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Da er Zenas Brief nicht erhalten hatte, glaubte er, sie wäre im Zorn fortgegangen. Würde sie sich mit ihm versöhnen? So lange hatte er seine Liebe verdrängt und sich mit fragwürdigen Amüsements abgelenkt. An diesem Abend war er bereit, jeden Pakt mit dem Schicksal einzugehen, wenn er seine Frau nur Wiedersehen und ihre Stimme hören könnte.

Er eilte nach Hause und warf ein paar Sachen in einen Koffer. Ehe er das Palais verließ, blieb er vor Katelinas Tür stehen. Seine Eltern waren ausgegangen. Irgendein Familienmitglied mußte er über seine Abreise informieren.

Durfte er seine Schwester stören? War Wolf bei ihr? Verdammt, dachte Alex, immerhin gehören beide zur Familie. Entschlossen klopfte er an. Sobald sie die Tür geöffnet hatte, trat er ein, ohne ihr Unbehagen zu beachten.

»Was gibt’s, Sasha?« fragte sie und schaute nervös zur geschlossenen Schlafzimmertür hinüber.

»Ich glaube, jetzt weiß ich, wo Zena steckt. Heute nacht fahre ich nach Nizza. Das wollte ich dir nur sagen – weil die Eltern nicht da sind.«

»O Sasha, ich freue mich so!« rief sie und umarmte ihn.

In diesem Augenblick flog die Schlafzimmertür auf, und Wolf stürmte in den Salon, nur mit einer Hose bekleidet. Bei Alex’ Anblick entspannten sich seine Züge. »Was ist los?«

»Vorhin habe ich eine interessante Neuigkeit gehört«, erklärte sein Halbbruder.

»Wahrscheinlich ist Zena in Nizza, und ich möchte sie unbedingt finden, bevor unser Kind geboren wird. In ein paar Wochen ist es soweit.«

»Brauchst du Hilfe? Vermutlich ist sie nicht mehr allein. Dann wäre ein Krieger an deiner Seite sehr nützlich.«

»Danke, das schaffe ich schon, Wolf. Paß gut auf Katelina auf.« Alex küßte seine Schwester. Mit langen Schritten verließ er die Suite.

Zena hatte schlecht geschlafen. Am frühen Morgen wanderte sie mit Bobby zur Promenade des Anglais. Nachdenklich starrte sie aufs Meer. Alistair hatte ihr am vergangenen Abend wieder einen Heiratsantrag gemacht – in sanftem Ton, aber sie spürte, daß er allmählich die Geduld verlor. Während der fast schlaflosen Nacht hatte sie überlegt, was sie tun sollte. Konnte sie ihn heiraten und Sasha vergessen? Oder wäre es besser, allein zu leben?

Langsam ging sie die fashionable, von Palmen gesäumte Strandpromenade entlang, und Bobby sprang vor ihr her. Um diese frühe Stunde waren noch keine Leute unterwegs. Unter einem breitrandigen, mit Blumen geschmückten Strohhut glänzten Zenas seidige kastanienrote Locken im Sonnenschein. Das weitgeschnittene narzissengelbe Leinenkleid flatterte in der milden Brise.

Auch auf der Straße herrschte kaum Verkehr. Nur eine einzige Kutsche fuhr in westliche Richtung. Ein dunkelhäutiger Mann in den fließenden Gewändern des Nahen Ostens saß darin, erschöpft von einer langen Nacht im Spielcasino von Monte Carlo. Bald würde er seine komfortable Hotelsuite erreichen.

In ihre Gedanken versunken, nahm Zena den Wagen nicht wahr, während sie dahin schlenderte.

