25

Das Frühjahr stand in voller Blüte. Wer erinnerte sich noch an die ersten Frühlingsboten, wer noch an Schneeglöckchen und an Krokusse, wo inzwischen die Maiglöckchen standen und Narzissen, die mit ihrem vornehmen Gelb den Eindruck erweckten, als seien sie aus den Strahlen der Sonne erwachsen?

Arminius hatte sich endlich auf den Weg gemacht, um seine Sippe wiederzusehen. Nur Heban begleitete ihn, der eine schnelle Auffassungsgabe besaß und ihm immer mehr zu einem Vertrauten und Helfer wurde. Er hatte sich nicht in den Jüngling geirrt, weil er sich in ihm wiedererkannte. Sie hatten in Aliso Station gemacht, den Nachmittag bei den germanischen Truppen und die Nacht wie versprochen bei Caecus zugebracht. Beides hatte Arminius als sehr angenehm empfunden.

Hebans Vater hatte Arminius schon deshalb ins Herz geschlossen, weil er seinen Sohn förderte. Und da der Semnone allseits eine hohe Achtung genoss, färbte seine Zuneigung zum neuen Befehlshaber auch auf die anderen Männer ab. Die Semnonen, Langobarden und Rugier schätzten Arminius darüber hinaus umso mehr, seit sie wussten, dass er Marbod Paroli geboten hatte, und für die Cherusker war er ohnehin der Sohn eines angesehenen Fürsten ihres Stammes.

Das Besäufnis bei Caecus schließlich war vom Feinsten gewesen. Arminius hatte diesen alten Soldaten lieb gewonnen, seine Gerechtigkeit, seinen Witz, die unsentimentale Zuneigung, die er für seine Untergebenen empfand. Sein unverstelltes, zur Hinterhältigkeit unfähiges Wesen erinnerten Arminius an Velleius und an Germanicus, an das Beste, was die Römer zu bieten hatten. Als er sich am anderen Morgen auf seinen Schimmel schwang, schied er mit einem mächtigen Kater und als guter Freund von Caecus und dessen Offizieren.

Der frische Wind des Frühlings nahm ihn auf wie ein Arzt und heilte ihm den schweren Kopf. So jagte er mit Heban die Straße entlang, die ihn durch Wälder und über Felder führte. Auf der Straße kam ihnen eine siebenköpfige Familie entgegen, die von einem Dutzend Legionäre bewacht wurde.

»Was haben die Leute ausgefressen?«, fragte Arminius den Anführer.

»Ihre Steuern nicht bezahlt, Tribun.«

Diesen Rang nahm Arminius tatsächlich ein, den eines Offiziers, eines Militärtribuns.

»Und was geschieht mit ihnen?«

»Sie werden in die Sklaverei verkauft, vom Erlös wird die Steuerschuld beglichen.«

»Wer hat dieses Vorgehen angeordnet?«

»Marcus Lupus, und Varus hat es bestätigt!«

Arminius trieb sein Pferd an, er wollte nicht, dass die Legionäre den Ärger in seinem Gesicht, den sie ohnehin nicht verstanden hätten, entdeckten oder schlimmer noch, dass er sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen ließ. Er konnte sich doch nicht gegen den Statthalter stellen. Jeder Angriff auf Varus würde unweigerlich als Unbotmäßigkeit dem Kaiser gegenüber gewertet werden. Auch wenn Augustus ihn mochte, so gab es doch enge Grenzen der Hierarchie, die niemand ungestraft überschreiten durfte. Arminius waren die Hände gebunden – mit den schweren Ketten des Rechts und der Loyalität. Er konnte für die armen Menschen nichts tun.

Er trieb sein Pferd so heftig an, dass Heban Mühe hatte, ihm zu folgen. Lange jagten sie dahin, bis sie aus dem Galopp wieder in den Trab fielen.

Als er in der Ferne auf einer Anhöhe die Umrisse eines kleinen Kastells entdeckte, erkundigte sich Arminius verwundert bei seinem Begleiter, welcher Vorposten dort hauste. Es war ihm in der Tat nicht bewusst gewesen, wie tief die Römer ihre Stützpunkte ins Cheruskerland geschoben hatten.

»Das ist der Vorposten des Steuerpächters«, antwortete Heban mit einer Mischung aus Verachtung und Hass und fügte hinzu: »Der Hof des Segestes, der gemeinsame Sache mit dem Blutsauger macht!«

Jetzt erinnerte sich Arminius. Natürlich kannte er diese Anhöhe! Dort hatte einmal die Wohnhalle des Segestes gestanden, für damalige Verhältnisse bereits stattlich, verglichen mit dieser Burg allerdings nur eine Hundehütte.

