10

 
»Nein«, sagte Ace nach einem Blick auf das Buch, das Mr. Gaunt aus dem Schaufenster geholt und ihm ausgehändigt hatte. »Das ist nicht das, was ich haben will. Sie müssen das falsche erwischt haben.«
»Ich versichere Ihnen, es ist das einzige Buch, das im Schaufenster lag«, sagte Mr. Gaunt im Tonfall leichter Verwunderung. »Sie können selbst nachsehen, wenn Sie mir nicht glauben.«
Einen Augenblick lang war Ace gewillt, genau das zu tun, dann stieß er einen leicht verärgerten Seufzer aus. »Nein, ist schon okay«, sagte er.
Das Buch, das der Ladenbesitzer ihm ausgehändigt hatte, war Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Was passiert war, war einleuchtend genug – er war in Gedanken bei Pop gewesen, und er hatte sich geirrt. Der wahre Irrtum bestand jedoch darin, daß er nach Castle Rock zurückgekehrt war. Wie war er nur auf diese blöde Idee gekommen?
»Hören Sie, das ist ein interessanter Laden, den Sie hier haben, aber ich muß weiter. Wir sehen uns ein andermal, Mr....«
»Gaunt«, sagte der Ladenbesitzer und streckte ihm die Hand entgegen. »Leland Gaunt.«
Ace streckte gleichfalls die Hand aus, und sie wurde verschluckt. Im Augenblick der Berührung schien eine starke, elektrisierende Kraft in ihn hineinzuschießen. In seinem Kopf flammte abermals dieses dunkelblaue Licht auf: diesmal eine gewaltige, gleißende Fackel.
Er zog seine Hand zurück, benommen und mit weichen Knien.
»Was war das?« flüsterte er.
»Ich glaube, man nennt es einen ›Aufmerksamkeits-Erreger<«, sagte Mr. Gaunt. Seine Stimme klang ruhig und gelassen. »Und Sie werden mir Ihre Aufmerksamkeit widmen müssen, Mr. Merrill.«
»Woher wissen Sie meinen Namen? Ich habe Ihnen nicht gesagt, wie ich heiße.«
»Oh, ich weiß, wer Sie sind«, sagte Mr. Gaunt mit einem kleinen Auflachen. »Ich habe Sie erwartet.«
»Wie ist das möglich? Ich wußte ja selber nicht, daß ich herkommen würde, bevor ich in das verdammte Auto gestiegen bin.«
»Bitte, entschuldigen Sie mich einen Moment.«
Gaunt kehrte zur Tür zurück, bückte sich und hob ein Schild auf, das an der Wand lehnte. Dann nahm er das Schild
GEHILFE GESUCHT
ab und hängte statt dessen
KOLUMBUS-TAG GESCHLOSSEN
auf.
»Warum tun Sie das?« Ace fühlte sich wie ein Mann, der gerade gegen einen mit mäßig starkem Strom geladenen Drahtzaun gestolpert ist.
»Es ist üblich, daß Ladenbesitzer solche Schilder abnehmen, wenn sie die gesuchte Hilfe gefunden haben«, sagte Mr. Gaunt. »Mein Geschäft in Castle Rock ist auf sehr zufriedenstellende Weise gewachsen, und ich sehe, daß ich einen kräftigen Rücken und ein zusätzliches Paar Hände brauche. Ich ermüde in letzter Zeit sehr schnell.«
»Hey, ich habe nicht vor...«
»Außerdem brauche ich einen Fahrer«, sagte Mr. Gaunt. »Autofahren ist, glaube ich, das, was Sie am besten können. Ihr erster Job, Ace, besteht darin, daß Sie nach Boston fahren. Ich habe einen Wagen, der dort in einer Garage steht. Er wird Ihnen Spaß machen – es ist ein Tucker.«
»Ein Tucker?« Einen Augenblick lang vergaß Ace, daß er nicht gekommen war, um eine Stellung anzunehmen – weder als Ladengehilfe noch als Chauffeur. »Sie meinen, so einen wie in diesem Film?«
»Nicht ganz«, sagte Mr. Gaunt. Er trat hinter den Tresen, auf dem seine altmodische Registrierkasse stand, brachte einen Schlüssel zum Vorschein und schloß die darunter befindliche Schublade auf. Er holte zwei kleine Umschläge heraus. Einen von ihnen legte er auf den Tresen. Den anderen hielt er Ace hin. »Es wurden etliche Veränderungen vorgenommen. Hier. Die Schlüssel.«
»Hey, nicht so hastig. Ich habe Ihnen doch gesagt...«
Mr. Gaunts Augen hatten eine merkwürdige Farbe, die Ace nicht recht zu bestimmen wußte, aber als sie zuerst dunkel wurden und ihn dann anfunkelten, spürte er, wie seine Knie wieder weich wurden.