Die Augen halb geschlossen, betrachtete der Mann geistesabwesend das Meer zu seiner Linken. Plötzlich richtete er sich auf. »Halt!«

Der Kutscher zügelte die Pferde und drehte sich zu seinem Fahrgast um, der zum Ufer starrte. Verwundert folgte er dem Blick des Türken. Auf der Promenade war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Nur ein paar Möwen, die ihr Frühstück suchten, eine Spaziergängerin, ein kleiner Junge …

Der dunkelhäutige Mann mit dem schwarzen Bart schien die Frau zu mustern. Dann befahl er: »Zum Hotel! Schnell!«

Sobald der Wagen vor dem Hoteleingang hielt, stieg der Fahrgast aus und warf dem Kutscher ein paar Münzen zu. Hastig durchquerte er die Halle. Statt auf den Lift zu warten, erklomm er die beiden Treppenfluchten, die zu seiner Suite führten, und riß die Tür auf. »Ali, Kufir, Softi, lauft sofort zur Promenade!« Die drei Leibwächter sprangen von dem Sofa auf, wo sie geschlafen hatten. »Folgt der Frau im gelben Kleid. Ich will wissen, wo sie wohnt.«

Wortlos rannten die drei aus dem Zimmer. Ibrahim Beys junger Neffe Abdulhamit sank in einen Sessel und lächelte zufrieden. Soeben hatte er Delilah entdeckt.

Ohne zu ahnen, daß sie beobachtet wurden, saßen Zena und Bobby auf einer Bank. Nachdem sie sich eine Weile ausgeruht hatten, kehrten sie zur Pension zurück. Der Spaziergang war sinnlos gewesen, denn Zena wußte noch immer nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Warum ließen sich die Erinnerungen an Sasha nicht verdrängen? Alles wäre so einfach – sie könnte Alistairs Antrag annehmen, er würde sie lieben und für sie sorgen.

Als er Zena im Lauf des Vormittags besuchte, bat sie: »Verzeih mir – ich brauche noch etwas Zeit.«

Eine Stunde später berichteten Abduls Leibwächter, wo die Frau wohnte, und er ging zu Bett. Er schlief bis zum späten Nachmittag. Dann badete er, kleidete sich an und schmiedete Pläne. Einer der Diener hatte inzwischen bei der Pension Wache gehalten. Um sechs wurde er abgelöst und erzählte, was er von den Ladenbesitzern in der Nachbarschaft erfahren hatte. Offenbar war Delilah verwitwet. Seltsam – innerhalb weniger Monate? Doch das fand Abdul nicht so wichtig. Sie schien allein mit dem kleinen Jungen zu leben, wurde aber häufig in Begleitung eines Engländers gesehen.

Allah sei Dank, dachte Abdul triumphierend. Also wird die schöne Delilah doch noch meinen Harem zieren. Zunächst mußte er Ibrahim Bey verständigen. Er wohnte nur vorübergehend in Nizza, um im Casino von Monte Carlo zu spielen, ehe er nach Paris Weiterreisen und als Gesandter seines Onkels den französischen Außenminister besuchen würde. Nun beschloß er, den Urlaub am Meer zu verkürzen und schon am nächsten Morgen in die Hauptstadt zu fahren. Drei Tage würde er brauchen, um seine Depeschen zu übergeben. Dann wollte er mit einer schönen Reisegefährtin nach Kurdistan zurückkehren. Wie sein prüfender Blick festgestellt hatte, war Delilah hochschwanger. In einem Jahr würde sie auch ihm ein Kind schenken. Der Gedanke, sie zu besitzen und seinen Samen in ihren Schoß zu pflanzen, erregte ihn. Daß er die reizvolle Frau damals an diesen barbarischen russischen Prinzen verloren hatte, war in all den Monaten ein unvergeßliches Ärgernis gewesen.

Rastlos wanderte er in seinem Hotelzimmer umher.

Die Schatten wurden immer länger. Sobald die Nacht hereinbrach, hüllte er sich ebenso wie seine Diener in eine schwarze Robe. Auf dem Weg zu Zenas Pension verschmolzen sie mit der mondlosen Dunkelheit. Ali wurde vor der Hintertür des Hauses postiert, Kufir am Vordereingang. Dann schlichen Abdul und Softi die Treppe zum ersten Stock hinauf, wo Zenas Suite lag.

»Bleib draußen«, flüsterte Abdul. »Wenn ich dich brauche, rufe ich. Öffne die Tür.«

Softi zog einen dünnen Draht zwischen den Falten seines Burnusses hervor und schob ihn ins Schloß. Geduldig ertastete er den Schlüsselbart, drehte ihn lautlos herum und nickte seinem Herrn zu. Abdul betrat einen kleinen dunklen Flur und bedeutete dem Diener, die Tür hinter ihm zu schließen.

