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»Eine aggressive Haltung kann manchmal problematisch werden, wenn man den Schlachtplan seines Gegners nicht im Geringsten durchschaut«, erklärte Colonel Ixidro Legorburu den Kommandanten und hochrangigen Offizieren der Verteidigungsstreitkräfte der Neuen Republik. »Erst jetzt, nachdem dreißig Planetensysteme gefallen sind, Helska, Sernpidal und Ithor zerstört wurden und nun auch noch Obroa-skai verloren ging, bekommen wir eine Ahnung davon, welche Schneise die Yuuzhan Vong durch die Galaxis schlagen wollen.«
Aufgrund seiner Herkunft von dem Landwirtschaftsplaneten M’haeli mochte mancher bei Legorburu kaum Intellekt und urbanen Scharfsinn vermuten. Doch der frühere Geheimdienstoffizier hatte als taktischer Berater während der Yevethan-Krise gedient und war inzwischen zum Leiter der taktischen Abteilung der Flotte befördert worden.
»Trotzdem möchte ich betonen, dass die Strategie, welche ihrem Einfall zugrunde liegt, ebenso ein Rätsel bleibt wie ihr Ziel.«
Die Dringlichkeit hatte es erforderlich gemacht, dass er diese Einführung nicht auf Coruscant, sondern auf Kuat abhielt, und auch viele Offiziere und Fachleute nahmen via Echtzeit-Holoübertragung aus der Hauptstadt der Neuen Republik oder von anderen Welten teil.
»Was haben wir bislang über ihre Herkunft herausfinden können?«, fragte Admiral Sien Sovv. Der Sullustaner, der wichtigste Mann im Kommandostab der Verteidigungsstreitkräfte, saß an einer Datenkonsole, die seinen winzigen Händen angepasst war und die Hintergrundgeräusche herausfilterte, welche die Übertragung gestört hätten.
»Wie Sie wissen, war Belkadan die erste Welt, die den Yuuzhan Vong zum Opfer fiel, oder besser gesagt: von ihnen ausgelöscht wurde. Die ExGal-Gesellschaft hatte dort einen Lauschposten.« Legorburu rief am Parabol-Holoprojektor ein 3D-Bild des Tingel-Arms ab. »Trotz des Geredes, sie würden von außerhalb unserer Galaxis stammen, vermuteten wir ursprünglich, sie kämen von einem unbekannten Sternsystem hier im zentralen Tingel, auf halbem Wege zwischen dem Korporationssektor und dem Raum der Imperialen Restwelten.«
»Lässt sich diese Hypothese weiterhin stützen?«, erkundigte sich Brigadegeneral Etahn A’baht. Der frühere Kommandant der Fünften Flotte hatte ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Yevethan-Krise gespielt. Der Dorneaner hatte eine raue auberginefarbige Lederhaut und eine angeschwollene und aufgefächerte Hautfalte am oberen Rand des Augenlids.
Legorburu sah den Vertreter des Institutes für Studien zur Empfindungsfähigkeit mit Hauptsitz auf Baraboo an. Aber ehe der Ithorianer antwortete, erhob sich Sovv.
»Bestimmt spreche ich im Namen aller, wenn ich Ihnen mein Beileid für das ausspreche, was auf ihrer Heimatwelt vorgefallen ist«, sagte der Admiral. »Die Galaxis hat einen großen Verlust erlitten.«
Tamaab Moolis nahm Sovvs Kondolenz mit einer Bewegung seines langen Kopfes entgegen. »Ich danke Ihnen, Admiral«, sagte er mit beiden Mündern.
Dann ersetzte Konzentration die Traurigkeit in den großen Augen. »Aufgrund der Annahme, die Herkunft der Yuuzhan Vong liege im Tingel-Arm, haben wir sämtliche Datenbanken durchforstet, jedoch keinerlei Bestätigung für diese These gefunden. Ein Protokolldroide auf Dubrillion hat behauptet, die Sprache der Yuuzhan Vong erinnere an das Janguinische, aber diese Spur ist leider im Sande verlaufen. Im Augenblick untersuchen wir, ob die Yuuzhan Vong vielleicht eine vor langer Zeit ausgewanderte Rasse sind, die plötzlich in unsere Galaxis zurückgekehrt ist.«
»War jener Bereich des Tingel-Arms früher einmal bewohnt?«, fragte Sovv.
Der Ithorianer gab weiter an den lediglich virtuell anwesenden Been L’toth vom Astrologischen Vermessungsinstitut. Been, ebenfalls Dorneaner, war der Sohn von Kiles L’toth, der das Kommando über die Fünfte Flotte übernommen hatte, nachdem sein Freund Etahn A’baht es abgegeben hatte.
