17 Gofannon
In der Zitadelle

So kehrst du also wieder«, sagte Bandorchu verächtlich. »Nach viel zu langer Zeit und in einem Zustand, der nichts Gutes erahnen lässt.«

Gofannon neigte knirschend sein Haupt. Bandorchu ließ ihn Verachtung spüren. Ihre Ausstrahlung, düster und kalt, überlagerte alles ringsum. Und sie brachte unendliche Erleichterung, in der er seine körperliche Form zurückkommen fühlte.

Sie befanden sich im Halbdunkel, im Inneren des Monolithen. Angenehm war es hier, ohne Schatten.

»Die Innenwände meines neuen Schlosses sind geschwärzt«, erklärte die Königin. »Es sind die Ablagerungen meiner Gedanken. Was sich bei dir und deinesgleichen als Staubgerinnsel zeigt, äußert sich bei mir als Dunkelheit. Seltsam, nicht wahr?«

Bandorchu war gesprächsbedürftiger, als er sie in Erinnerung hatte. Sie erschien Gofannon geschwächt. Ihre aufrechte Haltung, ihre verächtlichen Blicke und die Kühle, die sie ausstrahlte, waren bloß Tünche.

»Ich freue mich, Euch wiederzusehen, Königin«, flüsterte Gofannon. Die Steinfäden rings um seinen Mund verschwanden allmählich. Sie lösten sich in Luft auf – und damit kehrten größere Teile seiner Erinnerungen zurück. »Ich habe einiges zu berichten.« Er begann zu erzählen; vom Land ringsum, von seinem Abenteuer mit den hinterhältigen Krokussen, dem Aufstieg über kristalline Berghänge, der Endlosigkeit der verschiedenen Ebenen, der Schwesternschaft ...

»Armselige Gestalten«, unterbrach ihn die Königin. »Zwei Dutzend halb tote Wesen, vielleicht ein paar mehr. Ich konnte sie schon von Weitem spüren. Wir wehrten ihre Angriffe ab und nutzten ihre halb versteinerten Körper als Basis für diese Zitadelle.« Bandorchu deutete auf die Fundamente des Mauerwerks.

Es wirkte klobig und unbehauen. Als Gofannon genauer hinsah, vermeinte er, unendlich verlangsamte Bewegungen zu sehen. Und Flüssigkeit, die von den Felsbrocken tropfte.

Tränen der Besiegten, die hier für alle Ewigkeiten die Last von Bandorchus neuem Schloss auf ihren Körpern tragen mussten.

»Ist das alles, was du mir zu erzählen hast?«, fragte die Königin. »Da gibt es nicht viel, was ich nicht schon vorher wusste.«

»Ich ... ich entdeckte eine Pyramide«, sagte Gofannon. »Darin verbargen sich die Ruhenden Streitkräfte des Thanmór. Sie haben mir dies hier mitgegeben.« Er streckte seine Arme aus und zeigte die Schatulle her. Sie war nach wie vor von zähen Steinranken überwachsen. »Ich befürchte, es wird noch dauern, bis ich diesen Schatz freigeben kann.«

»Sagtest du Thanmór?«

»Ja, Herrin.« Seine Antwort war die eines Sklaven. Und genau so fühlte er sich auch.

»Die Erzählungen über Thanmór sind so alt wie das Leben selbst. Es wird gemunkelt, dass er und die Seinen aus einem früheren Zeitenlauf stammen und sie sich irgendwie in unsere Welt herüberretteten.«

Unermessliche Gier blitzte in ihren Augen auf. Sie war strahlend weiß, so hell, dass Gofannon seinen Blick abwenden musste.

»Was ist in der Pyramide geschehen?«, hakte Bandorchu nach. »Bist du einem dieser uralten Elfenkrieger begegnet? Was haben sie dir gesagt?«

»Ich ... kann mich nicht erinnern. Alles, was dort geschah, war wie ausgelöscht, sobald ich das Gebäude verließ. Mag sein, dass ich Monate oder Jahre darin verbrachte.«

Die Königin winkte ungeduldig ab. Wie alle Elfen besaß sie keinerlei Zeitbegriff. Eine Minute war wie ein Tag, ein Tag wie ein Jahr. Für sie war alles gleich. Nichts alterte in der Anderswelt, und auch in der Schattenwelt gab es kaum etwas, anhand dessen man Veränderungen feststellen konnte.