Unter einer der beiden Türen brannte Licht. Leise glitten Abduls Schuhe aus Saffianleder über den Holzboden.

Er stieß die Tür des erleuchteten Zimmers auf, und als er Delilah im Bett sitzen sah, stockte sein Atem. Mit zwei Schritten war er bei ihr. Ehe sie einen Schreckensschrei ausstoßen konnte, preßte er seine Hand auf ihren Mund. Blitzschnell knebelte er sie mit seinem seidenen Taschentuch, das er um ihren Kopf schlang. Dann löste er eine Schnur von seiner Taille, um ihr die Hände auf den Rücken zu binden.

Entsetzt starrte sie ihn an. Der schwarzhaarige Mann mit dem sorgfältig gestutzten Bart kam ihr bekannt vor. Wo war er ihr begegnet? Bei den Sklavenhändlern? Im Wüstenlager? Natürlich, Ibrahim Beys Neffe …

Er stand neben dem Bett und musterte seine Beute in wachsender Faszination. Eigentlich hatte er geplant,

Delilah und den Jungen sofort in einer Droschke nach Paris bringen zu lassen. Aber der Anblick ihrer weißen Schultern, ihrer vollen, von der Schwangerschaft vergrößerten Brüste, die sich unter der dünnen Seide ihres Nachthemds abzeichneten, bewirkte einen Sinneswandel. Das Ziel seiner Begierde war zum Greifen nahe – fast nackt, eine üppige, fruchtbare Frau, ein herrliches Gefäß, das seinen Phallus aufnehmen würde. Welch eine Versuchung – unwiderstehlich …

Sicher konnte er eine halbe Stunde erübrigen, um diese exquisite Erdgöttin schon vor der Reise nach Paris zu genießen. Er streifte den spitzenbesetzten Stoff des Nachthemds von ihren Schultern, entblößte die prachtvollen weißen Brüste und strich wohlgefällig darüber. In wilder Panik wich Zena zurück.

»Meine reizende Delilah! Was für eine Augenweide!« Noch nie hatte er so schöne Brüste gesehen. Sein erigierter Penis begann heftig zu pulsieren.

Warum nannte er sie Delilah? Das Haschisch und die anderen Drogen, die ihr auf Ibrahim Beys Befehl verabreicht worden waren, hatten fast alle Erinnerungen gelöscht. Von jenem Festmahl und der Versteigerung wußte sie nichts mehr.

Abdul öffnete die goldene, mit Mondsteinen besetzte Schnalle an seinem Hals, schlüpfte aus den weiten Ärmeln seines Burnusses und ließ ihn zu Boden gleiten. Mit einer schwarzen Seidentunika bekleidet, setzte er sich auf den Bettrand. »Fürchte dich nicht, Delilah, ich werde dir nicht weh tun«, versprach er, aber seine sanfte Stimme steigerte Zenas Angst. »Was für ein himmlischer Busen!« Seine Finger umkreisten die rosigen, vergrößerten Knospen.

Auf Abdul hatten weibliche Brüste schon immer eine starke Wirkung ausgeübt. Seine Mutter, eine Konkubine im Harem eines alten Sultans, gehörte einem wilden Gebirgsstamm an. Da sie die Favoritin ihres Herrn gewesen war, hatte er ihr erlaubt, der Tradition ihres Stammes zu folgen und ihre Kinder so lange wie möglich zu stillen. Jener Stamm glaubte, dadurch würden die Söhne besonders gut gedeihen. Nach zwei oder drei Jahren, wenn die Muttermilch nicht mehr ausreichte, wurden Ammen eingesetzt, um dem Appetit des heranwachsenden Kindes zu genügen. Als einziger Sohn seiner Mutter saugte Abdul an ihren Brüsten, bis er den Harem mit sieben Jahren verließ. Er hatte sich tatsächlich zu einem großen, kräftig gebauten Mann entwickelt.

