicht in den ersten Stock. Das ist eine Regel.«
»Was können sie tun, dich
rausschmeißen?«, fragte der falsche Ian. »Und außerdem, Baby, bin
ich kein kleiner Junge.«
O Gott. Das war ja vielleicht
blöde. Das war Soap und Sitcom in einem. Nein, pornomäßig blöde.
Felicia würde sich kringeln. Nie im Leben wird mir Danielle diese
bescheuerte Nummer abkaufen …
Aber sie tat es doch, wie es
schien. Danielle nahm seine orange Hand und führte ihn auf
Zehenspitzen zu einer Hintertreppe, dabei schielte sie vorsichtig
um alle Ecken, um von keiner ihrer Schwestern erwischt zu werden.
Sie schob ihn in ihr Zimmer, dann auf ihr Bett. Sie fegte eine
Sammlung Stoffbären von ihrer Steppdecke, dann wickelte sie ihre
Beine um Ians Taille und schaltete die Nachttischlampe aus.
»Tja, das ist mein Zimmer«, sagte
sie. »Gibt es sonst noch was, was du sehen möchtest?«
Okay, den Teil hier würde
Felicia nicht lustig finden.
Sie küssten sich wieder. Und jedes
Mal dachte Ian an die Dosenbier-Plastik-Hirsch-Katastrophe. Er
wollte nicht daran denken, tat es aber doch. Warum musste ich
ausgerechnet an dem Abend so total besoffen sein? Wie konnte ich
mir das nur versauen? Mann, war das dämlich. Wenn ich bloß –
Schluss jetzt. Küss das Mädchen auf dem Bett, Ian. Küss das Mädchen
…
Ians Hände schlüpften unter
Danielles rosa Top. Es fühlte sich unwirklich an. Fast traumhaft.
Sie war perfekt. Schon stieß er auf einen BH. Ein BH. Guter
Gott, ein richtiger, echter BH. So, wie sich das anfühlte, war
es ein Spitzen-BH. Ein sexy Teil, extra für ihn, selbst wenn keine
Titten drin wären. Natürlich waren in dem BH, den Ian berührte,
Titten drin. Danielle flüsterte leise: »Oh, Ian.« Er spürte sein
Herz rasen.
Warum konnte er bloß nicht
aufhören, an seine Freunde zu denken?
Das war falsch, einfach so
wegzugehen. Dumm und falsch. Felicia ist krank. Und sie war
eigentlich immer eine super Freundin.
Danielle zog sich das rosa Top
aus, dann Ian das T-Shirt. Ein Teil von ihm war unvorstellbar
angetörnt. Aber gleichzeitig löste ein anderer Teil von ihm –
irgendein emotionales Zentrum – einen inneren Alarm aus, der ihm
sagte, er war am falschen Ort mit dem falschen Mädchen. Für die
Begriffe eines durchschnittlichen siebzehnjährigen männlichen
Jugendlichen war Danielle die ideale Frau, das wusste er: perfekte
Kurven, süße Stimme und entgegenkommend. Und sie schien sehr genau
zu wissen, was im Dunkeln auf ihrem Bett zu tun war. Aber, bemerkte
Ian, er wollte gar nicht unbedingt das, was ein durchschnittlicher
Siebzehnjähriger angeblich wollte. Irgendwas bei dieser Begegnung
mit Danielle fühlte sich einfach nicht richtig an, synkopisch,
falsch durchdacht. Irgendwas … passt einfach nicht, dachte
Ian.
Er erinnerte sich an das, was
Felicia in der Klinik gesagt hatte: »Wir passen sehr gut zusammen,
Ian.«
Ja, das stimmte.
Ian schnappte sich ein Hemd vom
Bett und löste sich von Danielle.
»Tut mir leid, Schatz«, sagte er.
»Ich muss dringend was erledigen. Sofort.«
»Was? Ian, was ist denn los?«,
fragte sie. »Du bist doch nicht etwa … Ach, ich weiß. Das passiert
doch vielen Jungen, Ian. Das ist okay. Bitte, bleib hier.«
Er war schon weg. Er polterte die
Treppe runter und wollte sein Hemd anziehen – aber er hatte
versehentlich Danielles rosa Top gegriffen. »Ach, scheiß drauf«,
sagte er und rannte an der blonden Madison vorbei. »Ich habe heute
schon mein Auto verloren, dann kann ich auch noch ein blödes Hemd
verlieren.« Er schleuderte das rosa Top auf den ΣΤΔ-Rasen und raste
die Verandatreppe hinunter.
Danielles Kopf erschien an einem
der Fenster im ersten Stock.