»Sie stecken in der Klemme, Ace, aber wenn Sie nicht aufhören, sich zu benehmen wie ein Strauß, der den Kopf in den Sand steckt, dann werde ich wohl das Interesse daran verlieren, Ihnen zu helfen. Ladengehilfen gibt es wie Sand am Meer. Ich weiß es, das können Sie mir glauben. Im Laufe der Jahre habe ich Hunderte von ihnen angeheuert. Vielleicht sogar Tausende. Also hören Sie auf mit dem Quatsch und nehmen Sie die Schlüssel.«
Ace nahm den kleinen Umschlag entgegen. Als seine Fingerspitzen die von Mr. Gaunt berührten, erfüllte abermals dieses dunkelblaue Feuer seinen Kopf. Er stöhnte.
»Sie werden mit Ihrem Wagen zu der Adresse fahren, die ich Ihnen nennen werde«, sagte Mr. Gaunt, »und ihn dort abstellen, wo jetzt meiner untergebracht ist. Ich erwarte Sie bis spätestens Mitternacht zurück. Ich glaube sogar, daß Sie wesentlich früher wieder hier sein werden. Mein Wagen ist bedeutend schneller, als er aussieht.«
Er lächelte und entblößte seine sämtlichen Zähne.
Ace versuchte es noch einmal.
»Hören Sie, Mr....«
»Gaunt.«
Ace nickte, und sein Kopf tanzte auf und ab wie der einer laienhaft geführten Marionette. »Unter anderen Umständen würde ich Ihr Angebot annehmen. Sie sind – interessant.« Das war nicht das Wort, das er gesucht hatte, aber es war das beste, das seine Zunge im Moment hergab. »Aber Sie haben recht – ich stecke tatsächlich in der Klemme, und wenn ich nicht in den nächsten zwei Wochen einen großen Haufen Geld auftreibe, dann...«
»Und wie wäre es mit dem Buch?« fragte Mr. Gaunt. Sein Tonfall war amüsiert und vorwurfsvoll zugleich. »Sind Sie nicht deshalb hereingekommen?«
»Es ist nicht, was ich...«
Er stellte fest, daß er es noch immer in der Hand hielt und schaute abermals darauf. Das Bild war das gleiche, aber der Titel hatte sich wieder in den verwandelt, den er im Schaufenster gelesen hatte: Lost and Buried Treasures of New England von Reginald Merrill.
»Was ist das?« fragte er mit schwerer Zunge. Aber plötzlich wußte er es. Er war überhaupt nicht in Castle Rock; er war daheim in Mechanic Falls, lag auf seinem schmutzigen Bett und träumte dies alles.
»Für mich sieht es aus wie ein Buch«, sagte Mr. Gaunt. »Und hat Ihr verstorbener Onkel nicht Reginald Merrill geheißen? Was für ein Zufall.«
»Mein Onkel hat in seinem ganzen Leben nichts anderes geschrieben als Schuldscheine und Quittungen«, sagte Ace mit der gleichen schwerfälligen, schläfrigen Stimme. Er schaute wieder zu Gaunt auf und stellte fest, daß er den Blick nicht abwenden konnte. Gaunts Augen wechselten nach wie vor die Farbe. Blau – grau – haselnußbraun – dunkelbraun – schwarz.