»Wir würden die Möglichkeit eher ausschließen, dass eine Spezies mit solcher Macht wie die Yuuzhan Vong von dort stammt«, begann L’toths Hologramm. »Betrachtet man die Ausmaße ihrer Ressourcen und die Größe ihrer Kriegsflotte, so müssten sie Kontrolle über hunderte von Welten, wenn nicht Systeme haben, und das wäre uns inzwischen längst aufgefallen. Zumindest durch die Trianii oder andere Bewohner des Tingel-Gebietes hätte man etwas von ihnen gehört.
Nichtsdestoweniger stimmt es, dass der Tingel-Arm noch nicht vollständig kartographisch erfasst ist. Die ersten Erkundungen wurden durch den Ausbruch der Klon-Kriege beendet. Das war einer der Gründe, weshalb Imperator Palpatine den Behörden des Korporationssektors die Herrschaft über diese Ecke des Tingel-Arms überließ. Inzwischen gehen wir jedoch davon aus, dass die Yuuzhan Vong tatsächlich von außerhalb unserer Galaxie kommen.« L’toth zögerte kurz. »Und zwar nicht nur von einem in der Nähe gelegenen Sternhaufen, wie es bei den Ssi-ruuk der Fall war, sondern aus einer vollkommen anderen Galaxis.«
A’baht schnaubte. »Jede Spezies, die in der Lage ist, den intergalaktischen Raum zu durchqueren, müsste erheblich weiter entwickelt sein als wir – und zwar in der Größenordnung von einigen hundert Generationen. Trotzdem benutzen die Yuuzhan Vong die gleichen Eintritts- und Austrittspunkte in den Hyperraum wie wir.«
»Aber nehmen Sie doch einmal an, sie wären seit hunderten von Generationen unterwegs gewesen«, hielt Legorburu dagegen. »Stellen Sie sich bitte eine Flotte vor, die den leeren Raum durchquert, so wie die ithorianischen Herdenschiffe, nur eben um ein Vielfaches größer.«
A’baht tat das mit einer wegwerfenden Geste ab. »Mich interessieren Fakten, keine Hirngespinste.«
Legorburu verlor nicht die Beherrschung. »Im Augenblick versuchen wir zu ermitteln, ob Imperator Palpatine Erkenntnisse über die Yuuzhan Vong besaß, so wie ja auch über die Ssi-ruuk. Dank der Großzügigkeit von Mufti Ephin Sarretti haben wir Zugang zu den imperialen Aufzeichnungen über das Outbound-Flugprojekt.«
Finanziert vom Senat auf Antrag des Jedi-Meisters Jorus C’baoth hatte das Outbound-Flugprojekt den vergeblichen Versuch unternommen, einen Blick über den Tellerrand der Galaxis zu werfen.
Von Bastion in den fernen Restwelten des Imperiums wurde nun das lebensgroße Hologramm von Sarretti übertragen, das aufgrund der Distanz mit diagonalen Interferenzlinien durchzogen war. Ein Techniker stellte die Lautstärke höher ein.
»… in den imperialen Aufzeichnungen werden die Yuuzhan Vong nicht erwähnt – obwohl inzwischen bekannt wurde, dass der Imperator Palpatine Großadmiral Thrawn, einen Chiss, in die Unbekannten Regionen zurückschickte, als er erfuhr, dass die Chiss ihre Systeme gegen die drohende Invasion durch einen unbekannten Aggressor befestigten.«
Sovv und die anderen Kommandanten berieten sich einen Moment lang. »Wollen Sie damit andeuten, die Yuuzhan Vong könnten ebendieser Aggressor sein?«, fragte Sovv schließlich.
»Wenn wir einen direkten Kontakt mit den Chiss herstellen könnten, würden wir es sicher wissen«, sagte Sarretti. »Aber Jag Fel hat kein Interesse, als Verbindungsoffizier zu dienen, und alle Versuche, mit Nirauan zu kommunizieren, blieben unbeantwortet.«
»Haben Sie schon versucht, ein Schiff zu entsenden?«, erkundigte sich A’baht.