»Die Kumpanei scheint sich zu lohnen!«, sagte er bitter. Aber sein Missmut war weniger im Zorn auf Segestes begründet, als in der Verletzung, die Elda ihm zugefügt hatte. Für irgendeinen Ansar hatte sie ihm einen Korb gegeben! Hatte sie denn damals die Heimat verlassen müssen? War sie gezwungen gewesen, mutterseelenallein in der Fremde zurechtzukommen, getrennt von den Eltern, den Verwandten und den Freunden, sich durchzuschlagen und achtzugeben, um zu überleben? Ohne Hilfe, ohne Liebe?

»Was ist mit dir, Gefolgsherr?«, fragte Heban.

»Nichts«, antwortete Arminius und trieb seinen Schimmel an. Plötzlich sehnte er sich nach seinen Eltern, und seltsam, vor allem nach seinem Vater. Ihn wollte er in die Arme schließen. Mit ihm reden, von ihm Rat und Hilfe einholen, denn er fand sich in seiner Welt nicht mehr zurecht.

Zu seinen Freunden zählten Germanen und Römer, eigentlich mehr Römer – und dennoch fühlte er sich von sich selbst geschieden, als handele er in einer Scheinwelt und wäre selbst nur eine Puppe, die er obendrein eigenhändig von außen führte. Was war das nur in ihm, das immer wieder gegen sein Römertum aufbegehrte? Seine Kinder könnten sogar Senatoren werden, eine gute Karriere hatte er bereits gemacht, eine noch steilere lag vor ihm, wenn er sich nicht allzu dumm anstellte. Warum stieg in ihm immer wieder das Gefühl hoch, dass er ein anderer wäre, dass es einem Fremden geschähe, der nur zufällig so heiße und nur so aussähe wie er?

Durch das Wiedersehen mit dem Vater, darin bestand Arminius’ verzweifelte Hoffnung, würde er sich selbst wiederfinden. Vielleicht verbarg sich ja hinter dem, was er als Verrat empfunden hatte, nur ein großes Geheimnis, das darauf drängte, enthüllt zu werden. Er war alt genug dafür. Und wieder trieb er sein Pferd an.

»Ho ho, Gefolgsherr, ich komme ja gar nicht hinterher«, schrie Heban.

»Streng dich an, Himmel, es geht nach Hause!«

»Nach Hause?«

»Nach Hause!«

So flogen sie über die Äcker, die Hügel, durch die Wälder, über das erste, immer kräftiger werdende Grün, die beiden jungen Männer auf ihren Rössern, die so schnell waren, als besäßen sie Flügel. Und nur der Wind wetteiferte mit ihnen. Nach Hause! Aus lauter Vorfreude stiegen Arminius Tränen in die Augen, nach sechzehn Wintern kehrte er aus der Fremde zurück. Aus dem entführten Knaben war ein Mann geworden. Es mag sein, dass ein Junge seinen Vater braucht, aber ein junger Mann benötigt ihn noch mehr, dachte er, als sie aus dem Wald jagten und sich vor ihnen die Ebene öffnete. Sein Herz jubelte, als er seinen Blick schweifen ließ über die Felder mit dem sprießenden Leben, das Gehöft in der Senke, in dem das pralle, das so herrlich lebendige Leben herrschte in seiner wundervollen und einzigen Alltäglichkeit, in dem allein die Wahrheit liegt.

Auf dem Weg kam ihm ein Tross von fünfzig Prätorianern entgegen, die Rinder, Schafe und Schweine mitführten. Sie grüßten Arminius freundlich und waren offensichtlich bester Laune. Er wunderte sich, dass Angehörige der Leibwache des römischen Statthalters Vieh durch die Landschaft trieben, wohl einkassierte Steuern. Darin bestand eigentlich nicht ihre Aufgabe. Wer weiß, irgendeinen Grund mochte das schon haben. Flüchtig erwiderte er ihren Gruß. So überraschend, wie er ihrer ansichtig geworden war, so schnell verschwanden sie auch wieder aus seinem Bewusstsein, denn seine Gedanken eilten ihm voraus nach Hause.

In diesem Moment empfand er eine heftige Sehnsucht danach, mit seinem Vater die Tiere auf die Frühjahrsweide zu treiben, mit der Aussaat zu beginnen und etwas später die Lämmer zu schlachten für das Fest der großen Mutter, für Nerthus. Sie würden mit dem Blut der Lämmer, das sie aufgefangen hatten, die Ackerkrumen und die Sprösslinge benetzen. Denn Leben musste vergossen werden, wenn neues Leben sprießen sollte. Und dabei würden sie reden. Ganz tief in sich spürte er eine große Entspannung, nichts anderes als das Glück des Ankommens.

Beim Näherkommen regte sich Unruhe in ihm. Das Gehöft wirkte still, nichts schien sich dort zu bewegen, als sei alles eingefroren und läge unter einer dicken Eisschicht. Ein ungutes Gefühl bemächtigte sich seiner. Er spürte eine böse Vorahnung, die er hilflos beiseitezuschieben versuchte. Nun hetzte er den armen Schimmel, dass bald schon der Schweiß in Fetzen von ihm flog. Heban mochte sich mühen, wie er wollte, aber er kam jetzt tatsächlich nicht hinterher.