Genüßlich streichelte er Zenas Busen. Wie erstarrt saß sie im Bett, die Hände auf den Rücken gefesselt – unfähig, sich zu rühren. In sinnlichem Rhythmus liebkoste der schwarzhaarige Türke die empfindsamen Brustwarzen. »Ich suche eine Amme für dein Kind, meine süße Delilah. Dann wird deine Milch mir allein gehören. Aus den Bergen meiner Mutter lasse ich Met holen. Wenn du ihn täglich trinkst, wird deine Milch reicher fließen und meinen Durst schmackhaft löschen.«

Während er die Knospen aufreizend liebkoste, spürte Zena ein unerwünschtes Prickeln in ihren Brüsten. Winzige Tropfen quollen hervor, die der Türke ableckte, und sein Mund jagte heiße Wellen durch ihren Körper. O Gott, warum konnte dieser Fremde so verwerfliche Gelüste in ihr wecken?

Unbelastet von solchen moralischen Skrupeln, saugte Abdul begierig an beiden Brüsten. Er drehte Zena auf die Seite, zerrte den Saum ihre Nachthemds nach oben und schob eine Hand zwischen ihre Schenkel. Mit behutsamen Fingern berührte er ihr weiches weibliches Fleisch und spürte feuchte Hitze. »Ah, kleine Mutter, du bist schon zu lange verwitwet. Bald will ich dir Erfüllung schenken.« Hilflos lag sie im Bett, gefesselt und geknebelt, diesem schwarzhaarigen Türken ausgeliefert, der sie in seinen Harem entführen wollte.

Nachdem er seinen Gürtel geöffnet hatte, fiel die Tunika auseinander und enthüllte das aufgerichtete Zeichen seiner Lust. Erschrocken betrachtete Zena das Organ, das ihr überdimensional erschien.

Lächelnd ergriff er den Knoten des seidenen Tuchs, das ihren Mund bedeckte, und strich über ihre Wange. »Meine Schöne, du solltest keinen Widerstand leisten. Sonst würde ich mich ärgern und vielleicht beschließen, den kleinen Jungen im Nebenraum zurückzulassen, wenn ich dich mitnehme. Verstehst du mich?«

Nichts konnte sie gegen seinen Willen tun. Er hatte sie in seiner Gewalt. Resignierend nickte sie.

»Sehr gut«, lobte er und befreite sie von dem Knebel. Mit beiden Händen umfaßte er ihre Schläfen und bedeckte ihre vollen Lippen mit Küssen. Langsam schob er seine Zunge über ihren Mund. Nach einer Weile ließ er ihren Kopf los und seine Finger erforschten ihre halbnackte Schönheit.

Von seinen glühenden Küssen aufgewühlt, begann Zena zu zittern. Er liebkoste ihren schlanken Hals, die Schultern. Dann wanderte seine Hand über ihren Bauch nach unten. Das Blut floß schneller durch ihre Adern. Vergeblich bekämpfte sie die unwillkommene Hitze. Seit sie zuletzt in Sashas Armen gelegen hatte, waren einige Monate vergangen, und dieser Türke wußte, wie man eine Frau erregte. Seufzend fügte sie sich der Forderung ihres Körpers. Als Abdul ihre Entspannung spürte, erkannte er die Kapitulation und löste die Fessel von ihren Handgelenken.

Eine animalische Gier in ihrem Inneren flehte um Erfüllung. Wie aus eigenem Antrieb umschlangen ihre Arme den Nacken des dunkelhaarigen Fremden. Seine Finger glitten wieder zwischen ihre Beine, öffneten die rosige Vulva und schoben sich hinein. Triumphierend ertastete er die Säfte ihrer Lust, und Zena versank in einer Sinnenwelt, die alle klaren Gedanken verscheuchte. Er ergriff ihre widerstandslose Hand und führte sie zu seinem steifen Penis, den sie umschloß.