Sarretti lächelte. »Und Sie, General?« Als A’baht daraufhin eine Grimasse schnitt, fügte der Mufti hinzu: »Wir haben nicht das Verlangen, in den Raum der Chiss einzudringen und dadurch einen Krieg an zwei Fronten zu riskieren.«
»Natürlich, Mufti Sarretti«, antwortete Sovv und nickte missgelaunt. Er sah Legorburu an. »Fahren Sie fort, Colonel.«
Legorburu brachte eine Vergrößerung des Tingel-Arms auf den Lichttisch. »Die Yuuzhan Vong benutzen den zentralen Tingel als Treffpunkt und Sammelplatz. Aufklärer in den angrenzenden Sektoren – sowohl in den Trianii-Kolonien als auch auf Dathomir – haben eine Zunahme bedeutend größerer Schiffe entdeckt.«
»Ich brauche Zahlen«, sagte A’baht.
Legorburu nickte dem Tammarianer Ayddar Nylykerka zu, der während der Yevethan-Krise Chefstatistiker für die Ermittlung von Vermögenswerten gewesen war und jetzt den Geheimdienst der Flotte leitete. »Aufgrund des vorhandenen Datenmaterials können wir die Flottenstärke der Yuuzhan Vong folgendermaßen schätzen: Eintausend große Kampfschiffe, die in verschiedene Kampfverbände und Flottillen eingeteilt sind, welche jeweils aus fünfundzwanzig bis fünfundsiebzig Schiffen bestehen.«
Sovv und die anderen wechselten erstaunte Blicke.
»Vielleicht wird es den Generalstab freuen«, fügte Nylykerka rasch hinzu, »dass der Senat der allgemeinen Wehrpflicht zugestimmt hat, und dass die Werften auf Kuat, Bilbringi, Sluis Van und Fondor die Produktionszahlen schwerer Kreuzer bis Ende nächsten Jahres verdoppelt haben werden.«
»Nächstes Jahr«, wiederholte Sovv. »Bis dahin könnten uns die Yuuzhan Vong längst im Nacken sitzen.«
»Ja, Sir, aber bei unserem gegenwärtigen Aufgebot von Mon-Calamari-Schlachtkreuzern der Mediator-Klasse, Bothan-Angriffskreuzern und corellianischen Stern-Verteidigern haben wir genug Feuerkraft, um die Yuuzhan Vong an mehreren Schauplätzen zu beschäftigen.«
Sovv nickte zaghaft. »Wie lassen sich die feindlichen Schiffe mit unseren Klassen vergleichen?«
Nylykerka betrachtete seine Notizen auf Durafolie. »Bezüglich Größe und Bewaffnung lassen sie sich leicht mit unseren Kriegsschiffen vergleichen, Kreuzer, Zerstörer, Truppentransporter, Fregatten und Korvetten, dazu eine Art Sternjäger, die Korallenskipper genannt werden. Den letzten Aufklärungsberichten zufolge sind die jüngst eingetroffenen Schiffe der Yuuzhan Vong in Größe und Feuerkraft unseren Supersternzerstörern vergleichbar.«
Auf dem Lichttisch nahm ein Kriegsschiff der Yuuzhan Vong Gestalt an. »Das Kommandoschiff bei Obroa-skai«, erklärte Nylykerka. »Unendlich viele Segmente auf der Yorik-Korallenoberfläche können zerstörerische Energie abgeben, die der unserer stärksten Turbolaser und Ionenkanonen entspricht. Die Schiffe besitzen kaum Schilde, sondern schützen sich durch Anomalien in der Gravitation, um alles, was gegen sie gerichtet wird, abzuwehren oder aufzusaugen. Diese Anomalien werden von organischen Geräten erzeugt, die Dovin Basale heißen und gleichzeitig die Funktion von Repulsortriebwerken sowie von Sublicht- und Hyperraumantrieben haben.«
Nylykerka deutete mit einem Laserzeigestock auf die schlanken Fortsätze am Bug und Heck des Kommandoschiffes. »Zur weiteren Bewaffnung gehören außerdem Plasmawerfer, die an der Spitze von organischen, kleeblattförmigen Klappen verschlossen werden. Darüber hinaus ist jedes dieser Riesenschiffe mit einer Gruppe Korallenskipper bestückt, die ähnlich geschützt sind und Projektile oder Plasma abfeuern können. Ursprünglich nahm man an, die Korallenskipper würden ferngesteuert wie die Droidensternjäger oder die CCIRs der Loronar Corporation, in Wirklichkeit jedoch sitzt in jedem ein Pilot, der, zumindest bis zu einem gewissen Maße, die Kontrolle hat. Die Schlacht wird letztlich von einem Wesen geführt, das Yammosk heißt oder Kriegskoordinator und ungefähr mit einem organischen Schlachtanalysecomputer vergleichbar ist.«
Der Laserzeiger lenkte die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf Unregelmäßigkeiten am Rumpf des Kommandoschiffes. »Wir konnten bisher nicht herausfinden, weshalb einige Teile des Schiffes glatt sind. Immerhin scheinen manche Markierungen, die wir auf den glatten Bereichen entdeckten, Ähnlichkeit mit den Symbolen und Hieroglyphen zu haben, wie man sie oft auf den eiförmigen Schiffen der Aing-Tii-Mönche sieht. Wir glauben, sie geben eher Auskunft über Abstammung oder Status als über den militärischen Rang.«
Legorburu brach das fassungslose Schweigen der Kommandanten.