»Gefolgsherr!«

Doch Arminius hörte den Ruf nicht mehr, Furcht, reine, heiße, jede Zelle seines Körpers durchschneidende Angst jagte ihn, trieb ihn und lachte ihn gleichzeitig aus. Wie ein Wirbelsturm raste er in den Hof hinein, sprang vom Pferd, noch ehe der Schimmel stand, strauchelte und fand den Vorplatz des Langhauses mit Leichen übersät. Als ob sie aus bösem Witz heraus schliefen. Als wollten sie ihn zynisch mit ihrem Tod verspotten. Ihn, den zu spät Gekommenen. Er stolperte, fiel auf seine Knie und blickte kurz nach oben. Am Himmel stand keine Wolke, nur die Sonne glotzte blöd herunter. Am liebsten hätte er gerufen ›Genug gescherzt, steht auf, liebe Leute‹, aber er wusste nur zu gut, dass hier niemand spaßte, sie waren alle tot.

Worüber der Tod lachte, darüber konnte der Mensch nur trauern. Panisch begann Arminius sich zu erinnern, denn er hatte all diese hingemetzelten Menschen über anderthalb Jahrzehnte nicht gesehen. Das dort, der mit dem zertrümmerten Schädel, das musste Bärwald sein, der Bruder seines Vaters, und die mit dem zerrissenen Kleid, die grotesk breitbeinig dalag, seine Tante. Und der junge Mann mit den weit aufgerissenen Augen ihr Sohn, sein Vetter. Aber wo waren Vater und Mutter? Er irrte zwischen den Leichen umher, manche erkannte er wieder, manche waren ihm fremd, bei anderen meldete sich eine Vermutung, bei wieder anderen nur eine Ahnung. In einiger Entfernung saß ein Iltis und nagte an den Wangen eines toten Mädchens. Wie gebannt hielt Arminius inne. Es hatte so etwas Friedliches, wie das Tier dort saß und einfach nur im Sonnenlicht Mahlzeit hielt. Stille umgab sie wie eine Zwinge. Sie waren die Einzigen, die hier noch zu leben schienen, der Iltis und er. Ohne Groll griff er langsam zu seinem Dolch und warf ihn. Der Iltis reckte sich kurz in die Höhe, als wollte er etwas sagen, dann fiel er in sich zusammen.

Arminius ging zu ihm und zog sein Messer aus dem Kadaver. »Tut mir leid, aber du kannst hier doch nicht einfach meine Verwandtschaft auffressen. Das geht doch nicht.«

Dann trottete er schicksalsergeben wie zu seiner eigenen Hinrichtung ins Haus. Den alten, lieben Innenraum, der ihm Schutz-und Schlaf-und Spielplatz in seinen ersten Lebensjahren geboten hatte, fand er verwüstet vor. Vom Dachbalken hing an einem Strick sein Vater. Aus seinem aufgeschnittenen Bauch baumelten die Gedärme. Zu seinen Füssen lag seine Mutter, aus deren Stirn ein Dolch ragte. Er schnitt seinen Vater vom Strick und legte ihn sacht neben seine Mutter. Zu spät, er war zu spät gekommen. In diesen kleinen Worten zu spät versank seine ganze Welt.

Warum nur hatte er so lange gewartet? Vorsichtig, als könnte er ihr noch Schmerzen zufügen, zog er seiner Mutter den Dolch aus der Stirn. Es war ein römischer Dolch. Beide, Vater und Mutter, so wie sie jetzt vor ihm lagen, sahen ihn ohne Vorwurf an, so als hatten sie ihren Blick auf etwas anderes gerichtet. Die Leichenstarre hatte noch nicht eingesetzt. Es schien noch so viel Leben in ihnen zu sein, noch so viel Wärme. Eine Wärme, die er nicht zu halten vermochte und die langsam der Kälte Platz machte.

Während Arminius wie versteinert seine Eltern betrachtete, näherte sich ein Geräusch vom Eingang her. Er sprang auf und zog das Schwert. Bereit zu tun, was jetzt getan werden musste, ohne Furcht, ohne Anteilnahme.

Durch die geöffnete Tür trat Elda herein, Arminius erkannte ihre Gestalt im Gegenlicht. Stumm blickte sie um sich. Arminius ließ das Schwert fallen, ging auf sie zu und umarmte sie. Schweigend erwiderte sie seine Umarmung.

Nach einer ganzen Weile flüsterte sie: »Zu spät, verzeih mir, ich bin zu spät.« Er schaute sie fragend an. »Ich habe gehört, wie Marcus meinen Vater für den Hinweis dankte, wer damals die Hundertschaft getötet und die zwölf von ihnen gekreuzigt hat. Und er sagte, die Zeit der Rache für diese Untat sei nun gekommen!«

»Aber das alles ist doch schon so lange her.«

»Marcus hasst dich, und mein Vater fürchtet, dass du seine Pläne zerstörst.«

»Wie könnte ich das?«

»Indem du mich heiratest.«

»Aber du willst doch Ansar …«

»Ansar!«, rief Elda.