»Ian!«, rief sie. »Was ist denn
los?« Er antwortete nicht. Zu viel war los und verkehrt gelaufen
und das musste er jetzt richtigstellen. Da schrie ihm Danielle
hinterher: »Du hast sowieso komisch gestunken!«
Ian brauchte nicht weit zu laufen,
bis er Lance fand. Tatsächlich waren es nur sechs oder sieben
Schritte. Lance stand auf dem Bürgersteig vor dem Haus und flirtete
mit zwei sehr betrunkenen, schwankenden Mädchen.
»Genau«, sagte er gerade.
»Deswegen habe ich gewechselt und mache jetzt Biomedizinische
Technik als Hauptfach. Ich denke, wenn meine Forschung dazu führt,
dass wenigstens ein Leben gerettet wird – wenigstens eines
–, dann werden die Alpträume vielleicht …«
»Lance!«, schrie Ian. »Ein Glück,
dass ich dich gefunden habe!«
»Oh, hey, Ian. Schon fertig? Das
war aber schnell, Mango-Mann. Pech gehabt. Aber komm, lass dir
Missy und Kristen vorstellen. Mädchen, das ist der Freund, von dem
ich euch erzählt habe. Er bereitet sich auf Jura vor. Obwohl er
jetzt ohne Hemd ist, muss ich euch sagen, Ian ist der klügste
…«
»Lance, ich muss unbedingt wissen,
wo Felicia ist!« Ian geriet in Panik. »Sie ist doch noch nicht weg,
oder? Sag mir nicht, dass sie einfach abgehauen ist.«
»Jetzt mal langsam, Alter. Die
kann überhaupt nicht abhauen, so, wie die drauf ist. Entschuldigt
mich bitte, meine Damen.« Lance legte seinen Arm um Ians nackte
Schultern und führte ihn weg von den berauschten Mädchen. »Bloß
weil die Dinge für dich da drin nicht so richtig gut gelaufen sind
– das Mädchen hängt aus dem Fenster und brüllt dir hinterher und
alles –, das heißt noch lange nicht, dass du auch noch mir die Tour
bei diesen heißen Miezen vermasseln musst. Was gibt’s?«
»Tut mir leid, Lance. Und es tut
mir auch leid, dass ich mich vorhin so arschig benommen habe. Aber
jetzt muss ich Felicia finden. Ich will ihr etwas – nein, ich will
ihr mehrere Dinge sagen.«
»Oh, du meinst, dass du sie liebst
und dass du sie immer geliebt hast und nicht glauben kannst, wieso
es so lange gedauert hat, bis du es gemerkt hast?«
»Genau, ich muss – wie bitte?
Was?« Ian trat einen Schritt zurück. »Ich meine, woher weißt
du das?«
»Menschenkenntnis. Glaubst du, ich
krieg all die Bräute bloß, weil ich gut aussehe?«
»Nein«, sagte Ian. »Nein, ich war
mir immer sehr sicher, dass es das nicht sein konnte.«
Lance lachte.
»Felicia ist zum Auto gegangen,
nachdem du sie wie ein total Irrer angebrüllt hast«, sagte er. »Ich
glaube, sie wollte nicht, dass diese Schwestern hier sie weinen
sehen.«
»Warum bist du nicht mit ihr
gegangen?«
»Nun, sie hat mir ziemlich
deutlich zu verstehen gegeben, dass auch ich sie nicht weinen sehen
sollte. Sie sagte, sie müsste laufen, um den Kopf
klarzukriegen.«
»Warum zum Teufel wollte sie zum
Auto? Das ist doch tot.«
»Keine Ahnung. Vielleicht, weil es
sie an Ian Lafferty erinnert, bevor der seine Sex-Meise kriegte.«
Er blickte sich nach den Studentinnen um. »Hör mal, ich bin sicher,
du findest sie. Sie ist nicht sehr schnell gegangen. Also, wenn es
dir nichts ausmacht, würde ich diesen Mädchen gerne die Geschichte
von meinem Praktikum bei einer führenden Biotechnik-Firma zu Ende
erzählen. Und jetzt hau ab.«
Genau das tat Ian. Mit einem
Ausdruck wahnsinniger Verzweiflung in seinem kürzlich mit Wachs
bearbeiteten Gesicht schoss er an den Verbindungshäusern vorbei. Er
drängte sich durch Gruppen von Studenten und Studentinnen, die aus
Bars kamen und nach Hause gingen, und sprang über Blumenbeete am
Straßenrand. Seine zweite Tour durch den historischen Stadtkern von
Charleston verlief ähnlich wie die erste. Das heißt, er sah nichts
von der Schönheit der Architektur oder der Pflanzen. Er dachte an
ein Mädchen. Aber diesmal war er sicher, dass er an die
Richtige dachte. Er kam an der Blumenrabatte vorbei, wo
Felicia gefallen war. Sein Puls beschleunigte sich und er bekam es
mit der Angst zu tun.
Wenn ihr nun was passiert ist?
Schließlich geht’s ihr nicht gut. Es ist furchtbar heiß hier unten.
