Kapitel 20
Sie erwachte mit dem Wissen, dass sie heil und gesund und \U ihr Blut vom Gift des Vampirs befreit war. Die Narben an Herz und Seele waren aber geblieben. Sie erwachte mit dem Wissen, dass sie liebte und geliebt wurde und Frieden gefunden hatte. Es gab keine Schmerzen beim Erwachen, keine Qualen, nur ein Gefühl der Hoffnung und Vorfreude auf ihr Leben. Sie lag ganz still da und ließ die Geräusche und Gerüche ihrer Welt auf sich einwirken.
Destiny wusste genau, wo sie war. Zu Hause. Und ihr Zuhause lag neben ihr und schmiegte sich schützend an sie. Ihr Po passte genau in die Buchtung seiner Hüften, und sie konnte fühlen, dass auch er wach war, wach und bereit, hart und aggressiv, obwohl er ganz ruhig dalag. Seine Hand umfing besitzergreifend ihre Brust, aber er verhielt sich ganz still; er genoss es, aufzuwachen und sie im Arm zu halten. Nicolae, ihr Ein und Alles.
Jetzt bewegte er sich. Sein Mund strich über ihre Schulter und hauchte zarte Küsse auf ihre Haut. Ich dachte schon, du würdest nie aufwachen.
Die Stimme eines Engels. Ihr Engel Nicolae. Destiny lächelte, als sein seidiges Haar ihren nackten Arm streifte und sich wie ein Fächer auf ihrer Brust ausbreitete. Du hättest mich rufen sollen. Sie gebrauchte bewusst ihre private telepathische Form der Kommunikation. Destiny liebte die intime Art des Sprechens von Geist zu Geist. Sie liebte es, seine Hände auf ihrem Körper zu spüren. Als er sie sanft anstupste, drehte sie sich auf den Rücken. Über ihrem Kopf erstrahlten Sterne an der Decke der Höhle. Sie funkelten und glitzerten wie Edelsteine.
Sie lachte leise. Erst Rosen, jetzt Sterne. Er wusste, dass sie den weiten Nachthimmel liebte, und hatte hier tief unter der Erde für sie ein Sternenzelt geschaffen.
»Ich liebe dein Lachen.« Seine Hände, wanderten besitzergreifend über ihren Körper, um jeden Zentimeter Haut zu streicheln. Sein Mund folgte seinen Händen, übersäte sie mit hauchzarten Küssen, knabberte verspielt an ihr und liebkoste sie mit seiner heißen, sinnlichen Zunge.
Ihr Liebesakt war langsam und genießerisch und schenkte ihr einen Höhepunkt nach dem anderen. Nicolae liebte sie, als hätten sie alle Zeit der Welt; er erforschte jede noch so geheime Stelle ihres Körpers, die ihre Lust vergrößern könnte.
Destiny erwiderte diesen Gefallen, indem sie sich vollständig in der Schönheit seines männlichen Körpers verlor. Ihre Hände und ihr Mund waren überall und sagten ihm ohne Worte, was er ihr bedeutete. Als er in sie eindrang, weinte sie, und er beugte sich vor, um zu entdecken, wie Tränen des Glücks schmeckten.
Zum ersten Mal hatte sie keine Angst davor, ihr Blut auszutauschen, und initiierte das Ritual, indem sie Nicolae zu wilder Raserei anstachelte, bis sie beide explodierten, so hoch flogen und im freien Fall abstürzten, dass sie lange Zeit nur nebeneinander liegen konnten, mit wild klopfenden Herzen und um Atem ringend, gesättigt und zufrieden.