»Nun«, gab Mr. Gaunt zu, »vielleicht ist der Name auf dem Buch ein Pseudonym. Vielleicht habe ich es selbst geschrieben.«
»Sie?«
Mr. Gaunt legte die Fingerspitzen unter dem Kinn zusammen. »Vielleicht ist es überhaupt kein Buch. Vielleicht sind all die Sachen, die ich verkaufe, überhaupt nicht das, was sie zu sein scheinen. Vielleicht sind es in Wirklichkeit einfach graue Dinge mit nur einer bemerkenswerten Besonderheit – der Fähigkeit, die Formen derjenigen Dinge anzunehmen, die Männer und Frauen in ihren Träumen verfolgen.« Er hielt einen Moment inne, dann setzte er nachdenklich hinzu: »Vielleicht sind sie selbst nur Träume.«
»Ich verstehe kein Wort.« Gaunt lächelte. »Ich weiß. Und es spielt auch keine Rolle. Wenn Ihr Onkel ein Buch geschrieben hätte – wäre es dann nicht eines über vergrabene Schätze gewesen? Würden Sie nicht sagen, daß Schätze – ob in der Erde vergraben oder in den Taschen seiner Mitmenschen – ein Thema waren, das ihn faszinierte?«
»Von Geld konnte er nicht genug bekommen«, sagte Ace bitter.
»Und was ist damit passiert?« rief Mr. Gaunt. »Hat er Ihnen ein Teil davon vermacht? Bestimmt hat er das getan; sind Sie nicht sein einziger überlebender Verwandter?«
»Er hat mir nicht einen roten Heller hinterlassen!« schrie Ace wütend. »Jedermann in der Stadt sagte, der alte Mistkerl besäße noch den ersten Groschen, den er eingesackt hatte. Aber als er starb, waren nicht einmal viertausend Dollar auf seinem Konto. Das reichte gerade aus, um ihn zu begraben und das Chaos aufzuräumen, das er hinterlassen hat. Und wissen Sie, was man gefunden hat, als man sein Schließfach öffnete?«
»Ja«, sagte Mr. Gaunt, und obwohl sein Mund ernst war – und sogar mitfühlend – lachten seine Augen. »Rabattmarken. Sechs Alben mit Plaid-Marken und vierzehn mit Gold Bond-Marken.«
»Genau!« sagte Ace. Er blickte haßerfüllt auf Lost and Buried Treasures of New England herab. Im Augenblick war er zu wütend, um nervös zu sein oder sich in Träume zu verlieren. »Und wissen Sie was? Man kann Gold Bond-Marken nicht einmal mehr einlösen. Die Firma existiert nicht mehr. Jedermann in Castle Rock hatte Angst vor ihm – sogar ich hatte ein bißchen Angst vor ihm -, und alle Leute glaubten, er schwämme in Geld, aber als er starb, war er pleite.«
»Vielleicht hat er den Banken nicht getraut«, sagte Mr. Gaunt. »Vielleicht hat er seinen Schatz vergraben. Halten Sie das für möglich, Ace?«
Ace öffnete den Mund. Schloß ihn wieder. Öffnete ihn. Schloß ihn.
»Lassen Sie das«, sagte Mr. Gaunt. »Sie sehen aus wie ein Fisch in einem Aquarium.«
Ace betrachtete das Buch in seiner Hand. Er legte es auf den Tresen und durchblätterte die in einer kleinen Schrift eng bedruckten Seiten. Und dann fiel etwas heraus. Es war ein großes Stück braunes Papier, unregelmäßig zusammengefaltet, und er erkannte es sofort – es war aus einer der Tragetaschen von Hemphill’s Market herausgerissen worden. Wie oft hatte er als kleiner Junge beobachtet, daß sein Onkel ein Stück braunes Papier von einer der Taschen abriß, die er unter seiner uralten Tokeheim-Registrierkasse aufbewahrte? Wie oft hatte er beobachtet, wie er Zahlen auf einen solchen Fetzen addierte – oder einen Schuldschein darauf schrieb?
Er entfaltete es mit zitternden Händen.
Es war eine Karte, soviel war klar, aber zuerst konnte er nicht das geringste damit anfangen – es war nur ein Haufen Linien und Kreuze und schnörkelige Kreise.
