Kapitel 15
Destiny erwachte von Blumenduft. Sie ruhte nicht mehr in der Erde, sondern lag auf einem Bett mit seidenen Decken. Sie konnte spüren, wie sich die Seide bei jeder Bewegung weich, glatt und sehr erregend an ihrer nackten Haut rieb. Ihr Haar war offen und wogte über die Kissen. Destiny atmete tief ein, sog den Duft von Blumen und den männlichen Geruch ihres Gefährten tief in ihre Lunge. Ein leises Lächeln spielte um ihre Mundwinkel.
»Nicolae. Du bist hier bei mir.« Sie öffnete die Augen und wandte den Kopf, um ihn anzuschauen; sie konnte sich kaum satt sehen an den markanten Zügen seines Gesichts, an der Sinnlichkeit seiner Lippen und der Schönheit seiner Augen.
»Wo sollte ich sonst sein, wenn nicht bei meiner Gefährtin?« Er saß auf der Bettkante und ließ seinen Blick wie eine zärtliche Liebkosung über ihr Gesicht wandern. Seine Stimme war leise und einschmeichelnd und streichelte ihr Inneres wie eine samtweiche Berührung.
Nur mit Mühe riss Destiny den Blick von ihm los und sah sich staunend in der Kammer um, um zu bewundern, was er für sie geschaffen hatte. Unmöglich, dass etwas Böses in diese verborgene Welt eindringen konnte! Überall waren Rosen. Sie rankten an den Wänden der Höhle empor und bildeten über dem Bett einen Baldachin aus Blüten. Einige trieben auf der Wasseroberfläche des kühlsten Beckens, andere sprossen zwischen den Felsen. Rosen in allen Farben, die einladend ihre weichen Blütenblätter öffneten und einen köstlichen Duft verströmten.
Destinys Lächeln vertiefte sich, als sie sich wieder zu Nicolae umwandte. »Du hast dir Veldas und Inez’ Rat wohl zu Herzen genommen? Darf ich auf Schokolade und die interessanten Dinge hoffen, die man damit anstellen kann?«
Seine Fingerspitze strich über die weiche Haut an ihrem Hals und wanderte weiter zu dem Tal zwischen ihren Brüsten und ihrem flachen Bauch. Die zarte Liebkosung ließ jähe Hitze in ihrem Inneren aufsteigen. »Ehrlich gesagt, ich habe mich nicht getraut, Inez zu fragen, was man mit Schokolade alles anstellen kann. Den Teil habe ich weggelassen. Aber ihre Idee mit den Blumen hat mir gefallen.«
In seiner Stimme lag ein Tonfall, der direkt an ihr Herz rührte. »Mir gefällt es auch.« Ihr war eindringlich bewusst, dass sie nackt auf dem Bett lag, ihr Körper weich und offen und seinen Blicken preisgegeben. Ein Teil von ihr wollte sich zudecken, empfand plötzliche Scheu, aber ein anderer, viel stärkerer Teil von ihr dachte an Verführung und genoss die Art, wie sich seine Augen verdunkelten, als sein Blick hungrig auf ihr ruhte. Sie liebte es, ihn so zu sehen, hart und aggressiv. Und sie liebte es zu wissen, dass sie ihm gefiel.
Nicolae nahm ihren Arm und drehte ihn um, als wollte er die dünnen weißen Narben begutachten, die ihre Haut entstellten. Die Narben hätten nicht mehr da sein dürfen, nachdem Destiny karpatianisches Blut erhalten hatte, doch sie waren ihr von einem Vampir zugefügt worden und würden für immer bleiben. Er neigte seinen dunklen Kopf und legte seine Lippen sanft auf die Male, um sie mit hauchzarten Küssen zu übersäen.
Destinys Herz klopfte schneller, und ihr Magen schlug einen Salto. Nicolaes Lippen wandelten zu ihren Fingern und zogen einen nach dem anderen in die sengende Hitze seines Mundes. Ihr eigener Mund wurde trocken. Sein Blick fing ihren ein, und sie sah einen Moment lang die Flammen, die in ihm loderten.
Sofort fing auch sie Feuer, und ihr Körper wurde rastlos und heiß. Ohne es zu wollen, rieb sie ihre Hüfte an den seidenen Decken und spreizte leicht die Beine.
Es schockierte sie, dass sie so spontan auf ihn reagierte, ihn so sehr brauchte und begehrte. Etwas in ihr zögerte noch und blieb ihrer gewalttätigen Vergangenheit verhaftet, aber als sie in Nicolaes Augen schaute, war Destiny bereit, sich ihm auszuliefern, seine Fantasien auszuleben und sich von ihm erobern zu lassen. Sie war bereit, ihm mit ihrem Körper zu vertrauen, weil sie die Tiefe seiner Liebe spüren konnte.
Er beugte sich zu ihr vor. Sein Haar streichelte mit unzähligen seidenen Strähnchen ihre Haut. Winzige Flammen schienen über ihre Haut zu hüpfen. Elektrische Funken sprühten zwischen ihnen hin und her. Sein Mund fand zu ihrem, hart, fordernd und besitzergreifend. Während seine Hände sanft und seine Bewegungen langsam und träge waren, war sein Mund wild und leidenschaftlich. Er nahm sie in Besitz und verschlang sie mit einem Hunger, als könnte er nie genug von ihr bekommen.
Sein Kuss entfachte einen Sturm des Verlangens in ihr. Ihre Temperatur stieg um einige Grade, als sie seinen Kuss mit derselben Leidenschaft und demselben Hunger erwiderte. Ihr Körper war zum Zerreißen gespannt und sehnte sich verzweifelt nach seiner Berührung.