Destiny fuhr sich mit einer unsicheren Hand durchs Haar. »Das darfst du jederzeit wieder machen, Nicolae. Du kannst es sehr gut.«
Er stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich bin sehr froh, das zu hören.«
»Du brauchst gar nicht nach Komplimenten zu fischen, du wirst nämlich keine weiteren zu hören bekommen. Wie lange war ich in der Erde? Ich weiß, dass einige Zeit vergangen ist. Ich kann die Anwesenheit der anderen nicht mehr spüren.«
»Gregori wollte so bald wie möglich in unsere Heimat aufbrechen. Er hält es für wichtig, den Prinzen davon zu informieren, dass die Vampire eine Art Bündnis geschlossen haben. Auch das Blut ist für ihn ein bedeutender Fund. Bisher hat noch nie jemand Vampirblut untersucht. Wir haben alle gewusst, dass es toxisch ist, doch niemand konnte sich vorstellen, dass es eine Art Umfeld schafft, in dem sich eine eigenständige Lebensform bildet. Natürlich wissen wir noch nichts Genaues. Der Vampir, der dich als Kind geraubt hat, könnte sich irgendwie selbst infiziert haben. Oder vielleicht war die Infektion das Resultat des Giftes, das dir injiziert worden ist. Gregori hält es für wichtig, das herauszufinden. Auf jeden Fall wissen wir, dass es sich völlig von dem unterscheidet, was bei Alexandria gefunden wurde. Gregori hat Kontakt zu Aidan aufgenommen und von ihm die Auskunft bekommen, dass kein derartiger Schaden vorlag. Gregori will feststellen, welche Bedeutung diese Unterschiede haben.«
Destiny senkte den Kopf. Der Gedanke an das verseuchte Blut erfüllte sie immer noch mit Abscheu. »Ich bin froh, dass es vorbei ist. Hoffentlich werden sie dieses Zeug los; es macht mich krank, wenn ich daran denke, dass es in mir war... und in dir. Ich hatte keine Ahnung davon. Ich konnte die Verletzungen sehen und die Schmerzen spüren, aber ich hatte nie den Verdacht, dass etwas Lebendes in meinem Blut existiert.« Sie erschauerte. »Diese Dinger haben mich an Maden erinnert.«
»Die meisten waren mikroskopisch klein.« Er teilte ihr nicht mit, in welcher Verfassung der Heiler ihren Körper vorgefunden hatte, und er achtete sorgfältig darauf, dass ihr der Einblick in diesen Teil seiner Erinnerungen verwehrt blieb. Der Heiler hatte zwei Tage gebraucht, um jede Spur des verseuchten Blutes zu tilgen und ihr Gewebe und ihre Organe neu zu formen. Zweimal hätten sie Destiny fast verloren.
Gregoris Ausdauer und Nicolaes Willenskraft hatten Destiny das Leben gerettet. Gregori hatte ein Wunder bewirkt, und Nicolae stand für immer in seiner Schuld. Savannah hatte ihren Gefährten zusammen mit Vikirnoff und Nicolae mit ihrer eigenen beträchtlichen Kraft und ihrem Blut unterstützt. Destiny war mit karpatianischer Erde bedeckt und fast eine Woche lang in Schlaf versetzt worden, in der Hoffnung, dass in dieser Zeit ihre Kräfte wiederhergestellt würden. Nicolae und Gregori waren beide tief beeindruckt, wie Destiny in dieser Verfassung hatte leben können.
»Wo ist Vikirnoff?« Destiny wollte nicht mehr an das Vampirblut denken. Sie fühlte sich, als wäre an ihr ein Wunder geschehen, und das reichte ihr.
»Wir hielten es für das Beste, dass er mit seiner Suche nach der armen Frau anfängt, die von den Vampiren gejagt wird. Ich habe Jahre gebraucht, um dich zu finden. Wir hoffen, dass Vikirnoff sie vor den Untoten aufspürt.«
Destiny seufzte. »Ich wünsche ihm alles erdenkliche Glück. Machst du dir Sorgen um ihn?« Sie fuhr mit ihren Fingern durch sein üppiges Haar. »Er kann gut auf sich selbst aufpassen.«
Nicolae wandte den Kopf, um ihre Finger zu küssen. »Das weiß ich. Oft gibt es einem Jäger mehr Luft zum Atmen, wenn er mit einer Aufgabe wie dieser betraut wird. Er muss nicht töten, und der Ruf der Dunkelheit ist nicht so laut.« Er stand auf und kleidete sich an. »Komm, der Himmel ist heute Nacht traumhaft.«
Destiny folgte ihm. Sie freute sich, wieder einmal fliegen zu können. Es war ihre Lieblingsbeschäftigung. Sie lachte laut. Es war ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen.