Der Albino betrat das Langhaus. Arminius blickte ihn verwundert an und versuchte, sich einen Reim darauf zu machen, dass Elda sich diesen Jungen mit den roten Augen zum Manne wünschte.

»Ich liebe ihn … wie einen Bruder. Verstehst du?«

Er verstand, wenn auch nicht alles, begriff jedoch instinktiv das Wesentliche.

»Mein Vater will König der Cherusker werden. Deshalb arbeitet er mit den Römern zusammen. Einige Gefolgsherren unterstützen ihn, andere halten sich zurück. Er hat versucht, deinen Vater zu entmachten. Und Segimer hat sich auch in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen. Es hat ihm das Herz gebrochen, dass sie dich nach Rom gebracht haben. Aber was sollte er tun, das Thing hatte es so beschlossen. Und ein Beschluss des Rates ist für alle bindend. Ich glaube, er sah es als seine Strafe für die unbedachte Bluttat an den Römern an. Wie dem auch sei. Meines Vaters Macht wuchs in den Jahren, deines Vaters Macht im Rat schwand. Und dann kommst du zurück, ein Günstling des Augustus, hoch dekoriert, mit dem Bürgerrecht ausgestattet, nach dem mein Vater giert. Mit einem Sohn wie dir wäre Segimers Macht im Rat wieder gewachsen. Dein römisches und sein cheruskisches Ansehen hätten alle Pläne meines Vaters zunichtegemacht.«

»Deshalb musste er ihn beseitigen. Und Marcus hasst mich, weil ich ihn vor Gericht bloßgestellt habe.« Arminius hatte kaum ausgesprochen, da betrat Heban das Haus. Das Entsetzen stand ihm in den Augen.

»Wer war das?«

»Germanen und Römer.«

Der junge Semnone blickte sich um. »Wo ist das Vieh?« Elda, Ansar und Arminius schauten ihn verwundert an. »Ich sehe nicht ein Rind, nicht ein Schwein, weder Schaf noch Ziege, auch die Weide vor dem Haus ist leer.«

Arminius dachte nach, es stimmte, auch ihm waren keine Tiere aufgefallen, bis auf den Iltis.

»Sie haben alles mitgenommen. Erinnerst du dich an die Prätorianer, die wir unterwegs getroffen haben?«, fragte Heban.

»Ich hatte mich schon gewundert, weshalb sie eine solch niedere Aufgabe, wie Steuern einzutreiben, übernommen haben«, sagte Arminius nachdenklich.

»Das war nur ein angenehmer Nebeneffekt. Man hatte sie ausgeschickt, um den Tod zu bringen«, erwiderte Heban zornig.

Arminius wurde aschfahl. Ein grausames Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Dann wird der Tod jetzt sie finden!«

»Es sind zu viele.«

»Der Tod fragt nicht danach, wenn er seine Ernte einfährt.«

»Sie kommen nicht so schnell voran, weil sie die Herde treiben müssen«, warf Elda ein. Arminius konnte ihren Gedanken fast körperlich spüren. Es war der seine.

»Du bringst den jungen Mann zu Nehalenia. Und dort wartet ihr auf uns!«, sagte Elda mit fester Stimme zu Ansar.

»Du gehst mit«, befahl Arminius Heban, ohne einen Widerspruch zu dulden. Obwohl er jede Hand hätte gebrauchen können, die ein Schwert zu halten vermochte, wusste er auch, dass der junge Semnone noch nicht so weit war. Außerdem war dies nicht Hebans Kampf, sondern seiner.

Elda bückte sich und hob das Schwert, das neben seinem Vater lag, und den römischen Dolch auf. Arminius sah sie fragend an. »Ich bin zu spät gekommen, um deine Eltern und all diese armen Menschen hier zu warnen. Wenn ich jetzt nicht mit dir gehe, dann werden wir uns nie wieder in die Augen sehen können, dann bin ich tot, tot für dich, tot für mich!«

»Töten ist keine Frauenarbeit.«

»Dann sind hier auch keine Frauen getötet worden?«

»Kannst du denn überhaupt mit Pfeil und Bogen umgehen und ein Schwert führen?«

»Sie kann es«, antwortete Ansar mit leidgeprüfter Stimme.

Elda lachte bitter auf. »Meinst du etwa, ich habe in deiner Abwesenheit mit Puppen gespielt?«

»Du könntest umkommen!«

Ein bitteres Lächeln schlich sich in ihr trauriges Gesicht. Woher sollte er auch wissen, dass sie in all den Jahren einen engen Umgang mit seinen Eltern gepflegt hatte, weil es sie tröstete, mit Mutter und Vater des verlorenen Freundes zusammen zu sein?

»Sieh es einmal so: Ich kann mit dir nur das Leben zurückgewinnen.«

Was kann ein Mann ausrichten gegen eine Frau, die entschlossen ist? Elda wartete nicht auf seine Antwort, sondern ging an ihm vorbei aus dem Haus heraus zu ihrem Pferd.

