KAPITEL 22

Eine andere Zeit, ein anderer Ort

Sie hatten Herbert Keenan nach jenem unglückseligen Vorfall beim Bettenbeziehen einen männlichen Pfleger zugewiesen. Eine eher harmlose Geschichte, hatten alle versichert. Offenbar war er an jenem Nachmittag wirklich davon überzeugt gewesen, er befände sich mit seiner Frau in ihrem Flitterwochen-Hotel. Seit damals vegetierte er nur noch vor sich hin, selbst dann, wenn ihn seine Familie besuchte.

Der Selbstmord seines Enkels. Diese Nachricht hatte seinen Rückzug ausgelöst. Seit damals kein Wort, kaum eine Bewegung.

Deshalb überraschte es den Betreuer, als er sah, dass die Hände des alten Mannes zuckten und dann unsicher zu gestikulieren begannen. »Was gibt es denn so Wichtiges?«, fragte der Pfleger und legte kurz das Bündel mit den schmutzigen Laken ab. »Du willst mir doch nicht etwa an die Eier, Opa? Also, du musst schon mit mir reden, wenn du etwas möchtest. Kannst du das? Reden, meine ich?«

Ein unverständliches Gemurmel kam über Herberts Lippen. Der Pfleger beobachtete die pockennarbigen Hände des Alten. Faltige Haut umschlotterte die Knochen. Einen Moment lang dachte er an einen Krampfanfall oder an eine Herzschwäche. Die Finger bewegten sich wie auf einer Tastatur.

»Tippen? Du willst tippen? Was schreiben? Okay, ausnahmsweise, mein Freund. Weil du so lieb bist und nicht in meiner Schicht den Löffel abgibst. Was willst’n schreiben? Liebesbrief an Shelly? Sie sehnt sich bestimmt danach, dass du sie in den Po kneifst. War nur Spaß, Alter. Warte, ich richte dir das Ding her. Wo ist die Kiste denn? In deinem Schrank weggepackt, stimmt’s?«

»Hat er dich verstanden?«, fragte Aden.

»Ja, Aden. Ich bin bereit. Was soll ich schreiben?«

Wo beginnen? Aden ging auf und ab und überlegte lange. »Gut. Fangen wir an. ›Von sich selbst wusste er anfangs nur, dass er tot war …‹«

Der Alte hatte losgelegt wie eine Rakete. Shelly, die Pflegerin, und ihr männlicher Kollege beobachteten ihn wie stolze Eltern durch die halb offene Tür. »Der hört gar nicht mehr auf«, sagte sie.

»Was schreibt er denn so?«

»Lauter Quatsch. Unverständlich.«

Sie sahen ihm noch eine ganze Weile zu. »Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass er allmählich Schluss macht«, sagte sie. »Das Geklapper geht seinen Nachbarn sicher bald auf die Nerven. Auch wenn es ihn glücklich macht – zwei Stunden täglich müssten doch reichen.«

»Lass ihn mal lieber, sonst fliegen die Fetzen! Wie heißt es so schön? Millionen alter Knacker geben ihr Bestes für die Ewigkeit?«

Sie lachte. Er trat neben die Schreibmaschine und sagte: »Das reicht für heute.« Der alte Mann murrte zornig, als ihm der Pfleger die Tastatur entwand, und boxte mit den Fäusten gegen Armlehnen seines Rollstuhls. Ein leises, lang gezogenes Röcheln – ganz eindeutig ein Laut der Verzweiflung – drang aus seiner Kehle.

»Und auch heute schön sagen, was du möchtest«, meinte der Pfleger, obwohl er drauf und dran war, dem Alten nachzugeben und den Bogen wieder einzuspannen. Er warf einen Blick auf das Blatt Papier und überflog mit hochgezogenen Augenbrauen, was sein Schützling geschrieben hatte:

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[ogpk ’;gk re’;ogkj e’;ogk e’lkgj ’jg’gig er’ligj er’lgkj er’;ogjk epogjk59]-kjg ;lf,mg f;lkgm ;lkj ;welkjh kulgh 9 ig9kjv =09gm =09 g[0jg [pgjperojgk ’;oemg l/,f rlkm f;lk ;ldk ’;lfm ’tlkn ;eljng ;lknv ;erkljgn er;igj4toijg398yt4 tg473gr po4hr 4[3987y4984039ut43-9u km ’flkmv erl;kfj re;ljgn q»p;fltipgj t;lkbm rgjkb fn .,’ mkn wjjknqk njjkkwenjwkf lkjrej fropirj ;lkj