Seine Hand legte sich auf ihren Hals und wanderte weiter nach unten zu ihrer Brust. Ein winziger Laut der Genugtuung entschlüpfte ihr. Ihre Empfindungen waren so stark, so richtig. Ihre Hüfte reckte sich ihm schamlos entgegen. Er hob den Kopf und sah sie an. »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«, fragte er leise mit jener Stimme, bei der sie schon immer innerlich geschmolzen war.
Destiny fühlte sich völlig kraftlos, seinem Zauber hilflos ausgeliefert. »Wenn nicht, hast du es mir auf jeden Fall bewiesen.« Er hatte ihr gezeigt, wie Liebe sein sollte: bedingungslose Hingabe an einen anderen, ohne Einschränkung. »Ich fühle mich in diesem Augenblick sehr glücklich«, bekannte sie leise.
Es war ein großes Zugeständnis von ihr, ein Bekenntnis, das ihr nicht leicht fiel. Sie begehrte ihn mit jeder Faser ihres Seins. Alles in ihr schrie danach, sofort von ihm in Besitz genommen zu werden.
Aber ihm schwebte etwas anderes vor. »Ich möchte dich so gut kennen, wie ein Gefährte es sollte.« Seine Zunge spielte mit ihrer Brustspitze. »Ich will jeden Zentimeter von dir erkunden.«
Sein Mund schloss sich heiß und unglaublich besitzergreifend um ihre Brust. Sie stieß einen Schrei aus, außerstande, das Feuer zu bändigen, das in ihrem Inneren ausbrach. Sie konnte fühlen, wie sich ihr Körper immer mehr anspannte. »Ich fürchte, das muss warten.«
Er lächelte an ihrer weichen Haut. »Langsam und genießerisch. Habe ich das erwähnt? Ich will mir Zeit lassen.«
Sie schloss die Augen. »Wie viel Zeit?« Sie brachte die Worte kaum über die Lippen. »Ich weiß nicht, wie lange ich durchhalten kann.«
Im Raum herrschte Schweigen. Sein Mund saugte an ihrer Brust, und seine Zunge kreiste und tanzte um ihre Brustspitze, bis Destiny wieder aufschrie und beide Arme um ihn schlang, um ihn noch enger an sich zu ziehen. In ihr hatten nur noch diese Gefühle Raum: Glück. Verlangen. Reine körperliche Lust. Die Empfindungen rasten durch ihren Körper, erfüllten sie mit Feuer und ließen sie atemlos und hungernd nach mehr zurück.
Nicolaes Hände begannen eine langsame, intime Erkundung ihres Körpers. Seine Fingerkuppen strichen über ihre Haut, als wäre er ein Blinder, der sich Form und Beschaffenheit einprägen wollte. Es war eine unglaubliche Erfahrung. Ihr Körper schien sich unter seinen Liebkosungen aufzulösen und neu zu formen. Falls es ihm bisher nicht gelungen war, sie beide vollständig aneinanderzuschmieden, jetzt schaffte er es. Sie würde sich nie von ihm lösen können, sich niemals mehr von dem Verlangen nach seiner Berührung freimachen können.
Destiny hatte das Gefühl, für alle Ewigkeit mit Leib und Seele an ihn gebunden zu sein. Es gab nichts in ihr, das sich nicht nach ihm sehnte. Ihr Bewusstsein suchte seine Nähe. Ihr Körper verlangte danach, von ihm in Besitz genommen zu werden. Er war überall, entdeckte jeden Schatten und jede Höhlung. Und er ließ sich Zeit, berührte sie fast andächtig, um sich alles von ihr tief ins Gedächtnis einzuprägen.
Sein Mund folgte seinen Händen mit winzigen Küssen, die sie fast um den Verstand brachten. Jeder sensiblen Stelle widmete er besondere Aufmerksamkeit, bis Destiny sich keuchend auf den Seidenlaken hin und her warf. Seine Zunge tauchte in ihren faszinierenden Nabel, eine der vielen Stellen, die er besonders an ihr liebte, während seine Hände die dichten Locken fanden, das kleine Dreieck, das ihren intimsten Bereich bewachte.
Er entdeckte ein erstes, kaum wahrnehmbares Anzeichen von Unbehagen in ihr. Diesmal war Nicolae darauf vorbereitet, weil er wusste, dass sie sich extrem verwundbar und ausgeliefert fühlte. Sanft strich er über die feuchten Löckchen. »Es ist wie ein Geschenk für mich, Destiny, wenn dein Körper meinen willkommen heißt. Kannst du dir vorstellen, was ich dabei empfinde, nachdem ich so lange allein war? Was ich empfinde, wenn ich spüre, dass du mich wirklich willst und mich genauso begehrst, wie ich dich begehre?« Er wisperte die Worte, während er seinen Kopf über das Dreieck zwischen ihren Schenkeln beugte.
Destiny spürte seinen warmen Atem auf ihrer feuchten Haut, und ihr Körper prickelte vor Lust statt vor Angst. Nicolae spreizte sanft ihre Schenkel und ließ seinen Finger behutsam in ihr heißes, feuchtes Inneres gleiten. Sofort schlossen sich ihre Muskeln fest um ihn und hüllten ihn ein wie geschmeidiger Samt. Sie erschauerte und drängte sich an seine Hand; sie brauchte es, ihn tiefer in sich zu spüren. Seine Zunge kostete sie. Es war nur eine ganz leichte Berührung, aber sie bäumte sich auf und verlangte nach mehr, statt ihn abzuwehren.