»Was zum Teufel soll das bedeuten?«
»Sie brauchen etwas, das Ihre Konzentration fördert, das ist alles«, sagte Mr. Gaunt. »Dies könnte helfen.«
Ace schaute auf. Mr. Gaunt hatte einen kleinen Spiegel in dekorativem Silberrahmen auf die Vitrine neben seiner Registrierkasse gelegt. Jetzt öffnete er den anderen Umschlag, den er aus der verschlossenen Schublade geholt hatte, und schüttete eine großzügig bemessene Menge Kokain auf den Spiegel. Für Ace’s nicht ungeschultes Auge sah es aus wie Stoff von unwahrscheinlich guter Qualität; der Punktstrahler über der Vitrine zauberte Tausende von Fünkchen aus den sauberen Flocken.
»Jesus, Mister!« Ace’s Nase begann erwartungsvoll zu kribbeln. »Ist das kolumbianisches?«
»Nein, das ist eine Spezialmischung«, sagte Mr. Gaunt. »Sie kommt von den Ebenen von Leng.« Er holte einen goldenen Brieföffner aus der Innentasche seines rehfarbenen Jacketts und verteilte das Häufchen Stoff in lange, rundliche Linien.
»Wo liegt das?«
»Hinter den Bergen und weit weg«, erwiderte Mr. Gaunt, ohne aufzusehen. »Stellen Sie keine Fragen, Ace. Männer, die anderen Geld schulden, tun gut daran, die guten Dinge, die ihnen begegnen, einfach zu genießen.«
Er steckte den Brieföffner wieder weg und zog ein kurzes Glasröhrchen aus derselben Tasche. Er gab es Ace. »Bedienen Sie sich.«
Das Röhrchen war erstaunlich schwer – offenbar war es nicht aus Glas, sondern aus irgendeiner Art Bleikristall. Er beugte sich über den Spiegel, dann zögerte er. Was war, wenn der alte Kerl AIDS hatte oder etwas dergleichen?
Stellen Sie keine Fragen, Ace. Männer, die anderen Geld schulden, tun gut daran, die guten Dinge, die ihnen begegnen, einfach zu genießen.
»Amen«, sagte Ace und zog hoch. Sein Kopf füllte sich mit dem vagen Bananen-Zitronen-Geschmack, den wirklich gutes Kokain immer mit zu bringen schien. Es war mild, aber es war auch stark. Er spürte, wie sein Herz zu hämmern begann. Gleichzeitig schärfte sich sein Denkvermögen. Er erinnerte sich an das, was ihm einmal ein Mann gesagt hatte, nicht lange, nachdem er sich in dieses Zeug verliebt hatte. Die Dinge haben mehr Namen, wenn du voll bist. Wesentlich mehr Namen.
Damals hatte er das nicht verstanden, aber jetzt glaubte er es zu verstehen.
Er bot Gaunt das Glasröhrchen an, doch der schüttelte den Kopf. »Niemals vor fünf«, sagte er, »aber Sie können sich gern bedienen.«
»Danke«, sagte Ace.
Er schaute wieder auf die Karte und stellte fest, daß er sie jetzt mühelos lesen konnte. Die beiden parallelen Linien mit dem X dazwischen standen ganz offensichtlich für die Tin Bridge, und sobald man das erst einmal begriffen hatte, ergab sich alles andere von selbst. Die Schlangenlinie, die zwischen den Linien und durch das X hindurch bis an die Oberkante der Karte führte, war die Route 117. Bei dem kleinen Kreis mit dem größeren Kreis dahinter mußte es sich um die Meierei der Gavineaux handeln; der große Kreis stand für den Kuhstall. Alles ergab einen Sinn. Es war so klar und sauber und funkelnd wie das prächtige Häufchen Stoff, das dieser unglaublich irre Typ aus dem kleinen Umschlag herausgeschüttet hatte.
Ace beugte sich wieder über den Spiegel. »Feuer frei«, murmelte er und zog weitere zwei Linien ein. Bang! Zap! »Himmel, ist das ein toller Stoff!« sagte er mit keuchender Stimme.
»So ist es«, pflichtete Mr. Gaunt ihm bei.