»Seit sie in den Tingel-Arm eingedrungen sind, bewegen sich die Yuuzhan Vong keineswegs eindeutig auf den Kern zu. Der Angriff auf Obroa-skai markiert möglicherweise den Beginn eines Vorstoßes zum Mittleren Rand, aber zu diesem Zeitpunkt ist das reine Spekulation.«
»Nun, irgendwer sollte lieber anfangen zu spekulieren«, knurrte A’baht. »Wir können schließlich nicht ewig in der Defensive bleiben.«
Legorburu zwängte einen Finger in den Kragen seiner Uniform und fuhr fort. »Falls die Yuuzhan Vong ihre bisherige Richtung beibehalten und ohne große Abweichung von der Ekliptik einfach durch die Galaxis ziehen, berühren sie zwar das Hapes-Konsortium und Kashyyyk nicht. Dafür liegen der Meridian-Sektor, der Hutt-Raum, Bothawui, Rodia und Ryloth fast genau auf ihrer Route.«
A’baht blickte aus seinen geschwollenen Augen durch den Raum. »Glaubt hier wirklich jemand, die Yuuzhan Vong würden einfach nur durchziehen und unterwegs aus purer Lust und Laune Welten zerstören?« Da niemand antwortete, fragte er: »Welche Möglichkeiten haben wir, wenn sie in Richtung Kern abbiegen?«
Nylykerka ließ vom Holoprojektor die Aufstellung der Hauptflotten anzeigen. »Admiral Pellaeon hat die Schiffe unter seinem Kommando wieder zu den Imperialen Restwelten zurückgezogen, um eine Invasion von dieser Seite her zu verhindern. Teile der Dritten und Vierten Flotte sind entlang der Hydianischen Straße und der Perlemianischen Handelsroute stationiert. Der größte Teil der Zweiten Flotte wartet in der Nähe des Hapes-Konsortiums bei Borleias. Einheiten der Ersten und Fünften Flotte sind bei Coruscant, Kuat, Chandrila, Commenor und Fondor im Einsatz.«
»Die Stärke und Aufstellung der Flotte bringt uns nur bis zu einem gewissen Punkt weiter«, meinte Sovv nach einem Moment. »Wichtiger sind Erkenntnisse über die Yuuzhan Vong als Spezies. Mit was für Wesen haben wir es eigentlich zu tun?«
Legorburu suchte nach einem bestimmten Gesicht auf den Konsolenbildschirmen. »Äh, Dr. Eicroth, könnten Sie bitte etwas Licht in diese Angelegenheit bringen?«
Joi Eicroths Hologramm vermochte ihren blonden Charme nicht annähernd angemessen wiederzugeben. Sie war kurz mit Admiral Drayson verheiratet gewesen, arbeitete jedoch trotz der Trennung noch mit ihm in Alpha-Blue zusammen, einer verdeckt vorgehenden Geheimdienstabteilung der Neuen Republik. Sie war eine der ersten gewesen, die vor einigen Jahren einen Blick auf das wiederhergestellte Qella auf Maltha Obex geworfen hatten und gehörte gegenwärtig einem xenobiologischen Team an, das ein Profil der Yuuzhan Vong erstellen sollte.
»Im Wesentlichen haben wir es mit einer fast menschlichen Spezies zu tun«, erklärte Eicroth, »sowohl innerlich als auch äußerlich – wenn man einmal von den halbempfindungsfähigen reptilienähnlichen Stellvertretertruppen absieht, die die Yuuzhan Vong auf Dantooine, Garqi und Ithor eingesetzt haben. Diese Erkenntnis führen wir auf die Tatsache zurück, dass Jedi-Meister Luke Skywalker keine Verletzungen erlitt, als er sowohl die Yuuzhan-Vong-Korallenskipper-Maske als auch den organischen Atemapparat anlegte. Dennoch stellen uns die Exemplare, die uns zur Autopsie zur Verfügung standen, vor einige faszinierende Rätsel.«
Holographische Darstellungen von drei Yuuzhan Vong erschienen auf dem Lichttisch und drehten sich langsam, während Eicroth ihre Ausführungen fortsetzte.