Jetzt wurde seine Zunge kühner. Destiny schrie auf und vergrub ihre Hände in seinem Haar, um Halt zu finden, während in ihrem Körper ein Feuerwerk sinnlicher Empfindungen ausbrach. Es war unmöglich, dieses Feuer zu ersticken. Sie konnte sich nur an ihm festklammem, während er sie immer weitertrieb, fast ein bisschen rücksichtslos und ohne Gnade. Er forderte sie für sich, brandmarkte sie, nahm sie vollständig für sich in Anspruch. Sie ließ es zu, weil sie keine andere Wahl hatte, und ließ ihm die ungeheure Genugtuung, sie bis zum Gipfel ihrer Ekstase zu bringen. Ihr Orgasmus war so heftig, dass sie immer wieder erschauerte und sich unter ihm aufbäumte.
Destiny nahm es kaum wahr, als sich seine Knie zwischen ihre Beine drängten und er sich über sie schob. Sie fühlte, wie er groß und hart und pulsierend vor Verlangen in sie eindrang. Er war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, und füllte sie vollständig aus. Ihn in sich zu spüren, war mehr als Ekstase, es ging über ihre vorangegangene Erfahrung mit ihm hinaus. Er gehörte zu ihr. Sie wusste es. Sie war nur für ihn bestimmt. Sie fügten sich nahtlos zusammen, auch wenn er ihre Hüfte anheben musste, um noch tiefer in sie einzudringen. Sie verschmolzen miteinander, als wären sie eins.
Sowie er in ihr war, hielt er inne, um sie anzuschauen und sich zu vergewissern, dass sie keine Angst hatte. Er lastete mit seinem ganzen Körpergewicht auf ihr, und seine Hände hielten sie an der Hüfte. Sie spürte seine Macht und seine Stärke und wusste genau in diesem Moment, dass er ihren Willen und ihr Leben beherrschen konnte. Dass sie ohne ihn nichts wäre.
Furcht verdunkelte ihre Augen. Sie blinzelte sie hastig weg. Dieselbe Macht hatte sie über ihn. Sie würde sich nicht von irgendwelchen Ängsten davon abhalten lassen, sich zu nehmen, was sie wollte. Sie wollte diesen Mann, diesen einen Mann. Ihren dunklen, wundervollen Jäger. Es war Destiny, die sich zuerst bewegte, sich an ihn drängte, den Rhythmus bestimmte und ihn aufforderte, sie so zu nehmen, wie er es wollte.
Nicolae spürte die Wildheit, die in ihm erwachte. Sein Körper war heiß und viel zu angespannt, und seine Lenden brannten vor Verlangen. Er drang tief in sie ein, mit einem langen, harten Stoß, der sie beide erschütterte. Destiny hob ihre Hüfte, um ihn aufzufangen. Sie hatte keine Angst vor der Kraft seines Körpers, als er ihren Rhythmus aufgriff und sich schnell und hart in ihr bewegte, in ihrem Körper, der so üppig und weich und verführerisch war. Sie war alles für ihn. Er fühlte, wie das Blut durch ihre Adern strömte und nach ihm rief.
Ihre Brüste wippten bei jedem Stoß verlockend, sodass er sich unwillkürlich vorbeugte und an ihren Spitzen leckte. Er wurde damit belohnt, dass sich Destinys Muskeln noch enger um ihn schlossen. Ihre Scheide war feurig und heiß und so eng, dass er kaum atmen konnte, so intensiv war die Empfindung von Lust.
Er hatte schon in dem Moment, als er aufgewacht war, gewusst, was er tun würde, und die freudige Erregung und das Warten waren nahezu unerträglich gewesen. Jetzt war sie sein. Er würde sie vollständig in Besitz nehmen. Destiny war allein für ihn bestimmt, und er wollte sie mit Leib und Seele, ohne Einschränkungen. Er schürte das Feuer, das zwischen ihnen loderte, und riss sie mit sich, immer höher und höher, bis sie um Gnade wimmerte.
»Ich will, dass mein Blut in deinen Adern fließt«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich werde erst aufhören, wenn du alles von mir hast. Ich will hier sein, tief in dir drin. Ich will, dass dein Geist untrennbar mit meinem verbunden ist und mein Blut durch deine Adern fließt.«
Es war unmöglich, der Versuchung zu widerstehen. Das Verlangen war bereits da, sodass sie bereitwillig den Kopf hob und ihn an seine breite Brust legte. Sein Duft hüllte sie ein. Sein Körper schwoll noch stärker an. Die Reibung in ihrem Inneren war wie ein Feuer, das sie bis ins Mark versengte. Sie fuhr mit der Zungenspitze über seine Haut und bohrte ohne weitere Vorwarnung ihre Zähne in sein Fleisch; sie vereinte sich mit ihm so, wie es ihnen bestimmt war.
Er schrie auf, so groß war der köstliche Schmerz, der Lust zugleich war und sie beide mit glühend heißer Ekstase übergoss wie mit geschmolzener Lava. Flammen tanzten über Haut und Muskeln. Ihr Körper schloss sich eng um seinen, ihre Muskeln spannten sich fest und fordernd an. Sein Lebenssaft, sein uraltes Blut, erfüllte sie ebenso, wie er ihren Körper erfüllte.