»Warte! Nicht so schnell. Wir müssen uns wappnen.« Arminius schritt schnell zum Waffenlager, das die Prätorianer übersehen hatten und das sich in einem der Vorratsgebäude befand. Elda stand unmittelbar hinter ihm, als er die Tür öffnete und in den halbdunklen Raum trat, der so niedrig war, dass er den Kopf einziehen musste. Mit den Füßen schob er das Stroh beiseite und öffnete eine Klappe aus Holzlatten. Darunter befand sich eine Kiste, die fast den ganzen Grundriss der Hütte einnahm. Schwerter, Schilde, Speere, Bögen und Pfeile befanden sich hier und eine Doppelaxt aus schwarzem Eisen mit goldenen Einfassungen. Traurig nahm er sie auf und wog sie in seiner Hand.

»Die Waffe unserer Ahnen. Sie begleitete ihn in allen großen Kämpfen, auch als er damals die Römer bestrafte, die uns in jener Nacht überfallen hatten. Mein Vater wollte mir beibringen, wie man sie handhabt, wenn ich einmal alt genug sein würde. So hatte er es mir versprochen, als ich noch ein kleiner Junge war. Und nun? Jetzt bin ich alt genug. Wer zeigt mir denn nun, wie man sie im Kampf benutzt?«

Elda nahm sie ihm aus der Hand und steckte sie ihm in den Gürtel. »Sie wird es dir selbst im Kampf erzählen.« Ihr Blick streifte die Kiste. »Sie hatten nicht einmal Zeit, zu den Waffen zu greifen. So überraschend traf sie der Überfall.«

»Prätorianerpack! Zu feige zum Kämpfen. Es war kein Kampf Mann gegen Mann, es war das Niedermetzeln von Wehrlosen, von unbewaffneten Männern, Frauen und Kindern!«

»Aber warum alle? Warum nicht nur dein Vater?«

»Der alte römische Grundsatz: Wenn du jemanden vernichten willst, töte die ganze Familie, damit niemand mehr übrig bleibt, um eines Tages Rache zu nehmen.«

»Dann bist auch du in Gefahr!«

»Sind wir das nicht alle?« Er hob einen Pfeil und einen Bogen auf und fragte sie: »Kannst du mit so etwas umgehen?«

Wortlos nahm sie ihm den Bogen aus der Hand, dazu einen Pfeil, legte an und schoss ihn durch die offene Tür in den Pfosten des Tores zum Gehöft.

»Das wird uns helfen.«

Sie nahmen jeder einen Bogen, zwei Köcher mit Pfeilen und zwei Speere. Als sie auf ihren Pferden saßen, beugte er sich zu ihr.

»Kennst du eine Stelle, wo ihr Weg sich durch ein schmales Tal schlängelt?«

Statt einer Antwort preschte Elda los und trieb ihr Pferd so heftig an, dass er arge Mühe hatte, sie nicht zu verlieren.

Der Platz, den sie ausgewählt hatte, eignete sich tatsächlich ideal für einen Hinterhalt – ein enger Weg, der sich zwischen zwei recht steilen Abhängen wand, die von Bäumen bestanden waren. Natürlich besaßen sie nicht den Hauch einer Chance, eine Frau und ein Mann gegen fünfzig Prätorianer. Sie konnten nur versuchen, ihr Blut so teuer wie möglich zu verkaufen. Aber darum ging es nicht, es musste getan werden, was getan werden musste. Denn eines nahm vor Arminius’ Augen immer deutlichere Konturen an: An dem Tag, an dem es einem feigen, geschickten Geschlecht gelänge, sich wortreich seiner Pflicht zu entziehen, an dem Tag würde die Freiheit sterben und die Sklaverei allen ihre Suhle ausbreiten.

Sein Plan war denkbar einfach. Auf dem rechten Hügel suchte sich Elda eine Eiche, die nur schwer zu erklettern sein würde, von der man aber den Weg gut übersehen konnte und freies Schussfeld hatte. Eine Trosslänge weiter auf der linken Seite würde sich Arminius einen ähnlichen Baum suchen. Und dann mussten sie nur noch so viele Römer mit Pfeilen erschießen, wie sie konnten, Elda mit dem Ende der Kolonne beginnend, Arminius mit deren Spitze. Die ersten Treffer würden am leichtesten ihre Ziele finden, dann würde es zunehmend schwerer werden. Denn sobald die Römer die erste Überraschung überwunden hätten, würden sie versuchen, die Hügel zu stürmen, um die Angreifer zu erlegen.

»Sobald sie den Abhang heraufkommen, zögerst du nicht, springst auf dein Pferd und reitest, so schnell du kannst, zu Nehalenia. Haben wir uns verstanden?«, sagte Arminius, zog seine Toga und die Tunika aus und stand nun lediglich mit einem Zwischending zwischen Unterhose und Wickel da. Sein Wehrgehänge, den Ledergürtel mit Schwert und Dolch, in dem auch die Doppelaxt stak, band er sich um die nackte Hüfte.