Nicolae fing ihre Gedanken auf, zog sie mitten in der Luft an sich und küsste sie, bis sich alles um sie herum drehte und sie sich voneinander lösen mussten. Der Wind wehte ihnen ins Gesicht, und die Sterne funkelten, als sie zu dem kleinen Wohnviertel flogen, das Destiny so sehr liebte.
Zusammen standen sie vor der Kirche. Destiny betrachtete das Gebäude lange Zeit. Früher war es für sie ein Ort der Zuflucht gewesen, jetzt war es ihr lieb und vertraut. »Ich liebe diesen Ort, Nicolae. Und die Menschen hier. Ich weiß, du möchtest gern in deine Heimat zurückkehren, und ich komme mit ... ja, natürlich ... aber das hier wird immer mein Lieblingsort sein. Und die Menschen in diesem Viertel werden für alle Zeit in meinem Herzen sein.«
»Wir müssen nicht in meiner Heimat leben, Destiny. Ehrlich gesagt ist es viele Jahrhunderte her, seit ich durch meine Berge gestreift bin. Ein Besuch wird mir ausreichen. Wenn du so weit bist, können wir dort vielleicht kurz Urlaub machen.«
Ihr Gesicht erhellte sich. »Dann wärst du bereit, dich für immer hier niederzulassen?« Ihr hatte davor gegraut, die Menschen zu verlassen, die ihr so ans Herz gewachsen waren.
»Ich fühle mich in dieser Gegend und insbesondere in einer bestimmten Höhle mit mehreren Wasserbecken sehr wohl. Wir müssen uns ein passendes Haus suchen und ein Heim schaffen, damit wir nicht auffallen.«
»Das wäre fantastisch, Nicolae! Und ich reise mit dir in die Karpaten. Gregori und Savannah waren wundervoll und haben mich ohne Weiteres akzeptiert. Ich kann wohl kaum so feige sein und mich weigern, den Prinzen zu besuchen. Wir schulden ihnen sehr viel.«
»Niemand könnte dich je feige nennen, Destiny«, entgegnete er entschieden.
Sie reckte sich und hob die Arme zum Mond und zu den funkelnden Sternen. »Ich finde, wir sollten Velda besuchen. Und es wäre gut zu wissen, wie sich der Tod des Doktors auf unsere Freunde ausgewirkt hat, nachdem sie solche Probleme hatten.« Sie liebte das Wort »Freunde«. Sie hätte nie erwartet, je welche zu haben, und sie schätzte jeden Einzelnen von ihnen sehr hoch ein.
Mit ihrem dunklen Haar, das sich im Wind bauschte und ihren Körper wie ein Umhang aus Seide einhüllte, glich sie einer geheimnisvollen, ätherischen Gottheit, die die Natur anbetete, fand Nicolae. Als sie sich zu ihm umwandte, ertrank er sofort in ihren blaugrünen Augen.
»Ich bete dich an«, bekannte sie leise. »Ich sollte es nicht tun, und ich will nicht, dass es dir zu Kopf steigt, doch dieses eine Mal spreche ich es aus.«
Seine geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Ich glaube, in deiner Gegenwart besteht kaum eine Chance, dass mir etwas zu Kopf steigt.« Er streckte eine Hand nach ihr aus.
Destiny winkte ab. »Ich war ganz sicher, dass der Schuldige ein Vampir war. Ich war immer überzeugt davon, dass Menschen gut sind, es sei denn, sie wären krank oder drogenabhängig.«
Seine Hand legte sich auf ihren Nacken und massierte sie liebevoll. »Monster gibt es in allen Formen, Größen und Gestalten. Nicht alle Karpatianer werden zu Vampiren. Die meisten von ihnen sind einfach Leute, die zu überleben versuchen. So wie die meisten Menschen einfach Leute sind, die sich bemühen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Man hat dir deine Kindheit geraubt, Destiny, aber du hast überlebt und dir dein eigenes Leben geschaffen.«
Sie lehnte sich an ihn. »Du warst immer für mich da, Nicolae. Ich hatte stets dich.« Sie wandte ihm das Gesicht zu, damit er sie küsste.
Er neigte seinen dunklen Kopf und nahm ihren Mund in Besitz. Der Boden unter ihren Füßen schwankte. Seine Arme schlangen sich um sie und zogen sie eng an seinen harten Körper.