Seine Hüften stießen fester zu, stießen tiefer nach unten. Er erkannte den Moment, in dem sie den Höhepunkt erreichte, den Moment, in dem ihr Körper ihn umklammert hielt und ihn mit sich riss. Ihre Zunge verschloss die winzigen Bisswunden, damit sie wieder atmen konnte. Sie weinte vor Glück. Er folgte ihr bereitwillig und verströmte sich bis zum letzten Tropfen in ihr.
Nicolae ließ sie auf die Seidendecke sinken und hielt sie mit seinen Armen fest umschlossen. Ihre Herzen hämmerten laut in einem Rhythmus, ihr Körper hielt ihn immer noch umschlossen und pulsierte vor Lust. Er schob die dichte Fülle ihres Haares von ihren Schultern, um ihre Haut und ihre Brüste sehen zu können. Ganz langsam, als befürchtete er, sie zu erschrecken, ließ er sich noch tiefer auf sie sinken und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
Besitzergreifend legte er eine Hand auf ihre Brust. Sein Atem wehte heiß über ihre Haut. Sie waren immer noch miteinander verbunden, sein Körper war hart und fordernd. »Halt mich fest, Destiny.« Er raunte die Worte an ihr Ohr. Seine Lippen hauchten zarte Küsse auf ihre Haut.
Ihre Arme schlangen sich sofort um seinen Hals. Ihr Körper vibrierte immer noch von den Nachwirkungen des liebesaktes. Als er sich bewegte, spürte sie, wie sich ihre Muskeln verkrampften und wieder lösten, und keuchte vor Lust. Sie überließ sich ganz dem Glück dieser vollständigen Harmonie zwischen ihnen, dem Gefühl, ihm so nahe zu sein, körperlich wie geistig.
Ohne Vorwarnung wurden seine Arme hart und unbeweglich, und seine Zähne bohrten sich in ihren pulsierenden Hals. Blitze zuckten und schossen funkensprühend durch ihren und seinen Körper. Schmerz und Lust vermischten sich und wurden zu reiner Ekstase, zu einem lodernden Feuer, das sie beide verzehrte. Er trank lange und ausgiebig, während er sich wieder hart, beharrlich und mit so tiefen Stößen in ihr bewegte, als wollte er ihre Seele erreichen.
Nicolae! Nein! Sie stieß die Worte fast weinend hervor und musste sich zwingen, an die Gefahr zu denken, in der sie schwebten. Das Lustgefühl war so intensiv, dass sie keinen klaren Gedanken fassen und nicht daran denken konnte, dass das, was gerade passierte, falsch war.
Destiny wollte dieses Fieber nicht, dieses rasende Verlangen, das schnell zu einer Art Besessenheit wurde. Sie wollte nicht das heftige Fordern, das ihren Körper erneut beherrschte. Einer von ihnen musste in dieser Welt leidenschaftlicher Ekstase bei Verstand bleiben. Destinys Bedürfnis, ihn zu beschützen, war noch viel stärker als der Wunsch, ihre Lust zu stillen. Sie versuchte, ihn von sich zu stoßen.
Nicolae! Hör auf! Du weißt nicht, was du tust. Du musst aufhören. Was du da machst, ist gefährlich.
Sie versuchte inmitten züngelnder Flammen die kühle Stimme der Vernunft zu sein, aber es war unmöglich, durch die Wogen von Lust zu dringen, die seine Sinne überflutete. Destiny schlang ihre Hände in sein Haar und zog fest an, aber sein Mund blieb an ihrem Hals. Ihr Körper reagierte stürmisch auf ihn und entzog sich ihrer Kontrolle, ehe sie es verhindern konnte. Ihre Nerven vibrierten vor Leben, ihre Haut stand in Flammen, ihr Inneres explodierte vor Lust, als Nicolae sie mit sich riss, so schnell und so hart, dass sie kaum atmen konnte.
»Nicolae, bitte! Hör mir bitte zu!« Er war zu stark. Sie konnte die Katastrophe nicht aufhalten, und ihr Körper ließ sie im Stich. Tränen schimmerten in ihren Wimpern, als sie ihn anflehte. »Tu es für mich! Hör bitte auf!«1
Es ist schon zu spät. Dein Blut fließt in meinen Adern. Wir sind eins. Seine Stimme war völlig ruhig und unbewegt. Seine Zunge fuhr über ihre Kehle, und er hob den Kopf und richtete seine glitzernden Augen auf sie.
Schwarzer Obsidian. Die Worte standen in ihrem Bewusstsein, als sie in seine Augen starrte. Die Woge erfasste sie beide, ein mitreißender Orgasmus, der sie und ihn gleichermaßen erschütterte, und doch starrten sie einander unverwandt an. Keiner von ihnen bewegte sich. Keiner sprach.
Langsam lockerte sich die eiserne Härte seines Griffs, und er ließ sie los, sodass sie den Kopf bewegen konnte. Ihr Hals pochte. »Du hast gewusst, was du tust.« Sie sagte es laut, als müsste sie die Worte hören, Worte, bei denen sie sich schuldig fühlte. Sie selbst war von dem Liebesakt so berauscht gewesen, dass sie insgeheim gehofft hatte, Nicolae wäre der Versuchung des Augenblicks erlegen.