Elda konnte sich, als sie ihn so in ›Windeln‹ sah, ein Lächeln nicht verkneifen. »Römische Männer tragen aber eine sehr männliche Unterwäsche«, spottete sie.

Er lief rot an, bündelte wortlos seine Sachen, band sie ans Pferd und rieb sich mit Erde ein. Das dunkle Grau ihres Hemdes und ihrer Hose enthob Elda der Notwendigkeit, sich zu tarnen. Sie machten einen Schritt aufeinander zu, doch da hörten sie schon Lärm, der immer näher kam.

»Viel Glück!«, sagte Arminius und brannte seinen Blick in den ihren.

»Bis später, in diesem oder in einem anderen Leben«, erwiderte Elda, dann führte sie ihr Pferd auf einem von Strauchwerk verborgenen Seitenweg den Abhang hinauf. Arminius gab seinem Schimmel einen Klaps aufs Hinterteil, worauf dieser den Hohlweg entlang davonlief. Dann erstieg Arminius den Abhang, suchte sich einen passenden Baum, kletterte hinauf, legte den Wurfspieß griffbereit neben sich, hängte den Köcher an einen Ast und stützte den Bogen auf seine untergeschlagenen Beine, während er sich mit dem Rücken an eine mächtige Astgabel lehnte.

Lange musste er nicht warten, da bog bereits die Spitze der Kolonne um die Ecke. Die Vögel zwitscherten, die Männer lachten und scherzten, das Vieh grunzte und muhte und blökte, alles strahlte Frieden aus. Niemand hätte für möglich gehalten, dass diese fröhlichen Prätorianer noch vor wenigen Stunden ein schreckliches Massaker angerichtet hatten. Selbst Arminius musste sich die grausamen Bilder wieder ins Gedächtnis rufen, um es zu glauben.

Das Surren eines Pfeils traf die friedliche Stimmung mitten ins Herz. Ein Aufschrei, Unruhe folgte. Während die Römer noch rätselten, woher die todbringenden Pfeile kamen, hielt der plötzliche Tod weiter Ernte unter ihnen, schnell, geübt, treffsicher.

Der Führer der Truppe wollte schon Anweisung geben und auf den Baum zeigen, von dem die Geschosse ausgingen, da drang aus seiner Stirn die Spitze von Arminius erstem Pfeil. Es war, als wollte der Römer noch nach oben zur Spitze des Geschosses schielen, als er schon tot zusammenbrach. Ganz gleich, ob sie sich zu Fuß oder zu Pferde nach vorn oder nach hinten aus dem Hohlweg zur Flucht wandten, die Pfeile trafen sie mit der immer gleichen grausamen Regelmäßigkeit. Zwei Gruppen bildeten sich, die unter Ausnutzung der natürlichen Deckung die Hänge hinaufkletterten, um der Angreifer habhaft zu werden.

Im Grunde hatte Arminius es gewusst, doch er wollte es nicht wahrhaben: Elda dachte gar nicht daran, zu verschwinden und seiner Anweisung zu folgen. Sie blieb, versuchte nicht zu fliehen, sondern schoss seelenruhig weiter. Als sich zwölf Römer seinem Baum näherten wie Wiedergänger der Legionäre, die sein Vater gekreuzigt hatte, fühlte Arminius keinen Hass mehr, sondern nur noch die Verpflichtung, seine Arbeit sorgfältig wie ein Handwerker zu Ende zu bringen. Einen erlegte er noch mit einem Pfeil, einen zweiten mit dem Speer, dann schwang er sich vom Baum, der ihm nun keinen Schutz mehr bot, sondern ihn im Gegenteil zur Zielscheibe machte. Er warf ein Messer und traf einen Angreifer ins Herz, dann schlug er einem anderen das Schwert aus der Hand und erdolchte ihn mit einer schnellen Drehung, während er dem in seinem Rücken angreifenden Prätorianer mit einem rasch ausgeführten Stoß seines Schwertes den Hals durchstach.

Wie viele Stunden seiner Jugend hatte er in der Prätorianerkaserne in Rom zugebracht, in der sein Bruder Flavus Dienst tat? Wie oft hatte er an ihrer Ausbildung teilgenommen? Am Schwertkampf. Arminius wusste es nicht mehr, er erinnerte sich nur noch dran, dass es sehr oft gewesen war. Er kannte ihre Kampftechnik zumindest sehr gut.

Gelassen und mit ruhiger Konzentration nahm er nun die sechs restlichen Gegner in den Blick, die vor ihm standen. Der Kampf kam ihm vor wie ein Tanz, und richtig, es war auch ein Tanz. Nur dass der Tod führte. Die Römer umringten ihn. Er lächelte, eine größeren Gefallen konnten sie ihm nicht tun. Prätorianer waren eben keine Kampftruppen, sondern nur Personenschutz.

