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Laurie wagte es nicht, noch einmal einen Blick auf ihr Handy zu werfen. Sie konnte nur hoffen, dass sie eine Verbindung zu Alex hatte und er sie hören konnte.
»Machen Sie, was ich Ihnen sage, und niemand wird verletzt«, herrschte Hathaway sie an. »Ihrem Sohn und Ihrem Vater wird nichts passieren.«
Aber das gilt nicht für mich, dachte sie. Für mich hast du andere Pläne.
Vielleicht konnte sie sich etwas Zeit erkaufen, wenn sie einfach weiterredete. »Warum haben Sie es getan? Was hat Susan im Computerlabor gesehen, um für Sie zu einer so großen Bedrohung zu werden?«
»Es hätte überhaupt nicht so weit kommen müssen. Dwight hatte doch den größten Teil programmiert. Ob REACH meine oder seine Idee war – das ist doch nichts als Haarspalterei. Sie hat uns belauscht und völlig überreagiert. Das Programm war Millionen wert. Hat sie wirklich erwartet, ich würde das alles einem Haufen bornierter Akademiker überlassen?«
Hathaway sprach mehr zu sich als zu Laurie, aber es genügte, um sich das Bild zusammenzusetzen. Sie musste an den Artikel in der zu Hathaways Abschied erschienenen Campuszeitung denken, in dem explizit darauf hingewiesen wurde, dass er als Fakultätsmitglied keinerlei Rechte an den am College erarbeiteten Forschungsergebnissen hatte. Und jetzt sah sie Susan vor sich, die gerade in dem Moment ins Computerlabor kam, als Hathaway seinem Lieblingsstudenten auseinandersetzte, wie sehr sie beide profitieren konnten, wenn ihm, Dwight, sämtliche Verdienste an ihrer Arbeit zugeschrieben würden.
Plötzlich verstummte Hathaway, schließlich wies er sie an, erneut abzubiegen. Er wirkte kalt und entschlossen.
»Geben Sie auf, Hathaway.« Sie sprach ihn absichtlich mit Namen an. Wenn es schon sonst nichts nutzte, würde Alex wenigstens wissen, wer der Täter war. »Sie werden damit nicht durchkommen.«
»Ich werde vielleicht mein Leben lang unter Verdacht stehen, wie Sie das so schön nennen. Aber ich werde nicht verurteilt werden. Es gibt keine Beweise, dass ich Susan umgebracht habe. Und was Dwight betrifft, werde ich die Videodaten vom Boot schneller finden als die Dilettanten vom LAPD. Und wenn ich mit Ihnen fertig bin, kommt Keith Ratner dran. Er wird Selbstmord begehen und einen verwirrten Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er den Mord an Susan und an Ihnen gesteht. Damit wird alles den Fürsprechern Gottes in die Schuhe geschoben.«
Laurie erinnerte sich jetzt, den exakt gleichen Weg schon mal zurückgelegt zu haben – damals, als sie am Fundort von Susan Dempseys Leichnam gedreht hatten.
»Sie bringen mich zum Laurel Canyon Park, oder? Wir fahren zu der Stelle, wo Sie Susan getötet haben.«
»Natürlich fahren wir dorthin«, sagte Hathaway. »Genau das würde auch Keith Ratner machen, wenn bei ihm sämtliche Sicherungen durchbrennen, nachdem Sie für den Sturz seines über alles geliebten Reverends gesorgt haben.«
Laurie dachte an die Schrecken, die Susan durchlitten haben musste, als ihr klar wurde, dass Hathaway sie töten würde. Das Gleiche würde jetzt ihr bevorstehen.
Sie musste sich etwas einfallen lassen.