»Sie haben dir also dieses Kästchen mitgegeben«, stellte Bandorchu schließlich fest. »Und es ist für mich bestimmt?«

»So ist es. Diese Erinnerung zumindest ist mir geblieben.«

Die Königin gab einem ihrer Zwerge einen Wink. Er bewegte seinen klobigen Körper von den Stufen ihres provisorischen Throns herab und kam auf Gofannon zu. Er griff nach der Schatulle und zog ruckartig.

Kurzer, beißender Schmerz durchfuhr ihn. Die Steinranken wehrten sich dagegen, von seinem Körper getrennt zu werden.

»Ich bin mir sicher, dass ich meine Hände in wenigen Tagen wieder freibekomme, wenn ich mich in Eurer Nähe aufhalten darf. Eure Ausstrahlung heilt mich, Herrin.«

»Abgelehnt«, sagte Bandorchu. »Deine Unterwürfigkeit widert mich an, und dein Verrat ist noch lange nicht vergessen. Glaubtest du etwa, dass du dir durch diesen ... Spaziergang Absolution holen könntest und ich dich wieder als das anerkennen würde, was du einmal warst? Nein, du erbärmliche Gestalt; du bist erst am Beginn deiner Bestrafung.«

Sie winkte drei weiteren Zwergen, die offenbar ihre Leibgarde repräsentierten. Die Geschöpfe der Dunkelheit stürzten sich auf ihn und hielten seinen halb versteinerten Körper mit erbarmungsloser Kraft fest.

»Wir waren bislang nicht in der Lage, Werkzeuge zu schaffen, um den Bau meines Schlosses rascher voranzutreiben«, sagte die Königin lächelnd. »Sonst hätte ich meinen Leuten befohlen, dir die Hände mit einem Beil abzuhacken.«

»Danke für die Gnade, Herrin ...« War dies tatsächlich er, Gott Gofannon, der wie ein Speichel leckender Hund sprach? War es die Ausstrahlung Bandorchus, die ihn dazu bewog, oder kam angesichts seines Elends eine Eigenschaft ans Tageslicht, die schon immer in ihm gesteckt hatte? Er brauchte das Wohlwollen der Königin; er war von ihren Launen abhängig. Nur in ihrer Nähe würde er es schaffen, in der Schattenwelt zu überleben.

Sie lächelte kalt. »Du täuschst dich, Gofannon. Es ist keine Gnade, die ich dir erweise. Ich werde nicht warten. Ich will dieses Schatzkästchen augenblicklich, und ich werde es bekommen.« Bandorchu blickte den vierten Zwerg an. »Du weißt, was du zu tun hast?«

Das klobige Wesen nickte. Flöhe und Läuse hüpften aus seinem langen, ungeflochtenen Bart. Mit seinem Grinsen entblößte er fehlerhafte Zahnreihen. In einer der größeren Lücken des Unterkiefers hatte sich ein seltsames, wurmähnliches Geschöpf angesiedelt. Schleimige Fäden sonderte es ab.

Der Zwerg rückte noch näher an Gofannon heran. Er packte seine Hände – und machte sich daran, sie abzubeißen.

Irgendwann erwachte er aus der Bewusstlosigkeit, die mit den letzten Schmerzwehen gekommen war. Der Zwerg hatte ihm die Arme bis zum Ellbogen abgetrennt; sein wurmähnlicher Zahnsymbiont hatte ihm brennendes Gift in die Blutbahnen gejagt. Sein Körper war blau und grün angelaufen. Nässende Geschwüre hatten sich zwischen den Steinkrusten gebildet und waren geplatzt. Zum ersten Mal in seiner langen Existenz wünschte sich Gofannon, dass es vorbei wäre. Er hätte den Tod willkommen geheißen und sich ihm dankbar hingegeben. Aber Fanmór hatte einen subtilen, fein gearbeiteten Fluch ausgesprochen. Gofannons Hände würden zweifelsohne nachwachsen. Vielleicht nicht mehr gerade, sondern krumm und arthritisch. Aber er würde sie verwenden können.