Gott, das werde ich mir nie verzeihen. Er rief Felicia auf
ihrem Handy an. Keine Antwort.
Bald war die Kreatur zu sehen.
Unter dem Scheibenwischer steckte schon ein Strafzettel wegen
Falschparkens, den Ian auf keinen Fall mit nach Hause nehmen
wollte, und am Hinterreifen klemmte eine rote Parkkralle. Auf den
ersten Blick dachte er, Felicia wäre nicht da. Er sah nur den
gelben Haufen nutzlosen Metalls, das einmal sein Auto gewesen
war.
Dann hörte er etwas wie Seufzen.
Und da sah er Felicia auf dem Kofferraum liegen, den Kopf an die
schräge Scheibe des Rückfensters gelehnt. Ian rannte los.
»Felicia!«, rief er.
Sie rührte sich nicht. Schlitternd
kam er am hinteren Kotflügel zum Stehen und Felicia blickte ihn mit
leeren Augen an. Sie hielt den Spatel-und-Gummihandschuh-Hund in
den Händen, den Ian in der Klinik zusammengestoppelt hatte.
»Du hast kein Hemd an«, sagte
Felicia. »Hat das Mädchen es dir weggenommen? Vielleicht sammelt
sie Trophäen von ihren Internet-Opfern. Wie war’s? War sie so, wie
du gehoff…«
»Sei still«, sagte Ian. »Wir haben
es nicht gemacht. Ich meine, wir haben angefangen, aber …« Er
wusste nicht weiter. Es gab so vieles, was herausmusste. »Also, was
wolltest du mir vorhin eigentlich wirklich sagen? Da vor dem
Verbindungshaus? Hast du dir echt Sorgen gemacht, dass ich keine
Verhütungsmittel nehmen würde? Weil ich das nämlich vorhatte. Ich
bin doch nicht blöd.«
»Doch, bist du wohl. Und nein, das
war es nicht. Aber im Moment mag ich nicht sagen, was ich sagen
wollte.« Sie wandte den Kopf zur Seite, weg von Ian. Er kletterte
auf die Stoßstange, damit er Felicia in die Augen gucken
konnte.
»Egal, ich muss dir auch was
sagen. Und ich habe nicht einen Tropfen getrunken, also wird es
auch keine Probleme mit irgendwelchem Rasenschmuck geben, heute
nicht.« Felicia lächelte. »Es geht darum, dass ich eigentlich
überhaupt nicht weiß, warum ich diese bescheuerte, blöde Sache mit
Danielle durchziehen wollte. Vielleicht hatte es was mit einem
Gefühl von Macht zu tun. Vielleicht hat mich auch das Spontane,
Unverbindliche daran fasziniert – was ja normalerweise nicht gerade
mein Markenzeichen ist. Vielleicht lag es daran, dass sie echt
total scharf ist. Ich meine, du solltest dieses Mädchen mal sehen.
Wahnsi…«
Sie runzelte die Stirn. »Ich
glaube, du begibst dich gerade auf ein unerwünschtes Nebengleis,
Ian.«
»Stimmt.« Er holte tief Luft.
»Also, jedenfalls hatte das nicht nur mit Sex zu tun. Ich glaube,
ich habe mich den ganzen Sommer einfach total einsam gefühlt. Ohne
euch beide.« Er schaute auf den Boden, dann wieder zu Felicia.
»Besonders ohne dich.«
Beide blickten sich unsicher
an.
»Das war eine irre Fahrt«, fuhr
Ian fort. »Bullen, Lamas, wütende Provinz-Boyfriends. Obwohl ich
jetzt wie ein alter, furzender Hund stinke und du ekelhaft krank
warst, war es trotzdem eine tolle Fahrt. Ich habe allerhand
herausgefunden – Sachen, die ich wahrscheinlich schon seit Jahren
hätte wissen sollen. Es könnte nämlich sein, dass ich verliebt bin,
Felicia – oder zumindest so was wie eine ernsthafte Zuneigung
verspüre. Und damit meine ich nicht diese Internet-Schnecke.« Er
rückte näher an Felicia heran. »Ich glaube, es könnte sein, dass
ich dich meine.«
Sie lächelte ihn an und schnippte
den Spatelhund weg.
»Und – was fangen wir jetzt damit
an?«, fragte er.
Sie zog ihn auf den Wagen. Sie
küssten sich.
»Als Erstes verpassen wir dir
einen neuen Haarschnitt«, sagte Felicia dann. »Und anschließend
vielleicht eine etwas natürlichere Hautfarbe.«
Eine Riesenschabe landete auf dem
Wagen. Felicia quiekte vor Schreck und rollte zusammen mit Ian von
der Kofferraumhaube. Auf dem Rasen küssten sie sich weiter.
»Ian«, flüsterte Felicia.
»Felicia«, flüsterte Ian.
Das passt.