»Natürlich. Du bist meine Gefährtin. Wir gehören zusammen und sind eins. Wo du bist, bin auch ich. Du befürchtest, der Prinz könnte dich nicht akzeptieren. Jetzt teile ich dein Schicksal. Was dem einen passiert, passiert auch dem anderen.«
Destiny drehte sich der Magen um. Wütend schlug sie mit den Händen an seine Brust. »Geh weg von mir! Geh weg!« Als er sich zur Seite rollte, stieg sie aus dem Bett und starrte ihn böse an. »Wie konntest du nur? Wie konntest du bewusst das nehmen, was wir hatten, und etwas so Schlechtes daraus machen?«
Er setzte sich auf und sah sie aus dunklen, nachdenklichen Augen an. »Was habe ich denn deiner Meinung nach getan, Destiny?«
»Du hast ihn in dich hineingelassen!«, schrie sie ihn an. »Du hast ihn praktisch hereingebeten! Wenn du mich wirklich kennen würdest und tatsächlich wüsstest, wie es in mir aussieht, hättest du so etwas nie getan! Weißt du überhaupt, was ich fühle? Kennst du den Ekel und den Hass? Er lebt in mir. Ich kann ihn nicht loswerden. Du hast ihn gewinnen lassen.« Sie taumelte an die Wand, ohne auf die Rosen zu achten, und ließ sich auf den Boden sinken. »Nicolae, du hast ihn gewinnen lassen.« Sie zog die Knie hoch, vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen.
Nicolae seufzte leise. Alles konnte er ertragen, nur ihre Tränen nicht. Er hatte Zorn erwartet. Damit wäre er fertiggeworden; darauf war er vorbereitet gewesen. Aber nicht auf Tränen. Und sie weinte nicht einfach, sie weinte, als würde ihr das Herz brechen. Als gäbe es keine Hoffnung. Wie sollte ein Mann damit umgehen, ohne dass sein eigenes Herz in tausend Stücke zerbrach?
Er setzte sich vorsichtig neben sie, ganz dicht, jedoch ohne sie zu berühren. Sie schaute ihn nicht an. »Destiny, ich musste dir irgendwie begreiflich machen, was du mir bedeutest.«
Sie gab einen erstickten Laut von sich, schüttelte den Kopf und blickte auf. »Das ist deine Antwort? Auf diese Weise wolltest du mir beweisen, was dir an mir hegt? Bist du verrückt oder einfach nur dumm?«
»Ich habe lange darüber nachgedacht. Es gibt keine andere Möglichkeit. Du siehst nur den Makel in deinem Blut.«
Sie fegte sich das Haar aus dem Gesicht und starrte ihn finster an. »Das ist keine Kleinigkeit, Nicolae. Es ist nicht so, als redeten wir hier von meinem Familienstammbaum. Wir reden über unreines Blut. Verstehst du das denn nicht? Es ruft die Untoten zu mir. Du kannst dich nicht mehr anschleichen und sie überrumpeln. Nie mehr. Sie werden es immer wissen, wenn du in ihrer Nähe bist. Du bist ein Jäger, und jetzt hast du einen Teil deiner Macht verloren und dich in furchtbare Gefahr begeben.« Wieder fuhr sie sich mit den Händen übers Gesicht. »Oh, Nicolae, wie konntest du nur etwas so Dummes tun?« Sie klang verzweifelt.
»Destiny.« Seine Stimme strich sanft wie ein Hauch über ihre Haut. »Schau mich an, meine Kleine. Ich habe uns nur noch enger aneinander gebunden. Unser Blutsband wird mir nicht schaden. Ich bin stark und in der Lage, jede Dunkelheit zu bekämpfen. Du gibst mir Halt.«
»Du bist mein Halt gewesen!«, rief sie und sah ihn an. Das war ein Fehler. Sie verlor sich sofort in den dunklen Tiefen seiner Augen, in denen so viel Liebe lag, dass sie den Blick einfach nicht abwenden konnte. Sie konnte ihn nicht verdammen. »Es war für mich lebenswichtig, dass dir nichts passiert.«
Er lächelte sie an, nahm ihre Hand und zog sie an seinen warmen Mund, um sie mit Küssen zu übersäen. »Mir wird nichts passieren. Damals, vor vielen Jahren, als ich dich rufen hörte, ist mir auch nichts passiert.«
»Du verstehst das nicht. Ich wollte mir sicher sein, dass wir zusammen sein können und du nicht meinetwegen Schaden nimmst. Ich wollte, dass der Vampir dir nie nahe kommt.« Unendliche Trauer lag in ihrer Stimme.
Nicolae rückte näher zu ihr. »Hör mir jetzt bitte gut zu. Er war nie weit weg von mir, nie. Ich war bei dir, von dem Moment an, als du zum ersten Mal nach mir gerufen hast. Ich habe die Schmerzen und die Demütigungen gefühlt, die er dir zugefügt hat. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, alles mit dir zu teilen, um aus erster Hand zu wissen, wie es ist, einem so mächtigen und bösartigen Wesen hilflos ausgeliefert zu sein. Die ganze Zeit schämte ich mich, weil ich dich nicht finden und angemessen beschützen konnte. Dieser Vampir beherrschte meinen Geist und meinen Körper und fraß an meiner Seele. Jedes Mal, wenn er seine schmutzigen Hände auf dich legte, riss er mir das Herz aus dem Leib. Er war nie weit weg von mir.«
Destiny ließ beschämt den Kopf hängen. »Ich konnte dich nicht aufgeben. Ich wusste, dass ich es tun sollte, dass ich nie mit dir in Verbindung hätte treten dürfen, aber deine Stimme hat mich gerettet. Schon als Kind wusste ich, dass ich dich loslassen sollte. Doch ich habe dich so verzweifelt gebraucht!«
»Nicht mehr, als ich dich gebraucht habe. Du scheinst nicht zu verstehen, dass ich dich genauso verzweifelt gebraucht habe. Das Tier in mir war stark. Ich war dem Ende meiner Tage sehr nahe. Du hast meinem Leben einen Sinn und ein Ziel gegeben. Und du hast Liebe in meine Welt gebracht. Jetzt sehe ich Farben, wo früher düsteres Grau war. Jetzt habe ich Gefühle, während mein Leben früher eine endlose Monotonie war. Du hast mich nicht mehr gebraucht als ich dich.«
»Ich schäme mich immer noch dafür, dass ich ihn in dein Leben gebracht habe.« Sie hatte ein Monster zu ihren Eltern geführt. Und jetzt hatte sie zugelassen, dass der Vampir Nicolae auf den Fersen war.