»Ich fürchte, so etwas könnt ihr hier leider nicht machen«, bemerkte Vater Mulligan, der gerade aus der Kirche kam und sie mit einem Augenzwinkern betrachtete.
»Gehen Sie eigentlich nie zu Bett?«, fragte Destiny, nachdem Nicolae sich widerwillig von ihr gelöst hatte. »Gibt es für Priester keinen Feierabend oder so etwas?«
Vater Mulligans Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Mein liebes Kind, ein Priester ist wie ein Engel ohne Flügel. Er steht jederzeit zur Verfügung, Tag und Nacht.«
Destiny brach in Gelächter aus. Nicolae wurde warm ums Herz. Nichts klang so schön wie Destinys Lachen. »Sie sind schrecklich, Vater. Wollen Sie mit uns zu Velda gehen? Wir möchten uns gern davon überzeugen, dass es ihr gut geht.«
»Natürlich komme ich mit. Ich besuche sie jeden Tag. Velda verlässt ihr Zimmer nicht mehr, und anscheinend weiß niemand, wie man ihr helfen kann.«
»Vielleicht kann ich etwas tun«, sagte Destiny.
Schweigend gingen sie mit dem Priester die Straße hinunter. »Du siehst viel glücklicher als früher aus, meine Liebe«, bemerkte Vater Mulligan. »Das ist sehr schön.«
Destiny schob ihre Hand in die von Nicolae. Es war noch gar nicht lange her, da war sie voller Scham und innerer Qualen zu dieser Kirche gekommen, und der Priester hatte die Türen für sie unversperrt gelassen. »Es ist schön, glücklich zu sein.« Und Frieden gefunden zu haben. Sie würde das Trauma, das sie erlitten hatte, nie loswerden, aber sie betrachtete diese Erinnerungen als geringen Preis für alles, was sie jetzt hatte. Sie hatte ein Leben. Sie hatte Freunde und ein Zuhause. Und sie hatte Nicolae.
Inez begrüßte sie mit einem gezwungenen kleinen Lächeln. »Velda empfängt immer noch keine Besucher«, teilte sie ihnen mit. »Setzt euch doch in die Küche. Mal sehen, ob ich sie dazu bringen kann, aus ihrem Zimmer zu kommen.«
»Lassen Sie mich gehen«, bat Destiny. »Ich glaube, ich kann ihr helfen.«
Inez zögerte, nickte dann aber und führte Destiny durch das kleine, aber sehr schmucke Haus. Velda saß in einem Sessel und starrte mit leeren, ausdruckslosen Augen aus dem Fenster. Sie blickte nicht auf, als Destiny hereinkam.
»Velda, bitte schauen Sie mich an.« Destiny kniete sich vor den Sessel und nahm die welke Hand der alten Frau in ihre. »Sie sind nicht allein und werden nie allein sein. Sie haben Inez und Nicolae. Und Sie haben mich. Ich kann mich kaum noch an meine Mutter erinnern. Meine Kindheit war die Hölle, sie war geprägt von Angst und Gewalt. Ich habe keine Umgangsformen. Kein Vertrauen. Ich weiß nicht, wie ich anderen gegenüber meine Gefühle ausdrücken soll. Sie haben mich zu einer Zeit, als ich mich selbst verabscheute, akzeptiert und mir Hoffnung gegeben. Verlassen Sie mich nicht so bald wieder. Ich brauche Sie hier bei mir.« Sie sagte es ganz aufrichtig. »Es stimmt, Velda. Ich brauche Sie.«
Die alte Frau blinzelte Tränen aus ihren Augen und riss ihren Blick von der leeren Zukunft los, die vor ihr lag. Sie sah Destiny ins Gesicht. »Kind, Sie sind ein solches Wunder für mich. Wenn ich Ihre Aura anschaue, sehe ich Licht und Schönheit. Sie haben keine Verwendung für eine ausgebrannte, alte Frau. Ihr Leben liegt noch vor Ihnen, und ich habe meines hinter mir.«
»Sie sind eine sehr mutige und mitfühlende und vor allem weise Frau. Ich brauche Sie sogar sehr, so wie alle hier. Bitte, Velda. Erlauben Sie Nicolae, Ihnen dabei zu helfen, Abstand zu gewinnen. Es wird Ihnen die Schmerzen nicht nehmen, doch es wird Ihr Leid erträglich machen. Bleiben Sie bei mir, weil ich Sie so sehr brauche.«
Velda sah sie lange an, bevor sie einen leisen Seufzer ausstieß. Sie tätschelte Destinys Wange. »Bringen Sie mir diesen Wunderheiler, meine Liebe. Wenn ich überleben soll, muss er wirklich zaubern können. Ich fühle mich leer und verloren.«
Nicolae? Hörst du uns? Hilf ihr, solange sie es zulässt. Sie weiß, dass sie manipuliert wird, aber sie kann den Schmerz nicht ertragen.
