19

 

 

Das Zimmer verschwamm vor meinen Augen.

Ich weiß noch, daß ich auf dem Weg zur Tür mit Grogor zusammenstieß und ihn achtlos zur Seite schob. Vor mir lag eine Treppe. Leute riefen durcheinander. Männer stellten sich mir in den Weg und waren plötzlich nicht mehr da. Der Boden unter meinen Füßen war weich. Die Luft fühlte sich kühl und frisch an. Sterne funkelten. Die Monde schimmerten am Himmel. In den Sectrixställen herrschte Dunkelheit. Zügel – keine Zeit dazu, es mußte auch ohne Sattel gehen. Eine Sectrix unter mir! Ein heftiger Tritt, dann weitere anspornende Schläge mit der Klinge. Das Vorbeizucken dunkler Äste über meinem Kopf. Der harte hüpfende Ritt, das Dröhnen der Hufe, der Wind, der Schmerz, die Reue!

Velia! Meine kleine Velia!

Ich erinnere mich nur noch bruchstückhaft an diesen Nachtritt, von Entsetzen gejagt, von unheimlichen Geistern, die mich auf obszöne Weise verhöhnten, verspotteten ...

Ich wußte, was der Kleesh von König machen würde, wenn er erfuhr, daß er die Tochter Dray Prescots, des Lord von Strombor, in seiner Gewalt hatte!

Ich hätte alle Krzy nach Sicce geschickt, um meine Tochter zu retten.

Was würde Delia sagen? Wie würde sie sich grämen?

Ich galoppierte dahin wie ein Sturmwind, wie ein Mann, der nie ein Herz besessen hat.

Velia ... Velia ... Der Hufschlag der Sectrix hämmerte diesen Namen in die harten Waldwege, in die gewellten Grassteppe, die rosasilbern im Licht der Monde lagen.

Vor vielen Jahren hatte ich sie zuletzt gesehen. Ich hatte sie nicht erkannt, und sie mich auch nicht.

Aber – nun war das seltsame Gefühl, das ich gehabt hatte, endlich erklärt, der Zwang, nichts zu tun, was dem Glück der Frau der Sterne schaden konnte. Jetzt wußte ich, warum Gafard, der Kämpfer des Königs, nicht in eine Decke gewickelt den Krozairs von Zy übergeben worden war.

Wenn wir schon unser Äußeres nicht erkannt und uns unter falschem Namen kennengelernt hatten, so war doch das Herz angesprochen worden ... Ach, das mag sentimentaler Unsinn sein, vielleicht auch Wunschdenken. Aber auf jeden Fall hatte mich eine tiefe psychologische Kraft an meine Tochter gebunden.

Der Hufschlag der Sectrix hallte mir in den Ohren wider, ein seltsames dreifaches Echo. Ich drehte mich um. Im Mondlicht folgte mir eine zweite Sectrix in gestrecktem Galopp, und der Umhang des Mannes schimmerte im goldenen Licht. Der Mann ritt wie ein Wahnsinniger. Er ritt wie ich.

Ich erkannte Grogor.

Wieder trieb ich mein Reittier an, und es reagierte. Wir rasten auf eine Lichtung mit hohem Gras hinaus und durchquerten einen Bach. Immer weiter – die Stikitches würden meine Tochter zum König im Volgodonts Host bringen. Es stand zu vermuten, daß er mit dem kleinen zweisitzigen Voller dorthin geflogen war. Ich glaubte in diesem Augenblick nicht, daß ich mir die Mühe machen würde, ihn nach Zy mitzunehmen.

Im Rückblick erkenne ich jetzt die Torheit meines Tuns. Mir waren viele schöne Jahre genommen worden, da ein Vater seine Kinder aufwachsen sieht. Velia war dabeigewesen, als die verdammten Herren der Sterne mich zur Erde zurückbrachten, wo ich elende einundzwanzig Jahre lang bleiben mußte. Wie war ihr Leben verlaufen?

Bruchstücke, Eindrücke, das Auf und Ab der Sectrix, der scharfe Wind, der Schmerz in meinen Kaumuskeln, das Mondlicht, die tiefen Schatten. Hell zeigten sich alle Monde am Himmel, und doch war ihr Licht von großer Weichheit. Das Land wirkte wie verzaubert.