Er wurde aus seiner Kemenate geholt, in der er eine unbestimmbare Zeitspanne zugebracht hatte. Der Steinwuchs war fast vollends von ihm abgefallen, die Geschwüre mittlerweile deutlich zurückgegangen.

»Es war gut, dass du die Pyramide besucht hast«, sagte Bandorchu mit sanfter Stimme. »Das Geschenk des Thanmór mag sich als brauchbar erweisen. Nicht sofort; aber dann, wenn meine Macht in der Schattenwelt am größten ist.«

»Was sind Eure nächsten Pläne?«, fand Gofannon den Mut zu fragen.

Die Königin schlug ihre aufregend langen Beine übereinander. »Ich werde das Schloss ausbauen«, sagte sie leise. »In seinem jetzigen Zustand ist es lediglich ein Versteck für uns. Eine Zuflucht, die uns Linderung verschafft; nicht mehr. Aber mein Heim soll mehr werden. Ein Ort, an dem ich zu meiner früheren Kraft zurückfinden kann und den auch meine Getreuen zu einem gewissen Teil nutzen sollen.«

Bandorchu blieb vage und geheimnisvoll. Diese Allgemeinaussagen bedeuteten nichts.

Erstmals seit seiner Rückkehr nahm er sie näher in Augenschein. Ihr goldblondes Haar musste bis zu den Hüften hinabreichen. Derzeit war es zu zwei Zöpfen gebunden, die ihr ein neckisches, unschuldiges Aussehen verliehen. Der Mund war voll, die Augen glänzten. Die ätherisch helle Haut wurde durch blaue Flecken konterkariert, die Bandorchu schamlos zur Schau stellte. Sie befanden sich an den Ober- und Unterschenkeln, an den Armen und am Hals. Die Königin sah aus, als hätte sie einen Kampf hinter sich. War dies der Preis, den sie zahlen musste, wenn sie aus ihrem immensen Kraftpotenzial schöpfte?

»Du hast mir nicht erzählt, dass du einen Begleiter aus den Ebenen mitbrachtest«, sagte sie. »Er steht draußen vor der Zitadelle und stampft ungeduldig umher. Feuerrot vor Zorn ist er, hat man mir gesagt. Ist er ein Freund von dir?«

»Ich ... kam nicht dazu, Euch von ihm zu erzählen, Herrin. Und nein – er ist keinesfalls ein Freund. Wir bildeten eine Schicksalsgemeinschaft. Ich habe ihn durch einen Schwur an mich gebunden, damit er mich hierher brachte ...«

»Also ist noch etwas von deiner früheren Schlauheit übrig geblieben«, unterbrach ihn Bandorchu. »Denkst du, dass ich ihn für die Arbeiten im Schloss gebrauchen kann?«

»Er ist falsch und bösartig. Er besitzt hohe Meisterschaft darin, Leuten Angst einzujagen. Der Kau ist klein und körperlich schwach. Ich glaube nicht, dass Ihr ihn gebrauchen könnt. Ich hätte nichts dagegen, ihn eigenhändig zu erwürgen, sobald ich ihn von seinem Schwur entbunden habe ...«

»Erwürgen ist momentan keine brauchbare Variante für dich.« Bandorchu lachte hell und freundlich. Wie ein süßes, unschuldiges Wesen. »Du sagtest, er nennt sich Kau?«

»So ist es.«

»Bringe ihn herein. Ich möchte ihn sehen.«

Gofannon sollte diesen Hort der Erleichterung verlassen? Ihm grauste davor. Es erschien ihm wie die Fortsetzung eines Albtraums, wieder zurück in die Spiegelebene zu gehen, und sei es auch nur für ein paar Schritte. Doch Bandorchus Worte wirkten wie ein Befehl. Er konnte sich ihr nicht widersetzen.