Ace schaute auf, plötzlich ganz sicher, daß der Mann ihn auslachte, aber Mr. Gaunts Gesicht war gelassen, und er hatte keine Miene verzogen. Ace beugte sich wieder über die Karte.
Jetzt waren es die Kreuze, die seinen Blick einfingen. Es waren sieben – nein, sogar acht. Eines schien auf dem öden Sumpfland zu liegen, das dem alten Treblehorn gehörte. Der alte Treblehorn war tot, schon seit vielen Jahren; und hatte es damals nicht irgendwelches Gerede gegeben, daß sein Onkel Reginald den größten Teil seines Landes als Rückzahlung für ein Darlehen erhalten hatte?
Hier noch eins, am Rande des Naturschutzgebietes an der anderen Seite von Castle View, wenn ihn seine geographischen Kenntnisse nicht täuschten. Zwei waren draußen an der Town Road Nr. 3, in der Nähe eines Kreises, der wahrscheinlich für die alte Bude von Joe Camber stand, Seven Oaks Farm. Zwei weitere auf dem Land, das angeblich Diamond Match gehörte, am Westufer des Castle Lake.
Ace starrte Gaunt mit blutunterlaufenen Augen an. »Hat er sein Geld vergraben? Ist es das, was die Kreuze bedeuten? Sind das die Stellen, an denen er sein Geld vergraben hat?«
Mr. Gaunt zuckte elegant die Achseln. »Ich weiß es wirklich nicht. Es erscheint logisch, aber Logik hat oft nur wenig damit zu tun, wie Leute sich in Wirklichkeit verhalten.«
»Aber es könnte sein«, sagte Ace. Er war fast von Sinnen vor Aufregung und einer Überdosis Kokain; etwas, das sich anfühlte wie steife Bündel von Kupferdrähten, explodierte in den dicken Muskeln seiner Arme und seines Bauches. Sein normalerweise bleiches Gesicht, gezeichnet von den Narben seiner Pubertäts-Akne, war dunkel gerötet. »Es könnte sein! All die Stellen, an denen die Kreuze stehen – sie alle könnten zu Pops Grundbesitz gehört haben! Ist Ihnen das klar? Vielleicht hat er seinen ganzen Grundbesitz in eine blinde Stiftung eingebracht oder wie zum Teufel man das nennt – so daß niemand ihn kaufen kann – und daß niemand finden kann, was er da versteckt hat...«
Er schnupfte den Rest des Kokains auf dem Spiegel, dann beugte er sich über den Tresen. Seine hervorgequollenen Augen flackerten.
»Ich könnte mehr sein als nur aus der Scheiße heraus«, sagte er leise und mit zitternder Stimme. »Ich könnte stinkreich sein.«
»Ja«, sagte Mr. Gaunt. »Ich würde sagen, es ist möglich. Aber vergessen Sie das hier nicht, Ace.« Er deutete mit dem Daumen zur Wand und auf das Schild, auf dem stand
UMTAUSCH UND GELDRÜCKGABE AUSGESCHLOSSEN CAVEAT EMPTOR
Ace betrachtete das Schild. »Und was bedeutet das?«
»Es bedeutet, daß Sie nicht der erste sind, der jemals geglaubt hat, in einem alten Buch den Schlüssel zu großen Reichtümern gefunden zu haben«, sagte Mr. Gaunt. »Es bedeutet außerdem, daß ich nach wie vor einen Gehilfen und einen Chauffeur brauche.«
Ace sah ihn an, fast schockiert. Dann lachte er. »Sie machen wohl Witze?« Er deutete auf die Karte. »Ich habe eine Menge Buddelei vor mir.«
Mr. Gaunt seufzte bedauernd, faltete das Blatt Papier zusammen, legte es wieder in das Buch und packte das Buch in die Schublade unter der Registrierkasse. All das tat er mit unglaublicher Schnelligkeit.