Und durch diese magische Mitternachtspracht ritt ich, verfolgt von Teufeln und quälenden Fantasiebildern.

Durch eine Baumkette drängte ich die Sectrix, Äste und Blätter beiseite schlagend, und erreichte die weite Wiese, auf der sich Volgodonts Horst erhob.

Bewehrt von zahlreichen Türmen, erhob sich das Haus vor den Sternen wie die langgezogene Klaue eines Volgodont.

Meine Sectrix wurde langsamer. Grogor begann mich einzuholen. Die beiden Tiere galoppierten Brust an Brust. Ich sagte nichts. Ich brachte kein Wort hervor, ich starrte geradeaus wie ein Leem, zielstrebig, wild, ohne Gnade.

Grogor brüllte: »Wir können sie nicht retten – nur uns beide! Der Lord folgt uns. Gadak, dies ist Wahnsinn!«

Ich antwortete nicht, trieb mein Tier jedoch mit der Breitseite des Schwerts an.

»Der Lord läßt ausrichten, daß er dir verzeiht, Gadak, doch nur wenn du dich ihm unterwirfst, er folgt uns, Gadak!«

Noch immer antwortete ich nicht. Wir galoppierten weiter. Sie der Sie dieser Geschichte gefolgt sind, wissen vermutlich längst, wer die Frau der Sterne war, daß sie meine Tochter war. Im Rückblick erscheint mir das ebenfalls logisch. Doch für mich, den einfachen Dray Prescot, der so wenig Erfahrung mit Töchtern hatte, wie hätte ich diese lähmende Wahrheit verdauen können? Ich hatte keine Ahnung gehabt! Wie denn auch?

Sectrixreiter erschienen vor uns auf der Lichtung.

Ich sah die grünen Mäntel, die im Mondlicht seltsam verfärbt waren, und die Schwärze ihrer Anzüge. Rosagolden spiegelte sich das Licht auf den stählernen Gesichtsmasken. Sie trugen Kettenhemden.

Grogor fluchte. Ich zügelte mein Tier nicht. Die Sectrix stürmte keuchend weiter. Der Atem dampfte ihr aus den Nüstern. Die Stikitches zogen die Schwerter. Ich glaube, es waren sechs Kämpfer. Ich zählte sie nicht. Ich weiß noch, daß meine Klinge gegen andere prallte, ich erinnere mich an schnelle tödliche Hiebe und Stiche. Ich schlug um mich, ich stach zu. Die Gesichtsmasken zersplitterten unter den Hieben. Ich ließ die Ghittawrer-Waffe herumwirbeln und vernichtete die Mörder, und wenn auch nur wegen des tobenden Wahnsinns in meinem Kopf.

Die Sechs, wenn es sechs waren, lagen reglos im Gras der Wiese, das schwarzschimmernde Blut strömte aus ihren entstellten Körpern. Ich gönnte ihnen keinen Blick, sondern trieb die Sectrix weiter.

Ich hörte Grogor schreien: »Du bist ein Teufel!«

Das stimmte. Warum dazu etwas sagen?

»Wir kommen zu spät!« brüllte Grogor und zügelte sein Tier. Es wäre dabei beinahe mit mir zusammengestoßen. Die sechsbeinigen Tiere taumelten zur Seite.

»Aus dem Weg, Rast!« sagte ich und zog mein Tier herum.

»Schau doch!« Grogor deutete nach oben.

Ich hob den Kopf. Wenn der König mit dem Voller fortflog, war alles aus.

Eine riesige geflügelte Gestalt löste sich vom obersten Turm von Volgodonts Horst. Vor dem Licht der Monde gewann der Fluttrell an Höhe, die mächtigen weißen Flügel bewegten sich im langen, mühelosen Rhythmus des Sattelvogels.