Dann schloss Arminius die Augen, um sich auf sein Gehör zu konzentrieren. Er atmete leise und tief aus, wollte den Angriff im Strom des Ausatmens führen. Ein Prätorianer sprang vor, um ihm sein Schwert in den Rücken zu stoßen. In einer schnellen Drehung, bei der er gleichzeitig das Schwert von der rechten in die linke Hand wechselte, wich Arminius knapp nach links aus, quetschte dem Angreifer mit seinem Ellbogen den Nasenknochen ins Gehirn, hörte noch das trockene Knirschen, während er blitzschnell unter den Schwertarm des Mannes griff, mit seiner Hand dessen Handgelenk umschloss und den Prätorianer, der ihn von links angriff, erstach, dann den toten Mann in das Schwert des rechten Feindes warf, und mit einem Streich, den wiederum seine linke Hand ausführte, den nächsten Angreifer enthauptete. Dessen Kopf sauste durch die Luft.

Arminius’ Körper war nun voller Blut und Erde. Drei Männer standen ihm noch gegenüber, drei, von denen sich einer zur Flucht wandte. Jedoch sein Messer war schneller. Er zog einen zweiten Dolch aus seinem Gürtel, nahm ihn in die linke, das Schwert in die rechte Hand.

»Wer bist du?«, fragte einer der beiden Römer.

»Dein Tod«, antwortete Arminius, sprang hoch, vollführte einen Überschlag in der Luft und stach, noch während seine Füße wieder den Waldboden berührten, rechts das Schwert und links das Messer in die Brust der beiden Prätorianer, zog die Waffen heraus und rannte, so schnell er konnte, den Abhang hinunter, über den Weg, den die Kühe, Schweine und Schafe verstellten, die zwischen den Leichen herumtrappelten, den gegenüberliegenden Hügel hinauf in panischer Angst um Elda, während die Römer ihren letzten Lebensodem aushauchten.

Sie hatte sich gut gewehrt, überall lagen Leichen. Als Arminius auf die Kuppe kam, stockte ihm das Herz. Elda lag am Boden, und zwei Männer standen über ihr. Rasch ergriff er die Doppelaxt und warf sie. Sie drang durch den Helm in den Hinterkopf des einen der beiden Männer, der Blut spuckte, bevor er auf Elda stürzte, die sich mühsam von dem schweren Kadaver des Prätorianers befreite. Der andere wandte sich Arminius zu und stieß einen Laut des Entsetzens aus, als er die halb nackte, über und über von Blut und Erde bedeckte Gestalt erblickte, in deren Augen nichts Menschliches mehr glomm.

»Wer hat euch geschickt?«, fragte Arminius tonlos.

»Bitte, verschon mich!«

»Du kannst wählen zwischen einem schnellen, einem ehrenvollen Tod oder einem langsamen, schmachvollen.«

Der Römer erkannte, dass sein Ende gekommen war. Er straffte sich und sagte: »Lucius Marcus Lupus.«

»Und Varus?«

»Hatte nichts dagegen, dass wir uns etwas dazuverdienen, wollte aber nicht wissen, worum es ging.«

»Knie nieder, Soldat.«

Es herrschte vollkommene Ruhe. Der Mann tat, wie ihm geheißen. Er wusste, was jetzt kam. Er kannte den Stoß, er hatte ihn selbst mehr als einmal ausgeführt. Arminius trat hinter ihn, umfasste mit beiden Händen den Griff des Schwertes und hieb es in den Nacken des Mannes. Das Schwert durchstieß den Halswirbel und drang tief in den Brustkorb ein. Er litt nicht, der Tod kam rasch.

Dann wandte sich Arminius zu Elda um. Sie schien unverletzt, auch wenn sie voller Blut war. Er reichte ihr die Hand und half ihr aufzustehen.

Sie schaute sich um. »Wir müssen das hier irgendwie aufräumen.« Er nickte.

Eine gute Stunde verging, ehe sie die Leichen und die Waffen der Prätorianer in einem nahegelegenen Moor versenkt hatten. Die Tiere hegten sie ein, denn die wollten sie später zu Nehalenia schaffen lassen. Elda zog die Doppelaxt aus dem Kopf des Mannes, bevor sie ihn als Letzten versenkten, und reichte sie Arminius.

»Habe ich dir nicht gesagt, dass du sie handhaben können wirst, wenn es an der Zeit ist? Und es war höchste Zeit!«

Müde und erschöpft blickten sich die beiden an. Sie sahen aus wie Schlachter. Wie Totenesser. Wie Blutunholde. Arminius pfiff kurz, und sein Schimmel kam zurück. Eldas Pferd blieb verschwunden. Sie sammelten ihre Waffen auf.

»Der nächste Regen wird das Blut von den Pflanzen waschen«, sagte er.

»Komm«, sagte sie.