Stöhnend rang er nach Luft. Jetzt konnte er nicht länger warten. Er drehte Zena herum, so daß sie ihm kniend den Rücken kehrte, und hielt ihre Hüften fest. Bebend spürte sie, wie er die Spitze seines harten Glieds am Zentrum ihres Verlangens rieb, dann verschmolz er mit ihr. Ganz langsam drang er in sie ein, immer tiefer. Bald spürte sie die ersten feurigen Wellen, die den Höhepunkt ankündigten, und hätte beinahe vor Leidenschaft geschrien. Er bewegte sich in immer schnellerem Rhythmus. Aber sobald er ihre beschleunigten Atemzüge hörte, zog er sich zurück. »Diese Lektion mußt du lernen, süße Delilah«, flüsterte er und streichelte ihre heiße Wange, während sie sich in der Qual ihrer ungestillten Begierde wand. »Mein Vergnügen steht an erster Stelle. Vergiß nicht – ich bin dein Herr.«

Ohne die bebende untere Hälfte ihres Körpers zu beachten, liebkoste er wieder ihre schweren Brüste. Erfreut über ihr unverhohlenes Verlangen, beschloß er, neue stimulierende Methoden anzuwenden. Er drehte Zena zu sich herum, kniete vor ihr, und sein geschwollener Penis streifte ihr Gesicht. Abwehrend hob sie die Hände und wandte den Kopf ab. Doch da mahnte er in sanftem Ton: »Denk an den kleinen Jungen. Nur meine Laune wird entscheiden, ob er uns begleiten soll oder nicht.« Da fügte sie sich seinen Wünschen. Reglos saß sie vor ihm, als das pochende Organ über ihren Hals strich, zwischen ihre Brüste, die er mit beiden Händen zusammenpreßte. Schließlich berührte er ihre Lippen. »Wirst du meinen Liebesstab festhalten, küssen und den Saft deiner eigenen Lust kosten?«

»Nein …«

»Bedeutet dir der kleine Junge nichts?«

Nach kurzem Zögern umfaßte sie den harten Penis, aber sie biß die Zähne zusammen.

»Nimm meine Lanze in den Mund. Oder der Junge muß hierbleiben. Wenn du dich meinen Wünschen fügst, werde ich auch dir Erfüllung schenken, kleine Sklavin. Liebkose mich mit deiner Zunge und deinen Fingern.«

Widerstrebend gehorchte sie, und er genoß mit geschlossenen Augen seine erotischen Gefühle. »Ah, wie verführerisch du bist …« Er umfaßte Zenas Kopf und bewegte seine Hüften. »Jetzt ist es genug. Den höchsten Genuß will ich in deiner süßen, heißen Grotte finden.« Seine Hände kneteten ihre prallen Brüste. »Wer besitzt diese wunderbaren Kugeln? Wen werden sie in den nächsten Wochen nähren? Wem gehörst du?«

Verzweifelt wich sie seinem eindringlichen Blick aus.

»Antworte! Wem gehörst du?«

»Ihnen«, wisperte sie.

»Wem? Drück dich etwas genauer aus.« Langsam schob er einen Finger in ihre Vagina, und sie zuckte heftig, am Rand der Ekstase.

»Ihnen – mein Herr.«

»Was für eine gelehrige Schülerin du bist, meine liebe Delilah … Du wirst mir treu und ergeben dienen. Jetzt will ich dich reich belohnen.«

In der beglückenden Überzeugung, daß er sie endgültig unterjocht hatte, drehte er sie wieder herum und drang tief in sie ein. Zena erschrak über die verzehrenden Lustgefühle, die er entfachte. Mit aller Kraft bewegte er sich, bis er die Erschütterungen ihres Orgasmus spürte, bis auch seine fiebrige Hitze den Höhepunkt erreichte.

Überwältigt von heftigen Emotionen, einer Ohnmacht nahe, sank sie zur Seite und hörte wie aus weiter Ferne seine Stimme. »Du sollst die erste unter meinen Frauen werden, schöne Blume. Mit dir kann sich keine messen.« Ihr umnebeltes Gehirn weigerte sich, die grausigen Worte zu begreifen, und dann verlor sie den letzten Rest ihrer Besinnung.