Grogor stieß einen ungläubigen Schrei aus. Die Wahrheit lag auf der Hand. Neue Argenter waren aus Hamal eingetroffen, die nicht nur Voller, sondern auch Sattelvögel an Bord gehabt hatten. Der Fluttrell war der verbreitetste Reitvogel Havilfars. Thyllis hatte einige Tiere abgezweigt, um König Genod einen Gefallen zu tun, der seinerseits die Flugkünste gemeistert hatte und nun hierhergekommen war, um seiner neuen Eroberung, der Frau der Sterne, sein Können zu beweisen – der Frau, die die Geliebte Gafards, Kämpfer des Königs, gewesen war und die nun dem König gehörte – für eine Weile.

»Ein Teufel aus den Fledermaushöhlen!« brüllte Grogor. Meine Sectrix taumelte vor Erschöpfung. Grogor nahm seinen Bogen nach vorn, spannte, legte einen Pfeil auf und zielte. Ich streckte den Arm in seine Richtung, wobei mir das blutige Ghittawrer-Schwert aus der Hand fiel. Doch seine Finger gaben die Sehne frei, und der Pfeil flog los.

Wenn er Velia traf ...!

Der Fluttrell flog weiter. Ich sah den Pfeil nicht treffen. Ich sah nur, daß die Flügel plötzlich erschlafften, daß sie aus dem Rhythmus kamen. Der Vogel taumelte zur Seite.

Grogors Pfeil hatte den Fluttrell verwundet; aber er konnte noch fliegen. Ich sah das Tier in einem unsicheren, weiten Bogen herumfliegen und an Höhe verlieren. Die Flügel bewegten sich unregelmäßig. Der Vogel streckte die Füße nach vorn.

Grogor zog sein Schwert. Er brüllte etwas und galoppierte auf die Stelle zu, wo der Vogel landen würde. Auf dem Rücken des Fluttrells machte ich zwei Gestalten aus. Zwei Gestalten, die miteinander rangen. Mir stockte der Atem.

Der König hatte den Umgang mit einem Sattelvogel sicher erst kürzlich gelernt. Meine Velia – meine Velia! Meine Tochter! – mochte dagegen in den Lüften erfahren sein, wenn sie von meinen Djangs auf dem Rücken von Flutduins ausgebildet worden war. Folglich würde sie sich nicht auf einen törichten Kampf einlassen, während das Tier zur Landung ansetzte.

Grogors Schwert schimmerte im Licht der Monde.

Der König erblickte uns in der Tiefe. Ich sah sein Gesicht, einen bleichen Fleck im Licht, sah es hochkommen und an jenem Gesicht vorbeischauen, das seinen verhaßten Zügen so nahe war, sah es an mir vorbeistarren. Ich drehte mich um. Eine Gruppe Reiter kam aus den Schatten der Bäume. Außer den grünen Umhängen und dem Funkeln der Waffen und des Kriegsgeschirrs der Tiere war kaum etwas zu erkennen. Ich nahm nicht an, daß es sich um Gafards Männer handelte. Vielleicht waren sie es aber doch.

Und das glaubte der König.

Ich schaute wieder nach vorn. Grogor setzte seine Attacke fort.

Der Vogel machte eine letzte Anstrengung. Er bewegte die Flügel und versuchte, wieder an Höhe zu gewinnen. Die beiden Gesichter dort oben waren dicht beisammen, als das Tier den verzweifelten Hackentritten Genods zu gehorchen versuchte. Ich sah die beiden Gesichter – dann war nur noch eines auf dem Rücken des Fluttrells zu sehen, und eine weißgekleidete Gestalt, die durch die Luft stürzte.

König Genod, das Genie, hatte meine Tochter vom Fluttrell geworfen, hatte sie in die Tiefe gestoßen.

Von dem zusätzlichen Gewicht befreit, schlug der Fluttrell kräftiger aus und gewann an Höhe. Seine Flügel sirrten durch die Luft. Das Tier entschwebte. Grogors zweiter Pfeil erreichte es nicht mehr. Dies alles sah ich aus den Augenwinkeln, ohne mich darum zu kümmern.

Ich sah Velia, die vom Himmel herabwirbelte, das weiße Kleid wehend. Sie prallte auf.

Ich ritt so schnell das Tier noch konnte.

Wie oft hatte ich die kleine Velia aufgefangen, wenn sie auf ihren rundlichen kleinen Beinen über die Terrassen von Esser Rarioch stolperte!