»Hey!« rief Ace. »Was machen Sie da?«
»Mir ist gerade eingefallen, daß ich das Buch bereits einem anderen Kunden versprochen habe. Tut mir leid, Mr. Merrill. Außerdem habe ich heute ohnehin geschlossen – es ist Kolumbus-Tag, wie Sie wissen.«
»Warten Sie eine Minute!«
»Natürlich, wenn Sie geneigt gewesen wären, den Job anzunehmen, wären wir ins Geschäft gekommen. Aber ich sehe, daß Sie sehr beschäftigt sind; Sie wollen zweifellos Ihre Angelegenheit in Ordnung bringen, bevor die Brüder Corson Sie tranchieren.«
Ace’s Mund hatte wieder begonnen, sich zu öffnen und zu schließen. Er versuchte sich zu erinnern, wo die kleinen Kreuze gewesen waren, und stellte fest, daß er es nicht konnte. In seinem aufgepeitschten, fliegenden Verstand schienen sie sich alle zu einem einzigen Kreuz zu vereinigen – einem Kreuz von der Art, wie man sie auf Friedhöfen sah.
»All right!« schrie er. »All right. Ich nehme den Scheißjob an!«
»In diesem Fall steht das Buch, glaube ich, doch zum Verkauf«, sagte Mr. Gaunt. Er holte er aus der Schublade und warf einen Blick auf das Vorsatzblatt. »Es ist mit anderthalb Dollar ausgezeichnet.« Seine schiefen Zähne kamen in einem breiten Haifischgrinsen zum Vorschein. »Das macht einen Dollar und fünfunddreißig Cents – mit Mitarbeiter-Rabatt.«
Ace zog die Brieftasche aus der Gesäßtasche, ließ sie fallen und wäre, als er sich bückte, um sie aufzuheben, fast mit dem Kopf gegen die Kante der Vitrine geschlagen.
»Aber ich muß auch ein bißchen Freizeit haben«, erklärte er Mr. Gaunt.
»So ist es.«
»Weil ich wirklich eine Menge buddeln muß.«
»Natürlich.«
»Die Zeit ist knapp.«
»Wie klug von Ihnen, das zu wissen.«
»Wenn ich aus Boston zurückkomme?«
»Werden Sie dann nicht müde sein?«
»Mr. Gaunt, ich kann es mir nicht leisten, müde zu sein.«
»In dieser Beziehung könnte ich Ihnen vielleicht helfen«, sagte Mr. Gaunt. Sein Grinsen wurde noch breiter, und seine Zähne ragten daraus heraus wie die Zähne eines Totenschädels. »Es könnte sein, daß ich eine kleine Aufmunterung für Sie habe, das will ich damit sagen.«
»Was?« fragte Ace mit geweiteten Augen. »Was haben Sie gesagt?«
»Wie bitte?«
»Nichts«, sagte Ace. »Lassen wir das.«
«Also gut. – Haben Sie noch die Schlüssel, die ich Ihnen gegeben habe?«
Ace stellte überrascht fest, daß er den Umschlag mit den Schlüsseln in die Hosentasche gesteckt hatte.
»Gut.« Mr. Gaunt tippte 1.35 Dollar in die alte Registrierkasse ein, nahm die Fünf-Dollar-Note, die Ace auf den Tresen gelegt hatte, und gab ihm drei Dollar und fünfundsechzig Cents Wechselgeld heraus. Ace nahm es wie ein Mann in einem Traum.
»Und nun«, sagte Mr. Gaunt, »werde ich Ihnen ein paar Anweisungen erteilen, Ace. Und denken Sie daran, was ich gesagt habe: ich will, daß Sie bis Mitternacht wieder hier sind. Wenn Sie nicht bis Mitternacht wieder hier sind, werde ich traurig sein. Und wenn ich traurig bin, verliere ich manchmal die Beherrschung. Und Sie wären bestimmt nicht gern in der Nähe, wenn das passiert.«
»Werden Sie dann zum Wilden Mann?« fragte Ace grinsend.
Mr. Gaunt blickte auf – mit einer Wildheit, die Ace veranlaßte, einen Schritt zurückzuweichen. »Ja«, sagte er. »Genau das tue ich, Ace. Ich werde zum Wilden Mann. Und nun hören Sie gut zu.«
Ace hörte gut zu.
In einer kleinen Stad
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