Wenn Alistair einen Abendspaziergang unternahm, führte sein Weg stets an Zenas Pension vorbei, obwohl er wußte, daß er sich wie ein liebeskranker Schuljunge benahm. Doch solche logischen Überlegungen konnten ihn nicht von seiner Gewohnheit abbringen. Sein Kammerdiener Ridgely begleitete ihn regelmäßig. An diesem Abend hoben beide ihre Brauen, als sie einen dunkel gekleideten Türken am Vordereingang entdeckten. »Dieser Muselmann gefällt mir nicht«, murmelte der Earl und schlenderte weiter. »Überprüfen wir die Rückfront.« Auf leisen Sohlen durchquerten sie die kleinen ummauerten Gärten hinter den Häusern und sahen erschrocken die zweite Gestalt in einem schwarzen Burnus, die vor der Hintertür stand. Besorgt runzelte Alistair die Stirn. »Das sollten wir uns genauer anschauen, Ridgely. Haben Sie ein Messer?«

»Aye, Mylord, zu Ihren Diensten«, erwiderte der Diener und zog einen persischen Dolch aus dem Stiefelschaft.

»Um dem Türken auszuweichen, müssen wir aufs Dach klettern.«

»So wie damals in Marrakesch?« fragte der Schotte grinsend. Seit die Frau des Earls gestorben war, hatte Ridgely weite Reisen mit ihm unternommen, in die Türkei, nach Persien, Basan und China. Dieses aufregende Leben gefiel ihm viel besser als der langweilige Urlaub in Nizza, und nun freute er sich auf ein Abenteuer.

Wie die meisten englischen Aristokraten betrieb Alistair mehrere Sportarten. Im Sommer angelte er Lachse, im Herbst jagte er Moor-und Rebhühner. Während des Winters fuhr er Ski, und im Frühling kletterte er auf Schweizer Berge. Deshalb war sein Körper für Expeditionen aller Art gestählt.

Zwei Häuser weiter fanden sie eine offene Hintertür, rannten die Treppenfluchten hinauf und stiegen durch eine Luke aufs Dach. Vorsichtig eilten sie über schlüpfriges Terrain auf das Dach der Pension. Ridgely öffnete ein Mansardenfenster, und beide Männer krochen hindurch. Verstohlen schlichen sie in den ersten Stock hinab. Dort bedeutete Alistair seinem Diener stehenzubleiben, und spähte um die Ecke des Treppenhauses in den Flur, an dem Zenas Suite lag. Vor der Tür hielt ein weiterer schwarz gekleideter Türke Wache. Aus einem ersten Impuls heraus hätte der Earl am liebsten Ridgelys Dolch in den Rücken des Schurken gestoßen. Aber dann besiegte seine Vernunft den wilden Zorn.

Softi lehnte am Türrahmen, von Alistair abgewandt. In einer erprobten Zeichensprache gab der Earl seinem Diener einige Anweisungen. Lautlos näherten sie sich dem nichtsahnenden Wachtposten. Dann preßte Ridgely die linke Hand auf den Mund des Türken und hielt ihm mit der rechten den Dolch an die Kehle. Hastig fesselte Alistair Softis Hände mit seinem Ledergürtel und knebelte ihn mit seinem Halstuch, während Ridgely eine Seidenschnur von der Taille des Mannes löste und seine Fußgelenke zusammenband. Vor Zenas Tür hielt Alistair zögernd inne. Wenn sich jemand in ihrem Zimmer aufhielt, könnte ihr ein Leid geschehen. Als er seine Möglichkeiten erwog, verstrichen ein paar Sekunden. Offenbar mußte er die Tür aufbrechen.

Aber da kam ihm der Zufall zur Hilfe, und der Knauf drehte sich herum. Blitzschnell wichen der Earl und sein Diener zurück und preßten sich zu beiden Seiten der Tür, die langsam aufschwang, an die Wand.

Abdul betrat den Flur, um Softi zu holen, der die bewußtlose Delilah aus dem Haus tragen sollte. Inzwischen würde er sich selber um den kleinen Jungen kümmern.

Beim Anblick des großen Türken, der Zenas Zimmer verließ, flammte neue Wut in Alistair auf. Er wartete nicht, bis Ridgely seinen Dolch zückte, sprang vor und schmetterte seine Faust auf Abduls Adamsapfel.