Ein Pfeil zischte an Grogor vorbei. Er zog sein Tier herum und brüllte: »Oberherren! Wir sind verloren! Wir müssen fliehen!«

Er spornte sein Tier an und war gleich darauf verschwunden.

Die magdagschen Oberherren trotteten über die Wiese auf mich zu. Sie waren mir egal.

Die sechs Beine der Sectrix rutschten über den Boden, als ich das Tier anhielt. Ich sprang zu Boden. Ich kniete nieder.

Sie lag verkrümmt am Boden, das weiße Kleid um sich gebreitet. Blut war nicht zu sehen. Ihre Augen waren geöffnet, die wunderschönen blauen Augen, in denen ich jetzt die vallianische Herkunft erkannte. Das schimmernde braune Haar war schwarz gefärbt und wies künstliche Locken auf, um eine zairische Geburt vorzutäuschen.

»Velia«, sagte ich mit erstickter Stimme.

»Gadak!« antwortete sie leise. »Du kennst ja meinen Namen!« Bei diesen Worten rollte ihr ein Blutstropfen aus dem Mundwinkel. »Das – das gefällt mir, Gadak, denn ich habe dich immer gemocht.«

Ich umfaßte ihre Hand, die sich kalt anfühlte. »Velia – ich bin nicht Gadak. Das ist nicht mein richtiger Name.«

Sie lächelte zu mir empor. Nun erkannte ich meine Delia in ihren Zügen – meine Delia, auf unmerkliche Weise verändert, doch ebenso schön.

»Du wirst dich um mich kümmern, Gadak? Und um meinen Lord? Ihm ist nichts geschehen?«

»Ihm ist nichts geschehen. Ich bitte dich – ich habe deine Mutter geliebt, wie noch kein Mann eine Frau geliebt hat. In Esser Rarioch waren wir glücklich, und wir hatten große Freude an unseren Zwillingen Segnik und Velia ...«

Sie starrte mich verwirrt an. Sie schien keine Schmerzen zu haben.

»Was sagst du da von Esser Rarioch und Valka? Und ... meine Mutter? Ich habe keinen Vater. Er ist fort, weit weg, seit langer Zeit.«

Die Herren der Sterne! Wenn ich sie in diesem Augenblick in die Finger bekommen hätte ...

»Ja, Velia, du bist meine Tochter. Ich bin dein Vater, und ich habe gesündigt ... Es ist alles mein Fehler ... und ...«

»Vater ...?«

»Ja.«

Ich wußte nicht, was sie tun würde. Hätte sie mich verflucht, hätte ich es hingenommen.

Sie sagte: »Gadak, das sagst du – doch nicht, um mir nur eine Freude zu machen? Wo ist mein Lord? Hat er dir aufgetragen, dies zu sagen?«

Ich hielt ihre Hand, wischte ihr das Blut von den Lippen, strich ihr übers Haar. Ich erzählte ihr Kleinigkeiten, die für Dray Prescot, den Strom von Valka, wichtig gewesen waren. Sie konnte sich nicht bewegen. Sie lächelte, und ich sah an ihrem Gesicht, daß sie mir verzieh. Ich hatte das nicht verdient, doch sie verzieh mir. Wir unterhielten uns – und ich nahm sie in die Arme und drückte sie an mich. Ihre Blässe verlieh ihr im Licht der kregischen Monde eine ätherische Schönheit.

»Vater?« Sie wußte, daß ich die Wahrheit gesagt hatte. »Ich wünschte, mein Lord wäre hier. Wir sind verheiratet. Nach den Riten Zairs und Opaz'. Er ist ein wilder Mann, stolz und mutig, doch sehr sanft. Er meint es gut mit mir.«

Langsam bewegte sie den Kopf in meinem Arm zur Seite und zurück. »Wir haben auch ein Kind. Meine kleine Didi. Gafard, mein Herr, mein Geliebter, hat sie gut versteckt. Sie wird ihren neuen Großvater mögen.«

Ich brachte kein Wort heraus.