»Die Unterschiede, die Sie erkennen können – bei diesem der verlängerte Kopf, bei jenem die zusätzlichen Rippen und hier heim dritten die tiefen Muster, die in den Körper geschnitten sind –, könnten auf die Existenz getrennter Abstammungslinien bei den Yuuzhan Vong hindeuten. Eine Sache ist jedenfalls eindeutig: Sie unterziehen sich schauderhaften körperlichen Modifikationen, wahrscheinlich aus religiösen Gründen. Auf jeden Fall lassen die Entstellungen und Zeichnungen eine komplexe Hierarchie vermuten.
Dies stimmt auch mit dem Wesen der von den Yuuzhan Vong angewandten Wissenschaft überein, die – nach dem, was wir bislang in Erfahrung bringen konnten – ausschließlich auf belebter Technologie basiert. Die Verwendung von Bioreaktoren, Neuromotoren und biologischen Waffen deutet auf eine Spezies hin, die großen Wert auf organische und weniger auf technisch-künstliche Innovation legt. Wo wir Maschinen erfinden, erschaffen sie Lebensformen, die die gleiche Aufgabe erfüllen wie unsere Maschinen.«
»Kann man sie erledigen?«, erkundigte sich A’baht über das Gemurmel hinweg, das sich nach diesen Ausführungen ausgebreitet hatte.
»Sie sind größer und schwerer als die meisten Menschen«, sagte Eicroth. »Ihre individuelle Körperkraft ist groß und wird in manchen Fällen durch lebende Rüstungen ergänzt oder verstärkt.
Jedenfalls kann man sie mit konventionellen Waffen und offensichtlich auch mit dem Lichtschwert der Jedi töten. Bafforbaumpollen sind möglicherweise ein allergenes Mittel, dass die Rüstung angreift, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis wir die Pollen in einer Größenordnung produzieren können, dass wir sie als Abschreckungsmittel oder biologischen Kampfstoff einsetzen können. Wenigstens hat uns jedes Gefecht bislang mit weiteren Daten über ihre Schwachstellen versorgt – über psychologische, anatomische und soziale.«
Jetzt kehrte Stille ein, bis Commodore Brand, der schlechtgelaunteste unter den wichtigen Kommandanten und frühere Commander des Kreuzers Indomitable von der Fünften Flotte, laut mit den dicken Fingern auf die Konsole trommelte.
»Schon die ganze Zeit, während ich hier sitze und mir diese Berichte anhöre, stelle ich mir eine Frage: Was wollen die eigentlich von uns? Geht es ihnen um Landgewinn, Ressourcen, Religion oder um die Vergeltung einer Ungerechtigkeit, die vor so langer Zeit geschehen ist, dass es bei uns keine Aufzeichnungen mehr davon gibt? Halten uns die Yuuzhan Vong für Ungeziefer, wie es die yevethanische Duskhan-Liga tat, oder wollen sie unsere Lebensenergie, wie die Ssi-ruuk?«
Jeder, der eine Erwiderung hätte vorbringen können, wurde vom Kommunikationstechniker unterbrochen. »Meine Herren«, sagte dieser und wandte sich an Sovv und seinesgleichen, »ich habe Direktor Scaur hier mit einer dringenden Botschaft, die sich, wie er sagt, alle anhören sollten.«
Sovv murmelte einen Fluch. »Also gut. Aktivieren Sie die Abschirmung und stellen Sie ihn durch.«
Ein halb körpergroßes Hologramm des Direktors des Geheimdienstes der Neuen Republik baute sich innerhalb des schalldämmenden Feldes auf, mit dem die Kommandanten abgeschirmt waren.
»Admiral, ich habe gerade Nachricht von einem Zwischenfall erhalten, der sich gestern früh, Standardzeit, im Meridian-Sektor zugetragen hat«, begann der leichenblasse Scaur. »Zuerst die gute Nachricht: Der leichte Kreuzer Soothfast hat in der Nähe von Exodo II ein feindliches Schiff angegriffen und zerstört. Die noch bessere Nachricht lautet: Zwei Yuuzhan Vong wurden in einer Rettungskapsel lebendig gefangen genommen. Folgende Nachricht dürfte jedoch kaum zu übertreffen sein: Die Gefangenen haben um politisches Asyl gebeten.«
Sovv lehnte sich in seinem Sitz zurück und sah A’baht und Brand an, wobei seine runden schwarzen Augen glasiger als sonst wirkten. »Nun, meine Herren, anscheinend werden wir doch noch erfahren, was die Yuuzhan Vong eigentlich von uns wollen.«