Also setzte er sich in Bewegung. Seine Armstummel baumelten sinnlos herab, sein Gleichgewichtssinn schien gestört, und Phantomschmerzen machten sich bemerkbar. Der Monolith hatte einen inneren Durchmesser von vielleicht zwanzig mal dreißig Metern und war in etwa fünfzig Meter hoch. In lichter Höhe krochen seltsame, mehrgliedrige Gestalten wie Spinnen umher. Sie werkelten unermüdlich an Verbesserungen und Verschönerungen des Innenraums. Permanent sprühte feiner Nebel herab; das sichtbare Abfallprodukt ihrer Fräsarbeit.

Nahe dem Tor drückten sich die Getreuen der Königin eng an eng. Sie neideten sich den geringsten Freiraum, rempelten einander an und stritten lautstark. Bandorchu ließ ihnen ausreichend Platz zum Überleben. Nicht mehr. Sie selbst hingegen beanspruchte den größten Teil der Zitadelle. Nun – wer wollte es ihr verdenken? Der Monolith war ihr ureigenstes Bauwerk; aus ihr selbst gewonnen, Stein gewordene Substanz. Wenn es ihr gut ging, profitierten auch ihre Untergebenen davon.

Zwei gebückt dastehende Wächter öffneten die zweiflügelige Ausgangstür. Verhasstes Licht warf seine Strahlen ins Innere, zerteilt von grässlichen Schatten. Das Tor war so niedrig, dass sich Gofannon ducken musste, um es zu passieren. Geblendet hielt er einen Armstummel vors Gesicht. Die Hitze trieb ihm augenblicklich Schweißperlen auf die Stirn.

Angst erfüllte ihn. Sie legte sich wie ein schweres Gewicht auf seine Schultern. Nur mit äußerster Anstrengung brachte er seine Beine dazu, sich vorwärts zu bewegen, ein weiteres Mal in die Helligkeit hinauszumarschieren.

»Erinnerst du dich endlich an den Kau?«, rief ihm sein ehemaliger ... Partner entgegen. »Hast wohl die letzten paar Tage in Luxus geschwelgt, dir einen Bauch angefressen und dich mit Artgenossinnen vergnügt, nicht wahr?« Seine Stimme wurde greller, aggressiver. »Ist ja nicht notwendig, dich um den Kleinen zu kümmern, der dir das Leben gerettet hat. Der Kau ist es nicht wert, einen einzigen Gedanken an ihn zu verschwenden. Soll er doch draußen verglühen im Licht der Sonne, soll er wieder versteinern, nicht wahr?«

»Halt dein Schandmaul!«, sagte Gofannon müde. Er wollte so rasch wie möglich zurück in das wunderbare Halbdunkel der Zitadelle. Das Genörgel des Kau schmerzte und verletzte ihn. »Bandorchu will dich kennenlernen.«

»Ich hab’s nicht so mit den hohen Tieren«, entgegnete der Kleine. Abwehrend schob er beide Hände vor sich. »Es reicht mir, wenn du mich vom Schwur entbindest und mir einen kleinen Platz im Monolithen verschaffst. Ich bin klein und genügsam. Ich hocke mich in eine stille Ecke und verbringe dort die nächsten fünf- oder sechstausend Jahre, bis mir langweilig wird.«

»Die Königin spricht keine Wünsche aus, sondern sie befiehlt«, sagte Gofannon mit Nachdruck. »Du kommst gefälligst mit und tust, was ich dir sage.«

Die breiten Mundwinkel des Kau zogen sich nach unten; Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, und er warf sich zu Boden, um sich dort wie ein Wurm zu winden. »Entbinde mich zuerst vom Schwur, ich flehe dich an! Gib dem Kau seine Freiheit zurück! Gib mir mein Leben zurück!«

Sein ehemaliger Begleiter wirkte in diesen Augenblicken trauriger als je zuvor. Fast hätte Gofannon Mitleid empfunden; doch seine Stimme klang um eine Nuance zu weinerlich, um echt zu wirken. »Ich werde deinen Schwur auf Bandorchu übertragen«, sagte er, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Soll sie darüber entscheiden, was weiter mit dir zu geschehen hat.«

»Oh – sie ist sicherlich eine grausame, eine bittere, eine unnachgiebige Frau. Und überhaupt: eine Frau! Bäh!« Der Kau umarmte Gofannons Beine und leckte ergeben über seine Zehen. »Gib mich jetzt frei, jetzt sofort! Hat dir der Kau denn nicht geholfen, dich gerettet, war er nicht dein bester Freund?« Er richtete sich auf und griff nach seinen Händen – um erschrocken zurückzuweichen, als er die Armstumpen sah, die Gofannon bislang hinter seinem Rücken verborgen gehalten hatte.