Das Blut der getöteten Römer löste sich im dunklen Wasser des Weihers auf. So rein und hell und gesäubert von der schmutzigen Arbeit des Tötens, als sei nie etwas geschehen, waren ihre Körper wieder makellos wie die von Kindern, obwohl ihnen nichts Kindliches mehr anhaftete, mit Ausnahme der Unschuld, denn nicht sie hatten getötet. Den Tod gebracht hatte vielmehr das uralte Gesetz, das sie erfüllen mussten.

Eldas blonde Haare fielen strähnig und dunkel wie nasses Gras auf ihre runden Schultern, von da bis fast zum Po herab. Arminius verspürte Lust, sie zu berühren. Wie selbstverständlich fuhren seine Hände über ihre Haut, die Knochen ihres Schultergürtels. Das Blau ihrer Augen glich dem Frühlingshimmel, klar, kühl und warm zugleich, unbewegt. Sie nahm seine Hände von ihren Schultern, küsste sie, ließ sie dann fallen, ging zum Ufer und gab seinem verlangenden Blick die unglaubliche Linie frei, die sich von ihrem Hals bis unter die Taille zog. Wie gebannt folgte er ihr, nur von der Sehnsucht beherrscht, seine Hand erneut auf ihre Haut zu legen.

Am Ufer wandte sie sich ihm zu. Er wollte sie küssen, doch sie schob ihre Hand zwischen ihre Münder. Sie blickte ihn fest an und legte sich langsam, ihn nicht aus den Augen lassend, auf das allmählich feuchter werdende Gras. Er spürte die Kälte auf seiner Haut, das Wasser, das langsam an der Luft abtrocknete. Aber er dachte nicht daran, sich abzutrocknen. Er kniete sich zu ihr und spürte, dass auch sie fror. Gänsehaut überzog sie, und immer wieder ebbte eine Welle leichten Zitterns auf und ab. Er küsste ihre Brüste, langsam, als schlürfe er den Geschmack ihrer Haut aus den Schalen des Körpers. Dann drang er in sie ein, ohne Eile, ihr dabei in die Augen schauend, wie sie ihn dabei nicht aus den Augen ließ, unbewegt. Ein Schmerz zerriss die Unbewegtheit ihres Gesichts. Er erschrak und wollte sich schon zurückziehen, doch sie ergriff seine Hände und gab ihm, indem sie fest zudrückte, zu verstehen, dass er weitermachen sollte.

Schmerz und Lust wechselten in ihren Augen, bis eindeutig die Lust die Oberhand gewann. Und dann war er vollkommen in ihr, fühlte sich ganz und gar von ihr aufgenommen, verschmolz mit ihr. Sie wurden eins. Es war ihm unmöglich, die Ruhe aufrechtzuerhalten, denn nun trieb ihn das Verlangen, mehr und immer mehr. Kann man mehr als eins werden? Bis er verströmte. Sich aufgab.

Eine Weile hatten sie schweigend nebeneinandergelegen und den kühlenden Wind genossen, der den Schweiß von ihrer Haut blies. Plötzlich wanderte Eldas Hand zu ihm, und er spürte, dass sich seine Lust wieder zu regen begann, mehr noch, dass sie sich noch mächtiger aufrichtete als zuvor. Er wollte sich zu ihr drehen, doch sie drückte ihn mit der Hand auf seinem Brustkorb wieder zu Boden, sodass er auf dem Rücken vor ihr lag. Dann setzte sie sich auf ihn und schaute ihm in die Augen. Er wusste sofort, dass sie es genießen würde, ihn jetzt zu nehmen, den Rhythmus vorzugeben, die Kontrolle innezuhaben, sie zumindest solange zu behalten, bis sie freiwillig aufgab. Es war wie damals am Bach. Wer zuerst an der Eiche ist. Er genoss es, er genoss das Kreisen ihres Beckens, ihr zunächst sanftes Auf und Ab, das immer fordernder, immer herrischer wurde. Schon griff er in ihre Seiten, um dieses Kreisen mitzusteuern, doch sie nahm seine Hände, schüttelte leicht den Kopf und legte sie auf ihren Busen. Er umfasste ihre Brüste, er schloss die Augen, gab sich ganz dem wilden, außer Kontrolle geratenden Urrhythmus hin, zwang sich dennoch, nicht zu kommen, hielt sich zurück, bis er nicht mehr anders konnte und mit einem lauten Aufschrei seinen Samen in sie schoss.

Sie merkten nicht, wie es kühler wurde und langsam der Dunst aus dem Waldboden stieg und sie umgab. Vollkommen ermattet erfrischten sie sich noch einmal im Weiher, dessen Wasser inzwischen pechschwarz geworden war. Spöttisch klang das Quaken der Frösche.

»Wie hatten Zuschauer«, stellte Elda trocken fest.

»Darüber werden sie noch das ganze nächste Jahrzehnt lang quaken«, lachte Arminius.

»Gut, dass es keiner versteht.«

»Schade eigentlich, dass es keiner versteht«, widersprach er selbstbewusst.

Sie zogen sich an, bestiegen die Pferde, und er folgte ihr einfach, ohne zu wissen, wohin es ging.