Ohne einen Laut von sich zu geben, brach Ibrahim Beys attraktiver Neffe zusammen.

Alistair stieg über die reglose Gestalt hinweg und stürmte ins Zimmer. Mit einem Blick erfaßte er, was geschehen war, und warf die Tür hinter sich zu. Zena lag ohnmächtig auf dem zerwühlten Bett. Wie die achtlos beiseite geworfene Seidenschnur und die roten Striemen an ihren Handgelenken verrieten, war sie gefesselt gewesen. Das hochgeschobene Nachthemd bedeckte nur ihre Hüften. Wütend ballte Alistair die Hände – entschlossen, den elenden Türken zu töten, der seine Liebste vergewaltigt hatte. Aber da begann sie, leise zu stöhnen. Er lief zu ihr und nahm sie in die Arme. Zitternd hob sie die Lider, und er seufzte erleichtert.

»O Alistair«, flüsterte sie. Tränen rollten über ihre Wangen. »Gott sei Dank, daß du gekommen bist! Er – er wollte mich entführen.«

»Beruhige dich, mein Engel, es ist vorbei. Ich werde für dich sorgen. Immer. Siehst du jetzt ein, daß du mich heiraten mußt? Du kannst nicht allein bleiben. Sag endlich ja, mein Engel!«

Sie las die tiefe Liebe in seinen Augen und erschauerte bei der Erinnerung an das Grauen, das sie soeben erlitten hatte.

Wäre Alistair nicht rechtzeitig aufgetaucht, um sie zu retten, müßte sie den Rest ihres Lebens in einem türkischen Harem verbringen.

»Bitte, sag ja!« drängte er.

Noch nie hatte sie sich so hilflos und verlassen gefühlt wie in der letzten Stunde. Sie war stets stolz auf ihre innere Kraft gewesen, ihre Fähigkeit, die meisten Probleme zu lösen. Jetzt sehnte sie sich plötzlich nach der Sicherheit, die Alistair ihr bot, nach seiner Liebe. »Ja«, wisperte sie. Ihre Zukunft lag nicht in sinnlosen Träumen von Sasha, den sie für ewig verloren hatte, sondern in der realen Welt an Alistairs Seite. Das mußte sie akzeptieren.

Überglücklich hörte der Earl das Wort, auf das er so lange gewartet hatte. »Oh, meine Liebste, du wirst es nie bereuen.«

O Gott, dachte sie, ich muß ihm von Sasha erzählen, von all den Komplikationen. Nicht heute nacht, beschloß sie erschöpft. Morgen. Oder übermorgen.

In seinem Triumph verwarf er den Gedanken, den Schurken zu töten. Er breitete eine Decke über Zenas zitternden Körper und versprach, bei ihr zu bleiben. Sobald er die Polizei gerufen hatte, würde er zurückkehren.

Wenig später traf ein Kommissar in der Pension ein, und der Earl teilte ihm mit, was sich ereignet hatte. Im Schrank neben dem Treppenhaus steckte ein Mann, ein anderer lag gefesselt im Flur. Offenbar waren die beiden Halunken, die vor und hinter dem Haus Wache gehalten hatte, bei der Ankunft der Polizei verschwunden.

Aus Rücksicht auf die Dame wollte Alistair einen Skandal vermeiden und keine Anklage gegen die Türken erheben. Allerdings müßten sie das Land bis zum nächsten Morgen verlassen.

»Selbstverständlich, Mylord«, versicherte der Beamte und wünschte Alistair eine gute Nacht. Seltsam, überlegte er, als er die Treppe hinabstieg. Dieser phlegmatische Brite hat den Türken so übel zugerichtet wie ein Marseiller Gangsterboß. Zweifellos mußte der Kerl froh sein, daß er noch lebte. In den nächsten Monaten wird er kein Wort hervorbringen können.

Zwei Tage später kam Alex in Nizza an. Obwohl er seine Villa zum letztenmal vor drei Jahren besucht hatte, war alles bereit, und das Personal stand ihm vollzählig zur Verfügung. Aus Petersburg hatte er nur seinen Kammerdiener mitgenommen. Er beauftragte mehrere Detektive, festzustellen, ob Zena sich immer noch in der Stadt aufhielt und wo sie wohnte.