Nicolae zupfte an ihrer Hand, bis sie den Kopf hob. Er zog ihre verschränkten Hände an sein Herz. »Diese Tragödie habe ich im Lauf der Jahrhunderte so oft erlebt. Die Dinge, die wir als Kinder für unsere Fehler halten, lassen uns auch als Erwachsene nicht los. Das ist sehr traurig, denn diese Dinge prägen unser Leben. Denk an den armen kleinen Jungen, der immer überzeugt sein wird, den Tod seiner Mutter verschuldet zu haben, nur weil er das Geschirr nicht abgewaschen hat. Er wird sein Leben lang das Gefühl haben, dass er es nicht wert ist, geliebt zu werden.«
Destiny lehnte sich an die Blumenwand. Sie wusste sehr gut, was er ihr damit sagen wollte. »Wo sind die Domen?«
»Die Domen? Wovon redest du?«
»Von den Rosen. Wo sind die Domen?«
Nicolae machte ein verdutztes Gesicht. »Ich würde nie Dornen an den Blumen lassen. Du könntest dir wehtun.«
Destiny brach in Gelächter aus. Sie konnte einfach nicht anders. »Nicolae, ist dir eigentlich klar, wie albem das ist? Wir jagen Vampire. Das Blut in unseren Adern ist unrein. Ich glaube nicht, dass mir ein Kratzer von einem Dorn etwas anhaben könnte.«
Er zuckte mit den Schultern. »Es gefällt mir nicht, dass du Vampire jagst, und ich hoffe, dich von dem unreinen Blut zu befreien. Es ist unnötig zu riskieren, dass du von einem Dom gekratzt wirst, wenn ich es verhindern kann.«
Destiny stöhnte und versuchte zu ignorieren, wie ihr Herz auf seine Worte reagierte. Sie versuchte, die Schmetterlinge in ihrem Bauch zu ignorieren, die zu flattern begannen, wenn sie seine Lippen auf ihrer Haut spürte. »Du wirst noch zu einem dieser Idioten, die bei dem Versuch, ihr armes kleines Frauchen zu beschützen, ständig über ihre eigenen Füße stolpern, was?«
Er zuckte sichtlich zusammen. »Ich könnte nicht behaupten, dass mir das Bild gefällt, das du heraufbeschwörst. Ich würde es anders ausdrücken: Ich halte es für meine Pflicht und mein Vorrecht, dich zu beschützen.«
Sie verdrehte die Augen und stieß einen übertriebenen Seufzer aus. »Du hast wohl den Supermacker-Komplex. Möglicherweise war da irgendetwas in deiner Kindheit. Vielleicht sollten wir deine Psyche mal näher erforschen.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Das wird wohl kaum nötig sein. Die Gefährtin zu beschützen ist für einen Karpatianer so notwendig wie zu atmen.«
»Tatsächlich?« Destiny stand auf und zog ihn mit hoch. »Wenn du das nächste Mal eine Entscheidung wie die fällst, verseuchtes Blut zu trinken, fragst du mich vielleicht vorher. Es könnte nämlich sein, dass ich dir eins überbrate, wenn du so was noch mal wagst.«
Er musste unwillkürlich über ihre erzürnte Miene grinsen. »Du hast Probleme mit Autorität.«
Sie warf den Kopf zurück. Dunkles Haar wogte um ihre Schultern, und ihre Augen funkelten. »Glücklicherweise erkenne ich nicht jeden Erstbesten als Autorität an, deshalb gibt es in dieser Beziehung nicht das geringste Problem.« Sie kleidete sich nach Art der Karpatianer an, ganz selbstverständlich und ohne zu zögern. Sie war sechs Jahre alt gewesen, als sie ihre Familie verloren hatte, und wusste mehr über die karpatianische Art als über die der Menschen. »Wenn der Prinz mich nicht besonders leiden kann, na schön« - sie zuckte mit den Schultern - »dann ist das okay für mich.«
Er fing ihr Kinn ein und drehte sie zu sich um. »Du musst die Kunst des Lügens noch perfektionieren, wenn du solche Märchen erzählen willst.«
Wieder zuckte sie unbekümmert mit den Achseln. »Ich werde mir gut überlegen müssen, wie es weitergehen soll, Nicolae. Ich hatte dich nicht in mein Leben eingeplant, und du hast alles auf den Kopf gestellt. Was genau sollen wir tun? Es ist schließlich nicht so, dass wir ein normales Leben führen könnten. Wir können auf keinen Fall die Kinder bekommen, die du dir zu wünschen scheinst.«
»Warum nicht?«
Ihre Augen sprühten plötzlich Funken. »Dein Blut ist dank deines eigenmächtigen und unüberlegten Verhaltens unrein. Oder hast du das etwa schon vergessen?« In ihrer Stimme klang wieder eine Spur Gereiztheit mit, und einen Augenblick lang schleuderten ihre Augen Blitze.