Das Entsetzen des Kleinen dauerte nur kurz. Rasch fing er sich wieder. Er kicherte und sagte: »Hast wohl Unzucht getrieben, stimmt’s? Der Vater der Unglücklichen war dagegen, nicht wahr, und hat dir all deine Arbeitsgeräte abgehackt. Darf ich mal in deine Hose schauen ...?«

»Genug!« Gofannon trat zornig nach dem Kau. Der Kleine flüchtete weiter hinaus in die Sonne. »Du hast meine Entscheidung gehört; also folge mir!«

Er marschierte davon, zurück zum einzigen Tor der Zitadelle. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass ihm der Kau folgte. Er jammerte, murrte, weinte, schluchzte und fluchte hinter ihm her – aber er gehorchte. Noch immer fühlte er sich durch den Schwur an Gofannon gebunden. Alte Gesetze hatten oftmals eine erstaunliche Wirkung; selbst auf den größten Bösewicht.

Was für eine Erleichterung, als er endlich die beiden Wächter passierte und wieder im Inneren des Monolithen stand! Doch auch hier fühlte er sich nicht allzu wohl. Der Aura Bandorchus hafteten Macht und Kraft an, denen er sich nicht entziehen wollte und konnte. Sie war Mittelpunkt dieses winzigen Universums, und in ihre Nähe zog es ihn.

Gofannon drängte sich an Zwergen, Elfen, Humbugs, wildwüchsigen Karneolen und Zwillingsparasiten vorbei; an all den Hofschranzen, die durch Zurschaustellung blinder Ergebenheit und speichelleckerischer Unterwürfigkeit einen Platz in der Nähe dieses wunderbaren Wesens zu erlangen hofften.

Bandorchu war auf ihrem Thronsessel in sich zusammengesunken. Gofannon sah ihr an, dass sie an der Erschaffung weiterer dunkler Substanz arbeitete, die ihrer Zitadelle Kraft und Größe verschaffen würde.

»Tritt näher, Verräter!«, flüsterte sie, ohne ihren Kopf zu heben.

Ihre Macht reichte weit über das Körperliche hinaus. Ihr Geist griff nach Gofannon und setzte seine Beine in Bewegung, ohne dass er etwas dagegen tun konnte. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass es dem Kau nicht viel besser erging.

»Das ist er, Herrin«, sagte Gofannon. »Mein Begleiter. Ich möchte den Schwur, den er mir gegenüber abgeleistet hat, auf dich übertragen, meine Königin.«

Sie blickte nun doch hoch. Falten der Anstrengung verschwanden aus dem zarten Gesicht. Alles an ihr war wandelbar. Binnen weniger Augenblicke vermochte sie ihr Aussehen und ihre Ausstrahlung zu ändern, als lege sie ein Kleidungsstück ab und ersetze es durch ein neues, auf die Gelegenheit zugeschnittenes.

»Das ist nicht notwendig«, sagte Bandorchu und lächelte maliziös. »Der Kau ist mir nicht unbekannt. Ich ließ ihn vor einiger Zeit, als die Dinge zwischen Fanmór und mir noch in Ordnung waren, in die Schattenwelt verbannen. Ich wusste, dass dies einmal meine Heimstatt werden würde. Der Kau sollte das Land für mich erkunden.« Sie wandte sich dem Kleinen zu, dessen Leib zitterte, und fuhr mit süßlicher Stimme fort, die Böses erahnen ließ: »Du hast diesen Auftrag nicht erfüllt. Ich kann nicht sagen, dass ich mit dir zufrieden wäre, lieber Kau. Du weißt, was das für dich bedeutet?«