Während der Fahndung stürzte er sich ins Gesellschaftsleben. In Nizza waren attraktive, reiche Junggesellen stets willkommen, und er konnte unter vielen Einladungen wählen. Prinz Alexander Kuzans Foto prangte im Gesellschaftsteil aller Lokalzeitungen – eine elegante Gestalt auf Bällen oder Gartenfesten, bei Pferderennen, an Bord seiner Yacht.

Unglücklicherweise las Zena die Zeitungen und sah die Bilder. Ihr Mann schien sich sehr gut ohne sie zu amüsieren. Doch das hatte sie ja schon vorher gewußt. In ihren Augen brannten Tränen. Warum mußte sie gerade jetzt an ihn erinnert werden, nachdem sie ihre Gefühle endlich unter Kontrolle gebracht und eine Entscheidung über ihre Zukunft getroffen hatte.

Wie gut er auf diesen Fotos aussah – im weißen Flanellanzug an der Reling seiner Yacht, auf der Tribüne der Rennbahn von Cagnes-sur-Mer … Oder er lehnte lässig an der Balustrade einer Veranda auf einer Gartenparty. Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, tatenlos im Hotel zu warten, während die Detektive nach Zena suchten. Er war dazu erzogen worden, an solchen gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Das gehörte einfach zu seinen Gewohnheiten, ebenso wie der tägliche Alkoholkonsum.

Vier Tage nach seiner Ankunft entdeckten die Detektive Zenas Pension und verständigten ihn. Sofort brach er auf, um seine Frau aufzusuchen. Als die Kutsche den Stadtteil erreichte, in dem sie wohnte, entdeckte er sie in dem kleinen Park nahe ihrer Unterkunft. Er befahl dem Fahrer anzuhalten und stieg aus. Zögernd blieb er stehen.

Bobby spielte im Gras mit einem Ball. Und Zena saß auf einer Bank unter einem Baum. Offenbar weinte sie. Ein Mann legte seinen Arm um ihre Schultern und zog ihren Kopf an seine Brust.

Meine Frau, dachte Alex erbost. An der Seite eines anderen! Verdammt, ich bringe ihn um! Mühsam zwang er sich zur Ruhe. Sei vernünftig, beschwichtigte er seinen Zorn. Auch du bist ihr nicht treu geblieben, als du in all den Wochen versucht hast, sie zu vergessen … Aber seine Wut besiegte die logischen Gedanken. Wie konnte dieser Kerl es wagen, seine Frau anzurühren?

Ohne den dichten Straßenverkehr zu beachten, rannte er zum Park hinüber. Dem ersten Zweispänner wich er erfolgreich aus. Aber der Fahrer einer Karriole zügelte seine Pferde zu spät. Wiehernd bäumten sie sich auf, als die Gebißstangen schmerzhaft in die empfindlichen Mäuler schnitten, und das linke Vorderrad prallte gegen die Brust des Mannes, der so leichtsinnig über die Straße stürmte.

Nun schien die Hölle loszubrechen. Einige Fahrzeuge stießen aneinander, Fahrer fluchten, neugierige Passanten eilten herbei, um das bewußtlose Opfer anzustarren. Unter seinem Kopf und den Beinen bildeten sich Blutlachen.

Erschrocken über den Lärm, sprang Zena von der Bank auf und hielt Bobby zurück, der zur Straße laufen und das Spektakel beobachten wollte.

»Bleib hier, Zena«, mahnte Alistair, »und laß mich sehen, was geschehen ist. In deinem Zustand darfst du dich nicht aufregen.« Wenig später kehrte er zurück. »Ein Mann wurde von einem Wagen niedergefahren. Allem Anschein nach ist er bewußtlos und schwer verletzt. Am besten bringe ich dich und Bobby nach Hause.«

In ihrer Pension angekommen, bat sie: »Würdest du mich nun entschuldigen, Alistair? Ich bin sehr müde und möchte mich ausruhen. Morgen sehen wir uns wieder.«

»Natürlich, meine Liebe, bis morgen.«