Er kleidete sich in seinem üblichen eleganten Stil an, wandte sich jedoch ab, um seine Erheiterung vor ihr zu verbergen. Es würde ihr gar nicht gefallen, dass er es zum Lachen fand, wenn sie wütend wurde. »Ich nehme Anstoß an dem Wort >unüberlegt<. Das ist sicher nicht der richtige Ausdruck für meine sorgfältig durchdachte Aktion.«
Jetzt starrte sie ihn wirklich wütend an. »Erinnere mich nicht daran, dass du nicht vor Leidenschaft von Sinnen warst; das war nämlich die einzige Entschuldigung, die ich für dich hatte. Was hast du dir bloß dabei gedacht, Nicolae ? Wir wissen nicht, was dieses Blut bei dir anrichten kann. Es brennt, und es verdirbt dich, und du hast ohnehin schon eine dunkle Seite in dir. Ich konnte sie mehr als einmal sehen. Ich würde dir nur ungern irgendwann früh am Morgen, wenn du es am wenigsten erwartest, das Herz aus der Brust reißen, doch wenn du Ärger machst und anfängst, dich wie ein Vampir zu benehmen, ist es aus mit dir.« Die letzten Worte sagte sie mit mehr Genugtuung als Bedauern.
Nicolae musste wieder lachen. »Ich sehe schon, ich muss gut achtgeben.«
»Im Ernst, Nicolae, wenn du vorher wirklich darüber nachgedacht und alles sorgfältig geplant hattest - was, glaubtest du, würde Gutes dabei herauskommen?«
Plötzliche Stille herrschte. Er gab keine Antwort, wirkte aber auf einmal völlig verändert; er war nicht mehr der unbeschwerte Gefährte, der sich in seinem Versteck entspannte. Sie konnte Wellen von Macht und Stärke spüren, und sie erkannte die Gefahr, die von ihm ausging. Nicolae beobachtete sie mit dem starren, unverwandten Blick des Raubtiers. Einen Moment lang stand sie einfach nur da und blinzelte ihn an, bevor sie unwillkürlich einen Schritt vor ihm zurückwich.
Nicolae streckte eine Hand nach ihr aus. »Schau mich nicht so ängstlich an. Du bist meine Gefährtin, für alle Zeiten mit mir verbunden. Ich könnte dir nie etwas zuleide tun, Destiny. Das ist völlig ausgeschlossen.«
»Wir machen Witze über unreines Blut, doch was, wenn es kein Scherz ist? Was, wenn du wirklich zu einem Vampir wirst? Ich könnte dich nicht töten. Ich weiß, dass ich es niemals übers Herz bringen würde.«
Sein Lächeln milderte die harten Linien seines Gesichts. »Freut mich, dieses widerwillige Eingeständnis zu hören. Keine Angst, Vikirnoff würde das erledigen, falls sich die Notwendigkeit ergibt. Ich mache mir keine Sorgen. Wenn ich mit unreinem Blut leben muss, dann soll es so sein. Aber ich glaube, der Heiler wird uns beide davon befreien können.«
Ihr Magen schnürte sich zusammen. Da war es. Endlich hatte er es laut ausgesprochen. »Der Heiler«, echote sie. »Immer wieder sprichst du von einem Heiler. Du hast versucht, mich zu heilen, aber das unreine Blut ist immer noch da.« Nicolae konnte wahre Wunder wirken. Wenn es ihm nicht gelang, das vergiftete Blut des Vampirs aus ihrem Körper zu entfernen, konnte es niemand.
»Unser Volk hat Heiler, die viel mehr können, als ich je lernen werde. Sie entstammen einer uralten Linie von Heilkundigen, die diese Begabung weitergeben. Sie sind es, die bei unseren Leuten wahre Wunder wirken. Einer von ihnen ist ganz in der Nähe. An die Heiler ging der Ruf aus, einer schwangeren Frau mit einem Herzleiden zu helfen. Ich glaube, die Frau und das Kind sind am Leben und erholen sich gut. Ich habe einen der Heiler zu uns gerufen.«
Sie legte schützend eine Hand an ihren Hals, als hätte sie Angst, Wölfe könnten ihr an die Kehle gehen. »Ist das schon wieder eine deiner brillanten einsamen Entscheidungen?«
»Ich hielt es für das Beste. Wenn er uns heilen kann, werden wir ein normales Leben führen.« Er überhörte ihr ungläubiges Schnauben. »Wenn nicht, wirst du dich in dieser Welt zumindest nie wieder allein fühlen. Auch wenn unser Volk uns verurteilt, werden wir beide zusammen sein.«
Sie schloss die Augen und wandte sich ab, damit er ihren Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. »Du bist das Risiko eingegangen, den Rest deiner Unsterblichkeit als Ausgestoßener zu verbringen? Nur damit ich mich nicht allein fühle?« Am liebsten hätte sie ihn gepackt und geschüttelt, bis seine Zähne klapperten. Am liebsten hätte sie ihn bis zur Besinnungslosigkeit geküsst. Am liebsten hätte sie über die Tiefe seiner Liebe und seiner Hingabe geweint.