»Ich bin mit Zeg ans Auge der Welt gekommen. Er ist ein großer Krozair, Vater, ein Krozair von Zy. Und – ich wurde gefangen. Ich kämpfte gegen sie mit meinem Dolch ... doch es war Gafard, mein Lord. Schon damals wußte ich es, und er spürte es auch.« Sie atmete mühsam, und ich blickte auf sie hinab, und sie sprach weiter. »Der König ... Genod ... ist ein böser Mann, Vater. Drak und Zeg haben es mir gesagt. Jetzt hat er Voller und Vögel. Die Oberherren lachten, als der König mit mir abflog. Wenn nur Gafard ...«

Ihre Augen wurden glasig. Sie starrte mich an, versuchte mich zu erkennen.

»Vater – wo ist Mutter? Wo ist mein Lord?«

»Sie werden bald hier sein, Velia, mein Liebes. Bald wirst du sie sehen. Und die kleine Didi auch.«

Ich hörte den Hufschlag der Sectrixes und das Klappern und Knirschen der Geschirre. Die Oberherren Magdags wollten mich holen. Einige Reiter nahmen die Verfolgung Grogors auf. Sie überließen es ihren Kameraden, mit dem armen Mädchen und dem aufsässigen Helfer Gafards abzurechnen. Sie näherten sich langsam, ihrer Übermacht gewiß. Meine Sectrix stand mit hängendem Kopf in der Nähe.

»Es ist sehr dunkel, Vater«, sagte Velia. »Ist dies die Nacht des Notor Zan?«

»Ja, Velia. Die Monde sind vom Himmel verschwunden, und der dunkle Mantel Notor Zans umgibt uns. Du wirst ein Weilchen schlafen. Dann kommen Mutter und Drak und Lea und Segnik und deine kleine Didi zu dir.«

»Ich möchte sie gern wiedersehen, und Jaidur und Dayra, und ...« Ihre Stimme gewann an Stärke. »Und mein Lord?« Sie versuchte sich in meinen Armen umzudrehen. »Und mein Lord Gafard? Er wird mich besuchen. Ihm ist nichts geschehen – Vater! Ihm ist nichts geschehen?«

»Nein, Velia, meine Tochter. Gafard ist nichts geschehen.«

»Er wird dir gefallen, Vater. Ich wünschte, du hättest ihn gekannt. Er ist ein sehr guter Mann, und er liebt mich so sehr.« Ihre Augen waren weit geöffnet, doch sie sah mich nicht mehr. »Es ist sehr dunkel. Wann kommt Mutter? Und Gafard ...«

Die magdagschen Oberherren in ihren Rüstungen kamen näher.

Ich, Dray Prescot, beladen mit einer Unzahl dummer Titel, saß am Boden und hielt meine sterbende Tochter Velia in den Armen.

Schatten schoben sich vor die hellen Gesichter der Monde.

Zuletzt konnte sie doch wieder etwas erkennen. Sie blickte auf in meinen Armen und sah die winzige Valkavoldarstellung, die sie mir geschenkt hatte.

»Der Valkavol!« rief sie, und dunkles Blut lief ihr über das weiße Kinn. »Vater – es wird alles gut ...«

Von mir aus hätte ganz Kregen ihre Worte hören können. Die Oberherren bedeuteten mir nichts. Das metallische Klirren ihrer Rüstungen wurde lauter, die Hufe dröhnten auf dem harten Boden.

Velias Kräfte ließen schnell nach. Sie erschlaffte in meinen Armen, und auf ihrem winzigen Gesicht spiegelte sich die Schönheit meiner Delia. Ihre Hände und ihr Gesicht waren eiskalt.

»Mein Lord ...«, flüsterte sie. »Meine Liebe.«

Sie entglitt mir.

»Mutter«, sagte sie. »Hier ist Vater.«

Ihre Blässe, ihre kalte Haut, der grausige rote Strom aus ihrem Mund.

»Vater ...«, sagte sie noch einmal. Und dann: »Gafard.« Sie flüsterte seinen Namen drei- oder viermal. Und ihre letzten Worte waren: »Oh, nach Vallia zurückzu...«

Die Oberherren Magdags umringten mich.

Ich saß am Boden und umarmte den zerschmetterten Körper meiner Tochter – während Velia, meine Tochter, starb.