Einen kurzen Moment herrschte Schweigen. Es ist getan. Sie wird sich erinnern, doch der Schmerz wird schwächer sein. Ihre Zuneigung zu dir ist stark genug, um ihr Halt zu geben.
Destiny spürte ihre Liebe zu Nicolae so intensiv, dass sie sie nicht unterdrücken konnte. Obwohl er in der Küche saß, floss diese Liebe von ihr zu ihm, sodass er vom Ausmaß ihrer Gefühle erschüttert war. Er wollte sie, wollte mit ihr allein sein, und das lange, lange Zeit.
Er erhob sich höflich, als sie mit Velda in die Küche kam, und gab der alten Frau die Hand. Dann beugte er sich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Wie schön, Sie zu sehen, Velda! Es geht Ihnen hoffentlich besser?«
Sie nickte und brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Danke. Ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.«
Auch Vater Mulligan war aufgestanden. »Ich habe MaryAnn angerufen«, sagte er zu Destiny und zeigte auf ihre Freundin, die gerade eingetroffen war. »Nicolae meinte, es wäre Ihnen sicher recht.«
MaryAnn umarmte Velda und Destiny. »Er hat behauptet, es wäre eine Gemeinderatssitzung.«
Sie saßen um den Tisch herum und redeten bis tief in die Nacht hinein. Nicolae und Destiny hörten sich kommentarlos an, was die anderen über das unerwartete Geständnis und den Selbstmord des Doktors erzählten. Blythe war wieder zu Hause bei Harry, wirkte aber noch sehr abwesend und lehnte jede Therapie ab. MaryAnn hoffte, dass sie irgendwann zu ihr kommen würde. Helena und John Paul waren wieder glücklich vereint. Tim und Martin sprachen kaum über das, was vorgefallen war, doch Vater Mulligan hatte ein wachsames Auge auf die beiden.
Destiny sah sich in der gemütlichen kleinen Küche um, lauschte dem Stimmengemurmel und atmete den Duft des Tees ein, den Inez den anderen einschenkte. Sie betrachtete Nicolaes dunkle, sinnliche Züge. Habe ich dir in letzter Zeit eigentlich gesagt, dass ich dich liebe? Ich liebe dich nämlich sehr, weißt du.
Ihr Herz war so voll, dass sie befürchtete, es würde platzen. Sie hatte nie zu träumen gewagt, dass sie einmal ein Heim und eine Familie haben könnte. Sie hatte sich nie vorstellen können, jemals Freunde zu haben. Das Leben mochte nicht immer perfekt sein, aber sie hatte Nicolae, und er würde stets Verständnis für die furchtbaren Augenblicke haben, wenn die Erinnerungen aus den hintersten Winkeln ihres Denkens hervorkamen. Er würde da sein und sie halten. Du bist alles für mich, Nicolae.
Habe ich dir schon gesagt, dass ich diese wundervollen Leute zwar sehr mag, jetzt aber genug habe und lieber mit dir nach Hause möchte, um dir den Rest der Nacht zu beweisen, wie sehr ich dich liebe?
Eine sehr gute Idee. Destiny war ganz seiner Meinung. Mir fällt da etwas ein, was du ganz besonders gut kannst...
Sie standen in stillschweigender Übereinstimmung auf, nahmen sich an den Händen und eilten nach einem gemurmelten Abschiedsgruß hinaus. Als Vater Mulligan einen Blick aus dem Fenster warf, war alles, was er sah, ein Komet, der tief am Himmel durch die Nacht zog.