»Du bist mein Leben, meine Seele selbst, Destiny. Ich konnte nicht anders handeln.«
Seine schlichten Worte erschütterten sie. Konnte irgendjemand einen anderen wirklich so sehr lieben? So selbstlos? Sie ließ langsam ihren Atem entweichen und versuchte, sich den Anschein von Gefasstheit zu geben. »Wer ist dieser Ausbund an Tugend, der über solche Gaben verfügt?«
»Er wird >der Dunkle< genannt. Er ist der Abkömmling einer langen Linie von Jägern und der Stellvertreter unseres Prinzen. Er wacht über unseren Prinzen und ist ein anerkannter Heiler. Er hat große Macht in seinem Geist und in seinen Händen. Ich glaube, er wird uns helfen können. Sein Name ist Gregori.«
Destiny erschauerte unwillkürlich, als der gefürchtete Name fiel. Sie hatte von Gregori gehört. Jeder Vampir fürchtete ihn und sein Urteil. Sie war mit den gewisperten Flüchen der Untoten aufgewachsen, wenn sein Name laut genannt worden war. Destiny straffte die Schultern. »Und wenn er uns nicht helfen kann und dem Prinzen sagt, dass wir Vampire sind, Nicolae? Er wird uns jagen, und er soll sehr mächtig sein.«
Nicolae zuckte nachlässig mit den Schultern. »Ich bin einer von den alten Karpatianern, Destiny, älter als Gregori. Er kann mich nicht besiegen. Ich lebe nach dem Ehrenkodex des karpatianischen Volkes. Er kann mich nicht für mein unreines Blut verdammen.«
»Du bist dir deiner selbst immer so sicher, Nicolae. Das war deine Entscheidung, und weil du dabei so viel aufs Spiel gesetzt hast, habe ich keine andere Wahl, als mich darauf einzulassen. Ich hätte diesen Mann sonst nie in meine Nähe gelassen.« Plötzlich ging ihr ein Licht auf. »Du hast mein Blut genommen, damit ich gezwungen bin, diesen Heiler zu akzeptieren. Du hast gewusst, dass ich nicht anders handeln könnte.«
Nicolae wirkte keineswegs zerknirscht. Destiny starrte ihn erbittert an. »Ich habe heute Abend noch etwas zu tun«, erklärte sie frostig. »Ich möchte Sam sehen, und ich hoffe, ich kann mich mit Velda und Inez über die Vorfälle in ihrem Viertel unterhalten. Du kannst die Sicherheitsvorkehrungen aufheben.« Sie wollte nicht mehr mit ihm reden. Oder ihn anschauen. Ihm einen kräftigen Tritt zu verpassen würde ihrem Zorn vielleicht die Spitze nehmen, aber sie bezweifelte es. Er hatte sie ausgetrickst, und sie wusste es.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich von Gregori behandeln zu lassen, obwohl sie ihn fürchtete. Was aus ihr selbst wurde, kümmerte sie wenig, doch Nicolae bedeutete ihr alles. Sie wollte nicht, dass das unreine Blut bei ihm seine hässliche Wirkung zu zeigen begann. Er mochte nur eine kleine Menge zu sich genommen haben, aber irgendwann würde sich das Blut bemerkbar machen und wie Säure in seinen Adern brennen. Die Schmerzen würden bei jedem Erwachen da sein. Allmählich würde er sie hassen und verachten. Wie könnte es anders sein?
»Weil es meine freie Entscheidung war, Destiny«, sagte Nicolae, der mühelos ihre Gedanken las. Er hatte nicht in Betracht gezogen, dass sie so etwas denken könnte.
»Das wird keine Rolle spielen, Nicolae. Wenn die Zeit vergeht und dein eigenes Volk dich ablehnt, wenn die Schmerzen stärker werden und das Böse in dir wächst, sodass du jeden einzelnen Moment deines Daseins dagegen kämpfen musst, wirst du das Wie und Warum vergessen und dich nur noch daran erinnern, dass du meinetwegen leidest.«
»Ich habe die wachsende Dunkelheit bekämpft, ein Übel, das viel größer ist als dieses unreine Blut, und zwar jeden Moment meines Lebens von meinem zweihundertsten Jahr an. Die ganze Zeit hat sie in mir gelauert und auf einen einzigen Moment der Schwäche gewartet. Wie kannst du annehmen, ich würde jetzt, da ich dich habe, einer solchen Abscheulichkeit nachgeben?«
Sie lief auf und ab, hin- und hergerissen zwischen Tränen und Zorn. »Ich weiß es nicht, Nicolae. Du hättest es nicht tun sollen; du hättest ein solches Risiko für dein Leben, für deine Seele, nicht eingehen dürfen. Ich habe mit einem solchen Monster gelebt. Ich fühle, wie es aus dem Grab nach uns langt und versucht, uns auseinanderzureißen.«
»Nichts und niemand wird uns jemals trennen können«, sagte Nicolae ruhig. Er wollte weder prahlen noch den tollkühnen Draufgänger spielen, seine Worte waren lediglich eine Feststellung.
Destiny betrachtete die harten Linien seines Gesichts, sah seine unverhohlene Macht und seine absolute Gewissheit, und etwas von ihrer Anspannung löste sich. Sie stieß einen kleinen Seufzer aus. »Ich hoffe, du bist so gut, wie du denkst zu sein, Supermann, denn das musst du vielleicht sein, wenn uns dieser Gregori einen Besuch abstattet.« Sie hob ihre Hand. »Ich habe noch einiges zu erledigen.«
»Und ich bin praktisch entlassen?«
»Du hast wohl Probleme mit Aufgabenteilung, was? Ich denke, du solltest MaryAnn besuchen. Ich gehe zu Velda und Inez. Wenn es unbedingt sein muss, kannst du nachkommen. Die Sache mit den Rosen wird ihnen gefallen.«
Er stöhnte laut, nahm sie in die Arme und küsste sie, bis sie außer Atem war und seine Küsse erwiderte.